Weltwirtschaft Aktuell - Q2/15

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Weltwirtschaft
Aktuell - Q2/15
Hintergrundgeräusche
ignorieren und auf das
Signal konzentrieren
Nach sechs Jahren schwerer Depression scheinen ein schwächerer Euro sowie niedrigere
Ölpreise und günstige Finanzierungskosten dazu beizutragen, dass die größte Volkswirtschaft der Welt, Europa, endlich auf dem Weg der Besserung ist. Für Unternehmen und
Haushalte verlief diese Entwicklung nicht ohne Spuren, doch erfreulicherweise ist endlich
das Licht am Ende des Tunnels zu sehen.
Inzwischen hat sich die Welt dramatisch verändert. Zuerst bekam
Asien ein anderes Gesicht durch Chinas Entwicklung einer eigenen
DNA (es vollzieht sich ein Wandel weg vom Billigproduzent mit purem
Mengenwachstum hin zum Qualitätsproduzent, d.h. eine Entwicklung
vom Schwellenland zum Industrieland), Japans Kampf gegen die
Deflation und die Bildung kleinerer südostasiatischer Volkswirtschaften
zu intelligenten Bausteinen innerhalb globaler Wertschöpfungsketten.
Zweitens ist es den USA gelungen, dem starken Gegenwind zu trotzen
und zu guter Letzt haben die Schwellenländer gezeigt, dass sie sich
um ihre eigenen Belange kümmern. Dagegen fuhr das Wirtschaftswachstum der BRIC-Länder gegen die Wand: Russland und Brasilien
sind gute Beispiele dafür, wie Politik und Strategien dem Ansehen
schaden und das Wachstum des privaten Sektors gefährden können.
Letztlich wächst die Welt mehrgleisig, doch das macht es umso wichtiger, weitere Optionen zu pflegen. Es verbleiben zwei Fragen:
1.
Wie lange braucht es, bis die positive gesamtwirtschaftliche
Entwicklung auf die Bilanzen der Unternehmen durchschlägt?
2.
Sind wir bereit, für eine wirtschaftliche Erholung nahezu unbezahlbare Summen aufzuwenden?
Überblick

Die Sterne stehen zu guter Letzt günstig für die Eurozone mit
den niedrigen Zinsen, niedrigen Ölpreise und einem schwächeren Euro. Die Vorteile für Unternehmen sind sichtbar (vor allem
für Einzelhandel und Verkehr), aber noch nicht beträchtlich.

Unsicherheiten bestehen weiter hinsichtlich der Dynamik des
Wachstums in den USA, Großbritannien, China und Japan.

In den Schwellenländern sehen sich die Unternehmen ernsthaftem Gegenwind ausgesetzt, wie das verschlechterte Länder-
rating für Brasilien, Russland, Ecuador, Saudi-Arabien oder Ghana
zeigt. Die Finanzierungsbedingungen und die Politik sind (besonders) schwankungsanfällig.

Die Zahl der weltweiten Insolvenzen wird im Jahr 2015 voraussichtlich nur um 2% abnehmen, doch sieben von zehn Ländern
weisen mehr Insolvenzen auf als im Jahr 2007.

Es gibt zunehmende Risiken über verschiedene Branchen in
Russland und seine Nachbarländer hinweg, für Exporteure in der
Schweiz sowie für Unternehmen aus dem Maschinen- und dem
Anlagenbau mit Abnehmern aus dem Kreis der Ölproduzenten.
Vorsichtiger Optimismus für 2015
Europa profitiert davon, den QL-Staffelstab (d.h. hinsichtlich der Maßnahmen der Quantitativen Lockerung durch die EZB) von den USA
übernommen zu haben, während die Schwellenländer mit deutlich
niedrigeren Handelsvolumina schwer vorankommen.
Geschäftsklima-Signale: Teilweise „Happyends“ in Sicht
In Europa waren die Geschäftsklima-Signale in den ersten drei Monaten des Jahres stärker als erwartet. Neue Auftragseingänge zeigten
eine signifikante Verbesserung, vor allem neue Exportaufträge. Umfragen deuten darauf hin, dass das BIP-Wachstum auf einem moderaten Erholungspfad bleibt (+0,3% im 1. Quartal 2015 gegenüber dem 1.
Quartal 2014, gefolgt von einem durchschnittlichen Anstieg um 0,4%
im folgenden Quartal). In Großbritannien haben sich die Wachstumsindikatoren zwar verlangsamt, bleiben aber auf einem hohen
Niveau, was auf eine weitere Expansion hindeutet. In den USA behindert der stärkere Dollar die Exportaussichten, was der Einkaufsmanagerindex (ISM) belegt, der erstmals seit 27 Monaten eine Abnahme
aufweist. In China ist das Geschäftsklima weiterhin gedämpft. Der
Geschäftsklimaindex der HSBC vom März registriert den stärksten
Einbruch der vergangenen 11 Monate durch sinkende Produktion und
Abschwächung der Auftragseingänge. In Brasilien fiel der Einkaufsmanagerindex erstmals seit November letzten Jahres unter 50 Punkte,
was auf eine Schrumpfung in den kommenden Monaten hindeutet.
Reales BIP-Wachstum (%)
Gewichtung*
2013
2014
2015
2016
Welt
Industrieländer
Schwellenländer
100
62
38
2,5
1,4
4,3
2,5
1,7
3,9
2,7
2,1
3,7
3,1
2,3
4,4
Nordamerika
Vereinigte Staaten
Kanada
Lateinamerika
Brasilien
Mexiko
Westeuropa
Schweden
Großbritannien
Eurozone
Deutschland
Frankreich
Italien
Spanien
Niederlande
Belgien
Griechenland
Portugal
Zentral und Osteuropa
Russland
Türkei
Polen
Asien
China
Japan
Indien
Ozeanien
Australien
Mittlerer Osten
Saudi-Arabien
Vereinigte Arabische Emirate
Afrika
Südafrika
Marokko
25
22
3
8
3
2
23
1
4
17
5
4
3
2
1
1
0
0
2,2
2,2
2,0
2,8
2,5
1,4
0,0
1,3
1,7
-0,4
0,2
0,4
-1,9
-1,2
-0,7
0,3
-4,0
-1,4
2,4
2,4
2,5
0,9
-0,1
2,2
1,2
2,3
2,6
0,9
1,6
0,4
-0,4
1,4
0,8
1,0
0,7
0,9
2,9
2,9
2,0
0,5
-0,7
2,9
1,5
2,4
2,5
1,3
1,7
1,0
0,4
2,0
1,3
1,2
0,6
1,3
2,9
3,0
2,1
2,2
1,3
3,5
1,6
2,6
2,2
1,5
1,6
1,4
0,9
2,0
1,6
1,5
1,7
1,5
6
3
1
1
29
12
8
3
2
2
4
1
1,9
1,3
4,1
1,7
5,0
7,7
1,6
6,9
2,1
2,1
2,4
2,7
1,4
0,6
2,9
3,3
4,4
7,4
-0,1
7,5
2,7
2,7
3,0
3,6
-1,2
-5,5
4,3
3,0
4,8
7,1
1,0
7,7
2,6
2,6
3,1
2,5
-0,1
-4,0
4,0
3,2
5,2
7,0
1,5
7,8
2,9
2,9
3,1
3,5
1
3
1
0
5,0
4,1
2,2
4,4
4,0
3,5
1,5
2,7
3,5
3,8
2,0
4,5
4,5
5,1
3,0
4,5
ge angekurbelt wird, während ein schwächerer Euro das Exportwachstum unterstützt. Wir halten an unserer Prognose für die USA (+2,9%)
und Großbritannien (+2,5%) fest, mit wenig negativen Anzeichen
dafür, dass die durch die Binnennachfrage angetriebenen Erholungen
einen anderen Verlauf nehmen werden. Brasiliens geänderte Aussichten für 2015 (neu: -0,7% gegenüber vorher: +0,5%), resultieren aus
einer schwachen Binnennachfrage und geringeren Investitionen, die
eine tiefere Rezession auslösen als der Rückgang um 0,1% im Jahr
2014. Russlands Aussichten sind mit -5,5% in diesem Jahr düster, gefolgt von -4,0% im folgenden Jahr. Wir rechnen nicht mit einem
Staatsbankrott im Jahr 2015, aber es gibt erheblichen Druck in allen
Branchen. Chinas abgeschwächte Wachstumsprognose von +7,3% auf
+7,1% für das Jahr 2015 spiegelt das politische Ziel eines Qualitätsanstelle Quantitätswachstums mit einem Fokus auf eine Stärkung der
Binnennachfrage und eine Verminderung von Überinvestitionen
wider. Indiens BIP profitierte von einer Umbasierung auf Marktpreise
und von eingeleiteten Schritten des Landes, um die chronische Inflation und das Infrastrukturdefizit abzubauen.
Welthandel leidet unter dem Abwärtsdruck auf die Preise
Strukturell langsamere Wirtschaftsaktivität und eine niedrigere oder
negative Handelspreisinflation bedeuten, dass mittelfristig (3-5 Jahre)
ein nominales Handelswachstum von nur rund der Hälfte des zwischen 2001 und 2008 erreichten Zuwachses von 12% zu erwarten ist.
Dabei ist die aktuelle Situation im Vergleich zu früher schwächer. Das
nominale Wachstum des internationalen Handels lag 2014 bei nur
1,9% und wird 2015 voraussichtlich 1,8% und im Folgejahr 4,5% betragen. Auch real wuchs der Welthandel (Waren und Dienstleistungen)
zwischen 2001 und 2008 im Jahresdurchschnitt um rund 6%. 2014
stieg er um 3,3%, während für 2015 und 2016 ein Anstieg um 4,0%
bzw. 4,5% prognostiziert wird. Um dieses in einen Zusammenhang zu
bringen, muss man berücksichtigen, dass der negative Preisdruck
zwischen 2012 und 2014 einen Verlust von 4% des nominalen Handels
oder 826 Mrd. USD ausmachte. Auch für 2015 ist vor allem aufgrund
des beschränkten Nachfragewachstums, niedriger Energiepreise und
Überkapazitäten ein größerer negativer Preisdruck zu erwarten, was
den nominalen Wert des Handels um 560 Mrd. USD schmälern lässt.
*Gewichtung zum globalen BIP zu Marktpreisen 2013
Quellen: Nationale Quellen, IMF, IHS, Euler Hermes Prognose
Die Schwellenländer leiden unter Gegenwind, während
Europa endlich den nötigen Schub bekommt
In einer ungewöhnlichen Wendung haben wir unsere Prognosen für
die Eurozone nach oben revidiert, während wir für die Schwellenländer
- außer für Indien - nunmehr von schlechteren Aussichten ausgehen.
In der Eurozone hat erstens das EZB-Programm der "quantitativen
Lockerung" in Höhe von über 1,1 Billionen EUR die Stimmung seit dem
4. Quartal 2014 mit einer allgemeinen Verbesserung der Konsumentenstimmung aufgehellt. Dies lässt erwarten, dass die Binnennachfra2
Exportzunahmen nach Ländern (Mrd. EUR)
Der Einzelhandelsumsatz stieg im Januar um 5,3% gegenüber dem
Vergleichszeitraum des Vorjahres, während sich die auf ein Jahr umgerechnete Wachstumsrate der letzten vier Monate auf 19% summierte,
und damit die höchsten Rate seit 1994 darstellt. Diese Zahlen spiegeln
das selbstbewusste deutsche Konsumumfeld wider und profitieren
auch von niedrigen Energiepreisen. Der GfK-Index für Konsumentenstimmung stieg im März auf ein 13-Jahres-Hoch, unterstützt von
solidem Lohnwachstum und einer weiteren Verbesserung des Arbeitsmarkts. Allerdings blieben die Privatinvestitionen verhalten wegen
Mindestlohn und Rentenreformen, die die Margen belasten und
zudem den Versorgungsengpass mit Fachkräften erhöhen.
Über die zweite Jahreshälfte 2015 sollten sich die Investitionen jedoch
dank des niedrigen Ölpreises erholen, der voraussichtlich die Unternehmensmargen um 0,9 Prozentpunkte anhebt und den Unternehmen mehr Mittel für Investitionen lässt. Diese könnten in der Tat notwendig werden, da die Industrieproduktion im Januar (um 0,6%) zum
fünften Mal in Folge zunahm, was die Kapazitätsauslastung im 1.
Quartal 2015 beträchtlich ansteigen ließ. Sie liegt jetzt bereits drei
Quartale hintereinander über dem langfristigen Durchschnitt.
Großbritannien: Einer der Lichtblicke in der Euro-Region
hat den Zenit erreicht
Wir erwarten 2015 ein BIP-Wachstum von 2,5% und 2016 von 2,2%, vor
allem aufgrund der steigenden Beschäftigung und der wachsenden
Realeinkommen. Einen Beitrag leisten auch hier die niedrigen Ölpreise
(etwa 4 Mrd. EUR Mehrverbrauch), aber die Hauptnutznießer werden
die Unternehmen sein, die eine höhere Profitabilität erzielen: Voraussichtlich steigen die Gewinnmargen bis zum Jahresende um 0,4 Prozentpunkte auf 32% der Wertschöpfung. Der Körperschaftssteuersatz
wurde wieder um 1 Prozentpunkt auf 20% gesenkt - und damit auf den
niedrigsten Satz unter den Ländern der G-20 - was weiterhin sowohl
Inlands- als auch Auslandsinvestitionen anregt. Doch ein Abwärtsdruck
auf die Preise sollte eine Verlangsamung des Umsatzwachstums auf
2% im Jahr 2015 nach sich ziehen. 2014 zeigten die Zahlungsbedingungen Zeichen einer Verschlechterung und wir erwarten, dass dies in
den Jahren 2015 und 2016 anhält. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen wird nach vier Jahren mit rückläufigen Zahlen (-2% im Jahr
2015) voraussichtlich in 2016 erstmal wieder um 4% zunehmen. Die
Gründe liegen in der Straffung der Geldpolitik (die Ende des 1. Quartals
2016 mit einem Risiko auf ein Abgleiten zum 2. Quartal erwartet wird)
und der starken Zunahme von Unternehmensgründungen seit 2013.
Frankreich: Können die Sterne günstig ausgerichtet werden?
Vor dem Hintergrund der niedrigen Ölpreise deuten letzte Umfragen literarisch gesehen - auf "grünere Weiden" für die französische Wirtschaft hin. Das Konsumentenvertrauen ist in den letzten Monaten um
6 Punkte deutlich angestiegen und liegt jetzt auf dem höchsten Niveau
seit Mitte 2012, wobei das Geschäftsklima im Großhandel und im
Einzelhandel um 7 bzw. 14 Punkte seit Oktober zunahm. Verbrauchsabhängige "harte" Daten zogen mit einem Plus im Umsatzwachstum
im Einzelhandel um 2% im Jahr 2014 und einem starken Anstieg des
Konsums der Haushalte (ohne Energie) um 6% p.a. in den letzten drei
Monaten ebenfalls an. In der Zwischenzeit zeigt sich das Wachstum
7
12
10
10
9
6
1
5
3
2
Deutschland
2.
20
Frankreich
Unsicherheiten im Zusammenhang mit der Erholung der Eurozone sowie geopolitischer Risiken und
aufgrund der Euroabwertung
Belgien
1.
36
2015 Exportzunahmen (Mrd. EUR)
Niederlande
Deutschland: Folgen dem Konsumanstieg später die Investitionen?
Italien
Die durch die QL-Maßnahmen angetriebene Eurozone braucht Zeit,
um wirklich Fahrt aufzunehmen gerade auch angesichts eines langsamer schleichenden Großbritanniens und einer ins Wanken geratenen Schweiz Wirtschaft.
der Konsumentenkredite seit Ende 2011 ebenfalls wieder positiv. Diese
Anzeichen unterstreichen unseren prinzipiell positiven Ausblick für das
Konsumwachstum im Jahr 2015. Von einem Aufschwung kann allerdings noch längst keine Rede sein, da die hohe Arbeitslosigkeit in
Frankreich nach wie vor ein Haupthindernis dafür ist.
Spanien
Europa: Immer noch auf Spur?
Quellen: IHS, Euler Hermes
Italien: Es werden bessere Tage kommen, grazie mille
EZB!
Nach drei Jahren Rezession erwarten wir für 2015 endlich wieder ein
BIP-Wachstum von 0,4% und für 2016 von 0,9%, was allerdings immer
noch weit vom Durchschnitt der Eurozone entfernt ist. Für diesen
Anstieg sehen wir vier wesentliche positive Auslöser: Zunächst wird
der niedrige Euro (voraussichtlich mit einem Kurs von ca. 1,08 gegenüber dem USD im 4. Quartal 2015) wahrscheinlich 6 Mrd. EUR der
insgesamt für 2015 zu erwartenden 10 Mrd. EUR zusätzliche Exporterlöse bringen. Des Weiteren werden die Finanzierungsengpässe abnehmen, da sowohl die realen Zinsraten für Kredite an KMU weiterhin
rückläufig sind als auch die Kreditnachfrage dank verbesserter Stimmung und der "QL" der EZB steigt. Dieses sollte die Preise und Mengen
stützen, das nominale Wachstum leicht positiv drehen und die Umsätze im Jahr 2015 stabilisieren (und im Jahr 2016 sogar um 1% erhöhen).
Außerdem sollten die niedrigen Ölpreise auch hier den privaten Verbrauch ankurbeln (+1,8 Mrd. EUR) und weniger Energiekosten nach
sich ziehen. Schließlich sollten sich die Investitionen nach einer sieben
Jahren in Folge andauernden rückläufigen Entwicklung dieses Jahr
wieder stabilisieren und vor allem werden die Gewinnmargen der
Unternehmen weiter ansteigen (um 1,4 Prozentpunkte auf 41% der
Wertschöpfung).
Spanien: Das Schlimmste ist vorbei
2014 fand Spanien endlich zurück zu einem positiven Wachstumspfad
(+1,4%) und das BIP wird sich auch 2015 und 2016 jeweils voraussichtlich um 2% erhöhen und damit sogar Deutschland, Frankreich und
Italien überholen. Investitionen und Exporte werden durch den schwachen Euro, günstigere Finanzierungsbedingungen und ein besseres
Geschäftsklima beflügelt. Der private Konsum wird sich weiterhin
überproportional erholen, doch die verbliebenen 2,7 Millionen Arbeitslosen begrenzen Spaniens Wachstumsrate. Trotzdem, der Effekt auf
die Realwirtschaft ist offensichtlich, da sich weniger Branchen in der
Krise befinden (Anteil der einzelnen Branchen, die rote Zahlen schreiben, an allen Branchen, ist von 24% im 1. Quartal 2014 auf 6% im 1.
Quartal 2015 gesunken.) Gleichzeitig galten im 1. Quartal dieses Jahres
24% der Branchen als "grün" (geringes Risiko), während es noch im 1.
Quartal 2014 überhaupt keine gab. Dennoch bleibt der Anteil der
riskanten Branchen weiterhin hoch. 71% der Branchen fielen im 1.
Quartal 2015 in die beiden Kategorien "mittleres" oder "gefährdetes"
3
Risiko. Diese Quote entspricht der vom 1. Quartal 2014, liegt aber 5
Prozentpunkte unter dem 4. Quartal 2014. Der Deflationsdruck bleibt
ein wesentlicher Hemmschuh für die Stärke der spanischen Erholung.
Griechenland: Kein leichter Weg steht bevor, aber eine
(Zwischen-) Lösung wird erwartet
Griechenland hat mehr Zeit, um die Bedingungen für ein neues Programm auszuhandeln (eine vorbeugende Kreditlinie ECCL mit einer
Laufzeit von mindestens 12 Monaten), die wir im Juli zusammen mit
einer weiteren Entschuldung in Form eingefrorener Zinszahlungen auf
EU- und IWF-Kredite für eine begrenzte Zeitdauer und längere Kreditlaufzeiten erwarten. Allerdings, wenn die Entschuldungsmaßnahmen
nicht sofort mit der Troika vereinbart werden (und wir sehen dieses
Risiko inzwischen höher werden), dann ist noch eine andere Verlängerung der Rettungsmaßnahmen (um nur 4 bis 6 Monate) wahrscheinlich, die uns bis Dezember 2015 mehr Zeit für Verhandlungen gewährt. Zur Erinnerung: Griechenlands Lücke in der Gesamtfinanzierung bleibt in diesem Jahr hoch, mit Fälligkeiten für Anleihen in Höhe
von 7 Mrd. EUR im Juli-August, verbleibenden Rückzahlungen von 7,4
Mrd. EUR an den IWF sowie rund 15 Mrd. EUR an fälligen Rechnungen.
Schweiz: Ungünstige makroökonomische Entwicklungen
belasten die Konjunktur
Der endgültige Wechselkurs des CHF von 1,20 / EUR, welchen die
Nationalbank im Januar angekündigt hat, wird sich auf die Realwirtschaft im Jahr 2015 niederschlagen. Mit einer Aufwertung des CHF
gegenüber dem Euro um 14% werden die Ausfuhren in die Eurozone,
Hauptexportmarkt der Schweiz (45% des Exports), erheblich beeinflusst werden. Als Folge hat Euler Hermes seine Prognose für das BIPWachstum 2015 um -1,0 Prozentpunkt auf 1,0% nach unten korrigiert.
Mehrere auf Export fokussierte Branchen sehen sich verschlechterten
Aussichten gegenüber. Dieses gilt insbesondere für die Automobilzulieferindustrie, den Maschinenbau und die Gerätehersteller (vor allem
die mittleren Unternehmen), die in der Schweiz produzieren. Des
Weiteren muss die Textilindustrie zusätzliche Anstrengungen im
Bereich der Kreativität und Innovation unternehmen, um Marktanteile
zu halten. Schließlich sind Einzelhändler in den Grenzregionen der
Schweiz wahrscheinlich gezwungen, ihre Preise zu senken, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
USA: So stark wie der Dollar?
Die US-Wirtschaft dürfte das höchste Wachstum seit 2005 erreichen
und die FED wird damit beginnen, die Zinsen im Laufe des Jahres
langsam zu normalisieren. Gleichzeitig werden andere große Zentralbanken mit einer Lockerung der Geldpolitik beginnen, was den Wert
des USD erhöht und den Export behindert.
US-Konsumausgaben und Beschäftigung
120
110
100
90
80
US Beschäftigung total
Private Konsumausgaben
Quellen: IHS, Euler Hermes
Verbraucher führen die Erholung an
Die Erholung der US-Wirtschaft dürfte sich auch 2015 mit einem BIPWachstum von 2,9% fortsetzen. Maßgebliche Treiber werden die
Verbraucher sein, da durch das starke Beschäftigungswachstum das
Gesamteinkommen steigt, während es zusammen mit einer starken
Wirtschaft bereits das Konsumentenvertrauen in die Nähe der 100er
Marke angehoben hat. Allerdings muss berücksichtigt werden, dass die
US-Verbraucher einen substanziellen Vorteil aus dem Rückgang der
Benzinpreise gewonnen haben, die seit Juni letzten Jahres um 40%
gefallen sind und 0,3% bis 0,5% zum BIP beigetragen haben. Das Lohnwachstum hinkte weiterhin mit einem Plus von nur 0,3% gegenüber
dem Vorjahresvergleich hinterher, da ein Großteil der neuen Arbeitsplätze in den traditionell niedrigen Lohnsektoren geschaffen wurde.
Investitionen werden sich abschwächen
Das Investitionswachstum wird voraussichtlich zurückgehen, da der
Rückgang der Ölpreise die Investitionen in der Ölindustrie zum Stillstand gebracht hat. Insbesondere Auftragseingänge für langlebige
Maschinen sind in fünf der vergangenen sechs Monate gesunken und
fielen in den letzten drei Monaten bis einschließlich Februar um 18%
p.a. Ein Anstieg der Investitionen bleibt so lange unwahrscheinlich, bis
die Ölpreise wieder deutlich steigen und Anzeichen einer Stabilisierung zeigen. Allerdings wird die Produktion aus bestehenden USÖlfeldern nach Informationen der Energie Information Agency im Jahr
2015 um 7% weiter ansteigen.
Anspruchsvolle Kreditbedingungen
Das Volumen der Konsumentenkredite erhöhte sich im Januar um
8,3% gegenüber dem Vorjahreszeitraum, angetrieben vom starken
Anstieg von Auto- und Studiendarlehen, während ausstehende Kreditkartenschulden noch immer 13% unter dem Spitzenwert von vor der
Rezession liegen. Am Immobilienmarkt zeigt sich nur sporadisches
Wachstum: Die Kreditgeber sind immer noch risikoscheu, sodass es
sehr schwierig ist, eine Hypothek zu erhalten. Da die Zinsen steigen,
sieht sich der Immobilienmarkt mit einem stärkeren Gegenwind konfrontiert. Die FED wird voraussichtlich die Zinssätze anheben, aber
nicht vor dem 4. Quartal 2015. Während sie mit einer leichten Straffung der Geldpolitik beginnt, verfolgen die Europäische Zentralbank
und die Bank von Japan weiterhin eine aggressive Lockerung der Geldpolitik (durch ihre QL-Maßnahmen). Die Divergenz zwischen der USNotenbank und den anderen großen Zentralbanken hat den Wert des
Dollar gegenüber dem Euro um 25% und gegenüber dem Japanischen
Yen um 17% in sieben Monaten ansteigen lassen. Dieser starke Dollaranstieg hat die US-Warenexporte um 3,9% reduziert und der Trend
dürfte sich 2015 wohl fortsetzen.
4
Haushaltskonsolidierung im Gange ist. Diese restriktive Wirtschaftspolitik wird die bereits schwachen Aktivitäten belasten, die zudem auch
stark von Petrobras rigiden Investitionsplänen beeinflusst werden (die
10% der Investitionen ausmachen). Engere externe und interne Finanzierungsbedingungen könnten auch die Kreditklemme verschlechtern,
welche die kapitalintensiven Sektoren wie der Öl-Sektor sowie die
Automobil-, Bau-, Metall- und Textilbranchen besonders betrifft. Nach
der Stagnation im Jahr 2014 erwarten wir, dass das BIP um 0,7% abnimmt und die Insolvenzen um 11% steigen (nach 3% im Vorjahr).
Zusammen mit politischen und sozialen Spannungen bewirkte dies
eine Herabstufung der mittelfristigen Bewertung des Länderrisikos
Brasiliens.
Lateinamerika: Ein Damoklesschwert hängt
über den politischen Entscheidungen
Es gibt viele Gründe, um sich mit Lateinamerika zu beschäftigen:
niedrige Energiepreise, strengere US-Geldpolitik und Stagflation.
Nach einem enttäuschenden Jahr 2014 wird 2015 zu
einer Herausforderung für Lateinamerika werden
Das regionale Wachstum wird 2015 aufgrund straffer äußeren Bedingungen, interner Herausforderungen (Inflation) und sozialer Spannungen auf +0,5% fallen, nach +0,9% im Jahr 2014. Bemerkenswert ist,
dass die niedrigen Ölpreise das regionale Wachstum insgesamt um 0,4
Prozentpunkte schmälern. Dabei variieren die Auswirkungen stark von
Land zu Land. Während die Netto-Ölimporteure (Chile, Zentralamerika) von dem Preisverfall profitieren, sehen ihn die Ölexporteure mit
Unbehagen. Unter ihnen scheinen Mexiko und Kolumbien dank erheblicher Reserven aus den Boom-Jahren gut vorbereitet zu sein, um mit
den negativen Einflüssen zurechtzukommen. Die Aussichten sind
jedoch für Ecuador beunruhigender, da sich das Land stark auf die
Öleinnahmen stützt, um die hohen Staatsausgaben zu finanzieren. Wir
sind besonders besorgt über Venezuela, wo wir eine Rezession erwarten, die sich 2015 auf mindestens -7,5% ausweitet.
Niedrige Ölpreise sind eine zusätzliche Bedrohung für
eine bereits gefährdete Landschaft
Der breite Rückgang der Rohstoffpreise und das langsamere Wachstum Chinas haben Auswirkungen auf die regionalen Exporte, insbesondere bei den Volkswirtschaften, die mit der Abwertung der lokalen
Währung und der erhöhten Volatilität verbunden sind. Diese Bedingungen werden künftig durch die zu erwartende Verschärfung der
Geldpolitik der FED und die damit verbundenen engeren Finanzierungsbedingungen behindert. Für die Geldpolitik stellt das ein Dilemma dar: Während eine Abwertung der Währung nach höheren Zinsen
verlangt, um einer Kapitalflucht zu begegnen, könnte der Wirtschaftsabschwung lockere Bedingungen erfordern. Nebenbei gibt es überall
in der Region Inflationsdruck und besonders besorgniserregend ist
dieser in Brasilien, Argentinien und Venezuela. In diesem Zusammenhang ist eine soziale Unzufriedenheit zu beobachten, insbesondere in
Ländern mit einem starken staatlichen Interventionismus.
Mittel- und (Süd-)Osteuropa: Boom oder Pleite?
Die wirtschaftlichen Auswirkungen der aktuellen Lage auf Russland
(Ukrainekrise, Embargo von bzw. für Europa/USA, Ölpreisverfall) haben
den größten Effekt auf das Land selbst, während die Erholung in der
Eurozone den übrigen Ländern in der Region gewisse Erleichterungen
bietet. Wir sind jedoch wachsam gegenüber dem Schmetterlingseffekt* des Bären auf die restliche Welt.
* Als Schmetterlingseffekt (englisch "butterfly effect") bezeichnet man den Effekt,
dass in komplexen, nichtlinearen dynamischen, deterministischen Systemen eine
große Empfindlichkeit auf kleine Abweichungen in den Anfangsbedingungen besteht. Geringfügig veränderte Anfangsbedingungen können im langfristigen Verlauf zu einer völlig anderen Entwicklung führen. Es gibt hierzu eine bildhafte Veranschaulichung dieses Effekts am Beispiel des Wetters, welche namensgebend für
den Schmetterlingseffekt ist: „Kann der Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?“
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Schmetterlingseffekt
Wirtschaftsstimmungsindex
120
110
100
90
80
Die nahe Zukunft stellt für Brasilien - 2015 in einer Phase
der Stagflation - eine besondere Herausforderung dar
Wir erwarten eine weitere Erhöhung der Leitzinsen, da die Inflationsrate weiter steigt, mit einem 12-Jahres-Hoch im Februar, während die
Europa (19 Länder)
Polen
Rumänien
Ungarn
Tschech. Republik
70
60
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
Quellen: Eurostat, Euler Hermes
5
Die Sanktionen und der Ölpreisrückgang haben die russische Wirtschaft hart getroffen
In Russland hatten die geballten Sanktionen, die Kapitalflucht und
fallende Ölpreise gravierende Auswirkungen auf die Währung. Seit
Beginn des Jahres 2014 hat der RUB etwa die Hälfte seines Wertes
gegenüber dem USD verloren - trotz heftiger Deviseninterventionen
der Zentralbank! Das Euler Hermes Basisszenario (70% Wahrscheinlichkeit) sagt für 2015 eine Fortsetzung der Zahlungsbilanzkrise mit
einer schweren Rezession (Abnahme des realen BIP um 5,5% und eine
stark steigende Zahl von Insolvenzen +30%) voraus. Darüber hinaus
sind 2015 Auflagen der Zentralbank und eine Kontrolle über Investitionsabflüsse zu erwarten. Ein Staatsbankrott ist in diesem Jahr allerdings unwahrscheinlich, da die aktuellen Reserven immer noch viel
höher als 1998 sind.
der Geldpolitik scheint zu hoch zu sein, was zu einer Wechselkursschwäche (eine Abwertung des TRY gegenüber dem USD um 9,0% im
1. Quartal) führt. Zudem wird die Verlangsamung des Wachstums von
2014 etwas verzögert Auswirkungen auf die Unternehmen haben, was
die Insolvenzen ansteigen lässt (+17% im Jahr 2015).
Welche alternativen Szenarien bestehen für Russland?
Der schlimmste Fall (25% Wahrscheinlichkeit) könnte von einer Eskalation der Sanktionen ausgelöst werden, von vollwertigen Kapitalverkehrskontrollen oder von einem Ölpreis, der über einen längeren
Zeitraum unter 50 USD/ Barrel liegt. Dies würde einen wirtschaftlichen
Zusammenbruch auslösen mit einer Abnahme des realen BIP um bis
zu 15% im Jahr 2015 und einem Anstieg der Insolvenzen um bis zu
80%. Auf der anderen Seite schätzen wir die Wahrscheinlichkeit einer
Aufwärtsbewegung mit einer nur milden Rezession (-1%) und einem
moderaten Anstieg der Insolvenzen (+ 10%) auf lediglich 5% ein.
Es gibt keine Branche mit niedrigem Risiko in Russland
Erste Warnsignale zeigten sich bereits 2013, als die schwächelnde
Liquidität der russischen Unternehmen deutlich wurde: Die DSO (Forderungslaufzeiten) Russlands stiegen um sechs Tage. Dieses führte im
Jahr 2014 zu einer Herabstufung von zehn der 17 Branchen, die von
Euler Hermes bewertet werden. Besondere Aufmerksamkeit wurde vor
dem Hintergrund eines Verbots bestimmter westlicher Agrar- und
Nahrungsmittelprodukte auf die Nahrungsmittelbranche gelegt. Tatsächlich führten die Sanktionen zusammen mit der starken RubelAbwertung zu einem deutlichen Anstieg der Preise für importierte
Waren, was die Rentabilität der russischen Unternehmen beeinträchtigte. Russland hat derzeit keine Branchen mit niedrigen Risiken, auch
staatlich geschützten Branchen wie Chemikalien und Maschinen
haben sich hierbei nicht als immun erwiesen.
„Spillover-Effekte“ auf die Nachbarländer
Die Länder, die starke Handelsbeziehungen zu Russland haben, sehen
sich mit erheblichen Spillover-(d.h. Übertragungs-) Effekten aus der
russischen Krise konfrontiert. Sowohl Armenien als auch Moldawien
verzeichnen eine Abwertung ihrer Währungen und fallende Devisenreserven, wobei das BIP-Wachstum für 2015 auf lediglich 1% prognostiziert wird. Belarus, Kasachstan und die Ukraine sind ebenfalls nachteilig betroffen, wobei die Ukraine wirtschaftlich nahezu gelähmt ist
(siehe hierzu auch unserer separaten Report "Länder Aktuell: Ukraine").
Das Wachstum Litauens wird sich voraussichtlich auf 2,3% verlangsamen, da die hohe Energieabhängigkeit von Russland kritisch ist. Auch
Lettlands Wachstumsprognose wurden auf 2% gesenkt und drei Branchen (Automobilhersteller, Pharmazeutika, Textilien) herabgestuft.
Die anderen Staaten Mittel- und (Süd-)Osteuropas sind
trotz der Probleme Russlands robust
Die übrigen Länder Mittel- und Osteuropas zeigten sich 2014 widerstandsfähig, da sie ihr exportorientiertes Wachstum auf ein von der
Binnennachfrage geführtes Wachstum verlagerten. Dieser Schwung
sollte aufgrund der Erholung in Europa und des niedrigen Ölpreises
auch 2015 erhalten bleiben und die negativen Auswirkungen durch
eine weitere etwaige Verschlimmerung der Krise in Russland ausgleichen. Das reale BIP-Wachstum in der Türkei wird sich 2015 dank der
niedrigen Ölpreise und der Lockerung der Geldpolitik voraussichtlich
von 2,9% im Vorjahr auf 4,3% erholen. Aber das Tempo der Lockerung
Mittlerer Osten & Afrika: Uneinheitlich
Niedrige Ölpreise: Das führt zu sehr gemischten Ergebnissen in der
Region, hier gilt es sorgfältig zu unterscheiden.
Mittlerer Osten und Nordafrika: Stolpern, aber nicht fallen
Die Auswirkungen der niedrigen Ölpreise sind nicht einfach als
"schlecht" für die Ölexporteure und "gut" für Importeure zu bezeichnen. Das Wachstum der wichtigsten Öl- und Gasproduzenten (einschließlich Saudi-Arabien) wird 2015 verlangsamt, doch die negativen
Auswirkungen der niedrigen Ölpreise werden gedämpft durch unveränderte staatliche Ausgaben, finanziell gespeist aus den großen vorhandenen Finanzanlagen. Für Nettoölimporteure und diversifiziertere
Volkswirtschaften werden die ansonsten positiven Auswirkungen der
niedrigen Ölpreise durch mögliche Störungen der intraregionalen
Handelsströme (von den großen Ölexporteuren) in Bezug auf Investitionen, Tourismus, Handel und Gastarbeiterüberweisungen abgemildert. Einige Länder, die sich in politischem Wandel befinden (Ägypten
und Tunesien) oder die versuchen, wieder an der Weltwirtschaft teilzuhaben (Iran), könnten ein höheres Wachstum erzielen, aber das ist
der Fall wegen der Tatsache, dass diese gerade insgesamt wieder auf
die Beine kommen und nicht nur wegen der niedrigeren Ölpreise. Für
die MENA-Region ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sie ihre langfristige durchschnittliche Wachstumsrate in den Jahren 2015-2016
(+4,6%) übertreffen wird.
Afrika südlich der Sahara: Nur einen Gang zurückschalten
Das Wachstum in den Ländern mit den wichtigsten Öl- und Gasproduzenten ist auf eine Verlangsamung im Jahr 2015 eingestellt, was zum
Teil auf wirtschaftliche Ungleichgewichte (Angola), politische oder
stabilitätstechnische Faktoren (Nigeria) oder gar beides (Sudan) zurückzuführen ist. Nettoölimporteure sollten eigentlich einen Schub
bekommen, aber bei einigen bestehen wirtschaftliche Ungleichgewichte (wir haben Ghana von B1 in B2 herabgestuft), bei anderen gibt
es strukturelle Hindernisse für ein höheres Wachstum (Südafrika). Es
werden jedoch eher mehr denn weniger weitere regionale Volkswirt6
schaften von niedrigen Ölpreisen profitieren und tatsächlich umfasst
die Region einige der weltweit am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften (inkl. Elfenbeinküste, Äthiopien, Mosambik, Ruanda und Tansania). Für Afrika südlich der Sahara ist es im Jahr 2015 unwahrscheinlich, dass es sein langfristiges durchschnittliches Wachstum (+4,5%)
übertrifft, für das Jahr 2016 ist dies jedoch wahrscheinlich (+5,1%).
hier für 2015 ein Wachstum um 1%. Die Infrastruktur, insbesondere
eine Ausdehnung des Eisenbahnnetzes, wird wahrscheinlich zu einem
weiteren Anstieg im Jahr 2016 beitragen.
Japan: Ein Stimulus führte die Erholung wieder an
Japans Wirtschaft wird im Jahr 2015 voraussichtlich um 1,0% wachsen
(von-0,1% im Jahr 2014). Die Geldpolitik wird weiter erleichtert, um die
Inflationsrate 2015 in die Nähe von 1% zu bringen und die Kreditaufnahme zu fördern. Von Seiten der öffentlichen Finanzen wurde im 1.
Quartal ein zusätzliches Budget-Paket (+0,5% BIP) vorgestellt. Dieses
ist noch nicht genehmigt und konzentriert sich auf Sozialtransfers und
Tiefbauarbeiten. Der private Konsum wird im Einklang mit steigendem
Verbrauchervertrauen wieder an Fahrt gewinnen. Doch ohne Strukturreformen (Kürzung der Körperschaftssteuer, höhere Flexibilität auf
den Arbeitsmärkten, zunehmende Einwanderung) bleibt die Inlandsnachfrage uninspiriert mit nur begrenzten zusätzlichen Investitionen
(+0,6% im Jahr 2015) und einem langsamen Wachstum des nominalen Haushaltseinkommens (+1,1%).
Indien: Eine positive Überraschung in diesem Jahr
Asien-Pazifik: Die politischen Entscheidungsträger setzen auf Wachstum
Chinas Wandel vom Quantitäts- zu einem Qualitätswachstum ist
weiterhin auf Kurs, Japan bedarf weiterer Veränderungen, um das
nominale BIP voranzubringen und Indien muss die positive Stimmung
erst noch in Taten umgesetzt werden.
China: Günstiger Politik-Mix zur Wachstumsförderung
In Indien wird das BIP-Wachstum an Fahrt aufnehmen, und während
die Wachstumsrate des BIP von 2014-2015 bereits schon bei 7,5% lag,
wird sie von 2015-2016 voraussichtlich sogar 7,7% erreichen - und liegt
damit inzwischen höher als in China (+7,1% im Jahr 2015). Eine niedrige Inflationsrate hat es der Zentralbank bereits ermöglicht, ihre Geldpolitik zu lockern und das Kreditwachstum dadurch zu beschleunigen.
Die öffentlichen Ausgaben werden mit weiteren Ausgaben für die
Infrastruktur zunehmen, die die dringend benötigten Strukturverbesserungen entscheidend erleichtern. Die Nettoexporte werden das
Wachstum fördern, da Indien aus der erhöhten Nachfrage aus den
USA und der Eurozone profitiert. Die Aussichten für 2015 sind stark am
Industriesektor ausgerichtet mit einem Plus bei der Stahlproduktion
von 8% und bei der Automobilproduktion von 7%.
Bitte beachten Sie auch die separat herunterladbaren Infografiken
zu den Veränderungen unserer Branchen- & Länderbewertungen.
Mehr Informationen erwünscht? Dann rufen Sie sich doch die
mit 24 Seiten (in englischer Sprache) vollständige Studie „Economic Outlook no. 1216 March-April 2015" über folgenden Link
auf unserer Euler Hermes Homepage ab:
Chinas Wachstum wird wahrscheinlich auf ein Rekordtief im Jahr 2015
zurückgehen (+7,1%). Die Wirtschaftstätigkeit hat sich im 1. Quartal
abgebremst, wobei die Industrieproduktion und die Einzelhandelsumsätze weiter an Tempo verlieren. Der Deflationsdruck bleibt offensichtlich. Die Erzeugerpreise haben im Februar den 36. Monat in Folge
abgenommen. Auch für das 2. Quartal erwarten wir, dass die Binnennachfrage lau bleiben wird, gedämpft durch ein schlechteres Geschäftsklima und ein Zurückgehen der Kredite. Vor diesem Hintergrund werden die Behörden eine eher anpassende Haltung einnehmen mit mindestens einer Zinssenkung um wahrscheinlich 25 Basispunkte und verbunden mit mehr unterstützender Finanzpolitik durch
höhere Infrastrukturausgaben. Die Stahlindustrie wird im Jahr 2015 die
schwächste Branche bleiben, da die Nachfrage durch den Rückgang
der Bautätigkeit und der Automobilproduktion abnimmt. Dementsprechend brach die lokale Stahlproduktion ein und erreichte 2014 nur
ein Plus von 1,8% (im Vergleich zu 11% im Jahr 2013). Wir erwarten
http://www.eulerhermes.com/mediacenter/Lists/mediacenterdocuments/Economic-Outlook-global-trade-1215-feb-march15.pdf
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