0| Studie: Organisation und Steuerung des internationalen Vertriebs Ergebnisse einer branchenübergreifenden empirischen Studie im produzierenden Gewerbe basierend auf einer Expertenbefragung Erstellt von Marketing Partner, Wiesbaden |1 Inhalt Management Summary | 2 Ziel der Studie | 5 Anmerkungen zur Studienmethodik | 6 Ergebnisse – Heutige Bedeutung des Exportgeschäfts im produzierenden Gewerbe | 7 – Internationalisierungsstrategie und Markteintritt | 10 – Steuerung der internationalen Vertriebseinheiten | 15 – Zusammenspiel zentraler und dezentraler Bereiche | 20 – Global Account Management | 24 Erfolgsfaktoren für das internationale Management | 26 Zu Marketing Partner | 27 Notizen | 28 Impressum | 29 Management Summary Management Summary 1/3 Für die vorliegende Marketing Partner Studie wurden die fünf relevanten Säulen der Organisation und Steuerung eines internationalen Vertriebs untersucht: - Internationalisierungsstrategie und Markteintritt - Steuerung der internationalen Vertriebseinheiten - Zusammenspiel zentraler und dezentraler Bereiche - Vergütungsbemessung bei Führungskräften und Vertriebsmitarbeitern - Global Account Management 95 % der im Rahmen der Studie befragten Unternehmen weisen in mindestens zwei von fünf der untersuchten Bereiche Mängel auf. Die an der Studie teilnehmenden Unternehmen (deutsche Unternehmen des produzierenden Gewerbes) wurden anhand der folgenden Parameter durch multivariate Analyseverfahren klassifiziert: - Entwicklung des internationalen Umsatzes - Entwicklung des internationalen Umsatzes im Branchenvergleich - Zufriedenheit mit der Steuerung internationaler Einheiten Die Klassifizierung führte zu folgender Einteilung der Unternehmen: - erfolgreiche Unternehmen (16 %) - mittelmäßig erfolgreiche Unternehmen (52 %) - weniger erfolgreiche Unternehmen (32 %) Marktpräsenz: Trotz des bereits hohen Internationalisierungsgrades der an der Studie teilnehmenden Unternehmen beschränken sich deren Auslandsaktivitäten im Wesentlichen auf Europa. Dort werden 66 % der Auslandsumsätze generiert, von denen der Löwenanteil (57 %) auf Länder der EU entfällt. Bereits 72 % der befragten Unternehmen haben eine Vertriebseinheit in China. Anhand ihrer dort erzielten Auslandsumsätze (4 %) lässt sich jedoch erkennen, dass der erhoffte Erfolg bisher vielfach ausgeblieben ist. Wertschöpfungsstufen: Die überwiegende Mehrheit (64 %) der Unternehmen konzentriert sich derzeit noch ausschließlich auf den Vertrieb im Ausland – ohne dort auch Produktion oder Weiterverarbeitung anzusiedeln. Produktion in Deutschland: Die befragten Unternehmen gehen heute davon aus, dass sich der Anteil der Produktion in Deutschland in den nächsten 5 Jahren um 12 Prozentpunkte von 67 % auf 55 % verringern wird. Allein in Bezug auf die untersuchten Firmen (durchschnittlicher Jahresumsatz: 950 Millionen Euro pro Unternehmen) entspräche dies rein rechnerisch einer Verlagerung von ca. 110 Millionen Euro produziertem Umsatzvolumen (pro Unternehmen) ins Ausland. Da für die Produktion einer solchen Umsatzgröße im Durchschnitt erfahrungsgemäß etwa 300 bis 400 Mitarbeiter beschäftigt werden, bedeutet dies in Bezug auf die vorliegenden Untersuchungsergebnisse für die kommenden 5 Jahre einen Verlust von bis zu 38.000 Industriearbeitsplätzen in Deutschland. 2| |3 Management Summary Management Summary 2/3 Form des Markteintritts: Unternehmen aller Größen legen bei ihrer ausländischen Vertriebseinheit Wert auf möglichst starke Kontrollierbarkeit. In 36 % der Fälle wurde aus diesem Grund die Form der Tochtergesellschaft gewählt, die dieses Kriterium am besten erfüllt. Markteintritt: Entscheidend für einen erfolgreichen Markteintritt sind sowohl eine solide Vorbereitung als auch die Wahl des richtigen Zeitpunktes. Dabei kommt es interessanterweise nicht unbedingt darauf an, als Erster in einem Markt präsent zu sein. So wählte die überwiegende Mehrzahl der erfolgreichen Unternehmen aus dieser Studie eine so genannte „Follower-Strategie“ für ihre jeweiligen Markteintritte. Im Gegensatz zu den Anwendern der „PionierStrategie“, die das Risiko eingehen, zwar früh, aber ohne oder mit nur geringen Erfahrungswerten in einen neuen Markt einzutreten, können Firmen, die eine „Follower-Strategie“ verfolgen, die Erfahrungen der „Pioniere“ nutzen, um für sich selbst neue Märkte möglichst effizient und effektiv zu erschließen. Bei der Beschaffung von Informationen über den Zielmarkt weist mehr als die Hälfte der Unternehmen Defizite in Bezug auf länderspezifische Themen auf. Steuerung der internationalen Einheiten: Nur 58 % der befragten Ge- schäftsführer und Vertriebsleiter sind mit der Steuerung der internationalen Vertriebseinheiten ihres Unternehmens zufrieden. Die Steuerung findet bei praktisch allen Unternehmen vorrangig durch die Vertriebs- und Exportleitung statt. Darüber hinaus übt kaum ein Bereich stärkeren Einfluss aus. Die meisten Unternehmen bedienen sich hauptsächlich der Budget- und Planvorgaben (85 %) sowie des quantitativen Berichtswesens (80 %) als Steuerungsinstrumente. Die in der Studie als „erfolgreich“ einzustufenden Unternehmen zeichnen sich allerdings durch eine differenzierte und intensive Steuerung mit einer gezielten Wahl der Steuerungsinstrumente, wie beispielsweise ausgewogene Incentivesysteme zur Mitarbeitermotivation, und guten Kenntnissen über lokale Märkte als Schlüsselfaktoren aus. Kompetenzen: Obwohl der internationale Erfolg stark mit der Kompetenz und Motivation der Mitarbeiter verknüpft ist, weisen mehr als ein Drittel der Unternehmen hier erhebliche Defizite auf. Management Summary 4| Management Summary 3/3 Vergütungs- und Anreizsysteme: Der Einsatz variabler Vergütungskomponenten als Steuerungsinstrument ist insgesamt sehr gering ausgeprägt. Nur durchschnittlich 37 % setzen mindestens ein Instrument der variablen Vergütung ein. Durch eine Regressions- und Faktorenanalyse der Daten stellte sich jedoch heraus, dass variable Vergütungskomponenten und Anreizsysteme überdurchschnittlich stark zum Erfolg beitragen. Insbesondere Unternehmen mit einem hohen Anteil gesamtunternehmensbezogener Faktoren reüssieren bei der Internationalisierung. Erfolgreiche Unternehmen achten ferner auf eine ausgewogene Gewichtung lokaler und gesamtunternehmensbezogener Faktoren im Vergütungssystem. Das Global Account Management ist essenziell für eine erfolgreiche Betreuung globaler Kunden und wirkt sich nachhaltig auf den Erfolg eines Unternehmens aus. Nur 38 % der befragten Firmen verfügen nicht über ein Global Account Management. Marketing Partner Unter den Eichen 5 65195 Wiesbaden www.marketingpartner.de Pressekontakt: Torsten Lorenz Public Relations MP Marketing Partner AG (Holding) [email protected] Tel. 06 11-9 52 71-1 35 |5 Ziel der Studie Ziel der Studie Marketing Partner führte im Juni 2005 die Studie „Organisation und Steuerung im internationalen Vertrieb“ durch. Der Fokus der Untersuchung lag dabei auf deutschen Unternehmen des produzierenden Gewerbes in folgenden Branchen: Maschinenbau/Metall/Kunststoff Chemie Bau/Glas/Keramik Druck und Papier Konsumgüter Elektro und Elektronik Sonstige Dabei wurde das Ziel verfolgt, Strategien und Erfolgskriterien bezüglich der Internationalisierung zu identifizieren. Die Untersuchung dokumentiert den aktuellen Internationalisierungsgrad sowie Trends und zeigt Optimierungspotenziale auf. Anmerkungen zur Studienmethodik Anmerkungen zur Studienmethodik Marketing Partner befragte im Rahmen der Studie „Organisation und Steuerung im internationalen Vertrieb“ 95 Unternehmen des produzierenden Gewerbes unterschiedlicher Branchen. Die Stichprobe ist ausreichend groß, um generelle sowie nach Branche und Unternehmensgröße differenzierte Aussagen zu treffen. Das Design des Fragebogens, der den telefonischen Befragungen zugrunde lag, wurde von Marketing Partner entwickelt. Interviewpartner waren Geschäftsführer Vertrieb, Vertriebsleiter und Exportleiter der befragten Unternehmen. Die Unternehmen wurden – wie bereits aufgezeigt – in Branchen aufgeteilt und darüber hinaus in drei Größenklassen gegliedert: kleinere Unternehmen bis 250 Millionen Euro Umsatz (47 % der Stichprobe) mittlere Unternehmen zwischen 250 und 1.000 Millionen Euro Umsatz (26 % der Stichprobe) Großunternehmen mit mehr als 1.000 Millionen Euro Umsatz (11 % der Stichprobe) Die teilnehmenden Unternehmen wurden anhand der folgenden Parameter durch multivariate Analyseverfahren klassifiziert: Entwicklung des internationalen Umsatzes Entwicklung des internationalen Umsatzes im Branchenvergleich Zufriedenheit mit der Steuerung internationaler Einheiten Die Klassifizierung führte zu folgender Einteilung der Unternehmen: erfolgreiche Unternehmen (16 %) mittelmäßig erfolgreiche Unternehmen (52 %) weniger erfolgreiche Unternehmen (32 %) 6| |7 Ergebnisse Ergebnisse Heutige Bedeutung des Exportgeschäfts im produzierenden Gewerbe Marktpräsenz Die Studie belegt, dass die Internationalisierung deutscher Unternehmen heute schon sehr weit fortgeschritten ist. Branchenübergreifend werden bereits mehr als die Hälfte der Umsätze im Ausland getätigt (57,5 %). Branchenabhängig betrachtet, zeigt sich allerdings ein differenzierteres Bild: Bis auf die Bau-, Glas- und Keramikindustrie, die einen besonderen Schwerpunkt ihres Auslandsumsatzes in Nordamerika aufweist, konzentrieren sich die Unternehmen nach wie vor auf Europa, wo insgesamt 66 % der Auslandsumsätze generiert werden. Der nächstgrößere Markt nach Europa ist für das produzierende Gewerbe Nordamerika mit einem Anteil von 13 % am Auslandsumsatz. Abb. 1: Frage: „Wie verteilt sich der Umsatz Ihres Unternehmens?“ 100 % 50 % 100 % 42,5 57,5 11 % 13 % 4% 7% 50 % 66 % 0% Anteil D Anteil Ausland 0% Anteil Ausland nach Regionen Rest der Welt Nordamerika China Asien inkl. Ozeanien (ohne China) Europa (Anteil EU und nicht EU) Die Auslandsaktivitäten sind weitgehend auf Europa fokussiert (66 % der Umsätze). In dieser Verteilung spiegeln sich letztlich die im Bereich deutscher Unternehmen in den letzten Jahrzehnten erfolgten Internationalisierungswellen wider. So erklärt sich der hohe Anteil innerhalb Europas (insbesondere EU-Länder) sicherlich auch dadurch, dass die erste große Internationalisierungswelle in den 1970er Jahren gerade diese Märkte zum Ziel hatte. Mit der Schwächephase der amerikanischen Wirtschaft in den 1980er Jahren wurde die zweite große Internationalisierungswelle eingeleitet. Die dritte Welle mit den aufstrebenden Zielmärkten Asiens erreichte ihren Höhepunkt Anfang der 1990er Jahre und wurde mit der Asienkrise 1997 abrupt gestoppt. Gegenwärtig befinden wir uns in der vierten Welle, die hauptsächlich China und Länder Osteuropas zum Ziel hat. Durch die mit den verschiedenen Wellen aufgebaute globale Präsenz vieler deutscher Unternehmen wächst auch die Notwendigkeit einer professionellen Steuerung globaler Kunden und internationaler Vertriebseinheiten. Ergebnisse 8| Auslandsmarkt China 72 % der befragten Unternehmen sind bereits in China aktiv. Auffällig ist, dass Asien insgesamt nur mit 6 % der Gesamtumsätze zu Buche schlägt, wovon auf China sogar nur 2 % entfallen. Die Erfüllung der in vielen Fällen hochgesteckten Erwartungen an den Markteintritt in China lässt also offensichtlich auf sich warten. Die Mehrheit der in China noch nicht aktiven Unternehmen (28 %) hält es für unwahrscheinlich, dorthin zu expandieren, andere lehnen es sogar ganz ab. Abb. 2: Frage: „Haben Sie in den nächsten Jahren einen Markteintritt in China vorgesehen?“ (Bewertung von 1 = auf jeden Fall bis 6 = auf keinen Fall; Ö Zusammenfassung 1+2 = auf jeden Fall; 3+4 = vielleicht; 5+6 = auf keinen Fall) Geplanter Markteintritt von Unternehmen, die nicht in China vertreten sind 48 % 50 % 26 % 26 % 25 % 0% auf jeden Fall vielleicht auf keinen Fall Nur eine Minderheit der dort noch nicht aktiven Unternehmen plant einen Markteintritt in China. Entwicklung des Produktionsvolumens in Deutschland Die befragten Unternehmen gehen heute davon aus, dass sich der Anteil der Produktion in Deutschland in den nächsten 5 Jahren um 12 Prozentpunkte von 67 % auf 55 % verringern wird. Allein in Bezug auf die untersuchten Firmen (durchschnittlicher Jahresumsatz: 950 Millionen Euro pro Unternehmen) entspräche dies rein rechnerisch einer Verlagerung von ca. 110 Millionen Euro produziertem Umsatzvolumen (pro Unternehmen) ins Ausland. Da für die Produktion einer solchen Umsatzgröße im Durchschnitt erfahrungsgemäß etwa 300 bis 400 Mitarbeiter beschäftigt werden, bedeutet dies in Bezug auf die vorliegenden Untersuchungsergebnisse für die kommenden 5 Jahre einen Verlust von bis zu 38.000 Industriearbeitsplätzen in Deutschland. |9 Ergebnisse Internationale Umsatzentwicklung im Branchenvergleich Im Durchschnitt sind die internationalen Umsätze der befragten Unternehmen in den letzten 3 Jahren um 14 % gestiegen. Somit belegt auch diese Studie, dass der Export nach wie vor der Motor der deutschen Wirtschaft ist. Bei insgesamt eher stagnierenden Umsätzen besagt dies nichts anderes als einen Rückgang der Inlandsnachfrage. Abb. 3: Frage: „Wie stark ist Ihr internationaler Umsatz in den letzten Jahren durchschnittlich gewachsen?“ 14 % Elektro & Elektronik 27 % Konsumgüter Druck & Papier 17 % 22 % Bau/Glas/Keramik 7% Chemie Maschinenbau/ Metall/Kunststoff Durchschnittliches Umsatzwachstum im Ausland 13 % 0% 25 % 50 % Wachstum des internationalen Umsatzes ist mit ca. 14 % Zuwachs in 3 Jahren deutlich stärker als Wachstum der deutschen Wirtschaft allgemein. Vor allem die Konsumgüter- sowie die Bau-, Glas- und Keramikindustrie konnten stärkere Umsatzzuwächse im Ausland von 27 % bzw. 22 % verzeichnen, was auch mit der bisher tendenziell eher geringeren Auslandstätigkeit zusammenhängt. Ergebnisse 10 | Internationalisierungsstrategie und Markteintritt Beschaffung von Informationen über die Zielmärkte Bei der Informationsbeschaffung bezüglich der Zielmärkte ist festzustellen, dass 95 % der Unternehmen hierbei wesentliche Aspekte vernachlässigen: Mehr als die Hälfte der Befragten weisen Defizite in der Kenntnis über nationale Wettbewerber auf, genauso wie 43 % die Präferenzen ihrer Kunden außer Acht lassen. Auch ziehen 50 % der Unternehmen die Möglichkeit, im Ausland einen potenziellen Partner zu suchen, kaum in Betracht. Schwierigkeiten haben vor allem kleinere Unternehmen bis 250 Millionen Euro Umsatz und mittlere Unternehmen, die zwischen 250 und 1.000 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften. Differenziert nach Branchen, erzielte die Druck- und Papierindustrie die schlechtesten Ergebnisse. Im Gegensatz dazu stellen Unternehmen der Konsumgüterindustrie die umfangreichsten Recherchen an. Abb. 4: Frage: „Wie umfassend analysieren Sie vor der Entscheidung über einen Markteintritt folgende Parameter?“ (Bewertung von 1 = umfassend bis 6 = eher wenig; Ö Zusammenfassung 1+2 = umfassend; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher wenig) Marktgröße, -wachstum & -attraktivität 83 % 13 % 4 % Kundenpotenziale 81 % 15 % 4 % Zielkunden 22 % 76 % Technologische Positionierung des Zielmarktes Wettbewerbsumfeld (international) Kundenpräferenzen 2% 61 % 32 % 7% 60 % 35 % 5% 39 % 57 % 4% Wettbewerbsumfeld (national) 51 % 42 % 7% Potenzielle Partner im Zielmarkt 50 % 45 % 5% Standortfaktoren 44 % Sozio-ökonomische Bedingungen 64 % 0% 15 % 61 % 24 % Durchschnittswert gesamt 16 % 40 % 38 % 50 % 8% 100 % Aspekte, die eine gute Kenntnis des Zielmarktes vor Ort erfordern, werden bei der Mehrzahl der Unternehmen deutlich seltener geprüft. | 11 Ergebnisse Abb. 5: Frage: „Wie umfassend analysieren Sie vor der Entscheidung über einen Markteintritt folgende Parameter?“ 6 (Bewertung von 1 = umfassend bis 6 = eher wenig) 4 3 2 1 Wett- Kunden- Potenzielle SozioZielWettMarkt- Techno- KundenPartner ökonogröße, logische potenziale kunden bewerbs- bewerbs- präfemische im renzen umfeld umfeld Positio-wachstum Zielmarkt Bedin(inter- (national) nierung & gungen national) -attraktivität des Zielmarktes Maschinenbau/Metall/Kunststoff Chemie Bau/Glas/Keramik Druck & Papier Konsumgüter Elektro & Elektronik Standortfaktoren In allen Branchen bestehen Verbesserungsmöglichkeiten in der Informationsbeschaffung über das Zielland. Branchenübergreifend ergab die Studie, dass sich zwar alle Unternehmen recht umfassend mit den „Pflichtthemen“ zu ausländischen Zielmärkten wie „Marktgröße“ oder „Kundenpotenziale“ beschäftigen. Auch haben die deutschen Unternehmen mittlerweile erkannt, dass sich Märkte, die sich auf einem anderen technologischen Niveau befinden, nur mit adäquaten Produkten erobern lassen und dass somit der technologischen Positionierung auf dem Zielmarkt eine bedeutende Rolle zukommt. Mit der Konsequenz, dass diesen Fakten heute ein hoher Stellenwert beigemessen wird: 61 % analysieren hier sehr umfassend. Allerdings werden nach wie vor Standortfaktoren und vor allem sozio-ökonomische Bedingungen sehr stark vernachlässigt. Nur 44 % bzw. 24 % informieren sich umfassend bzw. sehr umfassend hierüber. Jedoch: Insbesondere diese Faktoren sind entscheidend, da gerade das Wissen um kulturelle Unterschiede, z. B. in der Mentalität oder beim Geschäftsgebaren, den Erfolg in den jeweiligen Ländern nachhaltig fördern kann. Gründe für die mangelnde Beschäftigung mit diesen Aspekten liegen nach Erfahrung von Marketing Partner hauptsächlich darin, dass die Unternehmen zum einen deren Wichtigkeit verkennen und/oder den Aufwand und die Kosten hierfür scheuen, zum anderen aber fehlt oftmals auch das Wissen um valide Informationsquellen. Ergebnisse 12 | Markteintrittsstrategien Erschließung neuer Märkte im Ausland: Im Rahmen dieses Themas wurden die Unternehmen zu ihrer jeweiligen Strategie bei den letzten beiden Markteintritten befragt. Den Schritt ins Ausland sind die befragten Unternehmen bereits alle gegangen. Bei der Vorbereitung und zur Durchführung eines solchen Vorhabens bedarf es einer umfassenden Strategie, die zum Beispiel die mögliche Form der ausländischen Vertriebseinheit und die Wertschöpfungskette einbezieht. Für einen erfolgreichen Markteintritt ist außer der soliden Vorbereitung aber auch die Wahl des richtigen Zeitpunktes entscheidend. Dabei kommt es interessanterweise nicht unbedingt darauf an, als Erster in einem Markt präsent zu sein. Timing des Markteintritts 42 % der befragten Unternehmen hatten einen späteren Zeitpunkt für den Eintritt in einen neuen Auslandsmarkt gewählt als der Wettbewerb. Nur je 29 % traten als Pionier oder zeitgleich mit Wettbewerbern ein. Besonders die mittelgroßen unter den an der Studie beteiligten Unternehmen (50 %) hatten sich für einen späten Markteintritt entschieden. Abb. 6: Frage: „Welche Strategie des Markteintritts wurde gewählt?“ 50 % 42 % 29 % 29 % 25 % 0% früher Eintritt 32 % 0% später Eintritt 50 % 50 % 25 % zeitgleich mit Wettbewerber 34 % 28 % 18 % 18 % weniger erfolgreiche Unternehmen früher Eintritt 41 % 41 % 38 % mittelmäßig erfolgreiche Unternehmen zeitgleich mit Wettbewerber erfolgreiche Unternehmen später Eintritt In der Regel treten deutsche Unternehmen vergleichsweise spät in internationale Märkte ein. | 13 Ergebnisse Auffällig dabei ist, dass die im neu erschlossenen Markt erfolgreich agierenden Unternehmen tendenziell eher einen späteren Zeitpunkt für ihren Eintritt genutzt hatten. Nach dieser so genannten „Follower-Strategie“ hatte sich die überwiegende Mehrzahl der erfolgreichen Unternehmen gerichtet. Risiken, die die „Pionier-Strategie“ in sich birgt, können demnach bei einem späten Markteintritt besser kontrolliert werden, zudem können die „Follower“ von den Erfahrungen der „Pioniere“ profitieren. Form des Markteintritts Der Großteil (63 %) der teilnehmenden Unternehmen hat sich dabei für die Form einer Tochtergesellschaft, Repräsentanz oder Verkaufsniederlassung und somit für den höchsten Grad der Eigenkontrolle im Ausland entschieden. Unabhängig von Unternehmensgröße und Branche wurde nur in ca. einem Drittel der Fälle eine Variante mit lokalem Partner gewählt, woraus deutlich wird, dass der Wunsch nach möglichst hoher Kontrollierbarkeit die Wahl der Unternehmensform entscheidet. Dies korrespondiert mit dem Ergebnis bei der Frage nach der Beschaffung von Informationen über die Zielmärkte. Aus diesem geht hervor, dass sich 50 % so gut wie gar nicht mit potenziellen Partnern im Zielland beschäftigen. Abb. 7: Frage: „Welche Strategie des Markteintritts wurde gewählt?“ Repräsentanz 17 % 36 % 17 % Vertriebspartner Verkaufsniederlassung Strategische Allianz Joint Venture Beteiligung 10 % 3% 13 % 100%-Tochtergesellschaft 4% Der Wunsch nach möglichst hoher Kontrolle bestimmt die Wahl der Unternehmensform. Bei den untersuchten Unternehmen ab einer Milliarde Euro Umsatz ist die Form der Tochtergesellschaft am stärksten ausgeprägt (50 %). Die Möglichkeiten einer Repräsentanz, eines Vertriebspartners oder einer Verkaufsniederlassung hingegen werden bislang vernachlässigt. Allerdings sind diese Unternehmen eher bereit, sich auf die Verflechtung mit lokalen Partnern einzulassen – wohl nicht zuletzt, weil sie schon allein aufgrund ihrer Größe in Partnerschaften mit lokalen Unternehmen zumeist die Führungsrolle übernehmen. Ergebnisse 14 | Wertschöpfungskette im Ausland Branchenübergreifend setzt die Mehrheit der Unternehmen (64 %) gegenwärtig allein auf den Vertrieb im Ausland. Vor allem die erfolgreichen Unternehmen entscheiden sich dafür (73 %). Unsere zuvor aufgezeigten Erkenntnisse hinsichtlich der Produktionsverlagerung aber zeigen, dass hier ein Umdenken einsetzen wird. Der Anteil der Unternehmen mit Vertrieb und Produktion in den jeweiligen Märkten wird daher deutlich zunehmen. Von den im Rahmen der vorliegenden Studie befragten Unternehmen kommt insbesondere den Vertretern der chemischen Industrie eine Vorreiterrolle zu, da sie bereits heute verstärkt auf den Vertrieb inklusive Weiterverarbeitung und Produktion setzen. Abb. 8: Frage: „Welche Strategie des Markteintritts wurde gewählt?“ Nur Vertrieb Vertrieb und Weiterverarbeitung 28 % Produktion und Vertrieb 64 % 8% Die Mehrheit der Unternehmen scheut sich vor der Weiterverarbeitung im Ausland und wählt die einfachste Variante, den alleinigen Vertrieb. | 15 Ergebnisse Steuerung der internationalen Vertriebseinheiten Circa 40 % der Unternehmen sind mit der Steuerung ihrer internationalen Vertriebseinheiten zufrieden. Bei 91 % der Firmen zeigten sich deutliche Mängel. Die Studie zeigt: Erfolgreiche Steuerung resultiert zum einen aus der intensiven Einbindung aller zentralen Fachbereiche des Unternehmens, zum anderen aus der aktiven Anwendung differenzierter Instrumente durch diese Fachbereiche. 100 % Abb. 9: Frage: „Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit der Organisation und Steuerung Ihrer internationalen Vertriebseinheiten?“ 58 % 50 % 0% 41 % 1% zufrieden mittelmäßig zufrieden nicht zufrieden Ca. 40 % der befragten Unternehmen sind mit der Steuerung ihrer internationalen Einheiten nicht wirklich zufrieden. (Bewertung von 1 = sehr zufrieden bis 6 = sehr unzufrieden; Ö Zusammenfassung 1+2 = zufrieden; 3+4 = mittelmäßig zufrieden; 5+6 = nicht zufrieden) 70 % Bau/Glas/Keramik Konsumgüter Druck & Papier Maschinenbau/ Metall/Kunststoff 30 % 57 % 43 % 57 % 43 % 55 % 43 % 43 % Elektro & Elektronik Chemie 57 % 67 % 33 % Durchschnittswert gesamt 52 % 0% 48 % 50 % zufrieden 2% mittelmäßig zufrieden 100 % nicht zufrieden Ergebnisse 16 | Steuerungsfunktion der Fachbereiche Die Bedeutung unterschiedlicher Unternehmensfachbereiche für die Steuerung ist unterschiedlich stark, erwartungsgemäß spielen Vertriebs- und Exportleitung die weitaus größte Rolle. Bei 82 % der Unternehmen übernehmen diese Bereiche die führende Funktion. Dagegen lenkt das Marketing bei 66 % der Unternehmen nur wenig bis gar nicht. Gleiches gilt für das Produktmanagement, das 60 % der Studienteilnehmer als nicht steuerungsintensiv bezeichnen. 53 % der Befragten sprechen der regionalen Vertriebsleitung wenig Steuerungsfunktion zu, genauso wie 62 % den Branchenverantwortlichen, zu denen auch das Marktmanagement zählt, nur in geringem Maß Lenkungsaufgaben zuerkennen. Um das vorhandene Know-how für den Erfolg des internationalen Vertriebs besser zu nutzen, sollten aber vor allem solche Bereiche deutlich stärker eingebunden werden. Hierzu gilt es oftmals auch, Widerstände in den internationalen Einheiten abzubauen. Das kann beispielsweise durch die gezielte Übertragung von bereits erfolgreich eingesetzten Strategien oder Aktionen geschehen. Abb. 10: Frage: „Welche der folgenden Fachbereiche haben in Ihrem Unternehmen regelmäßige Steuerungsfunktion für internationale Vertriebseinheiten?“ (Bewertung von 1 = sehr stark bis 6 = gar nicht; Ö Zusammenfassung 1+2 = stark; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher wenig) Vertriebsleitung/ Exportleitung 15 % 3 % 82 % Key Account Management/GAM 25 % 58 % Regionale Vertriebsleitung 33 % 47 % Produktmanagement 41 % 41 % Branchenverantwortliche 38 % Durchschnittswert gesamt 51 % 50 % 0% 20 % 18 % 26 % 36 % 34 % Marketing 17 % 33 % 15 % 17 % 50 % stark mittelmäßig 100 % eher wenig Nur bei einer Minderheit erfolgt eine starke Steuerung durch Marketing, Branchenverantwortliche und Produktmanagement. Demgegenüber kommt bei der Mehrheit der Unternehmen dem Key Account Management/Global Account Management bereits heute eine tragende Rolle zu (58 %). | 17 Ergebnisse Die Analyse der Studienergebnisse ergab: Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich dadurch aus, dass eine intensive und differenzierte Steuerung über viele Fachbereiche hinweg stattfindet. Dies lässt sich besonders gut bei Unternehmen im Bereich Maschinenbau/Metall/Kunststoff beobachten. Nur das Produktmanagement bleibt auch bei erfolgreichen Unternehmen eher im Hintergrund. Steuerungsinstrumente Die Nutzung von Steuerungsinstrumenten ist in allen Unternehmen intensiv ausgeprägt, insbesondere Großunternehmen wenden die unterschiedlichsten Maßnahmen auf breiter Linie an. Abb. 11: Frage: „Welche der folgenden Steuerungsinstrumente werden in Ihrem Unternehmen wie intensiv genutzt?“ (Bewertung von 1 = sehr stark bis 6 = gar nicht; Ö Zusammenfassung 1+2 = stark; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher wenig) Budget/ Planvorgaben 84 % Quantitatives Berichtswesen 12 % 4 % 81 % Qualitatives Berichtswesen 17 % 2 % 63 % Transferpreise, differenziert 34 % 60 % 24 % 56 % Projektreporting Transferpreise global 29 % 50 % stark mittelmäßig 5% 31 % 29 % 61 % 0% 5% 47 % 40 % Durchschnittswert gesamt 16 % 39 % 48 % Kundenreporting 3% 10 % 100 % eher wenig Nach wie vor werden vor allem quantitative Instrumente (Budgets/ Berichterstattung) zur Steuerung eingesetzt. Eine entscheidende Rolle spielen vor allem die Budget- und Planvorgaben, die von 84 % stark genutzt werden, ähnlich wie auch das quantitative Berichtswesen bei 81 % der Unternehmen. Transferpreise werden deutlich geringer verwendet, wobei die Mehrzahl auf differenzierte Transferpreise setzt. Dieses Instrument ermöglicht ein genaueres Eingehen auf lokale Besonderheiten, erfordert jedoch einen erhöhten Koordinationsaufwand. Das projekt- und kundenbezogene Reporting als Steuerungsfunktion ist bislang für die meisten Befragten gleichfalls nur von untergeordneter Bedeutung. Ergebnisse Die Intensität der Steuerung ist ein klarer Erfolgsfaktor. Erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich durch eine ausführlichere und gezieltere Steuerung auf allen Ebenen aus. Besonders beim Projektreporting zeigen sie deutliche Stärken gegenüber anderen Unternehmen. Auch werden in erfolgreichen Unternehmen eher globale Transferpreise eingesetzt, ein klarer Hinweis darauf, dass die damit verbundene Einfachheit und Transparenz erfolgsfördernd ist. Weiterhin zeigt die Analyse, dass sich das qualitative Berichtswesen positiv auf den Unternehmenserfolg auswirkt, wohingegen ein starkes Kundenreporting hier offensichtlich wenig Relevanz besitzt. Noch scheut das Gros der Unternehmen den Aufwand, der mit einem ausgefeilten und aussagekräftigen qualitativen Berichtswesen verbunden ist. Gleichwohl hat sich dieses jedoch als zentraler Erfolgsfaktor der Internationalisierung erwiesen und sollte somit von den Unternehmen forciert werden. Hierdurch kann nicht nur der Absatz in den jeweiligen Märkten gesteigert werden, sondern die Unternehmen können darüber hinaus wesentliche Erkenntnisse für die Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen im internationalen Umfeld gewinnen. Auch die hinsichtlich der Informationen über Standortfaktoren und sozio-ökonomische Bedingungen der Zielländer aufgezeigten Lücken können auf diese Weise kostengünstig und effizient geschlossen werden. Variable Vergütungsanteile für Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter Der Einsatz variabler Vergütungssysteme als Steuerungsinstrument ist allgemein relativ schwach ausgeprägt. Insbesondere gilt dies für Aspekte, die im Sinne einer optimalen Steuerung für das gesamte Unternehmen eingesetzt werden können. Nur rund 20 % der Unternehmen setzen beispielsweise Vergütungskomponenten ein, die sich am gesamten in der Wertschöpfungskette erzielten Deckungsbeitrag orientieren – mit der Folge, dass die Arbeitsweise der lokalen Einheiten im Sinne des unternehmerischen Gesamtergebnisses nicht optimal gefördert wird. Dies wird noch dadurch verstärkt, dass sich die Vergütungsbemessung am stärksten an der Erreichung lokaler Ziele orientiert (bei ca. 60 % der Unternehmen sind das die zentralen Faktoren der variablen Vergütung). Betrachtet man den Umfang des variablen Vergütungsanteils, fällt auf, dass dieser bei erfolgreichen Unternehmen deutlich höher ist. Während die erfolgreichen Unternehmen ihre Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter besonders anhand der quantitativen Unternehmensziele Umsatz und auch Deckungsbeitrag vergüten, wird bei den restlichen Unternehmen die Erfüllung individueller Ziele, z. B. aus den Bereichen Projektmanagement, Produktentwicklung oder Entwicklung persönlicher Eigenschaften, als Bemessungsgrundlage eindeutig stärker gewichtet. 18 | | 19 Ergebnisse Abb. 12: Frage: „Wie hoch ist in der Regel der variable Anteil der Vergütung der Führungskräfte und Vertriebsmitarbeiter in den internationalen Vertriebseinheiten?“ (Bewertung von 1 = sehr stark bis 6 = gar nicht; Ö Zusammenfassung 1+2 = stark; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher wenig) 20 % 20 % Elektro & Elektronik 27 % 27 % Konsumgüter 10 % 14 % Druck & Papier 18 % Bau/Glas/Keramik 24 % 18 % Chemie 23 % 11 % 15 % Maschinenbau/ Metall/Kunststoff 0% 25 % Anteil variabel Führungskräfte 50 % Anteil variabel Vertriebsmitarbeiter Orientierung des variablen Vergütungsanteils an den folgenden Parametern: Variable Vergütung quant. Umsatz-Ziele 47 % Variable Vergütung individuelle Ziele 48 % Vergütung lokaler Umsatz 47 % Vergütung lokaler Deckungsbeitrag Vergütung Deckungsbeitrags-Kette 34 % 50 % 32 % 31 % 50 % stark 28 % 25 % 40 % 37 % Durchschnittswert gesamt 0% 21 % 31 % 26 % 18 % 26 % 27 % mittelmäßig 32 % 100 % eher wenig Ergebnisse 20 | Zusammenspiel zentraler und dezentraler Bereiche Hier steht sowohl die gegenseitige Informationsversorgung innerhalb des Unternehmens als auch die Abstimmung und Durchsetzung von unternehmensweiten Strategien, Initiativen und Aktionen im Mittelpunkt der Untersuchung. Quantitatives und qualitatives Berichtswesen Anders als bei der quantitativen Berichterstattung bezüglich Umsatz, Kosten und Deckungsbeiträgen gibt es bei der Mehrzahl der Unternehmen deutliche Defizite hinsichtlich qualitativer Berichterstattung. 56 % der Befragten beurteilen die Berichterstattung über Aspekte wie Markttrends, Wettbewerbsverhalten oder ökonomische Rahmendaten als unzulänglich. Insbesondere auf der Ebene einzelner Kunden sind aber bei beiden Arten des Berichtswesens erhebliche Optimierungspotenziale realisierbar. Beide Berichtswesen werden bisher nur von maximal 50 % der Studienteilnehmer als gut bewertet. Dass dieses Steuerungsinstrument erfolgsfördernd ist, scheinen in erster Linie große Unternehmen, wie auch die erfolgreichen Unternehmen, erkannt zu haben: Den Studienergebnissen zufolge weisen gerade sie im qualitativen Berichtswesen besondere Stärken auf. Nach Branchen betrachtet, ist es die chemische Industrie, die hier eine positive Ausnahme darstellt. Abb. 13: Frage: „Wie beurteilen Sie die quantitative und qualitative Berichterstattung aus den internationalen Einheiten bezüglich folgender Parameter?“ (Bewertung von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend; Ö Zusammenfassung 1+2 = gut; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher schlecht) Berichterstattung gesamt quantitativ 60 % Berichterstattung aggregiert quant. 56 % Berichterstattung Kunden quantitativ 49 % Durchschnittswert quantitativ gesamt 43 % 0% 11 % 6% 7% 55 % 41 % Durchschnittswert qualitativ gesamt 1% 47 % 44 % Berichterstattung aggregiert qual. 43 % 39 % 46 % Berichterstattung gesamt qualitativ 5% 40 % 55 % Berichterstattung Kunden qualitativ 35 % 1% 56 % 3% 53 % 4% 50 % gut mittelmäßig 100 % eher schlecht Mehr als die Hälfte der Unternehmen ist mit dem Ausmaß der qualitativen Berichterstattung nicht zufrieden. | 21 Ergebnisse Themenbezogene Zusammenarbeit von Zentrale und Vertriebseinheiten Die Zusammenarbeit der Zentrale mit den einzelnen internationalen Vertriebseinheiten erfolgt im Hinblick auf einzelne spezielle Aspekte unterschiedlich gut. In der Summe sind nur rund 50 % der Befragten mit der Gesamtheit der themenbezogenen Zusammenarbeit zufrieden. Besonders hakt es bei der internen Weitergabe von Adressen für Aktionen (50 % sind unzufrieden), bei der Umsetzung von Marktstrategien, wie zum Beispiel dem Eintritt in neue Marktsegmente (50 % Unzufriedene), sowie in Bezug auf Branchenstrategien, die sich mit der speziellen Bearbeitung bestimmter Bereiche beschäftigen (59 % sind nicht zufrieden). Weniger unzufrieden äußerten sich die Unternehmen beispielsweise im Hinblick auf zentrale Marketingaktionen (55 % sind zufrieden) und Produktneueinführungen (56 %). Auch eine abgestimmte internationale Preispolitik wird bei über der Hälfte (57 %) der Befragten gut durchgesetzt. Nach Branchen beleuchtet, weist die Konsumgüterindustrie die schwächsten Ergebnisse auf. Maschinenbau/Metall/Kunststoff und die chemische Industrie dagegen sind, was die themenbezogene Zusammenarbeit mit den Vertriebseinheiten anbelangt, gleichmäßig zufrieden. Es zeigt sich, dass umsatzstärkere Unternehmen die Zusammenarbeit insgesamt wie auch qualitativ besser meistern. Abb. 14: Frage: „Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den internationalen Vertriebseinheiten hinsichtlich folgender Themen?“ (Bewertung von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend; Ö Zusammenfassung 1+2 = gut; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher schlecht) Produktneueinführungen 66 % Know-howAufbau vor Ort 33 % 62 % Durchsetzung abgestimmte Preispolitik Umsetzung zentraler Marketing-Aktionen Informationen globale Kunden Lieferung von Adressen für Aktionen Eintritt Marktsegmente 37 % 39 % 4% 55 % 43 % 2% 39 % 50 % 40 % 50 % 48 % 41 % 45 % 41 % Durchschnittswert gesamt 42 % 50 % gut mittelmäßig 7% 10 % 2% 14 % 57 % 53 % 0% 1% 57 % 54 % Preisaktionen, Jubiläumsaktionen Spezielle Bearbeitung best. Branchen 1% 2% 5% 100 % eher schlecht Wirklich zufrieden mit der Zusammenarbeit hinsichtlich Themen sind nur rund 50 % der Unternehmen. Ergebnisse 22 | Gerade bei erfolgreichen Unternehmen findet man eine deutlich bessere Zusammenarbeit im Hinblick auf Produktneueinführungen, Durchsetzung der Preispolitik und Informationen über global tätige Kunden vor. Entscheidend ist auch eine gute Kooperation bei der Weitergabe von Adressen. Daraus lässt sich schließen, dass die enge Zusammenarbeit bei internationalen Aktionen in der Tat eine wesentliche Voraussetzung für Erfolg ist. Zusammenarbeit der zentralen Fachbereiche und Vertriebseinheit Neben der themenbezogenen Zusammenarbeit liegt ein besonderer Fokus auch auf der Kooperation der einzelnen Fachbereiche der Zentrale mit den internationalen Einheiten. Zwar sind mit der Auftragsabwicklung 83 % der Unternehmen sehr zufrieden, aber zwischen allen anderen Fachbereichen läuft es weniger gut. Das Marketing beispielsweise arbeitet bei 48 % der Unternehmen nicht gut genug mit den internationalen Vertriebseinheiten zusammen, beim Markt- bzw. Produktmanagement ist dies bei ca. 40 % der Fall. Tendenziell geben auch hier umsatzstarke Unternehmen ein besseres Bild ab als kleinere Unternehmen. Die Konsumgüterindustrie hinterlässt im Branchenvergleich einen eher mittelmäßigen Eindruck. Abb. 15: Frage: „Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit den internationalen Vertriebseinheiten mit folgenden Bereichen in der Zentrale?“ (Bewertung von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend; Ö Zusammenfassung 1+2 = gut; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher schlecht) Auftragsabwicklung 83 % 17 % AWT/Techn. Support 67 % 31 % 2% Logistik 66 % 33 % 1% Marktmanagement 60 % Produktmanagement 40 % 43 % 56 % Marketing 48 % Durchschnittswert gesamt 51 % 0% 50 % gut 1% 36 % 63 % mittelmäßig 1% 1% 100 % eher schlecht Die Zusammenarbeit zwischen den Fachbereichen funktioniert bei über der Hälfte der Unternehmen gut. Schwächen beim Marketing. Erfolgreicher sind vielmehr die Unternehmen, bei denen die Zusammenarbeit besonders im Marktmanagement stark ist. Dies kann als wesentlicher Hinweis darauf gewertet werden, dass speziell branchenbezogene Marktkenntnisse in der Zentrale den internationalen Erfolg begünstigen. | 23 Ergebnisse Kompetenz und Motivation der Mitarbeiter in der Zentrale Circa 41 % der Unternehmen sind mit der Kompetenz und der Einstellung ihrer Mitarbeiter nicht zufrieden, wobei Mitarbeiter umsatzstärkerer Unternehmen generell bessere Ergebnisse erzielen. Defizite bei der Kenntnis lokaler Besonderheiten und besonderer Anforderungen internationaler Kunden stellen rund 50 % der Befragten fest. Im Branchenvergleich fällt besonders die chemische Industrie durch mittelmäßige Ergebnisse auf – und dies trotz ihrer internationalen Stellung. Abb. 16: Frage: „Wie beurteilen Sie die Kompetenz/Einstellung der Mitarbeiter in der Zentrale bzgl. internationaler Märkte im Hinblick auf folgende Bereiche?“ (Bewertung von 1 = sehr gut bis 6 = ungenügend; Ö Zusammenfassung 1+2 = gut; 3+4 = mittelmäßig; 5+6 = eher schlecht) Eingehen nationale Besonderheiten 70 % Fremdsprachenkenntnisse 27 % 55 % Anforderungen int. Kunden 42 % 62 % Lokale Besonderheiten Durchschnittswert gesamt 50 % 58 % 0% mittelmäßig 3% 3% 39 % 50 % gut 3% 35 % 47 % 3% 3% 100 % eher schlecht Bei mehr als einem Drittel der Befragten weisen die Mitarbeiter Defizite in Kenntnis und Einstellung bzgl. internationaler Märkte auf. Deutlich bessere Kompetenz ihrer Beschäftigten über alle Bereiche hinweg verzeichnen die erfolgreich operierenden Unternehmen. Auffällig sind hier vor allem die besseren Fremdsprachenkenntnisse der Mitarbeiter. Um die von zahlreichen Unternehmen bemängelten Werte zu verbessern, empfiehlt es sich zum einen, stärker in gezielte Trainingsmaßnahmen (z. B. Fremdsprachen, kulturelles Verständnis) zu investieren. Zum anderen wäre auch hier ein umfassendes qualitatives Berichtswesen hilfreich: Die Marktkenntnis und das Verstehen fremder Märkte könnten deutlich verbessert werden. Ergebnisse 24 | Global Account Management Bis auf die Konsumgüterindustrie hat die Mehrheit aller Branchen ein Global Account Management eingeführt und damit gute Erfahrungen erzielt. Demnach funktioniert zur Betreuung der (zumeist wenigen) global tätigen Kunden im Rahmen des Global Account Managements die Zusammenarbeit zwischen Zentralbereichen und lokalen Vertriebseinheiten deutlich besser als im Rahmen der generellen Vertriebsarbeit. Vorreiter im Global Account Management ist der Bereich Maschinenbau/Metall/ Kunststoff mit ca. 70 % der Branche. Abb. 17: Frage: „Verfügt ihr Unternehmen über ein Global Account Management, d. h. eine institutionalisierte Form der Betreuung von global tätigen Kunden mit strategischer Bedeutung?“ Anteil der Unternehmen mit Global Account Management „ja“ 100 % 71 % 67 % 60 % 57 % 50 % 0% 57 % 43 % Maschinenbau/ Metall/ Kunststoff Chemie Bau/ Glas/ Keramik Druck & Papier Konsumgüter Die Mehrheit in fast jeder Branche hat ein Global Account Management. Elektro & Elektronik | 25 Ergebnisse Allerdings führt das Global Account Management in vielen Fällen nicht zu einer Steigerung des Deckungsbeitrages mit den globalen Kunden. Die mithilfe dieses Instruments realisierbaren Kostensenkungseffekte werden offenbar durch den von den globalen Kunden verstärkt ausgeübten Preisdruck überlagert. Erfolgreiche Unternehmen schreiben ihrem Global Account Management höhere Erfolge zu als weniger erfolgreiche Unternehmen, wodurch es als Erfolgsfaktor bestätigt wird. Abb. 18: Frage: „Hat das Global Account Management zur Verbesserung der folgenden Parameter beigetragen?“ 6 (Angaben: 1 = volle Zustimmung bis 6 = keine Zustimmung) 44 33 22 11 Kenntnis quanti- AbstimAnreizgute ITVerbesAusVerbesInfo an Info Anforde- tativer mung Unter- systeme Kompe- serung weitung serung lokale von rungen Überblick mit tenz DB Verhält- Umsätze Ein- stützung unterlokalen int. über lokaler Einheiten heiten bei int. stützen GAMnis Kunden MA's Kunden int. VE Kunden GAM gut Kunden reibungslos Maschinenbau/Metall/Kunststoff Chemie Bau/Glas/Keramik Druck & Papier Konsumgüter Elektro & Elektronik Insgesamt ist die Etablierung eines GAM offensichtlich erfolgreich, auch wenn es partielle Optimierungsmöglichkeiten gibt. Erfolgsfaktoren für das internationale Management Erfolgsfaktoren für das internationale Management Mithilfe von multivariaten Analyseverfahren wie der Cluster-, Faktoren- und der Regressionsanalyse können auf Basis der dadurch gewonnenen Erkenntnisse und der zuvor erfolgten Diskussion vier zentrale Faktoren, die erfolgskritisch für das Management von internationalen Vertriebseinheiten sind, abgeleitet werden. Gerade für die weitere Erschließung von Regionen mit hohen Marktpotenzialen für deutsche Unternehmen (bspw. in Osteuropa oder auch Asien) kommt es darauf an, Fehler, die bei der bisherigen Internationalisierung gemacht wurden, nicht zu wiederholen. Steuerung An erster Stelle ist hierbei die Steuerung der Einheiten zu nennen. Dies betrifft sowohl eine breite Steuerung durch unterschiedliche Fachbereiche im Rahmen der jeweiligen Kernkompetenzen. Aber auch der Einsatz eines breiten Spektrums von Instrumenten wirkt sich in hohem Maße erfolgsfördernd aus. Besonders hervorzuheben ist hierbei die Bereitschaft der internationalen Einheiten, Informationen gerade im qualitativen Bereich umfassend zur Verfügung zu stellen. Vergütungssysteme Die Bedeutung der Vergütungssysteme für den Erfolg wird weithin unterschätzt. Nur wenige Unternehmen orientieren sich hierbei an Zielgrößen, die lokalen Erfolg und Erfolg des Gesamtunternehmens gleichermaßen prämieren. Gerade erfolgreiche Unternehmen zeichnen sich aber durch eine ausgewogene Gestaltung dieser Faktoren sowie durch einen insgesamt höheren variablen Vergütungsanteil aus. Kompetenz Ebenfalls eine wichtige Rolle spielen die Kompetenz und die Einstellung der Mitarbeiter bei internationalen Aufgaben. Erfolgreich sind insbesondere die Unternehmen, deren Mitarbeiter sich auf Basis fundierten Wissens und entsprechender Kenntnisse (auch im sprachlichen Bereich) gezielt und konsequent auf das Zielland einstellen können. Global Account Management Nachdrücklich bestätigt wurde die Erfolgsrelevanz eines funktionierenden Managements für internationale/globale Kunden. In Zeiten zunehmender Globalisierung ist es für international tätige Unternehmen ein Muss, Kunden auf allen Kontinenten gleichermaßen gut zu betreuen. 26 | | 27 Zu Marketing Partner Marketing Partner Marketing Partner (www.marketingpartner.de) ist eine Beratungs- und Agenturgruppe für Marketing und Vertrieb. Sie begreift sich sowohl als Unternehmensberatung wie auch als kreativer Agenturverbund für absatzfördernde Kommunikation und Qualifizierung von Mitarbeitern, der auf neu definierte, interdisziplinäre Arbeitsprozesse setzt: Aufgabengerecht zusammengestellte Spezialistenteams erarbeiten innovative Strategien und setzen kreative Konzepte um. Der integrierte Ansatz gewährleistet, dass sich entwickelte Ideen und Empfehlungen eng am Markt orientieren und effizient umsetzen lassen. Zu den Kunden von Marketing Partner zählen Unternehmen wie Deutsche Bahn, T-Com, T-Online, Volkswagen oder Vaillant. Marketing Partner wurde 1989 in Wiesbaden gegründet. Gemäß dem Motto „We create sales results“ arbeiten heute mehr als 100 Spezialisten unter einem Dach an Marketing- und Vertriebskonzepten und entwickeln Strategien zur Absatzförderung. Gründung 1989 heute MP Marketing Partner AG Referenzkunden Deutsche Bahn AG Lufthansa Cargo AG T-Online International AG Volkswagen AG Marketing Partner Leistungen im Überblick Market Intelligence Marketing Management Sales Communication Sales Management Relationship Management Business Design Brand Management Marketing Partner Unter den Eichen 5 65195 Wiesbaden www.marketingpartner.de Pressekontakt: Torsten Lorenz Public Relations MP Marketing Partner AG (Holding) [email protected] Tel. 06 11-9 52 71-1 35 Notizen 28 | | 29 Impressum Studie: Sales Results in Marketing und Vertrieb – Organisation und Steuerung des internationalen Vertriebs Ergebnisse einer branchenübergreifenden empirischen Studie im produzierenden Gewerbe basierend auf einer Expertenbefragung Herausgegeben von Marketing Partner MP Marketing Partner AG Unter den Eichen 5 65195 Wiesbaden www.marketingpartner.de [email protected] Pressekontakt: Torsten Lorenz Public Relations MP Marketing Partner AG (Holding) [email protected] Tel. 06 11-9 52 71-1 35