Pankreas - Thieme Connect

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Pankreas
6.1 Umschriebene Pankreasläsionen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301
6.2 Entzündungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308
6.3 Verletzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 311
Die häufigsten Erkrankungen des Pankreas sind maligne Tumoren und akute oder chronische Entzündungen. Der Sonografie
kommt bei der Diagnostik dieser Erkrankungen die Rolle zu, frühzeitig die Weichen für die weitere Diagnostik zu stellen.
Trotz allem hat die Leistungsfähigkeit des Ultraschalls ihre Grenzen:
Trotz des häufigen Einsatzes der Sonografie werden Pankreaskarzinome erst in fortgeschrittenem Stadium diagnostiziert,
denn (uncharakteristische) Symptome, die Anlass zur Untersuchung geben könnten, treten erst relativ spät auf.
Ein normaler Ultraschallbefund schließt eine Pankreatitis nicht
aus. Aufgabe der Sonografie (und anderer bildgebender Verfahren) ist es vielmehr, Komplikationen oder assoziierte Phänomene wie Abszesse, Nekrosehöhlen, Pseudozysten, Verkalkungen, Aszites oder Aufstau der Gallenwege nachzuweisen.
Erfahrungsgemäß gelingt es mittels Ultraschall nicht mit ausreichender Sicherheit, das gesamte Ausmaß einer Pankreaserkrankung zu demonstrieren. Wenn also aufgrund des Sonografiebefundes, der Laborbefunde oder der klinischen Symptomatik eine Pankreaserkrankung angenommen werden muss,
ist in der Mehrzahl der Fälle eine CT obligat, ggf. ergänzt
durch die endoskopische retrograde Cholangiopankreatikografie (ERCP). Diese ist zudem in der Lage, auch subtile Veränderungen des Pankreasganges (z. B. bei chronischer Pankreatitis) darzustellen, oder auch gezielt die Lokalisation und
die Ursache einer Gallenwegsobstruktion zu demonstrieren.
Eine Bereicherung der sonografischen Diagnostik vor allem
kleiner Pankreasprozesse stellen die intraoperative und die
endoskopische Sonografie dar. Erstere gestattet einen praktisch
ungehinderten Zugang und die Verwendung höherfrequenter,
hoch auflösender Linearschallköpfe. Sie hat sich besonders zum
Nachweis kleiner endokrin aktiver Tumoren bewährt. Endoskopische Schallköpfe sind hochfrequente Sektorschallköpfe, die
auf einem Gastroskop oder Duodenoskop montiert sind. Sie bieten hohe Auflösung und guten Zugang, allerdings um den Preis
schwieriger anatomischer Orientierung. In der Hand des Geübten
kann die endoskopische Sonografie den entscheidenden Ausschlag zum Nachweis oder Ausschluss eines kleinen Pankreaskopf- oder Pankreaskorpustumors geben. Bei großen Prozessen
allerdings liefern die konventionelle Sonografie und vor allem
die CT ein wesentlich übersichtlicheres Bild. Bei Patienten mit
chronischer Pankreatitis lässt sich das Organ wegen seiner Inhomogenität und der starken Schallabsorption mittels endoskopischer Sonografie oft genauso schlecht beurteilen wie mit der
konventionellen Sonografie.
6.1
C
Umschriebene
Pankreasläsionen
6.1.1 Tumoren
▶ Exkurs. Pankreaskarzinom
Trotz vergleichsweise niedriger Inzidenz (3–4 jährliche Neuerkrankungen auf 100 000 Einwohner) liegt das Adenokarzinom des Pankreas an 4. Stelle der Krebstodesursachen bei Männern wie bei Frauen.
Es geht meist vom Gangepithel aus (duktales Adenokarzinom). Da
das Adenokarzinom meist erst spät unspezifische Symptome hervorruft und früh metastasiert, ist es meistens zum Zeitpunkt der
Diagnose aufgrund folgender Befunde bereits inoperabel:
Infiltration oder Verschluss der Pfortader, der V. mesenterica superior, des Truncus coeliacus oder der A. hepatica communis (je nach
Entstehungsort des Tumors).
Metastasen am Truncus coeliacus, periportal, parakaval oder paraaortal.
Fernmetastasen (Leber, Lunge, Peritonealkarzinose).
Die Symptome des Adenokarzinoms sind unspezifisch:
Schmerzen im Oberbauch oder im Rücken (Infiltration von Nerven,
Begleitpankreatitis).
Inappetenz.
Alarmsymptome sind:
Verschlussikterus aufgrund des Verschlusses des Ductus choledochus.
Paraneoplastische Syndrome (rezidivierende Venenthrombosen,
Thrombophlebitis migrans).
Das Pankreasschwanzkarzinom verursacht oft keine Symptome.
Leber- oder Lungenmetastasen sind oft ein Zufallsbefund, und erst
deren Abklärung führt zur Diagnose.
Zur Diagnostik s. Tab. C-6.1.
Selten tritt das Adenokarzinom im Bereich der Papilla Vateri auf.
Dann ist die Prognose oft günstiger als bei Adenokarzinomen anderer
Lokalisation, weil das Papillenkarzinom den Ductus choledochus
frühzeitig verschließt und somit frühzeitig einen Ikterus hervorruft.
Außerdem zeigt es eine langsamere lokale Progredienz und spätere
Metastasierung.
Findet sich bei der Laparotomie ein nicht infiltrierendes Adenokarzinom und sind die regionalen Lymphknoten frei von Metastasen, ist
eine kurative Therapie z. B. mittels Whipple-Operation (beim Pankreaskopfkarzinom) oder Linksresektion (bei Pankreaskarzinomen
des Korpus und der Kauda) möglich. Andernfalls dient die Operation
nur noch zur Palliation (z. B. biliodigestive Anastomose, Gastrojejunostomie). Steht bereits präoperativ fest, dass ein Tumor inoperabel
ist, sind zur Palliation minimalinvasive Verfahren vorzuziehen (z. B.
endoskopische Stentplatzierung).
Andere Karzinome wie das pleomorphe Riesenzellkarzinom sind
selten. Hinsichtlich der Diagnostik und Therapie unterscheiden sie
sich nicht vom duktalen Adenokarzinom; ihre Prognose ist keinesfalls besser, eher schlechter.
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6
302
C
C-6.1
6 Pankreas
Diagnostikprogramm bei Verdacht auf
Pankreaskarzinom
C-6.1
Karzinom des Pankreaskorpus
a
±
±
V. renalis
A. mesenterica sup.
±
±
±
Leber
±
Aorta
Man erkennt eine ca. 2,5 cm messende, zentral echoarme
Raumforderung (Pfeile), die die Kontur des Pankreas auftreibt.
a Querschnitt und b Längsschnitt im Epigastrium.
Beachte in a, dass der Tumor bis ganz an das Lumen der
A. mesenterica superior heranreicht – die umgebende Fettgewebsmanschette (der helle „Hof“ um die Arterie) ist völlig
aufgebraucht. Damit ist der Tumor inoperabel.
nicht durch eine massive Darmgasüberlagerung erschwert
wird. Ein Trick besteht darin, die bei diesen Patienten oft erweiterte Gallenblase als Schallfenster zu benutzen. Dies geht oft
in Linksseitenlage besonders gut. Pankreasschwanztumoren
sind von ventral aus darstellbar, wenn sie im proximalen Teil
des Pankreasschwanzes liegen (Abb. C-6.6); bei weiter distal
gelegenen Karzinomen ist dies oft schwierig. Ein Zugang von
links, durch die Milz (Abb. C-6.3), ist einen Versuch wert, hat
aber auch seine Grenzen. Bei manchen Tumoren ist infolge des
hohen Stromaanteils und der Fibrose die Schallabsorption so
stark, dass sie sonografisch kaum erkennbar sind (Abb. C-6.4).
▶ Merke.
Es kommt vor, dass trotz guter Schallbedingungen
ein Pankreastumor im Ultraschall nicht erkennbar ist, insbesondere bei Tumoren der Papilla Vateri (s. Abb. C-6.8).
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Aorta
b
Adenokarzinom
Das duktale Adenokarzinom des Pankreas ist, trotz aller Fortschritte in Diagnostik und Therapie, eines der düstersten Kapitel
der Onkologie. Es ist, wie viele andere Karzinome auch, reich an
Stroma, das auf Stimulation durch den Tumor hin gebildet wird.
Zellreiche, bindegewebearme Tumoren sind eher selten. Entsprechend schwer ist die Echostruktur des Tumors vorherzusagen: Sehr bindegewebereiche Tumoren können relativ echodicht und damit schwer erkennbar sein. Das kleine Pankreaskarzinom hebt sich meist echoarm vom echodichteren Pankreas
ab (Abb. C-6.1). Schwierig ist der Nachweis bei echoarmem Pankreas, also vor allem bei jüngeren Patienten, oder bei diffus infiltrierenden Tumoren. Wichtiger Hinweis auf einen Tumor ist deshalb auch jede umschriebene Auftreibung des Organs. Besonders
im Pankreaskopf gilt ein Quer- oder Sagittaldurchmesser von
mehr als 2,5 cm zunächst als verdächtig. Die Form des Pankreas
ist aber sehr variabel; vielfach handelt es sich zum Glück um
habituelle Varianten.
Mit der Kontrastmittel-Sonografie kann im Zweifelsfall eine Abklärung versucht werden. Das normale Pankreas ist gut durchblutet und nimmt rasch Kontrastmittel auf. Pankreaskarzinome
sind aufgrund ihres hohen Bindegewebegehaltes schwächer
durchblutet und heben sich daher oft gut vom Parenchym ab.
Große, die Organgrenzen weit überschreitende Adenokarzinome
können erstaunlich schwer darstellbar sein, insbesondere, wenn
das Organ selbst vollständig aufgebraucht ist, oder wenn eine
diffuse Infiltration der Umgebung vorliegt. Häufig wirkt der Befund auf den Untersucher lediglich „unübersichtlich“. Wichtige,
indirekte Hinweise sind Verschlüsse großer Gefäße (Pfortader,
Vv. mesenterica superior und lienalis oder A. hepatica).
Tumoren im Pankreaskopf oder im Pankreaskörper sind mit der
Sonografie meist gut darstellbar (Abb. C-6.2), wenn der Zugang
±
Confluens venae portae
Leber
±
Oberbauchsonografie (obligat)
CT oder MRT des Pankreas (obligat). Die MRT ist der CT nicht
grundsätzlich überlegen.
endoskopische retrograde Pankreatikografie (ERP) oder
MRCP zur Darstellung des Pankreasgangsystems bei Verdacht
auf eine intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN)
endoskopische Sonografie in Zweifelsfällen sowie bei
Verdacht auf IPMN
Amylase, Lipase, Tumormarker im Serum: Leicht erhöhte
Werte für CEA und CA 19-9 können unspezifisch sein, müssen
aber kontrolliert werden. Sehr hohe Werte müssen definitiv
abgeklärt werden, ggf. einschließlich Probelaparotomie.
Cave: Beide Marker sind nicht pankreasspezifisch, erhöhte
Werte finden sich auch bei anderen gastrointestinalen
Tumoren oder extraabdominalen Adenokarzinomen,
z. B. der Lunge.
Bei negativen Untersuchungsergebnissen trotz klinischen
Verdachts frühzeitige Laparotomie, ggf. mit intraoperativer
Sonografie des Pankreas. Die Nadelbiopsie bei potenziell
operablen Tumoren ist umstritten (falschnegative Resultate,
Tumorzellverschleppung).
Bei großen, fortgeschrittenen Prozessen Diagnosesicherung
mit Ultraschall- oder CT-gesteuerter Punktion. Cave: Die
Unterscheidung zwischen Pankreatitis und Karzinom kann
Probleme bereiten, wenn bei einem Tumor eine Begleitpankreatitis vorliegt, da u. U. nur die entzündlich veränderte
Umgebung biopsiert wird.
C-6.2
6.1 Umschriebene Pankreasläsionen
Pankreaskarzinom im Kopf-Korpus-Übergang
±
a
±
±
±
Aorta
A. mesenterica sup.
a Querschnitt im Epigastrium. Der Tumor (Pfeile) hebt sich echoarm vom echodichten Pankreas (gestrichelte Linie) ab. Dorsal
erreicht er die A. mesenterica superior, aber die fast zirkuläre
Infiltration erkennt man besser in der CT.
b
Leber
Confluens v. portae
A. mesenterica sup.
Niere
ø
†
Pa
nk
rea
s
±
Milz
Aorta
V. renalis sin.
Niere
b CT beim selben Patienten nach Kontrastmittelinfusion. Die
Gefäße sind stark kontrastiert. Der Tumor ist hypodens und
infiltriert breit die A. mesenterica superior.
C-6.3
Translienaler Schnitt – Pankreasschwanzkarzinom
Unregelmäßig konturierte Raumforderung mittlerer
Echogenität.
303
Folgende Begleitphänomene sind zu beachten:
Erweiterung des Gallen- oder Pankreasganges bei Tumoren
des Pankreaskopfes oder des Kopf-Korpus-Übergangs (Abb. C6.5, Abb. C-6.7 und Abb. C-6.8). Wenn die Darstellung des
Pankreaskopfes Schwierigkeiten macht, kann man versuchen,
diese Gangstrukturen bis zur vermuteten Obstruktion weiterzuverfolgen. Ein erweiterter Pankreasgang wird leicht übersehen: Das Auge ist bereits an 2 quer im Oberbauch verlaufende tubuläre Strukturen gewöhnt, nämlich an die A. und
V. lienalis, sodass eine dritte Gangstruktur nicht auffällt. Der
Pankreasgang verläuft aber nicht so glatt wie die harmonisch
geschwungenen Milzgefäße, sondern wirkt etwas „krakelig“.
Mit dem Farb-Doppler lässt sich das Problem elegant lösen,
doch auch im B-Bild hilft die Anatomie weiter: Die V. lienalis
führt in die Pfortader, der Pankreasgang zur Papille.
Atrophie von Pankreasschwanz und Pankreaskörper, evtl.
verbunden mit einer Gangdilatation (Abb. C-6.7). Die Atrophie
ist letztlich Folge des Aufstaus von Pankreassekret. Eine Verschmälerung der Drüse ist hoch verdächtig auf ein Pankreaskarzinom, meist im Kopfbereich.
Infiltration bzw. Kompression der Pfortader, der V. lienalis,
der V. mesenterica superior oder der Äste des Truncus coeliacus. Von einer Infiltration ist auszugehen, wenn diese Gefäße
trotz guter Darstellbarkeit der Region nicht abgrenzbar sind.
Die Bewertung diskreterer Zeichen wie des Fehlens des Wandreflexes eines an den Tumor angrenzenden Gefäßes erfordert
viel Erfahrung. Der Farb-Doppler ist für die Identifizierung einzelner Gefäße hilfreich.
Verschluss des Ductus choledochus mit Aufstau der Gallenwege. Oft ist der Verschlussikterus das erste Symptom der Erkrankung. Gelegentlich gelingt es auch dann, den Gangabbruch
sonografisch darzustellen, wenn der Tumor sich nicht von der
Umgebung abhebt (Abb. C-6.8, s. auch Abb. C-6.2).
Lymphknotenmetastasen in der Nachbarschaft des Pankreas, am Tr. coeliacus, in der Leberpforte oder weiter kaudal
im Retroperitoneum. Diese weisen auf ein fortgeschrittenes
Krankheitsstadium hin und werden vielfach als Zeichen der
Inoperabilität bewertet. Lymphknotenmetastasen sind in der
Sonografie oval oder rundlich und meist größer als 1 cm im
Querdurchmesser. Ihre Echostruktur ist variabel: Echoarme
Metastasen kommen ebenso vor wie echodichte Herde. Besonders schwierig zu erkennen sind Metastasen mit gleicher Echodichte wie die Leber, weil sie sich in der Leberpforte nur
schwach abheben.
Lebermetastasen. Auch bei sonografisch unauffälligem Leberbefund liegt häufig bereits eine Mikrometastasierung vor, die
erst im weiteren Verlauf manifest wird.
Aszites. Dieser ist in der Regel Ausdruck einer Peritonealkarzinose, also eines inoperablen Tumors.
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C
304
C-6.4
C
6 Pankreas
Großes, nach retroperitoneal infiltrierendes Pankreaskorpus- und -schwanzkarzinom
c
a
Pankreas
±
Leber
Truncus
coeliacus
Pankreas
‚
å
±
±
Milz
Niere
±
Pankreas
±
b
±
±
Truncus coeliacus
C-6.5
Querschnitt im Epigastrium – Dilatation von
Pankreasgang und Ductus choledochus bei
Papillenkarzinom
a Querschnitt im Epigastrium. Man erkennt das echodichte Pankreasparenchym, aber der Tumor (Pfeile) ist nur eine verwaschen
echoarme Region. Solche Befunde werden oft nicht als pathologisch
wahrgenommen.
b Die Farb-Doppler-Sonografie zeigt, dass sich in der Masse der Truncus coeliacus verbirgt – immerhin ein Verdachtsmoment.
c Erst die CT nach Kontrastmittelinfusion (arterielle Phase) zeigt die
wirkliche Ausdehnung des Tumors mit vollständiger Einmauerung
des Truncus coeliacus und breitem Einbruch ins Retroperitoneum.
C-6.6
Querschnitt im Epigastrium –
Pankreasschwanzkarzinom (Pfeile)
Confluens v. portae
±
±
Pankreas
Duodenum
D. choledochus
Aorta
±
Der Tumor selbst war sonografisch nicht darstellbar.
±
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Nebennieren
C
C-6.7
6.1 Umschriebene Pankreasläsionen
Querschnitt im Epigastrium – Dilatation des
Pankreasganges bei Pankreaskopftumor
305
dungen zur Therapie sollten an spezialisierten Zentren erfolgen.
Hauptgang-IPMN sollten stets, sofern möglich, operiert werden.
Bei den Seitenast-Typen ist die Abwägung schwieriger. Die „International Consensus Guidelines for the Treatment of Branch Duct
IPMN“ von 2006 sehen vor, dass ein konservatives Vorgehen mit
Verlaufskontrollen sinnvoll ist, sofern der Befund kleiner als 3 cm
ist, keine soliden Anteile nachweisbar sind, die zentralen Gänge
nicht erweitert sind und keine klinischen Symptome bestehen.
Dass der Ausschluss kleinerer, solider Anteile mit dem transabdominalen Ultraschall nicht möglich ist, liegt auf der Hand. Die
Prognose ist bei kurativer Operation in jedem Fall besser als
beim duktalen Adenokarzinom.
Endokrine Pankreastumoren
Die Weite des Pankreasganges beträgt mehr als 1 cm,
das Parenchym ist atrophiert.
C-6.8
Längsschnitt im rechten Oberbauch –
Papillenkarzinom
Das Ultraschallbild (wieder dient die erweiterte Gallenblase als
Schallfenster!) zeigt bei der ikterischen Patientin den erweiterten,
stumpf abbrechenden Ductus choledochus. Der Tumor selbst ist
nicht erkennbar.
Intraduktale papilläre muzinöse Neoplasie (IPMN)
Die IPMN ist ein Tumor, der von den Gangepithelien ausgeht, welche innerhalb der Gänge knötchenförmige Auftreibungen verursachen und einen zähen, viskösen Schleim produzieren. Man
unterscheidet einen Hauptgang- (main duct) und einen Seitenast-Typ (branch duct type) sowie eine Kombination aus beiden.
Die Mehrzahl der Befunde liegt im Pankreaskopf. Nach der Literatur fallen ca. 30 % der Tumoren bei einer bildgebenden Untersuchung zufällig auf. Klinisch bestehen bei den übrigen Patienten
unspezifische Oberbauchschmerzen, Inappetenz – kurz: Symptome wie bei einer chronischen Pankreatitis. Während der
Hauptgangtyp regelhaft invasiv wird, ist das Malignisierungspotenzial beim Seitenast-Typ deutlich geringer. Sonografisch erkennt man dilatierte Gangstrukturen, in Einzelfällen auch umschriebene echofreie Herde, die wie Zysten aussehen. Eine nähere
Eingrenzung durch den transabdominalen Ultraschall allein ist
nicht hinreichend sicher möglich. Eine Abklärung mit MRT, endoskopischem Ultraschall und evtl. ERC ist daher obligat. Entschei-
Sie machen weniger als 10 % aller Pankreastumoren aus. Die Einteilung erfolgt nach dem Sekretionsprodukt. Man unterscheidet:
Gastrinome (meist maligne und zum Zeitpunkt der Diagnose
inoperabel)
Insulinome (meist benigne)
Glukagonome
VIPome (VIP = vasoactive gastrointestinal peptide)
nicht sezernierende, neuroendokrine Tumoren
Es können mehrere endokrin aktive Tumoren gleichzeitig vorliegen
(„MEN“ = multiple endokrine Neoplasien).
Die Symptome sind in der Regel zunächst hormonbedingt; lokale
Symptome treten später auf. Hormonbedingte Symptome sind:
Bei Gastrinomen rezidivierende, nicht beherrschbare Magen- und
Duodenalulzera, teilweise in atypischer Lage (z. B. große Kurvatur).
Bei Insulinomen Nüchternhypoglykämien, Adipositas durch ständigen Esszwang („Insulinmast“). Auch atypische Verläufe mit
Synkopen oder Psychosyndrom sind möglich.
Bei Glukagonomen Diabetes mellitus.
Bei VIPomen wässrige Durchfälle, Hypokaliämie, verminderte HClSekretion (WDHH-Syndrom = Watery Diarrhea, Hypokalemia,
Hypochlorhydria).
Nicht sezernierende Tumoren zeigen ausschließlich lokale Symptome.
Zur Diagnostik s. Tab. C-6.2
Die Therapie ist meist operativ; die symptomatische Therapie bei
inoperablen endokrin aktiven Tumoren besteht u. a. aus der Gabe
des Somatostatinanalogons Octreotid und Verabreichung von
Antidiarrhoika.
Nicht selten sind endokrine Pankreastumoren, obwohl sie
Beschwerden verursachen, so klein, dass ihr Nachweis mit bildgebenden Verfahren problematisch ist. Da auch intraoperativ
der Nachweis Schwierigkeiten bereiten kann, hat sich die intraoperative Sonografie in der Hand des Geübten als wertvolle
Hilfe erwiesen. Diese erlaubt es, hoch auflösende, hoch frequente
Schallköpfe bei ungehindertem Zugang zu verwenden. Die meisten endokrinen Pankreastumoren sind deutlich echoarm.
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▶ Exkurs. Endokrine Pankreastumoren
C
C-6.2
6 Pankreas
Diagnostikprogramm bei Verdacht auf
endokrinen Pankreastumor
Anamnese: wichtig – gezielte Fragen nach den o. g.
Symptomen!
endokrinologische Diagnostik:
▪ Gastrinome: Gastrinnachweis im Serum, Säuresekretion
in den Magensaft basal und nach Stimulation durch
Pentagastrin
▪ Insulinome: Hungerversuch über 24 h (stationär wegen
der Gefahr von Hypoglykämien!) mit Bestimmung von
Insulin, C-Peptid und Glukose im Serum
▪ VIPome, Gastrinome: Hormonnachweis im Serum
Lokalisationsdiagnostik:
▪ Sonografie
▪ CT: frühe, starke Kontrastmittelanreicherung im Tumor
▪ Nuklearmedizin: Wichtige nuklearmedizinische Verfahren
sind die Octreotid-(Somatostatin-Rezeptor-) Szintigrafie
sowie, als derzeit empfindlichstes Verfahren, die
68Ga-DOTA-TOC-Positronenemissionstomografie.
ggf. Probelaparotomie mit intraoperativer Sonografie oder,
beim Insulinom, intraoperativer Kalziumstimulation:
Bei Injektion von Kalzium in einen das betroffene Segment
versorgenden Arterienast setzt das Insulinom vermehrt
Insulin frei. Dies lässt sich anhand sequenzieller Messungen
der Insulinserumkonzentration nachweisen.
Merke: Die Lokalisation eines endokrinen Pankreastumors ist
mit allen bildgebenden Verfahren schwierig. Dies liegt nicht nur
an der oft geringen Größe der Tumoren, sondern auch daran,
dass diese in ungewöhnlicher Lokalisation (z. B. Magen, Darm)
und auch multipel auftreten können.
6.1.2 Andere umschriebene
Pankreasläsionen
Solide Läsionen
Pseudotumoren sind echoarme Zonen, meist dorsal des Pankreaskopfes, die in der Regel dem retropankreatischen Fettpolster (Abb. C-6.9) – das auch bei schlanken Patienten anzutreffen ist – oder einem Anschnitt des Duodenums entsprechen.
Das Pankreasadenom ist eine seltene, gutartige Neubildung, die
sich meist echoarm vom Pankreas abhebt. Da die Unterscheidung
vom Karzinom mit bildgebenden Verfahren nicht mit ausreichenC-6.9
Querschnitt im Epigastrium – Pseudotumor des
Pankreas
Confluens und V. lienalis
n
Pa
±
A. mes. sup
nz
wa
± ±
±
±
ch
ass
kre
±
Pankreaskopf
Aorta
V. cava inf.
Wirbelkörper
mit Schallschatten
Das Fettgewebe an der Dorsalfläche des Pankreas (Pfeile) kann
wie ein echoarmer Tumor aussehen.
der Sicherheit möglich ist, wird die Diagnose meist histologisch
am Operationspräparat gestellt.
Duodenaldivertikel
Hierbei handelt es sich um echte Divertikel, die sich in den
Pankreaskopf hinein erstrecken und häufig Luft enthalten. Sonografisch sieht man dementsprechend einen echoharten Reflex
mit distaler Schallauslöschung. Verwechslungen mit Kalk sind
möglich.
Zystische Läsionen
▶ Exkurs. Zystische Pankreasläsionen
Solitäre Zysten treten sporadisch auf und haben keine klinische
Bedeutung.
Multiple Zysten sind oft angeboren. Beim Von-Hippel-LindauSyndrom kommen sie gemeinsam mit Nierenzysten vor.
Pseudozysten bilden sich nach akuter oder bei chronischer Pankreatitis durch Gewebeandauung. Anamnese, Lipase und Amylase
im Serum überprüfen!
Das seröse, mikrozystische Adenom ist ein gutartiger, aus kleinen
Zysten bestehender Tumor, der extrem langsam wächst und wenig
Symptome verursacht. Der Erkrankungsgipfel liegt jenseits des
60. Lebensjahres. Nicht immer wird der Tumor entfernt; bei eingeschränkter Operabilität ist es angesichts der guten Prognose
durchaus gerechtfertigt, zuzuwarten.
Die muzinöszystische Neoplasie kommt am häufigsten bei Frauen
in der 5. oder 6. Lebensdekade vor, meist im Pankreasschwanz. Sie
besteht aus multiplen, relativ großen, dicht gruppierten Zysten,
evtl. mit umgebender Weichteilkapsel. In manchen dieser Zysten
lassen sich histologisch, nicht jedoch mit bildgebenden Verfahren
maligne Anteile nachweisen (Zystadenokarzinom). Deshalb sollte
eine muzinöszystische Neoplasie in jedem Fall operativ entfernt
werden. Leider werden solche Tumoren nicht selten als Pseudozysten fehlgedeutet und mit dem Darm anastomosiert. Dann sind
Rezidive unausweichlich.
Echte, d. h. mit Epithel ausgekleidete Pankreaszysten sind vergleichsweise selten. Wenn sie nicht wegen ihrer Größe lokale
Symptome verursachen, sind sie ohne Bedeutung. Bei solitären
Pankreaszysten geht es vor allem darum nachzuweisen, dass es
sich nicht doch um einen Tumor handelt. Multiple Zysten finden
sich bei Patienten mit polyzystischen Leber- und Nierenveränderungen. Während die Leber- und Pankreaszysten in aller Regel
keine Probleme verursachen, kann im Verlauf der Erkrankung
eine Niereninsuffizienz auftreten. Multiple Pankreas- und
Nierenzysten ohne Leberbeteiligung sollten an ein Von-HippelLindau-Syndrom denken lassen. Solche Patienten sollten in jährlichen Abständen sonografiert werden, weil sie ein erhöhtes
Risiko für Nierentumoren haben. Pankreaszysten erscheinen –
wie alle Zysten – im Ultraschall echofrei mit dorsaler Schallverstärkung und lateralem Schattenzeichen. Die letzteren Zeichen
können bei kleineren Zysten aus methodischen Gründen fehlen
(Abb. C-6.10). Aufgabe der bildgebenden Verfahren ist es vor
allem, eine solide Raumforderung auszuschließen. In Zweifelsfällen wird die CT mit i. v. Kontrastmittelgabe eingesetzt.
Bei allen liquiden Pankreasläsionen ist auch die IPMN als Differenzialdiagnose in Betracht zu ziehen. Zysten, die rund und
glatt begrenzt sind, können sonografisch einfach kontrolliert
werden. Bei unregelmäßiger Form (z.B. länglich) oder begleitender Dilatation von Gangstrukturen sollte eine Abklärung mit
weiteren bildgebenden Verfahren erfolgen, insbesondere wenn
die Läsionen im Pankreaskopf liegen und die Patienten symptomatisch sind. Am wenigsten invasiv ist hierbei zunächst die
MRT mit MRCP.
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306
C
C-6.10
6.2 Umschriebene Pankreasläsionen
Querschnitt im Epigastrium – kleine Zyste im
Pankreaskorpus (Pfeile)
C-6.12
Längsschnitt im rechten Oberbauch –
große Pankreaspseudozyste
C-6.13
Längsschnitt im rechten Oberbauch –
akute Pankreatitis
307
±
Leber
±
Pankreas
Zufallsbefund, weder klinisch noch laborchemisch Hinweis auf
eine Pankreaserkrankung.
Pseudozysten hingegen entstehen durch lokale Gewebezerstörung bei akuter oder chronischer Pankreatitis und können in
Einzelfällen enorme Ausmaße annehmen (Abb. C-6.11 und Abb.
C-6.12). Im Gegensatz zu echten Zysten haben sie keine Epithelauskleidung. Ihre Sonomorphologie unterscheidet sich nicht
von der der echten Zysten, doch finden sich hier mitunter Zeichen der chronischen Pankreatitis, vor allem Parenchymverkalkungen. Das wichtigste Kriterium zur Unterscheidung
von echten Zysten aber sind die klinische Symptomatik und
Laborbefunde der Pankreatitis. In seltenen Fällen kommt es vor,
dass im Rahmen einer Pankreatitis ein Gefäß arrodiert wird
Querschnitt im Epigastrium – Pseudozyste bei
Pankreatitis (Pfeile)
Eine Pseudozyste hat ein kleineres Gefäß arrodiert (computertomografisch bestätigt). Das Pseudoaneurysma ist vermutlich
spontan thrombosiert; bei der Angiografie am folgenden Tag war
kein Korrelat mehr nachweisbar.
±
C-6.11
±
Pseudozyste
Konfluens
±
Aorta
A. mesenterica sup.
Die Pseudozyste enthält schwach echogenes Material. Bei Kompression mit dem Schallkopf oder Umlagerung des Patienten lässt
sich eine leichte Verwirbelung provozieren. Dieses Manöver kann
hilfreich sein, um die Unterscheidung von einem echoarmen
Tumor zu erleichtern. Gleichwohl sind die Homogenität des
Echomusters und die scharfe Begrenzung für einen solidenTumor
untypisch. Weitere Möglichkeiten, einen Tumor auszuschließen,
sind die Farb-Doppler-Sonografie oder – noch zuverlässiger – die
Kontrastmittel-Sonografie.
(Abb. C-6.13). Solche Pseudoaneurysmen können bei Arrosion
großer Gefäße zu bedrohlichen Blutungen führen. Sind kleine
Gefäße betroffen, können sie sich auch spontan verschließen.
Das seröse, mikrozystische Adenom besteht aus Zysten, die wenige Millimeter bis 2 cm messen. Da die kleineren Zysten mit
einem 3,5-MHz-Schallkopf nicht aufgelöst werden, erscheinen
diese Areale durch die Vielzahl an reflektierenden Grenzflächen
oft echodicht. Sonografisch erkennt man deshalb meist eine
Raumforderung (teils beträchtlicher Größe) mittlerer Echogenität mit nur wenigen echofreien Arealen (Abb. C-6.14 c). In Einzelfällen ist die Unterscheidung von der muzinös zystischen Neoplasie schwierig.
Die muzinös zystische Neoplasie des Pankreas (früher als muzinöses Zystadenom bezeichnet) besteht aus multiplen, relativ großen Zysten und zeigt sich deshalb sonografisch als Konglomerat
echofreier Areale (Abb. C-6.14 a), die für eine Pankreatitis oder
den Folgezustand einer Entzündung untypisch ist. Dieser Tumor
weist häufig maligne Anteile auf.
Zur Differenzialdiagnose umschriebener Pankreasläsionen
s. auch Tab. C-6.3, S. 309.
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Aorta
308
C
C-6.14
6 Pankreas
Zystische Tumoren im Pankreasschwanz
±
c
±
Leber
±
V. linealis
Leber
Milz
b
6.2
Entzündungen
▶ Exkurs. Pankreatitis
Unter den Ursachen der Pankreatitis rangieren der Alkoholmissbrauch und die Cholelithiasis an erster Stelle. Aber auch Hypertriglyzeridämien und virale Infektionen können zu einer Entzündung der
Bauchspeicheldrüse führen. Im Verlauf der Erkrankung kommt es
zunächst zu einer ödematösen Schwellung des Organs. Je nach
Schweregrad kann die Erkrankung in diesem Stadium stehen bleiben
oder durch fortschreitende Autolyse zu einer Organnekrose oder
einem Pankreasabszess fortschreiten. Die austretenden Proteasen
können das umgebende Gewebe andauen und zu fuchsbauartigen
Nekrosestraßen im Retroperitoneum führen, die entlang der Psoasmuskeln bis in die Leiste reichen. Ein Aszites weist auf einen schweren Verlauf hin. Im Aszitespunktat sind Amylase und Lipase in hoher
Konzentration nachweisbar. Die Pankreatitis kann ausheilen oder
(vor allem bei fortbestehendem Entzündungsreiz, z. B. bei Alkoholismus oder Cholelithiasis) chronisch werden. Die fortschreitende Zerstörung des Organs führt dann zur exokrinen und endokrinen Insuffizienz des Pankreas, mit Maldigestion bzw. Diabetes mellitus. Die
Nekrosen werden zu größeren Höhlen (Pseudozysten). Durch Ausfällung des angedauten Fettgewebes entstehen Verkalkungen. Führendes Symptom der akuten Pankreatitis bzw. des akuten Schubs
einer chronischen Pankreatitis ist der Schmerz im Mittel- und Oberbauch, der auch in den Rücken ausstrahlen kann. Bei schwerem
Verlauf kommt es zur Hypotonie und zum Schock. Die Letalität der
nekrotisierenden oder abszedierenden Pankreatitis ist trotz intensivmedizinischer Maßnahmen hoch. Die Diagnose der akuten Pankreatitis beruht auf der klinischen Symptomatik (Schmerzen) und
auf erhöhten Amylase- und Lipasewerten im Serum (oder ggf. im
Aszitespunktat), nicht auf der Sonografie. Die Aufgabe bildgebender
Verfahren (vor allem der CT) ist vielmehr die Erfassung:
Des Ausmaßes der Pankreatitis: lokale Perfusionsdefekte, Nekrosestraßen, Exsudat?
a Längsschnitt im Mittelbauch. Das muzinöse Zystadenom stellt sich
als Konglomerat echofreier Areale mit echodichten Anteilen i. S.
einer soliden Kapsel dar.
b CT nach i. v. Kontrastmittelgabe bei derselben Patientin. Großer
Tumor (Pfeile) mit multiplen, gruppiert angeordneten Zysten.
c Bei einer anderen Patientin zeigt der links paramediane Längsschnitt
im Epigastrium eine zum Pankreas echogleiche Raumforderung
(Pfeile) mit gruppierten, zystischen Anteilen. Histologie: seröses
Zystadenom.
Von Komplikationen bzw. Begleitphänomenen der Pankreatitis:
Abszesse, Verkalkungen, Pseudozysten, Verlegung des Ductus choledochus?
Der Nachweis einer Entzündung gelingt mit der CT erfahrungsgemäß
besser als mit dem Ultraschall. Bei der chronischen Pankreatitis
können im Intervall die Amylase und Lipase im Serum normal sein,
sodass die Anamnese (Schmerzereignisse in der Vergangenheit,
Zeichen der Malabsorption wie Gewichtsverlust, Fettstühle, Elastaseoder Fasernachweis im Stuhl oder Zeichen eines Diabetes mellitus)
und der Nachweis von Verkalkungen oder Pseudozysten mit der
Sonografie oder der CT für die Diagnose richtungsweisend sind. Die
Therapie der akuten Pankreatitis und des akuten Schubs der chronischen Pankreatitis ist in der Regel konservativ. Wichtigste Indikationen für eine minimalinvasive oder chirurgische Intervention sind das
präpapilläre Konkrement als Ursache der Pankreatitis (nachzuweisen mit Ultraschall, CT, ERCP, MR-Choledocho-Pankreatikografie
[MRCP]) und die infizierte Nekrose als lebensbedrohliche Komplikation (CT: Lufteinschlüsse in der Nekrose → Punktion mit bakteriologischer Diagnostik). Die Therapie der exokrinen Pankreasinsuffizienz
besteht in Diät und Substitution von Pankreasenzymen, evtl. auch
von Vitaminen. Der Diabetes mellitus durch endokrine Pankreasinsuffizienz wird mit Diät, ggf. mit Insulin behandelt.
6.2.1 Akute Pankreatitis
Bei leichter Ausprägung findet sich sonografisch eine diffuse
Schwellung des Organs, der Befund kann aber auch vollkommen
unauffällig sein. Je nach Schweregrad der Erkrankung können zusätzlich Abszesse, Pseudozysten oder ein Aszites nachweisbar
sein. Bei der exsudativen oder nekrotisierenden Pankreatitis
kann das Organ schwer abzugrenzen sein, und eben dies ist
typisch (Abb. C-6.15). Die mangelnde Abgrenzbarkeit ist teils
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±
C
Differenzialdiagnose umschriebener Pankreasläsionen
Sonomorphologie
echoarm
echofrei
Differenzialdiagnose
richtungsweisende Hinweise
Sicherung der Diagnose
Karzinom
Lymphknoten- oder Lebermetastasen
vergleichsweise häufiger Tumor
CT, ERCP, Punktion, Laparotomie
Adenom
seltener Tumor
immer histologische Sicherung zum Ausschluss
eines Karzinoms
Metastase
Metastasen sind selten. Meist ist ein Primärtumor
(häufig Nierenkarzinom!) bekannt.
bei fortgeschrittenem Tumorstadium oft keine
Abklärung, sonst CT, Punktion
endokriner
Tumor
seltener Tumor
typische Symptome
Labor, endokrinologische Tests, Laparotomie
oder Punktion
Pseudotumor
typische Lokalisation dorsal des Pankreaskopfes
(retropankreatischer Fettkörper) oder rechts
(Anschnitt des Duodenums)
–
Zyste
oft asymptomatisch, gelegentlich zusätzlich Leberoder Nierenzysten
im Zweifelsfall CT, sonst keine Abklärung
Pseudozyste
Beschwerden durch Pankreatitis
Amylase und Lipase im Serum
IPMN
Beschwerden wie bei Pankreatitis, dilatierte
Gangstrukturen
Amylase und Lipase im Serum, MR mit MRCP,
Endosonografie, ERP
muzinöszystische
Neoplasie
deutliche, solide Anteile und vergleichsweise große,
dicht gruppierte Zysten
vorwiegend Frauen im 40.–60. Lebensjahr betroffen
CT, Laparotomie zur operativen Entfernung
(da nur histologisch vom Zystadenokarzinom zu
unterscheiden)
seröses,
mikrozystisches
Adenom
Zysten < 2 cm, echodichte Anteile, nur wenige
echofreie Areale, Verkalkungen
Alter des Patienten > 60 Jahre
CT
typische Lokalisation:
Untersuchung in 2. Ebene
quer geschnittene
Gefäße bzw.
Gänge
▪ Pankreaskopf: dorsolateral (Ductus choledochus)
oder ventral (A. gastroduodenalis)
▪ Pankreaskorpus und -schwanz: Ductus pancreaticus oder A. lienalis
jede Sonomorphologie
Z. n. Trauma
CT obligat
Akute Pankreatitis
Leber
b
Gallenblase
±
±
a
±
±
Pankreaskorpus
±
Luft in Duodenaldivertikel
Confluens
v. portae
Aorta
V. cava inf.
Duodenum
±
C-6.15
Hämatom
Luft in
Duodenalvertikel
Leber
‚
å
±
Confluens v. portae
±
Niere
Niere
V. cava inf.
Aorta
V. renalis sin.
a Querschnitt im Oberbauch. Echoarme, inhomogene Auftreibung des Pankreaskopfes (Pfeile). Der Patient hat ein Duodenaldivertikel,
eine Aussackung, die vom duodenalen C ausgehend in den Pankreaskopf reicht und oft Luft enthält.
b Das korrespondierende CT zeigt den vergrößerten Pankreaskopf (Pfeile) und die Luft im Divertikel.
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C-6.3
309
6.2 Entzündungen
C
6 Pankreas
durch die ödematöse Durchtränkung des peripankreatischen
retroperitonealen Fettgewebes, teils durch den massiven Meteorismus bedingt, der diese Erkrankung oft begleitet. Ausgedehnte
Nekrosen zeigen sich als echoarme bis echofreie Raumforderungen in der Pankreasloge (Abb. C-6.16 und Abb. C-6.17). Nekrosestraßen im Retroperitoneum sind im Ultraschall nur in Ausnahmefällen darstellbar. Aus diesem Grund ist letztlich die CT überlegen; nur hiermit sind die Nekrosestraßen und die retroperitoneale Exsudation mit der charakteristischen Verdickung der
Gerota-Faszie sicher abzubilden. Handelt es sich um einen akuten
Schub einer chronischen Pankreatitis, finden sich ggf. Verkalkungen, Pseudozysten und Unregelmäßigkeiten des Pankreasganges.
Entscheidend für die Prognose einer akuten Pankreatitis ist der
Nachweis von Organnekrosen. In der CT erkennt man sie als
Zonen fehlender Kontrastmittelaufnahme. Diese sind in gleicher
Weise auch mit der Kontrastmittel-Sonografie erkennbar. Gleichwohl liegt die Domäne der Diagnostik weiterhin bei der CT,
weil hiermit auch die peripankreatischen Veränderungen wie
Nekrosestraßen zuverlässig nachweisbar sind.
C-6.16
Längsschnitt links paramedian – nekrotisierende
Pankreatitis
Große, echofreie Massen (Nekrosen) in der Pankreasloge.
Die Pfeile zeigen das Ausmaß der Entzündung an.
C-6.17
Schrägschnitt im Epigastrium – nekrotisierende,
fokale Pankreatitis
Das Organ ist aufgetrieben (Pfeile), es findet sich eine umschriebene, echoarme Zone. Die Unterscheidung von einem Karzinom
ist allein aufgrund dieses Bildes schwierig.
Es ist durchaus keine Seltenheit, dass sich ein Pankreaskarzinom
zunächst mit einer Begleitpankreatitis bemerkbar macht. Im
Rahmen der entzündlichen Veränderungen ist die Erkennung
eines Tumors oft nicht möglich. Grundsätzlich ist bei Patienten
ohne Pankreatitisrisikofaktoren jede Pankreatitis, die partout
nicht abheilen will, tumorverdächtig. Die Unterscheidung auch
aufgrund einer Biopsie kann problematisch sein, da sich gelegentlich nur entzündlich verändertes Gewebe aus der Nachbarschaft eines Tumors im Biopsat findet.
6.2.2 Chronische Pankreatitis
Die häufigsten sonografischen Befunde einer chronischen Pankreatitis sind eine Inhomogenität des Parenchyms, Verschmächtigung des Organs, Verkalkungen, Pseudozysten und
Unregelmäßigkeiten des Pankreasganges. Nach lang dauernder
chronischer Pankreatitis sind besonders das Korpus und der
Schwanz nur wenige Millimeter dick (DD distale Pankreasatrophie beim Pankreaskopfkarzinom!). Verkalkungen zeigen sich
in typischer Weise als echostarke Reflexe mit Schallschatten
und messen meist nur wenige Millimeter (Abb. C-6.18). Wenn
die Verkalkungen sehr dicht gruppiert sind, kann das eigentliche
Pankreas nicht darstellbar sein: Man erkennt dann lediglich die
Reflexe der dem Schallkopf zugewandten Verkalkungen. Alle
weiter dorsal gelegenen Organanteile verschwinden im Schallschatten. Pseudozysten weisen alle klassischen Kennzeichen
einer Zyste auf (Echofreiheit, Rückwandbetonung, dorsale Schallverstärkung, laterales Schattenzeichen) und können sehr klein
(wenige Millimeter) oder sehr groß (Durchmesser 10 cm und
mehr) sein. Die Darstellung des Pankreasganges erfordert einige
Sorgfalt und gelingt nicht immer. Während er sich beim Gesunden als gerades Paar zarter, heller Linien oder als schmaler,
echoarmer Streifen im Korpus zeigt, ist er bei chronischer Pankreatitis oft auf mehr als 3 mm erweitert und weist Kaliberschwankungen und einen Zickzackverlauf auf. Bei Patienten mit
bekannter chronischer Pankreatitis ist besonders auf einen Aufstau der Gallenwege zu achten (s. S. 268), der infolge einer Kompression des D. choledochus durch den verhärteten Pankreaskopf
auftreten kann.
C-6.18
Längsschnitt rechts paramedian – chronische
Pankreatitis
Der Pankreaskopf ist massiv aufgetrieben und weist multiple
Verkalkungen auf. Der Ductus choledochus ist erweitert und im
intrapankreatischen Verlauf durch ein Konkrement verschlossen.
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310
C-6.19
Chronische Pankreatitis des Pankreaskopfes
a
Gallenblase
o
Du
den
um
±
Leber
Leber
Segment IV b Segment III
±
Leber
Segment V
D. choledochus
±
±
Aorta
V. renalis sin.
a Querschnitt im Oberbauch. Der Ultraschall zeigt den vergrößerten Pankreaskopf (Pfeile) mit multiplen, hellen Reflexen,
die Verkalkungen entsprechen. Als Nebenbefund findet sich
Sludge in der Gallenblase.
b
Leber
Segment IV b
Dü
å
Duodenum
Gallenblase
Magen
å
D. choledochus
Leber
Segment V/VI
nnd
arm
±
Niere
Niere
Aorta
V. cava inf.
b Die CT bei diesem Patienten zeigt die Verkalkungen und
einzelne kleine Pseudozysten (Pfeile).
Bei Patienten mit chronischer Pankreatitis ist das Risiko, an einem
Pankreaskarzinom zu erkranken, erhöht. Die Erkennung eines
Pankreaskarzinoms ist problematisch, da bei chronischer Pankreatitis sowohl die klinische Symptomatik als auch die Befunde
bildgebender Verfahren schwer zu interpretieren sind (Abb.
C-6.19).
6.3 Verletzungen
6.3
311
Verletzungen
Ein stumpfes oder scharfes Bauchtrauma kann zu Gewebezerreißungen mit Hämatom, Pankreatitis (s. S. 308), Nekrosen oder
Pseudozysten (s. S. 306) führen. Insbesondere Prellmarken der
Bauchwand weisen auf eine Kompression der Bauchwand
gegen das Retroperitoneum hin und erfordern eine umgehende
Abklärung mit Ultraschall oder CT. Eine posttraumatische Pankreatitis stellt sich aber u. U. erst in den folgenden Tagen ein.
Frische Hämatome sind, wenn sie klein sind, schwer erkennbar,
da sie auf das Organ beschränkt und bei diffuser Einblutung echodicht sind. Größere Blutansammlungen, die die Organgrenzen
überschreiten, sind echoarm oder echofrei und leichter erkennbar. Eine freie intraperitoneale Blutung zeigt sich (wie bei anderen Organverletzungen auch) als freie Flüssigkeit in der Bauchhöhle, also in der Excavatio rectovesicalis bzw. rectouterina, der
Morrison-Pouch zwischen Leber und rechter Niere sowie perilienal.
▶ Merke.
Bei Verdacht auf eine Pankreasverletzung ist eine
CT indiziert, da das Ausmaß des Traumas mit dem Ultraschall allein nicht ausreichend zu beurteilen ist.
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C
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