19. Dezember 2005: Verleihung des Bundesverdienstordens durch die Bundesministerin für Gesundheit anlässlich des 100. Jahrestages der Verleihung des Nobelpreises an Robert Koch Beispielhafte innovative Leistungen in der medizinischen Wissenschaft und Forschung – Lebenswerk und unermüdlicher Forschergeist: Prof. Dr. med. Paul Racz (80) und Dr. med. Klara Tenner-Racz (69) Die wissenschaftliche Tätigkeit der Eheleute ist seit 40 Jahren so eng miteinander verknüpft, dass ihnen ihre großen wissenschaftlichen Erfolge beiden zugeordnet werden müssen. Beide sind außergewöhnliche Persönlichkeiten, deren Leben geprägt ist von einem unermüdlichen und selbstlosen Forschergeist. Seit 1973 arbeitet das Ehepaar Racz im Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg. Professor Racz war zunächst kommissarischer, später ordentlicher Leiter der Abteilung für Pathologie. Als 1983 die ersten AIDS-Fälle in Hamburg diagnostiziert wurden, begann das Ehepaar mit der Erforschung der HIV-Infektion. Schon in den 1980er Jahren konnten sie nachweisen, dass die lymphatischen Organe, besonders die Keimzentren, ein wichtiges Virusreservoir darstellen. Diese Resultate wurden von der Zeitschrift Science im Jahr 1998 retrospektiv als „Pionierarbeit“ gewürdigt (Band 280, Seite 1858). Anhand der beobachteten Veränderungen hat das Ehepaar Racz verschiedene Phasen der Infektion klassifiziert. Diese Klassifikation bildet die Grundlage für den heute verwendeten Indikator zur Erfolgskontrolle der Kombinationstherapie in der HIV-Behandlung. 1989 wurde Professor Racz als Leiter der Abteilung für Pathologie pensioniert. Seitdem ist er unentgeltlich und mit noch immer ungebremster Einsatzbereitschaft wissenschaftlich tätig. Gemeinsam mit seiner Frau und in fruchtbarer Zusammenarbeit mit internationalen Wissenschaftlerteams widmen sie sich inzwischen der Validierung von HIV-Vakzinekandidaten. Prof. Racz koordiniert – mittlerweile 80jährig - zwei Konsortien im europäischen Forschungsrahmenprogramm mit einer Gesamtfördersumme von 4 Mio. EUR. Seine Abteilung ist das pathologische Referenzlabor für das deutsche „Kompetenznetz HIV“, das vom BMBF gefördert wird. Die Publikationsliste des Ehepaares umfasst 155 Originalartikel in internationalen Fachzeitschriften, davon 79 über HIV/AIDS. Ihre weltweite Anerkennung als führende Wissenschaftler in der AIDS-Forschung findet das Ehepaar durch häufige Einladungen zu internationalen Kongressen bestätigt. Unter ihren Kooperationspartnern sind Robert Gallo, Norman Letvin, Ralph Steinman und Albert Osterhaus. Bedeutende Preise wurden dem Ehepaar verliehen: die Medaille des Armed Forces Institute of Pathology (1986), der Förderpreis für die Europäische Wissenschaft der KörberStiftung (1986), der AIDS-Forschungspreis der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (1998), der Joachim Kuhlmann-Preis für AIDS-Forschung (1999) und die Medaille für Kunst und Wissenschaft der Freien und Hansestadt Hamburg (2000).