Titanic II - der Verwaltungsdampfer : im grosszügigen Gebäude im Berner Mattenhofquartier sind die Beamten an Bord gegangen Autor(en): Walker, Robert Objekttyp: Article Zeitschrift: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design Band (Jahr): 10 (1997) Heft 11 PDF erstellt am: 22.08.2017 Persistenter Link: http://doi.org/10.5169/seals-120668 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. Die systematische Speicherung von Teilen des elektronischen Angebots auf anderen Servern bedarf ebenfalls des schriftlichen Einverständnisses der Rechteinhaber. Haftungsausschluss Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr für Vollständigkeit oder Richtigkeit. Es wird keine Haftung übernommen für Schäden durch die Verwendung von Informationen aus diesem Online-Angebot oder durch das Fehlen von Informationen. Dies gilt auch für Inhalte Dritter, die über dieses Angebot zugänglich sind. Ein Dienst der ETH-Bibliothek ETH Zürich, Rämistrasse 101, 8092 Zürich, Schweiz, www.library.ethz.ch http://www.e-periodica.ch 24 Titanic IIder Verwaltungsdampfer Ein luxuriöser Verwaltungsdampfer der Der Verwaltungsbau im Berner Matten- Eidgenossenschaft ist im Berner hofquartier ist das Resultat eines Wett¬ bewerbes von 1988, aus der Zeit der Mattenhofquartier auf Grund gelaufen. Rund die Hälfte des Neubaus liegt Hochkonjunktur also. Die Bundesver¬ waltungen brauchten mehr Platz, neue Gebäude müssten geplant werden. Eini¬ unter Strassenniveau. Darüber schuf das ge davon sind schon in Betrieb, zum Bei¬ Architekturbüro Rast eine expressive spiel das Verwaltungs- und Laborge¬ bäude des Bundesamtes fürGesundheit Architektur, die aber nicht durchgezogen wird. (HP 3/97), in andere ziehen die Beam¬ Das Loch im Quartier Nicht nur die Nutzung, auch der Stand¬ irdischen Teil (im Schiffsrumpf) be¬ findet sich die Rechenzentrale des Bun¬ ort prägte den Entwurf. Die Wahl fiel auf das <Emch-Loch>, eine Senke im des. Das Hauptdeck mit Cafeteria und Mattenhofquartier entlang einer inner¬ städtischen Schnellstrasse in Bern. Konferenzräumen bildet die Schnitt¬ stelle zwischen oben und unten. Ein Lichthof zieht den Blick hinauf. Auf den oberen <Decks> hat sich aber einiges geändert. Statt des Aussenministeri- Früher floss hier der Sulgenbach der Aare zu. Als Kanal trieb er später Was¬ serräder von Mühlen und Werkstätten an. Diese Vergangenheit nahm das Amt umsziehennun drei Bundesämter ein: das Amt für Energiewirtschaft, das Amt für Strassenbau und das Amt für Infor¬ matik. Auf jedem Obergeschoss konn¬ für Bundesbauten wieder auf: Zusam¬ zur offiziellen Bezeichnung. te an der Gebäudespitze ein Direkto¬ renzimmer platziert werden. Drei Ka¬ rogen. Blockrandstrukturen sind durch Zeilen und Einzelbauten aufgebro¬ Aussenministerium stieg aus pitäne steuern jetzt das Schiff; ob das gut geht? Aus dem Medienturm, der ur¬ chen. Genau das führte das Büro Rast ten zur Zeit ein, zum Beispiel in die Tita¬ nic II. Eigentlich sollte es Verwaltungs¬ gebäude Eigerstrasse heissen, doch das Kennwort im Wettbewerb mauserte sich Die <Kapitänsfassade> an der Monbijoustrasse mit vornüber¬ geneigten Fassaden und dem Turm fürs Schulungszentrum beitet. Das Projekt widerspiegelt im¬ mer noch diese Zweiteilung: Im unter¬ Ursprünglich hatte das Amt für Bun¬ desbauten das Wettbewerbsprogramm für das Aussenministerium und für das sprünglich für den Botschaftsfunk plant war, ist ein Schulungszentrum Rechenzentrum des Bundes ausgear¬ worden. men mit dem Neubau realisierte es ein Kleinkraftwerk, das 15 kW liefert. Die Baustruktur des Quartiers ist hete¬ ge¬ mit seinem Siegerprojekt weiter. Es wollte nicht an die bemalte Brandmau¬ ge¬ er des <Contact>-Gebäudes anbauen, sondern setzte den schrägen Medien- / // // / // / / <y / y / / /y <s'S s/ / / C s. y ss <F y C y s* y <s <fe* H« !£ i y !** t t. - ¦ „_ 1 mm r\ Fits '¦¦ /¦¦ 25 X L. ,.;-¦ : I Der Lichthof im Innern der Titanic. Bauherrschaft: Eidgenössische Durchblick vom i. Obergeschoss bis zum obersten Stock Finanzverwaltung Baufachorgan: Amt für Bundesbauten Architekt: Rudolf Rast Entwurf: Christian Furter / / Projektleitung: Hanspeter Zürcher Bauleitung: Daniel Kessler Haustechnik: SEC Sulzer Energie Consulting (nach Wettbewerb) Baukosten (BKP 2): 80 Mio. Franken BKP 0-9:110 Mio. Franken Gebäudevolumen: 98 000 m3 entspricht türm in die Lücke. Die ursprüngliche Bauflucht an der Kreuzung wird durch erinnern an Kommandoräume. Nichts ist im Lot. Das Büro Rast hat's mit De¬ das Vorkragen der Obergeschosse an¬ konstruktivismus probiert. Zaha Hadid war wohl Vorbild. gedeutet. Hauptproblem war der Lärm der Eigerstrasse. Gelöst hat man es eher tech¬ Aussen/ Innen-Konflikt Doch das Design ist nicht wie bei Hadid bis ins hinterste Zimmer durchgezo¬ nisch denn architektonisch. Zwar min¬ gen. Die Büros sind, verglichen mit der dern die vorgehängten Fluchtbalkone Eingangsgeste, normal, fast langwei¬ lig. Wegen der dicken Leibungen der schrägen Front herrscht in den Direkti¬ Teurer Lärm und Sonnenschutzlamellen auch den Lärm, doch erst die schalldichten Fens¬ ter sorgen für Ruhe. Dank einer Quell¬ lüftung müssen die Fenster nicht geöff¬ net werden. Tut man es dennoch, schal¬ praktischen Restraum. Das Verhältnis quente Wärmerückgewinnung, dass der Koloss nur mit einem Heizkessel auskommt. Die gute Abschirmung vom Aussenlärm hat Folgen: Damit man kei¬ Ist Repräsention Verschwendung? bessere Schallisolation nötig. Bürobauten genügen. Das Projekt Tita¬ nic II wurde aber 1987 geboren und oh¬ ne Kompromiss realisiert. Das verdient schiefe Medienturm wird mit einem - 160 000- pro Arbeitsplatz 4. Obergeschoss niiuiiiiiijii ¦^ **> 3» *M ja!!!i EDC 11111' illuminili nam '!Ü11 LL ta iL BPS Tf 1. Obergeschoss über die Verschwendungssucht der ode, würden eine einfachere Architek¬ kone monoton. Dafür passiert an der Monbijoustrasse umso mehr. Der 2. eidgenössischen Verwaltung und kam zum Schluss: Heute, in der Sparperi¬ tur oder Einmietungen in leerstehende lärmigen Eigerstrasse wirkt durch das Gestänge der vorgehängten Fluchtbal¬ m3 3500.-/m3 Die <Rundschau> berichtete am 11. Juni kann, war für die Bürotrennwände eine Die 130 m lange Fassade entlang der Fr. tenaufwand der schrägen Aussenwände wird hier fragwürdig. ne vertraulichen Gespräche mithören Monotonie und Vielfalt Fr. zu einem seltsamen, für Unterricht un¬ von brauchbarer Nutzfläche zum Kos¬ 8oo.-/m3 Büroarbeitsplätze: 500 à 1 Einzelraumregulierung ist, ebenso wie die Hohlraum-Böden mit kanadischem Ahorn-Parkett, eine von zahlreichen technischen Raffinessen, die viel Geld kosten. Dafür ermöglichte die konse¬ entspricht onsbüros Bunkerstimmung. Die Eck¬ treppe führt beim quadratischen Turm tet die Lüftung automatisch ab. Diese Fr. Geschossflache: 23 000 Lob. Damals versuchten die Architek¬ ten, dem Aussenministerium ein präsentables Kleid zu geben. nues ¦TJ ni"ln Längsschnitt Die Mehrkosten (ca. 3 Prozent) werden durch die in der Projektüberarbeitung erreichte Mehrnutzung (10 Prozent) Metallgitter gekrönt. Im 1. OG umarmt ihn ein schräg verglaster Korridor. Der Oberteil des Längsbaus steht mit vornüber geneigter Stirnfassade auf wettgemacht. So bleibt nur der Man¬ gel, dass die Repräsentation sich auf schiefen ovalen Betonpfeilern. Bündi¬ ge Fensterbänder um die spitze Ecke tur mündet. ein modisches Kleid beschränkt und nicht in eine strukturell neue Architek¬ Robert Walker ¦m IliIMiiiSSMIl ¦filili »îllftS'Ill HE I i \