BEITRÄGE DER FACHGRUPPE ALPENPFLANZEN UND

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AUSGABE JUNI 2014
Schutzgebühr EURO –,50
BEITRÄGE DER FACHGRUPPE
ALPENPFLANZEN UND BLÜTENSTAUDEN IN DER ÖGG
Sarastro-Glockenblume Campanula ‘Sarastro‘
Bei den Gartentagen in Seitenstetten hatte ich dieses Jahr ein Paradeexemplar unserer inzwischen weitum
bekannten Sarastro-Glockenblume mit. Sie stand in einem großen Tontopf und hatte Aberhunderte an Blüten, die sich dicht an vielen Rispen drängten. Drumherum standen kleine Verkaufspflanzen, die aufgrund
der großen Schaupflanze reißenden Absatz fanden. Immer wieder kam jedoch die ungläubige Frage, ob
diese fantastische Glockenblume denn auch wirklich winterhart sei? Ich wunderte mich immer mehr über
diese Frage, war doch Campanula ‘Sarastro‘ inzwischen in vielen Gärten weit verbreitet! Die Entstehungsgeschichte hatte ich dir sicher schon einmal in einem Brief mitgeteilt, doch werde ich diese gerne noch einmal zum Besten geben, da inzwischen eine Menge Gartenfreunde und Staudenfans den Rundbrief neu
erhielten und denen vielleicht keine detaillierten Kenntnisse über unser Paradestück bekannt ist.
Die Sarastro-Glockenblume entstand Anfang der
90er-Jahre aus zwei ungezähmten Wildarten als
Kreuzungsprodukt, aus einer ausgepflanzten C.
punctata var. hondoense aus Japan und C. trachelium, die ganz in ihrer Nähe wild aufgegangen ist. Die
Japanerin ist in ihrem Wachstum sehr fleißig und
wuchert ungemein, durchzieht mit ihren Rhizomen
binnen eines Jahres ganze Flächen, dazu hat sie
hübsche, cremeweiße Blüten. Die europäische Nesselblättrige Glockenblume sät sich dagegen aus,
dass es eine wahre Pestilenz ist! Anscheinend
kreuzten sich die beiden, denn eines Tages fand ich
im Privatgarten einen tief violettblau blühenden Sämling mit einer typischen, langgezogenen Glockenblumenblüte, wie sie die Punktierte Glockenblume aufweist, nur wesentlich größer. Diesen grub ich sofort
aus und pflanzte ihn auf das Mutterpflanzenbeet
meiner früheren Arbeitgeber auf. Ja, so lange war
dies schon her! Dieser noch schwache Sämling entpuppte sich als eine ganz herrliche Gartenglockenblume, die über einen langen Zeitraum blüht. Ich
stellte damals bald fest, dass diese Glockenblume
nicht wuchert und auch keinerlei Samen ausbildet,
sich obendrein äußerst gartenwürdig benahm.
Übrigens wurde die Sarastro-Glockenblume in Chicago als die weltweit beste Glockenblume für Beete gekürt! Hätte ich sie damals patentrechtlich schützen lassen, wäre mir mit den Jahren sicher nicht wenig
Kleingeld zugeflossen, aber irgendwie widerstrebt mir, Leben zu patentieren. Ich entschied mich damals
aber dafür, meine Gärtnerei nach ihr zu benennen, so wie es in Großbritannien und Holland vielfach üblich
ist. Sarastro-Stauden klingt doch treffender als Staudengärtnerei Kreß, oder? Dieser Entschluss hat quasi
einen doppelten Werbeeffekt und jedermann denkt vielleicht ein wenig an uns, wenn er diese schöne
Glockenblume in einem Garten sieht.
Wir bedanken uns für diesen Beitrag und das Foto, entnommen aus dem Newsletter 07/2013, bei Herrn
Christian H. Kreß
Schwarzer und Weißer Germer
Veratrum nigrum und Veratrum album – Melanthiaceae
Durch unkundiges Aufsammeln des hoch giftigen Germer kommt es immer wieder zu schweren
Vergiftungsfällen, da er mit dem Gelben Enzian (Gentiana lutea) verwechselt wird. Der Gelbe Enzian
wird, wie einige andere Enzianarten, zur Schnapserzeugung gesammelt; verwendet werden hierzu
die Wurzeln. Dabei ist eine Unterscheidung auch im nicht-blühenden Zustand eindeutig: Der Gelbe
Enzian (und alle weiteren Enzian-Arten, die zur Schnapserzeugung gesammelt werden) haben gegenständige Blätter, während beim Germer die Blätter wechselständig stehen.
Standort im Garten:
Schwarzer Germer: Gruppe 21, Alpinum, Nutzpflanzengruppe; Weißer Germer: Alpinum (2008
frisch gepflanzt und nicht blühend).
Verbreitung:
Es gibt weltweit 20 Germer-Arten, von denen zwei
in Österreich heimisch sind. Der Schwarze Germer
ist mit seinem Vorkommen als submediterranes
Florenelement auf den Osten Österreichs beschränkt. An der Thermenlinie, also am Alpenostrand südlich von Wien, kommt er häufig bis zerstreut vor, ansonsten ist er selten.
Veratrum nigrum
Veratrum album
Foto von W. Keuschnig
Fotos von R. Hromniak
Der Weiße Germer kommt typischerweise in obermontanen bis subalpinen Lagen vor und wächst
dort in Hochstaudenfluren und Weiderasen. Die
meist aus tieferen Lagen bekannten Vorkommen in
Niedermooren und Feuchtwiesen gelten als Glazialrelikte. Im (Nord-)Osten ist er eher selten.
Botanische Merkmale:
Die beiden in Österreich heimischen Germer-Arten
sind hohe Stauden. Der Schwarze Germer bleibt
mit Wuchshöhen bis zu 130 cm etwas kleiner als
der Weiße Germer (bis 180 cm). Unterscheidungsmerkmale sind weiters die Blütenfarbe (V. nigrum:
Perigon rotbraun bis dunkelviolettbraun; V. alblum: Perigon weiß bis grünlich oder gelblich) und Blattmerkmale: der Weiße Germer hat unterseits flaumig behaarte Blätter, beim Schwarzen Germer sind die Blätter
kahl.
Giftwirkung:
Germer enthält Esteralkaloide mit starker Giftwirkung. Die tödliche Dosis für den Menschen liegt bei etwas
20 mg, entsprechend 1-2 g der getrockneten Wurzel. Auch für Weidetiere kann der Germer gefährlich werden, in der Regel wird er jedoch vom Weidevieh verschmäht.
Verwendung, Ethnobotanik:
Vor allem der Weiße Germer spielt eine wichtige Rolle in der Homöopathie. Die Urtinktur wird aus getrockneten Wurzeln hergestellt. Veratrum album wird bei akutem Brechdurchfall, bei akuten Infektionskrankheiten mit Kreislaufschwäche und bei Kollapszuständen eingesetzt.
In der Volksheilkunde wurde die Pflanze gegen Läuse, als Nies- oder Brechmittel eingesetzt. So hat der
Weiße Germer auch den volkstümlichen Namen "Weiße Nieswurz". Bei etlichen Chargen von überprüften
Niespulvermischungen wurde in Deutschland in den 1980er Jahren die Beimischung von Veratrum album
nachgewiesen. Rhizomstückchen waren auch Bestandteil des „Schneeberger Schnupftabaks“, der bei der
ländlichen Bevölkerung des Alpenraumes beliebt war, um die Nase gründlich von allem Schleim zu reinigen. Der Zusatz von Veratrum zu Niespulvern ist in Deutschland seit 1979 nicht mehr zulässig.
Herzlichen Dank an Frau DI B. Knickmann Bot. Garten Wien für diesen interessanten Beitrag
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Blaue und weiße „Schleierkräuter“ im Gehölzbereich
Zwischen Gehölzen und vor Hecken sorgen zarte Farben und vielblütige, schleierkrautähnliche Blütenstände für einen
optischen Ausgleich in bestehenden Pflanzungen, besonders zu ornamentalen Stauden wie Funkien. Einige weniger
bekannte Stauden könnten diese Lücken schließen.
Beispielsweise erfüllen die Dreiblattspieren diese Bedingungen im späten Frühling exzellent. Die Gattung Gillenia
Moench wurde in der Vergangenheit zu den Spiraea zugeschlagen, ihre Blätter und Blüten erinnern auch tatsächlich an
ihre nahe Verwandschaft zur beliebten Gehölzgattung. Wir kennen lediglich zwei einander sehr ähnliche Arten, Gillenia
trifoliata und Gillenia stipulata, von denen erstere die weitaus bekanntere ist. Die Verwendung beider Arten ist für den
klassischen Gehölzrand im offenen, lehmig-humosem Boden sinnvoll, dort können sie sich jahrelang ungestört entwickeln. Weniger geeignet sind hingegen allzu trockene, stark alkalische Böden und von flachwurzelnden Bäumen besiedelte Gartenareale, wenngleich eingewachsene Exemplare durchaus auch relativ sonnige Pflanzplätze vertragen. Auch
Sandböden kommen in Betracht, wenn diese mit reifem Kompost gut versorgt wurden. In wintermilden Gebieten mit
trockenheißen Sommern sollte ein Platz im Garten mit entsprechenden guten Böden und passendem Kleinklima ausgewählt werden.
Literatur wird sogar von gefüllt blühenden Exemplaren
berichtet, die anscheinend wieder verloren gingen. Eine
rosa blühende Sortenauslese von Paul James aus Virginia/USA ist bei uns noch kaum verbreitet. ‘Pink Profusion‘ zeichnet sich vor allem durch ihren wesentlich dunkleren, sehr auffälligen Blattaustrieb aus, sie bestockt sich
bei uns allerdings äußerst langsam. ‘Pixie‘ ist eine weitere, kompakt wachsende, weiß blühende Auslese. Um
ihre sortenspezifischen Eigenschaften zu erhalten, müssen diese Sorten konsequent vegetativ vermehrt werden,
was einige Zeit in Anspruch nimmt. Aber Gärtner und
Geduld fangen bekanntlich beide mit G an!
Gillenia trifoliata
Gillenia trifoliata ist schon seit langem bekannt. Diese
Staude stammt aus den Wäldern des nordöstlichen
Nordamerikas, besonders in den Staaten New York und
Michigan bis nach Missouri. Dort wurde diese Pflanze
seit jeher von den Eingeborenen als natürliches Emetika
(Brechmittel) verwendet. Der Wuchs ist straff, aber doch
buschig und die Pflanzen erreichen eine Höhe je nach
Standort und Typ zwischen 50 und 130 cm. Die frisch
grünen Blätter sind länglich, dreilappig und unregelmäßig
gesägt. Die dünnen, dunkelbraunen Stängel heben sich
kontrastreich zum Rest der Pflanze ab. Besonders spannend und auffällig ist auch der broncefarbige, je nach
Typ fast schon rötliche Austrieb! Die strahlend weißen
Blüten erscheinen nach vollständigem Abschluss des
Austriebes ab Anfang Juni bis in den Juli hinein. Sehr
hübsch sind vor allem auch die dunkelroten Kelchblätter.
Ältere Horste haben die Eigenschaft, an der Basis zu
verholzen.
Ältere, blühende Horste besitzen eine hervorragende
Fernwirkung! Wer in seinem Garten Platz hat, der sollte
ruhig größere Gruppen Gillenia vor dunklem Gehölzhintergrund anpflanzen, die zur Blütezeit dementsprechend
wirkungsvoll sind. Unbedingt erwähnenswert ist die herrliche, leuchtend gelbe bis braunorange, bei manchen
Exemplaren auch feuerrote Herbstfarbe der Dreiblattspiere. Der Eigenschaft und Wirkung von Herbstfarben bei Stauden werden im Gegensatz zu Gehölzen
leider immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt,
unverständlicherweise ist man hier sehr schnell mit der
Schere zur Stelle! Darum sollten Gillenia tunlichst erst im
Frühjahr abgeschnitten werden, um wenigstens ein
Stückchen Herbstfarbe im Garten zu erhalten.
Abweichungen sind in der Natur nur selten zu beobachten, wenngleich es sie offenbar durchaus gibt. In älterer
Eine weitere Art ist in Europa wesentlich seltener in Kultur, obgleich auch sie meiner Meinung nach gärtnerisch
nicht minder wertvoll ist. Gillenia stipulata stellt sozusagen die kleinere, südliche Schwester dar. In manchen
Büchern und Beschreibungen wird sie fälschlicherweise
auch mit dem falschen Epitheton stipulacea bezeichnet.
Auch diese Art wächst in den ausgedehnten Wäldern
Nordamerikas, wobei das Verbreitungsareal bis in die
Südstaaten von Louisiana und Oklahoma, ja bis Florida
reicht. Der Habitus dieser hübschen Art ist zierlicher und
kompakter, diese Art wird höchstens 70 cm hoch. In ihrer
Verwendung und Wirkung im Garten steht sie ihrer großen Schwester um nichts nach. Die weißen Blüten sind
wesentlich kleiner, die Rispen sind verzweigter und die
Blätter mehrfach tief eingeschnitten und unregelmäßig
gesägt.
Die Vermehrung der Dreiblattspieren geschieht durch
Aussaat, weiche Stecklinge oder vorsichtige Teilung
älterer Horste, wobei die Aussaat die eleganteste und
leichteste aller Vermehrungsmethode ist. Die Früchte
gelangen erst spät im Jahr zur Reife, bleiben bis in den
Winter an den Pflanzen haften und sollten dann alsbald
ausgesät werden. Zwar blühen auch junge Exemplare
von Gillenia schon ziemlich bald, bis man jedoch zu ansehnlichen Horsten gelangt, vergehen einige Jahre der
Entwicklung, was auch bei Neuanpflanzungen zu berücksichtigen gilt. Fazit: Dreiblattspieren gehören nicht
zu den Massenstauden, sind aber überall eine willkommene Bereicherung.
Eine weitere Gattung bietet uns zwei exklusive Vertreter
für den Gehölzrandbereich oder Beeten, welche nicht zu
sonnenexponiert liegen. Vor rund 10 Jahren erwarb ich
mir auf einer Raritätenbörse ein einsames Einzelexemplar von Plectranthus glaucocalyx (syn. Plectranthus japonicus), einem der wenigen, winterharten Vertreter unseren bekannten Weihrauchpflanzen. Als Heimat dieser Art
wird das östliche Russland, Korea, die Inseln Honshu
und Hokkaido, als auch die Provinzen des östlichen
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Chinas angegeben, wo sie auf Bergwiesen und an Waldrändern wächst. Ich pflanzte den Topf in unseren Schaugarten zwischen Funkien und horstig wachsenden Epimedium, wo es sich bald zu einer eindrucksvollen Staude entwickelte, ohne dass man allzu viel dazu beizutragen musste. Die bis zu 140 cm hohen, locker verzweigten Rispen sind ab August mit unzähligen, kleinen, graublauen Blüten besetzt, die an dunklen Stängeln sitzen.
Trockenheit scheint diesem Plectranthus kaum etwas
anzuhaben, denn auch an heißen Sommertagen litt er
kaum nennenswert. Die herzförmigen Laubblätter sind
leicht bewimpert. Erstaunlich war auch die Dauerhaftigkeit, denn noch heute steht diese Pflanze auf demselben
Fleck, wo sie einst hingepflanzt wurde. Man traut dieser
Staude mit ihren dünnen Trieben keinerlei Standfestigkeit zu, die aber überall gegeben ist. Besonders wirkungsvoll zeigt sich Plectranthus glaucocalyx zwischen
gelbblättrigen Funkien, wie ‘Sum and Substance‘ oder
‘Zounds‘.
Rabdosia longituba
Aus den südwestlichen Provinzen Chinas stammt
Plectranthus excisus. Leider herrscht mit dieser Art extreme nomenklatorische Unklarheit, da sie auch verschiedentlich unter Rabdosia oder Isodon zu finden ist.
In ihrer Heimat dient diese Staude zu Heilzwecken. Sie
ist sehr leicht an ihren an der Spitze eingeschnittenen,
nesselartigen Blättern zu erkennen, die wiederum eine
längere, schwanzförmige Spitze aufweisen. Der Austrieb
im Frühjahr erfolgt relativ spät, auffallend ist auch der
rötliche Schimmer über den Blättern. Hier steht sie zwischen dunkelblättrigen Dost (Ageratina rugosa
‘Chocolate‘) und einigen niederen Knöterich (Persicaria
amplexicaule ‘Taurus‘). Die dichten Rispen hängen oft
leicht über und sind über und über mit hellblauen Blüten
besetzt. Die Blütenrispen sind zwar nicht ganz so spektakulär als bei Pl. glaucocalyx, doch sind hier dafür die
Blätter wesentlich dekorativer.
Aus den Bergen Japans kommt Rabdosia longituba zu
uns, sie ist jedoch wie Plectranthus selten und noch wenig verbreitet, was sich aber schnell ändern wird. Wir
haben es hier mit einem wertvollen Spätherbstblüher zu
tun, welcher die Blüte von Herbstanemonen ergänzt oder
ablöst. Rabdosia schätzt einen frischen, lehmighumosen Boden und ist eigentlich in den meisten Teilen
Mitteleuropas ausreichend winterhart. Die einzelnen, ca.
3 cm langen und leuchtend dunkelblauvioletten Blüten
sind röhrenförmig und erinnern entfernt an manche Bartfäden (Penstemon), gehört allerdings wie auch
Plectranthus und Isodon zu den Lamiaceae. Diese auffällige Schattenstaude kann ebenfalls im Gehölzbereich
in offenem Boden, sowie zwischen Funkien und Persicaria, aber auch als Hintergrundstaude von Enzian der
Gentiana-Sino-Ornata-Gruppe verwendet werden, was
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ihrer Vorliebe für schwach sauren Boden entgegenkommt. Ein Nachteil darf allerdings nicht verschwiegen
werden. Der Flor von Rabdosia ist leider frostgefährdet,
ähnlich wie der von Saxifraga fortunei, allerdings wirkt
sich dies erst unter -3 Grad aus, so dass Rispen und
Blätter am kommenden Tage schwarz sind. Weißblühende Stauden sind im herbstlichen Garten immer wertvoll
und begehrt und daher ist auch eine weiße Form von
Rabdosia longituba durch ihre Fernwirkung besonders
wertvoll, so wird ‘Tube Socks‘ schnell Verbreitung finden. Sie wurde in der Natur entdeckt und kam dann auch
in die USA und von dort nach Europa.
Und dann wäre noch ein weiteres “Schleierkraut des
Herbstes“ zu nennen, das allgemein positiv auffiel und in
seiner Verwendung sehr zukunftsträchtig zu sein scheint.
Zunächst war es in einigen Gärtnereien unter Caryopteris spec. (11/44) Bot. G. Prag verbreitet worden, dann
war man eine kurze Zeit dazu geneigt, diese halbstrauchige, an der Basis verholzende Pflanze zu den
Plectranthus zuzuschlagen. Wir sprechen aber heute
korrekt von Isodon rubescens Hemsley, dessen Zukunft
für die Gärten erst erobert werden muss. Diese Schönheit ersten Ranges besteht in der Natur in einigen Varianten und ist in den chinesischen Provinzen Guanxi,
Guizhou, Sichuan bis Henan beheimatet, wo sie in Dickichten, an grasigen Hängen und in Schotterflächen
wächst, also eine äußerst breite Amplitude. In Europa
nahezu unbekannt, dafür ist sie in China schon seit sehr
langer Zeit in erster Linie als „Dong Ling Cao“ in der
TCM bekannt, vor allem als Mittel gegen Schlangenbisse, sowie in der Krebstherapie. Die hellgrünen Laubblätter sind schmal und am Rande gesägt, sie werden etwa
6 cm lang und erinnern in ihrer Form an Brennnesseln.
Bei uns wird dieser Lippenblütler etwa 70 cm hoch und
erblüht etwa ab Ende September bis mindestens Ende
Oktober. Auffallend auch hier die gute Fernwirkung
durch die leuchtend hellblauen Blüten, die an leicht überhängenden Rispen sitzen. Einen Samenansatz konnte
ich bis jetzt noch nicht beobachten. Fest steht jedenfalls,
dass wir mit Isodon rubescens eine Pflanze mit vielerlei
Verwendungs- und Kombinationsmöglichkeiten für unsere Gärten besitzen, ganz entsprechend ihrem heimatlichen Standort. Wir pflanzten sie im Kiesgarten, wo sie
sich in der vollen Sonne ebenso gut wie vor einige
Buchsbäume im Halbschatten entwickelte, eine Langzeitbeobachtung steht aber noch aus. Mit den verblühenden Rispen setzt auch die attraktive, gelbe Herbstfärbung ein.
Isodon rubescens
Diese „Schleierkräuter des Schattens“ können sowohl im
Herbst als auch im Frühjahr gepflanzt werden. Die
Herbstpflanzung hat den Vorteil, dass die Positionierung
dieser Stauden im Beet wesentlich leichter und unbefangener ausgewählt werden kann. So entwickeln sie sich
wesentlich wirkungsvoller!
Wir danken Herrn Christian H. Kreß herzlich für diesen
Artikel und sämtliche Fotos.
Alpine Pflanzen Neuseelands in Freilandkultur
“Ach - die sind doch alle nicht winterhart!” - “ ... ” - “Ja, schön sind sie schon, freilich. Aber ich hatte früher
mal mehrere Heben, doch dann, nach einem strengen Winter, war alles braun. Und da fang’ ich jetzt
nicht noch mal an.”
Soweit Kundengespräche auf einer Pflanzenraritätenbörse. Doch auf solchen Märkten kann man auch
Konträres beobachten. Der “unbeleckte” Gartenfreund sucht sich aus der Fülle des Angebotes ausgerechnet eine Hebe heraus und sagt: “Das ist ja toll, sowas habe ich noch nie gesehen.”
Faszinierend, was für ein völlig anderes Erscheinungsbild die alpinen Pflanzen Neuseelands gegenüber
der uns so vertrauten Alpenflora haben. Die Formenvielfalt der “Gänseblümchen” ( Celmisia), die verholzenden “Ehrenpreise” (Hebe), die teilweise wie Koniferen aussehen, Koniferen, die keine Nadeln haben
(Phyllocladus), Möhrengewächse mit Stacheln (Aciphylla) oder die fast unüberschaubare Variabilität der
Polsterpflanzen - genug der Schwärmerei!
Auch die Autoren des vorliegenden Sammelblattes haben sich von der Begeisterung für die
“Neuseeländer” anstecken lassen. Sie haben im Winter bei scharfem Kahlfrost mit den Pflanzen mitgebibbert und im Frühjahr angesichts der Erfrierungen das “Tal der Tränen” durchquert.
Neuseeland Alpinum im Arktisch-Alpinen-Garten Chemnitz
Foto: S. Jeßen 2000
Klimafaktoren am natürlichen Standort - Kulturvorschläge
Warum erfrieren denn so viele “Neuseeländer”
in Kultur?
1. Wir kultivierten früher viele Tiefland-Arten in unseren Anlagen, welche natürlich schon von sich
aus nicht die nötige Frosthärte hatten. Dazu waren
sie oftmals (man denke nur an die Hebe-Arten)
unter falschem Namen bzw. undefinierter HybridAbstammung in den Garten gekommen.
2. In Neuseeland sind für große Gebiete des alpinen Bereiches hohe Mittlere Jährliche Niederschlagssummen charakteristisch. In manchen Gegenden betragen diese bis zu 9000 mm pro Jahr
(in Chemnitz liegt der Wert bei rund 700 mm). Davon fällt ein großer Teil als Schnee, der die Pflanzen vom Herbst bis zum Frühjahr zudeckt. Nachdem er völlig abgetaut ist, treten keine nennens-
werten Fröste mehr auf. Diese Tatsache erklärt die
Kahlfrostempfindlichkeit vieler in der alpinen Stufe
vorkommender Pflanzen im Garten. Allerdings trifft
das nicht nur auf neuseeländische, sondern ebenso auf viele arktisch-alpine Arten zu.
Was kann Abhilfe schaffen?
Wir z.B. “verpacken” unser Neuseeland-Alpinum
vor Winterbeginn. Das geschieht durch die Abdeckung des ganzen Bereiches mit einem teilweise
licht-, wasser- und luftdurchlässigen Vlies. An den
Rändern beschwert man die “Kunstschneehülle”
mit Steinen. Seitdem wir dieses Mittel anwenden,
haben wir keine Frostschäden mehr zu verzeichnen. Viele Arten (vor allem der trockeneren Hochgebirge Neuseelands) sind jedoch auch ohne
Schutz völlig winterhart. So haben bei uns u.a.
Hebe buchananii, Podocarpus nivalis, Carmi5
chaelia monroi und Coprosma petriei Kahlfröste
von -15°C und mehr ohne jegliche Abdeckung ausgehalten.
Ein weit weniger fundamentales Problem, welches
aber nicht nur die neuseeländischen Hochgebirgspflanzen betrifft, ist deren Lichtbedürftigkeit. In den
standortfernen Gärten ist dieses Licht, zumindest in
den sommerlichen Mittagsstunden, mit Hitze verbunden, die sich bei manchen Gattungen negativ
auswirkt. Wenn man die Wahl hat, sollte man das
Alpinum also an einem N- oder O-Hang errichten.
Selbst eine relativ kleinflächige Aufschüttung, um
einen zwar lichten, aber nicht prallsonnigen Abschnitt zu erzielen, ist hilfreich. In Anbetracht vieler
luftfeuchtigkeitsliebender Arten ist eine abendliche
Besprühung zu empfehlen, ohne dass dabei Staunässe entsteht.
Raoulia hookeri
Foto: Christian H. Kreß
Gestaltungsgesichtspunkte
Wodurch wirken diese Pflanzen?
Die neuseeländischen Hochgebirgspflanzen sind
überwiegend weiß- und kleinblütig. Deshalb ist der
Blütenflor oft unauffällig. Die Blüten haben hier weniger die Funktion vieler farbenprächtiger Pflanzenblüten anderer Breiten, Insekten anzulocken, denn
sie sind hauptsächlich Windbestäuber.
Pflanzenhabitus und Blattfarben eignen sich hingegen viel besser als Gestaltungsmittel, mit denen wir komponieren müssen. Hier steht eine
große Bandbreite der Farbpalette zur Verfügung:
Vom Weiß einiger polsterförmiger Schafsteppiche (Raoulia), den vielen Gelb- bis Grüntöne
(beispielsweise Hebe-Arten) über die Rottöne
z.B. der Uncinia rubra endlich bis hin zu der
“Bräune” der schon wie tot aussehenden Seggen
(Carex berggrenii, C. petriei).
Bei der Bepflanzung des mit Silikatgestein gestalteten Alpinums (in der alpinen Stufe Neuseelands tritt
Kalk sehr selten auf) berücksichtigen wir ferner die
Wechselwirkung zwischen horizontal und vertikal
verlaufenden Sprossachsen. Dadurch, dass der
weitaus größte Anteil unseres Pflanzenbestandes
immergrün (im Sinne von ganzjährig laubtragend!)
ist, bietet sich eine Komposition mittels der verschiedenen Blattfarben an, die das ganze Jahr
über wirkt. Mit anderen Worten: Wir pflanzen in
Gruppen, um flächig zu gestalten und nicht nur
sammelsuriumartig die eine Art neben die andere.
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Die Pflanzengesellschaften in Kultur
Hier sei als erstes auf das Blatt 1.01.01 (Die alpinen und subalpinen Pflanzengesellschaften Neuseelands) sowie auf die Blätter zu Pflanzengesellschaften der Hochgebirge in Kultur (2.01.0210) verwiesen. Pflanzen der verschiedenen subalpinen Herbfield- und Tussok-Gesellschaften
sind oft problemlos zu halten, denken wir nur an
Podocarpus nivalis, größere Celmisia-Arten, Vertreter der Gattung Hebe (Strauchveronika) oder
höhere Spießgräser vom Schlage der Aciphylla
subflabellata. Die Arten der Bogs and Swamps
(Moore und Sumpfstellen), insbesondere die
Polster der Cushion Bogs (Polstermoore) sind
schon schwieriger zu kultivieren. Wir haben allerdings bisher wenig Erfahrung mit Vertretern der
Vegetation dieser Feuchtgebiete machen können. Fast alle Besiedler der nivalen Zone und
der alpinen Scree-Gesellschaften scheiden für
eine erfolgreiche Kultur aus. Aus den trockenen
Geröllhalden sind aber zumindest einige Klone
von Hebe epacridea (Strauchveronika) “haltbar”.
Die meisten anderen Arten sind dermaßen stark
an die Verhältnisse ihres speziellen Lebensraumes angepasst, dass sie überhaupt nicht flexibel
sind und mit den ihnen gebotenen Kulturverhältnissen nicht zurechtkommen, wie wir das z.B.
bereits vom arktisch-alpinen Gletscherhahnenfuß
(Ranunculus glacialis) her kennen. Weniger
problematisch scheinen verschiedene Pflanzen
der Snowbank Vegetation (Schneeböden) und
der Cushion Vegetation (Polstervegetation) zu
sein. Hier seien Pernettya alpina (Torfmyrte) für
die erstere Gesellschaft und die Celmisien C.
argentea und C. ramulosa ssp. tuberculata für
die zweite Gesellschaft stellvertretend genannt.
Das Fellfield und die Fels- und Geröllfluren haben durch ihren Artenreichtum einiges an kultivierbaren Arten zu bieten, von denen jedoch
manche noch nicht erprobt worden sind. Vielen
schwierigen Kandidaten (z.B. Arten der Raoulia
mammilaris-Gruppe) stehen erfolgversprechende
Gesellen wie beispielsweise Celmisia sessiliflora,
niedrigere Aciphylla-Arten und StrauchveronikaSpezies (wie Hebe cheesemanii und H. tetrasticha) gegenüber.
Foto: S. Jeßen 2000
Vermehrung
Viele Gärtner machten (wie auch wir) die Erfahrung, dass die Samen neuseeländischer alpiner Arten
wesentlich schlechter keimen als Samen ihrer europäischen Pendants. Warum eigentlich? Bezieht man
Wildsamen, so sind die jeweiligen Samenportionen oft ziemlich klein, zuweilen nur 4-5 Körnchen, und ist
dann die Keimrate von Natur aus noch dazu gering, so stehen die Chancen schlecht. Desweiteren sind die
Samen meist nicht mehr ganz frisch. Wahrscheinlich spielt auch die Jahreszeitenumstellung eine Rolle.
Hinzu kommt, dass zumindest die Vertreter der Asteraceae oft taube Samen bilden oder dass Störenfriede
wie Insektenlarven etc. die Samen anfressen und damit zerstören. Findet man Kotkrümel in den Samen
beispielsweise einer Celmisia, so sind letztere meist bereits unbrauchbar. Die Vermutung, dass die Celmisien in Kultur keine keimfähigen Samen bilden, ist offenbar nicht richtig. Wir zogen z.B. von Celmisia asteliifolia (Australien) Pflanzen aus Samen auf.
Hinsichtlich der Reinheit der Arten ist (hauptsächlich bei Kultursaatgut) daran zu denken, dass viele
Arten zur Hybridisierung neigen, wie insbesondere Strauchveronika ( Hebe).
Da viele Arten wenigstens teilweise verholzen, ist die günstigste Vermehrungsmethode die durch
Stecklinge. Viele Heben wurzeln gut, aber mit manchen Arten (und meist den schönsten) wie z.B. H.
ciliolata und H. epacridea gibt es Probleme. Eine günstige Zeit für die Stecklingsvermehrung ist nach
unserer Erfahrung das Frühjahr.
Soweit zum Für und Wider der Kultur neuseeländischer Hochgebirgspflanzen. Der Reiz ist groß! Sollte
man es nicht doch wieder versuchen? Wir können dazu ermutigen, da wir im Neuseeland-Alpinum in
Chemnitz seit einigen Jahren (z.T. seit Jahrzehnten!) etwa 200 Arten mit Erfolg kultivieren, die die Besucher
jedes Jahr immer wieder aufs Neue besonders fesseln.
Artikel freundlicherweise zur Verfügung gestellt und Bezugsquelle von Neuseelandpflanzen:
© Arktisch-Alpiner-Garten - Walter-Meusel-Stiftung, Schmidt-Rottluff-Straße 90, 09114 C h e m n i t z
Tel.: +49 (0)371-426 895
Fax: +49 (0)911-308 445 5007
Email: [email protected]
http://www.arktisch-alpiner-garten.de/
Christian H. Kreß führt Raoulia (auch „Schleierkräuter“)
Geheimtipp für Alpenpflanzenfreunde!!
Sollten Sie Urlaub in Kärnten verbringen, machen
Sie einen Abstecher nach Mallnitz. Das Ehepaar
Keuschnig hat im Laufe vieler Jahre einen privaten
Alpengarten der
Superklasse geschaffen. Auf
250 m² blühen in ihrem Alpinum Alpenpflanzen aus
aller Welt. Herr Keuschnig bietet auch gerne eine
bot. Wanderung auf die Jamnigalm im Nationalpark
Hohe Tauern an.
Besichtigung des Alpinums nur nach vorheriger
telefonischer Anmeldung.
Fotos: W. Keuschnig
Rottraud und Werner KEUSCHNIG
Stappitz 114
9822 Mallnitz
Tel.: +43 (0)4784/464
Email: [email protected]
Filmtipp:
Ötscher - Majestät im Osten
Eine Doku über die erste naturwissenschaftliche Ötscherbesteigung (1574) durch Carolus Clusius (1526 - 1609),
wird am Freitag, dem 29.08.2014 um 20:15 Uhr auf
Servus TV ausgestrahlt.
Unbedingt ansehen !!!
©
Franz Tod (Bot. Garten Wien) vom BL & BL Team ist in
der Hauptrolle als Carolus Clusius zu sehen.
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Der Kalifornische Goldmohn
Weltenbummler in der Sukkulentengruppe
Eschscholzia californica – Papaveraceae
Der von Kalifornien bis Mexiko heimische Goldmohn nimmt in der Schaugruppe der neuweltlichen Sukkulenten als Begleitart seit Jahren einen festen Platz ein. Er überwintert in der Gruppe als Lebendpflanze und
vor allem als Samen und wächst dort jedes Jahr überreichlich ohne gärtnerisches Zutun. Nun hat er auch
den Sprung in die afrikanische Sukkulentengruppe geschafft. Das entspricht seinem Verhalten außerhalb
des Botanischen Gartens: längst hat er sich in den Floren anderer Kontinente außerhalb seines ursprünglichen Verbreitungsgebietes etabliert. In Österreich wird sein Ausbreitungsverhalten (zumindest hier im Botanischen Garten) genau beobachtet.
Wie der Goldmohn zu seinem botanischen Namen kam
Eschscholzia californica Foto: B. Knickmann
Der Kalifornische Goldmohn wurde 1816 wissenschaftlich erstbeschrieben. Der Autor dieser Beschreibung war Adalbert von Chamisso, der
vielen wohl eher als Literat und Verfasser der Geschichte des berühmten
"Peter Schlemihl" bekannt sein dürfte. Chamisso war aber auch Wissenschaftler. Als Botaniker nahm er an einer russischen Weltumsegelung teil,
der Rurik-Expedition. Mit an Bord war der Schiffsarzt und Naturforscher
Friedrich von Eschscholtz. Ihm zu Ehren nannte Chamisso die beim Landgang in Kalifornien entdeckte Art Eschscholzia californica.
Der Goldmohn in der Gartenkultur
Schon bald nach der Erstbeschreibung wurde der Wert dieser Art für die Gartenkultur erkannt. Man selektierte am Naturstandort verschiedene Blütenfarben und führte sie als Sorten ein. Bereits ab 1820 fand der
Goldmohn Verwendung in den Gärten. Von dann an erfolgte seine Ausbreitung außerhalb seines natürlichen Verbreitungsgebietes, in den Gärten wie auch außerhalb davon.
Am Naturstandort ist die Art mehrjährig, in Kultur nur an geeigneten
Standorten. In Europa wird die Art daher meist einjährig kultiviert.
Der Goldmohn blüht nur bei Sonnenschein und angeblich nur
zwischen ca. 10 und 17 Uhr – prüfen Sie nach!
Der Goldmohn an seinem Naturstandort
In Kalifornien ist dem Goldmohn seit den 1970er Jahren ein eigenes
"Reserve" gewidmet, also ein Schutzgebiet. Er wächst dort in der
immergrünen Hartlaubzone zwischen Sukkulenten – also in etwa so, wie es im Botanischen Garten in der Sukkulentengruppe
nachgestellt wird. Am Naturstandort blüht er von Mitte Februar bis
Anfang Mai. Zur Blütezeit werden ganze Landschaften in ein leuchtendes Orange getaucht.
Eschscholzia californica
Foto: W. Wöber
... und als Weltenbummler
In warmen Gegenden wie Spanien, den Kanaren, Madeira oder den Azoren fühlt sich der Goldmohn "wie
zuhause". Auch in Australien, in Teilen Nord-Afrikas und in Südafrika ist er eingebürgert. Im gemäßigten
Europa hat er sich in Frankreich und England etabliert, wo er in Steinbrüchen und entlang von Gleisanlagen vorkommt.
Unser Dank für diesen Artikel samt Foto geht an Frau DI B. Knickmann - Botanischer Garten Wien
Wer das Neue im Garten nicht mitmacht, kann seinen alten
Lieblingsblumen nicht gerade in die Augen sehen.
Karl Foerster
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Astilben – ein Gruß aus Fernost im Schattengarten
Die Astilbe x arendsii- Sorten
Der Anblick einer üppig blühenden Astilbe kann tatsächlich an ein japanisches Blumenbild erinnern. In den
luftfeuchten Bergregionen Chinas, Japans und Koreas sind die meisten Astilben ursprünglich auch beheimatet. Doch die Sorten, die heute unsere Gärten an Schattenstellen so bunt aufwerten, stammen überwiegend aus der Züchtungswerkstatt des Gärtners Georg Arends in Wuppertal-Ronsdorf, der sie dort in der
ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts schuf. Nach ihm wurde die ganze Sortengruppe Astilbe x arendsii
benannt. Den Züchtungen gab er übrigens die Namen damaliger Arbeitsfrauen seiner Gärtnerei, z.B. ‘Anita
Pfeifer‘, ‘Else Schluck‘, ‘Gertrud Brix‘ oder ‘Grete Püngel‘, so dass sie noch heute in den Sorten weiterleben. Diese sind inzwischen zu den wichtigsten sommerlichen Farbträgern im Schatten und Halbschatten
aufgestiegen, zumal sie zu den Stauden gehören, die in größeren Stückzahlen je Sorte gepflanzt werden
können, ohne dass es überladen wirkt. Je feuchter der Standort ist, umso sonniger können sie stehen, am
besten jedoch ist ein halbschattiger Platz.
Die Gliederung des Arendsii-Sortimentes
erfolgt nach Blütezeitgruppen. Zu den Juliblüher (früh) gehören z. B. ‘Brautschleier‘,
weiß, ‘Gloria‘, dunkelrosa und ‘Spinell‘, rot.
Anfang August (mittelspät) folgen ‘Anita Pfeifer‘, lachsrosa, ‘Else Schluck‘, karminrot,
‘Hyazinth‘, dunkelrosa und ‘Spartan‘, dunkelrot. Ende August (spät) blühen ‘Bergkristall‘,
weiß, ‘Cattleya‘, lilarosa, ‘Fanal‘, granatrot
und ‘Grete Püngel‘, hellrosa. Die pyramidalen Blütenstände dieser Sorten erreichen
Höhen zwischen 70 und 100 cm. Nicht unbedeutend ist auch der Schmuckwert des
schön geschnittenen Laubes, das bei einigen im Austrieb und auch später noch einen
rötlichen Farbton annimmt.
Viele Halbschattenstauden bieten sich als Partner an. Mit niedrigen Wuchshöhen: Schaumkerze, Golderdbeere, Elfenblume und Zwerg-Herzblume, in mittlerer Wuchshöhe: Sterndolde, Bergenie, Kaukasusvergißmeinnicht und Hosta, ganz oben drüber die Silberkerzen. Diese Pflanzen lieben alle einen lockeren, humosen Waldboden, der in sommerlichen Trockenperioden auch bewässert werden muss. Der Nährstoffbedarf
liegt im mittleren Bereich und ist durch eine leichte Mulchschicht aus Kompost im Frühjahr gut zu befriedigen. Arendsii-Astilben haben kein tiefgreifendes Wurzelsystem. Sie können sich also gegen starkwurzelnde
Nachbarpflanzen kaum wehren, und es besteht die Gefahr, dass sie erdrückt werden, besonders dann,
wenn die Bestände mehrjährig erhalten bleiben sollen.
Die Japan-Astilben
Mit einer zweiten Astilben-Gruppe befasste sich Georg Arends ebenfalls, mit den niedrigen Japan-Astilben.
Diese zierlichen, sogenannten Japonica-Sorten erreichen Wuchshöhen zwischen 40 und 60 cm und blühen
im Mai/Juni, noch vor den Arendsii. Georg Arends hat ihnen meist geografische Namen gegeben: z. B.
‘Bremen‘, dunkelrosa, ‘Deutschland‘, weiß, ‘Köln‘, blutrot und ‘Mainz‘, lilarosa. Sie finden im Schattengarten
neben kleinen Farnen weitere niedrige Partner wie Zwerg-Elfenblume, Zwerg-Hosta, Primeln und SchattenSteinbrech. Ihr geringes Wurzelvolumen erfordert aber eine ständige Kontrolle, damit sie nicht zu trocken
stehen oder von Nachbarstauden überwachsen werden.
Die spätblühenden Astilben
Eine besondere Rolle kommt den Ende August blühenden Feder-Astilben (Astilbe-Thunbergii-Hybriden) zu.
Sie bilden mächtige Horste von Meterhöhe und haben graziös überhängende Blütenrispen. Am bekannt9
esten sind die Sorten ‘Straußenfeder‘ in Lachsrosa
und ‘Van der Wielen‘ in Weiß. Dazu passt schon mal
ein größerer Farn, z.B. der Glanz-Schildfarn,
Polystichum aculeatum.
Die China-Astilben
Noch etwas anderes sind die China-Astilben. Sie
gehen auf die im August/September blühende Wildart Astilbe chinensis zurück, die als einzige einen
kriechenden Wurzelstock ausbildet. Mit ihrer größeren Widerstandsfähigkeit gegen Trockenheit und
Sonne kann das bei mancher Verwendung von Vorteil sein. Besonders die nur 25 cm hohe KriechAstilbe (A. chinensis var. pumila) wurde mit ihren lilarosa Blütenkerzen, die sogar noch im Winter zieren, zu
einem beliebten Bodendecker unter Gehölzen. Die deutlich starkwüchsigere purpurrote Sorte ‘Purpurlanze‘,
die botanisch zu Astilbe chinensis var. taquetii gehört, wird meterhoch und kommt zwischen Rhododendron
oder großen Farnen am besten zur Geltung. Sie ist die einzige Astilbe, die sich auch gegen Nachbarpflanzen aktiv zur Wehr setzen kann.
Astilbe chinensis var.pumila
Wer es dagegen zierlicher mag, der sei noch auf zwei besondere Sorten
hingewiesen: Zum einen gibt es die ca. 40 cm hohe Astilbe simplicifolia
‘Bronze Elegans‘, die neben den hellrosa Blütenkerzen ein gleichmäßig
bronzefarbenes Laub ausbildet und die nur 30 cm hohe Astilbe glaberrima
‘Sprite‘, ein hellrosa Zwerg, der aber durch sein zähes Ausdauern schon
viel Anerkennung gefunden hat. Ihre Blütenstände, die sich nach dem Abblühen braunrot verfärben, können, wie schon bei der Kriech-Astilbe angedeutet, bis weit in den Winter hinein einen reizvollen Gartenschmuck bilden.
Von Krankheiten und Schädlingen bleiben Astilben weitgehend verschont.
Nur ganz gelegentlich siedeln sich Blattläuse an. Ihre robuste Gesundheit
macht sie als Gartenpflanzen also noch sympathischer.
Die 10 besten Astilben-Sorten für den Garten
Name
Blütezeit
Blütenfarbe
Höhe in cm
‘Anita Pfeifer‘
‘Cattleya‘
‘Fanal‘
‘Grete Püngel‘
‘Purpurlanze‘
‘Spinell‘
‘Sprite‘
‘Straußenfeder‘
‘Van der Wielen‘
var. pumila
mittelspät
spät
spät
spät
spät
mittelspät
früh
mittelspät
mittelspät
spät
karminrosa
karminrosa
blutrot
hellrosa
purpurrot
rubinrot
hellrosa
karminrosa
weiß
violettrosa
70
100
70
80
100
80
40
100
100
30
Wir danken Herrn Dr. Konrad Näser (Potsdam) herzlich für diesen interessanten Artikel
Alle Fotos von W. Wöber
Sensen und Dengelkurs im Bot. Garten Wien Info 01/4277/54100
9. August 2014 7:00 - 11:00 Uhr
4 Stunden Workshop
115 €
Infos: www. schnitter.info
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INFORMATIONEN und TERMINE
BOTANISCHER GARTEN DER UNIVERSITÄT WIEN
Eingang Mechelgasse 2 1030 Wien
Öffnungszeiten - Haupteingang: tägl. von 10:00 - 18:00 Uhr Info 01/4277/54100
www.botanik.univie.ac.at
GARTENFÜHRUNGEN
Sommer 2014 Beginn jeweils Mittwoch um 16:30 Uhr
Treffpunkt: Botanischer Garten, Haupteingang; Ecke Mechel-/Prätoriusgasse
Eintritt Frei!
Wildwuchs – Spontanflora im Botanischen Garten
ao. Univ.-Prof. Dr. Manfred Fischer
Tropische Nutzpflanzen
FI Reinhard Hohenegger
Hexengrün – Kräuter im Botanischen Garten
Andreas Müller
Mi, 11. Juni
Mi, 25. Juni
Mi, 09. Juli
Nähere Informationen unter der Tel.: 01/4277/54100 oder unter www.botanik.univie.ac.at
BLUMENGÄRTEN HIRSCHSTETTEN
Südeingang:1220 Wien, Quadenstraße 15,Tel. 01/4000-8042
Öffentliche Verkehrsmittel: ab U1 Kagraner Platz Bus 22A
Nordeingang: 1220 Wien, Oberfeldstraße vis á vis Nr. 41
Öffentliche Verkehrsmittel: ab U1 Kagraner Platz
Straßenbahn 26 bis Spargelfeldstraße
E-Mail: [email protected].
www.wien.at/ma42
jeweils Do. und So. Juni bis August
Sommererlebnistage Workshops zum Thema Umweltbildung
jeweils an folgenden Sonntagen:
22. Juni, 06. und 20. Juli, 03. und 17. Aug.
Kulturheuriger am Bauernhof
14. September
Schmankerln in uriger Umgebung
So. 15. Juni
Sommerfest des Lions-Club Wien Donau Feiern für einen guten Zweck
Sa. 05. und So. 06. Juli, Sa.12. und So. 13. Juli Lavendel – Duft der Provence
Erfahren Sie mehr über diese außergewöhnliche Pflanze
Sa. 23. August
Fest für die Donaustadt Der 22. Bezirk in all seinen Facetten
Fr. 22. – So. 24. August
Hirschstettner Weintage Wein in seiner Vielfalt verkosten
Juni – September
Juni
Juli
SONDERSCHAUEN 2014
Sommerblumenschau Blütenreichtum in unseren Beeten
Allium Die schönen Verwandten der Küchenzwiebel
Indianische Sonnen Sonnenblumenschau
Sa. 03. und So. 07. September und
Sa. 13. und So. 14. September
Do. 11. – So. 14. September
Exotische Pflanzen in unseren Gärten
Winterharte Exoten und Kübelpflanzen
International Art View Kunst trifft Natur (Kunstfabrik Stadlau)
ÖSTERREICHISCHES GARTENBAUMUSEUM
In der Orangerie Kagran
1220 Wien, Siebeckstrasse 14, Tel.01/4000-42270
Museumszeiten: Ganzjährig (außer an Feiertagen) Mo. – Fr. 08:00 – 14:00 Uhr
Führungen nach Voranmeldung
Sonderschau
Do. 03. April – Sa. 04. Oktober
EUROPAS ÄLTESTER ALPENGARTEN
im Oberen Belvedere noch geöffnet bis 03.August 2014
Öffnungszeit: 18.3. - 3.8.2014, täglich von 10.00 – 18.00 Uhr
(Kassaschluß 17.30 Uhr)
Bei Schlechtwetter bleibt der Garten geschlossen!
Führungen sind nach Voranmeldung möglich wir bitten Sie, uns
einige Tage vorher zu kontaktieren
(Tel.: Alpengarten 01/798 31 49 od. Hr. Knaack 0664/1507 642
E-mail: [email protected] )
Besondere Anziehungspunkte sind:
Bonsaigarten (Sammlung von etwa 100 Stk.)
Foto–Sonderschau: „Zerspringende Blüten“
40 Jahre WIG74 Kurpark Oberlaa
SCHULGARTEN KAGRAN
1220 Wien, Donizettiweg 29, Tel.01/4000-8042
Öffentliche Verkehrsmittel—U1 Kagran
E-Mail:[email protected]
www.park.wien.at/ma42
Tage der offenen Tür
April – Oktober jeden 1. Donnerstag im Monat, 10:00 – 18:00 Uhr
Sommeröffnungszeiten
Juli und August jeden Montag – Mittwoch 10:00 – 18:00 Uhr
Do. 05. Juni
Pflanzen für die Schönheit
Kultivieren, Sammeln,
Konservieren und Verwenden
Do. 03. Juli und
Der Pflanzendoktor
Do. 07. August
Gesunde Pflanzen machen Freude
Do. 04. September
Giftpflanzen
Verwendung in der Medizin
und Homöopathie
Wir wünschen einen schönen Sommer
Das Blatt & Blüte Team
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Aktivitäten der Gruppe Alpenpflanzen und Blütenstauden
Mo. 18:00 Uhr
13. Oktober
Mo. 18:00 Uhr
10. November
Di. 18:00 Uhr
02. Dezember
„Der Garten im Jahresverlauf“
Johann GYÖRÖG
„Flora und Vegetation der ionischen Inseln“
Ruth FLATSCHER, Markus HOFBAUER, Dieter REICH
"Gärten in Großbritannien − ein persönlicher Querschnitt
durch die reiche Gartenfülle"
DI Eva THUN-TÄUBERT
Veranstaltungsort ist der Vortragssaal der ÖGG, 1220 Wien, Siebeckstraße 14, Top 1.4
für NICHT ÖGG-Mitglieder € 5,00
Exkursionen der Gruppe Alpenpflanzen und Blütenstauden
Königstettener Wiesen – Botanische Juwelen im Wienerwald
Führung: Univ.-Prof. Mag. Dr. Georg GRABHERR
Treffpunkt: Dorfplatz vor der Kirche
Uhrzeit: 14:30 Uhr
Nachher gemütlicher Ausklang beim Heurigen.
07. Juni 2014
Samstag
Foto: F. Tod
Taglilienfest
Gartengestaltung DI Reinhard Oberleitner
Treffpunkt: Hauptstr. 19 Ordning, 3380 Pöchlarn
Uhrzeit: 09:45 Uhr
Einkaufsmöglichkeit, Mittagessen – anschließend
über die Donaubrücke nach Wösendorf in der Wachau
Treffpunkt: großer Parkplatz beim „Florianihof“
Spaziergang durch den Ort und die Weingärten zur
Wein/Steinterrasse (Trockensteinmauern) vom Weingut
Johann Seiser – Besichtigung – Heurigenbesuch
individuelle Heimfahrt
12. Juli 2014
Samstag
Foto: W. Wöber
Juli 2014
Mit dem "Salamander" auf den Schneeberg (2. Versuch)
Die bot. Wanderung organisiert Johann GYÖRÖG (Tel.: 0650/7151565)
Je nach Wetterlage unter der Woche. Bitte Kontakt aufnehmen!
13. September 2014
Samstag
Gärtnerei BACH
Treffpunkt: 10:00 Uhr
Contiweg 165, 1220 Wien
Besichtigung Glashäuser, Gemüsevielfalt, Verkostung
Kräuter, Duftpelargonienhaus
Anfahrt: U1 Kagraner Platz – Bus 22A
Mittagessen: Gasthaus „Zur Kriegerheimstätte“
Quadenstrasse 56, 1220 Wien
Auf eigene Faust können anschließend
noch die Blumengärten Hirschstetten besucht werden.
P. tomentosum Foto: W. Wöber
Anmeldung im Büro der Österreichischen Gartenbaugesellschaft Tel.: 01/512 84 16 ca.10 Tage vorher!
Für Bahnfahrer: eventuelle Mitfahrgelegenheit erfragen! Autofahrer sollen bitte die Anzahl der freien Plätze bekannt geben.
Exkursionsgebühr für NICHT ÖGG-Mitglieder € 5,00
Die Beiträge stellen die Meinung des jeweiligen Verfassers dar
Impressum BLATT & BLÜTE
Erscheint 4 mal jährlich
(März, Juni, September und Dezember)
Eigentümer und Herausgeber:
Tel. 01/512 84 16
Kostenlos für Mitglieder der ÖGG
Österreichische Gartenbau -Gesellschaft,
Fax.: 01/512 84 16/17
E -Mail: [email protected],
A-1220 Wien, Siebeckstr. 14
Internet: www.oegg.or.at
Redaktion und Layout: Alpenpflanzen-Team, Tel. 0676-5632370 E-Mail: [email protected]
Nachdruck und jede sonstige Verwendung des Inhaltes nur mit Genehmigung der Redaktio n.
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