Typografie 256 • »Typography exists to honor content.« (Robert Bringhurst) • »Typografie ist keine Kunst. Typografie ist keine Wissenschaft. Typografie ist Handwerk.« (Hans Peter Willberg) • »Typografie, das ist die Inszenierung einer Mitteilung in der Fläche, so die kürzeste Definition, die ich kenne.« (Erik Spiekermann) • Zusammenfassung von Robert Bringhurst: »[...] typography should perform these services for the reader: invite the reader into the text; reveal the tenor and the meaning of the text; ◮ clarify the structure and the order of the text; ◮ link the text with other existing elements; ◮ induce a state of energetic repose, which is the ideal condition for reading.« ◮ ◮ Lesetypografie 257 • Die Typografie wird häufig als ein Regelwerk missverstanden, das einheitlich für alle Fälle Regeln vorgibt. • Die Lesetypografie stellt den Leser und bestimmte Lesarten in den Vordergrund, um daraus geeignete typografische Richtlinien abzuleiten. • Auch für wissenschaftliche Werke gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Lesarten und Leser. • »Read the text before designing it.« (Robert Bringhurst) • Als Grundlage dienen insbesondere folgende Werke: Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman, Lesetypografie, ISBN 3-87439-652-5 ◮ Robert Bringhurst, The Elements of Typographic Style, ISBN 0-88179-132-6 ◮ Detailtypografie 258 • Die Detailtypografie liefert das Regelwerk, das aus den jahrhunderte-alten Erfahrungen des Schriftsatzes entstanden ist. • Jedoch greift in vielen Fällen das Regelwerk erst, wenn zuvor eine Konzeption aus der Lesetypografie heraus entwickelt worden ist. • Auch typografische Regelwerke haben keinen Absolutheitsanspruch. Es kann durchaus im Ausnahmefall sinnvoll sein, gängige typografische Regeln zu brechen. Allerdings sollte das dann eine bewusst gefällte und abgewogene Entscheidung sein. • Robert Bringhurst: »By all means break the rules, and break them beautifully, deliberately and well.« • Als Grundlage dient u.a. folgendes Werk: Friedrich Forssman und Ralf de Jong, Detailtypografie, ISBN 3-87439-642-8 Vorgehensweise 259 • Die folgende Einführung wählt einen Ansatz, bei dem ausgehend von ausgewählten Lese-Arten die zugehörige Typografie entwickelt wird. • Dabei werden wir uns ausgehend von den Zielsetzungen Schritt für Schritt den Details nähern. Lineares Lesen 260 • Das lineare Lesen ist die klassische Art des Lesens, bei der ein Buch von vorne bis hinten sequentiell durchgelesen wird. • Die Teile bauen Schritt für Schritt aufeinander auf. Es ist nicht vorgesehen, dass der Text überflogen oder selektiv gelesen wird. • Der Leser soll sich voll und ganz auf den Text konzentrieren können. Dabei sollte er nicht abgelenkt werden. • Ziel ist maximaler Lesekomfort. Wie wird gelesen? 261 • Die Augen gleiten nicht gleichmäßig über den Text hinweg. • Stattdessen gibt es abwechselnd Augenbewegungen und Fixationspausen. • Während einer Fixationspause kann das Auge etwa 8 bis 12 Buchstaben scharf sehen. • Entsprechend werden nicht einzelne Buchstaben entziffert, sondern ganze Wortgebilde auf einmal erkannt. • Nach einer Fixationspause bewegen sich die Augen weiter. Da in der Bewegungsphase die Augen nicht scharf sehen, benötigen sie genügend Orientierung (insbesondere durch Zwischenräume), so dass sie sich leicht neu positionieren können. • Die Fixationspausen machen 93 bis 95 Prozent der Lesezeit aus. • (Die Angaben wurden einem Artikel von Norbert Küpper entnommen: Lesen heißt arbeiten – Das Leserverhalten wissenschaftlich betrachtet.) Lineares Lesen: Nicolaus Jenson, 1472, Venedig 262 • Nebenstehender Druck entstammt dem Werk Scriptores rei rusticae, das 1472 in Venedig von Nicolaus Jenson gedruckt worden ist. • Nicolaus Jenson (1420–1480) war ein französischer Typograf, Schüler von Johannes Gutenberg, der ab 1470 Bücher in Venedig druckte. • Verwendet wurde ein von Jenson selbst 1470 entwickelter Antiqua-Schriftschnitt. • Der Text beschreibt das Landleben und stammt von mehreren römischen Autoren aus dem 2. vorchristlichen bis zum 1. nachchristlichen Jahrhundert. Lineares Lesen: Nicolaus Jenson, 1472, Venedig 263 • Die von Nicolaus Jenson verwendete Typografie ist zeitlos und befindet sich in Übereinstimmung mit typografischen Regeln, die bis heute für lineares Lesen gelten: ◮ ◮ ◮ ◮ Unaufdringlicher Schriftschnitt. Enger Blocksatz ohne negativ auffallende Hohlräume. Etwa 60 bis 70 Zeichen pro Zeile und 30 bis 40 Zeilen pro Seite. Absätze und Kapitel sind klar, jedoch nicht übertrieben getrennt. Lineares Lesen: Venedig 1551 264 Lineares Lesen: Venedig 1551 265 • Andreas Vesalius: Epistola, rationem modumque propinandi radicis chynae decocti pertractan, ins Englische übersetzt von Thomas Raynalde, 1551 in Venedig erschienen • Andreas Vesalius ist der Begründer der modernen Anatomie und beschreibt in diesem Werk die Heilwirkungen eines Öls. • Abbild des originalen Exemplars in der Henry E. Huntington Library and Art Gallery. Lineares Lesen: Venedig 1551 266 • Dieses Werk wurde der damaligen typischen englischen Typografie angepasst, allerdings unter Verwendung einer Antiqua-Schrift, während in London um diese Zeit erschienene Werke üblicherweise in Fraktur gesetzt waren. • Aufgrund des kleineren Buchformats beschränkt sich ein Textblock auf 23 Zeilen von etwa 30 Zeichen. • Die kürzere Zeilenlänge führt zu einer höheren Zahl von notwendig werdenden Trennungen. • Um die seitenübergreifenden Trennungen in ihrer unterbrechenden Wirkung zu begrenzen, war es in der damaligen englischen Typografie üblich, die erste Silbe der folgenden Seite am unteren Rand der vorangehenden Seite in abgesetzter Position zu wiederholen. Lineares Lesen: Beispielseiten re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, 2 267 matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, 3 Lineares Lesen: Beispielseiten re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, 2 268 • Nebenstehender Text ist einem Mitschrieb einer Vorlesung Über das Universum von Alexander von Humboldt aus den Jahren 1827/1828 an der Berliner Singakademie entnommen. Er ist über das Gutenberg-Projekt frei verfügbar und wurde von mir mit LATEX frisch gesetzt. • Als Schriftschnitt wurde Garamond gewählt (aus der Kollektion der frei verfügbaren Type-1-Schriftschnitte von URW++ Design und Development GmbH, Hamburg, die von Walter Schmidt für TEX angepasst worden sind). • Die Schrift wurde in 11 Punkt gesetzt. Das Textfeld wurde so dimensioniert, dass im Blocksatz 35 Zeilen mit jeweils etwa 65 Buchstaben stehen. Die Farbe des Textes re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, 2 269 • Typografen bezeichnen mit der Farbe den Grauwert des gesetzten Textes. • Es geht also nicht um die verwendete Druckfarbe, sondern um die Dichte des gesetzten Textes. • Die Farbe sollte für lineares Lesen möglichst gleichmäßig und ohne Flecken sein. Andernfalls würde das den Leser ablenken. • Die Farbe eines gesetzten Textes hängt ab von dem dem dem ◮ dem ◮ ◮ ◮ ausgewählten Schriftschnitt, Abstand zwischen den Buchstaben, Abstand zwischen den Worten und Abstand zwischen den Zeilen. Lineares Lesen: Times Roman an Stelle von Garamond 270 bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von 2 der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenig3 Lineares Lesen: Times Roman an Stelle von Garamond 271 • Times Roman wurde für die enge mehrspaltige Zeitungstypografie entworfen. • Im Buchformat mit breiteren Zeilen fallen zwei Dinge auf: Da die Zeichen von Times Roman schmaler sind, erhöht sich die Zahl der Zeichen pro Zeile. ◮ Die kleineren Buchstabenbreiten, die höheren Mittellängen und die kurzen kräftigen Serifen von Times Roman, die Halt im engen Spaltensatz geben, stiften im größeren Format etwas mehr Unruhe. ◮ • Die Auswirkung ist noch fataler, wenn bei Abschlussarbeiten und Dissertationen DIN A4 sorglos mit über 80 Zeichen pro Zeile gefüllt wird. Lineares Lesen: Times Roman zweispaltig Andere dieser Lichtmassen am Himmel, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, lösen sich vor den Telescopen in einzelne helle Punkte auf, die aber wahrscheinlich nur näher zusammenstehende Systeme von Sonnen, welches Milchstraßen sind, die wenigstens um 100 ihrer Dunstmassen von uns entfernt sind. – Herschel hat diese entfernten Milchstraßen am ganzen Himmel aufgesucht, und es sind davon bereits über 3000 entdeckt worden. Die aufgeklärtesten alten Philosophen vermutheten schon, daß das nie erlöschende, unbewegliche Licht der Milchstraße von unzählichen Sternen entstehen müsse, die wegen der großen Entfernung einander so nahe scheinen, daß ihr Licht zusammenfließt, und wir sie nicht unterscheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt. Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden. Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen, manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. – Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz verschwand. Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden. Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen, bis zu mehreren Jahren. – Den Grund dieser Erscheinung hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist, daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende, um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu lassen. Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge, und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen; ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau – roth – weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes, die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt, daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint, diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. – Auf keinen Fall kann man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten fortrückt. Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon nach 6 Monaten bemerkbar erschien. Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. – Man hat diese Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum, gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche Coock’s 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben. – Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem 272 Lineares Lesen: Times Roman zweispaltig Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt. Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden. Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen, manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. – Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz verschwand. Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden. Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen, bis zu mehreren Jahren. – Den Grund dieser Erscheinung hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist, daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende, um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu lassen. Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge, und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen; ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau – roth – weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes, die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt, daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint, diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. – Auf keinen Fall kann man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten fortrückt. Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon nach 6 Monaten bemerkbar erschien. Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. – Man hat diese Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum, gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche Coock’s 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben. – Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem 273 • Die IEEE-Journale verwenden einen zweispaltigen Satz mit Times Roman. • Dabei besteht jede Kolumne aus etwa 50 Zeilen, die jeweils etwa 45 Zeichen enthalten. • Das führt zu einer erheblichen Textverdichtung, die aber dank der Vorzüge von Times Roman die Lesbarkeit nicht zu sehr beeinflusst. Zurichtung, Kerning und Laufweite 274 • Die Abstände zwischen den Zeichen regeln den harmonischen Zusammenhalt der Wörter. Wenn dies gut geregelt ist, sind die Wörter leichter erkennbar. Die Abstände sind auch wesentlich für die Farbe des Textes. • In jedem Schriftschnitt wird für jedes Zeichen eine Weite festgelegt. Diese ist normalerweise weiter als die Bounding-Box, da damit der normale Abstand zwischen den Zeichen festgelegt wird. Diese für jedes Zeichen individuell bestimmte Weite wird die Zurichtung genannt. • Zusätzlich können für Zeichenpaare Abweichungen festgelegt werden, die auf die jeweiligen Formen Rücksicht nehmen. Diese paarweise bestimmten Abweichungen werden Kerning genannt. • Unabhängig davon kann generell der Abstand zwischen den Zeichen vergrößert oder verkleinert werden. Dies ist der sogenannte Laufweitenausgleich. Zurichtung und Laufweite 275 type3.eps % Tabelle der Weiten der einzelnen Buchstaben /CharWidth 3 dict def CharWidth begin /E 700 def /T 850 def /X 950 def end • Beim dritten Übungsblatt haben wir bei den Type-3-Schriftschnitten in PostScript bereits die Zurichtung individuell festgelegt gehabt. • Die aufsummierte Zurichtung einer Zeichenkette kann in PostScript mit dem Operator stringwidth ermittelt werden. • PostScript erlaubt die explizite Spezifikation des Laufweitenausgleichs, wenn ashow an Stelle von show verwendet wird. Alternativ können auch virtuelle Schriftschnitte definiert werden. • Kleinere Schriftschnitte benötigen vergleichsweise größere Laufweiten, während die Laufweite bei größeren Schriftschnitten (ab etwa 16 Punkten) eher zu reduzieren ist. Adobe Font Metrics (AFM) 276 ptmr8a.afm C C C C C 65 66 67 68 69 ; ; ; ; ; WX WX WX WX WX 722 667 667 722 611 ; ; ; ; ; N N N N N A B C D E ; ; ; ; ; B B B B B 15 17 28 16 12 0 706 674 ; 0 593 662 ; -14 633 676 ; 0 685 662 ; 0 597 662 ; • Adobe Font Metrics (AFM) ist ein Textformat zur Beschreibung der Metrik eines Schriftschnitts. • Die Spezifikation ist öffentlich unter http://partners.adobe.com/public/developer/en/font/5004. AFM_Spec.pdf • Zu sehen sind hier die Zurichtungen der Versalien »A« bis »E« für Adobe Times Roman. • C gibt die Kodierung an, WX spezifiziert die Zurichtung entlang der x -Achse, N nennt den Namen des Zeichens und mit B wird die Bounding-Box definiert. Kerning 277 • Die Hauptaufgabe von Kerning ist die Behandlung von Sonderfällen, bei dem die Zurichtung alleine zu große oder zu kleine Abstände erzeugt. • Typisch sind Kombinationen wie »VA« oder »Te«, bei denen die beiden Buchstaben etwas näher rücken sollten, um nicht zu große Lücken entstehen zu lassen. • Die Tradition des Kerning hängt auch von der verwendeten Sprache ab. Im Deutschen wird beispielsweise »ck« gerne näher gerückt. Im Niederländischen wird analog »ij« enger gefasst. In einem englischen Text wäre beides übertrieben. • Auch wenn Kerning-Tabellen für Zeichenpaare spezifiziert werden, so sollte das Kerning nicht paarweise bestimmt werden. Das Ziel ist nicht die optimale Kombination, sondern die gleichmäßige Farbe der Schrift. • Viele Schriftschnitte kommen ohne Kerning-Tabellen aus und manche führen Buchstaben übertrieben nahe. Im Zweifelsfall ist es besser, kein Kerning zu haben als ein inkonsistentes oder übertriebenes Kerning. Problempunkte beim Kerning 278 • Mustertext aus dem Werk Detailtypografie: Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt • Typische Problempunkte (aus dem gleichen Werk zitiert): Berühren sich »fh«, »(j«, »f)«, »f?« und »fä«? Berühren sich »f T« – trotz des Wortzwischenraums – beinahe? ◮ Sind »Wo«, »To« und »Te« zu eng? ◮ ◮ Kerning im AFM-Format 279 ptmr8a.afm KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX KPX A A A A A A A A A A A A A A A A y -92 w -92 v -74 u 0 quoteright -111 quotedblright 0 p 0 Y -105 W -90 V -135 U -55 T -111 Q -55 O -55 G -40 C -40 • Der Ausschnitt enthält sämtliche Kerning-Spezifikationen für Adobe Times Roman, bei der das »A« links steht. • KPX spezifiziert eine Kerning-Korrektur entlang der x -Achse, danach folgen die Namen der beiden Zeichen. Kerning im AFM-Format 280 ptmr8a.afm KPX f quoteright 55 • Negative Kerning-Werte führen zum Zusammenrücken, positive Werte sorgen für einen größeren Abstand. • Hier ist ein Beispiel für eine positive Kerning-Angabe, die verhindert, dass das »f« mit dem »’« kollidiert: “Wf” Ligaturen 281 • Bei einer Ligatur verschmelzen zwei benachbarte Zeichen zu einem einzigen. fi fl Weitere Ligaturen (seltener): ff ffi ffl • Die Standard-Ligaturen sind: • • Damit wird vermieden, dass sich zwei Zeichen so nahe zueinander kommen, dass sie sich treffen oder schwer auseinanderzuhalten sind (mit minimalen Abstand). • Ähnlich wie beim Kerning wird sichergestellt, dass Zeichen-Kombinationen die Farbe des Textes nicht negativ beeinflussen. • Nicht überall sind Ligaturen zulässig: Schilfinseln Schilfinseln Ligaturen im AFM-Format 282 ptmr8a.afm C 102 ; WX 333 ; N f ; B 20 0 383 683 ; L i fi ; L l fl ; • Auf Ligaturen wird beim AFM-Format bei den Zurichtungstabellen verwiesen. • Die Ligaturen selbst werden durch selbständige Zeichen repräsentiert, für die eigene Einträge existieren: ptmr8a.afm C 174 ; WX 556 ; N fi ; B 31 0 521 683 ; C 175 ; WX 556 ; N fl ; B 32 0 521 683 ; Integrierte Auszeichnungen 283 • In der Idealform des idealen Lesens sind im Text integrierte Auszeichnungen nur dann zulässig, wenn sie die Farbe des Textes nicht beeinflussen. • Sie sind dann keine Ansprungpunkte und werden als Auszeichnung nur dann wahrgenommen, wenn das Auge sie an der entsprechenden Lesestelle wahrnimmt. • Schriftfamilien, die für das lineare Lesen geeignet sind, bieten daher sorgfältig gestaltete kursive Schriftschnitte an, die die gleiche Farbe besitzen. • Alternativ kommen auch Kapitälchen in Betracht, wenn sie passend entworfen worden sind und nicht etwa nur herunterskaliert wurden. Auszeichnungen durch Kapitälchen (Times Roman) 284 bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl L UDWIG XIV TEN wurde von C AMPANI in B OLOGNA ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große C ASSINI die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. AUZOUT in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. H ERSCHEL gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich H ERSCHEL des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge 2 von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der A NDROMEDA erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit H ERSCHEL bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. O LOF RÖMER, ein Däne, fand in der Verfinsterung der J UPITERS Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren C ASSINI auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der J UPITERS Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom J UPI TER entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. RÖMER schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des J UPITERS von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom S YRIUS 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das 3 Flecken durch Fettdruck re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, 2 285 matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, 3 Wortabstände 286 • Die einzelnen Worte müssen deutlich voneinander getrennt sein, so dass sich die Augen in ihrer Bewegungsphase leicht orientieren können. • Allerdings dürfen diese Abstände nicht so groß werden, daß der Zusammenhalt fehlt. • Insbesondere muss deswegen der Abstand zwischen den Worten kleiner sein als der Zeilenabstand. Erweiterter Wortabstand scheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Uner2 287 meßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde 3 Verringerter Wortabstand die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der 2 288 sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck 3 Zeilenabstände 289 • Die richtige Wahl des Zeilenabstands hängt ab von der gewählten Größe der Schrift, der Zeilenlänge und ◮ dem Schriftschnitt selbst. ◮ ◮ • Es kommt dabei darauf an, dass das Auge mühelos im Bewegungsmodus von einem Zeilenende zum folgenden Zeilenanfang springen kann und dass ◮ die Farbe des Textes gleichmäßig bleibt. ◮ • Je länger die Zeilen sind, umso größer sollte auch der Zeilenabstand gewählt werden. Vergrößerter Zeilenabstand fließt, und wir sie nicht unterscheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hin2 290 länglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde 3 Verringerter Zeilenabstand von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2 291 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind. Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt. 3 Randausgleich M W T @ 1 + 292 • Die Zeichen am linken Rand werden per Voreinstellung alle ausgerichtet entsprechend dem jeweiligen Ursprung des Koordinatensystems, das bei der Definition verwendet wurde. • Die llx-Komponente (lower left x ) der Bounding-Box liegt typischerweise nicht bei 0. Bei »M« und »W« in dem Schriftschnitt Adobe Times Roman ist sie beispielsweise 12, bei »T« 17, bei »@« 116, bei »1« 111 und bei »+« 30. • Diese Werte sind dahingehend optimiert, gute Abstände zwischen den Zeichen innerhalb eines Wortes zu erreichen. • Am linken Rand sieht das jedoch ungleichmäßig aus. Das Subtrahieren von llx wäre keine Abhilfe, da das Auge nicht die Bounding-Box erkennt, sondern sich von der Farbe leiten lässt. Randausgleich • Das gleiche Problem existiert am rechten Rand. • Hier werden bei einem Blocksatz normalerweise die Zeichen entsprechend ihrer Weite positioniert. • Da die Weite die urx-Komponente überragt, verbleibt auch rechts variierender weißer Raum, so dass die rechte Seite ebenfalls für das Auge ungleichmäßig wirkt. 293 M W T @ 7 . Randausgleich 294 • Einige wenige Satzsysteme unterhalten für ausgewählte Schriftschnitte Tabellen für den Randausgleich. Diese sind leider nicht Bestandteil der Adobe Type-1-Schriftschnitte (oder anderer üblicher Repräsentierungen). • Das Paket microtype für pdfTEX unterhält solche Tabellen u.a. auch für Adobe Times Roman: Randausgleich Zeichen llx urx Weite in ‰ links rechts M 12 863 889 0 0 W 12 932 944 50 50 T 17 593 611 50 50 @ 116 809 921 100 100 1 111 394 500 150 150 7 20 449 500 50 100 + 30 534 564 250 250 39 285 333 500 500 . 70 181 250 0 700 Randausgleich M M W W T T @ @ 1 1 + + 295 • Hier sind beide Fälle jeweils im Vergleich, jeweils links ohne und rechts mit Randausgleich. M W T @ 7 . M W T @ 7 . Ohne Randausgleich vs mit Randausgleich 296 bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte. Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von 2 2 Seitenproportionierung und Satzspiegel 297 • »If the book appears to be only a paper machine, produced at their own convenience by other machines, only machines will want to read it.« (Bringhurst) • Da die menschlichen Sinne manche Proportionen als harmonisch und andere als unharmonisch empfinden, sollten diese nicht rein zufällig gewählt werden. • Es gibt historisch eine lange Suche nach idealen Proportionen. So beschäftige sich bereits Pythagoras mit der Harmonielehre. Seitenformat des Werks Hypnerotomachia Poliphili, Venedig 1499, gedruckt von Aldus Manutius • Deswegen ist es auch wenig sinnvoll, die Erfahrungen aus dieser Tradition zu ignorieren. Proportionen aus der Musiktheorie 298 • Bereits die Griechen stellten fest, dass Töne miteinander harmonieren, wenn ihre Frequenzen in einem rationalen Verhältnis zueinander stehen. (Der Zusammenhang wird auch ohne den Begriff der Frequenz klar, wenn das Verhältnis der Saitenlängen untersucht wird.) • So hat in unserer Tonleiter eine Oktave das Verhältnis 1 : 2, und der Grundakkord zu C, der sich aus dem 3. und 5. Oberton ergibt, ist im Verhältnis 4 : 5 : 6. • Die gesamte chromatische Tonleiter mit ihren 12 Tönen in einer Oktave lässt sich aus der Proportion 2 : 3 ableiten. (Es geht nicht ganz genau auf, was dazu führt, dass es verschiedene Lösungen dazu gibt, die in der Musiktheorie Stimmungen genannt werden.) • Interessanterweise lässt sich der Harmoniebegriff aus der Musik auch in andere Felder übertragen. • Das Verhältnis von Seitenbreite und Seitenhöhe des vorangegangenen Beispiels ist 2 : 3. Chromatische Leiter der Seitenproportionen 299 Oktave 1 : 2 große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ 2 Quarte 3 : 4 große Terz 4 : 5 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst • Für die Wahl des Seitenformats werden gerne die Proportionen verwendet, die auch bei der chromatischen Tonleiter entsprechend der reinen Stimmung relevant sind. • Im Mittelalter waren die zum Grundakkord gehörenden Verhältnisse 2 : 3 und 3 : 4 sehr beliebt. • In der Renaissance wurden schmalere Seiten populär mit den Formaten 8 : 15, 9 : 16, 3 : 5 und 5 : 8. Chromatische Leiter der Seitenproportionen 299 Oktave 1 : 2 große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 • Wenn eine Seite im Format 2 : 3 gefaltet wird, so erhalten wir das Format 3 : 4. große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 • Umgekehrt führt eine Faltung des Formats 3 : 4 zurück zu 2 : 3. Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ 2 Quarte 3 : 4 große Terz 4 : 5 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst • Dabei ist zu berücksichtigen, dass immer beide Formate gleichzeitig zu sehen sind in Form der einzelnen Seite und der aufgeschlagenen Doppelseite. • Somit sollten beide in einer harmonischen Beziehung zueinander stehen. • In der Musiktheorie ist das eine Intervall jeweils das Komplementärintervall des anderen. Chromatische Leiter der Seitenproportionen 299 Oktave 1 : 2 • Analog steht 3 : 5 in Beziehung mit 5 : 6. große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ 2 Quarte 3 : 4 große Terz 4 : 5 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst Chromatische Leiter der Seitenproportionen 299 Oktave 1 : 2 • Oder 9 : 16 in Beziehung mit 8 : 9. große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ 2 Quarte 3 : 4 große Terz 4 : 5 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst Chromatische Leiter der Seitenproportionen Oktave 1 : 2 • Und auch 1 : 2 mit 1 : 1. große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ 2 Quarte 3 : 4 große Terz 4 : 5 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst 299 Chromatische Leiter der Seitenproportionen 299 Oktave 1 : 2 große Septime 8 : 15 kleine Septime 9 : 16 große Sexte 3 : 5 kleine Sexte 5 : 8 Quinte 2 : 3 Tritonus 1 : √ große Terz 4 : 5 2 Quarte 3 : 4 kleine Terz 5 : 6 große Sekunde 8 : 9 kleine Sekunde 15 : 16 Prime 1 : 1 Diagramm nach dem Werk von Bringhurst √ • Nur 1 : 2, das (in der gleichstufigen Stimmung) die Oktave genau teilt, steht nur zu sich selbst in Beziehung. • In der Musiktheorie gilt entsprechend der Tritonus als das disharmonischste Intervall. • Das Format entspricht der ISO-A-Familie, also ISO A4, A3 etc. • Das Papierformat ist ebenfalls disharmonisch, weil der Kontrast zu dem Komplementärformat fehlt. • Dies lässt sich nur retten, indem mit Geschick ein Satzspiegel gewählt wird, der den fehlenden Kontrast nachholt. Vom Pentagon abgeleitete Proportionen 300 • Neben den Proportionen aus der Musiktheorie fanden in der Renaissance auch vom Pentagon abgeleitete Proportionen Anwendung. • Nebenstehende Proportion im Verhältnis von etwa 1 : 1, 701 kam für den Textblock des Werks Hypnerotomachia Poliphili zum Einsatz. Vom Pentagon abgeleitete Proportionen 301 • Nebenstehendes Format mit der Proportion 1 : 1, 539 wird als Pentagonseite bezeichnet. • Beispielsweise verwendet der Springer-Verlag gerne dieses Format für Fachbücher wie beispielsweise die Lecture Notes in Computer Science. Vom Pentagon abgeleitete Proportionen 302 • Wenn das Pentagon-Format verdoppelt wird, sind wir sehr nahe am US-Letter-Format mit 11 × 8 21 Inch. Vom Pentagon abgeleitete Proportionen 303 • Nebenstehendes Format mit der Proportion 1 : 1, 376 wird als kurze Pentagonseite bezeichnet. • Viele amerikanische Verlage (wie beispielsweise Addison-Wesley) verwenden dieses Format in der Größe 6, 5 × 9 Inch für Fachbücher. Der goldene Schnitt 304 • Zwei Zahlenwerte a und b mit a < b erfüllen die Proportion des goldenen Schnitts, wenn b a b = a+b . • Dies entspricht dem Verhältnis 1 : φ mit √ 1+ 5 φ= 2 . • Der goldene Schnitt kommt vielfach in der Natur vor, wurde von den Griechen bereits als besonders harmonische Proportion betrachtet und fand in der Renaissance neue Beachtung. Fibonacci-Folge 305 ∞ • Die Fibonacci-Folge {Fn }n=1 wird rekursiv wie folgt definiert: F1 = F2 = 1 Fn = Fn−1 + Fn−2 • Es gilt lim n→∞ Fn =φ Fn−1 wie bereits 1753 der schottische Mathematiker Robert Simson nachwies. • Aus diesem Grunde werden gerne die Proportionen aufeinander folgender Fibonacci-Zahlen als Näherungswert verwendet. Fibonacci-Zahlen 306 • Fibonacci-Zahlen werden auch gerne verwendet, um eine Reihe von Größen zu erhalten, die zueinander harmonisch wirken. • So könnten beispielsweise für Schriftgrößen F5 bis F11 verwendet werden: 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89. • Wenn das nicht genügt oder unpassend erscheint, kann auch eine Folge mit anderen Ausgangswerten verwendet werden. Beispiele: 6, 10, 16, 26, 42, 68, 110, . . . 4, 7, 11, 18, 29, 47, 76, . . . • Bringhurst schlägt vor, solche Folgen bei Bedarf zu mischen: 6, 8, 10, 13, 16, 21, 26, 34, 42, . . . • So eine Fibonacci-Folgen-Kombination wurde auch von dem Architekten Le Corbusier verwendet: 4, 5, 6 21 , 8, 10 21 , 13, 17, 21, 27 12 , 34, 44 21 , . . . Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold 307 • Gustav Milchsack war ein Bibliothekar (1850– 1919), dem auffiel, dass die neueren Bücher nicht mehr die schönen Proportionen der alten Bücher aufwiesen. • Das Problem war, dass es zu seiner Zeit üblich war, den Textblock genau auf der Seite zu zentrieren. Dies führt nach der Ansicht von Tschichold dazu, dass solche Satzflächen heruntergeglitten erscheinen. • Gustav Milchsack stellte aufgrund der Proportionen in alten Werken einige Randproportionen auf, die harmonisch wirken. • Er ging dabei von harmonischen Seitenproportionen (wie beispielsweise 3 : 2) aus, die damals noch selbstverständlich waren. Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold 307 • Mehrere Konstruktionen, die Textblöcke innerhalb einer Seite dimensionieren und platzieren, basieren auf der Diagonalkonstruktion. • Die linke obere Ecke und die rechte untere Ecke des Textblocks liegen dabei immer auf der Seitendiagonalen. Auf diese Weise hat der Textblock die gleiche Proportion wie die Seite. (Hier im Beispiel die Proportion der Quarte 3 : 4.) • Die rechte obere Ecke des Textblocks muss bei der Diagonalkonstruktion auf der Doppelseitendiagonalen liegen. Auf diese Weise werden die Verhältnisse der Ränder festgelegt. Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold 307 • Unabhängig von der Proportion der Seite liegt bei dieser Konstruktion immer das Verhältnis von Innenrand zu dem zugehörigen Außenrand bei 1 : 2. • Das Verhältnis der Innenränder zueinander bzw. das Verhältnis der Außenränder ergibt sich aus der Seitenproportionierung. 4 3 6 8 • Aus der Seitenproportion 3 : 4 ergeben sich hier die Randproportionen 3 : 4 : 6 : 8. (Proportionen aus Milchsacks Hauptgesetz.) • Bei einer Seitenproportion von 2 : 3 würden wir die Randproportionen 2 : 3 : 4 : 6 erhalten. Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold 307 • Die allgemeine Diagonalkonstruktion lässt offen, wie groß der Textblock dimensioniert wird. Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold 307 • Die allgemeine Diagonalkonstruktion lässt offen, wie groß der Textblock dimensioniert wird. • Dafür gibt es entsprechend der Vorbilder aus dem Mittelalter und der Renaissance Vorschläge von Tschichold und van de Graaf. Idealkonstruktion nach Tschichold 308 • Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet. Idealkonstruktion nach Tschichold 308 • Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet. • Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen auf der rechten Seite gezogen. Idealkonstruktion nach Tschichold 308 • Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet. • Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen auf der rechten Seite gezogen. • Daraus ergeben sich dann die Eckpunkte des Textblocks. Da die linke obere und die rechte untere Ecke auf der rechten Seitendiagonale verlaufen, werden für den Textblock die Seitenproportionen übernommen. Idealkonstruktion nach Tschichold 308 • Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet. • Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen auf der rechten Seite gezogen. 3 2 4 6 • Daraus ergeben sich dann die Eckpunkte des Textblocks. Da die linke obere und die rechte untere Ecke auf der rechten Seitendiagonale verlaufen, werden für den Textblock die Seitenproportionen übernommen. • Die Ränder haben dann entsprechend Milchsacks Hauptgesetz die Proportionen 2 : 3 : 4 : 6. • Nachteil: Diese Konstruktion ist nur für die Seitenproportion 3 : 2 sinnvoll. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • Der Niederländer Joh. A. van de Graaf publizierte 1946 in der Amsterdamer Zeitschrift Tété ein Konstruktionsverfahren, dass für beliebige vorgegebene Seitenproportionen im Rahmen der Diagonalkonstruktion eine sinnvolle Textblockgröße festlegt. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet. • Ausgehend von den beiden oberen Schnittpunkten wird ein rechtwinkliges Dreieck gebildet, dessen Hypothenuse die rechte Diagonale schneidet. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet. • Ausgehend von den beiden oberen Schnittpunkten wird ein rechtwinkliges Dreieck gebildet, dessen Hypothenuse die rechte Diagonale schneidet. • Dieser Schnittpunkt legt die obere linke Ecke des rechten Textblocks fest. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • van de Graaf und auch Jan Tschichold erachten dieses Verfahren als sinnvoll unabhängig von dem vorgebenen Seitenformat. Es ist nach Meinung von Tschichold auch für ISO A4 sinnvoll. • Der Textblock und die Seiten haben die gleichen Proportionen. • Innenrand und Außenrand haben das Verhältnis 1 : 2. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen dem oberen und dem unteren Rand. • Die Seitenlängen der Seite stehen im Verhältnis 3 : 2 zu den entsprechenden Seitenlängen des Textblocks. Seitenkonstruktion nach van de Graaf 309 • van de Graaf und auch Jan Tschichold erachten dieses Verfahren als sinnvoll, unabhängig von dem vorgebenen Seitenformat. Es ist nach Meinung von Tschichold auch für ISO A4 sinnvoll. • Der Textblock und die Seiten haben die gleichen Proportionen. • Innenrand und Außenrand haben das Verhältnis 1 : 2. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen dem oberen und dem unteren Rand. • Die Seitenlängen der Seite stehen im Verhältnis 3 : 2 zu den entsprechenden Seitenlängen des Textblocks. • Wenn ein 9 × 9-Raster für jede Seite aufgelegt wird, dann passt sich der Textblock genau ein. Goldener Schnitt in ISO A4 nach Bringhurst 310 • Der goldene Schnitt als Proportion für den Textblock eignet sich im Kontrast zu √ dem eher disharmonischen Format ISO A4 (1 : 2). • Bringhurst schlägt vor, den oberen und inneren Rand gleich auf 1/9 der Seitenweite zu dimensionieren. 1 1 2 2 • Wenn dann der untere Rand im Verhältnis 2 : 1 zu dem oberen Rand gesetzt wird, ergibt sich ein äußerer Rand, der näherungsweise im Verhältnis 2 : 1 zum inneren Rand proportioniert ist. • Umgekehrt könnten natürlich die Randverhältnisse wie angezeigt genau eingehalten werden. Dann wird der goldene Schnitt nur näherungsweise erreicht (etwa 1 : 1, 6213 statt 1 : φ ≈ 1 : 1, 6180). Wissenschaftliches Lesen 311 • Das wissenschaftliche Lesen entspricht weitgehend dem linearen Lesen. Es erlaubt und fordert aber einige Ergänzungen: Die Zielgruppe sind berufliche Leser, die nicht auf maximalen Lesekomfort angewiesen sind, sondern die auch mit längeren Zeilen zurecht kommen, wenn es darum geht, umfangreiche Inhalte in kompakter Form anzubieten. ◮ Strukturierende Elemente wie hierarchische Überschriften und die Verwendung aktiver Auszeichnungen (wie z.B. durch Fettschrift) sollten die Orientierung erleichtern. ◮ Wissenschaftliches Lesen 312 • Der dargestellte Text ist aus dem 1880 erschienenen Werk Schwere, Elektricität und Magnetismus von Bernhard Riemann. • Hinweis: Auszeichnungen durch Sperrungen werden heute nicht mehr als empfehlenswert erachtet. Zu bevorzugen sind aktive Auszeichnungen (z.B. durch Fettschrift) oder integrierte Auszeichnungen (z.B. durch eine kursive Schrift oder die Verwendung von Kapitälchen). Typografie für das wissenschaftliche Lesen 313 • Die Doppelseite entstammt dem Werk Arestotelis Stagirite Philozophorum maximi oeconomicorum libri duo sub gemina translatione, das 1499 von Martin Landsberg in Leipzig gedruckt wurde. • Bemerkenswert sind die großen Zeilenabstände, die zwar schlecht für das lineare Lesen sind, sich jedoch als praktisch für die intensive Arbeit mit dem Text erweisen, so dass bequem Notizen und Anmerkungen hinzugefügt werden können. Informierendes Lesen 314 • Ziel des informierenden Lesens ist das schnelle Finden interessanter Textteile. Die Überschriften und die Strukturierung sollen eine schnelle Entscheidung ermöglichen, was sich zu lesen lohnt. • Die zwei Seiten sind aus dem Werk A system of geography: or, a new & accurate description of the earth in all its empires, kingdoms and states des Geographen Herman Moll, London 1701. Informierendes Lesen 315 • Informierendes Lesen soll diagonales Lesen ermöglichen. • Der Leser soll also nicht genötigt werden, das gesamte Werk durchzulesen. • Entsprechend sollte jeder Abschnitt deutlich lesbare Überschriften tragen, die einen guten Hinweis auf den Inhalt des Abschnitts liefern. • Gelegentlich übernehmen auch Bilder die Funktion als Ansprungspunkt für zugehörige Texte. Konrad von Megenberg, Buch der Natur, 1350 • Zeitungen, Sachbücher, Handbücher und Ratgeber sind typisch für das informierende Lesen. Typografie für das informierendes Lesen 316 • Der Text wird optisch klar gegliedert. Entsprechend dürfen die Abschnitte klar voneinander abgesetzt werden, auch wenn dies den Textblock auseinanderreißt. • Aktive Auszeichnungen sind erwünscht. Entsprechend sollten die Überschriften und wichtige Stichworte innerhalb des Textes beispielsweise mit Fettschrift hervorgehoben werden. • Alternativ kann auch der Rand genutzt werden, um dort zusätzliche Überschriften unterzubringen. • Ein mehrspaltiger Satz, auch mit drei oder mehr Kolumnen, kann sinnvoll sein. • Ausführliche Bildunterschriften, die möglicherweise auch mehrspaltig gesetzt werden, sind zugelassen. • Im übrigen sollte die Typografie der des linearen Lesens entsprechen. Typografie für das informierendes Lesen 317 • Die Doppelseite entstammt dem Werk Grammatica Nicolai perotti cum additionibus regularum. et metrice artis Guarini veronensis perfacundi viri lucidissime perspecta von Niccolò Perotti (1429–1480), 1501 gedruckt von Heinrich Quentel. • Bemerkenswert ist hier, wie die Marginalien eingesetzt werden, um grammatikalische Regeln leichter finden zu können. Konsultierendes Lesen 318 • Ziel des konsultierenden Lesens ist das schnelle Finden von Informationen zu einem vorgegebenen Stichwort oder sonstigen Schlüssel. Sir James Ware, De Hibernia & antiquitatibus ejus disquisitiones, London 1654 • Damit das Nachschlagen zügig möglich ist, muss der Inhalt entsprechend geordnet bzw. durch ein Register ergänzt werden. • Typisch ist das konsultierende Lesen für Lexika, Wörterbücher, Nachschlagewerke, Chronologien, Bibliographien und Referenz-Manuals. Typografie des konsultierenden Lesens 319 • Die Stichworte müssen so deutlich wie möglich aktiv ausgezeichnet werden. • Alle anderen Auszeichnungen haben sich dem unterzuordnen und sollten daher möglichst integriert sein. • Die Suche eines Stichworts sollte sinnvollerweise durch entsprechende Kolumnentitel erleichtert werden. • Wenn die zu einem Stichwort gehörenden Texte eher kurz sind, empfiehlt sich eine eher kleine Schriftgröße und ein kleiner Zeilenabstand. • Typisch ist eine gute Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raums und ein mehrspaltiger Satz. Typografie des konsultierenden Lesens 320 • Die Doppelseite entstammt dem Werk Compendium iuris canonici, das 1499 von Georg Husner in Straßburg gedruckt wurde. • Bemerkenswert ist hier, dass die Stichworte genau dann besonders groß gesetzt sind, wenn die ersten drei Buchstaben zum ersten Male auftreten. Kombination des konsultierenden und informierenden Lesens 321 Shadows(3) Shadows(3) NAME Shadows − call-back objects on top of RemoteObjects(3) SYNOPSIS • Die UNIX-Manualseiten adressieren gleichzeitig das konsultierende und das informierende Lesen. TYPE Shadow = POINTER TO ShadowRec; TYPE ShadowRec = RECORD (Services.ObjectRec) END; PROCEDURE InitObject(object: Services.Object); PROCEDURE Create(VAR shadow: Shadow; proxy: Services.Object); PROCEDURE Init(shadow: Shadow; proxy: Services.Object); PROCEDURE Send(object: Services.Object; VAR message: Messages.Message); PROCEDURE SendExcept(object: Services.Object; shadow: Shadow; VAR message: Messages.Message); PROCEDURE GetProxy(shadow: Shadow; VAR proxy: Services.Object); PROCEDURE GetShadow(proxy: Services.Object; VAR shadow: Shadow); DESCRIPTION RemoteObjects(3) supports the delegation of operations from proxy objects to their associated original object. In some cases, it turns out to be necessary to delegate operations from the side of the original object to all sides with proxy objects. Shadows supports this on base of shadow objects. Shadow objects are created on the side of the proxy object and exported to the side of the original object. Shadows maintains a list of shadow proxies at the side of the original object and allows operations to be forwarded to all (or nearly all) shadow objects which, in turn, may operate on the proxy objects. Shadows must be supported by that module which installs its interface at RemoteObjects(3): • InitObject is to be called by the RemoteObjects.GetParamsProc interface procedure to prepare an object to receive messages about newly created proxies of it. • Create is to be called by the RemoteObjects.RegisterProc interface procedure to register a proxy object at the side of the original object. Init may be used instead of Create if an extension of Shadows.Shadow is used. Note that shadow objects depend on their associated proxy objects and hence terminate when their proxy object terminates (see Resources(3)). Send sends the given message to all shadow objects of the given object. This is a no-operation if the given object is not shadowed. Note that Shadows parallelizes the forwarding of messages to all shadow objects by maintaining a task for each shadow proxy. SendExcept works like Send but suppresses the delivery of the message to the given shadow object. This allows to forward a message which came from one of the shadow objects to all other shadow objects. GetProxy allows (on the side of the proxy object) to retrieve the associated proxy object of a shadow. This is useful for message handlers of shadow objects. GetShadow returns the shadow of a proxy object. This may be useful for other parties which are interested in installing a message handler for the shadow object. DIAGNOSTICS Shadows does not generate any error events on its own but forwards the events of Messages(3) to the associated objects. Send and SendExcept silently ignore the message if the given object is not shadowed. GetProxy and GetShadow return NIL in error cases (if it is called on the wrong side or if that object is not shadowed). SEE ALSO Message(3) RemoteObjects(3) Resources(3) message handling delegation of messages to remote objects life-time dependencies between objects Oberon System 1 • Zunächst kann über einen Begriff (wie etwa einem Funktions- oder Modulnamen) die zugehörige Dokumentation gefunden werden. • Innerhalb einer Manualseite wird das diagonale Lesen durch eine weitgehend standardisierte Strukturierung und (bei längeren Texten) kleineren Überschriften unterstützt. Selektierendes Lesen 322 • Didaktisch aufgebaute Lehrbücher haben häufig mehrere Ebenen. Es gibt einführende Texte, zusätzliche Anmerkungen, die sich an Fortgeschrittene richten, Aufgaben und Zusammenfassungen, die den Stoff wieder schnell in Erinnerung bringen. • Die Texte sind inhaltlich geordnet, so dass sich passend zu einer Thematik alle Ebenen eng beieinander zu finden sind. • Der Leser möchte aber zu einem Zeitpunkt nur eine oder zwei Ebenen lesen, die er aus dem gesamten Text zu einer Thematik selektieren möchte. • Neben Lehrbüchern kann das selektierende Lesen auch für kommentierte oder mehrsprachige Ausgaben sinnvoll sein, bei der Text und Kommentar bzw. die Übersetzung eng beieinander stehen. • Fußnoten unterstützen ebenfalls das selektierende Lesen. Typografie für das selektierende Lesen 323 • Die unterschiedlichen Ebenen müssen auf den ersten Blick erkennbar sein. • Entsprechend müssen die Ebenen typografisch deutlich unterschiedlich gestaltet werden. Denkbar sind ◮ ◮ ◮ ◮ unterschiedliche Schriftschnitte (etwa Antiqua vs Grotesk), unterschiedliche Schriftvarianten (etwa normal vs kursiv), unterschiedliche Schriftgrößen, optische Trennelemente, farbige Textunterlegungen oder die Verwendung spezieller Symbole. • Wichtig ist die konsistente Verwendung eines gleichbleibenden Schemas, das nach Möglichkeit keine umfangreichen Erklärungen benötigt. Typografische Maße 324 • Der erste bekannte Autor, der mit typografischen Maßen arbeitete, war Francesco Torniello (1490–1589) in seinem Werk Opera del modo de fare le littere maiuscole antique, das 1517 in Mailand erschien. Hier führte er ein 18x18-Raster ein, wobei die Länge zweier Rasterfelder als Punkt definiert wurden. Dies geriet jedoch in Vergessenheit. • Die heutige Definition eines Punkts als Maßeinheit in der Typografie geht zurück auf Pierre-Simon Fournier (1712–1768), der 1737 das Werk Table des proportions qu’il faut observer entre les caractères 1 veröffentlichte. Fournier definierte dabei ein Punkt als 864 Pariser Fuß. Ins metrische System umgerechnet entspricht ein Punkt nach Fournier etwa 0,34 mm. • 12 Punkte wurden zu einem Cicero zusammengefasst. Typografische Maße 325 • Firmin Didot (1764–1836) entwickelte das System von Fournier weiter und wechselte vom Pariser Fuß zum pied de roi einem zu seiner Zeit gebräuchlicheren Maß. Ein Didot-Punkt entspricht 0,376 mm. • Hermann Berthold (1831–1904) passte das System dann an das 1 metrische System an. Seiner Definition nach ist ein Punkt genau 2660 Meter (ca. 0,376 mm). Ein Didot nach Berthold betrug ca. 4,511 mm. • 1978 wurde der Didot-Punkt ein weiteres Mal neu definiert auf genau 0,375 mm. Ein Cicero entspricht dann genau 4,5 mm. Typografische Maße 326 • In Nordamerika hat sich jedoch das 1886 eingeführte Maß des Pica-Punkts durchgesetzt. Hier entspricht ein Inch 72,27 Punkten, so dass ein Punkt ca. 0,351 mm gleicht. Statt dem Begriff des Cicero wird der des Pica verwendet, der umgerechnet ca. 4,22 mm entspricht. • Adobe vereinfachte in der digitalen Typografie die Definition des 1 Inch. Das sind ca. 0,0139 Inch und ca. 0,353 mm. Dies Punkts auf 72 wurde zum Standard in der digitalen Typografie, weswegen er auch DTP-Punkt genannt wird. Ein Pica entspricht dann genau 61 Inch; das sind ca. 4,23 mm. (In TEX entspricht ein pt jedoch noch der klassischen Definition und bp – für big point stehend – folgt der Definition von Adobe.) Typografische Maße 327 Der Punkt wird primär für die Messung der Schriftgröße herangezogen. Traditionell werden die einzelnen Schriftgrößen mit Bezeichnungen verbunden: 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 14 16 pt pt pt pt pt pt pt pt pt pt pt pt Didot-Punkt / deutsch Brillant Diamant Perl Nonpareille Kolonel Petit Borgis Korpus/Garmond Rheinländer Cicero Mittel Tertia Pica-Punkt / englisch Excelsior Brilliant Pearl Nonpearl Minion Brevier Bourgeois Long Primer Small Pica Pica English Columbian Typografische Maße 328 • Die Schriftgrößen in Punkten orientieren sich an den Kegelgrößen des Bleisatzes. In der digitalen Typografie wurden diese Größen in etwa beibehalten, obwohl sie nicht ableiten lassen von der Bounding-Box oder den sonstigen metrischen Angaben eines Schriftschnitts. • Deswegen gibt es einige Maße, die sich direkt an den Schriftschnitten einzelner Buchstaben orientieren: Die Versalhöhe gibt die typische Höhe eines Großbuchstabens (etwa der des »H«) an. ◮ Die Vertikalhöhe spezifiziert die maximale vertikale Ausdehnung, die sich etwa bei der Buchstabenkombination »hp« messen lässt. ◮ Die x-Höhe misst die Höhe der Kleinbuchstaben, wobei typischerweise das »x« selbst genommen wird. ◮