Digitale Typografie

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Typografie
256
• »Typography exists to honor content.« (Robert Bringhurst)
• »Typografie ist keine Kunst. Typografie ist keine Wissenschaft.
Typografie ist Handwerk.« (Hans Peter Willberg)
• »Typografie, das ist die Inszenierung einer Mitteilung in der Fläche, so
die kürzeste Definition, die ich kenne.« (Erik Spiekermann)
• Zusammenfassung von Robert Bringhurst:
»[...] typography should perform these services for the reader:
invite the reader into the text;
reveal the tenor and the meaning of the text;
◮ clarify the structure and the order of the text;
◮ link the text with other existing elements;
◮ induce a state of energetic repose, which is the ideal condition for
reading.«
◮
◮
Lesetypografie
257
• Die Typografie wird häufig als ein Regelwerk missverstanden, das
einheitlich für alle Fälle Regeln vorgibt.
• Die Lesetypografie stellt den Leser und bestimmte Lesarten in den
Vordergrund, um daraus geeignete typografische Richtlinien abzuleiten.
• Auch für wissenschaftliche Werke gibt es eine Vielzahl
unterschiedlicher Lesarten und Leser.
• »Read the text before designing it.« (Robert Bringhurst)
• Als Grundlage dienen insbesondere folgende Werke:
Hans Peter Willberg und Friedrich Forssman, Lesetypografie,
ISBN 3-87439-652-5
◮ Robert Bringhurst, The Elements of Typographic Style, ISBN
0-88179-132-6
◮
Detailtypografie
258
• Die Detailtypografie liefert das Regelwerk, das aus den
jahrhunderte-alten Erfahrungen des Schriftsatzes entstanden ist.
• Jedoch greift in vielen Fällen das Regelwerk erst, wenn zuvor eine
Konzeption aus der Lesetypografie heraus entwickelt worden ist.
• Auch typografische Regelwerke haben keinen Absolutheitsanspruch. Es
kann durchaus im Ausnahmefall sinnvoll sein, gängige typografische
Regeln zu brechen. Allerdings sollte das dann eine bewusst gefällte und
abgewogene Entscheidung sein.
• Robert Bringhurst: »By all means break the rules, and break them
beautifully, deliberately and well.«
• Als Grundlage dient u.a. folgendes Werk: Friedrich Forssman und Ralf
de Jong, Detailtypografie, ISBN 3-87439-642-8
Vorgehensweise
259
• Die folgende Einführung wählt einen Ansatz, bei dem ausgehend von
ausgewählten Lese-Arten die zugehörige Typografie entwickelt wird.
• Dabei werden wir uns ausgehend von den Zielsetzungen Schritt für
Schritt den Details nähern.
Lineares Lesen
260
• Das lineare Lesen ist die klassische Art des Lesens, bei der ein Buch
von vorne bis hinten sequentiell durchgelesen wird.
• Die Teile bauen Schritt für Schritt aufeinander auf. Es ist nicht
vorgesehen, dass der Text überflogen oder selektiv gelesen wird.
• Der Leser soll sich voll und ganz auf den Text konzentrieren können.
Dabei sollte er nicht abgelenkt werden.
• Ziel ist maximaler Lesekomfort.
Wie wird gelesen?
261
• Die Augen gleiten nicht gleichmäßig über den Text hinweg.
• Stattdessen gibt es abwechselnd Augenbewegungen und
Fixationspausen.
• Während einer Fixationspause kann das Auge etwa 8 bis 12
Buchstaben scharf sehen.
• Entsprechend werden nicht einzelne Buchstaben entziffert, sondern
ganze Wortgebilde auf einmal erkannt.
• Nach einer Fixationspause bewegen sich die Augen weiter. Da in der
Bewegungsphase die Augen nicht scharf sehen, benötigen sie genügend
Orientierung (insbesondere durch Zwischenräume), so dass sie sich
leicht neu positionieren können.
• Die Fixationspausen machen 93 bis 95 Prozent der Lesezeit aus.
• (Die Angaben wurden einem Artikel von Norbert Küpper entnommen:
Lesen heißt arbeiten – Das Leserverhalten wissenschaftlich betrachtet.)
Lineares Lesen: Nicolaus Jenson, 1472, Venedig
262
• Nebenstehender Druck entstammt dem Werk
Scriptores rei rusticae, das 1472 in Venedig von
Nicolaus Jenson gedruckt worden ist.
• Nicolaus Jenson (1420–1480) war ein
französischer Typograf, Schüler von Johannes
Gutenberg, der ab 1470 Bücher in Venedig
druckte.
• Verwendet wurde ein von Jenson selbst 1470
entwickelter Antiqua-Schriftschnitt.
• Der Text beschreibt das Landleben und stammt
von mehreren römischen Autoren aus dem 2.
vorchristlichen bis zum 1. nachchristlichen
Jahrhundert.
Lineares Lesen: Nicolaus Jenson, 1472, Venedig
263
• Die von Nicolaus Jenson verwendete Typografie ist zeitlos und befindet
sich in Übereinstimmung mit typografischen Regeln, die bis heute für
lineares Lesen gelten:
◮
◮
◮
◮
Unaufdringlicher Schriftschnitt.
Enger Blocksatz ohne negativ auffallende Hohlräume.
Etwa 60 bis 70 Zeichen pro Zeile und 30 bis 40 Zeilen pro Seite.
Absätze und Kapitel sind klar, jedoch nicht übertrieben getrennt.
Lineares Lesen: Venedig 1551
264
Lineares Lesen: Venedig 1551
265
• Andreas Vesalius: Epistola, rationem modumque
propinandi radicis chynae decocti pertractan, ins
Englische übersetzt von Thomas Raynalde, 1551
in Venedig erschienen
• Andreas Vesalius ist der Begründer der
modernen Anatomie und beschreibt in diesem
Werk die Heilwirkungen eines Öls.
• Abbild des originalen Exemplars in der Henry E.
Huntington Library and Art Gallery.
Lineares Lesen: Venedig 1551
266
• Dieses Werk wurde der damaligen typischen englischen Typografie
angepasst, allerdings unter Verwendung einer Antiqua-Schrift, während
in London um diese Zeit erschienene Werke üblicherweise in Fraktur
gesetzt waren.
• Aufgrund des kleineren Buchformats beschränkt sich ein Textblock auf
23 Zeilen von etwa 30 Zeichen.
• Die kürzere Zeilenlänge führt zu einer höheren Zahl von notwendig
werdenden Trennungen.
• Um die seitenübergreifenden Trennungen in ihrer unterbrechenden
Wirkung zu begrenzen, war es in der damaligen englischen Typografie
üblich, die erste Silbe der folgenden Seite am unteren Rand der
vorangehenden Seite in abgesetzter Position zu wiederholen.
Lineares Lesen: Beispielseiten
re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten,
waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr
von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in
Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite
zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung
nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
2
267
matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne
mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße
nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde
sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel
größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung
von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von
2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100
Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser
Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen
der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt,
seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit
des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den
Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem
zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde
beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur
berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt
desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde
vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied
14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem
Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und
eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche,
um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere
Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis
zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr,
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Lineares Lesen: Beispielseiten
re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten,
waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr
von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in
Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite
zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung
nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
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• Nebenstehender Text ist einem Mitschrieb einer
Vorlesung Über das Universum von Alexander
von Humboldt aus den Jahren 1827/1828 an der
Berliner Singakademie entnommen. Er ist über
das Gutenberg-Projekt frei verfügbar und wurde
von mir mit LATEX frisch gesetzt.
• Als Schriftschnitt wurde Garamond gewählt (aus
der Kollektion der frei verfügbaren
Type-1-Schriftschnitte von URW++ Design und
Development GmbH, Hamburg, die von Walter
Schmidt für TEX angepasst worden sind).
• Die Schrift wurde in 11 Punkt gesetzt. Das
Textfeld wurde so dimensioniert, dass im
Blocksatz 35 Zeilen mit jeweils etwa 65
Buchstaben stehen.
Die Farbe des Textes
re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten,
waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr
von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in
Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite
zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung
nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
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• Typografen bezeichnen mit der Farbe den
Grauwert des gesetzten Textes.
• Es geht also nicht um die verwendete
Druckfarbe, sondern um die Dichte des gesetzten
Textes.
• Die Farbe sollte für lineares Lesen möglichst
gleichmäßig und ohne Flecken sein. Andernfalls
würde das den Leser ablenken.
• Die Farbe eines gesetzten Textes hängt ab von
dem
dem
dem
◮ dem
◮
◮
◮
ausgewählten Schriftschnitt,
Abstand zwischen den Buchstaben,
Abstand zwischen den Worten und
Abstand zwischen den Zeilen.
Lineares Lesen: Times Roman an Stelle von Garamond
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bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten
wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte
sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber
aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug
waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die
wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da
nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens
12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt,
so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße
geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne
in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde
uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben,
den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen.
Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von
uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in
ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich
zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine
einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von
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der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen,
nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel
von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf
100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der
berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser
Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen
Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des
Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab
dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters
Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte
in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus
dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr
verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte,
so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer schloß, daß
diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des Jupiters
von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey,
welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde
zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß
das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt
daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht
es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen
Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenig3
Lineares Lesen: Times Roman an Stelle von Garamond
271
• Times Roman wurde für die enge mehrspaltige Zeitungstypografie
entworfen.
• Im Buchformat mit breiteren Zeilen fallen zwei Dinge auf:
Da die Zeichen von Times Roman schmaler sind, erhöht sich die
Zahl der Zeichen pro Zeile.
◮ Die kleineren Buchstabenbreiten, die höheren Mittellängen und
die kurzen kräftigen Serifen von Times Roman, die Halt im engen
Spaltensatz geben, stiften im größeren Format etwas mehr
Unruhe.
◮
• Die Auswirkung ist noch fataler, wenn bei Abschlussarbeiten und
Dissertationen DIN A4 sorglos mit über 80 Zeichen pro Zeile gefüllt
wird.
Lineares Lesen: Times Roman zweispaltig
Andere dieser Lichtmassen am Himmel, denen die
Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben,
lösen sich vor den Telescopen in einzelne helle Punkte
auf, die aber wahrscheinlich nur näher zusammenstehende Systeme von Sonnen, welches Milchstraßen sind, die
wenigstens um 100 ihrer Dunstmassen von uns entfernt
sind. – Herschel hat diese entfernten Milchstraßen am
ganzen Himmel aufgesucht, und es sind davon bereits
über 3000 entdeckt worden.
Die aufgeklärtesten alten Philosophen vermutheten
schon, daß das nie erlöschende, unbewegliche Licht der
Milchstraße von unzählichen Sternen entstehen müsse,
die wegen der großen Entfernung einander so nahe
scheinen, daß ihr Licht zusammenfließt, und wir sie
nicht unterscheiden können. Die Neueren zweifelten
nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie
selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne
Sterne entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten
Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen,
und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten
wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250
Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte.
Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600
Fuß Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer
schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung
und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von einander unterscheiden
lassen; auch bemerkte er in der That, daß jede Stelle
der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender
sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff
von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den
Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich
Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops
als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der
Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger
als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren um
deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die
wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen
ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine
Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen
Himmel durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens
20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären
wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der
Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff
von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des
Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir
wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße
gleich, über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von
uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt
noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß
an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken
würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen
Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von
der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben
entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel
von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des
großen Bären; in einer Entfernung von 10 Durchmessern,
würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min.,
ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100
Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner
als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie
würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar
seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen,
denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt, seit Herschel
bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung
dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir
dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt
haben die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht
unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am
Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden.
Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der
Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem
zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren
Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der
Jupiters Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste
Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer mehr
verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte:
wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich
demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14
Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von
dem Abstande der Erde und des Jupiters von einander
abhange, und eine Folge der verschiedenen Zeit sey,
welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung
die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben
später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000
Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis
zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius
31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck mindestens
94,000 Jahr. Dies giebt eine Entfernung von 33,000
Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude
ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht
was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von
dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der
Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene
leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können,
welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und
daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde
davon zu uns gelangt.
Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind
die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem
sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden.
Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen,
manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. –
Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines
Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen
Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte
Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern
erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des
Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am
Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein
Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz
verschwand.
Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden.
Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen,
bis zu mehreren Jahren. – Den Grund dieser Erscheinung
hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils
in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte
ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren
Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der
Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist,
daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns
mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während
seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite
zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und
dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine
große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende
Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende,
um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu
lassen.
Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die
so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge,
und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner
Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber
aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß
einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig
haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen;
ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen
Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser
Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist
die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben
bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau – roth –
weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes,
die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges
Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt,
daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint,
diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. – Auf keinen Fall kann
man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so
unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist
zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne
von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres
Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten
fortrückt.
Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese
mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan
einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon
nach 6 Monaten bemerkbar erschien.
Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des
Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind
jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen
Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die
ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach
beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der
Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche
Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch
meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung
der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken
keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn
die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen
dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die
Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. – Man hat diese
Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine
minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum,
gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen
Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht
seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche
Coock’s 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben.
– Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem
272
Lineares Lesen: Times Roman zweispaltig
Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude
ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr hat, weil das Licht
was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit von
dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der
Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene
leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können,
welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und
daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde
davon zu uns gelangt.
Eine sehr merkwürdige Erscheinung am Himmel sind
die veränderlichen Sterne, deren Licht entweder in beständigen Perioden ab und zunimmt, oder die nachdem
sie einmal erschienen sind, auf immer verschwinden.
Manche Sterne sind am Himmel verloren gegangen,
manche sieht man, wo man sonst keine bemerkte. –
Durch die Erscheinung eines neuen Sterns ward Hipparch, 125 Jahr vor Chr. Geb. zur Verfertigung eines
Verzeichnisses der Fixsterne bewogen. Einer ähnlichen
Erscheinung verdanken wir das von Tycho gemachte
Verzeichnis der Sterne. Der von Tycho beobachtete Stern
erschien 1572 plötzlich mit einem Glanz der den des
Jupiter und Sirius übertraf; so daß der Stern sogar am
Tage sichtbar war. Einen Monat nachher nahm sein
Glanz stufenweise ab, bis zum März 1574, da er ganz
verschwand.
Neuere Astronomen haben eine Menge Sterne beobachtet, die in beständigen Perioden eine Ab und Zunahme des Lichtes leiden, und sogar ganz verschwinden.
Diese Perioden sind sehr verschieden; von einigen Tagen,
bis zu mehreren Jahren. – Den Grund dieser Erscheinung
hat man wahrscheinlich, theils in physischen Veränderungen, die auf diesen Weltkörpern vor sich gehen, theils
in ihrer Umdrehung um die Axe zu suchen. Dies letzte
ist, besonders bei solchen Sternen zu vermuthen, deren
Lichtwechsel periodisch ist. Wenn nämlich ein Theil der
Oberfläche dunkler als der andere, oder so beschaffen ist,
daß er weniger Licht verbreitet, so wird der Stern uns
mehr oder weniger glänzen, nachdem er uns während
seiner Rotationsperiode seine helle oder dunkle Seite
zukehrt. Andere Sterne die plötzlich erscheinen, und
dann wieder verschwinden, erlitten vielleicht irgend eine
große Revolution: es entwickelten sich bisher ruhende
Kräfte, und machten seinem veralteten Daseyn ein Ende,
um ihn schöner aus der Asche wieder hervorgehen zu
lassen.
Doppelsterne nennt man zwei oder mehrere Sterne, die
so nahe bei einander stehen, daß sie dem bloßen Auge,
und selbst durch kleine Fernröhre, wie ein einzelner
Stern erscheinen, durch stärkere Vergrößerungen aber
aus einander gerückt werden. Bessel hat gezeigt, daß
einige derselben sich um einen gemeinsamen Schwerpunkt drehen, sich also wohl noch nicht selbstständig
haben konstituiren können. Man findet 3-4 zusammen;
ja im Sigma des Orion laufen 16 Sterne um einen
Schwerpunkt. Man hat bis jetzt nahe 700 (675) dieser
Doppelsterne entdeckt. Merkwürdig und auffallend ist
die Verschiedenheit der Farbe, welche an denselben
bemerkbar. Sie erscheinen abwechselnd blau – roth –
weiß doch so, daß der mittlere Stern stets ein weißes,
die circulirenden Weltkörper dagegen ein buntfarbiges
Licht ausstrahlen. Man hat die Vermuthung aufgestellt,
daß, da besonders verlöschendes Licht farbig erscheint,
diese Körper verlöschende, in einer Abnahme des Lichtprocesses begriffen seyn mögten. – Auf keinen Fall kann
man ihnen ein planetarisches Licht zuschreiben; sie müssen selbstleuchtend seyn, da ein reflectirtes Licht in so
unermeßlicher Ferne nicht sichtbar seyn könnte. Auch ist
zu erwähnen, daß die Bewegung mancher Doppelsterne
von Osten nach Westen geht; im Gegensatze unseres
Systems, wo alle Bewegung von Westen nach Osten
fortrückt.
Auffallend ist die Geschwindigkeit mit welcher diese
mehrfachen Sonnen sich bewegen. Bessel hat im Schwan
einen Doppelstern entdeckt, dessen Fortrücken schon
nach 6 Monaten bemerkbar erschien.
Eine merkwürdige Erscheinung am südlichen Himmel sind die sogenannten Magellanischen Wolken, deren lichtgebende Dünste jeden Abend in der Nähe des
Südpols sichtbar werden. Diesen entgegengesetzt sind
jene räthselhaften, von Sternen entblösten schwarzen
Stellen, unpoetisch Kohlensäcke (coalbags) genannt, die
ich ebenfalls in der südlichen Hemisphäre mehrfach
beobachtet habe. Die eine dieser Stellen erscheint in der
Spitze des südlichen Kreuzes, die andere in der Eiche
Carl II, nahe am Südpol. Auffallend ist, daß, die durch
meteorologische Instrumente bemerkbare Veränderung
der Atmosphäre, auf das sichtbar werden dieser Flecken
keinen Einfluß zu haben scheint. In jenen Nächten, wenn
die übrigen Gestirne im schönsten Glanze leuchten, waren die dunkeln Stellen oft nicht sichtbar, und erschienen
dagegen, wenn gleich das Hygrometer andeutete, daß die
Luft stark mit Dünsten angefüllt sey. – Man hat diese
Erscheinung aus dem Kontraste erklären wollen, den eine
minder mit Sternen besäete Stelle am Himmelsraum,
gegen den besonders hellfunkelnden Glanz der südlichen
Gestirne, hervorbrächte. Ich kann dieser Meinung nicht
seyn, die auch die beiden Forster nicht theilen, welche
Coock’s 2te Erdumseglung begleitend, dieser Erscheinung eine vorzügliche Aufmerksamkeit gewidmet haben.
– Im Scorpion befindet sich ein Raum von 3°, auf dem
273
• Die IEEE-Journale verwenden einen
zweispaltigen Satz mit Times Roman.
• Dabei besteht jede Kolumne aus etwa 50 Zeilen,
die jeweils etwa 45 Zeichen enthalten.
• Das führt zu einer erheblichen Textverdichtung,
die aber dank der Vorzüge von Times Roman die
Lesbarkeit nicht zu sehr beeinflusst.
Zurichtung, Kerning und Laufweite
274
• Die Abstände zwischen den Zeichen regeln den harmonischen
Zusammenhalt der Wörter. Wenn dies gut geregelt ist, sind die Wörter
leichter erkennbar. Die Abstände sind auch wesentlich für die Farbe des
Textes.
• In jedem Schriftschnitt wird für jedes Zeichen eine Weite festgelegt.
Diese ist normalerweise weiter als die Bounding-Box, da damit der
normale Abstand zwischen den Zeichen festgelegt wird. Diese für jedes
Zeichen individuell bestimmte Weite wird die Zurichtung genannt.
• Zusätzlich können für Zeichenpaare Abweichungen festgelegt werden,
die auf die jeweiligen Formen Rücksicht nehmen. Diese paarweise
bestimmten Abweichungen werden Kerning genannt.
• Unabhängig davon kann generell der Abstand zwischen den Zeichen
vergrößert oder verkleinert werden. Dies ist der sogenannte
Laufweitenausgleich.
Zurichtung und Laufweite
275
type3.eps
% Tabelle der Weiten der einzelnen Buchstaben
/CharWidth 3 dict def
CharWidth begin
/E 700 def
/T 850 def
/X 950 def
end
• Beim dritten Übungsblatt haben wir bei den Type-3-Schriftschnitten in
PostScript bereits die Zurichtung individuell festgelegt gehabt.
• Die aufsummierte Zurichtung einer Zeichenkette kann in PostScript
mit dem Operator stringwidth ermittelt werden.
• PostScript erlaubt die explizite Spezifikation des Laufweitenausgleichs,
wenn ashow an Stelle von show verwendet wird. Alternativ können
auch virtuelle Schriftschnitte definiert werden.
• Kleinere Schriftschnitte benötigen vergleichsweise größere Laufweiten,
während die Laufweite bei größeren Schriftschnitten (ab etwa 16
Punkten) eher zu reduzieren ist.
Adobe Font Metrics (AFM)
276
ptmr8a.afm
C
C
C
C
C
65
66
67
68
69
;
;
;
;
;
WX
WX
WX
WX
WX
722
667
667
722
611
;
;
;
;
;
N
N
N
N
N
A
B
C
D
E
;
;
;
;
;
B
B
B
B
B
15
17
28
16
12
0 706 674 ;
0 593 662 ;
-14 633 676 ;
0 685 662 ;
0 597 662 ;
• Adobe Font Metrics (AFM) ist ein Textformat zur Beschreibung der
Metrik eines Schriftschnitts.
• Die Spezifikation ist öffentlich unter
http://partners.adobe.com/public/developer/en/font/5004.
AFM_Spec.pdf
• Zu sehen sind hier die Zurichtungen der Versalien »A« bis »E« für
Adobe Times Roman.
• C gibt die Kodierung an, WX spezifiziert die Zurichtung entlang der
x -Achse, N nennt den Namen des Zeichens und mit B wird die
Bounding-Box definiert.
Kerning
277
• Die Hauptaufgabe von Kerning ist die Behandlung von Sonderfällen,
bei dem die Zurichtung alleine zu große oder zu kleine Abstände
erzeugt.
• Typisch sind Kombinationen wie »VA« oder »Te«, bei denen die beiden
Buchstaben etwas näher rücken sollten, um nicht zu große Lücken
entstehen zu lassen.
• Die Tradition des Kerning hängt auch von der verwendeten Sprache
ab. Im Deutschen wird beispielsweise »ck« gerne näher gerückt. Im
Niederländischen wird analog »ij« enger gefasst. In einem englischen
Text wäre beides übertrieben.
• Auch wenn Kerning-Tabellen für Zeichenpaare spezifiziert werden, so
sollte das Kerning nicht paarweise bestimmt werden. Das Ziel ist nicht
die optimale Kombination, sondern die gleichmäßige Farbe der Schrift.
• Viele Schriftschnitte kommen ohne Kerning-Tabellen aus und manche
führen Buchstaben übertrieben nahe. Im Zweifelsfall ist es besser, kein
Kerning zu haben als ein inkonsistentes oder übertriebenes Kerning.
Problempunkte beim Kerning
278
• Mustertext aus dem Werk Detailtypografie:
Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt
Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt
Aufhalten (ja auf) Wolf? Torf Tell!; fährt
• Typische Problempunkte (aus dem gleichen Werk zitiert):
Berühren sich »fh«, »(j«, »f)«, »f?« und »fä«?
Berühren sich »f T« – trotz des Wortzwischenraums – beinahe?
◮ Sind »Wo«, »To« und »Te« zu eng?
◮
◮
Kerning im AFM-Format
279
ptmr8a.afm
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
KPX
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
A
y -92
w -92
v -74
u 0
quoteright -111
quotedblright 0
p 0
Y -105
W -90
V -135
U -55
T -111
Q -55
O -55
G -40
C -40
• Der Ausschnitt enthält sämtliche Kerning-Spezifikationen für Adobe
Times Roman, bei der das »A« links steht.
• KPX spezifiziert eine Kerning-Korrektur entlang der x -Achse, danach
folgen die Namen der beiden Zeichen.
Kerning im AFM-Format
280
ptmr8a.afm
KPX f quoteright 55
• Negative Kerning-Werte führen zum Zusammenrücken, positive Werte
sorgen für einen größeren Abstand.
• Hier ist ein Beispiel für eine positive Kerning-Angabe, die verhindert,
dass das »f« mit dem »’« kollidiert:
“Wf”
Ligaturen
281
• Bei einer Ligatur verschmelzen zwei benachbarte Zeichen zu einem
einzigen.
fi fl
Weitere Ligaturen (seltener): ff ffi ffl
• Die Standard-Ligaturen sind:
•
• Damit wird vermieden, dass sich zwei Zeichen so nahe zueinander
kommen, dass sie sich treffen oder schwer auseinanderzuhalten sind
(mit minimalen Abstand).
• Ähnlich wie beim Kerning wird sichergestellt, dass
Zeichen-Kombinationen die Farbe des Textes nicht negativ
beeinflussen.
• Nicht überall sind Ligaturen zulässig:
Schilfinseln Schilfinseln
Ligaturen im AFM-Format
282
ptmr8a.afm
C 102 ; WX 333 ; N f ; B 20 0 383 683 ; L i fi ; L l fl ;
• Auf Ligaturen wird beim AFM-Format bei den Zurichtungstabellen
verwiesen.
• Die Ligaturen selbst werden durch selbständige Zeichen repräsentiert,
für die eigene Einträge existieren:
ptmr8a.afm
C 174 ; WX 556 ; N fi ; B 31 0 521 683 ;
C 175 ; WX 556 ; N fl ; B 32 0 521 683 ;
Integrierte Auszeichnungen
283
• In der Idealform des idealen Lesens sind im Text integrierte
Auszeichnungen nur dann zulässig, wenn sie die Farbe des Textes nicht
beeinflussen.
• Sie sind dann keine Ansprungpunkte und werden als Auszeichnung nur
dann wahrgenommen, wenn das Auge sie an der entsprechenden
Lesestelle wahrnimmt.
• Schriftfamilien, die für das lineare Lesen geeignet sind, bieten daher
sorgfältig gestaltete kursive Schriftschnitte an, die die gleiche Farbe
besitzen.
• Alternativ kommen auch Kapitälchen in Betracht, wenn sie passend
entworfen worden sind und nicht etwa nur herunterskaliert wurden.
Auszeichnungen durch Kapitälchen (Times Roman) 284
bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl L UDWIG XIV TEN
wurde von C AMPANI in B OLOGNA ein Fernrohr von 250 Fuß
Brennweite verfertigt, durch welches der große C ASSINI die zwei
nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. AUZOUT in Frankreich
brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das
aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht
werden konnte.
H ERSCHEL gelang es endlich, durch die Vergrößerung und
Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich
von einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That,
daß jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff
von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer der Milchstraße hervorbringen, bediente sich H ERSCHEL des
genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im
Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug
waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die
wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da
nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens
12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt,
so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der
Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele
Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet
liegen. Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt
noch in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke
verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde
endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich
keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge
2
von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben entfernt
wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer
Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und
auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als
der berühmte Fleck in der A NDROMEDA erscheinen. Sie würde in
dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch
Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den
kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen
der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt,
seit H ERSCHEL bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des
Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen
werden. O LOF RÖMER, ein Däne, fand in der Verfinsterung der
J UPITERS Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren C ASSINI auf
der Sternwarte viele Verfinsterungen der J UPITERS Monde beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben
sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom J UPI TER entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich
demselben näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug.
RÖMER schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des J UPITERS von einander abhange, und eine Folge der
verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen
haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8
Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom S YRIUS 31 Jahr, und vom
entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies giebt eine
Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das
3
Flecken durch Fettdruck
re, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge.
Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein
Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der
große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte.
Auzout in Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß
Brennweite zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen
Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im
Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und
15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
2
285
matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne
mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße
nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde
sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel
größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung
von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von
2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100
Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser
Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen
der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt,
seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit
des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den
Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem
zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde
beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur
berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt
desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde
vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied
14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem
Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und
eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche,
um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere
Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis
zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr,
3
Wortabstände
286
• Die einzelnen Worte müssen deutlich voneinander getrennt sein, so
dass sich die Augen in ihrer Bewegungsphase leicht orientieren können.
• Allerdings dürfen diese Abstände nicht so groß werden, daß der
Zusammenhalt fehlt.
• Insbesondere muss deswegen der Abstand zwischen den Worten kleiner
sein als der Zeilenabstand.
Erweiterter Wortabstand
scheiden können. Die Neueren zweifelten nicht an der
Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie selbst durch die
stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne entdeckten,
als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten,
waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge.
Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna
ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch
welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten
des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte sogar
ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber
aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht
werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und
Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer
der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen,
die sich deutlich von einander unterscheiden lassen; auch
bemerkte er in der That, daß jede Stelle der Milchstraße
um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen
Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des
genau bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er
fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße
von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000
Sterne enthält, die noch groß genug waren um deutlich
gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen
ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen.
Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von
wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber
auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße
einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies bei
weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Uner2
287
meßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums
geben, den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht,
wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den
Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die
einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken
kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren,
und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde
endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen,
in der sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße nur um
einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde sie
uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht
viel größer als das Gestirn des großen Bären; in einer
Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter
einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie
das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem
Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in
der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser Entfernung
dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre
als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den
kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den
Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie
früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel
entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser
unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch
zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben
die Geschwindigkeit des Lichtes zu messen. Nicht unser
Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel
selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof
Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters
Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er
hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf
der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde
3
Verringerter Wortabstand
die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten, waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig
XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß
Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei
nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich
brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das
aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht
werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße
vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge
nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug waren
um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die wegen
ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun
die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12°
hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt, so
würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der
Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde uns dies
bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben, den
unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen.
Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von
uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch
in ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke
verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde
endlich zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der
2
288
sich keine einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser
Auge von der Milchstraße nur um einen Durchmesser derselben
entfernt wäre, so würde sie uns nur unter einem Winkel von 60°
erscheinen, nicht viel größer als das Gestirn des großen Bären;
in einer Entfernung von 10 Durchmessern, würde sie nur unter
einem Winkel von 2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100 Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min.,
kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie
würde in dieser Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn,
und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht,
ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie
früher erwähnt, seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt
sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit des
Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen
werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem zu lösen. Er
hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde beobachtet, und
gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur berechneten Zeit
aus dem Schatten trat, und daß der Austritt desselben sich immer
mehr verspätete, je weiter sich die Erde vom Jupiter entfernte:
wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben
näherte, so daß der größte Unterschied 14 Min. betrug. Römer
schloß, daß diese Ungleichheit von dem Abstande der Erde und des
Jupiters von einander abhange, und eine Folge der verschiedenen
Zeit sey, welche das Licht brauche, um bei ungleicher Entfernung
die Erde zu erreichen. – Genauere Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es
gelangt daher von der Sonne bis zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen
braucht es vom Syrius 31 Jahr, und vom entferntesten Nebelfleck
3
Zeilenabstände
289
• Die richtige Wahl des Zeilenabstands hängt ab von
der gewählten Größe der Schrift,
der Zeilenlänge und
◮ dem Schriftschnitt selbst.
◮
◮
• Es kommt dabei darauf an, dass
das Auge mühelos im Bewegungsmodus von einem Zeilenende
zum folgenden Zeilenanfang springen kann und dass
◮ die Farbe des Textes gleichmäßig bleibt.
◮
• Je länger die Zeilen sind, umso größer sollte auch der Zeilenabstand
gewählt werden.
Vergrößerter Zeilenabstand
fließt, und wir sie nicht unterscheiden können. Die Neueren
zweifelten nicht an der Richtigkeit dieser Erklärung, obgleich sie
selbst durch die stärksten Fernröhre nicht mehr einzelne Sterne
entdeckten, als an andern Stellen des Himmels. - Die Fernröhre, welcher sich die Astronomen im 17ten Jahrhundert bedienten,
waren von einer unbequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr
von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in
Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite
zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung
nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hin2
290
länglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne
mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße
nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde
sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel
größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung
von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von
2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100
Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser
Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen
der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt,
seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit
des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den
Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem
zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde
3
Verringerter Zeilenabstand
von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in
Frankreich brachte sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite
zu Stande, das aber aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung
nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15°
Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß
genug waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens
100,000 die wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens 12° hat, und sich über den ganzen Himmel
durch 360° erstreckt, so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne in der Milchstraße einigermaßen genau
zu bestimmen, so würde uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen
Theils des Universums geben, den unser Auge erreichen kann.
Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich,
über den Himmel verbreitet liegen. Es ist offenbar, daß wenn die
Milchstraße tausendmal weiter von uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in ihr entdecken kann, in
eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich zu einer kleinen,
matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine einzelnen Sterne
mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von der Milchstraße
nur um einen Durchmesser derselben entfernt wäre, so würde
sie uns nur unter einem Winkel von 60° erscheinen, nicht viel
größer als das Gestirn des großen Bären; in einer Entfernung
von 10 Durchmessern, würde sie nur unter einem Winkel von
2
291
2° 25 Min., ungefähr so groß wie das Siebengestirn, und auf 100
Durchmesser unter einem Winkel von 17 Min., kleiner als der berühmte Fleck in der Andromeda erscheinen. Sie würde in dieser
Entfernung dem bloßen Auge unsichtbar seyn, und durch Fernröhre als ein Wölkchen von schwachem Licht, ähnlich den kleinen Lichtmassen dastehen, denen die Astronomen den Namen
der Nebelflecke gegeben haben, und deren, wie früher erwähnt,
seit Herschel bereits 3000 am Himmel entdeckt sind.
Die unsere Begriffe fast übersteigende Entfernung dieser unendlich weit entlegenen Weltkörper, sind wir dennoch zu berechnen im Stande, seitdem wir gelernt haben die Geschwindigkeit
des Lichtes zu messen. Nicht unser Erdkörper bietet aber den
Maasstab dazu dar; am Himmel selbst muß die Messung vorgenommen werden. Olof Römer, ein Däne, fand in der Verfinsterung der Jupiters Trabanten, das Mittel dieses wichtige Problem
zu lösen. Er hatte in den Jahren 1670/75 mit dem älteren Cassini auf der Sternwarte viele Verfinsterungen der Jupiters Monde
beobachtet, und gefunden, daß der erste Mond nicht immer zur
berechneten Zeit aus dem Schatten trat, und daß der Austritt
desselben sich immer mehr verspätete, je weiter sich die Erde
vom Jupiter entfernte: wogegen der Eintritt früher erfolgte, jemehr sie sich demselben näherte, so daß der größte Unterschied
14 Min. betrug. Römer schloß, daß diese Ungleichheit von dem
Abstande der Erde und des Jupiters von einander abhange, und
eine Folge der verschiedenen Zeit sey, welche das Licht brauche,
um bei ungleicher Entfernung die Erde zu erreichen. – Genauere
Berechnungen haben später gezeigt, daß das Licht in einer Sekunde 40,000 Meilen zurücklegt; es gelangt daher von der Sonne bis
zu uns, in 8 Min. 13 Sek. Dagegen braucht es vom Syrius 31 Jahr,
und vom entferntesten Nebelfleck mindestens 94,000 Jahr. Dies
giebt eine Entfernung von 33,000 Billionen Meilen. Es folgt daraus, daß das Weltgebäude ein Alter von wenigstens 24,000 Jahr
hat, weil das Licht was wir heute sehen, schon vor so langer Zeit
von dort ausgegossen ist. Schwindel erregend! gleich der Betrachtung, daß die zerstörendsten Revolutionen jene leuchtenden Gestirne längst vernichtet haben können, welche mit ruhiger Klarheit unsere Nächte erhellen, und daß vielleicht Generationen vergehen, ehe nur die Kunde davon zu uns gelangt.
3
Randausgleich
M
W
T
@
1
+
292
• Die Zeichen am linken Rand werden per Voreinstellung alle
ausgerichtet entsprechend dem jeweiligen Ursprung des
Koordinatensystems, das bei der Definition verwendet wurde.
• Die llx-Komponente (lower left x ) der Bounding-Box liegt
typischerweise nicht bei 0. Bei »M« und »W« in dem
Schriftschnitt Adobe Times Roman ist sie beispielsweise 12,
bei »T« 17, bei »@« 116, bei »1« 111 und bei »+« 30.
• Diese Werte sind dahingehend optimiert, gute Abstände
zwischen den Zeichen innerhalb eines Wortes zu erreichen.
• Am linken Rand sieht das jedoch ungleichmäßig aus. Das
Subtrahieren von llx wäre keine Abhilfe, da das Auge nicht die
Bounding-Box erkennt, sondern sich von der Farbe leiten lässt.
Randausgleich
• Das gleiche Problem existiert am rechten Rand.
• Hier werden bei einem Blocksatz normalerweise die Zeichen
entsprechend ihrer Weite positioniert.
• Da die Weite die urx-Komponente überragt, verbleibt auch
rechts variierender weißer Raum, so dass die rechte Seite
ebenfalls für das Auge ungleichmäßig wirkt.
293
M
W
T
@
7
.
Randausgleich
294
• Einige wenige Satzsysteme unterhalten für ausgewählte Schriftschnitte
Tabellen für den Randausgleich. Diese sind leider nicht Bestandteil der
Adobe Type-1-Schriftschnitte (oder anderer üblicher
Repräsentierungen).
• Das Paket microtype für pdfTEX unterhält solche Tabellen u.a. auch
für Adobe Times Roman:
Randausgleich
Zeichen
llx urx Weite
in ‰
links
rechts
M
12 863
889
0
0
W
12 932
944
50
50
T
17 593
611
50
50
@
116 809
921
100
100
1
111 394
500
150
150
7
20 449
500
50
100
+
30 534
564
250
250
39 285
333
500
500
.
70 181
250
0
700
Randausgleich
M M
W W
T T
@ @
1 1
+ +
295
• Hier sind beide Fälle
jeweils im Vergleich,
jeweils links ohne und
rechts mit Randausgleich.
M
W
T
@
7
.
M
W
T
@
7
.
Ohne Randausgleich vs mit Randausgleich
296
bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten
wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte
sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber
aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug
waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die
wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da
nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens
12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt,
so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße
geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne
in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde
uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben,
den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen.
Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von
uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in
ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich
zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine
einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von
bequemen, und übertriebenen Länge. Auf Befehl Ludwig XIVten
wurde von Campani in Bologna ein Fernrohr von 250 Fuß Brennweite verfertigt, durch welches der große Cassini die zwei nächsten Trabanten des Saturn entdeckte. Auzout in Frankreich brachte
sogar ein Objectiv von 600 Fuß Brennweite zu Stande, das aber
aus Mangel einer schicklichen Vorrichtung nicht gebraucht werden konnte.
Herschel gelang es endlich, durch die Vergrößerung und Lichtstärke seines 20 füßigen Telescops, den Schimmer der Milchstraße vollkommen in kleine Sterne aufzulösen, die sich deutlich von
einander unterscheiden lassen; auch bemerkte er in der That, daß
jede Stelle der Milchstraße um so sternenreicher ist, je glänzender sie dem bloßen Auge erscheint. – Um sich einen Begriff von
der unzähligen Menge der Sterne zu machen, die den Schimmer
der Milchstraße hervorbringen, bediente sich Herschel des genau
bestimmten Feldes seines Telescops als Maaß. Er fand im Durchschnitt, daß ein Raum der Milchstraße von 2° Breite, und 15° Länge nicht weniger als 50 000 Sterne enthält, die noch groß genug
waren um deutlich gezählt zu werden, und wenigstens 100,000 die
wegen ihres schwachen Lichtes sich nicht mehr zählen ließen. Da
nun die Milchstraße im Durchschnitt eine Breite von wenigstens
12° hat, und sich über den ganzen Himmel durch 360° erstreckt,
so würde dies wenigstens 20 Millionen Sterne in der Milchstraße
geben. – Wären wir aber auch im Stande die Menge der Sterne
in der Milchstraße einigermaßen genau zu bestimmen, so würde
uns dies bei weitem nicht einen hinlänglichen Begriff von der Unermeßlichkeit auch nur desjenigen Theils des Universums geben,
den unser Auge erreichen kann. Wir wissen nicht, wie viele Sternhaufen, der Milchstraße gleich, über den Himmel verbreitet liegen.
Es ist offenbar, daß wenn die Milchstraße tausendmal weiter von
uns entfernt wäre, die einzelnen Sterne, welche man jetzt noch in
ihr entdecken kann, in eben dem Verhältniß an Lichtstärke verlieren, und näher zusammenrücken würden: das Ganze würde endlich
zu einer kleinen, matten Wolke einschrumpfen, in der sich keine
einzelnen Sterne mehr entdecken ließen. Wenn unser Auge von
2
2
Seitenproportionierung und Satzspiegel
297
• »If the book appears to be only a paper
machine, produced at their own convenience by
other machines, only machines will want to read
it.« (Bringhurst)
• Da die menschlichen Sinne manche Proportionen
als harmonisch und andere als unharmonisch
empfinden, sollten diese nicht rein zufällig
gewählt werden.
• Es gibt historisch eine lange Suche nach idealen
Proportionen. So beschäftige sich bereits
Pythagoras mit der Harmonielehre.
Seitenformat des Werks
Hypnerotomachia Poliphili, Venedig
1499, gedruckt von Aldus Manutius
• Deswegen ist es auch wenig sinnvoll, die
Erfahrungen aus dieser Tradition zu ignorieren.
Proportionen aus der Musiktheorie
298
• Bereits die Griechen stellten fest, dass Töne miteinander harmonieren,
wenn ihre Frequenzen in einem rationalen Verhältnis zueinander
stehen. (Der Zusammenhang wird auch ohne den Begriff der Frequenz
klar, wenn das Verhältnis der Saitenlängen untersucht wird.)
• So hat in unserer Tonleiter eine Oktave das Verhältnis 1 : 2, und der
Grundakkord zu C, der sich aus dem 3. und 5. Oberton ergibt, ist im
Verhältnis 4 : 5 : 6.
• Die gesamte chromatische Tonleiter mit ihren 12 Tönen in einer
Oktave lässt sich aus der Proportion 2 : 3 ableiten. (Es geht nicht ganz
genau auf, was dazu führt, dass es verschiedene Lösungen dazu gibt,
die in der Musiktheorie Stimmungen genannt werden.)
• Interessanterweise lässt sich der Harmoniebegriff aus der Musik auch in
andere Felder übertragen.
• Das Verhältnis von Seitenbreite und Seitenhöhe des vorangegangenen
Beispiels ist 2 : 3.
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
299
Oktave 1 : 2
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
2
Quarte 3 : 4
große Terz 4 : 5
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
• Für die Wahl des Seitenformats werden
gerne die Proportionen verwendet, die
auch bei der chromatischen Tonleiter entsprechend der reinen Stimmung relevant
sind.
• Im Mittelalter waren die zum Grundakkord
gehörenden Verhältnisse 2 : 3 und 3 : 4
sehr beliebt.
• In der Renaissance wurden schmalere Seiten populär mit den Formaten 8 : 15,
9 : 16, 3 : 5 und 5 : 8.
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
299
Oktave 1 : 2
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
• Wenn eine Seite im Format 2 : 3 gefaltet
wird, so erhalten wir das Format 3 : 4.
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
• Umgekehrt führt eine Faltung des Formats
3 : 4 zurück zu 2 : 3.
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
2
Quarte 3 : 4
große Terz 4 : 5
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
• Dabei ist zu berücksichtigen, dass immer
beide Formate gleichzeitig zu sehen sind
in Form der einzelnen Seite und der aufgeschlagenen Doppelseite.
• Somit sollten beide in einer harmonischen
Beziehung zueinander stehen.
• In der Musiktheorie ist das eine Intervall
jeweils das Komplementärintervall des anderen.
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
299
Oktave 1 : 2
• Analog steht 3 : 5 in Beziehung mit 5 : 6.
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
2
Quarte 3 : 4
große Terz 4 : 5
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
299
Oktave 1 : 2
• Oder 9 : 16 in Beziehung mit 8 : 9.
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
2
Quarte 3 : 4
große Terz 4 : 5
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
Oktave 1 : 2
• Und auch 1 : 2 mit 1 : 1.
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
2
Quarte 3 : 4
große Terz 4 : 5
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
299
Chromatische Leiter der Seitenproportionen
299
Oktave 1 : 2
große Septime 8 : 15
kleine Septime 9 : 16
große Sexte 3 : 5
kleine Sexte 5 : 8
Quinte 2 : 3
Tritonus 1 :
√
große Terz 4 : 5
2
Quarte 3 : 4
kleine Terz 5 : 6
große Sekunde 8 : 9
kleine Sekunde 15 : 16
Prime 1 : 1
Diagramm nach dem Werk von Bringhurst
√
• Nur 1 : 2, das (in der gleichstufigen
Stimmung) die Oktave genau teilt, steht
nur zu sich selbst in Beziehung.
• In der Musiktheorie gilt entsprechend der
Tritonus als das disharmonischste Intervall.
• Das Format entspricht der ISO-A-Familie,
also ISO A4, A3 etc.
• Das Papierformat ist ebenfalls disharmonisch, weil der Kontrast zu dem Komplementärformat fehlt.
• Dies lässt sich nur retten, indem mit Geschick ein Satzspiegel gewählt wird, der
den fehlenden Kontrast nachholt.
Vom Pentagon abgeleitete Proportionen
300
• Neben den Proportionen aus der Musiktheorie
fanden in der Renaissance auch vom Pentagon
abgeleitete Proportionen Anwendung.
• Nebenstehende Proportion im Verhältnis von
etwa 1 : 1, 701 kam für den Textblock des Werks
Hypnerotomachia Poliphili zum Einsatz.
Vom Pentagon abgeleitete Proportionen
301
• Nebenstehendes Format mit der Proportion
1 : 1, 539 wird als Pentagonseite bezeichnet.
• Beispielsweise verwendet der Springer-Verlag
gerne dieses Format für Fachbücher wie
beispielsweise die Lecture Notes in Computer
Science.
Vom Pentagon abgeleitete Proportionen
302
• Wenn das Pentagon-Format verdoppelt wird,
sind wir sehr nahe am US-Letter-Format mit
11 × 8 21 Inch.
Vom Pentagon abgeleitete Proportionen
303
• Nebenstehendes Format mit der Proportion
1 : 1, 376 wird als kurze Pentagonseite
bezeichnet.
• Viele amerikanische Verlage (wie beispielsweise
Addison-Wesley) verwenden dieses Format in der
Größe 6, 5 × 9 Inch für Fachbücher.
Der goldene Schnitt
304
• Zwei Zahlenwerte a und b mit a < b erfüllen die
Proportion des goldenen Schnitts, wenn
b
a
b = a+b .
• Dies entspricht
dem Verhältnis 1 : φ mit
√
1+ 5
φ= 2 .
• Der goldene Schnitt kommt vielfach in der Natur
vor, wurde von den Griechen bereits als
besonders harmonische Proportion betrachtet
und fand in der Renaissance neue Beachtung.
Fibonacci-Folge
305
∞
• Die Fibonacci-Folge {Fn }n=1 wird rekursiv wie folgt definiert:
F1 = F2 = 1
Fn = Fn−1 + Fn−2
• Es gilt
lim
n→∞
Fn
=φ
Fn−1
wie bereits 1753 der schottische Mathematiker Robert Simson
nachwies.
• Aus diesem Grunde werden gerne die Proportionen aufeinander
folgender Fibonacci-Zahlen als Näherungswert verwendet.
Fibonacci-Zahlen
306
• Fibonacci-Zahlen werden auch gerne verwendet, um eine Reihe von
Größen zu erhalten, die zueinander harmonisch wirken.
• So könnten beispielsweise für Schriftgrößen F5 bis F11 verwendet
werden: 5, 8, 13, 21, 34, 55, 89.
• Wenn das nicht genügt oder unpassend erscheint, kann auch eine
Folge mit anderen Ausgangswerten verwendet werden. Beispiele:
6, 10, 16, 26, 42, 68, 110, . . .
4, 7, 11, 18, 29, 47, 76, . . .
• Bringhurst schlägt vor, solche Folgen bei Bedarf zu mischen:
6, 8, 10, 13, 16, 21, 26, 34, 42, . . .
• So eine Fibonacci-Folgen-Kombination wurde auch von dem
Architekten Le Corbusier verwendet:
4, 5, 6 21 , 8, 10 21 , 13, 17, 21, 27 12 , 34, 44 21 , . . .
Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold
307
• Gustav Milchsack war ein Bibliothekar (1850–
1919), dem auffiel, dass die neueren Bücher nicht
mehr die schönen Proportionen der alten Bücher
aufwiesen.
• Das Problem war, dass es zu seiner Zeit üblich
war, den Textblock genau auf der Seite zu zentrieren. Dies führt nach der Ansicht von Tschichold dazu, dass solche Satzflächen heruntergeglitten erscheinen.
• Gustav Milchsack stellte aufgrund der Proportionen in alten Werken einige Randproportionen auf,
die harmonisch wirken.
• Er ging dabei von harmonischen Seitenproportionen (wie beispielsweise 3 : 2) aus, die damals noch
selbstverständlich waren.
Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold
307
• Mehrere Konstruktionen, die Textblöcke innerhalb
einer Seite dimensionieren und platzieren, basieren auf der Diagonalkonstruktion.
• Die linke obere Ecke und die rechte untere Ecke
des Textblocks liegen dabei immer auf der Seitendiagonalen. Auf diese Weise hat der Textblock die
gleiche Proportion wie die Seite. (Hier im Beispiel
die Proportion der Quarte 3 : 4.)
• Die rechte obere Ecke des Textblocks muss bei der
Diagonalkonstruktion auf der Doppelseitendiagonalen liegen. Auf diese Weise werden die Verhältnisse der Ränder festgelegt.
Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold
307
• Unabhängig von der Proportion der Seite liegt bei
dieser Konstruktion immer das Verhältnis von Innenrand zu dem zugehörigen Außenrand bei 1 : 2.
• Das Verhältnis der Innenränder zueinander bzw.
das Verhältnis der Außenränder ergibt sich aus der
Seitenproportionierung.
4
3
6
8
• Aus der Seitenproportion 3 : 4 ergeben sich hier
die Randproportionen 3 : 4 : 6 : 8. (Proportionen
aus Milchsacks Hauptgesetz.)
• Bei einer Seitenproportion von 2 : 3 würden wir
die Randproportionen 2 : 3 : 4 : 6 erhalten.
Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold
307
• Die allgemeine Diagonalkonstruktion lässt offen,
wie groß der Textblock dimensioniert wird.
Diagonalkonstruktionen nach Milchsack und Tschichold
307
• Die allgemeine Diagonalkonstruktion lässt offen,
wie groß der Textblock dimensioniert wird.
• Dafür gibt es entsprechend der Vorbilder aus dem
Mittelalter und der Renaissance Vorschläge von
Tschichold und van de Graaf.
Idealkonstruktion nach Tschichold
308
• Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und
eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet.
Idealkonstruktion nach Tschichold
308
• Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und
eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet.
• Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen
auf der rechten Seite gezogen.
Idealkonstruktion nach Tschichold
308
• Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und
eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet.
• Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen
auf der rechten Seite gezogen.
• Daraus ergeben sich dann die Eckpunkte des Textblocks. Da die linke obere und die rechte untere
Ecke auf der rechten Seitendiagonale verlaufen,
werden für den Textblock die Seitenproportionen
übernommen.
Idealkonstruktion nach Tschichold
308
• Zunächst werden die beiden Seitendiagonalen und
eine der Doppelseiten-Diagonalen eingezeichnet.
• Dann wird mit dem Zirkel die linke Seitendiagonale abgesteckt und ein entsprechender Kreisbogen
auf der rechten Seite gezogen.
3
2
4
6
• Daraus ergeben sich dann die Eckpunkte des Textblocks. Da die linke obere und die rechte untere
Ecke auf der rechten Seitendiagonale verlaufen,
werden für den Textblock die Seitenproportionen
übernommen.
• Die Ränder haben dann entsprechend Milchsacks
Hauptgesetz die Proportionen 2 : 3 : 4 : 6.
• Nachteil: Diese Konstruktion ist nur für die Seitenproportion 3 : 2 sinnvoll.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• Der Niederländer Joh. A. van de Graaf publizierte 1946 in der Amsterdamer Zeitschrift Tété ein
Konstruktionsverfahren, dass für beliebige vorgegebene Seitenproportionen im Rahmen der Diagonalkonstruktion eine sinnvolle Textblockgröße
festlegt.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite
und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite
und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet.
• Ausgehend von den beiden oberen Schnittpunkten
wird ein rechtwinkliges Dreieck gebildet, dessen
Hypothenuse die rechte Diagonale schneidet.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• Zunächst werden die Diagonalen der Doppelseite
und der beiden einzelnen Seiten eingezeichnet.
• Ausgehend von den beiden oberen Schnittpunkten
wird ein rechtwinkliges Dreieck gebildet, dessen
Hypothenuse die rechte Diagonale schneidet.
• Dieser Schnittpunkt legt die obere linke Ecke des
rechten Textblocks fest.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• van de Graaf und auch Jan Tschichold erachten
dieses Verfahren als sinnvoll unabhängig von dem
vorgebenen Seitenformat. Es ist nach Meinung
von Tschichold auch für ISO A4 sinnvoll.
• Der Textblock und die Seiten haben die gleichen
Proportionen.
• Innenrand und Außenrand haben das Verhältnis
1 : 2. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen
dem oberen und dem unteren Rand.
• Die Seitenlängen der Seite stehen im Verhältnis
3 : 2 zu den entsprechenden Seitenlängen des
Textblocks.
Seitenkonstruktion nach van de Graaf
309
• van de Graaf und auch Jan Tschichold erachten
dieses Verfahren als sinnvoll, unabhängig von dem
vorgebenen Seitenformat. Es ist nach Meinung
von Tschichold auch für ISO A4 sinnvoll.
• Der Textblock und die Seiten haben die gleichen
Proportionen.
• Innenrand und Außenrand haben das Verhältnis
1 : 2. Das gleiche Verhältnis besteht zwischen
dem oberen und dem unteren Rand.
• Die Seitenlängen der Seite stehen im Verhältnis
3 : 2 zu den entsprechenden Seitenlängen des
Textblocks.
• Wenn ein 9 × 9-Raster für jede Seite aufgelegt
wird, dann passt sich der Textblock genau ein.
Goldener Schnitt in ISO A4 nach Bringhurst
310
• Der goldene Schnitt als Proportion für den
Textblock eignet sich im Kontrast zu √
dem eher
disharmonischen Format ISO A4 (1 : 2).
• Bringhurst schlägt vor, den oberen und inneren
Rand gleich auf 1/9 der Seitenweite zu
dimensionieren.
1
1
2
2
• Wenn dann der untere Rand im Verhältnis 2 : 1
zu dem oberen Rand gesetzt wird, ergibt sich ein
äußerer Rand, der näherungsweise im Verhältnis
2 : 1 zum inneren Rand proportioniert ist.
• Umgekehrt könnten natürlich die
Randverhältnisse wie angezeigt genau
eingehalten werden. Dann wird der goldene
Schnitt nur näherungsweise erreicht (etwa
1 : 1, 6213 statt 1 : φ ≈ 1 : 1, 6180).
Wissenschaftliches Lesen
311
• Das wissenschaftliche Lesen entspricht weitgehend dem linearen Lesen.
Es erlaubt und fordert aber einige Ergänzungen:
Die Zielgruppe sind berufliche Leser, die nicht auf maximalen
Lesekomfort angewiesen sind, sondern die auch mit längeren
Zeilen zurecht kommen, wenn es darum geht, umfangreiche
Inhalte in kompakter Form anzubieten.
◮ Strukturierende Elemente wie hierarchische Überschriften und die
Verwendung aktiver Auszeichnungen (wie z.B. durch Fettschrift)
sollten die Orientierung erleichtern.
◮
Wissenschaftliches Lesen
312
• Der dargestellte Text ist aus dem 1880 erschienenen Werk Schwere, Elektricität und
Magnetismus von Bernhard Riemann.
• Hinweis: Auszeichnungen durch Sperrungen werden heute nicht mehr als
empfehlenswert erachtet. Zu bevorzugen sind aktive Auszeichnungen (z.B. durch
Fettschrift) oder integrierte Auszeichnungen (z.B. durch eine kursive Schrift oder
die Verwendung von Kapitälchen).
Typografie für das wissenschaftliche Lesen
313
• Die Doppelseite entstammt dem Werk Arestotelis Stagirite Philozophorum maximi
oeconomicorum libri duo sub gemina translatione, das 1499 von Martin Landsberg
in Leipzig gedruckt wurde.
• Bemerkenswert sind die großen Zeilenabstände, die zwar schlecht für das lineare
Lesen sind, sich jedoch als praktisch für die intensive Arbeit mit dem Text erweisen,
so dass bequem Notizen und Anmerkungen hinzugefügt werden können.
Informierendes Lesen
314
• Ziel des informierenden Lesens ist das schnelle Finden interessanter Textteile. Die
Überschriften und die Strukturierung sollen eine schnelle Entscheidung ermöglichen,
was sich zu lesen lohnt.
• Die zwei Seiten sind aus dem Werk A system of geography: or, a new & accurate
description of the earth in all its empires, kingdoms and states des Geographen
Herman Moll, London 1701.
Informierendes Lesen
315
• Informierendes Lesen soll diagonales Lesen
ermöglichen.
• Der Leser soll also nicht genötigt werden, das
gesamte Werk durchzulesen.
• Entsprechend sollte jeder Abschnitt deutlich
lesbare Überschriften tragen, die einen guten
Hinweis auf den Inhalt des Abschnitts liefern.
• Gelegentlich übernehmen auch Bilder die
Funktion als Ansprungspunkt für zugehörige
Texte.
Konrad von Megenberg,
Buch der Natur, 1350
• Zeitungen, Sachbücher, Handbücher und
Ratgeber sind typisch für das informierende
Lesen.
Typografie für das informierendes Lesen
316
• Der Text wird optisch klar gegliedert. Entsprechend dürfen die
Abschnitte klar voneinander abgesetzt werden, auch wenn dies den
Textblock auseinanderreißt.
• Aktive Auszeichnungen sind erwünscht. Entsprechend sollten die
Überschriften und wichtige Stichworte innerhalb des Textes
beispielsweise mit Fettschrift hervorgehoben werden.
• Alternativ kann auch der Rand genutzt werden, um dort zusätzliche
Überschriften unterzubringen.
• Ein mehrspaltiger Satz, auch mit drei oder mehr Kolumnen, kann
sinnvoll sein.
• Ausführliche Bildunterschriften, die möglicherweise auch mehrspaltig
gesetzt werden, sind zugelassen.
• Im übrigen sollte die Typografie der des linearen Lesens entsprechen.
Typografie für das informierendes Lesen
317
• Die Doppelseite entstammt dem Werk Grammatica Nicolai perotti cum additionibus
regularum. et metrice artis Guarini veronensis perfacundi viri lucidissime perspecta
von Niccolò Perotti (1429–1480), 1501 gedruckt von Heinrich Quentel.
• Bemerkenswert ist hier, wie die Marginalien eingesetzt werden, um
grammatikalische Regeln leichter finden zu können.
Konsultierendes Lesen
318
• Ziel des konsultierenden Lesens ist das schnelle
Finden von Informationen zu einem
vorgegebenen Stichwort oder sonstigen Schlüssel.
Sir James Ware,
De Hibernia & antiquitatibus ejus
disquisitiones, London 1654
• Damit das Nachschlagen zügig möglich ist, muss
der Inhalt entsprechend geordnet bzw. durch ein
Register ergänzt werden.
• Typisch ist das konsultierende Lesen für Lexika,
Wörterbücher, Nachschlagewerke, Chronologien,
Bibliographien und Referenz-Manuals.
Typografie des konsultierenden Lesens
319
• Die Stichworte müssen so deutlich wie möglich aktiv ausgezeichnet
werden.
• Alle anderen Auszeichnungen haben sich dem unterzuordnen und
sollten daher möglichst integriert sein.
• Die Suche eines Stichworts sollte sinnvollerweise durch entsprechende
Kolumnentitel erleichtert werden.
• Wenn die zu einem Stichwort gehörenden Texte eher kurz sind,
empfiehlt sich eine eher kleine Schriftgröße und ein kleiner
Zeilenabstand.
• Typisch ist eine gute Ausnutzung des zur Verfügung stehenden Raums
und ein mehrspaltiger Satz.
Typografie des konsultierenden Lesens
320
• Die Doppelseite entstammt dem Werk Compendium iuris canonici, das 1499 von
Georg Husner in Straßburg gedruckt wurde.
• Bemerkenswert ist hier, dass die Stichworte genau dann besonders groß gesetzt
sind, wenn die ersten drei Buchstaben zum ersten Male auftreten.
Kombination des konsultierenden und informierenden
Lesens
321
Shadows(3)
Shadows(3)
NAME
Shadows − call-back objects on top of RemoteObjects(3)
SYNOPSIS
• Die UNIX-Manualseiten adressieren gleichzeitig
das konsultierende und das informierende Lesen.
TYPE Shadow = POINTER TO ShadowRec;
TYPE ShadowRec = RECORD (Services.ObjectRec) END;
PROCEDURE InitObject(object: Services.Object);
PROCEDURE Create(VAR shadow: Shadow; proxy: Services.Object);
PROCEDURE Init(shadow: Shadow; proxy: Services.Object);
PROCEDURE Send(object: Services.Object; VAR message: Messages.Message);
PROCEDURE SendExcept(object: Services.Object; shadow: Shadow;
VAR message: Messages.Message);
PROCEDURE GetProxy(shadow: Shadow; VAR proxy: Services.Object);
PROCEDURE GetShadow(proxy: Services.Object; VAR shadow: Shadow);
DESCRIPTION
RemoteObjects(3) supports the delegation of operations from proxy objects to their associated original
object. In some cases, it turns out to be necessary to delegate operations from the side of the original object
to all sides with proxy objects. Shadows supports this on base of shadow objects. Shadow objects are created on the side of the proxy object and exported to the side of the original object. Shadows maintains a list
of shadow proxies at the side of the original object and allows operations to be forwarded to all (or nearly
all) shadow objects which, in turn, may operate on the proxy objects.
Shadows must be supported by that module which installs its interface at RemoteObjects(3):
•
InitObject is to be called by the RemoteObjects.GetParamsProc interface procedure to prepare an
object to receive messages about newly created proxies of it.
•
Create is to be called by the RemoteObjects.RegisterProc interface procedure to register a proxy
object at the side of the original object. Init may be used instead of Create if an extension of
Shadows.Shadow is used. Note that shadow objects depend on their associated proxy objects and
hence terminate when their proxy object terminates (see Resources(3)).
Send sends the given message to all shadow objects of the given object. This is a no-operation if the given
object is not shadowed. Note that Shadows parallelizes the forwarding of messages to all shadow objects
by maintaining a task for each shadow proxy. SendExcept works like Send but suppresses the delivery of
the message to the given shadow object. This allows to forward a message which came from one of the
shadow objects to all other shadow objects.
GetProxy allows (on the side of the proxy object) to retrieve the associated proxy object of a shadow. This
is useful for message handlers of shadow objects. GetShadow returns the shadow of a proxy object. This
may be useful for other parties which are interested in installing a message handler for the shadow object.
DIAGNOSTICS
Shadows does not generate any error events on its own but forwards the events of Messages(3) to the associated objects. Send and SendExcept silently ignore the message if the given object is not shadowed. GetProxy and GetShadow return NIL in error cases (if it is called on the wrong side or if that object is not
shadowed).
SEE ALSO
Message(3)
RemoteObjects(3)
Resources(3)
message handling
delegation of messages to remote objects
life-time dependencies between objects
Oberon System
1
• Zunächst kann über einen Begriff (wie etwa
einem Funktions- oder Modulnamen) die
zugehörige Dokumentation gefunden werden.
• Innerhalb einer Manualseite wird das diagonale
Lesen durch eine weitgehend standardisierte
Strukturierung und (bei längeren Texten)
kleineren Überschriften unterstützt.
Selektierendes Lesen
322
• Didaktisch aufgebaute Lehrbücher haben häufig mehrere Ebenen. Es
gibt einführende Texte, zusätzliche Anmerkungen, die sich an
Fortgeschrittene richten, Aufgaben und Zusammenfassungen, die den
Stoff wieder schnell in Erinnerung bringen.
• Die Texte sind inhaltlich geordnet, so dass sich passend zu einer
Thematik alle Ebenen eng beieinander zu finden sind.
• Der Leser möchte aber zu einem Zeitpunkt nur eine oder zwei Ebenen
lesen, die er aus dem gesamten Text zu einer Thematik selektieren
möchte.
• Neben Lehrbüchern kann das selektierende Lesen auch für
kommentierte oder mehrsprachige Ausgaben sinnvoll sein, bei der Text
und Kommentar bzw. die Übersetzung eng beieinander stehen.
• Fußnoten unterstützen ebenfalls das selektierende Lesen.
Typografie für das selektierende Lesen
323
• Die unterschiedlichen Ebenen müssen auf den ersten Blick erkennbar
sein.
• Entsprechend müssen die Ebenen typografisch deutlich unterschiedlich
gestaltet werden. Denkbar sind
◮
◮
◮
◮
unterschiedliche Schriftschnitte (etwa Antiqua vs Grotesk),
unterschiedliche Schriftvarianten (etwa normal vs kursiv),
unterschiedliche Schriftgrößen,
optische Trennelemente, farbige Textunterlegungen oder die
Verwendung spezieller Symbole.
• Wichtig ist die konsistente Verwendung eines gleichbleibenden
Schemas, das nach Möglichkeit keine umfangreichen Erklärungen
benötigt.
Typografische Maße
324
• Der erste bekannte Autor, der mit typografischen Maßen arbeitete, war
Francesco Torniello (1490–1589) in seinem Werk Opera del modo de
fare le littere maiuscole antique, das 1517 in Mailand erschien. Hier
führte er ein 18x18-Raster ein, wobei die Länge zweier Rasterfelder als
Punkt definiert wurden. Dies geriet jedoch in Vergessenheit.
• Die heutige Definition eines Punkts als Maßeinheit in der Typografie
geht zurück auf Pierre-Simon Fournier (1712–1768), der 1737 das
Werk Table des proportions qu’il faut observer entre les caractères
1
veröffentlichte. Fournier definierte dabei ein Punkt als 864
Pariser Fuß.
Ins metrische System umgerechnet entspricht ein Punkt nach Fournier
etwa 0,34 mm.
• 12 Punkte wurden zu einem Cicero zusammengefasst.
Typografische Maße
325
• Firmin Didot (1764–1836) entwickelte das System von Fournier weiter
und wechselte vom Pariser Fuß zum pied de roi einem zu seiner Zeit
gebräuchlicheren Maß. Ein Didot-Punkt entspricht 0,376 mm.
• Hermann Berthold (1831–1904) passte das System dann an das
1
metrische System an. Seiner Definition nach ist ein Punkt genau 2660
Meter (ca. 0,376 mm). Ein Didot nach Berthold betrug ca. 4,511 mm.
• 1978 wurde der Didot-Punkt ein weiteres Mal neu definiert auf genau
0,375 mm. Ein Cicero entspricht dann genau 4,5 mm.
Typografische Maße
326
• In Nordamerika hat sich jedoch das 1886 eingeführte Maß des
Pica-Punkts durchgesetzt. Hier entspricht ein Inch 72,27 Punkten, so
dass ein Punkt ca. 0,351 mm gleicht. Statt dem Begriff des Cicero
wird der des Pica verwendet, der umgerechnet ca. 4,22 mm entspricht.
• Adobe vereinfachte in der digitalen Typografie die Definition des
1
Inch. Das sind ca. 0,0139 Inch und ca. 0,353 mm. Dies
Punkts auf 72
wurde zum Standard in der digitalen Typografie, weswegen er auch
DTP-Punkt genannt wird. Ein Pica entspricht dann genau 61 Inch; das
sind ca. 4,23 mm. (In TEX entspricht ein pt jedoch noch der
klassischen Definition und bp – für big point stehend – folgt der
Definition von Adobe.)
Typografische Maße
327
Der Punkt wird primär für die Messung der Schriftgröße herangezogen.
Traditionell werden die einzelnen Schriftgrößen mit Bezeichnungen
verbunden:
3
4
5
6
7
8
9
10
11
12
14
16
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
pt
Didot-Punkt / deutsch
Brillant
Diamant
Perl
Nonpareille
Kolonel
Petit
Borgis
Korpus/Garmond
Rheinländer
Cicero
Mittel
Tertia
Pica-Punkt / englisch
Excelsior
Brilliant
Pearl
Nonpearl
Minion
Brevier
Bourgeois
Long Primer
Small Pica
Pica
English
Columbian
Typografische Maße
328
• Die Schriftgrößen in Punkten orientieren sich an den Kegelgrößen des
Bleisatzes. In der digitalen Typografie wurden diese Größen in etwa
beibehalten, obwohl sie nicht ableiten lassen von der Bounding-Box
oder den sonstigen metrischen Angaben eines Schriftschnitts.
• Deswegen gibt es einige Maße, die sich direkt an den Schriftschnitten
einzelner Buchstaben orientieren:
Die Versalhöhe gibt die typische Höhe eines Großbuchstabens
(etwa der des »H«) an.
◮ Die Vertikalhöhe spezifiziert die maximale vertikale Ausdehnung,
die sich etwa bei der Buchstabenkombination »hp« messen lässt.
◮ Die x-Höhe misst die Höhe der Kleinbuchstaben, wobei
typischerweise das »x« selbst genommen wird.
◮
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