Aus der Sternwarte Oettingen

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Rieser Sternfreunde
Von Uwe Bahadir
Zeitskalen ,Geschwindigkeiten und Entfernungen in der Astronomie
Oettingen: Nicht nur wir Menschen sind sterblich – sondern auch unsere Sonne wird
irgendwann ihr Leben aushauchen. Sie wurde vor etwa 4.5 Milliarden Jahren geboren
und hat damit knapp die Hälfte ihres Lebens hinter sich. Bevor sie als Sternenleiche ,als
sogenannter Weißer Zwerg , langsam verglimmend durchs Weltall treibt, wird sie sich
im Todeskampf zu einem Roten Riesenstern aufblähen, um schließlich ihre äußeren
Schichten abzustoßen.
Die zum Riesenstern mutierte Sonne wird alles womöglich noch vorhandene Leben auf
der Erde gnadenlos versengen. Dieses Schicksal teilt unsere irdische Welt mit allen
Ökosystemen , die es irgendwo da draußen auf anderen Planeten geben mag, die um
fremde Sonne kreisen. Denn alle Sterne sind sterblich.
Auch der Kosmos selber wird irgendwann untergehen. Nur wissen die Kosmologen noch
nicht , wie das universelle Ende ablaufen wird. Die jüngsten Beobachtungen von
Supernovae in fernen Galaxien sprechen für ein ewig expandierendes Weltall. Dann
wird es noch viele Generationen von neugeborenen und nach Milliarden Jahren
dennoch ausgebrannten Sonnen geben- bis der kosmische Brennstoff ausgegangen ist:
Irgendwann wird es keinen Wasserstoff mehr geben, der Sterne leuchten lassen kann.
Für den Fall eines ewig expandierenden Weltalls wird es noch einige hundert Milliarden
Jahre dauern, bis der Ofen aus ist.
Sollte das Weltall seine Expansion allerdings irgendwann in eine Kontraktion
umkehren, so könnte das Ende schneller kommen—und heftiger: In einem Big Crunch,
einem zeitlich umgekehrt verlaufenden Urknall , würden sich alle Planeten, Sterne und
Galaxien verlieren.
Dieses apokalyptischen Aussichten lassen uns allerdings seltsam unberührt . Es ist
höchstens eine Art metaphysisches Angstkribbel, dass wir im Nacken verspüren. Denn
was scheren uns Milliarden Jahre, wenn wir selbst nach so viel kurzer Zeit sterben
müssen.
Trotz hoher Geschwindigkeit scheint sich nichts zu bewegen
Unser Sonnensystem jagt mit unvorstellbarer Geschwindigkeit auf einer Kreisbahn um
das Zentrum der Milchstraße: Jede Sekunde legen wir auf diese Art über zweihundert
Kilometer zurück. Die Sterne in unserer Nachbarschaft haben etwas andere
Geschwindigkeiten . Denn erstens führt die Milchstraße keine Rotation wie ein starrer
Körper aus: Sie dreht sich außen mit geringer Winkelgeschwindigkeit als innen. Und
zweitens vollführt jeder Stern eine Eigenbewegung mit bestimmter Geschwindigkeit
relativ zur allgemeinen Rotationsbewegung um das Zentrum der Milchstraße.
So verschiebt sich unsere Perspektive auf die uns umgebende Sternenwelt permanent.
Aber für unsere menschlichen Augen wahrnehmbar ist diese Verschiebung nicht. Selbst
über Jahre hinweg ändern sich die Positionen am Fixsternenhimmel nur so wenig, dass
es modernster Technik bedarf, um diese Änderungen zu messen. Und seit
Menschengedenken hat sich an der Gestalt der Sternbilder kaum etwas verändert. Wie
passt das dies zusammen? Warum ist trotz der hohen Sterngeschwindigkeiten kaum
eine Bewegung zu erkennen? Es liegt an der schieren Größe des Weltraums. Denn was
ändert schon die von unserem Sonnensystem in einem Jahr überbrückte Entfernung
von 6 Milliarden Kilometern , wenn die Sterne zum Beispiel des Sternbilds Orion fast
hundertmillionenmal weiter entfernt sind.
Die scheinbare Bewegungslosigkeit der Fixsterne hat zum Bild des ewigen und
unveränderten Himmels geführt, wie es sich die früheren Kulturen gemacht haben.
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