80 10. VORLESUNG / 22.3.2000 / Springer-Kremser PSYCHOTHERAPIE: = bewußter und geplanter interaktioneller Prozeß zur Beeinflussung von Verhaltensstörungen und Leidenszuständen, die in einem Konsensus (möglichst zwischen Patient, Therapeut und Bezugsgruppe) für behandlungswürdig gehalten werden, mit psychologischen Mitteln (durch Kommunikation), meist verbal, aber auch averbal, in Richtung auf ein definiertes, nach Möglichkeit gemeinsam erarbeitetes Ziel (Symptomminimierung und/oder Strukturveränderung der Persönlichkeit), mittels lehrbarer Techniken und auf Basis einer Theorie des normalen und pathologischen Verhaltens (STROTZKA, 1975). Geschichte: * 17./18.Jhd. BRAY (Schottland) -> Therapie zur Schmerzminimierung * Hypnose in Paris (CHARCOT) und Nancy (BERNHEIM) -> FREUD lernt hier. * FREUD kommt aus der Neurologie, kombiniert das mit dem von Charcot Gelernten; war unzufrieden mit dessen therapeutischen Ergebnissen => erarbeitet neue Techniken. Gewinnt aus der Arbeit mit den Patienten neue Erkenntnisse, diese verwertet er wieder am Patienten. PSYCHOANALYTISCHE THEORIE: hat keinen expliziten Krankheitsbegriff; ABER * klares Konzept von Interaktionen, * von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren für Krankheiten und * die Vorstellung eines Kontinuums von der Normalität zur Pathologie (-> keine Gefahr z.B. in Nazi-Fahrwasser zu geraten!) => unterscheidet sich von ALLEN anderen Psychologien vom Menschen durch: a) Annahme von Existenz und Dynamik des Unbewußten und Ökonomie, die dort herrscht b) Konzept eines Konfliktes zwischen den einzelnen Instanzen der psychischen Strukturen. 81 4 grundlegende Psychologien vom Menschen: Psychoanalytische Theorien Psychoanalyse, psychoanalytische Therapie der Wiener PA Vereinigung Arbeitskreis von PA Verein für Individualpsychologie (Adler) Jung’sche psychoanalytische Psychotherapie Lerntheorie Verhaltenstherapie Humanistische Theorien Personen zentrierte Psychotherapie Integrative Gestalttherapie Logotherapie und Existenzanalyse (Frankl) Transaktionsanalyse (Berne) Katathym-Imaginative Psychotherapie systemische Theorien systemische Paar- und Familientherapie SYMPTOMBILDUNG Symptom als Krankheitszeichen wird als Kompromißbildung zwischen den psychischen Strukturen a) Es (= Triebpol der Persönlichkeit), b) Ich (= Vermittlerfunktion, verantwortlich für Anpassung an die Umwelt) und c) Über-Ich (= internalisierte Moralvorstellungen, Gewissen) angesehen. * Sexualtrieb (Libido) <-> Aggressionstrieb (Destrudo) streben nach Befriedigung. aber das Über-Ich kontrolliert und wacht, daß Bild, das man von sich selbst hat, nicht gestört ist. D.h. viele Triebe werden im Unbewußten (Ubw) festgehalten (= verdrängt). * Manchmal steigt Wunsch daraus auf; passiert die Zensur zwischen Es und Ich; Großteil wird im Bewußten nicht wahrgenommen; Wurzeln dieser Wünsche in der Kindheit. * Ich versucht Anpassung an Wirklichkeit; ist verantwortlich für Kompromißlösung. Krankheitssymptome können als solche angesehen werden. 82 z.B. Zwangssymptome = Kompromiß zwischen aggressiven Trieben und strengem, sadistischen Über-Ich (zwingt Ich zu Handlungen, die ichfremd sind. Betroffener weiß, daß, was er tut unsinnig ist, kann aber nicht anders). Hindert man Patienten am Durchführen seines Zwanges (z.B.am Waschen bei Waschzwang) -> Patient bekommt massive, frei flottierende Angst1. Angst: Depression: ist definiert als Erwartung von Gefahr ist definiert als Erinnerung an vergangene Gefahr Angst: Furcht: hat kein Objekt; ist ein Gefühl des Bedrohtseins hat immer ein Objekt (z.B. Spinnen, wilde Tiere, etc.) Angst hat immer zu tun mit den Katastrophen der Kindheit -> es gibt keine Krankheit OHNE sie. Katastrophen der Kindheit (Vorschulzeit): 1. Verlust einer geliebten Person 2. Verlust der Liebe einer wichtigen Person 3. körperliche Unannehmlichkeiten größeren Ausmaßes, Verletzungen der körperlichen Integrität, Traumata 4. Verlust der stützenden Funktion des Über-Ichs => das Ich hat nur geringen Spielraum, auch bei milden Übertritten ständig geschreckt durch Strafandrohung des Über-Ichs. Symptom = Ausdruck des Konflikts -> besonders deutlich bei Zwangssymptomatik (hinter dem Konflikt steht: „Muß ich brav sein? / Darf ich schlimm sein?“). Um dem Konflikt auszuweichen -> Entwicklung eines Krankheitszeichens (vgl. Freud’scher Rattenmann mußte Stein von Straße aufheben und kurz darauf wieder hinlegen) Die Komponenten des ubw. Konflikts: 1. Triebabkömmlinge (verpönte Wünsche) oder Über-Ich-Komponenten (sadistisch) 2. Mit Triebabkömmlingen und Über-Ich-Komponenten assoziierte Signalaffekte (Angst / Depression) 3. Abwehroperationen des Ichs, um Unlust auszuschalten oder zu vermindern 1 Affekte spielen wichtige Rolle bei Symptombildung. Affekte sind: Angst, Wut, Trauer, Freude, Ekel, Scham, Neugier. Alle diese haben in unterschiedlicher Gewichtung Anteil an Bildung eines Krankheitssymptoms. 83 (z.B. Verhinderung von frei flottierender Angst) Symptom / Krankheitszeichen hat Konsequenzen für die betroffene Person => Merkmale der Pathologischen Kompromißbildung: 1) erhebliche Einschränkungen in Möglichkeiten der Triebbefriedigung 2) Beeinträchtigungen durch Auftreten von „bewußter Angst“ oder „bewußter Depression“ 3) erhebliche Einschränkungen von vorhandenen Begabungen und Fähigkeiten durch Hemmung, die Person sich auferlegt 4) erhebliche Tendenz, sich selbst und anderen Schaden zuzufügen 5) erhebliche Schwierigkeiten mit Umwelt -> Anpassungsstörungen In der Psychoanalyse unterscheidet man 3 Stufen der Persönlichkeitsorganisation: 1) neurotische Persönlichkeitsorganisation 2) Borderline-Persönlichkeitsorganisation 3) psychotische Persönlichkeitsorganisation Alle drei Stufen sind grundsätzlich mit psychoanalytischer Psychotherapie behandelbar; ABER: bei 3) fast immer medikamentöse Behandlung erforderlich; bei 2) fakultativ und bei 1) noch weniger fakultativ Psychoanalytische Krankheitslehre ist allen anderen überlegen, da sie ihnen hilft zu verstehen, warum Person in bestimmter Situation DIESE und nicht andere Störung entwickelt! DIAGNOSTIK IN PSYCHOANALYTISCHER PSYCHOTHERAPIE: Merke: Es gibt KEINE Behandlung ohne klare Indikationsstellung und ohne klare Diagnose! Für Diagnosestellung braucht man a) Instrumentarium und b) Empfehlung für eine Behandlung Instrumentarien zur Diagnosestellung = diverse Diagnosemanuale, wie ICD (beruht stark auf Interessen der Pharmaindustrie!) und DSM -> phänomenologisch orientiert! Psychoanalytische Diagnostik beruht auf folgenden Anforderungen => 84 DIAGNOSE-FAKTOREN ZUR INDIKATIONSSTELLUNG / ERSTINTERVIEW2 1) Zuerst Beschwerden des Patienten erfragen! 2) Dann andere Informationen notwendig, und zwar a) Informationen über Persönlichkeitsentwicklung (Entwicklungsverzögerungen, Schicksalsschläge, Traumata,...) b) affektive Kompetenz (welcher Affekt herrscht in Präsentation vor; wie starr, wie beeinflußbar in Gesprächsinteraktion ist er; ist er adäquat, paßt er zum Inhalt des Erzählten, oder ist er konträr?) c) kognitive Kompetenz (Gedächtnis, Merkfähigkeit, Konzentrationsfähigkeit; ist Ablauf des Denkens gestört; Unterbrechungen, Sperrungen; gibt es produktive Symptomatik3) d) motivationale Komponente e) psychosoziale Umweltvariablen (momentane Lebenssituation) f) Schweregrad der Störung (wie sehr ist Patient in seinem Leben beeinträchtigt) g) Art und Qualität der Objektbeziehungen (wie entwickelt sich die Beziehung zwischen Interviewer und Patienten; wieviel Nähe und Distanz4; wieviele unrealistische Auf- und Abwertungen5 gibt es) 3) Beobachtung des Verhaltens des Patienten (auch Wortwahl) und Selbstbeobachtung des Interviewers ad 2/d) motivationale Faktoren: Eng mit Motivation verbunden = Attribuierung von internen und externen Faktoren. -> Alle Patienten haben Theorie über ihre Krankheit; 2 Dauer mindestens 1 Stunde! 3 d.h. gleitet der Patient in Phantasien ab 4 räumliche, inhaltliche, emotionale 5 z.B. Patient erzählt dem Interviewer, wie viele Psychiater, die ihn behandelt haben, schon Riesentrottel waren... (Arzt kann gewiß sein, daß er es beim nächsten mit ihm genauso macht) 85 -> in Psychiatrie gibt es aber auch Patienten OHNE Krankheitsbewußtsein, die haben dann Theorie, warum sie sich so und nicht anders verhalten. * externe Attribuierung: Krankheit ist verursacht durch äußere Faktoren (z.B. Umweltverschmutzung, Sterne, usw.) * interne Attribuierung: Patient weiß, gefühlsmäßige Verfassung hat etwas mit Krankheit zu tun -> solche Patienten sind besser motiviert für psychiatrische Behandlung. VERSUCHE DER STANDARDISIERUNG DER INDIKATIONS- UND DIAGNOSESTELLUNG (ERSTINTERVIEW): Phase I: -> Ratschläge, z.B. FREUD: Ernest JONES (1931): Neurosen werden unterschiedliche Verläufe und Prognosen zugeordnet -> Indikationsstellung entsprechend der Prognose. Schlechte Prognose -> Patient ist nicht geeignet für PA O. FENICHEL (1938): Indikationsstellung ist abhängig davon, in welcher psychischen Entwicklung Fixierung stattgefunden hat. Je jünger Kind bei Traumatisierung war (d.h. je ichschwächer), desto schwieriger ist die Behandlung. Phase II: Anna FREUD: Forschungsinstrument) Hampstead-Index (für Praxis ungeeignet -> A. MITSCHERLICH (1967): gute Prognose für jene Patienten, die bei Erstinterview auf verstehendes Angebot des Therapeuten affektiv eingehen können H. ARGELANDER (1971): „Das Erstinterview“; hat Motivationserkundung sehr stark in Vordergrund gestellt („Was soll sich ändern?“) Leo BELLAK (1973): Einschätzung der Ich-Funktionen Phase III: beruhen alle auf Bellak O. KERNBERG Karolinska Psychodynamic Profile (1991) Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik (OPD 1996) 86 EINSCHÄTZUNG DER ICH-FUNKTIONEN ALS DIAGNOSTISCHES INSTRUMENT (LEO BELLAK): Einschätzung anhand einer 7-stufigen Skala: O ... Psychose 7... hypothetische Normalität Je nach Intensität -> Kreuzerl auf Skala => Erstellung eines Profils 1. Realitätsprüfung: Kann Patient innere und äußere Reize klar voneinander unterscheiden (z.B. Geräusche -> kommen sie aus der Umwelt oder hört nur der Patient sie?) 2. Urteilsfähigkeit: = Fähigkeit, Konsequenzen des eigenen Verhaltens richtig abschätzen zu können. Merke: Ich-Funktionen entwickeln sich mit Entwicklung der Persönlichkeit (-> Kleinkind kann bestimmte Gefahr noch nicht abschätzen, weiß noch nicht, daß es z.B. bei Rot nicht über Straße gehen darf) 3. Realitätssinn: beurteilt die Fähigkeit, Phantasie und Wirklichkeit immer klar voneinander abgrenzen zu können. * In physiologischen Zuständen (z.B. Fieber, zwischen Schlafen und Wachsein) verringert * prüft Verankerung in Wirklichkeit und Stabilität der Identität (Sicherheit: Ich bin und werde immer ein- und dieselbe Person sein) * Gradmesser dafür = Stabilität des Selbstwertgefühls (d.h. wie stabil ist Vorstellung vom Wert der eigenen Person; von absoluter Unfähigkeit zur Großartigkeit) 4. Umgang mit Trieben, Affekten und Impulsen: * Psychische Gesundheit: Man kann flexibel damit umgehen; Triebbedürfnis kann zeitlich aufgeschoben werden, Affekt kann unterdrückt werden zwecks Anpassung -> Hemmung6: 6 MOTORISCH (unausgeprägte Motorik in KOGNITIV (zähes, langsames Denken) z.B. bei major depression = Melancholie Mimik und Gestik) 87 -> Leiden unter Impulsausbrüchen: z.B. aggressive, sexuelle, kleptomanische Durchbrüche; wie oft? unter welchen Bedingungen? 5. Denkprozesse 6. Funktionalität der Abwehr: ist sie halbwegs adaptiv (Angst / Depressionsausbrüche kommen nicht vor) 7. Art und Qualität der Objektbeziehungen: -> wieviel Verschmelzung hat jemand in seinen Beziehungen; kann sich jemand überhaupt als eigene Persönlichkeit wahrnehmen (vgl. aufeinanderklebende Mutter - Tochter) -> Umgang mit Nähe und Distanz -> Trennungsangst (kann jemand allein sein, ohne sich verlassen zu fühlen) -> wieviel „Erinnerung“ an frühere Entwicklungsphasen gibt es in einer Beziehung: z.B. * ORALITÄT: -> jemand will dauernd „gefüttert“ werden, braucht pausenlose Zuwendung * ANALE „ERINNERUNG“ -> massives Kontrollbedürfnis („Ich hab dich so lieb, ich kann ohne dich nicht sein.“); jemanden auspressen bis zum Geht-nicht-mehr * PHALLISCHE PHASE: Vorstellung niemanden zu brauchen; mir kann niemand helfen; ich bin der Beste. -> Folge: Distanz Dieser Punkt ist besonders wichtig, da psychologische Beeinflussung ja IMMER über Beziehung läuft! Merke: Diese Art der Diagnostik liefert keine einfachen Ergebnisse; ABER: viel genaueres Bild von Persönlichkeit, von Ressourcen und Schwächen der Person -> bessere Basis für Therapie! 88 Erstinterview soll Antwort geben auf: a) welches therapeutische Setting ist für bestimmten Patienten in bestimmter Situation optimal? (z.B. Gesprächstherapie, Verhaltenstherapie, Familientherapie,...) b) für welchen Patienten in welcher Situation ist psychoanalytische Psychotherapie die Behandlung der Wahl? Erstinterview gibt ein gutes Bild von der Art mit der Patient mit seiner Krankheit umgeht. Auch wenn für die Störung das PA-Modell das beste ist, so MUSS die PA nicht angewandt werden (z.B. ist systemische Familientherapie besser geeignet, wenn es um Ablösung von Familie geht) BEISPIEL: Vorgangsweise am AKH: * telefonische Terminvereinbarung für Erstinterview mit Sekretärin, diese teilt Interviewer zu. * Erstinterview hat Ergebnis: leichte Beeinträchtigung von Realitätsprüfung und Urteilsfähigkeit; größere Beeinträchtigungen des Realitätssinns, Umgang mit Trieben zwischen 3-4 (eventuell Suizidversuch), bei Denkprozessen Konzentrationsstörungen unter Belastung, sonst nicht; bei Funktionalität der Abwehr manchmal frei flottierende Angst, aber Patient geht irgendwie damit um => Kurve bei manchen Punkten zwischen 5-6, bei anderen zwischen 3-4. * Lebenssituation: Vorfinanzierung einer Psychotherapie ist möglich. => * mit Patienten wird besprochen, welche Art von Behandlung er sich vorstellt, was will er? * Bis zu einem bestimmten Zeitpunkt muß Patient sich dann entscheiden; * bekommt dann mindestens 2 Therapeuten zur Auswahl. 89 PSYCHOANALYTISCHE PSYCHOTHERAPIE: Man unterscheidet zwischen 1) Psychoanalyse nach der Standardmethode und 2) psychoanalytischer Psychotherapie KLASSISCHE PA Rahmen: Frequenz 4-5x/Woche liegend Methode: freie Assoziationen Ziele: Technik: 2-3x/Woche sitzend freies Gespräch Aufbau der Charakterstruktur Entfaltung der Identität Milderung des Triebdrucks Korrektur der Abweichungen Interpretation Gebrauch der Träume Gebrauch der Regression7 therapeutische Elemente: 7 PSYCHOANALYTISCHE PSYCHOTHERAPIE: eher symptomorientiert Manipulation Klärung Interpretation Übertragung Gegenübertragung Widerstand Abstinenz Regression ist möglich durch Liegen auf Couch und weil man Person, mit der man kommuniziert nicht sieht -> leichteres Zurückversetzen! 90 THERAPEUTISCHE ELEMENTE: 1) Übertragung: bezeichnet Vorgang, durch den ubw. Wünsche an bestimmte Personen oder Objekte im Rahmen eines bestimmten Beziehungstyps (PatientTherapeut), welcher sich mit dieser Person ergeben hat, aktualisiert werden. Es handelt sich um Wiederholung kindlicher Beziehungsmuster, die mit einem Gefühl von besonderer Aktualität erlebt werden (= Wiederholung eines früheren Wunsches an eine bestimmte andere Person, die mit Therapeuten stellvertretend wiederholt wird) Reaktion: unangemessen, zu intensiv, zu langdauernd 2) Gegenübertragung: = Gesamtheit aller ubw. Reaktionen des Therapeuten auf Patienten und ganz besonders auf dessen Übertragung (es gibt auch vorbewußte Reaktionen -> Inhalte sind unter Anstrengung ins Bewußtsein zu holen) 3) Widerstand: = Abwehr ausgedrückt in Übertragung. Ist alles, was therapeutischen Prozeß zum Stillstand bringt. Kann sich beziehen auf: * kognitive (-> „Alles, was Sie mir anbieten ist ein Holler.“) * affektive und * Aktivitätskomponente (-> ständiges Zuspätkommen, sich aufsetzen,...) der Reaktionen. 4) Abstinenz: = Forderung an Therapeuten, die verlangt: a) alle Impulse und Gefühle, gleich welcher Art zunächst zu zügeln und zu prüfen, inwieweit sie aus der eigenen Konflikthaftigkeit erwachsen oder Indikatoren von ubw. Prozessen im Analysanden sind b) alles, was man sagt und tut, daraufhin zu erforschen, ob es im Interesse des Patienten oder im eigenen Interesse geschieht, d.h. aus eigener Konflikthaftigkeit oder um eigene Bedürfnisse zu befriedigen (z.B. Neugier, Schaulust, Wunsch, dem Patienten Schuldgefühle anzuzüchten, usw.) 91 THERAPEUTISCHE TECHNIKEN: Bei allen Psychotherapien angewandt werden: 1) Suggestion: Ziel = zu beeinflussen, Überzeugungen zu induzieren (z.B. Arzt verschreibt Medikament und beschreibt die Wirkungen -> psychologischer Anteil = Suggestion, weil Arzt Patienten überzeugen will, das Medikament auch zu nehmen) 2) Abreaktion: Ziel = akute Spannungserleichterung 3) Manipulation: = Lernen durch Erfahrung / jemand dazu bringen, aus Erfahrung zu lernen (z.B.: jemanden auf sein Ressourcen hinweisen) 4) Klärung: = Einsicht in bewußtes und vorbewußtes Material des Patienten (z.B.: Können Sie sich vorstellen, daß dieses Verhalten bei anderen diese Reaktion hervorruft?) => in unterschiedlicher Quantität werden diese Methoden von ALLEN Schulen verwendet; ABER: Psychoanalyse allein hat 5) Interpretation / Deutung: geht nur an unbewußtem Material; bedarf längerer Vorbereitung und Durcharbeitens. Bestimmter kognitiver Inhalt aus Vergangenheit wird mit Affekt aus der Vergangenheit wieder verbunden -> ins Bewußtsein gehoben => soll von affektiven Reaktionen begleitet sein Während Methoden 1)-4) eher punktuell sind, ist 5) ein Prozeß, der längere Zeit braucht Vor Beginn der Behandlung => ABSCHLUß EINES KONTRAKTES: -> welche Verpflichtungen geht Patient ein -> welche Verpflichtungen geht Therapeut ein. 92 Betrifft: * Rahmenbedingungen, * Urlaubsregelungen; * Wissen um Einrichtungen, die Patienten rund um die Uhr helfen können; * begleitende Medikation, * eventuelle Sonderregelungen (z.B. bei schwerer Anorexie -> alle 14 Tage internistische Kontrolle und Gewichtskontrolle, bei Gewicht unter eine bestimmte Grenze stationäre Behandlung; z.B. was passiert bei Affektdurchbruch, usw.) Kontrakt ist wichtig wegen * Klarheit, * Verläßlichkeit, * Kontinuität im Leben eines psychisch Kranken, in dessen Leben ohnehin alles so unklar ist.