Elektromagnetische Felder in Wohngebieten

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Impressum:
Schriftenreihe der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
Nr. 75
Erscheint nur als Internetpublikation (pdf-Datei).
Herausgeber:
Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
Göschwitzer Straße 41
07745 Jena
Tel.: 0 36 41/6 84-0
Fax: 0 3641/6 84 2 22
e-mail: [email protected]
Internet: http://www.tlug-jena.de
Redaktionelle Bearbeitung:
Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie
Referat 41 – Umwelttechnologie, produktionsbezogener
Umweltschutz
Jena, im September 2006
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Inhaltsverzeichnis
Einleitung................................................................................................................ 4
1.
Aufgabenstellung ......................................................................................... 5
2.
Durchführung der Messung.......................................................................... 5
2.1
Verwendete Messtechnik ............................................................................. 5
2.2
Messgrößen ................................................................................................. 5
2.3
Messorte ...................................................................................................... 6
3.
Auswertung der Messergebnisse ................................................................. 7
3.1
Bewertung nach 26. BImSchV ..................................................................... 7
3.2
Flächendeckende Ermittlung der Immissionen ............................................ 7
3.3
Messungen an einzelstehenden Antennenanlagen ................................... 10
3.4
Ermittlung frequenzabhängiger Feldstärken .............................................. 13
3.5
Messungen an elfgeschossigen Wohngebäuden....................................... 14
4.
Zusammenfassung..................................................................................... 15
5.
Literatur...................................................................................................... 16
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Einleitung
Der Mensch besitzt keine Sinnesorgane, um elektrische, magnetische oder elektromagnetische Felder
direkt wahrzunehmen. Trotzdem sind diese Felder in unserer technisierten Welt in unterschiedlicher
Stärke überall dort vorhanden, wo elektrische Spannung anliegt bzw. elektrischer Strom fließt.
Die Exposition der Menschen gegenüber unterschiedlichen elektromagnetischen Feldern hat aufgrund
neuer Technologien im Alltag und im Berufsleben ständig zugenommen. Gegenwärtig wird von den
Mobilfunkbetreibern mit UMTS die dritte Generation der Mobilfunknetze eingerichtet. Der Ausbau des
Mobilfunks wird zu einer erheblichen Zunahme an Sendeanlagen führen. Außerdem findet die Technologie des digitalen Antennenfernsehens DVB-T in Deutschland immer mehr Verbreitung. Seit Dezember 2005 besteht auch in Thüringen die Möglichkeit, Fernsehprogramme digital zu empfangen.
Der Ausbau der Mobilfunknetze und die Anwendung moderner Funktechnologien in weiten Bereichen
des täglichen Lebens ist mit Immissionen zusätzlicher elektromagnetischer Felder verbunden. Bei
einer Reihe von Bürgerinnen und Bürgern sind deshalb Verunsicherungen gegenüber elektromagnetischen Feldern, insbesondere der von Mobilfunksendeanlagen ausgehenden, aufgetreten.
Es ist von Bedeutung, die tatsächlichen Immissionen von elektromagnetischen Feldern zu ermitteln
und damit dem großen öffentlichen Interesse nachzukommen. Um das Spektrum an Untersuchungsergebnissen über vorhandene elektromagnetische Feldern in Thüringen zu erweitern, wurden durch
die TLUG in zwei Wohngebieten in Jena und Gera Messungen elektromagnetischer Felder initiiert.
4
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
1.
Aufgabenstellung
Die Untersuchungen hatten das Ziel, an ausgesuchten Beispielen die Immissionssituation der Bevölkerung des Freistaates durch hochfrequente elektromagnetische Felder zu ermitteln. Berechnungen
der Immissionen von elektromagnetischen Feldern sind zwar möglich, liefern aber wegen der vielen
Einflussfaktoren, u. a. Abstrahlcharakteristik der Sendeantenne, Bewuchs und Abschattung durch
Gebäude, zu ungenaue Ergebnisse. Um zuverlässige Aussagen über die Stärke der anstehenden
hochfrequenten Felder in einem bestimmten Wohngebiet treffen zu können, sind deshalb Messungen
das geeignete Instrumentarium. Es sollte geklärt werden, wie hoch die hochfrequenten Immissionen,
die durch Funksendeanlagen, dazu gehören Lang-, Mittel-, Kurzwellensender, UKW, Fernsehen und
Mobilfunk, in bebauten Gebieten sind und inwieweit der gesetzliche Grenzwert ausgeschöpft wird.
Um insbesondere Auswirkungen des Mobilfunks abzuklären, wurden modellhaft zwei Wohngebiete,
Gera-Lusan und Jena-Lobeda-West ausgesucht. Zum einen stehen dort zahlreiche Funksendeantennen des Mobilfunks, d. h. die Sendeanlagendichte ist hoch, und zum anderen wohnen in diesen Gebieten zahlreiche Menschen, die eine große Zahl an Telefongesprächen tätigen. Da die Gesamtbelastung der Bürger im Freien ermittelt werden sollte und nicht nur die von Mobilfunk verursachte, rechtfertigt die Verwendung eines breitbandigen Messgerätes diese Zielstellung.
Die im Bericht dargestellten Messungen wurden in Zusammenarbeit mit den Umweltämtern der Stadt
Gera und der Stadt Jena durchgeführt.
2.
Durchführung der Messung
2.1 Verwendete Messtechnik
Zur Messung wurde ein Breitband-Feldstärkemessgerät EMR-300 mit isotroper E-Feld-Sonde, Typ 18,
der Firma Narda verwendet. Die verwendete Sonde vom Typ 18 arbeitet im Frequenzbereich von
100 kHz bis 3 GHz und gestattet bereits Felder ab 0,2 V/m zu messen. Die Verwendung einer isotropen Sonde erlaubt die Messung der Feldstärke in den drei orthogonalen Raumrichtungen. Die Ermittlung der resultierenden Feldstärke wird automatisch vorgenommen. Die Notwendigkeit der Positionierung der Antennen des Messgerätes in alle drei Raumrichtungen entfällt. Der Messaufwand und der
Zeitaufwand werden erheblich reduziert, so dass flächendeckende Messungen in Form einer Punktrastermethode sehr effizient durchgeführt werden können.
Bei frequenzselektiven Messungen, wie sie von der Bundesnetzagentur und den Mobilfunkbetreibern
im Allgemeinen durchgeführt werden, finden Spektrometer Anwendung, um die Größe der Feldstärke
bei einzelnen Frequenzen zu bestimmen. Die bei den einzelnen Frequenzen gemessenen Feldstärken
müssen in geeigneter Weise aufsummiert werden, um zu einer resultierenden Gesamtbelastung zu
kommen.
2.2 Messgrößen
Zur Bestimmung der Feldintensität in der Umgebung von Hochfrequenzquellen werden der Effektivwert der elektrischen Feldstärke in V/m, der magnetischen Feldstärke in A/m oder der Leistungsflussdichte in W/m² verwendet. Im Fernfeld einer Antenne stehen Leistungsflussdichte, elektrische und
magnetische Feldstärke in einem festen Verhältnis [9] zueinander. Alle drei Größen sind im Fernfeld
äquivalent. Von Fernfeldbedingungen kann man beim Mobilfunk ab einer Entfernung vom Dreifachen
der Wellenlänge, d. h. ab etwa 30 cm Abstand von der Antenne ausgehen. Da die Entfernung zwischen Quellen und Messpunkten bei den durchgeführten Messungen im Allgemeinen mehr als 50 m
betrug, können Fernfeldbedingungen vorausgesetzt werden. Es genügt deshalb zur Beschreibung der
Feldintensität die Angabe einer der drei Größen. Wegen der Verwendung der E-Feld-Sonde vom
Typ 18 wurde als Bezugsgröße der zu ermittelnden Immissionen die elektrische Feldstärke verwendet.
Ein direkter Vergleich mit den Grenzwerten der 26. BImSchV [1] (26. Verordnung zur Durchführung
des Bundes-Immissionsschutzgesetzes) war so möglich. Es wurde mit der Auswerteart „aktuell“ (Einstellung am Messgerät) gemessen, was der Messung des „Effektivwertes“ entspricht. Das Messgerät
war kalibriert.
Die erweiterte Messunsicherheit setzt sich zusammen aus den Anteilen der Messunsicherheit des
Messgerätes und der Probenahme [10]. Sie ist mit ± 3 dB bzw. ± 40 bis 45 % vom Messwert anzugeben.
5
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
2.3 Messorte
Die Wohngebiete Gera-Lusan und Jena-Lobeda-West wurden mit einem 100 m-Raster überzogen.
Auf Abb.1 ist das Messraster für Gera-Lusan abgebildet. Für Jena-Lobeda-West (Abb. 2) wurde ein
adäquates Raster erarbeitet. Jeweils an den Schnittpunkten der Koordinaten befand sich ein Messpunkt.
Abb. 1: Messraster für Gera-Lusan
Abb. 2: Messraster für Jena-Lobeda
Die Messhöhe betrug an allen Messpunkten 1,5 m. Eine Unterteilung, ob Sichtverbindung zu einer
Antennenanlage bestand oder nicht, wurde nicht vorgenommen. Befand sich ein Rasterpunkt in einem
Gebäude, wurde an dem nächstmöglichen Punkt im Freien gemessen. In Gebäuden wurden keine
Messungen durchgeführt.
Die Untersuchungen waren kleinräumig mit einem Abstand der Messpunkte von 100 m angelegt. Auf
Grund der großen Zahl von Messungen ist eine flächendeckende Aussage zur Höhe der Immissionen
möglich. In anderen Bundesländern, z. B. Baden-Württemberg [2], Berlin [3], Hessen [4] und Nordrhein-Westfalen [5] liegen Ergebnisse von großräumigen Ermittlungen mit einem Abstand der Messpunkte von einigen Kilometern vor.
6
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Des Weiteren wurden Messungen in unterschiedlichen Abständen von Antennenanlagen veranlasst,
um die Charakteristik und das reale Abstrahlverhalten der Sendeantennen zu untersuchen.
Zusätzlich wurden Immissionsmessungen in den einzelnen Stockwerken (Balkonen) eines elfgeschossigen Hauses in Nachbarschaft zu einer Mobilfunkantennenanlage durchgeführt. Hierdurch war
es möglich, die Höhenabhängigkeit der Feldstärke der elektromagnetischen Felder zu erfassen. Die
Messungen haben für solche Situationen, die immer wieder auftreten und regelmäßig zu Anfragen der
Bewohner führen, repräsentative Daten geliefert.
3.
Auswertung der Messergebnisse
Bei den flächendeckenden Messungen in den Wohngebieten Gera-Lusan und Jena-Lobeda-West
wurde an 262 bzw. 73 Messpunkten gemessen. Für die Messungen kam ein Breitbandmessgerät zum
Einsatz. Deshalb wurde die Summe aller hochfrequenten Immissionen zwischen 100 kHz und 3 GHz
an den Messpunkten erfasst. Eine Unterteilung in Verursacher/Quellen war nicht möglich.
Da die Verursacher und die von ihnen genutzten Frequenzen nicht bekannt sind, können auch die
maximal möglichen Immissionen nach 26. BImSchV nicht exakt ermittelt werden. Aus diesem Grund
wird eine „worst case“-Abschätzung für die Frequenzen 900 MHz, 1800 MHz und 2100 MHz der Mobilfunkbetreiber vorgenommen, um die ermittelten Feldstärken mit den frequenzabhängigen Grenzwerten der 26. BImSchV vergleichen zu können.
3.1 Bewertung nach 26. BImSchV
In der 26. BImSchV [1] sind die Grenzwerte für die im vorliegenden Fall interessierenden Hochfrequenzanlagen (10 MHz – 300 000 MHz) festgelegt.
Frequenz (f)
in Megahertz
(MHz)
10 –
400
400 –
2 000
2 000 – 300 000
Effektivwert der Feldstärke,
quadratisch gemittelt über 6-Minuten-Intervalle
elektrische Feldstärke
magnetische Feldstärke
in Volt pro Meter (V/m)
in Ampere pro Meter (A/m)
27,5
0,073
1,375 f
0,0037 f
61
0,16
Tabelle 1: Grenzwerte für Hochfrequenzanlagen
Die Werte gelten im Einwirkungsbereich der Anlagen, in Gebäuden oder auf Grundstücken, die zum
nicht nur vorübergehenden Aufenthalt von Menschen bestimmt sind, bei höchster betrieblicher Auslastung und unter Berücksichtigung anderer Anlagen.
Im Sinne einer „worst case“-Abschätzung werden die gemessenen Werte mit dem Grenzwert für eine
Frequenz von 900 MHz (D-Netz) und für 1800 MHz (E-Plus) in Beziehung gesetzt. Der Grenzwert der
elektrischen Feldstärke beträgt für 900 MHz 42 V/m. Für das E-Netz oder UMTS mit Frequenzen von
1800 MHz bzw. 2100 MHz liegen die Grenzwerte der elektrischen Feldstärke bei 58 V/m bzw. 61 V/m.
3.2 Flächendeckende Ermittlung der Immissionen
Die Summe der Immissionen aller mit dem Feldstärkemessgerät EMR-300 im Frequenzbereich von
100 kHz bis 3 GHz erfassten hochfrequenten Felder ist in Abb. 3 [6] für Gera-Lusan und in Abb. 4 für
Jena-Lobeda-West dargestellt. Die Werte zwischen den Messpunkten wurden mit einer Software approximiert. Die höchsten gemessenen Werte in Gera-Lusan betrugen 1,1 V/m (Effektivwert) und JenaLobeda-West 0,51 V/m. Im größten Teil der vermessenen Fläche lag die elektrische Feldstärke unter
0,4 V/m. Das entspricht bei einer Frequenz von 900 MHz einer Ausschöpfung des Grenzwertes von
1%. Für eine Frequenz von 1800 MHz würde die Ausschöpfung 0,7 % betragen, für 2100 MHz 0,6 %.
Die höchste gemessene Feldstärke von 1,1 V/m entspricht einer Ausschöpfung des Grenzwertes der
elektrischen Feldstärke nach 26. BImSchV und einer Frequenz von 900 MHz (D-Netz) von 2,6 %. Für
eine Frequenz von 1800 MHz (E-Plus) würde die Ausschöpfung des Grenzwertes 1,9 % betragen, für
2100 MHz 1,8 %. Die angegebenen Werte sind Momentanwerte. Sie liegen alle weit unterhalb der
Grenzwerte der 26. BImSchV.
7
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Abb. 3:
Gemessene Verteilung der elektrischen Feldstärke in Gera-Lusan
8
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Abb. 4:
Gemessene Verteilung der elektrischen Feldstärke in Jena-Lobeda-West
9
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
3.3 Messung an einzelstehenden Antennenanlagen
Die Feldstärke im Umfeld einer Mobilfunksendeantenne ist nicht nur abhängig vom Abstand zur Antenne, sondern ganz wesentlich von der Antennencharakteristik. In „Mobilfunk und Gesundheit“ [7]
wurden Messergebnisse und Kurven zum charakteristischen Abstrahlverhalten einer GSMSendeantenne schematisch veröffentlicht (Abb. 5).
Antennencharakteristik
schematisiertes Abstrahlverhalten einer GSM - Sendeantenne
prinzipieller Verlauf der Feldstärke
Abb. 5: Abstrahlverhalten einer GSM-900 MHz Sendeantenne, schematische Darstellung nach [7]
Der Kurvenverlauf ist dadurch gekennzeichnet, dass in Hauptstrahlungsrichtung die Feldstärke kontinuierlich mit dem Abstand 1/r abnimmt. Verlässt man die Hauptstrahlungsrichtung und begibt sich auf
Geländehöhe zum Fußpunkt der Sendeanlage, werden Feldverläufe wie in der unteren Kurve dargestellt, gemessen. Die Nebenstrahlen erzeugen die erkennbaren Maxima im Kurvenverlauf. Erst in
größerer Entfernung ist ein allmählicher Abfall der Feldstärke zu beobachten.
10
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
Das dargestellte schematische Abstrahlverhalten steht im Gegensatz zur allgemeinen Erwartung, dass in unmittelbarer Nähe zu Mobilfunkstationen hohe Immissionen auftreten.
An einzelstehenden Antennenanlagen wurden
deshalb eigene Untersuchungen zum Abstrahlverhalten durchgeführt. Dabei wurde der
prinzipielle Verlauf der Feldstärke in Abhängigkeit vom Abstand von der Sendeanlage ermittelt. An einer freistehenden Sendeantenne,
siehe Abb. 6, wurde senkrecht zur Abstrahlrichtung das elektrische Feld in 1,5 m Höhe
über dem Boden mit zunehmender Entfernung
für die 900 MHz-Antenne gemessen [6]. Es
ergab sich in Abhängigkeit vom Abstand von
der Antennenanlage für die elektrische Feldstärke die Kurve in der Abb. 7.
Abb. 6: Mobilfunksendeantenne
Feldstärke in Abhängigkeit vom Abstand zur Sendeantenne
Sendeantenne in 8 m Höhe
1,8
1,6
Feldstärke in V/m
1,4
1,2
1
0,8
Messpunkte
0,6
0,4
0,2
0
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
Abstand von der Sendeantenne in m
Abb. 7:
Messkurve, Feldstärkeverlauf der in Abb. 6 gezeigten Sendeantenne in Abhängigkeit von
der Entfernung
Die Sendeantenne befand sich in ca. 8 m Höhe. Das elektrische Feld wurde beginnend an der Einzäunung der Antennenanlage (entspricht 0 m) gemessen. Es zeigte sich, dass die Feldstärke erst
abnimmt und dann entsprechend der Antennencharakteristik und des vertikalen Neigungswinkels
11
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
(„downtilt“) der Antenne ein erstes Maximum bei ca. 40 m und nach ca. 110 m ein zweites, aber geringeres Maximum durchläuft.
Eine weitere Messung wurde in Ausbreitungsrichtung von einer Antennenanlage in einem Wohngebiet
durchgeführt [6]. Die Antennenanlage befand sich auf einem elfgeschossigen Wohngebäude in
ca. 35 m Höhe. Gemessen wurde wieder der Feldstärkeverlauf mit zunehmendem Abstand von der
Sendeantenne in 1,5 m Höhe über der Straße. In Abb. 8 ist das Gebäude mit Antennenanlage abgebildet.
Abb. 8: Sendeantennen auf einem elfgeschossigen Wohngebäude in Gera-Lusan
Der Kurvenverlauf der gemessenen Werte ist in Abb. 9 dargestellt.
Feldstärke in Abhängigkeit vom Abstand zur Sendeantenne
Sendeantenne in 35 m Höhe
Feldstärke in V/m
1
0,8
0,6
0,4
Messpunkte
0,2
0
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
500
Abstand von der Sendeantenne in m
Abb. 9: Messkurve, Feldstärke in Abhängigkeit vom Abstand zur Sendeantenne in Abb. 8
Hier traten die Maxima offensichtlich wegen des erhöhten Antennenstandortes erst bei etwa 200 m
und dann nochmals bei ca. 330 m auf [6]. Direkt neben dem elfgeschossigen Gebäude war die Feldstärke äußerst gering. Dieser Bereich lag im Strahlschatten. Der höchste gemessene Feldstärkewert,
die beiden Werte direkt am Zaun ausgenommen, betrug in Abb. 7 in ca. 40 m Entfernung 1,3 V/m,
12
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
d. h. der Grenzwert der 26. BImSchV wäre an dieser Stelle zu 3,1 % bei 900 MHz (D-Netz) ausgeschöpft.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass die eigenen Messungen sehr gut mit dem bereits an
anderer Stelle veröffentlichten charakteristischen Verlauf der Feldstärke im Umfeld einer Antennenanlage übereinstimmen. Die höchsten Werte der Feldstärke treten je nach Neigungswinkel der Antenne
und Antennencharakteristik [8] dort auf, wo die Nebenstrahlen auf die Erdoberfläche treffen. In unmittelbarer Nähe zur Anlage, wo vom Laien hohe Werte erwartet werden, sind die Immissionen geringer.
3.4 Ermittlung frequenzabhängiger Feldstärken
Die bei den flächenhaft ermittelten Immissionen verwendete breitbandige Messtechnik ließ eine frequenzmäßige Bestimmung der Feldstärke nicht zu. Ein selektives Messen und somit die Ermittlung
der Quellen der elektromagnetischen Felder war mit dieser Messtechnik nicht möglich.
Um beispielhaft die Zusammensetzung der Feldimmission zu untersuchen, wurde an zwei Punkten in
Jena-Lobeda-West mit einem frequenzselektiven Gerät, SRM 3000, gemessen. Dieses Gerät und die
Messergebnisse wurden freundlicherweise von Herrn Kellner (Firma CMV Hoven GmbH) zur Verfügung gestellt. Das Ergebnis der Messung ist in Abb. 10 dargestellt.
1
E-F ield [V/m ]
0.1
0.01
0.001
0.0001
500
1000
1500
Frequency [MHz]
2000
2500
3000
Isotropic Result
Abb. 10: Frequenzselektive Messung in Jena-Lobeda-West
Es traten folgende wesentliche Peaks auf:
328 mV/m bei
316 mV/m bei
249 mV/m bei
110 mV/m bei
103 mV/m bei
940,02 MHz (Mobilfunk)
2166,16 MHz (Mobilfunk)
2167,44 MHz (Mobilfunk)
225,89 MHz (Fernsehen)
2111,36 MHz (Mobilfunk).
Die Feldstärken bei diesen fünf Frequenzen bestimmen zu 77 % die ermittelte elektrische Feldstärke
des in der Summe vorhandenen elektromagnetischen Feldes. Dabei entfallen vier Frequenzen auf
den Mobilfunk; die Frequenz bei 225,89 MHz wird durch das Fernsehen belegt.
13
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
3.5 Messungen an elfgeschossigen Wohngebäuden
Gegenüber einem elfgeschossigen Wohngebäude, auf dem eine Antennenanlage (Abb. 9) installiert
ist, wurde in verschiedenen Geschossen (Balkonen) das elektrische Feld gemessen. Der höchste
Wert wurde auf dem Dach des gleichhohen, benachbarten Wohnblocks (Abb. 12) gegenüber (Abstand
40 m) registriert. Das elektrische Feld betrug 3,2 V/m. Im 9. Obergeschoss (OG) war das elektrische
Feld bereits auf 0,9 V/m abgefallen (Abstand zur Antennenanlage 45 m). Im 7. OG betrug das elektrische Feld noch 0,44 V/m (Abstand zur Antennenanlageanlage 47 m), im 3. OG war das elektrische
Feld auf 0,3 V/m (Abstand 53 m) und 1,5 m über dem Erdboden auf 0,27 V/m (Abb. 13) abgefallen.
Abb. 11 : Elfgeschossiges Wohngebäude
mit Sendeantenne
Abb. 12: Dach des vermessenen Wohngebäudes
Gemessene Feldstärke in Abhängigkeit von der Messhöhe
3,5
Feldstärke in V/m
3
2,5
2
1,5
1
0,5
0
Dach
9. OG
7.OG
3.OG
1,5 m über
Grund
Messhöhe
Abb. 13: Feldstärkeverlauf an einem elfgeschossigen Wohngebäude
Dieser Wert am Erdboden deckt sich wiederum gut mit dem Wert, der bei den flächendeckenden
Messungen der Immissionen in der Nähe des Messpunktes in Gera-Lusan in 1,5 m Höhe erhalten
worden war [6].
Vergleicht man die Messergebnisse mit den Werten der 26. BImSchV, so wird im 9. OG der Grenzwert
der elektromagnetischen Feldstärke, bezogen auf eine Frequenz von 900 MHz, zu 2,2 % ausgeschöpft.
14
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
4.
Zusammenfassung
Als wichtigstes Ergebnis der Untersuchungen ist festzuhalten, dass die frequenzabhängigen Grenzwerte der 26. BImschV bei den flächendeckenden Messungen in Gera-Lusan bzw. in Jena-LobedaWest weit unterschritten wurden. Der höchste in einer Höhe von 1,5 m über Erdboden gemessene
Immissionswert für das elektrische Feld betrug 1,1 V/m. Da durch den Einsatz eines breitbandigen
Messgerätes die Frequenzen der Quellen nicht ermittelt werden konnten, beträgt die Ausschöpfung
des Grenzwertes der 26. BImSchV im ungünstigsten Fall für den Mobilfunk bei einer Frequenz von
900 MHz 2,6 %. Im Durchschnitt lagen die Felder unter 0,4 V/m, was bei 900 MHz einer Ausschöpfung des Grenzwertes von 1 % entspricht.
Mittels eines frequenzselektiv messenden Gerätes wurde festgestellt, dass die in Gera-Lusan und
Jena-Lobeda-West ermittelten elektromagnetischen Felder zu etwa 80 % auf Sendeanlagen des Mobilfunks und des Fernsehens zurückgeführt werden können. Aus diesem Grund wurden Untersuchungen zum Abstrahlverhalten und zur Ausbreitung elektromagnetischer Felder von Mobilfunksendeanlagen durchgeführt.
Hierbei konnte festgestellt werden, dass der Abstand von einer Mobilfunkanlage allein kein Kriterium
für die Stärke der anstehenden Felder ist. Die Sendeantennen senden nicht in alle Richtungen gleich
stark. Entscheidend ist die Abstrahlcharakteristik der Sendeantenne, des „downtilt, die Hauptstrahlrichtung und die Höhe der Installation über dem Boden. Das Feld unmittelbar an einer Antenne kann
niedriger sein als in größerer Entfernung. Daraus ergeben sich charakteristische Kurvenverläufe der
Feldstärke. Diese wurden durch eigene Messungen der Feldstärkeverteilung in Abhängigkeit vom
Abstand zur Sendeantenne bestätigt.
Je nach Antennentyp existieren ein Hauptstrahl und einige Nebenstrahlen. Dort wo Haupt- oder Nebenstrahl auf die Erdoberfläche oder ein Gebäude treffen, ist die Feldstärke am größten. Das ist auch
der Grund dafür, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu Antennenanlagen nicht die höchsten Werte
des elektrischen Feldes auftreten. Begibt man sich jedoch in den Hauptstrahl, wie das der Fall auf
dem Dach eines elfgeschossigen Wohngebäudes gegenüber einer Antennenanlage ist, so ist die
Feldstärke wesentlich höher. Bewegt man sich aus dem Hauptstrahl heraus, d. h. misst man an der
Fassade des Gebäudes nach unten, fällt die Feldstärke sehr schnell ab. Aber auch in diesem Fall wird
der Grenzwert noch weit unterschritten.
15
Elektromagnetische Felder im Wohngebiet
5.
Literaturverzeichnis
[1]
Sechsundzwanzigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes (Verordnung über elektromagnetische Felder – 26. BImSchV)
v. 16.12.1996, BGBl. Teil I, Nr. 66, S. 1966
[2]
Großräumige Ermittlung von Funkwellen in Baden-Württemberg, Juli 2003,
http://www2.lfu.baden-wuerttemberg.de/lfu/abt3/funkwellen/
[3]
EMF-Messprojekt Berlin, August 2004,
http://www.izmf.de/download/archiv/EMF_Messprojekt_Zusammenfassender%20Bericht.pdf
[4]
Immissionsschutz-Messungen (Mobilfunk) in Hessen, Juni 2004,
http://www.izmf.de/download/archiv/TUV_Bericht_170604.pdf
[5]
Immissionsschutz-Messungen (Mobilfunk) in NRW: Messbericht und gutachterliche Stellungnahme, Dezember 2003,
http://www.izmf.de/html/de/36129.html
[6]
Rittler, F., Müller, Th., Seminarfacharbeit 11/2004, Albert-Schweitzer-Gymnasium Gera
[7]
Mobilfunk und Gesundheit, T-Mobile,
http://www.t-mobile.de/downloads/pressemitteilungen/mobilfunk_und_gesundheit.pdf
[8]
Elektromagnetische Felder in NRW, Abschlussbericht, IMST 29.08.2002
http://www.munlv.nrw.de/sites/arbeitsbereiche/immission/pdf/immission_final.pdf
[9]
DIN VDE 0848-1 „Sicherheit in elektrischen, magnetischen und elektromagnetischen Feldern“
[10]
Messempfehlung UMTS, Entwurf vom 17.09.2003
http://www.umwelt-schweiz.ch/imperia/md/content/luft/nis/vorschriften/UMTSMessempfehlung-Entwurf.pdf
16
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