Studierendenexkursion Vereinigte Arabische Emirate 20. – 26. November 2016 Universität Stuttgart Institut für Baubetriebslehre Universität Stuttgart Institut für Baubetriebslehre Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Januar 2017 Bearbeitung: Sebastian Scharpf, Patrick Frickinger Die Berichte wurden von den Studierenden verfasst. Nicht anders gekennzeichnete Abbildungen stammen von den Exkursionsteilnehmern. 2 Vorwort Das Institut für Baubetriebslehre der Universität Stuttgart hat aufgrund großer Nachfrage insgesamt 24 Studierenden der Studiengänge Bauingenieurwesen sowie Immobilientechnik und Immobilienwirtschaft die Möglichkeit geboten, von 20. bis 26. November 2016 die Welt des Bauens außerhalb der Grenzen Europas, in den Vereinigten Arabischen Emiraten, kennenzulernen. Die Exkursion, die nach Abu Dhabi und Dubai führte, bot Einblicke in einzigarte Großprojekte und ermöglichte spannende Kontakte zu Fachleuten vor Ort sowie interessante Berührungen mit einer fremden Kultur. Intention der Reise war es, die theoretischen universitären Kenntnisse durch praxisnahe Erkundungen und den Austausch mit den beteiligten Experten zu stärken. Die Studierenden hatten die Gelegenheit, sich umfassend über die Gegebenheiten und beruflichen Chancen bei Bauprojekten im Ausland zu informieren. Ermöglicht wurde die Exkursion insbesondere durch zahlreiche Unternehmen und Personen, die uns großzügig unterstützt haben. Hierfür bedanken wir uns sehr herzlich. Der vorliegende Exkursionsbericht wurde weitgehend von den Studierenden selbst verfasst und repräsentiert auf diese Weise direkt deren Erfahrungen und Eindrücke. Stuttgart, im Januar 2017 3 4 Inhalt Wir bedanken uns .................................................................................................................. 6 Teilnehmende ........................................................................................................................ 7 Programmüberblick ............................................................................................................... 9 Tour durch Abu Dhabi mit den Guiding Architects .......................................................... 10 TP6 Sky Venture & Jameel Arts Centre mit Züblin International / Strabag Dubai ......... 14 The BIG 5 – Building and Construction Show ................................................................... 19 Museum of the Future mit BuroHappold ........................................................................... 22 Al Badee Interchange mit Ministry of Infrastructure Development ................................. 25 Boulevard Crescent mit PERI .............................................................................................. 29 Burj Khalifa und Wüstentour .............................................................................................. 32 Impressionen........................................................................................................................ 35 5 Wir bedanken uns Für ihre großzügige Unterstützung danken wir folgenden Unternehmen und Institutionen: STUTTGARTER STUDENTENWERK e.V. 6 Prof. Weiß & Bisani Ingenieurgesellschaft für Baubetriebsmanagement mbH Vereinigung von Freunden der Universität Stuttgart e. V. 7 Teilnehmende Institut für Baubetriebslehre Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Dr.-Ing. Wolfgang Paul Claudia Klein Sebastian Scharpf Studierende Dilara Aktas Laura Haas Teresa Lehmann Christina Bieche Christian Hänsele Christina Mattes Lukas Bissinger Jennifer Happold Andreas Mildenberg Maximilian Ehnle Jinzhou Huang Verena Schreckenberger Julian Eißner-Rudolph Janika Hummel Marco Schreiner Raquel Figura Moreira Karin Junger Maximilian Schuster Daniel Gräser Holger Kaiser Julia Syceva Nikolas Gruss Canpolat Korkut Felix Windschügl 8 Programmüberblick Sonntag, 20.11.2016 - Stuttgart und Abu Dhabi Ganztägig: Anreise (Hinflug) Montag, 21.11.2016 – Abu Dhabi Ganztägig: Architektonische Führung in Abu Dhabi, Guiding Architects Dienstag, 22.11.2016 – Abu Dhabi und Dubai Vormittags: Projektpräsentation und Baustellenbesichtigung „TP6 Sky Venture Project“, Züblin International Fahrt nach Dubai Nachmittags: Baustellenbesichtigung „Jameel Arts Centre“, Züblin International und Strabag Dubai Mittwoch, 23.11.2016 - Dubai Vormittags: Besuch der Messe The BIG 5 – Building and Construction Show Nachmittags: Projektpräsentation “Museum of the Future”, BuroHappold Donnerstag, 24.11.2016 - Dubai Vormittags: Besuch bei United Arab Emirates Ministry of Infrastructure Development einschl. Baustellenbesichtigung „Al Badee Interchange“ Nachmittags: Baustellenbesichtigung „Boulevard Crescent“, PERI Abends: Exkursionsfest (Einladung der BAM Deutschland) Freitag, 25.11.2016 - Dubai Vormittags: Besichtigung Burj Khalifa Nachmittags: Wüstentour Samstag, 26.11.2016 – Dubai und Stuttgart Morgens: Abreise (Rückflug) 9 Tour durch Abu Dhabi mit den Guiding Architects 21.11.2016 10 Von Julian Eißner-Rudolph, Huang Jinzhou, Teresa Lehmann und Verena Schreckenberger An unserem ersten Tag in den Vereinigten Arabischen Emiraten ging es morgens mit einer Tour durch Abu Dhabi los. Richard Wagner von den Guiding Architects hat uns zu Beginn auf dem Weg zum Abu Dhabi World Trade Center ein paar allgemeine Informationen über Abu Dhabi gegeben: Abu Dhabi ist das größte von sieben Emiraten und die Hauptstadt, obwohl es, mit 0,6 Millionen Einwohnern, weniger als Dubai (2,1 Millionen Einwohner) besitzt und auch deutlich weniger bebaut ist. Abu Dhabi ist dennoch die Hauptstadt, da hier der Präsident Scheich Khalifa bin Zayed Al Nahyan wohnt. Mit einem Ausländeranteil von 30 % gilt Abu Dhabi als Familienstadt (Ausländeranteil Dubai: 80 %). Deshalb sollen demnächst in Abu Dhabi, neben den bereits bestehenden Wohn- und Bürogebäuden, auch mehr Schulen gebaut werden. Unser erster Halt führte uns zum Abu Dhabi World Trade Center. Das World Trade Center liegt zentral und ist aus einem alten Markt entstanden. Heute ist es ein Mehrzweckkomplex bestehend aus einer Mall, einem Souk, Büros und privaten Wohnungen. Die Mall wurde von Foster und Partner entworfen, welche ihre eigenen Fassadenfertigteile anfertigen. Auffällig war die geringe Besucherzahl in der Mall. Wie uns Richard Wagner berichtete, dauert es 3-4 Jahre, bis sich eine neue Mall etabliert hat. Auf der Terrasse der Mall zeigte er uns ein Gebäude, bei welchem die Fassade an ein landestypisches Gewand erinnert, welchem man „unter den Rock“ blicken kann. Das Gebäude ist ein Bürogebäude, da es über keine Balkone verfügt. Hochhäuser mit Balkonen sind meistens Wohnkomplexe oder Hotels. Während der Tour sind wir an vielen Gebäuden vorbeigefahren, welche mit der Landesflagge geschmückt waren. Richard Wagner erzählte uns, dass die Vereinigten Emirate 1971 gegründet wurden und am 2. Dezember die 45ste Jahresfeier ansteht. Einen Monat vorher ist der Flaggentag, an dem die Gebäude bereits für den Jahrestag geschmückt werden. Weiter ging es auf Maryah Island, wo wir die Galleria Mall besichtigt haben. Das ist eine Luxus-Shopping Mall mit einer großen Glas-Fassade, die einen schönen Ausblick auf die Skyline von Abu Dhabi bietet. 11 Wir fuhren weiter auf Yas Island und legten dort erst einmal eine Mittagspause in der Yas Mall ein. Danach trafen wir uns im Eingangsbereich der Ferrari World wieder, welche eine beeindruckende Stahltragwerkskonstruktion aufweist. Die Ferrari World ist ein großer Freizeitpark neben der Yas Mall. Abu Dhabi besitzt mehrere Inseln, welche zum Teil schon bestanden, aber künstlich höher aufgeschüttet wurden. Um den Schutz eines Gebäudes auf einer künstlich aufgeschütteten Insel gewährleisten zu können, muss die Aufschüttung mindestens 4,2 Meter über dem Meeresspiegel liegen, erklärte uns Richard Wagner. Danach fuhren wir zum Manarat Al Saadiyat. Bei dieser Ausstellung haben wir mehr über die Geschichte und die Vision der Insel erfahren. 1958 wurde beispielsweise das erste Öl gefunden, wovon das Land heute noch profitiert. Richard Wagner führte uns so gekonnt durch die Ausstellung, dass auch andere Besucher an seinen Geschichten interessiert waren. Weiter ging es nach Masdar City, die weltweit erste geplante CO2-freie Stadt. Es wird sehr auf nachhaltiges Bauen geachtet, zum Beispiel wird die Bepflanzung mit Bedacht gewählt (keine stark auswurzelnden Pflanzen) und das Wasser wird 12 entsalzen (und steht daher ausreichend zur Verfügung, dennoch gibt es trocken angelegte Außenflächen, wie Kunstrasen oder Kies). Auffällig war die Fassade der Gebäude, diese stammt von Foster und Partner. Die Hitze und Sonne sind in dem Land ein großes Problem. Daher wurde bei der Planung von Masdar City großen Wert auf Verschachtelung (Schatten), die Auswahl der Fenster und die Wärmedämmung gelegt. Durch die Messung des Sonnenstandes zu unterschiedlichen Tageszeiten, wurden Verschattungselemente gezielt angebracht und somit nicht an Stellen, welche sowieso schon im Schatten liegen (Materialeinsparung). Uns hat die Führung allen sehr gut gefallen. Richard hat uns nicht nur viel über die Gebäude und die Stadt Abu Dhabi erzählt, sondern auch viel über das Leben und die Forschung. Er startete Diskussionen und seine oft auch kritischen Aussagen regten zum Nachdenken an. Unsere letzte Station und das Highlight des Tages war der Besuch der Sheikh Zayed Moschee. Sie ist die drittgrößte Moschee der Welt und die größte in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Sie besitzt 82 Kuppeln und bietet Platz für 40.000 Gläubige. Beeindruckend waren die aufwändigen Details und die Atmosphäre. 13 TP6 Sky Venture & Jameel Arts Centre mit Züblin International und Strabag Dubai 22.11.2016 14 „Arrive, work and leave safely.“ Von Christina Bieche, Daniel Gräser, Jennifer Happold und Felix Windschügl Zudem erhielten wir eine Sicherheitsunterweisung für die folgende Baustellenbesichtigung, welche im Anschluss an die Projektpräsentation zu „TP6 Sky Venture“, geführt von Herrn Christian Paar, stattfand. An unserem zweiten Exkursionstag stand für uns die erste Baustellenbesichtigung auf dem Terminplan. Am Morgen machten wir uns, nachdem wir aus dem Hotel in Abu Dhabi ausgecheckt haben, auf den Weg. Mit dem Bus ging es zum „Musaffah Office“, welches im Industriegebiet von Abu Dhabi liegt. Dort betreibt die Abteilung „International + Special Divisions“ der Ed. Züblin AG einen Standort. Herr Paar ist Technischer Projektleiter des Projektes und bereits seit 2008 in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Er begleitete das Sky Venture Projekt bereits ab der Angebotsphase und konnte uns daher sehr interessante Einblicke geben. Im Office angekommen empfing uns bereits Frau Sarah Schroer mit kühlen Getränken, Obst und Snacks zur Stärkung. Frau Schroer war es auch, die unseren Besuch exzellent organisiert hat, wofür wir uns nochmals recht herzlich bedanken. Bei dem Projekt handelt es sich um eine Indoor-Freizeitsportanlage, die auf der Vergnügungsinsel Yas Island entsteht. Beachtlich ist dabei, dass mit diesem Gebäudekomplex mit einer Grundfläche von 5.340 m² gleich zwei Weltrekorde gebrochen werden. Zum einen wird dort die höchste Kletterwand mit einer Höhe von 45 Metern entstehen, zum anderen die größte Indoor–Skydiving Anlage der Welt mit einem Durchmesser von fast 10 Metern und einer Höhe von 10 Metern. Das Equipment bzw. die Wirkungsweise eines solchen Vertikalwindtunnels ist enorm und Nach ein paar kurzen Worten zur Niederlassung in Abu Dhabi übergab sie das Wort an Herrn Sean Penner. Herr Penner ist in der Niederlassung für Sicherheit und Qualität zuständig und gab uns einen vielfältigen Einblick in seinen Arbeitsbereich und sein Aufgabengebiet. Seine Mission ist eng verbunden mit der folgenden Aussage: 15 bestimmt dabei die Abmessungen des Gebäudes wesentlich mit. te für die Installation der Skydiving–Anlage benötigt werden. Folglich bleiben 20 Monate für den schlüsselfertigen Erbau der Anlage, was eine erstaunliche Herausforderung für das Projektteam darstellt. Dadurch, dass die Sky–Venture Anlage direkt neben der Ferrari World und der Yas Mall erbaut wird, kann dies einige Probleme mit sich führen. Hauptprobleme sind dabei die Baulogistik und die engen Platzverhältnisse innerhalb des Baufeldes, was uns bei der Baustellenbesichtigung vor Augen geführt wurde. Quelle: https://www.venturesonsite.com (Stand: 01.12.2016) Spektakulär ist bei diesem Projekt sicherlich die Formgebung der Fassade, welche von der Gestalt eines Salzkristalls sowie des Design der Pyramiden des Louvre aus Frankreich inspiriert wurde. Mit einer Fläche von 16.000 m² stellt dies nach Fertigstellung eine atemberaubende Fassadenhülle dar. Derzeit befindet sich die Baustelle noch im Erdbau. Es wurden bereits die Bohrpfahlwände für die Baugrube gegründet, für welche sich drei Großbohrgeräte unter engsten Platzverhältnissen auf der Baustelle bewegen mussten. Wegen des bereits genannten engen Raums in der Baugrube wurde hier eine Rückverankerung der Grube mit Spannlitzen verwendet, um somit, im Gegensatz zu Aussteifungen, mehr Platz zu haben. Das Bohren von Ankerlöchern bringt dabei immer wieder Probleme mit sich, zum Beispiel, dass umliegende Leitungen nicht beschädigt werden dürfen und dass die erforderliche Freigabe des Nachbareigentümers für derartige Bauarbeiten nicht vorliegt. Dies war bei diesem Projekt jedoch kein Problem. Bereits in der Angebotsabgabe wurden 40 Sondervorschläge entwickelt, von denen 25 akzeptiert wurden und nun realisiert werden. Ein Großteil der Sondervorschläge betrifft die kristallartige Gebäudefassade. Hier konnte durch Anpassung von Querschnitten in der Stahlkonstruktion, Anpassung des Innenfutters bei den Paneelen sowie der Reduzierung von Glasflächen der Fassade mehrere Tonnen Material eingespart werden. Die Ausführungszeit beträgt für das Sky-Venture 23 Monate (Juli 2016 – Ende Juni 2018), wovon jedoch drei Mona- Zusammenfassend ist zu sagen, dass uns durch dieses Projekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten einmal mehr vor Au- 16 verschiedene Stiftungen und Unternehmen zeigt er sich weltweit als Förderer der Kunst- und Kulturwelt. gen geführt wurde, welche Ausmaße das Bauen dort angenommen hat und welche einmaligen Gebäude hier entstehen. Es wirkt wie eine gigantische Spielwiese für Designer, Ingenieure und Architekten, deren Einfallsreichtum scheinbar bislang keine Grenzen gesetzt sind. Auf dem Baufeld erhielten wir im Projektbüro eine Projektvorstellung durch den Projektmanager Omar Kanafani von STRABAG Dubai und dem Senior Construction Manager Ishack Shihabudeen von Züblin Ground Engineering. Nachdem Herr Paar auf all unsere unzähligen Fragen Rede und Antwort gestanden hat, ging unsere Reise mit dem Bus Richtung Dubai weiter zum nächsten Projekt des STRABAG-Konzerns. Als Hauptauftragnehmer entschied sich die STRABAG Dubai den Bauprozess in zwei übergeordnete Phasen zu gliedern: Die Aushub- und Gründungsarbeiten sollen vom Hochbau getrennt ausgeführt werden. Ersteres wird durch den konzerneigenen spezialisierten Subunternehmer Züblin Ground Engineering abgewickelt. Der konstruktive Hochbau in Stahlbeton wird durch die STRABAG Dubai in Eigenleistung erbracht. Entsprechend der Vorschriften dürfen die Rohbauarbeiten in den Vereinigten Arabischen Emiraten bei einem Generalunternehmer nicht an Subunternehmer vergeben werden. Gezeichnet vom warmen Klima und der Zeitumstellung wurde die knapp zweistündige Fahrt von Abu Dhabi nach Dubai zur Erholung genutzt. Zur Mittagszeit erreichte der Bus den Stadtteil „Dubai Creek“, in welchem das „Cultural Village“ entsteht. Das „Jameel Arts Centre“ soll eine führende Institution für die Präsentation von zeitgenössischer Kunst werden. Hierzu werden auf ca. 8.700 m² Galerien, Unterrichtsräume, Studios, ein Restaurant sowie Künstlerappartements entstehen. Der Gebäudekomplex wird aus verschiedenen, schlichten kubischen Körpern aufgebaut sein. Die hierzu notwendigen Arbeiten führt die STRABAG Dubai LLC auf dem ca. 3.700 m² großen und direkt am Wasser gelegenen Grundstück unter einem „Build Only“ Vertrag aus. Veranschlagt ist eine 18-monatige Bauzeit. Als Auftraggeber fungiert die „Abdul Latif Jameel Landholding Co. Ltd“, ein Unternehmen des Geschäftsmannes Abdul Latif Jameel. Über Nach der Projektübersicht durch Herrn Kanafani erklärte Herr Shihabudeen ausführlich die Spezialtiefbauarbeiten. Aufgrund der Lage direkt am Wasser und einem hohen Grundwasserstand wird eine Grundwasserabsenkung vorgenommen. Als wasserdichter Baugrubenverbau ist eine überschnittene Bohrpfahlwand eingesetzt. Hierzu wurden im Pilgerschrittverfahren 560 Bohrpfähle mit je 13,45 m Länge erstellt. Die anforderungsgerechte Ausführung wurde durch statische und dynami17 den gekappt. Dies ist notwendig, da der obere Teil eines Bohrpfahls bei der Betonage keine ausreichende Verdichtung durch das Eigengewicht des Betons erfährt und somit keine ausreichende Festigkeit besitzt. Die Fuge zwischen dem Bohrpfahl und der Bodenplatte wird durch ein Epoxidharz gegen das Grundwasser abgedichtet sowie mit der Möglichkeit des Nachverdichtens durch Injektionen versehen. Auch das Auflager des Turmdrehkrans konnte bereits erkannt werden, denn aufgrund der beengten Verhältnisse wird dieser im Baukörper positioniert. sche Pfahlprobebelastungen nachgewiesen. Zur Abtragung der Wasser- und Erddruckkräfte konnte eine Rückverankerung in Verbindung mit einem Ringanker verwendet werden. Dadurch ist das Baufeld frei von Hindernissen. Aufgrund einer Abweichung der Baugrundverhältnisse vom Bodengutachten stellte sich in Teilen der Baugrube ein erhöhter Erddruck ein, welcher in unzulässigen Wandverschiebungen resultierte. Als Sofortmaßnahme wurde der Aushub gestoppt. Nach einer erneuten statischen Berechnung konnten die zusätzlichen Lasten durch eine Aussteifung abgetragen werden. Jedoch wird die zusätzliche Aussteifung im Fortgang die Arbeiten behindern. Deshalb sollen die Lasten nach dem Einbau der Bodenplatte auf diese umgelegt werden. Wie auch schon in Abu Dhabi wurden die Arbeiten vorwiegend durch pakistanische und indische Arbeitskräfte ausgeführt. Nach diesem interessanten Einblick in den Spezialtiefbau fuhren wir in die Innenstadt von Dubai zum „Marmara Hotel“, welches die Unterkunft für die restliche Zeit darstellte. Der Abend war zur freien Verfügung und wurde von vielen genutzt, um die „Emirates Mall“ bei einem Abendessen zu besichtigen. Während der Baustellenbesichtigung konnten die Arbeiten an der Pfahlgründung des Gebäudes beobachtet werden. Die hergestellten Pfähle, welche die Lasten in eine tragfähige Sandsteinschicht ableitet, wur- 18 The BIG 5 – Building and Construction Show 23.11.2016 19 gen. Aussteller und Besucher haben die Möglichkeit wichtige Geschäftsverhandlungen mit Gleichgesinnten zu führen und sich über aktuellsten Neuigkeiten und Trends in allen Bereichen des Bauwesens zu informieren. Von Maximilian Ehnle und Julia Syceva An unserem dritten Tag hatten wir die Möglichkeit, die große internationale Baumesse der Vereinigten Arabischen Emirate zu besuchen. Die „The Big 5 – International Building & Construction Show“ ist eine der weltweit innovativsten und renommiertesten Werbeplattformen für alle Segmente der Bauindustrie. Sie ist die wichtigste und größte Messe ihrer Branche im Mittleren Osten. Seit 1980 findet diese internationale Messe jährlich in Dubai statt. Über 3.000 Aussteller aus mehr als 65 Ländern präsentierten in diesem Jahr in einem ausverkauften World Trade Center einem Fachpublikum von mehr als 70.000 Besuchern ihre neuesten Produkte. Die wichtigsten Ausstellungssektoren der The Big 5 sind: Bau, Wasser- und Umwelttechnik, Klima- und Kühltechnik, Stahl- und Fassadenbau, Inneneinrichtungen, Bäder und Küchen sowie Fenster und Türen. Quelle: https://www.thebig5.ae/ (Stand: 09.02.2017) Die Messe wird von „Big 5 PMV – Plant Machinery Vehicle“ begleitet, einem eigenen Bereich für Bauanlagen, -maschinen und -werkzeuge. Parallel finden zahlreiche Veranstaltungen wie „Big 5 Technical Conference“ und „MEC – Middle East Concrete“ statt, die sich ebenfalls den Wünschen und Bedürfnissen der Baubranche widmen. Da Dubai eine wichtige Leitfunktion im Bausektor für die gesamte Golfregion einnimmt, lohnt sich eine Teilnahme an derMesse, vor allem für die Unternehmen, die in anderen Ländern der Golfregion aktiv werden wollen. Erfahrene Unternehmen nutzen die Möglichkeit, Kontakte zu pfle- Quelle: https://www.thebig5.ae/ (Stand: 09.02.2017) 20 In den vier Stunden, die wir auf der Messe verbringen durften, konnten wir verschiedene Ausstellersektoren näher kennenlernen und sogar mit dem einen oder dem anderen Firmenvertreter sprechen. Für ein wenig Unterhaltung wurde auch gesorgt. In dem Außenausstellungsbereich für Baumaschinen konnte man bei einer Bagger– Challenge mitmachen. Fast jeder aus unserer Gruppe hat natürlich die tolle Möglichkeit genutzt. Wir alle hatten sehr viel Spaß dabei. Die Bauwirtschaft gehört in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu den wachstumsstärksten Wirtschaftssektoren und dürfte auch in den nächsten Jahren überdurchschnittlich expandieren. Aus diesem Grund lohnt sich ein Besuch der The Big 5 in Dubai. Man verschafft sich einen Einblick in die Bauindustrie des arabischen Raums und lernt neue Trends und Entwicklungen kennen. 21 Museum of the Future mit BuroHappold 23.11.2016 22 Ebenfalls sollen dort öffentliche Veranstaltungen, verschiedene Workshops und Events stattfinden. Von Karin Junger, Christian Hänsele, Canpolat Korkut und Maximilian Schuster Schon bei der Ankunft vor dem Rolex Tower war uns allen bewusst: Dieses Ingenieurbüro wird einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Und dann hieß es: Ab in den 30. Stock. Natürlich nicht zu Fuß, sondern mit etwa drei Vierteln der Exkursionsteilnehmer in einem einzigen Aufzug. Das Gebäude hat die Form eines in die Breite gezogenen Donuts und besteht aus sieben Stockwerken, wobei das oberste Stockwerk das letzte und größte Stockwerk sein wird. Hier sollen später die großen Ausstellungen stattfinden. Die Fassade wird von arabischen Schriftzeichen geschmückt, welche einzelne Elemente aus Gedichten von Sheikh Mohammed beinhalten. Ein zentrales Element stellt hierbei der Begriff Innovation dar. Die Schriftzeichen dienen gleichzeitig als Fenster. Im Vordergrund des „Museum of the Future“ wird eine Figur platziert, welche das Zeichen des Sheikh Mohammed darstellt. Dieses Zeichen ist sein eigenes „Siegeszeichen“ und bedeutet „Win, Victory and Love“. BuroHappold hat seinen Hauptsitz in Großbritannien und ist ein international agierendes Ingenieurbüro, welches mit etwa 1.800 Mitarbeitern an 23 Standorten weltweit vertreten ist. Bei der Niederlassung in Dubai handelt es sich um die Zentrale für den mittleren Osten. Hier arbeiten ca. 30 Bauingenieure, Architekten und verschiedene Fachkräfte für Arbeitssicherheit, Nachhaltigkeit, Brandschutz und Design zusammen, um neue herausfordernde Projekte zu realisieren. Zu ihren Referenzen zählen unter anderem das Sheik Zayed Stadium und das Louvre Abu Dhabi. Das Museum thront auf einem 3-stöckigen Plateau, welches die Technik- und Versorgungseinrichtungen beheimatet und nach außen hin begrünt wird. Das Plateau verschafft dem eigentlichen Bauteil die notwendige Höhe, um im Umfeld der futuristisch wirkenden Metro nicht im Schatten zu stehen. Konzeptionell und optisch besteht hierzu bei Baukosten mit einem geschätzten Quadratmeterpreis von etwa 9.000 € jedoch kein Grund zur Sorge. Bei unserem Besuch wurden wir sehr herzlich von Herrn Craig Garett und einigen seiner Kolleginnen und Kollegen willkommen geheißen. Sie stellten uns das aktuelle Projekt „Museum of the Future“ vor. Das „Museum of the Future“ wurde von Sheikh Mohammed bin Rashid Al Maktoum ins Leben gerufen und soll als Technologiezentrum für zukünftige Innovationen und Designs sowie als Touristenattraktion fungieren. 23 satz verschiedener Grafikprogramme ersichtlich. Im Zuge der Vorträge hatten wir die Möglichkeit, einen ganzheitlichen Blick auf die aktuellen Planungsleistungen zu werfen und zu bestaunen, was hoffentlich bis Ende des Jahres 2019 Wirklichkeit wird. Da die Vorstellungen des Scheichs ursprünglich vorsahen, erst mit der Umsetzung zu beginnen, sobald alle Planungsleistungen abgeschlossen sind, wurde mit dem Hochbau zum Zeitpunkt unseres Besuchs noch nicht begonnen. Aufgrund des zunehmenden Zeitdrucks, kam es nach interner Abstimmung jedoch bereits zur Umsetzung der Tiefbaumaßnahmen. Man hofft so im Hause BuroHappold, die Baustelle noch dieses Jahr an den Generalunternehmer Hochbau übergeben zu können. Es folgte eine interessante und mit Begeisterung vorgetragene Vorstellung einer perfekten BIM-Anwendung. Herr Craig Garret („Project Technology Leader“) zeigte uns in Navisworks das Projekt mit zugehörigem Modell, welches das Ergebnis tausender Stunden Arbeit darstellte und einen unglaublichen Detaillierungsgrad aufwies. Beim Einsatz der BIM-Methode ist eine strikte Regelung bestimmter Grundlagen unabdingbar. Um gewährleisten zu können, dass verschiedene Teams an einem Projekt arbeiten, muss zum Beispiel vorab eine Regelung der programmübergreifenden Namensgebung stattfinden. Diese Regeln müssen zur fehlerfreien und problemlosen Implementierung der 4. und 5. Dimension (Zeit und Kosten) zwingend eingehalten werden. Bei der Umsetzung wurde mit drei verschiedenen Programmen, wie zum Beispiel Revit und Navisworks, ein 3D-Modell erstellt. Dieses wurde zuvor in zwölf Gewerke unterteilt und von spezialisierten Teams entwickelt und visualisiert. Eines der Teams ist dafür zuständig, die so entstehenden Daten in einem großen Modell zu vereinen. Nachdem wir einen umfangreichen Einblick in das Projekt „Museum of the Future“ erhalten haben, stellte sich die naheliegende Frage, ob und in welchem Ausmaß bisher mit BIM (Building Information Modeling) gearbeitet wurde. Anhand der gegebenen Informationen und des Anschauungsmaterials war bereits der Ein- Das Ergebnis all dieser Arbeit ist ein faszinierendes, detailreiches Modell, welches zu Recht den „Middle East award“ für „Excellence in BIM Implementation“ gewonnen hat – herzlichen Glückwunsch! 24 Al Badee Interchange mit Ministry of Infrastructure Development 24.11.2016 25 von Infrastrukturprojekten sowie die Organisation des Wohnungssektors nach den höchsten internationalen Standards und in Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden. Als Vision gibt das Ministerium eine weltweit führende Rolle im Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur für die Emirate an. Von Holger Kaiser, Andreas Mildenberg, Raquel Figura Moreira und Marco Schreiner Am vierten Tag unserer Exkursion, empfing uns Herr Mohsen Almudalal im Ministerium für Infrastrukturentwicklung der Vereinigten Arabischen Emirate (eng. United Arab Emirates Ministry of Infrastructure Development). Er ist dort als Projektingenieur tätig und nimmt zudem am Weiterbildungsstudiengang „International Construction: Practice and Law“ des Instituts für Baubetriebslehre an der Universität Stuttgart teil, wodurch dieser Besuch möglich wurde. Neben Herr Mohsen Almudalal waren auch Undersecretary Frau Zahra Al Aboodi und weitere Projektingenieure des Ministeriums anwesend. Um diese Ziele und Visionen zu erreichen, bedient sich das Ministerium unter anderem bei bekannten Standards wie den „British Standards für Buildings and Structural Design“ oder dem „Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)“. Die allgemeinen Vertragsbedingungen, welche das Zivilgesetzbuch der Vereinigten Arabischen Emirate berücksichtigen, entwickelte das Ministerium über die Jahre selbst. Das Ministerium für Infrastrukturentwicklung entstand 2016 nach der Restrukturierung der Ministerien aus dem Ministerium für öffentliche Bauvorhaben und öffentlichen Wohnungsbau. Das Ziel des Ministeriums ist das Erreichen einer nachhaltigen Entwicklung bei der Planung, dem Bau und der Instandhaltung 26 serung des Verkehrsflusses zwischen Dubai, Sharjah und den nördlichen Emiraten beitragen. Die Projekte des Ministeriums teilen sich in die drei verschiedenen Arten „Infrastruktur“ (eng. Infrastructure), „Gebäude“ (eng. Building) sowie „Wohnbau“ (eng. Housing) auf. Unter „Infrastruktur“ fallen z. B. Brücken-, Tunnel-, Schnellstraßenprojekte. Krankenhäuser, Kliniken, Schulen und Verwaltungsgebäude werden der Projektart „Gebäude“ zugeordnet. Die letzte Art von Projekten „Wohnbau“ beinhaltet u. a. Einzelhäuser. Insgesamt steht dem Ministerium ein Budget von drei Milliarden VAE-Dirham (ca. 750 Millionen Euro) pro Jahr für rund 150 Projekte zur Verfügung. Die Sheikh Khalifa Road, die Verbesserung der Mohammend Bin Zayed Road und das Um al Quain Hospital sind hier unter den bedeutsamsten Projekten zu nennen. Hierfür wird eine neue Rampe mit hoher Verkehrskapazität von Dubai in Richtung Sharjah erstellt, die zuerst mit einer Brücke über die Sharjah-Maliha Road und anschließend mit einer Unterführung unter der Emirates Road geführt wird. Um diese Unterführung ordnungsgemäß ausführen zu können, wurde bei der Planung bereits die Verkehrsführung während des Baus betrachtet. So wird der Verkehr während der Erstellung der äußeren Bereiche der Unterführung auf die Mitte der überführten Schnellstraße geleitet. Um die Unterführung zu vollenden, wird dann anschließend der Verkehr auf die Ränder der Schnellstraße geführt. Nach der ausführlichen Vorstellung des Ministeriums wurde uns das Projekt der Erweiterung und Modernisierung des Al Badee Kreuzes auf der Emirates Road E611 (eng. Improvement & Upgrading of Al Badee Interchange on Emirates Road E611) präsentiert. Das Ministerium für Infrastrukturentwicklung arbeitet hierbei mit den Unternehmen Idroesse Infrastructure sowie China State Construction Engineering & Corporation zusammen. Des Weiteren werden die bestehenden Straßen modernisiert und die Emirates Road um vier neue Fahrspuren erweitert. Das Al Badee Kreuz befindet sich an der Grenze von Schardscha und Dubai am Schnittpunkt der Emirates mit der Sharjah Maliha Road. Das Projekt soll zur Verbes- Der Auftragswert für dieses Projekt liegt bei rund 150 Millionen VAE-Dirham (etwa 27 ren verlaufen werden. Um die Schwingungen, die durch den verstärkten Verkehr entstehen, aufzunehmen, werden bitumenhaltige Lager auf den tragenden Säulen angebracht, die sich entweder in eine oder mehrere Richtungen bewegen können oder starr bleiben. 37,5 Mio. Euro). Mit dem Umbau wurde am 21. Dezember 2015 begonnen. Insgesamt sind dafür 730 Kalendertage angesetzt, wodurch der geplante Fertigstellungstermin auf den 19. Dezember 2017 fällt. Nach der Präsentation des Projekts im Ministerium durch Herr Mohsen Almudal, besichteten wir die Baustelle selbst. Hierbei wurden uns nochmals die wichtigsten Schritte und Abschnitte des Projekts näher gebracht. Bevor wir einen Blick auf die neu zu erstellende Brücke, die später Dubai und Sharjah direkt verbinden soll, werfen konnten, wurden wir mit Bauhelmen und kühlenden Getränken versorgt, die bei den vorherrschenden Temperaturen auch nötig waren. Nach dem Treppenaufgang in der glühenden Mittagssonne konnten wir einen Blick auf die Bewehrung der Brücke werfen. Zum Abschluss unseres Besuchs führte man uns noch in das Testlabor der Baustelle. Im Labor wurde unter anderem der zu verarbeitende Beton auf die vereinbarte Qualität geprüft. Neben der neuen Brücke wurde uns aber auch die vorhandene Brücke der Emirates Road, die bereits über die Sharjah-Maliha Road führt, präsentiert. Während der Verkehr nur wenige Meter entfernt verlief, arbeiteten die Bewehrungsarbeiter an der Bewehrung der Erweiterung der Brücke, auf der später ein Teil der neuen Fahrspu- Das im Zuge der Rückfahrt noch durchfahrene Stadtviertel gab uns einen Eindruck, wie heimische Emirati leben, welche Häuser ihnen von der Regierung zur Verfügung gestellt werden und wie sie diese letztendlich nach ihren Vorstellungen verändern. 28 Boulevard Crescent mit PERI 24.11.2016 29 Von Lukas Bissinger, Laura Haas, Janika Hummel und Nikolas Gruss und Herrn Wolfgang Kopf, Projektleiter bei PERI. Am Nachmittag des vierten Tages waren wir von der Firma PERI, einem deutschen Hersteller von Schalungs- und Gerüstsystemen für den Bau von Hoch- und Tiefbauprojekten, auf eine Baustelle in Dubai eingeladen. PERI ist momentan auf 68 Baustellen in Dubai und 37 in Abu Dhabi tätig. Während der Führung erzählten uns die beiden alles über die Baustelle und deren Arbeitsweise. Unser Rundgang fand im künftig 44-geschössigen Wohnturm statt und endete im derzeit obersten Stock mit Blick auf den Burj Khalifa. Bei der Baustelle handelt es sich um ein Wohngebäude von Emaar, bestehend aus zwei Wohnhochhäusern. Insgesamt werden hier 360 Appartments, aufgeteilt auf ein 22-geschössiges und ein 44-geschössiges Hochhaus, entstehen. Emaar ist ein weltweit tätiges Projektentwicklungsunternehmen, welches eine Vielzahl der Projekte in den Vereinigten Arabischen Emiraten entwickelt. Alle der 360 geplanten Appartements sind bereits von Emaar verkauft worden, was hier in den VAE wohl keine Seltenheit ist. Meistens kaufen Investoren Immobilien weit vor ihrer Fertigstellung, um diese dann an Privatpersonen mit einem erheblichen Gewinn weiter zu verkaufen. Unterschiede zu deutschen Baustellen erkennt man schon gleich an der Anzahl der Bauarbeiter auf einer Baustelle sowie deren Arbeitszeiten. Uns wurde gesagt, dass man ca. sechsmal so viele Arbeiter in den VAE im Vergleich zu Deutschland braucht, um die gleiche Effektivität zu erreichen. Die meisten Arbeiter stammen aus Indien, Pakistan und Bangladesh und haben zum Teil noch nie auf einer Baustelle gearbeitet. Somit müssen zu Beginn eines Bauprojektes die meisten Arbeiter erst eingelernt werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass in den Vereinigten Arabischen Emiraten auch nachts auf der Baustelle gearbeitet werden darf. Es gibt aber auch Einschränkungen wegen des Lärmschutzes, beispielsweise dürfen Einschalarbeiten nur bis 21 Uhr verrichtet werden. Die Bauzeit der zwei Wohnhochhäuser beträgt gute zwei Jahre. Der Baubeginn war im März 2016 und das voraussichtliche Bauende wird im Juni 2018 sein. 2/3 der gesamten Baumannschaft wird tagsüber eingesetzt und 1/3 in der Nachtschicht. Besonders das Betonieren wird häufig in der Nacht ausgeführt, da Beton nicht bei jeder Temperatur richtig aushärtet. Oft wird dieser hier mit Über die Baustelle geführt wurden wir von Herrn Tobias Heilig, Projektleiter des Generalunternehmers Al Rostamani Pegel, 30 systems. Dieses System ist bei einem Hochhausprojekt ab etwa 24 Geschossen rentabel. Das Funktionsprinzip der Kletterschalung ist wie folgt: Die Wandschalungen hängen an sogenannten Trolleys und können einfach von der ausgehärteten Betonwand zurückgezogen werden. Der Klettervorgang selber wird mit Hilfe von hydraulischen Zylindern („Climbing Units“) realisiert. Es klettern nicht nur die Schalung, sondern auch die Baukräne und Arbeitsmaterialien. Trockeneis gekühlt. Da es hier in den Sommermonaten unerträglich heiß wird, gibt es eine Sperre von etwa 12:30 bis 15:30 Uhr, in der auf keiner Baustelle gearbeitet werden darf. Ein weiterer markanter Unterschied zu Deutschland ist das Verhältnis von Material- zu Lohnkosten. In den VAE betragen die Materialkosten ca. 70 % und die Lohnkosten nur um die 30 % der Gesamtkosten. Wobei zu sagen ist, dass bei den Lohnkosten Unterkünfte, Essen und auch Flugtickets in die jeweilige Heimat enthalten sind. Wie viele Zylinder pro Wandteil und welche Spannweiten der Träger erforderlich sind, muss bei jedem Projekt individuell ausgerechnet werden. Sobald die Schalung wieder im neuen Geschoss fixiert und die Bewehrung eingebaut ist, wird mit Hilfe einer stationären Betonpumpe mit hydraulischen Arm der Beton von oben eingeführt. Es wird bei jedem neuen Projekt geprüft, ob es sich lohnt, eine Schalung neu herstellen zu lassen oder doch zu mieten. Problematisch bezüglich ihrer Konkurrenz sind die vielen Nachahmer aus Asien, die ihre Produkte billiger anbieten. Beispielsweise ist die Schalhaut bei diesem Bauvorhaben nicht von PERI. Der Baustellenbesuch mit PERI war sehr interessant. Wir haben einen tollen Eindruck erhalten, wie es auf Baustellen in den VAE zugeht. PERI wurde unter anderem bekannt für die Entwicklung des automatischen Kletter- 31 Besichtigung Burj Khalifa und Wüstentour 25.11.2016 32 Von Dilara Aktas und Christina Mattes Am letzten Tag unserer Exkursion fuhren wir zunächst mit Taxis in die Dubai Mall, um von dort zum Eingang zur Besucherplattfom des Burj Khalifa zu gelangen. Nachdem wir uns alle versammelt hatten, ging es los. Das Gebäude mit Antenne hat eine Höhe von 829,8 m. Zudem besitzt der Burj Khalifa zwei Besucherplattformen. Die untere "At the Top" befindet sich in den 124. und 125. Etagen in etwa 440 m Höhe und die obere Plattform "At the Sky" befindet sich in der 148. Etage in etwa 550 m Höhe. Gebaut wurde der Burj Khalifa im Zeitraum von 2004 bis 2009 von der Projektgesellschaft Emaar Properties. Das Gebäude wurde am 4. Januar 2010 eingeweiht. Der Burj Khalifa ist nicht nur das höchste Gebäude der Welt, es besitzt außerdem auch noch weltweit die meisten Stockwerke. Insgesamt hat es 189 Etagen, von denen 163 nutzbar sind. Große Aufzüge ermöglichten uns den Zutritt auf die Besucherplattform in der 124. und 125. Etage. Bewundernswert war es, dass die Aufzüge in unter einer Minute (55 Sekunden) auf die 124. Etage gelangen konnten. Die Aufzugkabinen waren mit verschiedenen Effekten versehen und im Hintergrund wurde über das mächtige Bauwerk erzählt. Als wir auf der Aussichtsplattform waren, wurden wir überwältigt von der wunderbaren Aussicht auf die Stadt, die uns zu Füßen lag. Das Bauwerk wird vielseitig genutzt - es beinhaltet sowohl Hotels, als auch Büroräume, Wohnungen und Suiten – und es ist mit Sicherheit eine der größten Touristenattraktionen in Dubai. Jeder der nach Dubai reist, sollte sich die Chance nicht entgehen lassen, von der Aussichtsplattform aus die Skyline zu genießen. Nach der Besichtigung des Burj Khalifa, hatten wir etwas Zeit, um die mit 1.200 Geschäften sehr beeindruckende Dubai Mall zu erkunden. Die umliegenden, von unten groß und bedeutsam wirkenden Wolkenkratzer verlieren von oben betrachtet ihre Mächtigkeit. 33 Danach ging es noch einmal etwa 20 min durch die immer dunkler werdende Wüste bis zu einem kleinen Beduinencamp, wo wir ein leckeres Essen erhielten. Nach einem sehr schönen Vormittag am und im Burj Khalifa sollte der Nachmittag erlebnisreich weitergehen. Am Hotel wurden wir mit mehreren Jeeps abgeholt, dann ging es erst einmal für etwa eine Stunde hinaus aus Dubai, mitten hinein in die Wüste. Wir saßen im ersten Wagen und hatten somit das Glück, mit dem Leiter der Tour fahren zu können, der uns begeistert alle unsere Fragen beantwortet hat. Sehr beruhigend war die Information, dass es seit einigen Jahren Vorschrift ist, dass alle Tour-Wagen alles beinhalten müssen, was im Notfall oder Unfall in der Wüste benötigt wird. Zudem brauchen die Fahrer einen speziellen Führerschein, um überhaupt bei solchen Touren fahren zu dürfen, eine „Desert Driving Licence“. Auf dem Rückweg ging es gemütlich zu, zum einen weil es mittlerweile ziemlich dunkel war, zum andern, weil man im Naturschutzgebiet nicht schnell fahren durfte. Kurz bevor wir wieder auf den normalen Straßen unterwegs waren, wurden die Reifen mit Luft gefüllt. Und dann ging es zurück nach Dubai zu unserem Hotel, wo wir alle sehr müde aber mit einer fantastischen Erinnerung ankamen. Unsere Exkursionsreise war damit leider vorbei. Wir hatten eine spannende, ereignisreiche und interessante Woche mit tollen Begegnungen und unvergesslichen Momenten. Als wir unserem ersten Stopp am Anfang der Wüste immer näherkamen, merkten wir schnell, wie viel dort los war. Mit Buggys, Quads und Jeeps wurde durch die Wüste gefahren und in den Dünen Picknicks abgehalten - eine klassische Wochenendbeschäftigung für die ansässigen Emirati. Wir bedanken uns bei allen, die uns diese Reise ermöglicht haben. Es war ein besonderes Erlebnis, die Dünen zu befahren. Nach einiger Zeit fuhren wir in ein Naturschutzgebiet ein. Kurz vor dem Sonnenuntergang gab es die erste Pause und wir hatten die Möglichkeit, fantastische Bilder zu schießen. 34 Impressionen 35 Architektonische Führung, Abu Dhabi 36 Züblin International, Abu Dhabi 37 Burj Al Arab & Palm Jumeirah, Dubai 38 Ministry of Infrastructure Development, Dubai Al Badee Interchange, Dubai 39 Al Badee Interchange, Dubai 40 Boulevard Crescent, Dubai 41 Wavebreaker, Dubai 42 Burj Khalifa, Dubai 43 Wüstentour, Dubai 44 45 Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Univ.-Prof. Dr.-Ing. Fritz Berner Institut für Baubetriebslehre Universität Stuttgart Pfaffenwaldring 7 70569 Stuttgart Universität Stuttgart www.ibl.uni-stuttgart.de