Familie TOP AGRAR TEST Nur heiße Luft? F Leckere Pommes fast ohne Fett – geht das? Moderne Heißluft-Fritteusen versprechen knusprigen Genuss. Wir haben die Geräte im Landhaushalt getestet. ettig, salzig, knusprig: Pommes sind wohl der häufigste Grund, um für den Privathaushalt eine Fritteuse zu kaufen. Seit mehreren Jahren bieten einige Hersteller nun als Alternative Heißluft-Fritteusen zum Preis von 200 bis 350 € an. Laut Werbeversprechen erhalten Besitzer eines solchen Gerätes knusprige Pommes, wie aus der klassischen Fritteuse, mit deutlich weniger Fett. Wir haben den VitAir Fryer von Klarstein, den Airfryer XL der Firma Philips und die ActiFry Express XL von Tefal unter die Lupe genommen. Funktionsweise: Die drei Geräte bie- ten jeweils unterschiedliche Funktionen. In der ActiFry bewegt sich das Gargut mithilfe eines Schiebers im Kreis. Das Heißluft-Element sitzt dabei aber nur an einer Seite. Ohne die Bewegung des Schiebers würden die Zutaten auf der einen Hälfte verbrennen und in der anderen Hälfte roh bleiben. Der Airfryer von Philips arbeitet ähnlich wie ein Umluftofen mit einem Extra-Grillelement an der Oberseite. Die Luft gleitet spiralförmig hoch, gleichzeitig sorgt die zusätzliche Hitze des Grills für Bräunung. Beim VitAir Fryer von Klarstein sitzt das Heizelement im Deckel. Das Prinzip ist wieder ähnlich wie beim Umluftofen. Der VitAir Fryer bringt zusätzlich einen drehbaren Korb und einen Fleischspieß mit, die durch ihre Rotation für eine gleichmäßige Hitzeverteilung sorgen. Im Praxis-Test zeigte jedes Gerät unterschiedliche Stärken und Schwächen. Der rund laufende Schieber der ActiFry zerkleinerte z. B. leicht zerfallende Lebensmittel wie Fisch. Das Problem, dass sich durch den Lüftungsschlitz Krümel in der Küche verbreiten, zeigten die Geräte von Philips und Tefal. Der Korb der Klarstein-Maschine ließ sich dank mitgelieferter Zange zwar gut aus der Maschine heben, aber im heißen Zustand Foto: Heil HEFT + Blick ins Gerät: In der Heißluft-Fritteuse von Klarstein drehen sich die Zutaten in einer Trommel. 500 g Tiefkühl-Pommes gelingen in allen getesteten Geräten gut. 130 top agrar 6/2015 Bilder und mehr Infos zu unserem Heißluft-Fritteusen-Test finden Sie online unter: www.topagrar.com/ heft+ Fotos: Heil Im Praxis-Test: Heißluft-Fritteusen Klarstein: VitAir Fryer TK20 Philips: Airfryer XL HD9240/90 Tefal: ActiFry Express XL AH9500 • Technische • Technische • Technische Werte: 1 400 Watt; 10 Liter Fassungsvermögen; keine Gewichtsbegrenzung; 8 kg Gewicht • Preis: ca. 229,90 € • Einstellungen: Timer: 1 bis 60 Minuten; Temperatur: 50 bis 230 °C; mit Zeitschaltuhr aktivierbar; voreingestellte Menüschnellwahl • Handhabung: Pfanneneinsatz kann durch gummierte Griffe auch heiß entnommen werden; für andere Teile kann mitgelieferte Greifzange genutzt werden; aber: Grillkorb im heißen Zustand schwer zu öffnen • Reinigung: Herausnehmbare Teile sind spülmaschinengeeignet; Grillkorb per Hand eher schwer zu reinigen; Heizelement im Deckel kann nicht gereinigt werden • Extras: Grillrost; drehbarer Grillkorb und Spieß; Greifzange; Rundblech (Ø 22 cm); kein Rezeptbuch • Positiv: Extra Zubehör für optimale Zubereitung verschiedener Gerichte • Problematisch: Öffnet am höchsten (ca 56 cm) Werte: 2 075 Watt; 1,2 kg Füllgewicht; nicht für Flüssigkeiten geeignet; 7 kg Gewicht • Preis: ca. 299,99 € • Einstellungen: Timer: 1 bis 60 Minuten; Temperatur: 60 °C bis 200 °C; Speicherfunktion zur Schnellwahl für eine selbst bestimmte Einstellung • Handhabung: Heizt schnell auf; öffnet als einziges Gerät nach vorne; Korb leicht zu entnehmen; Verbrennungsgefahr beim Herausnehmen von z. B. Auflaufformen; einfache Bedienung • Reinigung: Touchscreen gut zu reinigen; durch Hochglanzoptik wirkt das Gerät schnell verstaubt; Innenteile leicht zu reinigen; Garkorb muss eingeweicht werden; Krümel im Lüftungsschlitz schwer zu entfernen • Extras: Kein Zubehör; Rezeptheft mit 21 Rezepten; begleitende, kostenfreie App für Smartphones erhältlich • Positiv: Schnelles Gerät mit knusprigem Ergebnis dank Grillfunktion • Problematisch: Anwendungsmöglichkeiten sind auf den Grillkorb begrenzt Werte: 1 550 Watt; 1,5 kg Füllgewicht; MAX-Angabe für Flüssigkeiten im Gerät; 4 kg Gewicht • Preis: ca. 329,00 € • Einstellungen: Einfache Bedienung; keine Menüvorwahl; keine variable Temperatur; Zeitschaltuhr von 1 bis 45 Minuten • Handhabung: Garpfanne dank Griff leicht zu entnehmen; Lebensmittel stauen sich häufig vor dem Rührarm; Texturempfindliche Lebensmittel zerfallen durch die ständige Bewegung • Reinigung: Ausbaubare Teile, inkl. Filter, sind für die Spülmaschine geeignet; Eiweißreste kleben hartnäckig am Rührarm; Deckel von innen eher umständlich zu reinigen • Zubehör: Maßlöffel; Rezeptheft mit 12 Rezepten; kostenfreie App für Smartphones erhältich • Positiv: Gemüse bleibt knackig; Nüsse/Mandeln einfach zu rösten • Problematisch: Krümel verteilen sich durch das starke Gebläse top agrar 6/2015 131 Familie schiebt sich am Fleisch hoch und zerreißt. Die Geräte von Klarstein und Philips sind für solche Probleme weniger anfällig. Fotos: Heil Fehlendes Zubehör:Die meisten Ex­ 1 2 3 4 1. Herausziehbar: Knusprige Hähnchenschenkel liefert der Airfryer von Philips. 2. Problematisch: Beim Rösten von Nüssen verteilen sich Krümel in der Küche. 3. Ruck, zuck gebacken: Aufbackbrötchen gelingen problemlos im VitAir Fryer. 4. Gemüsepfanne: Mit dem Messlöffel von Tefal kann man das Öl richtig dosieren. nur umständlich mit einem Topflappen öffnen. Eins gleich vorweg: „Echte“ Frittiergerichte wie Krapfen oder Quarkbällchen gelingen in den Heißluft-Fritteusen nicht. Dazu fehlt dann doch das Fettbad. Der Test zeigte aber, dass sie bestimmte geschmackvolle Speisen mit 1 bis 2 Esslöffeln Fett (pro Durchlauf) zubereiten können. Sie wirken dabei aber mehr wie ein Backofen mit Kochund Grillfunktion und weniger wie eine Fritteuse. Fertige Pommes aus der Tiefkühlung bereiten alle Geräte einwandfrei zu. Allgemein positiv ist, dass alle Modelle trotz ihres hohen Gewichts von 4 bis 8 kg sicher stehen und im Betrieb an den Außenseiten nicht so heiß werden, dass Verletzungsgefahr besteht. Wachsam bleiben: Im Gerät von Tefal staut sich das Gargut häufig vor dem Schieber. Dank des durchsichtigen Deckels erkennt man dies schnell und kann eingreifen. Mit panierten Speisen wie 132 top agrar 6/2015 Schnitzeln oder Chicken Nuggets hat die ActiFry ebenfalls Probleme. Durch die ständige Bewegung bröckelt die Panade ab. Auch die Haut vom Hühnchen Info: Fritteusen Die klassische Fritteuse ist weiterhin in der haushaltsüblichen Größe von 2 bis 5 Litern erhältlich. Die Geräte haben eine Leistung von 1 800 und 2 200 W. Preislich liegen sie bei ca. 50 € bis über 100 €. Die Geräte erhitzen das Fett auf ca. 130 °C bis 190 °C. Zum Vergleich: Pommes aus rohen Kartoffeln haben nach dem Frittieren im Fettbad einen Fettgehalt von etwa 10 % bis 13 %. Der Fettgehalt von Pommes aus der Heißluft-Fritteuse soll bei etwa 2 % bis 3 % liegen. tras bietet der VitAir Fryer von Klarstein. Mit vier verschiedenen, teilweise rotierenden Einsätzen und einer Zange, um die einzelnen Teile aus dem Gerät zu nehmen, schafft er viele Möglichkeiten, um z. B. auch ein Hähnchen am Spieß zuzubereiten. Das Bedienmenü ist ähnlich vielfältig. Sieben voreingestellte Funktionen, unter anderem eine zum Pizzabacken oder Steakbraten, spezialisieren die Anwendungsgebiete. Das Gerät von Philips kommt im Gegensatz dazu ohne „Schnickschnack“ aus dem Karton. Schade: Einige Speisen aus dem mitgelieferten Rezeptheft lassen sich im Test nicht im Frittierkorb zubereiten. Der Versuch, eine kleine Auflaufform, wie sie im Rezeptheft abgebildet ist, für z. B. Ratatouille zu nutzen, schlug fehl. Zum einen passten in eine so kleine Form kaum mehrere Portionen, zum anderen verbrannten wir uns beim Versuch, die heiße Schale aus dem Frittierkorb zu heben, die Finger. Zur ActiFry Express XL liefert Tefal einen Messlöffel mit, der zur Aufbewahrung im Gerät einen festen Platz hat. Beim Garvorgang muss er aber herausgenommen werden und ist damit mehr eine nette Beigabe. Einen Siebeinsatz wie den der kleineren ActiFry Snacking gibt es für das XL-Modell nicht. Einfache Handhabung:Ein Display mit drei Knöpfen und ein Stecker – damit kommt die ActiFry aus. Bei ihr ist nur die Zeit variabel, die Temperatur ist bei ca. 150 °C fest eingestellt. Der Timer lässt sich auch bei den Geräten von Klarstein und Philips auf bis zu 60 Minuten einstellen. Die Temperaturbereiche gehen beim VitAir Fryer von 50 °C bis 230 °C, beim Airfryer XL von 60 °C bis 200 °C. Das Öffnen der massigen Geräte kann allerdings zu Problemen führen. Die ActiFry und der VitAir Fryer öffnen weit nach oben, viele Unterschränke in der Küche hängen dafür zu niedrig. Die ActiFry ist geöffnet ca. 50 cm hoch, der VitAir Fryer ca. 56 cm. Alle drei Geräte nehmen sehr viel Platz in Anspruch – entweder auf der Arbeitsfläche oder zur Aufbewahrung im Küchenschrank. Der Fett-Geruch beim klassischen Frittieren verweilt meist ein paar Tage in der Küche. Nach dem ersten Mal „Pommes aus der Heißluft-Fritteuse“ liegt derselbe Duft in der Luft. Alle Geräte haben so starke Gebläse, dass sich das Pommes-Aroma überall verteilt. Positiv aufgefallen ist aber auch, wie schnell dieser Geruch wieder verschwindet. Kaum zwei Stunden nach dem Kochen ist bei geöffnetem Fenster nichts mehr zu riechen. Fette Unterschiede Zum Kochen und Backen: Für Ge- Schnell gelesen • Heißluft-Fritteusen funktionie- ren wie eine Koch- und Backeinheit. Einer normalen Fritteuse ähneln sie kaum. • Mit den Geräten kann man Fett bei der Zubereitung einsparen. • Für Frittiergerichte wie Krapfen oder Quarkbällchen eignen sie sich nicht. • Im Gegensatz zum Backofen sind die Geräte auch ohne Vorheizen sofort einsatzfähig. • Die Heißluft-Fritteusen sind praktisch für kleine Haushalte mit 1 bis 3 Personen. Rapsöl ist auch zum Erhitzen bis 100 °C geeignet. Andere, native Pflanzenöle wie Olivenöl sollten Sie nur für die kalte Küche, z. B. Dressings, verwenden. Fotos: Heil richte, die „in tiefem Fett backen“ müssen, benötigt man nach wie vor eine herkömmliche Fritteuse. Wer eine gute Alternative sucht, um nicht immer gleich den Backofen für eine kleine Mahlzeit anzustellen, ist mit einer Heißluft-Fritteuse gut beraten. Die Geräte besitzen unserer Meinung nach genug Leistung und Volumen für eine „normale“ Familie. Ländlichen Großfamilien mit mehreren Generationen wird das Fassungsvermögen nicht reichen. Beilagen, Nachtische, z. B. gebackene Bananen, oder auch kleine Kuchen und Muffins können die Geräte jedoch gut zubereiten. Selbst gemachte Pommes gelingen in kleineren Mengen mit einem akzeptablen Ergebnis. Sie sind aber nicht mit „den richtigen Fritten“ aus der klassischen Fritteuse zu vergleichen. Wer eine Heißluft-Fritteuse mit möglichst breit gefächertem Einsatzgebiet sucht, ist mit dem VitAir Fryer von Klarstein am besten beraten. Schnelle Gerichte mit einem möglichst knusprigen Ergebnis bietet der Airfryer XL von Philips. Die ActiFry von Tefal ist praktisch für Gemüsebeilagen, heißen Nachtisch, z. B. Kompott, oder zum Rösten. Fettsparen kann man durch die Grillfunktion und Beschichtung der Heißluft-Fritteusen zwar, ein guter Backofen, Töpfe und der bewusste Umgang mit Fett liefern aber dasselbe Ergebnis. Katharina Meusener Die Auswahl verschiedener Fette ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Neben klassischen Fetten wie Butter und Rapsöl findet man in den Produktregalen heute z. B. auch spezielle Brat- und Backfette. Beim Bratöl handelt es sich meist um Sonnenblumenöl, das wegen seines erhöhten Ölsäureanteils stärker erhitzbar ist. Auch Plattenfette, z. B. Palmfett, ersetzt ein solches „higholeic-Öl“ beim Frittieren oder Braten problemlos. Pflanzenöl sollten Sie nicht stark erhitzen. Es verbrennt schnell und verliert durch die Hitze seine positiven Eigenschaften. Eine Ausnahme: Rapsöl lässt sich problemlos auf bis zu 100 °C erhitzen. Tierische Fette sind meist höher erhitzbar als pflanzliche. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Butter hat z. B. einen hohen Flüssigkeits- und Eiweißanteil. Erhitzt man sie zu stark, wird sie braun und verbrennt. Aushelfen kann man sich mit Butterschmalz, dem reinen Butterfett. Es ist höher erhitzbar und liefert trotzdem das feine Butteraroma. Wer nicht nur auf die Art der Fette und Öle achtet, sondern auch weniger Fett essen möchte, findet hier ein paar alltagstaugliche Tipps: ❱ Fett ist der „Geschmacksträger“ Nummer eins, für den Genuss ist aber meist nicht viel davon nötig. Zum Verfeinern von Suppen und Soßen genügt häufig schon ein Esslöffel Öl oder ein Esslöffel frische Butter. Palm- und Kokosfett lassen sich problemlos stark erhitzen. ❱ Nicht aus dem Handgelenk arbeiten: Die Pfanne entweder mit einem gefetteten Pinsel bestreichen oder das Fett mit einem Esslöffel abmessen. ❱ Lassen Sie die Pfanne einfach mal im Schrank stehen. Im Bratschlauch bekommen Fleisch und Gemüse einen intensiven Geschmack – ganz ohne Fett. ❱ Statt Butter dick auf das Brot zu streichen: Senf, Meerrettich, Tomatenmark, Kräuter-Quark oder Frischkäse verwenden. ❱ Fleisch-, Tee-, Leberwurst und Co. einfach durch Braten-Aufschnitt oder Aspik ersetzen. ❱ Die Sahne kann man in vielen Rezepten gegen Milch, saure Sahne oder Schmand austauschen. ❱ Clever: Magerquark (0,3 % Fett) mit Mineralwasser cremig aufschlagen. Der Unterschied zu Sahnequark (40 % Fett) ist kaum zu schmecken. top agrar 6/2015 133