Klientelpolitik Ein erneutes Lehrstück darüber, was der Krefelder Stadtrat unter Bürgervertretung versteht. Wenn es um die Vertretung der oberen Tausend in Krefeld geht, sind CDU und FDP schnell dabei Wohltaten auszuschütten. Da ist immer Geld im Säckel. Wenn es aber darum geht, den Tausenden, die am Rande der „Wohlstandsgesellschaft“ stehen zu helfen, dann ist bei Fabel, Heitmann und Co. das Ende der finanziellen Leistungsfähigkeit unserer Stadt erreicht. Sozialticket? Am Do., den 15.09.2011 stand die Einführung eines ÖPNV Tickets zum Preis von 30,00 € für einen Teil dieser Menschen zur Debatte. SPD und Grüne hatten einen ge- sein Ausgabe Okt./Nov. 2011 Erscheint seit 1992 Asozial! Krefelder Stadtrat lehnt 30,00 € Ticket für Hartz IV Empfänger mit den Stimmen von CDU-FDP und sog. Unabhängigen ab. meinsamen Antrag eingebracht und dieses Ticket unter falscher Flagge als „Sozialticket“ segeln lassen. Bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, das das höchstens ein erster Einstieg in ein Sozialticket sein kann, denn die Regelleistung des Hartz IV beträgt lediglich ca. 15,00 € als Pauschale für die Nutzung des ÖPNV (€ 22,78 für Verkehr insgesamt). 15,00 € - mehr ist nicht drin! Also kann ein Ticket, das im Monat 30,-- € kostet, nur dann von den betroffenen Menschen erstanden werden, wenn sie auf Kosten anderer, ebenfalls dringend notwendiger Ausgaben, 15,00 € im Monat zuschießen. So etwas ist eben kein Sozialticket, aber es wäre ein erster Schritt gewesen. Und selbst diesen ersten Schritt, dieses erste kleine Entgegenkommen verweigern die Damen und Herren der Fraktion, die sich selber christlich nennt, diesen Menschen. Von der Partei der Besserverdienenden, der FDP, konnte man ja kaum etwas anderes erwarten. Jede/r Besitzer/in eines „Ticket 2000“, Ticket 1000, Semesteroder Bärenticket darf an Werktagen nach 19 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen eine Person kostenlos mitzunehmen. Dem Fass den Boden ausgeschlagen! Dieser Skandal hat aber noch einen zweiten Akt. Im Interview mit der WDR Lokalzeit ist die soziale Eiseskälte von Herrn Fabel und Zynismus geradezu körperlich zu spüren. Fabel konstatiert lapidar „Zunächst einmal ist die Frage der Mobilität in den Hartz IV Sätzen drin.“ Aber eine Halbwahrheit ist eben auch eine Lüge, denn diese 15 €, die zurzeit gelten, reichen bei weitem noch nicht einmal für das günstigste VRR Ticket T1000 9 Uhr, das nur wochentags und nur zwischen 9 Uhr und 21 Uhr gilt und im Abo 38,37 € kostet. Mit den 15 € kann man sich in der Preisstufe A (Stadtgebiet Krefeld) noch nicht einmal 2 Vierertickets leisten. Bei Zuzahlung von einem Euro kommt man dann ganze viermal in Krefeld hin und zurück. Das ist die „Mobilität“, die laut Fabel „in den Hartz IV Sätzen drin ist. Aber so etwas juckt einen Oberklasselimousinenbesitzer halt nicht. Inhalt: Wie die CDU / FDP das Sozialticket verhindern ......... S. 1 Termine …............................. S. 2 Gewerkschaftliche Interessenvertretung ….......... S. 3 Die “Schulden”-Krise: Alles faul, oder was? ….................. S. 4 Die DKP zu Griechenland .... S. 6 Unsere Lasten? Und dann wird Fabel konkret: “Was wir halt nicht machen, ist freiwillige sozialen Leistungen einführen, die zu unseren Lasten gehen, wo wir einen Sparhaushalt haben…“ Da fragt sich der geneigte Hörer doch: Hoppela zu wessen Lasten? Zu unseren? Wen meint Herr Fabel denn damit, doch wohl kaum diejenigen, die diese Leistungen entlasten würden. Nein, er meint seine Freunde. Diejenigen, die zahlen könnten, denen aber Steuern und kommunale Abgaben geschenkt werden, diejenigen, deren Interessen Herr Fabel vertritt. Sparen auf unsere Kosten! Und dann hören wir noch Sparhaushalt? In dem eine neue Dezernentenstelle geschaffen wurde, die locker das auffrisst, was die Einführung eines Sozialtickes möglicherweise kosten würde. Von diesem Stadtrat haben die einfachen Krefelder Bürger nur eines zu erwarten. Sie sollen die Zeche zahlen, die die oberen Tausend prellen. Dort ist das Geld zu holen, was unten fehlt. Druck entwickeln! Freiwillig werden die Damen und Herren dieses Geld nie rausrükken. Da müssen wir schon etwas nachhelfen. Und da hilft es auch nicht, darauf zu hoffen, dass die Mehrheitsverhältnisse im Krefelder Rathaus sich irgendwann vielleicht einmal ändern. Geänderte Mehrheitsverhältnisse haben noch nie die Verhältnisse geändert. Da tut politischer Druck Not. Da müssen sich die Betroffenen rühren. Geschenkt bekommen wir nichts, auch kein Sozialticket. ÖPNV für alle! Aber selbst ein solches Sozialticket, das den Namen dann auch verdient, kann nur ein erster Einstieg in einen ÖPNV sein, wie er sinnvoll ist. Was wir brauchen sind Strategien, die den motorisierten Individualverkehr, vor allem das Auto, weitgehend aus den Städten verbannt. Was wir brauchen sind kürzere und bessere Taktzeiten, sind aber vor allem kostengünstige, letztendlich kostenlose ÖPNV Leistungen. Wer soll das bezahlen? Vieles bezahlt sich bereits aus sich heraus. Wenn die Bürger den ÖPNV z.B. als wichtig und für sie geschaffen annehmen, wird das Schwarzfahren zurückgehen, weil jeder es sich leisten kann. Und diese nervigen Kontrollen könnten minimiert werden. Bei kostenlosem ÖPNV wären sie vollkommen überflüssig. Die Folgekosten des motorisierten Individualverkehrs, Staub, Dreck, Lärm und Unfallopfer würden auf ein Minimum reduziert und der innerstädtische Raum würde wieder lebenswert. Aber letztlich wird ein guter, kostenloser ÖPNV dann doch nicht zum Nulltarif zu haben sein, aber der ÖPNV gehört schließlich auch zur öffentlichen Daseinsfürsorge, und das ist das, wofür wir Steuern zahlen. Wenn es gerecht zugehen würde, zahlen die weniger Finanzkräftigen weniger und diejenigen, die finanzkräftiger sind, dann eben mehr. Aber das wäre dann ja schon ein Stück weit eine sozialistische Ordnung. Und die will ja keiner, auch wenn sie vernünftiger ist und für uns alle gut. Nur eben für die Fabels und Heitmanns und ihre Freunde in den Konzernen und Banken nicht. Peter Lommes Termine in Krefeld Di. 08. Nov. 2011 um 18:30 Uhr Bündnis „Krefeld f. Toleranz u. Demokratie“ im portugies. Zentrum, Bischof-Sträter-Haus, Corneliusstr. 22 Mi. 09. Nov. 2011 um 18:00 Uhr Gedenkveranstaltung zur Reichspogromnacht am Mahnmal für die frühere Krefelder Synagoge, Marktstraße Mi. 09. Nov. 2011 um 19:00 Uhr Antifaschistischer Stadtrundgang zu Orten mit Bezug zur Nazizeit. Führung: Herbert Steeg,Treffpunkt: Rheinstr. / Hochstraße Do. 10. Nov. um 18:00 Uhr Arbeitslosenzentrum Westwall 32-34 Treffen des Koordinierungskreis des Krefelder Sozialbündnis (offen für alle) Do., 17. Nov. 19:30 Uhr Veranstaltungsort siehe unsere Website http://www.dkp-krefeld.de öffentliche Mitgliederversammlung der DKP Linker Niederrhein, Bildungsthema: Imperialismus - Ergebnisse der Theoretischen Konferenz in Hannover So. 20. Nov. 2011, 11:00 Uhr Bischof-Sträter-Haus, Corneliusstr. 22, 47798 Krefeld. Das Bündnis Krefeld für Toleranz und Demokratie lädt zu einer Matinée ein. Barbara Degen wird aus ihrem Buch “Das Herz schlägt in Ravensbrück – Die Gedenkkultur der Frauen” lesen. Kostenbeitrag: € 5.00/ erm. € 3,00. Mitveranstalter sind der andere Buchladen und die VDJ (Regionalgruppe Düsseldorf). Sa. 26. Nov. 2011 ab 10:30 Uhr Infostand der DKP Linker Niederrhein auf dem Südwall / Hochstraße Sa. 03. Dez. 2011 ab 10:00 Uhr Platz an der Alten Kirche Infostand des Bündnis Krefeld für Toleranz und Demokratie auf dem "Besonderen Weihnachtsmarkt", Mo. 05. Dez. 2011 um 19:30 Uhr BI „Rund um St. Josef e.V.“, Corneliusstr. 43, Seminar „Materialistische Geschichtsauffassung“ Do. 05. Dez. 2011 um 18:30 Uhr „Eine Welt Laden“, Westwall 62 Treffen des Krefelder Friedensbündnis Perspektiven gewerkschaftlicher Interessenvertretung Diskussionsveranstaltung im ALZ Krefeld Das Krefelder Sozialbündnis, ein Zusammenschluss verschiedener Krefelder Organisationen und Parteien von der KAB über attac bis zum DGB und verschiedenen Einzelgewerkschaften, von der SPD über die PDL bis zur DKP, hat zusammen mit dem Arbeitslosenzentrum Krefeld im Rahmen seines "Aktionsmonats für gute Arbeit" eine Reihe von 6 Veranstaltungen im Themenumfeld von Arbeit und Arbeitsbedingungen in Betrieb und Gesellschaft heute durchgeführt. Schon im Vorfeld hatte die CDUnahe „Rheinische Post“ gegen die Veranstaltungsreihe insgesamt und das „seltsame Gebilde“ des Bündnisses gehetzt: „Dort sind Organisationen vereint, die weltanschaulich eigentlich nicht zusammen passen: Die katholische Kirche zum Beispiel und die stramm kommunistische ... DKP.“ „Sozial“ sei ein „Wort, das … zuweilen ersatzreligiöse Qualität hat, weil man nur noch anbetend davorstehen darf.“ Zum Sozialbündnis meint sie: „Nicht jeder, der das Wort "sozial" im Etikett führt, ist ein Sachwalter des Sozialen.“, mit der Veranstaltungsreihe „pflegt (es) ungestört seinen Garten der Gesinnungen“ und lamentiert: „Wenigstens eine saftige Podiumsdiskussion, in der Arbeitgeber oder Marktwirtschaftler zu Wort kommen, hätte gutgetan.“ Auf diese Kritik aus der richtigen Ecke darf das Sozialbündnis stolz sein, zeigt sie doch, dass seine Stoßrichtung die Richtige ist. Die letzte Veranstaltung in dieser Reihe, unter dem Thema „Gute Arbeit setzt gute betriebliche Interessensvertretung voraus. Betriebsräte im Spannungsfeld von Klassen- Impressum und Kontakt DKP Linker Niederrhein Prinz-Ferdinand-Str. 71 47798 Krefeld Horst Wilhelms Tel. 02151 315838 – Eigendruck kampf und Sozialpartnerschaft.“ wurde von der DKP Krefeld/Linker Niederrhein organisiert. Dort wurde es dann richtig spannend: Im Podium saßen neben dem Genossen Uwe Fritsch, BRVorsitzender von VW in Braunschweig und Mitglied des Parteivorstandes, die Kollegin Andrea Randerath, BR ThyssenKrupp Steel Europe, sowie die Kollegen Ralf Winters, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats der Stadtverw. Krefeld, Heiko Grupp, Vertrauensmann Siemens Transportation, und Uwe Steiche, BR Bayer Material Science, beide KR-Uerdingen. Damit gelang es der DKP, Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Branchen und politischer Ausrichtung auf's Podium zu bringen, was die gewerkschaftliche und betriebliche Verankerung und Respektierung der DKP in Krefeld deutlich macht. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion von Peter Lommes, dem Kreisvorsitzenden der DKP Linker-Niederrhein. Das durchgehende Fazit der Veranstaltung: Ohne gewerkschaftliches Engagement keine Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Gute Arbeit setzt immer aktive Interessenvertretung, die Aktivierung der Kolleg/inn/en zur Durchsetzung ihrer Forderungen voraus. Stellvertreterpolitik dagegen führt in eine Sackgasse. Interessenvertretung kann und darf sich nicht auf rein betriebliche Ziele beschränken. Durchsetzungskraft setzt Konfliktfähigkeit und -bereitschaft voraus, Kämpfe, auch wenn sie nicht zum Erfolg führen, machen die Kolleginnen und Kollegen selbstbewusster und stärker. Podium und Publikum waren sich weitgehend einig, dass die betriebliche und gewerkschaftliche Arbeit allen möglichen Widerständen zum Trotz politisiert werden muss, wozu auch der politische Streik gehört. Man könne sich aber nicht auf die Forderung nach dem politischen Streikrecht beschränken, da alleine diese Forderung noch lange keine Kollegin und keinen Kollegen auf die Straße bringe. Uwe Fritsch wies darauf hin, dass es gelte, heute schon die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, etwa die Unterbrechung einer Betriebsversammlung zur Solidarisierung mit anderen kämpfenden Kolleginnen und Kollegen. Notwendig sei, dass die Gewerkschaften vermehrt ihre gesamtgesellschaftliche, politische Rolle sowohl in der Zusammenführung betrieblicher Kämpfe als auch in anderen gesellschaftlichen Fragen zur Geltung bringt. Ein vielfältiges Echo brachten die Diskussionsbeiträge aus dem ca. 50-köpfigen Publikum, darunter viele gewerkschaftlich und betriebWas sagen wir zu lich aktive Kolleg/inn/en aus Krefelder Betrieben. Die Notwendigkeit konsequenter Interessenvertretung, des stärkeren direkten Einbezugs der Kolleginnen und Kollegen in diese Arbeit, der Politisierung der Arbeit, der Entwicklung von Kampfkraft zur Abwehr von Verschlechterungen, Entlassungen und Schließungen wurde immer wieder hervorgehoben. Zum Schluss regte P. Lommes als Mitglied des DGB Kreisvorstandes an, dass diese Veranstaltung aus seiner Sicht der Auftakt für eine regelmäßige gewerkschafts- und branchenübergreifende Betriebsrätekonferenz in Krefeld sein könne. Dies wurde von anderen anwesenden DGB-Kreisvorstandsmitgliedern und dem Publikum begrüßt. Thomas Mehner Krise – Schulden – Griechenland? - Ein fiktives Interview. Alles Faul – oder was? Frage: Die Krise (Schulden-, Banken-, Euro- oder Griechenlandkrise) ist derzeit das zentrale Thema aller Nachrichten. Über die Ursachen herrscht große Unklarheit. Was liegt dem Problem zu Grunde? DKP: Durch die immer mehr steigende Produktivität stellen die arbeitenden Menschen immer mehr Waren her, verdienen jedoch durch sinkende Löhne und Sozialleistungen immer weniger, ihre Kaufkraft steigt also nicht entsprechend mit, so dass die Gewinne der Unternehmen und Banken rasant steigen und die Kapitamenge zunimmt. Dieses Kapital, in guten Zeiten in die Erweiterung und Rationalisierung der Produktion investiert, findet jedoch kaum noch gewinnversprechende Anlagemöglichkeiten, da in Zeiten wachsender Armut den in immer größerer Zahl produzierten Waren immer weniger Kaufkraft gegenüber steht. Welcher Unternehmer wird investieren, wenn er anschließend auf den Produkten sitzen bleibt? Frage: Was passiert stattdessen mit dem nicht produktiv einsetzbaren Kapital? DKP: Kapital muss sich verwerten, sonst geht es zugrunde, ohne Gewinn droht die Pleite. Der Ausweg: Wenn es solide und nützlich nicht geht, dann eben spekulativ und asozial. Beispiel: „Heuschrecken“ kaufen solide Unternehmen, saugen sie aus, zerschlagen sie und lassen die unbrauchbaren Reste kaputt gehen. Und es wird auf Deubel komm raus gezockt mit „hochspekulativen“ Anlagen, d.h. wertlose Papiere an ahnungslose Anleger (und als Alibi auch an andere Banken) verkauft. Das Wort „Derivate“, also z.B. Wetten auf die Schuldenzurückzahlung (oder nicht) überschuldeter Häus- lebauer, oder Titel auf zweifelhafte faule Kredite oder gar nur deren Kreditversicherung, kann man nur mit Börsen-Luftnummern übersetzen, des gleichen „Leerverkäufe“, d.h. die Zusage, zu einem bestimmten Zeitpunkt Papiere zu einem festen Preis zu verkaufen, die man heute noch gar nicht besitzt und auf deren Wertverfall oder -steigerung zum Verkaufszeitpunkt man spekuliert. Einen tatsächlichen Gegenwert, wie etwa ein Anteil an einem produzierenden Industrieunternehmen, haben diese Papiere nicht. Frage: Und das geht gut? DKP: Eine Weile geht das schon, die Realisierung des Traums, aus Scheiße Geld zu machen. Aber eins ist klar: Tatsächliche Gewinne lassen sich NUR aus der realen Produktion von Waren und Dienstleistungen ziehen, nicht aus Spekulation. Und irgendwann ist ja immer „Zahltag“, dann muss tatsächlicher Gewinn erzielt worden sein, und dann platzt die Spekulationsblase. Das passiert seit 2007 und hat sich zum totalen FinanzDesaster entwickelt. Eine Spur riesiger Verluste zieht sich durch die Geldwelt, reihenweise droht Banken und Versicherungen die Pleite, in den USA und auch bei uns in Europa: Lehman Brothers, Fanny Mae und Freddie Mac, Hypo Real Estate, WestLB und HSH Nordbank, IKB/KfW, Dexia, Commerzbank, und und und. Frage: Früher bedeutete Krise immer Kapitalvernichtung, d.h. Unternehmen und Banken schrumpften, verloren Kapital oder gingen bankrott, unverkäufliche Waren wurden vernichtet oder verrotteten in den Lagern, Industrieanlagen verfielen und wurden abgerissen. Und heute? DKP: Was jetzt passiert, kann man nur noch als tolldreistes Stück bezeichnen: Jahrzehntelang haben die Banken und ihre Eigentümer riesige Gewinne aus diesem Geschäft gezogen, aber damit jetzt die Banken nicht an den eigenen wertlosen Papieren ersticken, werden zur Rettung der bedrohten Bankenprofite diese Verluste von den Staaten durch Staatsknete in dreistelligen Milliardenhöhe übernommen. Probeabo: Karte an CommPress-Verlag, Hoffnungstraße 18, 45127 Essen reicht oder: http://www.unsere-zeit.de Frage: Wie soll das gehen? Woher kommt das Geld dazu? DKP: Gute Frage, denn das Geld dazu haben die Staaten eigentlich nicht, sondern sie müssen es sich gegen hohe Zinsen von Banken leihen, den selben Banken, die es dann als Garantien oder zum Ver lustausgleich bei der Abschreibung der Schrottpapiere (der Auslagerung an sog. Bad Banks) quasi umsonst wieder zurück erhalten. Eine ungeheure Profitsicherungsmaschine, die perfekte Umsetzung des Geheimrezepts der neoliberalen Wirtschaft: Gewinne privatisieren, Verluste sozialisieren! Alles auf Kosten der Steuerzahler, der kleinen Leute, also uns, denn die Reichen und Unternehmen zahlen eh kaum noch Steuern. Frage: Aber das führt dann doch zu einer unabsehbaren Verschuldung auch der wirtschaftlich starken Länder wie den USA, Deutschland und Frankreich. DKP: Ja, genau, auch das ist nur eine Lösung auf Zeit, bis auch diese Staaten in die Zahlungsunfähigkeit rutschen. Rückzahlbar sind deren riesigen Schuldenberge sowieso schon lange nicht mehr. Frage: Und es gibt kein Mittel dagegen? DKP: Nein, jedenfalls nicht ohne Bruch mit den gegebenen Verhältnissen. Den wollen sie unbedingt vermeiden, aber vergeblich. Ihr Mittel: Der Ausweg auf Kosten der arbeitenden Menschen. Steigende Zins- und Schuldenlast sowie sinkende Steuereinnahmen des Staates werden schon länger als Begründung für Kürzungen aller Art genommen. Wer kennt nicht den Politikerspruch: „Wir“ haben über unsere Verhältnisse gelebt, daher müssen „wir“ jetzt sparen. Nur ist das erste „wir“ das Finanzkapital und das zweite sind die arbeitenden Menschen. Das neoliberale Credo der „Kostensenkung“ als ökonomisches Allheilmittel, von Schröder Agenda 2010 genannt und von rot-grün durchgesetzt, führte besonders in Deutschland zu sinkenden Arbeitskosten: Billiglöhne, sinkende Realeinkommen, Hartz IV, „zweiter Arbeitsmarkt“, 1-Euro-Jobs, 400-EuroJobs, faktische Rentenkürzung durch Rente mit 67, zunehmende Leiharbeit usw. machten aus Deutschland ein Billiglohnland mit Dumpinglöhnen. Frage: Aber jetzt ist doch erstmal Griechenland pleite. Warum? DKP: Deutsche Unternehmen z.B. produzieren wegen der immer mehr gesunkenen Arbeitskosten immer billiger und wurden so zu Lasten der Beschäftigten Exportweltmeister, dessen Walze die weniger konkurrenzfähigen Länder am Rande der EU mit konkurrenzlos billigen Produkten überrollt und so deren Volkswirtschaften ruiniert. Diese Staaten geraten dann natürlich auf die Dauer in ernste Finanzprobleme. Früher oft genutzte Schutzmechanismen für schwächelnde Volks- wirtschaften, eine eigene Währung, die man zur Not abwerten konnte, sowie Schutzzölle auf Importe fielen mit der EU und dem Euro weg. Sinkende Steuereinnahmen verbunden mit einer schrumpfenden, niederkonkurrierten Volkswirtschaft, das kann man nur mit Krediten überleben. Und die Banken gaben gerne, denn Staatsanleihen galten noch lange als sichere Anlage, selbst dann, wenn ein Land seine Zinsen und Tilgung nur noch mit neuen Krediten bezahlen konnte. Frage: Kann so etwas dauerhaft funktionieren? DKP: Nein. Auch diese Blase platzt jetzt gerade, viele Staatsanleihen werden immer wertloser, weil ganze Staaten praktisch pleite sind, ihre Eigenfinanzierung bricht zusammen. In einer letzten „verzweifelten Anstrengung“ verdienen die Banken jetzt an den von ihren Komplizen in den „Ratingagenturen“ hochspekulierten Zinsen für Kredite an überschuldete Staaten. Das Geld bekommen Sie von der EZB fast umsonst und verleihen es für 5 bis 10% weiter. Noch eine reine Profitmaschine: Keine Leistung, aber viel Gewinn. Frage: Aber es muss doch eine Lösung gefunden werden. DKP: Ja, aber unter den gegebenen kapitalistischen Bedingungen verhalten sich Regierungen und Kapital wie jemand, der in die falsche Richtung geht und bei sich denkt: Ich lauf mal schneller, das wird schon helfen. Klar sollte sein, dass eine kapitalistische Lösung, wie derzeit überall von der „Troika“ aus IWF, EZB und EU im Auftrag von Deutschland und Frankreich erpresst, also Massenentlassungen, die Senkung von Löhnen, die Kürzung von Renten usw. die griechische und andere Volkswirtschaften weiter zerstört, die Massenarbeitslosigkeit verschärft, die Steuereinnahmen weiter senkt und die Probleme noch mehr verschärft anstatt sie zu lösen. Griechenland wird gerade jetzt von Banken und internationalen Großunternehmen wie ein altes Auto ausgeschlachtet, und wenn alles geplündert ist, dann wird es einen (Teil-)Schuldenerlass geben, an dem sich die Banken – wenn überhaupt – höchstens am Rande beteiligen: Profite sind im Kapitalismus eben heilig. Frage: Und was soll dann das Gerede von den „faulen Griechen“? DKP: Vorweg: Die Jahresarbeitszeit der Griechen liegt knapp 10% höher als in Deutschland. Es ist derzeit die Hauptaufgabe der Schmierfinken von BLÖD und Konsorten, die Verfallsprozesse eines faulenden Kapitalismus als das Schmarotzertum „fauler Griechen“ darzustellen, also von den tatsächlichen Ursachen abzulenken, die Opfer zu Tätern zu machen. Die Menschen sollen nicht zu der Erkenntnis kommen, dass das kapitalistische System nicht mehr funktioniert und für sie keine Lösung mehr bietet. Frage: Und was sollen wir nun machen? DKP: Dasselbe wie die Streikenden, die Protestierenden, die Empörten in den betroffenen Ländern. Der Kapitalismus hat ausgedient, das begreifen immer Mehr. Auch bei uns ist Gegenwehr nötig: Wir werden nicht akzeptieren, dass wir für die Krise zweimal zahlen sollen, erst durch Lohnverzicht und wachsende Armut, dann nochmal durch die Kosten der wachsenden Staatsverschuldung zu Lasten zukünftiger Generationen. Fangen wir an, uns zu wehren. Höhere Löhne kosten keine Arbeitsplätze, sondern Gewinne, und die sind eh viel zu hoch, das angesammelte Kapital kann nicht mehr angelegt werden, siehe oben. Hier schließt sich der Kreis, ein fehlerhafter, fauler Kreislauf auf Kosten der arbeitenden Menschen. Lasst uns ihn stoppen! Dazu finden Ihr bei uns in der DKP die richtigen Mitstreiter. Aus der Erklärung der DKP zu den aktuellen Vorgängen in Griechenland Den Menschen in Griechenland, die seit Monaten gegen das Diktat der Finanzmärkte, der EU und die Sparpläne ihrer eigenen Regierung protestieren und jetzt mit einem von den beiden Dachgewerkschaftsorganisationen GSEE and ADEDY ausgerufenen Generalstreik ihre Forderungen unterstreichen, gehört unsere uneingeschränkte Solidarität. Die kommunistische Partei Griechenlands (KKE) und die Gewerkschaftsdachorganisation PAME spielen wie andere linke Organisationen für die Proteste eine wesentliche Rolle. Viele Tausende zogen am 20. Oktober vor das griechische Parlament. Sie wurden – nach ersten Informationen – von etwa 500 sogenannten Autonomen mit Brandbomben angegriffen. Das war offenbar Anlass für die Polizei, Tränengas einzusetzen, die Demonstration aufzulösen. (...) Ein solches Vorgehen ... dient allein denen, die die Proteste und eine demokratische sowie soziale Wende im Interesse der Mehrheit der Menschen in Griechenland verhindern wollen. Veränderung braucht aber Mehrheiten. Vor allem das breite Bündnis aller von der Krise betroffenen Menschen und aller linken und fortschrittlichen Kräfte. Bettina Jürgensen (Vors, der DKP) Nina Hager, Patrik Köbele, Leo Mayer (stellvertr. Vorsitzende der DKP)