84 baustellen Wer hat die schönste Shoppingmall im ganzen Land? Der Kampf um Kunden: Bauen für mehr Marktanteile Auch dieses Jahr veröffentlichte die Location Group ihre viel beachtete Retail-Marktstudie. Sie wartet wiederum mit einigen interessanten Fakten zur ShoppingcenterLandschaft Schweiz auf. So wird etwa darauf verwiesen, dass die Schweiz «mit einer Shoppingcenter-Dichte von rund 30 Quadratmetern GLA (gross leasable area/ Mietfläche) pro hundert Einwohner zu den gesättigten Märkten Europas gehört.» Zusammenfassend hält die Studie weiter fest, dass es nicht nur darum geht, Konsumtempel mit den «üblichen und bekannten» Geschäften zu füllen, sondern darum, einen für alle Beteiligten gewinnbringenden Mietermix zu finden. Eine wichtige Rolle, die keinesfalls aus den Augen gelassen werden sollte, spielt dabei auch die Architektur, heisst es in der Studie weiter. Die beiden Umstände (gesättigter Markt und Architektur-Ansprüche) führen dazu, dass die Betreiber der Schweizer Shoppingcenters unter Zugzwang stehen und ihre Immobilien entweder baulich auf den neusten Stand bringen müssen oder bei der Neuerstellung einer solchen, die neusten Erkenntnisse berücksichtigen müssen. Nur so gelingt es, in diesem hart umkämpften Markt die Gunst der Kunden nachhaltig zu gewinnen. die baustellen_Juni/11 Der Konkurrenzkampf in der schweizerischen Shoppingcenter-Landschaft wird inzwischen mit harten Bandagen ausgetragen. Die Kunden lassen sich nicht mehr so leicht «aus dem Häuschen» locken. Das haben auch grosse Einkaufszentren merken müssen. Nur wer seine Konsumlandschaft auf dem neusten Stand präsentiert, kann erfolgreich geschäften. Text: Andrin Federer // Fotos: fotolia, zvg. 85 ]XYHUOlVVLJ WHUPLQJHUHFKW ,KUHQ%HGUIQLVVHQDQJHSDVVW EHUQHKPHQZLUIU6LHGLH« Die Einkaufsarchitektur ist mit vielen Disziplinen verwoben. Sonnenhof: Auf dem Weg zu einer attraktiven Citymall Seit Mai dieses Jahres laufen auch die Umbauarbeiten im Einkaufszentrum Sonnenhof in Rapperswil am Zürichsee. Der Sonnenhof war schon arg in die Jahre gekommen, und unter attraktivem Shopping versteht man heute etwas anderes. Die Verantwortlichen haben hier eine attraktive Citymall mit mehr Raum im Innern, besserem Licht und neuen Ladenfronten geplant. Gleichzeitig werden ökologisch angepasste Materialien und eine Erneuerung der gesamten technischen Versorgung sowie umfassenden Wärmeschutzmassnahmen die Energieeffizienz des Shoppingcenters nachhaltig verbessern. Auch saniert werden die zum gleichen Gebäudekomplex gehörenden 61 Wohneinheiten. Sie erhalten neue Bäder und neue Küchen. Sämtliche Fenster der Immobilie werden ersetzt und auch die Fassade erhält ein Facelifting. Als Investor zeigt sich auch hier eine Bank: Der UBS-Immobilienfonds SIMA steckt rund 45 Millionen Franken in die Revitalisierung des Shoppingcenters Sonnenhof. Für die Architektur zeichnet sich das Zürcher Büro Ramseier & Associates Ltd. verantwortlich. Sie verfügen über entsprechendes Know-how, wenn es um die Planung von Einkaufszentren (z. B. La Praille in Genf, Shopping Arena in St. Gallen) geht. Zukünftig wird sich das Rapperswiler Einkaufszentrum auf grosszügigen Flächen, verteilt auf drei Etagen, präsentieren. Zwei Drittel der bestehenden Mieter sind auch in Zukunft noch im Sonnenhof zu finden. Allerdings erhalten die bisherigen Geschäfte ein neues Ladenlayout und neue Standorte innerhalb der Shoppingmall. Dies hat seine Gültigkeit insbesondere für die Migros. Sämtliche Bereiche des Supermarktes und das Restaurant werden in Zukunft auf einer Etage zu finden sein. Die Filiale des MigrosKonkurrenten Coop wird schliessen. Die «%DXNRVWHQSODQXQJ «%DXOHLWXQJ GLHEDXNRVWHQSODQHUFK ▲ die baustellen_Juni/11 Nachfolgend stellen wir vier Beispiele dieser Bestrebungen in der Schweizer Shoppingcenter-Landschaft dar. In zwei Fällen, den Shoppingcentern Sonnenhof in Rapperswil und Grossacker in St. Gallen, handelt es sich um eine so genannte Revitalisierung, in den beiden anderen Fällen um nach neusten Erkenntnissen geplante Neuobjekte, nämlich den Lyssbachpark und das Einkaufszentrum Rosenberg in Winterthur. 86 baustellen Betreiber möchten den Ladenmix im Sonnenhof mit zusätzlichen Anbietern aus der Modebranche ergänzen und so attraktiver machen. Ziel ist es, verschiedene Labels anzuziehen, die bis jetzt in Rapperswil noch nicht präsent sind. Auch ist geplant, einen weiteren Gastrobetrieb im Shoppingcenter unterzubringen. Der Umbau des Sonnenhofs findet unter Betrieb statt. Der straffe Bauplan bringt es allerdings mit sich, dass die bestehenden Geschäfte ein wenig enger zusammenrücken müssen. Schon diesen November soll die Fertigstellung des ersten Obergeschosses und damit eine Teileröffnung erfolgen. Läuft alles nach Plan, kann der revitalisierte Sonnenhof im August nächsten Jahres den Abschluss der Umbauarbeiten feiern. Rosenberg: Neues städtisches Eingangstor Nach einer beinahe zehn Jahre dauernden Baugeschichte konnte im Mai das aktuelle Highlight der Winterthurer Einkaufswelt eröffnet werden. Anfänglich war geplant, dass das rund 50-jährige Einkaufszentrum Rosenberg saniert werden solle. Umfas- sendere Abklärungen haben aber ergeben, dass weder Bausubstanz noch die bestehenden Strukturen wie Raumhöhen und Haustechnik den zukünftigen Bedürfnissen genügen können. Im Jahr 2003 wurde von der Bauherrschaft deshalb entschieden, einen Neubau zu erstellen. Zur gleichen Zeit hat sich die Migros entschlossen, zusätzlich 151 Wohneinheiten mit dem neuen Shoppingcenter zusammen zu realisieren. Der neue Rosenberg kann getrost als Vorzeigeprojekt in Sachen Ökologie und Wirtschaftlichkeit bezeichnet werden. Erstens wurde das in aller Munde befindliche «bauliche Verdichten» exemplarisch umgesetzt, obschon der Gebäudekomplex jetzt noch sehr ins Auge sticht, insbesondere unter Einbezug des umliegenden Quartiers. Trotzdem ist das Verdichten gelungen, denn das Winterthurer Quartier wird sich in den nächsten Jahren ebenfalls verändern und sich in Art und Weise dem Einkaufszentrum anpassen. Das heisst, dass die neu entstehenden Gebäude sicher ebenfalls einiges höher werden, was zu einer besseren Integration des Shoppingcenters in das Quartier führen wird. Das für die Architektur verantwortliche Büro ww Atelier hat denn auch nach eigenen Angaben bewusst darauf verzichtet, das Zentrum im Quartier zu integrieren. Das grosse Bauvolumen hätte dies sowieso äusserst schwierig gemacht. Das homogene Gebäude zeichnet sich durch präzis gesetzte Einschnitte und Volumen aus. So ist eine Bauskulptur mit eigener Identität entstanden. In sich hat es die Fassade: Die Gebäudehaut ist mit Noppen übersät und erinnert so an ein Glas prickelnden Champagner. Trotzdem ist das Erscheinungsbild ruhig, denn die Materialisierung wurde einheitlich ▲ Grossacker: Lebendigkeit als architektonisches Konzept Ebenfalls in die Jahre gekommen ist das St. Galler Einkaufszentrum Grossacker. Die Bausubstanz ist mittlerweile 35-jährig. Dementsprechend gross war der Erneuerungsbedarf. Davon betroffen waren die haustechnischen Anlagen und Installationen. Aber auch die architektonische Gestaltung, das Parking und der Mietermix machten es dem Shoppingcenter schwer, sich gegen die Konkurrenz zu behaupten. Der Spatenstich zur Revitalisierung ist diesen Frühling erfolgt. Das Redevelopment erfolgt durch die WMI Real Estate Marketing AG, als Totalunternehmen zeichnet sich die HRS Renovation AG verantwortlich. In Zukunft wird die Architektur auf Lebendigkeit und Orientierungsqualität ausgerichtet. Diese wird insbesondere durch die Art und Intensität der Belichtung und Beleuchtung gestützt. Dazu werden auch so genannte Bubbles eingebaut. Diese Glaskuppeln bringen natürliches Tageslicht und damit ein kundenfreundliches Ambiente in das erste Untergeschoss der Mall. Nach den Erneuerungsarbeiten wird das Shoppingcenter über einen akzentuierten Eingang im Westen verfügen. Durch Sichtbezüge soll die doppelstöckige Eingangshalle im Osten eine Verbindung mit den beiden Verkaufsebenen herstellen. Auch neu gestaltet wird der Aussenplatz im Erdgeschoss. Mit einem neuen, modernen Beleuchtungskonzept und kreativen Farbkompositionen wird ein attraktiver Begegnungsraum geschaffen. Auf diesem anziehenden Marktplatz ist ausserdem ein Gartenrestaurant vorgesehen. Ein Ziel der Umbauarbeiten ist es auch, den Energieverbrauch des Shoppingcenters Grossacker merklich zu senken. Die haustechnischen Anlagen – also Heizungen, Klima- und Kälteanlagen werden zukunftsweisenden, energetisch optimierten Installationen weichen. So dürfte sich der Energieverbrauch des Einkaufszentrums fast halbieren. In der Parkgarage liegt der Fokus in der Verbesserung der Sicherheit, Kundenfreundlichkeit und Bequemlichkeit. So werden im zweiten und dritten Untergeschoss Fussgängerzonen und Komfortparkplätze geschaffen. Die Treppenhäuser sollen mit Licht und entsprechender Farbgestaltung prominent hervorgehoben werden. die baustellen_Juni/11 Das Einkaufszentrum Rosenberg in Winterthur ist ein gelungenes Beispiel eines Neubaus mit modernem Mallkonzept. 88 baustellen gewählt. Farben wurden nur sparsam benutzt und wenn, dann sind diese sehr präzise eingesetzt. Dies, so die Planer, verstärkt das Skulpturale. Die spezielle Lage des Einkaufszentrums führte zur Organisation der Grundrisse. So sind die Zugänge zum Shoppingcenter niveauversetzt, was im Höhenunterschied zwischen Schaffhauser- und Seuzacherstrasse begründet liegt. Diese unterschiedlichen Eingangniveaus bringen es mit sich, dass das Einkaufszentrum Rosenberg über zwei Erdgeschosse verfügt. Die beiden Eingänge werden jeder auf seiner Höhe durch geometrische Einschnitte ins Gebäude definiert. Die unterschiedliche Überlagerung der verschiedenen Etagen öffnet sich bis ins zweite Untergeschoss. Der Be- sucher wird also schon in der Parkgarage von einem sich nach oben öffnenden, lichtdurchfluteten Raum in Empfang genommen. Über Rollbänder und verglaste Schräglifte findet er seinen Weg ins Zentrum der Mall. Die Wohneinheiten liegen über dem Shoppingcenter. Die vier abgewinkelten Wohnhäuser formen interessante begrünte Aussenräume. Diese Oasen bringen den Bewohnern viel Lebensqualität und natürlich Ruhe vor dem Strassenlärm. «Das Zentrum soll zu einem neuen, zeitgemässen Wahrzeichen für das Rosenbergquartier werden. Ein Unikat, ein selbstbewusster Bau mit hohem Wiedererkennungswert. Die neue Pforte nach Winterthur auf der Einfallachse von Norden», beschreiben die Architekten ihren Bau. Gutes Klima und Wohlbefinden Das gesamte System für die Gebäudeautomation im Lyssbachpark stammt aus dem Haus von Sauter Building Control Schweiz AG. Dabei kam das neueste Automationssystem EY-modulo 5 zum Einsatz. Die Stationen kommunizieren durchgängig untereinander und mit der Leitebene über das Technische Netzwerk (Ethernet TCP/IP) ohne zusätzliche Gateways und Router. Die eingesetzten Automationsstationen modu525 sind Teil des Systems SAUTER EY-modulo 5, welches als bestes Automationssystem mit dem «Gebäude-Effizienz-Award 2009» ausgezeichnet wurde. Über total 14 Schaltschränke werden die gesamten HLK-Anlagen geregelt und gesteuert, ebenfalls sind die RWA und einige Sanitäranlagen aufgeschaltet. Seit 100 Jahren sorgt das Unternehmen bereits für Lyssbachpark: Einkaufserlebnis zwischen den Metropolen Ende März dieses Jahres wurde das neue Shoppingcenter Lyssbachpark an zentraler Lage zwischen den beiden kantonalen Metropolen Bern und Biel in Lyss nach 2,5 Baujahren eröffnet. Über ihre Immobilienfonds Real Estate Fund LivingPlus hat die Credit Suisse rund 90 Millionen Franken in das Projekt investiert. Das Einkaufscenter Lyssbachpark überzeugt durch den schnell erreichbaren Standort am Bahnhof Lyss, durch genügend Parkplätze und das vielfältige Angebot: ein grosser Migros-Supermarkt – eingerichtet nach dem neuen grosszügigen Ladenkonzept 2010 –, ein neues Migros-Restaurant mit 179 Sitzplätzen und 96 Aussensitzplätzen in der Esplanade. Zum Lyssbachpark gehören auch ein Wohn- und Pflegezentrum sowie 48 Wohnungen. Das Wohn- und Pflegezentrum umfasst 16 grosszügige 1- bis 3-Zimmer-Wohnungen sowie 44 Pflegeplätze. Betreiberin ist die Seniocare AG. Die 48 Wohnungen mit dem LivingServices-Angebot richten sich an ein gemischtes Publikum, das die Annehmlichkeiten einer sehr zentralen und trotzdem ruhigen Lage schätzt. Mit dem öV gelangt man bis direkt vor das Einkaufscenter – zur centereigenen Bushaltestelle. Geplant wurde der viergeschossige, 146 Meter lange Bau vom Berner Büro Itten + Brechbühl AG. Der Gebäudekomplex bildet einen Riegel gegen die Bahnanlage. Gegenüber befinden sich drei kleinere Volumen mit Passagendurchbrüchen. Sie binden den Lyssbachpark ans bestehende Strassennetz an. Im Zwischenraum erstreckt sich eine grosszügige Esplanade. Sie lädt zum Flanieren und Verweilen ein. Charakteristisch sind die grünen Inseln, bepflanzt mit Nadelhölzern. Farblich wird der offene Innenraum dadurch gekennzeichnet, dass die Fassaden hell gehalten sind. Die Aussenfassaden sind dunkel getönt und markieren damit die Abgrenzung. ■ ein gutes Klima und Wohlbefinden in Lebensräumen und bietet ganzheitliche, energieeffiziente Lösungen für Gebäudeautomation aus einer Hand. Mit einem massgeschneiderten Serviceangebot begleitet das Unternehmen seine Kunden über den gesamten Leminimieren. Mit Sauter-Lösungen verfügen die Kunden über eine herstellerunabhängige Spitzentechnologie, die sowohl bei Neubauten als auch bei Modernisierungsmassnahmen optimale Bedingungen schafft. die baustellen_Juni/11 benszyklus der Anlagen und hilft mit, bei hohem Komfort die Betriebskosten zu