Umgang mit Ängsten Jugendlicher

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Umgang mit Ängsten
Jugendlicher
Diplom Psychologe
HANS PETER BRETTLE
Diplom Sozialpädagoge
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut
Psychologischer Psychotherapeut – Supervisor
Lehrpraxis, Selbsterfahrungsleiter
Eupen 29.11.2014
Umgang mit Ängsten Jugendlicher
Dipl. Psych. H. P. Brettle
Inhaltsverzeichnis
1. Wozu haben wir Gefühle
3
2. Angst
4
3. Risikofaktoren
9
4. Therapeutische Behandlungsansätze
9
5. Exkurs Entwicklungsschritte Kinder und Jugendliche
11
6. Was können wir als Bezugspersonen oder als Betroffene tun?
12
7. Protektive Faktoren
14
8. Literaturverweise
15
2
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Dipl. Psych. H. P. Brettle
1. WOZU HABEN WIR GEFÜHLE?
1. Gefühle hängen eng mit unseren Bedürfnissen zusammen und sind ein unverzichtbarer Teil unseres
Wesens, unserer Persönlichkeit, unserer Identität. Ohne Gefühle wären wir nichts anderes als ein
Computer oder Roboter, also seelenlose Maschinen, die sich voneinander nicht unterscheiden.
2. Gefühle sind Orientierungshilfen, die uns schneller und manchmal zuverlässiger als unser Verstand
sagen, wann es für uns gefährlich und unangenehm werden könnte. Sie helfen uns bei der Einschätzung
von Menschen und Situationen.
3. Gefühle sind Handlungsweisen. Sie sagen uns, wie wir im Sinne unserer Bedürfnisse und Interessen
handeln sollen und liefern uns dazu auch die nötige Energie. Je intensiver das Gefühl, desto leichter
überwinden wir evtl. Hindernisse.
4. Gefühle teilen sich anderen spontan durch unsere Körpersprache (Mimik, Gestik, Haltung) mit. Gefühle
sind Mitteilungen an andere sich in bestimmter Weise zu verhalten. Sie haben Einfluss auf Stimmung,
Gedanken und Verhaltensweisen unserer Mitmenschen.
Fazit: Wenn Menschen ihre Gefühle abschalten, dann sind sie wie ein Schiff im Nebel, dass ohne Kompass
(Orientierung), ohne Steuer und Motor (Handlungsanweisung) und ohne Funkgerät (Kommunikation mit
anderen Menschen) übers Meer fährt. Ohne Gefühle kommt man nicht besser sondern schlechter durchs
Leben und es ist viel gefährlicher.
4 Grundemotionen
Falscher Umgang mit Gefühlen:
1. Wenn wir unseren Gefühlen zu starke Bedeutung beimessen, dann kann es passieren, dass uns
unsere Gefühle wie Tatsachen erscheinen: „Wenn ich mich unfähig fühle, dann bin ich es auch.
Wenn ich das Gefühl habe, dass etwas richtig ist, dann ist es auch richtig. Wenn ich vor etwas
Angst habe, dann ist es bedrohlich. Wenn ich einen Menschen liebe, dann muss er in Ordnung
sein.“
2. Manchmal machen wir andere für unsere Gefühle verantwortlich: „Wegen dir bin ich jetzt traurig. Du
bist schuld, dass ich jetzt ärgerlich bin.“ Das stimmt nicht. Ich bin immer selbst verantwortlich für die
Gefühle, die ich habe, denn es sind meine Gefühle, d.h. ich erzeuge sie selbst gemäß meiner
Interessen und Bedürfnisse. Ich kann sogar aktiv Einfluss auf Art und Verlauf meiner Gefühle
nehmen.
3
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2. Angst
Angst ist eine der vier Grundemotionen, die bei der Entwicklung von Lebewesen auf der Erde eine wichtige
Rolle spielen. Auch alle höheren Tierarten kennen Angst. Angst hilft uns Gefahren zu erkennen, zu
entkommen und ihnen vorzubeugen. Angst ist daher ein überlebenswichtiges Warnsystem. Dieses
Warnsystem ist lernfähig. Das Gehirn speichert Informationen, die mit akuten gefahrvollen Situationen in
Verbindung stehen. Nehmen wir diese Signale zu einem späteren Zeitpunkt erneut wahr, sind wir vorsichtig
und bekommen Angst.
Ein bestimmtes Ausmaß an (sozialen) Ängsten ist gerade bei Kindern und Jugendlichen völlig normal.
Ängste treten im Jugendalter häufig dann auf, wenn die typischen Entwicklungsaufgaben in diesem
Lebensabschnitt nicht ausreichend bewältigt werden:

Ablösung vom Elternhaus in Form von mehr Selbständigkeit,

Eintritt in den KiGa, Schule oder die Berufswelt,

Entwicklung einer eigenen Identität,

Integration in die Gleichaltrigengruppe mit alterstypischen Aktivitäten,

Kontaktfähigkeit gegenüber dem anderen Geschlecht,

Umgang mit Veränderungen in der körperlichen Entwicklung.
Auf der Suche nach einem verbindlichen Maßstab für das eigene Handeln entwickelt sich eine erhöhte
Empfindsamkeit für kritische Reaktionen von Seiten der Umwelt.
Kriterien für pathologische Angst
• Angsterleben ohne reale Bedrohung
• subjektiv/objektiv übertriebene Angstreaktion im Vergleich zum Auslöser
• ausgeprägte Erwartungsangst
• Angst vor der Angst
• sozial/persönlich einschränkendes Vermeidungsverhalten
• anhaltende Angst auch nach der Beseitigung der Bedrohung
• Beeinträchtigung der Lebensbewältigung
Ganz grob lassen sich Angststörungen danach unterscheiden, ob sich die Angst auf einen bestimmten
Gegenstand oder eine Situation bezieht, wie es z.B. bei den Phobien der Fall ist oder ob die Angst eher
eine umfassende ist. Generalisierte Angststörungen oder den Zwangsstörungen, bei denen die Betroffenen
ihre ängstliche Spannung nur durch das ständige Wiederholen bestimmter „unsinniger“ Gedanken oder
Handlungen in Schach halten können zählen zu letzterem. Schließlich gibt es Angststörungen, bei denen
neben den Befürchtungen insbesondere die körperlichen Aspekte im Vordergrund stehen, wie bei den
Panikattacken und den somatoformen Störungen.
4
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2.1.
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Symptome verschiedener Angststörungen
Die Symptome zeigen sich auf drei verschiedenen Ebenen:
(1)
Auf der körperlichen Ebene ist die Angst durch eine erhöhte Pulsfrequenz, Schweißausbrüche und
Atembeschleunigung gekennzeichnet. Konkrete Symptome eines Patienten sind abhängig von der
Art der Angststörung.
(2)
Das Erleben bzw. Denken und Fühlen des Menschen wird durch Befürchtungen Beeinträchtigungen
und Überlegungen zur Vermeidung der gefürchteten Situation geprägt.
(3)
Das Verhalten zielt zunächst auf die Vermeidung der angstauslösenden Situation (Flucht,
Ausweichen). Wenn dies nicht möglich ist, so ist der Mensch zumindest bestrebt, sich im Falle eines
Angstanfalles schnelle Hilfe zu sichern.
Störung
Life-time Prävalenz
Panikstörung mit/ohne Agoraphobie
1,5 – 3,5%
Spezifische Phobie
10 – 11,3%
Soziale Phobie
3 – 13%
Zwangsstörung
2,5%
PTBS
1 – 14%
GAS
5%
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Verschiedene Angststörungen im Überblick
2.1.1. Phobische Angstsyndrome
Phobische Angstsyndrome lassen sich in zwei größere Kategorien einteilen:

Spezifische Phobien

Soziale Phobien
Spezifische Phobien
Bezeichnet die Angst vor bestimmten Objekten oder Situationen. Beispiele sind hier: Tierphobien,
Klaustrophobie (also Angst vor geschlossenen Räumen), Angst vor der Dunkelheit oder Höhenphobie.
Eine spezifische Phobie ist gekennzeichnet durch eine anhaltende Angst vor umschriebenen Objekten
einer umgrenzten Situation.

Vermeidungsverhalten

Erwartungsängste

häufig kein ausgeprägter Leidensdruck
Soziale Phobien
Das zentrale Merkmal der sozialen Phobie sind ausgeprägte Ängste, in sozialen Situationen im Zentrum
der Aufmerksamkeit zu stehen und sich peinlich oder beschämend zu verhalten.
Dies zeigt sich beispielsweise durch:
• Angst vor prüfender Betrachtung in kleinen Gruppen.
• Erröten, kein Blickkontakt, Zittern, Übelkeit usw.
• Entsprechende soziale Situationen werden vermieden.
Die Soziale Phobie tritt spezifischen Situationen oder generalisiert auf.
Es kommt zu Alltagsbeeinträchtigung durch Vermeidung.

Beginn: meist in der Jugend

Verlauf: chronisch fluktuierend

Punktprävalenz 5 %, M = F

Hohe Komorbidität mit Alkoholmissbrauch und Depression

Familiäre Häufung
6
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2.1.2. Panikattacken
Unter Panikatacken versteht man das Auftreten wiederkehrender, ausgeprägter Angstattacken, die sich
nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken, nicht vorhersehbar sind und
deshalb zu Erwartungsangst führen können.
Es kommt zu Episoden intensiver Angst, plötzlicher Beginn, Höhepunkt innerhalb 10 min, die nach 30 min
bis Stunden wieder abklingen.
Mindestens 4 der folgenden Symptome:
1. Herzklopfen, Tachykardie
2. Schwitzen
3. Zittern, Beben
4. Atemnot, Beklemmungsgefühle
5. Benommenheit, Ohnmachtsgefühl
6. Erstickungsgefühle
7. Übelkeit
8. Depersonalisation, Derealisation
9. Taubheit, Kribbelgefühle
10. Hitzewallungen, Kälteschauer
11. Schmerzen, Unwohlsein in der Brust
12. Furcht zu sterben
13. Fucht verrückt zu werden, Angst vor Kontrollverlust
2.1.3. Agoraphobie
Phobische Befürchtung bezieht sich auf…
…Situationen, in denen Flucht oder Hilfe unmöglich erscheint.
…Öffentlichkeit
…Situationen, in denen Sicherheit vermittelnde Personen nicht verfügbar sind.
Es kommt zu Vermeidungsverhalten, sozialem Rückzug
• Begleitung wirkt entlastend
• Einsicht, dass Furcht übertrieben / unsinnig ist
• Oft Kompensation durch symbiotische Bindung
Typische agoraphobe Situationen:
• Bus, Zug, Jet • Brücke, Tunnel • Von zu Hause entfernt sein • Menschenmassen
• Anstehen • Kirche, Kino, Hörsaal • Supermarkt, Kaufhaus • Restaurant
• Sportereignis • Alleine zu Hause zu sein
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2.1.4. Generalisierte Angststörung
Unter der generalisierten Angststörung versteht man die frei flottierende, anhaltende Angst mit vielfältigen,
insbesondere vegetativen Symptomen. Im Kindes- und Jugendalter treten häufig weniger typische
Beschwerden und weniger spezifische vegetative Symptome sind:
1. Übermäßige Angst und Sorgen (furchtsame Erwartung) bzgl. mehrerer Ereignisse oder Tätigkeiten
2. Die Person hat Schwierigkeiten, die Sorgen zu kontrollieren
3. Die Angst und Sorgen sind mit mind. 3 der folgenden Symptome verbunden:
- Ruhelosigkeit oder ständiges „auf dem Sprung sein“
- leichte Ermüdbarkeit
- Konzentrationsschwierigkeiten oder Leere im Kopf
- Reizbarkeit
- Muskelspannung
- Schlafstörungen
4. Die Symptome treten während mind. 6 Monaten an der Mehrzahl der Tage auf und verursachen in
Klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigung.
2.1.5. Trennungsangst
Angst vor der Trennung von wichtigen Bezugspersonen, die erstmals während der ersten Lebensjahre
auftritt und durch außergewöhnlichen Schweregrad sowie abnorme Dauer zu einer Beeinträchtigung
sozialer Funktionen führt.
Diagnostische Kriterien:
•
Auf die Trennung von wichtigen Bezugspersonen fokussierte Angst, die die Trennung unmöglich
machen kann
•
Fehlen einer generalisierten Angststörung des Kindesalters
•
Beginn vor dem sechsten Lebensjahr
•
Störung tritt nicht im Rahmen einer umfassenderen Störung (z.B. der Emotionen, des
Sozialverhaltens, der Persönlichkeit) oder im Rahmen einer tiefgreifenden Entwicklungsstörung auf
•
Dauer mindestens vier Wochen
Symptome bei Trennungsangststörung
•
Gedanken, der Bezugsperson könne etwas zustoßen
•
Gedanken, das Kind könnte durch ungünstige Ereignisse von der Bezugsperson getrennt werden
•
Verweigerung von Kindergarten- oder Schulbesuch (um die Trennung von der Bezugsperson zu
vermeiden); diese so genannte Schulphobie ist keine eigentliche Phobie, weil nicht die Schule
phobisch besetztes Objekt ist, sondern eine Trennungsphobie
•
Schlafen nicht ohne Hauptbezugsperson bzw. nicht außerhalb der eigenen Wohnung
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•
Nicht ohne Hauptbezugsperson daheim bleiben wollen
•
Alpträume betreffen die Trennung von der Bezugsperson
•
Unglücklichsein vor bevorstehenden Trennungen,
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auch während und nach diesen
•
Körperliche Symptome, hauptsächlich Übelkeit
3.
Risikofaktoren
Individuum
Ängstliche Kinder, Jugendliche aber auch Erwachsene leiden häufig unter negativen Gedanken und
Sorgen. Sie konzentrieren ihre Aufmerksamkeit auf bedrohliche Ereignisse und erinnern sich auch
besonders häufig an diese. Insbesondere für Kinder gilt, dass sie das Ausmaß der Bedrohung
überschätzen und ihre eigenen Bewältigungsmöglichkeiten unterschätzen.
Für das Jugendalter finden sich sehr hohe Bedeutungen im Zusammenhang zwischen Essstörungen und
Ängsten. 30% aller ehemaligen Essgestörten erkranken später an Angststörungen.
Familie
Kinder mit depressiven Eltern entwickeln überdurchschnittlich häufig Angststörungen.
Gleichaltrige
Fehlende Akzeptanz in der Gruppe und fehlende enge Freundschaften erhöhen das Risiko für
Angststörungen (MOF).
4.
Therapeutische Behandlungsansätze
4.1
Systematische Desensibilisierung
Bedingungen schaffen unter denen ein Patient mit Angststörungen lernen kann seine massive Angst und
seine damit verbundenen Vermeidungsverhaltensweisen schrittweise zu überwinden.
3 notwendige therapeutische Maßnahmen nach Wolpe:
1. Entspannungstraining
2. Erstellen individuellen Angsthierarchien (0-100)
3. Darbietung der Angstreize unter Entspannung zunächst in der Vorstellung (in sensu) dann auch in
der Realität (in vivo).
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4.2.
Konfrontationstherapien
4.3
Kognitive Strategien
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Ablauf:
1.
Strategie der kleinen Schritte (Erfolge motivieren)
2.
Registrieren automatischer Gedanken
3.
„zwei Spalten-Technik“ = „Hausaufgabe“, Dokumentation automatischer Gedanken versus
rationale Erwiderung
4.
Identifikation u. Testen eigener Kognitionen in der Realität
5.
Entkatastrophisieren (evtl. auch Distanzlose Übersteigerung)
6.
Umattribution (Zusammenhänge neu erschließen)
7.
Entwicklung alternativer Lösungen
8.
Aufbau realistischer Erwartungen (Training sozialer Kompetenzen)
4.4
Entspannungsübungen
� Progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen (PMR)
� Autogenes Training nach Schultz
� Meditationstechniken
� Yoga
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5.
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Exkurs Entwicklungsschritte Kinder und Jugendliche
Bei Kindern und Jugendlichen gilt es gesondert auf die altersspezifischen Anforderungen und
Entwicklungsgegebenheiten einzugehen. Eine Auflistung eben dieser Merkmale findet sich in den Arbeiten
von Erikson und Dreher.
Entwicklungsaufgaben nach Erikson:
Phase/
Alter
I
0 bis 1½
Jahre
II
1½ bis 3
Jahre
III
3 bis 6
Jahre
IV
6 Jahre bis
Pubertät
V
Jugend
(Adoleszen
z)
VI
junges
Erwachsenenalter
psychosoziale
Krisen
Vertrauen vs.
Misstrauen
unangemessene
Lösung
Unsicherheit, Angst
psychosoziale
Modalitäten
etwas erhalten,
etwas dafür geben
Selbstwahrnehmung als
Handelnde(r), als fähig zur
Körperbeherrschung, als
Verursacher von
Geschehnissen
Vertrauen auf eigene
Initiative und Kreativität
Zweifel an der
eigenen Fähigkeit
zur Kontrolle von
Ereignissen
(fest)halten,
(los)lassen
Gefühl fehlenden
Selbstwertes
Tatendrang,
Kompetenz vs.
Minderwertigkeit
Vertrauen auf
angemessene,
grundlegende, soziale und
intellektuelle Fähigkeiten
mangelndes
Selbstvertrauen,
Gefühle des
Versagens
tun (einer Sache
nachgehen),
„so tun“ (spielen)
Dinge tun (zum
Abschluss bringen),
Dinge
zusammenfügen
Identität und
Ansehen vs.
Ausschluss und
Rollen-/
Identitätsdiffusion
festes Vertrauen in die
eigene Person
Wahrnehmung des
eigenen Selbst als
bruchstückhaft;
schwankendes unsicheres Selbstbewusstsein
sich selbst sein
(oder nicht),
selbst sein unter
Mitmenschen
Intimität und
Solidarität vs.
Isolierung
Fähigkeit zur Nähe und zur
Bindung an jemand anders
Gefühl der
Einsamkeit, des
Abgetrenntseins;
Leugnung des
Bedürfnisses nach
Nähe
sich gegenseitig im
anderen finden und
verlieren
Autonomie vs.
Selbstzweifel,
Scham
Initiative vs.
Schuldgefühle
angemessene Lösung
stabiles, grundlegendes
Sicherheitsbewusstsein
Entwicklungsaufgaben im Jugendalter nach Dreher (1985)










Aufbau eines Freundeskreises (neue, tiefere Beziehungen zu Altersgenossen beiderlei
Geschlechts)
Akzeptieren der eigenen körperlichen Erscheinung (und ihrer Veränderungen)
Sich das Verhalten aneignen, dass die Gesellschaft von einem Mann / einer Frau erwartet
Aufnahme intimer Beziehungen zum Partner
Von den Eltern unabhängig werden
Wissen, was man werden will und was man dafür können (lernen) muss
Vorstellungen entwickeln, wie der zukünftige Ehepartner und die zukünftige Familie sein sollen
Über sich im Bild sein: wer man ist und was man will
Entwicklung einer eigenen Weltanschauung (welche Werte gelten, nach denen ich auch mein
Verhalten richte)
Entwicklung einer Zukunftsperspektive (Leben planen und Ziele ansteuern)
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6. Was können wir als Bezugspersonen oder Betroffene im Umgang mit der Angst tun?
Konkrete Tipps:
-
Anforderungen reduzieren (Vorsicht: Vermeidung!!!)
Fähigkeiten fördern
Bewertungen verändern
REZIPROKE HEMMUNG
Das Verändern von Gefühlen durch reziproke (wechselseitige) Hemmung bei:
-
Verhalten
Gedanken
Körper
6.1
-
Das Verändern von Gefühlen durch entgegengesetztes Handeln
Tun Sie das wovor Sie Angst haben – probieren Sie es immer wieder
(evtl. zuerst in Gedanken, dann in der Realität)
Nähern Sie sich Situationen, Orten, Tätigkeiten, Aufgaben oder Menschen vor denen Sie Angst
haben
Tun Sie selbst Dinge, um sich ein Gefühl von Kontrolle und Kompetenz zu geben
6.2
-
Entgegengesetztes Denken
An bewältigte Situationen denken (Erfolge)
Ich schaffe das / Ich stehe das durch
An geliebte oder geschätzte Menschen denken
„Sicherer Ort“ / „Innere Helfer“
Innere Distanzierung
Realitätsprüfung (vs. Befürchtung)
6.3
-
Entgegengesetzte Körperhaltung
Aufrechte Körperhaltung
Schultern zurücknehmen
Blick nach oben
Fersen zueinander / Spitzen n. außen
Fäuste ballen
Tiefe Bauchatmung
Thymusdrüse stimulieren
6.4.
Motivation
Was aber tun, wenn wir oder unser Gegenüber nichts gegen
seine Angst tun möchte? Offensichtlich liegt (neben dem Aspekt
des Vermeidungsverhaltens) ein Motivationsproblem vor, was
wir uns wie folgt näher anschauen.
Motivation ist der Prozess, der mich dazu bringt, etwas zu tun.
Subjektive Diskrepanz zwischen einem gegebenen IST Zustand
und einem alternativen SOLL Zustand.
Motivation ist folglich der Prozess, der mich dazu bringt einen
gegebenen IST Zustand in einen alternativen SOLL Zustand
umzuwandeln.
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Motive sind ein Grund / Beweggrund etwas zu tun.
Deutlich wird die Unterscheidung Motiv / Motivation bei einem Fernsehkrimi. Viele haben ein Motiv, aber
nur einer (der Mörder) hatte die Motivation das Opfer umzubringen.
In Bezug auf Angst: Es gibt gute Motive in die Schule zu gehen – aber ich habe nicht die Motivation dazu.
Maslows Bedürfnispyramide
Selbstverwirklichung
Anerkennung
Zuwendung (Freundschaft, Liebe)
Sicherheit und Geborgenheit (materiell, gesundheitlich)
Physiologische Grundbedürfnisse (Hunger, Durst, Schlaf, Sex)
Höhere Stufen bauen auf niedrigen Stufen auf
Motivation ist der Prozess der zum Handeln führt.
Motivieren heißt deshalb - bei einem anderen oder bei sich selbst - die Bereitschaft fördern, bestimmtes
Verhalten zu zeigen und bestimmte Ziele anzustreben.
Wie kann man jemand motivieren?
Intrinsische Motivation
(Eigenmotivation)
um der Tätigkeit selber willen
etwas gerne machen
(Fußball, Klavier spielen)
Extrinsische Motivation
(Motivation von außen)
positive Verstärkung
Ziele setzen, unterweisen
informieren, delegieren
„Zwangsmotivation“ (überreden, überzeugen,
bei Entscheidung helfen)
Wenn alles für eine Alternative A spricht und man sich trotzdem nach B verhält, lässt das auf Widerstand
schließen. Es gibt vier Arten von Motivationsblockaden, denen man in der Praxis begegnen kann:
a) Beziehung ist gestört
(Lehrer zu alt, zu jung, Fach zu blöde, zu schwer usw.)
b) IST wird unrealistisch wahrgenommen
(Arbeitsleistung, z.B. aufräumen, Prüfung)
c) SOLL unklar oder unattraktiv
(z.B. aufräumen, lernen, in die Schule gehen)
d) Mittel sind unklar
(wie mache ich es?)
Lösungen:
zu a) Akzeptanz, darüber reden, Eigenverantwortlichkeit, Einstellungsänderung
zu b) Informationsmangel, Vermeidung u. Gefühle beachten (ansprechen),
Realitätsprüfung
zu c) Kognitive Bewertung verändern, Entscheidungsmatrix, neue Aspekte
alternative Verstärker (Premackprinzip)
zu d) Information, bisheriges analysieren, Plan
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Ergänzende Empfehlung für Bezugspersonen:
Modellverhalten
mastery – coping (Coping günstiger bei sozialen Verhaltensweisen)
Eigenschaften, die ein Modell haben sollte
•
eher freundlich
•
Verhalten attraktiv und erfolgreich
•
Person attraktiv und erfolgreich
•
nachahmbar
7. Protektive Faktoren im Kindes- und Jugendalter
o
Eine stabile emotionale Beziehung zu mindestens einem Elternteil oder einer anderen
Bezugsperson
o
Ein emotional positives, unterstützendes und strukturgebendes Erziehungsklima
o
Rollenvorbilder für ein konstruktives Bewältigungsverhalten bei Belastungen
o
Soziale Unterstützung durch Person außerhalb der Familie
o
Dosierte soziale Verantwortlichkeiten
o
Temperamentmerkmale wie Flexibilität, Annäherungstendenz
o
Kognitive Kompetenzen wie z.B. eine zumindest durchschnittliche Intelligenz
o
Erfahrungen der Selbstwirksamkeit und ein positives Selbstkonzept
o
Ein aktives und nicht nur reaktives oder vermeidendes Bewältigungsverhalten bei Belastungen
o
Erfahrungen der Sinnhaftigkeit und Struktur in der eigenen Entwicklung
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8.
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Literatur
Ahrens-Eipper, S. und Leplow, B. 2004. Mutig werden mit Til Tiger. Göttingen. Hogrefe.
Trainingsprogramm für sozial unsichere Kinder und CD mit Tigergeschichte und Entspannungsübungen.
Barrett, P. et al. 2003. FREUNDE für Kinder. Gruppenleitermanual. München. Reinhardt.
Barrett, P. et al. 2003. FREUNDE für Kinder. Arbeitsbuch für Kinder. München. Reinhardt
Das Programm beinhaltet wertvolles Arbeitsmaterial zum Thema Angst und Depressionen, das auch in der
Einzelbehandlung gut einsetzbar ist.
Bodal, S. 1981. Selina, Pumpernickel und die Katze Flora
Bohus, M. & Wolf, M. 2009. Interaktives SkillsTraining für Borderline-Patienten. Schattauer GmbH
Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie,2000. Leitlinien zu Diagnostik
und Therapie von psychischen Störungen im Säuglings- Kindes-, und Jugendalter. Köln: Deutscher ÄrzteVerlag.
Döpfner, M. & Rothenberger, A. Zwangsstörungen bei Kindern und Jugendlichen – Fragen und Antworten. Broschüre
der Deutschen Gesellschaft Zwangserkrankungen
Essau, C. 2003. Angst bei Kindern und Jugendlichen. München: Reinhardt.
Görlitz, G. 2004. Psychotherapie für Kinder und Jugendliche
Grob, A. & Jaschinski, U. 2003. Entwicklungspsychologie des Jugendalters. Beltz
Joormann, J. & Unnewehr, S.2002. Behandlung der sozialen Phobie. Therapiemanual. Göttingen: Hogrefe
Lakatos, A. & Reinecker, H. 2001. Kognitive Verhaltenstherapie bei Zwangsstörungen. Ein Therapiemanual.
Göttingen: Hogrefe
Berg et al. 1986. Leyton-Zwangssyndrom-Fragebogen-Kinderversion. In: Steinhausen, H. Psychische Störungen bei
Kindern und Jugendlichen. München: Urban und Schwarzenberg
Melfsen, S., Osterlow, J., Beyer, J., Florin, I. 2003. Evaluation eines kognitiv-behavioralen Trainings für sozial
ängstliche Kinder Zeitschrift für klinische Psychologie und Psychotherapie. 32. 191-199
Meyer-Glitza, E. 2011. Jakob der Angstbändiger
Neudeck, P. & Wittchen, H.-U. 2004. Konfrontationstherapie bei psychischen Störungen. Theorie & Praxis
Oerter & Montada 2002. Entwicklungspsychologie
Oaklander, V. 1989. Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen. Stuttgart: Klett-Cotta.
Einige interessante Anregungen lassen sich auch in der Verhaltenstherapie einsetzen.
Petermann, U. Angststörungen.1999. In: Steinhausen,H. und v. Aster, M. Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin
bei Kindern und Jugendlichen. Weinheim: Beltz.
Psychologie Heute. 2009. Keine Angst vor der Angst
Scheffler & Donaldson. 1999 Der Grüffelo
Schneider, S. (Hrsg.),. 2004. Angststörungen bei Kindern und Jugendlichen. Berlin: Springer.
Schuster, K. 2005. Neue Sichtweise der verhaltenstherapeutischen Behandlung von Zwangsstörungen bei Kindern.
Forum Psychotherapeutische Praxis. 2/2005/64-71.
Ein kreativer Ansatz zum spieltherapeutischen Umgang mit leichteren Zwängen
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Umgang mit Ängsten Jugendlicher
Dipl. Psych. H. P. Brettle
Weinberger, S. 2001. Kindern spielend helfen. Weinheim: Beltz
m.E. die wichtigste Ergänzung zu den verhaltenstherapeutischen Therapiemanualen. Sehr hilfreich zum Beginn der
kindertherapeutischen Arbeit.
Elternbücher
Schmidt-Traub, S. 2001. Selbsthilfe bei Angst im Kindes- und Jugendalter. Ein Ratgeber für Kinder,
Jugendliche, Eltern und Erzieher. Göttingen: Hogrefe
Schmitdt-Traub, 2006 Zwänge bei Kindern und Jugendlichen. Ein Ratgeber für Kinder und Jugendliche, Eltern und
Therapeuten. Göttingen: Hogrefe
Schulte-Markwort, M., 1999. Kinderängste: Was Eltern wissen müssen. Augsburg, Midena.
Eltern- und Kindbuch
Lüdke, C. & Becker, A. 2007. Der kleine Samurai Mio Mio Mausbär. Heidelberg: Psychotherapeutenverlag.
Elternratgeber und Bilderbuch für Kinder.
Kinderbücher (Jugendliche s. Schmidt-Traub und Broschüre Döpfner)
Baumgart, K. 1997. Tommy ist (k)ein Angsthase. Zürich: Baumhaus
Boje, Kirsten. 2001. Kirsten Boje erzählt vom Angsthaben. Hamburg. Oetinger.
u.a. werden in anschaulicher Form die körperlichen Angstreaktionen beschrieben, sowie der Unterschied zwischen
Mut und Leichtsinn.. Sehr brauchbar, auch in der Erwachsenentherapie bisweilen einsetzbar. Zum Vorlesen als
Ganzes nur für wenige Kinder geeignet (die Geschichte ist zu lang und zu kompliziert)
Janisch, H. & Jung, B. Wenn Anna Angst hat. Wien: Jungbrunnen
Kreul, H. 1996. Ich und meine Gefühle. Bindlach:Loewe.
Konkret und brauchbar
Mai, M. 1998, Mein erstes Mutmach-Bilderbuch. Ravensburg: Ravensburger
Portmann, R. 1994. Mut tut gut, Würzburg:Arena
Stafelt, P. 200o. Und was kommt dann? Frankfurt: Moritz
Stellenweise für meinen Geschmack etwas zu makaber/angsteinflößend
Snuit, M. & Golomb, N. 1991. Der Seelenvogel. Hamburg: Carlsen
Eine eher literarisch-poetische Annäherung an das Thema „Gefühle“. Gefällt mir gut.
Literatur zur allgemeinen Elternberatung
und Themenbezogene Vorlesebücher
Traumfresserchen Albträume
Kast-Zahn, Jedes Kind kann Regeln lernen
Kast-Zahn, Jedes Kind kann schlafen lernen
Papa wohnt jetzt in der Hermannstraße Trennung der Eltern
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