Kapitel 3 Ion-Ion Wechselwirkung (Debye-Hückel Theorie) Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 1 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.1. Grundlegendes Warum wichtig? - Ionen sehen nicht nur LM-Moleküle - Wechselwirkung zwischen Ionen zentrales Thema des vollständigen Bildes einer Elektrolytlösung - beeinflussen Gleichgewicht der Ionen in Lösung, Ionenwanderung - Grad der Beeinflussung hängt ab vom Abstand der Ionen = wie viele Ionen sind in Lösung? Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 2 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.2. Aufbau einer Ionenwolke Da die Lösung aus solvatisierten Ionen und Wassermolekülen besteht, ist der erste Schritt die willkürliche Auswahl eines Ions als Zentral- oder Referenzion. Diesem Ion wird eine individuelle Ladung zugeschrieben. Das Wasser wird als dielektrisches kontinuierliches Medium angesehen, der Rest der Ionen „anonymisiert“ durch eine Ionenwolke angenähert. Übersteigt die Konzentration von Ionen eines Vorzeichens das des anderen, entsteht eine lokale Überschussladung (die totale Ladung der Ionenwolke muss natürlich gleich dem des Zentralions, aber mit umgekehrten Vorzeichen sein!). Die Lösung des Problems der Ion-Ion Wechselwirkung reduziert sich damit auf die Berechnung der Überschussladung als einer Funktion des Abstandes r vom Zentralion Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 3 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Grundlage für die Berechnung des Potentials aufgrund der Ladungsdichteverteilung ist die Poisson’sche Gleichung. Aufgrund der radialsymmetrischen Verteilung der Ladungen kann diese Gleichung in radialsymmetrischen Koordinaten geschrieben werden als: 1 d 2 dΨ 4π ( r ) = − ρr 2 dr ε r dr ε...Dielektrizitätskonstante von Wasser Um die Wechselwirkungsenergie zwischen Ion und seiner Ionenwolke berechnen zu können, muss also das elektrische Potential der Ionenwolke am Ort des Zentralions bekannt sein. Dieses Potential erhält man aus der Poisson’schen Differentialgleichung Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 4 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Figur 16: Grundprinzip der Debye-Hückel-Näherung3 Die Ladungsdichteverteilung der Ionenwolke (plus Zentralatom) hängt natürlicherweise von der Verteilung der Ionen in der Lösung ab. Zwei Faktoren spielen dabei eine zentrale Rolle: - Anziehung der Ionen - thermische Bewegung Die Coulomb - Anziehung bewirkt eine Anhäufung negativer Ladung um ein positives Zentralion. Dieser Anziehung wirkt aber die thermische Bewegung entgegen. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 5 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Wird ein bestimmtes Volumenelement dV betrachtet, ist die überschüssige Ladungsdichte gleich der totalen Ionendichte (Anzahl der Ionen pro Volumseinheit) mal der Ladung dieser Ionen. Die Ladungsdichte ist damit gleich: ρ r = n1 z1e0 + n2 z2 e0 + ...... + ni zi e0 = ∑ ni zi e0 i Die Boltzmann - Verteilung erlaubt die Bestimmung der Verteilung der Teilchen als Funktion der potentiellen Energie, oder genauer, als Funktion der Energie (oder Arbeit) gegen die zugrunde liegenden Kräfte (elektrisch oder andere) der Ionen, wenn deren Konzentration von n0 nach ni0 verschoben wird. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 6 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Ohne Wechselwirkung: U=0, n0 = ni, d.h. die lokale ist gleich der Gesamtkonzentration. Sind die Kräfte anziehend, ist U < 0 und n0 > ni0, d.h. Ionen werden angehäuft und vice versa. Es gilt: ni = n e 0 i − U kT Als eine erste Annäherung werden NUR Coulomb - Wechselwirkungen betrachtet - damit ergibt sich für die Energie U = z i eψ r Für das Boltzmann - Gesetz ergibt sich damit: ni = n e 0 i − zi eψ r kT bzw. für die Ladungsdichte: ρ r = ∑ n i z i e0 = ∑ ni z i e0 e 0 i − zi eψ r kT i Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 7 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Als entscheidender Schritt in der Ableitung der Debye-Hückel - Theorie erweist sich die Beschränkung auf schwach wechselwirkende Systeme, d.h. sehr verdünnten Lösungen in denen die thermische Energie sehr viel größer als die Coulomb-WW ist, d.h. z i eΨr << kT Nur unter dieser Bedingung kann die Poisson - Gleichung geschlossen gelöst werden. Unter diesen Bedingungen kann die Exponentialfunktion e − z i eψ r kT in eine Taylorreihe entwickelt werden und nach dem 2. Glied abgebrochen werden, d.h. e − zi eψ r kT z eψ 1 z eψ = 1 − i r + i r + .... kT 2 kT 2 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 8 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Für die Ladungsdichte ergibt sich damit der folgende Ausdruck: z eψ n z e ψ ρ r = ∑ ni 0 z i e0 1 − i r = ∑ ni 0 z i e 0 − ∑ i i 0 r kT kT i i i 0 2 2 Der erste Term beschreibt die Ladung der gesamten Lösung und muss wegen der Elektroneutralität der Lösung gleich null sein und man erhält: n i z i e0 ψ r ρ r = −∑ kT i 0 2 2 Man erhält nun sowohl aus der Poisson-Gleichung als auch der Boltzmann-Verteilung Ausdrücke für die Ladungsdichte ρ r die zur linearisierten Fassung der Poisson-Boltzmann-Gleichung führen: 1 d 2 dΨ 4π ( r ) = ( εkT dr r 2 dr ∑n 0 i z i e0 )ψ r 2 2 i Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 9 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Die Konstanten können noch zu einer neuen Konstante ℵ2 zusammengefasst werden gemäß: ℵ2 = 4π εkT ∑n 0 i 2 z i e0 2 i ℵ ist keine willkürliche Größe sondern beinhaltet fundamentale Aspekte der Verteilung der Ionen um ein Ion in Lösung (siehe später). Damit ergibt sich die endgültige Fassung der Gleichung: 1 d 2 dΨ 2 ( r ) = ℵ Ψr 2 dr r dr Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 10 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Diese Gleichung kann durch Substitution u = rΨr gelöst werden. Einige Umformungen führen zur Gleichung: d 2u 2 − ℵ u=0 2 dr Diese Differentialgleichung hat die allgemeine Lösung u = Ae −ℵr + Be +ℵr bzw. rücksubstituiert für das elektrische Potential: −ℵr e +ℵr Ψr = A +B r r e Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 11 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Für eine vollständige Lösung müssen noch die Konstanten A und B durch geeignete Randbedingungen bestimmt werden. Die Konstante B ergibt sich aus der Bedingung dass Ψr für r→ ∞ gegen null gehen muss. Dies ist aber entsprechend der Gleichung nur möglich wenn B = 0. Daher ist e −ℵr Ψr = A r Für eine sehr verdünnte Lösung und der Sicht des Zentralions als Punktladung ergibt sich die Konstante zu A= z i e0 ε und z i e0 e −ℵr Ψr = ε r Diese letzte Gleichung beschreibt die Änderung des elektrischen Potentials als Funktion des Abstandes r eines Zentralions. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 12 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Aus beiden Gleichungen (Poisson und Poisson-Boltzmann) kann nun die Ladungsdichteverteilung im Abstand r eines Zentralions berechnet werden und ergibt sich zu: z i e0 2 e −ℵr ρr = − ℵ 4π r Diese Gleichung gibt eine Ladungsdichteverteilung wieder, interessant ist aber vor allem die totale Überschussladung in der Umgebung eines Zentralions. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 13 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Unter Zugrundelegung einer radialen Verteilung ist die Ladung in einem schmalen Element dr im Abstand r vom Zentralatom gegeben durch: dq = ρ r 4πr 2 dr Partielle Integration von r = 0 bis ∞ und Berücksichtigung des Ausdruckes für die Ladungsdichteverteilung ergibt q Ionenwolke = − z i e0 d.h. ein Zentralion der Ladung + z i e0 ist umgeben von einer Ionenwolke der gleichen Figur 17: Zur Ableitung der Überschussladung um ein Zentralion3 aber entgegen gesetzten Ladung. (Elektroneutralität!). Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 14 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Figur 18: Repräsentation der Überschussladung um ein Zentralion als Einzelladung im Abstand r 3 Die radiale Verteilung der Ladung kann durch Kurvendiskussion der Gleichung für die Ladung dq = − z i e0 e −ℵrℵ2 rdr und der Bedingung dq =0 dr berechnet werden und dies ergibt r = ℵ −1 Das Maximum der Ladung ist demnach in einer Distanz r = ℵ −1 vom Zentralion zu finden. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 15 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung ℵ−1 wird demnach auch als Radius der Ionenwolke betrachtet (hat die Einheit einer Länge) und heißt Debye-Radius. ℵ−1 = ( εkT 4π 1 ∑n 0 i 2 z i e0 2 )1 / 2 i Man sieht dass sich das Maximum der Elektronenwolke bei niedrigeren Konzentrationen weiter vom Zentralion wegschiebt. Figur 19: Abstandsabhängigkeit der Überschussladung um ein Zentralion3 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 16 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Wieviel trägt die Ionenwolke zum elektrostatischen Potential bei? Potential ohne Ionenwolke im Abstand r: Ψr = z i e0 εr Potential mit Ionenwolke im Abstand r: z i e0 e −ℵr Ψr = ε r Potential der Ionenwolke: z i e0 e −ℵr z i e0 z i e0 −ℵr Ψr = − = (e − 1) ε r εr εr Für verdünnte Lösungen ist e −ℵr − 1 ≈ 1 − ℵr − 1 ≈ −ℵr und für die Ionenwolke ergibt sich damit das Potential: Das Gesamtpotential ist dann: Ψr = ΨIonenwolke = − z i e0 εℵ−1 z i e 0 z i e0 − εr εℵ−1 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 17 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.3. Debye-Hückel Theorie der Potential- und Ladungsdichteverteilung Die Ionenwolke bedingt damit eine Abschirmung des Potentials des Zentralions – es ist aus der Gleichung ebenfalls ersichtlich, daß der Beitrag der Ionenwolke zum Potential am Ort des punktförmigen Zentralions sich so verhält, als ob im Abstand ℵ−1 eine punktförmige Ladung genau entgegengesetzten Vorzeichens vorhanden wäre. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 18 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Eine Überlegung zur Änderung des chemischen Potentials mit/ohne Ion-Ion-Wechselwirkung führt zur Einführung des Aktivitätskoeffizienten: Zu diesem Zweck muss die Freie Enthalpie der Ion-Ion-Wechselwirkung berechnet werden. Der finale Zustand erscheint logisch: Ionen in Lösung. Der Anfangszustand (ohne WW) können nicht Ionen im Vakuum sein, da sonst Ion-LM Wechselwirkung berücksichtigt werden müsste, d.h. der hypothetische Referenzzustand ist jener mit Ionen in Lösung aber ohne WW, entspricht also „entladenen“ Ionen. Damit kann aber ∆G I − I und damit die reversible Arbeit für diesen Prozess in ähnlicher Weise wie im Born-Zyklus berechnet werden. Figur 19: Zur Ableitung des Aktivitätskoeffizienten aus der Freien Enthalpie der Ion-Ion-Wechselwirkung3 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 19 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Der Born-Zyklus enthält damit die folgenden Teilschritte: 1. Reversible Entladung des Ions in der idealen (=ohne WW) Lösung am Ort des Zentralions: 0 W1 = ∫ ΨIon dq mit ΨIon = ze ze εr 2. Transport des ungeladenen Ions in die reale (=mit WW) Lösung : W2 = 0 zi e0 e −ℵr W3 = ∫ Ψr dq mit Ψ r = 4πε 0ε r 0 ze 3. Reversible Aufladung des Ions in der realen Lösung: ze Die Gesamtarbeit die am Ort des Ions damit zu leisten ist daher: W1 + W3 = ∫ 0 ze Für eine verdünnte Lösung ergibt dies : Wges ze zi e0 4πε 0ε r (e−ℵr − 1)dq ( zi e0 ) 2 =∫ (1 −ℵr − 1) dq = − ∫ ℵdq = − 4 πε ε r 4 πε ε 8πεℵ−1 0 0 0 0 zi e0 zi e0 Für ein mol Ionen ist diese reversible Arbeit gleich der Freien Enthalpie für diesen Prozess, also gleich der Änderung des chemischen Potentials: ( zi e0 ) 2 N L N LW = ∆µ I − I = − εℵ−1 8π Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 20 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Man weiß: das chemische Potential eines Nicht-Elektrolyten ist gegeben durch: µ id = µ 0 + RT ln x i Nicht-Elektrolyten spüren keine Coulomb-WW. Wird die obige Gleichung auch für Ionen in Lösung Zugrunde gelegt, wird absichtlich die Coulomb-WW vernachlässigt. Messungen des chemischen Potentials von Elektrolyten spüren damit aber den Fehler der Gleichung bezüglich Ionen auf, d.h. auch in verdünnten Lösungen ist µ ≠ µ 0 + RT ln xi Die obige Gleichung wird als Definition für ideale Lösungen betrachtet, d.h. ohne WW. Elektrolytlösungen sind daher reale Lösungen. Es muss daher ein Korrekturfaktor eingeführt werden, um die Gleichung auch für reale Lösungen gültig zu machen: µ real = µ 0 + RT ln xi γ i Es ist eine effektive Konzentration gültig, die sog. Aktivität, mit γ i als Aktivitätskoeffizienten. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 21 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Die Debye-Hückel-Theorie erlaubt nun, den Aktivitätskoeffizienten als Maß für die Änderung des chemischen Potentials aufgrund von Ion-Ion-Wechselwirkung zu betrachten: µ real − µ id = ∆µ I − I ( z i e0 ) 2 N L =− = RT ln γ i −1 2 εℵ Problem: der Aktivitätskoeffizient einer einzigen Ionensorte ist experimentell nicht bestimmbar, nur ein gemittelter Wert γ± (einzelne Aktivitätkoeffizienten können aufgrund der damit auftretenden WW zwischen einem Einzelion in Lösung und der geladenen Lösung nicht bestimmt werden - das soll ja gerade vermieden werden). Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 22 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Der gemittelte Aktivitätskoeffizient ist das geometrische Mittel aus zwei individuellen Aktivitätskoeffizienten, gemäß γ ± = ν γ ν+ + γ ν− − Logarithmieren ergibt: ln γ ± = 1 ν mit ν = ν +ν − + (ν + ln γ + + ν − ln γ − ) Einsetzen in die obige Gleichung für die Änderung des chemischen Potentials aufgrund von Ion-Ion-WW ergibt: 1 N L e0 2 ln γ ± = − ℵ(ν + z+ 2 +ν − z− 2 ) ν 2ε RT Aufgrund der Elektroneutralität ist ln γ ± = ν z+ = −ν z− ist: + N L z + z − e0 2εRT − 2 ℵ Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 23 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.4. Thermodynamische Betrachtung und die Einführung des Aktivitätskoeffizienten Wird in der Gleichung für den inversen Debye-Radius 4π ℵ =( ε kT −1 ∑n i 0 2 1 2 2 zi e0 ) i ci N L N L e02 0 2 2 (c in [mol/l]) angegeben ergibt sich ni z i e0 = die Konzentration n = 1000 1000 0 i ∑c z i 2 i Weil die Größe 1 ci z i2 ∑ 2 ein Maß für die Ladung einer Elektrolytlösung darstellt (empirisch durch Lewis), wird sie als Ionenstärke I angegeben. Damit kann der Radius der Ionenwolke angegeben werde als: ℵ−1 = ε kT 2 N L e02 I Einsetzen in die Gleichung für den mittleren Aktivitätskoeffizient ergibt unter Zusammenfassen der Konstanten zu einer Konstante A das Debye-Hückelsche Grenzgesetz ln γ ± = − A z + z − I Experimentell können Aktivitätskoeffizienten z. B. über die Löslichkeit schwerlöslicher Salze, elektrochemisch, kinetisch oder über den Aktivitätskoeffizienten eines Lösungsmittels bestimmt werden Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 24 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Das DH-Grenzgesetz schreibt vor dass der Logarithmus des Aktivitätskoeffizienten linear mit der Wurzel der Ionenstärke abnimmt und hängt nur von der Valenz, nicht aber von einem speziellen Elektrolyten ab. Erster Test: In unendlicher Verdünnung (ohne WW), muss der Aktivitätskoeffizient 1 ergeben. Dies ist für I→ 0 gewährleistet. Figur 20: Tests der Güte der Debye-Hückel-Näherung3,4 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 25 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Fehler: 1) DH-Grenzgesetz ist bei hohen Konzentrationen nicht linear und gilt durch die oben eingeführte Näherung nur für Ionenstärken I < 0.013 mol/l. 2) DH-Grenzgesetz hängt bei hohen Konzentrationen auch von der chemischen Natur der Elektrolyten ab. Figur 21: Das Debye-Hückel Grenzgesetz3,4 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 26 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Näherungen: 1) Dielektrizitätskonstante des gesamten Wassers für die Berechnung verwendet bei hohen Konzentrationen nimmt die Aktivität des LM ab, da durch die Ausbildung der Hydrathülle Wasser nicht mehr für die Hydratation zur Verfügung steht. Dieses gebundene Wasser trägt nicht mehr zu ε bei Ein geringeres ε verringert die Hydratationsenergie und erhöht damit das chemische Potential des gelösten Ions - der Aktivitätskoeffizient steigt bei höheren Ionenstärken wieder an. Überschlagsrechnung: 1 l NaCl-Lösung: 55 Mole H2O; Hydratationszahl: 6 Lösung Mol gebundenes Wasser Mol freies Wasser 0.01 M 0.06 54.94 1M 6 49 5M 30 25 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 27 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Figur 22: Abweichungen vom Debye-Hückel-Grenzgesetz bei hohen Elektrolytkonzentrationen3 2) Grösse der Ionen vernachlässigt 3) Linearisierung der kombinierten Poisson-Boltzmann-Gleichung Die Linearisierung unterdrückt das Streben jedes Ions nach Aufbau seiner eigenen Ionenwolke - dies ist nur bei verdünnten Lösungen gültig. 4) Ion-Ion-Wechselwirkung ausschließlich Coulomb-Wechselwirkung Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 28 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Verbesserungen: 1) Ionen nicht als Punkte, sondern als ausgedehnte Ladungen betrachten. Wird die Integration zur Bestimmung des elektrischen Potentials nicht von 0 bis ∞ sondern erst ab einer gewissen Distanz a vom Ion durchgeführt, ergibt sich das elektrische Potential korrigiert zu z i e0 eℵa e −ℵr Ψr = ε 1 + ℵa r und das korrigierte Debye-Hückel-Grenzgesetz zu ln γ ± = − A z+z− I 1 + ℵa Es kann gezeigt werden, dass dieses Gesetz unter der Bedingung punktförmiger Ladungen mit dem vorher abgeleiteten Debye-Hückel-Grenzgesetz äquivalent ist. Auch diese Korrekturen liefern keine perfekte Theorie, da vor allem die Konzerntrationsabhängigkeit des Parameters a Sorgen bereitet. Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 29 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Figur 23: Zum Debye-Hückel-Grenzgesetz (links) und Variation des Parameters a mit der Konzentration3 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 30 3. Ion-Ion Wechselwirkung 3.5. Tests und Verbesserungen der Debye-Hückel-Theorie Figur 24: Ableitung der Poisson-Boltzmann-Gleichung (links) und Lösung der linearisierten Poisson-Boltzmann-Gleichung für ein punktförmiges Ion (rechts)3 Physikalische Chemie III/2 (Elektrochemie) 31