Kleiner Pflegeleitfaden - tegeler

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PFLEGE & GESUNDHEIT
Kleiner Pflegeleitfaden
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für Angehörige von „demenziell
veränderten Bewohnern“
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Wir kümmern uns.
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Inhalt
Ein alltägliches Ereignis
Ein alltägliches Ereignis 3
Alzheimer, die Krankheit die Angst macht 3
Alzheimer und andere Demenzformen 4
Tipps zum Umgang mit demenziell veränderten Menschen 5
Was Sie für Ihren Angehörigen tun können 6
Unser gemeinsames Ziel 7
Unsere Hausordnung 7
Auf mein Klopfen bekomme ich keine Antwort, ich
öffne die Zimmertür meiner Mutter. Beim Betreten
trifft mich fast der Schlag! Alle Schranktüren stehen
offen, die Kleidung ist im ganzen Zimmer verteilt.
Meine Mutter sitzt auf dem Fußboden und lächelt
vor sich hin. „Oh schön, dass Sie kommen, Fräulein!“,
begrüßt sie mich. „Ich bin mit dem Packen noch
nicht ganz fertig und der Zug fährt gleich. Können
Sie mir helfen?“
Es ist nicht das erste Mal, dass ich meine Mutter so
oder in ähnlichen Situationen angetroffen habe.
Manchmal beschimpft sie mich oder schreit mich
an. Oft sitzt sie einfach nur da und sagt kein Wort.
Das Schlimmste für mich ist aber, dass sie mich nicht
mehr erkennt. Ich weiß einfach nicht mehr, was ich
noch machen soll. Mein Mann kommt schon gar
nicht mehr mit ins Pflegeheim. Der Arzt hat uns
gesagt, dass meine Mutter eine fortschreitende Demenz hat. Sie vergisst viel, erinnert sich an manche
Dinge einfach nicht mehr.
Was soll ich denn nur tun? Ich habe Angst und bin
oft traurig. Kann ich denn meiner Mutter nicht irgendwie helfen? Habe ich etwas falsch gemacht?
Ich glaube, ich brauche Beratung und Aufklärung,
was die Demenz meiner Mutter betrifft. Was ist eigentlich Demenz? Was geht im Kopf meiner Mutter
vor? Was kann ich tun?
Alzheimer – Eine Krankheit,
die Fragen aufwirft
Alzheimer – diese Diagnose löst bei Betroffenen
und Angehörigen gleichermaßen Erschrecken aus.
Eine verständliche Reaktion, denn die Krankheit
berührt den Menschen in seinem tiefsten Innern,
in seiner Persönlichkeit. Sie lässt die Vergangenheit
verlöschen, zerstört die Orientierung in der Gegenwart und nimmt die Zukunft.
Kein Wunder, dass die Alzheimer-Krankheit zu den
gefürchtesten Diagnosen überhaupt gehört. Aber
Angst, Unwissenheit und Panik sind keine ­guten
Ratgeber – auch nicht bei einer so schlimmen
E­ rkrankung. Stattdessen sollte jeder, der mit ihr zu
tun hat, möglichst viel darüber wissen. Denn ­heute
gibt es zwar keine Heilung, aber mit moderner
Medizin und liebevoller Betreuung lässt sich das
Fortschreiten der Krankheit deutlich aufhalten. Im
Schnitt kann so jeder Kranke mindestens ein Jahr
an geistiger Klarheit gewinnen, manchmal sogar
­deutlich mehr.
Das sind unbezahlbare Monate mit Lebensqualität,
Kontakt zur Familie und Normalität.
3
Alzheimer und andere Demenzformen
Tipps zum Umgang mit
demenziell veränderten Menschen
Fachleute unterscheiden zwei Typen des geistigen Abbaus
Primäre Demenzformen
Sekundäre Demenzen
Hierbei lassen die Hirnfunktionen schleichend
und schrittweise nach und sind unwiederbringlich verloren. Das bekannteste Beispiel
hierfür ist die Alzheimer-Krankheit.
In solchen Fällen ist der geistige Verfall Folge
einer anderen organischen Erkrankung wie
einer Hirnverletzung, einer Hirngeschwulst
oder einer Herz-Kreislauf-Krankheit – auch
Arzneistoffe und Gifte wie Alkohol oder andere Drogen können dazu führen.
Nicht jede Demenz ist eine Alzheimer-Krankheit, aber jede Alzheimer-Krankheit ist eine Demenz und
­gehört zu den primären Formen. Diese primären Formen treten übrigens am häufigsten auf und machen
90 Prozent aller Demenzfälle bei über 65-Jährigen aus.
Altersabhängige Häufigkeit der Demenz
Die Pflege eines demenziell veränderten Menschen
ist für betreffende Angehörige oder professionelle
Pflegekräfte mit erheblichen Belastungen verbunden. Nicht selten schlägt sich dies in einer erhöhten
Anfälligkeit für seelische und körperliche Erkrankungen bei den pflegenden Personen selbst n
­ ieder. Wir
wollen daher im Folgenden ein paar Tipps g
­ eben,
wie man Stress abbauen und krank­
machende
­Verhaltensweisen bei der Pflege und/oder Betreuung von demenziell veränderten Menschen vermeiden kann. Nicht zuletzt hilft das ­wiederum auch
dem zu Pflegenden selbst.
Tipp 1
Denken Sie immer daran, dass alle auftretenden
Verhaltensveränderungen vom Erkrankten nicht
willentlich gesteuert werden, sondern immer Folge einer organischen Störung im Gehirn sind. Der
Erkrankte will Sie also nicht absichtlich ärgern oder
provozieren. Er kann einfach nicht anders.
Tipp 2
Sie sollten nicht versuchen, alle Probleme bei der
Pflege eines demenziell veränderten Menschen
selbst lösen zu wollen. Irgendwann werden auch
Ihre Kräfte erschöpft sein. Nehmen Sie stattdessen
lieber frühzeitig alle Hilfsangebote an, die Ihnen die
Pflege oder Betreuung erleichtern können. Auch
der Austausch von Erfahrungen mit anderen Betroffenen kann helfen.
Wichtig ist
Der Angehörige sollte immer auch seine eigene Gesundheit und sein Wohlbefinden im Auge behalten.
Sorgen Sie für regelmäßige Erholungspausen in
denen Sie sich um sich selbst kümmern. Denn nur
ein gesunder und zufriedener Pflegender kann auf
Dauer auch eine gute Pflege/Betreuung leisten.
in %
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Alter in Jahren
65 - 69
70 - 74
75 - 79
80 - 90
über 90
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Was können Sie als Angehöriger tun?
Unser gemeinsames Ziel für Ihre Angehörigen
Richtiges Verhalten mit Demenziell-Erkrankten
Sicherheit, Geborgenheit und Zufriedenheit
•• Haben Sie Verständnis dafür, dass Ihr Angehö­
riger in seiner eigenen Welt lebt. Ermöglichen
Sie es ihm, seine Gewohnheiten beizubehalten.
•• Richten Sie das Zimmer Ihres Angehörigen,
wenn möglich, mit seinen eigenen Möbeln ein.
Dadurch fühlt er sich geborgener.
Erinnerungen werden geweckt, der Betroffene
fühlt sich zuhause.
•• Lassen Sie Ihren Angehörigen bei der Auswahl
seiner Möbel mitbestimmen. Wenn er das nicht
mehr kann, handeln Sie in seinem Interesse.
Was mag er besonders gern?
•• Behandeln Sie Ihren Angehörigen / Demenziell-­
Erkrankten nicht wie ein unmündiges Kind,
bewahren Sie Respekt vor seiner Person und
zeigen Sie ihm das auch.
•• Sprechen Sie möglichst in kurzen, einfachen
Sätzen und unterstreichen Sie das Gesagte mit
Mimik, Gestik und Berührungen.
•• Seien Sie geduldig, Informationen werden nicht
sofort verstanden.
•• Sprechen Sie auch mal ein Lob aus. Aber
überfordern Sie nicht, da dies zu Angst und
Zorn führen könnte.
Haben Sie Verständnis:
•• wenn sich das frühere „Ich“ davonschleicht,
die Persönlichkeit sich langsam aus dem
Gehirn entfernt
•• wenn die Lebenstüchtigkeit rapide abnimmt.
Dies empfindet der Betroffene am Anfang oft
selbst als persönliche Schmähung.
•• wenn Bewohner ihre Gefühle nicht mehr
steuern, auch wenn das Verhalten zu Peinlichkeiten führt.
•• wenn Demenzkranke ihren Antrieb nicht mehr
steuern können. Dies kann für Angehörige, die
•• Bedenken Sie, der Leistungsmaßstab, der für
Gesunde gilt, kann bei Ihrem Angehörigen
nicht angewandt werden. Bleiben Sie gelassen,
wenn Sie z.B. Ihren Vater mit unordentlicher
Kleidung und geöffnetem Hosenschlitz antreffen oder Ihre Mutter splitterfasernackt im Flur
herumläuft. Hier liegt keine sexuelle Störung
vor, sondern das Unvermögen, sich korrekt zu
kleiden und eine Situation richtig einschätzen
zu können.
•• Akzeptieren Sie die Krankheit! Machen Sie
gegenüber Verwandten und Bekannten kein
Geheimnis daraus.
•• Kontrollieren Sie Ihre eigenen Gefühle!
­Vermeiden Sie Auseinandersetzungen und
­Diskussionen, denn das kostet Sie Kraft und
bringt keinen Erfolg.
•• Loben bringt mehr als Kritisieren. Das kann
man auch bei richtigem Reagieren des ­
Kranken durch Worte, Berührungen und
­Lächeln ausdrücken.
Das sollten Sie in Gesprächen mit Demenziell-Erkrankten vermeiden
•• Stellen Sie keine Fragen, die der Kranke wegen
seiner Gedächtnisstörungen nicht beantworten
kann. Dazu gehören viele Fragen, die mit wo,
was, wann, und wer anfangen, z.B.: “Wo warst
du heute?“, „Was hast du zum Frühstück
gegessen?“
•• Vermeiden Sie im Gespräch eine Prüfungsoder Trainingsatmosphäre – das befremdet
und belastet die Beziehung.
•• Reagieren Sie bei Fehlleistungen nicht mit
Vorwurfsfragen wie: „Warum hast du
6
das gemacht?“, „Wie kommst du darauf?“,
„Was hast du dir dabei gedacht?“. Solche Fragen
helfen nicht, die Situation aufzufangen, sondern
provozieren eine Auseinandersetzung, die in
der Regel fruchtlos bleibt und sowohl den
Kranken als auch die Betreuenden belastet.
Beachten Sie: wenden Sie nicht den Leistungsmaßstab gesunder Menschen an.
Ihre Mutter z.B. nur als „wohlerzogene, feine
Dame“ kannten, schwer zu verstehen sein.
Ihre Angehörigen bauen Vertrauen zu uns, dem
Pflegepersonal, auf. Unterstützen Sie uns hierbei,
schenken auch Sie uns Ihr Vertrauen. Unsere Bewohner sollen sich sicher fühlen, das heißt sie nehmen das Pflegepersonal wahr, fühlen sich aber nicht
kontrolliert und beobachtet, also wieder Sicherheit
und Geborgenheit.
Unsere Hausordnungen
Als Orientierungsmerkmal haben wir in unserem Haus eine besondere Hausordnung. Es kann alles angefasst und hin und her getragen werden. Unsere Bewohner sollen immer etwas zu tun haben.
1.
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5.
Es hängen einige Bilder schief.
Manche Bewohner fassen die Bilder eben
gerne an.
„Mein“ und „Dein“ ist nicht so wichtig.
Gekennzeichnetes Eigentum können wir
jederzeit unseren Bewohnern wieder zuordnen.
Das Wandern ist des Müllers Lust.
Unsere Bewohner brauchen viel Bewegung und können daher Tag und Nacht im Wohnbereich spazieren gehen.
Die Schränke sind nicht aufgeräumt.
Unsere Bewohner räumen gerne. Viele haben das schließlich ihr ganzes Leben lang getan.
Die Kleidungsstücke passen nicht zusam-
men, aber ich habe mich alleine angezogen.
Wir unterstützen unsere Bewohner in ihrer noch vorhandenen Selbständigkeit.
6. In Handtaschen und Koffern kann man
„Gefundenes“ gut transportieren.
Unsere Bewohner fühlen sich mit einer Tasche sehr wohl.
7. In Gemeinschaft schläft es sich auch im
Sitzen gut.
Ein Nickerchen unserer Bewohner kann ein Ausdruck von Wohlbefinden sein.
8. Essen und Trinken hält Leib und Seele
zusammen.
Unsere Bewohner können Essen und Trinken wann und wo sie möchten.
9. Es darf gekuschelt werden.
Puppen und Kuscheltiere geben unseren
Bewohnern Nähe und Wärme.
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Max-Planck-Straße 4 • 31515 Wunstorf
Tel.: 05031 - 9 41 60-0 • Fax: 05031 - 9 41 60-16
E-Mail: [email protected] • www.tegeler-gruppe.de
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