Programmauszug mehr als wohnen Hunzikerareal

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18|07|2008
PROGRAMMAUSZUG PROJEKTWETTBEWERB
NEUBAU
SIEDLUNG MEHR ALS WOHNEN
HUNZIKERAREAL ZÜRICH
Projektwettbewerb im selektiven Verfahren
mit 25 Teilnehmenden
mit anschliessender Projektentwicklung im Dialog
Impressum
Herausgeberin:
Stadt Zürich
Amt für Hochbauten
Inhalt/Redaktion:
Virág Kiss, Amt für Hochbauten Zürich
Vertreter der baugenossenschaft mehr als wohnen
Gestaltungskonzept:
blink design, Zürich
Bezugsquelle:
Amt für Hochbauten
[email protected]
Allgemeine Informationen:
www.mehralswohnen.ch
Zürich, 18. Juli 2008
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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PROJEKTWETTBEWERB NEUBAU SIEDLUNG MEHR ALS WOHNEN, HUNZIKERAREAL ZÜRICH
Ausschreibende Stelle
Stadt Zürich
Amt für Hochbauten
Lindenhofstrasse 21
8001 Zürich
Ziel des Wettbewerbs
Erhalt von Projektvorschlägen für eine exemplarische, zukunftsgerichtete und gemeinschaftsfördernde
Siedlung mit Bauten nach der Vision einer 2000-Watt-Gesellschaft auf dem Hunzikerareal in Zürich.
Verfahren
Anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren mit 25 Teams. Verfahren in drei Schritten:
1. Schritt:
Präselektion; Auswahl von 19 Teams und den sechs gesetzten Preisträgerteams
2. Schritt:
Anonymer Projektwettbewerb mit Beiträgen auf zwei Massstabsstufen;
Bestimmen eines Siegerteams Städtebau-/Freiraum-/Siedlungskonzept (inkl. ein Ge
bäude); Erhalt von zwei bis vier prämierten Gebäudekonzepten
3. Schritt:
Dialogphase; Partnerschaftliche Projektierung der Gebäude in Begleitung von Preisgericht und Bauherrschaft, Festlegung Realisierungskonzept
Teilnahmeberechtigung
Architekturschaffende (international) mit entsprechender Ausbildung
Preissumme
CHF 240'000.- (exkl. 7,6 % MwSt.)
Termine Projektwettbewerb
Bekanntmachung Wettbewerb und Ausgabe Präselektion:
Eingabe Bewerbungsunterlagen:
Ausgabe der Wettbewerbsunterlagen:
Fragenstellung:
Fragenbeantwortung:
Abgabe der Pläne:
Abgabe der Modelle:
Bekanntmachung des Ergebnisses:
Ausstellung
18. Juli 2008
21. August 2008
10. Oktober 2008
24. Oktober 2008
14. November 2008
30. Januar 2009
13. Februar 2009
März 2009
April/Mai 2009
Preisgericht
Kathrin Martelli, Stadträtin, Vorsteherin Hochbaudepartement, Zürich
Peter Schmid, Präsident baugenossenschaft mehr als wohnen, Präsident SVW Sektion Zürich
Ruth Buchholz, Vorstand baugenossenschaft mehr als wohnen, Stiftung Ponte Projektfonds, KraftWerk1
Iris Vollenweider, Baugenossenschaft Dreieck, Gleis70, Verein Viereck, Zürich
Dagmar Reichert, Kulturwissenschaftlerin, Zürich
Martin Alder (Ersatz), Liegenschaftenverwaltung Stadt Zürich
Ursula Müller (Vorsitz), Stv. Direktorin Amt für Hochbauten Stadt Zürich
Urs Primas, Architekt, UP, Zürich
Astrid Staufer, Architektin, Staufer & Hasler Architekten AG, Frauenfeld
Philippe Cabane, Soziologe und Raumplaner, Basel
Katrin Jaggi, Bereichsleiterin Städtebau Architektur Amt für Städtebau Stadt Zürich
Andreas Hofer, Architekt, Geschäftsleitung baugenossenschaft mehr als wohnen, Zürich
Gerold Löwensberg, Architekt, Vorstand baugenossenschaft mehr als wohnen, Zürich
Lukas Schweingruber, Landschaftsarchitekt, Schweingruber Zulauf Landschaftsarchitekten Zürich
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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INHALTSVERZEICHNIS
Einleitung ................................................................................................... 5
Eine zukunftsweisende Wohnsiedlung ................................................... 5
Was ist speziell an der neuen Siedlung?................................................ 5
Ein aussergewöhnliches Wettbewerbsverfahren ..................................... 6
Beiträge auf zwei Massstabsstufen ....................................................... 6
Es gibt nicht nur einen Sieger .............................................................. 7
Von der Idee zur Realisierung ....................................................................... 8
Konzept und Ablauf des Projektwettbewerbs ......................................... 9
A
Allgemeine Bestimmungen ................................................................. 10
Auftraggeberin und Art des Verfahrens ............................................... 10
Ausschreibende Stelle ....................................................................... 10
Grundlagen der Ausschreibung und Rechtsweg ................................... 10
Präselektion ..................................................................................... 11
Preisgericht ...................................................................................... 12
Preise und Ankäufe ........................................................................... 13
Beurteilungskriterien ......................................................................... 14
Weiterbearbeitung ............................................................................ 14
Termine ........................................................................................... 15
Unterlagen Ausgabe .......................................................................... 16
Anforderungen Abgabe...................................................................... 17
Art der Darstellung ............................................................................ 18
Veröffentlichung und Ausstellung........................................................ 18
B
Aufgaben und Ziele ........................................................................... 19
Ideenwettbewerb „Wie wohnen wir morgen?“ 2007 .............................. 19
Die baugenossenschaft mehr als wohnen und das Hunziker-Areal ......... 20
Die Ziele für das Hunziker-Areal ......................................................... 21
Anhang..................................................................................................... 23
Der gemeinnützige Wohnungsbau in Zürich ......................................... 23
Sozialer, kommunaler und genossenschaftlicher Wohnungsbau ............. 25
Stadterweiterung und städtische Krise ................................................ 26
Aufbruch des städtischen und gemeinnützigen Wohnungsbaus ............. 27
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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EINLEITUNG
Eine zukunftsweisende Wohnsiedlung
Im Nordosten von Zürich entsteht eine Wohnsiedlung, die es in sich hat. Hier werden in einer ganzen
Überbauung die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft erprobt. Die Gebäude mit dreihundert Wohnungen
und etwa zweihundert Arbeitsplätzen werden ökologisch vorbildlich erbaut und betrieben. Ein breites
Angebot an umweltverträglichen Verkehrsmitteln macht den Autoverkehr weitgehend überflüssig. Das
ist noch nicht alles. In der neuen Siedlung werden verschiedene, teilweise ganz neue Wohnformen
nebeneinander Platz finden. Und das zu günstigen Konditionen. Auch Wohneigentum ist vorgesehen.
Eine hoch stehende Architektur soll die Siedlung europaweit zu einem „Leuchtturm“ des Wohnens machen.
Ursprung des Vorhabens ist das hundertjährige Jubiläum des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Zürich,
das letztes Jahr gefeiert wurde. Im Rahmen dieses Jubiläums haben die Wohnbaugenossenschaften
und die Stadt Zürich einen internationalen Ideenwettbewerb ausgeschrieben. Vorschläge aus dem
Wettbewerb und Erkenntnisse aus dem Jubiläumsjahr wurden zum Anlass genommen, sie in ein zukunftsweisendes Projekt einfliessen zu lassen. Zu diesem Zweck wurde die baugenossenschaft mehr
als wohnen gegründet. In ihr sind gegen fünfzig Baugenossenschaften zusammengeschlossen, die
gemeinsam eine Siedlung für experimentelles Wohnen entwickeln und bauen möchten. Die Stadt Zürich
beabsichtigt, der Baugenossenschaft das Areal der ehemals hier ansässigen Hunziker AG in ZürichLeutschenbach im Baurecht abzugeben.
Was ist speziell an der neuen Siedlung?
Auch bei anderen Bauprojekten werden zukunftsweisende Lösungen erprobt. Was unterscheidet die
geplante Siedlung also von anderen, ähnlichen Vorhaben? Zentral ist die Verbindung von ökologischen,
sozialen und architektonischen Zielen miteinander. Eine Herausforderung für Bauherrschaft und Architektur ist, diese Ziele in einem eng gesteckten ökonomischen Rahmen verwirklichen zu müssen und
zwar auf einem Grundstück von der Dimension eines kleinen Stadtteils (Fläche: 28’700 Quadratmeter).
Das Gelände liegt im Leutschenbach-Quartier, das sich im Wandel vom Industrie- zum Wohn- und
Dienstleistungszentrum befindet und heute eine ungenügende Versorgungsinfrastruktur aufweist. Die
Siedlung soll deshalb auch quartierbezogene, kommerzielle und gemeinnützige Angebote beheimaten.
Aussergewöhnlich ist auch der Entwicklungsprozess, der auf dem demokratischen Prinzip der Wohnbaugenossenschaften basiert: Vertreterinnen und Vertreter aus den Mitglieder-Genossenschaften erarbeiten zusammen mit Fachleuten neue Modelle des Zusammenlebens. Die Ganzheitlichkeit des Vorhabens zeigt, dass die baugenossenschaft mehr als wohnen eine nachhaltige Sicht der Dinge pflegt. Damit leistet sie mit der neuen Siedlung einen Beitrag zur Entwicklung der Stadt und zum Wohnungsbau.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Ein aussergewöhnliches Wettbewerbsverfahren
Die baugenossenschaft mehr als wohnen beauftragt das Amt für Hochbauten der Stadt Zürich mit der
Durchführung eines anonymen Projektwettbewerbs. In einem selektiven Verfahren sollen 25 Teams
Vorschläge für die neue Siedlung in Zürich-Leutschenbach erarbeiten. Das Wettbewerbsverfahren verlangt, dass im selben Verfahren sowohl ein städtebaulicher Siedlungsentwurf als auch ein exemplarisches Einzelgebäude vorgeschlagen werden. Die Architekturteams müssen sich also mit dem gesamten
Bauvorhaben identifizieren können. Sie sind Teil eines zukunftsweisenden Vorhabens und leisten einen
Beitrag zu dessen Verwirklichung.
Die Akteurinnen und Akteure der baugenossenschaft mehr als wohnen sind sich bewusst, dass es im
Spannungsfeld zwischen Ökonomie, Ökologie, sozialen Aspekten und architektonischer Qualität nicht
nur eine richtige Lösung geben kann. Im Rahmen einer städtebaulichen Setzung soll deshalb ein
Spektrum von Wohnungs- und Gebäudetypologien realisiert werden. Dieses Vorgehen reiht sich ein in
die Tradition der Mustersiedlungen des deutschen Werkbunds, der Internationalen Bauausstellungen
IBA sowie weiteren exemplarischen Siedlungen – etwa der Cité Manifeste in Mulhouse oder des Projektes „9=12 Neues Wohnen“ in Wien.
Das Areal in Zürich-Leutschenbach erlaubt eine Aufteilung in drei bis fünf Baukörper. Die Gebäude sind
in der Regel fünf bis sieben Geschosse hoch und fassen je fünfzig bis zweihundert Wohnungen. Damit
haben sie eine optimale Grösse für eine ökonomisch sichere Realisierung. Da in den nächsten Jahren
in vielen Quartieren Ersatzneubauten in ähnlichen Dimensionen geplant sind, können auf dem HunzikerAreal exemplarisch verschiedene Gebäudetypen und ihre Potenziale realisiert und miteinander verglichen werden.
Beiträge auf zwei Massstabsstufen
Von den Wettbewerbsteilnehmerinnen und -teilnehmern werden gleichzeitig zwei Beiträge erwartet:
1. Siedlungskonzeption und städtebauliche, aussenräumliche Umsetzung
In einem städtebaulichen Entwurf werden Konzepte für das gemeinschaftliche Wohnen, die
Siedlungsinfrastruktur, Arbeitsflächen und das Zusammenspiel dieser Nutzungen untereinander
und deren Verzahnung mit dem Freiraum und dem umliegenden Quartier dargestellt. Der
städtebauliche Entwurf muss so robust sein, dass er die Aufteilung in verschiedene Baufelder
und die Realisierung durch verschiedene Projektierungsteams zulässt. Eine entscheidende Rolle
spielt hierbei ein zusammenhängendes Freiraumkonzept, das die Einzelgebäude gekonnt zu einem Ganzen zusammenzufassen vermag. Das Siedlungskonzept muss über die städtebauliche
Dimension hinaus Angaben zum Siedlungsleben, zu Synergien zwischen den verschiedenen
Nutzungen, zur Mobilität und zur Einbettung in die Entwicklung des Quartiers Leutschenbach
enthalten. Wichtige Kriterien für die städtebauliche Disposition sind die Möglichkeit einer ökonomischen Realisierung und die Eignung der Gebäude für das Erreichen höchster Energiesparstandards (Minergie-P-Eco).
2. Das exemplarische Einzelgebäude
Die Ideen aus dem städtebaulichen Entwurf sollen in einem Einzelgebäude (fünfzig bis zweihundert Wohnungen) vertieft dargestellt und überprüft werden. Es besteht dabei eine gewisse
Bandbreite für die Gewichtung der Anforderungen des Raumprogramms oder der technischen
und sozialen Kriterien. So können in diesem Gebäude zum Beispiel besondere Energiespartechniken, Grundrisskonzepte, welche nur einen Teil des Raumprogramms abbilden oder technische Konzepte, die nur in diesem spezifischen Gebäude und nicht in der ganzen Siedlung
sinnvoll sind, entwickelt werden.
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Es gibt nicht nur einen Sieger
Das Preisgericht prämiert ein Städtebau-/Freiraum-/Siedlungskonzept und zusätzlich zwei bis vier exemplarische Einzelgebäude. Falls kein eindeutiger Sieger für das Städtebaukonzept ermittelt werden
kann, ist eine Überarbeitung durch mehrere Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter Beibehaltung der
Anonymität möglich.
Der städtebauliche Entwurf mit einem zusammenhängenden Freiraumkonzept wird danach unter der
Leitung des siegreichen Städtebauteams und in Zusammenarbeit mit den anderen Preisträgern (Einzelgebäude), des Preisgerichts und der Baugenossenschaft weiterentwickelt. Ziel ist, zusätzliche Gebäudetypologien in den Siedlungsentwurf zu integrieren, die einzelnen Gebäude zu optimieren und aufeinander abzustimmen und ein sinnvolles Realisierungsverfahren zu finden. Für die Realisierung sollen
eine oder mehrere General- oder Totalunternehmungen herbeigezogen werden.
Die Projektierungsteams werden zu den üblichen, dem gewählten Realisierungsverfahren entsprechenden, Honorarkonditionen entschädigt. Das leitende Städtebauteam erhält zusätzlich zum Honorar für
das von ihm ausgeführte Gebäude eine angemessene Entschädigung für die Koordinationsaufgaben.
Es plant auch – zusammen mit einem Landschaftsarchitekturbüro – die Umgebungsarbeiten.
Dieses Verfahren setzt eine grosse Dialogfähigkeit und interdisziplinäres Denken voraus. Die Bereitschaft zur Optimierung und zur Integration der eigenen architektonischen Ideen in ein grösseres Ganzes muss gegeben sein. Der Erfahrung mit städtebaulich anspruchsvollen Projekten wird bei der Präselektion der Teams grosses Gewicht beigemessen.
Absichtserklärung baugenossenschaft mehr als wohnen, 2008
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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VON DER IDEE ZUR REALISIERUNG
Illustration: Andreas Hofer, baugenossenschaft mehr als wohnen; Modell: zach+zünd architekten gmbh, Zürich
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Konzept und Ablauf des Projektwettbewerbs
erster Schritt: Präselektion (Juli - August 2008)
Offene Ausschreibung
Auswahl von 19 Teams und den sechs gesetzten Preisträgerteams
aus dem Ideenwettbewerb „Wie wohnen wir morgen?“ 2007
Bewerbungen erbringen Nachweise über:
- Kompetenz Projektierung und Ausführung
- Kostenbewusstsein
- Innovationsfähigkeit
- Teamfähigkeit
Bei Nachwuchsteams wird deren Potenzial höher gewertet als
realisierte Referenzen. (siehe Programm S.10-11)
zweiter Schritt: Projektwettbewerb (Oktober 2008 - April 2009)
1. Städtebaulicher Siedlungsvorschlag mit Freiraumkonzept
beinhaltet:
- Nutzungen und Nutzungsverteilung
- Erdgeschossnutzung, Gemeinschaft und Aussenräume
- Baukörper, Technologie, Ökonomie
- ökologisches Konzept
2. Exemplarisches Gebäude beinhaltet:
- vertiefte Darstellung der übergeordneten Ideen in einem
Gebäude
- Wohnungsschlüssel und Wohnungsorganisation
- Technologie, Konstruktion, Flexibilität
- Ökonomie, Ideen für Rationalisierung
- ökologische Materialisierung und Energiekonzept
Ziel: Bestimmen eines Siegerteams Städtebau-/Freiraum-/Siedlungskonzept (inkl. ein Gebäude); zwei bis vier prämierte Gebäudekonzepte (50 bis 200 Wohnungen)
dritter Schritt: Dialogphase (April - Juli 2009)
Vorgehen:
- Überarbeitung gemeinsam mit Preisgericht
- Inputs aus Arbeitsgruppen der Baugenossenschaft im Echoraum
- Inputs aus Markt der Ideen
- Städtebauliche Leitung Siegerteam Städtebau/Siedlungskonzept
- Optimierung der einzelnen Gebäude
- Optimierung Wohnungsschlüssel und Nutzungsverteilung
Festlegung Realisierungskonzept:
Variante 1: Realisierung ganze Siedlung mit einer GU/TU
- gestalterische Begleitung durch die Einzelgebäudeteams
- Gestaltung Freiraum und Koordination Team Städtebau/Siedlungskonzept
Variante 2: Realisierung durch verschiedene GU/TU
- GU/TU suchen sich Wunschobjekt:
Optimierungsvorschläge und Angebot
- Team Städtebau/Siedlungskonzept:
Koordination und Freiraumgestaltung
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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A
ALLGEMEINE BESTIMMUNGEN
Auftraggeberin und Art des Verfahrens
Die baugenossenschaft mehr als wohnen beauftragt das Amt für
Hochbauten mit der Durchführung eines anonymen Projektwettbewerbs im selektiven Verfahren mit 25 Teams, um Projektvorschläge
für eine exemplarische, zukunftsgerichtete Siedlung auf dem Hunzikerareal in Zürich-Leutschenbach zu erhalten.
Der Bau soll nach der Vision einer 2000-Watt-Gesellschaft errichtet
werden und vielfältige Wohnformen für verschiedene Anspruchsgruppen, Wohnen und Arbeiten, gemeinschaftliche Einrichtungen
und einen Anteil Wohnungen im Eigentum enthalten. Das Projekt
knüpft am internationalen Ideenwettbewerb „Wie wohnen wir morgen?“ an, den die Stadt und der Schweizerische Verband für Wohnungswesen (SVW) Sektion Zürich 2007 durchgeführt haben.
Ausschreibende Stelle
Adresse:
Stadt Zürich
Amt für Hochbauten
Lindenhofstrasse 21
8001 Zürich
Für direkte Abgaben:
Amtshaus III, Lindenhofstrasse 21, 8001 Zürich
Empfang, 2. Stock, Büro 205
Öffnungszeiten von 9:00 bis 11:00 Uhr und von 14:00 bis 16:00 Uhr
Aktuelle Informationen und Downloads zum Projektwettbewerb:
http://www.stadt-zuerich.ch/ahb
Themen: Ausschreiben/Wettbewerbe Architektur
Grundlagen der Ausschreibung und Rechtsweg
Der Wettbewerb orientiert sich an der Ordnung für Architektur- und
Ingenieurwettbewerbe SIA 142 (Ausgabe 1998), und untersteht
weder dem öffentlichen Beschaffungswesen (IVöB) des Kantons
Zürich noch der Submissionsverordnung (SVO).
Das Programm und die Fragenbeantwortung sind für die Auftraggeberin, die Teilnehmenden und das Preisgericht verbindlich. Durch
die Abgabe eines Projekts anerkennen alle Beteiligten diese Grundlagen und den Entscheid des Preisgerichts in Ermessensfragen.
Gerichtsstand ist Zürich, anwendbar ist schweizerisches Recht. Die
Verfahrenssprache ist Deutsch. Rechtsverbindlich ist die deutsche
Version der publizierten Dokumente.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Präselektion
Ausgabe Unterlagen Präselektion:
Ab Freitag, 18. Juli 2008 sind unter https://www.simap.ch bzw.
http://www.stadt-zuerich.ch/hochbau
(Themen: Ausschreiben/Wettbewerbe Architektur) oder bei der ausschreibenden Stelle die folgenden Unterlagen erhältlich:
Auszug Wettbewerbsprogramm (Kapitel A und B)
Zusammenfassung in englischer Sprache
Luftbild
Katasterplan mit eingezeichnetem Perimeter
Formular Selbstdeklaration Architektur
Verlangte Bewerbungsunterlagen:
Referenzen von beispielhaften Städtebau- und Freiraumkonzepten, von innovativen Bauten und/oder Projekten zu den
Themen Wohnen (vielfältige Wohnformen mit hohem Gemeinschaftscharakter), preisgünstiges Bauen, ambitionierte
Nachhaltigkeitskonzepte, Referenzen von sozialen Innovationen als Beitrag zu Quartierentwicklung und Quartieridentitätsbildung. Zur Beurteilung werden zwei A3-Seiten im
Querformat, einseitig bedruckt, zugelassen.
Nachweis einer ausreichenden fachlichen und organisatorischen Leistungsfähigkeit (Projektierung und Ausführung)
mittels ausgefüllter Selbstdeklaration.
Eingabe Bewerbungsunterlagen:
Die Bewerbungsunterlagen sind mit dem Vermerk "Siedlung mehr
als wohnen" bei der ausschreibenden Stelle, Amtshaus III, Lindenhofstrasse 21, 8001 Zürich, 2. Stock, Büro 208 (Submission) bis
spätestens am Donnerstag, 21. August 2008, 16.00 Uhr einzureichen. Später eintreffende Bewerbungen werden nicht mehr angenommen. Das Datum des Poststempels ist nicht massgebend.
Eignungskriterien Präselektion:
Projektierungskompetenz/-potenzial und Ausführungskompetenz/-potenzial (Grundlage Referenzprojekte).
Bewertet werden Kompetenz und Potential, in hoher architektonischer und städtebaulicher Qualität funktionale und
ökologisch nachhaltige Bauten zu projektieren und auszuführen.
Innovation insbesondere zu den Themen gemeinschaftliches
Wohnen, Schaffen von Quartieridentität (Image), Energieeffizienz/Nachhaltigkeit, preisgünstiges Bauen (Grundlage
Referenzprojekte)
Organisatorische Eignung/Projektmanagement (Grundlage
Selbstdeklaration). Vorausgesetzt wird ein Team, das die
Sicherstellung eines qualitätsvollen Projektmanagements,
das der Komplexität der anstehenden Aufgabe entspricht,
gewährleistet.
Teamfähigkeit
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Die Präselektion erfolgt gemäss diesen Eignungskriterien durch das
Preisgericht. Die Reihenfolge enthält keine Wertung. Das Preisgericht wird aufgrund der aufgeführten Kriterien eine Gesamtwertung
vornehmen.
Teilnahmeberechtigung:
Architekturschaffende (international) mit entsprechender Ausbildung. Nach der Präselektion müssen die ausgewählten Architekten
mit einem Landschaftsarchitekten ihrer Wahl ein Team bilden. Es
liegt in der Verantwortung der Landschaftsarchitekten, sich nicht in
mehreren Teams zu betätigen. Weitere Fachbereiche sind möglich
(in der Selbstdeklaration vermerken) jedoch nicht zwingend, siehe
auch Abschnitt Weiterbearbeitung.
Aufgrund der eingereichten Bewerbungsunterlagen nimmt das
Preisgericht eine Selektion nach Eignung vor. Es werden 25 Architekturteams für den Projektwettbewerb ausgewählt. Davon haben
sich bereits sechs Teams für die Teilnahme qualifiziert: sie sind als
Preisträger aus dem vorangegangenen internationalen Ideenwettbewerb „Wie wohnen wir morgen?“ im Rahmen des Jubiläumsjahrs
2007 hervorgegangen.
Nachwuchsteams:
Es ist vorgesehen, für das vorliegende Verfahren auch Nachwuchsteams zu nominieren. Bei diesen Bewerbungen wird das Potenzial
gegenüber dem Leistungsausweis von Bauten vergleichbarer Komplexität höher gewichtet.
Preisgericht
Sachpreisrichter/innen:
Kathrin Martelli, Stadträtin, Vorsteherin Hochbaudepartement
Peter Schmid, Präsident baugenossenschaft mehr als wohnen,
Präsident SVW Sektion Zürich
Ruth Buchholz, Vorstand baugenossenschaft mehr als
wohnen, Stiftung Ponte Projektfonds, BG KraftWerk1, Zürich
Iris Vollenweider, BG Dreieck, Gleis70, Verein Viereck, Zürich
Dagmar Reichert, Kulturwissenschaftlerin, Zürich
Martin Alder, Liegenschaftenverwaltung Stadt Zürich (Ersatz)
Fachpreisrichter/innen:
Ursula Müller, Amt für Hochbauten Stadt Zürich (Vorsitz)
Urs Primas, Architekt, Zürich
Astrid Staufer, Architektin, Frauenfeld
Philippe Cabane, Soziologe und Raumplaner, Basel
Katrin Jaggi, Amt für Städtebau Stadt Zürich
Andreas Hofer, Architekt, Geschäftsleitung baugenossenschaft
mehr als wohnen, Zürich
Gerold Löwensberg, Architekt, Vorstand baugenossenschaft
mehr als wohnen, Zürich
Lukas Schweingruber, Landschaftsarchitekt, Zürich
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Experten/innen:
Jürg Rehsteiner, Amt für Städtebau Stadt Zürich
Katrin Wächter, Grün Stadt Zürich
Alex Martinovits, Stadtentwicklung Stadt Zürich
Rainer Hofmann, Kreisarchitekt, Amt für Baubewilligungen
Rudolf Steiner, Tiefbauamt Stadt Zürich, Verkehr
Hans Walder, Dienstabteilung für Verkehr Stadt Zürich
Martin Vetterli, Feuerpolizei Stadt Zürich, Brandschutz
Annick Lalive d'Epinay, Amt für Hochbauten Stadt Zürich,
Ökologische Nachhaltigkeit
Ian Jenkinson, Amt für Hochbauten Stadt Zürich,
Projektökonomie
Werner Hofmann, Amt für Hochbauten Stadt Zürich,
Tragkonstruktionen
Weitere Experten werden nach Bedarf beigezogen
Vorprüfung und Sekretariat:
Virág Kiss, Architektin, Projektentwicklung AHB
Ursula Tschirren, Bereichsassistentin Projektentwicklung AHB
Marianne Dutli Derron, Geschäftsleitung baugenossenschaft
mehr als wohnen, SVW Zürich, Förderstelle Gemeinnütziger
Wohnungsbau
Preise und Ankäufe
Für den Projektwettbewerb ist insgesamt ein Betrag von
CHF 240'000.- (exkl. 7,6 % MwSt.) für Preise und Ankäufe reserviert.
Es werden Preise und Ankäufe nach zwei Kategorien vergeben:
-
Städtebau- und Siedlungskonzept (inkl. Freiraumkonzept)
exemplarisches Wohn- und/oder Gebäudekonzept
Der Sieger „Städtebau-/Freiraum-/Siedlungskonzept“ und die weiteren zwei bis vier Preisträger „exemplarisches Wohngebäude“ werden ausgewählt, in einer zweiten Phase die weitere Projektentwicklung im Dialog mit dem Preisgericht zu erarbeiten. Diese gemeinsame Entwicklungsphase findet unter der Leitung des siegreichen
Städtebauteams statt.
Die Ankäufe betragen max. 20% der Gesamtpreissumme. Angekaufte Wettbewerbsbeiträge können durch das Preisgericht rangiert und
allenfalls zur Weiterbearbeitung empfohlen werden. Hierzu bedarf
es eines einstimmigen Entscheids des Preisgerichts.
Die eingereichten Unterlagen und Modelle der Teilnehmenden gehen in das Eigentum der Auftraggeberin über.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Beurteilungskriterien
Es kommen die folgenden Beurteilungskriterien zur Anwendung:
Städtebau
Integration in das überarbeitete und erweiterte Leitbild Steiner-/Hunzikerareal
Architektur
Aussenraum
Integration in Freiraumkonzept
Bei den oben aufgeführten Kriterien wird die soziale Innovation
als Beitrag zur Quartierentwicklung, die integrative Gemeinschaftsidee für die Siedlung und Barrierefreiheit in allen Belangen berücksichtigt.
-
-
-
Funktionalität
Gebrauchswert der Anlage gemäss den Zielen der Baugenossenschaft, Erfüllung des Raumprogramms
Wirtschaftlichkeit
Einhaltung des Kostenrahmens, kostengünstiger Unterhalt
und Betrieb
Ökologische Nachhaltigkeit
Energie und ökologische Materialisierung gemäss den Zielen
der 2000-Watt-Gesellschaft
Die Reihenfolge enthält keine Wertung. Das Preisgericht wird aufgrund der aufgeführten Kriterien eine Gesamtwertung vornehmen.
Weiterbearbeitung
Der Entscheid über die Auftragserteilung zur Weiterbearbeitung der
Bauaufgabe liegt bei der Auftraggeberin. Sie beabsichtigt, vorbehältlich der Finanzierung inkl. Kreditgenehmigung, die weitere Projektbearbeitung entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts zu
vergeben.
Die Auftraggeberin behält sich vor, Einfluss auf die Zusammensetzung des Fachplanerteams zu nehmen. Diejenigen Fachpersonen,
die am Verfahren einen wesentlichen Anteil haben, werden unter
den Voraussetzungen „gute Referenzen“ und „konkurrenzfähiges
Angebot“ beauftragt.
Die Auftraggeberin behält sich weiter vor, für die Realisierung des
Vorhabens eine Bauleitungsfirma oder eine Total- oder Generalunternehmung beizuziehen.
Es ist vorgesehen, unmittelbar nach Abschluss des Verfahrens mit
den Projektierungsarbeiten zu beginnen, vorbehältlich der Finanzierung inklusive Kreditgenehmigung. Ziel ist, die Siedlung mehr als
wohnen bis im Jahr 2012 zu beziehen.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Die Ansätze für die weitere Projektbearbeitung durch die siegreichen Architekturbüros richten sich nach der jeweils gültigen Praxis
der Stadt Zürich. Die Auftraggeberin behält sich vor, ein Kostendach mit Anreizsystem für Kosteneinsparungen zu setzen. Aktuell
gelten folgende Honorarkonditionen (die Phasen werden einzeln
freigegeben):
Grundleistungen gemäss SIA Ordnung 102/Ausgabe 2003 und
den Allgemeinen Bedingungen des Amts für Hochbauten zum
Vertrag von Architekturleistungen
Besonders zu vereinbarende Leistungen nach Zeitaufwand
gemäss Empfehlung KBOB 2008
Die aufwandbestimmenden Baukosten gelten über das
Gesamtprojekt
Für die Honorarberechnung nach Baukosten gelten folgende
Faktoren:
− Koeffizienten Z1=0.057, Z2=9.69 (vom SIA veröffentlicht
2007)
− Schwierigkeitsgrad n=1.1
− Anpassungsfaktor r=1.0
− Teamfaktor i=1.1
− Leistungsanteil q wird mit den Architekturbüros vereinbart.
Die Bauherrschaft behält sich eine TU-/GU-Vergabe oder
die separate Vergabe des Baumanagements vor. Dabei hat
das Architektenteam erfahrungsgemäss einen Leistungsanteil von etwa 55 bis 65 %.
− Faktor für Sonderleistungen s=1.0. Im Rahmen der detaillierten Vertragsklärung können Sonderfaktoren vereinbart
werden.
− Stundenansatz h = CHF 120.00
Abzüge: Beizug von Fachingenieuren (H/L/K/S/E):
max. 30 % Abzug an den entsprechenden aufwandbestimmenden Baukosten. Beizug von Fachleuten Landschaftsarchitektur: max. 50 % Abzug an den entsprechenden aufwandbestimmenden Baukosten
Termine
Ausgabe der Wettbewerbsunterlagen mit Informationsveranstaltung:
Freitag, 10. Oktober 2008, 9.00 - 12.00 Uhr
Der Anlass findet im Winterquartier Zirkus Chnopf auf dem Hunziker-Areal, CH-8051 Zürich statt. Anschliessend besteht die Möglichkeit das Areal zu besichtigen.
Fragenstellung:
Freitag, 24. Oktober 2008, bis 16.00 Uhr
Die Teilnehmenden können auf der Internetseite der ausschreibenden Stelle im dafür eingerichteten Fenster, das die Anonymität garantiert, oder schriftlich und anonym per Post mit dem Vermerk
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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"Projektwettbewerb Neubau Siedlung mehr als wohnen“ ihre Fragen
dem Amt für Hochbauten der Stadt Zürich anonym zustellen. Fragen zum Verfahren müssen bis zu diesem Datum vorliegen; der
Poststempel ist nicht massgebend. Die Fragen sollen auf das entsprechende Kapitel im Programm verweisen. Fragen, die sich nicht
auf den Inhalt des vorliegenden Verfahrens beziehen, werden von
der Veranstalterin nicht beantwortet.
Die Fragen und Antworten können ab Freitag, 14. November 2008
auf der Internetseite der ausschreibenden Stelle eingesehen werden.
Abgabe der Pläne:
Freitag, 30. Januar 2009, bis 16.00 Uhr
Die Pläne sind anonym, mit einem Kennwort (keine Nummern) und
dem Vermerk "Projektwettbewerb Neubau Siedlung mehr als wohnen“ versehen, bis zum genannten Datum bei der ausschreibenden
Stelle einzureichen. Der Poststempel ist nicht massgebend.
Abgabe der Modelle:
Freitag, 13. Februar 2009, 14.00 - 16.00 Uhr
Die Modelle sind anonym mit dem gleichen Kennwort wie die Pläne
und dem Vermerk "Projektwettbewerb Neubau Siedlung mehr als
wohnen“ versehen an diesem Datum einzureichen. Der Poststempel
ist nicht massgebend. Der genaue Ort wird den teilnehmenden
Teams noch mitgeteilt. Die Modelle sind möglichst direkt am noch
zu benennenden Ort abzugeben, da per Post versandte Modelle oft
defekt eintreffen.
Unterlagen Ausgabe
Folgende Unterlagen werden ausgegeben:
1.
Wettbewerbsprogramm
2.
Katasterplan mit Baulinien und Höhenkurven, zum Eintragen
der Gesamtsituation und des Erdgeschossgrundrisses 1:500
3.
Übersichtsplan 1:2'500
4.
Luftaufnahme des Areals
5.
Wettbewerbskalkulation "Wirtschaftlichkeit, Gesamtenergiebedarf und ökologische Materialisierung"
6.
Städtebauliches Leitbild Steiner-/Hunziker-Areal (2002)
7.
Ergänzung des städtebaulichen Leitbilds (2006)
8.
Modellunterlage 1:500
9.
Modellunterlage 1:1'000 als Einsatz in das Stadtmodell
10. Teilnahmeformular
11. CD mit digitalen Versionen der Unterlagen Nr. 1 bis 7 und 10
Die digital verfügbaren Unterlagen können auch auf der Internetseite der ausschreibenden Stelle herunter geladen werden.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Anforderungen Abgabe
1.
Darstellung des Städtebau-/Freiraum-/Siedlungskonzepts:
1.1
Situationsplan 1:500 mit dem Erdgeschossgrundriss der projektierten Bauten, Freiflächen, Erschliessungen und Zufahrten. Der Plan hat die zur Beurteilung nötigen Höhenkoten zu
enthalten. Die Bauten im Ideenperimeter sind schematisch
und mit Erschliessung darzustellen.
Schnitte/Ansichten 1:500
Erläuterungsbericht zum Städtebau/Freiraum sowie zum sozialen Siedlungskonzept (öffentliche Räume, Gemeinschaftsräume Siedlungsbewohner, Wohnen/Arbeiten, etc.) in Planform mit geeigneten Visualisierungen der Mustersiedlung
1.2
1.3
2.
Exemplarischer Gebäudeteil:
2.1
Alle die zum Verständnis notwendigen Grundrisse, Schnitte
und Fassaden im Massstab 1:200. Im Erdgeschoss sind die
neuen Höhenkoten anzugeben und die nähere Umgebung
darzustellen. Grundrisse der wesentlichen Geschosse mit Angaben zu Nutzungen und Raumgrössen und der Darstellung
eines Möblierungsvorschlags. In den Schnitten und Fassaden
sind das gewachsene sowie das projektierte Terrain einzutragen.
Fassadenschnitt des exemplarischen Wohnhauses mit Fassadenansicht und Grundrissausschnitt 1:20 (vom Untergeschoss bis zum Dach), die über den konstruktiven Aufbau und
die beabsichtigte Materialisierung des Projekts Auskunft geben. Die Materialien sind zu beschriften.
Erläuterungsbericht der Gebäudekonzeption, in Planform
Ausgefüllte Unterlage "Wettbewerbskalkulation Wirtschaftlichkeit, Gesamtenergiebedarf und ökologische Materialisierung"
mit Schemen zu den Flächenberechnungen.
Modell 1:500 (Unterlage verwenden).
Modell 1:1'000 als Einsatz für das Stadtmodell (Unterlage
verwenden).
Verschlossener Briefumschlag mit ausgefülltem Teilnahmeformular (Unterlage verwenden) sowie Einzahlungsschein.
Kompletter zweiter Plansatz aller Pläne für die Vorprüfung.
Kompletter verkleinerter Plansatz aller Pläne mit Reproduktionsfaktor 40 %.
Kompletter digitaler Plansatz als PDF-Datei auf CD. Zur Wahrung der Anonymität ist die CD mit dem Kennwort zu versehen und im Verfassercouvert einzureichen.
2.2
2.3
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
Jedes Team darf nur ein Projekt einreichen, Varianten sind nicht
zulässig. Zusätzliche Unterlagen werden nicht zugelassen. Die Abgaben sind in deutscher Sprache zu halten.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
17
Art der Darstellung
Für die Abgabe des Projektwettbewerbs ist das Blattformat AO
(84x120 cm) im Querformat verbindlich. Die Pläne werden auf Tafeln
von 120 cm Breite und 180 cm Höhe aufgehängt. Pro Projekt stehen drei Tafeln zur Verfügung. Die Teilnehmenden sind gebeten,
eine möglichst Platz sparende und leserliche Darstellung zu wählen.
Die Grundrisse sind nach dem Situationsplan zu orientieren (Norden
oben) und zu beschriften.
Die Projekte sind gut verpackt in Mappen abzuliefern. Sämtliche
Bestandteile des Projekts sind mit einem Kennwort zu bezeichnen.
Um eine angemessene Publikation des Projektwettbewerbs sicherzustellen, ist Folgendes zu beachten:
-
Die Pläne dürfen keine Hochglanzoberflächen aufweisen.
Die Pläne dürfen nicht auf feste Materialien aufgezogen
werden.
Das Modell ist kubisch und weiss zu halten (kein Naturholz
verwenden).
Veröffentlichung und Ausstellung
Die Beiträge des Verfahrens werden nach der Beurteilung unter
Namensnennung aller Verfasserinnen und Verfasser während rund
zehn Tagen öffentlich ausgestellt. Ausstellungsort und -datum werden noch bekannt gegeben. Der Bericht des Preisgerichts wird allen
Teilnehmenden sowie der Fach- und Tagespresse zugestellt.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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B
AUFGABEN UND ZIELE
Ideenwettbewerb „Wie wohnen wir morgen?“ 2007
Im Jubiläumsjahr 2007 wurden neben dem Rückblick auf eine beeindruckende und erfolgreiche hundertjährige Geschichte der gemeinnützigen Bauträger oft die Fragen „Wie geht es weiter, welche
Rolle spielen wir morgen, welche Wohnungen braucht Zürich in
Zukunft?“ gestellt. Das Jubiläum sollte nicht Abschluss sondern
Neuanfang und Aufbruch markieren.
Dieser Neuanfang betrifft einerseits den Bestand und andererseits
geht es um die Erschliessung neuer Gebiete für den gemeinnützigen
Wohnungsbau. Neben verschiedenen Diskussionsveranstaltungen
fand im Jubiläumsjahr ein offener internationaler Ideenwettbewerb
unter dem Titel «Wie wohnen wir morgen?» statt. Als Bearbeitungsgebiete für diesen Wettbewerb standen das durch den gemeinnützigen Wohnungsbau geprägte innerstädtische Gebiet Hard und das
Entwicklungsgebiet Leutschenbach in Zürich zur Verfügung. Vierzig
Teams stellten sich der Aufgabe.
Die Jury stellte während der Beurteilung der Beiträge fest, dass die
offene und grundsätzliche Fragestellung zur Zeit offenbar keine
überzeugenden städtebaulichen Antworten findet. Während im Bestand diskursive Strategien für die Weiterentwicklung vorgeschlagen wurden, blieben die Neubauvisionen entweder im Denken von
Megastrukturen der siebziger Jahre verhaftet – angereichert mit
ökologischen Features – oder sie zerfledderten in postmoderner
Agglomerationsbeliebigkeit. Von den sechs Ex-aequo-Preisen gingen vier an Teams, die sich mit dem Hardquartier beschäftigten und
zwei an poetische, ortsunabhängige Projekte, die sich mit Fragen
der urbanen Gesellschaft und des Verhältnisses zwischen Individuum und Gemeinschaft im städtischen Raum auseinander setzten.
Die Potenziale, welche die Wettbewerbsresultate im Hardquartier
aufgezeigt hatten, führten zu einem strategischen Vernetzungsprojekt. Dieses Projekt bringt die gemeinnützigen Bauträger in einen
Dialog und daraus soll eine gemeinsame Haltung gegenüber dem
Quartier und den verschiedenen mit seiner Entwicklung beschäftigten städtischen Amtsstellen entstehen.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Die baugenossenschaft mehr als wohnen und das Hunziker-Areal
Die Diskussionen über die Rolle der gemeinnützigen Wohnbauträger
für die Stadtentwicklung in Zürich-Leutschenbach führten zu Verhandlungen mit der Stadt Zürich über das Hunziker-Areal. Das Gelände der ehemaligen Betonelementfabrik Hunziker AG war 1991
von der Stadt als strategische Reserve für Infrastrukturprojekte
gekauft worden. In der Folge zeigte sich, dass höchstens ein Teil
des Grundstücks für einen Notstützpunkt der Feuerwehr benötigt
wird.
Für das Areal wurde im Rahmen einer grösseren Gebietsentwicklung zwischen Stadt Zürich und den Grundeigentümern ein Entwicklungsleitbild verfasst (Städtebauliches Leitbild Steiner-/HunzikerAreal, Zürich-Leutschenbach, Oktober 2002). Private Grundeigentümer realisierten im Jahre 2005 in unmittelbarer Nachbarschaft
den Andreaspark 1 mit 160 Wohnungen (Architektur: Bob Gysin
Partner, Zürich) und im Jahre 2006 den Andreaspark 2 mit 170
Wohnungen (Architektur: Fischer Visini, Zürich). Auf städtischem
Grund ist zur Zeit das Schulhaus Leutschenbach in Bau (Architektur: Christian Kerez, geplante Fertigstellung 2009).
Die rund 28’000 Quadratmeter grosse Parzelle des Hunziker-Areals
bot die Stadt im Jahre 2003 den zürcherischen Genossenschaften
zur Abgabe im Baurecht an. Aufgrund der Grösse und der unsicheren Entwicklung des Quartiers konnte sich keine Genossenschaft zu
einem Angebot entschliessen.
Die Kontakte zwischen den Genossenschaften, die im Rahmen der
Jubiläumsaktivitäten 2007 entstanden, und die Potenziale, die der
Ideenwettbewerb für das Gebiet aufgezeigt hatte, veränderten die
Ausgangslage. Die Idee für eine neue, wegweisende Siedlung nahm
Gestalt an: Der Schweizerische Verband für Wohnungswesen, Sektion Zürich (Dachverband der zürcherischen Baugenossenschaften)
gründete zusammen mit 35 gemeinnützigen Wohnbauträgern im
Dezember 2007 die baugenossenschaft mehr als wohnen. Sie hat
sich zum Ziel gesetzt, diese Siedlung auf dem Hunziker-Areal zu
verwirklichen. Heute sind gegen fünfzig Baugenossenschaften und
Stiftungen Mitglied der baugenossenschaft mehr als wohnen.
Die breite Abstützung in der Genossenschaftsbewegung verkleinert
die Risiken und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, dass Projekt als
Lern- und Erfahrungsfeld zu nutzen. Die Stadt Zürich liess sich von
diesem Konzept überzeugen und beabsichtigt, der neu gegründeten
Genossenschaft das Areal im Baurecht abzugeben. Diese einmalige
Gelegenheit eröffnet spezifische Möglichkeiten, macht das Projekt
aber auch anspruchsvoll und komplex.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Die Ziele für das Hunziker-Areal
Die baugenossenschaft mehr als wohnen beabsichtigt auf dem
Hunziker-Areal eine Überbauung zu realisieren, die exemplarisch die
Wohnwelten der zeitgenössischen, städtischen Bevölkerung auslotet und die Rolle der gemeinnützigen Wohnbauträger bei der Entwicklung von neuen Quartieren aufzeigt:
Gemeinnützigkeit:
Entscheidendes Element für die Gemeinnützigkeit ist der Mietpreis.
Die Neubaukosten in Zürich liegen auf einem Niveau, das einen
grösseren Teil der städtischen Bevölkerung ausschliesst. Überdies
ist das Gebiet Leutschenbach von Quartieren umgeben, die zu den
Einkommensschwächsten gehören. Damit die Siedlung nicht eine
„Insel der Reichen“ wird, ist eine ökonomische, kostengünstige
Bauweise sowie ein haushälterischer Umgang mit den individuellen
Wohnflächen entscheidend. Um die Zugänglichkeit für Haushalte
mit niedrigen Einkommen zu verbessern, beabsichtigt die baugenossenschaft mehr als wohnen etwa 20% der Wohnungen mit Mitteln der Wohnbauförderung zu vergünstigen. Dies setzt das Erreichen der Kostenlimiten der Wohnbauförderung voraus. Ziel der Genossenschaft ist die Unterschreitung dieser Limiten um 10%, damit
ein Budget für besondere ökologische und soziale Massnahmen zur
Verfügung steht. Als weiteres Instrument für die Förderung der sozialen Mischung ist eine Abstufung des Mietzinsniveaus nach Lage
und Qualität vorgesehen.
Ökologische Nachhaltigkeit:
Die Gebäude müssen in einer postfossilen Gesellschaft funktionsfähig sein. Als Leitschnur gelten die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft
(Reduktion des Verbrauchs auf einen Drittel des heutigen Wertes).
Dies gilt für den Energieverbrauch (Heizung, Kühlung, Warmwasser)
aber auch für die indirekten ökologischen Folgen (graue Energie,
Eingriffe in Landschaft, Grundwasser, Wasserverbrauch, Entsorgung, Mobilität). Neben technischen Massnahmen für die Erreichung dieser Ziele ist das Verhalten der Benutzer und Benutzerinnen entscheidend. Kann durch geschickte Angebote und das Ausnutzen von Synergien ein Beitrag zur Reduktion des Konsums erreicht werden (Suffizienz)?
Soziale Inklusivität und Integration:
Die Siedlung soll „barrierefrei“ sein. Das heisst, sie muss eine attraktive Zugänglichkeit für Behinderte gewährleisten. Das bedeutet
aber auch, dass sie ökonomisch erschwinglich ist (siehe Gemeinnützigkeit) und dass sie Menschen mit unterschiedlichem kulturellen
Hintergrund und Menschen in allen Lebenssituationen Heimat bieten kann.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Diversität:
Es gibt keine eindeutige konzeptionelle und architektonische Antwort auf die Herausforderungen in urbanen Räumen. Die Siedlung
muss einen breiten Horizont abdecken und offen für zukünftige Veränderungen sein. Dies gilt für die Organisation der einzelnen Gebäude und Wohntypologien aber auch für die gesamte Erscheinung.
Deshalb ist der Wettbewerb auf ein Zusammenspiel von mehreren
möglichen Gebäudekonzepten in einem offenen Plan angelegt (siehe Illustration „Von der Idee zur Realisierung“, S. 7). Dies verlangt
vom Gesamtplan Elastizität und von den einzelnen Gebäudekonzepten Integrations- und Adaptionsfähigkeit. Die Siedlung soll durch
eine gemeinschaftsfördernde Architektur und Aussenraumgestaltung geprägt werden.
Quartier:
Die Siedlung hat die Dimension eines Quartiers und soll einen Beitrag zur Entwicklung des erweiterten Quartierraums Leutschenbach
leisten. Die Nachbarschaft zum Schulhaus, die Anknüpfung an den
Andreaspark und die Lage an der Hagenholzstrasse sind gute
Grundlagen, damit hier eine Zentralität entstehen kann. Während an
der Hagenholzstrasse städtische kommerzielle Nutzungen denkbar
sind, werden es in den Innenbereichen eher Quartier- und Gemeinschaftsnutzungen sein.
Experiment:
Im Rahmen der Kostenlimiten und der baurechtlichen Rahmenbedingungen sind Experimente willkommen. Die Bandbreite von Gebäudetypologien soll ausgenutzt werden. Technologische Gadgets
dürften aus Kostengründen nicht im Vordergrund stehen und sind
auch erst in späteren Projektphasen relevant. In der Wettbewerbsstufe dürften räumliche Erfindungen und die Offenheit für unterschiedliche Wohnkonzepte eine grössere Rolle spielen.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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ANHANG
Der gemeinnützige Wohnungsbau in Zürich
In den letzten hundert Jahren hat sich in der Stadt Zürich ein Wohnungssystem entwickelt, in dem der gemeinnützige Wohnungsbau
eine zentrale Rolle spielt. Personen des unteren Mittelstandes und
andere Benachteiligte am Wohnungsmarkt profitier(t)en davon. In
der Phase des schnellen Wachstums der industriellen Stadt in der
zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hatten sich die Lebensverhältnisse der Arbeiterschicht soweit verschlechtert, dass umfassende
politische, planerische und institutionelle Massnahmen ergriffen
werden mussten. 1892 gemeindete die Stadt Zürich die verarmten
Arbeiterquartiere im Westen ein. 1907 begründete sie in der Gemeindeordnung den kommunalen Wohnungsbau und die Förderung
von gemeinnützigen Wohnbauträgern. 1924 passte sie das Gesetz
an und legte die Grundlagen für das bis heute gültige Förderungssystem. In der Folge differenzierten sich die Rollen der Kommune
und der privatwirtschaftlichen, mehrheitlich als Mietergenossenschaften organisierten gemeinnützigen Wohnbauträger (nebst einiger Unternehmergenossenschaften und gemeinnützige Stiftungen):
Die Kommune sorgt für die Quartierentwicklung, die Infrastruktur (Schulen, Spitäler, Freizeiteinrichtungen) und gibt
Land (Verkauf oder Baurecht) an die Genossenschaften ab.
Der kommunale Wohnungsbau beschränkt sich auf 6% aller
Wohnungen, von denen ein grösserer Teil für Personen mit
beschränktem Einkommen vergünstigt (*) ist.
Die Genossenschaften bauen günstige Wohnungen für den
unteren Mittelstand. Nur ein kleiner Teil dieser Wohnungen
ist durch Mittel der öffentlichen Hand vergünstigt. Die Preisdifferenz zum Markt entsteht vor allem über die langfristige
spekulationsfreie Vermietung, der so genannten Kostenmiete.
(*) Die Vergünstigung von Wohnungen (Objekthilfe) erfolgt mit zinsfreien Darlehen an die Wohnbauträger. Es gibt zwei Stufen, welche die Wohnungen um
etwa 15%, respektive 25% verbilligen. So vergünstigte Wohnungen können nur
an Haushalte vermietet werden, die über beschränkte Einkommen und Vermögen verfügen. Darüber hinaus gibt es individuelle sozialstaatliche Hilfen (Mietzinszuschüsse, Ergänzungsleistungen), die so genannte Subjekthilfe.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Wohnungen gemeinnütziger Wohnbauträger
Anzahl Wohnungen
Total Wohnungen
in der Stadt Zürich
davon gemeinnützig:
Genossenschaften
städtische Stiftungen
kommunale Siedlungen
Vereine, AGs, private Stiftungen
Total Wohnungen
gemeinnütziger Träger
Marktanteil
202’000
100%
38’000
3’500
6’500
2’000
50’000
19%
2%
3%
1%
25%
Die öffentliche Hand (Bund, Kanton und Stadt Zürich) besitzt zudem
weitere 5’500 Wohnungen, die nicht nach gemeinnützigen Kriterien
vermietet werden (Marktanteil rund 2,5%).
(Quelle: Argumente und Fakten zum gemeinnützigen Wohnungsbau, 2007,
aufgrund: Statistisches Amt des Kantons Zürich, Statistik Stadt Zürich. Zahlen
gerundet.)
Flächenanteil gemeinnütziger Wohnungsbau in der Stadt Zürich
Illustration: Urs Primas
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Sozialer, kommunaler und genossenschaftlicher Wohnungsbau
Im Gegensatz zu vielen Ländern, in denen der kommunale Wohnungsbau gleichzeitig auch sozialer Wohnungsbau ist und in denen
sich der soziale Wohnungsbau sehr stark vom nicht subventionierten Wohnungsbau unterscheidet, ist ein grosser Teil des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Zürich näher an den Marktmieten. Ausserdem sind die subventionierten Wohnungen geografisch verteilt.
Dies hat die Konzentration von sozialen Problemen in einzelnen
Quartieren (wie zum Beispiel in Banlieues in Frankreich oder Grosssiedlungen in Deutschland) weitgehend verhindert. Der grosse Anteil von Mietergenossenschaften am gemeinnützigen Wohnungsbau
und die Vielfalt und Kleinteiligkeit der Genossenschaftsbewegung
(im Grossraum Zürich gibt es 120 Genossenschaften, von denen die
grösste knapp 5’000 Wohnungen besitzt) führten überdies zu einer
differenzierten und basisdemokratisch geprägten, genossenschaftlichen Kultur. Genossenschaftliches Wohnen ist stark durch den
Geist der gegenseitigen Selbsthilfe geprägt. Die Mieterinnen und
Mieter sind Teil der Genossenschaft, sie stimmen jährlich über ihre
Geschicke ab und leben in den Siedlungen eine kleinbürgerliche
Nachbarschaft.
Neben den positiven Aspekten dieses stark von Werten geprägten
Zusammenlebens, gibt es auch kritische Punkte: Die Integrationsbereitschaft gegenüber Fremdem und Neuem ist begrenzt (die Ausländeranteile liegen in Genossenschaften teilweise deutlich unter
den Werten des umliegenden Quartiers) und es stellt sich die Frage
nach der Zugänglichkeit der Bestände für Haushalte, welche auf
günstige Wohnungen besonders angewiesen sind. Da die Genossenschaften ihren Mieterinnen und Mietern gehören, können die
Wohnungen nicht über sozialstaatliche Zuweisungskriterien vergeben werden. Viele Genossenschaften sorgen mit Belegungsvorschriften für eine effiziente Bewirtschaftung ihres knappen Gutes.
Der seit den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts stetig steigende Wohlstand hat dazu geführt, dass auch untere Angestellte
und Beamte, Arbeiter und Handwerker – also das klassische Publikum von Baugenossenschaften – heute gut gestellt sind. In den
Genossenschaftswohnungen sind deshalb viele gut gestellte Haushalte zu finden. Das durchschnittliche Vermögen von Genossenschaftshaushalten liegt nicht zuletzt wegen der tieferen Mietbelastung über dem Vermögen der benachbarten Haushalte im privaten
Wohnungsmarkt.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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Stadterweiterung und städtische Krise
1934 wurde ein weiterer Gürtel von Vorortgemeinden eingemeindet.
In diesen Gemeinden bauten Genossenschaften nach konzeptionellen Vorgaben des damaligen Zürcher Stadtbaumeisters A. H.
Steiner die schweizerische Variante der Gartenstadt. Ab den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts nahm die Stadtbevölkerung
ab. Die Wohnungsproduktion konnte den zunehmenden Flächenbedarf nicht mehr befriedigen, das Wachstum der Agglomeration setzte, ermöglicht durch die Massenmotorisierung der Gesellschaft, mit
aller Kraft ein.
In den achtziger und neunziger Jahren äusserte sich diese Entwicklung in einer Krise der Stadt: Wohnraummangel durch die Konkurrenz von Arbeitsflächen, soziale Entmischung, bauliche Degradation, Untergang und Abwanderung des industriellen Sektors, finanzielles Ausbluten (Verlust von Steuereinnahmen an die reichen Vorortgemeinden), Governance-Probleme sowie die Entstehung einer
offenen Drogenszene sind Stichworte dazu. All dies mündete in der
Wahrnehmung der Stadt als Ort der Probleme und sozialen Konflikte. Der Begriff „A-Stadt“ (Arme, Alte, Auszubildende, Ausländer)
machte die Runde.
Seit den siebziger Jahren nahm parallel dazu die Bedeutung des
Platzes Zürich als Finanzdienstleistungsanbieter zu. Die Transformation der fordistischen Industriegesellschaft in eine postindustrielle Dienstleistungsgesellschaft schien reibungslos und mit stark
zunehmender ökonomischer Kraft möglich. Die Verlierer waren die
älteren Arbeiter und Arbeiterinnen, die sich nicht mehr anpassen
konnten, die schlecht Ausgebildeten und die wenig Leistungsfähigen und – vor allem in der Stadt – alle diejenigen, die zu tiefe
Einkommen hatten, um die explodierenden Mieten bezahlen zu können.
Die spekulative Blase barst 1992 in einem Kollaps des Immobilienmarkts, ausgelöst durch ein massives Überangebot an teuren Geschäftsflächen.
Im darauf folgenden Vakuum (der Abbau des Büroflächenangebots
dauerte bis Ende der neunziger Jahre und die zurückhaltenden
Banken verhinderten auch Investitionen in grössere Wohnbauprojekte) gärten die Grundlagen der urbanen Renaissance:
− Ohne grossen Investitionsdruck konnten in komplexen
Planungsverfahren die grossen frei werdenden Industrieareale im Westen und Norden der Stadt für Mischnutzungen vorbereitet werden.
− Ein 1990 eröffnetes S-Bahn-System erschloss den Agglomerationsraum unabhängig von politischen Grenzen weit
über die Stadt hinaus und schuf das so genannte Millionen-Zürich (Stadt Zürich 1990: 365’000 Einwohner und
Einwohnerinnen)
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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− Eine junge Generation von Genossenschaften widersetzte
sich dem Abriss von innerstädtischen Häusern durch deren
Kauf oder mit politischen Aktionen und belebte gleichzeitig
die Genossenschaftsbewegung mit neuen Ideen und
Wohnvorstellungen.
− Aufgrund einer 1984 angenommenen Volksabstimmung zur
Milderung der Folgen der Immobilienspekulation wird 1985
die Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigen Wohn- und
Gewerberäumen der Stadt Zürich (PWG) gegründet. Sie
nimmt 1990 ihre Geschäftstätigkeit auf und spielte durch
den strategischen Kauf von Immobilien in den von Spekulation gebeutelten innerstädtischen Arbeiterquartieren eine
zunehmend wichtigere Rolle.
− Dem kreativen, jungen kulturellen Milieu gelang der Ausbruch aus der alternativen Nische. Zürich wurde zur
Kunst- und Clubstadt. 1992: Erste Street-Parade. 1997
führte die Liberalisierung des Gastgewerbegesetzes zu einer Explosion der Freizeitangebote.
Aufbruch des städtischen und gemeinnützigen Wohnungsbaus
Seit der Jahrtausendwende kann in Zürich von einer Aufbruchstimmung im städtischen Raum gesprochen werden. Die Entwicklungsgebiete (vor allem in Zürich Nord) erfasste eine ungeheure Bautätigkeit mit einem hohen Wohnanteil in den verwirklichten Bauten. Seit
2003 nimmt die Wohnbevölkerung erstmals seit den frühen sechziger Jahren wieder zu. An diesem Bauboom in den Entwicklungsgebieten beteiligen sich auch einzelne traditionelle Baugenossenschaften (z.B. Regina-Kägi-Hof der ABZ oder Siedlung Neunbrunnenstrasse der GBMZ) sowie Genossenschaften der neuen Generation
(KraftWerk1).
Quantitativ viel entscheidender sind die Prozesse in den Beständen.
Nachdem die meisten Genossenschaften ihre Siedlungen aus den
zwanziger bis vierziger Jahren stetig gepflegt und erneuert haben,
stellen sich zusehends grundlegende Probleme:
− Die standardisierte genossenschaftliche Familienwohnung
mit drei oder vier Zimmern und sechzig, respektive achtzig
Quadratmetern Fläche ist für die Ansprüche junger Familien nicht mehr geeignet, eine gute soziale Durchmischung
mit nur solchen Wohnungen nicht mehr gewährleistet.
− Preisgünstige Bauweisen und bescheidene technische
Standards machen umfassende Erneuerungen teuer.
− Der Bestand ist energetisch auf tiefem Niveau und nur mit
grossem Aufwand sanierbar.
Projektwettbewerb | Neubau Siedlung mehr als wohnen | Zürich
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− Fehlende Lifte und enge Grundrisse schränken die Nutzbarkeit der ehemaligen Familienwohnungen für ältere Menschen ein.
− Fehlender Lärmschutz zwischen den Wohnungen führt zu
vermehrten Konflikten zwischen den Mietenden.
− Bei vielen Siedlungen bestehen erhebliche Ausnutzungsreserven.
− Ehemals periphere Standorte am Stadtrand sind zu Brennpunkten der Stadtentwicklung geworden. Es stellt sich die
Frage, ob die ländliche Gartenstadtarchitektur an diesen
Orten noch richtig ist.
− Für die quantitative Weiterentwicklung fehlen in absehbarer Zeit die Flächen. Die Bodenpreise in den Entwicklungsgebieten haben ein Niveau erreicht, dass gemeinnützigen
Wohnungsbau ausschliesst, die städtischen Bodenreserven schwinden und Stadterweiterungen stehen politisch
nicht auf der Agenda.
Viele Genossenschaften planen daher umfassend und strategisch
die Zukunft ihrer Siedlungen und sie entscheiden sich dazu, das
Wohnungsangebot durch den etappierten Abbruch und Ersatz mittelfristig neuen Wohnbedürfnissen anzupassen. Durch tiefe Grundstückpreise – die Kostenmiete verhinderte spekulative Erhöhungen
des Preises – können Neubauten zu konkurrenzlos günstigen Preisen vermietet werden. Im Jahre 2007, dem Festjahr zum hundertjährigen Jubiläum des gemeinnützigen Wohnungsbaus in Zürich,
konnte die Fertigstellung von elf grossen Siedlungen gefeiert werden. Sechs davon waren Ersatzneubauten, eine ein Umbau mit Aufstockung und vier Neubauten.
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