Manuskript

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SWR2 Musikstunde mit Frieder Reininghaus
Kleiner Samstagsspaziergang zur Enharmonik
oder
Eine Akkordverbindung, ihre Herkunft und ihr ewiges Leben
Sendung:
05. Dezember 2009, 9.05 – 10.00 Uhr
Redaktion:
Martin Roth
Manuskript
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Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt.
Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung
des Urhebers bzw. des SWR.
Einen Mitschnitt dieser Sendung können Sie bestellen unter der
Telefonnummer 07221 / 929-6030
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SWR II / Südwestrundfunk
„Musikstunde“
Redaktion: Martin Roth
5.12.2009
S-CXCVIII
[198]
1.12.2009
Dauer: 53’32"
Frieder Reininghaus
Derscheid 53804 Much
Telefon: 02295.1796
Telefax: 02295.2123
Kleiner Samstagsspaziergang zur Enharmonik
oder
Eine Akkordverbindung, ihre Herkunft und ihr ewiges Leben
Heute, liebe Hörerinnen und Hörer, präsentiert die Musikstunde etwas
für fein gespitzte Ohren. Sie beschäftigt sich mit den Metamorphosen
einer Klangfigur: mit ganz besonderen, zu einer ansteigenden Folge von
Melodietönen sich gesellenden harmonischen Fortschreitungen. Also mit
etwas, was man etwas umständlich als ‚melodisch-harmonische Konglomerate’ bezeichnen könnte.
Es soll angedeutet werden, daß jene mirakulösen Akkordverbindungen,
die dann in der kompositorischen Entwicklung in Mitteleuropa einen besonderen Stellenwert einnahmen, nicht vom Himmel fielen. Sie hatten
ganz irdische Wurzeln.
Ich möchte Sie also einladen, in den nächsten 50 Minuten den verschlungenen Pfaden nachzulauschen, die auf die musikalische InitialIdee von Richard Wagners Tristan und Isolde hinführen:
Musik 1: Montage: Mozart, Haydn, Beethoven, Schumann, Spohr und Wagner,
aus den nachfolgend en detail genannten Aufnahmen Dauer: 1’48“
Mozart:
Haydn:
Beethoven:
Spohr:
Schumann:
Wagner:
von 9’08“ bis 9’39“
von 4’35“ bis 5’00“
von 0’47“ bis 1’04“
von 0’10“ bis 0’34“
von 1’00“ bis 1’15“
von 0’01“ bis 0’29“
= 0’13“
= 0’25“
= 0’17“
= 0’24“
= 0’15“
= 0’14“
Die kleine Montage aus Arbeiten von Mozart, Haydn, Beethoven,
Louis Spohr, Robert Schumann und Richard Wagner mag fürs erste
die Verwandtschaft von gewichtigen Portionen harmonisch-thematischen
„Materials“ umrissen haben. Und vier der wichtigsten Stücke bzw. Sätze,
denen es zu Gebote stand, sollen im Folgenden auch in Gänze erklingen. Weil es bei und mit ihnen, liebe Hörerinnen und Hörer, auf musikalischen Kontext ankommt.
Der (sogenannte) Tristan-Akkord, um den es nun also en detail geht, ist
– es soll wenigstens kurz erwähnt werden – nicht als rein musikalisches
3
Gebilde auf die Welt gekommen, sosehr er zu einem der wichtigsten
Ausgangspunkte dessen wurde, was dann im 20. Jahrhundert Neue Musik genannt wurde. Er eröffnet und durchzieht jene „Handlung in drei
Aufzügen“, die auf der Bühne des Münchener Hoftheaters am 10. Juni
1865 das Licht der Opernwelt erblickte und die von Anfang an ein besonderer Nimbus umgab (Friedrich Nietzsche sprach vom „eigentlichen
Opus metaphysicum aller Kunst“). Der legendäre Tristan-Akkord steht
substantiell in theatralem Zusammenhang. Er ist fundiert auf ein uraltes
literarisches Dokument und dessen Anverwandlung durch den Dichterkomponisten Richard Wagner auf der Höhe des 19. Jahrhunderts.
Zur Geschichte des Herrn Tristan und der Frau Isolde nebst König Marke hat die Geistesgeschichte mehrere Schränke voll Bücher hervorgebracht. Angefangen von Gottfried von Straßburgs Versroman Tristan
und den Abhandlungen über diesen. Nicht einmal im Schnellkurs ließen
sich die Mannigfaltigkeiten dieser Geschichte, die Fülle der Interpretationen und die Verschiebungen im Laufe der Rezeptionsgeschichte in einer knappen Stunde durchmessen.
Musik 2: Richard Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“ (Anfang)
Klavierversion Zoltan Kocsis; Jean-Efflam Bavoutet, Klavier
MDG 604 1350-2; DLF 6073 198 (nach 0’30“ dazu:)
Dauer: 0’39“
Auch die Uraufführung, die Hans von Bülow 1865 dirigierte, war alles
andere als voraussetzungslos und wäre ein großes Thema für sich. Da
mögen ein paar knappe Stichworte genügen: Die Entstehung von Wagners Tristan-Text und -Partitur ist eng verwoben mit den Lebensumständen des Dichterkomponisten in den 1850er Jahren – er hatte, da steckbrieflich gesucht wegen seiner Beteiligung am Dresdner Aufstand im
Frühjahr 1849, aus Deutschland fliehen müssen und in Zürich Unterschlupf gefunden.
1857 vermietete Otto Wesendonck, ein Fabrikant und Musikenthusiast,
der Familie Wagner das „Asyl“ genannte Gartenhaus neben seiner herrschaftlichen Villa. Überhaupt griff er dem umtriebigen Theatermann, der
aktuell keinen Zugang zu den deutschen Theatern, also kaum Einkommen hatte, kräftig unter die Arme – z.B. durch den Kauf der Publikationsrechte des erst halb fertigen Rings des Nibelungen (für die damals gewaltige Summe von 6.000 Schweizer Franken). Nachdem Wagner Fünf
Gedichte von Wesendoncks Gattin Mathilde in Musik gesetzt hatte, fing
Minna Wagner einen mit Morgenbeichte überschriebenen Liebesbrief
ihres Ehemanns an Mathilde ab. Der gemeinsame Haushalt wurde aufgelöst. Das „schäbige Genie“ floh nach Venedig; streifte dann sechs
Jahre lang durch Europa, während derer die Tristan-Partitur vollendet
wurde.
4
1864 begann das Wiener Hoftheater mit der Einstudierung. Das Projekt
wurde jedoch nach 77 Proben wegen der immensen musikalischtechnischen Herausforderungen und Widerstände gegen die Modernität
der Musik abgebrochen. Im selben Jahr gewann Wagner den eben auf
den Thron gelangten 18jährigen König Ludwig II. von Bayern als Mäzen. Der holte den doppelt Exilierten nach München, stattete ihn reichlich mit finanziellen Mitteln aus – und die Realisation des Tristan begann,
wie es von Alters her der Brauch war, mit Klavierproben.
Musik 3: R. Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“ (kurz vor Schluß)
Klavierversion (wie Musik 2)
Dauer: 1’20“
Zurück zu den „Wurzeln“ des „eigentlichen Opus metaphysicum aller
Kunst“! Eine von ihnen ist bei Mozart zu finden. Der schrieb, wahrscheinlich im Sommer oder Herbst 1783, ein Streichquartett in Es-Dur,
das zusammen mit fünf Artgenossen an den Verleger Artaria in Wien
verkauft, Joseph Haydn gewidmet und diesem auch in Mozarts damaliger Wohnung vorgespielt wurde (Schulerstraße 8 bzw. Domgasse 5).
Haydn, so wird überliefert, sei von diesem Hauskonzert „tief ergriffen“
gewesen und soll wohl in diesem Zusammenhang zu Leopold Mozart,
dem Vater, gesagt haben: „Ich sage Ihnen vor Gott, als ein ehrlicher
Mann, Ihr Sohn ist der größte Componist, den ich von Person und dem
Namen nach kenne; er hat Geschmack, und überdieß die größte Compositionswissenschaft“.1
Musik 4: W.A. Mozart, Streichquartett Es-Dur KV 428, 2. Satz Andante con moto
Leipziger Streichquartett MDG 307 1160-2, DLF 6062 924
Dauer: (ohne Wiederholungen): 5’12“
Zu hören war der langsame Satz Andante con moto aus Mozarts Quartett Es-Dur KV 428 von 1783; es spielte das Leipziger Streichquartett.
Joseph Haydn, dem dieses Werk gewidmet worden war, scheint sich
ein gutes Dutzend Jahre später, als er Die Schöpfung schrieb, an diese
Kammermusik-Pièce und das in sie eingelagerte harmonische Kabinettstück erinnert zu haben. In der langsamen Einleitung zu dem 1798 in
Wien uraufgeführten Oratorium findet sich kurz vorm Ende eine Reminiszenz: als Höhepunkt der „Vorstellung des Chaos“. – Die erklingt nun
auch in Gänze. Mit den Wiener Symphonikern unter Leitung von Nikolaus Harnoncourt.
Musik 5: Joseph Haydn, „Die Schöpfung“ (Die Vorstellung des Chaos), Nikolaus
Harnoncourt, Wiener Symphoniker; Teldec 8.35722; DLF 6000 489
Dauer: 5’25“
5
Die Wiener Symphoniker unter Leitung von Nikolaus Harnoncourt
spielten „Die Vorstellung des Chaos“, den Eingangssatz von Joseph
Haydns Schöpfung, an dessen Ende sich die Harmonik für Haydnsche
Verhältnis sehr weit „hinauswagt“ und der Tristan-Akkord ankündigt.
Haydns Schüler Beethoven war selbstverständlich mit diesem Oratorium vertraut, das sich in Wien wie in Paris oder Berlin bald allgemeiner
Bewunderung und Popularität erfreute. Was Wunder, daß er zu Beginn
des neuen, des 19. Jahrhunderts auf die harmonisch so auffällige und
fürwahr „interessante Stelle“ Bezug nahm.
Im Kopfsatz der 1803 publizierten Sonate Es-Dur op. 31 Nr. 3 von
Ludwig van Beethoven erscheint zum Abschluß der Vorstellung des
Hauptgedankens eine aufsteigende Sequenz, deren Harmonisierung
von der moll-Subdominante As-moll über b-moll zur Doppeldominante FDur hochrückt:
Musik 6: Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier Es-Dur, op. 31 Nr. 3, 1. Satz:
(Anfang); Friedrich Gulda
Dauer: 1’05“
Ludwig van Beethovens Klaviersonaten gehörten zu den Grundnahrungsmitteln aller deutschen und österreichischen Komponisten in der
ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die einen ernsthafteren Kunstanspruch anmeldeten. Und zu denen gehörte Robert Schumann in besonderer Weise.
Früh war Schumann Meister der Verklausulierung – will sagen: er
verstand es, seinen Arbeiten auf mehr oder minder auffällige Weise literarische und musikalische Anspielungen einzuschreiben. Zu den bekanntesten gehören die verschiedentlich auftauchenden Zitate der von
der Zensur besonders beargwöhnten Marseillaise. Überhaupt finden sich
in seinen Kompositionen geheime Botschaften und offensichtliche Parodien der unterschiedlichen Art.
Erschien die Akkordfolge, deren spektakulärster Ausprägung wir uns
hier annähern, bei Mozart und Haydn in ausgesprochen langsamem
Tempo, so folgte schon Beethoven diesem Grundgestus nur sehr bedingt. Schumann aber verließ ihn ganz und integrierte die melodischharmonische Formel in ein Allegro, dem er die Satzbezeichnung „Mit
Energie und Leidenschaft“ zugesellte.
Die „Formel“ selbst aber zeichnet sich bereits durch alle wesentlichen
Charakteristika aus, die dann zu den unverwechselbaren Kennzeichen
des Tristan-Akkords wurden: durch verminderte Sept-Akkorde (die dank
ihrer harmonischen Mehrdeutigkeit zu Gelenkstellen von Modulationen
werden), Durchgangschromatik, aufsteigende Sequenz und die charakteristische Sext zu Beginn der Melodie-Phrase.
6
Dreimal flitzt die mirakulöse Klangfiguren-Kombination im ersten Satz
von Robert Schumanns op. 63 aus dem Jahr 1847 vorbei – in der Exposition, der Durchführung und der Reprise:
Musik 7: R. Schumann, aus dem Klaviertrio op. 63, 1. Satz, Ausschnitt; Nicolas
Angelich u.a.; EMI 3 89214 2 DLF 6088 318
Dauer: 0’24“
Wenn nun der Kopfsatz von Robert Schumanns Klaviertrio d-moll
op. 63 aus dem Jahr 1847 erklingt, gespielt von Nicholas Angelich,
Renaud und Gautier Capuçon, möchte man – jedenfalls für diesmal –
dem Augenblick zurufen: Verweile doch!
Musik 8: Robert Schumann, Trio für Klavier, Violine und Violoncello op. 63, 1. Satz:
(wie Musik 7; ganz, jedoch um Wiederholung der Exposition gekürzt)
Dauer: 10’37“
Nicholas Angelich, Renaud und Gautier Capuçon interpretierten den
erste Satz aus dem Klaviertrio d-moll op. 63 von Robert Schumann –
ein Werk aus Dresden und dem Jahr 1847, in dem Schumann und Richard Wagner in unmittelbarer Nachbarschaft lebten und arbeiteten.
Wagner war von den Anfängen seiner Karriere an mit einzelnen Werken des drei Jahrzehnte älteren Louis Spohr2 vertraut. Insbesondere
mit der Oper Jessonda. Mit ihr eröffnete der junge Kapellmeister seine
zweite Saison in Magdeburg. Die Jessonda-Ouverture spielte er in den
folgenden Jahren noch häufig Gästen am Klavier vor.3 Über eine frühe
Klavier-Fantasie fis-moll soll er ein knappes halbes Jahrhundert später
zu seiner zweiten Frau, Cosima, gesagt haben: es sei eine Arbeit „wie
von einem Schüler von Spohr“.4 Damit wies er auf die intensive Beschäftigung mit Arbeiten des damals als Geiger wie als Dirigent und Komponist längst höchst arrivierten Kollegen hin, der im Frühsommer 1830 mit
der Oper Der Alchymist in Kassel sein nach eigener Einschätzung gelungenstes Bühnenwerk zur Uraufführung gebracht hatte.5
Vor diesem Hintergrund ist nicht ganz unwahrscheinlich, daß Wagner
den Klavierauszug oder – wahrscheinlicher noch – die Partitur des Alchymisten kannte – ein Werk mit alchemisierender, über die Nummernoper hinausdrängender Musik, mit einem aufs „Leitmotiv“ hinführenden
„Personalmotiv“ und vorbildlichen Instrumentierungs-Details.
Das Staatstheater Braunschweig öffnete im Mai 2009 neuerlich das Ohr
für Spohr mit dieser Vormärz-Oper. Hier die Nr. 14 aus dem 2. Aufzug
des Alchymisten:
Musik 9: Louis Spohr, „Der Alchymist“, aus dem II. Akt: Nr. 14 Romanze
Aufnahme: Staatstheater Braunschweig 2009
Dauer: 4’03“
7
So weit der Ausschnitt aus der Oper Der Alchymist von Louis Spohr.
Wir können nur mutmaßen, daß der Anfang dieser Romanze – einer intensiven Liebesklage – die wohl entscheidende „Entwicklungshilfe“ für
die harmonisch-melodische Keimzelle von Richard Wagners Musikdrama Tristan und Isolde bedeutete – bis hinein in Details der Instrumentierung.
Musik 10: Richard Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“, Anfang
(wie Musik 2; dazu:)
Dauer: 0’55“
Angesichts der Bedeutung von Gift und Gegengift im Tristan sowie unterm Aspekt der Abgründigkeit des in diesem Werk verhandelten Verhältnisses von Liebe Tod sowie des „Dunklen“ der Alchemie, mag sich
die Adaption als eines der illustersten Beispiele von Wagnerschem
Bühnenwitz entpuppen. Zumindest als Exempel für den ungeheuren musikalischen Bühneninstinkt des Gründers der Bayreuther Festspiele.
Bei allen Momenten der Anknüpfung ist das Exzessive nicht zu verkennen, mit dem Wagner das Anverwandelte zu etwas Eigenem machte –
eben zu einem „Leitmotiv“ und zur kompositorischen Klammer für dreieinhalb bis vier Stunden einer intendierten „Kunst des tönenden Schweigens“. Der Mahlstrom des auf engstem Raum zwischen a-moll und dem
am Gegenpol des Quintenzirkels angesiedelten dis-moll changierenden
Tristan-Akkords, diese Penetranz oder Impertinenz, erschien hellhörigen
Zeitgenossen schon bald nach der Uraufführung als wahrhaft angemessen angesichts der verhandelten Thematik. Das musikalische Detail
koinzidiert mit dem Wunsch und Wille, ein „Äußerstes“ in Musik zu setzen und zu diesem Behuf „Innerstes“ zu entäußern.
Musik 11: Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“, Roger Norrington,
The London Classical Players, EMI 72435 55479 27
DLF 6027 923; Take 2
Dauer: 6’59”
Roger Norrington dirigierte The London Classical Players beim Vorspiel
zu Richard Wagners Handlung Tristan und Isolde. Sie hat die Musikgeschichte nachhaltig geprägt: als Herausforderung, Vorbild und Provokationsmodell für Gegenentwürfe (sie hat übrigens auch tiefe Spuren in der
Literatur hinterlassen).
* * *
Der Tristan-Akkord avancierte zu einer der bedeutendsten Chiffren der
mitteleuropäischen Musik. Er hat sich ausgezahlt.
Hanns Eisler gestatte sich daher – sechs Jahrzehnte nach der Münchener Tristan-Uraufführung – ein musikalisches Aperçu, als sein Weggefährte Bertolt Brecht im Stück von den Rundköpfen und den Spitzköpfen eine Kupplerin über die Sinnlichkeit des Geldes räsonieren ließ.
8
Musik 12: Bertolt Brecht/Hanns Eisler, „Kuppellied“ (aus: „Die Rundköpfe und die
Spitzköpfe“); Gisela May, Henry Krtschil, Studioorchester; Berlin Classics
BC 2165-2; DLF 6064 381
1. Strophe: 1’15“
Absage: Gisela May sang das „Kuppellied“ aus dem Stück „Die Rundköpfe und die
Spitzköpfe“; Henry Krtschil begleitete mit einem Berliner Studioorchester
Musikliste:
Musik 1: Montage: Mozart, Haydn, Beethoven, Schumann, Spohr und Wagner,
aus den nachfolgend en detail genannten Aufnahmen Dauer: 1’48“
Mozart:
Haydn:
Beethoven:
Spohr:
Schumann:
Wagner:
M 2 / 3:
von 9’08“ bis 9’39“
von 4’35“ bis 5’00“
von 0’47“ bis 1’04“
von 0’10“ bis 0’34“
von 1’00“ bis 1’15“
von 0’01“ bis 0’29“
= 0’13“
= 0’25“
= 0’17“
= 0’24“
= 0’15“
= 0’14“
aus Richard Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“,
Klavierversion Zoltan Kocsis; Jean-Efflam Bavoutet, Klavier
MDG 604 1350-2; DLF 6073 198
Dauer: 0’39“ und 1’20“ = 1’59“
Musik 4: W.A. Mozart, Streichquartett Es-Dur KV 428, 2. Satz Andante con moto
Leipziger Streichquartett MDG 307 1160-2, DLF 6062 924; Dauer: 5’12“
Musik 5: Joseph Haydn, „Die Schöpfung“ (Die Vorstellung des Chaos), Nikolaus
Harnoncourt, Wiener Symphoniker; Teldec 8.35722; DLF 6000 489
Dauer: 5’25“
Musik 6: Ludwig van Beethoven, Sonate für Klavier Es-Dur, op. 31 Nr. 3, 1. Satz:
(vom Anfang bis 1’05“); Friedrich Gulda, Amadeo 476 8761
Dauer: 1’05“
Musik 7: Robert Schumann, Klaviertrio op. 63, 1. Satz, Ausschnitt; Nicolas
Agelich u.a.; EMI 3 89214 2 DLF 6088 318
Dauer: 0’24“
Musik 8: Robert Schumann, Trio für Klavier, Violine und Violoncello op. 63, 1. Satz:
(ganz; um Wiederholung der Exposition gekürzt)
Dauer: 10’37“
Musik 9: Louis Spohr, „Der Alchymist“, aus dem II. Akt: Nr. 14 Romanze
Aufnahme: Staatstheater Braunschweig 2009
Dauer: 4’03“
Musik 10: Richard Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“, Anfang
(wie Musik 2)
Dauer: 0’55“
Musik 11: R. Wagner, Vorspiel zur Handlung „Tristan und Isolde“, Roger Norrington,
The London Classical Players, EMI 72435 55479 27
DLF 6027 923; Take 2
Dauer: 6’59”
Musik 12: Bertolt Brecht/Hanns Eisler, „Kuppellied“ (aus: „Die Rundköpfe und die
9
Spitzköpfe“); Gisela May, Henry Krtschil, Studioorchester; Berlin Classics
BC 2165-2; DLF 6064 381 (nur die 1. Strophe)
Dauer: 1’15“
Musik (freistehend) 38’23“
Text: 15’10“
Ankündigung/Pressetext:
Kleiner Samstagsspaziergang zur Enharmonik
oder Ein „Akkord“, seine Herkunft und sein ewiges Leben
Kaum ein Künstler hat die Gemüter der Zeitgenossen so polarisiert und auch die
Nachwelt immer wieder so hitzig gestimmt wie der Theaterdichter, -komponist und
Festspielleiter Richard Wagner (1813–1883). Bis heute ist es für ein größeres musikinteressiertes Publikum von Interesse, wie sich Wagner gerade auch in „rein musikalischen“ Fragen (die es aber bei ihm eigentlich nicht geben sollte!) auf die Schultern
der Vorgänger und Zeitgenossen stellte – wie er sich Themen, Materialien, Satztechniken aneignete und weiterentwickelte. Dies letztere stand dabei allemal im Vordergrund (es ist womöglich das eigentlich Interessante): wie dieser Mann, der so
wortgewaltig auf seiner Originalität bestand, sein „original geistiges Diebesgut (Bertolt Brecht) umformte und auf unverwechselbare Weise prägte. Dies wird erläutert
anhand der Klangfigur, die unterm Namen „Tristan-Akkord“ berühmt wurde (aber
keineswegs voraussetzungslos das Licht der Opernwelt erblickte). Unser Spaziergang durch die Motiv- und Harmoniegeschichte setzt beim langsamen Satz eines
mozartschen Streichquartetts ein und führt mit einem haydnschen Oratorien-Vorspiel
ins 19. Jahrhundert – zu Beethoven, Schumann und Spohr. Und wird am Ende durch
einen kleinen Abstecher ins 20. Jahrhundert heiter ergänzt.
4.9.2009 fcr
1
Leopold Mozart in einem Brief an Nannerl, vermutlich v. 14./16.2.1785.
Louis Spohr (1784–1859)
3
Martin Gregor-Dellin, Richard Wagner. Sein Leben. Sein Werk. Sein Jahrhundert, München 1980,
S. 855 [vgl. im übrigen auch S. 113, 206, 220, 222 und 876].
4
Ebenda S. 850.
5
Interesse und Zuneigung waren durchaus wechselseitig: Kurz nach der Uraufführung des Fliegenden
Holländer in Dresden brachte Louis Spohr diese Oper auch am Kasseler Hoftheater heraus, an dem er
2
10
seit 1822 als Musikdirektor wirkte. 1846 nahm er während eines Leipzig-Aufenthalts den Dresdner
Hofkapellmeister zu einer Essenseinladung in die Wohnung von Felix und Cécile Mendelssohn Bartholdy mit, prägte (vermutlich 1854) bezüglich Wagners und Liszts Kompositionsweise wohl auch den
Begriff „Zukunftsmusik“; die Wortschöpfung war offenkundig nicht polemisch gemeint, sondern analytisch gemünzt.
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