Petrographie und Geologie des - ETH E

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Research Collection
Doctoral Thesis
Petrographie und Geologie des südlichen Gotthardmassivs
zwischen St.Gotthard- und Lukmanierpass
Author(s):
Steiger, Rudolf Heinrich
Publication Date:
1962
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000090198
Rights / License:
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Prom. Nr. 3284
Petrographie und Geologie
des
sudlichen Gotthardmassivs zwischen
St. Gotthard- und
Lukmanierpass
VON DER
EIDGENOSSISCHEN TECHNISCHEN HOCHSCHULE
IN ZURICH
ZUR ERLANGUNG DER
Wt)RDE EINES
DOKTORS DER NATURWISSENSCHAFTEN
GENEHMIGTE
PROMOTIONSARBEIT
VORGELEGT VON
Rudolf Heinrich
von
Referent:
Steiger
Zurich und Uetikon
am
Seo
Herr Prof. Dr. C. Burri
Korreferent: Herr Prof. Dr. F. de Quervain
ZURICH 1962
DISSERTATIONSDRUCKEREI LEEMANN
AG
Separatabdruck
aus
den Schweizerischen
Mitteilungen,
Mineralogisohen
Bd. 42, Heft 2, 1962
und
Petrographischen
MEINEN LIEBEN ELTERN
in Dankbarkeit
gewidmet
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Petrographie
und
Geologie
des siidlichen
Gotthardmassivs zwischen St. Gotthard- und
Lukmanierpass
Von
Mit 3
Rudolf Heinrich Steiger (Zurich) *)
Textfiguren,
4 Phototafeln und 2 Falztafeln
Abstract
Five extensive rock units form the southern
massif. All
of
margin
of the central Gothard
dominantly sedimentary origin
deposited presumably
as clays, clayey-limy sandstones and dolomitic marls. Only
two of these zones (Tremola and Giubine series) show sedimentary structures;
the other three (Sorescia gneiss, Prato series, and the Corandoni zone) were so
altered by pre-Alpine ultra-metamorphism that only their linear extension suggests
a sedimentary origin.
Up to six generations of crystals can be established in the rock texture:
are
and
were
in Precambrian times
1.
2.
fine-grained relict quartz-feldspar cataclastic mosaic,
fresh recrystallised texture of oriented mica, elongated quartz
and
finely
nematoblastic hornblende,
3.
4.
5.
6.
porphyroblasts of hornblende and garnet with oriented inclusions,
biotite, with inclusions of elongated quartz, which cuts the foliation,
alteration products (chlorite, biotite, sericite),
quartz and feldspar regrowth.
These generations
the
crystals
occur
to different extents in the different
of the 3rd, 5th and 6th
generations
zones.
From N to S
increase at the expense of those of
the 1st.
All the rocks have
is of
a
N-8 lineation of the minerals of the second generation, which
age. The 1 st
generation of crystals is a pre -Alpine relict. Phyllitic rocks of¬
Occasionally a younger E-W buckling is observable.
Relicts of older and higher-grade metamorphism
are
preserved in the
northern units. The Alpine metamorphism took place under the conditions of the
epidote-amphibolite facies. It occurred beneath a great pile of northward moving
Alpine
ten show N-S oriented small folds.
nappes, which
produced a displacement of the rocks beneath them. The main meta¬
morphism began with a cataclastic phase, which developed into a laminar S-N
gliding under conditions of rising temperature and thickness of the nappes. The
*) Gegenwartige Adresse: Geophysical Laboratory, Carnegie
Washington, 2801 Upton Street, Washington 8, DC.
Institution
of
382
R H.
layers of
the
flat-lying
Steiger
southern Gothard massif
relatively
preferred
orientation of the growing minerals of the 2nd generation. After the steep tilting
of the Gothard massif against the Aar massif an extensive postkinematic develop¬
ment of porphyroblasts (3rd generation) occurred in the most southerly zones
upper
further north than the lower
under the influence of
a
The laminar
layers
heat front coming from the south
constriction of the southern Gothard massif
(b-lineation); the biotite
under the influence of this E-W stress
to 4th
The
a
succeeding E-W
N-S small folds
(4th generation)
in
the rocks
also
formed
The alteration of the minerals of the 2nd
generations took place with falling temperature Smaller differential
ments caused the E-W
were
produced
which cuts the foliation
moved
were
gliding produced
buckling (b-hneation)
and
then filled with quartz and carbonate
massif
is
attributed to
late-Alpine
or
opened
veins
move¬
and cracks, which
The fan structure of the Gothard
post Alpme
movements and
slumping
Zusammenfassung
Funf lang
ausgedehnte Gestemszuge
bauen
—
an
den
Streifengneis anlehnend
—
den Sudrand des Gotthardmassivs zwischen Gotthard- und Lukmanierstrasse auf.
Alle sind mehrheithch sedimentaren
Ursprungs und wurden in vermuthch prakalkige Sandsteme und dolomitische
sudlichste (Tremolasene) und die nordhchste Zone
kambrischer Zeit als tonige Sedimente, tomg
Mergel abgelagert Nur die
(Giubineserie) zeigen sedimentare Ablagerungsstrukturen Die drei mittleren Zonen
(Soresciagneis mi Norden und insbesondere die Pratosene lm Suden sowie die
Corandomzone) wurden durch voralpine Metamorphosen, teilweise verbunden mit
Stoffmobihsationen, derart umgewandelt, dass nur noch die grosse Langsausdehnung dieser Gestemszuge und teilweise der Chemismus an erne sedimentare Ablagerung
bis
ermnern.
Gesteinsgefuge
Im
sechs
zu
des sudhchen Gotthardmassivs lassen sich
ein
em
rehktisches, feinkormges,
rekristallisiertes, frisches,
1
2
stehend
nn
allgememen
unterscheiden
Kristallgenerationen
Quarz-Feldspattrummermosaik,
lepidoblastisches Grundgewebe, be-
meist zersetztes
grano-
bis
gut geregelten Glimmern, gelangten Quarzen und feinnemato-
aus
blastischen Hornblenden,
3.
Porphyroblasten von Hornblende
gelten Emschlussen durchsetzt,
mit Emschlussen
und Granat,
4
Querbiotite
5
Zersetzungsprodukte von Knstallen
Senzit),
Quarz- und Karbonatneubildungen.
6.
von
siebartig
1
in
der 2 —4
Generation
Generation starker hervor, wahrend die 3
spielen
mit der 2.
Die
Gesteine
Die
Querbiotite
smd
,
5
in
Knstallgeneration entstanden
des TJntersuchungsgebietes
pragte N-S geriohtete Lmeation
der 2
(Chlont,
Biotit und
Knstallgeneration
weit
ver-
den nordhch anschhessenden Zonen tritt das reliktische Gewebe der
deutende Rolle
zeitig
zahlreichen gere¬
gelangten Quarzen,
Bei der Tremolasene smd insbesondere die 2 —6
breitet,
von
Generation Ein
Vergleich
Generation
nur eine
zum
Teil
unbe-
gleich-
makroskopisch eine ausgeParallelanordnung der Mineralien
Gefugemessungen m der mesozoisohen Piora-
mit Imearer
rmt
und 6
letzterem Bereich
zeigen
Petrographie
und
Geologie
383
des sudhchen Gotthardmassivs
mulde deutet darauf hm, dass diese N-S Lineation
alpinen Alters ist Sie wurde
Knstallgeneration ist demnach Relikt einer
voralpinen Gebirgsbildung In phyllitischen Gestemen lasst sich vielfach erne zur
N-S Lineation parallele Klemfaltelung beobachten Vereinzelt tntt erne noch
jungere E-W verlaufende feme Wellung auf
Relikte alterer Metamorphosen smd vor allem in den nordhchen Gestemssenen
erhalten geblieben Sie deuten alle auf Metamorphosebedingungen hin, welche der
Amphibohtfazies entsprechen Die stromatitischen Banderamphibolite und gneise
vielleicht vorstreider Pratoserie und Corandomzone smd auf erne vorherzymsche
fengneisische —Ultrametamorphose zuruckzufuhren Steil nachWesten abtauchen
de, fur das sudhche Gotthardmassiv fremdartige Faltenachsen smd ebenfalls Hmweise auf erne altere Metamorphose dieser Zonen
Die alpine Metamorphose fand statt unter dem Emfluss emer machtigen Uberlagerung durch nordwarts gleitende Decken, welche erne lammare Verschleppung
lhrer Gestemsunterlage verursachten Ferner machte sich erne von Suden her auf
vor
15—22 Mio
J.
Die 1.
gebildet
—
steigende Warmefront bemerkbar.
Die
Hauptmetamorphose
emgeleitet durch
wurde
erne
kataklastische Phase,
voralpme Gestemsgefuge zerstorte und unter zunehmender Deckenuberlagerung und steigender Temperatur m erne S N gerichtete lammare Gleitung
ubergmg Die hangenden Schiehten des vermuthch flachliegenden sudhchen Gott¬
welche das
hardmassivs wurden dabei relativ starker nach Norden verschoben als die
Die lammare
Gleitung
fuhrte
zu
emer
Verschieferung
hegenden.
des Gestems und
zu
emer
Emregelung der sich neubildenden Mmerahen der 2 Generation m die GleitrichIn emer spateren Phase wurde das Gotthard¬
a Lineation)
tung (N-S Lineation
=
steilgestellt Die lm nordhchen Lepontm in der Tiefe wirkGramtisierungsprozesse hatten einen Aufstieg der Warme
front zur Folge, unter deren Emwirkung in der Tremolaserie erne ausgedehnte
postkmematische Porphyroblastenbildung (3 Generation) emsetzte Nach der tektomschen Ruhepause erfolgte die Biegung des Gotthardmassivs, welche in den
sudhchen Zonen erne E-W Emengung zur Folge hatte Dabei entstand die parallel
zur N-S Lineation verlaufende Faltelung des Gestems (b Lineation, senkrecht zur
Transportrichtung) Die Querbiotite (4 Generation) bildeten sich noch unter Einfluss dieses E—W Stresses Bei absmkender Temperatur fand die Zersetzung der
Mmeralien der 2 —4 Generation statt Klemere Differentialbewegungen in N-S
Richtung nssen Spalten und Klufte auf und verursachten an verschiedenen Orten
erne E~W hegende feme Wellung des Gestems (b Lineation, senkrecht zur Trans
portrichtung) Zirkuherende Losungen erfullten alsbald die Risse und Klufte mit
Quarz und Karbonat Die Faeherstellung des Gotthardmassivs ist auf spat oder
nachalpme Bewegungen und Versackungen zuruckzufuhren
Die alpine Metamorphose gmg mi allgememen unter Bedmgungen der Epidotamphibohtfazies vor sich Die emzelnen Phasen der Gebirgsbildung machten sich
massiv am
samen
in
Aaremassiv
anatektischen und
den verschiedenen Zonen
sende lammare
in
Gleitung
Porphyroblastenwachstum und
schhessenden Zonen spielte die
Ofters bheb
unterschiedhchem Masse bemerkbar
nur
m
der
die Phase
lammare
des Massivs
die
aus
der
Zersetzung
Gleitung
nur
oft
zu emer
erne
In den nordhch
untergeordnete
das
an
Rolle
Starkeren Emfluss ubte hier die
erne Verfaltung des Gestems
ausgesprochen lmearen Textur um.
Sie hatte vielerorts
Schieferung
Erne umfas
Tremolaserie nachweisbar, ebenso
auf emzelne Honzonte beschrankt
Emengung
Folge und pragte
E-W
zur
sie
ist
384
R. H.
Steiger
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
38?
Einleitung
388
I.
Kapitel
Die Tremolaserie
391
Einleitung
391
A.
B. Die Tremolaserie als
geologisch-stratigraphische
1.
Definition
2.
Der Verlauf der Tremolaserie
393
393
395
3. Der Kontakt zwischen Tremolaserie und den
C.
Einheit
angrenzenden
Zonen
.
.
Die Gesteine der Tremolaserie
I.
397
Allgemeine Beschreibung
397
1.
Glimmergneise
2.
Glimmerschiefer (zum Teil
398
phyllitisch)
405
3. Hornblendeschiefer
412
4.
Hornblendegneise
417
5.
Quarzite
420
6.
Silikat-Karbonatgesteine
7.
Amphibolite
II. Nahere
1.
und
423
Kalksilikatgesteine
426
Charakterisierung einiger wichtiger Gemengteile
430
Plagioklas
430
2. Hornblende
431
3.
Granat
435
4.
Karbonat
436
5. Erze
D.
396
Stratigraphie
1.
437
der Tremolaserie
437
Allgemeines
437
2. Versuch einer
Gliederung der ostlichen Tremolaserie
a) Nelvazone (siidliche Zone)
b) Zone des Sasso Rosso (mittlere Zone)
c) Pontinozone (nordliche Zone)
438
439
441
444
3. Verlauf der Zonen
4.
Urspriingliche
5.
Vergleich
6.
Ablagerungsbedingungen
7. Zur
8.
Zur
sedimentare
Gesteinsfolge
der Tremolaserie
mit ahnlichen Serien
Altersfrage
Frage
446
der
448
449
der Tremolaserie
der Tremolaserie
Eruptivgesteine
....
in der Tremolaserie
452
452
456
und
Petrographie
E. Die
Metamorphose
1.
Geologie
385
des sudlichen Gotthardmassivs
der Tremolaserie
458
Gefuge
458
2. Mineralfazies
3.
Metamorphose
Entstehungsgesehiohte
F.
II.
467
Geschichte der
der Tremolaserie
468
(Zusammenfassung)
471
Kapitel
Die Pratoserie und die Corandonizone
473
A.
473
Einleitung
B. Pratoserie und Corandonizone als
geologisch-stratigraphische
Einheiten
.
1. Definition
475
2. Der Verlauf
3. Kontakte
Pratoserie und Corandonizone
von
zu
den
angrenzenden
475
Zonen
476
Die Gesteine der Pratoserie und Corandonizone
C.
D. Die
Stratigraphie
1.
Gliederung
2.
Das Alter
E.
Die
1.
477
der Pratoserie und Corandonizone
482
und Verlauf der Zonen
von
482
Pratoserie und Corandonizone
Metamorphose
483
der Pratoserie und Corandonizone
484
Gefuge
484
2. Mineralfazies
3.
F.
III.
475
Geschichte der
487
Metamorphose
Entstehungsgesehiohte
fassung)
von
487
Pratoserie und Corandonizone
(Zusammen¬
489
Kapitel
Der
490
Soresciagneis
A.
Einleitung
B.
Der
490
Soresciagneis
als
geologisch-stratigraphische
1. Definition
Soresciagneiszone
492
493
3. Kontakte
C.
Beschreibung
des Gesteins
D.
Stratigraphie
des
1.
491
491
2. Verlauf der
Gliederung
2. Alter des
Einheit
des
Soresciagneises
Soresciagneises
Soresciagneises
494
499
499
499
386
E.
R. H.
Metamorphose
1.
Steiger
Soresciagneises
des
500
Gefiige
500
2. Mineralfazies
3. Geschichte der
502
Metamorphose
F.
Entstehungsgeschichte
IV.
Kapitel
des
503
Soresciagneises (Zusammenfassung)
504
Die Giubineserie
505
A.
505
Einleitung
B. Die Giubineserie als
geologisch-stratigraphische
2. Verlauf der Giubineserie
506
3. Kontakte
507
Beschreibung
der
D.
Stratigraphie
der Giubineserie
Gesteinstypen
1.
Gliederung
2.
Das Alter der Giubineserie
Metamorphose
1.
508
514
der Giubineserie und Verlauf der Zonen
514
515
der Giubineserie
516
Gefiige
516
2. Mineralfazies
3. Geschichte der
F.
506
506
C.
E.
Einheit
1. Definition
518
Metamorphose
Entstehungsgeschichte
519
der Giubineserie
(Zusammenfassung)
520
Anhang
Profile durch die Zonen
am
Sudrande des Gotthardmassivs
A. Profile durch die Tremolaserie
Lucendrostollen
a) Gotthardtunnel
2.
521
(I)
1.
2.
521
(II)
a) Nelvazone (Tm. 90—1142 ab SP)
b) Zone des Sasso Rosso (Tm. 1142—1833 ab SP)
c) Pontinozone (Tm. 1833—2808 ab SP)
b) Profil iiber dem Gotthardtunnel (II)
a) Nelvazone (Quote 1150—1600 m)
b) Zone
des Sasso Rosso
c) Pontinozone (Quote
521
(Quote
1600—1950
1950—2375
m)
524
524
528
531
536
537
m)
539
541
Petrographie
3. Profil
am
und
Riale di Nelva
(Quote
(III)
a)
Nelvazone
b)
Zone des Sasso Rosso
a) Zone des Sasso
b)
5. Profil
543
m)
1505—1670
c) Pontinozone (Quote
4. Profil Orello-Canaria
387
des sudlichen Gotthardmassivs
Geologie
(Quote
543
1670—ca. 1950
1950—2380
m)
545
m)
546
(IV)
548
Rosso
(bis
ea.
1920
m)
548
Pontinozone
Alpe
549
Stabbiello—P. Barbarera
(V)
550
a) Garegnastollen (VI)
6.
551
a)
Zone des Sasso Rosso
b)
Pontinozone
Profil fiber dem
(Tm.
(Tm.
1050—1070 ab
1070—2330 ab
SP)
552
SP)
552
Garegnastollen (VI)
6.
b)
7.
Profil Piano Bello—Corandoni
555
(VII)
555
B. Profil durch die Pratoserie
Gotthardtunnel
C.
557
(II)
557
Profile durch die Giubineserie
(II) (Tm.
1.
Gotthardtunnel
2.
Costone di Val Prevat
559
3420—3990 ab
(VIII), langs
SP)
560
Hohenkurve 2640
562
m
Literaturverzeichnis
Erlauterungen
Erlauterung
zu
zur
564
den Phototafeln I—IV
Strukturkarte
St. Gotthard- und
568
sudlichen
des
Gotthardmassivs
zwischen
576
Lukmanierpass
Vorwort
Anregung von Herrn Professor Bueei nahm ich im Sommer 1956
vorliegende Untersuchung in Angriff. Vorerst blieb die Arbeit auf
Teilgebiet im Raume der Val Canaria beschrankt; sie wurde erst in
Auf
die
ein
den Jahren 1957—1960 auf den ganzen Sudrand des Gotthardmassivs
zwischen Gotthard- und Lukmanierstrasse ausgedehnt. Meinem verehrten
Lehrer, Herrn Professor Dr. Conbad Biteei, mochte ich
Stelle fiir sein grosses
Entgegenkommen
wahrend meines Studiums
von
seine stete Hilfsbereitschaft. Fiir
Institutsdirektor,
Ein grosses Erlebnis
die
de
Qubrvaix fiir
mannigfache Unterstiitzung
Herrn Professor F.
waren
dieser
ganzem Herzen danken.
Vielen Dank schulde ich auch Herrn Professor F.
unserem
an
und die wohlwollende Hilfe
bin ich
Laves, dankbar.
gefiigekundlichen
Exkursionen mit
Herrn Professor E. Wbnk, welche zweimal auch mein Gebiet beruhrten.
Die
vorliegende
Arbeit ist
massgeblich
von
Professor Wbnks Denkweise
388
R. H.
Steiger
beeinflusst. Ihm danke ich herzlich fiir alle
Anregungen.
Auch Herrn
Professor E. Niggli danke ich fiir verschiedene interessante Diskussionen
und die freundliche
exkursion der Berner
Fiir
die
Einladung
Petrographen.
sorgfaltige
Lucendro- und
Aufnahme
GaregnastoUen
Teilnahme
zur
wertvollen
der
und die
zu
einige
besuchte,
durch
den
Probeentnahmen
grossem Dank
Meinem Freund und Terrainnachbarn Dr. Stefan
der Gotthard-
Profile
umfangreichen
bin ich Herrn Dr. R. U. Winteehalter
Male in meinem Gebiet
an
verpflichtet.
Hafner, der
mich
bin ich dankbar fiir verschiedent-
liche Hilfe und
Zum
anregende Diskussion.
Schluss gilt mein Dank meinem Vater,
Dr. Rudolf
Steigee,
der mich im Sommer 1959 wahrend mehrerer Wochen im Feld
begleitete
und insbesondere auch meiner lieben
mir bei
der
Vorbereitung,
Frau, Anna
lisa
Steigee, welche
Abschrift und Korrektur des
Manuskripts
unentbehrliche Dienste leistete.
Einleitung
Das
Untersuchungsgebiet ist westlich begrenzt durch die GotthardBerge zwischen Airolo und Sellasee, den hinteren
Teil der Val Canaria und den Nordhang der Val Piora bis zum Pizzo
dell'Uomo. Die geologische Aufnahme erfolgte im Massstab 1 : 10000.
Die Ortsangaben im nachfolgenden Text beziehen sich jedoch auf die
Landeskarte der Schweiz 1 : 50000 (Blatt 256, 265 und 266 oder SpezialZusammensetzung 5001). Fiir die vorliegende Untersuchung standen
neben umfangreichem eigenem Material die am Institut deponierten vollstandigen Sammlungen von Gotthardtunnel, Lucendrostollen und
GaregnastoUen samt Diinnschliffen zur Verfiigung.
Eine geologische Ubersicht iiber das Arbeitsgebiet und dessen weitere
Umgebung ist in Fig. 1 dargestellt. Naher untersucht und kartiert wurde
das im Norden durch den Streifengneis begrenzte Altkristallin des Gottstrasse und umfasst die
hardmassivs zwischen Gotthard- und Lukmanierstrasse.
Die ersten
stammen
vom
petrographischen Beobachtungen
im
Untersuchungsgebiet
Ziircher Arzt und Naturforscher Johann Jakob Scheuch-
(1672—1733). Seine
im Jahre 1705 unternommene vierte
Alpenreise
Gotthardpass nach Airolo und weiter iiber den
Ritomsee nach Sta. Maria am Lukmanierpass. In seiner „Beschreibung
der Natur-Geschichten des Schweitzerlands" (Teil III, Zurich 1708, S. 82)
schildert Scheuchzer den Abstieg vom St. Gotthardpass gegen Airolo:
zee
fiihrte ihn iiber den St.
Fig.
zzz
Tenelinzone
Tremolaserie
doni-,Guspiszone
doni-.GusDiszone
Pratoserie.Coran-
1. Der Sudrand des Gotthardmassivs zwischen St. Gotthard- und
Gneis v.A.di Gana
Streifengneis
Fibbia-.Gamsboden-
gneis.Medelsergranit
Tremolagranit
\
I
Lukmanierpass.
Massstab 1
desLepontins
Gneise
ITV^] soresciogneis
I \
700
690
Prosa-,
700
690
:
100000.
l/V.vV'.-'.-l
Giubineserie
Scopimulde
Bedretto-Piora-
R. H.
390
Steiger
„An dem Weg zwischen der Hohe des Bergs und Ayrol kann
auf
grunlechte,
ein
Liebhaber der
schimmernden Blende,
Aehtung geben:
Miea1), die Augen anzeuhende Stem, in welchen sieh finden zwolff-seitige, rohe
Granaten, die meisten einer Haselnuss gross, welche knopfweise auss dem Felsen
Minerahen
1.
hervorstehen.
Disere Felsenstem
besprengt, welohe
Granatfluss. Von solcher Art
funkelstem,
denket:
nahe
deren
so
gememlioh
fast
vor
Edelgestemen
Guler, Beschreib.
Baet
3)
einer
mit
seyn,
rothlechten Tmctur
einer
martiahsch2)
als
ich
wie
pag. 205b mit
vor emen
wirkhchen
vermuthe,
jene Car-
folgenden
Worten ge-
Gegend, da das Palenser-4) und Livmerthal zusammenstossen,
Abiasco5), hat man zu Zeiten Galeatu Sforzae, Meylandischen
In der
bey
sein
ich ansehe mcht
mit
dem Dorf
Herzogs6), Carfunkelstem, so vorher allem
Stemgebrrg ans Licht gebracht, die
dem
aus
es
Indien
an
uns
zu
bracht wurden,
auss
den orientalischen bevor
Glanz
aber also schwerhch auss dem Felsen herfur gehauen, dass oft
Nutzung ubertraf; 2. jene weissgrune Stem mit kohleschwarzen
Strichen, deren oben7) gedacht worden bey Anlass derjemgen Crystallen, so m
lhrer Mitte solche schwarze, emem crystallisierten Spiessglass8) gleiche Stemen
tahten,
wurden
der Kosten die
haben. Disere Strich
sem bald grad,
in die
Lange gezogen, bald gebogen und
gleichsam abgebrochen, bald ordentlich gesetzet, bald ohne Ordnung under emander
gemischet. Nachdem wir uns mit Betrachtung und Aufhebung diser Stemen
belustiget, stiegen wir vollends den Berg ab gen Ayrol
"
.
Im Handschrift
1719),
mit
II, p.
Band
„Sunt
gebhebenen ,,Lexicon mineralogicum" (ca. 1715 bis
271, beschreibt Scheuchzer das Mineral Spiessglanz
Worten.
folgenden
nunc
.
hi aculei
pilive
solida, ohm fluida,
descensu ad pagum
nigrive
nigra,
nee
aculei Ermacei
qualis conspicitur
nee
m
Ayrolum (Grammitae Langio dictis)
pill,
sed materia
quadam
Saxis Gothardi Montis
in
"
Klammerbemerkung auf eine
,,Historia lapidum figuratorum" (Venedig
Scheuchzer bezieht sich mit dieser
Stelle in Niklaus Karl Langs
1708),
p. 43.
,,Grammitae
lanum itur, per
ex
parte meridionah
longum
huiusmodi lmeohs referta
*) Blende,
montis S
terrae tractum
in
reprehenduntur
lateimsch Mica
=
Gothardi
in
ipsa via, qua Medio-
magna copia ocourunt, ubi
mgentia
saxa
"
Glimmer
2) eisenhaltig
3) Guler
v
Wemeck, Joh Raetia Zurich 1616.
4)
Blemotal
5)
Biasca
6)
Galeazzo Maria Sforza, 1465—1476
7)
L
Herzog v Mailand
gibt dort der Memung Ausdruck, dass die schwarzen
Striemen (Hornblende) ursprunglich em Schmelzfluss gewesen seien, der zugleich
mit dem umgebenden Gestem verhartete
8) Spiessglanz, von Scheuchzer gleichgesetzt Antimomum crystalhsatum
c
,
S 69: Scheuchzer
Petrographie
Eine ausfuhrlichere
Val Tremola
Hafner
gab
Geologie
und
des sudlichen Gotthardmassivs
Beschreibung
erst H.-B.
de
der
391
Hornblendegarbenschiefer
Saussure
(1796,
(1958, p. 317) zitiert. Daselbst findet
p.
der
23). Diese ist bei
sich auch eine
Wurdigung
der spateren Arbeiten uber die Tremolaserie.
Bei der
1.
die
vorliegenden Untersuchung standen zwei Ziele
detaillierte
Kartierung
der
Vordergrund:
Gesteinszonen zwischen
strasse und Lukmanier im Anschluss
2.
im
an
Gotthard-
die Aufnahmen Hafners
(1958), wobei die Grenzziehung im Untersuchungsgebiet weniger nach
petrographischen (Gesteinsarten) als nach geologisch-stratigraphischen
(Herkunft, Alter) Gesichtspunkten erfolgen sollte,
die Erforschung der Metamorphosegeschichte des sudlichen Gotthard¬
massivs durch vergleichendes Studium gut belegter Profile und systematische Untersuchungen des Gefuges in Eeld und Labor.
I.
Kapitel
Die Tremolaserie
A.
Der Name
Einleitung
,,Tremolaserie" wurde
zum
tationsschrift
von Laura Hezner (1909, p.
mit vielen chemischen Analysen
legenden,
Untersuchung
hards
1. Die Tremolaserie ist
sedimentarer Gesteme.
ein
durch Umkristallisation
Dabei
2
Der
prage
em
zeigt.
wahrschemlich
ganze
ist
jedoch
hat
fur
metamorphisierter Komplex
sedimentogene Gesteme hohe
m
der Tremolaserie helle
emheitliehe Metamorphose durchgemacht,
Dislokationsmetamorphose schwankendes Ge-
eine
zwischen Kontakt- und
Die Gesteme
der
Ganz untergeordnet treten
aplitiseher Herkunft auf.
Komplex
zu
205 ff.):
Natrmmgehalt eigentumlich
welche
157) erwahnt. In ihrer grundbelegten ,,Petrographische(n)
kam Fraulein Dr. Hezner im wesenthchen
folgenden Ergebnissen (p.
von
Male in der Habili-
der kristallinen Schiefer auf der Sudseite des St. Gott-
(Tremolaserie)"
Gneise
ersten
weisen m
ihrer Struktur und Textur deutliche Anzeichen
Emwirkung von einseitig gerichtetem Druck auf. Porphyroblasten, welche
die Schieferungsebene schneiden, deuten auf ein Weiterwachsen nach beendeter
Stresseinwirkung hm. Reine Kontaktmetamorphose kann fur die Umwandlung
nicht in Frage kommen; hmgegen waren pneumatolytische Emflusse sehr wahreiner
392
B. H.
scheinlich vorhanden, welche
zu
einer
Steiger
Durchwarmung
des Gesteins fuhrten und
auch eine Natronzufuhr bewirkten. Auf eine teilweise Fortdauer der Dislokations-
bewegungen
nach der Umkristallisation weisen zahlreiche kataklastische Erschei-
nungen hin.
3.
Die
zentralen
pneumatolytischen Einwirkungen
sind Nachschiibe der Intrusion der
welche im
Gefolge der Dislokation auftraten
hervorgerufen wurden.
der Gesteine ist jurassisches Alter wahrscheinlich.
Gotthardgranite,
und viel-
leicht durch die letztere
4. Fur einen Teil
Die
Untersuchung
tung gefunden und
Laura Hezners hat in der Fachwelt starke Beach-
wird in
vielen Lehrbuchern
Metamorphose
Schlussfolgerungen absieht, welche auf den
damaligen Vorstellungen der Alpengeologie und Stand der Kartierungsarbeiten griinden, so behalten diese Untersuchungsergebnisse auch heute
noch weitgehend ihre Gultigkeit.
Gleichzeitig mit Laura Hezner hat auch G. Klemm aus Darmstadt
in den Tessiner Alpen gearbeitet. In seinem „Bericht liber Untersuchungen an den sog. ,,Gneissen" und den metamorphen Schiefern der Tessiner
Alpen" (1904—1906) hat er eine Reihe von wertvollen Beobachtungen
auch uber die Tremolaserie niedergelegt; durch seine scharfe Ablehnung
der ,,Dynamometamorphose" im Sinne Beckes und Grubenmanns
zitiert. Wenn
man
von
uber
den
—
er
selber bezeichnet die Schiefermassen der
sich aber in
neuerer
,,Bedrettomulde" als kontakt-
durch
metamorph
Zeit
stellte er
jungtertiaren Tessinergranit (1904, p. 20)
den
Ansichten
der
Ziircher
Schule.
zu
Erst in
Gegensatz
sind im Lepontin vor allem durch die Arbeiten E. Wenks
—
(1948 und 1956) die alten Ansichten Klemms teilweise bestatigt worden.
ebenfalls im Anschluss an eine Diskussion
(1936, p. 134)
P. Niggli
—
und teilweise Rehabilitation Klemms
—
schreibt:
,,Genauere Beobachtungen haben gezeigt, wie Vorgiinge, die man friiher vonvollig getrennt ansah, durch tJbergange verbunden sind, unter gewissen
einander
Bedingungen
ineinander uberfliessen."
In vielen spateren Arbeiten
sudliches
oder
nordliches
war
die Tremolaserie immer entweder
Randgebiet.
L. Hezners oft unbesehen ubernommen
Dabei
(vgl.
befasst sich wieder ziemlich ausfiihrlich
Untersuchungen
neu
1. Der
Ergebnisse
der
Tremolaserie.
bestatigen
folgenden Punkten
Seine
im wesentnimmt
er
Stellung:
nordlichste, ultrametamorphe
Teil wird
zonalen Tremolaserie im Sinne L. Heznebs
2.
mit
die
394). Erst Hafner (1958)
der westlichen Tremolaschiefer
lichen die Befunde Laura Hezners. Zu
jedoch
S.
wurden
Es wird ferner eine
Gliederung
der
von
der
eigentlichen epi-meso-
abgetrennt.
Tremolaserie vorgenommen in einen
Petrographie
nordhehen Abschnitt
und
(Zone
Geologie
von
innerhalb welcher
(Nelvazone),
arten auftritt
Zone
Die
von
Motto di Dentro) und
einen
etwas unterschiedliche
eine
(in
smd
wichtigsten
des sudhchen Gotthardmassivs
Reihenfolge
der
Glimmergneise
Hornblendegneise
Hornblendeschiefer
Ghmmerschiefer und Sihkat
3
Der
Feldspatanteil
sondern meist
4
der
Die
von
von
um
L
der Gestems-
Bedeutung)
lhrer
Ghmmerschiefer
Karbonatgesteme
resthche Gesteme
schiefer wurde
sudhchen Abschnitt
Haufung
Nelvazone
Motto di Dentro
Hornblendegneise
Ghmmergneise
Amphibohte und
393
Quarzite
resthche Gesteme
lm
quarzitischen Grundgewebe
Hezneb
der
unterschatzt, auch handelt
Hornblendegarbensich nicht
es
um
Albit
Oligoklas
L Heznek
(1909,
p
pegmatitahnhchen Quarzgange
160 und
213) erwahnte systematische
gegen die
Gotthardgramte
Zunahme
kann nicht
bestatigt
werden
5
Alle
alpmen
Gestemstypen
Alters
Auch
erne
zeigen
erne
durch Kristallisation entstandene
etwas zurucktretende
Ghmmerwellung
kann
Striemung
festgestellt
werden, welche junger ist als die Striemung
6
In den Gestemen der Tremolaserie lassen sich
erkennen, welche durch
7
Grosse und
erne
Eigenart
zwei
Kristalhsationsphasen
destruktive, kataklastische Phase getrennt
der
Porphyroblasten khngen
von
waren
Suden nach Norden
Hornblendegarben lm nordhehen Teil der Zone von Motto di Dentro smd
geregelt als in der Nelvazone
8 Die grobgemengte Struktur der Tremolaserie stellt weitgehend das struk
turelle Abbild des sedimentaren Ausgangsmatenals dar Stoffbewegungsprozesse
waren nur msofern bedeutend als es fur das Porphyroblastenwachstum notig war
Obwohl die uberwiegende Zahl der Tremolagesteme fruher Sedimente waren, so
ist das Vorkommen ernes mengenmassig untergeordneten magmatischen Anteils
(Ergussgesteme oder Tuffe) moghch
9 Der Rotondogramt (Gotthardgramt) kommt als Herd fur erne Zufuhr \ on
ab
besser
aphtischem
Material
(Natronzufuhr)
nicht
m
Frage
Der grossere 1\
atriumgehalt
Tremolagesteme kann durch erne Mobilisation von natronreichen Losun
gen wahrend der alpmen Metamorphose m der Tremolaserie selber, ohne Zufuhr
Erne Zufuhr von aussen ist nur mi Zusammenhang mit der
von aussen erfolgt sem
alpmen Metamorphose denkbar Moghche Quelle Gebiet der Tessmer Alpen mit
Herd ultrametamorpher Stoffmobihsationen
10 Abgesehen von der Tatsache des pratnadischen Alters der Tremolasene
fehlen direkte Relationen fui erne weitere 4ussage uber das Alter Infolge der Zu
ordnung der Natronzufuhr zur alpmen Metamoiphose ist em permisches Alter
gewisser
der Tremolaserie
moghch
B. Die Tremolaserie als
geologisch-stratigraphische
Einheit
1. Definition
Das Fehlen
emer
emheithchen, durchgehenden Kartierung des sud¬
hchen Gotthardmassivs hat
immer
wieder
zu
unklarer
Verwendung
des
394
R. H.
Steiger
Begriffes „Tremolaserie" gefiihrt
und
verursacht. Dabei hat L. Heznee
(1909,
deutig
verschiedene
p.
Missverstandnisse
157) die Tremolaserie ein-
definiert:
,,Der
als
,Tremolaserie' zusammengefasste Gesteinskomplex
lehnt
sich
im
Norden dem die zentralen
an; siidlich ist
er
dureh
Gotthardgneise begrenzenden Soresciagneis konkordant
den Dolomitzug abgeschlossen, der dicht bei Airolo O.-W.
streichend heriiberzieht."
Schon Kbige
dem
Orthogneis
(1918,
p.
547) aber bezeichnet die Gesteinszone zwischen
der Val Cadlimo (=
Streifengneis)
und den mesozoischen
Gesteinen der Pioramulde als Tremolaserie, wahrend Albert Heim (1921,
p. 194) noch auf die Definition L. Heznees zuriickgreift. Auch Ambtjhl
(1928,
315)
zahlt Gesteine
Gegend des Sellapasses-Giubine
Streifengneis anschliessend) zur Tremolaserie.
P. Niggli (1936, p. 96) fuhrt die Bezeichnung ,,Tremolaserie im weiteren
Sinne" ein, welche ebenfalls alle Gesteinszonen zwischen Streifengneis
p.
(also direkt siidlich
an
aus
der
den
und Pioramulde umfasst. E. Niggli (1953, p. 352) bezeichnet zwar die
ganze siidliche Paragneiszone des Gotthardmassivs als Tremolaserie,
erwahnt aber
(1953,
p.
102), dass der Soresciagneis
Gesteinsgruppe (zusammen
Zweifel
mit Gurschen- und
zu
einer alteren
Guspisgneis) gehore.
Auch
ubernimmt die
(1954)
Bezeichnung nach Kbige.
ausgezeichnete petrographische Arbeit Lauba Heznees war auch
fiir die vorliegende Untersuchung wegleitend. Wenn die letztere demnach
petrographisch nicht viel Neues bringen kann, wurde doch Wert gelegt
auf eine genaue Kartierung. Ferner wurde versucht, die Tremolaserie
stratigraphisch zu unterteilen sowie ihre Metamorphosegeschichte zu
verfeinern. Die Untersuchungsergebnisse fiihrten zwangslaufig
in
zu einer Abtrennung der auf S. 475
Analogie zu Hafneb (1958, p. 319)
Die
—
—
definierten Pratoserie
von
der Tremolaserie L. Heznees.
Die Pratoserie schiebt sich im
des
Westen, untergeordnet
auch im Osten
Untersuchungsgebietes, als einige hundert Meter machtige
eigentliche Tremolaserie und den Soresciagneis, sie
zwischen die
Zone
fehlt
aber im zentralen Teil. Die Pratoserie unterscheidet sich im Gesteinsund Mineralbestand deutlich
Tremolaserie; ihr voralpiner Metamorphosegrad war bedeutend hoher, Stoffmobilisationen und metamorphe Differentiationen, welche in der Temolaserie fehlen, spielten eine
wichtige Rolle. Steile, fremdartige Faltenachsen, sowie diskordante
Grenzen zur eigentlichen Tremolaserie weisen auf ein hoheres Alter der
von
der
Pratoserie hin.
Die Tremolaserie ist demnach die
Gesteinszone, welche
im Norden
an
Petrographie
die Pratoserie
—
Silden durch den
und
Geologie
bei deren Fehlen
des siidliohen Gotthardmassivs
den
an
Soresciagneis
—
395
anlehnt und im
Triaszug begrenzt ist.
Die Grenze zwischen Pratoserie und Tremolaserie ist im Feld oft nicht
scharf. Nach Hafner
(1958,
p.
327) fehlen
in der Pratoserie die
Hornblendegarben. Das nordlichste Auftreten
Kriterium fiir die Grenzziehung dienen.
typischen
derselben kann daher als
Die derart definierte Tremolaserie stellt eine
geologisch-stratigraphiAusgangsmaterial wurde im gleichen Zeitraum
unter ahnlichen Bedingungen gebildet und hat die verschiedenen Orogenesen und Metamorphosen in ahnlichem Umfange als ganzes erlebt.
sche Einheit dar. Das
2. Der Verlauf der Tremolaserie
Die Grenze zwischen Tremolaserie und Pratoserie ist
von
Val Tremola auf Quote 1710
Hochspannungsleitung) aufgeschlossen.
Sie
iiberquert
liber Meer den Riale Sorescia und ist sehr schon
Pt. 2404.7
(direkt
iiber dem
Seeleins bei Pt. 2338. Die
Gotthardtunnel)
Nordgrenze
teren iiber den unteren SE-Grat
von
am
Ausgang
Bachtobel, direkt unter der
(im
m
zu
auf 2010
sehen
sowie
am
am
m
Hohe
Grat NE
Sudende des
der Tremolaserie verlauft im wei-
P.
Canariscio, Poncione di Pontino
und Giubine,
durchquert die Canaria zwischen Grasso di Froda und der
Wasserfassung des Stollens und setzt sich fort iiber den Grat der Poncioni
Negri (auf Quote 2440 m, NE des Sattels), Slidufer der Laghetti di
Taneda, Poncione Garrioni, Sudhang des Corandoni bis siidlich Lago di
Gehangeschutt verschwindet.
Felsabhang oberhalb Airolos, die nordliche Talseite der Val Canaria mit Alpe Pontino, ferner Alpe Stabbiello,
die Alpweiden nordlich von Lago Tom sowie den tieferen Talhang auf
Dentro,
wo
sie unter dem
Die Tremolaserie umfasst den
der Nordseite
Die
deckt.
von
Val Piora.
Siidgrenze
der Tremolaserie
Sie
nordlich
zieht
der
werkes (am Ticino, 0,5 km WSW
tunnel bei 90
gegeniiber
der Trias ist vielfach
Transformatorenstation des
Airolo) durch, durchquert
ver-
Lucendro-
den Gotthard¬
und ist erst wieder im untersten Riale
m vom Siidportal
Dragone zu sehen. Sie iiberquert den
dem Fussweg nach Pontino (auf Quote
del
Monte und Rutan dei Sassi nach Pautan.
ist die Grenze auch
Riale di Nelva
1500
Gegen
deutlich
zusammen
mit
m) und zieht oberhalb
den
Gipfel
des P. Tom
sichtbar, da sie eine ausge-
morphologisch
pragte Rinne bildet. Im Bereich des Lago Tom bis siidlich Lago di
Dentro ist nirgends mehr ein direkter Kontakt zwischen Trias und
Tremolaserie
aufgeschlossen.
396
R. H.
Steiger
3. Der Kontakt zwischen Tremolaserie und den
angrenzenden Zonen
Die Grenze zwischen Tremolaserie und Pratoserie kann nicht iiberall
scharf gezogen werden, da sowohl die Pratoserie wie die nordliche Tre¬
molaserie
Amphibolite fiihren und das nordlichste Auftreten von Hornblendegarben bei mangelhaften Aufschlussverhaltnissen oft nur an wenigen Stellen sicher bestimmt werden kann. Die Grenzziehung wird immerhin dadurch erleichtert, dass die Amphibolite der Pratoserie oft schone
mit messerscharfen Grenzen zwischen hellen und
Banderung zeigen
dunkeln Lagen
und auch ofters von Pegmatiten durchsetzt sind,
welche der Tremolaserie fehlen. Die Schieferung beider Serien lauft im
allgemeinen konkordant. Eine starke tektonische Verfaltung der Prato¬
serie lasst sich aber in einem Seitenbach des Riale Sorescia (Koord.
688,72/155,97, ca. 450 m SE Pt. 2147) beobachten. Recht gut kann die
Grenze im GaregnastoUen festgelegt werden; schwieriger ist der Fall an
—
—
der Oberflache. Die Pratoserie konnte vermutlich auch im Bereich zwi¬
schen den Pone.
Negri und Pone. Garrioni noch als schmale Zone zwischen
dem sudlichen Soresciagneiszug und der sicheren Tremolaserie ausgeschieden werden. Den in diesem Gebiet vorherrschenden Amphiboliten
fehlen aber die typischen Merkmale, welche eine sichere Zuordnung zur
Pratoserie rechtfertigen wiirden.
Zwischen dem SE-Grat des Pos Meda und Val Canaria steht die
Tremolaserie in direktem Kontakt mit dem
Grenze kann auf 1—2
m
typischen Soresciagneis.
Die
genau gezogen werden; des ofteren folgt sie
einer bewachsenen Erosionsrinne.
Wieder etwas
problematischer
wird
Grenzziehung
Soresciagneis und Tremolaserie zwischen
Lago di Dentro, wo der siidliche Soresciagneisarm vereinzelt auch Lagen mit Hornblende- und Granatgesteinen fuhrt.
die
zwischen
Piano Bello und
Die Grenze zwischen Tremolaserie und der Trias ist im Bereich der
ostlichen Tremolaserie nicht scharf. Die Grenzzone ist oft mehrere Meter
machtig
und fuhrt intensiv
wechsellagernde serizitische Glimmerschiefer,
Karbonatgesteine und Quarzite,
deren Zuordnung Miihe bereitet. Die Grenzziehung ist auch trotz guter
Aufschliisse im Gotthardtunnel und GaregnastoUen schwierig. Sicher ist,
dass im Gotthardtunnel der grobporphyroblastische Hornblendeschiefer
bei Tm. 94,9 ab Siidportal zur Tremolaserie gehort, wahrend der kornige
Dolomit bei 82,3 m ab Siidportal noch zur Trias zahlt. Im GaregnastoUen
tritt das erste Hornblendegestein bei Tm. 1073,0 ab Ritom auf; der letzte
reine Dolomit wurde bei 1049,0 m ab Ritom geschlagen. Die mittlere
karbonatfuhrende
Glimmerschiefer,
Grenze zwischen Dolomit und Gneis wurde
von
R. U. Wintbrhaltbe
Petrographie
und
Geologie
397
des sudhchen Gotthardmassivs
Beilage 1, Zuleitung der Garegna, Kraftwerk
SBB; deponiert am Institut fur Kristallographie und Petro¬
graphie ETH Zurich) bei Tm. 1039 ab Ritom gezogen.
Sowohl im Gotthardtunnel (bei Tm. 88,8 ab Sudportal) wie im Garegnastollen (bei 1049,0 und 1050,0 m ab Ritom) ist an der Basis des Triasdolomits ein Quarzithorizont zu beobachten, welcher 1—3 m machtig
sein kann (vgl. auch Hafner 1958, p. 344). Der Quarzit dieser beiden
Vorkommen weist auch mikroskopisch eine grosse Ahnlichkeit auf. Er
grenzt im Gotthardtunnel an die Nelvazone, im Garegnastollen an die
(geologischer
Schlussbericht
Ritom
nordlichsten Schichten der Zone des Sasso Rosso und
Trias
zur
gerechnet
muss
daher wohl
werden.
Die Grenze zwischen Trias und Tremolaserie ist demnach im Gott¬
hardtunnel bei 90,0
Garegnastollen
m
ab
bei 1050,0
Sudportal (vgl.
m
ab Ritom
zu
Stapff 1880, p.
primar.
Bewegungen
Grenze verwischt und die heute
und im
ziehen.
Der Kontakt zwischen Trias und Tremolaserie
Durch tektonische
43)
war
ursprunglich
sicher
wurde die scharf diskordante
vorliegende konkordante Schieferung
erzeugt.
C. Die Gesteine der Tremolaserie
I. ALLGEMEINE BESCHREIBUNG
Tremolagesteine ist nur eine scheinbare. In Wirklichmannigfaltigen Gesteine aus nur neun Hauptgemengteilen aufgebaut. Quarz, Plagioklas, Biotit, Muskovit-Serizit, Chlorit,
Hornblende, Granat, Karbonat und Zoisit-Epidot. Disthen und Staurolith treten stark zuruck. Die neun Hauptgemengteile kommen in fast
alien Gesteinen, jedoch in unterschiedlichem Mengenverhaltnis, vor.
Laura Hezner (1909, p. 159) bringt diese Tatsache in trefflicher Weise
Die Vielfalt der
keit werden diese
zum
so
Ausdruck:
,,Die Verschiedenheit der Gesteine entsprmgt nur zum Teil emem verschiedenartigen Mmeralbestand, der mehr nach dem Mengenverhaltnis als nach der Art
bringt die verschiedene Grosse
im Grundgewebe, lhre Anordnung m Buschel, Garben, Reiben, Schlieren oder in gleichmassiger Emsprenkelung, auch lhre verschiedene Farbung, die mannigfaltigsten Gestemsbilder hervor,
die wieder durch blattenge, schiefenge, fast massige, gestreckte und gefaltelte
der emzelnen
Komponenten
wechselt.
Vielmehr
derselben, lhr Auftreten als Porphyroblasten oder
Texturen variieren."
folgende Beschreibung der Gesteinsarten beschrankt sich auf
charakteristischen Typen, welche wie folgt ausgewahlt wurden und
Die
die
nun
398
R. H.
Reihenfolge
in der
Steiger
ihrer
Prozentzahlen sind eine
Bedeutung aufgefiihrt sind (die angegebenen
Abschatzung der Haufigkeit):
35% Glimmergneise (teilweise mit Reliktstrukturen)
30% Glimmerschiefer (zum Teil phyllitisch)
12% Hornblendeschiefer
„L,
i!
-r-r
,
1
TT
.,
„
,
> Hornblende zum
.
J
7% Quarzite
5% Silikat-Karbonatgesteine
3% Amphibolite
.
.,
leil
Der Mineralbestand dieser
jeweils quantitativ definiert,
es
Kalksilikatgesteine
Gesteinstypen
ist in Form einer Tabelle
wobei die Variationsbreite
nur
herausgegriffenen Gesteinsgruppen
sten Glieder der oben
schen den einzelnen
und
Typen
r..
garbeniormig
8% Hornblendegneise
kommen natiirlich alle
die
wichtig-
umfasst. Zwi-
"Dbergange vor,
so
dass
schwierig wird, ein Gestein definitiv dieser oder jener Gruppe
oft
zuzuordnen.
1.
Glimmergneise
Vorkommen
In der Tremolaserie sind die
Glimmergneise
steinsart. Besondere
Bedeutung haben
der Tremolaserie, wahrend
lichen Zone
den
Glimmerschiefern
Glimmergneisen
zuriicktreten.
sie in der mittleren Zone hinter
Es
unterscheiden, die wie
die vorherrschende Ge-
sie in der siidlichen und n6rd-
lassen
folgt
sich
auftreten
vier
(vgl.
Typen
auch
von
Fig.
2
auf S. 448):
Die
der
Biotitserizitgneise ist vor allem im westlichen Teil der
(Nelvazone, vgl. S. 439) sowie im ostlichen Teil der nordim Bereich des Garegnastollens
(Pontinozone, vgl. S. 444)
Gruppe
siidlichen Zone
lichen Zone
—
verbreitet. Die
Zweiglimmergneise
sind
—
zur
Hauptsache
auf den siidlichen
Abschnitt der Pontinozone beschrankt, im ostlichen Teil der Tremola¬
serie
treten
sie
somit
zusammen
mit
den
Biotitserizitschiefern
auf.
Chloritgneise stehen vorwiegend in der mittleren Zone (Zone des Sasso
Rosso, vgl. S. 441) an. Karbonatglimmergneise sind besonders an der
Grenze zwischen der mittleren und nordlichen Zone der Tremolaserie
beobachten.
Auffallig
Gesteinen in der Nahe des
schiefer, S. 405).
zu
allgemeine Anhaufung von serizitfuhrenden
Triaskontaktes (vgl. Abschnitt iiber Glimmer¬
ist die
Petrographie
und
Geologie
des siidliohen Gotthardmassivs
Charakter
Allgemeiner
Die
bilden
Glimmergneise
fallen
Teil iiber 100
zum
399
allgemein durch ihre helle Farbe
machtige Horizonte, wobei der
m
auf. Sie
Mineral
bestand aber
-
lagenweise ziemlich stark schwanken kann. Aus Glimmer
gneisen (seltener Glimmerschiefern) bestehen zur Hauptsache auch die
hellen
-
Zwischenlagen
in den stromatitischen
Hornblendegesteinen. VielWechsellagerung zwischen Glimmergneisen,
Quarziten, Silikat-Karbonat- und Hornblendegesteinen beobachten (vor
allem in den siidlichen Schichten der Tremolaserie). Gelegentlich treten
schlierenartig diffuse Feldspatanreicherungen auf, die das Gestein teilweise konkordant, aber auch diskordant zur Schieferung durchziehen.
Haufig sind konkordante Quarzadern eingelagert. Neben gutgeschieferten
Lagen kommen auch massige, oft sehr harte Gesteinshorizonte vor.
faeh kann
man
intensive
Im Handstiick
Die
Biotitserizitgneise unterscheiden
makroskopisch
selten feststellbaren
Biotitserizitschiefern oder
skopisch
sich vielfach
nur
durch ihren
hoheren Plagioklasgehalt von den
Granatserizitphylliten (vgl. S. 406, 407). Makro¬
lassen sich erkennen: Biotit, Serizit, etwas Chlorit,
Hornblende
—
—
zum
Teil
und/oder
Feldspat,
sparlichem Hornblendegehalt sind oft ziemlich grosse Hornblendegarben (bis 10 cm lang) ausgebildet, bei zunehmendem Gehalt
(Ubergang zu Hornblendegneisen) werden die Hornblenden oftmals kiirzer und dicksauliger und wachsen mit Vorliebe schrag zur SchieferungsGranat sowie Quarz und
selten etwas
Disthen. Bei
ebene.
Das
Vorherrschen
von
Serizit fiihrt
welche offers auch Granat fiihren und damit
ten iiberleiten. Ein Teil der
zu
zu
Biotitserizitgneise
phyllitischen Gneisen,
Granatserizitphylli¬
den
ist sehr
arm
an
Glimmer
-
mineralien. Diese Gesteine zeichnen sich durch ihre helle
Struktur und
Varietat der
massige Textur
Biotitserizitgneise
erfullt, welches dem Gestein
aus.
ist
eine
Eine
von
Farbe, kornige
andere, meist gut schiefrige
feinem
dunkelgraue
graphitischem Pigment
Farbe verleiht.
Die
Unterscheidung zwischen Muskovit und Serizit ist zwar oft etwas
subjektiv und gelegentlich gibt es auch Gesteine, in denen grosse Muskovitschuppen neben feinschuppigem Serizit auftreten. Aber es gibt immerhin eine recht deutliche Gruppe von unzweifelhaft muskovitfuhrenden
Zweiglimmergneisen (Durchmesser der Schuppen bis 2 mm). Hornblenden
oder Granat treten in diesen Gesteinen
tendem Masse auf. Die Textur ist
nur
noch selten und in unbedeu-
allgemein
etwas
massiger
als bei den
R. H.
400
Steiger
Gneisen. Querbiotite sind wie bei den Biotitserizitschiefern weit-
iibrigen
verbreitet.
Die
(0
Chloritgneise fiihren
1—8
mm), seltener
des
oftern
Porphyroblasten
von
Granat
Hornblende, wobei die kleineren Kristalle
von
sind als die grosseren. Neben
gut schiefrigen,
eigengestaltig
auch
treten
kornige Chloritgneise auf. Viele
phyllitischen Varietaten,
Chloritgneise sind von limonitisiertem Karbonat durchsetzt. In einigen
Chloritgneisen des Garegnastollens kommen porphyroblastische Karbonatkristalle (0 1—5 mm) vor, welche zum Teil die Schieferung quer
immer besser
fast
durchwachsen haben.
Die kleine
Gruppe
Biotitserizit- bald
der
aus
Karbonatglimmergneise
den
Chloritgneisen
lasst sich bald
aus
den
herleiten. Das Karbonat ist
Lagen oder Linsen angehauft
es tritt,
Chloritgneisen, in Porphyroblasten auf. Die
Gesteine haben alle eine gut schiefrige Textur.
Die Glimmer der Glimmergneise sind mit Ausnahme der massigen
Gesteinstypen immer ausgezeichnet nach der allgemeinen Nord-SiidLineation geregelt. In phyllitischen Gesteinen lasst sich haufig eine zu
dieser Lineation parallel verlaufende Kleinfaltelung feststellen, in der
sudlichsten Tremolaserie in seltenen Fallen auch eine mehr oder weniger
—
makroskopisch
oder
sichtbar
—
teilweise in
wie bei den
Tab. 1.
Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Gesteinsvarietdten:
(in Reihenfolge
ihrer
Haufigkeit)
Muskovit- Serizt
Chlorit
Bioti
Durehsehnitt und
Biotitserizitgneise
(Varietat: Serizitgneis, Biotitgneis)
Zweiglimmergneise
(Varietat: Muskovitgneis,
gneis)
Gran t Horn¬ blende
Karbonat
Hauptvariationsbreite
15
15
5
40
25
5
5
5
(5-35)
(5-30)
(0-10)
(15-60)
(15-40)
(0-10)
(0-10)
(0-10)
15
15
5
45
25
(5-20)
(5-25)
(0-5)
(35-50)
(15-40)
Biotit¬
CMoritgneis
Karbonatglimmer¬
gneise
Plagio- klas
Quarz
5
10
20
35
25
5
5
(0-10)
(0-20)
(10-35)
(5-50)
(15-40)
(0-10)
(0-10)
5
15
5
35
25
15
(0-15)
(5-30)
(0-5)
(15-50)
(15-30)
(10-20)
und
Petrographie
Ost-West
orientierte.
Hornblenden
zeigen
des sudlichen Gotthardmassivs
Geologie
Die
im
kaum eine
allgemeinen
Regelung.
sparlich.
vorhandenen
Merkmale
Mikroskopische
Muskovit Senzit
nur
401
In den
Zweiglimmergneisen bildet der Muskovit Schuppen
lagenmassig angesammelt und oft dicht mit
dem Biotit verwachsen Innerhalb der Lagen smd die Muskovite vielfach nur mehr
oder wemger geregelt Selten tritt daneben auch noch femschuppiger, sekundar
aus Plagioklas gebildeter Serizit auf. Ab und zu wird das Gestem von grosseren
Schuppen durchschwarmt, welche nur gelegentlich zu unregelmassigen Lagen
zusammentreten oder in Partien zu emem grobschuppigen Gewebe verwoben smd.
Muskovitschuppen, veremzelt oder m Schlieren, wmden sich zum Teil auch schlangenformig zwischen Plagioklasporphyroblasten hmdurch und smd dabei oft eng
verwachsen nut Biotit. Auch m den Karbonatghmmergneisen tritt gelegentlich
von
0,6—1,5
mm
0
.
Diese smd meist
Muskovit auf, ebenfalls eng mit dem Biotit verwachsen.
Der Serizit der
oder teihveise
Biotitsenzitgneise
durchsetzt das Gestem recht oft
in
wirren
Schuppchen (0,05—0,3 mm); ab und zu smd dieselben m wirren Schlieren, welche sich zum Teil der Faltelung anpassen, konzentriert. Auch filzartige Verwachsungen kommen vor. Sehr femschuppige, verunreimgte Serizitschlieren smd meist sekundar aus Plagioklas entstanden. Ofters
treten auch nur veremzelte, kaum geregelte kleme Schuppen (bis 0,3 mm) auf.
In lagigen Gestemsvanetaten smd die bis 0,4 mm langen Schuppen oft ausgezeichnet onentiert, lagig angeordnet und mit Biotit (oder auch Chlorit) langs ver¬
wachsen. Andere Gestemstypen werden von unzahligen, meist isolierten kleinen
Schuppen (bis 0,2 mm) durchschwarmt, die fast immer gut geregelt smd und nur
gelegentlich zu dichtem Senzitgewebe (mit unter sich parallelen Schuppen) zusam¬
geregelten
kleinen
mentreten.
Biotit
Der Biotit der
welche sich
mnerhalb
gelegentlich
der Lagen oft
Zweighmmerschiefer
zu
ist oft bis 3
Nestern ausweiten,
quer oder zeigen
mm
angehauft.
uberhaupt
kerne
gross und
Die
in
Schuppen
Orientierung
Muskovitlagen
verwachsen
Massigere Gestemstypen
Biotite, welche isoliert vorkommen oder
sammelt smd
m
fuhren
oft
nur
stehen
Haufig
Parallelverwachsungen mit Muskovit auf Biotit kommt auch
emzelten, isolierten Schuppen ( 0 bis 0,6 mm) vor; er ist ebenfalls ab und
treten enge
Lagen,
m
zu
ver-
mit
sparlich
Nestern und Schlieren etwas ange¬
geregelt In emigen Fallen wurden
gleichbleibender Doppelbrechung
allmahhch m erne grune Varietat ubergehen In den Zweiglimmergneisen ist die
Mehrheit der Biotite fnsch, Chlontisierung spielt nur erne untergeordnete Rolle.
In den Karbonatghmmergneisen treten zumeist 0,2—2,0 mm grosse Biotitschuppen auf, welche etwas lagig angereichert, innerhalb der Lagen zum Teil
onentiert, zum Teil auch wirr gewachsen smd. Seltener wurden grosse Biotitporphyroblasten, welche quer m emem biotitreichen lepidoblastischen Grundgewebe sitzen, angetroffen. Die Biotite der karbonatreichen Gesteme smd allgeMeist smd
sie
nur
undeutlich
auch braune Biotite beobachtet, welche
mem
—
bei
—
starker chloritisiert.
Bei
welche
den
Chlontgneisen
gut geregelt,
herrschen
Biotitschuppen
bald veremzelt, bald
m
Lagen
von
0,2—2,0
mm
0
vor,
auftreten und meist sehr stark
402
R. H.
chloritisiert sind unter
Steiger
Aussoheidung von Sagenit. Querglimmer sind weit verbreitet.
1—6 mm) sind haufig stark xeno-
Grosse, teils wirre Biotitporphyroblasten (0
mit vielen Einsohlussen
von
Epidot und Plagioklas
,,spiessigen" Chloritschuppen durchwachsen. Biotit
tritt gelegentlich auch als Zersetzungsprodukt von Hornblende auf.
Der Biotit der Biotitserizitschiefer ist haufig in Schuppen von 0,5 bis 3,0 mm
kristallisiert und durchzieht das Gestein in gut geregelten, teils freistehenden, teils
lagenartig angesammelten Blasten, welche haufig mit Serizit parallel verwachsen
sind. Trotz der im allgemeinen guten Regelung treten oft zahlreiche Querbiotite
ausgebildet
blastisch
und
erfullt. Sie sind oft auch
von
auf. Noch ofters bilden die Biotite aber
wirres Durcheinander
em
von
kleineren
Schuppen (0 0,5—3,0 mm). Auch grosse porphyroblastische Schup¬
bis
4
mm) sind haufig wirr gewachsen. Sie sind zumeist unter Sagenit(0
pen
ausscheidung stark chloritisiert. Gelegentlich fuhren die Biotitserizitschiefer auch
zahlreiche, wohlorientierte, kleine Biotite (0,4—1,0 mm 0), welche nur als frei-
und grosseren
stehende, absolut frische Schuppen auftreten.
Der Pleochroismus schwankt uber grosse
Arten unterscheiden lassen
1.
(in
der
3.
4.
ihrer
Wichtigkeit):
dunkelbraun
gelbbraun, gelblichbraun
ins
2.
Bereiche, wobei sich aber folgende
Reihenfolge
hellgelb
farblos-hellgelb-braunlichgelb
hellgelb-braunlichgelb
Grunliche,
(manchmal mit Stich
Rotliche oder
Oliv)
opak
gelbbraun-rotlichbraun-warmbraun
grun-grunbraun
schwarzbraun bis fast
Chlorit: In den
Chloritgneisen ist der feinschuppige Chlorit vorwiegend primar.
unzahligen kleinen Schuppen (0,05—0,2 mm), welche
den lepidoblastischen Anteil des Grundgut geregelt und meist freistehend
gewebes bilden. In den gleichen Gesteinen ist ofters auch sekundarer Chlorit ver¬
breitet. Die aus Biotit entstandenen Chlorite sind bis zu 4 mm gross und haufig
von Sagenitgeweben erfullt. Auch Hornblendekristalle sind oft vollig zersetzt und
von emem Gewirr kleinpseudomorph nach der ursprunglichen Kristallform
ster Biotit- und Chloritschuppen erfullt. Nur selten sind primare Chlorite (0,5 bis
2,0 mm) in Lagen konzentriert oder zu dichtem Gewebe verfiochten; dabei konnen
auch radialstrahlige Aggregate oder „spiesschenartige" Chloritschuppen auftreten.
Die Zweiglimmergneise und Karbonatglimmergneise fuhren kaum primaren
Chlorit, hingegen ist er in den Biotitserizitgneisen ofters anzutreffen. Meist tritt er
in kleinen, parallel zur Schieferung orientierten Schuppen (0,3—0,8 mm) auf und
Er durchsetzt das Gestein in
—
—
—
—
ist oft eng mit Serizit oder Biotit verwachsen;
nur
selten ist
er
in Schheren ange-
hauft.
Quarz:
Der
Quarz bildet
in den meisten Fallen
zusammen
mit dem
Plagioklas
granoblastisches Grundgewebe (Korngrosse 0,05—0,2 mm), welches gelegent¬
lich etwas diffuse Korngrenzen aufweist. Dazwischen sind als Spatbildungen in
Linsen oder Lagen grobkornige (0 0,5—1,5 mm) Quarzaggregate kristallisiert,
ein
welche sich durch ihre sauberen wasserklaren, ofters ineinander verzahnten Kristalle auszeichnen. Diese frischen
weise
In
—
ohne scharfe
quarzreicheren
Trennung
Quarzaggregate
von
der
treten
zum
Teil auch nester-
Quarz-Feldspatmosaikstruktur
Gesteinen setzt sich das
—
auf.
granoblastische Grundgewebe
im
Petrographie
allgemeinen aus eckigen,
ausgesprochen schiefriger
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
403
kleinen Quarzkornern
(0,05—0,3 mm) zusammen. Bei
Quarzkristalle oft deutlich gelangt (bis
Textur sind die
lagenweise zwischen glimmerreichen Horizonten angeordnet.
Strukturen sind verbreitet, wo vielfach grobe, eokige
Quarzkristalle von 0,2—0,4 mm Komgrosse lose verteilt in einem Grundgewebe
3:1)
und
Auch heteroblastische
von
feinen Quarzkornern
(0 0,05 mm) sitzen.
Bei stark schiefrigen Gesteinen sind
gelangt und durchsetzen das Gestein in Lagen.
Plagioklas der Zweiglimmergneise weist mehrheitlich die
allem die grossen Quarzkristalle
vor
Plagioklas:
Der
Zusammensetzung
eines Albites auf und ist in grossen recht idioblastischen Indi-
viduen (0,5—2,0 mm;
zum
mit Durchmessern bis
zu
Teil
porphyroblastisch
bis -Mastisch oder
porphyrisch
5,0 mm) kristallisiert; diese sind auffallig frisch, zeigen
ganze Systeme von Spaltrissen und fiihren viele beliebig verteilte Einschltisse von
hauptsachlich Quarz und Muskovit. Ungewohnlich ist ferner das Vorherrschen von
einfachen Zwillingen (nach dem Karlsbader Gesetz) gegeniiber der iiblichen polysynthetischen Verzwillingung9). Plagioklase basischerer Zusammensetzung (Andesin) haben Korngrossen von 0,05 bis 0,1 mm und sind fast immer mosaikartig mit
dem Quarz verwachsen.
Bei den
Karbonatglimmergneisen
tritt fast ausschliesslich Andesin (0,05 bis
1,0 mm) in Mosaikstruktur auf, wobei die Korngrenzen
men
zum
Teil etwas verschwom-
sind.
Ahnlich steht
es
bei den
Chloritgneisen;
Rund die Halfte der Proben wurden als
Oligoklas -Andesin.
Die Biotitserizitgneise
Quarz
Hauptsache Andesin, der zusammen mit dem
mm 0 das granoblastische Grundgewebe
Bereich zerfliessen die Plagioklaskristalle ofters zu amobengrosseren Individuen (0,5—1,0 mm) mit verschwommenen
in kleinen Kornern
aufbaut. Im kleinen
artig-diffusen
etwas
Quarzeinschlussen.
Stark
von
zur
0,05—0,2
verbreitet
ist
aber
auch
Albitoligoklas,
der
sowohl
kristallisiert, als auch in grosseren Xenoblasteri
(0,5—2,0 mm) mit myrmekitartigen Quarzeinschlussen von 0,03—0,1 mm Lange.
mosaikartig
wie
fiihren
nur ist der Plagioklas deutlich saurer.
Albitoligoklas bestimmt, der Rest als
der
Andesin
Seltener bildet der
Albitoligoklas mit 2—5 mm grossen xenoblastischen Indi¬
grobkornigen Grundgewebes, in welchem die iibrigen, wesentlich
kleineren Gemengteile schwimmen (poikiloblastische Struktur). In einigen Biotitviduen eine Art
serizitgneisen tritt auch fast reiner Albit auf, welcher sich
grosse (porphyroblastische bis -klastische) Kristalle mit
vielen Quarz- und Glimmereinschliissen auszeichnet9).
Karbonat: Beim Karbonat der
um
teil
(
0
granoblastischen
einfachen
Karbonatglimmergneise
Kalzit. Dabei sind kleine Korner
des
durch frische 0,5—1,5
von
0,2—0,3
Grundgewebes,
bald
mm
handelt
Zwillingen
es
mm
und
sich meistens
Durchmesser bald Bestand-
xenoblastische
treten
Kristalle
0,2—0,5 mm) in Lagen, Nestern oder auch vereinzelt auf. In einigen Gesteinen
kommen grosse
wobei aber das
eigengestaltige Porphyroblasten bis zu
Grundgewebe frei von Karbonat bleibt.
Qranat: Xenoblastische, einschlussreiche Granate
Teils sind die Kristallformen noch isometrisch und
Einschlussen durchbrochen, teils setzt sich aber das
vollig
5
(0
nur
mm
Durchmesser vor,
mm) wiegen
vor.
die Kristallflachen
von
2—10
granoblastische Grundgewebe
durch den Kristall hindurch. Dazu ist derselbe oft samt seinen Einschlussen
9) Vgl. Bemerkungen iiber die Struktur
der
Glimmergneise,
S. 404.
R. H.
404
in
der
Schieferung gestreckt
Langserstreckung
zur
1—5
mm)
smd
zum
worden. Es lassen sich auch
beobachten.
Teil
Steiger
vollig
frei
Idioblastische
von
haufig Spaltrisse
Granate
(0
senkrecht
0,1-—0,4
mm;
Emschlussen. Nur selten smd die Granate
leicht chloritisiert.
Hornblende: Die Mehrzahl der Hornblendekristalle
xenoblastisch und quer oder
schrag
zur
(0,05—10 cm)
Schieferung gewachsen.
Das
smd stark
granoblastische
Grundgewebe setzt sich meistens unbekummert durch diese Kristalle hindureh.
Die Chloritisierung und Biotitisierung ist vielfach weit fortgeschntten; oft ist nur
noch eme zur alten Hornblendekristallform pseudomorphe Ansammlung von femen
Biotit- und Chloritschuppchen (haufig parallel zur allgememen Schieferung angeordnet!) zu sehen. Relativ frische idioblastische Hornblendestengel (bis 0,5 cm
lang) mit wenigen Emschlussen werden nur selten angetroffen.
Akzessorien
Epidot-Zoisit, Apatit, Zirkon, Turmalm, Rutil, Titamt, Staurohth, Orthit, kohhges Pigment; Erzmmeralien: u. a. Pynt, Hamatit, Limonit.
•
Die bei den
Glimmergneisen vorherrschende Struktur ist porphyrograno-lepidoblastischem, zum Teil auch nur granoblastischem Grundgewebe. Homoo-granoblastische Strukturen sind fast nur
bei den glimmerarmen Karbonatglimmergneisen verbreitet. Bei den Zweiglimmergneisen und Biotitserizitgneisen tritt ofters eine fur die Tremolaserie an sich fremdartige Struktur auf. Es handelt sich um eine bald
deutliche, bald etwas uberpragte Eeliktstruktur, welche sich einerseits
als porphyroklastisch (zerbrochene und verbogene grosse Albitkristalle
mit Mortelkranz) eventuell auch blastoporphyrisch (nach teilweise erfolgter Rekristallisation), anderseits auch als blastopsammitisch deuten lasst.
Die Textur der Glimmergneise ist mehrheithch deuthch kristallisationsschiefrig, ofters auch lagig, glimmerarme Gneise sind meist undeutlich bis verworren schiefrig. Verhaltnismassig selten treten massige
Typen auf.
blastisch mit
Mineralfazies
Die
kristallisationsschiefrigen Zweighmmergneise sind der hohertemperierten Mesozone zuzurechnen, wahrend die porphyroklastischen,
massigeren Varietaten sowie die Chlontgneise zur Epizone gehoren.
Zwischen Epi- und Mesozone stehen die Biotitserizitgneise und die
Karbonatghmmergneise.
Die Biotitserizitgneise, Karbonatghmmergneise sowie die schiefrigen
Zweighmmergneise werden infolge ihres vorwiegenden Andesingehaltes
zur hochtemperierten Epidot-Amphibolitfazies
gezahlt, die Chloritgneise
hingegen sind bei P-T-Bedingungen umgewandelt worden, welche an der
Grenze zwischen Grunschiefer- und Epidot-Amphibolitfazies herrschen.
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
405
Herkunft
Glimmergneisen der Tremolaserie existieren nur zwei cheAnalysen (L. Hezner 1909, p. 198 und 199), wovon die eine (von
einem muskovitfuhrenden Karbonatbiotitgneis) auf sedimentaren Ursprung hindeutet; das Gestein ist aus einem mergeligen Ton entstanden.
Von den
mische
In vereinzelten Fallen ist auf Grund des Dunnschliffbildes eine Ent-
stehung aus tonhaltigem Arkosesandstein anzunehmen. Die andere Ana¬
lyse (von einem serizitfiihrenden Albitgneis) entspricht derjenigen eines
Aplites von natrongranitaplitischem bis natronengadinitgranitischem
Charakter. Die porphyroklastische bis blastoporphyrische Struktur und
die massige Textur dieses Gesteines machen eine intrusive bis pneumatolytische Herkunft wahrscheinlich. Gegeniiber Gneisen eindeutig sedimen¬
taren Ursprungs treten diese massigen Gesteine jedoch zuriick. Sie
umfassen nach zur Zeit vorliegenden Beobachtungen aber immerhin
20—25% der in diesem Kapitel beschriebenen Glimmergneise und gehoren vor allem der Gruppe der Zweiglimmergneise an, sind aber auch bei
den glimmerarmen Biotitserizitgneisen anzutreffen.
Die Chloritgneise konnen ihres niedrigen Kalziumgehaltes wegen nicht
unbedingt von dolomitischen Sedimenten hergeleitet werden. Vielmehr
kann angenommen werden, dass ein Teil des Ausgangsmaterials tuffogenen
Ursprungs
ist.
2. Glimmerschiefer
(zum
Teil
phyllitisch)
Vorkommen
Glimmerschiefer im weiteren Sinne sind in der ganzen Tremolaserie
weit verbreitet. Erst bei einer
der
vor
Abschnitt
(vgl.
Verteilung
taten
c
und
Unterscheidung von verschiedenen Varied) lassen sich einige Gesetzmassigkeiten in
erkennen. Die grosse Gruppe der Biotitserizitschiefer ist
allem in der siidlichen Zone (Nelvazone, vgl. S. 439) sowie in der
nordlichen Zone der Tremolaserie
treten. Die
Zweiglimmerschiefer
(ostliche Pontinozone, vgl. S. 444)
kommen in alien Zonen
vor,
ver-
sind aber
besonders im ostlichen Teil der Tremolaserie im Bereiche der nordlichen
Zone massiv
Hauptsache
angehauft.
Die
Gruppe
der
Granatserizitphyllite
zur
auf die westliche Tremolaserie innerhalb der siidlichen und
mittleren Zone beschrankt. Chloritschiefer sind relativ
nur
ist
sparlich
und treten
in der mittleren Zone auf.
festgestellt werden, dass Serizitgesteine im allgemeinen am
Sudrand der Tremolaserie angereichert sind, unabhangig davon, welche
Zone mit der Trias in Kontakt steht (vgl. auch Kartenskizze auf S. 448).
Es kann
406
R. H.
Steiger
Allgemeiner Charakter
Die Glimmerschiefer nehmen recht oft
Mineralbestand, die Struktur
machtige
Horizonte ein. Ihr
und Textur schwanken in weiten Bereichen
und konnen
lagenweise sowie im Streichen vollig wechseln. Typische
Beispiele zeigen vor allem die Granatserizitphyllite, welche haufig
Wechsellagerung mit dezimetermachtigen, rotlichen quarzitischen
solche
in
Schiefern stehen. Dazu ist das ganze Gestein oft stark verfaltet. Bei den
Zweiglimmerschiefern und Biotitserizitschiefern wechseln vielfach helle
granatfiihrende Horizonte mit biotitreichen Lagen. Dazwischen sind des
kleine, konkordante Quarzlinsen oder auch Quarzschmitzen
oftern
ist die oft
von
Lange eingeschaltet. Auffallig
wellenformige
ferung; nicht selten ist das Gestein intensiv verfaltet. Die Verwitterung
greift gem tief hinein und gibt dem Gestein ein erdiges Aussehen.
20—50
cm
Schie-
Im Handstiick
Die
Gruppe der Biotitserizitschiefer umfasst infolge ihres stark schwanquantitativen Mineralbestandes recht uneinheitliche Gesteins-
kenden
typen. Glimmerreiche
Gegensatz
alle
zu
massigen
tjbergangsglieder
Varietaten
fast
mit phyllitischer Textur stehen im
quarzitischen Gesteinen; dazwischen kommen
Die
phyllitischen Biotitserizitschiefer lehnen
besprochenen Granatserizitphyllite an und
zeichnen sich durch ihren hohen Serizitgehalt, die weitgehend homooblastische Struktur und ihre meist gefaltelte Textur aus. Gelegentlich
sich eng
an
vor.
die weiter unten
fiihren sie kleine Granate (0
<
Knotenschiefern
1
mm), welche ihnen das Aussehen
von
geben. Haufig
kohliges
Pigment, welches ihnen eine grauschwarze Farbe verleiht.
Die quarzitischen Biotitserizitschiefer haben meist porphyroblastische
enthalten diese
Gesteine
ein
Struktur und fiihren Granate (zum Teil 0
> 1 cm) und/oder zierliche
Hornblendegarben bis 10 cm Lange (umfassen einen Teil der Hornblendegarbenschiefer L. Hezners). Die Gesteine sind hart, brechen unregelmassig; die Bruchfiachen sind mit Serizithautchen uberzogen. Diese
Gesteinsart bildet das tlbergangsglied zu den Quarziten.
Zwischen diesen beiden
serizitschiefer mit bald
Grenztypen liegt die Hauptmasse der Biotit¬
porphyroblastischen, bald + homooblastischen
Strukturen. In vielen Fallen ist Granat vorhanden
Hornblende tritt im
allgemeinen
(0 0,1—0,8 cm);
zuriick. Der Serizit ist
Haupttrager
Textur, die Biotite sind oft leicht porphyroblastisch und stehen
Die
treten
der
quer.
Gruppe der Zweiglimmerschiefer ist charakterisiert durch das Aufvon grobschuppigem Muskovit neben im allgemeinen reichlichem
Petrographie
und
Geologie
407
des siidlichen Gotthardmassivs
Biotit. Der letztere ist wohl
hating etwas porphyroblastisch aber nur
querorientiert. Hornblendegarben (5—7 cm lang, ofters biotitisiert) oder Granate (0 kleiner als 0,5 cm) sind sparlich zu finden. Nur
selten fiihren die Zweiglimmerschiefer Graphit. Die Textur ist im allgemeinen deutlich schiefrig; vereinzelt treten aber auch massige Typen auf.
Die Granatserizitphyllite sind helle, seidenglanzende und sehr feinschiefrige, gefaltelte Gesteine, welche durch ihre grossen Granate (0 0,5
bis 3,0 cm) auffallen. Die Serizitschuppchen sind ausgezeichnet geregelt
mit einer zur Lineation parallel verlaufenden intensiven Kleinfaltelung.
Vor allem die grossen Granatporphyroblasten sind gut eigengestaltig;
sie zeigen alle Rhombendodekaeder. Schon makroskopisch lassen sich
Spaltrisse sowie zahlreiche Einschlusse erkennen. Die ofters auf dem
Hauptbruch sichtbaren Knoten werden durch darunterliegende Granate
verursacht. Nicht selten ist der Phyllit durch kohliges Pigment dunkel
gefarbt. Der akzessorische Staurolith kann ebenfalls von blossem Auge
gesehen werden; er bildet Nadeln von 2—5 mm Lange.
Die ChloritscMefer fiihren vielfach schone Hornblendegarben (bis 10 cm
lang); nur sehr selten tritt daneben auch Granat (0 bis 1 cm) mit + xenoselten
Tabelle 2. Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Gesteinsvarietaten:
(in Reihenfolge
Bedeutung)
ihrer
Muskovit- Serizt
Bioti
vyiu
Plagioklas
Quarz
Durchschnitt und
Biotitserizitschiefer
Varietat: Biotit-
Gran t Horn¬ blende
Karbonat
Bedutne Akzesorin
Hauptvariationsbreite
35
15
.5
35
10
5
5
(5-80)
(5-30)
(0-10)
(10-60)
(5-15)
(0-10)
(0-15)
30
20
5
30
10
5
10
(5-50)
(5-30)
(0-10)
(20-50)
(0-15)
(0-10)
(0-15)
Staurolith
Turmalin
schiefer, Serizitschiefer
ZweiglimmerscMe
-
fer (mit Muskovit)
Varietat: Biotit-
schiefer, Muskovitschiefer
Granatserizit-
phyllit
Chloritschiefer
35
5
5
30
10
10
(25-55)
(0-15)
(0-5)
(10-45)
(5-15)
(5-15)
40
30
5
(0-5)
(30-45) (15-40)
Staurolith
10
15
(5-15)
(0-20)
408
R. H
Steiger
blastischen Formen auf. Das Gestem ist
bncht
es
unregelniassig
und ist
der Chlorite ist sehr deuthch
zuckerkornig
zu
Mikroskopische
Muskovit Serizit
gut geschiefert, dennoch
anzufuhlen
beobachten,
Das Gestein wittert ockerfarben
hingegen.
zwar
erne
Die Lineation
Kleinfaltelung
fehlt
an.
Merkmale
tritt in Schuppenlagenweise angehauft, wobei erne Lage
auch nur wenige Sohuppen machtig sein kann Innerhalb der Lagen sind die Muskovitblatter bald streng parallel zur Schieferung angeordnet, bald sind sie ver
bogen und verfaltelt oder bilden zopfartige Verfleohtungen Diese Lagen verwach
sen ofters miteinander zu einem mehr oder weniger dichten fllzigen Gewebe
Der Senzit der Phylhte (0,02—0,4 mm) tritt haufig m einem bald lockern, bald
dichtern filzartigen Gewebe auf, wobei nur ein Teil der Schuppen parallel zur meist
gefaltelten Textur lauft In vielen Bereichen smd die Serizitschuppchen zu einem
grossen
wirren
von
Der Muskovit
0,4—2,0
mm
Zweiglimmerschiefer
der
auf Meist ist
er
Gefilz verwoben Die Textur des Serizitfilzes bncht zuweilen
am
Rande
von
Granatporphyroblasten abrupt ab, zum Teil schmiegt sie sich aber auch den Konturen des Kristalles an In quarzitischen Phylhten bilden lockere Serizitschheren,
Richtungen durchziehen, oft ein netzartiges Gewebe
Serizitschuppchen von 0,05—0,2 mm Lange
vor, welche das Gestem in losen Schheren parallel zur Schieferung durchziehen
und dabei teilweise zu filzartigem Gewebe zusammentreten Haufig wird das
Gestein von Serizitschuppen durchschwarmt, welche nur undeuthch geregelt sind
und gelegenthch auch wirre Nester bilden Grossere, streng orientierte Schuppen
(zum Teil bis 0,4 mm lang) bilden ab und zu Lagen, welche das Gestein in regelmassigen Abstanden parallel zur Schieferung durchsetzen, dabei treten haufig
Parallelverwachsungen mit Biotit auf Der Serizit kann innerhalb solcher Lagen
auch unregelmassig oder zopfartig verwachsen sein Serizitreiche Gesteine sind oft
volhg von lockerem bis dichtem Senzitfilz (0,03—0,3 mm) erfullt, wobei die Schup
pen bald wirr verwoben smd, bald lagenweise parallel zur Schieferung stehen oder
sich einer Kleinfaltelung anpassen Feinstschuppige, unsaubere, teilweise pigment
fuhrende Serizitlagen (0,01 mm) sind meistens durch Umwandlung aus amoben
artigen, gestreckten Plagioklasen entstanden
welche das Gestein
in
alien
Bei den Biotitserizitschiefern herrschen
Biotit
In
den
Biotitserizitschiefern
xenoblastischen
Schuppen (0
Schieferung liegen
parallel
zur
grossen
Biotitschuppen
1—4
treten
die
Biotite vielfach
mm) auf, welche
Typisch
gruppen
smd zahlreiche grosse
schemen oft zerfetzt und fuhren
kommen auch klemere
zum
oder
in
grossen,
lagenweise
Querbiotite
Die
Teil Einschlusse
Biotitschuppen (0,05—1,0 mm) vor, welche ohne
m grosser Zahl und gut emgeregelt das Gestein
durchziehen Grosse xenoblastische Schuppen (0 2—3 mm) sind auch oft zu wirren
Nestern aggregiert, in gefaltelten Gestemen passen sie sich zum Teil etwas der
Faltelung an, mcht selten durchwachsen sie aber als Porphyroblasten jeghche
Textur des Gestems
Sekundare Biotite sind gelegentlioh pseudomorph nach
Hornblenden kristalhsiert, wobei mi allgememen kleine parallel zur Schieferung
gerichtete Schuppen die ehemahge Kristallform der Hornblende erfullen
Haufig
Lagen
oder Schheren
zu
bilden
Petrographie
In
und
Geologie
409
des siidlichen Gotthardmassivs
den
Zweiglimmerschiefem zeigen sich ahnliche Erscheinungsformen des
Schuppen zum Teil bedeutend grosser (bis zu 8 mm 0) und
sie sind haufig aueh weniger gut geregelt. Bei den Phylliten treten gelegentlich
idioblastische Biotitschuppen (0,2—2,0 mm) auf, welche quer zur Serizitschieferung
stehen. Die Chloritisierung (meist unter Sagenitaussoheidung) ist allgemein in
diesem Gesteinstyp weiter fortgeschritten.
Auf Grund des Pleochroismus konnen drei Gruppen von Biotiten unterschieden
werden (in der Reihenfolge ihrer Wichtigkeit):
Biotites. Nur werden die
1.
hellbraunlichgelb-
dunkelbraun bis dunkelrotlichbraun bis
schwach
dunkelgriinlichbraun
schwarzbraun bis griinschwarz
gelblich
gelbbraun
farblos-hellgelblich
2.
3.
Ghlorit: Der
Er
hangt
teils gut
wirres
zum
primare
Chlorit der Chloritschiefer ist
Teil in Schlieren
zusammen
das stellenweise
opak
zu
feinschuppig (0,05—0,3 mm).
und bildet meist ein Netz
geregelten Schuppen. Gelegentlich
Netz,
bis fast
hellrotbraun-hellbraun
dichtem Filz
von
bilden
grossten-
ungeregelte Schuppchen
zusammengewachsen ist.
ein
Primarer Chlorit tritt auch in den andern Glimmerschiefern auf. Er ist bald
feinschuppig
und bildet ein wirres Netz bis Gefilz in den Zwickeln der
blasten, bald ist
er
zu
scheinbar
spiessigen
Kristallen
ausgewachsen,
Porphyro-
welche quer
oder schrag zur Schieferung stehen und in grosseren Biotit- oder Hornblendeporphyroblasten zu stecken scheinen. In vereinzelten Fallen kommt syngenetischer,
gut geregelter Chlorit an der Seite von gleich grossen Serizitschuppen vor.
Grosse xenoblastische Schuppen (0 bis zu 2 mm) mit Einschlussen sind fast
immer sekundar aus Biotit entstanden. Sagenitgewebe im Chlorit ist ein sicheres
Indiz dafiir. Hornblendeporphyroblasten sind gelegentlich ganz erfiillt von einem
wirren Filz
von
Biotit und Chlorit.
Quarz: Gelangte Quarzkorner (0,05—0,2 mm)
treten haufig vereinzelt oder in
Zwischenlagen in lepidoblastischem Grundgewebe auf, wobei sie sich der
gefaltelten Textur anschmiegen. Zuweilen sind sie auch in Nestern angesam-
Zeilen als
oft
melt. Grobe, frische Quarzkristalle (bis 1,0
mm
0) sind vielfach in konkordanten
aggregiert. In quarzreichen Gesteinen kann ofters ein granoblastisches
Grundgewebe beobachtet werden, das aus kleinen, eckigen oder gerundeten, teils
Linsen
(0 0,05—0,3 mm) besteht. Nicht selten konnen zwei
Quarz unterschieden werden:
auch verzahnten Kornern
Generationen
1.
von
feine Kristalle
(0,02—0,05 mm),
aufweisen und
2.
die
zum
Teil unsauber
sind, verschwommene
Plagioklaskornern ein
Korngrenzen
granoblastisches Grundgewebe bilden, welches das Gestein netzartig iiberzieht;
frische grossere Quarzaggregate (Korngrossen 0,2—0,3 mm), welche sich in
Lagen
zusammen
mit ebensolchen
oder Linsen dazwischenschalten.
Plagioklas: Bei den Biotitserizitschiefern herrscht zwar Andesin vor, aber auch
Oligoklas und Albitoligoklas sind deutlich vertreten. Es sind meist etwas diffuse,
zeilig angeordnete kleine Korner (0,02 mm) mit unscharfen Quarzeinschlussen,
welche vielfach zu linsenartigen Aggregaten (bis 0,8 mm) zusammengewachsen
und ofters stark zersetzt sind. Haufig treten auch diffus-amobenartig, parallel
R. H.
410
der
Schieferung gestreckte
Quarzeinschlussen
Der
Individuen
Steiger
(1,0—1,5 mm) mit zahlreichen unverdauten
auf.
Plagioklas der Zweiglimmerschiefer
Albitoligoklas fehlt praktisch.
tritt zuriiek,
xenoblastisch, oft bis
Daneben treten
2
mm
gross und
diffus-amobenartige
ist
vorwiegend
ein
Andesin, Oligoklas
Die Kristalle sind mehrheitlich stark
von
kleinen
Quarztropfchen
durchsetzt.
Individuen wie bei den Biotitserizitschiefern
auf. Diese letztere Struktur herrscht auch bei
Phylliten vor, wobei allerdings die
(Albitoligoklas). Mosaikartige Verwachsungen zwischen
Plagioklase
feinkornigem Andesin und Quarz (Korngrosse am 0,1 mm) wurden nur bei den
Chloritschiefern angetroffen.
Granat: Die makroskopisch idiomorph erscheinenden Granatporphyroblasten
der Phyllite zeigen unter dem Mikroskop zum Teil unregelmassige von Grundgewebe
saurer
sind
erfiillte Rander. Etliche Granate fiihren auf der einen Seite des Minerals sauber
begrenzte Kristallflachen, auf der Riickseite
meist granoblastische Grundgewebe hinein.
aber zerfliessen sie
amobenartig
ins
Vielfaeh weisen die Granate einen
Teil von sehr feinkornigen Quarz¬
s-formig angeordnet sind und auf eine
Bewegung des Gesteins wahrend des Granatwachstums schliessen lassen. Gelegentlich trifft man auch grossere Einschliisse, zum Beispiel Zoisitstengel (bis 1 mm lang)
oder Erzmineralien. Mehr oder weniger regelmassige, unter sich parallele Spaltrisse
stehen oft senkrecht zur Schieferungsrichtung des Grundgewebes. Diese Risse sind
oft mit einer gelartigen, gelbbraunen Masse angefiillt. Kleine idioblastische Granat¬
porphyroblasten (0 1—2 mm) sind zum Teil in Gruppen zusammengeballt und
von relativ grossen Einschliissen (0 0,2 mm) unregelmassig durchsetzt. In den
Phylliten sind aber auch vollig xenoblastische Granate (0 bis 1 cm) verbreitet.
Diese sind nicht selten parallel zur Schieferung gelangt oder sonst durch unzahlige
Einschliisse vollig formlos.
In den anderen Gesteinstypen treten ahnliche Formen von Granaten auf.
Besonders auffallig sind jedoch vollkommen xenoblastisch ausgewalzte Individuen
(bis 1 cm 0), welche polypen- oder skelettartig in der Schieferungsrichtung zwi¬
schen dem Grundgewebe vorgewachsen sind. Graphitfuhrende Schiefer fiihren
ofters kleinere Granatidioblasten (0 1 mm), welche von sparlichen, parallel angeordneten, aber senkrecht zur Schieferung stehenden Einschliissen durchsetzt sind.
Die Kristalle sind als bereits ausgewachsene Porphyroblasten nochmals bewegt
worden. Das von kohligem Pigment erfiillte Grundgewebe umfliesst den Kristall
in Schieferungsrichtung. Das Pigment ist an den Stellen starkster Pressung angeDurchmesser
von
uber 1
cm
auf. Sie sind
zum
einschlussen durchsetzt, welche oft leicht
hauft, im Druckschatten sind Ansatze
zu
Quarzneukristallisationen sichtbar.
Hornblende: Die Hornblendekristalle erscheinen unter dem
Mikroskop im allge¬
vollig formlos, sind siebartig von unzahligen Einschliissen durchschwarmt
und/oder weitgehend in Zersetzung begriffen. Karbonat: Xenoblastische Korner
(0,1—0,4 mm) treten vereinzelt, in Nestern oder in Schlieren auf. Staurolith: Der
Staurolith ist in den Biotitserizitschiefern und Phylliten ein haufiges Akzessorium.
In den ersteren kommt er in kleinen (0,4—2,0 mm), vollig xenoblastischen, parallel
meinen
zur
Schieferung gestreckten
Individuen vor, welche auch voller Einschliisse sind.
sind die Kristalle grosser
(bis
mm) und im allgemeinen besser
(gelegentlich zusammen mit etwas
Disthen) in Zonen erhohten Stresses um Granatporphyroblasten herum kristallisiert. Turmalin: Dieses Mineral tritt ebenfalls haufig akzessorisch auf. Stengel bis
In den
Phylliten
idioblastisch. Die Staurolithe sind mit Vorliebe
8
Petrographie
zu
0,3
mm
gefarbten
und
Geologie
des siidliohen Gotthardmassivs
411
sind nicht selten anzutreffen. Viele Turmaline haben einen dunkel
Lange
Kern. Der Pleochroismus
ist betrachtlich und schwankt zwischen
n_
und nw schwarzgrun oder schmutziggriin. Die Kristalle durehziehen das Gestein bald in Schwarmen, bald sind sie nester- oder lagenweise kon-
rotlich oder
graulich
zentriert.
Ahzessorien:
Turmalin, Staurolith, Epidot-Zoisit, Apatit, Disthen,
Sagenit,
Titanit, Limonit, Rutil, kohliges Pigment, Monazit, Orthit, Zirkon; Erze:
u. a.
Pyrit, Hamatit, Ilmenit.
Die Struktur der Glimmerschiefer ist fast immer
mit
porphyroblastisch
vorwiegend lepidoblastiuntergeordnet kommen homoolepidoblastische
grano-lepidoblastischem,
schem
Grundgewebe.
Strukturen
Nur
zum
Teil
auch
vor.
Die grosse Mehrzahl der Glimmerschiefer
schiefrige
bis
lagige
seltener treten
Textur. Ofters lasst sich
verworren
schiefrige
zeigt eine kristallisationseine Kleinfaltelung erkennen;
Texturen auf.
Mineralfazies
Granatserizitphyllite und Chloritschiefer gehoren der etwas hoher
temperierten Epizone an; erstere sind durch das akzessorische Auftreten
von Staurolith und Disthen, letztere durch ihren Andesingehalt mit der
Mesozone verbunden. Die Zweiglimmerschiefer sind durch ihre Muskovitund Andesinfiihrung typomorph fur die Mesozone, wahrend die Biotitserizitschiefer eine vermittelnde Stellung zwischen Epi- und Mesozone
einnehmen. Nach der Faziesklassifikation miissen die Serizitphyllite
infolge ihres Almandin- (vgl. S. 436) und Albitgehaltes sowie die Chlorit¬
schiefer der tieftemperierten Epidotamphibolitfazies zugerechnet werden.
Staurolith und Disthen sind nach verschiedenen Autoren (vgl. Ramberg
Die
1952, p. 147) Leitmineralien flir diese Fazies. Die Biotitserizitschiefer
Andesingehaltes wahrscheinlich etwas hoher temperiert. Die relativ am hochsten metamorphen Zweiglimmerschiefer sind
vermutlich der hochtemperierten Epidotamphibolitfazies zuzuzahlen.
waren
wegen ihres
Herkunft
(1909, p. 189—191) hat drei
zur Tremolaserie gehorende
analysiert, aus welchen der sedimentare Ursprung dieser
Gesteine eindeutig hervorgeht. Danach sind die Granatserizitphyllite
(und damit auch die ahnlich zusammengesetzten Zweiglimmerschiefer)
aus einem ursprunglichen Ton entstanden, die Biotitserizitschiefer aus
einem tonreichen Mergel.
Die meist hornblendefiihrenden Chloritschiefer (vgl. L. Heznbr 1909,
L. Hbzner
Glimmerschiefer
412
p.
R. H.
Steiger
170) konnten auf Grund ihres Tonerdeiiberschusses ebenfalls als Sedi-
mentderivate
gehalt,
gedeutet werden; auffallig
ist
der nicht allein durch dolomitisches
werden kann, da das
MagnesiumAusgangsmaterial erklart
in der Analyse fehlt. Das
nur
der hohe
entsprechende Kalzium
letztere kann zwar schon vor der Metamorphose herausgelost worden
sein. Dennoch sprechen einige Griinde (vgl. S. 449) fur eine Entstehung
der chloritreichen Gesteine aus teilweise tuffogenem Ausgangsmaterial.
3. Hornblendeschiefer
Vorkommen
Hornblendeschiefer
in der mittleren Zone der Tremolaserie
spielen
sowie in der nordlichen Halfte der nordlichen Zone eine bedeutende
Rolle,
wahrend sie im siidlichen Teil der Tremolaserie stark zuriicktreten. Wie
bei den
Amphiboliten
und
Silikat-Karbonatgesteinen
ist eine
gewisse
Haufung
suchungsgebietes festzustellen, wahrend sie im Bereich Orello-Alpe Stabbiello nur sparlich anzutreffen sind. Auffallig ist ferner die Tatsache,
dass die in den Oberflachenprofilen iiber Gotthardtunnel und Garegnastollen gefundenen Hornblendeschiefer in der Tiefe in Hornblendegneise
iiberzugehen scheinen. Die entsprechenden in den Tunnelaufschliissen
angeschlagenen Hornblendegesteine weisen oftmals einen bedeutend
hoheren Plagioklasgehalt auf.
der Vorkommen im ostlichen und westlichen Teil des Unter-
Allgemeiner
Die
Hornblendeschiefer
sind
Charakter
wohl
Tremolaserie. Die
das
beriihmteste
Gestein
der
Hornblende,
mannigfache Ausbildung
schiedenartige Anordnung und der standige Wechsel im Mineralbestand,
erzeugten
eine Fiille
der
von
ihre
ver-
schonen Gesteinsbildern. Ein Grossteil der Horn¬
blendeschiefer ist stromatitisch
ausgebildet, wobei die hellen Lagen von
Zweiglimmerschiefern eingenommen werden. Die hornblendefuhrenden
Lagen sind oft nur einige Zentimeter bis Dezimeter machtig und keilen
ohne aussere Ursache plotzlich aus, wahrend wenige Meter daneben in
anderen Niveaus
man
auch
wurde ein
vollig
neue
Hornblendehorizonte einsetzen. Nicht selten findet
isolierte Hornblendevorkommen. Auf
Stabbiello
rundliches, kopfgrosses Hornblendegestein beobachtet, das
mitten in einem hellen
grossere
Alpe
quarzreichen
welche das Gestein auch
Gestein sitzt.
Gelegentlich treten
diffus-wolkenartigen Schwarmen auf,
zur
schrag
Schieferung durchziehen.
Hornblendekristalle
in
Petrographie
und
Geologie
des siidliohen Gotthardmassivs
413
Ira Handstiick
Makroskopisch erkennbar sind Hornblende, Biotit, Serizit, Quarz,
Chlorit, Granat, Epidot, Limonit und andere Erze. Es lassen sich (nach
Gehalt und Gestalt der
Hornblenden)
drei Arten
von
Hornblendeschiefern
(bei
hoherem
unterscheiden:
1. Feinnematoblastische Hornblendeschiefer
Plagioklas-
welche sich durch einen hohen
den
Amphiboliten zuzurechnen),
gehalt
Hornblendegehalt und die feinstengeligen, vorzuglich geregelten Hornblendekristalle auszeichnen. Das Gestein ist meist gut lagig, erscheint
schwarzgriin und weist wegen Limonitausscheidung oft rostrote Anwitterungsfarbe auf.
2. Porphyroblastische Hornblendeschiefer mit einem mittleren Horn¬
blendegehalt und kurzsauligen, oft gedrungenen Hornblendeporphyroblasten, welche meist keinerlei Regelung aufweisen und das Gestein auch
quer
zur
Textur durchwachsen. Diese
letztere ist
oft
nur
undeutlich
ausgebildet, das Gestein bricht nicht selten massig. Nur bei deutlicher
Glimmerfuhrung ist die Textur schiefrig. Diese Gesteinsgruppe umfasst
den Hauptteil der Hornblendeschiefer.
3. Hornblendegarbenschiefer mit schmalen, langen und zierlichen
Hornblendegarben, die Zeichen eines geringen Hornblendegehaltes sind.
Die schonsten und grossten Hornblendegarben treten zum Teil in Gesteinen auf, welche mehr als 95% andere Gemengteile fiihren und deshalb
nach Definition nicht mehr zu den Hornblendeschiefern gerechnet werden durfen. Man kann die Hornblendegarbenschiefer nach der Art ihres
Grundgewebes unterteilen, wie dies L. Hbznek (1909, p. 164) getan hat.
Tabelle 3. Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Hauptvariations
Hauptgemengteile
Durchschnitt
breite
Hornblende
50
(25—80)
Quarz
20
( 5—35)
Plagioklas
10
( 5—15)
Hornblendeschiefer
In den meisten Hornblendeschiefern verbreitet:
Biotit
10
( 0—20)
Biotit-Hornblendeschiefer
Chlorit
10
( 0—25)
Chlorit-Hornblendesehiefer
Epidot
5
( 0—20)
Epidot -Hornblendeschiefer
Karbonat
5
( 0—10)
Karbonat-Hornblendeschiefer
Nur
zum
Teil vertreten:
414
R. H.
Steiger
Die Orientierung der Hornblendegarben ist sehr unterschiedlich. In
massigen Hornblendegesteinen sind sie in beliebiger Richtung gewachsen. Bei schiefrigen Gesteinstypen liegen sie fast immer parallel zur
Schieferungsflache und sind innerhalb derselben ungeordnet, in anderen
Fallen wiederum sind sie bevorzugt nach der Glimmerlineation ausgerichtet oder weisen sogar eine strenge Regelung nach derselben auf.
Merkmale
Mikroskopische
(Vgl. S. 431 ) Die Hornblende der feinnematoblastisohen Homgleich ausgebildet wie bei den Amphibohten (vgl. S 428). PorHornblenden
smd in der Mehrzahl 1—2 cm lang und haben Durchphyroblastische
Hornblende:
blendeschiefer ist
messer von
0,5—2,0
mm
verbreitet. Beide Arten
Dicksaulige
weisen
in
Kristalle
(Durchmesser
4—7
mm) sind
wenig
vielen Fallen recht idioblastische Formen auf
zahlreichen Einschlussen
(Quarz, Epidot, KarSchieferung des Gesteins
liegen. Der Grad der Zersetzung ist unterschiedlich, vor allem die Chloritisierung
von rnnen heraus ist oft weit fortgeschritten; es treten zum Teil radialstrahhge
Chloritnester in der Hornblende auf Die Biotitisierung setzt ma allgememen vom
Rande her em und tritt lm ganzen gesehen stark zuruck Die Spaltrisse der Horn¬
blende sind nicht selten von kolloidartiger brauner Masse erfullt, wahrscheinhch
handelt es sich um ein Eisenhydroxydgel Gelegenthch geht die grune gemeine
Hornblende am Rand in eine farblose Varietat uber, welche mit Vorliebe in nadehgfaserigen Formen kristallisiert Diese farblose Hornblende zeichnet sich durch eine
etwas grossere Ausloschungsschiefe, hohere Doppelbreehung und deuthch ophsch
positiven Charakter aus. Nach Winchell (1951, p 434) muss man sie als Pargasit
bezeiehnen, wobei munerhm die hohe Doppelbreehung auffallt
Die Hornblende der Hornblendegarbenschiefer (Lange der Garben 5—15 cm)
ist oft besonders xenoblastisch und reich an Einschlussen Sie ist auch haufig weitgehend chloritisiert Typisch smd unregelmassige Spaltrisse, welche senkrecht zur
Langserstreckung der Kristalle verlaufen und teilweise von Pigment, farbloser
und smd fast
bonat und
immer siebartig von
Erz) durchsetzt, welche
Hornblende, Chlorit
zum
Teil
parallel
oder Quarz erfullt sind
Quarz Das granoblastische Grundgewebe
Quarz (Durchmesser 0,01—0,2 mm) aufgebaut
bald
nur
Lagen
Grundgewebe
zur
desselben
ist der
In
Gesteinstypen
granoblastische Quarz
Oft erfullt der Quarz auch
wird
von
fern- und
femstkormgem
und umfasst bald das ganze
mit vorherrschend
m
Gestem,
lepidoblastischem
Nestern und Lmsen konzentnert.
die Zwickel zwischen den
HornblendeporphyroGrobkornige Quarzneubildungen treten zuweilen m Linsen auf, sie loschen
stark undulos aus Gelangte Quarzkorner (0,5 mm 0,1 mm) smd gelegenthch
nur
blasten
immer
in
gut geschieferten Gestemen
zu
finden
Plagioklas der Hornblendeschiefer ist mehrheithch em Andesin
oder Oligoklas-Andesm; nur selten wurde Albitoligoklas gefunden Mosaikartige
Verwachsung der haufig gerundeten Plagioklaskorner (Durchmesser 0,02—0,2 mm)
Plagioklas
Der
mit dem feinkormgen Quarz herrscht bei weitem vor Die Kristalle sind meist ausgesprochen zonar und nicht selten veizwillmgt In Partien smd die emzelnen
Plagioklaskorner gelegenthch zusammengefiossen und fuhren zahlreiehe Quarz
emschlusse Ab und zu treten mi granoblastischen Quarzgrundgewebe porphyro-
Petrographie
blastische
und
Geologie
Plagioklase (Durchmesser
des siidlichen Gotthardmassivs
1—2
mm) auf,
und die relativ guten Kristallformen auffallen.
die
zum
415
Teil durch ihre Frische
Verhaltnismassig
selten werden
diffus-amobenartige Plagioklasindividuen (Durchmesser oft grosser als 1,0 mm)
angetroffen.
Biotit: Grosse, oft zerfetzte Schuppen von Biotit (vielfach grosser als 2 mm),
bald wirr, bald in Lagen + parallel zur Schieferung angehauft oder mitunter quer
dazustehend, sind
zur
Hauptsache
in den
porphyroblastischen
verbreitet. Sie sind meist stark chloritisiert, zuweilen unter
Der Biotit ist
nur zum
kleinen Teil sekundar
aus
Hornblende
Homblendeschiefern
Sagenitausscheidung.
entstanden. Gelegent-
Hornblendeporphyroblasten allerdings von einem Gewirr von
kleinen Biotitschuppen (Durchmesser 0,2—0,3 mm) erfiillt. Weniger haufig ist der
Biotit in Zwickeln der Hornblendeporphyroblasten angesammelt. Nur selten durchzieht er das Gestein in Schlieren. Der Pleochroismus der Biotite ist Schwankungen
unterworfen. Es herrscht aber vor: na hellgelb, n dunkelbraun. Seltener ist anzutreffen: na hellgelblich, n schwarzbraun oder hellbraun.
In den feinnematoblastischen Homblendeschiefern tritt Biotit sparlich auf. Die
Schuppen sind kleiner (1,0 mm), im allgemeinen besser geregelt und ausschliesslich
primar.
lich sind einzelne
Chlorit:
Chlorit
den
In
iiberhaupt.
Entstehung
meisten
Wenn
er
feinnematoblastischen
aber vorkommt, dann ist
und bildet entweder in
Homblendeschiefern
er
fast ausnahmslos
gesonderten Lagen
oder
zusammen
fehlt
primarer
mit der
filziges Gewebe (Lange der Schuppen 0,1—0,3 mm). In den por¬
phyroblastischen Homblendeschiefern und Hornblendegarbenschiefern tritt pri¬
marer Chlorit (0,2—0,5 mm) haufig neben sekundaren aus Biotit oder Hornblende
entstandenen Chloritschuppen (meist grosser als 0,5 mm) auf.
Zuweilen sind auch schmale Biotitlamellen im Chlorit erkennbar, haufig deuten
Rutil- oder Sageniteinschliisse auf umgewandelten Biotit-hin. Chlorit dringt nicht
selten in scheinbar spiessigen Kristallen in den Biotit ein. Die Chloritisierung der
Hornblende setzt oft langs Spaltrissen ein oder breitet sich von Einschlussen her
in radialstrahligen Aggregaten gegen den Rand des Kristalles aus. Der Chlorit
bildet ab und zu einen dichten Filz, in welchem die einzelnen Schuppen nicht mehr
Hornblende ein
unterschieden werden konnen. In
einen
Umwandlung begriffene Biotite zersetzen sich in
Chlorit, der fast immer tintenblaue Interferenzfarben aufweist. Erst im
Laufe der Zeit nimmt derselbe die ubliche
schiefer,
es
welche
nur
eine ziemliche
griine
Interferenzfarbe
an.
sekundaren Chlorit enthalten, sind recht selten.
Anzahl,
welche
nur
primaren Chlorit fiihren,
Hornblende-
Hingegen gibt
der meist als wirres
Gefilz in den Zwickeln der Hornblende auftritt.
Epidot-Klinozoisit:
Akzessorisch ist dieses Mineral in den meisten Gesteinen
verbreitet. Nur selten wird
es zu einem bedeutenden Gemengteil. Es treten dann
poikiloblastische Strukturen in Erscheinung, wobei die groben Hornblende¬
porphyroblasten eine Art Grundgewebe bilden, welches von zahlreichen idioblastischen Epidotkristallen (0,2—1,0 mm) + parallel zur Schieferung durchschwarmt wird. Die Epidote zeigen oft rhombenformige Kristallformen und weisen
bunte Interferenzfarben auf. Langstengelige Klinozoisite (bis 2 mm lang, optisch
oft
neutral)
Der
treten
Epidot
Formen, ist
Teil in
nur
untergeordnet
auf.
der feinnematoblastischen Hornblendeschiefer hat meist
etwas dunkler
gefarbt
und hat einen
lagigen Aggregaten angereichert.
pigmentreichen
gerundete
Kern. Er ist
zum
R. H.
416
Steiger
Karbonat: Karbonat ist in fast alien Gesteinen vertreten. Meist sind
durchwachsen und oft in Nestern
rundliche Korner (0 0,6 mm)
Limonit erfiillt.
vor.
es
grosse
siebartig von anderen Gemengteilen
aggregiert sind. Es komnaen aber auch haufig
Beide Arten sind vielfach langs Spaltrissen von
xenoblastische Korner (0,5—3,0 mm),
die
Karbonateinschliisse in
Hornblendeporphyroblasten
sind keine
Seltenheit.
nur selten auf. Es sind zur Hauptsache stark xenoblastische
(Durchmesser 1—5 mm), welche siebartig von anderen Gemeng¬
durchwachsen sind.
vor allem Epidot und Quarz
teilen
Alczessorien: Apatit, Rutil, Magnetkies, Pyrit, Limonit, Zirkon, Turmalin,
(Staurolith).
Oranat; Granat tritt
kleinere Kristalle
—
—
Die
Struktur
blastisch mit
der
Hornblendeschiefer
granoblastischem,
teilweise
mehrheitlich
porphyrograno-lepidoblastischem Grundist
gewebe. Homooblastisch-feinnematoblastische Strukturen sind bei ausgesprochen hornblendereichen Gesteinen verwirklicht.
Die Textur der letzteren ist feinschiefrig bis lagig; bei den porphyroblastischen Varietaten kommen alle tJbergange zwischen massig, verworren schiefrig und gut kristallisationsschiefrig vor.
Mineralfazies
Zoneneinteilung gehoren die
Epizone,
wobei vor allem der primare Chlorit auf den schwacheren Metamorphosegrad hinweist. Da nach Ramberg (1952, p. 150) die Gleichgewichtsassoziation Epidot-Andesin als untere Grenze der Amphibolitfazies angenommen wird, sind die vorliegenden Gesteine als Grenzfazies zwischen
Epidotamphibolit- und Amphibolitfazies zu bezeichnen.
Nach
der
Becke-Grubenmannschen
Hornblendeschiefer in den Grenzbereich zwischen Meso- und
Herkunft
Der Chemismus der Hornblendeschiefer wurde
p.
170—173)
in vier
Analysen
von
untersucht. Diese weisen
durch ihren Tonerdeiiberschuss auf sedimentaren
L. Hezner
nur
(1909,
in zwei Fallen
Ursprung bin; diesen
sandig-mergelige Tone
Gesteinen
liegen eindeutig sandig-dolomitische
zugrunde.
Die anderen zwei Hornblendeschiefer sind nach ihrem Chemis¬
mus
nicht
typisch
bis
sedimentar und konnten auch als Derivate eines
dioritischen Gesteins betrachtet werden. Die Art ihres
Auftretens, der
petrographische Charakter, sowie der Graphitgehalt des einen Gesteins
sprechen aber gegen diese Auffassung. Der etwas ungewohnliche Chemis¬
mus (hoher Mg-, bei niedrigem Ca-Gehalt) des chloritreichen Hornblendeschiefers konnte auch auf tuffogenes Ausgangsmaterial hinweisen.
Petrographie
Geologie
und
4.
417
des siidlichen Gotthardmassivs
Hornblendegneise
Vorkommen
Hornblendegneise
kommen
hauptsachlich
in der mittleren und nord-
lichen Zone der Tremolaserie vor; im siidlichen Teil treten sie
nur
auf. Im Streichen kann eine Zunahme der
gegen Osten
beobachtet werden; eine
Anhaufung
Hornblendegneise
sparlich
derselben ist insbesondere im Gare-
entsprechenden Stelle des Obergnastollen
anstehen. Als ausgesprochen
Hornblendeschiefer
flachenprofils vor allem
arm an Hornblendegneisen erweist sich das Gebiet der ostlichen Alpe
festzustellen, wahrend
an
der
Pontine
Allgemeiner
Charakter
Hornblendegneise sind in ihrem Auftreten und in ihrer Ausbildung
porphyroblastischen Hornblendeschiefern und Hornblendegarben-
Die
den
schiefern sehr ahnlich. Sie unterscheiden sich vielfach
hohern
Plagioklasgehalt.
Fur ihre
nur
durch ihren
eingehendere Beschreibung
wird daher
auf den Abschnitt iiber die Hornblendeschiefer auf S. 412 verwiesen.
Im Handstiick
Hornblendegneise sind meist deutlich heller als die Hornblende¬
schiefer. Von blossem Auge konnen Hornblende, Biotit, Chlorit, Quarz,
Plagioklas, Granat, Limonit und andere Erze erkannt werden. Die Gesteine sind porphyroblastisch, feinnematoblastische Varietaten fehlen.
Die Hornblende ist bald in feinen Nadeln, bald dicksaulig und recht
Die
Tabelle 4.
Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Hauptvariations
-
Hauptgemengteile
Durchschnitt
breite
Hornblende
25
(10—40)
Plagioklas
25
(15—40)
Quarz
30
(15—60)
Biotit
10
( 5—25)
Biotithornblendegneis
Hornblendegneis
In den meisten Hornblenden verbreitet:
Chlorit
5
( 0—15)
Chlorit-Hornblendegneis
Karbonat
5
( 0—15)
Karbonat-Hornblendegneis
(meist Biotitkarbonat-
hornblendegneis)
418
R
H
Steiger
haufig auch garbenformig kristalhsiert. Die Kristalle sind fast immer
ungeordnet und haben das Gestein in alien Richtungen durchwachsen.
Hingegen sind sie vielfach in Lagen angereichert.
Mikroskopische
Hornblende
blastische,
parallel
xenoblastische
lange Hornblendekristalle, welehe fast
mm
durchsetzt sind
(aus Grundgewebe)
Emschlussen
Mehrzahl
Sehr verbreitet smd wirre,
2—5
Merkmale
zur
zum
Die Einschlusse
Die Hornblende ist fast
Schieferung
und
immer
immer
Teil ldio
siebartig
hegen in
von
der
Zersetzung
in
begriffen Neben Biotit und grunem Chlorit tritt ab und zu auch ein gelbgruner
sehr feinschuppiger Chlorit als Zersetzungsprodukt vor allem schwachpleochroitischer Hornblenden auf Gelegentlich sind die Hornblendekristalle zerbroehen; die
unregelmassigen Risse verlaufen senkrecht zur Schieferungsebene Bei ldioblastischen Kristallen sind die Einschlusse nicht selten
lm
Kern
zusammen
mit etwas
Pigment angereichert Hornblendekristalle, welehe parallel zur Schieferungsebene
hegen, sind lm allgememen besser eigengestaltig als solche, welehe dieselbe sehrag
durchwachsen haben und meist siebartig von Emschlussen erfullt smd Die Ein¬
schlusse sind darin zum Teil sogar lagig angeordnet
Die Hornblenden sind
viduen (5
m
gewissen Gestemen
lang) kristalhsiert,
mm
in
kleinen, xenoblastischen Indi-
welehe nesterweise bis
Nur selten bildet die Hornblende mit 0,2—1,5
cm
lagenartig aggregiert
grossen,
wirr
sind
gewachsenen
und
grobes Grundgewebe, das poikiloblastisch von unzahhgen Emschlussen (oft auch Karbonat) parallel zur Schiefe¬
rungsebene durchsetzt ist Sparhch tritt eine strahlsteinartige Hornblende auf,
welehe mit Vorhebe radialstrahlig (2—5 mm lange Strahlen) kristalhsiert und sich
durch hohe Doppelbrechung, relativ kleme Ausloschungsschiefe (n /c=14—17°)
Sie ist langs Spaltnssen von Limonit
sowie blasse Absorptionsfarben auszeichnet
vollkommen
xenoblastischen
Kristallen
ein
und hmomtisiertem Karbonat erfullt
Der
Plagioklas ist zum grossen Teil Andesm und Oligoklas Andesm
Albitohgoklas deutlich vertreten Beim Andesm herrschen
mosaikartige Strukturen (Korndurchmesser 0,05—0,2 mm) vor, wenn auch recht
haufig tJbergange zu verschwommenen Kornbereichen vorkommen Gelegentlich
Plagioklas
Immerhin
treten auch
verzahnt
auch
ist
diffuse, grosse Individuen (0,5—1,0 cm) auf, welehe
smd
Plagioklasen
sationen (bis
stens leicht
Quarz
und
in
konnen
Partien
das
ofteren
Grundgewebe
zum
emschhessen
Teil memander
Bei
den
sauren
amobenartige, ausgewalzte Kristalh
2 mm lang) beobachtet werden Die Plagioklase sind allgemem meizersetzt, ganz frische Kristalle werden nur selten angetroffen
des
schheren
In meist femen Kornern
(0,03—0,1 mm)
bildet der
Quarz
zusammen
Plagioklas (eventuell auch mit Karbonat) das granoblastische Grund¬
gewebe Heteroblastisches Grundgewebe (Korngrossen bis zu 0,5 mm) kann nur
ausnahmsweise beobachtet werden Zuweilen smd die Korner in der Schieferungsrichtung gelangt Quarzneubildungen in Linsen sind wie immer grobkormg (0 bis
mit
1
dem
mm)
Klemere,
xenoblastische Schuppen (lm allgememen kleiner als 1 mm),
geregelt, teils in wirren Fetzen, herrschen vor Sie smd gelegentlich in
Lagen angehauft In schiefrigen Gestemen treten die Biotite oft in langgestreokten
Btotit
teils etwas
Petrographie
und
Geologie
419
des sudhchen Gotthardmassivs
Sohuppen (bis 3 mm lang, 0,1 mm breit) auf, welche streng parallel zur Schieferung
gewachsen sind. Eigentliche Schheren (zusammenhangende Bander von Biotitschuppen) werden nur selten angetroffen, sie durohsetzen aber bei Gelegenheit
Die Biotite sind zum Teil auch porphyrosogar Hornblendeporphyroblasten
blastisch und bilden grosse, oft querstehende Fetzen (grosser als 4 mm), daneben
kann em Gewirr von klemen, ungeordneten Schuppen (klemer als 1 mm) mi Grundauftreten. Die Biotite smd mehrheitlich primar entstanden; lhre Chloriti-
gewebe
sierung ist aber ofters weit
Der Pleochroismus schwankt
fortgeschritten
in
weiten
Grenzen: meistens ist na braunlichgelb und n schwarzbraun bis schokoladebraun;
stark vertreten sind auch Vanetaten nut na blassgelb und n ohvbiaun; etwas
seltener (meist
karbonatfuhrenden
in
Gestemen)
treten
phlogopitartige
Biotite auf.
Zersetzungsprodukt von Biotit und Hornblende ist Chlorit praktisch m alien Hornblendegneisen vertreten Primarer Chlorit ist zur Hauptsache
femschuppig (0,05—0,2 mm) in Partien und Zwickeln angesammelt, mcht selten
tritt er zu einem filzartigen Gewebe zusammen, das sich der Schieferung oder
Klemfaltelung des Gestems anschmiegt In Karbonatgestemen tritt, syngenetisch
Chlorit
Als
phlogopitahnhchen Biotit, em fast farbloser, femschuppiger Chlorit auf.
Schuppen (0,5—1,0 mm) sind gelegentlich lagen- und schherenartig angehauft und schemen zum Teil gleichzeitig mit dem Biotit gewachsen zu sem. Sekundar aus Biotit entstandene Chlorite smd oft bis 2 mm gross und stehen haufig quer.
mit dem
Grossere
In Hornblenden bilden die sekundaren Chlorite manchmal
(Lange
der Strahlen bis 0,5
radialstrahhge
Nester
mm).
mi allgememen grunen Chlorit tritt ab und zu auch em gelbgruner,
femschuppiger Chlorit als Zersetzungsprodukt schwach pleochroitischer
Neben dem
sehr
Hornblenden auf.
KarbonatZu
finden
Karbonat ist
einem
Meist kommt Karbonat
angesammelt,
akzessorisch
bedeutenden
vor.
in
in
klemen Kornern
Hornblendegneisen
den meisten
wird
Gemengteil
aber
es
nur
(0,1—0,3 mm),
in
in
zu
relativ wemgen.
Lmsen oder
Zuweilen treten veremzelte Xenoblasten (0
bis
2
Lagen
mm) auf,
welche dann auch Emschlusse fuhren, kleinere xenoblastische Individuen sind
gelegentlich
kann
emen
m
auch
in
grobkornigen
fernen Kornern
Bestandteil des
zusammen
mit
granoblastischen Grundgewebes
Oranat- Granat kommt
nur
und emschlussreiche Kristalle
Akzessonen
frischen Quarzlmsen
(0,05—0,3 mm)
selten
(0
vor
zu
beobachten. Karbonat
Quarz und Feldspat auch
darstellen.
Es smd meistens stark xenoblastische
klemer als 0,6
cm).
Epidot-Zoisit, Zirkon, Apatit, Pyrit, Magnetit, Rutil, Titanit,
Staurohth, Disthen.
Hornblendegneise ist porphyroblastisch mit granoblastischem, haufig auch grano-lepidoblastischem Grundgewebe.
Die Textur erscheint im klemen Bereich selten gut schiefrig, zur Haupt¬
sache aber verworren oder undeuthch schiefrig bis massig.
Die Struktur der
Mineralfazies
Hornblendegneise ist typomorph
Epizone. Das Auftreten von Andesin
Der Mineralbestand der
temperierte
Meso- bis
fur die tiefer
neben Albit-
R. H.
420
oligoklas
Steiger
sowie der akzessorische Disthen und Staurolith
1952,
p.
schliessen.
(vgl.
Rambeeg
147) lassen auf hoher temperierte Epidotamphibolitfazies
Herkunft
Hornblendegneise sind im Chemismus (bei Beriicksichtigung des
durchschnittlichen quantitativen Mineralbestandes) den Hornblendeschiefern ahnlich. Sie unterscheiden sich nur durch etwas geringeren
Eisen- und Magnesiumgehalt sowie durch einen leicht erhohten Si02Gehalt. Das urspriingliche Material war demzufolge ein sandig-mergeliger
Die
Ton.
5.
Quarzite
Vorkommen
Quarzite
ders
men
treten in der ganzen Tremolaserie auf. Sie sind aber beson-
angehauft
in der siidlichen Zone. Zahlreicher als
gewohnlich kom¬
Silikat-Karbonatgesteine der mittleren
Haufigkeit nimmt in der ostlichen Tremolaserie
sie auch im Bereiche der
Zone
vor.
Ihre relative
auf Kosten der letzteren
zu.
Allgemeiner
Quarzite bilden
Die
meistens
nur
Charakter
wenige
Meter
machtige Horizonte;
sie werden in keinem Bereich vorherrschend. Oft stehen sie in intensiver
Wechsellagerung mit anderen Gesteinen, vor allem GranatserizitphylliSie weisen haufig recht massige Textur auf. In frischem Zustand
sind sie grau-weiss bis rotlich, seltener grunlich oder dunkelgrau. Auffallig ist die gelbbraune Anwitterungsfarbe vieler Quarzite.
ten.
Im Handstiick
lassen sich Quarz und Serizit, in einzelnen Fallen auch
Biotit, Chlorit, Granat, Erz, Limonit oder biotitisierte Hornblende-
Makroskopisch
etwas
stengel
erkennen. Auch im Handstiick erscheint das Gestein meist
bricht
unregelmassig
massig,
haufig sehr hart. Die unebenen Bruchflachen sind von Serizithautchen iiberzogen. Serizitreiche Quarzite sind
oft zuckerkornig und neigen zum Zerbrockeln. Daneben kommen auch
Quarzite vor, welche deutlich schiefrig bis lagig sind, wobei Serizit und
andere Gemengteile in Lagen parallel zu den Schieferungsflachen liegen.
Rotliche Quarzite enthalten ofters feinverteilten, stark xenoblastischen
Granat. Spaltrisse im Gestein sind nicht selten von frischem, glasklarem
und ist
Petrographie
Quarz oder auch
von
und
Geologie
Kalzit
des sudlichen Gotthardmassivs
421
erfullt; auch Vererzungen folgen gelegent-
lich diesen Rissen. Die ockerbraune
Anwitterungsfarbe ist nur ganz an
langs Zerruttungszonen des Gesteins festzustellen.
der Oberflache oder
Es handelt sich
aus
feinverteilten
um
Limonit, der durch Oberflachenwasser
akzessorischen Erzmineralien
Tabelle 5.
herausgelost
wurde.
Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Hauptvariations
Hauptgemengteil
Durchschnitt
breite
75
(60—90)
Quarz
In den meisten
Quarziten
wichtigste
-
Quarzittypen
verbreitet
Muskovit-Serizit
15
( 0—30)
Plagioklas
5
( 0—10)
Senzttquarzite
Karbonat
5
( 0—20)
Karbonatquarzite
Seltener auftretend:
Chlorit
( 0—20)
Hornblende
( 0-10)
Biotit
(
0—
5)
Granat
(
0-
5)
Mikroskopische
Quarz
Der
(0 0,2 mm),
Quarz hat
oft die Form
von
Chlontquarzite
Hornblendequars
Merkmale
isometrischen,
die unter sich leicht verzahnt smd und
erne
etwas
struktur bilden Etwas seltener treten Knstalle auf, welche
zeigen
Meist loschen
verzahnte
sie
leicht undulos
aus
Quarzgewebe auf, welche unregelmassig
gehorende Korner nut Durchmessern
Diese srnd dann oft starker
In
Lmsen
grosse,
von
Aderchen
treten
gerundete Querschnitte
jedoch
noch
0,2 bis 1,0
undulos, loschen felderweise
und
Kristallen
Es treten auch starker memander-
Generation
zerbrochen
eckigen
homooblastische Pflaster-
zur
mm
gleichen
aufweisen
und smd nicht selten
aus
durchwegs grobkristallme Quarz-
neubildungen auf
In lagigen Quarziten kommen auch in der Schieferungsrichtung gelangte, oft
rechteckige Quarzknstalle vor, welche in Zeilen zwischen den Glimmer- und Feldspatlagen angeordnet smd. Das Quarzgewebe ist oft gleichkormg, die Lange der
Korner (0,3 mm) verhalt sich zur Breite wie 2
1
Zwei Generationen von Quarzkornern, frische und saubere, etwas gelangte
Individuen
ten
lang, Lange zu Breite 3 1) umgeben von klemen, verunremigQuarzkristallen (0,02—0,2 mm) smd in vielen Quarziten anzutreffen Die
(0,8
mm
•
grosseren Korner smd rekristallisiert und haben alle
gestossen, die klemen
um
die
Neubildungen
sitzen oft
mortelkranzartig,
Verunreimgungen
zusammen
mit femem
von
sich
Plagioklas,
herum
Schhesshch treten auch
lmsenformige
grossere Knstalle
(1,0—2,0
mm
lang)
422
R
auf, welche allseitig
H
Steiger
Serizit umhullt und etwas
von
anderen Fallen bestehen die Linsen
aus
zeilenartig angeordnet sind In
Aggregat von leicht verzahnten
emem
Knstallen (0 0,5—0,7 mm)
Muskomt Serizit
Massige Quarzite werden mcht selten von wirren Schwarmen
Serizitschuppchen (0,05—0,2 mm) durchzogen, welche nur in gewissen Partien
eine schwache Regelung zeigen In etwas schiefrigeren Varietaten sind die Schuppen
in unregelmassigen Lagen angereichert oder auch nesterweise angehauft. Serizit¬
schuppchen ordnen sich gern zu Schlieren, welche das Gestem oft kreuz und quer
durchziehen In schiefrigen Quarziten werden diese Schlieren zu Lagen, welche oft
streng parallel zuemander laufen und nur durch Zeilen oder Lagen von gelangten
Quarzkornern vonemander getrennt sind Lmsenformige Quarzkristalle oder
von
-aggregate sind oft allseits von Serizitblattchen umschlossen.
Plagioklas Die meist frischen, rundlichen Plagioklaskorner (0 0,03—0,3 mm)
sind zum Teil mosaikartig mit dem Quarz verw achsen, zum Teil sind sie auch zersetzt und
das Gestem verteilt
uber
netzartig
ausgewalzte
Individuen mit
Nur
selten
treten
tropfenformigen Quarzemschlussen
m
amobenartige,
Erschemung
Zusammensetzung nach handelt es sich sowohl um fast remen Albit und Albit
oligoklas, als auch um Andesm Er ist oft zonaistruiert, nur selten sind Verzwilhn
Der
gungen festzustellen
Karbonat
(0,5—2,0 mm)
In
Karbonatquarziten
mehrfach
so
gross
kommen eher klemere Korner
Gestem
netzformig
Chlorit
wie
von
verzwillmgten
Quarzkorner In
0,05—0,2
mm
Karbonatkorner
karbonatarmen Gesteinen
Durchmesser vor, welche das
durchziehen und
in
den
Biotit oder Hornblende auf
Die
Chlorit
sind die oft
die
tritt
gelegentlich nesterartig angehauft sind
meisten Quarziten als Zersetzungsprodukt von
Umwandlung des Biotits erfolgt in vielen Fallen
Ausscheidung
Sagenit Gewisse, sparlich auftretende Quarzite werden
ldiomorphen, 0,02—0,1 mm langen primaren Chloritschuppchen durchsetzt,
welche parallel zur Schieferung hegen ohne sich aber zu Schlieren zu vereimgen
Seltener kommt der Chlorit in nesterformigen Aggregaten mit radialstrahliger
Anordnung der Schuppen vor
Hornblende
Es sind mi allgememen nur veremzelte, wirre Porphyroblasten
(0,05—2 cm), welche siebartig vom Quarz durchsetzt sind, zu beobaehten Horn
blende fehlt in den meisten Quarziten Bwtit tritt in vereinzelten groben Schuppen
auf (0 bis zu 3 mm), ist fast immer ungeregelt und grosstenteils zu Chlorit ausgebleicht Der Pleochroismus ist meist extrem starkna hellgelbbraun, no und n
dunkelschokoladebraun bis dunkelbraunschwarz Oranat, der gelegentlich in Quar¬
ziten gefunden wird, ist vollkommen xenoblastisch, er breitet sich finger- oder
netzformig aus und ist voller Emschlusse Oraphitisches Pigment (0 0,01 mm) ist
gelegentlich uber das ganze Gestem verteilt und gibt mm em dunkles, kohleartiges
unter
von
von
Aussehen
Akzessorien
Epidot Zoisit, Rutil, Sagenit, Zirkon, Turmahn, Apatit, Magnet-
kies, Pynt und Limonit
Die Struktur der
Quarzite ist zur Hauptsache granoblastisch, mit
homoo-, seltener lieteroblastischem Korn Untergeordnet treten zuweilen
Porphyroblasten
auf. Leichte mechamsche
Beanspruchung
ist
m
vielen
Gesteinen offenbar. Sie aussert sich durch undulose oder felderweise Aus-
Petrographie
und
Geologie
in Quarz oder das gelegentliche Auftreten
Quarz und den Porphyroblasten.
loschung
Die Textur ist
423
des siidlichen Gotthardmassivs
massig, gelegentlich
von
schiefrig,
leicht
Spaltrissen
selten
lagig
in
oder
flatschig.
Mineralfazies
Der Mineralbestand der
Tremolaquarzite ist eine Paragenese aus dem
Epi- und Mesozone. Nach der Fazieseinteilung
Epidotamphibolitfazies.
Grenzbereich zwischen
gehort
sie
zur
Entstehung
Die
Quarzite sind hauptsachlich
kalkigen
oder
feldspatfuhrenden
6.
aus
quarzreichen,
bald
tonig,
bald
Sandsteinhorizonten entstanden.
Silikat-Karbonatgesteine
und
Kalksilikatgesteine
Vorkommen
Silikat-Karbonatgesteine
an
und
Kalksilikatgesteine
der nordlichen Grenze der Tremolaserie
serie oder den
Soresciagneis)
sowie im nordlichen Teil der mittleren Zone
auf. Sie sind anderseits auch
Kontakt
zur
(am
treten mit Vorliebe
Kontakt gegen die Prato-
angehauft
im siidlichen Teil gegen den
Trias. Im westlichen wie im ostlichen Teil des
scheinen sie zahlreicher verbreitet
gebietes
Alpe Stabbiello.
zu
Untersuchungs-
sein als im Raum Orello-
Allgemeiner Charakter
Das Vorkommen dieser Gesteinsart ist beschrankt auf
wenig machtige
Zonen, welche sich in oft dicht aufeinanderfolgenden Horizonten repetieren, im Streichen aber jeweils rasch auskeilen. Die Silikat-Karbonat¬
gesteine
lassen sich deshalb
helle Farbe dazu
geeignet
—
obwohl sie durch ihre
waren
—
zum
nicht als Leithorizonte
Teil
auffallig
gebrauchen.
Viele dieser Gesteine zeichnen sich zudem durch eine weithin sichtbare,
grungelbe
bis
braungelbe Verwitterungsfarbe
aus.
Im Handstiick
Hauptgruppen von Gesteinen unterkornige, haufig massig erscheinende Karbonatgesteine
und 2. dunklere, ofters gut geschieferte und meist hornblendefiihrende
Zoisit-Epidotgesteine. Bei den ersteren kann von blossem Auge meistens
Karbonat und Serizit, in gewissen Gesteinsarten auch Biotit (Phlogopit),
Makroskopisch
scheiden: 1. helle
lassen sich zwei
424
R. H.
Steiger
Chlorit oder Hornblende erkannt werden. Bei hohem
zerfallen diese Gesteine
Karbonat (0 3—5
Dolomit
zuckerformig;
mm) auf. In den
ab und
zu
Karbonatgehalt
grobkorniges
tritt auch
meisten Fallen scheint
handeln. Bei deutlichem Gehalt
es
sich
um
Glimmermineralien
(vor
schiefrig bis feinschiefrig; die Regelung
der Glimmer ist immer eine ausgezeichnete.
Bei den Zoisit-Epidotgesteinen lassen sich Epidot-Zoisit, Hornblende
und Karbonat, bei einigen Abarten auch Biotit und Chlorit, selten Serizit
makroskopisch bestimmen. Das Gestein ist oft lagig, wobei Hornblende
und Epidot je lagenweise angereichert sind. Die Hornblende ist immer
feinnematoblastisch und zusammen mit den Glimmern streng geregelt.
allem
zu
Serizit)
an
wird das Gestein
Tabelle 6.
Quantitativer
Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Silikat-Karbonatgesteine
Hauptgemengteile
Durchschnitt
Hauptvariationsbreite
Karbonat
40
(20—60)
Quarz
25
(10—50)
Plagioklas
10
( 5—15)
10
( 0—35)
Serizit-Karbonatgestein
Meistens vorhanden:
Musko vit Serizit
-
Nicht immer vorhanden:
Biotit
10
( 0—30)
Biotit-Karbonatgestein
Chlorit
5
( 0-15)
Chlorit-Karbonatgestein
Zoisit-Epidot
5
( 0-10)
Kalksilikatgestein e
Hauptgemengteile
Zoisit-Epidot
35
(20—50)
Karbonat
25
(10—40)
Quarz
15
(10—25)
15
( 0—25)
Hornblendeepidotschiefe
Epidotkarbonatschiefer
Meistens vorhanden:
Hornblende
Nicht immer vorhanden:
Plagioklas
5
( 0—15)
Chloritepidot-
Chlorit
5
( 0-10)
karbonatsehiefer
Mikroskopische
Merkmale
Karbonat: Karbonat bildet in karbonatreichen Gesteinen normalerweise mit
Quarz ein granoblastisches, feinkorniges (0 0,2 mm) Grundgewebe. Nicht selten
ist auch eine etwas
zeilige Anordnung
anzutreffen mit
gelangten
Kornern
(3
:
1).
Petrographie
und
Geologie
425
des sudlichen Gotthardmassivs
Es treten auch Gesteine mit grosseren Karbonatxenoblasten auf, welehe stark
ineinander verzahnt smd und zahlreiche Einschlusse
fuhren
von
Quarz
und Hornblende
In relativ karbonatarmen Gestemsvarietaten smd oft grosse Karbonat-
ldioblasten (0 1—2
mm) zu beobachten, welehe auch die rhomboedrischen SpaltZwillmge aufweisen Langs der Spaltnsse ist haufig kolloidartiges Eisen
hydroxyd (Limonit) ausgeschieden, welches dem Karbonat erne rostbraune Farbe
und
risse
Karbonat ist auch ofters
verleiht
in
Nestern
angehauft
oder tritt
grobkormg
in
Lmsen oder Adern auf
Zo%s%t
oder
Epidot
zusammen
mit Karbonat und
pleochroitisch (na farblos,
n
um
em granoblastisches
hellohvgrun) und oft von
In anderen
n
A
a
Epidot
meistens
in
mehr
0,1—0,3 mm) und bildet
Quarz
Die Interferenzfarben smd bunt
handelt sich
Gestemen erschemt der
epidotreichen
In
isometrischen, gerundeten Kornern (0
weniger
Gewebe
femem
Er ist
mi
Pigment
Kern
erfullt
schwankt zwischen 27 und 30 Grad
Es
Pistazit
Gesteinstypen tritt Khnozotsit auf und zwar in stengeligen, oft gut
geregelten Kristallen (0,5—3,0mm), nur seltenwerden amoben-
ldioblastischen und
xenoblastische Individuen beobachtet
formig
blau bis
rotlichgelb,
90°
um
fast
n
Wir haben
es
A
a
mit
Die Interferenzfarben smd anomal
ist wemg klemer als 25° und der Achsenwmkel schwankt
einem
eisenreichen Khnozotstt
zu
tun
Seltener
—
und
konnte
Karbonatgestemen
Zo%sit festgestellt werden, der un gleichen Gestem m ldiomorphen wie auch volhg
xenoblastischen Formen m Erschemung treten kann Die optische Achsenebene
nur
als unbedeutender
Gemengteil
m
Sihkat
—
steht J_ b, 2 V schwankt
um 0°, es handelt sich um j3 Zoisit
Quarz In gesehieferten Gestemen ist der Quarz etwas gelangt (0,3
ist
oft
mm
0,1 mm)
Lagen angesammelt In massigen Typen
er em Hauptbestandteil des granoblastischen Grundgewebes (0 0,1—0,3 mm),
fullt er aber nur Zwickel aus oder ist in groben, meist verzahnten Kornern in
und
in
Zeilen zwischen karbonatreichen
Lmsen anzutreffen
Plagiohlas
Mosaikartige
In
mit ebensolchen
den
von
klernen
Quarz- und Karbonatkornern
herrscht
vor
Die Grenzen zwischen
Feldspatkornern smd aber meist verschwommen In zweiter Lime
langgestreckte polypenartige Plagioklasschlieren (2—3 mm lang) auf, welehe
Quarz
treten
sich der Plagioklas als Andesm
gerundeten Plagioklaskornern (0,03—0,10 mm)
den meisten Fallen erweist
Struktur
und
Gemengteile in der Schieferungsnchtung umfliessen Daneben kommen
gestreckte Kristalle (3—4 mm lang, 0,8 mm breit) vor, die sich
durch lhre haufig senkrecht zur Langserstreckung stehende Zwillmgslamelherung
auszeichnen Erne dritte Gruppe ist dadurch gekennzeichnet, dass der Plagioklas
em Grundgewebe
aus 2—3 mm grossen, xenoblastischen, amobenartig verwach
Kristallen bildet, in welchem alle ubrigen Gemengteile zu schwimmen
senen
die anderen
auch
grossere
schemen
haufig in emzelnen Schuppen (0,2 mm lang) auf, die
geregelt smd In schiefngen Gestemen smd diese Schuppen
ofters streng parallel zur Schieferung geregelt, teilweise auch in Lagen konzentnert
oder sie treten partienweise zu netzartigem Gewebe zusammen Ausgesprochen
Muskovit Serizit
nur
zum
femschuppige
Serizite (0,05—0,1 mm) bilden
kommen 0,4—0,5
Hornblende
in
Er tritt
Teil etwas
mm
Hornblende ist auf die
Lagen angereichert,
haufig
em
grosse eng mit Chlorit verwachsene
teils bildet
sie
Kalksilikatgesteme
em
wirres
Gewebe
filziges Gewebe
Schuppen vor
beschrankt
Selten
Sie ist teils
Die vielfach xenoblasti-
426
R. H.
schen
Stengel
sind 0,3—2,0
und oft
lang
mm
Steiger
zahlreichen
von
Epidoteinschliissen
erfullt.
Biotit: Meist handelt
ritisierte
und
es
sich
Schuppen (2—4 mm),
um
grosse, wirr
angeordnete, grosstenteils
wobei der Pleochroismus zwischen
chlo-
na hellgelblich
olivbraun bis dunkeloliv-braunschwarz wechselt. Parallel
zur Schieferung
gestreckte Schuppen sind oft weniger pleochroitisch (na farblos-gelblich, n hell
rotlichbraun). Nur selten treten frische 2—4 mm grosse Schuppen auf.
n
Akzessorien:
Pyrit, Magnetkies, Apatit, Rutil, Turmalin,
Struktur: Die Gesteine dieser
Gruppe
Limonit und Titanit.
sind
vorwiegend granoblastisch,
Glimmerfiihrung wird die Struktur leicht lepidoblastisch.
Nur selten ist sie porphyroblastisch bei lepidoblastischem Grundgewebe.
Die Textur wechselt von massig iiber verworren schiefrig bis zu ausgezeichnet kristallisationssehiefrig.
bei deutlicher
Mineralfazies
Die Silikat-Karbonat- und
Kalksilikatgesteine gehoren hauptsachlich
teilweise primarem Chlorit und Serizit
deutet aber auf den Ubergang zur Epifazies hin. Nach Rambbrg (1952,
p. 150) stehen die untersuchten Gesteine an der Grenze zwischen Epidotamphibolit- und Amphibolitfazies, da einerseits Epidot und Andesin
nebeneinander im Gleichgewicht vorkommen, anderseits aber noch keine
Diopsidbildung festgestellt werden kann.
zur
Mesozone;
das Auftreten
von
Herkunft
Die
nes
Analyse
aus
eines ganz ahnlich
zusammengesetzten Kalksilikatgestei-
den benachbarten Bundnerschiefern ist in L. J. Kkige
131) publiziert.
(1918,
Das
Ausgangsmaterial muss ein Mergel gewesen sein.
Die Silikat-Karbonatgesteine lassen sich auf mehr oder weniger tonhaltige,
sandige Dolomite, Kalke oder Kieselkalke zuriickfuhren.
p.
7.
Amphibolite
Vorkommen
Das Auftreten
von
Amphiboliten
den nordlichsten hornblendereichen
ist
zur
Teil
selten werden sie noch in der mittleren
Hauptsache
Zone
festzustellen. Sie sind sowohl im Westen des
Nur ganz
Auch im
angetroffen.
AmphibolitvorkomUntersuchungsgebietes
Schichtstreichen ist eine gewisse Konzentration der
men
beschrankt auf
der Tremolaserie.
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
427
im Bereich zwischen Gotthardtunnel und Motto di Dentro wie auch im
Osten zwischen
Garegnastollen
treten als im Gebiet
von
Alpe
und
Lago Cadagno
deutlich starker
ver-
Pontino.
Allgemeiner Charakter
Die
Amphibolite treten im allgemeinen nur in schmalen, einige Zentimachtigen Lagen auf, welche mit meist hellen Gneisen
Nur
selten und iiber kleinere Bereiche werden Amphi¬
wechsellagern.
bolite zum vorherrsclienden Gestein. Typisch fxir die Amphibolite der
Tremolaserie ist, dass sie in der Regel keine ausgesprochenen Banderamphibolite sind mit messerscharfen Grenzen zwischen den hellen und
dunkeln Lagen. Vielmehr sind die Ubergange immer etwas verwischt
durch porphyroblastische Hornblendekristalle, welche das Gestein schief
zur Textur durchwachsen. Amphibolite wittern oft rostrot an.
meter bis Meter
Im Handstuck
Von blossem Auge lassen sich Hornblende, Plagioklas, Quarz, Biotit,
Chlorit, Epidot, Karbonat und Limonit erkennen. Zwei Arten von
Amphiboliten miissen unterschieden werden: 1. feinnematoblastische
Amphibolite, welche sich nur durch ihren hoheren Plagioklasgehalt von
den entsprechenden Hornblendeschiefern unterscheiden und 2. porphyro¬
blastische Amphibolite, in welchen Plagioklas in den Zwickeln zwischen
den oft kreuz und quer stehenden Hornblendestengeln sitzt. Die feinen
Hornblendestengel der ersteren sind ausgezeichnet geregelt, der PlagioTabelle 7. Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Hauptgemengteile
Durchschnitt
Hauptvariationsbreite
Hornblende
50
(40—65)
Quarz
Nur
zum
20
20
Plagioklas
(15—30)
15
( 5—30)
Teil vorkommend:
Biotit
5
( 0-10)
Chlorit
5
( 0-10)
Karbonat
5
( 0-15)
Biotit-Amphibolit
Chlorit- Amphibolit
Karbonat-Amphibolit
Zoisit-Epidot
( 0-15)
Epidot-Amphibolit
Erz
(
Seltener auftretend:
1-
5)
428
R
H
Steiger
klas ist in
Lagen angereichert und das Gestein hat erne entsprechend
lagige Textur. Die porphyroblastischen Amphibolite weisen
schiefrig
wegen ihrer meist ungeregelten Hornblendekristalle massige Textur auf
und brechen unregelmassig
bis
Mikroskopische Merkmale
Hornblende
In den femnematoblastischen
Amphiboliten smd die Hornblendelang, ldiomorph, stets fnseh und emschlussfrei und lhre
Begelung ist meist vorzuglich Haufig bilden sie lagenweise em dichtes Gewebe
Bei der porphyroblastischen Varietat schwankt die Grosse der Porphyroblasten
stengelohen 0,05—1,0
bei
einem
mm
Durchmesser
Porphyroblasten
ist
von
0,05—1,0
cm
zwischen 0,3 und 6,0
cm
Lange
Allen
die meist vollkommen xenoblastische Form und die grosse
Zahl der Emschlusse gememsam
Die Emschlusse
liegen
Hauptsache parallel
gelegentlich lm Kern
angereichert, wahrend der Knstall oft durch gute Flachen begrenzt ist Die Em¬
schlusse sind immer Bestandteile des granoblastischen Grundgewebes, also Plagio
klas, Quarz, Karbonat, Epidot und Erz Die Chlontisierung, etwas seltener die
Biotitisierung, ist zum Teil schon weit fortgeschntten Die Porphyroblasten sind
fast ohne Ausnahme wirr durchemandergewachsen
Plagiohlas Feme, oft gerundete Plagioklaskorner (0,03—0,1 mm) bilden zusamIn den femnematoblasti¬
men mit dem Quarz ein granoblastisches Grundgewebe
schen Schiefern ist der Plagioklas zusammen mit dem Quarz in Zeilen zwischen den
Hornblendelagen angereichert und oft etwas m der Schieferungsrichtung gelangt.
Der Plagioklas weist haufig Zonarbau auf und ist mcht selten verzwillmgt Es
Bei besser
Schieferung
zur
ldiomorphen
handelt sich fast ohne Ausnahme
In gewissen
zersetzt ist
klase
(2—3
mm
um sauren
Amphiboliten
lang) auf,
zur
Knstallen sind diese
Andesm, der allerdmgs
treten ab und
welche sich durch relativ
zu
meistens trub
porphyroblastische Plagio
ldiomorphe
-
Formen auszeich-
nen.
Quarz
Quarz
Grundgewebes
ist neben
der
Plagioklas der Hauptbestandteil des granoblastischen
Amphibolite Seme Korner smd aber oft unregelmassig gross
(0,02—0,3 mm)
und zeigen eckige Formen Klemere Quarzlmsen und -aderchen
(von einigen Millimetern bis Zentimetern Lange) durchziehen das Gestein allenthalben Sie smd erfullt von glasklaren Quarzkristallen (0,2—0,7 mm), die sicher
Letztbildungen
Biotit
In
darstellen.
den
femnematoblastischen Varietaten
stehen
die
klemen
Biotit
-
schuppchen (Durchmesser 0,2—0,3 mm) mit Vorliebe schrag oder quer zur Schie¬
ferung Wahrend die Hornblendeidioblasten absolut frisch bleiben, ist em grosser
Teil der Biotite m Chlontisierung begriffen. In den porphyroblastischen Amphi¬
boliten kommen grosse zerschlitzte Schuppen (0 2—3 mm) vor, welche meist
ungeregelt sind Sie sind zum Teil verwachsen mit der Hornblende, teilweise auch
Umwandlungsprodukt derselben Ihr Pleochroismus ist mcht besonders ausgepragt. na hellgelb, no und n khakibraun In emem Fall konnte neben braunem
Biotit auch
ein
gruner Biotit beobachtet werden.
gekennzeichnet durch
gruner Hornblende.
das
gleichzeitige
Auftreten
Das
von
gleiche
Gestem ist auch
farbloser neben
gewohnhcher
Petrographie
Chlorit
er zum
des sudhchen Gotthardmassivs
Geologie
Der Chlorit der feinnematoblastisohen
•
hch sekundar
ist
und
aus
Teil
Entstehung
Biotit entstanden
Zersetzungsprodukt
Amphibolite
In den
zu sein
429
scheint ausschhess-
porphyroblastisohen
Gestemen
der Hornblende und des Biotits. Sieher primarer
smd aber die klemen
Sehuppen von 0,2—0,3 mm Lange, welche in
filzartig verwachsen sind und mehr oder weniger parallel zur
Schieferung hegen.
gewissen Partien oft
undeuthchen
Karbonat: Karbonat tritt bald
isolierten, xenoblastischen Kornern (Durch-
m
0,2—1,5 mm) mit Quarzemschlussen auf, bald
messer
hauft. Nicht selten smd intensive
blasten
zu
Verwachsungen
beobachten
Epidot
Zoisit-Epidot. Kleine Korner
haufig nesterweise aggregiert und
haben sich
boliten
In den
nur
m Aggregaten angeHornblendeporphyro-
ist es
mit den
lagenweise angesammelt.
von
und Kluiozoisit
m
porphyroblastisohen
akzessonsch und meist als Emschlusse
in
(0
0,03 mm) smd
den feinnematoblastisohen
Amphi-
Gestemen treten
sie
den Hornblendekristallen auf
Auffalhg smd die meist vollig xenoblastischen Formen (0 0,6 mm), welche
siebartig von Quarz- und Epidotemschlussen durchsetzt smd Kleinere
oder
gelangte
tropfenformige Kristalle (0 0,1—0,2 mm) durohziehen das Gestein
gelegenthch schwarmartig und geben em Abbild der Textur.
Erz;
nicht selten
Oranat tritt selten auf,
welche
es
sind kleine emschlussfreie Idioblasten
Streckungshofen umgeben
Akzessorien Apatit und Rutil
von
Die
(0 0,4—0,6 mm),
smd.
Amphibolite ist einesteils feinnematoblastisch,
porphyroblastisch mit granoblastischem Grundgewebe, in
partienweise auch schuppig-blattrige Komponenten vorherr-
Struktur
der
andernteils
welchem
schen konnen.
Die
Textur
undeutlich bis
ist
femlagig, bei
schiefrig.
porphyroblastisohen
den
Varietaten
verworren
Mineralfazies
Der Mineralbestand ist
fur die hoher
temperierte Mesozone.
137)
(1952,
Gleichgewicht zwischen Epidot-Zoisit und Andesin em Hmweis, dass die Amphibolite der
Tremolaserie im P-T-Diagramm an die Grenze zwischen die Epidotamphibolit- und Amphibolitfazies gehoren.
typomorph
Nach Ramberg
p. 150 und
ist das
Entstehung
Auf Grund funf chemischer
und Krige 1918, p.
dolomitischer
Mergel
47—51)
deuten.
Analysen (Hezner 1909,
p. 180—182
alle
Gesteine
als Derivate
lassen sich diese
430
R. H.
Steiger
II. NAHERE CHARAKTERISIERUNG EINIGER WICHTIGER
GEMENGTEILE
1.
Plagioklas
Die Kleinheit der
Plagioklasindividuen, ihr oft starker Zonarbau und
Zwillingen oder Spaltrissen machen im allgemeinen eine genaue Bestimmung des Anorthitgehaltes schwierig. In den
meisten Gesteinen erfolgte eine angenaherte Bestimmung im Dunnschliff
durch Ermittlung des optischen Charakters und Vergleich der Lichtbrechung mit derjenigen von Quarz und Kanadabalsam. Diese Methode
das
haufige
Fehlen
von
Tabelle 8. Die
Gesteinstyp
Glimmergneise
Biotitserizitgneis
blastopsammitisch
Handstiick
massige Typen, vereruptiven
Ursprungs
U-Tisch
Nr.
•
AU29-34
leicht
zonar
invers
zonar
149
An4o
g49
g61a
A115-8
An5-6
71
Ano-2
An2
r
183
r
184
g73
•
Hornblendegneise
347
rl72
r
Bemerkungen
An25-30
An2
•74
Olimmerschiefer
nach
Foster
140
g63eKI
r
mutlich
Zusammensetzung der Plagioklase
185
An4
An5
An2-3
A1137
Ans-7
Ari24-32
ziemlich
zonar
Kern: Ani8-2o
Rand: An3o
stark invers
in
zonar
homogenem
Querschnitt:
An37
Hornblendeschiefer
Amphibolite
Silikat-
Karbonatgestein
g76c
AU26-28
g97b
A2120-22
Lu/83
An22
glOl
Kern: Ani8
stark invers
Rand: An29-3o
zonar
Lu/66
g88
A1150-S5
zonar
rl50
An23-27
wenig
u.
An28
relativ
zonar
homogen
An30
ziemlich
zonar
Petrographie
erwies sich als recht
Geologie
und
zuverlassig.
des siidlichen Gotthardmassivs
Die
Abweichungen gegeniiber
431
U-Tisch-
messungen iiberschreiten 5—10% Anorthitgehalt kaum. Alle Angaben
in den vorhergehenden Gesteinsbeschreibungen beziehen sich auf solche
angenaherten Bestimmungen.
Eine Reihe etwas grosserer
nach der Immersionsmethode
bis
185)
gehalte
Plagioklase
an
wurde mit dem U-Tisch oder
Plagioklasglas (Foster 1955,
p.
179
bestimmt. Die in nebenstehender Tabelle
sind im
allgemeinen Mittelwerte
zweier
mitgeteilten AnorthitEinzelbeobachtungen an
verschiedenen Kristallen.
Die
nur
sauren
sparlich
deutliche
Plagioklase (Albite)
zu
meist einfachen
Spaltrisse
auf.
sind fast immer
Zwillingen
Die basischeren
mehreren genau
frisch, homogen und
verwachsen. Oft weisen sie
Plagioklase sind haufig stark
Individuen
festgestellt weres
um
konnte,
Polysynthetische
Verzwillingungen nach dem Periklingesetz sind bei diesen Feldspaten
nicht selten anzutreffen. Albitzwillinge treten stark zuriick. Spaltrisse
sind nur sparlich zu beobachten; viele Kristalle sind in Zersetzung
begriffen.
zonar; wie
an
handelt
den
vermessenen
inverse Zonarstruktur.
sich
2. Hornblende
Der Chemismus der
gesteinsbildenden Hornblende der Tremolaserie
(1961, p. 128—156) beschrieben; daselbst befinden sich
auch Angaben liber die entsprechenden Fundorte und die Zusammensetzung des Muttergesteins.
im grossen gesehen
Die Hornblenden der Tremolaserie weisen
einen ahnlichen Chemismus auf (vgl. Tab. 10). Bedeutende Schwankungen sind nur beim Eisen und Magnesium, etwas weniger beim Aluminium
ist in Stbigbr
—
—
festzustellen. Innerhalb enger Grenzen variieren der Silizium-, Titan-, Mangan-, Natrium- und der
Wassergehalt;
Calzium und Kalium bleiben fast
konstant. Hornblenden, bei denen ein etwas grosserer Teil des Si durch Al
ersetzt ist, zeichnen sich sowohl durch hohen Gehalt an Gesamtaluminium
als auch durch relativ
niedrigen Mg-Gehalt aus.
eine gemeine Hornblende, welche zur Hauptsache
Mischung folgender Endglieder der Hornblendereihe interpretiert wer-
Es handelt sich
als
um
den kann:
Tabelle 9.
Tr
Tremolit-Aktinolith
Ts
Tschermakit-Ferrotschermakit
Ha
Hastingsit-Ferrohastingsit
Glaukophan-Riebeckit
Gl
O22
(OH)2Si8
Ca2(Mg,Fe++)5
Ca2(Mg,Fe++)3(Al,Fe+++)2 (OH)2Si6Al2022
NaCa2(Mg,Fe++)4(Al,Fe+++) (OH)2Si6Al2022
Na2(Mg,Fe++)3(ALFe+++)2 (OH)2Si8
022
432
B. H.
Steiger
Tabelle 10. Variationsbreite der Hornblende der Tremolaserie
Chemische
Analyse
Strukturform el
Gew.-%
Si02
(Struktxirtypus: W2-3(XY)5(OH)2Ze022)
40,5—43,9
„,
A1203 14,6—17,6
Fe203
FeO
v
Z
Si6,02-6,39
8,00
A1
All,61-1,98
2,7— 5,6
10,6—15,3
MnO
0,2— 0,4
MgO
6,6—10,7
Alo,93-l,19
(Y)
Tio,04-0,09 1,51—1,70
-feo,29-0,62
CaO
9,2—10,6
NaaO
1,3— 2,1
5,03—5,21
Mgi,47-2,30
K20
0,3— 0,4
H20+
2,0— 2,3
Ti02
0,3— 0,8
(X)
Fei+,i-i,91
Mno,2
3,38—3,61
-0,4
Nao,38-0,66
FeO/MgO 0,56—1,30 (Mol.prop.)
Fe+++/Fe++0,23—0,41
0,42—0,50
(Y)/(X)
(W)
Cai,46-i,69
2,02—2,30
Ko,06-0,08
„
„
Dichte
(OH) OHi,98-2,20
3,18—3,25
0,98—2,20
Naeh ihrer chemischen
Zusammensetzung lassen sich die Hornblenden
der Tremolaserie in fiinf Gruppen unterteilen, vgl. Tab. 11. Zur Charakterisierung der Gruppen (zugehorige Hornblenden sind in der ersten Kolonne der Tabelle aufgefiihrt) sind Zusammensetzung, Dichte und einige
optische Daten einer Hornblende (Nr. der entsprechenden Mineralprobe
fett gedruckt) herausgegriffen.
Der approximative prozentuale Anteil an reinen Endgliedern wurde fur
die in Tab. 11 angefiihrten Beispiele auf folgendem Wege ermittelt:
Beispiel:
Endglied
1.
Hornblende rl75.
Nai""
Gl
2. Ha
Nairn
Ca
0,54
0,02
Fe+++, Ti)
zentualer Anteil
27
0,81
0,54
0,08
0,02
2
1,11
55
Ts
1,11
1,67
4.
Tr
0,31
0,78
1,46
3,34
0,54
Approximat.
0,04
3.
0,02
(AlVi,
(Mg, Fe++,
Mn)
16
1,67
100%
pro-
giqdBjgoa^gj];
g.
p
Pleochroismus
3
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Dichte
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Nr. Handstuck
Hornblenden
umfassend
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344
<!
R. H.
434
Nach der
von
Heritsch
u. a.
Steiger
(1957,
225) bestimmten kristallchemi-
p.
schen Formel wurde 1. das in Achterkoordination stehende Natrium als
Glaukophan-Riebeckit (Gl) und 2. das restliche Natrium sowie
(in Zehnerkoordination) als Hastingsit-Ferrohastingsit (Ha)
das Kalium
verrechnet.
Aus dem verbleibenden Aluminium wurde 3. Tschermakit-Ferrotschermadem restlichen Kalzium 4. Tremolit-Aktinolith
(Tr) gebildet.
geschlagen. Die in Viererkoordination
stehenden Kationen wurden nicht berucksichtigt.
Nach dieser Berechnungsmethode bleibt zum Teil etwas Mg, Fe++, Mn
ubrig, welches in den meisten Fallen durch Beizug des Edenit-Ferroedekit
(Ts),
aus
Mn wurde
nitmolekiils
2%
Fe++, Ti
zu
zu
Fe+++
ausgeglichen werden kann.
Da der Anteil dieses Molekiils aber
nicht uberschreitet, wurde darauf verzichtet.
physikalische Eigenschaften der Hornblenden stimmen nur zum Teil mit dem Diagramm von Winchell
(1951, p. 434)
iiberein; eine Feststellung, welche in letzter Zeit auch von anderen
Autoren gemacht wurde (vgl. C. G. Engel, 1959, p. 973). Auch das Dia¬
gramm von Troger (1956, p. 77) ist fur den vorliegenden Fall zu stark
vereinfacht: gute Ubereinstimmung herrscht zwischen Chemismus und
Chemismus und
Tabelle 12
+
+
iN
Aussere Form
O
o
o
o
©
<
Hornblendegarben
t~**j
+
MnO MgO
o
o
+
o
o
IM
o
IN
O
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A
r~-*s
r*+s
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FeO/MgO
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+
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—
+
r-+s
r*+j
r+*j
r+*j
~
r*~J
+
—
~
/""^/
+
~
/—^
r—->
/^*u
(rl89, -344)
Grobsaulige
Horn-
-
+
-
blendeporphyroblasten
(rl52, -19, -352)
Feine Hornblende
-
r*+j
—
porphyroblasten
(r 168,
r
175, -390)
Feinnematoblastische
i***j
—
—
—
+
Hornblende
(rl98, Lu 100
F4
N)
Tendenz:
+ uberdurchschnittlicher Gehalt
—
~
unterdurehsohnittlicher Gehalt
wechselnder Gehalt
Petrographie
Brechungsindex;
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
bei Dichte und Achsenwinkel
hingegen
435
fallen die
abge-
lesenen Werte wegen Nichtberiicksichtigung des Fe+++-Gehaltes deutlieh
neben die experimentell ermittelten.
Die
Beziehungen
zwischen
Morphologie
und Chemismus der Hornblen-
den sind in Tabelle 12 enthalten.
Kein
der
Zusammenhang scheint zwischen Hornblendechemismus und
heutigen Zusammensetzung des Muttergesteins zu bestehen. Horn-
blenden
aus
Gesteinen mit recht unterschiedlichem Mineralbestand und
Modus
aus
zeigen recht oft enge chemische Verwandtschaft, wahrend solche
gleichartigen Gesteinstypen chemisch stark voneinander differieren
konnen.
Hingegen ist eine gewisse Abhangigkeit des Bauschchemismus von
Lage des Fundortes (vgl. Fundortkarte in Steigbe. 1961, p. 129)
unverkennbar. Der Aluminium- sowie der Wassergehalt der Hornblende
nehmen von Siiden nach Norden deutlich ab, wahrend der Si02-Gehalt
der
zunimmt. In der Strukturformel aussert sich das in einem
von
Norden
nach Siiden zunehmenden Ersatz des Si durch Al. Diese letztere Tatsache
scheint auf eine Zunahme der
Bildungstemperatur
gegen Siiden hinzu-
deuten.
3. Granat
Die
auf
approximative chemische Zusammensetzung des Granats
Grund seiner physikalischen Eigenschaften bestimmt.
Die Oitterkonstanten
von
schen 11,516 und 11,566
wurde
zwolf untersuchten Proben schwanken zwi¬
A bei einem mittleren Fehler
von
+0,006 A pro
Die
entsprechenden Brechungsindizes nD streuen von
(mittlerer Fehler pro Einzelmessung +0,002).
Ein Vergleich dieser Daten mit den Diagrammen von Sbiramadas
(1957, p. 298) ergab, dass die vorliegenden Granate als Mischkristalle
zwischen Almandin, Spessartin, Pyrop und Grossular aufgefasst werden
konnen. Eine qualitative Spektralaufnahme zeigte, dass der Mangangehalt und damit der Spessartinanteil vernachlassigt werden darf. Die
Granate der Tremolaserie sind deshalb dem Dreikomponentensystem
Einzelmessung.
1,797 bis 1,812
Almandin
Pyrop
Grossular
Fe3 Al2 Si3 012
Mg3 Al2 Si3 012
Ca3 Al2 Si3 012
Aim
Pyr
Gro
zuzuordnen.
Beziehungen zwischen physikalischen Eigenschaften
Zusammensetzung sind wie folgt:
Die
scher
und chemi-
436
R. H.
Steiger
Tabelle 13
Zusammen-
Gitterkon-
Brechungs-
stante in A
index nD
Aim
Pyr
Gro
•5
11,553
1,798
70
17
13
•11
11,516
1,801
74
24
2
•14
11,548
1,803
74
16
10
•16
11,556
1,804
75
13
12
•17
11,558
1,812
82
7
11
•48
11,544
1,797
70
20
10
58
11,540
1,806
77
16
7
•102
11,566
1,804
75
10
15
Granat
aus
Handstiick Nr.
Approximative
setzung (in Molekularprozent)
146
11,545
1,804
76
15
9
•147
11,542
1,809
80
13
7
•208
11,528
1,800
73
22
5
•269
11,547
1,807
77
13
10
•
Alle untersuchten Granate stammen
aus Granatserizitphylliten ahnZusammensetzung. Die immerhin deutlich erkennbare Streuung im
Chemismus der Granate zeigt keine Abhangigkeit von der Lage des Fundortes und muss auf unterschiedliche lokale Bildungsbedingungen zuriickgefuhrt werden.
licher
4. Karbonat
In einer grosseren Zahl
von
Gesteinen wurde das Karbonat etwas
genauer untersucht. Eine
mit
grobe Unterscheidung erfolgte durch Priifung
verdunnter Salzsaure und Anfarben mit Alaun-Hamatoxylin (vgl.
Fairbanks 1925, p.
abgedeckte
126)
Diinnschliffe
im Anschliff. In zweifelhaften Fallen wurden
angefarbt, sowie eine Reihe von Rontgenaufnahmen an Gesteinspulver vorgenommen. Alle untersuchten Proben
enthielten nur Kalzit oder Dolomit oder beides zusammen. Zuckerkorniger
Dolomit wurde nur in den karbonatreichen Gesteinen des GaregnaStollens beim Triaskontakt gefunden. Die meisten Silikat-Karbonatgesteine fiihren nur Kalzit, welcher gelegentlich etwas braun gefarbt ist.
Unter dem Mikroskop zeigt sich, dass solche braunen Kalzitkristalle
langs Spaltrissen von Limonit erfullt sind. In einem Teil der SilikatKarbonatgesteine ist Dolomit Hauptgemengteil, wahrend Kalzit nur in
Spaltrissen oder auch als kleine Einschliisse im Dolomit vorkommt.
und
Petrographie
Bei den
Geologie
Karbonatgneisen sind
vor, Dolomit ist fast immer
von
437
des sudlichen Gotthardmassivs
die Verhaltnisse ahnlich: Kalzit herrscht
etwas Kalzit
begleitet.
5. Erze
Zur
Untersuchung
der in der Tremolaserie
den Erze wurde eine Reihe
Herr Viktor
Koppel
von
nur
Erzanschliffen
akzessorisch auftreten-
angefertigt.
hatte die Freundlichkeit, mir dieselben naher
bestimmen. Weitaus vorherrschend sind
zu
Magnetkies
Pyrit, welche
linsenformigen, parallel zur Schieferung gestreckten
Aggregaten (0,05—1,0 cm lang) durehziehen. Auch nesterformige Anhaufung dieser Erze ist weitverbreitet. Der Pyrit ist meist leicht kataklastisch. Magnetkies tritt sowohl in selbstandigen Individuen als auch
in grobkornigen Aggregaten auf; teilweise ist er aber auch um Pyrit
herum angeordnet. Oft fuhrt er zahlreiche silikatische Einschlusse. Er
scheint meist spater als der Pyrit kristallisiert zu sein.
in unterIn alien Anschliffen wurde Kupferkies beobachtet, welches
meist als Einschlusse oder langs Spaltrissen im
geordneter Menge
Pyrit vorkommt. Selbstandige Kristalle sind relativ selten anzutreffen.
Auch Ilmenit ist fast iiberall vorhanden. Er bildet oftmals locherige,
grobkornige Individuen (keine Aggregate) und fuhrt gelegentlich Ein¬
schlusse von Covellin, welcher daneben ab und zu auch selbstandig oder
und
das Gestein oft in
—
—
als Zement zwischen Quarzkornern auftritt. Der Ilmenit wird
zum
Teil
andererseits wurden auch
Magnetkies verdrangt,
Verdrangungen
Pyrit durch Ilmenit beobachtet. In seltenen Fallen zeigt der Ilmenit
Entmischungserscheinungen mit perthitahnlichen Domanen von Hamatit.
Die feinen Entmischungslamellen fehlen am Rande der Kristalle; diese
von
von
letzteren sind also keine Seifenmineralien. Der entmischte Ilmenit kann
geologisches Thermometer verwendet werden (vgl. S. 449).
Nur sparlich treten Magnetit und Markasit auf; der letztere
schlusse in Pyrit.
als
D.
Stratigraphie
als Ein¬
der Tremolaserie
1. ALLGEMEINES
Aus den
Profilbeschreibungen (vgl. Anhang,
ersehen, dass innerhalb der Tremolaserie nicht
S.
521)
nur
machtige
wenigen
zu
im Profil sondern
auch im Streichen ein rascher Wechsel der Gesteinsarten
Horizonte keilen oft schon nach
ist deutlich
erfolgt.
Schritten
Meter-
aus.
Im
R. H.
438
Steiger
einziges Gestein iiber grossere Strecken verfolgen.
Der typische Granatserizitphyllit (welchen Hafnee. 1958, p. 328, als
Trennlinie zwischen der Nelva- und Motto di Dentrozone auffasst), der
Detail lasst sich kein
machtig ist, keilt gegen Osten langbetragt seine Machtigkeit kaum mehr als
Gotthardtunnel weit iiber 100
am
sam
aus.
Im Riale di Nelva
und in den
50
m
er
iiberhaupt.
Bachprofilen
Eine ahnliche
Glimmerschiefer und
ostlich Airolos
und
m
westlich der Hauser Rutan dei Sassi fehlt
Erscheinung zeigen
die
graphitfuhrenden
welche in den Waldern nordlich und nord-
-gneise,
Gotthardprofil
im
in
Machtigkeit aufge-
grosser
schlossen sind.
Noch bedeutsamer ist die Tatsache, dass sich selbst die
mit den
Tunnelprofile
Oberflachenprofilen nur in
Garegnastollen
groben Ziigen korrelieren lassen. Auch hier verlieren die einzelnen
Gesteinstypen rasch an Machtigkeit. Die allzu schematisch-geometrische
Auffassung, welche Stapff im ,,Geologischen Profil des St. Gotthard"
(1880) und in der ,,Geologischen Ubersichtskarte der Gotthardbahnstrecke" (1885) vertritt, muss daher abgelehnt werden.
Im kleinen Bereich erweist sich eine stratigraphische Gliederung der
Tremolaserie als unmoglich. Eine Unterteilung verspricht nur dann
Erfolg, wenn man in grosserem Rahmen Vergleiche zieht, die Gesteine
gruppenweise zusammenfasst und die Profile nach den vorherrschenden
oder besonders typischen Gesteinsarten beurteilt.
vom
Gotthard- und
ganz
2.
VEBSUCH EINER GLIEDERUNG DER OSTLICHEN TREMOLASERIE
Auch auf Grund ausfiihrlicher
neuer
Beobachtungen an
Aufteilung
des Gotthardtunnels lasst sich keine bessere
serie vornehmen als
diejenige
von
Stapff
(1880,
Die Tremolaserie kann in drei Abschnitte
p.
Nelvazone
b) mittlere Zone:
c) nordliche Zone:
Pontinozone
folgenden
der Tremola¬
43).
gegliedert werden11):
a) siidliche Zone:
Diese Zonen sollen im
den Gesteinen
Zone des Sasso Rosso
fur alle Profile zusammenfassend
charakterisiert werden.
«) Die Abtrennung der
gelegt
und
begriindet
sog. Pratoserie
worden.
(bei
Tm. 2800 ab
SP) ist auf S.
394 dar-
Petrographie
Geologie
und
des sudlichen Gotthardmassivs
439
a) Nelvazone12) (siidliche Zone)
Die Nelvazone
(Tm.
90—1142 ab
entspricht der siidlichen Zone des Gotthardtunnels
SP) (vgl. S. 524).
Gesteinsinhalt
Folgende Gesteinstypen
Bedeutung:
sind
(in
der
Reihenfolge
ihrer
Haufigkeit)
von
Glimmergneise (z. T. mit Reliktstrukturen)
Glimmerschiefer (oft phyllitisch)
Bereits stark zuriicktretend:
Hornblendeschiefer
Silikat-Karbonatgesteine
Quarzite
Makroskopische Beschreibung
des Profils
Es herrschen
granatftihrende Zweiglimmergneise vor, die in grossziigiger, grober Wechsellagerung stehen mit serizitreichen, oft phyllitischen
Granatglimmerschiefern. Eine intensivere Wechsellagerung ist am Kontakt zur Trias zu beobachten, wo eine Folge von feinschiefrigen Serizitschiefern, karbonatfiihrenden Glimmers chiefern
Die
Hornblendeschiefer bilden
Typische Hornblendegarben
saulige Kristalle auf,
und
Quarziten auftritt.
vereinzelte, schmale Horizonte.
nur
fehlen fast
vollig, dafiir
schrag
welche das Gestein oft
treten kurze dickzur
Textur durch-
wachsen haben.
Karbonatreiche Gesteine
sind
gehauft gegen die Trias hin,
treten aber auch sonst immer wieder in wenig machtigen Lagen auf. Ab
und zu sind in bald schmaleren, bald machtigeren Lagen auffallig helle,
massige, glimmerarme Albitgesteine anzutreffen. Typisch sind ferner
schmale Horizonte von meist massigen, serizitfuhrenden Quarziten.
Zuweilen fiihren die Glimmerschiefer und -gneise etwas kohleartiges
Pigment, was den Gesteinen ein graues Aussehen verleiht. Eigentliche
12) Dieser
wendet,
von
obwohl diese
etwas
Name wurde erstmals in der
Hafnbe
Zone
im
(1958,
Riale
p.
di
329)
Diplomarbeit
des Verfassers
(1957)
ver-
iibernommen und soil beibehalten werden,
Vallascia
Riale di Nelva ist der unterste Zufluss der
vollstandiger aufgeschlossen
Garegna
ist.
Der
und fliesst durch die in alteren
Karten als Ronco di Berri bezeichnete Schluoht nach Siiden.
440
R. H.
Craphitserizitschiefer
Steiger
sind aber selten und
nur
auf dunne
be-
Lagen
schrankt.
Im siidlichen Teil der Nelvazone steht ferner das
Autoren als
(vgl.
S.
KonglomeratPsephitgneis
537). Gelegentlich konnen auch Kataklasite
oder
Mikroskopische
verschiedenen
von
bezeichnete
Gestein
an
beobachtet werden.
Merkmale und Mineralbestand
Mikroskop fallt auf, dass in der Nelvazone saurer Plagioallgemeinen vorwiegt (Albit und Albitoligoklas). Myrmekitartige
Verwachsungen sind auf den sudlichsten Teil dieser Zone beschrankt, im
zentralen Teil treten grossere, relativ idiomorphe und ziemlich frische
Unter dem
klas im
Albitkristalle auf; gegen die Grenze
mosaikartige Strukturen vor.
nachsten Zone hin herrschen
zur
Biotii ist ein wesentlicher
Gemengteil (ofters liber 40 Volumenprozent)
Gesteine;
Sagenitausscheidung chloritisiert. Seine Absorptionsfarbe parallel zu den Spaltrissen ist meist
dunkelbraun, ofters schwarzbraun, aber auch hellbraun.
Besonders typisch fur die Nelvazone ist der grosse Gehalt an MusJcovitSerizit (haufig iiber 25%). Dabei uberwiegt der feinschuppige serizitische
der meisten
er
ist fast immer unter
Glimmer.
Chlorit
spielt
in der Nelvazone
Gehalt iiberschreitet
sekundarer
Entstehung.
nur sporadisch,
Hornblende tritt
iiber
25%).
schlusse,
Grenze
eine
untergeordnete
selten und
Rolle. Sein
ist
meist
aber dann ziemlich massiv auf
(meist
nur
er
Sie ist immer zersetzt, stark xenoblastisch und voller Ein-
welche
zur
nur
Volumenprozent
5
parallel
zur
nachstfolgenden
Schieferung des Gesteins liegen. An der
geht die Hornblende oft randlich in
Zone
eine eisenfreie Varietat iiber.
Granat ist sehr verbreitet. Sein Durchmesser ist meist 0,5
kleiner,
mit Durchmessern
von
stallen treten auch
Einschliisse,
parallel
cm
und
erst im nordlichsten Abschnitt der Nelvazone werden Granate
zur
welche
1—2
vollig
nur
cm
die
Regel.
Neben
gut idiomorphen Kri-
xenoblastische auf; die meisten sind voller
selten
s-formig angeordnet sind,
sondern meist
Schieferung liegen.
Karbonat ist in fast alien Gesteinen nachweisbar und nimmt in
gewissen
20—40% des Volumens ein.
Zoisit-Epidot ist in alien Gesteinen nur akzessorisch vorhanden.
Die fur die Nelvazone spezifischen Akzessorien sind: Sagenit, Zirkon,
Horizonten
Turmalin, Staurolith, Disthen und
etwas
Chlorit. Ferner kommen in
Petrographie
grosser Zahl
Limonit
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
Apatit, Magnetkies, Pyrit,
Hamatit, Rutil und
seltener
vor.
Textur und
Die Textur der Gesteine ist
lagig.
441
Sonst ist sie oft
nur
Regelung
der Grenze
an
undeutlich bis
Trias
ausgezeichnet
schiefrig, nicht selten
zur
verworren
gefaltelt. Die N-S gerichtete Lineation der Glimmer und die dazu
parallele Kleinfaltelung sind in fast alien Gesteinen gut zu beobachten.
Typisch fiir die Zone sind die zahlreichen Querbiotite. Die Hornblenden
sind nirgends geregelt; sie durchwachsen sogar oft die Schieferungsflache.
Die Nelvazone zeigt eine teilweise feinere, bald eine weitlaufigere
Wechsellagerung; die Grenzen zwischen den einzelnen Gesteinslagen sind
auch
aber meistens verschwommen.
Nordliche
Die nordliche
Hafner
(1958,
Begrenzung
Abgrenzung der Nelvazone ist
328) getroffenen. Tatsachlich
p.
identisch mit der
steht der
von
von
Hafner
erwahnte zonentrennende Granatserizitchloritschiefer auch im Gotthardtunnel
an
und ist das nordlichste
Gestein, welches
noch alle die oben
erwahnten Akzessorien fiihrt. Dieses Gestein kann bis ins Riale die NelvaProfil
hineinverfolgt werden;
weiter ostlich scheint
es
dann aber rasch
auszukeilen.
Die Grenze
nordlich anschliessenden Zone ist im Feld durch das
zur
massive Einsetzen
von Hornblendegesteinen, den sprunghaft erhohten
Chloritgehalt und das plotzliche Fehlen von Granat zu erkennen.
Mikroskopisch ist die Grenze noch scharfer definiert; im Gotthardtunnel
horen die in der Nelvazone weitverbreiteten akzessorischen Mineralien
Sagenit, Zirkon, Turmalin, Orthit, Staurolith und Disthen bei Tm. 1142
Siidportal fast schlagartig auf. Weiter im Osten ist diese mikrosko¬
pisch definierte Grenze allerdings nicht mehr so scharf.
ab
b)
Zone des Sasso
Rosso13) (mittlere Zone)
Diese Zone umfasst den siidlichen Abschnitt der Motto di DentroZone Hafners
Gesteinsfolge
13) Der
rostrot
(1958,
p.
320)
und
entspricht
im
zwischen Tm. 1142 und 1833 ab SP
Gotthardtunnel der
(mittlere Zone).
Name wird hier erstmals verwendet. Der Sasso Rosso ist eine
anwitternde
der im Jahre 1898
Felspartie
niederging.
nordlich
Airolo, Ausbruchstelle
eines
auffallig
Bergsturzes,
442
R. H.
Steiger
Gesteinsinhalt
Sie wird durch
ihrer
folgende Gesteinstypen aufgebaut (in
der
Reihenfolge
Haufigkeit):
Chloritglimmerschiefer (zum
Chloritglimmergneise
Teil
phyllitisch)
Hornblendeschiefer
Etwas zurucktretend:
Quarzite
Hornblendegneise
Silikat-Karbonatgesteine
und
Kalksilikatgesteine
Amphibolite
Makroskopische Beschreibung
des Profils
In der Zone des Sasso Rosso werden grosse Bereiche
von
Chlorit-
glimmerschiefern
-gneisen
graphitfiihrenden
und -gneisen eingenommen. Phyllitische Granatserizitschiefer
allgemeinen auf den nordlichsten Teil der Zone beschrankt.
sind im
und
Glimmerschiefern
sowie
Charakteristisch ist das oft massive Auftreten
von
Hornblendeschie-
fern, Quarziten und
Silikatkarbonatgesteinen (seltener von Kalksilikatgesteinen). Diese letzteren fallen durch ihre braungelbe Verwitterungsfarbe auf. Die Silikat-Karbonatgesteine sind vor allem in der nordlichen
Halfte der Zone angehauft. Im Gegensatz zur Nelvazone treten haufig
Hornblendegarben auf. Nur wenige Gesteine fiihren Granat.
Mikroskopische
Merkmale und Mineralbestand
Die
mikroskopische Untersuchung ergibt, dass im ganzen gesehen
sich Andesin (oder Oligoklas-Andesin) und Albitoligoklas ungefahr die
Waage halten. Es ist immerhin auffallig, dass gegen Osten hin der Anteil
des Albitoligoklas zunimmt. Der Plagioklas weist zur Hauptsache
Mosaikstruktur auf.
Biotit tritt
er,
nur
farbe
gegeniiber
parallel
braun und
zur
nur
Basis ist
Volumenprozent. Seine AbsorptionsHauptsache hellbraun, oft auch dunkel-
blassgelb.
spielt ebenfalls
nur
eine
iiberhaupt, er iiberschreitet nur
ist er feinschuppig kristallisiert.
er
immer
zur
selten
Muskovit-Serizit
fehlt
der Nelvazone deutlich zuriick; vielfach fehlt
selten erreicht sein Anteil 25
untergeordnete Rolle; meist
25%. Fast
in Ausnahmef alien
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
443
Chlorit nimmt in vielen Gesteinen einen bedeutenden Anteil des Volu-
(oft fiber 25%);
ist in dieser Zone
haufig primar.
Gemengteil zahlreicher Gesteine. Ihr
Anteil schwankt haufig zwischen 25 und 50 Volumenprozent. Die Kristalle
sind im Gotthardtunnel gut eigengestaltig, im Osten meist vollkommen
mens
ein
er
Hornblende ist ein wesentlicher
xenoblastisch und ffihren zahlreiche Einschlfisse. Bei den idioblastischen
Hornblenden sind dieselben
beliebig angeordnet, bei den Xenoblasten
parallel
liegen
Schieferung des Gesteins. Auf den siidlichen
Teil der Zone beschrankt ist das gelegentliche Auftreten von Hornblenden,
welche gegen den Rand hin in strahlige, farblose Hornblenden iibergehen.
Granat kommt nur in wenigen Gesteinen vor, er ist angehauft in den
Granatserizitphylliten an der nordlichen Grenze der Zone. Er erreicht
daselbst Durchmesser bis zu 2 cm. Die Granate sind oft massig bis gut
idioblastisch und voller Einschlusse, die in der Mehrheit parallel zur
Schieferung angeordnet sind.
Karbonat iiberschreitet in den Silikat-Karbonatgesteinen offers 30
Volumenprozent und ist auch in vielen Gneisen ein bedeutender Gemeng¬
sie zumeist
zur
teil.
Zoisit-Epidot
ist der
wichtigste
Bestandteil der
in den meisten anderen Gesteinen ist
er nur
Kalksilikatgesteine,
akzessorisch.
Akzessorien: In fast alien Gesteinen der Zone des Sasso Rosso ist
Apatit, Magnetkies, Pyrit und Rutil verbreitet. Im Gotthardtunnelprofi]
fehlen Sagenit und Turmalin vollstandig, nur in einem einzigen Gestein
nahe der Grenze
Staurolith
zur
Nelvazone wurden noch
gefunden.
seltenen Fallen
Zirkon, Orthit, Disthen
In den ostlicher
gelegenen Profilen
Staurolith, Zirkon, Turmalin, Sagenit und
und
lasst sich in
Orthit beob¬
achten.
Textur und
Regelung
Die Textur der Gesteine ist in den einzelnen Profilen recht unter-
schiedlich; sie wird im Gotthardtunnel
gepragter.
liche bis
Im Profil des Riale di Nelva
verworrene
Schieferung.
tion der Glimmer deutlich
Kleinfaltelung
nur
zu
von
zeigt
Sfid nach Nord immer
sich
haufig
nur
In vielen Gesteinen ist die N-S Linea¬
beobachten.
Dagegen
ist die dazu
parallele
selten wahrnehmbar.
nesterformig angehauft. Die Hornblende
meinen nur schlecht eingeregelt; eine Ausnahme bilden die
garbenschiefer fiber dem Gotthardtunnel, in welchen die
Biotit ist oft
kristalle und sogar die Garben oft
verlaufen.
aus-
eine undeut-
parallel
zur
ist im
allge-
HornblendeHornblende-
N-S Lineation der Glimmer
R. H.
444
Steiger
Die Gesteine der Zone des Sasso Rosso sind im
zurucktretenden Glimmer nicht besonders gut
Nordliche
allgemeinen
schiefrig.
wegen der
Begrenzung
nachstfolgenden Zone ist im Westen des Untersuchungsvon graphitftihrenden
gebietes
im
Osten
Stapff
Horizonten (vgl.
1880, p. 48),
(Profil Orello-Canaria)
durch das Auftreten eines Granatserizitphyllites (ahnlich dem Trennhorizont zwischen Nelvazone und Zone des Sasso Rosso). Das Ubergangsglied ist ein graphitfiihrender Granatserizitphyllit, der auf Quote 1870 m
Die Grenze
zur
definiert durch das nordlichste Auftreten
im Bachbett des Riale di Nelva ansteht.
c) Pontinozone14) (nordliche
Diese Gesteinszone
entspricht
(1958,
Motto di Dentro Hafnbes
Zone)]
dem nordlichen
p.
zwischen Tm. 1833 und 2800 ab SP
Teil
der Zone
von
und steht im Gotthardtunnel
320)
(nordliche Zone)
an.
Sie ist die
am
besten untersuchte Zone der Tremolaserie, da sie auch im Lucendro-
stollen und
Garegnastollen
in ihrem ganzen Profil
aufgeschlossen
ist.
Gesteinsinhalt
wichtigsten Gesteinstypen
Bedeutung):
Die
ihrer
Glimmergneise (z.
dieser Zone sind
T. mit
Hornblendeschiefer und
(in der Reihenfolge
Reliktstrukturen)
-gneise
Glimmerschiefer
Etwas zuriicktretend:
Amphibolite
Silikat-Karbonat- und
Kalksilikatgesteine
Quarzite
Makroskopische Beschreibung
des Profils
allgemeinen kann innerhalb der Pontinozone zwischen einem
wiegend aus hornblendearmen, oft recht massigen Glimmergneisen
Im
14)
So benannt nach der grossen
gebraucht.
und
Alpweide Alpe Pontino, welche auf der Terrasse
liegt. Der Name wird hier zum
oberhalb der Walder Airolos und der Val Canaria
ersten Mai
vor-
Petrographie
445
des siidliohen Gotthardmassivs
Geologie
und
-schiefern bestehenden siidlichen Teil und einem hornblende-, kalksilikat-
karbonatreichen, stark stromatitischen Gesteinskomplex
und
im Norden
unterschieden werden.
Die
Amphibolite
sowie die feinnematoblastischen Hornblendeschiefer
sind fast ausschliesslich auf die Grenzzone gegen die Pratoserie oder den
Hornblendegarben sind in dieser Zone weit
ausgebildet. Sie treten im Gegensatz
anschliessenden Pratoserie neben ausgesprochenen Amphibeschrankt.
Soresciagneis
verbreitet und auch
zur
nordlich
schonsten
am
boliten auf.
Mikroskopische
Merkmale und Mineralbestand
Auszahlung der Diinnschliffe deutet auf eine Zunahme des Plagioklasgehaltes (25—40%) gegeniiber den siidlichen Zonen der Tremolaserie. In den sedimentogenen Gesteinen handelt es sich meistens um
Andesin. AUgemein fallt auf, dass der Plagioklasgehalt im StoUen und
Tunnel oft deutlich hoher ist als beim Obernachenprofil. Der Plagioklas
zeigt zur Hauptsache Mosaikstruktur, gelegentlich ist diese in kleinen
Die
Bereichen etwas diffus versch wommen; oft treten aber auch grossere,
amobenartige
Individuen auf. Eine
frische Kristalle mit
zone
Spaltrissen,
Anhaufung
grosserer
Idioblasten, als
wurde im zentralen Teil der Pontino-
beobachtet.
Biotit ist im
Gegensatz
zur
Zone des Sasso Rosso fast uberall verbrei¬
tet, sein Gehalt schwankt zwischen 15 und
schwarzbraune,
rissen weist
er
tunnels eine
griinbraune Absorptionsfarbe
meist eine
25%.
Parallel
zu
den
im Bereiche des
auf. Hellbraune
Spalt¬
Gotthard-
Absorptions-
farben sind die Ausnahme.
Muskovit-Serizit hat wie der Biotit wieder
an
Bedeutung
gewonnen
und kommt in den meisten Gesteinen vor, sein Gehalt iiberschreitet
vor
allem in der ostlichen Pontinozone
prozent. AufFallig
in vielen Fallen 25 Volumen-
—
ist das Vorherrschen
—•
von
grobschuppigem
Muskovit
im siidlichen Teil der Pontinozone.
Chlorit tritt
gegeniiber
im nordlichen Teil der
er
der Zone des Sasso Rosso deutlich zuriick. Nur
Pontinozone,
gelegentlich 15—20%
wo er
dann meist
primar ist,
nimmt
des Volumens ein.
Hornblende ist der vorherrschende
lichen Pontinozone. Sie ist
ausser
Gemengteil
vor
allem der nord¬
in feinnematoblastischen Hornblende-
Amphiboliten immer zersetzt und fiihrt zahlreiche Einschlusse, welche parallel zur Schieferung orientiert sind. Im Westen ist
sie im allgemeinen relativ gut eigengestaltig, im Osten ist sie haufig vollschiefern und
kommen xenoblastisch.
R. H.
446
Steiger
vor. Die Durchmesser sind haufig
Garegnastollen sind sie bis zu 1,0 cm und
sind sie gut idiomorph, bald nur massig und
Granat kommt in vielen Gesteinen
kleiner als 0,5 cm,
nur
im
gewachsen. Bald
haufig zeigen sie auch vollkommen
grosser
xenoblastische Formen. Im Westen
sind sie meist voller Einschliisse, welche fast immer
ferung
des Gesteins
liegen,
in den ostlichen Profilen mehrheitlich
angeordnete
parallel
zur
Schie-
zahlreichen Einschliisse
wahrend die
weniger
beliebig angeordnet
sind.
S-formig
Einschliisse sind in dieser Zone kaum anzutreffen.
festgestellt werden. Mehr als
Silikat-Karbonatgesteine hingegen fiihren oft
Karbonat kann fast in alien Gesteinen
3—5%
30% Karbonat.
Zoisit-Epidot ist akzessorisch in alien Gesteinen vorhanden
neben Karbonat Hauptgemengteil der Kalksilikatgesteine.
sind aber selten.
uber
und ist
Die Akzessorien der Pontinozone wechseln im Streichen. Im Bereich
des Gotthardtunnels und des Lucendrostollens treten die im Osten relativ
Sagenit, Turmalin, Staurolith und
uberhaupt. Disthen wurde in der
Pontinozone nirgends festgestellt. Allgemein verbreitet sind hingegen
Apatit, Rutil, Magnetkies, Pyrit und Titanit.
haufig
anzutreffenden
Zirkon
nur
Akzessorien
selten auf oder fehlen
Textur und
Regelung
Die Textur der Gesteine ist im Diinnschliffbereich im
allgemeinen
kristallisationsschiefrig. Gegen die Grenze zur Pratoserie oder den Soresciagneis hin wird sie oft lagig, im Siiden ist sie
gelegentlich gefaltelt.
Die Glimmer zeigen eine gute bis ausgezeichnete N-S verlaufende
Regelung, in serizitreichen Schiefern ist auch die dazu par allele Kleinfaltelung gut erkennbar. Die Hornblendegarben sowie die groben Hornblendeporphyroblasten sind kaum orientiert. Sie durchschlagen haufig
die Texturflachen. Nur das feinfilzige Hornblendegewebe der dunkeln
Hornblendeschiefer und Amphibolite ist streng parallel zur Glimmer
lineation angeordnet. Die Gesteine der Pontinozone weisen eine typisch
stromatitische Lagerung auf. Die Grenzen zwischen den verschiedenen
Lagen sind jedoch im allgemeinen etwas verschwommen und unterdeutlich bis gut
-
scheiden sich dadurch
von
der nordlich anschliessenden Pratoserie.
3. VERLAUF DER
ZONEN
(vgl. Fig.
Abschatzung der Machtigkeit der
Tremolaserie ergibt folgende Resultate:
Eine
2 auf S.
448)
oben definierten drei Zonen der
Petrographie
und
447
des siidlichen Gotthardmassivs
Geologie
Tabelle 14
Lucen-
Gott-
R. d.
R. d.
dro
hard
Nelva
Fon-
(I)
(II)
(III)
tanelle
Profil
Orello
Stab-
Garegna
Corandoni
(VI)
(VII)
biello
(IV)
Machtigkeit
(V)
in Metern
Stollen:
Pontino-
850
825
650
850
900
850
mind. 300
Oberfl.
zone
450
Zone des
600
450
925
225
600
50?
Sasso
Rosso
Nelvazone
Die
am
Gotthard recht
auszukeilen;
150
machtige
letzte Aufschluss. Ihre grosste
Nelvazone
Nelvazone scheint gegen Osten rasch
im Bachtobel westlich Rutan dei Sassi befindet sich der
Westrand
am
des
Machtigkeit von ca. 1,0 km erreicht die
Untersuchungsgebietes zwischen Motto
Bartola und Fondo del Bosco. Nach Hamster
(1958,
p.
329) werden die
siidlichen Schichten der Zone gegen Westen sukzessive
abgeschnitten.
von
der Trias
Nordlich Villa im Bedrettotal verschwinden sie unter der
Trias.
Die Zone des Sasso Bosso schwillt gegen Osten im Bereich des Profils
von
Orello nochmals
Profil
von
Alpe
zu
Machtigkeit an; sie fehlt aber im
Oberflachenprofil iiber dem Garegna-
etwas grosserer
Stabbiello und im
stollen.
Im
Garegnastollen
selber kann sie nicht mit Sicherheit
nachgewiesen
graphitfiihrenden Gesteine sowie der
Granatserizitphyllithorizont fehlen. Der hohe Karbonatgehalt, das Auftreten von Quarziten sowie der allgemeine Charakter der am Kontakt
gegen die Trias ca. 30 m machtigen Gesteinsfolge machen es aber durchwerden, da
aus
die charakteristischen
wahrscheinlich, dass
es
sich
um
Gesteine der nordlichen Grenzzone
zwischen der Sasso Rosso- und der Pontinozone handelt.
Der Verlauf der Zone des Sasso Rosso gegen Westen ist
da Haener diese Zone nicht
kommen
graphitfuhrender
in seiner Zone
p. 342 und
von
334).
ausgeschieden
unbestimmt,
hat. Immerhin ist das Vor-
Gesteine in der siidlichen Nelvazone und auch
Motto di Dentro ausdriicklich erwahnt
(Hafner 1958,
R. H.
448
Eine recht
Steiger
bestandige Machtigkeit
weist die Pontinozone auf. Nur
beim Profil Orello wird sie auf Kosten des hornblendereichen nordlichen
voriibergehend
Teiles
bei Pian Murinascia
bestehen
Ihre
aus
etwas schmaler. Sie wird ostlich des
von
hornblendereichen Gesteinen des nordlichen Teils der Zone.
grosste Machtigkeit (ca.
Untersuchungsgebietes
des
900
m) zeigt die Pontinozone westlich
nordlich Villa im Bedrettotal. Der westlichste
Aufschluss befindet sich im Riale di Ronco;
(vgl.
ungefahre Verlauf der Zonen
Kartenskizze Fig. 2 wiedergegeben.
Der
2.
Gliederung
der
ostlichen
Massstab 1
4.
er
Hafner 1958, p.
nordlichen Teil der Zone
Fig.
Lago Cadagno
der Trias uberfahren. Die letzten Aufschlusse
:
im
umfasst
nur
noch den
321).
Untersuchungsgebiet
ist auf der
Tremolaserie; ungefahrer Verlauf der Zonen.
50000, I—IV Profllspuren.
URSPRtTNGLICHE SEDIMENTARE GESTEINSFOLGE DER
TREMOLASERIE
Ausgangsmaterial der Tremolaserie
soil von Siiden nach Norden besprochen werden:
Die Nelvazone ist ungefahr zu je 35—40% aus sedimentogenen,
chloritarmen Glimmergneisen und Glimmerschiefern (mehrheitlich GraDas
urspriingliche,
sedimentare
Petrographie
und
des sudlichen Gotthardmassivs
Geologie
449
natserizitphylliten) aufgebaut, etwa je 10% werden von Hornblendegesteinen und Quarziten und 5% von Silikat-Karbonatgesteinen eingenommen. Das Gesteinsmaterial, welches der Nelvazone zugrunde liegt,
muss deshalb wohl zum grossen Teil aus Ton, mergeligem Ton und tonreichem Mergel bestanden haben. Einlagerungen von sandig-dolomitischen Tongesteinen sowie von tonig-kalkigen Sandsteinbanken oder sandigen Dolomiten und Kalken waren in dieser Zone von untergeordneter
Bedeutung.
Die Zone des Sasso Bosso besteht aus vielleicht 30% Chloritglimmerschiefern, 25% Chloritglimmergneisen, 25% Hornblendeschiefern und
-gneisen, welche oft ziemlich Chlorit fiihren, 10—15% Quarziten und
5—10% Silikat-Karbonatgesteinen. Diese Gesteine sind zur Hauptsache
aus tonreichen Mergeln oder mergeligen Tonen entstanden, welche vermutlich stark von tuffogenem, basischem Material durchsetzt waren. Ein
Indiz fur hohe Bildungstemperatur (> 600°, vgl. Ramdohb 1960, p. 898)
zumindest eines Teiles des Ausgangsmaterials ist in den zonaren, entmischten Ilmenitkristallen zu sehen, welche gelegentlich in Gesteinen
dieser Zone gefunden werden. Auch Banke von sandig-dolomitischen bis
sandig-mergeligen Tonen spielten eine wichtige Rolle. Etwas zuriicktretend kamen Horizonte von kalkigen oder feldspatfiihrenden Sandsteinen sowie von sandigen Dolomiten oder Kieselkalken vor.
Aus schatzungsweise je 30% sedimentogener Glimmergneise und
Glimmerschiefer, 15% Hornblendeschiefern, 10% Hornblendegneisen
sowie je 5% Amphiboliten, Silikat-Karbonatgesteinen und Quarziten
setzen sich die Gesteine der Pontinozone zusammen. Diese sind hauptsachlich aus mergeligen Tonen oder tonreichen Mergeln sowie sandigdolomitischen Tonen herzuleiten. Nur
dolomitischen
kalkige
Mergeln, sandigen
untergeordnet
treten Banke mit
Dolomiten und Kalken sowie
tonig-
Sandsteine auf.
5. VERGLEICH MIT
Im Raume der Schweizer
AHNLICHEN SERIEN
Alpen gibt
es
keine
pratriadische
Gesteins-
serie, welche genau die gleichen Merkmale aufweist wie die Tremolaserie.
Dennoch ist nicht anzunehmen, dass diese Zone am Sudrand des Gott¬
hardmassivs
einzig in ihrer Art ist.
Ein Vergleich der mesozoischen Gesteine der Pioramulde, welche ja
alpin unter gleichen Bedingungen wie die Tremolaserie umgewandelt
wurden, mit gleichaltrigen Sedimenten der Scopimulde oder des benachbarten Penninikums zeigt deutlich, dass die alpine Metamorphose am
R. H.
450
Siidrande des Gotthardmassivs
selben
—
valenter
—
Steiger
zum
Teil
besonders intensiv gewesen ist.
kann anderswo
Gesteinskomplex
alpinen Metamorphosegrad
infolge
Stauwirkung desEin der Tremolaserie aquidurchaus einen niedrigeren
der
aufweisen.
Eine auffallende chemische Ahnlichkeit mit den Gesteinen der Tremola¬
serie weisen die
sogenannten alteren Casannaschiefer (Wbgmann 1922,
p. 22), insbesondere die von Woyno (1911) beschriebenen glaukophanfiihrenden Casannaschiefer des mittleren Val de Bagnes auf.
alk/c- und im k-mg-Diagramm stimmen die Variationsfelder der
zum grossen Teil uberein (vgl.
P. Niggli u. a. 1930, p. 339—351, besonders Fig. 27, 35—38).
Die Tremolaserie scheint im allgemeinen etwas kalkreicher zu sein.
Im k-mg-Diagramm iiberlappt das Glaukophangesteinsfeld zum Teil etwas
das Feld der Tremolahornblendegesteine. In der Tat zeigt die Hornblende
der Tremolaserie parallel ny eine blaulichgriine Absorptionsfarbe und
Im al
—
Tremolaserie und der Casannaschiefer
weist einen bedeutenden Anteil
an
Alkalihornblendemolekiil auf. Der
Glaukophanreichtum der Casannaschiefer vom Val de Bagnes wird auf
den speziellen Chemismus des Ursprungsgesteins (vgl. S. 451) zuriick-
gefiihrt.
Gesteinstypen beider Serien
geringeren Metamorphosegrad der
Auch die
etwas
Woyno
(1911,
„Ungeachtet
p.
156) fiihrt
ihrer grossen
wortlich
sind sich
abgesehen
—
Casannaschiefer
—
vom
ahnlich:
aus:
Mannigfaltigkeit
bestehen die Casannaschiefer
aus
einer beschrankten Anzahl Mineralien, welche in alien Gliedern wiederkehren. Die
Unterschiede zwischen den einzelnen
Gesteinstypen
werden
hauptsachlich
Mengenverhaltnisse hervorgerufen, wobei die bei
vorherrschenden Komponenten bei den anderen bis auf einen
herabsinken konnen." (Vgl. dazu S. 397.)
den
wechselnde
einen
minimalen
durch
Typen
Betrag
Bagnes sind nach Woyno zur HauptGlaukophan, Epidot, Chlorit, Serizit, Albit, Quarz und Kalzit
aufgebaut. Akzessorisch treten regelmassig Titanit und Rutil auf. Auf
gewisse Gesteinsarten beschrankt sind Sismondin, Turmalin und Granat.
Die Casannaschiefer des Val de
sache
aus
der eine etwas umfassendere
Einteilung der
Bagnes vorgenommen hat, fiihrt folgende Gesteinstypen an: Quarzitgesteine (darunter turmalinfiihrende
Serizitquarzite und Graphitoidquarzite), Albitgneise (Serizitalbitgneise,
Epidotalbitgneise), Phyllite (darunter Graphitoidphyllite und Sismondingranatphyllite), Glaukophanite (darunter Granat- und Pistazitglaukophanite), Glaukophanalbitschiefer, Albitamphibolite (Zoisit-, Granat-,
Chlorit-) und Chloritschiefer.
Tschopp
(1923,
p.
97),
Casannaschiefer des oberen Val de
Petrographie
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
Glaukophanalbitschiefer und Chloritschiefer wurden
(1911, p. 141) als Prasinite zusammengefasst.
Vallet (1950, p. 338) fuhrt diese Bezeichnung wieder
Die
Gesteine, fuhrt
eine etwas andere Klassinkation der
451
von
Woyno
ein. Er
aber keine
gibt
prinzipiell
auf.
Hingegen fehlen in seinem Gebiet (Val d'Herens und
d'Heremence)
Glaukophangesteine.
Gelegentlich wurden auch in der Tremolaserie, allerdings stark unter-
neuen
Typen
Val
die
geordnet, Hornblende- und Chloritgesteine gefunden, welche unter dem
Mikroskop die typische poikiloblastische Prasinitstruktur aufweisen.
In der Art ihres Auftretens sind die Gesteine der alteren Casanna-
schiefer den
Tremolagesteinen
durchaus
aquivalent.
Woyno (1911, p.
140)
schreibt:
„Das erste,
lich
starker
was
bei den Casannaschiefern
Gestemswechsel
Selten
ins Auge fallt, ist em ausserordentlrgendeme Gestemsvarietat auf einer
ist
grosseren Strecke ganz emheitlich. Deshalb lasst sich die
nur
summarisch, jeweilen nach
angeben.
Jeder Versuch, genauer
Recht ubereinstimmend
das
der
Ausgangsmaterial
und Tschopp
(1923,
zu
am
kartieren,
aussern
Verteilung
ist
vergeblich
"
.
.
sich die verschiedenen Autoren uber
der Casannaschiefer. Naeh Woyno
p.
202)
der Gesteine
betreffenden Orte vorherrschenden Art
(1911,
p.
207)
wird angenommen, dass den Gesteinen des
eruptivem Material in Form von
basaltischen bis theralitischen Tuffen zugrunde liegen.
Fur den Raum des Val d'Herens glaubt Wegmann (1922, p. 21), dass
der grosste Teil der Casannaschiefer einer machtigen, unruhig wechselnden sandig-tonigen Ablagerung entstammt, wobei im unteren Teil der
Serie Gesteine dazwischenliegen, -welche aus Tuffen diabasischer und porphyritischer Herkunft entstanden sein durften.
Zu einem ahnlichen Schluss kommt auch Vallet (1950, p. 388), welcher die Grungesteine in den unteren Casannaschiefern von alten Gabbros,
Val de
Bagnes
Sedimente vermengt mit
Diabasen, vulkanischen Tuffen oder Spiliten herleitet. Dieser Autor weist
ferner darauf
hin, dass die Casannaschiefer im Raume des Val d'Herens
und des Val d'Heremence teilweise albitisiert worden sind.
notwendigen
Grungesteine
natronreichen
in
Losungen
Verbindung gebracht.
werden
mit
der
Die Gesteine der alteren Casannaschiefer sind durch die
morphose
nur
epizonal uberpragt
Die dazu
Intrusion
alpine
der
Meta¬
worden. Sie umfassen sowohl Gesteins-
Epidotamphibohtfazies.
der Tre¬
altersmassige (vgl. S. 456)
Parallelisierung
molaserie mit den alteren Casannaschiefern ist auf Grund der angefuhrten
typen der GrunschieferEine
wie
—
Tatsachen sicher vertretbar.
auch der
auch
—
452
R. H.
Steiger
Ablagerungsraum der den Casannaschiefern der Bernharddecke
zugrundeliegenden Sedimente muss bedeutend sudlicher gelegen haben
als derjenige der Tremolaserie. Gewisse fazielle Unterschiede und etwas
verschiedenartige Ablagerungen (insbesondere beziiglich Kalk- und Dolomitgehalt) sind daher zu erwarten. Auch war die Durchmischung der
urspriinglichen Casannasedimente mit Eruptivmaterial (in Form von
Intrusionen, Ergiissen oder Tuffablagerungen) viel intensiver als in der
Tremolaserie, wo sich mit einiger Sicherheit nur ein bescheidener Anteil
von pyroklastischem Material annehmen lasst.
Der
6. ABLAGERUNGSBEDINGUNGEN DER TREMOLASERIE
Metamorphe
Differentiation oder metasomatische
der Tremolaserie
nur
eine unbedeutende Rolle
Ereignisse haben sie nur
Der stetige Wechsel
en
Vorgange haben in
gespielt. Auch tektonische
bloc betroffen.
der Gesteinsarten der Tremolaserie sowohl im
Streichen wie im Profil, das rasche Auskeilen auch
stellt somit ein direktes Abbild der
machtiger Horizonte,
Ablagerungs-
wechselvollen
unruhigen,
bedingungen der urspriinglichen Sedimente dar.
Das lagenweise Auftreten von Dolomiten und sandig-dolomitischen
Tonen lasst auf zeitweise marine Sedimentation schliessen. Gelegentlich
vorkommende Arkosesandsteine und Konglomerate oder Psephite deuten
andererseits auf Festlandablagerung hin. Von Zeit zu Zeit setzten sich
vulkanische Tuffe ab, welche verschwemmt und mit Sedimenten vermengt
wurden. Verschiedene eigenartige Gesteinsbilder der Tremolaserie lassen
sich vielleicht von einer sedimentaren Kreuzschichtung herleiten. Aber
auch Anzeichen organischen Lebens sind erhalten geblieben in Form von
graphitischem Pigment, welches zahlreiche Gesteine durchsetzt.
7. ZUR
ALTERSFRAGE DER TREMOLASERIE
Das Alter der Tremolaserie
(1907,
p.
war
seit
491) und L. Hbzneb (1909,
p.
hangs im Streichen mit jurassischen
jurassisches Alter angenommen.
jeher
216)
Schiefern"
Auf Grund eines „Kohlevorkommens"
bbrgbe
hard bis
Perms.
(1908, p. 528)
zur
die
Rauhwacke
umstritten. Noch C. Schmidt
haben ,,wegen des Zusammen-
am
(Nufenenschiefer)
Giubine deutet Konigs-
„Glimmerhornblendeschiefer sudlich
von
Airolo" als
ein
Aquivalente
vom
Gott-
des Karbons und
Petrographie
Geologie
und
des sudlichen Gotthardmassivs
453
Schon in seiner
Diplomarbeit (Steiger 1957, p. 14) konnte der Vergraphitfiihrenden Schiefer vom Giubine
in
nicht
der
Tremolaserie liegen. Anlasslich der Neu(mit ca. 5% C)
kartierung des Untersuchungsgebietes (im Massstab 1 : 10000) wurde
fasser aber nachweisen, dass die
sogenannte Giubineserie vom augenfuhrenden Soresciagneis s. s.
abgetrennt (vgl. Taf. VI). Das KdNiGSBERGERsche Kohlenvorkommen
liegt demnach in dieser Giubineserie, welche gegen Siiden stets durch den
eine
mehrere hundert Meter
serie
getrennt
Wenn
aus
machtigen Soresciagneis
s. s.
von
der Tremola¬
ist.
diesem Grund die ,,Kohle
vom
Giubine" nicht fur eine
direkte Altersrelation der Tremolaserie
beigezogen werden darf, so muss
dass
auch
in
den sudlichen Tremolaschiefern
werden,
festgestellt
doch
graphitfuhrende
Gesteine recht verbreitet sind.
Konigsberger
metamorphisierter
Gotthardgesteine.
(1909,
p.
858) schliesst
auch auf Grund
Gesteine in der Trias auf
von
pratriadisches
Gerollen
Alter der
Seither hat sich durch die
Eichenberger
(1924, p.
Kartierungen von Krige (1918, p. 9) und
458) die stratigraphische Diskordanz zwischen
Trias und nordlich anschliessenden Gesteinen des Gotthardmassivs immer
deutlicher
Wie
gezeigt.
Fig. 2 auf S.
aus
448
hervorgeht,
Diskordanz auch in der Val Canaria
Tremolaserie
ist eine primare stratigraphische
offensichtlich, wo die drei Zonen der
der Trias in flachem Winkel gegen Osten
abgeschnitten
(Tm.
88,8 ab SP) bis zum Garegnastollen (Tm. 1049 ab SP) der gleiche, wenige
Meter machtige Quarzit als Basis der triasischen Ablagerungen (vgl.
von
werden. Dabei konnte
S.
an
alien Aufschliissen
vom
Gotthardtunnel
397) beobachtet werden.
der Tremolaserie
jedoch verlauft immer konkordant
zum
Garegnastollen konnte keine Diskordanz zwischen
der Grenzflache Tremolaserie-Trias und der Schieferung der Tremola¬
serie festgestellt werden.
Wahrend also das pratriadische Alter der Tremolaserie gesichert ist,
bestehen fur eine nahere Eingabelung des Alters keine direkten Beziehungen mehr. Eindeutig ist nur der im Vergleich zu den nordlich an¬
schliessenden Zonen (Pratoserie und Soresciagneis) geringere Metamorphosegrad der Tremolagesteine. Jene sind durch mehrere zum Teil ultrametamorphe Umwandlungsprozesse so homogenisiert worden, dass samtDie
Schieferung
Kontakt. Auch im
Spuren einer sedimentaren Ablagerungsstruktur, welche in der nur
mesometamorphen Tremolaserie so offensichtlich sind, verwischt wurden.
Die Tremolaserie war auch nie einer Ultrametamorphose ausgesetzt, denn
liche
R. H.
454
Steiger
die dadurch entstandenen Strukturen lassen sich nicht durch eine retro¬
grade
mesozonale
Umwandlungsphase
ausloschen
(vgl.
auch Hafner
1958, p. 358).
Das Auftreten
von
steilen Faltenachsen in der Pratoserie
und Hafner 1958, p. 296 und
(vgl.
S. 486
welclie in der Tremolaserie
306),
vollig
fehlen, lasst auf eine Diskordanz zwischen den beiden Serien schliessen.
Die scharfe
Metamorphosegrenze
zwischen den beiden Serien deutet
nach Hafner (1958, p. 358) darauf hin, dass die Tremolagesteine zur
Zeit der Ultrametamorphose der Cavannaserie noch gar nicht sedimentiert
der
Es ist auch
waren.
denkbar, dass
alpinen Gebirgsbildung
Metamorphosegrenze
ans
dass diese
die Tremolaserie erst im Verlaufe
Gotthardmassiv
angeschoben
wurde und
eine tektonische Diskordanzflache dar-
stellt.
Dennoch kann mit
Tremolaserie
junger
einiger
Sicherheit angenommen
ist als die Pratoserie und der
mit anderen
letzteren
gehoren
pisgneis,
Zone des Piz Paradis und der
Paragesteinen
werden, dass die
Soresciagneis.
Diese
des Gotthardmassivs
(Gus-
Mottanaira)
zu
den altesten
Gesteinen des Gotthardmassivs; sie wurden bei der Intrusion des Streifen-
gneismagmas
zum
Teil stofflich verandert
H. M. Htjber 1943, p.
(Ambuhl 1928,
p.
278, und
247).
Altersbestimmungen von Grunenfelder (1962) weist der
Zirkon des Streifengneises ein Pb207 / Pb206-Alter von 560 + 90 Mio. Jahren
auf (U238/Pb206 485 + 20, U235/Pb207 520 + 25 Mio. J.). Das vorliegende
Zirkonalter ist also etwas diskordant und gibt einen Minimalwert an.
Nach der Altersskala von Ktjlp (1960) sind demnach der Streifengneis
ins obere, die altesten Paragesteine des Gotthardmassivs ins tiefere Prakambrium zu steilen. Damit gewinnen die von R. Staxjb (1948) geausserten Ansichten iiber das prakambrische Alter des alpinen Grundgebirges
Nach den
entscheidend
an
Gewicht.
dem Streifengneis und der Tremolaserie bestehen keine
Zusammenhange. E. Niggli (1944, p. 125) hat einen ersten
Versuch unternommen, die Paragneise des gotthardmassivischen Altkristallins stratigraphisch zu gliedern. Dabei wahlt er als chronologischen
Vergleichsmassstab die magmatischen Zyklen der Intrusion des Streifengneismagmas und des Medelsergranit-Cristallinagranodiorites. Die Tre¬
Zwischen
direkten
molaserie bezeichnet er,
als
zusammen
mit der Tenelin- und Borelzone
u. a.
und weist darauf
hin, dass
nachstreifengneisisch,
vorgranitisch
Gruppe vielleicht Quarzite als Leitgesteine angesehen werden
aber
fiir diese
konnen.
Fiir die Tenelin- und Borelzone ist das
nachstreifengneisische
Alter
Petrographie
nach H. M. Huber
nungen seitens des
Geologie
und
(1943,
p.
des siidlichen Gotthardmassivs
455
238) wahrscheinlich, da Injektionserschei-
Streifengneismagmas
fehlen.
Andererseits wurde der
Quarzit der Borelzone durch den Medelser-
granit kontaktmetamorph
verandert und ist daher alter als derselbe.
Grunenfelder hat das Zirkonalter des
Mio. J.
(also Karbon)
Medelsergranites zu 290 bis 340
Quarzitfuhrung sind Tenelin-
bestimmt. Neben der
und Borelzone auch sonst in ihrem Gesteinsinhalt der Tremolaserie durch-
analog; sie zeigen vielleicht einen hoheren herzynischen Metamorphosegrad. Sie sind vermutlich gleichzeitig mit der Tremolaserie abgelagert und anlasslich der herzynischen Gebirgsbildung eingemuldet und
umgewandelt worden.
aus
Die
Tremolaserie
scheint
demzufolge
kambrium und dem Karbon sedimentiert
zwischen
dem
oberen
Pra-
Anhaltspunkte fiir ein
karbonisches Alter sind nicht vorhanden; sparlicher Graphitgehalt
(<3%) wie ihn einige sudliche Tremolaschiefer aufweisen, ist auch aus
bedeutend alteren Schichtkomplexen bekannt. Auch die als Permokarbon
zu
sein.
bezeichneten Gesteine der Urseren-Garveramulde lassen sich kaum mit
der Tremolaserie
parallelisieren,
merat- und mikroklinfuhrenden
da ihr die
Psephit-
Teil
machtigen kongloPsammitgneise der nbrd-
zum
und
lichen Muldenzone fehlen. Diese letzteren sind nach E. Niggli
p.
205) auch
in ihrem Chemismus deutlich verschieden
von
den
(1944,
iibrigen
altkristallinen Gesteinen des Gotthardmassivs.
In den Schweizer
Alpen
konnte
bislang
kein
Altpalaozoikum
nach-
gewiesen werden; die Tremolaserie muss also wohl zum alpinen Grundgebirge im Sinne R. Staubs15) gerechnet werden und diirfte moglicherweise prakambrisches Alter aufweisen.
Cornelius (1935, p. 94) fasst auf Grund von Beobachtungen in den
ostlichen Alpen die Casannaschiefergruppe (Quarzphyllite) als vorpalaozoisch auf; Staub (1948, p. 432) bezeichnet diese epimetamorphen Quarz¬
phyllite als jiingstes, oberstes Glied des alpinen Grundgebirges und vergleicht sie mit der jotnischen Formation des Baltikums oder den Sparagmiten.
Nach Staxjb
439) mag ein Teil der obersten penninischen
Karbon gezahlt werden, fiir einen anderen
die Frage offen, ob sie nicht epimetamorphe Aquivalente der
(1948,
Casannaschiefer noch
Teil lasst
er
oberalgonkischen
15)
R. Statjb
p.
zum
dunklen
(1948,
p.
427)
Tonschieferfolgen
betrachtet
alpines Grundgebirge, welches
palaozoisohen Sedimenten liegt.
liches
nur
seien. Diese Ansicht Staubs
jenes metamorphe Gebirge
als
eigent-
nachweisbar unter den altesten fossilfiihrenden
R. H.
456
wird
zwar von
Vallbt
(1950,
Steiger
334) abgelehnt, welcher glaubt, dass die
Teil Permokarbon sind; Vallet deutet
p.
Casannaschiefer zum grossen
immerhin darauf hin, dass ihre Basis sehr alt sein konne.
Die
von
Wegmann
stratigraphisch
tiefer
p. 22) als altere Casannaschiefer (weil
bezeichneten Gesteine der Bernharddecke,
(1923,
liegend)
welche auch die Casannaschiefer Woynos des mittleren Val de
umfassen, sind nach Staub (1948, p. 432)
von
Bagnes
der wirklichen Casanna-
schiefer-Quarzphyllitgruppe abzutrennen und alteren hoher metamorphen Serien des alpinen Grundgebirges zuzurechnen. Als Briickenschlag
zwischen den Ansichten Vallets und Statjbs kann andererseits ange-
werden, dass die alteren Casannaschiefer der Bernharddecke
nommen
infolge einer intensiveren alpinen Metamorphose
hoher metamorph sind, altersmassig aber durchaus der CasannaschieferQuarzphyllitgruppe Statjbs entsprechen.
Wie weiter oben dargelegt wurde, ist prakambrisches Alter der Tremolaserie denkbar. Weil diese Serie anderseits junger ist als die Intrusion
des Streifengneismagmas (mindestens 560 Mio. J.) muss sie wahrschein(nach Wegmann)
jiingsten Algonkium zugerechnet
lich dem
massig
nur
werden und konnte alters¬
den STAUBSchen Casannaschiefern und damit auch der
und der
jotnischen
Sparagmitformation entsprechen.
8. ZUR FRAGE DER ERUPTIVGESTEINE IN DER TREMOLASERIE
Neben
aus
aplitartigen Gangen,
welche schon L. Hezner
dem Gotthardtunnel beschrieben
molaserie sowohl
an
(1909, p. 198)
hat, wurden im Gebiete der Tre-
der Oberflache wie in den Stollen eine Reihe weiterer
Gesteine beobachtet, welche vermutlich ebenfalls
sind. Ihre Fundorte sind
(S. 521—557)
aus
den
durch die
gewisser
suchung
schlecht
Auf-
mogliche eruptive Herkunft
nahere Kartierung und Unter¬
auf
Gesteinsarten aufmerksam. Eine
dieser Gesteine ist
infolge mangelhafter
anderenteils wurde der Verfasser erst
abgrenzen,
mikroskopische Untersuchung
nur
der Tremolaserie
ersichtlich.
Im Feld lassen sich diese Gesteine einesteils
schlusse
eruptiven Ursprungs
Profilbeschreibungen
vorgesehen.
Untersuchungsgebiet (im Raume von Profil II) werden
hauptsachlich Albitgesteine angetroffen, welche gangartig, scheinbar
konkordant in die Tremolaserie eingelagert und besonders in der Nelvazone
angehauft sind. Im Zentrum des Untersuchungsgebietes (Alpe
Pontino-Orello sowie im Garegnastollen, vgl. Profile IV und VI) sind
Im westlichen
Petrographie
und
Geologie
457
des siidlichen Gotthardmassivs
Gesteine, welche moglicherweise eruptiven Ursprung haben, in der Pon-
angereiehert. Neben vereinzelten Albitgesteinen treten hier vor
Zweiglimmeralbitgneise auf, welche die sonst vorherrschenden Hornblendegesteine iiber grossere Bereiche verdrangen.
Die aplitischen, fast ausschliesslich albit- und quarzfiihrenden Gesteine
zeigen im Diinnschliff meist nur kataklastische Beanspruchung und weisen
kaum eine Regelung auf. Bei den dunkleren Zweiglimmeralbitgneisen
sind die Glimmer zwar deutlich geregelt, hingegen kommen vielfach
grossere Albitkristalle vor, welche nach dem Karlsbadergesetz verzwillingt sind und keinerlei Orientierung zeigen. Besonders die hellen, apli¬
tischen Gesteine scheinen durch die alpine Gebirgsbildung nur leicht
tinozone
allem auch dunklere
mechanisch beeinflusst worden
Schon Hezker
tischen Nachschube in
zu
sein.
215) betonte, dass die pneumatolytisch-aplider Tremolaserie, welche mit der Intrusion der
(1909,
p.
Gotthardgranite in Zusammenhang gebracht wurden, im Gefolge der
alpinen Dislokation aufgetreten seien.
Diese Ansicht steht im Gegensatz zur Tatsache, dass bisher im Gotthardmassiv keine Eruptivgesteine beobachtet werden konnten, welche
die mesozoische Schieferhulle durchschlagen oder kontaktmetamorph
verandert haben. Viele Autoren haben daher angenommen, dass die
schwache alpine Beanspruchung gewisser Eruptivgesteine auf das relativ
starre Verhalten derselben wahrend der Dislokation zuriickzufuhren sei.
hin, dass die Gneise aplitischer
alpine Schieferung und Striemung
zeigen und dass die Albitporphyroblasten alpin gewachsen seien. Er
lehnt jedoch die von Hezner (1909, p. 213) dargelegte Zunahme der
pneumatolytisch-aplitischen Gange gegen den Kontakt mit den Gotthardgraniten hin ab. Vielmehr zeigt er, dass die Gotthardgranite (insHaener
(1958,
Zusammensetzung
besondere der
p.
354)
weist darauf
in der Tremolaserie
Rotondogranit)
fur eine Zufuhr
aplitischen
Materials nicht
nimmt an, dass der hohe
(1958, p. 355)
Frage
Natriumgehalt gewisser Tremolagesteine auf eine beginnende metamorphe
kommen konnen. Hafner
in
Differentiation in der Tremolaserie selbst zuriickzufuhren sei, ohne dass
eine Zufuhr
von
Moglichkeit
an
her, als Quelle
Frage
aussen
her
stattgefunden
(p. 355), dass
am
hatte. Er deutet
im Falle einer Natronzufuhr
ehesten das Gebiet der nordlichen
jedoch
von
die
aussen
Tessineralpen
in
kame.
vorliegende Untersuchung ergab, dass die hellen aplitartigen
Gange vorwiegend am Siidrand der Tremolaserie angereiehert sind und
die alpine Metamorphose nur in geringem Masse erlebt haben. Es ware
denkbar, dass deren Intrusion im Zusammenhang steht mit den im nordDie
R. H.
458
lichen
Lepontin
wirksamen anatektischen
Hauptsache
Gebirgsbildung erfolgte.
sationen und daher
zur
E. Die
Die Mehrzahl der
Vorgangen
erst in einer
Metamorphose
1.
spaten
und StoffmobiliPhase der
alpinen
der Tremolaserie
GEFtfGE
Tremolagesteine (iiber 90%)
ist sicher sedimentarer
und zeichnet sich durch mehr oder
weniger schiefrige
Mikroskop lassen sich meist mehrere Generationen
Kristallen erkennen, deren gegenseitige Beziehungen im folgenden
Abstammung
Textur
von
Steiger
aus.
Unter dem
untersucht werden sollen.
Kristallgenerationen
In fast alien Schliffen konnen vier Arten
werden, welche
in nachstehender
von
Reihenfolge
Gemengteilen
beobachtet
entstanden sind:
grano-lepidoblastischen Grundgewebes (+ homooblastisches Quarz-Feldspat-(Karbonat)mosaik, parallel zur Schieferung geregelte primare Glimmermineralien wie Serizit, Chlorit und
Biotit, sowie feinnematoblastische Hornblende);
b) Porphyroblasten (Granat, Hornblende, Disthen und Staurolith), wel¬
che Teile des Grundgewebes eingeschlossen haben;
c) Querglimmer (hauptsachlich Biotite), welche nicht selten Grundgewebe eingeschlossen haben und vereinzelt auch in Porphyroblasten
eingedrungen sind;
d) sekundare Mineralien als Zersetzungsprodukte der Porphyroblasten
(Biotit und Chlorit), Querbiotite und Grundgewebebiotite (Chlorit)
sowie der Plagioklase (Serizit).
a) Gemengteile
Gelegentlich
als Mosaik
von
des
lassen sich auch Relikte eines alteren Gewebes
—
feinen, verunreinigten Quarz- und Feldspatkornern oder
nachweisen,
Feldspate
vereinzelte grossere stark zersetzte, reliktische
welche im Kontrast stehen
relativ frisch erscheinenden
Ofters kann auch als
bonatkristallisation in
zum
—
oben erwahnten oft
Grundgewebe
der
gut geregelten und
Schieferung.
Quarz-, eventuell Karkleinen, teils diskordanten Linsen festgestellt
jiingste
Generation eine
werden.
Insgesamt
meist
konnen wir also sechs Generationen unterscheiden:
Petrographie
Tabelle 15.
und
Geologie
[
des siidlichen Gotthardmassivs
Kristallgenerationen in
den
459
Tremolagesteinen
Gene¬
ration
1.
Alteres,
2.
Rekristallisiertes,
reliktisches
Quarz-Feldspattriimmermus.
grano-lepidoblastisches Grundgewebe (Quarz-Feldspat-
mosaik, Glimmermineralien und feinnematoblastische Hornblenden, alle
3.
parallel zur Schieferung geregelt).
Porphyroblasten (Hornblende, Granat, Disthen
4.
Querbiotite.
5.
Zersetzungsprodukte von Kristallen der 2.—4.
tuell Biotit und Serizit).
Quarz- und Karbonatneubildungen in Linsen.
6.
Wie in der Tabelle 16
generationen
und
Staurolith).
Generation
(Chlorit,
even-
Ausdruck kommt, sind diese Kristall¬
zum
in den verschiedenen
sedimentogenen Gesteinstypen
unter-
schiedlich vertreten.
Man erkennt eine deutliche Selektivitat der
quarz- und
feldspatreichen,
reliktische Struktur
Spaltrissen
sind
relativ
erhalten;
vor
Metamorphose.
Nur in
Gesteinen konnte sich eine
massigen
Quarzneubildungen
auch die
in Linsen und
allem in diesen Gesteinen anzutreffen.
Die Zer-
setzung der einzelnen Gesteinstypen ist ebenfalls verschieden weit fort-
geschritten. Ferner
und Querglimmer.
fehlen in
einigen
Gesteinsarten die
Porphyroblasten
Auch in der Verteilung auf die drei Zonen der Tremolaserie sind
gewisse Gesetzmassigkeiten zu beobachten: es kann von Norden gegen
Siiden sowohl eine Zunahme der Querbiotite (4. Generation) als auch der
Zersetzungsprodukte (Chlorit,
eventuell
Biotit) der
5. Generation kon-
statiert werden. Die nordliche und siidliche Zone der Tremolaserie
ferner im
teile der 1.
Vergleich
zur
Generation;
oder Linsen
mittleren bedeutend mehr reliktische
auch sind daselbst
(6. Generation)
viel
ist das auf den hoheren Gehalt
haufiger
Quarzneubildungen in
Kluften
anzutreffen. In beiden Fallen
relativ
an
zeigen
Gemeng-
massigen,
sich mechanisch
starrer verhaltenden Gesteine zuruckzufiihren.
Bewegungsphasen
Im Dunnschliff konnen nicht
einige Kristallgenerationen, sondern
gerichtete Bewegungsphasen nachgewiesen
werden. So hat zwischen der Bildung der 1. und 2. Kristallgeneration
eine kraftige Kataklase (I) stattgefunden, welche die Gemengteile der
auch mehrere
1. Generation oft bis
2. Generation
die
nur
verschieden
zur
Unkenntlichkeit zermalmte. Wahrend sich die
heranbildete, herrschte
Einregelung
der
neugebildeten
eine starke
Stressphase (II), welche
jetzt vorliegende
Mineralien in die
Glimmerschiefer
2.
6,
3
3
2,
2,
2
b) Zweiglimmerschiefer
c) Granatserizitphyllite
d) Chloritschiefer
Hornblendeschiefer
7.
b) porphyroblastische
a) feinnematoblastisehe
3,
2
2
6,
6
4,
5,
3,
6
Amphibolite
5
3,
6
2,
2,
'
Silikat-Karbonatgesteine
Kalksilikatgesteine
4,
5,
2,
Quarzite
5.
6,
2,
3
5,
5,
4,
4,
1,
3,
6
4,
2
5
4,
2
3,
6
3,
3,
6
5,
Hornblendegneise
c) Homblendegarbenschiefer
Hornblendeschiefer
b) porphyroblastische
2
5,
6,
4,
2,
a) Biotitserizitschiefer
a) feinnematoblastisehe
3
5,
6
2,
6
4,
c) Chloritgneise
d) Karbonatglimmergneise
4,
1,
5,
2,
3
6
2,
b) Zweiglimmergneise
4,
3,
5,
1
1
5
1,
4
1,
1,
1
1
1
1,
6
6
1
6
5,
5
4,
4
5
1
Reihenfolge
2,
6
in dei
—
3,
4
4
1
1
1
3
1
3
—
3,
Bedeutung
5,
5,
4
4
generationen
stallgenerationen
generationen
ihrer
Sehr seltene oder
Nur
fehlende Kristall¬
Verbreitete
untergeordnet
Gesteinstypen
vorkommende Kri¬
in den verschiedenen
Kristall¬
Kristallgenerationen
Varietat
der
a) Biotitserizitgneise
Verbreitung
4.
3. Hornblendeschiefer
Glimmergneise
1.
Gesteinstyp
Tabelle 16.
02
CO
o
Petrographie
und
461
des sudlichen Gotthardmassivs
Geologie
Schieferungsebene verursachte. Nach der Bildung der Porphyroblasten
(3. Generation) fand abermals eine Bewegung (III) statt, welche das
Grundgewebe leicht faltelte. Zwischen der Querbiotitbildung (4. Gene¬
ration) und der Zersetzung (5. Generation) erfolgte eine schwache Kataklase (IV), vor der Bildung der 6. Generation eine etwas starkere (V),
welche vermutlich auch Ursache fiir die Wellung des Gesteins ist und
schliesslich trat nach der Bildung der Kristalle der 6. Generation wiederum eine schwachere Kataklase
(VI) auf.
Makroskopische Gefiigemerkmale
Fast alle Tremolaschiefer lassen auf dem
zeichnete N-S
gerichtete
Hauptbruch eine ausgeAuge und unter
der Schieferungsebene lie-
Lineation erkennen. Von blossem
Mikroskop aussert sich diese in einer in
genden linearen Parallelanordnung von Mineralien der 2. Generation.
Besonders deutlich zeigt sich diese N-S Lineation bei stengeligen Mine¬
ralien der 2. Generation (Hornblende, eventuell Zoisit-Epidot); fast
uberall kann eine Parallelordnung und Langung von Glimmermineralien
der 2.
Generation (Serizit, Biotit) sowie eine Streckung der Quarz(eventuell der Plagioklas-)korner beobachtet werden.
Die phyllitischen Gesteine der Nelvazone zeigen des ofteren eine para¬
llel zur N-S Lineation verlaufende Kleinfaltelung, welche besonders im
dem
Querbruch
zum
Ausdruck kommt.
einige wiederum phyllitische Gesteine auch eine flach
liegende feine Wellung auf, welche im ganzen gesehen aber sehr
Ferner weisen
E-W
stark zuriicktritt.
Makroskopisch kann nur festgestellt werden, dass die E-W Wellung
jiinger ist als die N-S verlaufenden Bewegungsspuren; die N-S gerichteten Glimmerschuppen sind namlich durch die Wellung verbogen
worden.
Entstehung
Im
phasen
des
folgenden
Gefiiges (vgl. auch zusammenfassen.de Tabelle
soil versucht werden, die
festzustellen und mit den
Gefugemerkmalen
zu
Bichtungen
makroskopisch, im
parallelisieren.
Stressphase
Die N-S Lineation ist der
welche im Anschluss
an
(vgl.
der
466)
Bewegungs-
Feld sichtbaren
S. 459)
zuzuordnen,
die Kataklase I unter bereits erhohter Meta-
morphosetemperatur wirksam wurde.
Die Stressphase II war die weitaus
alpinen Metamorphose der Tremolaserie;
logisch
II
17 auf S.
starkste
Bewegungsphase
der
sie ist identisch mit der geo-
und tektonisch in grossem Rahmen in
Erscheinung
tretenden
462
S-N
R. H.
Bewegung
und
Steiger
erzeugte durch laminare Gleitung die Schieferung
Tremolagesteine: Die N-S Lineation stellt die
und N-S Lineation der
Transportrichtung
dar und ist somit eine a-Lineation.
um eine Faltelung senkrecht
Bewegungsrichtung handeln muss, geht daraus hervor, dass die erst
am Schluss der Bewegungsphase II entstandenen Granate der 3. Gene¬
ration wahrend ihres Wachstums in N-S Richtung (um eine E-W verlaufende Achse) gedreht wurden. Diese Granate weisen nur in Diinnschliffen parallel zum Langsbruch s-formige Einschlusse von Grundgewebe auf16).
Welche enormen Betrage die laminare Gleitung erreichen kann, hat
F. Becke (1924, p. 196) an einem „Granatporphyroblasten mit Einschlusswirbel aus einem Granatphyllit von Airolo" (ziemlich sicher aus
der Tremolaserie) berechnet. Er stellte einen Walzungswinkel von 320°
fest, was bei einem Korndurchmesser von 3 mm eine Verschiebung
der beiden das Granatkorn tangierenden Schieferlagen um 16,8 mm verursache. Bei einem Schichtpaket von 100 m Machtigkeit wiirde nach
Becke das Dach gegen die Unterlage um 560 m verschoben sein. Nach
W. Schmidt (1932, p. 53) muss der Betrag der tJberschiebung genau das
Doppelte gewesen sein (1120 m), weil auch die Reibung an der Vorderund Hinterflache des rotierenden Granats zu beriicksichtigen sei. Bei
einer grossten Machtigkeit der Tremolaserie von ca. 2400 m liegt damit
eine laminare Verschiebung der siidlichsten Nelvaschichten gegeniiber den
nordlichsten Pontinogesteinen um 20—30 Kilometer durchaus im Bereiche
des Moglichen.
falls
An orientierten Dunnschliffen konnte festgestellt werden, dass
des
erst
Gotthardmassivs
der
man von
spater erfolgten Facherstellung
abstrahiert und eine normale Auflage der Tremolaserie auf das alte
die Gesteine der Nelvazone
Massiv (mit geringem Siidfallen) annimmt
dem
Gotthardmassiv
der
Pontinozone relativ
aufliegenden
gegeniiber
Dass
es
sich
um
eine solehe und nicht
zur
—
—
gegen Norden verschoben wurden.
Die N-S
gerichtete Kleinfaltelung wurde zwischen der Bildung der
Porphyroblasten (3. Generation) und der Querbiotite (4. Generation)
erzeugt und ist einer schwachen E-W gerichteten Bewegung (III) zuzuschreiben. Sie steht senkrecht zur Transportrichtung und muss daher
als b-Lineation aufgefasst werden. Diese E-W Bewegung kann vielleicht
le) Eine Zuordnung dieser Drehung der Granate zur Bewegungsphase V (Entstehung des Linears II), wie das Wtjndeklich (1957, p. 6) fur die Pioramulde
annimmt, kommt nicht in Frage, da diese Phase in der Tremolaserie ausserst
schwach war und nur an vereinzelten Stellen die E-W Wellung erzeugte.
Petrographie
mit der
massivs
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
463
von Kvale (1957, p. 415) erwahnten Biegung des Gotthard¬
(mit starkstem Nordschub in der Gegend von Airolo) in Verbin-
dung gebracht
werden. Diese
Biegung konnte
aber erst
erfolgen, nachdem
die Schichten des Gotthardmassivs durch den Widerstand des Aarmassivs
steilgestellt worden waren.
Die Granatporphyroblasten
III bereits als storende starre
Querbruch
wirkten
zur
Korper,
welche in Schliffen
Zeit dieser
Bewegungsphase
parallel zum
zeigen, sondern wahrend
gerichtete Achse) das Grundgewebe auseinanderzerrten und Anlass gaben zur Bildung von Streckungshofen
(erfullt mit Quarzkristallen der 6. Generation).
Die Bildung der Querbiotite, welche im allgemeinen in einem Giirtel
parallel zur N-S Lineation oder Kleinfaltelung stehen, erfolgte vermutlich nach dem Erlahmen der Bewegungsphase III, aber immer noch
unter einem E-W gerichteten Stress. Die Querbiotite zeigen zum Teil
gefaltelte Einschlusse von Grundgewebe, meist aber haben sie dasselbe
beim Durchwachsen vollig resorbiert oder verdrangt.
Es mag als Zufall erscheinen, dass die durch eine E-W Bewegung
erzeugte N-S Kleinfaltelung parallel zur bereits bestehenden N-S Linea¬
tion (hervorgerufen durch eine S-N Bewegung) verlauft.
Dazu ist zu sagen, dass im Feld die Kleinfaltelung haufig nur an
phyllitischen (serizitreichen und biotitarmen) Gesteinen beobachtet wer¬
den konnte, wo die Feinheit der Serizitschuppen die N-S Lineation kaum
erkennen lasst. Die gleichzeitig auftretenden, eher sparlichen Biotite sind
meist Querbiotite, welche ja in der Endphase der die Kleinfaltelung verursachenden E-W Bewegung gebildet wurden. Desgleichen zeigen Gesteine, welche die N-S Lineation erkennen lassen, makroskopisch kaum
eine Kleinfaltelung. Eine kleinere Winkeldiskordanz zwischen Klein¬
faltelung und Lineation ware demnach denkbar. In der Tat sind aus
Diinnschliffen parallel zum Hauptbruch in sehr gut geregelten Gesteinen
der
nicht
nur
Drehung (um
Diskordanzen
tend
vom
eine
+
Lot
zur
von
zur
keine Einschlusswirbel
eine N-S
3—5° ersichtlich. Andererseits kann auch eine bedeuN-S Lineation abweichende
Lineation
Bewegungsriehtung noch
parallele Kleinfaltelung verursachen, insbesondere
stengelige Miner alien vorherrschen.
Richtung der hatahlastischen Phase IV, welche zum Teil die
Porphyroblasten zerbrach und den Weg fur die Zersetzung (Bildung der
Mineralien der 5. Generation) offnete, kann nicht ermittelt werden.
Hingegen scheint die Bewegungsphase V, welche die kleinen Spaltrisse
wenn
Die
und Kliifte aufriss, worin anschliessend die Mineralien der 6. Generation
kristallisierten, Ursache
zu
sein fur die schwache E-W
gerichtete Wellung.
464
R. H.
Steiger
Die Phase V ist eine erneute, schwachere S-N
erzeugte Wellung
Bewegung,
Auch die sehr schwache kataklastische Phase
durch die undulose
6. Generation
die
von
ihr
somit eine b-Lineation.
Ausloschung
VI, welche sich
sparliche Spaltrisse
und
in
nur
Quarzen der
aussert, kann nicht weiter gedeutet werden.
Glimmergneisen wurden eine Reihe von Gesteinen beschrie398), welche infolge ihres Chemismus, ihrer massigen Textur
Unter den
ben
und
bis
(vgl.
S.
porphyroklastisch-blastoporphyrischen Struktur auf eine intrusive
pneumatolytische Herkunft schliessen lassen. Besonders die hellen
quarzfiihrenden Gesteine zeigen
im Dunnschliff meist nur kataklastische Bewegungsspuren wie Mortelkranze und zerbrochene, undulos auslbschende Albiteinsprenglinge. Die
sparlich auftretenden Glimmer sind kaum geregelt, Biotit ist meist stark
zersetzt. Die Quarz- und Feldspatkorner sind isometrisch und zeigen
fast ausschliesslich albit- und
aplitischen,
keine
Langung.
moglich, dass
starken Stressphasen I
besonders die
vollig massigen Gesteinstypen die
nur noch in geringem
der
haben.
Ihre
Intrusion
kbnnte
Zeit der Porphyroerlebt
in
Masse
blastenbildung erfolgt sein und mag eine zusatzliche Erhohung der
Es ist
Temperatur
und II nicht mehr oder
bewirkt haben.
Diskussion
Die auf den vorangegangenen Seiten
dargestellte Abfolge
von
in der Tremolaserie steht
Kine-
Teil
Metamorphosevorgangen
und
zu den
etwas im Widerspruch zu den Feststellungen Kvales (1957)
Folgerungen, welche Wtjnderlich (1957 und 1958) sowie Nickel (1960)
aus ihren Beobachtungen in der Pioramulde gezogen haben.
Eine strittige Frage ist die Bedeutung und Interpretation der N-S
Lineation17).
matik und
Wtjnderlich
(1957,
p. 3 und 1958, p.
118) deutet die N-S
zum
Lineation
der Biindnerschiefer als
Biegefaltenachsen oder als Schnittund
von
Schieferung
Schichtung und somit als echte B-Achsen
geraden
im Sinne von Sander. Er folgert daraus (1957, p. 15), dass die Anlage
der N-S gerichteten Lineation nach den Deckenbewegungen des Penninikums erfolgte. An gleicher Stelle weist er aber auch auf die Moglichkeit
(Linear I)
der verschiedenen Autoren sind gleichbedeutend:
parallele Kleinfaltelung (Steigeb)
Striemung (Kvale
(Wtjnderlich 1957)
Glimmerstriemung (Hafneb, 1958)
17) Folgende Bezeichnungen
N-S Lineation und dazu
Linear I
1957)
Striemung (Nickel 1960).
E-W Wellung (Steigeb)
=
deblich
1957)
=
=
=
=
Linear II (WunWellung (Kvale 1957, p. 409)
E-WFaltelung (Nickel 1960).
Glimmerwellung (Hafneb 1958)
=
=
=
und
Petrographie
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
465
hin, dass die N-S Lineation in Richtung der Deckenbewegung gepragt
worden sein konnte, wobei Linear I einem B' senkrecht zum B des
Deckentransportes entsprache.
Nach Kvale
(1957, p. 427) zeigen alle Glimmerdiagramme im GottGtirtel, dessen B-Achse parallel zur Strie-
hardmassiv einen deutlichen
mung
(
N-S
=
Lineation)
verlauft und deshalb
einer E-W
eigentlich
als
Zeugnis
Bewegung aufgefasst
glaubt er, dass
in
der
alpine Hauptbewegung
Striemungsrichtung fortsetzt, wobei
die Einregelung der Glimmer viel scharfer in der Striemungsrichtung als
in der Schieferungsebene erfolgte. Auf p. 433 schreibt er, dass das resultierende Gefiige dasjenige eines typischen B-Tektonites geworden sei mit
der B-Achse parallel zur Striemung.
Nickel (1960, p. Ill) weist erstmals expressis verbis darauf hin, dass
die durch die N-S Lineation markierte Richtung zwei Bedeutungen habe:
einmal die Bedeutung einer laminaren Bewegung langs der Lineation,
sodann die Bedeutung einer Achse, die senkrecht zu einer rollenden, also
nichtlaminaren Beanspruchung stehe. Diese beiden Beanspruchungen
seien nacheinander erfolgt.
Ebenfalls umstritten ist der Zeitpunkt der Bildung der E-W gerichteten Wellung18).
werden sollte. Dennoch
sich die
Nach Wunderlich (1957, p. 15) und Hafner (1958, p.
jiinger als die N-S Lineation.
349) ist sie
Kvale
er
(1957, p. 408—410) aussert sich nicht direkt zu dieser Frage,
sagt aber, dass das Verhaltnis zwischen Schieferung, Striemung und
Wellung
Wellung
dasselbe sei wie in der Urseren-Garveramulde: dort ist die
ebenfalls
Nickel
(1960,
jiinger
p.
104)
als die
Striemung und Schieferung.
Wellung (-Faltelung) hingegen
macht die E-W
alter als die N-S Lineation.
Wttnderlich
(1958,
p. 139,
2) stellt die Einschlusswirbel in Granaten
der Pioramulde in
Zusammenhang mit der Entstehung des jiingeren
Linears II (E-W Wellung); er macht immerhin darauf aufmerksam, dass
der Bildungszeitraum der Granate teilweise alter als die E-W Wellung,
zum Teil auch alter oder gleichaltrig wie die Anlage des Linears I (N-S
Lineation) sein kann.
Nickel (1960, p. 106) ordnet die Drehung der Granatporphyroblasten
sowie die
Einregelung
zu, welche seine alte
des Fossils in E-W
(=
vor
telung erzeugt hat.
Die neue Interpretation
is) Vgl. Fussnote S.
464.
Richtung derjenigen Bewegung
entstandene) E-W Fal¬
der N-S Lineation
des
Zusammenspiels
von
Mineralbildung
und
R H
466
Tabelle 17.
Abfolge
Steiger
Mmeralbildung
Metamorphose der
von
der
und
wahrend
Bewegungsphasen
Tremolaserie
Generation
oder Bewe
gungsphase
1
(unreine Quarzkorner und stark
Kristallrelikte
einer
vor-
fruhalpmen Metamorphose
oder
Plagioklas)
zersetzter
oder des sedimentaren Aus-
gangsmaterials
I
Starke Kataklase
stalle der 1
(vermutlich
S-N
Bewegung)
•
Zermalmung
Generation ohne Rekristalhsation, erste
Anlage
der Kri-
der Schie-
ferung
2.
Kristallisation der Mineralien des grano
(gelangte Quarze,
feinnematoblastische
II
lepidoblastischen Grundgewebes
Plagioklas, Serizit, primarer Chlorit, Biotit,
Hornblende) wahrend der Bewegungsphase II.
evtl.
Starke
Bewegungsphase in S-N Richtung (alpme Hauptphase); ErzeuSchieferung durch lammare Gleitung, Einregelung und Strekkung der Mineralien der 2. Generation m N-S Richtung- N-S Lmeation
(a-Lineation
Richtung des tektomschen Transportes).
gung der
=
3.
Kristallisation
der
und
Disthen);
die zuerst
der
Stressphase
II
Porphyroblasten (Granat, Hornblende, Staurohth
gebildeten Granate noch unter dem Einfluss
S-N Richtung gerollt, Hornblende i. a. nach
in
Erlahmen der letzteren entstanden.
III
Schwaohe
Bewegung
in
E-W
Richtung (durch Biegung
massivs) erzeugt die Kleinfaltelung parallel
•
tion, senkrecht
4.
IV
zur
tektomschen
zur
Schwaohe Kataklase
aus
beansprucht
unbekannter
die
(b-Linea-
Transportrichtung stehend)
Bildung der Querbiotite noch unter der Nachwirkung
phase III. daher Einregelung in Gurtel ± parallel zur
Kleinfaltelung
blasten und
des Gotthard-
N-S Lineation
Richtung:
der
Bewegungs¬
N-S
gerichteten
zerbricht
Porphyro¬
Querbiotite.
der Porphyroblasten langs durch
Spaltrisse: Bildung von Chlorit und Biotit.
Kataklase IV erzeugter
5
Zersetzung
V
Starkere, teilweise kataklastische Bewegungsphase
m S-N Richtung (lm
Bedeutung): verursacht feme
Gestem, legt das Grundgewebe in feme E-W geriohtete
Wellung steht senkrecht zur sie erzeugenden Bewegung
Gotthardmassiv ohne grossere tektomsche
Spaltrisse
lm
Wellen. Diese
und ist somit
6
b-Ltneation.
Quarz-, eventuell Karbonatletztknstalhsationen
genssenen
VI
erne
Spaltnssen
Schwache kataklastische Phase unbekannter
lose
Ausloschung
und
in
durch Phase V auf-
und Kluften.
Spaltrisse
in
Richtung- erzeugt
Kristallen der 6. Generation.
undu-
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
467
Bewegungsphasen wahrend der Metamorphose der Tremolaserie
gedrangter Darstellung nochmals in Tabelle 17 zusammengefasst.
ist in
2. MINERALFAZIES
Die
Mineralvergesellschaftung der Tremolaserie spricht fiir eine alpine
Metamorphose unter Epi- bis Mesobedingungen; es treten Gesteine auf,
welche der hoher temperierten Griinschieferfazies bis hoheren Epidotamphibolitfazies zuzurechnen sind. Die kritische Gleichgewichtsparagenese Epidot-Andesin kann zwar vielfach beobachtet werden, hingegen
fehlt auch im kalzitreichen Milieu das Mineral Diopsid; die Grenze zur
Amphibolitfazies wird also wohl kaum iiberschritten worden sein (vgl.
Ramberg 1952, p. 150). Andererseits ist das gelegentliche Auftreten von
Chloritalbitgneisen (bei Fehlen von Granat und Aktinolith) typomorph
fiir die hoher temperierte Griinschieferfazies.
Allgemein kann festgestellt werden, dass die Pontinozone vorherrschend Gesteine der oberen Epidotamphibolitfazies umfasst, wahrend
den siidlichen Zonen der Tremolaserie
perierten Epidotamphibolit- oder
zum
vor
allem Gesteine der tiefer tem¬
Teil der Griinschieferfazies ange-
horen. Diese
Feststellung geht parallel mit der Beobachtung, dass
Tremolaserie der Anorthitgehalt des Plagioklases statistisch von
nach Norden zunimmt (vgl. auch Hafner 1958, p. 351).
Da wahrend der alpinen Hauptphase die Tremolaserie normal
vermutlich leichtem Sudfallen
—
in der
Suden
—
mit
auf dem alten Gotthardmassiv auf-
gelagert war (mit Nelvagesteinen im Hangenden und Pontinogesteinen
im Liegenden, vgl. S. 462), ergibt sich die hohere Umwandlungstemperatur
der tieferliegenden Pontinozone bei einer Machtigkeit der Tremolaserie
von ca.
2,4 km
von
selbst.
Die Tremolaserie
Zeit der
alpinen Hauptmetamorphose von
m Machtigkeit (vgl. Sedimentder
und im Lugnez,
in
des
Nufenenmulde
Gotthardmassivs
bedeckung
Eichenberger 1924, Baumer u. a. 1961) bedeckt. Auch tiefpenninische
Elemente der Aduladecke (Pratigauschiefer: Machtigkeit ca. 4 km,
war
zur
autochthonem Mesozoikum
Nanny
1948) haben
tjberlagerung
von
500—1000
sie vermutlich noch iiberdeckt. Hinweise fiir eine
hochpenninische Decken (Tambo-,
Suretta-, Margna-, etc.) fehlen. Hingegen sind geringmachtige tjberlagerungen durch Aquivalente der Klippenzone (Klippen-, Breccien- und
Simmendecke) denkbar, wie die Verhaltnisse im Raume der Falknis- und
Sulzfluhdecken zeigen. Bedeutender war vermutlich die Uberdeckung
des zentralen Gotthardmassivs durch ostalpine, wohl hauptsachlich
oberostalpine Schubmassen.
durch
mittel-
oder
468
R. H.
Steiger
Gesamtiiberlagerung der Tremolaschiefer von
Machtigkeit scheint auch vom geologisch-tektonischen
Standpunkt aus gerechtfertigt.
Annahme
Die
mehreren
einer
km
3.
GESCHICHTE DER METAMORPHOSE
Die Tremolaserie ist schon bei der
wahrend der
herzynischen Gebirgsbildung
urspriinglich mit ihr zusam-
—
der vermutlich
Einmuldung
menhangenden Serie des Giubine sowie der Tenelin- und Borelzone
dislokationsmetamorph umgewandelt worden. Gegen einen hoheren her¬
zynischen Metamorphosegrad der Tremolaserie sprechen die deutlich
erhaltenen sedimentaren Ablagerungsstrukturen wie auch das Fehlen
von reliktischen hoher temperierten Gemengteilen.
Die Hauptmetamorphose war ohne Zweifel alpinen Alters. Wie schon
auf S. 274 und oben erwahnt, muss zu Beginn des alpinen Zyklus eine
relativ flache, leicht siidfallende Lagerung der Tremolaserie angenommen
—
werden, wobei die Gesteine der Pontinozone
hardmassiv
auflagen;
direkt auf dem alten Gott-
die Nelvazone befand sich demnach im
Hangenden
der Pontinozone.
Die Tremolaserie ist das Produkt einer nmfassenden
morphose, welche
machtigen TJberlagerung
durch Decken,
1.
einer
2.
einer S-N Dislokation in Form einer starken laminaren
3. einer
4.
aufsteigenden Warmefront
pneumatolytischen Durchtrankung.
von
einer
Regionalmeta-
im wesentlichen stattfand unter dem Einfluss
Siiden her
alpine Hauptmetamorphose
Phase, welche mit
Verschiirfung,
und
der Tremolaserie
begann mit einer
Deckeniiberlagerung
und demzufolge steigender Temperatur und Druck in eine S-N gerichtete laminare Gleitung iiberging. Dabei wurden die hangenden Schichten
relativ starker nach Nord verschoben als die liegenden.
In dieser Phase entstand die Schieferung des Gesteins; bei zunehmen¬
der Temperatur wurden sukzessive die Mineralien des Grundgewebes wie
Die
kataklastischen
Serizit, Chlorit, Biotit
zunehmender
und feinnematoblastische
Hornblende, aber auch
Plagioklas und Quarz neu gebildet oder unter Einregelung in die Transportrichtung umkristallisiert. Die Bildung des Granats erfolgte in der
Schlussphase dieser Dislokation.
Nach E. Jagee (1962) schwankt das alpine Biotitalter der herzyni¬
schen Granite zwischen 15 und 22 Mio. J. Analoges Alter muss fiir die
Tremolabiotite angenommen werden.
Petrographie
Das
und
Geologie
vordrangende Lepontin
Gotthardmassivs
am
des siidlichen Gotthardmassivs
469
bewirkte schliesslich eine
starren Aaremassiv und die
Aufstauung des
Steilstellung der Schich-
Granitaufstieg im nordlichen Lepontin und der damit verbundene Aufstieg der Warmefront (Wenk 1955, p. 90) von Siiden her hatte
eine postkinematische Erhohung der Temperatur im ganzen Bereich der
Tremolaserie zur Folge, welche zur Bildung der Porphyroblasten fuhrte.
Es kristallisierten Granat, Hornblende, Disthen und Staurolith; die letzten. Der
teren beiden fast
damit hoher
dern
um
ausschliesslich in der nunmehr
temperierten
gewohnliche
Hornblende
(vgl.
liohen Zonen beschrankt. Auch bei den
sich eine hohere
Bildungstemperatur
S.
414)
Hornblenden lasst
gegen Siiden erkennen
(vgl. S. 435).
und vielleicht
Dislokationsphase
Granitaufstieg im Lepontin (vgl. dazu auch
fiel die Intrusion der gangartigen Granitaplite,
konkordant aus der Tiefe eindrangen und vor allem
Zusammenhang mit
Hafneb 1958, p. 355)
welche scheinbar
ist ebenfalls auf die siid¬
gewohnlichen
Ebenfalls in die Zeit nach der grossen
im
siidexponierten und
von Pargasitran-
Nelvazone. Das Vorkommen
dem
die mittlere Nelvazone und im Osten die siidliche Pontinozone durchsetzten.
Nach diesen
Thermalmetamorphosen erfolgte eine E-W Einengung
Zusammenhang mit der Biegung des Gotthard¬
massivs (vgl. S. 463), welche eine N-S verlaufende Kleinfaltelung der
Tremolaserie zur Folge hatte. Noch unter dem schwindenden Einfluss
dieses E-W Stresses und wahrend langsam absinkender Metamorphosehauptsachlioh im Bereich der siidexponierten Zonen
temperatur fand
die Bildung der Querbiotite statt, welche in einem Giirtel parallel zur
N-S verlaufenden Kleinfaltelung angeordnet sind. Anschliessende kleinere Differentialbewegungen in N-S Richtung rissen kleine Spalten und
Kliifte auf und verursachten da und dort eine E-W liegende feine Wellung des Gesteins.
Wahrend die mit dem Granitaufstieg im Lepontin zusammenhangende
Temperaturerhohung in der steilgestellten und nunmehr nordlich gelegenen Pontinozone rasch zuriickging und keine Diaphtorese erlaubte,
der Tremolaserie im
—
—
fielen die siidlichen Zonen der Tremolaserie, welche in unmittelbarer
Nachbarschaft des Warmeherdes unter
stagnierender Temperatur stanretrograden Metamorphose anheim. Die Durchdringung der siidlichen Tremolaschiefer mit pneumatolytischen Diimpfen
und Losungen (Turmalingehalt) wirkte katalytisch. In grosserem Masse
den,
einer
deutlich
wurde Biotit
auch Granat
nur
zu
Chlorit sowie Hornblende
zu
Chlorit
zu
Chlorit und Biotit, teilweise
umgewandelt. Differentialbewegungen
noch in bescheidenem Masse statt.
fanden
.
Pontinozone
(Generation)
|
>
Nelvazone
(Generation)
Gradient
Fig.
3.
Gefiige
Die
(
a
-
Abhangigkeit
der Tremolaserie
Lineation)
Lineation
von
und Zeit.
Kristallgenerationen
Temperatur
der
(b-Lineation )
Kleinfaltelung
(5)
(4)
(3)
(2)
N-S
Ser.Chl
Quer-Bi
Hbl
Hbl
(
Nelvazone
b
-
VI
Bewegungsphasen)
Lineation)
E-Wellung
BlWlmim,-.
der
Pneumatolytische Durch+rankung
und Ablauf der
Gotthardmassivs
Gr
N-S
des
Einengung)
(2)
-
(2)
(E-W
Biegung
Mu Bi
(Bildung
im
(2)
Granitaufstieg
nordl
Lepontin
Chl.Ser
alpine Metamorphose
Bewegung
Bewegung
der
der
Richtung
Starke
Bewegungsphase
Minerals
des
T
j
\
(N-. S)
I
Nelvazone"
Pontinozone
1
x
X
Bildung
O
O
Temp
in
w
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
Vermutlich hat in dieser letzten Phase der
471
Metamorphose in der siid¬
Plagioklases (zu
die P-T-Bedingungen und
lichen Zone auch eine teilweise Rekristallisation des
Albit oder
die
neue
Fig.
In
Albitoligoklas) in Anpassung
stattgefunden.
an
Textur
3 sei der Versuch
unternommen, die Metamorphose der TreAbhangigkeit von Zeit und Temperatur graphisch darzustellen. Das Diagramm will nur die Altersbeziehungen und die relativen,
minimalen Bildungstemperaturen
keine Absolutwerte
zeigen.
mit
Diese Darstellung soil
Nachdruck darauf hinweisen, dass trotz
verschiedener Kristallisations- und Bewegungsphasen, welche im Gefiige
der Tremolaserie abgebildet sind, sich dieselben in ihrem Zusammenspiel
harmonisch zu einem einzigen alpidischen Zyklus zusammenfugen.
molaserie in
—
F.
Entstehungsgeschichte
—
der Tremolaserie
(Zusammenfassung)
Die sedimentaren Gesteine, welche der Tremolaserie und den gleichaltrigen nordlichen Muldenzonen zugrunde liegen, wurden in vermutlich
prakambrischer Zeit am Siidrande des Gotthardmassivs abgelagert.
Diese Ablagerung fand unter unruhigen, wechselvollen Bedingungen
bald in kiistennahem marinem Milieu, bald auf dem Festland statt. In
Wechsellagerung sedimentierten hauptsachlich Tone, mergelige
Mergel, welche zum Teil auch mit tuffogenem, basischem Material vermengt waren. Dazwischen und nur in wenig machtigen Banken setzten sich tonig-kalkige Sandsteine, dolomitische Mergel
enger
Tone und tonreiche
sandige Dolomite und Kalke ab.
Voralpine Gebirgsbildungen ergriffen die Tremolaserie nur in schwachem Masse; palaozoische Sedimente wurden keine abgelagert oder alienfalls schon vor dem Mesozoikum wieder abgetragen. Wahrend der herzynischen Orogenese wurden die nordlichen Partien der sedimentaren
Ablagerung eingemuldet (Serie des Giubine, Tenelin- und Borelzone) und
etwas starker umgewandelt. Die flachliegende Tremolaserie am Siidrande
des Massivs aber wurde nur epimetamorph iiberpragt.
sowie
Anschliessend
erfolgte
die Sedimentation des Mesozoikums, welches
diskordant auf den Tremolaschiefern
Die
alpine Metamorphose
kataklastischen
Phase, welche
durch nordwarts
lagert.
der Tremolaserie setzte ein mit einer starken
unter
der zunehmenden
Uberlagerung
vorprellende Decken zu einer Verschleppung und laminaren Verschieferung der Tremolagesteine fiihrte. Dabei bildete sich die
N-S gerichtete Lineation (
a-Lineation, parallel zur Transportrichtung).
=
472
R. H.
Unter dem Einfluss
Steiger
alpinen Deckenstapels von bedeutender
zutiefst liegenden Tremolasedimente
Machtigkeit
(Pontinozone) zu Schiefern und Gneisen um, welche der hoher temperierten Epidotamphibolitfazies entsprechen. Die hangenden Schichten der
Tremolaserie (Nelvazone) erfuhren eine etwas schwachere Metamorphose
entsprechend den Bedingungen der Griinschiefer- und niedrig temperierten Epidotamphibolitfazies. In einer spaten Phase der alpinen Orogenese
wurde das Gotthardmassiv an das Aarmassiv angeschoben und durch
das vordrangende Lepontin steilgestellt und angepresst.
Der im Gefolge der Dislokation im nordlichen Lepontin aufsteigende
Granit hatte einen Aufstieg der Warmefront zur Folge; diese Warmewandelten
eines
sich
die
front machte sich bis in die Tremolaserie hinein bemerkbar und fuhrte
einer
ausgedehnten postkinematischen Porphyroblastenbildung; die
Verteilung und Zusammensetzung der Porphyroblasten lasst die Richtung
des Temperaturgradienten deutlich erkennen.
In dieser Zeit erfolgte auch aus der Tiefe die Intrusion von aplitgranitischen Gangen, welche die Tremolaserie in der mittleren Nelvazu
und siidlichen Pontinozone scheinbar konkordant durchsetzen.
Nach dieser tektonischen
Ruhepause
fand eine E-W
siidlichen Gotthardmassivs statt, welche auf eine
Einengung des
Biegung des Massivs
zuriickzufuhren ist. Dabei entstand die
laufende
Kleinfaltelung
der
parallel zur N-S Lineation verTremolagesteine (= b-Lineation, senkrecht
Transportrichtung).
Die im siidexponierten Teil der steilstehenden Tremolaserie nur langsam absinkende Temperatur ermoglichte
vor allem in der Nelvazone
noch die Bildung von Querbiotiten. Etwas spater setzte in dieser
Region eine retrograde Metamorphose ein, welche unter der katalytischen
Wirkung pneumatolytischer Dampfe und schwacher N-S gerichteter
b-Lineation,
Differentialbewegungen (Entstehung der E-W Wellung
senkrecht zur Transportrichtung) zu einer Anpassung des Mineralbestandes an die nunmehr vorherrschenden epizonalen Bedingungen fuhrte.
Von dieser retrograden Metamorphose blieben die nordlichen Schichten
der Pontinozone weitgehend verschont, ihr Mineralbestand blieb gewisserzur
—
—
=
massen
eingefroren.
Bewegungsphase
Eine letzte
Spaltrissen
fuhrte
Bildung
von
Zerrkliiften und
Gestein, welche alsbald von Kluftmineralien, im kleinen
Quarz- und Karbonatadern, erfullt wurden. Die Facher-
im
Bereich
von
stellung
des Gotthardmassivs und das
schiefer ist
zur
zum
zuriickzufuhren.
Teil
auf
heutige Nordfallen der Tremolanachalpine Bewegungen und Versackungen
Petrographie
Geologie
und
II.
Kapitel
Die Pratoserie und die
A.
Der Name
Bedrettotal
,,Pratoserie"
—
wurde
Hafnee,
von
L. Heznee
(1909,
dem
und
Nufenengebiet
p.
Alpe
di
(1958,
p.
Prato, westhch Ronco
im
Die Prato¬
272) eingefuhrt.
„sudlichen Gneisserie" Eichenbeegees (1924)
serie ist identisch mit der
im
Corandonizone19)
Einleitung
nach
—
473
des sudlichen Gotthardmassivs
Teil
nordlichen
der
Tremolaserie
nach
161).
Kartierung der Pratoserie im Untersuchungs(1885). Er bezeichnete diese Zone treffend
gebiet erfolgte
als granulitstreifiges Hornblendegestein. G. Klemm (1906, p 3 und 4)
Die erste brauchbare
durch Stapff
beschreibt ein Profil zwischen Madrano und Sellasee, in welchem
er
die
der sudlich anschhes-
Soresciagneis unterlagernden Amphibolite
granatreichen Glimmerschiefern
und Hornblendegarbenschiefern abtrennt und erwahnt, dass diese
Amphibolite von starken granitischen Injektionen durchsetzt seien.
Eine ausgedehnte Kartierung, grundliche Bearbeitung und Neuinterpretation erfuhr die Pratoserie durch Hafnee (1958). Im folgenden eine
Zusammenfassung seiner Ergebnisse.
den
von
senden wechselvollen Zone mit meist
Die
1
wird
Pratoserie
zusammengefasst
zur
dem
mit
Huenerstockgneis
und
dem
Soresciagneis
Wahrend die beiden letzteren
sogenannten Cavannaserie
Gneise monoschematisch und nicht verfaltet sind, weist die Pratoserie
eine
choris-
matische Struktur auf und ist teilweise mtensiv verfaltet
Innerhalb
2.
unterschiedlicher
der
aufgebaut
drei
Gestemstypen
der
Zonen
unterschieden werden
mit
•
vorwiegend
aus
und durchschwarmt
von
a) Nordhcher Amphibolitzug,
schiefern
konnen
Pratoserie
Haufung
Amphiboliten
und
Hornblende-
konkordant verlaufenden
Pegma-
titen.
b)
Mittlere Gneiszone, bestehend
korniger
Gneise
und
aus
einer
Serie stromatitischer heller und fein-
dunkler Biotitschiefer
Gegen
Westen zunehmend
pegmatitischen Gangen und Schheren durchsetzt und verfaltet
c) Sudlicher Amphibolitzug, formiert durch stromatitische Amphibolite
lagerungen von Ghmmergneisen, emzelne Pegmatitgange und -lmsen
3
Die Glimmerlmeationen
nerschiefern
(Nufenenmulde)
der Cavannaserie und
in
verlaufen zuemander
Der Name wird hier
zum
ersten Mai verwendet.
mit Em-
den mesozoischen Bund-
parallel;
Alters.
19)
in
von
sie
smd beide
alpmen
R. H.
474
4. Alle Glieder der Cavannaserie
Steiger
besitzen einen bedeutenden
Gefiigeanteil. Quarz, Biotit, Muskovit,
Zoisit-Epidot, Karbonat und vielleicht auch Granat
stallisierten
alpin neu kriFeldspatporphyroblasten,
sind meistens alpine Sammeldie
kristallisationen.
5. Ein Grossteil der Faltenachsen der Pratoserie verlaufen
lineation der Gneise und sind
allem der
vor
6.
Die
parallel zur Glimmer
Fremdartig verlaufende Faltenachsen,
vielleicht voralpin reliktisch.
vermutlich vorherzynische Ultrametamorphose
Ausbildung der Gesteine im Feldverband zeigt,
alpinen
Amphibolitziige, sind
Pratoserie
durchgemacht.
hat
eine
Die strukturelle
-
Alters.
dass zeitweise ein wesentlicher Anteil des Gesteins niobil gewesen sein
muss
und
eine bedeutende
metamorphe Differentiation stattgefunden hat. Gewisse Gesteinstypen (Epidotamphibolite etc.) lassen sich als Restgesteine deuten, die ihren Anteil
an Natronalumosilikaten durch Ausblutung verloren haben.
7. Die mittlere Gneiszone ist die Herdzone der heute noch sichtbaren Mobili-
sationen. Die
Amphibolite
sind Partien
bevorzugter Ausblutung.
Hornblendegesteine' der Pratoserie sind vermutlich mehrheitlich sedimentarer Entstehung. Die Chorismite der mittleren Gneiszone sind das Produkt
ultrametamorpher Differentiationen, vielleicht gekoppelt mit regionaler Stoffzufuhr granitischen Materials.
9. tTber die Herkunft einer allfalligen Stoffzufuhr in die Pratoserie ist nichts
bekannt. Die Kontaktverhaltnisse des Rotondogranits schliessen eine Stoffzufuhr
in benachbarte Gneise eindeutig aus. Es bestehen auch keinerlei Anzeichen einer
stofflichen Beziehung zwischen Hiienerstockgneis und Pratoserie.
8. Die
nachfolgende Beschreibung der Pratoserie beschrankt sich
Hauptsache auf das Gotthard- und Lucendroprofil, wo nur noch
siidliche Amphibolitzug ansteht. Viele der Gesteinstypen, welche
Die
Vielfalt der westlichen Pratoserie ausmachen, treten erst
des
TJntersuchungsgebietes
in
am
zur
der
die
Westrand
Erscheinung.
sogenannte Corandonizone, benannt nach dem Pizzo Corandoni
(Pt. 2659), nordostlich Alpe Piora, dessen obere Siidflanke sie aufbaut,
Die
weist die charakteristische strukturelle
Ausbildung
und den Gesteins-
inhalt der ostlichen Pratoserie auf. Beide Gesteinszonen werden daher
als
Equivalent
betrachtet und im
folgenden gemeinsam behandelt.
v. Feitschs (1873) noch nicht
Die Corandonizone ist auf der Karte
ausgeschieden.
Ausschnitt der
Kartierung erfolgte durch Keige (1918). Ein
Corandonizone (im Raume P. Corandoni-Lago di Dentro)
Die erste
ist auf der Karte 1
Beschreibungen
:
10000
von
Zweifel
(1954) wiedergegeben. In ihren
behandeln beide Autoren die
donizone und Tremolaserie
erwahnt konkordante
Gesteinstypen
Keige
gemeinsam.
Pegmatitgange, welche
(1918,
zwischen
p.
von
36
Siidgrat
Taneda und dem Seelein bei Piano dei Porci teilweise auch im
bolitzug
auftreten.
Coran¬
und 53)
des P.
Amphi¬
Petrographie
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
B. Pratoserie und Corandonizone als
geologisch-stratigraphische
475
Einheit
1. Definition
Der als Pratoserie bezeichnete
gebietes
wurde
aus
Gesteinskomplex
des
Untersuchungs-
den auf S. 394
serie nach L. Hezner
dargelegten Griinden von der Tremola¬
abgetrennt. Er ist gleichbedeutend mit der Prato¬
serie Hafners westlich der Gotthardstrasse. In alteren Kartenskizzen
des Gotthardmassivs wurde die
Pratoserie,
zusammen
mit alien Gesteins-
Streifengneis und der Trias bei Airolo, als Tremolaserie
ist
Sie
aufgefuhrt.
folgendermassen definiert:
Die Pratoserie ist die vorwiegend Banderamphibolite und helle Glimmergneise juhrende Gesteinszone, welche im Norden vom Soresciagneis, im
zonen
zwischen
Siiden
von
der Tremolaserie
begrenzt wird.
Amphibolitzug am steilen Nordhang
von Val Piora wurde von Krige (1918) nach petrographischen Gesichtspunkten abgegrenzt. Die auf der beiliegenden Karte als Corandonizone
ausgeschiedene und im folgenden definierte Serie ist etwas weiter gefasst.
Sie enthalt neben Amphiboliten auch eine Reihe von granat- und querglimmerfuhrenden Glimmerschiefern und -gneisen, welche auf Kriges
Karte bereits zu den siidlich und nordlich anschliessenden Zonen gezahlt
Der
lang ausgedehnte,
schmale
wurden.
Als Corandonizone wird die
rende Gesteinszone
den beiden
bezeichnet,
Banderamphibolite
und
Glimmergneise juh¬
Negri zwischen
welche ostlich der Poncioni
Soresciagneiszugen lagert.
2. Der Verlauf
von
Pratoserie und Corandonizone
Pratoserie
Die
Nordgrenze
der Pratoserie befindet sich
an
der Gotthardstrasse
angrenzenden Tremolaserie
ist im Bachbett 150 m unterhalb Ponte di Mezzo aufgeschlossen. Die
Pratoserie zieht in nordostlicher Richtung den Hangen siidlich Scara
Orello entlang, beruhrt mit ihrer Nordgrenze Pt. 2147 und scheint sich
dann infolge Intersektion mit einem N-W fallenden Abhang in siidostlicher Richtung auszubreiten. Die Grenze gegeniiber der Tremolaserie
auf 1840
m
ii.
M.; der Kontakt
zur
siidlich
lasst sich auf dem Grat zwischen Pt. 2404,7 und 2429,7, direkt uber dem
durchgehendes
aufgeschlossen.
Gotthardtunnel, ausgezeichnet beobachten.
am
Sudostgrat
Ostlich
des Pizzo Canariscio
Ein
Profil ist
Val Canariscio fehlt die Pratoserie iiber weite Strecken.
Amphi-
476
R. H.
Steiger
bolite, deren Zuordnung aber fraglich ist, werden
teren Val Canaria
erst wieder in der hin-
angetrofFen.
Garegnastollen steht an der Grenze
und
Tremolaserie
(Tm. 2330—2400 ab SP) eine
Soresciagneis
ca. 50 m machtige stromatitische Amphibolitserie an, welche in ihrem
Charakter ganz der Pratoserie entspricht. An der Oberflache
im BeIm
zwischen
—
reich der steilen Felswande zwischen P.
Laghetti
di Taneda
herrschen
Stabbiello,
Pt. 2533 und den
Amphibolite vor, welche aber
vorlaufig zur nordlichen Tremolaserie gerechnet werden, da ihnen die
typische Banderung der Pratoamphibolite fehlt.
Im Lucendrostollen ist die Pratoserie ungefahr zwischen Tm. 3620
und 3900 ab NP aufgeschlossen, im Gotthardtunnel im Bereich zwischen
—
zwar
Tm. 2808 und 3175 ab SP.
Corandonizone
Die Corandonizone steht auf dem Grat der Poncioni
von
Quote
2550
m
an; sie kann in westlicher
typischen Amphibolite
fehlen
bis
Negri
Richtung
im Bereiche
—
obwohl die
den oberen Rand des
Gehangeverfolgt werden. In ostlicher Richtung zieht sie
zwischen Bassa del Lago Oscuro und Tanedaseen hindurch in die steilen
Wande des P. Taneda hinein und beruhrt das Siidufer des Lago dello
—
an
schuttes bei Loitascia
Stabbio. Sie bildet den oberen Teil der Siidflanke des P. Corandoni und
pflanzt
sich iiber
Lago
tung Briicke bei Pt.
Segna,
di Dentro, unteren
Siidgrat
des
Schenadui, Rich¬
2174 fort. Im Bereich zwischen dem Seelein sudlich
Loitelle und Passo Corombe steht sie teilweise direkt mit der
Trias in Kontakt. Das ostlichste Vorkommen ist eine iiber 0,5 km
schmale
2200
m
Scholle
im
Medelsergranit,
welche
entlang
der
lange
Hohenkurve
nordostlich Piano dei Canali ansteht.
3. Kontakte
zu
den
angienzenden
Zonen
Die Kontaktverhaltnisse zwischen Pratoserie und Tremolaserie sind
auf S. 396, die Grenze gegen den Soresciagneis auf S. 494 beschrieben.
Die Nordgrenze des Corandonizugs ist im westlichen Teil meist recht
eindeutig
und auf
wenige
Gebiet sudlich des Pizzo
Meter scharf. Grosse Unsicherheit herrscht im
dell'Uomo,
wo
die sonst
typischen Amphibolite
immer mehr zuriicktreten. Nordostlich des Passo Corombe fehlen die
Hornblendegesteine uberhaupt; die wenig charakteristischen Begleitgesteine wie Querbiotitgneise, Biotitschiefer, quarzitische Gneise etc. mit
Quarzaugen lassen sich bei ungiinstigen Aufschlussen kaum vom Sorescia¬
gneis abtrennen.
Petrographie
Geologie
und
des siidlichen Gotthardmassivs
477
Der
Corandonizug zeigt keinen direkten Kontakt mit dem Medelsergranit. Hingegen ist die langgezogene Scholle nordostlich Piano dei
Canali, welche infolge ihrer Banderamphibolite zur Corandonizone gerechnet werden muss, von Medelsergranit umgeben. Der Kontakt zwischen
Scholle und Granit ist an einzelnen Stellen zentimeterscharf, gelegentlich
treten langs des Kontaktes Augen und konkordante, seltener diskordante
kleine Adern auf. Bei diskordant verlaufenden Kontakten hat der Granit
zum
Aufblatterung
Teil eine
lagen
verursacht. Deutlich
und mechanische
der Granit mit dem Gneis
wo
Die
Siidgrenze
grob
wenige
der Schiefer-
Ostende der Scholle,
allgemeinen
recht
gut defi-
Meter genau gezogen werden. Etwas unsicher
wird sie stellenweise westlich des P.
Gesteinstypen
am
verzahnt ist.
der Corandonizone ist im
niert und kann auf
Verdrangung
primar ist der Kontakt
zwischen den
Taneda,
Amphiboliten
wo
soresciagneisahnliche
vorkommen.
C. Die Cesteine der Pratoserie und Corandonizone
In der Pratoserie und der Corandonizone herrschen
feinnematoblastische Hornblendeschiefer sowie
untergeordnet
Amphibolite
Glimmergneise vor,
und
nur
treten Glimmerschiefer auf. Diese Gesteinsarten sind
Orten
zahlreichen
an
durchsetzt. Die
gewissen
Pegmatiten
folgende
Beschreibung beschrankt sich auf die wichtigsten Gesteinsarten; die
mikroskopischen Merkmale sind zusammengefasst.
von
Vorkommen
Amphibolite
sind in Pratoserie und Corandonizone fast uberall
ver-
breitet, ebenso die feinnematoblastischen Hornblendeschiefer. Am Nordrande der westlichen Pratoserie stehen
zum
Teil
granatfiihrende
Varie-
an. Grobporphyroblastische Hornblendeschiefer treten in der Prato¬
vollig zuriick, hingegen sind sie gelegentlich in der Corandonizone
anzutreffen. Die selten vorkommenden Hornblendegarbenschiefer sind
ausschliesslich auf die Corandonizone beschrankt. Hornblendegesteine
fehlen im ostlichsten Zipfel der Corandonizone in der Nahe des Kontaktes
taten
serie
Medelsergranit.
Glimmergneise kommen
zum
in grosser
Menge
in beiden Serien
vor.
An
der Gotthardstrasse sind die Gneise in der mittleren Zone der Pratoserie
(Fortsetzung
weiter ostlich
der mittleren Gneiszone
vor
Hafners) angehauft, wahrend
allem im Norden der Serie gegen den
Soresciagneis
sie
hin
478
R. H.
Steiger
auftreten. Auch in der Corandonizone herrschen streckenweise Glimmer-
gneise
keine
untergeordnet vorkommenden Glimmerschiefer lassen
systematische Verteilung erkennen. Pegmatite sind hauptsachlich
vor.
Die
nur
im westlichen Teil der Pratoserie stark verbreitet.
Allgemeiner
Charakter
ausgesprochen stromatitische Lagerung der hellen und dunklen Gesteinsarten aus. Die Amphibolite zeigen
meistens eine Banderung mit messerscharfen Grenzen, wobei Amphibolithorizonte mit solchen von hellen Zweiglimmergneisen wechsellagern.
Beide Serien zeichnen sich durch
Diffuse, allmahliehe
tJbergange
zwischen den beiden Gesteinsarten feh-
Wechsellagerung (mit zentimeterbreiten Lagen) weisen
auch die Glimmergneise und -schiefer unter sich auf.
Typisch fur beide Serien sind Verfaltungen mit steilstehenden Faltenachsen. Stellenweise ist eine richtige Schlingentektonik zu beobachten.
In den Glimmergneisen sind linsenartige, konkordant eingelagerte Pegma¬
tite (bis einige Meter lang) vorhanden, welche haufig diffus in den Gneis
iiberfliessen. Scharf begrenzt sind die Pegmatite in den Amphiboliten
len. Eine enge
und Hornblendeschiefern.
Im Handstiick
Die
fast
Hornblendegesteine
durchwegs
sind
Hornblendeschiefer unterscheiden sich
sich
nur
schwarzgrun und weisen
Amphibolite und
makroskopisch kaum, es lassen
dunkelgrun
bis
eine feinnematoblastische Textur auf.
die feinen
Hornblendestengel
erkennen.
Die
Banderung
der
Gesteine kann vielfach bis in den Handstiickbereich
amphibolitischen
verfolgt werden. Auch zahlreiche, feine diskordante Aderchen, welche
von Quarz oder limonitisiertem Karbonat erfiillt sind, durchziehen das
Gestein. Nur selten fiihren die Amphibolite Granat (0 bis 0,5 cm). Die
Textur ist feinlagig, die Regelung der Hornblenden oft ausgezeichnet.
Amphibolite wittern mit rostbrauner Farbe an.
Glimmergneisen kommen sowohl helle wie auch ganz dunkle
Gesteinstypen vor, welche zum Teil bis in den Millimeterbereich hinein
gebandert sind. Aber auch diffuse Verteilung der dunklen, biotitreichen
Die
Bei den
Partien ist weitverbreitet. Muskovitfiihrende Gneise treten
helle Glimmer ist fast immer
feinschuppig.
gut schiefrig bis lagig. Helle, glimmerarme
massig
Die
oder linear
Regelung
zuriick, der
Glimmerreiche Gneise sind
Varietaten sind entweder
gestreckt.
der Glimmer ist meist
gut
zu
erkennen. Nicht selten
Petrographie
und
des sudhchen Gotthardmassivs
Geologie
Bei den linear
Querglimmer angetroffen.
werden
bilden die Glimmer einen Gurtel, dessen Achse
479
gestreckten Gesteinen
parallel zur Streckung
verlauft.
Mikroskopische
Quarz
Merkmale
In alien Gestemsarten lassen sich
femkornige rundliche, mosaikartig
Plagioklaskornern verwachsene Quarzknstalle (0 0,05—0,1 mm)
beobachten, welche m Lagen zwischen den dunklen Gemengteilen und in Lmsen
angehauft oder auch netzartig verteilt smd. Dazwischen kommen, ebenfalls in
Lagen und Lmsen, grosse, eckige Quarzkorner (0 0,2—0,6 mm) vor, welche in gut
•
femen
nut
Gesteinen
Schieferungsrichtung gelangt sind. In Lmsen konnten
4 mm Lange (bei 1 mm Breite) festgestellt werden.
In den seltenen grobporphyroblastischen Hornblendeschiefern smd die Zwickel
zwischen den dunklen Gemengteilen oft von grobkristallmem, zerbrochenem und
geschieferten
in
Quarzknstalle
veremzelt
von
undulos ausloschendem Quarz
Nur
in
(0
bis 0,6
mm) erfullt.
Gestemstypen gehoren die Quarze trotz ziemhcher Grossengleichen Kristallgeneration. Homooblastische Quarzgefuge treten
wemgen
unterschiede
zur
selten auf.
Plagioklas Bei den Glimmergneisen kommen ofters grosse ldioblastische
Plagioklase (0 0,6 mm, teils schachbrettalbitartig) vor, welche zerbrochen oder
verbogen und mit Quarz ausgeheilt sind. Grossere Individuen smd gelegenthch
Seriziten erfullt (seltener von Quarzemschlussen), weisen gerundete oder
von
•
amobenartige
Gestemstypen
Formen auf und durchziehen das Gestem
fuhren
em
Mosaik
Plagioklaskornern. Femkornige
von
und
zum Teil netzartig. Andere
kleinen, vielfach rundhchen, stark zonaren
porphyroblastische Plagioklase sind oft nebensauer (Albit, zum Teil
emander vorhanden. Die grossen Kristalle smd meistens
Tabelle 18. Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Gestemstypen
Quarz
Plagio¬ klas
Muskovit- Serizt
Bioti
Durchschnitt und
Ghmmer-
45
gneise
Amphibolite
Hornblende
schiefer
Glimmer
25
(15-60) (15-40)
-
schiefer
-
Epidot
Horn¬ blende
Karbonat
Erz
Kah-
feldspat Gran t
Hauptvanationsbreite
15
10
5
5
5
(0-25)
(0-35)
(0-10)
(0-20)
(0-15)
(0-5)
15
25
5
50
5
(5-15)
(15-35)
(0-10)
(40-60)
(0-10)
20
5
10
50
15
5
5
(5-25)
(5-15)
(0-25)
(40-60)
(5-40)
(0-15)
(0-5)
(0-5)
35
10
20
25
5
5
(20-50)
(5-10)
(0-25)
(5-50)
(0-10)
(0-10)
(0-5)
(0-10)
(0-5)
(0-5)
480
R. H.
Schachbrettalbit
meistens
aus
Bei den
nung
vor.
von
bis
Andesin
Steiger
besteht
Albitoligoklas). Das feinkornige Feldspatmosaik
(eventuell Oligoklas bis Andesin).
Amphiboliten
mosaikartige AnordPlagioklaskristallen (0 0,05—0,2 mm)
und Hornblendeschiefern herrscht
kleinen rundlichen, stark
Nur selten sind diese diffus
zu
zonaren
etwas grosseren, einschlussreichen Individuen
zusammengewachsen (0 0,2—0,4 mm).
Bei den
grobporphyroblastischen
Gesteins-
varietaten treten grosse, Mare xenoblastische Kristalle mit Durchmesser bis
auf. Der
zu
hat meistens eine
Plagioklas
Zusammensetzung
Zwickelfullung
Oligoklas bis Andesin; Albitoligoklas ist eher selten. Albit fehlt vollig.
Die Glimmerschiefer fiihren basischen Plagioklas (Andesin), der in Lagen
mosaikartig verwachsen ist (0 0,1—0,2 mm) oder vereinzelte xenoblastische
1
mm
als
von
Fullsel bildet.
Kalifeldspat:
Bei
einigen Glimmergneisen
achtet werden. Es handelt sich meist
um
kann
beob¬
sparlicher Kalifeldspat
kleine, amobenartige Kristalle (0 0,1 bis
0,5 mm), welche undeutliche Mikroklingitterung zeigen.
Muskovit-Serizit: Grobschuppiger Muskovit kommt nur selten vor. Er tritt in
Schuppen bis zu 1 mm Durchmesser auf und ist in Schlieren parallel zur Schieferung angeordnet; in gewissen Bereichen bildet er ein fllziges Gewebe. Hauflger
werden Serizitschuppen von 0,1—0,4 mm Durchmesser beobachtet, welche in
Lagen angesammelt, parallel mit Biotit verwachsen und gut geregelt sind. Kleine
Schuppen sind auch parallel verwachsen zu Aggregaten von 2—3 mm Lange,
welche das Gestein da und dort langs der Schieferung durchsetzen. Massige Gesteinstypen sind oft wirr von einzelnen kleinen Serizitschuppen (0 0,1—0,2 mm)
erfiillt.
Biotit: Die
Glimmergneise
und -schiefer fiihren
Durchmesser,
haufig
isolierte kleine Biotit-
welche mehr oder
weniger eingeregelt
schuppen
parallel mit Muskovit-Serizit verwachsen sind. Grossere Biotite sind oft zu
Schuppenpaketen angehauft und ziemlich chloritisiert. Ab und zu ist das Gestein
vollstandig von einem Netz subparalleler Schuppen (0 0,5 mm) durchsetzt. Gelegentlich konnen auch wirre Biotitnester beobachtet werden. Querbiotite treten
von
0,1—0,5
mm
und
ofters auf, grossere Individuen sind vielfach
Bei den
kommen meist
von
Amphiboliten
schuppen von 0,5—1,0 mm Durchmesser vor,
eine lagenweise Anreicherung zu beobachten.
nur
Quarzeinschliissen
isolierte und
n
n
querstehende
Biotit-
die immer frisch sind. Seltener ist
Der Pleochroismus schwankt deutlich. Es herrscht
lichgelb,
erfiillt.
vor:
na hellgelb bis braun-
griinlichbraun bis schwarzbraun; weniger hauflg
ist na
gelblieh
und
hellbraun bis warmbraun.
Hornblende: In den
Amphiboliten
mm langen
fern sind die meist 1—3
bildet und
arm
an
und feinnematoblastischen Hornblendeschie¬
Hornblendekristalle recht
idiomorph
ausge-
Einschlussen. Sie bilden ein feinnematoblastisches Gewebe, in
welchem die einzelnen Kristalle streng in die
Schieferungsebene eingeregelt sind.
vorziigliche lineare Anord-
Schieferungsebene
Stengel in N-S Richtung beobachtet werden, zum Teil sind sie auch
schief zur allgemeinen N-S Lineation geregelt oder iiberhaupt ungeordnet. Kraftig
pleochroitische Hornblenden mit nablassgelbgriin und n blaugriin, n A czn 17-22°
herrschen vor. Die chemische Analyse einer derartigen Hornblende aus dem
Corandonizug ist in Steiger (1961, p. 151, Hornblende 12 aus Handstuck -382)
aufgefiihrt. Sie zeichnet sich gegeniiber Hornblenden der Tremolaserie aus durch
Innerhalb der
nung der
kann
zum
Teil eine
Petrographie
Al- und
niedrigen
und
Geologie
H20+-Gehalt
chroismus
(na blassgelbgriin,
Glimmergneise und -schiefer
zu
Hornblenden auf, mit schwachem Pleo-
blassgriin,
n
2—3
481
bei hohem Gesamteisen-, Ti- und K-Gehalt. Nur
eisenarme, strahlsteinartige
selten treten
bis
des siidlichen Gotthardmassivs
fuhren
A
n
c=
12—16°).
gelegentlich etwas Hornblende (Langen
Formen zeigt und siebartig mit Quarz
cm), welche xenoblastische
durchsetzt ist. Meist ist sie stark biotitisiert oder chloritisiert.
Zoisit-Epidot: In den Hornblendeschiefern kann Zoisit zu einem wesentlichen
Gemengteil werden. Stengel von 1—2 mm Lange sind mit ebensolchen, meist eisenHornblendekristallen
parallel zu einem feinnematoblastischen Gewebe
zusammengewachsen.
gleichen Gestein konnen sowohl a- wie j3-Zoisit auftreten.
Zoisitkristalle sind im allgemeinen besser idiomorph (stengelig) und dementsprechend deutlicher eingeregelt als die vielfach rundlichen und kleinen Epidotkorner (max. 0 0,5 mm), welche in keinem Hornblendegestein fehlen.
Bei den Glimmergneisen kommt vorwiegend Epidot in kleinen gerundeten
armen
Im
Kdrnern
blastisch,
(0
0,1—0,5 mm)
vor.
Grossere Individuen sind vielfach stark
Quarz durchsetzt und
von
stehen teilweise quer
selten sind idioblastische Kristallformen
an
Epidot
zu
xeno-
Schieferung.
zur
Karbonat: Das Karbonat der Hornblendeschiefer tritt in Linsen und
Spaltrissen
zusammen
zelt wurden
isolierte,
mit
neugebildetem Quarz
auf
einschlussfreie Xenoblasten
scheint sich ohne Ausnahme
um
Kalzit
zu
Klviften
langs
(0 0,2—0,8 mm). Nur verein-
(0 0,3—0,5 mm) beobachtet.
handeln. Bei den
Schiefern sind kleinere und grossere Korner (0 bis 1
langs
Nur
beobachten.
mm)
in
Es
Glimmergneisen
und
Lagen, Nestern
oder
aggregiert.
Oranat: Die Granate der
Glimmergneise und -schiefer sind ganz allgemein arm
zeigen isometrische, etwas gerundete, nur selten gut idio¬
blastische Formen (0 bis 0,5 mm). Nur sparlich sind Zoisiteinschliisse (Zersetzung?)
beobachten. In einem Amphibolit wurden Granate (0 0,5 cm) festgestellt,
zu
an
Einschlussen und
welche bei
idioblastischen Umrissen
zwar
setzt sind. Eine
Bewegung
der
siebartig vollkommen von Quarz durch¬
Porphyroblasten fand jedoch wahrend des Wachs-
tums nicht statt.
Prehnit: In
Amphiboliten
(0 bis 0,5 mm) auf, welche
treten
zum
gelegentlich langs Spaltrissen
Prehnit-Kristalle
Teil randlich mit Zoisitnadeln des
Grundgewebes
verwachsen sind.
Akzessorien: Apatit, Rutil, Zirkon,
Pyrit, Magnetkies und andere Erze.
Turmalin
Die Struktur der Hornblendeschiefer und
feinnematoblastisch,
Struktur vor;
bildung
wiegt
sind Ansatze
Amphibolite
ist mehrheitlich
die grano- bis
schwacher
lepidoblastische
Porphyroblasten-
gelegentlich
granoblastische Strukturen treten zuriick.
ist mehrheitlich gut kristallisationsschiefrig, vielfach
zu
sichtbar. Rein
Die Textur
schiefrig
bei den Gneisen
(Disthen, Staurolith, Orthit);
bis
feinlagig.
fein-
Undeutliche Texturen sind selten.
Mineralfazies
Corandonigesteine entspricht
ihres relativ basischen
infolge
Amphibolite gehoren
Die Mineralassoziation der Prato- und
der Mesozone. Die
482
R. H.
Steiger
Plagioklases (Oligoklas-Andesin)
der niedrig temperierten Amphibolitfeinkornige Quarz-Feldspatgefiige der
Glimmergneise unter Amphibolitfaziesbedingungen entstanden zu sein.
Andererseits mogen die frischen sauren Plagioklase (Albit bis Albitoligoklas), welche in den Glimmergneisen vielfach vorherrschen, auf eine
nachtragliche t)berpragung des Gesteins unter Bedingungen der Epidotamphibolitfazies hindeuten.
fazies
an.
Ebenso
scheint
das
Herkunft
Von sicher
sind
nur
zur
Pratoserie oder Corandonizone
zwei chemische
Analysen
bekannt
gehorenden Gesteinen
(Hezner 1909, p. 182 und
Gotthardtunnel (Tm. 2881,3
191). Diejenige des Biotitschiefers aus dem
ab SP) weicht stark von den Glimmerschiefern der Tremolaserie ab und
fallt mitten ins
Eruptivfeld.
Dennoch ist
infolge
der engen
Verkniipfung
derartiger
(in Form
von Bandergneisen) eine sedimentare Herkunft der ersteren denkbar.
Die zweite Analyse stammt von einem Zoisitamphibolit von Ponte di
Mezzo am Ausgang der Tremolaschlucht. Dieses Gestein muss von einem
dolomitreichen Mergel hergeleitet werden.
Auch nach Hafner (1958, p. 314) diirften die Hornblendegesteine der
Pratoserie mehrheitlich sedimentarer Entstehung sein. Die Anordnung
und Lagerung der Hornblendegesteine und Glimmergneise zu lang ausgedehnten Ziigen kann auch aus dem ostlichen Teil der Pratoserie sowie
wie Hafner
aus der Corandonizone bestatigt werden und erinnert
vielleicht noch als einziges an eine alte Strati(1958, p. 314) sagt
graphie.
Biotitschiefer mit hellen karbonatfiihrenden Gneisen
—
—
D. Die
Stratigraphie
1.
Nach Hafner
der Pratoserie und Corandonizone
Gliederung
(1958,
p.
278)
und Verlauf der Zonen
kann die Pratoserie nach den vorherr-
schenden Gesteinsarten in drei Zonen
1. Nordlicher
gegliedert
werden:
Amphibolitzug
2. Mittlere Gneiszone
3.
Diese
Dreiteilung
noch erkennen.
sukzessive
vom
Siidlicher
Amphibolitzug
lasst sich auch ostlich der Gotthardstrasse vorerst
Der nordliche Amphibolitzug wird gegen Osten
Soresciagneis abgeschnitten und keilt vor Pt. 2147
aber
aus.
Petrographie
und
Geologie
483
des siidlichen Gotthardmassivs
Er wurde im Lucendrostollen nicht mehr
der mittleren Gneiszone ist im Bereiche
angefahren.
von
Die
Machtigkeit
Pt. 2147 und im Lucendro¬
stollen bereits reduziert. Diese Zone keilt zwischen Lucendrostollen und
Gotthardtunnel
Der ostliche Auslaufer der Pratoserie wird ganz
Gesteinen des siidlichen Amphibolitzuges eingenommen.
aus.
von
Auf eine
durchgehende Gliederung der Corandonizone wurde verzichTaneda-Siidgrat wurde nachstehende Abfolge beobachtet: an
der Siidgrenze (Quote 2465 m) sind soresciagneisahnliche Gesteine mit
Lagen von dunklem Biotitschiefer aufgeschlossen; bis 2545 m steht eine
Folge von Granatquerglimmerschiefern, soresciagneisahnlichen Zweiglimmergneisen, gebanderten Glimmergneisen (teilweise mit grosseren
Muskovitblattchen) an. Anschliessend tritt ein Amphibolit auf, der mit
Glimmergneis wechsellagert. Ab Quote 2555 m bis zur Grenze mit dem
nordlichen Soresciagneiszug (bei Quote 2580 m) folgen sich in enger
Wechsellagerung Glimmerschiefer und Hornblendeschiefer.
Am Siidwestgrat des Schenadui herrschen Banderamphibolite bei
weitem vor. Horizonte mit Glimmergneisen sind auf den nordlichen Teil
tet. Am P.
der Zone beschrankt.
Im ostlichen Teil der Corandonizone
siidlich P. dell'Uomo
—
—
in Nahe des Granitkontaktes
treten die fur die Zone charakteristischen
bolite immer mehr zuriick. Schliesslich stehen
und
-gneise
nur
an, die nicht mehr mit Sicherheit
Amphi-
noch Glimmerschiefer
vom
Soresciagneis abge-
trennt werden konnen. Ein letzter schmaler Auslaufer der Corandonizone
typischen Amphiboliten ist siidostlich
Medelsergranit eingeschlossen.
mit
im
2. Das Alter
Die
zeigen,
scharfe
von
Kontaktverhaltnisse
des P. dell'Uomo als Scholle
Pratoserie und Corandonizone
gegeniiber
Rotondo-
und
Medelsergranit
dass beide Serien alter sind als die Platznahme der Granite. Die
Metamorphosegrenze,
strukturen, das Auftreten
serie fremd sind und
von
das
Fehlen
sedimentarer
Ablagerungs-
steilen Faltenachsen, welche der Tremola-
gelegentliche
tektonische
zwischen Pratoserie und Tremolaserie
(vgl.
S.
Storungen an der Grenze
396) sind Anhaltspunkte
fur das hohere Alter der ersteren.
Altersbeziehung zwischen Pratoserie (Corandonizone) und Streifengneis lasst sich nirgends erkennen, da iiberall die Soresciagneiszone
dazwischengelagert ist. Die Grenze zwischen Pratoserie und Sorescia¬
gneis ist zwar teilweise unscharf (vgl. S. 494), dennoch ist das diskordante
Eine
Auskeilen der nordlichen Zonen der Pratoserie gegen Osten unverkenn-
R. H.
484
Steiger
bar. Diese Diskordanz mag auf em jungeres Alter des Soresciagneises hinweisen. Ahnliche Beobachtungen aus der westlichen Pratoserie fehlen
jedoch.
Soresciagneis wird, infolge seiner Ahnlichkeit mit anderen Paragesteinen des Gotthardmassivs, welche bei der Intrusion des Streifengneismagmas stoff hch verandert wurden, als vorstreifengneisisch bezeichnet (vgl. auch E. Niggli in Cadisch 1953, p. 102). Das Gegenargument
von Sondee (1921, p. 9: Gerollfunde von Sellagneis (
Streifengneis) im
der
wird
da
hinfallig,
sogenannte ,,Soresciagneis" sudlich
Soresciagneis)
des Sellasees (westlich Pt. 2373) kein Soresciagneis ist, sondern der
Giubineserie (vgl. S. 505) angehort.
Die Pratoserie muss also wie der Soresciagneis zum basalen alpinen
Grundgebirge (Staub 1948, p. 433) gerechnet werden. Sie ist wahrscheinlich das alteste Gestein des Untersuchungsgebietes.
Der
=
E. Die
Metamorphose
der Pratoserie und Corandonizone
1.
Gefiige
Kristallgenerationen
Im
sechs
Gefuge der Prato- und Corandonigesteine lassen sich die gleichen
Kristallgenerationen wie in der Tremolaserie erkennen:
Kristallgenerationen
Tabelle 19.
in der Pratoserie
(Corandonizone)
Gene¬
ration
1.
Rehktisches, femkorniges,
mit
rundhchen, stark
einschlussfreie Granate, oft
sierung;
zerbrochene,
oft
unsauberes Quarz Feldspattrummermosaik
Plagioklasen; kleine, gut ldioblastische und
zerbrochen, veremzelt mit begmnender Zoisitischief zur Schieferungsebene oder Glimmer
zonaren
teils
-
lineation stehende Hornblendekristalle.
2.
Rekristallisierte, parallel zur Sehieferung geregelte Glimmer (Muskovit und
Biotit); saubere, zum Teil grobkornige Quarzkristalle, zum Teil gelangt;
parallel
zur
Ghmmerlmeation rekristallisierte Hornblendekristalle; grossere,
gebildete und gelegenthoh gelangte saure Plagioklase (haufig schachbrettalbitartig).
Porphyroblastische Granate und Hornblenden (sehr selten Disthen und
Staurohth) mit Emsehlussen, welehe parallel zur Sehieferung des Gestems
neu
3.
verlaufen.
4.
Querbiotite,
teilweise mit Emsehlussen
von
gelangten Quarzen
der 2. Gene¬
ration
5.
Zersetzungsprodukte (Chlorit,
6.
Quarz-,
eventuell
Karbonat-,
Biotit und
selten
Serizit).
Prehmtneubildungen langs
Kluften.
Petrographie
Es ist oft
und
sehwierig
Geologie
zu
des siidlichen Gotthardmassivs
485
entscheiden, welcher Generation die Horn-
blenden zuzuordnen sind, da nicht selten frische Hornblendekristalle
Quarz-Feldspattriimmermosaik auftreten. Die Kleinheit
Hornblendestengel (1—4 mm lang), das Fehlen von Einschliissen
auch mitten im
der
und die
gute Einregelung in
Fallen eine
un
Zugehorigkeit
die
zur
Schieferungsebene machen in den meisten
3. Generation (Porphyroblastenbildung)
wahr s cheinlich.
Im
Gegensatz
zur
Tremolaserie sind die 3.—6.
der Pratoserie und Corandonizone
makroskopisch
ges wird
ist etwas
von
kaum in
Kristallgeneration
nur
sehr schwach entwickelt und treten
Erscheinung.
Ein wesentlicher Anteil des Gefii-
reliktischen Kristallen der 1. Generation
abhangig
von
der Gesteinsart und
Im Gotthardtunnel stehen die Gesteine mit
Gefiigeanteil vorwiegend
in
vom
eingenommen.
Er
Ort des Vorkommens.
massgeblichem
reliktischem
in der nordlichen Halfte der Pratoserie
an.
In
der Corandonizone scheint der reliktische Anteil ebenfalls etwas grosser
zu
sein als in der siidlichen Pratoserie.
Bewegungsphasen
Aus dem
Gefiige der Prato- und Corandonigesteine lasst sich eine
Abfolge tektonischer Phasen herauslesen wie bei der Tremola¬
(vgl. S. 459). Wahrend einer kataklastischen Phase I wurden die
ahnliche
serie
Kristalle der 1. Generation zermalmt oder zerbrochen. Die Rekristallisation und
Einregelung der Mineralien der 2. Generation fand unter dem
Bewegungsphase II statt. Die nachste Phase (III) verursachte teilweise eine Faltelung des Gesteins. Die Verbiegung der Plagioklase der 2. Generation, das Aufreissen von kleinen Spaltrissen und die
Beanspruchung der darin kristallisierten Neubildungen sind auf schwache
spatere Bewegungsphasen zuruckzufiihren.
Einfluss einer
Makroskopische Gefugemerkmale
Die Gesteine
Pratoserie und Corandonizone
zeigen neben einer
ausgezeichneten Schieferung eine mehrheitlich N-S gerichtete Lineation der Glimmer. Dazu parallel verlaufen die Hornblendestengel gewisser
Amphibolite und fein- und grobnematoblastischer Hornblendeschiefer.
Bei verschiedenen Gesteinen kann auf dem Querbruch (seltener im
Hauptbruch) eine Faltelung festgestellt werden, welche im allgemeinen
parallel zur N-S Lineation verlauft. Gelegentlich tritt eine gleichgerichtete grobe Verfaltung des Gesteines auf. Glimmergneise der auskeilenden
mittleren Gneiszone sind stellenweise linear gestreckt.
meist
von
486
R. H.
Eine Reihe
von
Amphiboliten
Steiger
der Pratoserie
sprochen lagige Textur, hingegen
streut
die
wohl eine ausgeOrientierung der feinen
zeigen
Hornblendestengel innerhalb der Schieferungsebene erheblich. Im siidlichen Amphibolitzug der Pratoserie sowie in der Corandonizone bei Lago
dello Stabbio sind ofters grobe Verfaltungen des Gesteins mit steil nach
Westen fallenden Achsen zu beobachten. Im Bereich dieser Verfaltungen
stehen die Hornblendestengel der Amphibolite parallel zu den Faltenachsen, konnen aber nur wenig daneben die ubliche + N-S gerichtete
Orientierung einnehmen (vgl. auch Hafner 1958, p. 296).
Nur selten ist in Amphiboliten eine schwache, unregelmassige SW-NE
Wellung zu erkennen.
Entstehung
Aus der Strukturkarte
lich N-S
ist mit
gerichtete
derjenigen
muss
des
Geftiges
entnommen
werden, dass die mehrheit-
Lineation der Pratoserie
der Tremolaserie und daher
(Corandonizone) identisch
alpines Alter aufweist. Die
steilen, nach Westen abtauchenden Faltenachsen und die lokal dazu
parallele Orientierung
hardmassiv
an
der
Hornblendestengel
sind dem siidlichen Gott-
sich fremd. Sie mogen reliktisch sein und einer alteren
voralpinen Metamorphose angehoren (vgl. auch Hafneb 1958, p. 306).
Die parallel zur N-S Lineation verlaufende Faltelung und Verfaltung
des Gesteins scheint der N-S Kleinfaltelung der Tremolaserie aquivalent
zu sein. Die unbedeutende SW-NE Wellung kann vielleicht der E-W
Wellung der Tremolaserie gleichgesetzt werden. Es scheint, dass Prato¬
serie und Corandonizone zwar den gleichen tektonischen Beanspruchungen ausgesetzt waren wie die Tremolaserie, jedoch durch dieselben nicht
vollstandig umgepragt wurden. Das heute vorliegende, teils etwas verworrene Gefiige ist demnach das Abbild verschiedener Metamorphosezyklen.
Nur der Einfluss der letzten
Gebirgsbildung
kann in
Analogie
mit der
Tremolaserie etwas naher beurteilt werden. Durch die Kataklase I wurde
das alte
Gefiige
der Prato- und
Corandonigesteine zerbrochen, lagenweise
Einwirkung der Stressphase II (S-N Schub) bildeten sich die Mineralien der 2. Generation (Glimmer und Hornblenden,
Quarz und saure Plagioklase); in einzelnen Horizonten fand eine beschrankte laminare Gleitung statt, wobei sich die neugebildeten Minera¬
lien in die Gleitrichtung einregelten (a-Lineation), in anderen kristallisierte das alte Gefiige nur teilweise urn. Nach dieser Bewegungsphase
bildeten sich vereinzelte Porphyroblasten. Die E-W Einengung (Phase
auch zermalmt. Unter
Petrographie
III) fiihrte
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
487
einer N-S
gerichteten Faltelung des Gesteins (b-Lineation),
parallelen grosseren Verfaltung. Die Querbiotite kristallisierten noch unter Einwirkung dieses E-W Zusammenschubs. Schwache kataklastische Beanspruchungen des Gesteins fiihrten
zur Bildung kleiner Kliifte
und Spaltrisse, welche anschliessend von
zu
stellenweise
zu
einer dazu
Quarz, Karbonat, seltener
eine
Verbiegung
und
der 2. Generation
zur
von
Prehnit erfullt wurden und hatten ferner
Mortelkranzbildung
Folge.
bei
neugebildeten Plagioklasen
2. Mineralfazies
Diejenigen Mineralphasen,
welche mit Sicherheit der 2. oder spateren
und damit auf die alpine Metamorphose zuruck-
Generationen angehoren
gehen, wurden unter Bedingungen der Epidotamphibolitfazies gebildet.
Das reliktische Gefiige der Glimmergneise und ein Teil der Amphibolite weisen auf voralpine Metamorphosebedingungen hin, welche der
Amphibolitfazies entsprechen.
Die strukturelle Ausbildung der Pratoserie im Gesteinsverband (siehe
unten) ist nach Hafner (1958, p. 309) auf eine Ultrametamorphose
zuruckzufiihren. Diese muss unter Druck- und speziell Temperaturverhaltnissen stattgefunden haben, welche im Bereich zwischen Amphibolit¬
fazies und anatektischer Aufschmelzung vorherrschen.
3. Geschichte der
Metamorphose
Pratoserie und Corandonizone haben mehrere
Metamorphosen
unter-
schiedlichen Grades erlebt.
Die alteste und
und
nur am
tiefgreifendste
westlichen Rand des
lasst sich fast
nur
im Gesteinsverband
Untersuchungsgebietes (Pratoserie)
erkennen. Nach Hafner
voll
(1958, p. 309)
pegmatitischen Einlagerungen, das lagenweise Auftreten von
hellen Gneisen und aplitahnlichen Gangen, die Banderung der Amphibolite
und Glimmergneise als Polgen einer vermutlich vorherzynischen Ultra¬
metamorphose aufzufassen, wahrend welcher umfangreiche Stoffmobilisationen vor sich gingen.
Eine alte Metamorphose hoheren Grades muss auch im Corandonizug
sind die dort vorkommenden
zahlreichen
angenommen werden. Die Banderung der Amphibolite und Gneise mit
messerscharfen Grenzen zwischen hellen und dunklen Lagen ist nicht
—
wie in der Tremolaserie
tung, sondern eine Folge
mit
ein Abbild
urspriinglich sedimentarer Schichmetamorpher Differentiation, verbunden
Stoffaustauschvorgangen. Dabei mag eine ortliche Verniissigung des
—
von
488
R. H.
Steiger
(Anatexis) stattgefunden haben. Hafnbr (1958, p. 311) legt
Gesteinstypen (Epidotamphibolite, Epidotbiotitschiefer) als Restgesteine deuten lassen, welche ihren Anteil an
Natronalumosilikaten durch Ausblutung verloren haben.
Gesteins
dar, dass sich mehrere dunkle
Die im
artigen
Untersuchungsgebiet
sowie die im
unstete
steil nach Westen einfallenden fremd-
Faltenachsen und die lokal dazu
Vergleich
„N-S"
zu
parallele Hornblendelineation,
den nordlich und siidlich anschliessenden Zonen
Lineation der
iibrigen
Gesteine
donizone deuten die Existenz einer weiteren
Zu
herzynischer
Zeit bildeten sich unter
von
Pratoserie und Coran-
voralpinen Metamorphose an.
P-T-Bedingungen der Amphi-
bolitfazies die Mineralien der 1. Generation, welche als Relikte in grossem
heutige Gefiige erfullen.
retrograde alpine Metamorphose fiihrte nur zu einer teilweisen
Rekristallisation des Gefuges. Sie setzte ein mit einer kataklastischen
Phase, welche das Gefiige in gewissen Horizonten nur wenig beanspruchte,
in anderen aber zu einer vollstandigen Zertrummerung fiihrte. Unter der
Einwirkung des nach Norden gleitenden alpinen Deckenstapels fand bei
erhohter Temperatur (entsprechend der Epidotamphibolitfazies) eine
teilweise Rekristallisation von alten zerbrochenen Gemengteilen (Hornblendestengel und Granate) sowie eine Neubildung von Glimmern, Quarz,
Masse noch das
Die
Plagioklasen und Hornblenden der 2. Generation statt, welche
sich in N-S Richtung einregelten und teilweise gestreckt wurden. Eine
laminare Gleitung in grossem Stile, wie man sie in der Tremolaserie
erkennen kann, kam nicht zustande; die Gleitung blieb auf einzelne
plastischere Horizonte beschrankt. Die sparlichen Porphyroblasten bil¬
deten sich in einer tektonischen Ruhepause. Nach der Steilstellung des
Gotthardmassivs erfolgte eine E-W Einengung im sudlichen Teil, welche
auch den Gesteinen der Pratoserie und Corandonizone eine gewisse N-S
verlaufende Verfaltung und Faltelung aufpragte. Noch unter Einfluss
dieses E-W Stresses kristallisierten die Querbiotite. Anschliessend erfolgte
die Zersetzung der Mineralien. Damit einher gingen an sich unbedeutende Differentialbewegungen, welche die Plagioklase der 2. Generation
verbogen und im Gestein Spalte und Kliifte aufrissen. Zirkulierende
Losungen erfiillten dieselben mit Quarz, Karbonat, seltener mit Prehnit.
Die offensichtliche Metamorphosegrenze zwischen Pratoserie und
Tremolaserie kann auf ahnliche Art gedeutet werden wie beim Soresciagneis (vgl. S. 503). Danach wurden die an der Grenze anstehenden etwas
hoher und vollstandiger metamorphen Schichten der Tremolaserie in
einer spaten Phase der Hauptdislokation auf die alpin schwacher iiberpragte Pratoserie aufgeschoben. Anzeichen fiir eine spattektonische
sauren
Petrographie
Beanspruchung langs
kordant
zur
und
Geologie
der Grenze
Grenze verlaufende
des siidlichen Gotthardmassivs
489
(starke Verfaltung des Gesteins,
dis-
Schieferung) konnen insbesondere in
(Koord. 688.72/155.97) beobachtet
einem Seitenbach des Riale Sorescia
werden.
F.
Entstehungsgeschichte
der Pratoserie und Corandoiiizone
(Zusammen-
fassung)
Hauptteil der Prato- und Corandonigesteine diirfte von Sedimenhergeleitet werden, welche in vermutlich archaischer Zeit vor alien
Der
ten
andern Gesteinen des
Untersuchungsgebietes abgelagert
wurden.
In vorherzynischer Zeit
denkbar ware sogar eine vorstreifengneisische Periode, da stoffliche Beziehungen zum Streifengneis fehlen
fand eine Ultrametamorphose statt, welche im westlichen Teil des Unter¬
suchungsgebietes umfangreiche Stoffmobilisationen zur Folge hatte.
Auch im Corandonizug ging eine metamorphe Differentiation unter zeitweiser Beteiligung einer mobilen Phase vor sich.
Eine weitere voralpine Gebirgsbildung erzeugte die fur das iibrige
Gotthardmassiv fremdartigen steil nach Westen einfallenden Faltenachsen mit der lokal dazu parallelen Hornblendelineation.
In wahrscheinlich herzynischer Zeit bildeten sich unter Bedingungen
der Amphibolitfazies die Mineralien der 1. Generation, welche als reliktische Gemengteile noch einen bedeutenden Anteil des heutigen Gesteinsgefuges einnehmen.
Die alpine Orogenese hatte eine retrograde Metamorphose zur Folge
mit teilweiser Rekristallisation des Gefiiges unter P-T-Bedingungen der
Epidotamphibolitfazies. In einer ersten kataklastischen Phase fand eine
teilweise Zertriimmerung des alten herzynischen Gefiiges statt. Die zunehmende tJberlagerung durch die nach Norden gleitenden alpinen
Decken fiihrte zu einer Erliohung der Temperatur, welche eine teilweise
Rekristallisation von Gemengteilen der 1. Kristallgeneration bewirkte.
Eine Reihe von Mineralien wurden neu gebildet und unter dem Einfluss
des S-N Schubes in die Transportrichtung eingeregelt (a-Lineation). Eine
eigentliche laminare Gleitung der Schichten kam aber nur in einzelnen
Horizonten zustande. In der Schlussphase der alpinen Dislokation wurde
das Gotthardmassiv am Aaremassiv steilgestellt. Nach dem Erlahmen
der Bewegung fand ein besclieidenes Porphyroblastenwachstum statt.
Die anschliessende Biegung des Gotthardmassivs fiihrte im siidlichen
Teil desselben zu einem E-W Zusammenschub, welcher eine Verfaltung
—
—
490
R. H.
und
Steiger
der Prato- und
Faltelung
Corandonigesteine zur Folge hatte. In
Querbiotite. Bei absinkender Temperatur trat schliesslich eine unbedeutende Chloritisierung evtl. Biotitisierung
des Gesteins ein. Schwachere Differentialbewegungen erzeugten Spaltdieser Zeit bildeten sich auch die
risse und kleine
Kliifte, welche alsbald
von
frischen
Quarz-, Karbonat-,
eventuell Prehnitkristallisationen erfiillt wurden.
Kapitel
III.
Der
Soresciagneis
A.
Der Name
,,Soresciagneis"
Einleitung
wurde erstmals
Stapff
von
wendet. Er bezeichnet damit den Gneis, welcher sudlich
anschliesst
granit
auf
und
Sorescia
Alpe
und
an
sudlich
(1880)
ver-
den Tremolader Sellaseen
ansteht. Nach der Karte Stapffs
(1885) umfasst der Soresciagneis auch
sparliche Serpentinstdcke und Amphibolitstreifen. Von Waindziok
(1906, p. 51) stammt die erste petrographische und chemische Untersuchung des Gesteins. Auch Krige (1918, p. 33) beschreibt in seiner
noch
,,sudlichen Randzone"
des Gotthardmassivs
Der
gneis entsprechen.
Soresciagneis
Gneise, welche dem Sorescia¬
ist nicht dem
Sellagneis gleichzu-
setzen, wie das Albert Heim (1921, p. 195) getan hat20).
Eine Neudefinition des
p. 277), indem
blende
er
Begriffes Soresciagneis gibt
die sudlichen Zonen des
fuhren, abtrennt und
Die
wichtigsten Ergebnisse
genden zusammengefasst:
1. Der
2. Er bildet
emen
der
dehnt sich
Soresciagneis
Gotthardmassivs aus;
zu
im
Gneises,
Hafner
(1958,
welche noch Horn¬
seiner
neugeschaffenen Pratoserie zahlt.
Untersuchungen Hafners seien im fol-
in
E-W
Richtung
Norden und Suden ist
Gesteinskomplex
von
er
uber
einen
grossen Teil des
scharf
wechselnder
abgegrenzt.
Machtigkeit aber
einheit-
lichen Aussehens und Beschaffenheit uber weite Distanzen.
3. Der
streifiger
Soresciagneis
stromatitische Partien
20)
Der
benannt,
ist
ein
monoschematischer
Biotit-Albitgneis
mit
lagiger,
Textur. In der sudlichen Halfte gegen die Pratoserie hm sind vereinzelt
Sellagneis,
eingelagert
von
nut
5—50
anderen Autoren
ist identisch mit dem
Streifengneis
cm
breiten
quarzitischen
Bandern.
Sella-Cadhmogneis oder Cadhmogneis
H. M. Hubbrs (1943).
Petrographie
Die zentrale Zone des
Partien mit 5—10
cm
Geologie
und
des sudlichen Gotthardmassivs
491
Soresciagneises fuhrt vereinzelte, etwa hundert Meter breite
grossen, hauptsachhch aus Feldspat bestehenden Augen.
4. Die erwahnte zentrale Zone grenzt
an
der Gotthardstrasse direkt
an
den
Sudrand des
Rotondogramts. Das Auftreten der Augen am Kontakt ist nur zufalhg,
weil am Gotthardpass der nordliche augenfreie Teil des Soresciagneises vom Rotondogranit abgeschmtten ist.
5. Die Stnemung des Soresciagneises ist alpmen Alters Auch ist em bedeutender
Gefugeanteil alpin neu kristallisiert Die Augen des Soresciagneises smd voralpme
Bildungen, nur stellenweise zeigen sie Ansatze zu alpmer Umkristallisation.
6. Die
eine
+
horizontal verlaufende
Wellung
spatalpine Beanspruehungsphase dar;
ist junger als die
sie
und stellt
Stnemung
hat kerne Rekristalhsationen
ver-
ursacht.
Soresciagneis gehort
7. Der
serie)
an.
Von
emer
Ultrametamorphose
8. Erne stoffhche
9. Die
haben,
dies Waindziok
wie
(1906) und
Umfanges
zu
(Cavannasehen. Die
L. Hezneb
(1909)
Soresciagneises smd entweder durch AustauschSoresciagneis selbst erklarbar oder es kame als
des
im
Herd fur eine Alkahzufuhr die sudlich benachbarte
in
Gestemssene
ist unwahrschemlich.
feldspatreichen Augen
prozesse genngen
ultrametamorphen
war vermutlich vorherzymsch.
Beziehung des Soresciagneises zum Rotondogramt oder Huener-
stockgneis (= Streifengneis),
angenommen
emer
ehemals mobilen Phase ist aber heute wemg
ultrametamorphe
Pratosene
Frage.
B. Der
Soresciagneis
als
geologisch-stratigraphische
Einheit
1. Definition
folgenden beschriebene und auf der Kartenbeilage ausgeschieSoresciagneiskomplex ist im wesentlichen identisch mit dem
Soresciagneis nach Hafner (1958).
Es treten aber folgende Komplikationen auf:
1. Wenig ostlich der Gotthardstrasse schiebt sich eine polymetamorphe Gesteinsserie (Sene des Giubine) zwischen den Tremolagranit
(weiter ostlich den Streifengneis) und den Soresciagneis ein, welche bis
zum Medelsergranitstock des Pizzo dell'IJomo anhalt.
2. Die Pratoserie ist nur im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes
vorhanden; sie fehlt mit Sicherheit im zentralen Teil und kann erst im
Der im
dene
Garegnastollen wieder nachgewiesen werden. Der Sorescia¬
gneis grenzt also zum grossen Teil direkt an die Tremolaserie.
3. Von den Pone. Negri bis zum Passo Corombe schaltet sich ein
Amphibolitzug (Corandonizone) ein, welcher den Soresciagneis in einen
nordlichen und sudlichen Ast aufspaltet. Im nordlichen Ast setzt sich
der typische monoschematische Soresciagneis, der fur den westlichen
nordlichen
492
R. H.
Teil des
Untersuchungsgebietes
Steiger
charakteristisch ist, fort, wahrend der-
selbe im siidlichen Ast allmahlich in einen
Mischgneis (Varietat von Lago
Dentro) iibergeht.
Als Soresciagneis wird im folgenden diejenige Zone bezeichnet, welche
fast ausschliesslich aus feinlagigem, dunklem Zweiglimmer-Albitoligohlasdi
gneis
besteht und in Meterabstanden 2—4
cm grosse Augen fichrt.
Soresciagneises markiert durch das
nordlichste Auftreten der 2—4 cm grossen Augen; die siidliche Grenze
ergibt sich durch das erstmalige Auftreten von Hornblendegesteinen der
Gegen
Norden ist die Grenze des
Prato- oder der Tremolaserie.
Diese Definition
gilt streng
nur
im westlichen Teil des
sowie im nordlich der Corandonizone
Untersuchungs¬
Ast des Sorescia¬
gebietes
gelegenen
gneises. Die siidliche Zone zeigt ab P. Taneda-Siidgrat einen allmahlichen
Ubergang mit vielen Riickfalien in eine hellere Mischgneiszone (Sorescia¬
gneis von Lago di Dentro), welche zum Teil auch Hornblendegesteine
und Granatglimmerschiefer eingelagert hat und nur schwierig von der
Tremolaserie
abzugrenzen ist.
typische Soresciagneis ist fur die Geologie des gesamten siidlichen
Gotthardmassivs von Bedeutung, weil er in immer gleichbleibender Ausbildung vom Goms bis zum Lukmanier ansteht und mit zahlreichen
verschiedenaltrigen Gesteinszonen und -korpern in Kontakt steht. Er
Der
kann fur viele Probleme als eine Art Point de repere dienen.
2. Verlauf der
Soresciagneiszone
An der Gotthardstrasse ist die Grenze zwischen
Pratoserie 30
Soresciagneis
oberhalb der Haarnadelkurve bei Quote 1840
und
(Koord.
686,85/155,45) aufgeschlossen; die nordliche Begrenzung (gegeniiber dem
Tremolagranit
Rotondogranit) ist 20 m oberhalb der Kurve bei Quote
1940 m (Koord. 686,75/155,65) gut zu sehen. Der Soresciagneis zieht
liber Alpe di Sorescia, mit der Hauptmasse nordlich P. Canariscio durch
und setzt sich fort liber Pos Meda und Siidgrat des Giubine, beriihrt mit
m
m
=
Nordgrenze
Wasserfassung des
seiner
den
Unteralppass
und
iiberquert
die Canaria bei der
Stollens.
Am Grat der Poncioni
Negri spaltet
sich der
Soresciagneis in zwei
Lago Oscuro nach
Lago dello Stabbio, wobei sich im Gebiete des Pizzo Taneda einige vermutlich tektonische Storungen bemerkbar machen. Der Soresciagneis
bildet die Gipfel des Pizzo Corandoni, Schenadui (Pt. 2677,7) und des
Zonen auf. Die nordliche Zone zieht liber Bassa del
Petrographie
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
493
Pizzo dell'Uomo
(fruher ,,Scai" genannt) und wird an der Ostflanke des
Medelsergranit diskordant abgeschnitten.
Die siidliche Zone setzt sich iiber Laghetti di Taneda, mit Siidrand
beim Pone. Garrioni, am untern Siidabhang des P. Corandoni fort, umfasst das Sudufer des Lago di Dentro und verschwindet bei Piano dei
letzteren
vom
Porci unter der Morane.
Im Lucendrostollen steht der
Soresciagneis ungefahr von Tm. 3400
ungefahr von Tm. 3180 bis 3420 ab
SP an. Die Siidgrenze des Soresciagneises im Garegnastollen liegt bei Tm.
2390 ab Ritom (SP), die Nordgrenze ist im Unteralpstollen bei ca. Tm.
585 ab Froda (SP) aufgeschlossen.
Die grosste Machtigkeit erreicht der Soresciagneis beim Unteralppass
(ca. 700—800 m), eine minimale Machtigkeit von 70—80 m zeigt er in
der nordlichen Teilzone beim Lago dello Stabbio.
bis 3610 ab
NP,
im Gotthardtunnel
3. Kontakte
Die Grenze zwischen
Tremola(Rotondo)granit
der Gotthardstrasse ist absolut scharf;
es
zeigen
und
Soresciagneis
an
sich keinerlei Kontakt-
erscheinungen.
Bedeutend unsicherer ist die Grenze
siidlich des Sellasees ist das
Auftreten der
dunkle
einzige
Soresciagneisaugen,
zur
Serie des Giubine. Im Bereiche
Kriterium fiir die
da
Grenzziehung
das
auch in der Serie des Giubine
Zweiglimmergneise oft vorherrschen. Im Raume der Alpe di
Soresciagneis gegen den Kontakt hin extrem gefaltelt,
die Schieferung in diesem Bereich fast quer zur Grenze zu stehen
Sorescia ist der
so
dass
scheint.
Auf
wo
wenige Meter scharf wird
der Kontakt
gneis fremd
sind. Es
Giubine
vom
in der Serie des Giubine Gesteine
an
ostwarts,
auftauchen,
scheint, dass der ehemals vielleicht deutliche Kon¬
welche dem Sorescia¬
takt im westlichen Gebiet durch eine intensivere
Metamorphose
ver-
wischt wurde.
Der Kontakt zwischen
Soresciagneis und Medelsergranit am Pizzo
grossen Teil primar zu sein. Der Soresciagneis ist
vielfach stark mit dem Granit verzahnt und wird durch denselben langs
der Schieferung aufgeblattert. Sudostlich des Pizzo dell'Uomo ist der
dell'Uomo scheint
Kontakt
teilweise
zum
messerscharf
und
schneidet
die
Schieferung
des
Soresciagneises diskordant,
Gelegentlich ist der Soresciagneis am Kontakt von hellen Adern durchzogen und fuhrt auffiillig grosse Augen. Wo eine leichte Durchdringung
wobei derletztere selber intensiv verfaltelt ist.
494
R. H.
Steiger
des
Nebengesteins stattgefunden hat,
massig.
Interessant
Soresciagneises
wahrend sie
aufweist.
An
Medelsergranit
besonders
ist, dass ostlich des Pizzo dell'Uomo die Schieferung des
am Kontakt teilweise parallel zur Granitgrenze verlauft,
nur
Nebengestein
ist der
100
davon entfernt das
m
dieser
Stelle hat
mechanisch
E-W Streichen
Medelsergranit offensichtlich das
gedrangt. Diese Bewegungen scheinen
der
Seite
zur
gewohnliche
teilweise erst nach
Erstarrung des Plutons erfolgt zu sein, vielleicht erst
Gefolge
alpinen Gebirgsbildung.
Die Grenze des Soresciagneises zur Pratoserie ist vor allem im Raume
Scara Orello, wo vielfach die typischen Amphibolite der letzteren fehlen,
im
der
unscharf. Sie kann im besten Fall auf etwa 5
Oft treten im
blendestengel
Soresciagneis
genau fixiert werden.
auf.
Etwas scharfer
(auf
1—2
Pos Meda gegen Osten
Soresciagneis grenzt.
m) kann die Grenzziehung
erfolgen,
Sudgrat
wo
an
des
den
Zum Teil verlauft die Grenze in einer bewachsenen
di Taneda bis
Laghetti
Murinascia, wahrend
vom
die Tremolaserie direkt
Erosionsrinne. Undeutlich wird die Grenze
ostlich der
m
in Grenznahe vereinzelte biotitisierte Horn-
der Kontakt
zu
zur
gegemiber
der Tremolaserie
ihrem Verschwinden bei Piano
Corandonizone immer auf mehrere
Meter genau fixiert werden kann; schwierig wird die Grenzziehung erst
am Pizzo dell'IJomo, wo beide Zonen
gegen den Kontakt ihre sonst so
charakteristischen
Merkmale
verlieren
und
ineinander
uberzufiiessen
scheinen.
C.
Beschreibung
des Gesteins
Vorkommen
Der Soresciagneis ist in der ganzen auf S. 492 beschriebenen Zone
zwischen Gotthardstrasse und Pizzo dell'Uomo das einzige Gestein von
Bedeutung.
Im ostlichen Teil des
Untersuchungsgebietes miissen zwei
typische Soresciagneis, wie er an
Varietaten untersohieden werden. Der
der Gotthardstrasse
zugs fort, wahrend
Varietat
ansteht,
er
setzt sich in der Zone nordlich des Corandoni-
in der Zone siidlich desselben
(Typus Lago
di
Der
typische Soresciagneis zeigt
einheitlichen,
2—4
cm
grossen
Charakter
tiber weite Bereiche einen erstaun-
monoschematischen
Augen,
in eine hellere
Dentro) iibergeht.
Allgemeiner
lich
langsam
Charakter.
Typisch
sind
die
welche in bald grosseren, bald kleineren Abstan-
Petrographie
und
Geologie
495
des siidlichen Gotthardmassivs
Gelegentlich kommen konkordante und diskordante pegGange vor, sie bestehen teils auch nur aus Quarz.
Im siidlichen Arm des Soresciagneises, im Raume von Lago di Dentro,
fiihrt das Gestein noch immer Augen, hingegen ist es ofters weniger gut
geschiefert und enthalt reichlich grobblatterigen Muskovit, wahrend der
Biotit stark zuriicktritt. Es treten hier auch gelegentlich wenig machtige
Lagen von Granat-Querglimmerschiefern und seltener von grobporphyroblastischen Hornblendeschiefern auf. Ab und zu wurden auch Pegmatitgange angetroffen. Der ganze Gesteinskomplex ist unruhiger als im westlichen Untersuchungsgebiet. Es fragt sich, ob man ihn nicht iiberhaupt
vom typischen Soresciagneis abtrennen soil. Die ersten Ansatze zu einer
etwas helleren, muskovitreicheren Soresciagneisvarietat lassen sich schon
im nordlichen Garegnastollen erkennen. Auch. auf dem Grat der Pone.
Negri (zwischen Tremolaserie und Corandonizone) fallt der reichliche,
grobblattrige Muskovit sowie das haufige Vorkommen von Querbiotit
auf. Auch fiihrt das Gestein in diesem Gebiet keine Augen. Da jedoch
immer wieder Horizonte mit typischem Soresciagneis dazwischengelagert
den auftreten.
matitische
sind
—
vor
allem noch in der westlichen Halfte der Teilzone
Taneda)
Laghetti
Dentro) beibehalten
di
—
di
soil die
(Raum
der
Bezeichnung Soresciagneis (Typus Lago
werden.
Im Handstuck
typische Soresciagneis zeichnet sich durch eine feinlagige Textur
Wechsellagerung stehen feinste Glimmerlagen mit 0,8—1,3 mm
machtigen Quarz-Feldspatlagen, welche im Langsbruch meist streng
parallel zueinander verlaufen (Unterscheidungsmerkmal gegentiber dem
Streifengneis, der abgesehen von der helleren Farbe auch im Langsbruch
Wellung zeigt). Im Querbruch ist ofters eine leichte Wellung der Glimmer¬
lagen zu beobachten. Die eingelagerten, 2—4 cm grossen Augen sind
konkordant zur Schieferung eingebettet und zerfliessen randlich in die
Quarz-Feldspatlagen des Gesteins. Schon makroskopisch ist sichtbar,
dass Alkalifeldspat Hauptgemengteil dieser Augen ist. Im Grundgewebe
lassen sich erkennen: Biotit, Muskovit, Quarz und Feldspat. Die Glimmer
Der
aus:
sind
in
ausgezeichnet geregelt.
Soresciagneisvarietat
In der
mineralien
zuriick, das Gestein
von
Lago
ausgesprochen lagige
Quarz-Feldspatlagen sind
oft langgestreckten, schmalen
durchsetzt. Untergeordnet kom-
erscheint heller. Die
weniger haufig anzutreffen:
unregelmassig machtig; sie entsprechen
Textur ist
Linsen und sind
von
di Dentro treten die Glimmer-
Glimmerhautchen
die
496
R. H.
men
Steiger
glimmerarme, massigere Gesteinstypen vor. In schiefrigen
gut geregelt. Der Soresciagneis weist oft eine
auch
Gesteinen sind die Glimmer
ockerbraune
Anwitterungsfarbe
Tabelle 20.
auf.
Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
a) Typischer Soresciagnets
Durchschnitt
Hauptgemengteile
Haup tvanations
Quarz
45
(35—50)
Plagioklas
20
(10—40)
Biotit
15
( 5—25)
Muskovit
15
( 5—25)
Nicht
vorhanden:
lmmer
( 0—10)
Kahfeldspat
Granat
(
Karbonat
( 0— 5)
Chlorit
(
b) Auge
im \
0—
0-
5)
5)
typischen Soresciagneis
Quarz
40
Schachbrettalbit
45
Mikroklin
10
Biotit, Karbonat
5
etc.
c) Soresciagne *s Typus Logo
di Dentro
Hauptgemengteile
Quarz
45
(40—50)
Plagioklas
Kahfeldspat
30
(25—40)
5
( 5—15)
Biotit
10
( 5—15)
Muskovit
10
( 0—20)
Nur selten auftretend:
Karbonat
(
0—
2)
Chlorit
(
0—
2)
Mikroskopische
Quarz. Kleine, rundhche Korner
von
Quarz (0 bis 0,1 mm) bilden
femkorniges Mosaik,
welches
teils
zusammen
regelmassigen
Lagen zwischen Glimmern und grobkristallmeni Quarz emgebettet ist. Die groben
Quarzkorner (0,2—0,5 mm lang) smd Neubildungen mit meist eekigen, seltener
buchtigen Kristallformen. Ofters smd sie in Zeilen oder langgestreckten Lmsen
angeordnet und m Schieferungsrichtung gelangt; vielfach loschen sie felderweise
mit ebensolchen
und undulos
Plagioklasen
Merkmale
aus.
em
m
Petrographie
In rundlichen,
Kristalle
vor.
Geologie
und
Linsen kommen
grosseren
Zuweilen haben die
sind statistisch im
Plagioklas:
497
des sudlichen Gotthardmassivs
gelegentlich ineinander verzahnte
Neubildungen auch kleinere Korngrossen und
Quarz-Feldspatmosaik
verteilt.
Meistens treten stark zersetzte
Plagioklasindividuen
von
unter-
schiedlicher Grosse (0,05—0,7 mm) und xenoblastischen Formen in unsauberem
Quarz-Feldspatgewebe
auf. Sie sind zuweilen
Schachbrettalbitmuster.
In vielen
zeigen Ansatze zu
Grundgewebe
Plagioklaskorner (0 0,05—0,3 mm)
verzwillingt
und
Gesteinen herrschen im feinen
rundliche, saubere oder
nur
vor, welche stark
ausloschen und diffus mit ebenso grossen Quarzkornern
zonar
leicht zersetzte
verwachsen sind. Andere Varietaten fiihren grossere, xenoblastische und saubere
Kristalle
(0,3—0,8 mm)
mit
Spaltrissen,
welche
daneben kommen kleinere stark zersetzte und
Quarz-Feldspatlinsen
vor.
Im
Soresciagneis
offenbar
rekristallisiert
sind;
Plagioklase in langgestreckten
Lago di Dentro treten grosse,
zonare
von
xenoblastische, relativ frische Plagioklaskristalle (0 bis
4
mm) auf, welche stark
polysynthetisch verzwillingt sind und oft verbogene Zwillingslamellen zeigen;
dazwischen liegt ein Mortelmus von Quarz und stark zersetzten 0,05—0,2 mm
grossen Plagioklasindividuen. Zuweilen werden auch typische Schachbrettalbite
(0 bis 3 mm) angetroffen. Die 2—4 cm grossen Augen des Soresciagneises bestehen
zum grossen Teil aus stark zersetztem Schachbrettalbit (2—10 mm gross).
Der Zusammensetzung nach herrscht bei den grosseren Individuen Albitoligoklas vor; sehr haufig tritt auch Albit auf, wahrend Andesin nur selten beobachtet
wurde. Hingegen scheinen die stark zonaren, rundlichen Kristalle des Quarz
Feldspatgewebes zu grossen Teilen aus Andesin zu bestehen.
Kalifeldspat: Es sind meistens vollkommen xenoblastische, oft fast amobenartige Individuen (0,3—4,0 mm) mit diffuser Mikroklingitterung, welche sich im
allgemeinen der Schieferung anschmiegen und recht frisch aussehen. Der Mikroklin
-
hat des ofteren
wie
wenn
gemeinsame
Grenzen mit Albit oder Schachbrettalbit. Es scheint,
eine Kristallart auf Kosten der anderen entstanden
meist besser
und etwas zersetzt. Zuweilen ist
ware.
Der Albit ist
auch zerbrochen. Der
idiomorph
Kalifeldspat erscheint frisch und zeigt diffuse Kristallformen, welche zum Teil in
den Albit einzudringen scheinen. Frischer Mikroklin tritt gelegentlich auch randlich
er
auf. Ahnliche Erseheinungen wurden auch in den
Soresciagneises beobachtet, wo der frische Mikroklin am
Band und im zersetzten Schachbrettalbit vorkommt. Diese wenigen Anzeichen deuten vielleicht darauf hin, dass der Kalifeldspat j linger ist als der Albit und zum
Teil auf Kosten des letzteren entstanden ist. Ein weiteres Indiz fur eine derartige
Entstehung ist das Fehlen von Myrmekit. Diese Beobachtungen stehen im Gegensatz zu denjenigen Hafnebs (1958, p. 294) im sudwestlichen Gotthardmassiv.
Biotit: Haufig ist der Biotit in unzahligen kleinen Schuppen (0,1—0,3 mm lang)
zu Schlieren angeordnet, welche das Gestein parallel zur Schieferungsebene durohsetzen. Innerhalb derselben sind die Schiippchen im allgemeinen gut geregelt.
Offers kommen auch ungeregelte Schuppen von 0,3—0,5 mm Lange vor. In einigen
um
zersetzten
2—4
cm
Albit
herum
grossen Augen
des
mm lang) streng geregelt in Schlieren
angesammelt. Grossere Schuppen von 2—8 mm Durchmesser treten oft selbstandig auf. Sie sind im allgemeinen parallel zur Schieferung
angeordnet, haufig aber auch von Querbiotiten begleitet. Chloritisierung kann nur
selten festgestellt werden. Fast alle Schuppen sind eng mit Muskovit verwachsen.
Die wichtigsten Absorptionsfarben sind folgende:
Gesteinsvarietaten sind die Biotite (0,3—0,6
beidseits der Quarzzeilen
R. H.
498
na hellbraun
selten:
na braunlichgelb
na gelbbraun
Steiger
n
dunkel schokoladebraun
n
rotlichbraun bis rotbraun
n
grunschwarzbraun
Muskomt: In den meisten Schliffen konnen zweierlei Muskovite unterschieden
Schuppen von 0,5—1,0 mm Lange, welche gut eingeregelt in
parallel zur Schieferung gewachsen smd; 2. kleme, ungeregelte serizitische
Schuppen (0,02—0,1 mm Lange) als Zersetzungsprodukte der Feldspate, welche
im Quarz-Feldspatmus zwischen den Glimmerlagen sitzen. Die grosseren, geregelten
Schuppen bilden oft emen dichten Filz, m welchem veremzelte Biotite emgelagert
sind. Im allgememen smd die Biotite streng parallel mit den Muskoviten verwach-
werden: 1. grossere
Schheren
sen.
Granat: Die Knstalle smd meist recht gut ldioblastisch, kaum uber 2
mm gross
Falls dennoch solche vorhanden smd,
und enthalten relativ wenig Emschlusse.
verlaufen
sie
parallel
zur
zerbrochen, zeigen aber
(0,2—0,5 mm)
Korner
Schieferung des Grundgewebes. Die Granate smd ofters
Bewegungsspuren. Karbonat: Xenoblastische
sonst keine
treten mit Vorhebe
im
reknstallisierten Quarzmosaik auf.
sparlichen Spaltrissen wurden Korner bis 1 mm Lange angetroffen. Es handelt
sich im allgememen um Kalztt Ghlont Der sparlich auftretende Chlont ist immer
Zersetzungsprodukt des Biotits. In emigen Gestemen smd fast ausschhesslich die
Querbiotite chlontisiert, wahrend die parallel zur Schieferung onentierten Biotite
In
•
frisch smd.
Akzessonen-
Apatit, Zirkon, Zoisit-Epidot, Turmalm; Pyrit
und andere Erze.
Mineralfazies
Der Mineralbestand des
Die
zone.
typische
scheint
Zuordnung
Soresciagneises
ist
typomorph fur
einer Mineralfazies ist
zu
nicht
so
die Meso-
einfach, da
Leitmineralien fehlen. Die Mineralassoziation des
am
sprechen,
Soresciagneises
Epidotamphibolitfazies (Rambeeg 1952) zu entauftretende Plagioklas ja meist sehr sauer ist.
ehesten der
da der
Herkunft
Es sind zwei
ziok
1906,
stehen
am
Analysen
von
Rande des
Eruptivfeldes.
(Waindziok, 1. c.) weist
Soresciagneis
Soresciagneis
von
Herkunft,
bekannt
(Waxnd-
1918, p. 35). Beide Analysen
Soresciagneis
von
Val Tremola
Tonerdeuberschuss auf und
ursprunglich.es, toniges Sediment deuten. Der
Negri (Keige, 1. c.) ist nicht rein sedimentomuss als Mischgestein aufgefasst werden.
Poncioni
sondern
Der
einen deutlichen
lasst sich ohne weiteres als
gener
sicherem
p. 53 und L. Heznee in Keige
Petrographie
D.
und
Stratigraphie
1.
Gliederung
499
des siidlichen Gotthardmassivs
Geologie
des
des
Soresciagneises
Soresciagneises
Eine
stratigraphische Unterteilung dieser monoschematischen Gesteinszone ist im westlichen Teil des Untersuchungsgebietes nicht durchfiihrbar. Wohl treten lokal etwas verschiedenartige Gneistypen auf,
welche bald etwas feinkorniger sind, bald etwas Granat oder biotitisierte Hornblende fiihren oder wechselnden Glimmergelialt aufweisen;
eine systematische Verbreitung lasst sich aber nicht erkennen.
Eine naturliche Gliederung ergibt sich im Osten des Untersuchungs¬
gebietes, wo die teils iiber hundert Meter machtige Corandonizone zwischen dem nordlichen und siidlichen Ast des Soresciagneises eingelagert
ist. Wahrend die nordliche Zone bis fast
stock des Pizzo dell'Uomo
gleichen
(auf
Gesteinscharakter wie
zum
Kontakt mit dem Granit-
alteren Karten
der
,,Scai" genannt) den
westliche
Soresciagneis aufweist,
Soresciagneis
gegen Osten hin zunehmend
neben typischem Soresciagneis biotitarmere Gneise auf, welche viel
Alkalifeldspat fiihren. Zwischen P. Taneda-Siidgrat und Lago di Dentro
sind in der siidlichen Halfte des siidlichen Soresciagneiszuges immer
treten im
wieder
—
schiefern,
die
siidlichen
.—-
teilweise sogar vorherrschend
Granatglimmerschiefern und
Abgrenzung
von
—
—
Horizonte
von
Hornblende
Quarziten anzutreffen,
der nordlichen Tremolaserie
so
-
dass
oft
Schwierigkeiten
Pegmatitgange beobachtet
Kartierung dieser Einlagerungen wurde
bereitet. Auch konnen des oftern konkordante
werden.
Auf eine detaillierte
verzichtet.
2. Alter des
Es bestehen
Soresciagneises
Altersbeziehungen: Sowohl der Medelsergranitstock des Pizzo dell'Uomo als auch der Rotondogranit durchstossen den Soresciagneis und sind deshalb j linger als der letztere. Nach
Grxjnbnfbldee (1962) ist das Zirkonalter des alteren von beiden (Medelsergranit) 290—340 Mio. Jahre (also Karbon). Ferner hat Grunenfeldek
das Alter einer Bleiglanzvererzung im Soresciagneis (Gotthardtunnel,
Tm. 3340 ab SP) zu 260 Mio. J. (Perm) bestimmt.
folgende
direkte
Untersuchungsgebiet bestehen keine direkten Kontakte zwischen
Soresciagneis und Streifengneis, da uberall die Zone des Giubine dazwischengelagert ist. H. M. Httber (1943, p. 204, insbes. Fig. 41d)nimmtan,
dass das sedimentare Ausgangsmaterial der Mischgneise des siidostlichen
Im
R. H.
500
Steiger
(inbegriffen der Soresciagneis, dessen Analysen Nr. 94
Argumentation verwendet werden) durch Stoffzufuhr aus
dem Streifengneismagma verandert worden seien. Der Soresciagneis ware
demnach alter als der Streifengneis, welcher nach Grunbnpelder (1962)
ein Zirkonalter von mindestens 560 Mio. J. aufweist (vgl. auch S. 454).
Hafnee (1958, p. 273) lehnt auf Grund seiner Feldbeobachtungen eine
Stoffzufuhr seitens der Streifengneise ab.
Sicher ist, dass der eigentliche Soresciagneis alter ist als die Tremolaserie, da er im Gegensatz zu dieser keine reliktischen sedimentaren Strukturen erkennen lasst. Der Soresciagneis scheint unter dem Einfiuss mehrfacher Metamorphosen vollkommen homogenisiert zu sein. Obwohl
Gotthardmassivs
und 117 in der
direkte Beweise
fehlen,
muss
gneis vorstreifengneisisch
doch angenommen
ist und
werden, dass der Sorescia¬
den altesten
Paragesteinsserien des
Gotthardmassivs, wie Gurschen- und Guspisgneise, zu rechnen ist (vgl.
E. Niggli in Cadisch 1953, p. 102). Diese gehoren nach R. Staub (1948,
p. 433) zum basalen tiefsten alpinen Grundgebirge und wiirden altersmassig dem Basalkomplex des baltischen Schildes entsprechen.
E.
zu
Metamorphose
1.
des
Soresciagneises
Gefiige
Kristallgenerationen
In
jedem
Dunnschliff lassen sich mindestens zwei
Kristallgenerationen
feinkorniges, zersetztes und unsauberes Quarz-Feldspattriimmermus, erfiillt von ungeregelten kleinen Serizitschuppen, wel¬
ches zum Teil in regelmassigen Lagen parallel zur Schieferung angesammelt ist; b) grosse frische, parallel zur Schieferung gelangte Quarzkristalle
und ausgezeichnet geregelte, oft grobschuppige Glimmermineralien sowie
gestreckte Feldspatneubildungen.
Nur teilweise werden angetroffen: kleinere Porphyroblasten von Granat sowie Querbiotite, welche in einigen Fallen parallel zur Schieferung
gelangte Quarzeinschlusse fiihren. Selten kann Chlorit als Zersetzungsprodukt des Biotits (vor allem der Querglimmer) beobachtet werden.
Innerhalb des Soresciagneises lassen sich insgesamt fiinf Mineralgenerationen unterscheiden, welche nachstehend in der Reihenfolge ihrer
Entstehung aufgezahlt sind:
nachweisen:
a)
ein
Petrographie
und
Tabelle 21.
Geologie
501
des sudlichen Gotthardmassivs
Kristallgenerationen
im
Soresciagneis
Gene¬
ration
Quarz-Feldspattrummermus (haufig serizitisiert).
parallel zur Schieferung geregelte Glimmer
(Biotit, Muskovit), frische gelangte Quarze sowie neugebildete Feldspate.
Kleme Granatporphyroblasten.
Querbiotite, gelegentlich mit gelangten Quarzemschlussen.
Sekundarer Chlorit als Zersetzungsprodukt
reliktisches
1.
Femkormges,
2.
Relativ grosse, reknstallisierte,
3.
4.
5.
Kristallgenerationen sind im einzelnen unterschiedlich stark
vertreten; allgemein kann jedoch festgestellt werden, dass im Sorescia¬
gneis die 1. und 2. Generation vorherrschen, wobei erstere haufig mehr
als 50% des Gefuges einnimmt. Porphyroblasten der 3. Generation treten
stark zuruck, wahrend Querglimmer (4. Generation) noch ofters angeDiese
troffen werden. Sekundarer Chlorit der 5. Generation tritt
dass im
Soresciagneis
nur
selten auf.
der reliktische Anteil des
Vergleich ergibt,
Gefuges im Gegensatz zur Tremolaserie eine bedeutende Rolle spielt,
wahrend dafur die Porphyroblastenbildung und ZersetzungserscheinunEin
gen kaum ins Gewicht fallen.
Anders sind die Verhaltnisse in der sudlichen Halfte der Sorescia-
gneiszone von Lago di Dentro (vgl. S. 493), wo ahnliche Metamorphosebedingungen wie in der Tremolaserie selbst herrschten und die 2. und 3.
Kristallgeneration massgebend am Gefuge beteiligt sind.
Bewegungsphasen
typischen Soresciagneis konnen gleichartige Bewegungs¬
nachgewiesen werden: erne starke Kataphasen
klase I, welche das alte Quarz-Feldspatgefuge der 1. Generation zu feinem
Brei zertrummerte und anschliessend in eine gleichgerichtete Stressphase II uberging. Diese war wahrend der Rekristallisation der Mineralien der 2. Generation wirksam und fuhrte zur Regelung der Glimmer und
Langung der neugebildeten Quarze und Feldspate. Eine Bewegungsphase III verursachte schliesslich eine leichte Faltelung des Gesteins.
Auch
im
wie in der Tremolaserie
Makroskopische Gefugemerkmale
Im
1.
Soresciagneis
sind
folgende Gefugemerkmale
zu
erkennen:
Parallelanordnung und Streckung
der Glimmer (2. Generation) und linsenformigen Quarz-Feldspataggregate (1. und 2. Generation);
eine N-S
gerichtete
Lineation durch
R. H.
502
Steiger
gerichtete Kleinfaltelung, welche
kornigen Gesteinsvarietaten gut ausgebildet ist.
2. eine dazu
Diese
parallele,
beiden
Tremolaserie
(vgl.
N-S
Gefiigemerkmale
S.
461)
und
—
sind
identisch
nur
in fein-
denjenigen der
auch gleich
zeigt
mit
wie die Strukturkarte
—
gerichtet und demnach mehr oder weniger gleichaltrig. Sie miissen der
alpinen Metamorphose zugeschrieben werden. Die E-W gerichtete
Wellung scheint im Soresciagneis zu fehlen.
Entstehung
des
Gefiiges
Kristallgenerationen und Bewegungsphasen, welche sich im
Soresciagneis erkennen lassen, sind gleichbedeutend (inkl. Numerierung)
mit den Kristallisations- und Bewegungsablaufen in den TremolagesteiDie
nen,
wobei den verschiedenen Phasen natiirlich unterschiedliches Gewicht
zukommt.
gleichzeitig mit der Schieferung unter Eingerichteten Stressphase II erzeugt, wobei eine beschrankte
laminare Gleitung stattfand (N-S Lineation
a-Lineation, Richtung
des tektonischen Transportes). Infolge der nur schwachen Durchbewedes voralpinen Gefiiges erhalgung des Gesteins konnte sich ein Grossteil
ten. In der anschliessenden tektonischen Ruhepause erfolgte die Bildung
der spar lichen Porphyroblasten.
Die N-S verlaufende Kleinfaltelung ist analog zur Tremolaserie (vgl.
S. 462) durch eine schwache E-W gerichtete Bewegung (III) verursacht
worden (N-S Kleinfaltelung
b-Lineation, senkrecht zur Bewegungsder
unter
noch
Nachwirkung dieses Stresses kristallisierten
richtung);
Der
die Querbiotite.
Bewegungsphase III muss auch die schwache kataklastische Beanspruchung der Porphyroblasten so wie der neugebildeten,
gelangten Quarze zugeschrieben werden.
Die N-S Lineation wurde
fluss der S-N
=
=
2. Mineralfazies
neugebildeten oder rekristallisierten Kristallphasen des Soresciagneises lassen auf epi- bis mesozonale alpine Metamorphosebedingungen
schliessen; die alpin gebildete Mineralassoziation scheint der Epidotamphibolitfazies (Rambekg 1952) anzugehoren. Das reliktische QuarzFeldspatgewebe, das haufig Andesin fiihrt, ist vermutlich unter Verhaltnissen entstanden, welche der Amphibolitfazies entsprechen.
Die
Petrographie
und
Geologie
des siidliehen Gotthardmassivs
3. Ceschichte der
Der
Soresciagneis
503
Metamorphose
ist im Verlaufe der Zeit mehrmals
umgewandelt
stattgefunden (Bildung
der bekannten Intrusionsperioden
worden. Es hat vermutlich auch eine Stoffzufuhr
der
welche aber mit keiner
Augen!),
im Gotthardmassiv direkt in
Zusammenhang gebracht werden kann (vgl.
S. 500). Aus dem heutigen Gefiige lassen sich nur noch zwei Metamorphosen rekonstruieren, wobei die altere dem herzynischen Zyklus angehort und offenbar hoher temperiert war als die alpine.
Die alpine Gebirgsbildung wirkte nicht nur destruktiv auf den Sorescia¬
gneis, sondern fiihrte zu einer oft weitgehenden Rekristallisation und
Neubildung von Gemengteilen. Sie hatte indessen eine retrograde Meta¬
morphose des Soresciagneises (in Epidotamphibolitfazies) zur Folge. Die
altere Metamorphose, welche unter Bedingungen der Amphibolitfazies
stattgefunden hatte, wurde aber nicht vollig ausgeloscht.
Folgende Faktoren waren hauptsachlich an der retrograden alpinen
Metamorphose beteiligt:
1. eine
machtige Uberlagerung durch Decken;
gerichtete Dislokationsbewegung.
2. eine S-N
alpine Metamorphose durch eine destruktive
Phase, welche das voralpine Gefiige zum Teil zertriimmerte. Die S-N
gerichtete, grosse alpine Dislokationsbewegung fiihrte bei zunehmender
Temperatur und hydrostatischem Druck zu einer beschrankten laminaren Gleitung, wahrend welcher Glimmer, Quarze und Plagioklase bevorzugt in N-S Richtung wuchsen und die Schieferung gepragt wurde. Die
Bildung der sparlichen Porphyroblasten erfolgte nach Abschluss dieser
Bewegung. Nach dem Aufstau und der Steilstellung des Gotthardmassivs
am Aarmassiv fand eine Biegung des ersteren (vgl. S. 463) statt, welche
eine E-W Einengung zur Folge hatte und im Gestein durch eine senkrecht dazu (N-S) verlaufende Kleinfaltelung aufgefangen wurde. Die
Querbiotitbildung erfolgte in der Zeit dieses E-W gerichteten Stresses,
der auch die bereits kristallisierten Quarz-, Feldspat- und Granatkristalle
kataklastisch beanspruchte. Beim Ruckgang der Temperatur wurde
Eingeleitet
wurde die
schliesslich ein kleiner Teil des Biotites chloritisiert.
Nicht
zwischen
so
einfach ist die
Deutung
der scharfen
Metamorphosengrenze
Schieferung und
und Tremolaserie. Wohl hat die
Soresciagneis
vorziigliche N-S gerichtete Lineation auf beiden Seiten des Kontaktes, im Soresciagneis und in den Tremolagesteinen, dieselbe Richtung
und muss dem gleichen tektonischen Ereignis (S-N Bewegung) zugedie
504
R. H.
Steiger
spricht der unterschiedliche alpine Metamorphosegrad gegen einen gemeinsamen Kontakt zur Zeit der Metamorphose.
Im Soresciagneis herrscht ja bekanntlich reliktisches Quarz-Feldspattrummermus vor und die alpinen Feldspatneubildungen sind typomorph
fur die niedrig temperierte Epidotamphibolitfazies, wahrend in der nordlichen Tremolaserie, vor allem im Grenzbereich zum Soresciagneis, die
konstruktive Metamorphose mit Porphyroblastenbildung weitaus iiberwiegt und die Mineralassoziation der hoher temperierten Epidotamphibolit- und teilweise sogar der Amphibolitfazies entspricht.
Da aus tektonischen Griinden nur eine Uberlagerung des Soresciagneises durch die Tremolaserie, aber nicht der umgekehrte Fall denkbar
ist, muss angenommen werden, dass die Grenzflache zwischen den beiden
schrieben werden,
doch
Gesteinsserien eine tektonische Schubflache darstellt. Dabei wurde die
in den
liegenden Schichten bereits hoher metamorphe Tremolaserie in
Schlussphase des S-N Schubes von ihrer urspriinglichen Unterlage
abgeschert und auf schwacher metamorphe, nbrdlicher gelegene Partien
des Soresciagneises aufgeschoben (vgl. S. 462).
der
F.
Entstehungsgeschichte
Soresciagneises (Zusammenfassung)
des
wie der Gurschen- oder Guspisgneis
Soresciagneis leitet sich
in vermutlich archaischer Zeit abgewelche
Sedimenten
her,
tonigen
wurden.
Wahrend
voralpiner Gebirgsbildungen wurde das Gestein
lagert
und
homogenisiert, zuletzt unter Bedingungen
injiziert, umgewandelt
der Amphibolitfazies.
Die alpine Metamorphose fiihrte vorerst zu einer Zertriimmerung des
alten Gefuges. Unter einer machtigen Deckenuberlagerung fand bei
anhaltendem Nordschub eine Verschieferung, teilweise eine Rekristallisation und Mineralneubildung statt. Dabei entstand die N-S verlaufende
Lineation (= a-Lineation, in Richtung des tektonischen Transportes).
Nach Abklingen des Nordschubes kristallisierten die sparlichen Porphyroblasten. Die alpin gebildeten Mineralien (oft 50% und mehr des gesamten
Mineralbestandes) sind typomorph fur die Epidotamphibolitfazies; die
alpine Orogenese fiihrte beim Soresciagneis demnach zu einer retrograden
Metamorphose. Die Aufstauung des Gotthardmassivs am Aarmassiv
fiihrte zu einer Steilstellung der Schichten. In der Folge trat eine Biegung
Der
—
—•
von
des Gotthardmassivs ein, welche eine E-W
Gesteinszonen bewirkte und die
Einengung
der siidlichen
parallel zur N-S Lineation gerichtete
verursachte
senkrecht zur Transportrichb-Lineation,
(=
Kleinfaltelung
Petrographie
und
Geologie
505
des sudlichen Gotthardmassivs
Einwirkung dieses E-W Stresses entstanden die QuerMetamorphosetemperatur wurden schliesslich
die sparlichen sekundaren Chlorite gebildet. Die Facherstellung des Gott¬
hardmassivs und das Umkippen des Soresciagneiskomplexes in die heutige Lage muss nachalpinen Bewegungen und Versackungen zugeschrietung).
Noch unter
biotite. Bei absinkender
ben werden.
IV.
Die
Kapitel
Giubineserie21)
A.
Einleitung
Die Giubineserie ist nach dem
siidostlich des
schon 1873
Sellapasses,
von v.
Berg Giubine22),
Pt. 2776.4,
350
m
benannt. Sie wurde im ostlichsten Teilstiick
Fritsch auf der
„Geognostische(n)
Karte des St. Gott-
hard", spater auch auf der ,,Geologische(n) Karte des Lukmanier und
Scopi" von W. van Holst Pellekaan (1913) ausgeschieden; der letztere
hat sie als Tremolaschiefer bezeichnet.
Auf der mehr nach petrographischen Gesichtspunkten konzipierten
,,Geologische(n) Karte des Val Piora" von Krige (1918) sind nur die
sparlichen grosseren Hornblendeeinlagerungen eingetragen, wahrend das
vorherrschende Gestein der Serie, die Granat(quer)glimmerschiefer mit
der gleichen Signatur wie der sudlich anschliessende Soresciagneis be¬
zeichnet sind.
Zweifel (1954, p. 7 sowie Tafel II und
arbeit
(Kartenskizze
Grenzzone
von
P.
III)
Corandoni-Val
hat in seiner
Cadlimo,
1:
Diplom-
10000)
eine
Granatplagioklasgneisen
Granatglimmerschiefern
Soresciagneis und Streifengneis kartiert und vom Glimmer
Plagioklasgneis (= Soresciagneis) abgetrennt. In seiner Beschreibung
dieser Grenzzone (welche mit der Giubineserie identisch ist) halt er folgendes fest:
und
mit
zwischen
21)
-
Der Name wurde
Fuhrer der Sehweiz
22)
bing".
Die Hirten
vom
Verfasser
zum
ersten Mai im Neuen
Geologischen
(im Druck) verwendet.
von
AIpe
Pontino
nennen
den Giubine in ihrem Dialekt ,,Dschii-
506
R. H.
1.
Zwischen den
schiefern ist
2.
nirgends
Steiger
Glimmer-Plagioklas-Granatgneisen
eine scharfe Grenze
zu
und den
Die Cfneise dieser Zone sind
und gegen den
vor allem gegen den Streifengneis im Norden
Glimmer-Plagioklasgneis (= Soresciagneis) im Suden entwiekelt,
wahrend in der Mitte die
Schiefer iiberwiegen.
3. Die Schiefer sind immer viel
feinkorniger ausgebildet
4. Die
sind
Glimmer-Plagioklasgneise
Ubergange
entwiekelt. Es sind dabei alle
augen
zu
an
von
als die Gneise.
verschiedenen Stellen als
sehr kleinen bis
Ophtalmite
eiergrossen Feldspat-
beobachten.
Diese
Augen sind wahrscheinlieh
Streifengneismagmas zuzuschreiben.
5.
Granatglimmer-
beobachten.
B. Die Giubineserie als
der Alkalizufuhr seitens des
geologisch-stratigraphische
engadinitischen
Einheit
1. Definition
Die sog. Giubineserie wird in der
und
aufgefasst
Zone
vorliegenden Arbeit als selbstandige
Soresciagneis abgetrennt. Sie unterseheidet
und Herkunft, in der Metamorphosegeschichte
vom
sich in Gesteinsinhalt
und
zum
Teil im Alter
von
den siidlich anschliessenden Zonen. In bis-
herigen tJbersichtsskizzen des
Soresciagneis
serie im weiteren Sinne"
zusammengefasst.
Die Giubineserie ist die
gneises oder
Soresciagneis
Gotthardmassivs
wurde
sie
und den siidlich anschliessenden Zonen unter
Sie ist wie
Gesteinszone, welche
am
des
TremolafRotondo)granits auftritt
oder
Medelsergranit begrenzt
folgt
mit
„Tremoladefiniert:
Sudrand des
und
im
dem
Streifen-
Suden
vom
wird.
2. Verlauf der Giubineserie
Die Giubineserie ist
an
Sie keilt auf Hohe 1950
(Quote
1930
m)
aus.
der Gotthardstrasse nicht mehr
m
knapp
aufgeschlossen.
oberhalb der Kurve der Gotthardstrasse
Sie nimmt den nordwestlichen Teil der
Alpe
di
Sorescia ein und ist bei Bolla und im Bachbett des Sellaseeabflusses
sowie
am
Fusse der Sellastaumauer auf
gezeichnet aufgeschlossen.
gletscherpolierten
Flachen
aus-
Die Giubineserie setzt sich iiber die kleinen
Seen bei Pt. 2373 und Militarbaracken bei Pt. 2522
Richtung SellapassVerborgen
Giubine fort. Die nordlichsten Aufschlusse befinden sich bei
im hintersten
Unteralptal.
Unteralppasses wird die Giubineserie sehr schmal. Sie
zieht im steilen Abhang siidlich am P. Barbarera vorbei, iiberquert die
Canaria etwas unterhalb Pt. 2049, die Pone. Negri unterhalb Pt. 2688
Plangge
Westlich des
Petrographie
und
Geologie
und beriihrt das Nordende des
vermutlich
infolge
einige
P. Taneda anzutreffen. Von hier
tiger.
Storung
pfianzt
zieht,
Gipfeln
aus.
hundert Meter siidlicher auf dem
wird die Serie wieder etwas mach-
sich iiber das Nordufer des
Pt. 2432 fort und
den beiden
aus
507
Oscuro. Bei Motti dell'Isra keilt sie
Lago
einer tektonischen
Der nachste Aufschluss ist
Sie
des siidlichen Gotthardmassivs
Lago
dello Stabbio
Richtung
iiber die kleinen Seen nordlich Pt. 2525, zwischen
des Schenadui durch. Nordlich des Passo dell'Uomo
iiberschreitet sie die Val Termine und taucht beim kleinen See bei Pt. 2300
wieder
aus
der Morane auf. Der Grat zwischen Pt. 2587 und Pt. 2682
(Pizzo dell'Uomo) wird grosstenteils
von
den Gesteinen der Giubineserie
Die letzten Aufschliisse gegen Osten befinden sich in der
Mulde nordostlich des Pizzo dell'Uomo.
eingenommen.
Im Lucendrostollen ist die Giubineserie zwischen Tm. 2830 und 3400
aufgeschlossen, im Gotthardtunnel
Unteralpstollen scheint sie zu fehlen.
ab NP
Im
von
Tm. 3420—3990 ab SP.
3. Kontakte
Der Kontakt zwischen
Tremola(Rotondo)granit
und Giubineserie ist
stellenweise absolut scharf; auf Quote 2040 sind die Gesteine der Giubine¬
serie durch den Granit
aufgeblattert
und mechanisch
Seite
gedrangt
treppenformig. An gewisTremolagranit ins Nebengestein fortzur
worden. Die Grenze verlauft im weiteren offers
sen
Stellen,
wo
sich Adern
setzen und dasselbe
zum
von
Teil 5—20
m
weit
durchdringen,
ist
er
unzweifel-
haft
primar.
Gegeniiber
dem
Streifengneis
ist die Grenze
durchwegs konkordant.
Sie ist aber in kleinen und grosseren Abstanden treppenformig gegeneinander versetzt, mit Stufen von 15—100 m Hohe (vgl. hiezu S. 515).
Der Kontakt ist immer zentimeterscharf. Im westlichen Teil konnten
nirgends Injektionserscheinungen seitens des Streifengneises beobachtet
werden. Gegen den Sellapass lassen sich in Grenznahe gelegentlich in die
Schieferung eingeordnete helle Adern erkennen. Langs dieser Grenze
treten des ofteren grossere Lamprophyrgange auf, welche sich zum Teil
durch eine N-S streichende Schieferung auszeichnen.
Der Kontakt zwischen Giubineserie und Medelsergranit am P. del¬
l'Uomo ist eindeutig primar. Der Granit ist fast iiberall bis zu 1 dm Tiefe
ins Nebengestein eingedrungen. Die Grenze verlauft unregelmassig und
diskordant zur Schieferung der Giubinegesteine.
Recht unsicher ist die Grenze zum Soresciagneis, da in der Giubine¬
serie vielfach noch soresciagneisahnliche Gesteinstypen vorkommen. Fur
eine nahere Beschreibung dieses Kontaktes siehe S. 493.
508
R. H.
C.
Besehreibung
Steiger
der
Gesteinstypen
Der Gesteinsinhalt der Giubineserie ist im grossen
Glimmerschiefer und
welche
-gneise,
tonig:
fuhren, herrschen bei weitem vor, Einlagerungen
zum
gesehen
recht ein-
Teil kleine Granate
anderen Gesteins¬
von
typen sind selten. In der nachfolgenden Besehreibung werden daher die
Merkmale der wichtigsten Gesteinsarten zusammen behandelt.
Vorkommen
-gneise mit Biotit und Muskovit oder Serizit
sind in verschiedener Ausbildung vor allem im westlichen Teil der Giubine¬
serie verbreitet. Vom mittleren Teil an werden Querglimmerschiefer
immer bedeutender. Im Osten des Untersuchungsgebietes herrschen vor
allem Granatglimmerschiefer, weitgehend als Querglimmerschiefer ausgebildet, vor. Auch Granatglimmergneise sind ofters anzutreffen. Hornblendeschiefer und Granathornblendeschiefer (zum Teil mit Hornblendegarben) sind im allgemeinen auf sparliche Vorkommen im ostlichen Teil
der Serie beschrankt. Beidseits des Giubinegipfels treten schmale Horizonte mit schwarzen, graphitfiihrenden Glimmerschiefern auf.
Glimmerschiefer und
Allgemeiner
In der Giubineserie lassen sich
sich
weniger
Charakter
grob
drei Zonen
abgrenzen,
welche
durch den Gesteinsinhalt als vielmehr durch die Art der
Gesteinstypen unterscheiden: in einer
,,Schmitzenschiefer oder -gneis" vor, fur
die zweite ist die stromatitische Anordnung der verschiedenen Gesteins¬
typen charakteristisch und in der dritten Zone uberwiegt ein + monoschematischer Granat(quer)glimmerschiefer (evtl. -gneis) mit untergeordneten, linsenartigen Einlagerungen von andersartigen Gesteins¬
Vermengung
der verschiedenen
ersten Zone herrscht eine Art
typen.
Der Schmitzengneis ist meist ein Glimmergneis (seltener Glimmer¬
schiefer), welcher langgezogene, flache Schmitzen (oft mehrere Dezimeter
bis Meter lang) eines dunklen, biotitreichen Gesteins oder gelegentlich
Knauer
von
gelbgriiner
bis rotlicher
In der stromatitischen Zone stehen
lich
mit kleinen
Farbung fiihrt.
vielfach quarzreiche,
helle
Granaten) und dunkle Gesteine
voUgespickt
Wechsellagerung; konkordante 10
sowie zuckerkornige Pegmatite sind
cm
bis
1
m
(gelegent¬
in enger
machtige Quarzgange
ofters anzutreffen.
Petrographie
und
Geologie
509
des siidlichen Gotthardmassivs
Granat(quer)glimmerschiefer fuhrt gelegentlich
Hornblendegarbenschiefern, welche aber nur zwei
Der monoschematische
Lagen
von
schonen
bis drei Meter oder noch
keilen.
und rasch wieder
weniger machtig sind
Ofters treten in Horizonten auch
auf. Hie und da sind
Hornblendegarben
feinkornigen Biotitserizitschiefern zu
nur
aus-
vereinzelte biotitisierte
linsenartige Einlagerungen
von
beobachten.
Im Handstiick
Makroskopisch
lassen sich funf
wichtige Gesteinsgruppen
unterschei-
den:
Der
Schmitzengneis (zum
Teil auch
-schiefer) ist
ein graues
Gestein,
Feldspat fuhrt.
seine
nachdem
bald
Es erscheint bald homogen,
Gemengteile
fleckig, je
gleichmassig verteilt oder zu Schuppennestern (Biotite) und kleinen
Auglein (aus Quarz und Feldspat) angehauft sind. Fleckige Varietaten
sind oft ausgesprochen linear gestreckt, wahrend bei homogenen die
welches Biotit, Serizit oder Muskovit sowie Quarz und
Planartextur vorherrscht. In diesem Gestein sind flache Schmitzen
von
dunklem, biotitreichem Schiefer eingelagert, welche stark in Richtung
gestreckt erscheinen. Die Schmitzen sind dezimetereinige Zentimeter machtig und %—2 dm breit.
meterlang,
Lange : Breite : Machtigkeit verhalten sich, grobgeschatzt, wie 25 : 5 : 1.
Die Glimmerlineation in den Schmitzen lauft parallel zur Lineation des
Nebengesteins, hingegen ist die Schieferung der Schmitze nicht immer
konkordant mit derjenigen des Nebengesteins. Es wurden Diskordanzen
bis zu 30° und 40° gemessen. Gelegentlich sind knauerartige Einschlusse
(0 3—10 cm) zu beobachten, welche feinkornigen Epidot und Granat
der Glimmerlineation
bis
meist
nur
ftihren.
Querbiotitgneise (evtl. -schiefer) sind weiss bis grau und wittern
braungelber Farbe an. Von Auge lassen sich erkennen: Querbiotite,
Serizit (zum Teil Muskovit), Quarz-Feldspat, gelegentlich kleine Granate
und vollig biotitisierte Hornblendestengel. Die Querbiotite (0 1—5 mm)
sind oft zu 1—3 mm dicken Paketen angehauft und sitzen zum Teil vollig
Die
mit
regellos
parallel
im
Gestein,
zum
Teil sind sie mehr oder
weniger
in einem Giirtel
Grundgewebe zwiangeordnet.
schen den einzelnen Biotitpaketen herausgewittert, so dass eine rauhe
Felsoberflache resultiert. Haufig trifft man auch eine „perlenschnurartige" Anordnung der Biotite: die Biotitschuppen sind in Linien, welche
sich vor allem im Hauptbruch zeigen und meist etwas schrag zur Linea¬
tion verlaufen, hintereinandergereiht. Es handelt sich um ein System
zur
N-S Lineation
Ofters ist das
510
R. H.
Spaltrissen
von
im
Ambuhl 1929, p.
Die
Farbe
Serizit
Steiger
Gestein, welches
Biotit eifullt wurde
von
(vgl.
auch
317).
Granatglirnmerschiefer (evtl. -gneise) fallen durch ihre hellgraue
und ockerbraune Anwitterung auf. Im Hauptbruch lassen sich
(Muskovit) und Biotit erkennen, wahrend Granat, Quarz und
Feldspat haufig
erst im
Langs-
und
Querbruch hervortreten. Nicht selten
sind auch biotitisierte Hornblenden
beobachten. Biotit tritt
zu
nur
in
Schuppen auf und steht zum Teil schrag zur Schieferungsebene, aber parallel zur gut ausgebildeten N-S Lineation. Der Serizit
(seltener Muskovit) bildet ein feines Grundgewebe. Die Granate sind
rotbraun, kaum iiber 1 mm gross und alle gut idioblastisch zu Rhombenvereinzelten
dodekaedern
und zerfallt
Die
Das Gestein ist im
ausgebildet.
allgemeinen feinschiefrig
brockelig.
sandigen Zweiglimmer(Biotitserizit)schiefer
wittern dunkel
an.
Sie zeichnen sich
aus
sind
durch ihr
Korn.
Makroskopisch konnen nur feinschuppiger
eventuell auch Quarz und Feldspat erkannt werden.
feinschiefrig,
fuhrt aber
zu
wenig
Tabelle 22.
Glimmer
um
dunkelgrau und
feines, regelmassiges
Biotit
und
Serizit,
Das Gestein ist sehr
phyllitisch
zu
sein. Biotit
Quantitativer Mineralbestand
(in Volumenprozenten)
Gesteinstypen
(in Reihen-
folge
Quarz
ihrer
Bedeutung)
Plagioklas
>
1i
kS
03
Biotit
Durehschnitt und
Ghmmer-
40
schiefer
25
20
(25-60) (10-40) (10-25)
Hornbled
Gran t
Aus-
Chlont
Epidot
Haufige bildungsart (Makros p.
Bezichnug)
Hauptvariationsbreite
10
5
(5-15)
(0-10)
Granatglirn¬
(0-10)
merschiefer,
sandig. Zweiglimmerschiefer
Glimmergneise
45
20
15
20
(30-50)
(5-25)
(5-25)
(15-40)
Schmitzen-
(0-5)
(0-5)
(0-5)
gneis
Querbiotitgneis
Hornblende
gneise
-
20
10
30
35
(15-25)
(5-15)
(30-35)
(30-40)
(0-5)
Petrographie
und
Geologie
511
des sudlichen Gotthardmassivs
und Serizit
zeigen eine deutliche Parallelanordnung. Das Gestein zersandig.
Bei den Hornblendegneisen (evtl. -schiefern) sind in weissem feinkornigem Grundgewebe feine bis grobe Hornblendestengel (0,5—10 cm, auch
garbenformig) eingebettet, welche im Hauptbruch etwas geregelt erscheinen, im Langs- und Querbruch meist aber die Schieferung durchstossen.
Haufig treten auch grobschuppige Biotite auf, welche zum Teil quer
stehen. Glimmerreiche Varietaten sind meist gut geschiefert. Gelegentlich lassen sich im Grundgewebe kleine Limonitkorner (zersetzter Pyrit?)
brockelt
erkennen.
Mikroskopische
Quarz.
1.
In fast alien Gestemen lassen sich
grobkornige,
Quarzkorner
oft
in
rekristalhsierte
einem
eckig, parallel
zur
Merkmale
zwei
Quarzkristalle
Arten
und
Quarz unterscheiden:
femkristalline, rundliche
von
2
Quarz-Feldspatmus
gelangt (0,2—0,6
unsauberen
Die
N-S Lmeation
mm
Korner sind
groben
lang,
zum
klemer) und in Zeilen oder Lmsen angesammelt. Andererseits
frische Quarze (0 0,5 mm) auf, welche isometrisch, eckig ausgebildet
viel
Teil auch
treten
auch
und
regellos
femkormgen Quarzkristalle (0 0,02 bis
0,05 mm) sind meist unsauber und mit rundlichen, zonaren Plagioklaskornern zu
welches in Lagen ausgewalzt erschemt. Der
einem femen Mosaik verwachsen,
uber das ganze Gestein verteilt sind. Die
Grossenunterschied zwischen den beiden Quarzarten ist nicht
leicht
gelangte
frische
wahrend die mit
0,06
mm
Feldspat
konnen Durchmesser
von
immer
0,1—0,2
verwachsenen unsauberen Kristalle solche
so
extrem;
mm
von
zeigen,
0,03 bis
aufweisen.
Nur selten ist
Quarze
Quarzkorner
em
heteroblastisches Gewebe
zu
beobachten,
in
welchem alle
rekristalhsiert und frisch smd.
Plagioklas:
0,2 mm)
Meist ist der
mit ebensolchen
Plagioklas
in
Quarzkornern
rundlichen,
zu
einem
Kornern (0 0,05 bis
verwachsen, welches das
zonaren
Mosaik
in Lagen oder auch in unregelmassigen Gebilden durchsetzt. Ofters bildet
Plagioklas bis 0,5 mm grosse, ziemhch zersetzte Individuen mit unregelmassi¬
gen Formen und zahlreichen Emschlussen; in emzelnen Fallen sind sie verzwillmgt.
Gewisse Gesteine fuhren Plagioklaskorner (0 bis 3 mm), welche etwas ldioblastischer ausgebildet smd, jedoch gerundete Ecken aufweisen. Diese Kristalle sind
haufig recht deuthch zonar und lassen Spaltrisse erkennen. Sie smd ebenfalls eng
mit Quarz verwachsen, teilweise umschliessen sie ihn auch In Hornblendegneisen
und Granatglmimergneisen treten ofters grossere, stark zonare und leicht gestreckte
Individuen (0 bis 0,5 mm) auf, welche etwas memander verzahnt und in Lagen
Gestein
der
angesammelt sind
Albitoligoklas herrscht weitaus vor, aber auch Ohgoklas und Andesm (vor
allem im Quarzfeldspattrummermus) smd haufig anzutreffen, hingegen wurde
Albit
—
in
Form
von
Muskovtt-Senzit
Giubmesene nicht
Haufig
lassen sich
•
so
Schachbrettalbit
Die
wichtig,
zwei
—
Unterscheidung
nur
von
selten beobachtet.
Muskovit
da vielfaoh beide Arten
Generationen
von
im
und
gleichen
Serizit
ist
in
der
Gestein auftreten.
Muskovit-Senzit erkennen:
feinschuppige,
512
R. H.
Steiger
ungeregelte Senzite (0 0,02—0,1 mm) als Zersetzungsprodukte des Plagioklas
groben Muskovitsohuppen, welche bald uber 1 mm lang und streng in Lagen
eingeregelt sind, bald auch unregelmassig gross und des oftern quergelagert sind.
In vielen Gesteinen treten jedoch Schuppen von 0,02—0,4 mm und daruber auf,
welche kaum verschiedenen Generationen angehoren. Diese sind oft undeutlich
geregelt. Bei den Granatglimmergneisen bilden feine Serizitschuppen (0,02—0,2 mm)
teilweise em dichtes Gewebe, das sich netzformig oder in Lagen uber das Gestein
neben
verteilt.
Haufig
Biotit:
tritt der Biotit
m
isolierten, selbstandigen Schuppen (0 0,1 bis
0,5 mm) auf, welche teilweise parallel
Schieferung verlaufen, vielfach aber auch
wellenformige Anordnung dieser
nur selten in Schlieren zusammengewachsenen Schuppen zu beobachten. Ab und
zu kommen auch filzartig inemander verwobene Schuppen vor. Nur selten sind
grosse Schuppen von uber 1 mm Durchmesser streng geregelt, vielmehr sind sie in
wirrer Anordnung bald zu Lagen, bald zu Aggregaten angesammelt. Der Biotit ist
meist sehr frisch und fast immer primar; nur gelegenthch tritt er als Zersetzungsprodukt von Hornblende auf. Der Pleochroismus ist meist recht ausgepragt (in,
der Reihenfolge der Wichtigkeit):
schrag
quer oder
zur
dazu stehen. Recht oft ist eine
hellgelb
braunlichgelb
rotbraun
hellbraun
schwarzbraun
braun
Granat- In zahlreichen Gesteinen treten kleme
(0
(evtl. grunschwarz)
bis 0,2 mm), recht ldio-
gerundete Granate auf; diese sind im
allgemeinen frei von Emschlussen, hmgegen randhch haufig in Epidotisierung
begriffen. Granate dieser Art sind oft m Aggregaten angesammelt. Nur selten
kommen Kristalle (0 bis 1,5 mm) vor, welche wahrend lhres Wachstums gedreht
wurden, wie sich an den s-formigen, ebenfalls gedrehten Quarzemschlussen erkennen
lasst. Ab und zu konnen auch Granate beobachtet werden, die erst nach abgeschlossenem Wachstum gedreht worden sind.
blastische,
an
den Ecken
zum
Teil etwas
Interessant sind die
zentimetergrossen Knauer, welche im Schmitzengneis aufgrunlichen Saum umgeben, welcher hauptsachlich
Epidot, Zoisit, Karbonat und Quarz besteht, wahrend der Kern aus Granat
treten. Aussen smd
aus
sie von emem
aufgebaut ist, der aber schon weitgehend epidotisiert ist.
durchgehendes Spaltnssystem deuten darauf hm, dass
em
emem
Die Umrissformen und
der zersetzte Kern
aus
emzigen grossen Granat entstanden ist.
Epidotisierte
ahnliche
Granate sind dem sudlichen Gotthardmassiv
Erscheinung
konnte
vom
Verfasser erst
in
an
sich fremd. Erne
der Tenelmzone beobachtet
werden.
Hornblende: Die Hornblende der
ziemlich
xenoblastisch
Quarz, teilweise auch
und
von
siebartig
sparlich auftretenden Hornblendegneise ist
von
Grundgewebe
hauptsachlich von
klemen Rutilknstallen
—
—
durchsetzt. Sie ist
in
Biotiti-
begriffen. Es handelt sich um erne eisenarme Hornblende, da das Mineral
nur schwach pleochroitisch ist:
na grunhchgelb, no und n blassgrun. Der Ausloschungswmkel n A c betragt 16—18°. Ohlont: Chlorit scheint des ofteren primar
zu sem. Er tritt in syngenetischen Schuppen von 0,2—1,0 mm Durchmesser auf
und ist zum Teil parallel mit Biotit und Muskovit verwachsen; noch haufiger steht
sierung
Petrographie
und
des siidlichen Gotthardmassivs
513
Der Chlorit ist kaum
pleochroitisch. Auch sekundarer,
er zeigt zum Teil Sageniteinschlusse. Zoisit-Epidot: Akzessorisch kommt Zoisit-Epidot in fast alien Gesteinen vor. Der Epidot (0,1—0,4 mm lang) lasst gelegentlich eine leichte Gelbfarbung
erkennen. Teils konnen schiffchenartige Eormen beobachtet werden, meist aber
sind die Kristalle xenoblastisch. In einem Gestein wurde ein stark pigmentierter
Epidot mit braunem Kern angetroffen.
Akzessorien: Apatit, Turmalin, Zirkon, Titanit, Rutil, Karbonat; Pyrit und
er
aber quer
aus
zur
Schieferung.
Geologie
Biotit entstandener Chlorit kommt ofters vor;
weitere Erze.
Die
Struktur ist meist leicht
porphyroblastisch
feinkornigem,
granoklastisch bis -blastischem Grundgewebe. Weniger haufig tritt eine
typisch porphyroblastische Struktur mit grano-lepidoblastischem Grund¬
gewebe auf.
Die Textur ist vielfach gut geschiefert, teilweise auch etwas lentikular,
aber nur selten ausgesprochen lagig.
mit
Mineralfazies
Die Mineralassoziation der Giubineserie
zone.
Die
Hauptmasse
fazies an, ein kleinerer Teil mag
(An>30), der im Gleichgewicht mit
fazies
zugerechnet
Epi- bis Mesogehort
Epidotamphibolitinfolge seines basischen Plagioklases
Zoisit-Epidot steht, der Amphibolit-
der Gesteine
entspricht
der
wohl der
werden.
Herkunft
Von der Giubineserie ist
nur
eine chemische
1928, p. 136, zitiert in P. Niggli
Schmitzengneis
u. a.
Analyse (A.
Stkeckeisen
1930, p. 152, Nr. 92) bekannt. Sie
Sellaweg23). Der deutliche TonerdeUrsprung des Gesteins hin. Der
ist
einem
aus
Schmitzengneis
sandigen Ton entstanden. Auch bei den
andern Gesteinstypen ist sedimentare Herkunft unzweifelhaft. Gange
eruptiven Ursprungs, wie sie in der auf S. 508 erwahnten stromatitischen
Zone vorkommen, treten stark zuriick und sind gegeniiber dem Paragestein scharf abgegrenzt.
entspricht
dem
iiberschuss
23)
vom
deutet auf sedimentaren
Herr Professor Dr. A. Streckeisen
die Dunnschliffe seiner
p. 150—153, Nr.
verdankt sei.
(Bern)
war so
freundlich, dem Verfasser
Analysen vom Sellaweg (zitiert in P. Niggli u. a. 1930,
91—93) zur Verfiigung zu stellen, was ihm an dieser Stelle bestens
514
R. H.
D.
Steiger
Stratigraphie
(vgl. Profilbeschreibungen
1.
der Giubineserie
im
Anhang,
S.
559—564)
der Giubineserie und Verlauf der Zonen
Gliederung
Wie schon friiher erwahnt kann die Giubineserie im Feld in drei Zonen
unterteilt
werden,
die Art ihrer
welche sich
Vermengung
weniger durch die Gesteinstypen
Bereich zwischen der Gotthardstrasse und dem
1. Im
Glimmergneis,
Anstieg
gegen
sogenannte Schmitzengneis (vgl.
Costone di Val Prevat herrscht der
S. 508) vor, ein
als durch
unterscheiden:
welcher
langgezogene
Schmitzen eines
dunklen biotitreichen Gesteines fuhrt. An der Grenze gegen den Strei-
steht
ein Horizont dunklen
sandigen ZweiglimmerRichtung
auf
Biotitnestern
ein
(mit
fleckiger Zweiglimmergneis
Soresciagneis
dem Hauptbruch, hellen Quarz-Feldspatauglein im Querbruch) auf-
fengneis
haufig
schiefers an, wahrend in der siidlichen Halfte der Zone in
tritt.
2. Siidlich
von
Costone di Val Prevat
so wie
bei Pt. 2522 kann eine
werden. In enger
und
-gneise,
reich
ausgesprochen
Folge sind helle und
an
Grenze
Auffallig ist das unstete
zum
Streifengneis kann
Gesteins beobachtet
herausgebildet
sind die
werden,
dunkle
und vielfach
Langs
der
Verwurstelung
des
Streichen dieser Zone.
eine
intensive
wobei sich steilstehende Faltenachsen
haben.
3. Siidwestlich des
serie
Zweiglimmerschiefer
granatfuhrend, aufgemetermachtige konkordante Quarzgange
Querbiotit
schlossen, welche oft bis
fuhren.
westlich der Militarbaracken
stromatitische Zone beobachtet
Giubinegipfels
sowie in der ganzen ostlichen Giubine¬
monoschematischen
Granat(quer)glimmerschiefer
das
vorherrschende Gestein. Zuweilen schalten sich schmale Horizonte mit
groben Hornblendegarbenschiefern ein; auch Lagen
digen Biotitserizitschiefern werden angetroffen.
mit grauen,
Die Grenzen dieser Zonen sind nicht scharf. Sie trennen
herrschenden Gesteinsarten
ab;
(vgl.
die
vor-
Riickfalle sind
Giubineserie nicht auf den Meter genau
werden
nur
san¬
vom
haufig. Auch kann die
Soresciagneis abgetrennt
S. 493).
Dennoch ist offensichtlich, dass diese
Streichen der Giubineserie in
schrag
dazu in
Zonengrenzen nicht parallel zum
ENE-Richtung verlaufen, sondern deutlich
NE-Richtung.
Erscheinung zeigt
Eine interessante
sich
langs
des Kontaktes
zum
Petrographie
und
Streifengneis. Giubineserie
Geologie
und
des siidlichen Gotthardmassivs
Streifengneis
verlaufen meist
vollig
515
kon-
kordant. Die Grenze ist aber gegen Osten in kleineren oder grosseren
treppenformig nach Siiden versetzt mit Stufen von 15—100 m
Abstanden
Hohe
(vgl.
Taf.
VI).
kommen, je
Dadurch
weiter wir nach Osten schrei-
ten, immer siidlichere Schichten der Giubineserie mit dem
Streifengneis
in Kontakt.
Sowohl die in
NE-Richtung
stufenformige Kontakt mit
verlaufenden internen
Zonengrenzen wie
zur Folge, dass
Streifengneis
drei
der
sich die
Zonen
Giubineserie, Schmitzengneiszone, stromatitische
Zone und Granat(quer)glimmerschieferzone, von Westen gegen Osten in
dieser Reihenfolge sukzessive ablosen.
der
dem
haben
Der Grossteil der Gesteine der Giubineserie ist unzweifelhaft sedimentarer Herkunft. In
setzung
mit
der stromatitischen Zone hat eine
pegmatitischem
und
aplitischem
Material
gewisse Durch-
stattgefunden.
2. Das Alter der Giubineserie
Sicher ist
die
Giubineserie
alter
als
Medelsergranit und Tremola(Rotondo)granit, da die Kontakte an vielen Orten eindeutig primar sind.
Die scharfe Grenze zum Streifengneis ist sekundar. Die Giubineserie ist
demnach jiinger als der Streifengneis. Nach R. Sondbb (1921, p. 9) finden
sich in der Giubineserie (von Sonder noch als Soresciagneis bezeichnet),
50 m westlich Pt. 2373, siidlich des Sellasees, helle Gerolle, welche aus dem
Streifengneis stammen diirften. Der Dbergang zwischen Giubineserie
und Soresciagneis erfolgt allmahlich; diese Grenze kann nicht fur eine
Altersrelation beigezogen werden.
Die Giubineserie ist alter als 290—340 Mio. Jahre, Karbon (Medelser¬
granit) und jiinger als mindestens 560 Mio. Jahre, oberes Prakambrium
(Streifengneis). Sie ist also nachstreifengneisisch aber vorgranitisch und
gehort dem gleichen Altersintervall wie Tremolaserie und Borel- und
Tenelinzone an. Die im ostlichen Teil der Serie verbreiteten Granat(quer)glimmerschiefer (mit vereinzelten Hornblendehorizonten) weisen eine
grosse Ahnlichkeit mit den Gesteinen der Tenelinzone auf.
Eine
Gleichaltrigkeit
,,Karbon
vom
Giubine"
dieser ostlichen Giubineserie
liegt)
mit den oben
(in der auch das
genannten Muldenzonen des
siidostlichen Gotthardmassivs und der Tremolaserie ist durchaus denkbar. Die westliche Giubineserie
auf, welche vielleicht auf
morphosegeschichte
hingegen
weist verschiedene Merkmale
ein hoheres Alter oder auf eine andere Meta-
hindeuten.
R. H.
516
E.
Steiger
der Giubineserie
Metamorphose
1.
Gefiige
Kristallgenerationen
Wie in den siidlich anschliessenden Gesteinsserien konnen auch hier
verschiedene
unterschieden werden, welche in nach-
stehender
sind:
Kristallgenerationen
Reihenfolge entstanden
Tabelle 23.
in der Giubineserie
Kristallgenerationen
Gene¬
ration
1.
Rehktisches,
femkormges
Quarz-Feldspattrummermosaik, haufig stark
Granatporphyroblasten, zum Teil
senzitisiert; reliktische, stark zoisitisierte
als Trummer grosserer Granatmdividuen.
2.
grobkornige, frische Quarze, zum Teil etwas gelangt, haufig in Linparallel zur Schieferung oder Lineation geregelte, reknstalhsierte und
relativ grobschuppige Glimmer (Biotit, Muskovit, Senzit).
Granat- und Hornblendeporphyroblasten mit Emsehlussen von gelangten,
Relativ
sen;
3.
frischen
4.
Quarzkristallen.
Querbiotite,
ofters
mit
Emsehlussen
teilweise Rekristalhsation
5.
von
Zersetzungsprodukte (Chlont,
selten
Die einzelnen Generationen sind
je
den stark entwickelt. Offensichtlich
relativ
grobkornigen Quarzen;
der 2. Generation.
Biotit).
nach Ort und Gesteinsart verschie-
ist, dass die Gesteine der ostlichen
uberhaupt keine reliktischen Gemengteile
wenig
Generation fuhren, wahrend diese westlich des Giubinegipfels
Giubineserie
der ersten
von
Gemengteilen
oder
nur
vielfach vorherrschen. Auch innerhalb der westlichen Giubineserie konnen
reliktische Phasen fehlen,
Quarz
und
Feldspat
wenn
das Gestein viel Glimmer und
nur
wenig
fuhrt.
Die meist stark zoisitisierten, aber
an
sich einsehlussarmen Granat¬
gehoren mehrheitlich der ersten
Entstehung der Granate nach der
der
Quarze vorwiegt. Haufig fehlen sowohl Zersetzung wie
Langung
Einschlusse und eine sichere Zuordnung ist nicht moglich.
Bei den Querbiotiten des Ostens ist eine Bildung nach der 2. Gene¬
porphyroblasten
der westlichen Serie
Generation an, wahrend im Osten eine
ration
offensichtlich, da oft Einschlusse
von
frischen Quarzen der 2. Gene¬
ration beobachtet werden konnen. Im westlichen Teil der Serie scheinen
Biotite und
Querbiotite
zum
Teil derselben Generation
anzugehoren.
Petrographie
und
Geologie
517
des siidlichen Gotthardmassivs
Bewegungsphasen
Bewegungsphasen, welche
allerdings
gewiesen wurden, lassen sich
Die drei ersten
—
bei der Tremolaserie nachmit anderer Intensitat
—
auch bei der Giubineserie erkennen: eine kataklastische Phase I bewirkte
Zertrummerung des alten Quarz-Feldspatgefiiges; anschliessend
erfolgte eine Stressphase II, welche in der ostlichen Giubineserie zu einer
allgemeinen laminaren Gleitung fuhrte, wahrend welcher sich die in
Rekristallisation begriffenen Mineralien der 2. Generation einregelten.
Im westlichen Teil fand nur eine beschrankte laminare Gleitung statt,
welche sich vor allem in glimmerreichen Gesteinslagen auswirkte. In
die
einer Phase III wurde das
Gestein, besonders
im Westen der Giubine¬
serie, teilweise intensiv verfaltet.
Gefugemerkmale
Hauptbruch ist meistens nur die markante N-S Lineation
(Streckung und Parallelanordnung der Glimmer und Quarz-Feldspataugen) sichtbar. Im Querbruch kann vielfach eine kraftige Faltelung
wahrgenommen werden, welche parallel zur N-S Lineation verlauft; in
derartigen Gesteinen ist die Schieferung nur undeutlich ausgebildet und
das Gestein zerbricht nicht in Platten sondern in stengelformige Stiicke.
Diese eher grobe Faltelung ist daher auf dem mangelhaften Hauptbruch
Auf dem
meistens gar nicht
zu
sehen.
gutschiefrigen, feinkornigen und glimmerreichen Gesteinsarten
ist eine Kleinfaltelung, wie sie in der Tremolaserie angetroffen wird,
gelegentlich zu beobachten. Sie weist aber neben parallel zur N-S Linea¬
Nur in
tion verlaufenden Faltenachsen ab und
zu
lich stark davon abweichen und einen
(Ubergang
zu
einer E-W
auch solche
auf, welche
unregelmassigen
Verlauf
ziem-
zeigen
Wellung?).
Entstehung
des
Gefiiges
Die markante N-S Lineation der Giubineserie ist
—
wie ein Blick auf
derjenigen der sudlich
gleichbedeutend
anschliessenden Zonen. Die kraftige Faltelung ist vermutlich der N-S
verlaufenden Kleinfaltelung gleichzusetzen. Die E-W Wellung fehlt.
Die Entstehung des Gefugebildes der Giubineserie geht letzten Endes
auf die gleichen tektonischen Ereignisse zuriick, welche auch die Tremola¬
serie betroffen haben; nur zeitigten die einzelnen Phasen unterschiedliche
Auswirkungen.
die Strukturkarte lehrt
—
mit
518
R. H.
Steiger
Stressphase II (S-N Schub)
in Form einer deutlichen laminaren Gleitung aus, wobei praktisch das
ganze Gefiige rekristallisierte und sich in die Transportrichtung einregelte (a-Lineation). Es lassen sich kaum noch Gefiigerelikte der 1. Kristallgeneration nachweisen. Vorwiegend nach Abschluss der Stressphase
II, aber noch vor Einsetzen der Phase III bildeten sich sparliche Hornblendeporphyroblasten sowie kleine Granate (0 max. 1,5 mm), welche
ofters zahlreiche gestreckte Quarze des Grundgewebes (2. Generation)
eingeschlossen haben. Die E-W Bewegung (Phase III) bewirkte eine
Faltelung des Gesteins (b-Lineation, Faltelungsachse in N-S Richtung).
Wahrend dieser Phase entstanden die Querbiotite und die ausgewachsenen Granate wurden um eine steil nordwarts fallende Achse gedreht (das
Quarzgefiige im Innern der Granate steht schrag zum Externgefiige, mit
abruptem Ubergang an der Korngrenze).
Die westliche Giubineserie wurde vom S-N Schub (Stressphase II) verIn der ostlichen Oiubineserie wirkte sich die
mutlich
nur
unwesentlich beeinflusst. Sicherlich fand
nur
eine beschrankte
laminare
Gleitung langs einer praexistierenden Schieferung statt, so dass
zwar eine gewisse Einregelung der Glimmer in N-S Richtung erfolgte,
andererseits aber ein Grossteil der 1. Kristallgeneration erhalten blieb.
Eine Porphyroblastenbildung (3. Generation) kam nicht zustande; die
vorkommenden stark zoisitisierten Granate gehoren sehr wahrscheinlich
der 1. Generation
an.
Sehr ausgepragte
Spuren
hat indessen die
Bewegungsphase
III hinter-
lassen. Die vornehmlich lineare Paralleltextur der westlichen Giubine¬
serie
muss
auf die starke
Einengung
in E-W
Richtung zuriickgefiihrt
werden; wahrend dieser Phase bildeten sich die zahlreichen Querbiotite.
Vermutlich rekristallisierten teilweise auch
Gemengteile
Generation. Die
der Biotite fand bei absin-
kender
Zersetzung (Chloritisierung)
Temperatur statt.
der 1. und 2.
2. Mineralfazies
Die Gesteine der Giubineserie
gehoren der Epi- bis Mesozone an. Im
entspricht die Mineralparagenese des (ausschliesslich) alpinen Gefuges der niedrig temperierten Epidotamphibolitfazies. Im westlichen Gebiet scheint ein verhaltnismassig grosser Anteil der alpin gebildeten Plagioklase basisch zu sein (Andesin, eventuell Oligoklas); auch
reliktische Plagioklase der 1. Generation zeigen haufig eine derartige
Zusammensetzung. Es muss demnach angenommen werden, dass in
diesem Teil der Giubineserie sowohl die voralpine wie alpine Metamorostlichen Teil
Petrographie
phose
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
519
Temperaturbedingungen stattfand, welche im Grenzbereich
Epidotamphibolit- und Amphibolitfazies vorherrschen.
unter
zwischen
3. Die Geschichte der
Metamorphose
Die Gesteine der Giubineserie sind sicher
polymetamorph.
Im Gebiet
westlich des Giubine sind fast in alien Gesteinen Relikte einer
voralpinen,
herzynischen Metamorphose in Epidotamphibolit- bis Amphi¬
bolitfazies erkennbar. Im Schmitzengneis lauft die Schieferung der
Schmitzen offers diskordant zur Schieferung des Nebengesteins; diese
erstere muss noch vor der Ablagerung der Giubineserie entstanden sein.
Die alpine Metamorphose machte sich in unterschiedlichem Masse
bemerkbar. Im Osten fiihrte sie zu einer volligen Umkristallisation des
Gefiiges in relativ niedrig temperierter Epidotamphibolitfazies; im Westen
kam trotz hoherer Temperatur nur eine teilweise Rekristallisation
vermutlich
zustande.
Die Griinde fur diese
verschiedenartigen Auswirkungen der alpinen
zuruckgehen-
sind in erster Linie in der gegen Osten stark
Metamorphose
den Machtigkeit der Giubineserie, sodann in der unterschiedlichen Uberlagerung und dem zum Teil davon abhangigen Ausmass der S-N Verschleppung (Durchbewegung) wahrend der Stressphase II zu suchen. Im
westlichen Gebiet betragt die Machtigkeit der Giubineserie oft iiber 500 m
und die „autochthone" Uberlagerung durch Soresciagneis, Prato- und
Tremolaserie um 3 km; im Bereich des Garegnaprofils und auch ostwarts
davon ist die Giubineserie offers weniger als 50 m machtig, die Uber¬
lagerung durch die sudlich anschliessenden Paragesteinsserien 1,5 bis
weit unter 1 km.
Die zwischen Osten und Westen deutlich verschiedenen P-T-Bedingungen wahrend der
Metamorphose
lassen sich
zum
grossen Teil damit
erklaren.
vollige alpine Umkristallisation der ostlichen Giubineserie
ist auf den allgemein kraftigeren Nordschub im ostlichen Gotthardmassiv
zuriickzufuhren, der sich bei nur geringer autochthoner Uberlagerung
der in Frage stehenden Serie um so mehr auswirkte.
Die alpine Metamorphose der Giubineserie fand statt unter einer
zunehmenden Deckenbelastung. In einer destruktiven ersten Phase
wurde das herzynische Gefiige des Gesteins zertriimmert; unter erhohter
Temperatur verursachten die nordwarts gleitenden Decken vor allem im
ostlichen Gebiet eine laminare Gleitung ihrer relativ flachliegenden GeDie fast
steinsunterlage.
In
dieser
Phase
rekristallisierten
die
Mineralien
der
520
B. H.
Endphase
massivs
am
in die
Einregelung
2. Generation unter
In der
Steiger
Gleitrichtung (N-S Lineation).
der Dislokation wurden die Schichten des Gotthard-
Aarmassiv
scheidenem Masse die
steilgestellt; anschliessend bildeten
Porphyroblasten der 3. Generation.
sich in beDer E-W
Zusammenschub des sudlichen Gotthardmassivs hatte eine innere Verder Giubineserie mit steil nach Norden fallenden Achsen
faltung
zur
N-S
Lineation)
zur
Folge,
welche sich
vor
(parallel
allem im westlichen Teil
Querbiotitbildung fand unter Einfluss
sparlichem Masse setzte anschliessend die
der Serie bemerkbar machte. Die
dieses E-W Stresses statt. In
Chloritisierung
F.
Die
der Biotite ein.
Entstehungsgeschichte
tonigen Sedimente,
aus
der Giubineserie
welchen die ostliche Giubineserie entstan-
den ist, wurden wahrscheinlich in
Gotthardmassiv
abgelagert.
(Zusammenfassung)
Der
prakambrischer
Zeit im siidostlichen
Ablagerungsraum hing
der Borel- und Tenelinzone sowie der Tremolaserie
mit
demjenigen
Sandig-
zusammen.
konglomeratischen Einschliissen (vermutlich
Paragesteinen des zentralen Gotthardmassivs)
sind auf den Raum der westlichen Giubineserie beschrankt und erfolgten
zeitlich vor der Sedimentation der tonigen Serien.
Wahrend voralpiner Gebirgsbildungen wurden die verschiedenen
Zonen eingemuldet und umgewandelt. Die Giubineserie wurde dabei in
bedeutend starkerem Masse homogenisiert als die Tremolaserie; eigentliche sedimentare Ablagerungsstrukturen lassen sich im westlichen Teil
kaum mehr
abgesehen von den stark ausgewalzten Einschliissen
beobachten. Die herzynische Metamorphose fand an diesem Ort unter
P-T-Bedingungen statt, welche der unteren Amphibolitfazies entspretonige Ablagerungen
Gerolle
von
mit
Ortho- und
—
—
chen.
Zur Zeit der
alpinen Gebirgsbildung war die westliche Giubineserie
iiberlagert als die ostliche. Unter den nach
Norden gleitenden Decken fand vorerst eine Zertrummerung des herzynischen Gesteinsgefuges der Giubineserie statt, welche allmahlich (insbesondere im ostlichen Gebiet) in eine laminare Gleitung iiberging und
vermutlich bedeutend starker
zur
Schieferung
des Gesteins fiihrte. In der ostlichen Giubineserie rekri-
stallisierten samtliche Mineralien unter
P-T-Bedingungen der Epidotamphibolitfazies,
Transportrichtung einordneten
Lineation
unbedeutender
(N-S
a-Lineation). Infolge
Durchbewegung
des Gesteins erfolgte im Westen des Gebietes nur eine teilweise Rekriindem sie sich in die
=
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
stallisation des
Gefiiges, welche allerdings unter
Bedingungen vor sich ging. Nach der Steilstellung
etwas
hbheren P-T-
des Gotthardmassivs
fand im ostlichen Teil der Giubineserie ein bescheidenes
wachstum statt. Die anschliessende
521
Porphyroblasten-
des Massivs hatte in den
Biegung
spiirbare E-W Einengung zur Folge, welche zu
einer intensiven Verfaltung und Verfaltelung des Gesteins fiihrte und
insbesondere im Gebiet der westlichen Giubineserie die planare Textur
(Schieferung) des Gesteins zu einer oft ausgesprochen linearen Textur
b-Lineation, senkrecht zur Transportrichumpragte (N-S Faltelung
tung). Unter Einwirkung dieser E-W Einengung bildeten sich zahlreiche
Querbiotite, welche spater bei absinkender Temperatur bevorzugt chlosiidlichen Zonen eine
=
ritisiert wurden.
ANHANG
Profile (lurch die Zonen
(die Profilspuren sind
am
in
Fig.
Siidrande des Gotthardmassivs
2 und Tafel VI
eingezeichnet)
A. Profile durcb die Tremolaserie
1. Lucendrostollen
Gesteinsinhalt und
(I)
makroskopische Beschreibung
des Profils
Im Lucendrostollen ist
(Pontinozone)
sowie
vor
allem die nordliche Zone der Tremolaserie
der Kontakt
zur
Pratoserie
Gesteine im untersten Teil des
aufgeschlossen.
Die
Schragschachtes
Schragschacht (5,2—4,85 km ab NP, den
Gesteinsausbissen zwischen Hohenquote 1800—2100 m an der Oberflache entsprechend) lasst sich von Slid nach Nord folgende Abfolge
Sasso Rosso
zu
sind noch
zur
Zone des
rechnen. Im
feststellen:
Vorherrschend sind
Hornblendegneise
und
Chloritgneise,
Granat fiihren. Dazwischen treten schmale Horizonte
welche meist
von Biotitgneisen
(entsprechend Tunnelmeter 5150
ab NP bei schrager Lange des Schragschachtes) iiberwiegen Biotitgneise,
welche ab und zu Hornblende, seltener Granat fiihren. Gelegentlich werden Lagen hellen Biotitgneises oder feinkorniger Biotitgneis mit hellen
auf, ab Quote
1850
m
der Oberflache
522
R. H.
Adern
angetroffen.
Quote
2050
arme
Am obern Ende des
treten
vereinzelter schmaler Horizont
Ein
schiefer bis
Schragschachtes (entsprechend
Zweiglimmergneise und glimmer-
Oberflache)
auf, welche wieder deutlich Granat fiihren (0
der
m
Gneise
Steiger
Amphibolit lagert
Druckstollen konnen
von
feinkristallinem
1—4
mm).
Hornblende-
dazwischen. Im nordlich anschliessenden
km 4,85 bis 4,4
(Stollenachse N 23° W) eine
Serie von Zweiglimmerschiefern, Biotitschiefern, Chloritbiotitschiefern
und -gneisen beobachtet werden, welche mit Hornblendegneisen und
-schiefern (oft als Hornblendegarbenschiefer ausgebildet) sowie Amphivon
boliten
wechsellagern. Diese Gesteine fiihren gelegentlich kleine Granatporphyroblasten. Haufig und typisch fur diesen Stollenabschnitt (besonders fiir km 4,5—4,4) sind Lagen von Silikat-Karbonat- und Kalksilikatgesteinen wie Epidotkarbonatgneise, Biotitkarbonatgneise und karbonatfiihrende Epidot-Amphibolite. An der Oberflache ist diese Serie ausgezeichnet an der sog. Scimfussstrasse aufgeschlossen, welche von der
Krete SW Pt.
2404,7 nach Grasso di Dentro hinabfiihrt.
Von km 4,4 bis
Unterfahrung
zum
Kontakt mit der Pratoserie bei km 3,9
des Riale Sorescia) verlauft die Stollenachse N 40° W und
durchfahrt wiederum eine Gesteinsserie
im
(Nahe der
vorhergehenden
Stollenabschnitt.
von
ahnlicher Beschaffenheit wie
Amphibolite
oder
dunkler
Lagen
Hornblendeschiefer werden gegen Norden noch etwas zahlreicher. Daneben treten aber immer wieder Horizonte mit typischen Hornblende-
garben in chloritischem Grundgewebe und auch Hornblendegneise auf.
Entsprechend treten die Biotit- und Zweiglimmergneise sowie Biotitund Chloritschiefer gegen Norden zuriick. Fast alle Gesteine fiihren einen
deutlichen Anteil
Karbonat sowie
Epidot und Zoisit; recht zahlreiche
Horizonte bestehen aus epidotfiihrendem Karbonatgneis und karbonatfiihrendem Hornblende-Zoisitepidotschiefer. Granat tritt nur noch selten
auf. Oft ist
er
an
stark xenoblastisch.
Mikroskopische Beobachtungen
Die
mikroskopische Untersuchung zeigt,
konstant ist. Mit Ausnahme der
und Mineralbestand
dass der
Hornblendegesteine
Quarzgehalt
schwankt
er
relativ
zwischen
30 und 50
Volumenprozent. Plagioklas ist besonders haufig in den Gneisen
am obern Ende des Schragschachtes (30—45%). In den iibrigen Gneisen
nimmt er um 25 Volumenprozent ein. Das Plagioklas jQuarz-Verhaltnis
ist ebenfalls relativ konstant. Es schwankt zwischen 0,5 und
sinkt
ist
bei
1,5 und
Hornblendegesteinen unter diesen Wert. Der Plagioklas
mehrheitlich Andesin oder Oligoklas-Andesin. Nur in den Zweiglimmernur
Petrographie
und
Geologie
523
des siidliohen Gotthardmassivs
Albitoligoklas. Zusammen mit dem Quarz
Plagioklas eine feinkornige Mosaikstruktur. Nur
sich zu etwas grosseren, amobenartigen Gebilden
er
gelegentlich vereinigt
Einschliissen
mit
von rundlichen, oft diffusen Quarzkornern.
Der Biotitgehalt iiberschreitet in keinem der untersuchten Gesteine
gneisen zeigt
sich vereinzelt
bildet der meist frische
25%,
ist aber fast iiberall verbreitet. Nur hornblendereiche Gesteine
fiihren keinen Biotit. Der fast immer chloritisierte Biotit
sehr starken Pleochroismus
von
brauner Biotit konnte
in zwei Fallen
nur
zart-gelb
in karbonatreichen Gesteinen ist
Glimmer tritt
sporadisch
nur
er
zeigt
meistens
bis dunkel-schwarzbraun. Hell-
nachgewiesen werden. Selbst
kraftig braun. Farbloser
meistens
auf. Im siidlichen Abschnitt ist
es
meist
feinschuppiger Serizit, nordlich km 4,4 wird er zu grobschuppigem Muskovit. Ghlorit tritt in einigen Gesteinen bis zu 15% auf. Bei deutlichem
Gehalt ist er meist primar. Sonst ist er Zersetzungsprodukt des Biotits
oder selten der Hornblende. Die Interferenzfarbe des Chlorits wechselt
von
Slid nach Nord
Der
von
Hornblendegehalt
grau iiber
griin
zu
braungriin
und
Schwankungen unterworfen.
meistens 60% oder mehr. Bei
Die dunkeln
feinkornigen
den Gneisen sind
es
Schiefer fiihren
zwisehen 25 und
in den Garbenschiefern oft deutlich
kornigen Schiefer
gelbgriin.
der hornblendefiihrenden Gesteine ist starken
ist stets
weniger. Die Hornblende
frisch und gut idioblastisch, frei
35%,
der fein¬
von
Ein¬
schliissen und streng eingeregelt. In den Gneisen und Garbenschiefern
sind die Kristalle stark xenoblastisch und meist zersetzt. Die zahlreichen
Einschliisse sind fast immer
tritt
von
nur
0,5
sind sie
teilweise auf. Die
parallel
grossten
cm, meistens sind sie aber
gut eigengestaltig,
zur
Schieferung angeordnet.
Granat
Granate haben einen Durchmesser
nur
haben viele
1—2
mm
gross. Im
allgemeinen
Einschliisse, welche oft parallel
Schieferung liegen. Sie scheinen zum Teil syngenetisch zu sein. In
einigen Fallen wurden sie wahrend des Wachstums gerollt, wirkten aber
zur
spater wieder
kungshofe
mit
als
Hindernis,
so
dass sich in den Druckschatten Strek-
Quarzkristallisationen bildeten. Gelegentlich sind idio-
blastische Kristalle auch
nachtraglich zerbrochen.
Gesteinstypen fiihren Apatit, Epidot,
Zoisit sowie Karbonat, welches oft stark limonitisiert ist. Etwas weniger
haufig tritt Rutil auf. Sagenitausscheidung als Folge der Chloritisierung
Zu den AJczessorien: Fast alle
des Biotits wurde
nur
in einem Fall im siidlichsten
Stollenabschnitt
festgestellt. Typisch fur die Gneise am oberen Ende des Schragschachtes
ist der deutliche Zirkongehalt. Praktisch alle Gesteine haben einen deutlichen Erzgehalt (hauptsachlich Magnetkies). Pyrit tritt etwas seltener
auf. Hamatit wurde
nur
im siidlichsten Stollenabschnitt beobachtet.
524
R. H.
Steiger
Im Diinnschliffbereich sind die Gesteine meistens gut kristallisations-
schiefrig.
Undeutlich ist die
nen, in welchen auch viele
Schieferung nieistens
in
Textur und
Regelung
Im Handstuck erscheint das Gestein immer
gut geschiefert, aber nicht
da die einzelnen Bereiche im
ausgesprochen lagig,
lich ineinander iibergehen. In alien
Regelung der Glimmer feststellbar.
feinnematoblastischen
Gestei-
denjenigen
Querbiotite auftfeten.
Gesteinen ist
allgemeinen allmaheine ausgezeichnete
Die Hornblenden sind
Hornblendeschiefern
und
in den
nur
Amphiboliten streng
geregelt.
Die Gesteine der Tremolaserie im Lucendrostollen
ausgesprochene Banderung
Grenzen zwischen hellen und dunklen Lagen, wie
anschliessende Pratoserie typisch ist, fehlt jedoch.
tische
Lagerung.
Eine
2 a) Gotthardtunnel
In teilweiser
Anlehnung
Stapff
an
die Tremolaserie in drei Abschnitten
zeigen
stromati-
mit messerscharfen
sie fur die nordlich
(II)
(1880) soil das Tunnelprofil durch
besprochen
a) Nelvazone (siidliche Zone)
b) Zone des Sasso Rosso (mittl. Zone)
c) Pontinozone (nordliche Zone)
werden:
90—1142
m
ab SP
1142—1833
m
ab SP
1833—2808
m
ab SP
a) NELVAZONE (90—1142
m
ab
SP)
Einleitung
Nach Stapff
(1880, p. 47) sind
schiefer vorherrschend.
Eigentliche
in der siidlichen Zone graue
Granatglimmer-
Hornblendeschiefer sind in diesem Absehnitt
selten. Hie und da auftretende diinne Schichten
von
Hornblendegestein
sind fast
grobkornig, quarzreich und fast frei von Granaten. Sie enthalten anstatt des
silbergrauen Glimmers viel schwarzen und griinen (Chlorit), sind von Kalkadern
durchzogen und nahern sich dadurch dem Kalkglimmerschiefer. Im Kalkglimmerschiefer sind schwarzbraune, transversale Glimmerschuppen reichlich eingestreut. Der graue Granatglimmersohiefer geht Mufig in Quarzitschiefer iiber, der
stets
als Akzessorien
in einzelnen
Schichten Schwefelkies, Granate und Hornblenden
fiihrt. Bemerkenswerte Akzessorien der grauen Glimmerschieferzone sind
(ausser
Kalk, Granat und Hornblende) Staurolith, Disthen, Kupferkies. Ebenso bemerkenswert ist aber
(nach Stapff)
die Abwesenheit
von
Rutil und
Epidot.
Petrographie
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
525
Gesteinsinhalt
Auf Grund der
mikroskopischen Untersuchung ergibt sich, dass
Granatglimmerschieferzone ein granatfiihrender Zweiglimmergneis ist (der haufig iiber
25% Plagioklas fiihrt) und dessen heller Glimmer vorwiegend ein feinschuppiger Serizit ist, der aber immer wieder auch grobschuppig als
Muskovit auftritt. Nicht selten kommen aueh glimmerarme, massige
Gesteine vor, welche fast nur aus Albit und Quarz bestehen (aplitische
Gange).
In zweiter Linie erst sind die Zweiglimmerschiefer vertreten, welche
neuen
das vorherrschende Gestein dieser STAPFFschen grauen
vor
allem im nordlichen Teil der Nelvazone deutlich Chlorit fiihren und
damit den
Ubergang zu Stapffs Zone der griinen Glimmerschiefer (vgl.
528) bilden. Die vereinzelten Horizonte mit Hornblendegesteinen fiih¬
ren
grobporphyroblastische Hornblendeschiefer, selten Gneise. HornS.
blendegarbenschiefer treten vollig zuriick. Recht haufig sind hingegen
Lagen von quarzitischen Gesteinen, die bald mehr oder weniger Glimmer
fiihren und daher teilweise massig, teilweise besser geschiefert sind.
Makroskopische Beschreibung
Karbonatreiche Glimmerschiefer und
-gneise
des Profils
treten
vor
allem im siid-
lichsten Teil auf. Am Kontakt gegen die Trias hin ist eine intensive
Wechsellagerung zwischen meterbreiten oder noch sehmaleren Horizonten
von
ausgesprochen feinschiefrigen
serizitischen
Glimmerschiefern,
karbonatfiihrenden Glimmerschiefern, karbonatfiihrenden Quarziten und
fast reinen
Quarziten festzustellen. Gelegentlich konnen auch Lagen
glimmerarmen
auch
Hornblendegesteinen eingenommen,
garbenformige Ausbildung der Hornblende zeigen. Weiter gegen
zonte
werden
von
albitreichen Gesteinen beobachtet werden. Schmale Hori¬
von
welche
Norden
werden die Horizonte breiter. Das Gestein fiihrt deutlich Granat. Verein-
Hornblendegarben in den Glimmerschiefern oder Granatglimmergneisen sind biotitisiert. Einige Quarzgange durchsetzen das Gestein.
Sie sind oft iiber einen Meter machtig.
Ab Tm. 160 setzen breite Horizonte von Granatglimmergneisen ein,
eben die typischen grauen Granatglimmerschiefer nach Stapff, die hau¬
zelte
fig 10—20 m Machtigkeit aufweisen. Dazwischen haben wir immer wieder
dunkelgraue Kalkglimmerschiefer durchsetzt von Hornblendeporphyroblasten und Quarzadern. Bei 268,5
glimmergneis
an, der
eckige
m
steht ein karbonatfiihrender Zwei¬
Triimmer
(0
2—3
cm)
eines hellen Gneises
526
R. H.
fiihrt. Bis Tm. 338 sowie
ges
Steiger
auffallig helles, massiSerizitalbitgestein aufgeschlossen. Gelegentlich tritt ein etwas dunkvon
Tm. 443—-454 ist ein
lerer Hornblendebiotitschiefer auf.
Bei Tm. 480 kann ein 8—10
m
breiter Horizont beobachtet werden,
der ziemlich Hornblende fiihrt neben
Lagen von Chlorit. Er wird durch
machtigen Granatglimmerschiefer mit vereinzelten
Hornblendegarben, vielen Quarzstreifen und Kalkspatgangen abgelost
und setzt sich dann wieder fort, allerdings mit weniger Hornblendegehalt.
Bei 600 m erkennt man ein 5 m breites, massiges Serizitalbitgestein,
anschliessend wahrend einer grosseren Strecke einen sehr quarzreichen
Glimmerschiefer oder sogar Glimmerquarzit, der massig bricht und offeneinen etwa
10
m
bar sehr hart ist. Diese Gesteinsart halt
Gesteine ein,
an
bis iiber 710
m.
Danach setzen
oder
glimmerreicher sind, wesentlich
Chlorit fiihren und dadurch wieder etwas besser schiefrig sind. Konkordante Quarzlinsen treten sehr haufig auf. Sie sind vielleicht 10—15 cm
lang und 1—1,5 cm breit. Quarzreiche Granatglimmerschiefer halten an
bis gegen 900 m und werden nur selten von wenige Meter machtigen
die
etwas
biotit-
Quarzithorizonten durchbrochen. Anschliessend
setzt wieder eine Zone
Hornblendefuhrung ein.
Bei 950 m tritt ein feldspatreicher Chloritbiotitgneis auf, wobei der
Chlorit und Glimmer in unregelmassigen Lagen das Gestein durchzieht.
Bei 960 m kommen wir in ein Gestein, das grosse Granate mit gedrunmit deutlicher
genen Hornblendesaulen fiihrt. Hier ist der Biotit
nesterartig konzen-
Chloritfiihrung
Hornblendeporphyroblasten sichtbar. Bei 1118,8 m tritt
typischer Granatserizitphyllit auf, wie er von Hafnbe (1958, p. 328)
triert. Ab 1040
m
setzt die
deutlich ein. Auch sind
einzelte
ver-
ein
von
Pt. 1515 W Motto Bartola beschrieben wurde. Dieses Gestein stellt nach
Hafnbk die Trennlinie zwischen
der Motto
di
Dentro-Zone und der
Nelvazone dar.
Mikroskopische Beobachtungen
Der
Quarzgehalt
und Mineralbestand
dieser Zone schwankt ziemlich stark
bei
(im allgemeinen
50%,
gewissen Quarziten
75%). Der Plagioklasgehalt der Gneise betragt im Durchschnitt 25%. Das Plagioklas/
Quarz -Verhaltnis ist starken Schwankungen unterworfen. Albitoligoklas
einerseits und Oligoklas und Andesin andererseits sind etwa gleich stark
vertreten. Bis ca. Tm. 250 ist ein meist zersetzter, etwas diffuser Plagio¬
klas typisch, der myrmekitahnliche Einschliisse von Quarz fiihrt. Von
Tm. 250 bis 700 m treten grossere, ziemlich frische und relativ idiomorphe
zwischen 20 und
iiber
Petrographie
Kristalle
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
527
auf, welche verzwillingt sind und nicht selten schachbrettartig
m herrschen diffuse, amobenartige,
ausloschen. Zwischen 700 und 1142
ofters verzwillingte Individuen vor, die sich der Schieferung oder Faltelung anschmiegen und von tropfenartigen Einschliissen von Quarz und
Glimmerblattchen erfiillt sind.
Biotit ist fast iiberall vorhanden. Sein Gehalt schwankt zwischen 10
Volumenprozent. Er ist selten vollkommen frisch. Die Absorpparallel n ist im siidlichsten Teil des Abschnittes ofters dunkel schwarzbraun, zur Hauptsache aber dunkelbraun, selten griin oder
hellbraun. Von Tm. 300 an hingegen ist sie neben dunkelbraun recht
haufig hellbraun. Phlogopit tritt nur an der Grenze gegen die Trias auf.
Muskovit-Serizit ist der fur die sudliche Zone kennzeichnende Gemengund 35
tionsfarbe
teil. Er ist fast in alien Gesteinen vorhanden. Der durchschnittliche Ge¬
halt schwankt zwischen 15 und
35%.
Meistens ist
bildet. Gerade im siidlichsten Abschnitt erscheint
Chlorit ist
sekundar
er
als Serizit ausge-
er
aber noch
haufig
Biotit entstanden
Hauptsache
grobschuppig.
und kommt praktisch in jedem Gestein vor. Uber 1—2% Chlorit kommen
aber nur sporadisch vor; ausser im nordlichsten Teil (ab Tm. 900) iiberschreitet der Chloritgehalt 5—7% nicht.
Hornblende tritt nur sporadisch auf. Sie kann dann aber iiber 25 Volu¬
zur
aus
menprozent einnehmen. Sie ist immer zersetzt, stark xenoblastisch, voller
zur Schieferung liegen, und im Gestein
Absorptionsfarbe parallel ny ist blaulichgrun, selten
heller griin. Granat ist in den meisten Gesteinen ein verbreiteter Gemengteil. Besonders gross (0 grosser als 1,0 cm) ist er ausgebildet bei Tm. 1000
und 1120. Sonst ist sein Durchmesser im allgemeinen kleiner als 0,5 cm.
Einschlusse, welche meist parallel
wirr
gewachsen.
Die
Die Kristallform ist meist xenoblastisch. Der Granat ist fast immer
vielen
Einschliissen durchsetzt,
angeordnet
welche
aber
parallel
zur
von
Schieferung
sind. Nur selten wurden die Granate dieser Zone wahrend
gedreht. Gelegentlich sind sie von Streckungsumgeben. Zur Hauptsache scheinen sie aber nach der Bewegungsphase gewachsen zu sein.
ihres Wachstums leicht
hofen
Akzessorien: Kennzeichnend fur die sudliche Zone ist das akzessorische Auftreten
von
Staurolith, Disthen, Turmalin, Zirkon und Orthit.
Besonders auffallend ist ferner, dass sich in dieser Zone der Biotit fast
immer unter
gewebes)
Ausscheidung
von
Rutil
(und
in Chlorit umwandelt. Weitere
fisch fiir die sudliche Zone, sind
zwar
allem gegen die Trias hin
Sagenit-
Apatit, Epidot, Zoisit, Magnetkies, Pyrit,
Karbonat, Hamatit und Limonit. Die Textur
vor
in Form eines
Akzessorien, aber nicht speziim Diinnschliffbereich ist
ausgezeichnet lagig.
Weiter nordlich wird
528
R. H.
sie oft undeutlich bis
verworren
sigen Granatglimmergneisen
und
Steiger
schiefrig, entsprechend den
quarzitischen Gesteinen.
Textur und
mehr
mas-
Regelung
Die Lineation der hellen Glimmer ist meist eine
vorziigliche. Haufig
parallel zur Lineation verWellung,
lauft. Typisch fur den ganzen Abschnitt sind die zahlreichen Schuppen
von Querbiotit. Diese liegen im ganzen gesehen parallel zur allgemeinen
Lineation. Hingegen stehen sie schief zur Schieferungsebene. Im Querbruch erscheint das Gestein dann haufig gefaltelt. Anders stent es jedoch
mit den Hornblenden, welehe das Gestein oft quer oder schrag zur Schieferung durchstossen und, falls sie innerhalb der Schieferungsebene liegen,
beliebig orientiert sind. Im ganzen zeigen die Gesteine dieser Zone eine
typische, bald feinere, bald grobere Wechsellagerung, wobei die Mineralbestande der einzelnen Lagen sich nur in der Quantitat unterseheiden.
kommt dazu noch eine feine
welehe
Wie meistens bei der Tremolaserie sind die
einzelnen
Gesteinslagen
b) ZONE
Ubergange
zwischen den
und -typen unscharf.
DES SASSO ROSSO
(1142—1833
m
ab
SP)
Einleitung
Stapff
Abschnitt
(1880,
p. 43 und
48)
aussert sich
folgendermassen
uber diesen
(etwas zusammengefasst):
Das charakteristische Gestein dieser Zone ist
em
gruner und sehwarzer Granat-
glimmerschiefer. Der grune Glimmerschiefer besteht uberwiegend aus lauehgrunem
Magnesiaghmmer, wemg dunkelbraunem schuppigem Glimmer, akzessorisohen
Granaten, Hornblende, Turmahn. Oder er besitzt blassgrune felsitische Grundmasse
mit sparhch emgesprengten Hornblenden und klemen Granaten und verdankt
schuppig-hautigem schwarzbraunem Glimmer dunne Schieferung. Die Quarzitschiefer dieser Zone enthalten reichhch Feldspat, Kalk und Kiese; durch den silberweissen
Glimmer sind
nahe verwandt.
Das
sie
den Gesteinen des
gleiche gilt
vorhergehenden Schichtenkomplexes
fur die schwarzen Glimmerschiefer. Ausser dem
Graphit geschwarzten Glimmer enthalten diese Gesteine stets dunkelbraunen
schuppigen auf dem Hauptbruch ausgebreiteten oder transversal emgewachsenen
durch
Glimmer.
Granate
sind
mcht
immer
vorhanden.
Durch
dunne
quarzige
oder
felsitische Kalklamellen werden manche Schichten der schwarzen Glimmerschiefer
Kalkghmmerschiefer. Hornblendegesteme dieser Zone sind grobkormg, dionGemenge aus dicken Hornblendestrahlen, Quarz, dichtem Feldspat,
femschuppigem hellgrunem Glimmer und wemg grauem.
Charakteristisch fur den Komplex ist mcht nur der grune Magnesiaghmmer,
sondern auch der zunehmende Feldspatgehalt, durch welchen diese Zone der folzu
tisch oder
Petrographie
und
Geologie
des siidliohen Gotthardmassivs
529
genden ebenso verkniipft ist, wie duroh silbergrauen Glimmer und dunklen Glimmer
vorhergehenden. Durch Graphit geschwarzte Glimmersohiefer sind
-
schiefer mit der
Stapff weiter nordwarts nicht bekannt. Deshalb erschienen ihm die letzten der-
selben zwischen 1808 und 1833
m
als gute
Grenzlinie,
obwohl gleichartige quarfolgen. Bemerkenswerte Akzessorien
dieser Gesteine zwischen 1142 und 1833 m sind Epidot, Turmalin, Disthen, Rutil,
Magneteisen, Kupferkies, Schwefelkies (abgesehen von Granat, Hornblende, Kalkspat und Graphit).
zitisohe Schichten ihnen
vorausgehen
und
Gesteinsinhalt
zeigt sich, dass die griinen Glimmersohiefer Stappfs
Chloritschiefer, Hornblende-Chloritschiefer, Chloritgneise und chlorit-
Im Dtinnschliff
als
fiihrende Hornblendeschiefer bezeichnet werden miissen. Das Gestein
felsitischer, blassgriiner Grundmasse erweist sich als ein chloritfuhrender plagioklasreicher Hornblendebiotitgneis. Die Quarzitschiefer
mit
entpuppen sich
Mikroskop
unter dem
als
Muskovitkarbonatgneise und
graphitZoisitkarbonatgesteine. Die Hornblende-
Die schwarzen Glimmersohiefer sind
Serizit-Karbonatgesteine.
Biotitserizitgneise oder
gesteine sind mehrheitlich chlorit- und biotitfiihrende Hornblendeschiefer
und -gneise, Amphibolite und Hornblendekarbonatgneise.
fuhrende
Makroskopische Beschreibung
des Profils
Die mittlere Zone
beginnt mit einem etwa 50 m machtigen Horizont
Hornblendegneis, der nur kurz durch einen hornblendefiihrenden
Chloritschiefer abgelost wird. Nachher folgt ein machtiger Horizont von
grauem granatfuhrendem Zweiglimmerschiefer, der sich durch zahlreiche
von
Querbiotite auszeichnet. Dieses Gestein steht
10 bis 20
an
bis 1430 m, wird aber
machtigen Lagen von HornblendeHornblendegneisen unterbrochen. Bis
1470 m herrscht ein Hornblendegneis mit zum Teil groben Hornca.
blendegarben vor, welcher dann erstmals durch einen der dunkelgrauen
Biotitserizitgneise abgelost und bei 1530 m durch einen ca. 10 m mach¬
tigen Horizont von erz- und epidotfuhrendem Muskovitkarbonatgneis
abgegrenzt wird. Anschliessend folgt ein granatfuhrender Chloritgneis
mit meist biotitisierten Hornblendegarben. Dieses Gestein liegt bis ca.
von
Zeit
zu
Zeit
von
garbenschiefer, spater
auch
m
von
standiger Wechsellagerung mit dem vorher erwahnten Mus¬
kovitkarbonatgneis. Die einzelnen Horizonte sind oft gegen 20 m machtig. Nur bei 1590 m wird die Serie durch eine etwa 5 m machtige Lage
von chloritfuhrendem Amphibolit unterbrochen. Von 1705 bis 1735 m
herrschen wieder Hornblendegneise vor, zur Hauptsache ein feinschiefri1705
m
in
R. H.
530
Steiger
phyllitischer Chlorithornblendeschiefer, der abgelost wird durch
quarzitischen Karbonatgneis. Im folgenden (bis 1800 m) steht ein
ger, fast
einen
sehr heller karbonatfiihrender Gneis
an,
der ziemlich viel Erz fiihrt. Er
wenige Meter machtigen Hornblendegarbenschieferhorizont unterbrochen. Es folgt nach 1800 m ein mehr als
5 m machtiger Horizont eines epidotfiihrenden Karbonatgneises, der
abgegrenzt wird durch einen dunklen graphitfuhrenden Biotitserizitgneis.
wird bei 1770
m
kurz durch einen
graphitfuhrenden
Auf den dunklen
2—3
m
machtige Lage
von
karbonatschiefer, der bei
Gneis
(ca.
8
m
Zoisit-Karbonatgestein,
m einem 5 m machtigen,
dunklen
1827
fuhrenden Zoisitkarbonatschiefer Platz macht. Dieses
Gestein
begrenzt
eine
machtig) folgt
nachher ein Serizit-
graphit¬
typische
dunkle
die Zone des Sasso Rosso gegen Norden.
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
mikroskopische Untersuchung zeigt, dass der Quarzgehalt der
mittleren Zone zwischen 30 und 40% schwankt. Eine Ausnahme bilden
Die
Hornblendegesteine,
die
die oft bedeutend quarzarmer sind. Die Gneise
Plagioklas (15—40%). Das Plagioklas/Quarzzeigt entsprechend grosse Schwankungen. Albitoligoklas tritt
dem
Oligoklas und Andesin merklich zuriick. Der immer zergegenuber
setzte Feldspat bildet mit dem Quarz zusammen eine meist feinkornige
fiihren recht unterschiedlich
Verhaltnis
typische Mosaikstruktur. Nur gegen das nordliche Ende der mittleren
Zone (in den Karbonatgesteinen) ist der Plagioklas wieder diffus amobenartig ausgebildet.
Biotit ist bedeutend sparlicher verbreitet als in der Nelvazone. Sein
Gehalt iiberschreitet 25 Volumenprozent nicht. Meist schwankt er um
10—15%. In etlichen Gesteinstypen fehlt Biotit iiberhaupt. Nicht selten
ist
er
vollkommen frisch. Sein Pleochroismus ist in den meisten Fallen
ausgepragt. Parallel n ist die Absorptionsfarbe meist hellbraun. In
Karbonatgesteinen am Ende der mittleren Zone wird sie sogar blass-
nicht
den
gelb. Muskovit-Serizit tritt ebenfalls zuriick. Der Gehalt ist nie hoher
als 20%. In den Hornblendegesteinen fehlt er ganz. Meist handelt es sich
um Serizit. Chlorit ist offers primar und kommt in den meisten Gesteinen
vor. Gelegentlich iiberschreitet sein Anteil 40 Volumenprozent, schwankt
aber sonst zwischen
gesteine.
Der haufig
7—15%.
recht hohe
mittlere Zone. In
einigen
Frei
von
Chlorit sind fast
Hornblendegehalt
nur
die Karbonat-
ist kennzeichnend fur
Gesteinen schwankt
er
Hornblende erscheint im Diinnschliff meist gut
zwischen 50 und
idiomorph.
die
75%.
Einschliisse
Petrographie
sind offers
uber.
des siidlichen Gotthardmassivs
auf diesen Abschnitt beschrankt, ist das Auf-
nur
farbloser Hornblende.
von
gehen
Die normalen
dabei randlich in eine
griinen Hornblendefarblose, faserig-strahlige Varietat
Granat kommt nicht mehr in alien Gesteinen
messer
531
sparlich vorhanden und sind zum Grossteil beliebig angeAbsorptionsfarbe parallel ny ist dunkelgriin, sehr selten hell-
griin. Interessant, und
kristalle
Geologie
nur
ordnet. Die
treten
und
ist meist kleiner als 3
mm.
vor.
Sein Durch¬
Eine Ausnahme bildet der Chlorit-
schiefer bei Tm. 1680, in welchem der Granat einen Durchmesser
1,2
cm
aufweist. Die Granate sind oft
schliisse, welche bald parallel
idioblastisch,
von
haben viele Ein-
Schieferung,
bald s-formig verlaufen.
Entsprechend sind die Kristalle teils wahrend, teils nach der Bewegungsphase kristallisiert.
Die Akzessorien zeigen folgende Verhaltnisse: Haufig tritt ZoisitEpidot auf. Apatit tritt etwas zuriick. Pyrit und Magnetit sind in prakzur
tisch alien Gesteinen vorhanden. Disthen wurde
nur
in zwei Fallen beob-
achtet. Staurolith ist ebenfalls sehr selten. Neu fur diese Zone sind Rutilkorner und
typisch
ist das
gelegentlich
massiv auftretende
graphitische
Pigment.
Im Diinnschliff erscheint ein Grossteil der Gesteine undeutlich oder
schiefrig. Gute Schieferung zeigen unter dem Mikroskop
Karbonatgesteine am Ende der mittleren Zone.
verworren
nur
die
Textur
Die Hornblende ist
angehauft,
biotite
vor
sind
serizitgneis.
nur
fast
schlecht
Regelung
Biotit ist oft nesterweise
eingeregelt.
allem im siidlichen Teil der mittleren Zone. Auch
recht
verbreitet, besonders
im
graphitfiihrenden
QuerBiotit-
Die Lineation der Glimmer ist uberall sehr deutlich. Im
Chlorithornblendeschiefer
welche
und
fast
senkrecht
von
zur
Tm.
ist
1715
allgemeinen
eine
Lineation
Wellung erkennbar,
in E-W Richtung
verlauft.
o)
PONTINOZONE
(1833
bis 2808
m
ab
SP)
Einleitung
Nach Stapff (1880, S. 43 und 49) sind die typischen Gesteine dieses
Schichtkomplexes (er rechnet allerdings auch die Zone von 2808—3178 m
dazu, welche in der vorliegenden Arbeit aus auf S. 394 dargelegten Griinden abgetrennt wurde): felsitische Glimmerschiefer, Hornblendebergarten, griiner Glimmerschiefer. Im folgenden Stapffs Beschreibung (zum
Teil leicht gekurzt):
532
R
H
Steiger
Der felsitisohe Ghmmerschiefer besitzt
kormge
bis dichte Grundmasse, welche
brauner Glimmer dunn und eben schiefert
deren tJberhandnahme
erne
oder hellgrune, feinsohuppig hautiger schwarz-
weisse, graue
schuppiger
Fast
oder
me
fehlt
mm
Hornblende, durch
Hornblendeglimmerschiefer oder Hornblendegestein
ubergeht Granate smd nicht haufig, finden sich aber em, sobald rotlieher oder
graugruner, meist hautiger Glimmer den schwarzbraunen schuppigen verdrangt.
Es entstehen dann Amphibolgranatglimmerschiefer, welche bald mehr den grauen
zwischen 90—1142 m, bald mehr den lauchgrunen zwischen 1142 und 1833 m entsprechen, aber feldspatreiehere Grundmasse besitzen.
An die grauen Ghmmerschiefer sehhessen sich feldspathaltige Quarzitschiefer,
welche zarten, silberweissen und braunen Ghmmerschuppchen dunne und ebene
Schieferung verdanken, stets Schwefelkies, mitunter verflossene Granate und
er
m
Hornblendestrahlen fuhren
Hornblendegesteine lassen sich (von den Hornblendeghmmerschiefern abgein
grobkornige Amphibohte, Diorite und Hornblendeschiefer trennen.
Erstere bestehen fast nur aus kurzen dicken, verwachsenen schwarzgrunen Horn¬
blendestrahlen; die sparlichen Zwischenraume smd mit Quarz, Albit und grunem
feinschuppigen Glimmer erfullt In den dioritischen Varietaten hegen Hornblendesaulen mehr vereinzelt kreuz und quer in femkormger bis dichter weisser oder
Die
sehen)
grauer Grundmasse
Die
von
zusammengefilzte Gemenge
2585
m
an
vorherrschenden Hornblendeschiefer sind
quarzitischer (felsitischer) Grundmasse, Hornblendenadeln, schwarzen und grunen Ghmmerschuppchen (Chlorit, Epidot). Viel
haufiger als die eben aufgezahlten Typen von Hornblendegestein smd Tjbergange
derselben unter sich und in Hornblendeglimmerschiefer Erwahnenswert smd noch
die kalkfuhrenden Schichten
Es smd hornblendehaltige quarzitisch felsitische
aus
Gesteme mit braunem und grunem Glimmer (Chlorit)
Charakteristisch
Hornblendegesteine
fur
die
hier
aufgezahlten
felsitischen Ghmmerschiefer und
ist der endlose Wechsel dunner Schichten wemger
Bergarten,
vergleichen konnte, das
aus riesigen Lamellen von Felsitglmimerschiefer und Hornblendegestemen besteht.
Als bezeichnende akzessorische Mmeralien dieses Schichtenkomplexes sind
Epidot, Titamt, Rutil, Magneteisen und Magnetkies anzufuhren
welche
man
zusammengenommen
emem
emzigen Gestem
Gesteinsinhalt
Unter dem
Stapffs
als
Biotitgneise,
Mikroskop erweisen sich die felsitischen Glimmers chiefer
granat-, hornblende-, serizit- oder/und chloritfuhrende
als
Serizitbiotitgneise und etwas seltener als Biotitserizitschiefer. Der feldspathaltige Quarzitschiefer ist ein Serizitquarzit mit 4%
Plagioklas. Die grobkdrnigen Amphibohte Stapffs bleiben auch bei
mikroskopischer quantitativer Untersuchung Amphibohte (erz-, chloritund biotitfuhrende). Die dioritischen Varietaten erweisen sich als chlorit¬
fuhrende Hornblendegneise. Die zusammengefilzten Hornblendeschiefer
sind dunkel-schwarzgrune, feinnematoblastische oft chlorit- und epidot-
Petrographie
und
533
des sudlichen Gotthardmassivs
Geologie
reiche Hornblendeschiefer. Die kalkfiihrenden Schichten sind bald als
biotitfiihrende
Chloritkarbonatgesteine
ausgebildet.
schiefer
bald als
Makroskopische Beschreibung
Gleich
Zoisit-Epidotkarbonat-
des Profils
Beginn der nordlichen Zone haben wir noch eine intensive
Wechsellagerung von quarzreichem Serizitkarbonatgestein und muskovitfuhrendem Karbonatbiotitgneis, nur kurz bei 1841 m durch Chloritgneis
unterbrochen. Anschliessend herrscht Karbonatbiotitgneis vor bis 1865 m,
wo er bis 1870 m durch quarzreichen Glimmerschiefer abgelost wird. Bei
1870
zu
setzt ein chlorit- und hornblendefuhrender Biotitserizitschiefer
m
ein, der schone Hornblendegarben fiihrt. Er wird spater bei
1885
m
durch
m
machtigen Hornblendegneis
oder
noch
m
machtigeren Horizonten auftritt und
einem hornblende- und epidotfuhrenden Biotitgneis,
einen mehrere Meter
ersetzt, der bis 1970
immer wieder in 3—5
wechsellagert
welcher aber
Bei 1940
m
mit
nur
vorherrschend ist im Bereich zwischen 1920 und 1940
tritt nochmals ein Horizont des ersteren
auf;
er
ist
nur
m.
etwa
fiihrt aber schone
Hornblendegarben.
Hornblende- und epidotfiihrender Biotitgneis wechsellagert im Be¬
reich zwischen 1970 und 1985 m intensiv mit Epidot-Hornblendeschiefer.
Die betreffenden Lagen sind meist weniger als 1 m machtig. Dann tritt
wiederum bis etwa 2010 m ein Chloritgneis auf, den wir in der gleichen
5
m
Art
machtig,
vor
allem
Bis 2025
aus
der mittleren Zone kennen.
folgt
m
eine Serie
von
hornblendefiihrenden
schiefern und Biotitserizitschiefern
wie
es
Haener
Trenngestein
hat).
m
m
immer wieder in schmalen
hornblende- und serizitfiihrendem
und chloritfiihrende
1
Lange und
drin stehen)
cm
Gestein
einem Durchmesser
bildet einen
der
brochen wird
einen
durch
nur
von
von
2090
und
Biotitgneis
als
mm, welche wirr im
bis 2170
m
anhaltenden
in einem kurzen Stuck bei 2160
erz-
sogen. dioritische
biotit-
kleine Hornblendesaulen
1—1,5
m
Lagen
granat-
Der eben erwahnte
Hornblendegneis (er fiihrt
machtigen Horizont,
(nach Stappp
1551
eine Zone mit biotit- und chloritfuhrendem
folgt
der sich bis 2090
fiihrendem Biotitserizitschiefer einschaltet.
von
Gestein,
bei Pt.
zwischen der Motto di Dentro- und Nelvazone beobachtet
Hornblendegneis,
granat-,
Granatglimmer-
ein ganz ahnliches
(1958, p. 328) westlich Motto Bartola
Von 2025 bis 2030
in
(ubrigens
m
unter¬
und biotitfiihrenden
Varietat)
mit
regelmassigen Hornblendeporphyroblasten.
nur
Hornblendegneis
wenigen groben, un-
Nach 2170
m
wird der
erz-
534
R. H.
Steiger
Hornblendegneis vorherrschend, immer wieder mit
vorhergehenden etwas feineren biotit- und chloritfiihrenden Horn¬
blendegneis wechsellagernd. Selten treten schmale Horizonte von granatfiihrendem Biotitgneis auf. Der erz- und biotitfiihrende Hornblendegneis
ist das vorherrschende Gestein bis 2260 m, wo es abgelost wird durch
einen sehr feinschiefrigen Chlorithornblendeschiefer.
Zwischen 2280 und 2400 m herrscht ein plagioklasreicher und karbonatfiihrender Biotitgneis (zuweilen zum biotitfiihrenden Karbonatgneis
werdend) vor. Anschliessend tritt ein chlorit- und biotitfiihrender
Amphibolit auf, der bis 2440 m anhalt und dort durch einen epidotfiihrenden Serizitbiotitgneis unterbrochen wird bis 2455 m. Daselbst
macht er einem epidotfiihrenden Biotitgneis Platz, der bei 2457 m kurz
abgelost wird durch einen etwa 3—4 m machtigen Hornblendeschiefer
bis Hornblendegneis. Bis 2480 m und ab 2490 bis 2615 m bleibt der
epidotfuhrende Serizitbiotitgneis das vorherrschende Gestein. Es wird
insbesondere bei 2560 m durch einige machtige Lagen von Epidotund biotitfiihrende
dem
Hornblendeschiefer unterbrochen und auch zwischen 2580 und 2595
durch einen hornblendefuhrenden
Biotitserizitgneis abgelost,
m
der Horn-
blendegarben zeigt.
haufiger ein granatfuhrender Serizitquarzit
auf,
Hornblendegarben fiihrt. Dieser Serizit¬
einige
2710
zuletzt
auf
bei
m. Dazwischen wird er haufig unter¬
quarzit tritt
brochen durch hornblende- und serizitfuhrenden Biotitgneis, so bei
2630 m durch einen etwa 15m machtigen Horizont. Auch ChloritserizitAb 2615
tritt immer
m
der
biotitisierte
hornblendebiotitschiefer mit kleinen Granaten finden sich immer wieder
in
Zwischenlagen.
Bei 2685
m
tritt eine 15
m
breite
Lage mit
abgelost
einem kar¬
wird durch
Biotitgneis auf,
machtigen Horizont des hornblende- und serizitfuhrenden
Biotitgneises mit groben, etwas verdrehten Hornblendegarben und
bonat- und hornblendefuhrenden
einen
15
grossen
der
m
uber
1
cm
Durchmesser
aufweisenden, stark xenoblastischen
Granaten. Dieses Gestein tritt im Bereich
von
2720
m
nochmals auf.
Anschliessend haben wir eine
Wechsellagerung von meist nur wenige
machtigen Lagen von biotitfuhrendem Epidotkarbonatschiefer,
chlorit- und epidotfiihrendem Biotitkarbonatgneis und chlorit- und serizitfiihrendem Biotitgneis, ferner von karbonat-, erz- und chloritfiihrendem
Amphibolit und biotitfuhrendem Chlorit-Karbonatgestein. Die betreffenden Horizonte sind meist nur wenige Meter machtig. Bei 2785 m kommen
zum letzten Mai Hornblendegarben vor.
Meter
Die Grenze zwischen Tremola- und Prato-Serie ist
nur
Grenze. Sie ist definiert durch das nordlichste Auftreten
eine mittelbare
von
Hornblende-
Petrographie
Geologie
und
des siidlichen Gotthardmassivs
garbenschiefer. Die Grenze wird gelegt
ausgesprochen scharf und kann
nieht
im Bereiche
auf
nur
2800
von
einige
535
m.
Sie ist
Dutzend Meter
genau bestimmt werden.
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
In den Gesteinen der nordlichen Zone schwankt der
zwischen
allgemeinen
und
25
50%.
Quarzgehalt
im
Mit Ausnahme der Hornblende-
schiefer sind fast alle Gesteine recht
feldspatreich. Sie fiihren meist 20
bis 40% Plagioklas. Das Plagioklas/Quarz-Verhaltnis ist wie iiberall
Schwankungen unterworfen. Sein Schwerpunkt liegt bei 0,5—0,75 (nicht
selten aber bedeutend hoher als 2,0). Mehr als zwei Drittel der Plagioklase sind Andesin (seltener Oligoklas). Der Rest ist Albitoligoklas. Bei
den
Strukturen herrscht ein deutliches Nebeneinander
gleichen Gestein)
von
diffus-amobenartigen
(zum Teil
Individuen und
im
mosaikartig
Quarzkornern verwachsenem Plagioklas. Zur Hauptsache sind die
Plagioklase frisch, nur bei netzartig iiber das Gestein verteilten Mosaikmit
strukturen kann eine
Zersetzung festgestellt
werden.
Biotit ist in fast alien Gesteinen vertreten
(Ausnahme: gewisse Horn5—25%
(Schwerpunkt bei
Biotit
ist
Der
selten
frisch.
unter
nur
10%).
Chloritisierung
Sagenitausscheidung ist aber sehr selten. Zur Hauptsache weist der Biotit eine
griinbraune Absorptionsfarbe parallel ny auf. Ofters ist sie aber auch
blendeschiefer) und
hellbraun.
Ein
des Volumens ein
nimmt
Grossteil
des
Biotites
Muskovit-Serizit tritt wieder
auf. Es ist immer
tritt
er
nur
schwankt
ist
haufiger
feinschuppiger Serizit.
sehr selten auf. Sein Gehalt
um
15%.
iiberschreitet aber
als
Querbiotit ausgebildet.
vorhergehenden Abschnitt
In den Hornblendegesteinen
(wenn liberhaupt vorhanden)
als im
Chlorit ist in vielen Gesteinen vorhanden. Sein Gehalt
5—15%
nicht. Oft ist
er
primar gebildet.
Das fur diese Zone kennzeichnende Mineral ist die
Hornblende, welche
wenigen Gesteinen fehlt. In den Hornblendeschiefern und Amphiboliten sind meist mehr als 50% Hornblende vorhanden. In einigen
Gneisen und Glimmerschiefern betragt der Gehalt um 15 Volumenprozent.
nur
in
Nicht selten ist die Hornblende frisch. In mehr als der Halfte der Horn-
blendegesteine
schliff geregelt.
sen.
ist sie
gut idioblastisch und erscheint auch
Auch sind diese Kristalle dann immer frei
von
im Diinn-
Einschlus-
In den xenoblastischen Hornblenden
liegen
parallel n» und n
seltener hellgrun. Granat
zahlreich. Sie
farbe
iiberschreitet 0,7
hingegen sind die Einschlusse
parallel
Schieferung. Die Absorptions¬
meist griin, seltener blaulichgrun und noch
dann meist
cm
ist
zur
tritt in vielen Gesteinen auf. Sein Durchmesser
nicht.
Haufig
ist
er
2—3
mm
gross. Die Granate
536
R. H.
Steiger
sind oft
idiomorph, haben zum Teil viele Einschlusse, welche fast ohne
parallel zur Schieferung angeordnet sind. Sie scheinen meist
nach der Bewegungsphase gewachsen zu sein.
Ausnahme
erst
Karbonat ist fast uberall akzessorisch vorhanden. In einzelnen Fallen
nimmt
es
uber
10%
des Volumens ein. In den
Karbonatgesteinen
an
Grenze gegen die Pratoserie schwankt der Anteil zwischen 40 und
Karbonat. Der
Epidot-Zoisitgehalt
5%-_
Die Akzessorien sind:
iiberschreitet
in
nur
wenigen
der
70%
Fallen
Apatit, Rutil, Epidot, Zoisit, Magnetit, Pyrit
und Karbonat. Nur selten ist etwas Turmalin vorhanden. Zirkon wurde
nur
in einem Schliff
an
der Grenze
zur
Textur und
Pratoserie
gefunden.
Regelung
Die Glimmer
zeigen wieder eine gute bis ausgezeichnete Regelung.
Hornblendegarben sind wie immer kaum orientiert. Die kurzen
gedrungenen Hornblendesaulen durchstossen das Gestein recht haufig
quer zur Schieferung. Dennoch kann man auf den Schieferungsflachen
gelegentlich eine bevorzugte Orientierung der Hornblenden feststellen.
Die
Je grosser die Hornblendekristalle aber
sind,
um
so
weniger ordnen
parallel
allgemeinen
schiefrige Gesteine auf. Der Chlorithornblendeschiefer bei
ein feinfilziges Gewebe von Hornblendestengeln aufweist,
sich
sie
Lineation ein. Nur selten treten recht fein-
zur
lichste Gestein des
Gotthardtunnels, das
eine ganz
2260 m, der
ist das siid-
strenge Regelung
der
Hornblendestengelchen zeigt.
fer bei 2482 m weist ein feinfilzig ausgebildetes Gewebe von Hornblende
auf, dessen Kristalle streng parallel zur Glimmer-Lineation geregelt sind.
Zwischenhinein treten wieder Gesteine auf mit wirren Hornblendegarben.
Nur in einem Fall zeigt sich eine bevorzugte Anordnung der Hornblende¬
garben in Richtung der Lineation. Der Amphibolit bei 2750 m zeigt
wiederum eine wirre Anordnung der dicken Hornblendesaulen.
Die Schieferung ist allgemein nicht so ausgepragt infolge der zuriickAuch der biotitfuhrende Hornblendeschie-
tretenden
Glimmer; eine Ausnahme
Recht oft haben die Gesteine
Besonders
massig.
garben fuhren.
typisch
ist der Chlorithornblendeschiefer.
massigen
Charakter und brechen
ist das fur die
2 b) Profil uber dem Gotthardtunnel
Direkt
uber
der Tunnelachse wurde
unregel-
Gesteine, welche Hornblende¬
(II)
ein Profil
geschlagen,
das im
Bereich der Tremolaserie etwa 40 Handstiicke umfasst. Eine Korrelie-
Petrographie
und
Geologie
537
des sudlichen Gotthardmassivs
rung mit den Tunnelaufschlussen ist indessen nicht so einfach, weil die
Aufschliisse an der Obernache zum Teil grosse Liicken aufweisen, die
Wahl der Handstiicke oft dem Zufall iiberlassen ist und weil viele Gezur Tunnelachse durchgehen. Im folgenaufgeschlossenen Gesteine, entsprechend
Unterteilung, ebenfalls in drei Abschnit-
steinshorizonte offenbar nicht bis
den werden die
der Oberflache
an
der im Tunnel vorgenommenen
ten kurz
besprochen.
a) NELVAZONE
(Hohenquote 1150—1600 m, entsprechend
Sudportal im Tunnel)
90—1142
ab
m
Gesteinsinhalt
Vorherrschend scheinen in dieser Zone Gneise
zu
sein, und
zwar
biotit-
granatfuhrende ZweiglimMuskovitgneise,
mergneise, Biotit-Muskovitgneise, hornblende-, muskovit-, chlorit- oder
karbonatfuhrende Albitoligoklasgneise.
hornblende- oder
fiihrende
In zweiter Linie sind Schiefer vertreten, welche als biotit- oder
granatMuskovitschiefer, granat- und pigmentfiihrende Biotitschiefer
fiihrende
oder
chloritfuhrende
zuriick treten die
Hornblendebiotitschiefer
Hornblendegesteine,
ausgebildet
sind.
Ganz
welche sich als chloritfuhrende
Hornblendeschiefer erweisen.
des Profils
Makroskopische Beschreibung
In den untersten Aufschlussen bei
Quote
1220
fiihrender
der weiter oben
Hohe 1300
schiefer
Muskovitgneis an,
ubergeht und bis ca.
wird
er
kurz durch einen hornblendefiihrenden
3—5
cm
m
m
zum
steht ein biotit-
Teil in Muskovit¬
anhalt. Bei Hohe
1235
Zweiglimmergneis
langen, dicksauligen Hornblendeporphyroblasten abgelost.
Die Gesteine dieser untersten Zone wurden
(Preiswerk 1918,
p.
von
m
mit
fruheren Autoren
61, Hezner 1909, p. 164) als ,,Psephit"- oder
,,Konglomeratgneis" bezeichnet. Tatsachlich kann bei Koordinate
689.290/154.000 in einem wahrscheinlich anstehenden Gestein ein gerollartiger Einschluss beobachtet werden, dessen Schieferung nicht mit derjenigen des Nebengesteins iibereinstimmt. Ferner fiihren die erwahnten
Muskovitgneise und -schiefer haufig 1—3 cm grosse, eckige oder mehr
ausgewalzte Einschliisse (Trummer?) eines quarzitischen Gesteins. Es
scheint sich aber um Bruchstucke von ehemaligen Quarzadern oder
-linsen
Bei
zu
handeln.
Quote
1350
m
tritt ein
granat-, pigment- und serizitfuhrender
538
R. H.
Biotitschiefer bis
-gneis
Steiger
auf. Auf Hohe 1420
m
wurde ein chloritfiihrender
Hornblendeschiefer beobachtet, der in schmalen Horizonten wechsel-
lagert
bei
mit Glimmerschiefern und
Quote
1455
m
durch einen
Glimmerquarziten. Dieses Gestein wird
hornblende-, muskovit- und chloritfuhren-
den
Albitoligoklasgneis gelost, dem bei 1480 m ein massiger karbonatAlbitoligoklasgneis folgt.
Wenige Meter dariiber tritt ein Granathorizont auf (0 der Granate
fiihrender
1,5—2 cm). Anschliessend stent ein granat- und chloritfiihrender Hornblendebiotitschiefer an, wobei die Hornblende wiederum in
reichert ist. Es
in
einen
folgt
ein
Lagen
Horizont, der viel Granat fiihrt und bei
ange-
1510
m
und karbonatfuhrenden
Zweiglimmergneis iibergeht.
Bei 1555 m tritt ein granatfuhrender Zweiglimmergneis auf, dessen meist
idioblastisch ausgebildete Granate einen Durchmesser von 1—1,5 cm
aufweisen. Auf Hohe 1595 m ist ein feinschiefriger granatfuhrender
Muskovitschiefer aufgeschlossen.
granat-
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
Mikroskop zeigt sich ein relativ konstanter Quarzgehalt
durehschnittlich 40—50 Volumenprozent. Die Gneise sind etwas
von
armer an Plagioklas als die entsprechenden Gesteine im Tunnel. Etwa
die Halfte der Plagioklase sind Albitoligoklas, die andere Halfte sind
Andesin oder Oligoklas. Der nur gelegentlich frische Plagioklas kristallisiert oft diffus amobenartig und zeigt in seltenen Fallen myrmekitische
Ausscheidung von Quarz. Auch Mosaikstruktur tritt ab und zu auf.
Unter dem
Biotit ist fast iiberall vorhanden
(der Gehalt schwankt
zwischen 12
Er ist meist chloritisiert und
zeigt griinbraune neben dunkel50%).
brauner und selten hellbrauner bis blasser Absorptionsfarbe parallel
ny.
Muskovit-Serizit (12—50 Volumenprozent), haufig als Muskovit ausgebildet, ist ein typischer Gemengteil fur die siidliche Zone. Chlorit ist fast
iiberall vorhanden, meist sekundar und iiberschreitet 7 Volumenprozent
und
nicht.
Die Hornblende ist
gelegentlich
durchwegs zersetzt,
hat meistens viele
im Kern konzentriert sind und vielfach
Einschliisse,
parallel zur
Schieferung angeordnet sind. Die Kristalle sind stark xenoblastisch. Die
Hornblende geht (vor allem gegen die Grenze zur mittleren Zone) offers
randlich in eine strahlige eisenfreie Varietat iiber. Die Granate haben eine
massig idiomorphe Gestalt, fiihren viele Einschliisse, welche zum Teil
gerollt sind aber auch parallel zur Schieferung liegen.
Die typischen Akzessorien fur die siidliche Zone sind: Staurolith,
welche
Petrographie
und
Geologie
Sagenit, Turmalin, Orthit und etwas Disthen.
Apatit, Magnetkies, Zirkon, Zoisit und Epidot,
und Hamatit
Die Glimmer sind immer
massig
erscheinen und
Pyrit,
Limonit
Regelung
gut geregelt, auch
unregelmassig
wenn
die meisten Gesteine
brechen. Die Hornblende ist durch-
gewachsen.
ZONE DES SASSO ROSSO
b)
Ferner kommen auch
seltener
vor.
Textur und
wegs wirr
539
des siidlichen Gotthardmassivs
(Hohenquote 1600—1950
Siidportal)
m,
entsprechend
Tm. 1142—1833 ab
Gesteinsinhalt
Typisch
fur diese Zone sind
Hornblendegesteine,
welche meist als
chloritfiihrende Hornblendeschiefer, oft mit schonen
vorliegen.
Hornblendegarben
Hornblendegneis auf. Das einzige aufgeschlossene
Gestein ist ein Muskovitalbitoligoklasgneis.
Selten tritt
hornblendefreie
Makroskopische Beschreibung
des Profils
Beginn der mittleren Zone, bei Quote 1605, steht ein wenige Meter
machtiger granat- und chloritfuhrender Hornblendebiotitgneis an. Im
Hangenden folgt ein Horizont mit Muskovitalbitoligoklasgneis. Auf Hohe
1615 m treten erstmals im Oberflachenprofil grosse Hornblendegarben
Zu
auf. Bei 1695
m
kommt ein Hornblendechloritschiefer mit
kurzen
groben,
vor, der mit einem Chlorithornblendeschiefer
(meist
Hornblendegarben
Anschliessend
wurde
Hornblendesaulen
fiihrend) wechsellagert.
langere
ein hornblendefiihrender Granatglimmerschiefer beobachtet.
Auf Hohe 1725 m folgt im Profil ein chlorit- und granatfiihrender
Hornblendeschiefer, der durch die ausgezeichnete Regelung der Horn¬
blendegarben (parallel der N-S Lineation) auffallt. Im Hangenden geht
das Gestein in einen Hornblendeglimmerschiefer iiber.
Im Gebiete des Sasso Rosso (also ca. 100 m ostlich der Tunnelachse)
auf
2—3
1760
cm
m
steht ein
Chlorit-Hornblendeschiefer
an,
mit einem hellen
machtigen Lagen wechsellagert
der in
diinnen
Oligoklasgneis.
Zuweilen durchschwarmt die hornblendereiche Art das Gestein auch in
diffusen Formen,
Bei 1760
m
schrag
und quer
zur
Schieferung.
granatfiihrender
die Hornblendegarben eine
iiber der Tunnelachse tritt ein
blendechloritschiefer auf, in welchem
Horn¬
etwas
Dieses Gestein wird bei 1785
weniger ausgepragte Regelung zeigen.
durch einen Hornblendeglimmerschiefer
mit schmalen iiber 5
cm
m
langen
540
R. H.
Hornblendestengeln abgelost.
Auf Quote 1805
Steiger
folgt
ein
gelbgriin
anwit-
ternder, limonitfiihrender Hornblendeschiefer. Wenige Meter dariiber
Hornblendeglimmerschiefer, der bei 1840 m in
lagigen Hornblendegarbenschiefer iibergeht.
Bei 1885 m herrscht ein epidotfiihrender Biotit-Chlorithornblendeschiefer vor. Das Gestein ist zum Teil lagig. Die Hornblenden sind aber
auch in linsenformigen Aggregaten konzentriert. Ausgesprochen schone
Hornblendegarben konnen auf Hohe 1920 beobachtet werden. Bei 1935 m
steht ein Epidot-Hornblendeschiefer an, knapp dariiber ein Horizont
mit gutgeschichtetem (zuckerkornigem) Chloritamphibolit, der bei 1950 m
wieder in einen Hornblendeglimmerschiefer iibergeht.
ein Horizont mit
liegt
einen
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
zeigt sich, dass der Quarzgehalt zwischen 5—60%
Plagioklas (es ist mehrheitlich Andesin bis Oligoklas) tritt
mosaikartig mit dem Quarz verwachsen und meistens zer-
Im Dunnschliff
schwankt. Der
zuriick. Er ist
idiomorphe Kristalle auf.
Biotit fehlt in vielen Gesteinen. Er ist parallel n meist dunkelbraun,
selten hellbraun. Querbiotit kommt nur sparlich vor. Der Kaliglimmer ist
als Muskovit bis Serizit ausgebildet, fehlt aber ebenfalls in vielen Gestei¬
nen. Chlorit, zum grossen Teil primar, ist ein typisches Mineral fur diese
Zone. Ofters kommen mehr als 25% vor.
Ebenso typisch ist die Hornblende, welche oft 50% oder mehr umfasst.
Die Kristalle sind teilweise gut idioblastisch, oft aber auch vollig fremdgestaltig. Einschlusse sind meist zahlreich, gelegentlich im Kern besonders angereichert und liegen zur Hauptsache parallel zur Schieferung.
Die Absorptionsfarbe parallel n ist blaulichgriin, selten hellgriin. Die
Hornblenden sind nicht selten gut bis deutlich eingeregelt. Ofters gehen
sie randlich in eine strahlige, eisenfreie Hornblende iiber. Granat kommt
setzt. Nur selten treten grossere
nicht in alien Gesteinen
vor.
Der Durchmesser uberschreitet 0,6
Meist ist der Granat xenoblastisch. Die Einschlusse
cm
nicht.
liegen parallel
zur
Schieferung.
Die Akzessorien sind
Apatit, Zoisit, Epidot, Limonit,
kies, Pyrit,
Sagenit, Turmalin, Orthit
etwas
Magnet-
Hamatit, selten Staurolith, Zirkon und Rutil. Es fehlen
und Disthen.
Textur und
Regelung
Im Dunnschliff bereich ist das Gestein meist deutlich bis
vereinzelt auch
lagig.
gut schiefrig,
Glimmer sind in diesem Abschnitt etwas
sparlich
Petrographie
und
des sudliohen Gotthardmassivs
Geologie
verbreitet. Ihre Lineation ist daher auch
Hornblendekristalle,
gegen sind die
zugt und
teilweise
streng parallel
und
zur
zwar
deutlich sichtbar. Hin-
auch die
Garben, oft bevor-
Nord-Sud verlaufenden Lineation
orientiert. Die Gesteine sind wegen der
ders
weniger
541
sparlichen
Glimmer nicht beson-
gut schiefrig.
c) PONTINOZONE (Quote
1950 bis 2375 m,
entsprechend
Tm.
1833—2808 ab
Sudportal)
Gesteinsinhalt
In der nordlichen Zone sind
merschiefer,
zur
Hauptsache Biotitgneise, ZweiglimSilikat-Karbonatgesteine auf-
Hornblendeschiefer und auch
geschlossen.
Makroskopische Beschreibung
des Profils
epidotfuhrender Biotitgneis an, der auf RutschHornblendegarben fuhrt. Dieses Gestein halt bis 2055 m
ab
und zu durch wenig machtige Lagen von Hornblende¬
wird
Es
nur
an.
schiefer unterbrochen. Dann tritt ein biotitfuhrender Plagioklasgneis auf,
der gelegentlich kleine Hornblendelinsen einschliesst oder ab und zu
wechsellagert mit metermachtigen, hornblendereichen Horizonten. Typisch sind in diesem Gestein auch die konkordant eingelagerten QuarzBei 1980
stent ein
m
harnischflachen
augen.
Bei
Quote
2136
herrscht ein biotitfuhrender Muskovitschiefer vor,
m
Lagen durch¬
granatfuhrender Zweiglimmerschiefer
an, der schmale, langgezogene ungeregelte Hornblendegarben zeigt. Die¬
ses Gestein steht in Wechsellagerung mit Granatglimmergneis. Ab 2190 m
ist das Vorkommen von Hornblendegarben auf gewisse Horizonte beschrankt. Bei 2195 m tritt eine schmale Lage von feinnematoblastischem,
erz- und epidotfuhrendem Hornblendeschiefer auf.
Auf der Hohe 2230 m wurde ein chloritfuhrender Zweiglimmerschiefer,
welcher immer wieder von schmalen Hornblendehorizonten durchzogen
wird, angeschlagen. Bei 2255 m tritt ein soresciagneisahnlicher, epidot¬
fuhrender Biotitgneis auf, der ab und zu sparlich Hornblende fuhrt und
der bei 2275 m durch einen chloritfuhrenden Karbonatbiotitepidotschieder
gelegentlich
von
zentimeterbreiten hornblendereichen
zogen wird. Auf 2175
fer
abgelost
Bei 2325
an
mit
m
steht ein
wird.
m
groben
steht ein karbonatfuhrender Chlorit-Hornblendeschiefer
ineinander verfilzten
Hornblendeporphyroblasten.
Dieses
542
R. H.
Steiger
harte, massige Gestein bildet einen machtigen Horizont. Ab und
zu
sind
Lagen Granate angereichert. Auf Quote 2360 m treten schone
lange Hornblendegarben auf, welche zum Teil geregelt erscheinen.
in schmalen
12
cm
Bei 2365 m,
an
der Grenze gegen die
Chlorithornblendeschiefer
Pratoserie, steht ein biotitfiihrender
an.
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
Quarzgehalt schwankt in der nbrdlichen Zone zwischen 25 und
Plagioklasgehalt der Glimmerschiefer ist meist nahe 15%. Bei
50%.
den Gneisen iiberschreitet er 30% kaum. Es handelt sich meist um
Andesin, seltener um Oligoklas. Neben Mosaikstruktur treten auch Ubergange zu diffus amobenartigen Kristallisationen auf. Gegen die Grenze
Der
Der
zur
Pratoserie kommen ofters grosse, idioblastische und ziemlich frische
Plagioklaskristalle
vor.
Der Biotit ist wieder
meist
10—20%.
regelmassiger
Nicht selten ist
er
herrscht dunkelbraune
Sein Anteil
stets
er
vertreten.
Absorptionsfarbe
iiberschreitet 25% nicht. Der
vor.
vorhanden, wird aber
zwischen 7 und
25%
Hornblende fehlt
Sein Anteil umfasst
frisch. Parallel
zur
Spaltbarkeit
Muskovit fehlt des oftern.
meist
primare
erst gegen die Pratoserie hin
Chlorit ist fast
bedeutend,
wo
schwankt.
oft,
nimmt in
gewissen Lagen
Volumens ein. Besonders ist sie gegen die Grenze
aber
zur
um
50%
des
Pratoserie ange¬
reichert. Die meist frischen Hornblenden sind
an
Einschliissen, welche parallel
Fall sogar etwas
gerollt
zur
massig idioblastisch, arm
Schieferung angeordnet und in einem
sind. Granat ist nicht in alien Gesteinen verbreitet.
Der grosste Durchmesser
betragt 0,8 cm. Die Kristalle sind hochstens
massig idioblastisch, zeigen wenig Einschlusse, welche parallel zur Schie¬
ferung liegen. Der Granat ist zum Teil zerbrochen.
An Akzessorien treten auf: Apatit, Epidot, Karbonat (gegen die
Grenze zur Pratoserie hin), Magnetkies und Limonit. Ganz selten wird
Sagenit und Zirkon angetroffen. Es fehlen Turmalin, Disthen, Staurolith
und Orthit.
Textur und
Die Textur im Diinnschliff ist
mer
Regelung
typisch lagig.
Im Feld
zeigen
die Glim¬
die ubliche Nord-Siid Lineation. Die Hornblenden sind mit Ausnahme
des feinnematoblastischen Hornblendeschiefers auf Hohe 2195 m,
Lineation der feinen
Hornblendestengel ausgezeichnet parallel
wo
zur
die
Glim-
Petrographie
und
Geologie
543
des siidliehen Gotthardmassivs
verlauft, meist ungeregelt. Hingegen zeigt sich auf Rutschharnischflachen bei Quote 1980 m und 2190 m eine offensichtliche Orienmerlineation
der
tierung
sind besser
Hornblendestengel in der Bewegungsrichtung.
schiefrig als in der mittleren Zone.
3. Profil
Eine
analoge Dreiteilung
am
Riale di Nelva
Die Gesteine
(HI)
wie beim Gotthardtunnel
rechtfertigt
sich
auch beim Profil des Riale di Nelva.
a) NELVAZONE (Quote
1505—1670
m)
Gesteinsinhalt
Diese
schiefern.
Zone
besteht
Weniger
vorwiegend
bedeutend sind
Horizonte beschrankt sind
aus
phyllitischen Granatglimmer-
Quarzite und Gneise. Nur auf schmale
Hornblendegneise.
Makroskopische Beschreibung
Das erste sicher
zur
Tremolaserie
des Profils
gehorende Gestein
stent bei 1505
m
an
Querbiotiten. Es folgt ein
Biotit-Serizitphyllit
massiger Biotit-Serizitgneis, der mit Granatserizitphyllit wechsellagert
und bei 1508 m durch einen Chloritserizitschiefer abgelost wird, der
schmale Lagen mit Hornblendeporphyroblasten oder groben Granaten
fiihrt. Auf Hohe 1515 m folgt ein chloritflihrender Biotitgneis, bei 1530 m
ein Biotit-Hornblendegneis mit groben, wirren Hornblendeporphyro¬
und ist ein
mit vielen
blasten.
Ab
herrscht
Biotit-Serizitgneis vor, der bei 1555 m infolge
Serizitgehaltes schiefriger wird und auch kleine Granate von
2—3 mm Durchmesser fiihrt. Auffallend ist ein ca. % m machtiger,
schwarzgrauer Horizont von graphitfiihrendem Serizitphyllit bei Quote
1540
m
hoheren
1550
m.
Auf Hohe 1560
Granate 1,2
m
steht ein
granatfiihrender Serizitphyllit (0
an, der in feinen, oft etwas verwurstelten
der
cm)
Lagen
lagert mit Serizitgneisquarzit. Darauf folgt ein Horizont massigen Serizitquarzites, welcher bei 1570 m wieder in Granatserizitphyllit iibergeht.
Dieser letztere herrscht nun bis zur Quote 1670 m (Grenze zur mittleren
Zone) vor. Er fiihrt in Lagen gelegentlich Hornblende. Bei 1585 m wird
wechsel¬
544
R. H.
durch
er
Horizont
einen
Ebenso tritt bei
ca.
1615
von
m
Steiger
Karbonatserizitschiefer
Chlorit-Hornblendegneises auf,
unterbrochen.
Horizont eines
machtiger
Wechsellagerung steht
ein etwa 15
der in
m
mit einem
hellen Gneis.
und Mineralbestand
Mikroskopische Beobachtungen
zeigt einen stark wechselnden Quarzgehalt (10—75%)
allgemeinen weniger als 10% Plagioklas (Albitoligoklas,
seltener Andesin, ausnahmsweise Albit), der oft frisch ist und diffus
amobenartig kristallisiert. Der Plagioklas enthalt unverdaute QuarzDie sudliche Zone
und fuhrt im
und andere Einschliisse. Er durchzieht das Gestein
einem
netzartigen,
gelegentlich
auch in
meist zersetzten Gewebe.
Biotit ist fast iiberall vorhanden, nimmt aber kaum mehr als
Volumens ein. Er weist dunkelbraune
Spaltrissen auf,
10% des
Absorptionsfarbe parallel zu den
ist aber meist chloritisiert. Muskovit-Serizit ist das
vor-
herrschende Mineral dieser Zone. Nicht selten uberschreitet sein Gehalt
50%.
Es ist ausschliesslich als Serizit
lich verbreitet
(weniger
Hornblende tritt
men
nicht
parallel
zur
vor.
nur
ausgebildet. Chlorit ist meist
5%). Er ist nur selten primar.
sporadisch auf, Hornblendegarbenschiefer
spar-
als
kom-
Sie ist xenoblastisch und hat viele Einschliisse, welche
Schieferung
orientiert sind. Selten
freie Hornblende liber. Weitverbreitet und
welche oft Durchmesser bis 1,5
cm
geht sie randlich in eisentypisch sind die Granate,
aufweisen. Teilweise sind sie gut idio-
blastisch. Sie fuhren fast immer viele Einschliisse, welche meist
Schieferung angeordnet und
Typische AJczessorien fur die
zur
nur
selten
gerollt
parallel
sind.
sudliche Zone sind: Sagenit, Turmalin,
Staurolith, Disthen und Orthit. Weitverbreitet sind auch Apatit, Karbo-
nat,
und
Magnetkies
Pyrit.
und Limonit.
Weniger haufig
Textur und
ist
Zirkon, Rutil, Hamatit
Regelung
Im Diinnschliffbereich ist das Gestein meist deutlich
geschiefert, ab
dazu parallele
zu lagig
gefaltelt. Die Lineation und die
Faltelung der Serizitphyllite ist immer sehr deutlich zu beobachten. Sie
verlauft in N-S Richtung. Deutlich ist die Lineation ebenfalls in den
Gneisen wahrnehmbar. Die Hornblende hingegen liegt meist regellos im
und
und auch
Gestein. Das Streichen und Fallen der Schichtnachen in der siidlichen
Zone ist
unregelmassig,
da das Gestein
en
bloc versackt ist.
Petrographie
b)
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
ZONE DES SASSO ROSSO
(Quote
1670 bis
ca.
1950
545
m)
Gesteinsinhalt
Die mittlere Zone ist charakterisiert durch das massive Auftreten
von
Silikat-Karbonatgesteinen, Hornblendegesteinen
graphitfiihrendem
Glimmerschiefer. Von Bedeutung sind ferner auch Granatserizitphyllite
und
und
Quarzite.
Makroskopische Beschreibung
Bei
Quote
schiefer
1670
m
des Profils
tritt ein chlorit- und biotitfuhrender Hornblende-
auf, der aber
nur
wenige
Meter
karbonatfiihrenden
machtig
ist und dann einem
m steht
Biotit-Serizitphyllit
zerfallender
griingelb anwitternder, blattrig
Serizitphyllit an.
25 m weiter oben tritt ein helles, braungelb anwitterndes Gestein auf,
das sich als zoisitfiihrendes Serizit-Karbonatgestein erweist. Im Bach-
Platz macht. Bei 1725
ein
des Riale
graben
tung
Grande, der bei Quote
in den Riale di Nelva
1505
m aus
nordwestlicher Rich-
einmiindet, wird dasselbe Gestein bei Quote
getroffen; es wird schon nach wenigen Metern durch einen Zoisitschiefer abgelost, dem eine Serie von chloritfuhrenden Gneisen, Chlorithornblendegarbenschiefern, grobporphyroblastischen Hornblendeschiefern und Serizitquarziten folgt. Im Graben des Riale di Nelva halt das
auffallige Serizit-Karbonatgestein bis iiber 1780 m an, wo es von einem
graphitfiihrenden Karbonatquarzit iiberlagert wird.
Bis 1860 m herrschen dunkle graphitfiihrende Granat-Biotitgneise
und Zweiglimmergneise vor. Nur selten werden sie von zuckerkornigem
Chloritserizitschiefer unterbrochen. Bei 1870 m kommt ein auffalliger
1715
m
Granatserizitschiefer vor, mit Granaten bis
zu
3
cm
Durchmesser. Dieses
Gestein ist intensiv
von
1900
5—15
m
vermengt mit konkordanten Quarzadern und -linsen
Lange. Bei 1875 m wird das Gestein heller. Auf Hohe
cm
folgt
ihm ein
Mineralbestand
von
graphitfiihrender
Dezimeter
zu
Hornblende bio titgneis, dessen
Dezimeter wechselt. Partien reich
Hornblendeporphyroblasten wechsellagern
mit hornblendefreien
an
Lagen,
welche verrosteten Biotit fiihren.
Bis 1950
treten verschiedene Arten
von Hornblendegesteinen auf,
graphitfiihrender Biotitserizitschiefer mit Hornblendegarben, bald
granatfiihrende Hornblendebiotitgneise. Die Grenze zur nordlichen Zone
kann infolge der Bodeniiberdeckung nur abgeschatzt werden.
bald
m
R. H.
546
Steiger
und Mineralbestand
Mikroskopische Beobachtungen
Unter dem
auf,
sen
Mikroskop
fallt das Vorherrschen
der meist recht frisch ist und
mosaikartig
Plagioklas
Quarz verwach-
saurem
von
mit dem
ist.
Biotit kommt in den meisten
Gesteinstypen
des Volumens ein und
vor, nimmt nicht selten
Absorptionsfarbe
zeigt
25%
parallel zur Spaltbarkeit. Heller Glimmer, fast ausnahmslos als Serizit
ausgebildet, tritt gegeniiber der siidlichen Zone deutlich zuriick. Oft
fehlt er iiberhaupt. Immerhin wurde er in zwei Gesteinen zu uber 25%
ausgezahlt. Chlorit ist haufig primar und deutlich verbreitet. Sein Gehalt
schwankt zwischen 7 und 20%.
Die Hornblende kommt oft in grosserer Menge (40—50%) vor, kann
aber auch fehlen. Hornblendegarben sind nicht selten. Meist ist die
Hornblende vollkommen xenoblastisch und hat zahlreiche parallel zur
Schieferung orientierte Einschlusse. Die Farbe parallel ny wechselt zwi¬
schen blaulichgriin liber griin zu hellgriin. Granat kommt in vielen Gestei¬
nen vor. Mit einer Ausnahme ist er aber klein und oft nur massig idioblastisch. Ofters ist er zerbrochen und zeigt Streckungshofe oder Stauungserscheinungen. Karbonat und Zoisit treten oft in grosser Menge auf
(10-40%).
bis
zu
Textur und
hellbraune
Regelung
Im Dunnschliff sind die Gesteine dieser Zone oft
verworren
schiefrig.
Gute
nur
Kristallisationsschieferung
undeutlich oder
wurde selten beob-
achtet. Nur ausnahmsweise sind die Gesteine gefaltelt. In
schiefrigenTypen
Richtung festsie jedoch oft ganz.
kann wohl eine deutliche Lineation der Glimmer in N-S
gestellt werden,
bei den
massigeren Gesteinen fehlt
garbenformigen, sind kaum
Die Hornblenden, auch die
c) PONTINOZONE (Quote
1950—2380
orientiert.
m)
Gesteinsinhalt
In dieser Zone treten
Hauptsache Zweiglimmerschiefer und -gneise,
(oft garbenfiihrend) und -gneise auf.
zur
sowie Hornblendeschiefer
Makroskopische Beschreibung
des Profils
Das erste Gestein der nordlichen Zone ist bei
schlossen. Es ist ein
granatflihrender
heller
Quote
2010
m
Zweiglimmerschiefer,
aufgeder bis
und
Petrographie
iiber 2080
m
iibergeht.
Bei 2105
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
anhalt und bei 2100
547
in ein
massiges Serizitalbitgestein
Hornblendegarbenschiefer mit serizitischem Grundgewebe vor, auf welchen bei 2110 m ein grobporphyroblastischer Hornblendeschiefer folgt.
m
m
kommt ein
Der nachste Aufschluss bei Quote 2170
zeigt einen Granathornblendeschiefer mit grossen Hornblendegarben (bis 20 cm lang). Das
Gestein ist stromatitisch, die einzelnen Lagen weisen einen stark wechselnden Hornblendegehalt auf. Bei 2175 m wechsellagern zentimetermachtige amphibolitische Horizonte mit quarzitischen Lagen. Haufig
treten konkordante flache
m
Quarzlinsen auf. Auch
bei 2225
intensive
Wechsellagerung festgestellt werden zwischen
phyllithorizonten (0 der Granate bis 1,5 cm) und solchen
m
kann eine
Granatserizitvon
Glimmer-
quarzit.
Ein wahrscheinlich schmaler
der
von
Auf
einem hellen
Quote
2280
2260
m
Amphibolithorizont tritt bei 2240 m auf,
Hornblendegarben-Serizitschiefer iiberlagert wird.
stent ein dunkler Biotitschiefer an, der schon bei
durch einen
gut geschieferten Biotitserizitschiefer mit
Hornblendestengeln abgelost wird.
Quote 2310 m bis zur Grenze gegen den Soresciagneis
m
vereinzel-
ten biotitisierten
Ab
Hornblendegarbenschiefer
gelegentlich
bezeichnen
so
und
Hornblendegneise
hornblendereich werden, dass
herrschen
vor, welche in
man
sie als
Lagen
Amphibolite
muss.
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
Die
mikroskopische Untersuchung zeigt, dass der Plagioklasgehalt in
15%-Grenze kaum iiberschreitet und dass Albit
und Albitoligoklas vorherrschen. Der meist frische Plagioklas ist teilweise
in grosseren Idioblasten kristallisiert. Gegen die Grenze zum Sorescia¬
gneis hin ist er meist mosaikartig mit dem Quarz verwachsen. Nur ab
und zu beginnt er isich amobenartig auszubreiten.
Biotit ist in vielen Gesteinen vorhanden (5—25%). Er ist parallel den
Spaltrissen schwarzbraun, griinbraun oder dunkelbraun, aber ofters
chloritisiert. Muskovit ist fast immer grobblattrig. Sein Gehalt schwankt
zwischen 10 bis iiber 25%, tritt aber in Hornblendegesteinen zuriick.
Chlorit kommt nur sparlich vor und ist meistens sekundar entstanden.
Die Hornblende fehlt in einigen Gesteinen, nimmt in anderen aber
diesem Abschnitt die
iiber
des Volumens ein. Sie ist selten idioblastisch, fiihrt teilweise
Einschlusse, welche keinerlei Orientierung zeigen und ist auch
selber kaum geregelt. Die Farbe parallel
ny schwankt zwischen blaulich-
50%
zahlreiehe
548
R. H.
Steiger
griin iiber grim bis hellgriin. Granat kommt
0 sind in der
in den meisten Gesteinen
aber kleiner als 0,5
vor
cm).
(die
Regel
haufig
stisch, hat viele Einschlusse, welche zum Teil parallel zur Schieferung
orientiert sind. Ofters sind die Kristalle zerbrochen und von Streckungshofen
Er ist
xenobla-
umgeben.
Textur und
Die
Kristallisationsschieferung
Regelung
im Diinnschliff ist oft
nur
undeutlich
erkennen. Im Feld erscheinen die Glimmer gut
geregelt, zeigen haufig
Wellung parallel zur N-S verlaufenden Lineation. Die Hornblendegarben sind fast immer wirr. In den grobkornigen Amphiboliten
hingegen ist die Regelung oft deutlich wahrnehmbar. Im allgemeinen
sind die Gesteine dieser Zone nicht besonders gut geschiefert.
zu
auch eine
(IV)
4. Profil Orello-Canaria
Gesteinsinhalt
Im Profil Orello-Canaria konnen
welche vielfach Muskovit und
zur
Hauptsache Zweiglimmergneise,
Granat, viel seltener auch Hornblende
fiihren beobachtet werden. In zweiter Linie kommen
(oft muskovitfiihrend),
dann
Zweiglimmerschiefer
folgen Serizitquarzite. Hornblendegesteine
treten stark zuriick.
Makroskopische Beschreibung
Eine
Gotthard- und Riale di Nelva-Profil
zum
zeigt, dass
im Profil Orello-Canaria
lichen Zone
aufgeschlossen
a)
Bei 1675
des Profils
m
nur
analoge Einteilung
Gesteine der mittleren und nord-
sind.
ZONE DES SASSO ROSSO
(bis
ca.
steht ein Chlorit-Hornblendeschiefer
1920
an.
m)
Auf Hohe 1690
m
abgelost durch einen disthenfiihrenden Granatserizitphyllit. Der
Granatserizitphyllithorizont ist ziemlich machtig. Er geht bald in quar-
wird
er
zitische Partien iiber, bald fiihrt
wellenformig geschiefert
Bei 1845
m
er
reichlich Hornblende. Oft ist
er
oder noch starker verfaltet.
tritt ein Serizit-Biotitschiefer
auf, dessen Hornblende-
alle Zentimeter wechselt. Er wird bei 1855
m durch einen harten,
gehalt
Bei
1870
m kommt ein ausserst vielmassigen Serizitquarzit abgelost.
faltiges, stark gewelltes Gestein vor, das innerhalb 20 cm gut getrennte
Petrographie
Horizonte
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
549
grobkornigem Amphibolit, Granathornblendeschiefer und
Gegen die nordliche Zone (Grenze bei ca. 1920 m)
wieder ein typischer Granatserizitphyllit auf.
von
Chloritquarzit
hin tritt
und
fiihrt.
b) PONTINOZONE
Auf
Quote
herrscht ein
massiger HornblendegarbenzweiSerizitquarzit abgelost
wird. Dazwischen tritt eine Lage von karbonatfiihrendem ZweiglimmerHornblendeschiefer auf. In den Felskopfen westlich Orello stehen granatfiihrende Zweiglimmergneise und -schiefer mit grobschuppigem Musko1925
glimmerschiefer
vit
m
vor, der bei 1930
m
durch einen
an.
Ab
Quote
dunklere, fiir die Tremolaserie an sich fremdartige Zweiglimmergneise vorherrschend, welche auf 2045 m durch einen
2020
Horizont hellen
treten bei 2065
m
werden
massigen Albitgneises unterbrochen werden. Ebenso
und 2075 m Lagen von hellem Granatzweiglimmer-
m
schiefer und ebensolchen Gneisen auf. Auf der Hohe 2135
Serie
von
Erst bei 2150
folgt
eine
granatfiihrenden
m
kommen wieder
Hornblendegarben
vor
in einem
Chlorithornblende-Serizitschiefer. Dieses Gestein zeich-
net sich durch eine intensive
dem
m
massigen quarzitischen Gneisen.
Soresciagneis
mergneisen auf.
tritt eine
Kleinfaltelung aus. Bis zum Kontakt mit
Folge von hornblendefuhrenden Zweiglim-
Mikroskopische Beobachtungen
mikroskopische Untersuchung an einigen wenigen Dunnschliffen
zeigt, dass der Plagioklas sowohl Albit (eventuell
Albitoligoklas) wie Andesin sein kann. Er ist in der Mitte der nordlichen
Zone in grosseren idioblastischen Kristallen ausgebildet. Weiter gegen
Norden zeigt er amobenartige oder mosaikartige Form.
Biotit ist haufig chloritisiert und hat meist dunkelbraune Absorptionsfarbe parallel zur Spaltbarkeit. Der Muskovit ist vielfach sehr grobschuppig ausgebildet. Chlorit erscheint nur selten primar.
Die Hornblenden des nordlichen Teils der Zone zeigen keinerlei Orientierung und sind massig bis vollkommen xenoblastisch, fiihren viele Einschliisse, welche oft parallel zur Schieferung liegen. Granat ist ebenfalls
xenoblastisch und hat wenige, beliebig angeordnete Einschlusse.
Die
der nordlichen Zone
Textur und
Regelung
Im Diinnschliff weisen die Gesteine nicht selten eine
tur auf. Zum Teil sind sie auch
verworrene
gefaltelt. Makroskopisch
Tex¬
erscheinen sie
R. H.
550
oft recht
Steiger
In den
glimmerreichen Gesteinen kann eine gute Regelung der Glimmer festgestellt werden. Sie verlauft Nord-Siid und ist
haufig von einer dazu parallelen Kleinfaltelung begleitet. Die Hornblende
zeigt keinerlei Orientierung.
massig.
5. Profil
Alpe
Stabbiello-P. Barbarera
(V)
Gesteinsinhalt
Dieses Profil ist durch das Vorherrschen von granatfiihrenden Zweiglimmerschiefern charakterisiert. Zweiglimmergneise und Hornblendegesteine spielen nur eine untergeordnete Rolle. Sie sind vor allem im
Norden des Profils aufgeschlossen. Das Profil Alpe Stabbiello-P. Bar¬
barera umfasst Gesteine, welche der nordlichen Zone des Gotthardprofils
gleichzusetzen sind.
Makroskopische Beschreibung
Vom Triaskontakt bis
Bachbett der
zum
des Profils
Garegna (= Canaria)
Muskovitbiotitschiefer
iiber-
(selten
grobschuppige
massigere Gneise iibergehend), welche meist kleinere Granate und gelegentlich auch Hornblende fiihren. Vereinzelt treten quarzitische Horizonte auf, so bei Quote 2160 m (160 m vom Triaskontakt entfernt). Immer
wiegen helle,
wieder
konnen
in
etwas
wenig machtige Lagen von grobporphyroblastischen
wahrgenommen werden. Auf Quote 1880 m (nord-
Hornblendeschiefern
lich Pt.
2017)
steht ein
granat- und biotitfiihrender Muskovitschiefer
an,
auffalligen Turmalingehalt aufweist. Die nadeligen Kristalle sind bis 1 cm lang und gruppieren sich zu Turmalinsonnen. Erst
auf der nordlichen Talseite der Garegna treten Zweiglimmergneise auf,
welche bei 1800 m durch einen zum Teil granatfiihrenden Biotit-Hornblendegneis abgelost werden. Auf Hohe 1810 m ist die Hornblende auf
schmale Lagen konzentriert. In den hellen Zwischenlagen sind Granate
er wird nur bei 1850 m
(0 0,7 cm) angereichert. Dieser Gesteinstyp
durch einen schmalen Amphibolitzug unterbrochen
halt bis 1908 m
welcher einen
—
—
an, wo ein 3
m
machtiges
schiefer einsetzt.
Band
von
feinnematoblastischem Hornblende-
Gleich dariiber treten hornblendearme
schiefer auf, welche bei
in
schone
Hornblende-
Hornblendegarbenschiefer
iibergehen (Lange der Garben 10 cm). Auf Quote 1930 m (an der Grenze
zum
Soresciagneis) ist wieder ein feinnematoblastischer Hornblendeschiefer aufgeschlossen. An dieser Stelle kann eine Wechsellagerung von
hellen und dunklen Lagen beobachtet werden, welche an eine sedimentare Deltaschichtung erinnert.
1910
m
Petrographie
und
Geologie
des sudlichen Gotthardmassivs
551
Mikroskopische Beobachtungen
Im
Mikroskop entpuppt
sich der
Feldspat
als
Oligoklas
bis Andesin.
Im Suden treten eher grossere, idioblastische Kristalle auf.
Soresciagneis
Nach den
bin herrscht
wenigen
netzformiges,
oder fehlt
vor.
gelegentlich
Die Hornblende ist
Dunnschliff
der
vor.
Gegen
Muskovit herrscht in den
ausgebildet.
Norden tritt
er
zusammen
mit Serizit auf
auch ganz. Chlorit ist immer sekundar entstanden.
haufig garbenformig ausgebildet.
xenoblastisch und fiihrt
nur
den
untersuchten Dunnschliffen ist der Biotit dunkel-
braun und offers als Querbiotit
sudlichen Partien
zersetztes
Gegen
Plagioklasgewebe
Schieferung geordnete
Hornblendeschiefern ist sie
Einschlusse.
zahlreiche,
Sie ist dann im
zum
Teil
parallel
In den feinnematoblastischen
hingegen idiomorph
und
arm an
Einschliissen.
Die meisten Gesteine fiihren Granat. Sein Durchmesser schwankt zwi-
schen 3—8
schlusse,
Er ist oft recht
mm.
gut eigengestaltig und fiihrt wenig Ein¬
welche aber
die Kristalle
von
parallel zur Schieferung liegen.
Streckungshofen umgeben.
Textur und
Nicht selten sind
Regelung
Die serizitfuhrenden Gesteine
tete Lineation und eine dazu
stehen wirr im Raum
schiefern,
ausser
zeigen eine ausgezeichnete N-S gerichparallele Klemfaltelung. Die Hornblenden
bei den feinnematoblastischen Hornblende¬
sie
wo
streng parallel zur N-S verlaufenden Glimmerlineation
angeordnet sind. Die Gesteine sind mit Ausnahme einiger Hornblendegesteine und Quarzite gut geschiefert.
6a)
Profil durch den
Garegna-StoUen24) (VI)
Gesteinsinhalt
Ein grosser Teil der im Garegna-StoUen aufgeschlossenen Gesteine
sind granat-, chlorit-, hornblende- und karbonatfiihrende Zweiglimmer-
gneise. Ziemlich stark verbreitet sind auch Hornblendegneise und SilikatKarbonatgesteine, wahrend Glimmerschiefer, Hornblendeschiefer, Amphibolite und Kalksilikatgesteine nur sparlich vorkommen. Eine zur Untersuchung im Gotthardtunnel analoge Zonenaufteilung ergibt, dass die
Tremolaserie im Garegna-StoUen nur den nordlichsten Abschnitt der
mittleren Zone und die ganze nordliche Zone umfasst.
24)
Die
,,Garegna" (gleichbedeutend
Canaria entwassert.
mit
,,Canaria")
ist der Bach, der die Val
552
R. H.
Steiger
a) ZONE DES SASSO ROSSO (Tunnelmeter
1430 bis 1410 ab
meter 1050 bis 1070 ab
Makroskopische Beschreibung
Die sudlichsten
Nordportal
=
Tunnel
-
Sudportal)
des Profils
gehdrigen Gesteine sind einige Lagen
von Serizit-Karbonatgestein bei 1050 m ab Sudportal. Diese folgen auf
eine schmale Lage zuckerkornigen Serizitquarzites, etwas zuckerkornigen
Dolomit und einen Horizont von feinkornigem Serizitquarzit zwischen
Tm. 1049 und 1050 ab SP, welche noch zur Trias gerechnet werden
zur
Tremolaserie
mussen.
Bei 1053
basischen
ab SP tritt ein Band
m
Plagioklas (Andesin-Labradorit)
ab SP steht ein
von
Dolomit und
Karbonatplagioklasgneis
Quarzit (0
3—5
an, welcher
eckige
an
bis
Trummer
zum
Beginn
Folge
gelegentlich
Serizitgneisen aufgeschlossen.
biotit- oder karbonat-
von
Mikroskopische Beobachtungen
Unter
das einen
fuhrt. Bei Tunnelmeter 1056
cm) enthalt. Von da
der nordlichen Zone ist eine
fiihrenden Muskovit- oder
Chloritgneis auf,
von
und Mineralbestand
Mikroskop fallt der hohe Plagiolclasgehalt der Gneise
Plagioklas tritt zur Hauptsache in diffus amobennicht
selten scheinen alle ubrigen Gemengteile in einer
auf,
dem
auf. Der
(20—50%)
artiger Form
Feldspatgrundmasse
(Prasinitstruktur).
als 10%) tritt zuruck. Seine
ist
dunkelbraun bis schwarzSpaltrisse
schwimmen
zu
Der oft frische Biotit
Absorptionsfarbe parallel
(meist weniger
der
braun. Serizit, selten Muskovit, ist der vorherrschende Glimmer. Gele¬
gentlich uberschreitet
nur
sein Anteil
25%.
in seltenen Fallen kommen mehr als
Chlorit ist fast immer
5%
sekundar,
vor.
Hornblende fehlt im untersuchten Abschnitt ganz, ebenso Granat.
Karbonat herrscht oft
Die AJczessorien sind
ebenfalls in fast
ebenso
jedem
vor.
Sein Anteil uberschreitet nicht selten
Apatit, Magnetkies
und
Pyrit.
40%.
Turmalin
ist
Gestein vorhanden. Zirkon ist etwas seltener,
Sagenit.
b) PONTINOZONE (Tunnelmeter
150 ab Nordportal
Sudportal)
1410 bis
1070 bis 2330 ab
Makroskopische Beschreibung
Bei 1073
m
ab SP setzt ein
=
Tunnelmeter
des Profils
Biotitkarbonathornblendegneis ein,
machtige Serie von hornblende-
chem eine mehrere hundert Meter
welund
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
553
granatfiihrenden Glimmergneisen folgt. Die Hornblende ist nur gelegentlich garbenformig ausgebildet. Am haufigsten sind Biotitserizitgneise
anzutreffen. Chloritgneise sind nur sparlich vertreten. Bei 1094 m ab
SP tritt ein Horizont von Biotitquarzit auf, ebenso bei 1182 m.
Nur selten werden die Gesteine
als
Hornblendegneise
ist
z.
so
reich
an
Hornblende, dass wir sie
oder Hornblendesehiefer bezeichnen miissen. Das
B. bei Tm. 1238 ab SP der
Fall,
wo
ein biotitfiihrender Chlorit-
wo der iibliche hornHornblendegneis
blendefiihrende Zweiglimmergneis zu einem granat- und pyritfiihrenden
Biotithornblendegneis wird. Ferner tritt bei 1293 m ab SP ein karbonatund erzfiihrender Hornblendesehiefer auf mit kurzen wirr angeordneten
ansteht oder bei Tm. 1362 ab SP,
Hornblendesaulchen.
Zwisehen 1210 und 1240
fiihrend. Es treten 3—5
m
ab SP wird das Gestein stark karbonat-
grosse idioblastische Kalzitkristalle
welche die Textur des Gesteins oft durchschlagen.
mm
Bei Tm. 1605 ab SP setzt eine relativ
eintonige,
auf,
hornblendefreie und
granatarme Zone ein, welche bis 1870 m anhalt. Diese Gesteine sind zur
Hauptsache helle, oft etwas massige Zweiglimmeralbitgneise mit grob-
sehuppigem Muskovit. Sie werden gelegentlich von quarzitischen Horizonten abgelost. Haufig tritt auch gelbrotes Karbonat auf. Zuweilen
werden soresciagneisahnliche Gesteinstypen (allerdings ohne Augen)
angetroffen.
Ab Tm. 1870 bis
zum
Ende der nordlichen Zone sind Hornblende-
gesteine aufgeschlossen. Hornblendegneise,
an
Karbonaten, herrschen
und
Amphibolite
zonte
von
gelagert.
kommen ebenfalls
Silikat-Karbonat-,
Chlorit- und
oft
garbenfiihrend
vor; feinnematoblastische
haufig vor. Nicht selten sind HoriKalksilikatgesteinen dazwischen-
sowie
Glimmergneise
treten
nur
sparlich
Die Gesteine in diesem Bereich sind stromatitisch
aber verschwommene Grenzen zwisehen den einzelnen
zahlreichen Querbiotite fallen
makroskopisch
Mikroskopische Beobachtungen
Der
prozent.
PlagioHasgehalt
der
und reich
Hornblendesehiefer
auf.
gelagert, weisen
Lagen auf. Die
auf.
und Mineralbestand
Gneise iiberschreitet
In den siidlichen Partien herrscht
haufig
Albitoligoklas
25
Volumen-
vor, wahrend
im Norden Andesin uberhandnimmt. Im siidlichen Teil der nordlichen
Zone sind
amobenartige
diffuse Formen der
Plagioklase
die
Regel.
In der
hornblendefreien Zone treten idioblastische grossere Kristalle auf, gegen
Norden
hingegen wiegen mosaikartige
Strukturen vor, welche
gelegent-
R. H.
554
lich etwas diffus ineinander
Steiger
iibergehen.
Der
Plagioklas
ist fast durch-
wegs frisch.
haufig auf. Sein Anteil iiberschreitet aber nur in den
Volumenprozent. Er ist meist chloritisiert und zeigt
den
Spaltrissen dunkelbraune bis schwarzbraune Absorptionsparallel zu
farbe, selten auch griinbraune oder rotbraune Tonung. Querbiotite sind
haufig. Muskovit-Serizit kommt nicht in alien Gesteinen vor, nimmt aber
haufig weit iiber 25 Volumenprozent ein. Die feinschuppige Ausbildung
Biotit tritt recht
siidlichen Partien 25
herrscht im
allgemeinen
vor.
Chlorit ist fast immer sekundar und
Gesteinen in etwas grosserer
wenigen
Menge vorhanden,
nur
in
iiberschreitet
kaum.
aber auch da 20
Volumenprozent
unregelmassig auf. Bald ist ihr Anteil iiber 50%,
bald fehlt sie vollig. Sie ist meist nur massig idiomorph, hat viele Einschliisse, welche zur Hauptsache parallel der Schieferung angeordnet
sind. Die Absorptionsfarbe parallel n^ ist schwarz- bis blaugriin. Ein
Grossteil der Hornblenden ist garbenformig ausgebildet. Eine Ausnahme
bilden die sehr gut geregelten, idioblastischen kleinen Hornblendestengel
Hornblende tritt
der feinnematoblastischen Hornblendeschiefer.
anzutreffen; besonders
lichen Zone,
wo
er
aufweist. Sonst ist
gehauft
ist
er
Granat ist fast iiberall
im siidlichsten Abschnitt der nord-
in einem Fall einen Durchmesser
er
meistens kleiner als 1
gut idiomorphe Kristalle auf;
nur
cm.
Einschliisse,
dann
iiber 1,5
cm
allgemeinen
in der hornblendearmen Zone sind sie
meist vollkommen xenoblastisch. Die Granate fiihren
welche
von
Es treten im
parallel
zur
Schieferung
haufig
nur
orientiert
zahlreichen Fallen sind die Kristalle zerbrochen oder weisen
wenig
sind.
In
Streckungs-
hofe auf.
Karbonat ist fast in alien Schliffen festzustellen.
Sein Anteil iiber¬
allgemeinen 10 Volumen¬
Karbonatgesteinen)
wenigen Kalksilikatgesteinen herrscht Zoisit vor
prozent
(oft mehr als 25 Volumenprozent).
Die Akzessorien sind (in der Reihenfolge ihrer Haufigkeit): Apatit,
schreitet aber
(ausser
in
im
nicht. In den
Epidot-Zoisit, Magnetkies, Pyrit. Etwas seltener ist Zirkon, Sagenit und
noch sparlicher treten Rutil und Turmalin auf. Staurolith wurde in
mehreren Gesteinen des siidlichen Abschnittes festgestellt. Disthen fehlt
vollig.
Textur und
Regelung
Im Diinnschliff bereich ist die Textur der Gesteine meist deutlich kri-
stallisationsschiefrig. Nur in wenigen Fallen ist sie verworren schiefrig
oder massig. Die serizitischen Gesteine zeigen eine ausgezeichnete Nord-
Petrographie
Siid verlaufende
und
Geologie
Regelung
des siidlichen Gotthardmassivs
der Glimmer und eine dazu
parallele
555
Klein-
Ausser in den feinnematoblastischen Hornblendeschiefern wei-
faltelung.
sen die Hornblendestengel
zum
Orientierung
keinerlei
auf. Sie durchstossen
Teil die Texturflache und verursachen verschwommene Grenzen
den
zwischen
einzelnen
Lagen
der
vorherrschenden
stromatitischen
Gesteine.
6 b) Profil iiber dem
Garegna-Stollen (VI)
Gesteinsinhalt
Garegnastollen sind zu etwa gleichen
Zweiglimmergneise und Hornblendegesteine
aufgeschlossen. Die Hornblendegesteine umfassen Hornblendegarbenschiefer, etwas Amphibolit und wenig Hornblendegneis.
Im
Oberfiachenprofil
iiber dem
Teilen hornblendefiihrende
Makroskopische Beschreibung
des Profils
Der erste Aufschluss auf
Quote 2255 m weist einen karbonatfiihrenden
der bei 2275 m in einen hornblende- und
auf,
Biotit-Hornblendegneis
chloritfiihrenden
Zweiglimmergneis iibergeht. Bei 2315 m steht ein
granatfiihrender Hornblendegarbenschiefer mit quarzitischem Grundgewebe an. Dazwischen liegen Horizonte mit massigen Zweiglimmergneisen, welche biotitisierte Hornblendegarben fuhren.
Auf der Hohe 2330 m ist ein Zweiglimmer-Hornblendegarbenschiefer
aufgeschlossen, der wenige Meter hoher durch einen Horizont feinnemato¬
blastischen Hornblendeschiefers abgelost wird. Bis zu Quote 2410 m
herrschen hornblendefreie, massige und zum Teil etwas pigmentfuhrende
Zweiglimmerschiefer vor. Dann treten Hornblendeschiefer und Amphibolite auf, welche in alien Aufschlussen des Pizzo Stabbiello-Nordhanges
bis nach Grasso di Froda vorherrschend bleiben.
Im Diinnschliff lassen sich ahnliche Merkmale beobachten wie in den
Gesteinen der nordlichen Zone im
Garegnastollen.
7. Profil Piano Bello-Corandoni
(VII)
Gesteinsinhalt
Dieses
besteht
nur
aus
aufgeschlossene Profil
Zweiglimmerschiefern, feinnemato¬
im nordlichen Teil der Tremolaserie
hornblendefuhrenden
blastischen Hornblendeschiefern und karbonatfiihrenden hellen Zwei-
glimmergneisen.
R. H.
556
Steiger
Makroskopische Beschreibung
des Profils
granatfiihrender Hornblende-Biotitschiefer
zeigt eine typische
Wechsellagerung zwischen 1—5 cm machtigen Hornblendelagen und
eher quarzitischen, granatreichen Partien. Wenige Meter oberhalb sind
grosse Hornblendegarben zu finden. Zahlreiche kleine Quarzlinsen durchBei
Quote
1990
m
steht ein
an, der auch deutlioh Limonit fuhrt. Das Gestein
ziehen das Gestein.
Auf Hohe 2010
m
dicke, kurzsaulige Hornblendekristalle
(2040 m) durch kleine, biotitisierte Hornblenden
herrschen
vor, welche weiter oben
abgelost werden. Bei 2050 m ist ein sparlich hornblendegarbenfuhrender
Granat-Zweiglimmerschiefer aufgeschlossen. Auf Quote 2080 folgt ein
heller, glimmerarmer Gneis, der kleine Granate fiihrt. Nicht selten
grossere
Hornblendegarben
Bei 2085
m
treten
auf.
setzt ein uber 50
m
machtiger Zug
feinnematoblasti-
von
schen, zoisit- und karbonatfiihrenden Hornblendeschiefern ein. Dieses
und wird
Gestein ist oft leicht
hellen Gneises unterbrochen. Die Grenze
sudlichen Auslaufer des
Soresciagneises liegt ungefahr auf Hohe
weniger
zum
2175
gelegentlich
durch mehr oder
gewellt
Lagen eines
schmale
m.
Mikroskopische Beobachtungen
mikroskopische Untersuchung ergibt, dass der Plagioklas zum
Oligoklas-Andesin, oft aber auch Albitoligoklas ist. Die Plagioklas-
Die
Teil
kristalle bilden Mosaikstruktur und scheinen
zum
Teil diffus ineinander
iiberzuniessen.
Biotit tritt oft in grosserer Menge auf. Parallel zu den Spaltrissen
zeigt er hellbraune, dunkelbraune und griinbraune Absorptionsfarbe.
sporadisch in grosseren Mengen (liber 35%) vor. Meiist er feinschuppig. Chlorit ist sekundarer Entstehung und hat
keine Bedeutung.
Muskovit kommt
stens
sonst
Die Hornblende erscheint
nur
in feinnematoblastischen Hornblende¬
gut geregelt, sonst zeigt sie viele Einschliisse. Die
xenomorph und voller Einschliisse, welche parallel
zur Schieferung liegen.
Zoisit-Epidot sowie Karbonat fehlen in fast keinem Gestein:
Haufige Akzessorien sind: Apatit, Magnetkies und Limonit. Selten
schiefern frisch und
Granate sind meist
kommen Rutil und Zirkon
vor.
Petrographie
und
Textur und
Die
Kristallisationsschieferung
557
des siidlichen Gotthardmassivs
Geologie
Regelung
ist im Diinnschliff meist
gut
bis deut-
lich erkennbar.
Die Nord-Siid verlaufende Lineation der Glimmer ist
einer dazu
Hornblende
von
der
parallelen Kleinfaltelung begleitet. Nur die
feinnematoblastischen Hornblendeschiefer ist geregelt.
B. Profil (lurch die Pratoserie
Gotthardtunnel
(II),
Tin. 2808—3180 ab SP
In diesem Abschnitt treten neben
Glimmergneisen
vor
bolite und Hornblendeschiefer auf. Glimmerschiefer sind
allem
nur
Amphi-
vereinzelt
anzutreffen.
des Profils
Makroskopische Beschreibung
Im Tunnel
Bei Tm. 2808 setzt das vermutlich erste Gestein der
biotitfiihrender
lagerung
Epidot-Hornblendeschiefer,
Hornblendebiotitgneis, der
mit einem
wird und bis gegen 2900
hellen
m
Pratoserie,
ab 2830
m
vorherrschend
anhalt; der letztere wird stellenweise
unterbrochen. Bei Tm. 2881,3 tritt ein 2
Serizitgneisen
von epidot-
Horizont
ein
Es steht in Wechsel-
ein.
m
von
machtiger
und karbonatfiihrendem Biotitschiefer auf. Zwi-
schen 2900 und 2950
m kommt ein biotitfiihrender Karbonatserizitgneis
machtige Lagen von Hornblendeschiefern (teils grobporphyroblastisch) und Amphiboliten fiihrt. Anschliessend wiegen wiederum
Amphibolite, wechsellagernd mit Muskovit- und Biotitgneis vor. Zwischen 3013 und 3150 m steht ein machtiger Horizont granatfiihrenden
Hornblendeschiefers an, der stellenweise von 2—3 m machtigen Lagen
von granat- und hornblendefuhrendem Andesingneis oder hornblendefiihrendem Biotitgneis unterbrochen wird. Ab Tm. 3150 bis zur Grenze
mit dem Soresciagneis bei 3180 m sind hauptsachlich der hornblendefiihrende Biotitgneis sowie verschiedene Biotitserizitschiefer aufge-
vor, der oft
schlossen.
An der Oberfiache (von Slid nach
Im
2380
gneis
Oberflachenprofil
m
ein
gebandertes
und dunkle
von
steht
an
der Grenze
zur
Gestein an, das helle
Tremolaserie bei
Quote
ZweiglimmerLagen
Epidotbiotitgneis fiihrt und
Glimmerstriemung aufweist. 100 m nordlich
karbonatfiihrendem
steil nach NE einfallende
Nord)
von
558
R. H.
davon,
an
Steiger
der tiefsten Stelle des Profils
Amphibolit
(Quote
Metern
2335
m), ist ein Epidot-
wenigen
Machtigkeit
Anstieg
Zwischenrippe (Quote 2355 m) ist ein Zweiglimmeralbitgneis
aufgeschlossen, der ofters verfaltet ist und wechsellagert mit schmalen
Horizonten verfalteter Amphibolite. Auf dem Grat der Zwischenrippe
kann ein granatfuhrender Zweiglimmeralbitgneis angeschlagen werden.
Amphibolite treten an dieser Stelle stark zuriick. An der tiefsten Stelle
zur
von
anzutrefFen. Am
kleinen
des zweiten Zwischentales
ein 5—10
m
(50
m
nordlich Koord.
machtiger Amphibolitzug
an, der
156.000) steht wiederum
einem schmalen, hell
von
anwitternden Gneisband unterbrochen wird und sich dann
er
bei
Quote
2380
m
(120
m
fiihrenden Hornblendeschiefer
fortsetzt, bis
nordlich Koord. 156.000) in einen granat-
ubergeht,
dessen Granate
lagenweise angegewisse Schlingentektonik vor
mit steilstehenden Faltenachsen. Der granatfiihrende Hornblendeschiefer
ist gegen 100 m machtig. Eingelagert sind gelegentlich Horizonte hellen
Gneises. Dann folgt eine etwas starkere Gneispartie. 30 m vor dem Kontakt zum Soresciagneis tritt wieder ein Hornblendeschiefer (zoisitfiihrend)
hauft sind. An dieser Stelle herrscht eine
auf, der
steile Faltenachsen aufweist. An diesem Gestein konnen Rutsch-
harnischflachen beobachtet werden, welche
blendestengeln belegt
Mikroskopische Beobachtungen
Der
Quarzgehalt
von
N-S orientierten Horn-
sind.
und Mineralbestand
dieser Zone schwankt im
allgemeinen zwischen 15 und
Volumenprozent,
Plagioklas/Quarz-Verhaltnis zwischen 0,5 und
mit
1,5
Schwerpunkt bei 0,5. Der Plagioklasgehalt der Gneise und Amphi¬
bolite betragt im Durchschnitt 30%. Andesin ist im Tunnelprofil stark
verbreitet, wahrend Albit und Albitoligoklas eher zurucktreten. Im Obernachenprofil scheinen die Verhaltnisse umgekehrt zu sein. Mosaikartige
Strukturen iiberwiegen; die einzelnen gerundeten, stark zonaren Individuen fliessen ofters diffus ineinander iiber. Porphyroblastische grosse
Korner (teils schachbrettalbitartig ausloschend) treten nur sparlich in
Erscheinung.
das
50
Biotit ist in fast alien Gesteinen verbreitet. Sein Gehalt iiberschreitet
25 Volumenprozent nur selten, meist ist er
sogar unter 15%. Chloritisierung tritt nur sparlich auf, die Biotite sind im allgemeinen recht
frisch. Querbiotite konnen ofters beobachtet werden. Der Pleochroismus
schwankt
na
vorwiegend zwischen na braunlichgelb, ny grunlichbraun und
schwachgelblich, ny dunkelbraun bis griinschwarz. Muskovit-Serizit
tritt
nur
in hornblendefreien Gesteinen auf. Sein Gehalt schwankt zwi-
Petrographie
schen 10 und 25
und
Geologie
559
des sudlichen Gotthardmassivs
Volumenprozent.
Der
feinschuppige
stark. Primarer Ghlorit fehlt in der Pratoserie,
Serizit
iiberwiegt
sekundarer wird
nur
sparlich angetroffen.
Hornblende ist stark verbreitet, bildet meist ein feinnematoblastisches
Gewebe und nimmt des oftern 50 und mehr Prozent des Volumens ein.
arm an Einschlussen und gut in die Schieferung eininnerhalb derselben haufig keine bevorzugte E-egejedoch
geregelt, zeigt
Schwach
pleochroitische Hornblenden (na blassgriinlichgrau, n
lung.
blassgriin) treten neben kraftig pleochroitischen (na griinlichgelb und n
dunkelblaugriin) auf. Granat kommt nur in relativ wenigen, meist horn-
Meist ist sie
frisch,
blendefreien Gesteinen
vor.
Sein Durchmesser iiberschreitet 0,5
cm
kaum,
gerundete Formen, die Kristalle sind oft zerbrochen. Er ist in der Regel arm an Ein¬
schlussen, gelegentlich kann eine leichte Zoisitisierung beobachtet werden. Die selten auftretenden, siebartig mit Quarz durchsetzten Kristalle
sind wahrend ihres Wachstums nicht bewegt worden. Zoisit-Epidot fehlt
in keinem Gestein. Zoisit ist fast immer stengelig idioblastisch, Epidot
oft ist
er
unter 1
mm.
Meist hat
er
idioblastische,
leicht
in rundlichen kleinen Kornern kristallisiert. Staurolith und Disihen
den
nur
in einem
einzigen
Gestein nahe der Grenze
zum
wur-
Soresciagneis
beobachtet.
Akzessorien: Apatit, Rutil (Sagenit), Zirkon, selten Turmalin und
Orthit; Pyrit, Magnetkies, Magnetit und andere Erze.
Textur und
Regelung
Die Textur im Dunnschliff ist bei den Gneisen meist
lentikular, bei den Amphiboliten feinschiefrig
gut schiefrig
bis
Im Hand-
feinlagig.
ausgezeichnete Schieferung,
die Hornblenden sind aber nicht in alien Gesteinen streng parallel orientiert, sondern weisen zum Teil eine recht erhebliche Streuung auf. Ab
und zu lasst sich eine mehr oder weniger senkrecht zur Lineation stehende
unregelmassige Wellung beobachten. Die Glimmer der Gneise sind immer
gut orientiert, gelegentlich tritt eine zur Lineation parallele Kleinfaltelung auf. Vereinzelte Gneise weisen weniger eine schiefrige als eine
stuck
zeigen
die
Amphibolite
bis
immer eine
lineare Textur auf.
C. Profile durch die Giubineserie
Im
denen
folgenden
gemigend
sind zwei Profile durch die westliche Giubineserie, bei
Diinnschliffe
zur
Verfiigung stehen,
kurz
besprochen.
560
R. H.
1. Gotthardtunnel
(Tm.
Steiger
3420—3990 ab
SP),
Profil II
Zweiglimmerschiefer und Biotitserizitentsprechenden Gneise deutlich zuriicktreten.
In diesem Abschnitt herrschen
schiefer vor, wahrend die
Makroskopische Beschreibung
Das
erste
Gestein
der
Giubineserie
steht bei Tm. 3435
—
ein
des Profils
epidotfuhrender
Zwei-
weiter nordlich ist ein
glimmergneis
Zweiglimmergneis aufgeschlossen, der zahlreiche kleine Granate fuhrt
und weniger eine Schieferung als eine lineare Anordnung der Glimmer
zeigt. Dieses Gestein steht bis Tm. 3510 in Wechsellagerung mit dem
ersterwahnten und einem weissen, quarzitischen Gneis, wo es durch
einen 5 m machtigen Horizont eines feldspatreichen Muskovitgneises
—
an.
40
m
unterbrochen wird. Bei Tm. 3530 tritt ein Biotitserizitschiefer auf, der
sich wiederum durch eine
ausgesprochen lineare Anordnung der Glimmer
m wechsellagert mit dem feldspatreichen
auszeichnet und bis gegen 3600
Muskovitgneis.
Bei Tm. 3596 kann erstmals ein Biotitserizitschiefer beobachtet
den, welcher schmale Schmitzen
hat. Zwischen Tm. 3620 und 3770 herrschen
Biotitserizitschiefer
vor,
welche
wer-
eines dunkleren Gesteins
oftmals
eingelagert
lagige Zweiglimmer- und
von
konkordanten
diinnen
Lamellen
von Quarz und Feldspat durchsetzt sind. Bis Tm. 3895 steht
Zweiglimmerschiefer mit kleinen Quarz- und Feldspatauglein an (vgl.
neckige Gneisvarietat, S. 509), anschliessend folgt ein soresciagneisahnlicher Zweiglimmergneis (evtl. -schiefer). Ab Tm. 3920 bis zur Grenze
mit dem Streifengneis (Tm. 3990) ist eine ganz ahnliche Polge von Zweiglimmerschiefern und -gneisen aufgeschlossen, welche nur bei Tm. 3930
und 3980 fur einige Meter durch einen hellen zuckerkornigen, quarziti¬
schen Gneis abgelost wird.
Im Obernachenprofil herrschen ebenfalls Glimmerschiefer und -gneise
vor. Bei Koordinate 689.000/157.000 steht ein Zweiglimmergneis an, der
sich im Handstiick nicht vom Soresciagneis unterscheiden lasst, hingegen
fehlen in der Gesteinszone die 2—4 cm grossen Augen. 250 m siidlich
davon ist ein Muskovitschiefer aufgeschlossen, welcher in hellen Lagen
grossere Turmalinkristalle (1—2 cm lang, 0 2—4 mm) fiihrt. Vereinzelt
sind schmale Lagen eines rotbraunen Glimmers eingelagert.
ein
Mikroskopische Beobachtungen
Der
zen
Quarzgehalt schwankt
und Mineralbestand
in diesem Abschnitt innerhalb enger Gren-
(40—50 Volumenprozent).
Beim
Plagioklas (10—20 Volumenprozent)
Petrographie
561
des siidlichen Gotthardmassivs
Geologie
und
Albitoligoklas (nur selten Albit) und Oligoklas + Andesin
ungefahr
Waage. Im allgemeinen herrschen mosaikartige Strukturen,
welche netzahnlich iiber das Gestein verteilt sind, vor; gelegentlioh sind
die Korngrenzen diffus verschwommen. Nur selten werden idioblastische
Kristalle angetroffen.
Biotit ist in fast alien Gesteinen verbreitet und umfasst 10—25% des
halten sich
die
Volumens. Er ist nicht selten chloritisiert,
vor
allem die
Querbiotite. Die
haufig rotbraun bis schokoladebraun,
seltener braun mit einem Stich ins griinliche. Muskovit-Serizit kommt in
alien Gesteinen vor und nimmt 15—20 Volumenprozent ein. Muskovit
und Serizit kommen des oftern nebeneinander vor. Chlorit kann in einigen
Absorptionsfarben parallel
Schliffen beobachtet werden,
standen
zu
sind
n
er
scheint immer sekundar
sein. Sein Gehalt iiberschreitet
im untersuchten Abschnitt ganz.
Hingegen
verbreitet und kann in seltenen Fallen bis
Ist der Granat
frisch,
so
weist
er
10%
ist Granat in vielen Gesteinen
10%
des Volumens ausfiillen.
Quarz. Meist jedoch ist er frei
Quarzeinschliissen, dafiir stark zoisitisiert, von dunklem Pigment
erfiillt und
von
Biotit ent-
auch vollkommen xenoblastische Um-
risse auf und fiihrt viele Einschlusse
von
zu
aus
nicht. Hornblende fehlt
von
xenoblastischer,
von
aber isometrischer Form.
Anhaufungen
kleinen Granatkornern sind vermutlich durch Zerfall grosserer Indi-
viduen entstanden. Die Durchmesser der Granate iiberschreiten 0,6
nicht.
Zoisit-Epidot
konnen Gehalte
ist akzessorisch fast iiberall vorhanden.
von
iiber
5%
mm
Gelegentlioh
auftreten. Die Kristalle sind immer
xeno-
morph, gerundet.
Die Akzessorien sind:
Apatit, Zirkon, Karbonat, Turmalin, Titanit;
und andere Erze.
Pyrit, Magnetkies
Textur und
Regelung
Im Diinnschliff ist die Textur meist
gut geschiefert bis lagig und vielvon Querbiotiten wird sie ofters
fach leicht lentikular. Bei Vorherrschen
undeutlich.
zuckerkornigen quarzizu beobGlimmerregelung
ausgezeichnete
achten. Die Biotite sind aber zum Teil nicht in Lagen nebeneinander,
sondern linear hintereinander angeordnet in einem Giirtel, dessen Achse
parallel zur Lineation verlauft. In solchen Gesteinen fehlt dann jegliche
Im Handstiick ist
tischen Gneisen
Schieferung.
—
—
ausgenommen bei den
immer eine
562
R. H.
2. Costone di Val
Steiger
Prevat, Profil VIII (langs Hohenkurve 2640 m)
Makroskopische Beschreibung des
Norden)
Profils
(von Siiden
nach
(ca. 40 m machtig) fiihrt
soresciagneisahnlichen Zweiglimmergneis, der aber keine
Augen mehr aufweist. Anschliessend folgt ein 10 m machtiger, feinkorniger epidotfuhrender Querbiotitgneis, welcher etwas verfaltet ist. Nach
weiteren 10 m stent ein Zweiglimmergneis an, 20 m nbrdlich da von
wurde ein granatfiihrender Zweiglimmergneis angeschlagen; dazwischen
sind verschiedene + konkordante Quarzgange und -linsen gelagert,
welche bis zu 1 m machtig werden. An den granatfuhrenden Zweiglim¬
mergneis schliesst ein Zweiglimmerschiefer an, der im Langsbruch wegen
seiner hellen Quarzauglein ein ,,tupfiges" Aussehen zeigt (Machtigkeit
50—80 m). Er wird gefolgt von einem dunkelgrauen Biotitserizitgneis,
der lagenweise von biotitisierten Hornblendestengeln durchsetzt ist (ca.
50 m machtig).
Bei Koordinate 691.28/157.61, ungefahr in der Mitte des Profils, steht
ein granatfiihrender Biotitserizitgneis an, welcher sich durch die ,,perlenschnurartige" Anordnung der Biotitpakete auszeichnet. Ferner kann im
Querbruch eine starke Kleinfaltelung festgestellt werden (Faltelungsachse
15/40 N). Nach 50 m Machtigkeit wird das Gestein granatfiihrend (0 max. 1 mm), wahrend die Kleinfaltelung verschwindet. Helle
Gange mit zuckerkomigem Gestein sowie Quarzadern sind in der ganzen
Die siidlichste Gesteinszone der Giubineserie
noch
einen
=
zentralen Giubineserie recht verbreitet.
Ca. 80
m
nordwestlich des erwahnten Punktes herrscht immer noch
granatfiihrende Biotitserizitgestein vor. Es wird nach weiteren 20 m
Machtigkeit durch einen kaum 10 m breiten Horizont von dunkelgrauem,
feinkornigem und verfalteltem Biotitschiefer unterbrochen und setzt
sich noch rund 30 m fort, wobei allerdings die Biotitschuppen deutlich
kleiner werden. Dann tritt wiederum ein granatfiihrender Zweiglimmer¬
schiefer mit ,,Bic-titperlenschnuren" auf (Machtigkeit ca. 25 m).
das
Die letzten 100
meist ein
m
bis
zum
Kontakt mit dem
Streifengneis
weisen
unregelmassiges Streichen auf. Sie werden eingenommen (von
Siid nach Nord) von einem soresciagneisahnlichen Zweiglimmergneis
(25 m machtig) und einem biotitfiihrenden, grauen Muskovitquarzit
(ca. 20 m), welcher stark gewellt ist um eine mit 60° nach NNW einfallende Achse; anschliessend folgen Horizonte mit granatfuhrenden Perlenschnurglimmerschiefern sowie soresciagneisahnlichen Gesteinsvarietaten.
Petrographie
Ferner tritt ein
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
feinlagiger, sandiger
Biotitserizitschiefer auf
563
(30 m) und
Kontakt gegen den Streifengneis stent wiederum ein Biotitserizit¬
schiefer mit ,,Biotitperlenschniiren" an.
am
Mikroskopische Beobachtungen
und Mineralbestand
In den Gneisen und Schiefern dieses Profils schwankt der
Quarzgehalt
Volumenprozent. Die
Gneise fuhren haufig iiber 25% Plagioklas, die Schiefer meist um 10%.
Das Plagioklas J Quarz- Verhaltnis ist starken Schwankungen unterworfen,
sein Schwerpunkt liegt bei 0,3 bis 0,7. Etwa zwei Drittel der Plagioklase
sind Albitoligoklas, der Rest ist Andesin (seltener Oligoklas). Zweierlei
Strukturen kommen hauptsachlich nebeneinander vor: 1. feine Korner,
welche mosaikartig mit Quarz verwachsen sind, teilweise auch diffus
ineinander iibergehen und das Gestein netzartig iiberziehen; 2. grossere,
ab und zu idioblastische, haufig aber etwas amobenartige Kristalle mit
zwischen
50, in den Quarziten
und
35
um
70
vielen Einschlussen. Beide Kristallarten erscheinen relativ
ziemlich
frisch, aber
verunreinigt.
5—20% des
Absorptionsfarbe parallel
Biotit ist in alien Gesteinen verbreitet und nimmt
ein. Er ist fast immer frisch. Die
mens
haufig
rotlichbraun,
Querbiotite sind in fast
haufig
fach tritt aber auch
nur
ist
alien Schliffen recht zahlreich. Mus-
kovit-Serizit nimmt zwischen 10 und
und Serizit kommen
n
seltener dunkelschokoladebraun oder
warmbraun bis
hellbraun.
Volu-
30%
des Volumens ein. Muskovit
nebeneinander im
gleichen Gestein
vor, viel-
Serizit allein auf. Chlorit fehlt in den meisten
Schliffen; sein Gehalt iiberschreitet 5% auf keinen Fall. Er ist immer
sekundar und zersetzt
Hornblende wurde
farbe
parallel ny
ist
vor
nur
allem
Querbiotite.
in einem Gestein beobachtet. Die
blassgriin,
Absorptions¬
der Pleochroismus schwach. Das Mineral
ist stark biotitisiert. Granat tritt in alien Gesteinen auf.
uberschreitet
1,5
mm.
fast frei
5%
nicht. Die Durchmesser schwanken zwischen 0,2 und
Vielfach sind die Kristalle
von
Sein Gehalt
gut idioblastisch,
etwas
zerbrochen,
Einschlussen und randlich oder im Inneren leicht zoisiti-
siert, selten chloritisiert. Gelegentlich sind sie in Aggregaten angehauft
(vermutlich
zerbrockelte grossere
Individuen).
Teils
xenoblastisch, frisch und fuhren viele Einschlusse
zen, welche
parallel
zur
Schieferung
Es scheint, dass die Granate
phase gebildet
zum
oder leicht
Teil vor,
zum
sind die
Granate
gelangten Quars-formig angeordnet sind.
Teil nach der Bewegungsvon
worden sind.
Die Akzessorien sind:
Apatit, Zirkon, Zoisit-Epidot, graphitisches
R. H.
564
Pigment
Steiger
Magnetkies, Pyrit, Magnetit und
haufig von pleochroitischen Hofen
und Turmalin. Ferner konnen
Limonit beobachtet werden. Zirkon ist
umgeben.
Textur und
Regelung
Vielfach ist die Textur im Dunnschliff
lagig
oder
seltenen undeutlichen Texturen sind meistens auf die
gut geschiefert. Die
Querbiotite zuruck-
zufuhren.
Makroskopisch fallt die ausgezeichnete Regelung der Glimmer und
der seltenen Hornblendestengel auf. Gelegentlich tritt eine zur Glimmerlineation parallele Kleinfaltelung auf. Die Querglimmer sind oft in einem
Gurtel parallel zur Glimmerlineation angeordnet.
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568
Erlauterungen
(vgl.
zu
Steiger
den Phototafehi I—IV
dazu im Text insbesondere S. 458—467 sowie
S.
Fig. 3,
470)
TAFEL I
Fig.
1
Graphitfuhrender Karbonatbiotitgneis, Nelvazone (Tremolaserie). Fundort:
691.75/155 37, N Monti. Streichen und Fallen N 24 E/15 N. Das
Koord
Gestem
ist
deutlich
geschiefert.
Hauptbruch
Im
Parallelanordnung und Langung der
in N-S Richtung verlauft und daher
Schieferung und Lmeation sind auf
lasst sich
erne
welche
Biotite erkennen,
lineare
ungefahr
als N-S Lmeation bezeichnet wird.
lammare Gleitung im Gestem
alpmen Gebirgsbildung durch die
darubergleitenden, nordwartsstrebenden Decken erzeugt wurde (vgl. dazu
zuruckzufuhren, welche
Fig 2, Tafel I).
zur
Zeit der
Die N-S Lmeation ist
tung des tektomschen
Transportes
Abbildungsmassstab: ungefahr
Fig
2
eine
erne
a-Lmeation,
sie
stellt die Rich¬
dar.
naturliche Grosse.
->
Granat- und hornblendefuhrender Zwetghmmerschtefer, Pontmozone (Tre¬
molaserie). Fundort: Oberflachenprofil uber Gotthardtunnel, Quote 2175 m,
Streichen und Fallen N 52 B/56 N (auf der GestemsGrasso di dentro
eingezeichnet).
oberflache
Die N-S
Lmeation verlauft etwas
schrag
zur
Auf der
angeschmttenen Flache lassen
sich Schieferung sowie Hornblende- und Granatporphyroblasten deutlich
erkennen. Die Hornblenden sind erst nach der Schieferung entstanden, da
sie dieselbe zum Teil durchschlagen. Der Granat hmgegen wurde wahrend
seines Wachstums in Pfeilnchtung um eine E-W hegende Achse (senkrecht
die (in der Abbildung) hangenden
zur angeschmttenen Flache) gedreht,
Schichten also gegenuber den hegenden durch lammare Gleitung relativ
nach rechts verschoben. Zu Begmn der alpmen Metamorphose wies die
Schmttkante
Tremolaserie
(gestrichelte Lime).
—
bei sonst ahnhchem Streichen
wie
heute
—
leichtes Sud-
Ausgangsgestems
ursprunghche Lage
ist m der vorhegenden Abbildung wiedergegeben. Die Worte ,,Nord" und
„Sud" deuten die damalige Onentierung an. Die damals hangenden Schich¬
ten der Tremolaserie wurden durch die daruber hmweggleitenden Decken
fallen auf. Diese
gegenuber
des sedimentaren
hegenden relativ nach Norden verschoben.
Richtung des tektomschen Transportes.
den
ist also die
Abbildungsmassstab: ungefahr
naturliche Grosse.
Die N-S Lmeation
Petrographie
nnd
Gcologie
des sudhchen Gotthardmassivs
569
R. H.
570
Steiger
TAFEL II
Fig.
1.
Gleiches Handstuok
genommen,
faltelung
wo
in
wie
einer
deuthch
besonders
Tafel I, bildet
zu
Gefugemerkmale
dieser
rend die
zufalhg
einen
N-S
Winkel
Transportes
in
Fig. 1,
5—10°; die beiden
Lmeation
Bewegungen zuruck-
gibt die Richtung
alpinen Hauptphase an, wahKleinfaltelung erne b-Lineation dar-
erne
a
Lineation und
wahrend der
ahnlich onentierte
zur
verlaufende Klein-
von
sind auf versohiedene tektomsche
stellt, welche senkreeht
Emengung
Die
hervortritt.
Kleinfaltelung
zufuhren. Die N-S Lmeation ist
des tektomschen
der Ruck&eite auf-
in Fig.
1, Tafel I, jedoch auf
glimmerreichen Lage die N-S
Bewegungsrichtung steht
zuruckgeht.
des sudhchen Gotthardmassivs
und auf die E-W
Die
Kleinfaltelung
ist junger als die N-S Lineation. Sie wurde nach dem Wachstum der Por-
phyroblasten (3 Generation) gebildet; die
Querbiotite (4. Generation) sind vermuthch
Emengung
2.
parallel angeordneten
der letzten Phase der E-W
entstanden.
Abbildungsmassstab: ungefahr
Fig
ihr
zu
m
natuiiiche Grosse.
->
Soresciagnets (Zweighmmeralbitoligoklasgneis). Fundort: Grat SE Pos Meda,
Quote 2510 m. Streichen und Fallen N 80 E/43 N. Vertikalschnitt parallel
zur
N-S Lmeation, d. h. Schmtt
Kristalle der 1. und 2. Generation
bildet
zum
em
zum
Langsbruch. Es herrschen
(voralpmen Alters)
Die 1. Generation
rehktisches, femkorniges Quarz-Feldspattrummermosaik und
Tell zersetzt (serrzitisiei t)
Quarze
parallel
vor.
und femere
Biotitlagen
rekristallisiert und dabei,
Die Kristalle der 2. Generation
—
infolge
sind
zur
lammarer
Zeit der
Gleitung
alpinen
lm
—
ist
grosse
Dislokation
Gestein,
m
Rich¬
tung des tektomschen Transportes gelangt und emgeregelt worden (= N-S
Lmeation).
Vergrosserung:
15 x
,
Nicols
gekreuzt.
572
R
H
Steigei
TAFEL III
Fig
1
Granatsenzitphylht,
Quote 1505
zur
Nelvazone
N S Lmeation, d
\erlauft
m
der
h
Sehnitt
Abbildung
der 2
E/27
Fundort
W
Riale di Nelva,
Vertikalschmtt
Langsbrueh
Grundgewebe
zum
Das
Die
parallel
Schieferung
aus
—
Mmeralien
femschiefrig, die Senzitschuppchen smd
gewachsen Der Granatporphyroblast gehort
—
parallel zur N-S Lineation
zur 3
Kristallgeneration und
(gelangte Quarze
parallel
horizontal
Generation bestehend
der 2
(Tremolaserie)
Streichen und Fallen N 30
m
ist
ist
von
Generation)
s
Emschlussen
formig angeordneten
duichsetzt
Er wurde
m
der Schluss
Gleitung gebildet und wahrend seines Wachstums um
erne E W onentierte Achse (in der Abbildung senkieoht zur Papierebene
stehend) gedreht Diese Drehung der Granatporphyroblasten weist darauf
der lammaren
phase
hm, dass die N-S Lmeation
tektomschen
Vergrosserung
2
Chlont
eine
10 X
,
Nicols
Lmeation ist,
also
die
Richtung
geki euzt
Itornblendefuhrender
und
a
des
Transpoites darstollt
(Tremolaserie)
Fundort
->
Btotitset
izitschtefer,
Gotthardtunm 1,
Tm
Zone des Sasso Rosso
1871,0 ab SP
Streichen
Vertikalschmtt
und Fallen N 38
E/70
Schmtt
Langsbrueh Die
Grundgewebe des Gesteins besteht zur Hauptsache aus
Generation (Quaiz, Glimmer, Plagioklas), welche m Rich
parallel
horizontal
N
parallel zur N-S Lmeation, d h
Schieferung verlauft m der Abbildung
zum
Das
Mmeralien der 2
tung der N-S Lmeation angeordnet und gelangt smd Quer
steht
em
Hornblendeporphyroblast,
der
von
zur
Schieferung
gelangten Quarzen
der 2 Gene¬
ration durchsetzt ist
Der Hornblendeporphyroblast gehort der 3 Gene¬
postkinemattsch gewachsen, da er mi Gegensatz zum
Granatporphyroblasten in Fig 1, Tafel III, keine Spuren emer Bewegung
ration
zeigt
5
an
Er
Langs
ist
veremzelter
Generation
Vergrosserung
Spaltrisse ist er von Zersetzungsprodukten
(femschuppigem Biotit und Chlont) durchsetzt
20 X
,
Nicols
gekieuzt
der
Petrographie
,»V
und
Geologie
"«--*v
it;
y&
••'HI
des sudlichen Gotthardmassivs
573
574
Steiger
H
R
TAFELIV
Fig
1
BioUtsenzitschiefer,
Granatfuhrender
S Pt
zur
N S Lineation und
ungefahr parallel
lich gefaltelt (in
der
Anordnung
eine
aus
Zur
Emschlusse
zuruckzufuhren ist,
Vergrosseiung
erne
25 X
Gleiches Gestem
tion und der
+
(2
Generation)
teltes
selben
sem
dass die Granate nach lhrer
W
Tafel IV. erst nach der
,
zur
Bildung
Grundgewebe
konnen
Die N S
Bildung
Nicols
um
Papierebene
darauf, dass dieN-S verlau
Emengung
des Gotthardmassivs
Porphyro
gekreuzt
Querbiotite werden demnach als
20 X
senkrecht
aus
ist
senkrecht
d h
sie
stark
N S Lmea
gefaltelt
Da
sie
erst nach der
zum
Quer¬
zum
Unberuhrt
Teil
gefal
Faltelung
des-
Klemfaltelung erfolgte gemass Fig 1,
Poiphyroblasten (3 Generation) Die
der
4
zur
parallel
Serizit und etwas Quarz
smd die grossen Querbiotite
sem
Quarzem-
kann
Grundgewebe einschhessen,
Vergrosserung
Abbildung
Tafel III, Fig 1 Schnitt
parallelen Klemfaltelung,
bestehende
entstanden
die
Die
geradhnige
abrupte Richtungsanderung am
Das fast ausschhesshch
Faltelung
gehoren
Generation
der 3
b Lineation darstellt und eist nach der
Nicols
,
wie in
dazu
bruch des Gestems
durch diese
Generation
die
sowie
welche auf die E
blastenbildung entstanden
2
Mmeralien
gleichen
Dies ist emHmweis
wurden
Klemfaltelung,
Das Grundgewebe ist deutFaltelungsachse senkrecht zur
der 2 Generation (Quarz, Biotit
des Gestems
N-S orientierte 4.chse (in der
fende
Schenadui,
Schmtt
steht die
Abbildung
Porphyroblasten zeigt,
st°hend) gedreht
Fig
dazu
N
Gianatporphyroblasten
den
in
Rande der
der
zur
Fundort
E/35
ungefahr senkrecht
parallel verlaufenden Klemfaltelung, d h
Querbruch
Plagioklas)
etwas
schlusse
zum
Es besteht
Papierebene)
und
Giubineserie
Streichen und Fallen N 118
2747
Generation bezeichnet
gekreuzt
Petrographie
und
Geologie
des svidliehen Gotthardmassivs
^fefc
575
"J***1
#?**3»'3&
V
y
*TC1
^^w»SR
W*XL
TRH
>«!>
576
R. H.
Erlauterungen
zur
Steiger
Strukturkarte des siidlichen Gotthardmassivs zwischen
St. Gotthard- und
Lukmanierpass (Tafel V)
Die Strukturkarte stellt die im Feld sichtbaren
Gesteine dar. Sie ist das Resultat der
Auswertung
Gefiigemerkmale
von
der
mehreren tausend
Einzelmessungen.
Die Gesteine des siidlichen Gotthardmassivs
Das Streichen der
gute Schieferung.
zeigen in
Schieferungsflachen
und verlauft mit Ausnahme der westlichen Giubineserie
der
ist
+
Regel
eine
regelmassig
parallel zu
der
geologischen Einheiten, nicht aber zu deren stratigraphischer Unterteilung (vgl. z. B. S. 448). Das Fallen ist in den unteren
Talhangen infolge Versackungserscheinungen oft unregelmassig und im
Vergleich zu Stollenmessungen meist zu flach. Weiter gegen Norden
fallen die Schieferungsebenen zunehmend steiler ein.
Innerhalb der Schieferungsflachen lasst sich eine lineare Parallelanordnung von Glimmern oder stengeliger Mineralien, eine Lineation,
erkennen. Die Lineation (im weiteren als N-S Lineation bezeichnet) ver¬
den Grenzen
lauft durch alle Zonen hindurch auch bei wechselndem Streichen erstaunlich regelmassig. Sie kann selbst im Tremola-, Prosa- und Medelsergranit
wahrgenommen werden. Im Westen herrscht NNW-Orientierung, im
Zentrum des Untersuchungsgebietes N-Orientierung vor, wahrend im
Osten die Lineation haufig etwas gegen NNE dreht. Der Fallwinkel der
Lineationen nimmt gegen Norden deutlich
zu.
glimmerreichen Gesteinstypen ist gelegentlich eine feine Kleinjaltelung und Wellung mit Amplituden von 0,5—2 mm zu beobachten.
hier als Kleinfaltelung
Die parallel zur Lineation verlaufende Faltelung
Bei
—
bezeichnet
massivs
—
vor.
kommt in alien Gesteinszonen des siidlichen
Die E-W verlaufende
ist im Osten des
Gotthard¬
hier Wellung genannt
Faltelung
Untersuchungsgebiets vor allem im Streifengneis ange—
—
hauft.
Relativ selten treten
grossen
Amplituden
grobe Faltenachsen
mit dezimeter- bis meter-
auf. Faltenachsen, welche steil nach Westen ein-
fallen, sind auf die Pratoserie und Corandonizone beschrankt. In den
ubrigen Zonen fallen sie fast ausschliesslich in nordlicher und nordostlicher Richtung ein.
Nur im Streifengneis kann neben der Lineation eine gegen Westen
gerichtete Langung und Streckung der Qv,arz-Feldspataugen eingemessen
werden.
Deutung dieser Gefiigemerkmale:
Makroskopisch lasst sich erkennen, dass
Zur
die E-W
gerichtete Wellung
Petrographie
und
Geologie
des siidlichen Gotthardmassivs
577
jiinger ist als die N-S verlaufenden Bewegungsspuren (Lineation und
Kleinfaltelung), denn die in N-S Richtung gelangten Glimmerschuppen
sind durch die Wellung verbogen worden. Die steil nach Westen einfallenden Faltenachsen der Pratoserie und Corandonizone und die ahnlich
Quarz-Feldspataugen im Streifengneis sind
deutlich von der N-S Lineation iiberpragt und daher alter als diese.
Die enge Ubereinstimmung mit den Gefugemerkmalen der mesozoischen Pioramulde macht ein alpines Alter der N-S gerichteten Linea¬
tion, der dazu parallelen Kleinfaltelung und der E-W Wellung wahrscheinlich. Altersbestimmungen an gleichorientierten Biotiten des Fibbiagneises weisen auf ein Alter von 15—22 Mio. Jahren hin. Dieses junge
orientierte
Streckung
Alter mag
erklaren,
Prosagranit
der
warum
die N-S Lineation selbst im Tremola- und
auftritt.
alpinen Gefiigemerkmale kann im Feld nicht ohne weiErst die mikroskopische Untersuohung deutet
die N-S Lineation und die dazu parallele Kleinfaltelung
Die Natur der
teres
erkannt
darauf
werden.
hin, dass
in zwei verschiedenen Phasen entstanden sind. Die N-S Lineation des
Streckung und Umkristallisation der
Transportes. Sie wurde gebildet
Norden gleitenden alpinen Decken. Die
Gesteins kam zustande durch eine
des tektonischen
Mineralien in
unter der
Richtung
Einwirkung der
nach
N-S Lineation ist demnach eine a-Lineation.
gleichen Richtung verlaufende Kleinfaltelung
gebildet. Sie ist auf eine E-W Einengung
spateren
der siidlichen Zonen zuruckzufuhren, welche im Zusammenhang mit der
Biegung des Gotthardmassivs steht. Die N-S verlaufende Kleinfaltelung
stellt eine b-Lineation, senkrecht zur Einengungsrichtung, dar.
Die E-W gerichtete schwache Wellung des Gesteins ist die Folge eines
Die mehr
zufallig
in der
Phase
wurde in einer
erneuten schwachen S-N Schubes. Sie ist ebenfalls eine b-Lineation und
steht senkrecht
zur
Schubrichtung.
Lebenslauf
Ich, Rudolf Heinrich Steiger, wurde
geboren.
Meine
Primarschule
Biirgerorte
besuchte
am
5.
April
sind Zurich und Uetikon
ich
das
1932
am
in
Zurich
See. Nach der
Realgymnasium der Kantonsschule
Zurich, wo ich 1951 die Maturitat (Typus B) absolvierte. Im Herbst
des gleichen Jahres immatrikulierte ich mich an der Eidgenossischen
Technischen Hochschule, Abteilung fiir Naturwissenschaften. Nach einem
anderthalbjahrigen Unterbruch des Studiums infolge Militardienstes und
praktischer Tatigkeit legte ich im Friihjahr 1957 die Diplompriifung als
Ingenieur-Petrograph ab.
Seither bin ich als Assistent am Institut fiir Kristallographie und
Petrographie tatig. Nach der Ausfuhrung einer grosseren mineralchemischen Arbeit nahm ich die Ausarbeitung der vorliegenden Dissertation
in Angriff. Im Wintersemester 1960/61
wahrend der Beurlaubung
meines Lehrers, Herrn Professor Burri
ubernahm ich im Lehrauftrag
seine Vorlesungen und tjbungen.
—
—
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