Diplomarbeit Oralchirurgisch relevante Gefäß-Nervenbündel und deren knöcherne Begrenzungen im symphysennahen interforaminalen Teil der Mandibula eingereicht von Dr. med. univ. Matthias Fischer zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Zahnheilkunde (Dr. med. dent.) an der Medizinischen Universität Graz ausgeführt am Institut für Anatomie unter der Anleitung von Prof. Dr. Weiglein Andreas Graz, am 19.12.2014 Eidesstattliche Erklärung Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe verfasst habe, andere als die angegebenen Quellen nicht verwendet habe und die den benutzten Quellen wörtlich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Graz, am 19.12.2014 Dr. Matthias Fischer eh. i Danksagungen An dieser Stelle möchte ich mich recht herzlich bei meinem Betreuer Herrn Prof. Dr. Andreas Weiglein bedanken, der mir bei meiner Arbeit stets mit Rat und Tat zur Seite stand und damit maßgeblich am reibungslosen Ablauf meines Studienabschlusses beteiligt war. Die Tatsache überhaupt studieren zu dürfen verdanke ich meinen lieben Eltern, Dr. Thomas und Ingrid Fischer, die mich seit meiner Geburt in all meinem Tun unterstützten und mir in jeder Phase meines Lebens wichtigen Rückhalt boten. Zu guter Letzt danke ich meiner Freundin Stephanie und all meinen Freunden, durch die das Studium und das Leben in Graz so einzigartig und unvergesslich geworden sind. ii Zusammenfassung Zahlreiche Studien befassten sich mit der Beschreibung, Darstellung und Vermessung diverser Strukturen des Unterkiefers. Während der Nervus alveolaris inferior in seinem Verlauf vom Eintritt am Foramen mandibulae bis zum Austritt am Foramen mentale, seine Variationen, seine Darstellbarkeit und seine klinische Bedeutung in der Literatur relativ gut beschrieben sind, so ist die Region zwischen den beiden Foramina mentalia (Interforaminalregion) des Unterkiefers im Vergleich nur sehr spärlich untersucht. Diese Arbeit soll unter anderem klären ob ein röntgenologisch deutlich sichtbarer Canalis incisivus mandibulae tatsächlich ein ausgeprägtes neurovaskuläres Bündel beinhaltet bzw. ob auch bei im konventionellen Röntgen nicht sichtbaren Kanälen solch ein Gefäß-NervenStrang besteht. Außerdem soll geprüft werden, ob bei zahnlosen PatientInnen ein neurovaskuläres Bündel persistiert oder im Laufe der Zeit durch das Fehlen seiner Zielorgane degeneriert. Diese Frage ist insofern von Interesse, als beim zahnlosen Unterkiefer eine Implantatversorgung mit zwei, meist jedoch vier oder auch sechs interforaminal gesetzten Implantaten, eine sehr häufig praktizierte Therapieoption darstellt. Die Gefahr bei diesem Eingriff das Gefäß-Nervenbündel zu verletzen soll ebenfalls untersucht werden. Zur Klärung dieser Fragestellung wurden im Zuge der Diplomarbeit insgesamt .33. Unterkiefer aus der Präparatesammlung des Instituts für Anatomie der Medizinischen Universität Graz in unterschiedlicher Darstellungsweise präpariert und die relevanten Daten morphometrisch erhoben. In sämtlichen Präparaten konnte ein Gefäß-Nervenbündel (Nervus incisivus mandibulae) identifiziert werden von dem aus einzelne Äste in die Region der ehemaligen Zielorgane, der Zähne, ziehen. Außerdem war ein charakteristischer Verlauf dieses GefäßNervenstranges ausgehend vom Foramen mentale nach mesial feststellbar. Unterschreitet ein Unterkiefer eine bestimmte Gesamthöhe, dieser Grenzwert richtet sich nach der geplanten Implantatlänge, so sollte vor der geplanten Einbringung von Implantaten eine dreidimensionale Bildgebung erfolgen. Dies ermöglicht häufig eine Analyse des Verlaufes des Nervus incisivus mandibulae und durch Änderung der Implantatposition, -angulation, oder -länge könnte so eine Verletzung des Nerven im Zuge der Implantatversorgung vermieden werden. iii Abstract Numerous studies have dealt with the description, visualisation and measurement of various structures of the mandible. While the course of the inferior alveolar nerve from its entry at the mandibular foramen to its exit at the mental foramen, its variations, identification and its clinical relevance are well described in literature, the region between the two foramina mentalia (interforaminal region) of the mandible has been investigated only comparatively sparsely. This work aims to clarify whether a radiographically clearly visible mandibular incisive canal actually contains a distinct neurovascular bundle or if such a neurovascular strand consists even if there is no visible canal in a conventional X-ray. It will also address whether a neurovascular bundle persists in edentulous patients or degenerates due to the absence of its target organs over time. This question is of interest, as implant treatment with two, but usually four or six interforaminally placed implants, is a very commonly used therapeutic option in the treatment of edentulous mandibles. The risk of violating the neurovascular bundles during this intervention shall also be examined. To clarify this issue in the course of this thesis a total of 33 mandibles from the collection of the Institute of Anatomy at the Medical University of Graz were prepared in different techniques and the collected data was analysed morphometrically. In all preparations a neurovascular bundle (mandibular incisive nerve) could be identified from which individual branches move into the region of the former target organs, the teeth. In addition, a characteristic course of the neurovascular bundle was detected, starting from the mental foramen heading mesially. If the total height of a lower jaw is below a certain limit, which depends on the planned implant lentgh, a three-dimensional image should be taken prior to the operation. This often allows the analysis of the course of the mandibular incisive nerve and by changing the implant position, -angulation, or length a violation of the nerve can be avoided in the course of implant treatment. iv Inhaltsverzeichnis Danksagungen ....................................................................................................................... ii Zusammenfassung ................................................................................................................ iii Abstract ................................................................................................................................. iv Inhaltsverzeichnis .................................................................................................................. v Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................ vii Tabellenverzeichnis .............................................................................................................. ix 1 Einleitung ...................................................................................................................... 1 2 Allgemeiner Teil ............................................................................................................ 1 2.1 2.1.1 Die knöcherne Mandibula ............................................................................... 1 2.1.2 Der Nervus mandibularis ................................................................................. 6 2.1.3 Versorgungsgebiete des Nervus alveolaris inferior ....................................... 10 2.1.4 Erkennung des Foramen mentale in der Bildgebung .................................... 11 2.1.5 Anterior Loop ................................................................................................ 12 2.1.6 Canalis incisivus mandibulae ........................................................................ 17 2.1.7 Versorgungskonzepte des unbezahnten Unterkiefers .................................... 19 2.2 3 Anatomische Grundlagen ....................................................................................... 1 Fragestellung ......................................................................................................... 20 Material und Methoden ............................................................................................... 21 3.1 Materialien ............................................................................................................ 21 3.1.1 Auswahl der Präparate anhand des Bezahnungszustandes ............................ 21 3.1.2 Auswahl der Präparate anhand der Konservierungsmethode ........................ 21 3.1.3 Präparationstechniken .................................................................................... 22 3.1.4 Röntgenologische Untersuchung ................................................................... 23 3.1.5 Morphometrische Datenerhebung ................................................................. 23 3.1.6 Statistische Auswertung ................................................................................ 24 v 4 Ergebnisse – Resultate ................................................................................................. 24 4.1 Ergebnisse der röntgenologischen Untersuchung ................................................. 24 4.1.1 Panoramaaufnahmen der unbezahnten Mandibeln ........................................ 24 4.1.2 Panoramaaufnahmen der bezahnten Mandibeln ............................................ 27 4.2 Ergebnisse der Aufhellungspräparate ................................................................... 30 4.3 Ergebnisse der morphometrischen Datenerhebung bei 10 nach Thiel konservierten Hemimandibeln mit dem Diamantschleifer ..................................................................... 31 4.4 Ergebnisse der plastinierten Präparate .................................................................. 38 4.5 Darstellung des knöchernen Canalis incisivus mandibulae unter dem Mikroskop 41 5 Diskussion ................................................................................................................... 44 6 Conclusio ..................................................................................................................... 48 7 Literaturverzeichnis ..................................................................................................... 49 vi Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Knöcherne Mandibel bezahnt; Ansicht von links ........................................... 2 Abbildung 2: Knöcherne Mandibel bezahnt; Ansicht von vorne .......................................... 2 Abbildung 3: Vollbezahnte Mandibula mit Alveolarfortsatz; ............................................... 3 Abbildung 4: Radiologische und schematische Resorptionsklassen des Unterkiefers.......... 5 Abbildung 5: Unbezahnte, stark atrophierte Mandibula ....................................................... 5 Abbildung 6: Canalis mandibulae; Präparat aus der Sammlung des anatomischen Institutes Graz ....................................................................................................................................... 6 Abbildung 7: Hemimandibel rechts; Foramen mandibulae................................................... 8 Abbildung 8: Präparat Mandibula mit N. dentalis und N. mentalis ...................................... 9 Abbildung 9: Schema einer Mandibula mit N. dentalis und N. mentalis .............................. 9 Abbildung 10: Endaufzweigungen des Nervus mentalis zur sensiblen Versorgung von Haut und Schleimhaut .................................................................................................................. 11 Abbildung 11: Panoramaaufnahme zur Darstellung des anterioren Loops ......................... 14 Abbildung 12: CT-Scan zur Darstellung des anterioren Loops .......................................... 15 Abbildung 13: Seziertes Humanpräparat; Darstellung des anterioren Loops ..................... 16 Abbildung 14: Versorgungskonzept zahnloser Unterkiefer ................................................ 20 Abbildung 15: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 25 Abbildung 16: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 17: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 18: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 19: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 20: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 21: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 22: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 23: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 24: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 25: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 26 Abbildung 26: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 27 Abbildung 27: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 27 Abbildung 28: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 27 Abbildung 29: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 27 Abbildung 30: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 28 Abbildung 31: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 29 vii Abbildung 32: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 29 Abbildung 33: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 29 Abbildung 34: Panoramaaufnahme ..................................................................................... 29 Abbildung 35: Orthopantomogramm einer ausgetrockneten isolierten Mandibel; Foramen mentale markiert .................................................................................................................. 30 Abbildung 36: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal ................................................. 32 Abbildung 37: Hemimandibel beschliffen; Übersicht ......................................................... 32 Abbildung 38: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal ................................................. 32 Abbildung 39: Hemimandibel beschliffen; Übersicht ......................................................... 32 Abbildung 40: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal ................................................. 32 Abbildung 41: Hemimandibel beschliffen; Übersicht ......................................................... 32 Abbildung 42: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal ................................................. 33 Abbildung 43: Hemimandibel beschliffen; Übersicht ......................................................... 33 Abbildung 44: Plastinierte Mandibel von Schädel abgesetzt .............................................. 39 Abbildung 45: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät bis Foramen mentale präpariert ..... 39 Abbildung 46: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät vom Foramen mentale distalwärts präpariert; Nervus alveolaris inferior sichtbar ..................................................................... 40 Abbildung 47: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät vom Foramen mentale weiter mesialwärts präpariert; Nervus alveolaris inferior und Nervus incisivus mandibulae erkennbar ............................................................................................................................. 40 Abbildung 48: Plastinierte Mandibel mit Diamantdrahtsäge geschnitten; Ansicht von okklusal; Darstellung Nervus incisivus mandibulae ........................................................... 41 Abbildung 49: Aufnahme knöcherner Canalis incisivus mit dem Mikroskop .................... 42 Abbildung 50: Aufnahme knöcherner Canalis incisivus mit dem Mikroskop bei Durchleuchtung ................................................................................................................... 43 viii Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Resorptionsklassen des Unter- und Oberkiefers nach Cawood und Howell ........ 4 Tabelle 2: Anteil an PatientInnen mit bestehender anteriorer Schleife; Länge der anterioren Schleife ................................................................................................................................ 12 Tabelle 3: Vermessungsprotokoll von nach Thiel konservierten Hemimandibeln unbezahnt. ............................................................................................................................................. 36 ix 1 Einleitung 2 Allgemeiner Teil 2.1 Anatomische Grundlagen Im Folgenden werden die Schwerpunkte der anatomischen Erläuterungen auf den Bereich des bezahnten und unbezahnten Unterkiefers gelegt, da diese Arbeit ihr Hauptaugenmerk auf die Region zwischen den beiden Foramina mentalia (Interforaminalregion) richtet. 2.1.1 Die knöcherne Mandibula Grundsätzlich besteht die Mandibula aus einem parabolisch gekrümmten Körper, Corpus mandibulae, den paarig angelegten aufsteigenden Unterkieferästen, Rami mandibulae und den von diesen Ästen abzweigenden Fortsätzen, Processus condylares und Processus coronoidei. Am Corpus mandibulae sind eine Basis mandibulae und eine dieser Basis kammartig aufgesetzte Pars alveolaris zu unterscheiden. Diese Pars alveolaris ist als funktioneller Knochen der Zähne zu sehen und entwickelt sich dementsprechend erst mit dem Zahndurchbruch.(1) 1 Abbildung 1: Knöcherne Mandibel bezahnt; Ansicht von links (1) Abbildung 2: Knöcherne Mandibel bezahnt; Ansicht von vorne (1) In Bezug auf die knöcherne Mandibula ist folglich die Unterscheidung zwischen vorhandener Dentition und zahnlosem Unterkiefer wesentlich. Gehen aus etwaigen Gründen Zähne verloren, so bildet sich in diesem Bereich die Pars alveolaris durch die fehlende funktionelle Beanspruchung zurück.(1) 2 Eine oralchirurgisch bedeutsame Struktur stellt das beidseits im Unterkiefer angelegte Foramen mentale dar. Durch dieses tritt der Nervus mentalis, als Endast des Nervus alveolaris inferior und die Vasa mentalia. Die Position, Zahl, Form und Größe des Foramen mentale variiert individuell sehr stark. Beim bezahnten Unterkiefer ist das Foramen in der Regel oval bis rund und apikal des zweiten Unterkiefer-Prämolaren in der Mitte des Kieferkörpers gelegen. Austrittspunkte des Nervus mentalis werden jedoch vom Eckzahn bis zum ersten Molaren beschrieben.(2)(1) 2.1.1.1 Lokalisation des Foramen mentale: In den meisten Fällen liegt das Foramen mentale coronaler als der Mandibularkanal.(3)(4) Agthong et al. definierten die Position des Foramens 28mm hinter der Mittellinie der knöchernen Mandibula und 14 bis 15mm über dem Unterrand.(5) Ähnliche Zahlen finden Neiva et al. in ihren Untersuchungen.(2) Mraiwa et al. beschreiben die Lokalisation des Foramen mentale als mittig zwischen Alveolarrand und Unterrand des Unterkiefers, wobei dies wesentlich beeinflusst sein kann durch atrophiebedingten crestalen Knochenverlust.(6) Abbildung 3: Vollbezahnte Mandibula mit Alveolarfortsatz; Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 3 Beim unbezahnten Kiefer wandert das Foramen bedingt durch die Atrophie der Pars alveolaris stetig weiter nach kranial und kommt schließlich frei am oberen Kieferrand zu liegen.(1) Cawood und Howell klassifizierten die Atrophie des Unter- und Oberkieferknochens nach Zahnverlust auf Basis einer randomisierten Querschnittsstudie an 300 Humanpräparaten. Anhand ihrer Ergebnisse konnten sie zahnlose Kiefer in sechs Resorptionsbeziehungsweise Atrophieklassen unterteilen. (siehe Abbildung 4 und Tabelle 1) Sie fanden außerdem, dass im Zuge der Resorptionsvorgänge nach Zahnverlust die Basis von Maxilla und Mandibula annähernd unverändert bleibt, während der Alveolarfortsatz in vorhersagbarer Art und Weise signifikant in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung ab- und umgebaut wird. Eine solche Klassifikation soll die Beschreibung bestehender Knochenverhältnisse erleichtern und zudem als Planungsgrundlage für implantatprothetische Behandlungskonzepte dienen, da sowohl die Anzahl, die Position und der Durchmesser von Implantaten als auch die prothetische Versorgung dieser Implantate vom vorhandenen Knochenangebot abhängen.(7) Tabelle 1: Resorptionsklassen des Unter- und Oberkiefers nach Cawood und Howell Klasse 1 Bezahnt Klasse 2 Unmittelbar nach Zahnverlust Klasse 3 Gut gerundeter Kieferkamm mit adäquater Höhe und Breite Klasse 4 Messerscharfer Kieferkamm mit adäquater Höhe und inadäquater Breite Klasse 5 Flacher Kieferkamm mit inadäquater Höhe und Breite Klasse 6 Hochatrophe Kammform mit teils negativen Kieferkämmen (8) 4 Abbildung 4: Radiologische und schematische Resorptionsklassen des Unterkiefers (9) Fishel et al. prüften in ihrer Arbeit die Lage des Foramen mentale in der vertikalen Ebene (okkluso-appikal) in Bezug auf den ersten bzw. zweiten Prämolaren. Dieses lag, soweit es aufzufinden war, in 38,6% koronal des Apex, in 15,4% in Höhe des Apex und in 46,0% apikal des Apex bei den ersten Prämolaren. Bei den zweiten in 24,5% koronal des Apex, in 13,9% am Apex und in 61,6% apikal des Apex.(4) Abbildung 5: Unbezahnte, stark atrophierte Mandibula Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 5 Proximal dieses Foramens läuft der Nervus alveolaris inferior im Canalis mandibulae und bildet dort den Plexus dentalis inferior. Streng genommen handelt es sich hierbei nicht um einen Kanal sondern eine Rinne, da aus dem Plexus dentalis inferior Rami dentales inferiores an die Unterkieferzähne abgegeben werden und so cranial keine knöcherne Begrenzung besteht. Abbildung 6: Canalis mandibulae; Präparat aus der Sammlung des anatomischen Institutes Graz Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Den Eintritt des Nervus alveolaris inferior in den Kanal bildet das Foramen mandibulae, welches zwischen der Lingula mandibulae und dem Ligamentum sphenomandibulare liegt.(1) 2.1.2 Der Nervus mandibularis Der Nervus trigeminus tritt aufgeteilt in zwei Stränge, der Portio major und der wesentlich dünneren Portio minor, am vorderen Umfang des Brückenarmes hervor. Die Portio major besteht rein aus sensiblen, die Portio minor ausschließlich aus motorischen Nervenfasern. Durch eine Entbündelung der sensiblen Fasern entsteht im sogenannten Meckel´schen Raum die Pars triangularis. Diese wird begrenzt vom Rand des Ganglion semilunare, aus dessen konvexer Fläche die drei Hauptäste des Nerven hervortreten. Die motorische Portio minor bleibt stets selbstständig und legt sich dem dritten Ast an.(10) 6 Im Folgenden wird lediglich auf den dritten Ast des Nervus trigeminus eingegangen, dem Nervus mandibularis, auch als V1 bezeichnet und hier insbesondere auf den Nervus alveolaris inferior. Der Nervus mandibularis verlässt den knöchernen Schädel durch das Foramen ovale gemeinsam mit der Portio minor. Nach seinem Durchtritt teilt sich der Nerv in seine drei Hauptäste auf: Nervus auriculotemporalis, Nervus alveolaris inferior und Nervus lingualis. Hierbei ist der Nervus auriculotemporalis ein reiner Hautnerv und die anderen beiden überwiegend Schleimhautnerven. Die Portio minor versorgt als Nervus masticatorius die Kaumuskeln und einige andere kleinere Muskeln des 1. Kiemenbogens. Knapp unterhalb des Foramen ovale gehen einige kleinere Äste direkt aus dem Nervus mandibularis ab, sind jedoch für diese Arbeit unwesentlich. Kurz erwähnt sei hier dennoch der Nervus buccalis, der ebenso in dieser Höhe vom Hauptstamm abgeht. Auf seinem Weg durchzieht er den Musculus pterygoideus lateralis oder verläuft zwischen ihm und dem Musculus pterygoideus medialis zum unteren Teil des Musculus buccinator. Diesen durchbohrt er mit zahlreichen Ästen und versorgt schließlich die Wangenschleimhaut, die buccale Gingiva und das Periost zwischen lateralem Schneidezahn und Trigonum retromalare und auch das des aufsteigenden Astes bis zum Ansatz des Musculus temporalis. Außerdem innerviert er noch einen Teil der Haut am Vorderrand des Musculus masseter.(10) Als stärkster der drei Äste des Nervus mandibularis tritt der Nervus alveolaris inferior, nachdem er zwischen Musculus pterygoideus lateralis und –medialis gezogen ist, gemeinsam mit der Arteria alveolaris inferior zwischen Ramus mandibulae und Ligamentum sphenomandibulare in den Canalis mandibulae.(10) 7 Abbildung 7: Hemimandibel rechts; Foramen mandibulae (11) Die bislang beschriebenen anatomischen Gegebenheiten entsprechen der gängigen Lehrmeinung der meisten anatomischen Lehrbücher. Das Institut für Anatomie an der Medizinischen Universität Graz untersuchte in der Arbeit „Histology and intramandibular course of the inferior alveolar nerve“ den Canalis mandibulae und dessen Inhalt näher. Die Arbeitsgruppe konnte zeigen, dass in das Foramen mandibulae bereits zwei separate Nervenstränge in den Canalis mandibulae eintreten. Entgegen der langläufigen Lehrmeinung ist es nicht der Nervus alveolaris inferior respektive nach dem Austritt aus dem Foramen mentale der Nervus mentalis der Rami dentales zu den jeweiligen Zähnen abgibt, sondern der Nervus dentalis. Somit laufen über die gesamte Länge des Kanales zwei Nerven: Der Nervus mentalis und der Nervus dentalis. Letzterer verläuft in ganz charakteristischer und stets konstanter Weise um den Nervus mentalis herum.(12) Diese Lagebeziehung soll anhand der nächsten beiden Abbildungen deutlich gemacht werden. 8 Abbildung 8: Präparat Mandibula mit N. dentalis und N. mentalis Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Abbildung 9: Schema einer Mandibula mit N. dentalis und N. mentalis Wadu et al. beschreiben in ihrer Arbeit, dass sich der Nervus alveolaris inferior in der Molarenregion in den Nervus mentalis und die Nervi. incisivi teilt.(13) Der N. mentalis läuft im gleichnamigen Kanal weiter nach cranial und tritt gemeinsam mit Blutgefäßen aus dem Foramen mentale aus. Studien konnten zeigen, dass mesial des Foramen mentale ein Canalis incisivus mandibulae als Verlängerung des Canalis mandibularis weiterläuft.(14)(15) 9 Bei ca. 1% der PatientInnen teilt sich der Canalis mandibularis entweder in einer horizontalen oder vertikalen Ebene, was somit auch mehrere Foramina mentalia bedingt.(2) Zahlreiche Studien die sowohl die vertikale als auch die horizontale Lage des Foramen mentale untersuchten kamen zu dem Schluss, dass große Variationen vor allem auch zwischen unterschiedlichen Rassen bestehen. Die Tatsache, dass die Foramina mentalia auch coronal der Apices meist der Prämolaren liegen könnten, sollte demnach unbedingt bei der Planung von dentalen Implantaten berücksichtigt werden um Nervenschädigungen vorzubeugen.(2) 2.1.3 Versorgungsgebiete des Nervus alveolaris inferior Der Nervus alveolaris inferior versorgt sensibel durch Bildung des Plexus dentalis aus dem Nervus dentalis die Zähne des Unterkiefers. Nach dem Durchtritt des Nervus mentalis durch das Foramen mentale laufen noch sensible Fasern weiter zum Eckzahn und zu den Schneidezähnen und je nach Lage des Foramen mentale auch zum ersten Prämolaren des Unterkiefers.(1) Ob diese Fasern als Strang weiterlaufen von dem Äste zu den jeweiligen Zähnen abgehen, oder bereits aufgespaltene Äste im Trabekelwerk zu ihrem Zielorgan Zahn laufen und wie sich diese Situation nach Extraktion der Frontzähne in der Interforaminalregion verändert ist Teil der Fragestellung dieser Arbeit und soll anhand verschiedener Designs an Humanpräparaten geklärt werden. In der Regel treten drei Äste aus dem Foramen mentale aus. Einer innerviert die Haut um das Kinn, die anderen beiden die Haut der Unterlippe, die bukkale Schleimheut und die Gingiva bis zum zweiten Prämolaren zurück. Benachbarte Gewebe um den Eckzahn und um die Schneidezähne können auch vom Nervus mentalis innerviert sein.(2) 10 Abbildung 10: Endaufzweigungen des Nervus mentalis zur sensiblen Versorgung von Haut und Schleimhaut Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 2.1.4 Erkennung des Foramen mentale in der Bildgebung Untersuchungen mit der Fragestellung der eindeutigen Erkennung des Foramen mentale in verschiedenen bildgebenden Verfahren kamen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Mit Hilfe konventioneller Panoramaufnahmen wurde in einer Studie von Jacobs et al. das Foramen mentale zwar in ca. 94% gefunden, eindeutig und klar konnte es jedoch nur in ca. 49% der Fälle gesehen werden.(16). Ähnliche Zahlen lieferten auch andere Autoren. Anhand von Kleinbildern konnten Foramina mentalia in 75% (17) bzw. in einer anderen Untersuchung in lediglich 46,8% der Fälle gefunden werden.(4) Als mögliche Ursachen für die Schwierigkeiten das Foramen mentale auf Röntgenbildern eindeutig identifizieren zu können existieren verschiedene Erklärungsmodelle. Zum einen kann die Unterscheidung zwischen Foramen mentale und Trabekelwerk Probleme bereiten, zum anderen bieten dünne Mandibeln kaum Kontrast auf Röntgenbildern, oder die linguale 11 Kortikalis ist so stark, dass das Foramen mentale zu keiner radiologisch sichtbaren Dichteänderung führt.(2) Außerdem können ungenaue Kopfpositionen bei Panoramaröntgenaufnahmen und Neigungswinkel bei Kleinbildern zu Verzerrungen führen, die eine Identifizierung der korrekten Lage des Foramen mentale erschweren.(2) In Bezug auf die radiologische Vermessung von Knochen cranial zum Foramen mentale können weder anhand von Panorama- noch von Kleinbildaufnahmen präzise Aussagen getroffen werden. Computertomogramme mit einer durchschnittlichen Messdiskrepanz von 0,2 mm erzielen hierbei die genauesten Messergebnisse.(2) 2.1.5 Anterior Loop Als anteriore Schleife (anterior loop) bezeichnet man eine intraossäre Ausdehnung des Nervus alveolaris inferior nach anterior bevor der Nerv wieder weiter posterior als Nervus mentalis durch das Foramen mentale austritt.(2) Zahlreiche Publikationen beschäftigten sich mit der Darstellung und Vermessung dieser anterioren Schleife und bedienten sich dabei unterschiedlicher bildgebender Verfahren und Methoden. Folgende Tabelle soll die gefunden, teils stark voneinander abweichenden Ergebnisse darstellen.(2) Tabelle 2: Anteil an PatientInnen mit bestehender anteriorer Schleife; Länge der anterioren Schleife Autor Technik % Fallzahl Länge der Schleife CT scan 7 230 - CT scan - - 10mm (Einzelbild) Panoramaröntgen 12 - Bis zu 3mm Misch and Crawford50 Panoramaröntgen 12 324 Mittel: 5mm Jacobs et al. Panoramaröntgen 11 545 - Arzouman et al. Panoramaröntgen 56+ 25 Durchschn. Jacobs et al. 7 Rothman49 Misch 48 Knochenmarker 2,69 76 Bavitz et al. Humanpräparat 11 * Länge 4,17mm mit + ohne + - Mit 4,64mm* ohne 2,75mm* 35# Längste Schleife 1mm 24 Im Mittel 0,2mm; Zwischen 0,0mm und 1,0mm bei bezahnter Gruppe 23 0mm bei unbezahnter Gruppe 12 Kleinbild 54 35 Im Mittel 2,5mm; Zwischen 0,0mm und 7,5mm bei bezahnter Gruppe Im Mittel 0,6mm; Zwischen 0,0mm und 2,0mm bei unbezahnter Gruppe Rosenquist Humanpräparat 26 58 In 13 Fällen 0,5mm; in zwei Fällen 1mm; Im Mittel 0,15mm Kieser et al. Humanpräparat 0 56 - Kuzmanovic et al. Humanpräparat 37 22 Von 0,11mm bis 3,31mm Kleinbild 27 22 Von 0,5mm bis 3,0mm Humanpräparat 28 46 Von 0,4mm bis 2,19; nur einer Mardinger et al. mehr als 2,1mm Kleinbild 19 46 Von 0,5mm bis 2,95; nur einer mehr als 2,1mm Neiva et al. Humanpräparat 88 22 Im Mittel 4,13mm; Von 1,0mm bis 11,0mm Solar et al. Humanpräparat 59 37 Im Mittel 1,0mm; Von 0,5mm bis 5,0mm + = Panelipse; * = Orthoralix; # = bezogen auf 35 von 47 präparierten Mandibeln, von denen Kleinbilder gemacht wurden.(2) Um die Prävalenz und die Länge der anterioren Schleife zu untersuchen kamen folgende Methoden zum Einsatz: Panoramaaufnahmen von PatientInnen, Panoramaaufnahmen von Humanpräparaten unter Einsatz eines Markers, Kleinbilder von Humanpräparaten und CT Aufnahmen von PatientInnen und Humanpräparaten. In der Tabelle wird ersichtlich, dass verschiedene diagnostische Methoden und zum Teil abweichende Definitionen des anterioren Loops zu teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen führen.(2) 2.1.5.1 Panoramaaufnahmen Jacobs et al. konnten hierbei mit Hilfe eines Panoramaröntgens bei 11% der untersuchten PatientInnen eine anteriore Schleife finden, gaben jedoch keine Angabe zur Länge des Loops an. Misch und Crawford beobachteten, ebenfalls unter Verwendung von Panoramaaufnahmen, bei 12% der PatientInnen eine Schleife mit durchschnittlich 5mm Länge ohne Angabe der Grenzwerte. Arzouman et al. nutzten für ihre Studie zwei unterschiedliche Panoramaröntgengeräte und verglichen die jeweiligen Aufnahmen einmal 13 mit und einmal ohne radioopaken Marker bei insgesamt 25 anatomischen Trockenpräparaten. Dabei fanden sie eine anteriore Schleife in 56% (Panelipse) bzw. 76% (Orthoralix). Die durchschnittliche Länge der Loops variierte ohne Marker zwischen 2,69mm (Panelipse) und 2,75mm (Orthoralix) und mit radioopaken Markern zwischen 4,17mm (Panelipse) und 4,64mm (Orthoralix).(2) Arzouman et al. bedienten sich zur Vermessung des anterioren Loops noch einer weiteren Technik. Sie inserierten ein 2mm durchmessendes polyethylen Röhrchen in den mesialen Aspekt des Foramen mentale bei anatomischen Trockenpräparaten. Dabei ermittelten sie eine durchschnittliche Länge des Loops von 6,95mm. Hierbei nahmen sie an, dass der Durchmesser des Röhrchens mit 2mm denjenigen des Canalis incisivus übersteigt und somit die Penetration mesial des Foramen mentale genau die Länge der anterioren Schleife wiederspiegelt. Jacobs et al. ermittelten jedoch bei der Auswertung von 230 CT Scans von menschlichen Mandibeln einen durchschnittlichen vertikalen Durchmesser des Canalis incisivus von 4,7mm und bukko-lingual von 3,7mm. Daraufhin folgerten Rosenquist und Kuzmanovic, dass die von Arzouman angeführten großen Längen des anterioren Loops auf die Penetration in den Canalis incisivus zurückzuführen sind.(2) Abbildung 11: Panoramaaufnahme zur Darstellung des anterioren Loops (18) 14 2.1.5.2 CT- Scans Jacobs et al. konnten bei 7% von 230 untersuchten PatientInnen eine anteriore Schleife anhand von CT- Scans identifizieren. Rothman beschreibt das radiologische Erscheinungsbild des anterioren Loops als achter-Figur. Er behauptet es gäbe zwei Kreuzungsstellen des canalis mandibularis im Knochen, wobei ein unterer Anteil nach vorne und ein oberer nach hinten zieht. Außerdem beschreibt er, der Loop ist bis zu 10 mm lang.(2) Abbildung 12: CT-Scan zur Darstellung des anterioren Loops (19) 2.1.5.3 Sezierte Humanpräparate Die anatomische Präparation von humanen Mandibeln bietet den höchsten Evidenzlevel zur Darstellung eines anterioren Loops des Nervus mentalis. Zudem lassen sich durch die Sektion von Mandibeln Rückschlüsse auf die Aussagegenauigkeit von radiologischen Untersuchungen ziehen.(2) 15 Abbildung 13: Seziertes Humanpräparat; Darstellung des anterioren Loops (20) Solar et al. identifizierten in ihrer Studie bei 60% (22 von 37) der sezierten Mandibeln einen anterioren Loop, verglichen ihre Ergebnisse jedoch nicht mit radiologischen Untersuchungen. Die Länge der Schleife lag hierbei zwischen 0,5mm und 5mm, im Mittel bei 1mm. Dieser Mittelwert bezieht sich allerdings auf alle 37 Mandibeln, schließt demnach auch die Unterkiefer ein, bei denen kein Loop gefunden wurde, und ist demnach als zu niedrig einzuschätzen. Als Konsequenz ihrer Studie empfehlen Solar et al. bei der Implantation im interforaminalen Bereich einen Sicherheitsabstand von 6mm anterior zum Foramen mentale einzuhalten um Schädigungen des Nervus mentalis vorzubeugen.(2) Neiva et al. sondierten in ihrer Arbeit die mesiale kortikale Wand des Foramen mentale um so das Vorhandensein und die Länge des anterioren Loops zu untersuchen. Dabei wiesen sie bei 88% der 22 Präparate eine anteriore Schleife nach mit einer durchschnittlichen Länge von 4,13mm (von 1mm bis 11mm). Wiederum könnte die unbeabsichtigte Penetration in den Canalis incisivus die hohe Inzidenz und die große Länge der Schleife bedingen.(2) Rosenquist fand in seiner Arbeit bei 24% der 58 sezierten Mandibeln eine vordere Schleife mit einer mittleren Länge von 0,15mm. Dabei hatten 13 Mandibeln einen 0,5mm langen Loop und bei 2 Mandibeln betrug die Länge 1mm. Keiser konnte bei seiner Untersuchung von 56 Unterkiefern keine messbare Schleife finden.(2) 16 Bravitz et al. verglichen in ihrer Arbeit die Ergebnisse von Kleinbildern mit sezierten humanen Mandibeln. Mit Hilfe von Kleinbildaufnahmen konnten sie in 54% der untersuchten 35 Unterkiefer einen anterioren Loop entdecken. Lediglich bei 11% dieser 35 Fälle konnte ein anteriorer Loop durch die Sektion am Humanpräparat verifiziert werden. Die Längen variierten zwischen 0,0 und 7,5mm im Kleinbild und zwischen 0,0 und 1,0mm nach der Sektion. Ihre Empfehlung lautet Implantate in einem Mindestabstand von 1mm mesial des Foramens zu setzen.(2) Mardinger beschreibt ebenso eine schwache Korrelation zwischen einer radiologischen und anatomisch sezierten Darstellungen des Nervus mentalis. 70% der anatomisch gefundenen Loops erschienen nicht im radiologischen Bild. Zudem lieferten die Kleinbilder 40% falsch-positive Befunde, konnten demnach durch die anatomische Präparation nicht nachgewiesen werden. Ein Grund für diese hohe Zahl an falsch-positiven Befunden könnte die Verwechslung des Anfanges des Canalis incisivus mit einem tatsächlichen anterioren Loop sein. Die Länge betrug hierbei zwischen 0,5 und 2,95mm auf den Röntgenbildern und zwischen 0,4 und 2,19mm am Humanpräparat.(2) 2.1.6 Canalis incisivus mandibulae Der Canalis incisivus mandibulae stellt eine weitere bedeutende anatomische, respektive chirurgisch relevante Struktur dar. In der Literatur wird er für gewöhnlich als Verlängerung des Mandibularkanals nach anterior beschrieben und beinhaltet ein neurovaskuläres Bündel. Die Länge, Form, Existenz und der Verlauf dieses Kanals wird jedoch sehr kontrovers diskutiert.(14) Jacobs et al. befassten sich in ihrer Arbeit einerseits mit der Erkennung des Canalis incisivus mandibulae und anderer anatomischer Strukturen (Canalis mandibulae, Foramen mentale, Foramen linguale und anteriore Schleife) der intraforaminalen Region auf CTScans und andererseits mit der radiologischen Beschreibung seines Verlaufes und seiner Größenverhältnisse. Dieser CT-Untersuchung ging eine Pilotstudie voraus, bei der 24 halbe Mandibeln von Leichen zuerst radiographiert und anschließend in unterschiedlicher Höhe geschnitten wurden. In dieser Studie war ein Canalis incisivus mandibulae in 22 von 24 Fällen eindeutig zu erkennen.(21) Folgende Parameter wurden anhand von Schnittbildern ermittelt: Vertikaler und bukkolingualer Durchmesser der äußeren Kontur, Durchmesser der inneren Kontur und der 17 Abstand der unteren Kanalkontur zum unteren knöchernen Rand der Mandibel. Schließlich wurde der Verlauf des Canalis incisivus mandibulae noch einer von drei Subgruppen zugeordnet: mittleres 1/3, oberes 1/3 und unteres 1/3. Anhand der insgesamt 230 in dieser Studie untersuchten Mandibeln kam die Arbeitsgruppe um Jacobs auf folgende Ergebnisse: Im Spiral CT-Scan konnte ein Mandibularkanal in 98% der Fälle identifiziert werden, allerdings nur bei 37% mit guter Sichtbarkeit. Das Foramen mentale war in allen Fällen zu finden, 97% davon gut erkennbar. Bei 7% der Mandibeln war außerdem ein anteriorer Loop zu verzeichnen. Das Foramen linguale war sichtbar in 82%, obgleich nur zu 17% klar ersichtlich. Der Canalis incisivus mandibulae wurde bei 93% der Fälle erkannt mit einer klaren Sichtbarkeit von 22%. Er erscheint im CT-Scan als rundes, strahlendurchlässiges Gebilde inmitten des trabekulären Mandibularknochens umrundet von einem radioopaken Rand, der die Kanalwand repräsentiert.(21) Der Verlauf des Kanals wird beschrieben als leicht abwärts gerichtet beginnend vom Foramen mentale bis zur Symphysenregion der Mandibel. Ab der Höhe des zentralen unteren Schneidezahns konnte in keinem der 230 Fälle ein klar definierter Kanal gefunden werden. 55% der Kanäle verliefen hierbei im unteren Drittel der Mandibel, der Rest im mittleren Drittel. Der mittlere vertikale und bukko-linguale Durchmesser der äußeren Kontur und der Durchmesser der inneren Kontur betrugen 4,7mm, 3,7mm und 1,1mm mit den jeweiligen Standardabweichungen 1,1mm, 0,7mm und 0,3mm. Der Abstand vom Unterrand der Mandibel zum Unterrand der äußeren Kontur betrug im Mittel 7,6mm, Standardabweichung war 2,2mm. Es wurde auch untersucht ob die Parameter Geschlecht und Alter Einfluss auf die Sichtbarkeit oder die Lokation und den Verlauf haben. Es konnte kein Zusammenhang gefunden werden. Als eine der Konsequenzen dieser Arbeit geht in der Diskussion hervor, dass ein großer Canalis incisivus mandibulae ein ebenso voluminöses neurovaskuläres Bündel beinhalten könnte. Dies könnte sowohl Einflüsse auf eine erfolgreiche Osseointegration haben, als auch zu postoperativen sensorischen Dysfunktionen führen, falls ein dentales Implantat oder die Präparation des Implantatbettes das neurovaskuläre Bündel quetscht, zerreißt oder in anderer Form negativ beeinflusst.(21) Mraiwa et al. untersuchten in ihrer Arbeit ebenfalls die Existenz und den Verlauf des Canalis incisivus mandibulae anhand von unterschiedlichen Röntgenaufnahmen und anatomischen Schnittpräparaten. Sie fanden einen makroskopisch sichtbaren Kanal in 96% 18 der 50 untersuchten Unterkiefer. Im Mittel befand sich der Kanal in 9,7mm Abstand zum Unterkieferunterrand mit einer Standardabweichung von 1,8mm. Der Verlauf hin zur Unterkiefersymphyse wird als leicht abwärts gerichtet beschrieben. In der Mitte der Unterkiefersymphyse konnte in nur 18% der untersuchten Mandibeln ein Canalis incisivus mandibulae gefunden werden. Der Mittlere innere Durchmesser des Kanals betrug 1,8mm mit einer Standardabweichung von 0,5mm und war nahe dem Foramen mentale am größten. In 91% der Fälle wies der Kanal eine deutliche kortikale Begrenzung auf. Mit Hilfe von okklusalen Röntgenbildern und Kleinbildern konnte der Canalis incisivus mandibulae nicht identifiziert werden. Die Darstellung des Kanals mittels Orthopantomogramm gelang bei 50% der untersuchten Präparate. CT-Bilder lieferten sehr genaue Darstelllungen des Canalis incisivus mandibulae. In 96% der Fälle konnte ein Kanal gefunden werden, mit 50% guter, 41% mäßiger und 5% schlechter Sichtbarkeit.(14) 2.1.7 Versorgungskonzepte des unbezahnten Unterkiefers Versorgungskonzepte des zahnlosen Unterkiefers reichen von Schleimhaut getragenen Totalprothesen über abnehmbare Prothesen auf der Basis von dentalen Implantaten unterschiedlicher Anzahl und verwendeter Suprastruktur bis hin zu festsitzenden Lösungen. Da sich diese Arbeit auf die interforaminale Region und die Auswirkungen gesetzter Implantate in diesem Bereich bezieht, wird im Folgenden der Goldstandard zur Versorgung eines unbezahnten Unterkiefers an der Abteilung für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde im LKH Graz erläutert. In der Regel werden vier Implantate, seltener auch sechs, interforaminal gesetzt. Dabei sollten die distalen Implantate möglichst weit distal zu liegen kommen um entstehende Kaukräfte gut zu verteilen und um den entstehenden Hebel zwischen Kauzentrum, welches sich in Regio 6 befindet, und distalen Implantaten klein zu halten. Außerdem sollten die mesialen Implantate voneinander und auch von den distalen Implantaten möglichst weit entfernt liegen. Abhängig von der Bildgebung ist ein Mindestabstand von 6mm mesial zum Foramen mentale für die Osteotomie einzuhalten um den Nervus alveolaris inferior bzw. 19 den Nervus mentalis nicht zu verletzen. Das Foramen mentale wird standardmäßig vor der Osteotomie chirurgisch dargestellt. Abbildung 14: Versorgungskonzept zahnloser Unterkiefer Patientenfall Prof. Lorenzoni M. Graz Anschließend werden je nach Primärstabilität der Implantate und Risikosituation der/des Patientin/en die Implantate entweder sofortversorgt oder sie heilen drei Monate offen oder geschlossen ein. In beiden Fällen ist in der Regel nach erfolgreicher Einheilung eine definitive Versorgung nach drei Monaten möglich. Zumeist wird, solange dies aufgrund der individuellen Risiko- und Hygienesituation der/des Patientin/en möglich ist, ein zahnloser Unterkiefer an der Abteilung für Zahn,- Mund- und Kieferheilkunde am LKH Graz festsitzend mit einer verschraubten Kunststoffbrücke versorgt. Die Zahnreihe wird dabei beidseits bis zum 1.Molaren aufgestellt. 2.2 Fragestellung Diese Arbeit soll unter anderem klären ob ein röntgenologisch deutlich sichtbarer Canalis incisivus mandibulae tatsächlich ein ausgeprägtes neurovaskuläres Bündel beinhaltet bzw. ob auch bei im konventionellen Röntgen nicht sichtbaren Kanälen solch ein Gefäß-NervenStrang besteht. Außerdem soll geprüft werden, ob bei/m zahnlosen PatientInnen ein 20 neurovaskuläres Bündel persistiert oder im Laufe der Zeit durch das Fehlen seiner Zielorgane degeneriert. Diese Frage ist insofern von Interesse, als beim zahnlosen Unterkiefer eine Implantatversorgung mit zwei, meist jedoch vier oder auch sechs interforaminal gesetzten Implantaten, eine sehr häufig praktizierte Therapieoption darstellt. Die Gefahr bei diesem Eingriff das Gefäß-Nervenbündel zu verletzen soll ebenfalls untersucht werden. 3 Material und Methoden 3.1 Materialien Zur Klärung dieser Fragestellung wurden im Zuge der Diplomarbeit insgesamt .33. UK aus der Präparatesammlung des Instituts für Anatomie der medizinischen Universität Graz in unterschiedlicher Darstellungsweise präpariert und die relevanten Daten morphometrisch erhoben. Auf Alter und Geschlecht wurde in dieser Arbeit keine Rücksicht genommen. Entscheidend war jedoch der Bezahnungszustand. 3.1.1 Auswahl der Präparate anhand des Bezahnungszustandes Für diese Arbeit wurden 8 voll- bzw. teilbezahnte, aber zumindest in der Front vollbezahnte Mandibeln und 25 unbezahnte Unterkiefer unterschiedlichen Atrophiegrades untersucht. 3.1.2 Auswahl der Präparate anhand der Konservierungsmethode Die Gesamtzahl der Präparate setzt sich zusammen aus: 32 nach Thiel konservierten Präparaten teils mit Gefäßinjektion.(22)(23)(24) Die Gefäßinjektion dient hierbei der sicheren Identifikation der arteriellen Blutversorgung bei der Makro- und Mikropräparation. Im Gegensatz zu den gut präparierbaren Thiel konservierten Präparaten sind plastinierte Präparate sehr gut zu schneiden bzw. zu schleifen. 21 So wurden zwei plastinierte Mandibeln, eine in Silikontechnik S10 und eine in Polyesthertechnik P35 für die Untersuchung herangezogen.(25)(26) 3.1.3 Präparationstechniken Die plastinierten Präparate wurden nach vollständiger Aushärtung mittels Diamantbandsäge geschnitten bzw. mit Diamantschleifgerät geschliffen. Der Vorteil von plastinierten Präparaten gegenüber Nativpräparaten ist die durchgehend annähernd gleiche Konsistenz aller Gewebe. Dies gewährleistet durch exakte Schnitt-und Schleiftechnik die Vermeidung von zu großer Wärmeentwicklung im Schnittbereich und demnach keine Gewebszerreißung. Dadurch ist die Darstellung von knöchernen Kanälen mitsamt Inhaltsstrukturen wie Gefäße und Nerven am Schnitt möglich. Der Polyesthertechnik ist hierbei der Vorzug zu geben, da die Präparate durch die größere Härte besser zu schneiden sind und diese zudem durchsichtig sind. Aufgrund der sehr hohen Kosten und vor allem dem enormen Zeitaufwand zur Herstellung dieser Präparate konnten nicht mehrere plastinierte Mandibeln für diese Untersuchung herangezogen werden. In ähnlicher Weise wurden auch 10 nach Thiel konservierte Hemimandibeln mit dem Diamantschleifer präpariert. Da bei derartig konservierten Präparaten die Konsistenz verschiedener Gewebe unterschiedlich und sehr ähnlich derjenigen beim lebenden Menschen ist, besteht im Gegensatz zu der Bearbeitung von plastinierten Präparaten die Gefahr der Gewebszerreißung. Die Präparation der Hemimandibeln fand in folgender Weise statt: Entfernung sämtlicher Weichgewebe die an der knöchernen Mandibel anhafteten mittels Luer und Knochenschaber unter Schonung des Eintritts des Nervus alveolaris inferior und des Nervus dentalis in das Foramen mandibulae und gleichermaßen des Austritts des Nervus mentalis aus dem Foramen mentale. Ausgehend vom Foramen mentale wurde schichtweise der bukkale Knochen distal des Foramen mentale mittels Diamantschleifer entfernt bis der Canalis mandibulae samt seiner Inhaltsstrukturen sichtbar wurde. Hier war besonders darauf zu achten den weichen leicht feuchten GefäßNervenstrang nicht zu zerreißen. Auf diese Art wurde der Gefäß-Nervenstrang in seiner gesamten Ausdehnung vom Foramen mandibulae bis zum Foramen mentale dargestellt. In der Folge wurde der bukkale Knochen mesial des Foramen mentale schichtweise abgetragen und versucht einen Canalis incisivus mandibulae bzw. im Trabekelwerk laufende Gefäß-Nervenbündel in ihrem Verlauf darzustellen. 22 Ähnlich wie bei der Polyesthertechnik können Gewebe durch Entkalkung und Einlegen in Flüssigkeiten mit gleichem Lichtbrechungsindex durchsichtig gemacht werden. (Spalteholztechnik) (27) Diese sogenannten Aufhellungen ermöglichen eine zerstörungsfreie dreidimensionale Betrachtung der Inhalte von knöchernen Kanälen. Insgesamt wurden für die Untersuchung 5 bezahnte und 15 unbezahnte Mandibeln der Aufhellung unterzogen. 3.1.4 Röntgenologische Untersuchung Alle 20, der oben beschriebenen Aufhellung unterzogenen, Präparate wurden zuvor digital röntgenologisch durch befundet. Besonderes Augenmerk wurde auf den Canalis incisivus, dessen Identifikation, Verlauf und Ausdehnung gelegt. Eine artefaktfreie Darstellung dieser Region war aufgrund der Eigenschaften des Konservierungsmediums nur schwer möglich. In Thiel´scher Lösung konservierte Präparate erscheinen im Röntgenbild sehr grieselig. Grund dafür ist der hohe Salzgehalt der Lösung. Das Salz ist röntgenopak und verursacht somit Bildartefakte. Zur Darstellung der dreidimensionalen rein knöchernen Situation wurde ein digitales Volumen Tomogramm mittels Planmeca, Software Romexis aufgenommen. Diese Aufnahme wurde freundlicherweise durch Herrn Ing.Gernot Gragl Firma Dockter und Partner Medtechnik GmbH angefertigt. 3.1.5 Morphometrische Datenerhebung Zur Erhebung der morphometrischen Daten wurde ein Protokollblatt verfasst. Auf diesem wurde in Bezug auf die Asthöhe der Abstand des knöchernen Unterkieferunterrandes zur Mitte des Unterkiefer-Hauptgefäß-Nervenbündels protokolliert. Je nach vermessener Region liegt dieses Gefäß-Nervenbündel entweder im Canalis mandibulae oder im Canalis incisivus mandibulae. Die Asthöhe ist die Distanz vom Capitulum Mandibulae bis zum Gonion. In gleicher Weise wurde die Distanz von krestaler Knochenkante bis zur Kanalmitte vermerkt. Die Vermessung der Präparate erfolgte mit der Schublehre. 23 3.1.6 Statistische Auswertung Die gewonnen Daten wurden in das Tabellenkalkulierungsprogramm Microsoft Excel übertragen und geordnet. Anschließend erfolgten die deskriptiv statistische Auswertung und die grafische Darstellung der Ergebnisse anhand der Analysesoftware IBM SPSS Statistics, Version 2.2. 4 Ergebnisse – Resultate 4.1 Ergebnisse der röntgenologischen Untersuchung 4.1.1 Panoramaaufnahmen der unbezahnten Mandibeln Die röntgenologische Darstellung der nach Thiel konservierten Präparate lieferte folgende Ergebnisse. Wie schon kurz erwähnt ist eine artefaktfreie radiologische Darstellung der Präparate durch den hohen Salzgehalt des Einlegemediums kaum möglich. Die Salze sind röntgenopak und lassen das Bild dadurch grieselig erscheinen. Die Identifikation des Canalis mandibulae ist in den meisten Fällen möglich. Bei einigen Präparaten wurde zur einfacheren Orientierung das Foramen mentale mit einem Drahtstück markiert. Bei wenigen Präparaten ist ein Canalis incisivus mandibulae ansatzweise erkennbar. (siehe Abbildung Mandibel unbezahnt Nr. 1 und Nr.2). Anhand der Panoramaaufnahmen ist jedoch gut ersichtlich, dass der Abstand des Foramen mentale bzw. des Canalis mandibulae vom Unterrand des Unterkiefers relativ konstant ist. Im Gegensatz dazu ist die Distanz des krestalen Knochenrandes der Mandibula zu den genannten Strukturen sehr unterschiedlich und vom Ausmaß der Knochenatrophie des Unterkiefers abhängig. Als Nebenbefund sei hier erwähnt, dass das Knochenangebot, zumindest die Knochenhöhe, interforaminal verglichen mit dem Seitzahnbereich meist deutlich größer ist. Gründe dafür sind einerseits die vermehrt einwirkenden Kräfte bei Bewegungen des Unterkiefers im Sinne einer Torquierung und andererseits gehen die Frontzähne in der Regel später verloren als die Seitzähne. 24 Abbildung 15: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 1; Nasspräparat Foramen mentale markiert 25 Abbildung 16: Panoramaaufnahme Abbildung 17: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 3; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 2; Nasspräparat Foramen mentale markiert Abbildung 18: Panoramaaufnahme Abbildung 19: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 5; Nasspräparat Foramen mentale markiert Unbezahnte Mandibel Nr. 4; Nasspräparat Abbildung 20: Panoramaaufnahme Abbildung 21: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 7; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 6; Nasspräparat Abbildung 22: Panoramaaufnahme Abbildung 23: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 9; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 8; Nasspräparat Abbildung 24: Panoramaaufnahme Abbildung 25: Panoramaaufnahme 26 Unbezahnte Mandibel Nr. 11; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 10; Nasspräparat Abbildung 26: Panoramaaufnahme Abbildung 27: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 13; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 12; Nasspräparat Abbildung 28: Panoramaaufnahme Abbildung 29: Panoramaaufnahme Unbezahnte Mandibel Nr. 15; Nasspräparat Unbezahnte Mandibel Nr. 14; Nasspräparat 4.1.2 Panoramaaufnahmen der bezahnten Mandibeln Ähnlich wie bei der röntgenologischen Darstellung unbezahnter Mandibeln ist auch bei Panoramaaufnahmen von bezahnten Unterkiefern keine eindeutige Identifikation des Canalis incisivus mandibulae möglich. Allerdings kann auch hier der Kanal zum Teil in seinem Verlauf, ausgehend vom Foramen mentale, erahnt werden. (Siehe Abbildung 30 Bezahnte Mandibel Nr. 3). 27 Die Panoramaaufnahmen der bezahnten Mandibeln sollen in erster Linie zeigen, dass in der Darstellbarkeit des Canalis inzisivus mandibulae zwischen bezahnten und unbezahnten Unterkiefern im Wesentlichen kein Unterschied besteht. Unabhängig vom Bezahnungszustand ist die Identifikation des Canalis incisivus mandibulae mit Hilfe eines Orthopantomogramms nicht eindeutig möglich, zumindest nicht bei nach Thiel konservierten Präparaten. Abbildung 30: Panoramaaufnahme Bezahnte Mandibel Nr. 3; Nasspräparat Foramen mentale markiert 28 Abbildung 31: Panoramaaufnahme Abbildung 32: Panoramaaufnahme Bezahnte Mandibel Nr. 1; Nasspräparat Bezahnte Mandibel Nr. 2; Nasspräparat Foramen mentale markiert Abbildung 33: Panoramaaufnahme Abbildung 34: Panoramaaufnahme Bezahnte Mandibel Nr. 4; Nasspräparat Foramen mentale markiert Bezahnte Mandibel Nr. 5; Nasspräparat Foramen mentale markiert Zusätzlich zu den oben genannten Röntgenaufnahmen wurde ein Orthopanthomogramm einer ausgetrockneten isolierten Mandibel aufgenommen. Durch das weitgehende Fehlen von Artefakten, bedingt durch Weichgewebe, röntgenopake Salze des Einlegemediums, anderer Knochen etc., ist die Beurteilung des Canalis incisivus mandibulae relativ gut möglich. Zur besseren Orientierung wurde das Foramen mentale mit einem Stück Metalldraht markiert. Auch anhand des Röntgenbildes ist der schon erwähnte charakteristische Verlauf des Nervus incisivus mandibulae bzw dessen knöcherner Kanal erkennbar. Vom Foramen mentale weg senkt sich der Kanal bis in etwa Regio 3 ab um von dort wieder Richtung laterale und zentrale Schneidezähne anzusteigen. 29 Abbildung 35: Orthopantomogramm einer ausgetrockneten isolierten Mandibel; Foramen mentale markiert 4.2 Ergebnisse der Aufhellungspräparate Ziel der Aufhellungen wäre eine Darstellung von Weichgewebsstrukturen (Nerven und Gefäße) innerhalb ihrer knöchernen Begrenzung, ohne dabei deren Lage durch das mechanische Abtragen des Knochens zu beeinflussen. Die Ergebnisse sollten hierbei die aus der mechanischen Präparation gewonnenen Erkenntnisse bestätigen. Die Aufhellung und somit die Sichtbarmachung des Gefäß-Nervenstranges ist zwar zum Teil gelungen, eine vollständige Transparenz der Präparate konnte jedoch nicht erreicht werden. Gründe dafür sind einerseits ein Zeitmangel, nach Thiel konservierte Präparate benötigen zur vollständigen Aufhellung mehrere Monate. Und andererseits muss das korrekte Mischverhältnis der erforderlichen Chemikalien erst empirisch für die entsprechende Region ausgetestet und definiert werden. Zudem spielen äußere Einflüsse wie Druck und Temperatur eine entscheidenden Rolle im Erfolg der Aufhellung. Erst die richtige Zusammensetzung der Chemikalien, diese ist von Präparat zu Präparat verschieden, in Verbindung mit den optimalen äußeren Einflüssen ermöglicht eine vollständige Aufhellung. 30 4.3 Ergebnisse der morphometrischen Datenerhebung bei 10 nach Thiel konservierten Hemimandibeln mit dem Diamantschleifer Die Präparation der nach Thiel konservierten Hemimandibeln mit dem Diamantschleifer ermöglichte eine sehr präzise Darstellung des Gefäß-Nervenbündels im Unterkiefer. Es konnte bei sämtlichen der Bearbeitung unterzogener Hemimandibeln der gesamte Verlauf des Gefäß-Nervenstranges beginnend beim Foramen mandibulae bis zum Foramen mentale und außerdem vom Foramen mentale mesialwärts bis zur Region der zentralen bzw. zumindest der lateralen Incisivi dargestellt werden. Bei einem der Präparate riss das GefäßNervenbündel während des Schleifvorganges in Höhe Regio 4 ab. Anhand der Präparate war ein charakteristischer Verlauf der Nerven zu erkennen. Kurz vor dem Austritt des Nervus mentalis aus dem Foramen mentale steigt der Nerv deutlich bis zum Foramen hin an. Vom Foramen mentale mesialwärts erstreckt sich die Fortsetzung des Gefäß-Nervenstranges zur Versorgung der Front- und Eckzähne und auch der ersten Prämolaren. In allen Präparaten ist ein Gefäß-Nervenbündel zu erkennen von dem aus einzelne Äste in die Region der ehemaligen Zielorgane, der Zähne, ziehen. Diese Äste sind trotz des Verlustes der Bezahnung in unterschiedlicher Dimension erhalten geblieben. Die eindeutige Identifikation und somit der Beweis, dass es sich bei den gefundenen Strukturen um Nervengewebe handelt, erfolgte durch Färbung mit Methylenblau, welches eine selektive Darstellung des Glykogen im Nerven ermöglicht. Vom Foramen mentale aus senkt sich der Nerv bei allen Präparaten ab und erreicht in Regio 3 ein Maximum der kaudalen Auslenkung. Von hier aus kommt es in den meisten Fällen zu einem erneuten Anstieg des Nervenbündels. Nach Abgabe des Astes zur Versorgung der Regio 2 endet das Bündel als dünner Ausläufer in Regio 1. (siehe Abbildungen XY.) 31 Abbildung 36: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal Abbildung 37: Hemimandibel beschliffen; Übersicht Abbildung 38: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal Abbildung 39: Hemimandibel beschliffen; Übersicht Abbildung 40: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal Abbildung 41: Hemimandibel beschliffen; Übersicht Präparate aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Bei zwei Präparaten, siehe Tabelle XY Präparat V und X und Abbildung XY, verläuft der Nerv nachdem er sich vom Foramen mentale aus abgesenkt hat auf einer Ebene und die einzelnen Äste gehen von diesem Stamm aus in die Zielregionen ab. 32 Abbildung 42: Hemimandibel beschliffen; Interforaminal Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Abbildung 43: Hemimandibel beschliffen; Übersicht Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 33 Die Vermessung der mittels Diamantschleifer dargestellten Strukturen mit der Schublehre lieferte folgende Ergebnisse: Als Referenzgröße diente bei sämtlichen Vermessungen die Astöhe des jeweiligen Unterkiefers. Diese bewegte sich zwischen minimal 6,3cm und maximal 7,5cm. Der Mittelwert betrug 6,83cm mit einer Standardabweichung von 0,35cm. Die Distanz des krestalen Knochenrandes des Unterkiefers bis zum Zentrum des GefäßNervenbündels ist stark abhängig vom Ausmaß der Knochenatrophie. Die ermittelten Distanzen bewegten sich zwischen maximal 18,0mm in Regio 3 und minimal 1,0mm in Regio 1. Der errechnete Mittelwert betrug 9,76mm mit einer Standardabweichung von 4,57mm. Da sich das Interesse dieser Arbeit auf die interforaminale Region fokussiert wurde der eben genannte Abstand vom Foramen mentale aus mesialwärts, also ab der geschätzten Regio 4 separat analysiert. Aufgrund der fehlenden Bezahnung ist die Region in der sich das Foramen mentale befindet nicht eindeutig zu bestimmen. Diese Schätzung beruht auf der statistisch häufigsten Lokalisation des Foramen mentale zwischen erstem und zweitem Prämolaren. Die Ergebnisse dieser Analyse weichen kaum von denen der zuvor genannten ab. Die Distanz des krestalen Knochenrandes des Unterkiefers bis zum Zentrum des GefäßNervenbündels ab Regio 4 betrug im Mittel 10,01mm mit einer Standardabweichung von 4,58mm. Der Maximalwert lag bei 18,0mm und der Minimalwert bei 1,0mm. 34 Der Abstand vom Unterkieferunterrand bis zur Mitte des Gefäß-Nervenbündels ist von Atrophieprozessen weitgehend unabhängig. Die Varianz dieser Distanz zwischen den Präparaten ist demnach auch nicht so groß wie diese vom krestalen Knochenrand aus gemessene. Sie lag bei den Präparaten zwischen maximal 18,0mm in Regio 4 und minimal 7,0mm in Regio 3. Hier lagen der Mittelwert bei 11,12mm und die Standardabweichung bei 2,39mm. Ein Abstand von 18,0mm vom Unterkieferunterrand bis zur Mitte des GefäßNervenbündels wurde allerdings bei lediglich einem Präparat gemessen und sollte demnach als Ausreißer angesehen werden. Auch hier erfolgte die separate Analyse des Abstandes ab Regio 4. Der Mittelwert lag bei 11,38mm mit einer Standardabweichung von 2,64mm. Maximal- und Minimalwert betrugen 18,0mm und 7,0mm. Die ermittelten Werte (siehe Tabelle XY) spiegeln den charakteristischen Verlauf des Nerven im Unterkiefer wieder. 35 Tabelle 3: Vermessungsprotokoll von nach Thiel konservierten Hemimandibeln unbezahnt. Präparat I: Asthöhe 6,6cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel II: Asthöhe 6,7cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel III: Asthöhe 7,0cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel IV: Asthöhe 6,6cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel V: Asthöhe 6,6cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel Regio mm 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 7,0 8,5 11,5 11,0 12,0 14,5 14,0 14,0 14,5 15,0 18,0 17,0 10,5 12,0 10,0 11,0 5,5 9,0 12,5 10,0 8,0 9,5 9,5 7,5 11,5 12,5 13,0 14,5 16,0 14,5* -* 9,0 10,0 8,5 9,0 7,0 7,5 8,0 7,5 7,5 9,5 12,5* 11,0 11,0* 36 VI: Asthöhe 6,3cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel VII: Asthöhe 6,7cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel VIII: Asthöhe 7,3cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel IX: Asthöhe 7,0cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel X: Asthöhe 7,5cm Abstand krestaler Knochenrand im UK bis Zentrum GefäßNervenbündel Abstand UK-Unterrand bis Zentrum Gefäß-Nervenbündel 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 5 4 3 2 1 11,0* 2,5 4,0 5,0 3,0 1,0 10,0 10,5 10,5 15,0 18,0 9,5 12,0 15,5 12,0 11,0 12,5 10,0 15,0 3,5 4,0 6,0 5,5 3,0 11,0 12,0 11,0 13,5 16,0 10,0 9,0 10,0 10,5 16,5 14,5 16,0 13,0 11,0 10,0 10,5 7,0 7,0 7,0 Die angeführte Asthöhe soll hierbei als Referenzgröße dienen. 37 Neben den Distanzen vom Unterkieferunterrand und von der krestalen Knochenkante der Mandibel zum Zentrum des Gefäß-Nervenstranges wurde auch die Gesamthöhe der vermessenen Mandibeln mesial des Foramen mentale ermittelt. Die Gesamthöhe ergibt sich aus der Addition der beiden beschriebenen Distanzen. Der Maximalwert der Gesamthöhe des Unterkiefers lag bei 28,0mm und der Minimalwert bei 14,5mm. Der Mittelwert betrug 21,39mm mit einer Standardabweichung von 3,67mm. 4.4 Ergebnisse der plastinierten Präparate Die Präparation des in Silikontechnik S10 plastinierten Unterkiefers mit dem Diamantschleifer ermöglichte eine sehr genaue Darstellung des Nervenverlaufes im Unterkiefer. Ausgehend vom Foramen mentale konnte der Verlauf des Nervus alveolaris inferior nach distal durch schichtweises Abschleifen des bukkalen Knochens sichtbar gemacht werden. In weiterer Folge wurde auf die gleiche Weise vom Foramen mentale aus nach mesial präpariert, um so die Struktur des Nervus incisivus mandibulae darzustellen. So gelang es diesen in seinem gesamten Verlauf vom Foramen mentale bis zum zentralen Schneidezahn freizulegen. (siehe Abbildungen 44-48) 38 Abbildung 44: Plastinierte Mandibel von Schädel abgesetzt Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Abbildung 45: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät bis Foramen mentale präpariert Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz M= Foramen mentale bzw. Nervus mentalis 39 Abbildung 46: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät vom Foramen mentale distalwärts präpariert; Nervus alveolaris inferior sichtbar Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz M= Foramen mentale bzw. Nervus mentalis; A= Nervus alveolaris inferior Abbildung 47: Plastinierte Mandibel mit Schleifgerät vom Foramen mentale weiter mesialwärts präpariert; Nervus alveolaris inferior und Nervus incisivus mandibulae erkennbar Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz M= Foramen mentale bzw. Nervus mentalis; A= Nervus alveolaris inferior I= Nervus incisivus mandibulae 40 Der Schnitt des plastinierten Unterkiefers in Polyesthertechnik P35 mit der Diamantdrahtsäge ermöglichte die Darstellung des Nervus incisivus mandibulae in seinem Verlauf vom Foramen mentale aus nach mesial. Es handelte sich hierbei um einen horizontalen Schnitt. Da der Nerv innerhalb des Mandibularknochens in unterschiedlicher Höhe verläuft und mit der Diamantdrahtsäge lediglich gerade Schnittführungen möglich sind, konnte der Nerv nicht in seiner gesamten Ausdehnung erfasst werden. Abbildung 48: Plastinierte Mandibel mit Diamantdrahtsäge geschnitten; Ansicht von okklusal; Darstellung Nervus incisivus mandibulae Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz Die Pfeile markieren den Verlauf des Nervus incisivus mandibulae; Die Ellipse markiert das Foramen mentale 4.5 Darstellung des knöchernen Canalis incisivus mandibulae unter dem Mikroskop Die bislang beschriebenen Präparationen zielten in erster Linie auf die Darstellung des Nervus incisivus mandibulae und dessen Begleitarterie ab. Die folgenden beiden Abbildungen, sollen den knöchernen Canalis incisivus mandibulae näher beleuchten. 41 Fotografiert wurde hierbei ein sehr gut erhaltener, rein knöcherner, Schädel aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz unter dem Mikroskop. Sehr gut zu erkennen ist der nicht komplett knöchern umschlossene Kanal inmitten des spongiösen Trabekelwerkes. Der Blick auf den Canalis incisivus mandibulae nach mesial,wie in den beiden folgenden Abbildungen ersichtlich, ist in etwa von Regio 3 aus fotografiert. Abbildung 49: Aufnahme knöcherner Canalis incisivus mit dem Mikroskop Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 42 Abbildung 50: Aufnahme knöcherner Canalis incisivus mit dem Mikroskop bei Durchleuchtung Präparat aus der Sammlung des Instituts für Anatomie, Graz 43 5 Diskussion Zahlreiche Studien befassten sich mit der Beschreibung, Darstellung und Vermessung diverser Strukturen des Unterkiefers. Während der Nervus alveolaris inferior und seine fälschlicherweise als Kanal bezeichnete knöcherne Rinne, der Canalis mandibulae, in seinem Verlauf vom Eintritt am Foramen mandibulae bis zum Austritt am Foramen mentale, seine Variationen, seine Darstellbarkeit und seine klinische Bedeutung in der Literatur relativ gut beschrieben sind, so ist die interforaminale Region des Unterkiefers im Vergleich nur sehr spärlich untersucht. Zwar gibt es einige Arbeiten die sich mit der interforaminalen Region, genauer mit dem Nervus incisivus mandibulae, den begleitenden Blutgefäßen und deren knöchernen Kanal befassten, die Ergebnisse dieser Untersuchungen sind jedoch sehr kontrovers. Jacobs et al. konnten beispielsweise in ihrer Arbeit anhand von CT-Scans von 230 PatientInnen, einen Canalis incisivus mandibulae in 93% der Fälle identifizieren. Hier sei erwähnt, dass 93% der PatientInnen eine anteriore Bezahnung von Eckzahn bis Eckzahn aufwiesen und lediglich 7% in der Front unbezahnt waren. Es wurde keine Aussage darüber gemacht, ob der Umstand der Unidentifizierbarkeit des Kanals bei 7% der untersuchten PatientInnen mit dem Bezahnungszustand der PatientInnen, ebenfalls 7% waren zahnlos, korreliert.(21) Zur Beantwortung dieser Frage sind weitere Untersuchungen notwendig, welche die Darstellbarkeit des Canalis incisivus mandibulae, anhand von CTScans, bei bezahnten und unbezahnten PatientInnen vergleichen. Andere Autoren hingegen konnten die Existenz eines eindeutigen Canalis incisivus mandibulae nicht bestätigen. Polland et al. befassten sich in ihrer Arbeit mit der Untersuchung von zahnlosen Mandibeln. Sie beschrieben anhand von sezierten Humanpräparaten einen sehr gut ausgebildeten, aus 3-4 Nervenbündeln bestehenden Nervus alveolaris inferior kurz vor dessen Austritt aus dem Foramen mentale. Vom Foramen mentale mesialwärts konnten sie keinen eindeutigen knöchernen Kanal mehr identifizieren. Die Nervenbündel hätten sich aus dem Verband gelöst und würden separiert durch das spongiöse Trabekelwerk laufen.(28) Mraiwa et al., sowie Jacobs et al. fanden in ihren Arbeiten zu 96% (sezierte Humanpräparate) bzw. 93% (CT-Scans) einen eindeutigen Kanal, welcher sich im Verlauf ausgehend vom Foramen mentale hin zur Symphysenregion leicht absenkt. Sie konnten in ihren Arbeiten lediglich Aussagen über den knöchernen Kanal machen, aber schlossen aus 44 ihren Ergebnissen, dass ein gut definierter knöcherner Kanal ein ebenso großes neurovaskuläres Bündel enthalten könnte.(21)(14) Mardinger et al fanden in ihrer Studie bei 56% der insgesamt 46 radiographierten Hemimandibeln einen Canalis incisivus mandibulae. Bei der anschließenden Präparation der Hemimandibeln konnten sie in 100% der Fälle interforaminal verlaufende Nervenbündel zeigen. Zum Teil verlief dieses Nervenbündel parallel zum Unterkieferunterrand, teilweise auch leicht nach aufwärts gerichtet. (29) Keiner der genannten Autoren vermaß dabei den Abstand des Nerven von der krestalen Knochenkante oder vom Unterkieferunterrand zu diesem. Gerade der Abstand vom krestalen Knochenrand zum Gefäß-Nervenstrang ist aber von besonderem Interesse. Kohavi et al. schilderten in einem Fallbericht einen Patienten, der nach der Implantation von zwei interforaminal gesetzten Implantaten unter Schmerzen und Missempfindungen litt. CT-Scans konnten zeigen, dass die Implantate durch eine feine Struktur hindurch gesetzt wurden, welche als Canalis incisivus identifiziert wurde.(30) Um der Frage von möglichen Komplikationen nach Schädigung des Nervus incisivus mandibulae nach interforaminaler Implantation nachzugehen, untersuchte die Arbeitsgruppe um Kütük zahlreiche ImplantatpatientInnen. In ihre Studie wurden schließlich 50 PatientInnen, bei denen radiologisch eine Perforation der Implantate in den Canalis incisivus mandibulae vermutet wurde, eingeschlossen. Bei der Operation wurde stets ein Sicherheitsabstand von mindestens 5mm zum Foramen mentale eingehalten. 10 der 50 PatientInnen gaben postoperativ neuropathische Schmerzen an, die zwischen einem Monat und vier Jahren persistierten. Von diesen 10 PatientInnen wurden CT-Scans aufgenommen um mit Hilfe einer dreidimensionalen Software exakte Lagebeziehungen zwischen Implantaten und Nerv zu erhalten. Bei allen 10 PatientInnen lag eine Perforation des Nervus incisivus mandibulae zumindest durch eines der gesetzten interforaminalen Implantate vor.(31) Wismeijer et al. führten eine Studie an 110 zahnlosen PatientInnen durch, bei denen 2 bis 4 interforaminale Implantate gesetzt wurden. Während jeder Implantation wurde das Foramen mentale dargestellt und die Implantate in einem Mindestabstand von 3mm zur vorderen Grenze des Foramens positioniert. Trotzdem kam es bei 7% der Fälle zu sensiblen Beeinträchtigungen der unteren Lippe.(32) Für das Auftreten von neuropathischen Schmerzen oder sensiblen Beeinträchtigungen gibt es verschiedene Erklärungsmodelle. Zunächst könnte ein direktes Trauma des Nervus incisivus für Schmerzen oder sensible Beeinträchtigungen verantwortlich sein.(30) Da der 45 Nervus incisivus jedoch ausschließlich die Innervation der Zähne übernimmt, müsste man hier von einer Art Phantomschmerz sprechen. Weiters könnte die Verletzung des Gefäß-Nervenbündels im Canalis incisivus die Bildung eines Hämatoms im Bereich der Aufspaltung des Nervus alveolaris inferior in den Nervus mentalis und den Nervus incisivus bedingen. Durch das Hämatom könnte ein Druck auf den Nervus alveolaris inferior bzw. den Nervus mentalis entstehen, welcher seinerseits zu Schädigungen des Nerven führen könnte.(29) In diesem Fall wären sensible Beeinträchtigungen der Unterlippe bei Schädigung des Nervus incisivus mandibulae denkbar. Schließlich könnte der Nervus mentalis direkt, bei bestehendem vergrößerten anterioren Loop, verletzt werden. Bei weit nach mesial reichenden anterioren Schleifen, die meist im konventionellen Röntgen nicht sichtbar sind(2), wäre die Verletzung des Nervus mentalis und die damit verbundenen sensiblen Störungen, trotz Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von 3mm(32) zum vorderen Rand des Foramen mentale, denkbar. Als weitere mögliche Konsequenz einer Penetration von Implantaten in den Canalis incisivus mandibulae bzw. den gleichnamigen Nerven nennen Kohavi und Bar-Ziv ein Fehlschlagen der Osseointegration bei großen Kanaldurchmessern. Als Grund vermuten sie das Einwachsen von Weichgewebe rund um das gesetzte Implantat.(30) Basierend auf den Ergebnissen dieser Arbeit verläuft ein Gefäß-Nervenbündel, identifiziert als Nervus incisivus mandibulae mit Begleitgefäßen, ausgehend vom Foramen mentale nach mesial. Im Verlauf senkt sich dieses zumeist vom Foramen mentale aus bis in die Regio 3 ab und erreicht hier sein Maximum an kaudaler Auslenkung. Anschließend steigt es wieder auf Richtung Regio 2 und 1 auf. Seltener verläuft der Strang in einer Ebene von Regio 3 nach mesial. Bei einigen Präparaten konnten, trotz fehlender Bezahnung, vom Strang abgehende Endäste gefunden werden, die bis zum krestalen Knochenrand verfolgt werden konnten. Ein eindeutiger Gefäß-Nervenstrang konnte in sämtlichen Präparaten dargestellt werden. Die Vermessung der jeweiligen Abstände vom krestalen Knochenrand der Mandibel sowie vom Unterkieferunterrand bis zur Mittel des Gefäß-Nervenstranges interforaminal wurde aufgrund folgender Überlegung durchgeführt. Der Abstand des Unterkieferunterrandes zur Mitte des Gefäß-Nervenstranges bleibt nach Zahnverlust weitgehend von Atrophieprozessen verschont und somit relativ konstant. Dieser Abstand betrug im Mittel 11,12mm mit einer Standardabweichung von 2,39mm. Geht man nun von einer Mindestimplantatlänge von 8mm aus, so müsste die Gesamthöhe des Unterkiefers 46 interforaminal mindestens 19,12mm betragen um das Implantat oberhalb des Nervus incisivus mandibulae samt Begleitgefäßen setzen zu können. Die Gesamthöhe des Unterkiefers ist hierbei mit Hilfe des konventionellen Panoramaröntgens recht einfach zu bestimmen. Um Die Messungenauigkeit möglichst gering zu halten, empfiehlt sich hier die Verwendung von Röntgenkugeln definierter Höhe, z.B 5mm. Unterschreitet die Gesamthöhe des Unterkiefers im Panoramaröntgen 20mm, sollten folglich CT-Bilder aufgenommen und dreidimensional analysiert werden. Die Identifikation des Canalis incisivus mandibulae ist mittels CT-Scans wesentlich sicherer und durch die dreidimensionale Analyse ist auch dessen interforaminaler Verlauf besser nachvollziehbar. So könnte beispielsweise, bei ausreichend breitem Knochen, eine Penetration in den Kanal durch Änderung der Implantatposition, oder -angulation erreicht werden. Die Mindesthöhe des Unterkiefers richtet sich selbstverständlich nach der geplanten Implantatlänge. Bei geplanten 11mm langen Implantaten müsste der Unterkiefer demnach eine Gesamthöhe von 22,12mm aufweisen. Ist eine Änderung der Implantatposition, -angulation, oder -länge nicht möglich, so sollte die/der Patient/in zumindest über das erhöhte Risiko von sensiblen Missempfindungen und Schmerzen und auch über eventuelle ungenügende oder ausbleibende Osseointegration aufgeklärt werden. Wünscht die/der Patient/in dennoch eine Implantation und sollte es im Zuge der Implantatversorgung tatsächlich zu Komplikationen dieser Art kommen, hätte die Aufklärung auch forensische Vorteile. Als Limitation dieser Arbeit ist die relativ geringe Anzahl an Präparaten zu nennen. Zudem birgt eine Vermessung der Präparate mit der Schublehre mögliche Messungenauigkeiten. 47 6 Conclusio Nach Verlust der natürlichen Bezahnung bleibt das Gefäß-Nervenbündel, welches die Zähne in der Interforaminalregion versorgt hat, bestehen und degeneriert nicht im Laufe der Zeit. Dieser Gefäß-Nervenstrang läuft in charakteristischer Weise beginnend am Foramen mentale nach mesial. Er senkt sich vom Foramen mentale bis hin zur Regio 3 ab und erreicht hier ein Maximum an kaudaler Auslenkung. Von hier weg steigt das Bündel entweder im weiteren Verlauf nach mesial an oder bleibt auf einer Ebene. Die Distanz vom krestalen Knochenrand der Mandibel bis zum Zentrum des GefäßNervenstranges ist von wichtiger klinischer Bedeutung. Ist dieser Abstand kleiner als die Länge des geplanten Implantates, könnte das eingebrachte Implantat den Strang verletzen. Dies könnte sich einerseits in sensiblen Beeinträchtigungen und Schmerzen äußern und andererseits ist eine vollständige Osseointegration des Implantates gefährdet. Um diese Komplikationen möglichst zu vermeiden, empfiehlt sich bei Unterschreiten der Gesamthöhe des Unterkiefers unter einen bestimmten Wert, der von der geplanten Implantatlänge abhängt, eine dreidimensionale Bildgebung der interforaminalen Region. Anhand dieser ist die Analyse des Verlaufes des Nervus incisivus mandibulae häufig möglich. Kennt man den genauen Verlauf des Gefäß-Nervenstranges, kann durch Änderung der Implantatposition, -angulation oder –länge möglicherweise die Verletzung des neurovaskulären Bündels vermieden werden. 48 7 Literaturverzeichnis 1. Rauber A, Kopsch F, Tillmann B. Anatomie des Menschen, in 4 Bdn., Bd.1, Bewegungsapparat. Stuttgart; New York: Thieme, Stuttgart; 2003. 797 p. 2. Greenstein G, Tarnow D. 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