Medienmitteilung Bern, 24.5.2005 Hitzewelle Heisse Tage – kühle Köpfe Die aussergewöhnliche Hitze des Sommers 2003 hat in Europa viele Todesfälle verursacht. Am stärksten betroffen war Frankreich mit etwa 15'000 zusätzlichen Toten allein im August. Im Auftrag vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) und vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft (BUWAL) hat das Institut für Sozial- und Präventivmedizin (ISPM) der Universität Basel die Situation in der Schweiz untersucht. Die Studie kommt zum Schluss, dass verglichen mit anderen Jahren in den Monaten Juni bis August 2003 975 zusätzliche Todesfälle auftraten. Betroffen waren vor allem ältere Menschen und BewohnerInnen der Städte Basel, Genf und Lausanne. Um die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger Hitzeperioden möglichst gering zu halten, geben BAG und BUWAL neue Informationsmaterialien heraus, die über die Ursachen und die gesundheitlichen Auswirkungen von klimatischen Veränderungen informieren und Verhaltensempfehlungen für die Bevölkerung beinhalten. Die Hitzewelle des Sommers 2003 forderte von Juni bis August 2003 975 zusätzliche Todesfälle. Dies entspricht 7 Prozent mehr als zu erwarten gewesen wäre. Dass die Auswirkungen der Hitzewelle besonders in Basel, Genf und Lausanne zu spüren waren, hat auch mit der verringerten Luftzirkulation in den Städten zu tun. Das Thermometer stieg in diesen Regionen an einzelnen Tagen über 35°C am Tag und sank nicht unter 20°C in der Nacht. Die wohltuende Abkühlung blieb aus, was zu lebensbedrohenden Hirngefäss-, Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen führen kann. Unter Hitzewellen leiden vor allem ältere Personen oder Pflegebedürftige. Ältere Personen besitzen eine schlechtere Wärmeregulation des Körpers, sie schwitzen weniger und haben ein vermindertes Durstgefühl. Oft sind sie deshalb nicht in der Lage, die gesundheitlichen Risiken richtig einzuschätzen und auf die hohen Temperaturen entsprechend zu reagieren. Um die gesundheitlichen Auswirkungen künftiger Hitzeperioden möglichst gering zu halten, geben BAG und BUWAL neue Informationsmaterialien heraus, insbesondere auch für Personen, welche ältere und pflegebedürftige Menschen betreuen. Die wichtigsten Verhaltensregeln als Schutz bei hohen Temperaturen sind: Anstrengungen vermeiden, Hitze aussperren, viel trinken und leicht essen. Gesundheitliche Auswirkungen der Klimaänderung Zu den Folgen der Klimaänderung gehören nicht nur Hitzewellen. Das vom BAG und vom BUWAL beauftragte Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel erstellte eine Übersicht über alle möglichen gesundheitlichen Auswirkungen der Klimaänderung mit Relevanz für die Schweiz. Nachfolgend die wichtigsten Auswirkungen: • Hitzewellen und Starkniederschläge werden mit der globalen Erwärmung zunehmen. Hitzestress und Überschwemmungen oder Erdrutsche gefährden die Gesundheit. • Hohe Temperaturen und starke Sonneneinstrahlung begünstigen die Ozonbildung und führen regelmässig zu erhöhten Ozonwerten. Die Folgen sind Schleimhautreizungen, Entzündungsreaktionen in den Atemwegen, Einschränkung der Lungenfunktion und Beeinträchtigung der körperlichen Leistungsfähigkeit. • Mit einer weltweiten Verschiebung der Klimazonen können Krankheitsüberträger wie Stechmücken und Zecken in neue Lebensräume vorstossen und dort die entsprechenden Infektionskrankheiten Weitere Informationen Bundesamt für Gesundheit, Kommunikation, Telefon +41(0)31 322 95 05, [email protected], www.bag.admin.ch Pressedienst BUWAL, 3003 Bern, Tel.+41 (0)31 322 90 00, [email protected] http://www.umwelt-schweiz.ch/ Medienmitteilung verbreiten. • Pflanzen blühen früher im Jahr, was die Pollensaison verlängert und für Personen mit Asthma oder Heuschnupfen einen längeren Zeitraum mit gesundheitlichen Beschwerden bedeutet. • Mit zunehmenden Temperaturen können sich Pflanzen mit allergischem Potenzial in Gebieten ansiedeln, wo sie bisher nicht heimisch waren. Ambrosia (Ambrosia artemisiifolia) zum Beispiel hat begonnen, sich in der Region Genf und Tessin massiv auszubreiten. Es ist zu erwarten, dass diese Pflanze weiter nach Norden vorrückt und auch höhere Lagen besiedeln wird. • Während der Sommermonate treten durch Nahrungsmittel übertragene Krankheiten gehäuft auf. Wärmere Klimabedingungen könnten zusammen mit ungeeigneter Aufbewahrung der Speisen zu einer Zunahme von Magen-Darm-Infektionen führen. Globale Klimaänderung Die erwartete Klimaänderung wird in Mitteleuropa künftig vermehrt zu extremen Witterungsereignissen führen. Klimamodelle lassen vermuten, dass in Europa Hitzewellen wie 2003 in der zweiten Hälfte des 21. Jahrhunderts alle zwei bis vier Jahre auftreten dürften, wenn es nicht gelingt, die Klimaerwärmung zu bremsen. Gleichzeitig ist vermehrt mit intensiven Regenperioden im Winterhalbjahr zu rechnen, welche zu Murgängen, Rutschungen und Überschwemmungen führen können. Die Natur kann diese Auswirkungen abschwächen. Schutzwälder und renaturierte Flussläufe haben eine Pufferfunktion und leisten einen entscheidenden Beitrag zur Vermeidung von Schäden. In der Stadt mildern Grünflächen, Pärke und Alleen hohe Temperaturen. Die hohen Ozonwerte des Sommers 2003 waren einer der Faktoren der erhöhten Sterblichkeit. Die Anstrengungen zur Reduktion der Emission von Vorläufersubstanzen des Ozons müssen fortgesetzt werden. Eine tatsächliche Abschwächung der Auswirkungen der Klimaänderung kann jedoch nur mit einer Reduktion der Treibhausgas-Emissionen, insbesondere des CO2, erreicht werden. Mit der Ratifizierung des Kyoto-Protokolls ist die Schweiz zusammen mit der internationalen Gemeinschaft entsprechende Verpflichtungen eingegangen. Im Hinblick auf eine Reduktion unserer CO2-Emissionen um 10 Prozent bis 2008 - 2012 hat der Bundesrat im letzten März beschlossen, eine Lenkungsabgabe auf fossilen Brennstoffen sowie versuchsweise einen Klimarappen auf fossilen Treibstoffen einzuführen. Ergänzende Informationen stehen ab Dienstag, 24.5., unter www.hitzewelle.ch zur Verfügung. Für ergänzende Auskünfte BAG, Ursula Ulrich, Leiterin Sektion Gesundheit und Umwelt,Tel. 031 322 95 05 BUWAL, Elisabeth Maret Pressedienst, Tel. 031 323 28 69, [email protected] http://www.umwelt-schweiz.ch/ ISPM Basel, Oliver Thommen, Tel. 061 270 22 22 Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie (MeteoSchweiz), Thomas Herren, Tel. 044 256 91 11 Literaturangaben L. Grize et al.: Heat wave 2003 and mortality in Switzerland. Swiss Medical Weekly No.13-14, 2005 O. Thommen, Ch. Braun-Fahrländer: Gesundheitliche Auswirkungen der Klimaänderung mit Relevanz für die Schweiz. Institut für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Basel, November 2004. Weitere Informationen Bundesamt für Gesundheit, Kommunikation, Telefon +41(0)31 322 95 05, [email protected], www.bag.admin.ch Pressedienst BUWAL, 3003 Bern, Tel.+41 (0)31 322 90 00, [email protected] http://www.umwelt-schweiz.ch/ Medienmitteilung Weitere Informationen Bundesamt für Gesundheit, Kommunikation, Telefon +41(0)31 322 95 05, [email protected], www.bag.admin.ch Pressedienst BUWAL, 3003 Bern, Tel.+41 (0)31 322 90 00, [email protected] http://www.umwelt-schweiz.ch/