Musterlösungen zur Serie 3 1. Aufgabe Beweisen Sie durch vollständige Induktion, daß für alle natürlichen Zahlen n ≥ 3 gilt nn+1 > (n + 1)n . Lösung Induktionsanfang: Für n = 3 lautet die Behauptung 34 = 81 > 43 = 64, und das ist richtig. Induktionsschritt: Die Induktionsvorraussetzung ist nn+1 > (n + 1)n , d.h. 1 1+ n n < n. (1) Die Induktionsbehauptung ist (n + 1)n+2 > (n + 2)n+1 , d.h. 1 1+ n+1 n+1 < n + 1, (2) und (2) folgt aus (1) wegen 1 1+ n+1 n+1 n 1 1 1+ 1+ n+1 n+1 n 1 1 1+ 1+ n n+1 1 n 1+ n+1 n n+ n+1 n + 1. = < < = < 2. Aufgabe Beweisen Sie die folgenden Ungleichungen: (i) Für alle Zahlen a ≥ 1 gilt √ √ 1 √ < a + 1 − a − 1. a (ii) Für alle positiven Zahlen a, b, c und d mit ad < bc gilt a a+c c < < . b b+d d (iii) Für alle positiven Zahlen a und b gilt a b + ≥ 2. b a 1 (iv) Für alle nichtnegativen Zahlen a und b gilt a+b √ ≥ ab. 2 Lösung (i) Es gilt p √ √ 1 1 √ < a+1− a−1 ⇔ < (a + 1) − 2 (a + 1)(a − 1) + (a − 1) a a √ 1 < 2a − 2 a2 − 1 ⇔ a √ 1 ⇔ a2 − 1 < a − 2a 1 1 2 2 ⇔ a − 1 < a − 2a + 2 2a 4a 1 ⇔ 0 < 2. 4a Dabei haben wir zweimal benutzt, dass für nichtnegative Zahlen x und y die Ungleichungen x < y und x2 < y 2 äquivalent sind. Die letzte Ungleichung ist offenbar richtig, also ist auch die erste richtig. (ii) Weil die Zahlen a, b, c und d positiv sind, gilt ad < bc ⇔ ab + ad < ab + bc ↔ a(b + d) < b(a + c) ⇔ a+c a < b b+d und c a+c < . b+d d Die Annahme ad < bc impliziert also die Ungleichheitsrelationen von (ii). ad < bc ⇔ ad + cd < bc + cd ↔ (a + c)d < c(b + d) ⇔ (iii) Weil die Zahlen a und b positiv sind, gilt a b + ≥ 2 ⇔ a2 + b2 ≥ 2ab ⇔ (a − b)2 ≥ 0. b a (iv) Weil die Zahlen a und b positiv sind, gilt a+b √ a2 + 2ab + +b2 a2 − 2ab + +b2 ≥ ab ⇔ ≥ ab ⇔ ≥ 0 ⇔ (a − b)2 ≥ 0. 2 4 4 3. Aufgabe Beweisen Sie, daß unter allen Rechtecken mit gegebenem Umfang dasjenige die größte Fläche besitzt, das ein Quadrat ist. 2 Lösung Wir bezeichnen mit U > 0 den gegebenen Umfang. Dann sind U4 und U16 die Seitenlänge und die Fläche des zugehörigen Quadrats. Wenn nun a, b > 0 die Seitenlängen eines Rechtecks mit dem Umfang U sind, so ist 2(a + b) = U und folglich U2 (2(a + b))2 (a + b)2 = = . 16 16 4 2 Wegen Aufgabe 2(iv) ist aber (a + b)2 ≥ ab, 4 also ist die Fläche des Rechtecks, nämlich ab, nicht größer als die Fläche des Quadrats, 2 nämlich U16 . 4. Aufgabe Es seien X und Y Teilmengen von R, die jeweils ein Maximum und ein Minimum besitzen und für die X ∩ Y 6= ∅ gilt. Beweisen Sie oder widerlegen Sie (durch Angabe eines Gegenbeispiels) die folgenden Behauptungen: (i) Die Menge X ∩ Y besitzt ebenfalls ein Maximum und ein Minimum. (ii) Wenn X ∩ Y ebenfalls ein Maximum und ein Minimum besitzt, so gilt max X ∩ Y ≤ min{max X, max Y } und min X ∩ Y ≥ max{min X, min Y }. Lösung Die Behauptung (i) ist im allgemeinen falsch. Zum Beispiel für X = ]0, 1[ ∪ {2} ∪ {−1}, Y = ]0, 1[ ∪ {3} ∪ {−2} besitzt X ∩ Y = ]0, 1[ weder ein Maximum noch ein Minimum. Die Behauptung (ii) ist wahr: Weil das Maximum von X ∩ Y ein Element von X ∩ Y und folglich ein Element sowohl von X als auch von Y ist, gilt max X ∩ Y ≤ max X und max X ∩ Y ≤ max Y. Daraus folgt max X ∩ Y ≤ min{max X, max Y }. Analog die andere Ungleichung: Weil das Minimum von X ∩ Y ein Element von X ∩ Y und folglich ein Element sowohl von X als auch von Y ist, gilt min X ∩ Y ≥ min X und min X ∩ Y ≥ min Y. Daraus folgt min X ∩ Y ≥ max{min X, min Y }. 3