Vorlesung: Allgemeine Topologie, Universität Rostock, Sommersemester 2012 Karsten Evers Hausaufgaben 10. und 11. Serie Stone-Čech-Kompaktifizierung, extrem dichte Teilmengen, Satz von Hales und Jewett, Satz von van der Waerden 1. Folgere aus Satz 4.9.2. der Vorlesung, dass β (X) = β X gilt. Bemerkung: Im Beweis zu Satz 4.9.2 wird β X zwar so definiert, es ergibt sich aber auch direkt aus der universellen Eigenschaft. Satz 4.9.2: Für jeden topologischen Raum (X, τ) existiert ein kompakter Hausdorff-Raum (β X, σ ) und eine stetige Abbildung β : X → β X, so dass für jeden kompakten Hausdorff-Raum (K, ρ) und jede stetige Abbildung f : X → K eine eindeutig bestimmte stetige Abbildung f : β X → X existiert, mit f ◦ β = f . 2. a) Auf einer unendlichen Menge X gibt es genau |P(P(X))|-viele, untereinander nicht homöomorphe, Topologien. (Hinweis: Ist φ ein Filter, so ist φ ∪ {0} / eine Topologie.) Bemerkung: Für endliche Mengen X ist die Frage nach der Anzahl aller (untereinander nicht homöomorphen) Topologien auf X bis heute ungeklärt. b) Für jede unendliche Menge X existiert eine Familie C ⊆ P(X), mit |C | = |P(X)| und der Eigenschaft, dass |C1 ∩ ... ∩Cm ∩ (X \Cm+1 ) ∩ ... ∩ (X \Cn )| = |X| für paarweise verschiedene Elemente C1 , ...,Cm , Cm+1 , ...,Cn aus C mit 0 ≤ m ≤ n gilt. 3. Wir betrachten das dynamische System (β N, S). Zeige ϕ ∈ N ist genau dann uniform rekurrent, wenn zu jedem φ ∈ β N ein ψ ∈ β N existiert, mit ϕ = ϕ + φ + ψ, was genau dann der Fall ist, wenn ϕ in einem minimalen (abgeschlossenen) Rechtsideal ist. 4. Sei (X, +) eine kompakte links topologische Semigruppe und I ein Ideal (also ein sowohl links, als auch rechtsseitiges Ideal). Dann gilt MX := {R ⊆ X | R ist minimales Rechtsideal von X} ⊆ I. 5. Sei A eine nicht leere Menge. Wir fassen A als AlphabetSauf. Sei W die Menge aller endlichen Wörter aus A (also endliche Zeichenketten aus A, formal W := n∈N An ). Sei v 6∈ A. Wir fassen v als Variable S auf und nennen V := n∈N (A ∪ {v})n die Menge aller variablen Wörter über A. Für jedes u ∈ W bilden wir nun den Einsetzungshomomorphismus Su : V → W , wobei wir in jedem Wort aus V jedes erscheinen der Variable v durch das Wort u ersetzen. Haben wir zwei Wörter x, y aus V gegeben, so bezeichne x + y die Zusammensetzung der Wörter. Offenbar ist (V, +) eine Semigruppe und (W, +), (V \W, +) sind Untersemigruppen. Wir statten V , V \ W und W mit der diskreten Topologie aus und betrachten wieder βV , βV \W und βW . Nun ist W eine Teilmenge von V , aber βW formal gesehen (zumindest in der Form aus Satz 5.2.1) keine Teilmenge von βV . Wir identifizieren aber einfach die Ultrafilter auf W (also die Elemente aus βW ) mit den Ultrafiltern auf V (also Elementen aus βV ), die W als Element enthalten. Also βW 3 ϕ 7→ ϕW := {P ⊆ V | ∃ Q ∈ ϕ mit Q ⊆ P} ∈ βV . Genauso verfahren wir mit anderen Teilmengen von V , insbesondere mit V \W . Damit können wir dann so tun, als sei βW eine Teilmenge von βV . Genau wie bei β N erweitern wir + auf βV . φ + ψ := {P ⊆ V | {y ∈ V | P − y ∈ φ } ∈ ψ} wobei P − y := {x ∈ V | x + y ∈ P} (∗) Lemma 5.4.3 bleibt damit bis auf die Aussage unter 1. auch für βV gültig. 1. ist falsch, da die Semigruppe V (im Gegensatz zu N) nicht kommutativ ist. Für φ , ψ ∈ βW gilt außerdem (φ + ψ)W = φW + ψW (analog für V \ W ) und wir können βW als kompakte links topologische Untersemigruppe von βV auffassen (analog mit βV \W ). 1. Beweise direkt an der Definition (∗), dass βV \W ein links- und rechtsseitiges Ideal in βV ist. 2. Ist f : V → W ein Homomorphismus, so ist auch β f : βV → βW (siehe Lemma 4.9.3) ein Homomorphismus. Insbesondere gilt dies somit für β Su . Außerdem gilt β Su |βW = idβW . Hinweis: Beweise die Aussage direkt durch Nachrechnen der Homomorphismuseigenschaft an der Definition (∗) und verwende Bemerkung 5.3.2. 1 Vorlesung: Allgemeine Topologie, Universität Rostock, Sommersemester 2012 Karsten Evers 3. Wähle minimales rechtsseitiges Ideal I in βW (warum geht das?). Zeige es gibt ein ϕ ∈ I mit ϕ = ϕ + ϕ. Außerdem gilt dann I = ϕ + βW . 4. Wähle minimales Rechtsideal J unterhalb von ϕ + βV (warum geht das?). Zeige es gibt ein ψ ∈ J mit ψ = ψ + ψ. Zeige außerdem, dass J = ψ + βV und ϕ + ψ = ψ gilt. 5. Setze ν := ψ + ϕ ∈ ψ + βV = J. Zeige ϕ + ν = ν + ϕ = ν und ν = ν + ν. Außerdem ist ν Element jedes beidseitigen Ideals in βV (insbesondere in βV \W ). 6. Sei u ∈ W . Setze ξ := β Su (ν) ∈ βW . Zeige ϕ + ξ = ξ + ϕ = ξ , ξ = ξ + ξ und ξ + I = I. 7. Zeige ξ = ϕ. Der Satz von Hales und Jewett 8. Sei W = W1 ∪ ... ∪Wn und sei 0/ 6= U eine endliche Teilmenge von W dann gibt es ein variables Wort x (also x ∈ V ) und es gibt ein k ∈ {1, ..., n} mit Su (x) ∈ Wk für alle u ∈ U. 9. ∀ k, n ∈ N ∃ r = HJ(k, n) ∈ N derart, dass zu jeder Färbung des Hyperwürfels [k]r mit n Farben eine monochromatische kombinatorische Linie existiert. Insbesondere: Tic Tac Toe mit beliebig vielen Spielern (= ˆ n), auf beliebig vielen Spielebenen (= ˆ k) in entsprechend großer Dimension (= ˆ HJ(k, n)) gespielt, endet immer mit dem Sieg von einem Spieler! (Hinweis: Kompaktheitsschluss aus 8.) Unter dem Hyperwürfel [k]r verstehen wir [k]r := {0, ..., k − 1}r und speziell für k = 0 haben wir [0]r := 0. / Eine kombinatorische Linie im Hyperwürfel [k]r ist die Menge von Wörtern die wir erhalten, wenn wir in einem Element x(v) ∈ {0, ..., k − 1, v}r , wobei die Variable v auch tatsächlich mindestens einmal auftritt, für v nacheinander 0, ..., k − 1 einsetzen. Die Zahlen HJ(k, n) heißen Hales-Jewett Zahlen. 6. Der Satz von van der Waerden 1. Sei N = N1 ∪ ... ∪ Nk . Dann gibt es ein l ∈ {1, ...k} derart, dass Nl beliebig lange arithmetische Progressionen enthält. Eine arithmetische Progression der Länge m ist hier eine Folge der Art {a, a + d, ..., a + (m − 1)d} mit d, m > 0. Hinweis: Fasse N als Menge von Wörtern über einem geeignetem Alphabet auf und verwende dann den Satz von Hales-Jewett (Aufgabe 5.8). 2. ∀ k, n ∈ N ∃ r = W (k, n) ∈ N derart, dass zu jeder Färbung von {0, 1, ..., r − 1} mit n Farben eine monochromatische arithmetische Progressionen aus {0, 1, ..., r − 1} der Länge k existiert. Die Zahlen W (k, n) heißen van der Waerden Zahlen. (Hinweis: Kompaktheitsschluss aus 1.) 2