Argument und Schluss Gemischte Übungen Ergänzende Folien zur VL "Einführung in die Logik", Jan Podacker WS14/15 Hinweise zu den gemischten Übungen Die Übungen sollen die Anwendungsorientierung der Logik VL für das Philosophiestudium stützen und stehen zum Selbststudium zur freien Verfügung. Die Übungen sind gemischt, d.h. weder strikt nach Inhalten, noch nach methodischen Gesichtspunkten, noch nach Schwierigkeit sortiert. Was jeweils zu tun ist, müssen Sie selbst beurteilen. Folgendes können Sie dazu in Betracht ziehen: Rekonstruktion in Standardform Methodisch Kritik üben Analyse der Stützungsrelation Sofern (Ihnen) möglich, vorlogische (Gegenbeispiele) oder logische Methoden anwenden. Analyse einzelner Thesen und Begriffe Anmerkung: In der derzeitigen Form der Sammlung von Übungen sind nicht alle Literaturbelege nach wissenschaftlichen Standards angegeben. Einige Beispiele sind frei verfasst. Aristoteles behauptet, dass sich Körper verschiedenen Gewichts […] im gleichen Medium mit einer Geschwindigkeit bewegen, die proportional zu ihrem Gewicht ist. Wenn wir also zwei Körper nehmen, deren natürliche Geschwindigkeit verschieden ist, dann ist klar, dass wenn wir beide vereinen, der Schnellere durch den Langsameren teilweise verlangsamt und der Langsamere durch den Schnelleren etwas beschleunigt wird. […] Aber wenn das wahr ist und sich ein großer Stein mit sagen wir der Geschwindigkeit 8 und ein kleinerer mit der Geschwindigkeit 4 bewegt, dann, wenn sie vereint werden, bewegt sich das System mit einer Geschwindigkeit geringer als 8; aber die verbundenen Steine […] bilden [zusammen] einen größeren Stein als denjenigen, der sich zuvor mit der Geschwindigkeit 8 bewegte. Damit bewegt sich der schwerere Körper mit geringerer Geschwindigkeit als der leichtere; ein Effekt, der Deiner Annahme widerspricht. Somit siehst Du, wie ich aus der Annahme, dass sich der schwerere Körper schneller bewegt als der leichtere, schließe, dass der schwerere Körper sich langsamer bewegt. Aus: Galileo Galilei: Unterredungen und mathematische Demonstrationen über zwei neue Wissenszweige, die Mechanik und die Fallgesetze betreffend. 33 Nach Christian Wolff (1679-1754) 1. 2. 3. 4. 5. 6. Angenommen: Ereignis A hat keinen zureichenden Grund. Dann gilt: A wird durch nichts verursacht. Von nichts kommt aber nichts. A muss also eine Ursache haben. Die Annahme (1) resultiert in einem Widerspruch. A muss also einen zureichenden Grund haben. K: Jedes Ereignis muss einen zureichenden Grund haben. 35 1. „Wahr“ ist ein Satz nicht aufgrund seiner sprachlichen Gestalt, sondern aufgrund des von ihm ausgedrückten Gedankens. 2. Gedanken sind etwas im Kopf und daher subjektiv. Also: Wahrheit ist subjektiv. Die Philosophie ist (z. B. in Essen) als Fach der Fakultät für Geisteswissenschaften zugeordnet. Also: Die Philosophie ist eine Geisteswissenschaft. Aristoteles sagt, das Philosophieren beginnt mit „thaumazein“. „thaumazein“ heißt übersetzt „staunen“. Also: Ein Philosoph ist jemand, der über alles staunt und das unterscheidet ihn von (anderen) Wissenschaftlern. 39 40 [Beispiel: Marx, MEW 23, S. 175] "[...] [S]ofern jede einzelne Transaktion fortwährend dem Gesetz des Warenaustauschs entspricht, der Kapitalist stets die Arbeitskraft kauft, der Arbeiter sie stets verkauft, und wir wollen annehmen selbst zu ihrem wirklichen Wert , schlägt offenbar das auf Warenproduktion und Warenzirkulation beruhende Gesetz der Aneignung oder Gesetz des Privateigentums durch seine eigne, innere, unvermeidliche Dialektik in sein direktes Gegenteil um. Der Austausch von Äquivalenten, der als die ursprüngliche Operation erschien, hat sich so gedreht, daß nur zum Schein ausgetauscht wird, indem erstens der gegen Arbeitskraft ausgetauschte Kaptalteil selbst nur ein Teil des ohne Äquivalent angeeigneten fremden Arbeitsproduktes ist und zweitens von seinem Produzenten, dem Arbeiter nicht nur ersetzt, sondern mit neuem Surplus ersetzt werden muß. Das Verhältnis des Austausches zwischen Kapitalist und Arbeiter wird also nur ein dem Zirkulationsprozeß angehöriger Schein, bloße Form, die dem Inhalt selbst fremd ist und ihn nur mystifiziert. Der beständige Kauf und Verkauf der Arbeitskraft ist die Form. Der Inhalt ist, daß der Kapitalist einen Teil der bereits vergegenständlichten fremden Arbeit, die er sich unaufhörlich ohne Äquivalent aneignet, stets wieder gegen größeres Quantum lebendiger fremder Arbeit umsetzt. Ursprünglich erschien uns das Eigentumsrecht gegründet auf eigene Arbeit. Wenigstens mußte diese Annahme gelten, da sich nur gleichberechtigte Warenbesitzer gegenüberstehen, das Mittel zur Aneignung fremder Ware aber nur die Veräußerung der eignen Ware, und letzere nur durch Arbeit herstellbar ist. Eigentum erscheint jetzt auf Seite des Kapitalisten als das Recht, fremde unbezahlte Arbeit oder ihr Produkt, auf Seite des Arbeiters als Unmöglichkeit, sich sein eignes Produkt anzueignen. Die Scheidung zwischen Eigentum und Arbeit wird zur notwendigen Konsequenz eines Gesetzes, das scheinbar von ihrer Identität ausging" (Marx, MEW 23, S. 610). 41 [Friedrich August von Hayek (1899-1992)] Rousseau: Vom Gesellschaftsvertrag. Aus Buch I, Kapitel 4: „Von der Sklaverei“ Da kein Mensch eine natürliche Gewalt über seinesgleichen hat, und da die Stärke kein Recht gewährt, so bleiben also die Verträge als die einzige Grundlage jeder rechtmäßigen Gewalt unter den Menschen übrig. […] Wenn ein einzelner, sagt Grotius, seine Freiheit veräußert und sich zum Sklaven eines Herrn machen kann, weshalb sollte dann nicht auch ein ganzes Volk die seinige veräußern und sich einem Könige unterwerfen können? In diesem Satze kommen einige zweideutige Worte vor, die erst einer genauen Erklärung bedürfen. […] Auf seine Freiheit verzichten, heißt auf seine Menschheit, die Menschenrechte, ja selbst auf seine Pflichten verzichten. Wer auf alles verzichtet, für den ist keine Entschädigung möglich. Eine solche Entsagung ist mit der Natur des Menschen unvereinbar, und man entzieht, wenn man seinem Willen alle Freiheit nimmt, seinen Handlungen allen sittlichen Wert. Kurz, es ist ein nichtiger und mit sich selbst in Widerspruch stehender Vertrag, auf der einen Seite eine unumschränkte Macht und auf der andern einen schrankenlosen Gehorsam festzusetzen. Ist es nicht klar, dass man gegen den, von welchem man das Recht hat, alles zu verlangen, zu nichts verpflichtet ist? Zieht diese einzige Bedingung ohne Entschädigung, ohne Gegenleistung nicht die Nichtigkeit des Übereinkommens nach sich? Denn welches Recht könnte mein Sklave gegen mich geltend machen, da alles, was er besitzt, mir gehört, und dadurch, dass sein Recht das meinige ist, dieses mein Recht wider mich selbst, ein Wort ist, das keinen Sinn hat. […] Von welchem Gesichtspunkte man deshalb auch die Dinge betrachten möge, so ist das Recht der Sklaverei immer nichtig, nicht allein weil es ungesetzmäßig, sondern auch weil es sinnlos und bedeutungslos ist. Die Worte »Sklave« und »Recht« stehen im Widerspruche; sie heben sich gegenseitig auf. Ob sich dieser Redensweise ein Mensch zu einem anderen oder zu einem ganzen Volke bedient, so wird es stets gleich unsinnig sein zu sagen: »Ich schließe mit dir eine Übereinkunft, die dir allen Nachteil und mir allen Vorteil bringt, eine Übereinkunft, die ich halten werde, solange es mir gefällt, und die du halten musst, solange es mir gefällt.« Artikel 79 des Grundgesetzes (1) Das Grundgesetz kann nur durch ein Gesetz geändert werden, das den Wortlaut des Grundgesetzes ausdrücklich ändert oder ergänzt. […] (2) Ein solches Gesetz bedarf der Zustimmung von zwei Dritteln der Mitglieder des Bundestages und zwei Dritteln der Stimmen des Bundesrates. (3) Eine Änderung dieses Grundgesetzes, durch welche die Gliederung des Bundes in Länder, die grundsätzliche Mitwirkung der Länder bei der Gesetzgebung oder die in den Artikeln 1 und 20 niedergelegten Grundsätze berührt werden, ist unzulässig. 1. Um vernünftig zu sein, muss man denken können. 2. Denken erfordert ein Gehirn. 3. Das Gehirn sitzt im Kopf. Also: Der Sitz der Vernunft ist der Kopf. 1. Was nicht physisch ist, ist psychisch. 2. Motive (von Handlungen) sind nicht physisch 3. Aus (1) und (2): Motive sind psychisch. 4. Was psychisch ist, ist etwas im Kopf. K: Motive sind etwas im Kopf. 46 Einen freien Willen haben heißt, seine Handlungen selbst zu bestimmen. Hormone beeinflussen unsere Handlungen. Also: Wir haben keinen freien Willen. Demokraten sind für freie Wahlen. Kein Republikaner ist ein Demokrat. Also: Kein Republikaner ist für freie Wahlen. 1.) Angenommen wir würden Marihuana legalisieren. 2.) Damit hätten wir einen juristischen Präzedenzfall für die Legalisierung von Drogen geschaffen. 3.) Dann würde in nächster Konsequenz auch Heroin, Kokain etc. legalisiert werden. 4.) Dann wäre jede Droge legal verfügbar. 5.) Viele Jugendliche konsumieren schon jetzt M. (und wenn es legal wäre, wären es sehr viele). 6.) Marihuana ist eine Einstiegsdroge, d.h. sie führt zum Konsum härterer Drogen. 7.) Aus 4. 5. und 6. folgt: Sehr viele Jugendliche wären bald von harten Drogen abhängig. 8.) Alles, was dazu führen kann, dass sehr viele Jugendliche Drogenabhängig werden, gilt es zu verhindern. Also: Wir dürfen Marihuana nicht legalisieren! 51 1. Homosexualität ist unnatürlich. K: Niemand sollte homosexuell sein. 52 Die meisten gehen am Sonntag zur Wahl. Also sollte ich es auch tun.