Humboldt-Universität zu Berlin
Institut für Mathematik
Sommersemester 2010
Stochastik I
Prof. Becherer
Bodo Graumann
19. Mai 2014
cb a
XETEX
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1
Stochastik I
Inhaltsverzeichnis
Seite 2
Inhaltsverzeichnis
Literaturempfehlungen
3
1
Wahrscheinlichkeitsräume
5
2
bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
13
3
Asymptotische Ereignisse
18
4
Erwartungswert und Varianz
4.1 Die Gesetze der großen Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
19
23
5
Charakteristische Funktionen
5.1 Summe von unabhängigen Zufallsvariablen . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
5.2 Normalverteilungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
28
30
33
6
Konvergenz in Verteilung / schwache Konvergenz
6.1 Beziehungen zu anderen Konvergenzarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
35
36
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Stochastik I
Literatur
Seite 3
Literatur
[Bau08] Baum, Prof. H.: Maßtheorie Skript. http://www-irm.mathematik.hu-berlin.
de/%7Ebaum/Skript/MIT-SS08.pdf, 2008
[Els07] Elstrodt, J.: Maß- und Integrationstheorie. Springer, 2007
[Geo07] Georgii, H.-O.: Stochastik. De Gruyter Verlag, 2007
[Kle08] Klenke, A.: Wahrscheinlichkeitstheorie. Springer, 2008
[Kre05] Krengel, U.: Einführung in die Wahrscheinlichkeitstheorie & Statistik. 8. Vieweg,
2005
[Shi95] Shiryaev, Albert N.: Probability. Springer, 1995
[Sim82] Simmons, George F.: Introduction to Topology and Modern Analysis. Krieger Pub Co,
1982
[Sti03] Stirzaker, D.: Elementary Probability. 2. Cambridge University Press, 2003
[Str85] Strasser, H.: Mathematical Theory of Statistics. De Gruyter Verlag, 1985
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Stochastik I
Literatur
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Die Stochastik besteht im wesentlichen aus zwei Teile, die jedoch stark in einander greifen.
Zum einen die Wahrscheinlichkeitstheorie, welche sich mit Wahrscheinlichkeitsmodellen beschäftigt und zum anderen die Statistik, die Häuï¬gkeiten in der Praxis betrachtet.
Zuersteinmal wollen wir erklären, was ein Wahrscheinlichkeitsraum ist. Sei also ein Wahrscheinlichkeitsraum gegeben:
(ðº, , â)
Dabei sind die ðº die möglichen Ausgänge bzw. Ergebnisse eines Experiments, ⊂ (ðº) bezeichnet die Ereignisse die wir unterscheiden und â ist ein Wahrscheinlichkeitsmaß über .
Beispiel einfaches Würfeln
Beim einfachen Würfeln haben wir ðº = {1, 2, 3, 4, 5, 6} wobei ð ∈ ðº bedeutet, dass der
Würfel die Augenzahl ð zeigt.
Beispiel n-maliges Würfeln
Würfeln wir nun n-mal, so ist ðº = {1, ⯠, 6}ð und ð ∈ ðº zählt die Einzelergebnisse der n
Würfe auf. Ein Ereignis wäre dann ðŽ = ð ∈ ðº ∀ð, ð: ðð = ðð : „Alle Würfe ergeben die
selbe Zahl“. Da wir die Gleichverteilung auf ðº erwarten, erhalten wir das Laplace’sche Wahrscheinlichkeitsmaß, dass jedem der endlich vielen Ausgänge ð ∈ ðº die Wahrscheinlichkeit
1 zuordnet und in diesem Fall ergibt:
â({ð}) = |ðº|
â(ðŽ) =
|ðŽ|
6
=
= 6−(ð−1)
|ðº| 6ð
Beispiel Münzwurf
Der einfache Münzwurf lässt sich wiefolgt modellieren:
ðº = {0, 1} wobei 0 Zahl bedeutet und 1 Kopf.
Dies lässt sich auch auf n-fachen Münzwurf erweitern: ðº = {0, 1}ð .
Probleme entstehen aber, wenn man beliebig oft spielen will. Die Gleichverteilung auf ({0, 1}â )
lässt sich nicht mehr intuitiv beschreiben.
Beispiel Aktienkurse
Wir betrachten die stetigen Funktionen ðº = ð¶([0, ð ] , â) und das Ereignis
ðŽ = { ð ∈ ðº | ∀0 ≤ ð¡ ≤ ð: ð(ð¡) ≥ 5000 }
Ziel Wir wollen jedem Ereignis ðŽ eine Wahrscheinlichkeit â(ðŽ) ∈ [0, 1] zuordnen, sodass â
als Abbildung von ⊆ (ðº) → [0, 1] gewisse vorteilhafte Eigenschaften hat.
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1 Wahrscheinlichkeitsräume
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1 Satz: Vitali
Sei ðº = {0, 1}â . Dann gibt es keine Abbildung â: (ðº) → [0, 1] mit den folgenden Eigenschaften:
1. â(ðº) = 1
2. ðŽð ⊆ ðº, ð ∈ â, ð ≠ ð ⇒ ðŽð ∩ ðŽð = ∅, so gilt
∞
â(
∞
ðŽð ) =
â(ðŽð )
ð=1
ð=1
1 − ðð für ð = ð
ðð sonst
und ðŽ ∈ (ðº) gilt ∀ð ∈ â: â(ðŽ) = â(ðð (ðŽ))
3. Mit ðð : ðº → ðº, ðð (ð)ð =
,ð∈â
Beweis (1) Auf ðº deï¬nieren wir eine Äquivalenzrelation:
ð ∼ ð : ⇔ ∃ð0 ∈ â: ∀ð ≥ ð0 : ðð = ðð
Glaubt man an das Auswahlaxiom, kann man ein Repräsentantensystem ðŽ ⊂ ðº auswählen.
Für ð = ð1 , ð2 , ⯠, ðð ⊂ â endlich deï¬nieren wir ðð : = ðð1 â ðð2 â ⯠â ððð dann gilt
ðº=
ðð (ðŽ)
ð= ð1 ,â¯,ðð
da ð ∼ ð ⇔ ∃ð: ð = ðð (ð ) und ðŽ Repräsentantensystem von (ðº, ∼) ist.
Jetzt gibt es folgende Fälle:
1. â(ðŽ) = 0 ⇒ â(ðð (ðŽ)) = 0 ⇒ â(ðº) = 0 â¯
2. â(ðŽ) > 0 ⇒ â(ðð (ðŽ)) > 0 ⇒ â(ðº) = ∞ â¯
â¡
1 Wahrscheinlichkeitsräume
• Axiomatische Grundlagen für (ðº, , â) und erste Eigenschaften.
2 Bemerkung: Folgenräume und reelle Zahlen
{0, 1}|â| ist mit [0, 1] gleichmächtig mittels der dualen Zahlendarstellung als Bijektion:
∞
2−ð ðð
(ð)ð∈â ↔
ð=1
wenn wir die abzählbarvielen Folgen der Form ð1 , ð2 , ⯠, 0, 1, 1, ⯠und ð1 , ð2 , ⯠, 1, 0, 0, â¯
paarweise identiï¬zieren.
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1 Wahrscheinlichkeitsräume
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3 Satz: Nichtexistenz der Gleichverteilung
Es sei ðº: = [0, 1) = â mod 1. Dann existiert kein â: (ðº) → [0, 1] so dass
1. â(ðº) = 1
∞
2. â(âš∞
ð=1 ðŽð ) = ∑ð=1 â(ðŽð )
3. ∀ð¥ ∈ â, ðŽ ⊂ ðº: â(ðŽ) = â(ðŽ + ð¥)
Beweis (3) Wir betrachten die Äquivalenzrelation
ð¥ ∼ ðŠ: ⇔ ð¥ − ðŠ ∈ â ⊂ â
Dazu sei ðŽ ⊂ [0, 1) eine Menge von Repräsentanten. (Dabei ist |ðŽ| > |â|). Dann ist
(ðŽ + ð) = [0, 1)
ð∈[0,1)∩â
und somit mit den geforderten Eigenschaften:
1 = â(ðº) =
â(ðŽ)
â¯
ð¥∈[0,1)∩â
â¡
Folgerung Da es nicht möglich ist, die obigen „vernünftig“ erscheinenden Forderungen auf der
gesamten Potenzmenge zu erfüllen, müssen wir uns auf Teilmengen beschränken.
4 Deï¬nition: „σ-Algebra, Ereignis“
Sei ðº ≠ ∅. Ein Mengensystem
⊆ (ðº) heißt σ-Algebra, falls
1. ðº ∈
2. ðŽ ∈
⇒ ðŽÌ ∈
3. ðŽð ∈ , ð ∈ â ⇒ â∞
ð=1 ðŽð ∈
Das Paar (ðº, ) heißt messbarer Raum oder Ereignisraum. Ein Element ðŽ ∈
oder auch Ereignis.
heißt messbar
5 Deï¬nition: „Wahrscheinlichkeitsmaß (ÐПлЌПгПÑПв Axiome)“
Sei (ðº, ) ein Ereignisraum. Eine Funktion â:
→ [0, 1] heißt Wahrscheinlichkeitsmaß, falls
1. â(ðº) = 1
∞
2. ðŽð ∈ , ð ∈ â ⇒ â(âš∞
ð=1 ðŽð ) = ∑ð=1 â(ðŽð )
Wir bezeichnen (ðº, , â) dann als Wahrscheinlichkeitsraum.
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1 Wahrscheinlichkeitsräume
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6 Bemerkung: Eigenschaften von σ-Algebren
Ist
eine σ-Algebra auf ðº, dann gilt
1. ∅ ∈
2. ðŽ, ðµ ∈
⇒ðŽ∪ðµ∈
3. ðŽ, ðµ ∈
⇒ðŽ∩ðµ∈
4. ðŽð ∈ , ð ∈ â ⇒ â∞
ð=1 ðŽð ∈
7 Lemma: erzeugte σ-Algebren
Sei ðº ≠ ∅ und ðº ⊆
ð (ðº).
(ðº). Dann existiert eine kleinste σ-Algebra
ð (ðº)
auf ðº sodass ðº ⊆
8 Deï¬nition: „Borel-σ-Algebra“
(ðº): =
ð ({
ð ⊆ ðº, oï¬en }) nenen wir die Borel-σ-Algebra und speziell
ð
:=
(âð ).
Bemerkung Die Borel-σ-Algebra kann von verschiedenen Erzeugersystem erzeugt werden.
Zum Beispiel von der Menge aller oï¬enen Mengen , der Menge aller abgeschlossenen Mengen
oder der Menge aller Hyperquader mit rationalen Koordinaten .
9 Lemma: Erzeugung der Borel-σ-Algebra
ð(
)=
ð(
)=
ð(
)
Beweis (9)
ð( ) =
ð ( ) folgt sofort aus der Abgeschlossenheit von σ-Algebren unter Komplement.
ð( ) =
ð ( ) gilt, da jede oï¬ene Menge eine abzählbare Vereinigung von solchen Hyperquadern ist und jeder Hyperquader sich als abzählbarer Schnitt oï¬ener Mengen darstellen lässt.
10 Deï¬nition: „Spur-σ-Algebra“
Sei (ðº, ) ein messbarer Raum, ðº ⊆ ðº, dann ist
Spur-σ-Algebra.
:=
∩ðº ⊆
eine σ-Algebra und heißt
11 Deï¬nition: „Produkt-σ-Algebra“
Sei ðº = âšð∈ðŒ ðžð für eine beliebige Indexmenge ðŒ ≠ ∅ und ðð die kanonischen Projektionen,
sowie (ðžð , ð ) messbare Räume. Dann ist die Produkt-σ-Algebra von ((ðžð , ð ))ð∈ðŒ deï¬niert als
ð: =
ð
ðð−1 (ðŽð ) ðŽð ∈
ð
ð∈ðŒ
Bei gleichen (ðžð ,
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ð)
mit
=
ð
schreibt man auch
ðŒ
bzw.
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ð
für endliche Fälle.
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Bemerkung Es gilt
1 Wahrscheinlichkeitsräume
ð
=
1 ð
Seite 8
.
12 Satz: elementare Eigenschaften von Wahrscheinlichkeitsmaßen â
1. â(∅) = 0
2. â(ðŽ ∪ ðµ) + â(ðŽ ∩ ðµ) = â(ðŽ) + â(ðµ)
3. ðŽ, ðµ ∈ , ðŽ ⊆ ðµ ⇒ â(ðŽ) ≤ â(ðµ).
∞
4. ðŽð ∈ , ð ∈ â: â â∞
ð=1 ðŽð ≤ ∑ð=1 â(ðŽð )
5. ðŽð ∈ , ð ∈ â, ðŽ1 ⊃ ðŽ2 ⊃ ⯠⇒ â â∞
ð=1 ðŽð = limð→∞ â(ðŽð ).
6. ðŽð ∈ , ð ∈ â, ðŽ1 ⊂ ðŽ2 ⊂ ⯠⇒ â â∞
ð=1 ðŽð = limð→∞ â(ðŽð ).
7. ðŽð ∈ , ð ∈ â, ∀ð: limð→∞ ððŽð (ð) = ððŽ (ð) ⇒ lim∞
ð=1 â(ðŽð ) = â(ðŽ)
13 Deï¬nition: „diskrete Wahrscheinlichkeitsräume“
Ist in (ðº, , â) die Menge ðº abzählbar, dann nennen wir diesen Wahrscheinlichkeitsraum diskret.
14 Satz: Zähldichte
Sei ðº abzählbar und ð: ð → ðº eine Folge in â+ mit ∑ð∈ðº ð(ð) = 1. Dann existiert genau
ein Wahrscheinlichkeitsmaß â auf (ðº, (ðº)) mit â(ðŽ) = ∑ð∈ðŽ ð(ð) für alle ðŽ ∈ â(ðº). Wir
nennen ð die Zähldichte und die einzelnen ð(ð) Wahrscheinlichkeitsgewichte.
15 Deï¬nition: „diskretes Produktmaß“
Für ð diskrete Wahrscheinlichkeitsräume mit Zählmaßen ðð erhalten wir ein Wahrscheinlichkeitsmaß â auf âšðð=1 ðºð , âšðð=1 ð , ∏ðð=1 ðð . Dieses nennen wir diskretes Produktmaß. Für das
Produkt ð gleicher Zählmaße ð, schreiben wir â = ð⊗ð .
einige Wahrscheinlichkeitsmaße
Binomialverteilung ðº = {0, 1, ⯠, ð},
ð ∈ [0, 1].
Geometrische Verteilung ðº = â,
=
(ðº), ð(ð) = (ðð)ðð (1 − ð)ð−ð =: Binð,ð (ð) mit
= (ðº), ð ∈ (0, 1]. ð(ð) = ð(1 − ð)ð .
ð
Poisson Verteilung ðº = â, ð > 0 „Intensität“, ð(ð) = ð−ð ðð! =: Poissonð (ð).
16 Lemma: Zusammenhang zwischen Poisson- und Binomialverteilung
Sei ðð ∈ (0, 1] mit limð→∞ ððð = ð > 0, dann gilt für alle ð ∈ â:
lim Binð,ð (ð) = Poissonð (ð)
ð→∞
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17 Deï¬nition: „Zufallsvariable“
Seien (ðº, ) und (ðº ,
falls
∀ðŽ ∈
) messbare Räume. Eine Abbildung ð: ðº → ðº heißt Zufallsvariable
: ð −1 (ðŽ ) ∈
Diese Forderung erwächst aus dem Bedürfnis
â( ð ∈ ðŽ ) = â( ð ∈ ðº ð(ð) ∈ ðŽ
) = â(ð −1 (ðŽ )) = â â ð −1 (ðŽ )
berechnen zu wollen. Hinreichend ist zum Beispiel
= (ðº).
18 Deï¬nition: „Wahrscheinlichkeitsverteilung“
Sei ð: (ðº, , â) → (ðº , ) eine Zufallsvariable auf dem Wahrscheinlichkeitsraum (ðº, , â).
Dann heißt âð : = ââð −1 das Bildmaß von ð bzw. die Verteilung von ð und ist ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf dem messbaren Raum (ðº , ).
19 Deï¬nition: „Algebra, (Prä)maß, σ-endlich“
Sei ðº ≠ ∅.
•
⊆ (ðº) heißt Algebra falls
1. ðº ∈
2. ðŽ ∈
⇒ ðŽÌ ∈
3. ðŽ, ðµ ∈
⇒ðŽ∪ðµ∈
• Eine Abbildung ð:
→ [0, ∞] heißt Prämaß auf einer Algebra
ðŽ
∈
⇒
ð(ðŽ)
= ∑∞
ðŽ = âš∞
ð=1 ð(ðŽð ).
ð=1 ð
• Eine solches ð heißt Maß falls
falls ðŽð ∈
mit
eine σ-Algebra ist.
• Ein Maß ð heißt σ-endlich falls ∃(ðŽð )ð∈â , ðŽð ∈
: ðŽð ↑ ðº ∧ ð(ðŽð ) < ∞.
• Ein Maß ð heißt Wahrscheinlichkeitsmaß falls ð(ðº) = 1.
Beispiel Auf ðº = â ist = âš∞
ð=1 ðð , ðð ∩ â ð ∈ â, −∞ ≤ ð1 < ð1 < ⯠< ðð < ðð ≤ ∞
eine Algebra. Dann deï¬nieren wir das folgende Prämaß:
ð
ð
ð
ðð , ðð
ð=1
:=
(ðð − ðð )
ð=1
Dafür gilt dann sofort endliche Additivität.
20 Satz: Monotone Klassentheorem für Mengen
Sei ⊆ (ðº) ein Mengensystem, welches abgeschlossen bezüglich endlichen Durchschnitten
ist und ðº enthält. Sei weiterhin das kleinste umschließende Mengensystem, welches abgeschlossen bezüglich wachsenden Grenzwerten und Mengendiï¬erenzen (genauer: ðŽ, ðµ ∈ , ðµ ⊂
ðŽ ⇒ ðŽ â§µ ðµ ∈ ) ist, dann ist bereits = ð( ).
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Beweis (20) Für ðµ ⊆ ðº sei ðµ : = { ðŽ ∈ | ðŽ ∩ ðµ ∈ }. Dann ist ðµ abgeschlossen bezüglich wachsenden Grenzwerten und Mengendiï¬erenzen. Für ðµ ∈ gilt für alle ð¶ ∈ :
ðµ∩ð¶∈
⊆
⇒ð¶∈
ðµ
⇒
⊆
ðµ
⊆
⇒
ðµ
=
Für ðµ ∈ und ð¶ ∈ gilt ðµ ∈ ð¶ = und ðµ ∩ ð¶ ∈
⇒ ð¶ ∈ ðµ . Damit gilt . ist also
abgeschlossen bezüglich endlicher Durchschnitte.
Auch gilt ðº ∈ ⊆
und damit ist auch abgeschlossen gegenüber Komplementbildung.
Nach der Abgeschlossenheit unter aufsteigenden Grenzwerten ist dann auch jede abzählbare Vereinigung aus Mengen in selber in . Mit ⊆ folgt dann die Behauptung.
21 Korollar:
Seien â, ð Wahrscheinlichkeitsmaße auf dem messbaren Raum (ðº, ), die auf einem unter
Durchschnitt stabilen System von = ð ( ) übereinstimmen, dann gilt â = ð auf .
22 Satz: Fortsetzungssatz von Carathéodory (1917)
Für jedes σ-endliche Prämaß ð auf einer Algebra ⊆ (ðº) existiert ein eindeutiges Maß ðÌ
auf der σ-Algebra = ð ( ), welche mit diesem auf übereinstimmt. Zudem ist dann ðÌ selber
σ-endlich.
23 Lemma: Eindeutigkeitssatz
Seien ð und ð σ-endliche Maße auf dem Maßraum (ðº, ) wobei =
Durchschnittbildung stabilen Erzeuger mit ð = ð auf und (ðŽð )ð∈â ∈
ð(ðŽð ) = ð(ðŽð ). Dann gilt auf ganz : ð = ð.
ð(
) für einen unter
mit ðŽð ↑ ðº sowie
24 Lemma:
Sei ð ein Maß auf (â, (â)) und endlich auf Kompakta. Dann ist
â§ ð((0, ð¥]) ð¥ > 0
âª
0 ð¥=0
ðº(ð¥): = âš
⪠−ð((ð¥, 0]) ð¥ < 0
â©
monoton wachsend und rechtsstetig.
25 Deï¬nition: „Verteilungsfunktion“
Für ein Wahrscheinlichkeitsmaß â auf (â, (â)) ist seine (kumulative) Verteilungsfunktion ð¹
gegeben durch
ð¹(ð¥): = â((−∞, ð¥])
26 Korollar:
Jede Verteilungsfunktion ð¹ eines Wahrscheinlichkeitsmaßes ist rechtsstetig, monoton wachsend und es ist limð¥→∞ ð¹(ð¥) = 1 sowie limð¥→−∞ ð¹(ð¥) = 0.
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27 Satz:
Sei ð¹: â → â eine monoton wachsende, rechtsstetige Funktion. Dann existiert ein eindeutiges
σ-endliches Maß ð auf (â, ) mit ∀ð, ð ∈ â, ð < ð: ð((ð, ð]) = ð¹(ð) − ð¹(ð).
Beispiel
1. Für ð¹(ð¥) = ð¥ erhalten wir damit das Lebesguemaß ð auf (â, ).
2. Für ð¹(ð¥) = min(1, max(ð¥, 1)) liefert der Satz uns die Gleichverteilung ð auf ([0, 1] , ([0, 1])).
Beweis (27)
Eindeutigkeit { (ð, ð] | ð, ð ∈ â, ð < ð } ist ein unter Durchschnitt stabiler Erzeuger von , wodurch die Eindeutigkeit bereits gilt.
Existenz Wir wählen
ðŸ
:=
ðð , ðð ∩ â ðŸ ∈ â, −∞ ≤ ð1 < ð1 < ð2 < ⯠< ðð ≤ +∞
ð=1
ist eine Algebra. Für ðŽ: = âšðŸ
ð=1 ðð , ðð ∈
Dieses
deï¬nieren wir
ðŸ
ð(ðŽ): =
ð¹(ðð ) − ð¹(ðð )
ð=1
Damit ist ð additiv auf .
ðŸ
ð
Seien nun ðŽð : = âšð=1
ðð,ð , ðð,ð disjunkt. Mit ðŽ∞ : = âš∞
ð=1 ðŽð ∈
∞
ðŽ =
ðŸ∞
âð=1
gilt dann
ðð,∞ , ðð,∞ wobei ðŸ∞ < ∞. Dann müssen wir zeigen
∞ ðŸð
ðŸ∞
ð¹(ðð,∞ ) − ð¹(ðð,∞ ) =
ð=1
ðŸ∞ ∞ ðŸð
ð¹(ðð,ð ) − ð¹(ðð,ð ) =
ð=1 ð=1
ð¹(ðð,ð )
ð=1 ð=1 ð=1
ðð,ð ,ðð,ð ⊆ ðð,∞ ,ðð,∞
− ð¹(ðð,ð )
Nun zeigen wir die Gleichheit summandenweise. Für jedes ð gilt also wegen Monotonie
und ð∞ , ð∞ ⊇ âšð
ð=1 ðð , ðð die Richtung „≥“.
Betrachten wir ðð : = ðð , ðð + ð¿ð ⊇ ðð , ðð oï¬en mit ð¿ð : = ð¿(ð) sodass ð( ðð , ðð + ð¿ð ) ≤
ð( ðð , ðð )+ð2−ð für ein beliebiges ð > 0. ðð ist eine oï¬ene Überdeckung von ð∞ + ð¿∞ , ð∞ ⊆
ð∞ , ð∞ mit ð¿∞ = ð¿∞ (ð) sodass ð( ð∞ , ð∞ + ð¿∞ ) wegen Rechtsstetigkeit. Dieses Intervall ist kompakt, also können wir eine endliche Teilüberdeckung ï¬nden:
∃ð ∈ â: âð
ð=1 ðð , ðð + ð¿ð ⊇ ð∞ + ð¿∞ , ð∞ ⊇ ð∞ + ð¿∞ , ð∞ . Damit gilt weiter
ð( ð∞ , ð∞ ) = ð( ð∞ , ð∞ + ð¿∞ ) + ð( ð∞ + ð¿∞ , ð∞ )
∞
ð
ð( ðð , ðð + ð¿ð ) ≤ 2ð +
≤ð+
ð( ðð , ðð )
ð=1
ð=1
ð( ðð ,ðð )+ð2−ð
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Also ist auch „≤“ da ð beliebig gewählt war.
Somit ist ð ein Prämaß auf
und nach Fortsetzungssatz ein Maß auf
=
ð(
).
Beispiele für Verteilungsfunktionen von Wahrscheinlichkeitsmaßen auf (â, ):
1. Sei ð¹(ð¥): = ð[ð,∞) mit ð ∈ â. Dann erhalten wir das Dirac-Punktmaß ð¿ð auf ð ∈ â.
2. Führt man noch mehrere endliche Zwischenstufen ein auf ðð mit den Werten ðð , dann erhält
man ð = ∑ðð=1 (ðð − ðð−1 )ð¿ðð .
28 Deï¬nition: „absolute Stetigkeit, Dichte“
Existiert für ein Wahrscheinlichkeitsmaß â auf (â, ) eine messbare Funktion ð: (â, ) →
(â, ), ∀ð¡ ∈ â: ð(ð¡) ≥ 0 sodass sich die Verteilungsfunktion von â darstellen lässt als ð¹(ð¥) =
ð¥
ð(ð¡)dð¡ so heißt ð die Dichte von â und ð¹ ist absolutstetig.
∫−∞
29 Lemma:
∞
Ist ð¹ absolutstetig und es gilt ∫−∞
ð(ð¡)dð¡ = 1 für die Dichte ð, dann ist ð¹ die Verteilungsfunktion eines Wahrscheinlichkeitsmaßes â auf (â, ).
Beispiel
für Wahrscheinlichkeitsmaße mit Dichten
2
1. Die Normalverteilung hat die Dichte ðð,ð (ð¥) =
(ð¥−ð)
1 ð− 2ð 2
√2ðð
mit den Parametern ð und ð.
2. Die Gammverteilung besitzt ebenfalls eine Dichte. Diese können wir wiefolgt herleiten:
Betrachten wir ein Modell für die Anzahl von Versicherungsschäden über einem Zeitinterð
vall (0, ð¡]. Dies können wir durch PoissonðŒð¡ (ð) = ð−ðŒð¡ (ðŒð¡)
modellieren. (Es wurde ð = ðŒð¡
ð!
gewählt.) ðŒ beschreibt die Proportionalität zwischen der Länge des Zeitintervalls und der
erwarteten Anzahl an Schäden. Für das Ereignis, dass mindestens ð Schäden auftreten erhalten wir:
ð−1
â(ðŽ) = 1 − Poissonð ({0, 1, ⯠, ð}) = 1 −
Poissonð (ð)
ð=0
ð−1
ð−ðŒð¡
=1−
ð=0
(ðŒð¡)ð
=
ð!
ð¡
0
ðŒð
ð¥ð−1 ð−ðŒð¥ dð¥
(ð − 1)!
Dann ist die Verteilung der Zeit bis zum ð-ten Schaden die Gammaverteilung mit der Dichte
ðŸðŒ,ð (ð¥) = ð[0,∞) (ð¥) ⋅
ðŒ ð ð¥ð−1
⋅ ð−ðŒð¥
(ð − 1)!
Die Gammafunktion ist
∞
ð€(ð): =
ðŠð−1 ð−ðŠ dðŠ ,
ð>0
0
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2 bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
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Allgemein kann dies nicht analytisch ausgeschrieben werden. Jedoch erhält man für ð ∈ â:
ð€(ð) = (ð − 1)!.
3. Die Exponentialverteilung mit Parameter ðŒ > 0 hat die Dichte ððŒ = ðŸðŒ,1 .
Erinnerung an die Hauptresultate zum Maßintegral
Ist (ðº, ) ein messbarer Raum mit einem Maß ð: → [0, ∞]. Dann wollen wir ein Integralbegriï¬ deï¬nieren. Wir bezeichnen dieses dann mit ∫ðº ðdð bzw. ∫ðº ð(ð)dð(ð) . Dabei werden
erst die Integrale über elementare Funktionen (Treppenfunktionen) deï¬niert: ð = ∑ð
ð=1 ðŒð ððŽð
ð
wobei ðð ∈ â+ ⇒ ∫ ðdð : = ∑ð=1 ðŒð ð(ðŽð ). Ist ð ≥ 0 messbar, so deï¬nieren wir ∫ ðdð : =
supð elementar ∫ ðdð . Für alle anderen messbaren Funktionen ð mit ∫ |ð |dð endlich setzen wir
0≤ð≤ð
dann ∫ ðdð : = ∫ max(0, ð)dð − ∫ max 0, −ð dð . Diese Funktionen heißen dann Lebesgueintegrierbar (ð ∈ ð¿1 (ð) bzw. ð¿1 (ðº, , ð)).
Bemerkung
1. Für eine Folge messbarer Funktionen (ðð )ð∈â gelten die folgenden Konvergenzsätze
a) „Lemma von Fatou“: für ðð ≥ 0 gilt
lim inf ðð dð ≤ lim inf
ð→∞
ð→∞
ðð dð
b) „monotone Konvergenz“: für 0 ≤ ð1 ≤ ð2 ≤ ⯠gilt
lim
ð→∞
ðð dð =
lim ð dð
ð→∞ ð
c) „majorisierte Konvergenz“: ∃ð ∈ ð¿1 (ð): ð( ð ∈ ðº ∃ð ∈ â: |ðð (ð)| > ð(ð) ) und
ðð → ð∞ ð-fast überall gilt, dann ist limð→∞ ∫ ðð dð = ∫ ð∞ dð .
2. für ð: â → [0, ∞) Riemann integrierbar auf â, gilt dass ð Lebesgue integrierbar ist und
dass die Integrale übereinstimmen, wenn für ð das Lebesguemaß gewählt wird.
30 Korollar:
Sei (ðº, , ð) mit ð: → [0, ∞] ein Maßraum und ð: ðº → â eine ( , )-messbare Funktion.
Außerdem sei ð ≥ 0 und ∫ ðdð = 1. Dann ist â(ðŽ): = ∫ ððŽ ðdð = ∫ðŽ ðdð für ðŽ ∈ ein
Wahrscheinlichkeitsmaß. Man nennt ð = ðâ
die Radon-Nikodym Dichte von â bezüglich ð und
ðð
nennt â absolutstetig bezüglich ð mit Dichte ð.
2 bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
Motivation Wir betrachten eine Studie eines neuen Tests auf eine Krankheit. Es werden 1000
Versuchspatienten getestet. Daraus entsteht die Kontingenztafel:
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2 bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
gesund
krank
negativ
970
1
97
positiv
20
9
29
Seite 14
990
10
1000
Fragen: Welche Diagnose muss bei positivem Testergebnis gestellt werden?
Der Anteil der Gesunden inter den positiv getesteten ist 20
≈ 69%. Der Anteil der Kranken un29
9
ter den positiv Getesteten ist 29 ≈ 31%. Andererseits gilt unter der Bedingung, dass ein negatives
≈ 99, 9% und der Anteil der Kranken
Testergebnis vorliegt, dass der Anteil der Gesunden 970
971
1 ≈ 0, 1% ist.
971
31 Deï¬nition: „bedingte Wahrscheinlichkeit“
Gegeben sei (ðº, , â) und ðŽ, ðµ ∈
â(ðŽ|ðµ): =
mit â(ðµ) > 0. Dann heißt
â(ðŽ ∩ ðµ)
â(ðµ)
die bedingte Wahrscheinlichkeit von ðŽ unter ðµ.
32 Satz: Eigenschaften der bedingten Wahrscheinlichkeit
Sei ein Wahrscheinlichkeitsraum (ðº, , â) gegeben mit ðµ ∈
und â(ðµ) > 0.
1. ð(ðŽ): = â(ðŽ|ðµ) ist ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf .
2. Formel von der totalen Wahrscheinlichkeit: Sei ðµ = âšð∈ðŒ ðµð mit â(ðµð ) > 0 und abzählbarem ðŒ, dan gilt
â(ðŽ ∩ ðµ) =
â(ðµð )â(ðŽ|ðµð )
ð∈ðŒ
3. Seien ðŽ, ðµð ∈
mit strikt positiven Wahrscheinlichkeiten, ðŒ abzählbar, ðµð paarweise
disjunkt und ðº = âšð∈ðŒ ðµð , dann gilt
â(ðµð |ðŽ) =
â(ðµð )â(ðŽ|ðµð )
∑ð∈ðŒ â(ðµð )â(ðŽ|ðµð )
33 Lemma: Multiplikationsformel
Seien ðŽð ∈
mit â(âð−1
ð=1 ðŽð ) > 0, dann ist
ð
â(
ð−1
ð
ðŽð ) = â(ðŽ1 )
ð=1
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â(ðŽð |
ð=2
ðŽð )
ð=1
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2 bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
Seite 15
34 Deï¬nition: „Unabhängigkeit“
1. Zwei Ereigniss ðŽ, ðµ ∈
heißen unabhängig, falls â(ðŽ ∩ ðµ) = â(ðŽ)â(ðµ).
2. Eine beliebige Familie von Ereignissen (ðŽð ) heißt unabhängig falls für jede endliche Teilmenge (ðŽð )ð∈ðœ gilt
â(
ðŽð ) =
ð∈ðœ
â(ðŽð )
ð∈ðœ
3. eine Familie von Mengensystemen ( ð )ð∈ðŒ , ð ⊆ heißt unabhängig falls jede Auswahl
(ðŽð )ð∈ðŒ , ðŽð ∈ ð eine unabhängige Familie von Ereignissen liefert.
4. Eine Familie von Zufallsvariablen ðð : (ðº, ) → (ðºð , ð ) heißt unabhängig, falls die σAlgebren ð(ðð ): = ðð−1 ( ð ) unabhängig sind. (Dabei ist ð(ðð ) die kleinste σ-Algebra auf ðº,
bezüglicher welcher ðð messbar ist.)
Bemerkungen
1. Sind (ðŽð )ð∈ðŒ unabhängig, dann sind die ðŽð paarweise unabhängig. Die umgekehrte Implikation gilt jedoch nicht.
2. (ðŽð )ð∈ðŒ sind genau dann unabhängig, wenn die ( ∅, ðŽð , ðŽðÌ , ðº )ð∈ðŒ unabhängige σ-Algebren
sind.
35 Satz: Unabhängigkeitskriterium für Zufallsvariablen
Gegeben sei eine Familie von Zufallsvariablen ðð : (ðº, ) → (ðºð , ð ), ð ∈ ðŒ und ein unter
Durchschnitt stabiler Erzeuger ð ( ð = ð( ð )). Für endliche ðœ ⊂ ðŒ und ðµð ∈ ð , ð ∈ ðœ gelte
ðð−1 (ðµð )) =
â(
â(ðð ∈ ðµð )
ð∈ðœ
ð∈ðœ
(das heißt die ( ðð−1 (ðžð ) ðžð ∈
ð
)ð∈ðŒ sind unabhängig) Dann sind die (ðð )ð∈ðŒ unabhängig.
36 Korollar: Speziellere Unabhängigkeitskriterien
Sei (ðð )ð∈{1,â¯,ð} eine endliche Familie von Zufallsvariablen auf (ðº, , â), dann gilt:
1. (diskreter Fall) falls die ðð die Form ðð : (ðº, ) → (ðºð , ð ) haben mit ðºð abzählbar und
ð = (ðºð ), so sind die (ðð )ð=1,â¯,ð genau dann unabhängig, wenn
ð
∀ðð ∈ ðºð : â(ðð = ðð , ð = 1, ⯠, ð) =
â(ðð = ð€ð )
ð=1
2. (reellwertiger Fall) falls die ðð die Form ðð : (ðº, ) → (â, ) haben, so sind die (ðð )ð=1,â¯,ð
unabhängig genau dann, wenn
ð
∀ðð ∈ â: â(ðð ≤ ðð , ð = 1, ⯠, ð) =
â(ðð ≤ ðð )
ð=1
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Seite 16
3. (reellwertiger, absolutstetiger Fall) sind die ðð wie zuvor und die âðð = â â ðð−1 absolutstetige Verteilungen auf (â, ) mit Dichtefunktionen ðð : (â, ) → (â+ , (â+ )), so sind die
(ðð )ð=1,â¯,ð ) genau dann unabhängig, wenn ð: = (ð1 , ⯠, ðð ): (ðº, ) → (âð , ð ) eine absolutstetige Verteilung â â ð −1 mit der Dichte ðð (ðŠ): = ðð (ðŠ1 , ⯠, ðŠð ) = ∏ðð=1 ðð (ðŠð ) ist (bis
auf eine Lebesgue-Nullmenge).
Beispiel
ð1 , ð2 sind unabhängig und jeweis ð(0, 1)-verteilt genau dann, wenn ð = (ð1 , ð2 ) eine
absolutstetige Verteilung mit Dichte ðð (ðŠ) = ð1 (ðŠ)ð2 (ðŠ) =
1 ð−
2ð
gerade die Standerdnormalverteilung mit Mittelwertparameter
meter ðŒ2 =
1 0
0 1
ðŠ2 +ðŠ2
1 2
2
0
0
. Diese Verteilung von ð ist
und Kovarianzmatrixpara-
â ðŒ2 ).
= ð(0,
Bemerkungen
1. Die gemeinsame Verteilung einer Familie von Zufallsvariablen ðð : (ðº, ) → (ðºð , ð ) ist
die Verteilung â â ð −1 der Zufallsvariable ð: = (ðð )ð∈ðŒ : (ðº, ) → (âšð∈ðŒ ðºð , âšð∈ðŒ ð ).
2. Umgekehrt induziert eine mehrdimensionale Zufallsvariable ð· eine Verteilung â â ð −1
auf dem Produktraum (âšð∈ðŒ ðºð , âšð∈ðŒ ð ).
3. Die gemeinsame Verteilung induziert die Randverteilungen (Einschränkungen der ðð ) als
âðð (ðµð ) = â(ðð ∈ ðµð ) = â(ð1 ∈ ðº1 , ⯠, ðð ∈ ðµð , ⯠ðð ∈ ðºð ) = â â ð −1 (ðº1 × â¯ × ðµð ×
â¯ × ðºð ).
37 Satz: Existenz des Produktmaßes
Sei (ðºð , ð , âð )ð∈ðŒ eine Familie von Wahrscheinlichkeitsräumen, dann existiert genau ein Wahrscheinlichkeitsmaß â auf ðº: = âšð∈ðŒ ðºð , : = âšð∈ðŒ ð = ð(ðð , ð ∈ ðŒ) (Die kleinste σ-Algebra
bezüglich welcher alle Koordinatenprojektionen messbar sind.), so dass für alle endlichen Teilmengen ð ⊆ ðŒ gilt
∀ðŽð ∈
ðð−1 (ðŽð )
ð: â
ð∈ðœ
=
âð (ðŽð )
ð∈ðœ
â heißt das Produktmaß und wir schreiben â = âšð∈ðŒ âð .
Bemerkung Insbesondere gilt für die Randverteilung der ð-ten Koordinate unter â, dass mit
ðŽð ∈ ð : â(ðð−1 (ðŽð )) = âð (ðŽð ) ist, das heißt die âð sind die Randverteilungen der Koordinatenprojektionen ðð welche Zufallsvariablen auf dem Raum (ðº, , â) sind.
38 Korollar: Existenz von Projektionen
Zu gegebenen Wahrscheinlichkeitsmaßen âð auf (ðºð , ð )ð∈ðŒ existiert ein Wahrscheinlichkeitsraum (ðº, , â) mit unabhängigen Zufallsvariablen (ðð )ð∈ðŒ so dass â â ðð−1 = âð für ð ∈ ðŒ gilt.
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2 bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit
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39 Bemerkung:
1. Wegen dem obigen Korrolar sind Zufallsvariablen genau dann unabhängig, wenn ihre gemeinsame Verteilung durch das Produktmaß der Einzelverteilungen gegeben ist. Das heißt
die Randverteilungen gerade die Verteilungen der einzelnen Zufallsvariablen sind.
2. Grundidee der bedingten Verteilungen:
Fall ðº = ðº1 × ðº2 ,
=
1
⊗
2
a) diskreter Fall: Zähldichte ð(ðŠ1 , ðŠ2 ), bedingte Verteilung von ð1 gegenüber ð2 ist beschrieben durch die bedingte Zähldichte
ð(ðŠ1 |ðŠ2 ) =
ð(ðŠ1 , ðŠ2 )
ð(ðŠ1 , ðŠ2 )
=
ðð2 (ðŠ2 )
∑ðŠð ∈ðº ð(ðŠð , ðŠ2 )
b) absolutstetiger Fall: sei ð = (ð1 , ð2 ) absolutstetig mit Dichte ð(ðŠ1 , ðŠ2 )
die bedingte Dichte ist
ðð2 |ð1 (ðŠ2 |ðŠ1 ): =
ð(ðŠ1 , ðŠ2 )
∫ðº ð(ðŠ1 , ðŠ2 )dðŠ2
=
2
ð(ðŠ1 , ðŠ2 )
,
ðð1 (ðŠ1 )
ðŠ2 ∈ ðº2 , ðŠ1 ∈ ðº1 , ðð1 (ðŠ1 ) > 0(: = 0sonst)
dann gilt z.B.
â(ð1 , ð2 ∈ ðŽ×ðµ) =
ðº1 ×ðº2
ððŽ×ðµ ð(ðŠ1 , ðŠ2 )dðŠ1 dðŠ2 =
ðº1
ððŽ ðð1 (ðŠ1 )
ðº2
ððµ ðð2 |ð1 (ðŠ2 |ðŠ1 )dðŠ2
dðŠ1
c) allgemeiner Fall (Ausblick auf Stochastik 2 / Maßtheorie)
Sei ð2 eine Zuï¬alsvariable die Werte in einem „polnischen Raum“ (separabler, vollständiger matrischer Raum mit Borelscher σ-Algebra) annimmt. (z.B. (âð , ð )), dann
existiert ein stochastischer Kern (oder Markov-Übergangskern) ðŸ. (Das heißt ðŸ: ðº1 ×
2 → [0, 1] mit
i. ðŠ1 ⊠ðŸ(ðŠ1 , ðŽ2 ) ist
1 -messbar
für alle ðŽ2 ∈
2
ii. ðŽ2 ⊠ðŸ(ðŠ1 , ðŽ2 ) ist ein Wahrscheinlichkeitsmaß für alle ðŠ1 ∈ ðº1
) Für diesen Kern gilt âð1 ,ð2 = âð1 ⊗ ðŸ, das heißt
∀ðŽ ∈
1 ⊗ 2 : â((ð1 , ð2 )
∈ ðŽ) =
ðº1 ×ðº2
ððŽ âð1 ,ð2 (dðŠ1 , dðŠ2 ) =
ðº1
ðº2
ððŽðŠ (ðŠ2 )ðŸ(ðŠ1 , dðŠ2 ) âð1 (dðŠ1 )
1
mit der Sektion
ðŽðŠ1 : =
falls ðŽ ∈
1
ðŠ2 ∈ ðº2 (ðŠ1 , ðŠ2 ) ∈ ðŽ
⊗
2
2.
Z.B. für ðŽ = ðŽ1 × ðŽ2 gilt ðŽðŠ1 =
â(ð1 ∈ ðŽ1 , ð2 ∈ ðŽ2 ) =
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∈
ðº1
ðŽ2 , ðŠ1 ∈ ðŽ1
∅, sonst
ððŽ1 (ðŠ1 )
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ðº2
ist
ððŽ2 (ðŠ2 )ðŸ(ðŠ1 , dðŠ2 ) âð1 (dðŠ1 )
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3 Asymptotische Ereignisse
Seite 18
Bemerkung Analoge Aussagen gelten für die Dimensionen ð ≥ 2.
40 Satz: Unabhängigkeit nach Abbildung
Sei (ðð )ð∈ðŒ eine Familie von unabhängigen Zufallsvariablen auf (ðº, , â), ðð : (ðº, ) → (ðºð , ð ),
ðŒ = âšð∈ðŸ ðŒð und sind ðð (âšð∈ðŒð ðºð , âšð∈ðŒð ð ) → (ðºÌð , Ì ð ), ð ∈ ðŸ messbare Abbildungen, dann
sind die Zufallsvariablen ððÌ : = ðð ((ðð )ð∈ðŒð ), ð ∈ ðŸ unabhängig.
3 Asymptotische Ereignisse
Es sei (ðº, , â) ein Wahrscheinlichkeitsraum und (ðð )ð∈â , ðð : (ðº, ) → (ðºð ,
Zufallsvariablen.
ð ) eine Folge von
41 Deï¬nition: „asymptotische Ereignisse“
Ein Ereignis ðŽ ∈
heißt asymptotisch bezüglich (ðð )ð∈â falls für alle ð ∈ â ein ðµð ∈
âšð≥ð ð existiert mit ðŽ = (ðð )ð≥ð −1 (ðµð ). Wir schreiben ((ðð )â ) für das System der asymptotischen Ereignisse bezüglich (ðð )â .
Bemerkung
((ðð )â ) ist eine σ-Algebra.
Beispiele
1. ðŽ = â∞
ð=1 âð≥ð
2. ðŽ =
ð ðð (ð) ∈ ðŽð ∈
ð
ð limð→∞ ( ð1 ∑ð
ð=1 ðð (ð)) existiert und nimmt Werte im Intervall [ð, ð] an
42 Satz: 0-1 Gesetz von ÐПлЌПгПÑПв
Sei (ðð )ð∈â eine Folge von unabhängigen Zufallsvariablen auf (ðº, , â). Dann hat jedes asymptotische Ereignis ðŽ ∈ ((ðð )â ) die Wahrscheinlichkeit 0 oder 1.
Beweis (42) Wir betrachten die Projektionen ðð : âšð∈â ðºð → ðºð , (ðð )â ⊠ðð und
ð
ðð−1 (ðŽð ) ðŽð ∈
:=
ð, ð
= 1, ⯠, ð, ð ∈ â
ð=1
dabei ist stabil unter Durchschnittbildung und erzeugt âšð∈â ð = ð(ðð |ð ∈ â). Dann existiert
für jedes ð ∈ â ein ðµð ∈ âšð≥ð ð , sodass ðŽ = ((ðð )ð≥ð )−1 (ðµð ) = (ðð )ð≥ð ∈ ðµð . A ist
unabhängig von ðð −1
(ðž), ðž ∈ , also auch für jedes ðž ∈ âšð∈â ð . Somit ist ðŽ auch
ð∈â
unabhängig von sich selbst, also â(ðŽ) = â(ðŽ ∩ ðŽ) = â(ðŽ)â(ðŽ).
â¡
43 Satz: Borel-Cantelli-Lemma
Es ist (ðº, , â) gegeben und ðŽð , ð ∈ â eine Folge von Ereignissen sowie ðŽ: = lim supð ðŽð =
âð∈â âð≥ð ðŽð , dann gilt:
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4 Erwartungswert und Varianz
Seite 19
1. ∑∞
ð=0 â(ðŽð ) < ∞ ⇒ â(ðŽ) = 0
2. sind die ðŽð , ð ∈ â unabhängige Ereignisse mit ∑∞
ð=0 â(ðŽð ) = +∞ ⇒ â(ðŽ) = 1
Beweis (43)
ð→∞
1. ∀ð: ðŽ ⊆ âð≥ð ðŽð ⇒ â(ðŽ) ≤ â(âð≥ð ðŽð ) ≤ ∑∞
ð=ð â(ðŽð ) −−−→ 0
Ì
2. ðŽÌ = â∞
ð=0 âð≥ð ðŽð , dann gilt
∞
∞
â(ðŽ)Ì =
â(
ð=0
ð=ð
ð
∞
ðŽðÌ ) =
lim â(
ð=0
ð→∞
ð
∞
ðŽðÌ ) =
ð=ð
lim
ð=0
ð→∞
∞
â(ðŽðÌ ) ≤
ð=ð=1−â(ðŽ )
ð
≤ð−â(ðŽð )
ð
lim ð− ∑ð=ð â(ðŽð ) = 0
ð=0
ð→∞
Beispiel „Monkey typing typewriter“: Seien ð1 , ð2 , … unabhängige Laplace-Zufallsvariablen
auf {ð, ⯠, ð§, ðŽ, ⯠, ð} ∪ ðð¢ððð¡ðð¡ððð. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass irgendwann ein beliebiges Wort, Ihr Name oder Goethes „Faust“ vorkommt gleich 1.
4 Erwartungswert und Varianz
44 Deï¬nition: „Erwartungswert“
Sei ð eine Zufallsvariable auf (ðº, , â) mit Werten in (â, ). Ist ð ≥ 0 oder ð ∈ ð¿1 (â) (das
heißt ∫ðº |ð|1 dâ < ∞), so heißt ðŒ(ð): = ∫ðº ðdâ der Erwartungswert von ð.
Bemerkung
• ð¿ð (â): = ð¿ð (ðº, , â) =
ð: (ðº, ) → (â, ) ∫ |ð|ð dâ < ∞
ð
für ð ∈ [1, ∞) ist ein
1
ð
Banachraum mit der Norm âðâð = (∫ |ð| dâ ) und für ð = 2 ein Hilbertraum mit
âšð1 , ð2 â© = ∫ ð1 ð2 dâ .
• Man sagt oft auch „Mittelwert“ von ð bezüglich â zu ðŒ(ð).
• Wichtige Eigenschaften des Erwartungswerts folgen aus Eigenschaften des Maßintegrals;
etwa Linearität, Monotonie und die Konvergenzaussagen.
Beispiel Liegt ein diskreter Wahrscheinlichkeitsraum mit dem Zählmaß vor, so ist der Erwartungswert ðŒ(ð) = ∑ð∈ðº ð(ð)â({ð}).
45 Lemma:
Sei âð = â â ð −1 die Verteilung von ð: (ðº, ) → (ðº ,
1
) und ð eine messbare Funktion
!
ð: (ðº , ) → (â, ) mit ð ≥ 0 oder ð â ð ∈ ð¿ (â). Dann gilt ðŒ(ð(ð)) = ∫ðº ð(ð(ð))dâ(ð) =
∫ðº ð(ð¥)dâð (ð¥)
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4 Erwartungswert und Varianz
Seite 20
Beweis (45) für ð = ððŽ , ðŽ ∈
gilt ∫ðº ððŽ (ð)dâ = â(ð ∈ ðŽ) = âð (ðŽ) â
Damit gilt die Behauptung für alle elementaren Funktionon ð = ∑ðð=1 ðŒð ððŽð , ðŽð ∈ , ðð ∈ â.
Weil jede messbare Funktion ð ≥ 0 monoton durch elementare Funktionen ðð approximierbar ist
mit 0 ≤ ðð ≤ ð , folgt die Behauptung für ð ≥ 0 mittels messbarer Konvergenz. Für ð ∈ ð¿1 (âð )
folgt die Behauptung dann über ð = ð + − ð − .
46 Korollar:
Sei ð eine Zufallsvariable mit absolutstetiger Verteilung und Dichte ð sowie ð eine messbare
reelle Funktion für die ð: = ð â ð ≥ 0 oder ð ∈ ð¿1 (â) ist, so gilt ðŒ(ð(ð¥)) = ∫ðº ð(ð¥)ð(ð¥)dð¥ .
47 Satz: wichtige Ungleichungen
1. Markovsche Ungleichung
ðŒ(|ð|ð )
ðð
∀ð ∈ [1, ∞) : ∀ð > 0: â(|ð| ≥ ð) ≤
2. den Spezialfall von 1 mit ð = 2 nennt man auch Äebyšëv Ungleichung
3. exponentielle Markov Ungleichung
â(ðŒð ≥ ð) ≤
ðŒ(ððŒð )
ðð
4. Cauchy-Schwarz Ungleichung: für ð, ð ∈ ð¿2 (â) gilt ðð ∈ ð¿1 (â) und ðŒ(ðð) ≤ √ðŒ(ð 2 )ðŒ(ð 2 )
5. Höldersche Ungleichung: ð ∈ ð¿ð (â), ð ∈ ð¿ð (â) mit ð ∈ (1, ∞), ð > 1 sodass
ð
1
ð
ð
1
ð
+
1
ð
= 1,
1
ð
dann gilt ðŒ(|ðð |) ≤ (ðŒ(|ð|) ) (ðŒ(|ð | )) .
6. Minkowski Ungleichung: ð, ð ∈ ð¿ð (â), ð ∈ [1, ∞), dann ist âð+ð âð¿ð ≤ âðâð¿ð +âð âð¿ð
Beweis (47)
1. ðŒ(|ð|ð ) ≥ ðŒ(ðð ð{|ð|≥ð} ) = ðð â(|ð| ≥ ð)
Die anderen Beweise werden hier nicht geführt.
48 Lemma: Jensensche Ungleichung
Ist ð eine reelle Zufallsvariable und ð: â → â eine konvexe Funktion, ð, ð(ð) ∈ ð¿1 (â), dann
gilt
ð(ðŒ(ð)) ≤ ðŒ(ð(ð))
Beweis (48) Da ð konvex ist, lässt sie sich darstellen als ð(ð¥) = supðŠ (ðŒðŠ ð¥ + ðœðŠ ), ð¥ ∈ â (supremum aï¬ner Funktionen) mit passenden ðŒðŠ , ðœðŠ ∈ â darstellen, also gilt
ðŒ(ð(ð)) ≥ sup(ðŒðŠ ðŒ(ð)ðŠ + ðœðŠ) = ð(ðŒ(ð))
ðŠ
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4 Erwartungswert und Varianz
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49 Lemma: Erwartungswert unabhängiger Zufallsvariablen
Sind ð, ð ∈ ð¿2 (â) unabhängig, dann ist ðŒ(ðð) = ðŒ(ð) ⋅ ðŒ(ð).
Bemerkung Für eine âð -wertige Zufallsvariable ð ist ðŒ(ð) = (ðŒ(ðð ))ð=1,â¯,ð koordinatenweise deï¬niert.
50 Deï¬nition: „Varianz, Kovarianz“
Für ð, ð ∈ ð¿2 (â) gilt:
1. Var(ð): = ðŒ((ð − ðŒ(ð))2 ) = ðŒ(ð 2 ) − ðŒ(ð)2 ist die Varianz von ð. √Var(ð) ist die
Standardabweichung (oder Streuung) von ð.
2. Cov(ð, ð): = ðŒ((ð − ðŒ(ð))(ð − ðŒ(ð))) = ðŒ(ðð) − ðŒ(ð)ðŒ(ð) die Kovarianz von ð und ð .
3. Falls Cov(ð, ð) = 0 ist, heißen ð und ð unkorreliert.
51 Lemma:
Seien ð, ð, ð1 , ð2 , ⯠∈ ð¿2 (â), ð, ð, ð, ð ∈ â. Dann gilt
1. Cov(ðð + ð, ðð + ð) = ð ⋅ ð Cov(ð, ð), insbesondere ist Var(ðð + ð) = ð2 Var(ð).
2. Cov(ð, ð) ≤ √Var(ð) Var(ð)
3. ∑ðð=1 ðð ∈ ð¿2 und Var(∑ðð=1 ðð ) = ∑ðð=1 (Var(ðð ) + ∑ð≠ð Cov(ðð , ðð ))
4. Sind ð und ð unabhängig, dann sind sie auch unkorreliert.
Bemerkung
1. Ist ð eine â-wertige Zufallsvariable, ð ∈ ð¿2 (â) mit Var(ð) > 0, dann heißt
ð − ðŒ(ð)
ð:Ì =
√Var(ð)
standardisiert. (ðŒ(ð)Ì = 0, Var(ð)Ì = 1)
2. Für ð âð -wertig, ð ∈ ð¿2 (â), das heißt ∀ð: ðð ∈ ð¿2 heißt (Cov(ðð , ðð ))ð,ð=1,â¯,ð die
Varianz / Covarianzmatrix von ð.
Beispiele
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4 Erwartungswert und Varianz
Seite 22
1. für Varianzberechnung: Seien ð1 , ⯠, ðð iid (independent identically distributed) Bernoulli(p) Zufallsvariablen. Dann ist
ð
ð=
ðð ∼ Binð,ð
ð=1
ð
ðŒ(ð) =
ðŒ(ðð ) = ðð
ð=1
ð
Var(ð) =
Var(ðð ) + â
0 = ð Var(ð1 ) = ðð(1 − ð)
ð=1
∑ ð¶ðð£
2. für ð ∼ ð(ð, ð 2 ), ð ∈ â, ð 2 > 0 ist ðŒ(ð) = ð
Bemerkung Im allgemeinen impliziert Unkorreliertheit von ð, ð nicht deren Unabhängigkeit.
Gegenbeispiele
1. ð ∼ ((0, 2ð)) also gleichverteilt auf (0, 2ð). Dann wählen wir ð: = sin ð , ð: = cos ð
dann ist ðŒ(ð) = ðŒ(ð) = 0 und Cov(ð, ð) = 0 aber sicher gilt keine Unabhängigkeit wegen
ð 2 + ð 2 = 1.
2. Sei ð ∼
ð) = 0.
(0, 1) und ð: = ð 2 − 1. Dann ist ðŒ(ð) = 0 also Cov(ð, ð) = ðŒ(ðð) = ðŒ(ð 3 −
Bemerkung Falls ð âð -wertig, ð ∈ ð¿2 (â), ðŽ: = Cov(ð, ð), ð: = ðŽð + ð wobei ðŽ ∈ âð×ð ,
ð ∈ âð so gilt Cov(ð, ð) = ðŽðŽðŽð , denn Cov(ðð , ðð ) = ð¶ðð£((ðŽð)ð , (ðŽð)ð ) (sehe Übung)
52 Deï¬nition: „Korrelationskoeï¬zient“
Seien ð, ð ∈ ð¿2 (â) mit Var(ð), Var(ð) > 0, dann heißt
Cov(ð, ð)
Corr(ð, ð): =
√Var(ð) Var(ð)
Korrelation von ð und ð . (Dies wird oft mit ð(ð, ð) bezeichnet.)
53 Lemma:
Seien ð, ð wiederum wie eben. Dann gilt
1. Corr(ð, ð) ∈ [−1, +1]
2. Ist ðŒ(ð) = 0 so folgt
min ðŒ(|ð − (ðð + ð)|2 ) = ðŒ(|ð − (ð∗ ð + ð∗ )|2 )
ð,ð∈â
für ð∗ = Cov(ð, ð)/ Var(ð) = Corr(ð, ð)√Var(ð)/ Var(ð) und ð∗ = ðŒ(ð) sowie
min ðŒ(|ð − (ðð + ð)|2 ) = Var(ð)(1 − (Corr(ð, ð))2 )
ð,ð
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4 Erwartungswert und Varianz
Seite 23
4.1 Die Gesetze der großen Zahlen
Vorbemerkung klassische Formelierung der Äebyšëv-Ungleichung: ð ∈ ð¿2 (â), ð > 0 ⇒ â(|ð−
ðŒ(ð)| ≥ ð) ≤ Var(ð)
.
ð2
54 Deï¬nition: „stochastische Konvergenz“
Gegeben ist ein Wahrscheinlichkeitsraum (ðº, , â) und â-wertige Zufallsvariablen ð, (ðð )ð∈â .
Dann sagen wir (ðð )ð∈â konvergiert stochastisch (bzw. „in Wahrscheinlichkeit“ oder „in â“), falls
∀ð > 0: lim â(|ðð − ð | ≤ ð) = 1
ð→∞
â
Man schreibt auch ðð −→ ð .
55 Satz: schwaches Gesetz der großen Zahl
Seien (ðð )ð∈â paarweise unkorrelierte Zufallsvariablen aus ð¿2 (â) mit supð Var(ðð ) ≤ ð für
ein ð ∈ â. Dann gilt für ð > 0:
1
â(|
ð
ð
(ðð − ðŒ(ðð ))| ≥ ð) ≤
supð Var(ðð )
ðð2
ð=1
→0
Bemerkung
1. Dies ist eine Form der stochastischen Konvergenz mit
2. Falls ∀ð: ðŒ(ðð ) = ðŒ(ð1 ), so gilt
1
ð
1
ð
â
∑ðð=1 (ðð − ðŒ(ðð )) −→ 0.
â
∑ðð=1 ðð −→ ðŒ(ð1 )
Beweis (55) ðð : = 1ð ∑ðð=1 (ðð − ðŒ(ðð )) ∈ ð¿2 nach der Minkowski-Ungleichung und es gilt
ðŒ(ðð ) = 0. Dann gilt mit der Äebyšëv-Ungleichung:
1
Var(ðð ) = 2
ð
ð
Var(ðð ) ≤
ð=1
1
ðð → 0
ð2
â
⇒ ðð −→ 0
â¡
56 Deï¬nition: „fast-sichere Konvergenz“
Seien ð , (ðð )ð∈â reellwertige Zufallsvariablen auf dem selben (ðº, , â). Dann konvergiert ðð
â-fast-sicher gegen ð falls sie nur auf einer Nullmenge nicht konvergiert. Das heißt
â( lim ðð = ð) = 1
ð→∞
Man sagt auch ðð konvergiert â-fast-überall.
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Seite 24
Beispiele
1. Monte Carlo Integration
Wir betrachten eine messbare Funktion ð: [0, 1] → [0, ð] mit ð ∈ â+ (z.B. stetig und positiv) und suchen eine numerische Approximation von ∫[0,1]ð ð(ð¥)dð¥ wobei die Dimension
ð groß ist. Dazu simulieren wir unabhängige Zufallsvariablen ðð welche gleichverteilt auf
[0, 1]ð sind. Dann gilt
ð
â(|
1
ð(ðð )−
ð ð=1
ð
ðdð¥ | ≥ ð) = â(|
[0,1]ð
Var(ð1 ) ð→∞
1
−−−→ 0
ð(ðð )−ðŒ(ð(ð1 ))| ≥ ð) ≤
ð ð=1
ðð2
Das heißt für genügend großes ð können wir ∫ ðdð¥ durch Monte Carlo Simulation approximativ berechnen.
2. Wir untersuchen gleichmäßige Approximation einer stetigen Funktion ð: [0, 1] → â durch
Polynome. Seien ð1 , ð2 , ⯠unabhängige Bernoulli(p) verteilte Zufallsvariablen. Dann gilt
ð
ð
ð
ð
1
ð ð ð
ðŒ(ð(
ðð )) =
ð( ) Binð,ð (ð) =
ð( )
ð (1 − ð)ð−ð =: ðð (ð)
ð ð=1
ð
ð
ð
ð=0
ð=0
Bernstein Polynom ð-ten Grades
Dann behaupten wir
ð→∞
âðð − ð â∞ = sup |ðð (ð) − ð(ð)| −−−→ 0
ð∈[0,1]
ð ist stetig also gleichmäßig stetig auf dem Kompaktum [0, 1]:
∀ð > 0: ∃ð¿ > 0: ∀ð¥, ðŠ: |ð¥ − ðŠ| < ð¿ ⇒ |ð(ð¥) − ð(ðŠ) ≤ ð|. Dann folgt weiter für beliebiges
ð > 0.
ð
|ðð (ð) − ð(ð)| = |ðŒ(ð(
1
ð ) − ð(ð))|
ð ð=1 ð
ð
≤ ðŒ(|ð(
1
ð ) − ð(ð)|(ð
ð ð=1 ð
| 1ð ∑ðð=1 ðð −ð|<ð¿
+ð
| 1ð ∑ðð=1 ðð −ð|≥ð¿
))
1
ð(1 − ð) âð→∞ ð
ðð¿ 2
⇒ lim âðð − ð â∞ = 0
≤ ð + 2âð â∞
ð→∞
â¡
Bemerkung Der Begriï¬ der â-fast-überallen Konvergenz ist wohldeï¬niert, denn
ð ∈ ðº limð→∞ ðð (ð) = ð(ð) ist messbar:
ð∈ðº
lim ð
ð→∞ ð
=ð
=
|ðð − ð | ≤
1
ð
∞
=
ð∈â ð∈â ð=ð
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ð ∈ ðº ∀ð ∈ â: ∃ð ∈ â: ∀ð ≥ ð: |ðð (ð) − ð(ð)| ≤
∈
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1
ð
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57 Lemma:
â
Konvergieren ðð , ð ∈ â â-fast-sicher gegen die ð , dann gilt auch ðð −→ ð
Beweis (57)
∞
∞
∞
1 = â(ðð → ð) = â(
|ðð − ð | ≤
ð=1 ð=1 ð=ð
∞
∞
⇒ 1 = â(
|ðð − ð | ≤
ð=1 ð=ð
1
ð
ð→∞
|ðð − ð | ≤
ð=1 ð=ð
∞
1
ð
= lim â(
ð→∞
|ðð − ð | ≤
ð=ð
∞
⇒ â( |ðð − ð | >
∞
∞
= lim â(
1
)
ð
1
)
ð
∞
ð→∞
1
1
1
|ðð − ð | >
) ≤ â(
) = 1 − â(
|ðð − ð | ≤
) −−−→ 0
ð
ð
ð
ð=ð
ð=ð
â
Das heißt gerade ðð −→ ð .
Bemerkung Im Allgemeinen gilt die Umkehrung nicht — stochastische Konvergenz impliziert
nicht die â-fast-sichere Konvergenz.
Gegenbeispiel: Wir wählen ðº = [0, 1], = ([0, 1]) und â als Gleichverteilung. Dann sei
ð = 2ð + ð,
ðð : = ð[ð2−ð ,(ð+1)2−ð ] ,
0 ≤ ð ≤ 2ð ,
ð∈â
Dann gilt â(|ðð − 0| > ð) ≤ 21ð für 2ð ≤ ð ≤ 2ð+1 . Also konvergiert ðð â-stochastisch gegen 0
jedoch nicht â-fast-überall. Es gilt sogar lim supð ðð (ð) = 1 und lim inf ð ðð (ð) = 0. Das heißt
ðð konvergiert nirgends.
58 Satz: starkes Gesetz der großen Zahl
Seien unkorrelierte (ðð )ð∈â reellwertige Zufallsvariablen mit supð Var(ðð ) < ∞, dann gilt
ð
1
(ð − ðŒ(ðð )) → 0 â-fast-sicher
ð ð=1 ð
Beweis (58) O.B.d.A. gelte ðŒ(ð)ð = 0 (sonst betrachte ðð = ðð − ðŒ(ðð )). Zuerst werden wir
die Konvergenzaussage für ðð2 zeigen. Für ein beliebiges ð > 0 gilt nach Äebyšëv:
â( |ðð2 | > ð ) ≤
ð
ð2 ð2
=:ðŽð (ð)
∞
⇒
â(ðŽð (ð)) < ∞
ð=1
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Wir können nun also Satz 43 (Borel-Cantelli-Lemma) anwenden und erhalten dass die Wahrscheinlichkeit, dass nur endlich viele ðŽð (ð) eintreten 1 ist:
∞
∞
Ì
ðŽð (ð))
=1
â(
ð=1 ð=ð
⇒ ∃ð ∈ , â(ð) = 0: ∀ð ∈ ð:Ì ∃ð ∈ â: ∀ð ≥ ð: |ðð2 (ð)| ≤ ð
⇒ lim sup |ðð2 (ð)| ≤ ð
ð→∞
∞ ∞
∞
⇒ â(
ðŽð
ð=1 ð=1 ð=ð
Ì1
ð
fast überall
)=1
und für jedes ð aus der letzteren Menge gilt limð→∞ ðð2 (ð) = 0. Also gilt diese Aussage â-fastsicher.
Nun zeigen wir dass sogar ðð → 0 â-fast-sicher gilt. Für jedes ð ∈ â gibt es ein ð(ð) ∈ â
sodass ð2 ≤ ð < (ð + 1)2 dann
ð
â(|ððð − ð2 ðð2 | ≥ ð2 ð) ≤
ð(ð − ð2 )
1
Var
ð
≤
≤∞
ð
2 ð4
ð2 ð4
ð
2
ð=ð +1
∞
∞
â(|ððð − ð(ð)2 ðð(ð)2 | ≥ ð(ð)2 ð) ≤
⇒
ð=1
ð=1
2
=
ð
ð2
∞ (ð+1) −1
ð=1
ð=ð2
ð − ð2
ð
= 2
ð4
ð
∞
2ð
ð
ð
= 2
4
ð
ð
ð=1 ð=1
ð(ð − ð(ð)2 )
ð2 ð(ð)4
∞
ð=1
2ð(2ð + 1) 1
⋅ 4 <∞
2
ð
mit Satz 43 (Borel-Cantelli-Lemma) Folgt, analog zum vorigen Schritt dass
ð
â( lim |
ð − ðð(ð)2 | = 0) = 1
ð→∞ ð(ð)2 ð
Das heißt die Konvergenz gilt â-fast-sicher. Zusammen mit der im ersten Teil des Beweises
gezeigten Konvergenzaussage von ðð2 folgt dann
ð
ð
lim
ð = 0 â-fast-sicher
∧
lim
=1
ð→∞ ð(ð)2
ð→∞ ð(ð)2 ð
und somit gilt die Behauptung.
Bemerkung Das starke Gesetz der großen Zahl gilt auch unter schwächeren Voraussetzungen
als oben angegeben. 1981 hat Etemadi die Konvergenz für ðð ∈ ð¿1 (ð) unkorreliert und identisch
verteilt gezeigt.
59 S
eien ð1 , ð2 , ⯠iid Zufallsvariablen in ð¿2 (ð), â-wertig. Für jede Realisierung ð ∈ ðº heißt
ð
ð¹ð (ð¥)(ð): =
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1
ð
(ð (ð))
ð ð=1 (−∞,ð¥] ð
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die empirische Verteilungsfunktion von ð1 , ⯠, ðð , ð ∈ â. ð¹ð ist die Verteilungsfunktion des
empirischen Wahrscheinlichkeitsmaßes
ð
âð : =
1
ð¿
ð ð=1 ðð (ð)
auf (â, ). Dann sind ðð : = ð(−∞,ð¥] (ðð ) iid Zufallsvariablen, ðµððððð¢ððð(ð¹(ð¥))-verteilt, wobei ð¹
die Verteilungsfunktion der einzelnen ðð ist. Nach dem Gesetz der großen Zahlen gilt dann
ð
1
lim ð¹ (ð¥) =
ð = ð¹(ð¥)
ð→∞ ð
ð ð=1 ð
Das heißt die empirischen Verteilungsfunktionen konvergieren Punktweise gegen die Verteilungsfunktion ð¹ aus der die iid Ziehungen stammen.
60 Satz: Gliwenko-Cantelli
Seien (ðð )ð∈â reellwertige Zufallsvariablen iid auf (ðº, , â) mit Verteilungsfunktion ð¹(ð¥) und
ð¹ð die empirische Verteilungsfunktion der ð1 , ⯠, ðð . Dann gilt
lim sup sup |ð¹ð (ð¥) − ð¹(ð¥)| = lim sup âð¹ð − ð¹ â∞ = 0
ð→∞
â − fast überall
ð→∞
ð¥∈â
Beweis (60)
ðð (ð¥): = ð(−∞,ð¥] (ðð ),
ðð (ð¥): = ð(−∞,ð¥) (ðð )
Dann sind (ðð )â und (ðð )â jeweils iid Folgen von Zufallsvariablen und sind jeweils BernoulliFolgen mit Erfolgswahrscheinlichkeit ð¹(ð¥) bzw. ð¹(â ð¥): = limð¥âð¥
ð¹(ð¥)Ì (ð¹ð (â ð¥) analog)
Ì
ðŒðð (ð¥) = ð¹(ð¥), ðŒðð (ð¥) = ð¹(â ð¥)
nach Satz 58 (starkes Gesetz der großen Zahl) gilt dann
ð
ð
ð→∞
ð→∞
1
1
ð¹ð (ð¥) =
ð (ð¥) −−−→ ð¹(ð¥)ð¹ð (â ð¥) =
ð (ð¥) −−−→ ð¹(â ð¥)
ð ð=1 ð
ð ð=1 ð
Sei ð¹(−∞): = 0, ð¹(+∞): = 1. Fixiere nun ð ∈ â und deï¬niere
ð¥ð : = inf
ð
ð¥ ∈ âÌ ð¹(ð¥) ≥
ð
ð
ð : = max
ð=0,â¯,ð
⇒ lim ð
ð = 0
ð→∞
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|ð¹ð (ð¥ð ) − ð¹(ð¥ð )| + |ð¹ð (â ð¥ð | − ð¹(â ð¥ð )
â − fast überall
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5 Charakteristische Funktionen
Seite 28
Für jedes ð¥ ∈ â mit ð¥ ∈ (ð¥ð−1 , ð¥ð ) gilt dass
1
ð
1
ð¹ð (ð¥) ≥ ð¹ð (ð¥ð−1 ) ≥ ð¹ð (ð¥ð−1 ) − ð
ð ≥ ð¹(ð¥) − ð
ð −
ð
1
1
⇒ lim sup sup |ð¹ð (ð¥) − ð¹(ð¥)| ≤
+ lim sup ð
ð ≤
ð
ð
ð→∞ ð¥∈â
ð→∞
ð¹ð (ð¥) ≤ ð¹ð (â ð¥ð ) ≤ ð¹ð (â ð¥ð ) + ð
ð ≤ ð¹(ð¥) + ð
ð +
Da das ð beliebig gewählt war wurde die Behauptung bewiesen.
5 Charakteristische Funktionen
Grundidee Wir wollen Wahrscheinlichkeitsmaße auf (âð , ð ) durch (komplexwertige) Funktionen eindeutig charakterisieren und damit nützliche Aussagen über Maße mit funktionentheoretischen Mitteln erhalten.
Notation
Im folgenden verwenden wir das euklidische Skalarprodukt âšð¥, ðŠâ©: = ∑ðð=1 ð¥ð ðŠð .
61 Deï¬nition: „charakteristische Funktion eines Maßes“
Sei ð ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf (âð ,
ð:Ì âð ⇒ â,
ð
). Dann heißt ð:Ì
ððâšð¢,ð¥â© dð(ð¥)
ð¢âŠ
âð
die charakteristische Transformation (oder „Fourier Transformation“) von ð.
Für eine Zufallsvariable ð mit Werten in âð heißt
ðð (ð¢): = ððÌ (ð¢) =
âð
ððâšð¢,ð¥â© dðð (ð¥) = ðŒ(ððâšð¢,ðâ© )
die charakteristische Funktion von ð.
Bemerkung
ððâšð¢,ð¥â© dð(ð¥) =
ð(ð¢)
Ì =
âð
cos(âšð¢, ð¥â©)dð(ð¥) + ð
âð
sin(âšð¢, ð¥â©)dð(ð¥)
âð
ðð (ð¢) = ðŒ(cos(âšð¢, ðâ©)) + ððŒ(sin(âšð¢, ðâ©))
62 Lemma: Eigenschaften der charakteristischen Transformation
Sei ð ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf (âð ,
mit ð(0)
Ì = 1.
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ð
). Dann ist ðÌ eine beschränkte Funktion auf âð
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Seite 29
Beweis (62) ð(0)
Ì = 1 ist klar. ðÌ ist beschränkt da
|ððâšð¢,ð¥â© dð(ð¥) | = 1
|ð(ð¢)|
Ì
≤
âð
=1
Stetigkeit gilt wegen der Beschränktheit des Integranden nach beschränkter Konvergenz (Lebesgue).
63 Deï¬nition: „Momente einer Zufallsvariablen“
Ist ð eine Zufallsvariable mit werten in âð , dann heißt ðŒ(|ð|ð ), ð ∈ â das ð-te Moment von
ð.
64 Satz: Beziehung zwischen Momenten und charakteristischer Funktion
Sei ð eine âð -wertige Zufallsvariable mit einem endlichen ð-ten Moment. Dann ist die charakteristische Funktion ðð von ð ð mal stetig partiell diï¬erenzierbar und
ðð
ð (ð¢) = ðð ðŒ(ðð1 ðð2 ⯠ððð ððâšð¢,ðâ© )
ðð¥ð1 ðð¥ð2 ⯠ðð¥ðð ð
Beweis (64) Sei ð: = ðð die Verteilung auf ð und ∫âð |ð¥|ð dð(ð¥) < ∞, das heißt |ð¥|ð ∈
ð¿1 (ð). Wir betrachten den Fall ð = 1.
Wir betrachten also den Diï¬erenzenquotienten der Richtungsableitung. Für limð→∞ ð¡ð = 0:
ð(ð¢
Ì + ð¡ð ðð ) − ð(ð¢)
Ì
1 ðâšð¢,ð¥â© ðâšð¡ð ðð ,ð¥â©
ð
(ð
− 1)dð(ð¥)
ð¡ð
âð ð¡ð
cos(ð¡ð ð¥ð ) − 1 ð sin(ð¡ð ð¥ð )
1
lim (ððâšð¡ð ðð ,ð¥â© − 1) = lim
+
= −ð¥ð sin(0) + ðð¥ð cos(0) = ðð¥ð
ð→∞ ð¡ð
ð→∞
ð¡ð
ð¡ð
1
| (ððâšð¡ð ðð ,ð¥â© − 1)| ≤ 2|ð¥| ∈ ð¿1 (ð)
ð¡ð
ð(ð¢
Ì + ð¡ð ðð ) − ð(ð¢)
Ì
ð
⇒ lim
=
ððâšð¢,ð¥â© (ðð¥ð )dð(ð¥) = ððŒ(ðð ððâšð¢,ðâ© ) =
ð (ð¢)
ð→∞
ð¡ð
ðð¥ð ð
âð
=
nach majorisierter Konvergenz. Die Stetigkeit folgt analog zu obigem Lemma. Weiter folgt die
Behauptung für andere ð mit vollständiger Induktion über ð.
Beispiel
1. ð ∼ ðµððððð¢ððð(ð):
ðð (ð¢) = ðŒ(ððð¢ð ) = (1 − ð)ð0 + ðððð¢ = ðððð¢ + 1 − ð
2. ð ∼ Bin(ð, ð):
ð
ð
ðð (ð¢) = ðŒ(ððð¢ð ) = ðŒ(ððð¢ ∑ð=1 ðð ) =
ðŒ(ððð¢ðð ) = (ðððð¢ + 1 − ð)ð
ð=1
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3. ð ∼ Poisson(ð):
∞
ððð¢ð
ðð (ð¢) =
ð=0
ðð¢
ðð −ð
ð = ðð(ð −1)
ð!
4. ð ∼
([−ð, ð]): ðð (ð¢) =
5. ð ∼
(0, 1):
1
ðð¢
ðð (ð¢) = ðŒ(ððð¢ð ) =
sin(ðð¢)
1
cos(ð¢ð¥)
ð¥2
ð− 2 dð¥ + ð
√2ð
â
1
sin(ð¢ð¥)
ð¥2
ð− 2 dð¥
√2ð
â
=0
ðð (ð¢) =
⇒
ðð (ð¢)
ðð (ð¢)
∞
1
√2ð
− sin(ð¢ð¥)ð¥ð
2
− ð¥2
dð¥ = −
1
√2ð
−∞
= −ð¢ ⇒ ln(ðð (ð¢)) = −
∞
−∞
ð¥2
ð¢ cos(ð¢ð¥)ð− 2 dð¥ = −ð¢ðð (ð¢)
ð¢2
ð¢2
ð¢2
+ ð ⇒ ðð (ð¢) = ð− 2 +ð = ð− 2
2
65 Lemma: charakteristische Funktion von aï¬nen Transformationen
Sei ð eine âð -wertige Zufallsvariable und ð: = ðŽð + ð mit ðŽ ∈ âð×ð und ð ∈ âð . Dann gilt
ðð (ð¢) = ððâšð¢,ðâ© ðð (ðŽð ð¢)
Beispiel Sei ð ∼ (ð, ð 2 ), ð ∈ â, ð ≠ 0 und ist ð = ð + ðð für ð ∼
2
ðð (ð¢) = exp(ðð¢ð − ð 2 ð¢2 ).
Beispiel Seien ð1 , ⯠, ðð iid ðð ∼
2
verteilt in âð und ðð (ð¢) = exp(− |ð¢|2 ).
(0, 1), dann gilt
(0, 1). Dann heißt ð = (ð1 , ⯠, ðð ) standardnormal-
5.1 Summe von unabhängigen Zufallsvariablen
Wir werden sehen, dass wir für Summen von unabhängigen Zufallsvariablen die charakteristische
Funktion sehr einfach berechnen lassen und zudem den Begriï¬ der Faltung einführen.
66 S
eien ð, ð: ðº → â unabhängige Zufallsvariablen auf (ðº, , â) mit Verteilungen âð = â â
ð , âð = â â ð −1 auf 1 . Dann heißt die Verteilung von ð: = ð + ð die Faltung (bzw.
Faltungsprodukt) von âð und âð und man schreibt âð = âð ∗ âð . Sie ist gegeben durch
−1
âð (ðŽ) = (âð ∗ âð )(ðŽ): =
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â
â
ððŽ (ð¥ + ðŠ)dâð¥ (ð¥) dâðŠ (ðŠ)
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Beweis (66) Da ð und ð unabhängig sind ist â(ð,ð) = âð ⊗ âð damit gilt für ð: â2 → â
integrierbar (d.h. ð ∈ ð¿1 (âð ⊗ âð ) oder ð ≥ 0)
ðŒ(ð(ð, ð)) =
â
â
ð(ð¥, ðŠ)dâð (ð¥) dâð (ðŠ)
ð(ð¥,ðŠ)=ððŽ (ð¥+ðŠ)
==========⇒ ðŒ(ð + ð) =
â
â
ððŽ (ð¥ + ðŠ)dâð dâð = â(ð + ð ∈ ðŽ) = â(ð ∈ ðŽ) = ðð (ðŽ)
67 Korollar:
Seien ð, ð unabhängige Zufallsvariablen auf (ðº, , â) mit Werten in â, ð: = ð + ð . Dann
ist
ðð (ð¢) = ðð (ð¢)ðð (ð¢), ð¢ ∈ â
Beweis (67) Wie im obigen Satz erhalten wir
ðŒ(ððâšð¢,ð+ðâ© ) = ðŒ(ððâšð¢,ðâ© ⋅ ððâšð¢,ðâ© ) = ðŒ(ððâšð¢,ðâ© )ðŒ(ððâšð¢,ðâ© )
68 Bemerkung: Unabhängigkeit
Es reicht aber nicht ðð+ð (ð¢) = ðð (ð¢)ðð (ð¢) um zu schließen, dass ð und ð unabhängig sind.
69 Satz: Existenz von Dichten
Seien ð, ð unabhängige Zufallsvariablen und ð: = ð + ð .
1. Hat zudem ð eine Dichte ðð , so hat ð eine Dichte auf (â, ) und
ðð (ð§) =
â
ðð (ð§ − ðŠ)dâð (ðŠ)
2. Haben sowohl ð als auch ð eine Dichte ðð bzw. ðð , dann hat ð die Dichte
ðð (ð§) =
â
ðð (ð§ − ðŠ)ðð (ðŠ)dð(ðŠ) =
â
ðð (ð§ − ð¥)ðð (ð¥)dð(ð¥)
Beweis (69)
1.
â â
ð§=ð¥+ðŠ
ððŽ (ð¥ + ðŠ)dâð (ð¥) dâð (ðŠ) =
=
â
â
⇒ ðð (ð§) =
â
â
ððŽ (ð§)ðð (ð§ − ðŠ)dð§ dâð (ðŠ) =
â
ððŽ (ð¥ + ðŠ)ðð (ð¥)dð¥ dâð (ðŠ)
â
ððŽ (ð§)
â
ðð (ð§ − ðŠ)dâð (ðŠ) dð§
ðð (ð§ − ðŠ)dâð (ðŠ)
Die andere Form folgt mittels Vertauschung von ð und ð nach Symmetrie.
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2.
ðð (ð§) =
â
ðð (ð§ − ðŠ)dâ (ðŠ) =
â
ðð (ð§ − ðŠ)ðð (ðŠ)dðŠ
70 Satz: Charakteristik-Eigenschaft
Ist ð eine Zufallsvariable in (âð , ð ). Dann charakterisiert ðð bzw. âÌ ð die Verteilung âð
von ð auf ð das heißt sind ð1 , ð2 Wahrscheinlichkeitsmaße auf ð , dann gilt ð1Ì = ð2Ì nur wenn
ð1 = ð 2 .
Beweis (70) (Siehe zum Beispiel Sim82, Seite 160). Dieser Beweis benutzt die lokal kompakte
Version des Stone-Weierstraß-Theorems.
Wir betrachten die Funktion
ð(ð, ð¥): =
1
exp(−
(√2ðð 2 )ð
Ì ð¢): = exp(−
ð (ð,
|ð¥|2
)
2ð 2
|ð¢|2
)
2ð 2
Also ist ð(ð, ⋅) die gemeinsame Dichte von ð = (ð1 , ⯠, ðð ) für ð1 , ⯠, ðð iid mit ðð ∼
(0, ð 2 ).
ð
ðð (ð¢) = ðŒ(ð
ðâšð¢,ðâ©
ð
)=
ððð (ð¢ð ) =
ð=1
⇒ ð(ð, ð¢ − ð£) =
1
(2ðð 2 )
ð
2
exp(−
ð=1
Ì
ð (ð,
âð
1
âð
2
Ì ð¢)
) = ð (ð,
1
ð¢−ð£
ðâš ð¢−ð£
,ðâ©
ð2
)
=
ðŒ(ð
)
ð
ð2
2
(2ðð ) 2
Seien ð1 , ð2 Wahrscheinlichkeitsmaße auf (âð ,
ð(ð, ð¢ − ð£)dð1 =
ð¢2ð ð 2
(√2ðð)ð
(
âð
ð
) mit ð1Ì = ð2Ì =: ð.Ì
ð(ð, ð¥)ððâšð¢,ð¥â© dð¥ ) dð1 (ð¥) =
âð
ð(ð, ð¢ − ð£)dð1 (ð¢)
Ì ð¢−ð£
=ð (ð,
2
ð
1
=
âð
(√2ðð)ð
ð(ð, ð¥)ð1Ì (ð¥)dð¥
Analog ergibt sich diese Formel mit ð2 , ð2Ì .
⇒ ∀ð > 0, ð£ ∈ âð :
âð
⇒
âð
ðdð1 =
âð
ð(ð, ð¢ − ð£)dð1 (ð¢) =
âð
ð(ð, ð¢ − ð£)dð2 (ð¢)
ðdð2
gilt für alle Funktionn ð aus dem Vektorraum der durch ð(ð, ⋅ − ð£) ð > 0, ð£ ∈ âð aufgespannt wird. teilt einzelne Punkte in âð . Somit zeigt Stone-Weierstraß, dass dicht bezüglich
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gleichmaßiger Konvergenz in der Banachalgebra ð¶0 (âð ) liegt, wobei ð¶0 (âð ) der Banachraum
der stetigen Funktionen âð → â mit Konvergenz bezüglich der Supremumsnorm ist, welche
„gegen ∞ verschwinden“. (d.h. ∀ð > 0∃ Kompaktum ðŸ ⊆ âð , ð ∈ ð¶0 (âð ): |ð| ≤ ð auf âð â§µ ðŸ).
Jede Indikatorfunktion auf Rechtecken kann monoton approximiert werden durch Funktion
aus und dort die Maße übereinstimmen, müssen sie auch auf der gesammten Borell-σ-Algebra
übereinstimmen.
Bemerkung Will man etwas Konstruktives zur Berechnung des Maßes aus seiner charakteristischen Funktion, so braucht man Ergebnise aus der Fourieranalysis zur Fouriertransformierteninversion. Es ergibt sich zum Beispiel im Eindimensionalen für eine Zufallsvariable ð: ðº → â:
1
1
âð ((ð, ð)) + âð ({ð, ð}) = lim
ð â ∞ 2ð
2
[−ð,ð]
ð−ðð¢ð − ð−ðð¢ð
ðð (ð¢)dð¢
ðð¢
für beliebige ð, ð ∈ â, ð < ð. Die Funktion
1
1
ðº(ð): = lim âð ((ð, ð)) + âð ({ð, ð}) = âð ((−∞, ð)) + âð ({ð})
ð â −∞
2
2
bestimmt die Verteilung von ð bereits eindeutig: ð(ð ≤ ð) = ð¹ð (ð) = ðº(ð)+ 12 (ðº(ð)−ðº(â ð)).
(Siehe auch Shi95, Paragraph 12, Theorem 3)
71 Satz: Unabhängigkeit anhand charakteristischer Funktionen
Zufallsvariablen ð = (ð1 , ⯠, ðð ) auf (ðº, , â) und Werten in âð sind genau dann unabhängig, wenn
ð
∀ð¢ ∈ âð : ðð (ð¢) =
ððð (ð¢ð )
ð=1
5.2 Normalverteilungen
72 Deï¬nition: „multidimensionale Normalverteilung“
Eine âð -wertige Zufallsvariable ð = (ð1 , ⯠, ðð ) auf (ðº, , â) heißt Gaußsche Zufallsvariable oder multidimensional normalverteilt falls für jedes ð ∈ âð die Linearkombination
âšð, ðâ© = ∑ðð=1 ðð ðð eindimensional normalverteilt sind.
Bemerkung Unter Umständen sind die Linearkombinationen degeneriert normalverteilt mit
Varianz 0, das heißt die Punktmaße auf ð in â1 .
73 Satz: charakteristische Funktion der Normalverteilung
Ist ð eine âð -wertige Zufallsvariable auf (ðº, , â), dann ist ð genau dann multidimensional
normalverteilt, wenn ihre charakteristische Funktion die Form
1
∀ð¢ ∈ âð : ðð (ð¢) = exp(ðâšð¢, ðâ© − âšð¢, ðð¢â©)
2
hat, mit ð ∈ âð und ð eine symmetrische nichtnegative semi-deï¬nit ð × ð-Matrix. Außerdem
ist dann ð die Koverianzmatrix und ð der Erwartungswertvektor.
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5 Charakteristische Funktionen
Seite 34
Beweis (73) Hat die charakteristische Funktion von ð die gegebene Form so betrachten wir
ð: = âšð, ðâ© und erhalten für die ð£ ∈ â1 :
ð
1
ðð (ð£) = ðŒ(ððð£ ∑ð=1 ðð ðð ) = ðð (ð£ð) = exp(ðð£âšð, ðâ© − ð£2 âšð, ððâ©)
2
Wegen der Eindeutigkeit muss dann ð ∼ (âšð, ðâ©, âšð, ððâ©) sein. Die Momente erhalt wir aus
Satz 64 (Beziehung zwischen Momenten und charakteristischer Funktion):
ðŒ(ðð ðð ) =
1
ð
⋅
ð (ð¢)|ð¢=0 = (−1)(−ðð ðð − ððð ) = ðð ðð + ððð
ð2 ðð¥ð ðð¥ð ð
⇒ Cov(ðð , ðð ) = ðŒ(ðð ðð ) − ðŒðð ðŒðð = ððð
Ist auf der anderen Seite ð bereits als normalverteilt gegeben, so ergibt mit ð: = âšð, ðâ© =
∑ðð=1 ðð ðð und ð: = Cov(ð):
ðŒ(ð) = ðŒ(âšð, ðâ©) = âšð, ðŒ(ð)â© = âšð, ðâ© ∧ ð = ðŒ(ð) ∧ Var(ð) = ðð ðð = âšð, ððâ©
1
⇒ ð ∼ (âšð, ðâ©, âšð, ððâ©) ⇒ ðð (ð£) = exp(ðð£âšð, ðâ© − ð£2 âšð, ððâ©)
2
⇒ ðð (1) = ðâšð,ðâ© (1) = ðŒ(exp(ðâšð, ðâ©)) = ðð (ð)
Also hat ðð die behauptete Form.
Beispiel Seien ð1 , ⯠, ðð unabhängige Zufallsvariablen ðð ∼
multivariat normalverteilt, denn
ð
ðð (ð¢) =
ð
ððð (ð¢ð ) =
ð=1
(ðð , ðð2 ). Dann ist ð = (ð1 , ⯠, ðð )
1
1
exp(ðð¢ð ðð − ðð2 ð¢2ð ) = exp(ðâšð¢, ðâ© − âšð¢, ðð¢â©)
2
2
ð=1
mit ð = (ð1 , ⯠, ðð ) und ð = diag(ð12 , ⯠, ðð2 ).
74 Satz: Unabhängigkeit einer Normalverteilung
Ist ð: ðº → âð (multidimensional normalverteilt), dann sind die Komponenten ðð genau dann
unabhängig, wenn sie unkorreliert sind, das heißt wenn Cov(ð) eine Diagonalmatrix ist.
Beweis (74) Die Hinrichtung ist gerade das obige Beispiel. Die Rückrichtung gilt, da die charakteristischen Funktionen bereits gleich sind, wenn die Kovarianzmatrix Diagonalform hat.
75 Bemerkung: Fortsetzbarkeit der charakteristischen Funktion
Setzt man die charakteristische Funktion ðð (ð§) = ðŒ(ðâšð§,ð¥â© ) auf ganz â fortsetzt, so kann man
zeigen, dass sie beispielsweise in â1 auf einem Streifen { ð§ ∈ â | |Re ð§| < ð } holomorph ist.
(vergleiche Str85, I, Paragraph 5)
76 Lemma: Simulation von multidimensionalen Normalverteilungen
Sei ð ∼ (ð, ð). Dann existieren unabhängige univariate ð1 , ⯠, ðð , ðð ∼
ð = ðŠ + ðŽð für ð = ðŒ(ð) und eine orthogonale Matrix ðŽ gilt.
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(0, ð2ð ) sodass
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6 Konvergenz in Verteilung / schwache Konvergenz
Seite 35
Beweis (76) Sei ð = Cov(ð) symmetrisch, nichtnegativ semideï¬nit. Dann ist ð = ðŽð¬ðŽð
mit einer orthogonalen Matrix ðŽ und einer Diagonalmatrix ð¬ = diag(ð21 , ⯠, ð2ð ) sowie ðð ≥ 0.
Setzen wir dann ð: = ðŽð (ð − ð), so erfüllt ð die Forderungen.
Hat ð nicht vollen Rang, so reicht sogar ð¬ = diag(ð21 , ⯠, ð2rk ð , 0, ⯠, 0).
Bemerkung Eine normalverteilte Zufallsvariable ð ∼ (ð, ð) hat genau dann eine Dichte
Ì , ð ∼ (0, ðŒð ), ðŽÌ = ðŽ diag(ð1 , ⯠, ðð ). Dann hat ð
wenn det ð ≠ 0. Dies gilt mit ð = ðŠ + ðŽð
die Dichte
1
ð−
ð
|ðŠ|2
2
(2ð) 2
=: ðð (ðŠ)
Ì |ðð (ðŽ−1
Ì (ð¥ − ð)) =
⇒ ðð (ð¥) = |det ðŽ−1
1
exp(− âšð¥ − ð, ð−1 (ð¥ − ð)â©)
2
(2ð) √det ð
1
ð
2
6 Konvergenz in Verteilung / schwache Konvergenz
77 Deï¬nition: „schwache Konvergenz“
Sei (ðž, ð) ein metrischer Raum mit der Borelschen σ-Algebra (ðž).
1. Seien ð, (ðð )ð∈â Wahrscheinlichkeitsmaße auf (ðž, ). Dann konvergiert ðð schwach gegen
ð falls für alle stetigen, beschränkten Funktionen ð: ðž → ðž gilt:
lim
ð→∞
ðž
ðdðð =
ðdð
ðž
ð€
Wir schreiben ðð → ð oder ðð −→ ð.
2. Seien ð, (ðð )ð∈â Zufallsvariablen auf (ðº, , â) bzw. (ðºð , ð , âð ), dann sagt man ðð konvergiert in Verteilung gegen ð falls âðð = âð â ðð−1 schwach gegen âð konvergiert. Wir
schreiben ðð −→ ð.
78 Satz: schwache Konvergenz im Reellen
Seien ð, (ðð )ð∈â reellwertige Zufallsvariablen mit Verteilungsfunktionn ð¹ð und ð¹ðð . Dann
sind die folgenden Aussagen äquivalent:
1. ðð −→ ð
2. ð¹ðð (ð) → ð¹ð (ð) an allen Stellen ð an denen ð¹ð stetig ist.
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Beweis (78)
ð) ⇒ ð) Sei ð eine Stetigkeitsstellen von ð¹ð . Wähle dann Folgen stetiger und beschränkter Funktionen (ðð )ð∈â , (âð )ð∈â sodass
ð(−∞,ð− 1 ] ≤ ðð ≤ ð(−∞,ð] ≤ âð ≤ ð(−∞,ð+ 1 ]
ð
ð
Dann gilt diese Ungleichung auch für die Erwartungswerte von ðð und für die von ðð und
âð ist die Konvergenz wegen schwacher Konvergenz von ðð bekannt:
ð¹ð (ð −
1
1
) ≤ ðŒ(ðð (ð)) ≤ ð¹ðð (ð) ≤ ðŒ(âð (ð)) ≤ ð¹ð (ð + )
ð
ð
Da ð¹ð bei ð stetig ist, gilt dann ð¹ðð (ð) → ð¹ð (ð).
ð) ⇒ ð) Wir wählen ð ∈ ð¶ð (â, â) (stetig und beschränkt) und ð > 0 beliebig. ð¹ð hat höchstens
abzählbar viele Sprungstellen. Also können wir eine Zerlegung der reellen Achse in −∞ <
ð1 < ð2 < ⯠< ðð < ∞ so ï¬nden, dass ð¹ð bei den ðð stetig ist, ð¹ð (ð1 ) < ð und ð¹(ðð ) >
1 − ð sowie
sup
|ð(ð¥) − ð(ðð )| ≤ ð
ð¥∈ ðð ,ðð+1
Dies ist möglich, da ð auf [ð1 , ðð ] gleichmäßig stetig ist. Dann können wir abschätzen:
ð
ðŒ(ð(ðð )) = ðŒ(ð(ðð )ð
ð∈ð ðð (ð)≤ðð ∨ðð (ð)>ðð
)+
ðŒ(ð(ðð )ð
ð∈ðº ðð (ð)∈(ðð−1 ,ðð ]
)
ð=2
ð
≤ âð â∞ 2ð +
(ð(ðð ) + ð)(ð¹ðð (ðð )) − ð¹ðð (ðð−1 )
ð=2
⇒ lim ðŒ(ð(ðð )) ≤ 2ðâð â∞ + ðŒ(ð(ð)) + 2ð + âð â∞ 2ð = ðŒ(ð(ð)) + 2ð(2âð â∞ + 1)
ð→∞
≥ðŒ(∑ð
ð=2 ð(ðð )ð
ð∈(ðð−1 ,ðð ]
)
⇒ lim sup ðŒ(ð(ðð )) ≤ ðŒ(ð(ð))
ð→∞
Analog mit −ð statt ð liefert lim inf ð→∞ ðŒ(ð(ðð )) ≥ ðŒ(ð(ð)) und damit die Behauptung.
6.1 Beziehungen zu anderen Konvergenzarten
79 Satz: fast-sichere Konvergenz und Konvergenz in Verteilung
Seien ðð , ð: ðº → âð Zufallsvariablen auf (ðº, , â) und ðð → ð â-fast-sicher. Dann gilt auch
ðð −→ ð .
Beweis (79) Sei ð ∈ ð¶ð (âð , â). Dann gilt wegen der Stetigkeit ð(ðð ) → ð(ð) â-fast-sicher
und |ð(ðð )|âð â∞ ∈ ð¿1 (â). Mit dem Satz der majorisierten Konvergenz folgt dann limð→∞ ðŒ(ð(ðð )) =
ðŒ(ð(ð)).
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80 Satz: Konvergenz von Unterteilfolgen
Sind ðð , ð: ðº → âð Zufallsvariablen auf (ðº, , â) so sind die folgenden Aussagen äquivalent:
â
1. ðð −→ ð
2. Jede Teilfolge (ððð )ð∈â hat eine Unterteilfolge (ððð )ð∈â so, dass limð→∞ ððð = ð â-fastð
ð
sicher.
Beweis (80)
â
ð) ⇒ ð) Wir nehmen an ðð −→ ð gilt nicht. Dann gilt
∃ð > 0, ð¿ > 0, ðð : ðŒ(|ððð − ð | ≥ ð) ≥ ð¿
â
ððð konvergiert jedoch fast-sicher gegen ð und damit ððð −→ ð
â¯
ð) ⇒ ð) Sei (ððð ) eine Teilfolge von ðð so gilt für alle ð > 0: limð→∞ â(|ððð − ð | ≥ ð) = 0 also
1
1
∃ðŸ1 ∈ â: ∀ð ≥ ðŸ1 : â(|ððð | ≥ ) ≤
2
2
1
1
∃ðŸ2 ∈ â: ∀ð ≥ ðŸ2 : â(|ððð | ≥ 2 ) ≤ 2
2
2
â¯
Dann deï¬nieren wir für eine Unterteilfolge ðð = ððð die ðŽð : = |ðð+1 − ðð | ≥
∼∞
ð=1
ð
1
â(ðŽð ) = ∑∞
ð=1 2ð . Mit Satz 43 (Borel-Cantelli-Lemma) wissen
viele der ðŽð eintreten, das heißt die Wahrscheinlichkeit dass ðð
ist
endlich
ist, ist 1 und somit gilt die Behauptung.
1
2ð
. Damit
wir nun, dass nur
eine Cauchyfolge
81 Satz: Majorisierte Konvergenz mit stochastischer Konvergenz
Seien ðð , ð: ðº → âð Zufallsvariablen auf (ðº, , â) mit ðð → ð â-fast-sicher und es gelte
ð¿1
|ðð | ≤ ð für ein ð ∈ ð¿1 (â). Dann gilt ðð −→ ð , das heißt âðð − ð âð¿1 = ðŒ(|ðð − ð |) → 0 und
ð ∈ ð¿1 (â). Insbesondere also ðŒ(ðð ) → ðŒ(ð).
ð¿1
Beweis (81) Angenommen ðð −→ ð gilt nicht, das heißt ∃ð > 0, ððð : ∀ð: ðŒ(|ððð − ð |) ≥ ð.
Nach Satz 80 (Konvergenz von Unterteilfolgen) können wir annehmen dass ððð → ð â-fastð¿1
sicher, daher gilt nach dem klassischen Theorem der majorisierten Konvergenz dass ððð −→ ð â¯.
82 Satz: Stochastische Konvergenz und Konvergenz in Verteilung
â
Seien ð, ðð : ðº → âð Zufallsvariablen mit ðð −→ ð so gilt ðð −→ ð .
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ð¿1
Beweis (82) Sei ð ∈ ð¶ð (âð , â), dann gilt ð(ðð ) −→ ð(ð). Wegen Satz 80 (Konvergenz von
Unterteilfolgen) und Satz 81 (Majorisierte Konvergenz mit stochastischer Konvergenz) folgt dann
ð¿1
âð(ðð )â ≤ âð â∞ ∈ ð¿1 (â) ⇒ ð(ðð ) −→ ð(ð)
also ðŒ(ð(ðð )) → ðŒ(ð(ð)).
Bemerkung Die Umkehrung gilt nicht, betrachten wir beispielsweise das folgende Gegenbeispiel:
ð∼
(0, 1), ðð : = (−1)ð ð. Dann ist ðð −→ ðð aber ðð konvergiert nicht stochastisch.
83 Lemma:
Sei (ðð )ð∈â eine Folge von Wahrscheinlichkeitsmaßen auf (â, ) mit Verteilungsfunktionen
ð¹ð (ð¥) = ðð ((−∞, ð¥]).Dann existiert eine Teilfolge ðºð = ð¹ðð , ð ∈ â und eine rechtsstetige
monoton wachsende Funktion ð¹: â → [0, 1] mit ðºð (ð) → ð¹(ð) für alle ð ∈ â an denen ð¹ stetig
ist.
Bemerkung: ð¹ induziert über ð((ð, ð]) = ð¹(ð) − ð¹(ð) ein Maß auf , welches im Allgemeinen
jedoch kein Wahrscheinlichkeitsmaß zu sein braucht.
Beweis (83) Wir zeigen zuerst, dass es eine Teilfolge (ðð )ð∈â gibt, sodass ∀ð: ð»(ð): = limð→∞ ð¹ðð
existiert.
Dazu wählen wir eine Nummerierung der rationalen Zahlen â = ðð ð ∈ â . Da für jedes
ð: ð¹ð (ð) ∈ [0, 1] ist, können wir nach Bolzano-Weierstraß konvergente Teilfolgen wählen sodass
ð¹ð1 (ð1 ) konvergiert, ð¹ð2 (ð1 ), ð¹ð2 (ð2 ) konvergieren, also ð¹ðð bei ð1 , ⯠, ðð konvergiert. Wir wählen
ð
ð
ð
ð
dann die Diagonalfolge ðºð : = ð¹ðð und wissen somit, dass ðºð auf ganz â konvergiert. Dann
ð
deï¬nieren wir ð»(ð): = limð→∞ ðºð (ð) für ð ∈ â und ð» ist wachsend auf ð sowie ð»(ð) ∈ [0, 1].
Dann setzen wir ð» auf ganz â zu ð¹ fort:
ð¹(ðŠ): = inf ð»(ð), ðŠ ∈ â, ð¹: â → [0, 1]
ð≥ðŠ
ð∈â
Damit ist ð¹ wachsend und rechtsstetig. Es bleibt zu zeigen, dass auch limð→∞ ðºð (ð) = ð¹(ð) für
alle Stetigkeitsstellen ð von ð¹ .
Sei ð also eine beliebige Stetigkeitsstelle von ð¹ und ð > 0, dann existieren ð, ð ∈ â mit
ð < ð < ð und
ð¹(ð) − ð ≤ ð¹(ð) ≤ ð¹(ð) ≤ ð¹(ð ) ≤ ð¹(ð) + ð
ð ∈â
⇒ lim sup ðºð (ð) ≤ lim sup ðºð (ð ) = ð»(ð ) ≤ ð¹(ð ) ≤ ð¹(ð) + ð
ð→∞
ð→∞
lim inf ðºð (ð) ≥ lim inf ðºð (ð) = ð»(ð) = ð¹(ð) ≥ ð¹(ð) − ð
ð→∞
ð→∞
Da ð > 0 beliebig gewählt war, gilt somit limð→∞ ðºð (ð) = ð¹(ð).
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84 Deï¬nition: „gleichgradige Straï¬heit“
Eine Familie von Wahrscheinlichkeitsmaßen (ðð )ð∈ðŒ heiß gleichgradig straï¬ falls
Ì
∀ð > 0: ∃ð > 0: ∀ð ∈ ðŒ: ðð (−ð, +ð]
<ð
Beispiel für eine nicht gleichgradig straï¬e Folge: ðð : =
der Grenzwert das Nullmaß.
Beispiel
([0, ð]) (Gleichverteilung). Dann ist
für gleichgradig straï¬e Mengen Familien:
1. Ist ðŒ endlich, so ist (ðð )ð∈ðŒ gleichgradig straï¬
2. Oft ist ðŒ = â. Dan ist die Folge (ðð )ð∈â genau dann gleichgradig straï¬, wenn für jedes
ð ∈ â die Folge (ðð )ð≥ð gleichgradig straï¬ ist.
3. Sind (ðð )ð∈ðŒ1 und (ðð )ð∈ðŒ2 gleichgradig straï¬e Familien, dann ist auch (ðð )ð∈ðŒ1 ∪ðŒ2 gleichgradig straï¬.
ð€
4. Falls ðð −→ ð gilt, so ist (ðð )ð∈â gleichgradig straï¬.
85 Satz: Hellysches Selektionsprinzip
Sei (ðð )ð∈â eine gleichgradig stetige Folge von Wahrscheinlichkeitsmaßen auf
1
. Dann gibt
ð€
es eine Teilfolge (ððð )ð∈â und ein Wahrscheinlichkeitsmaß ð sodass ððð −−−→ ð.
ð→∞
Beweis (85) Seien
1. ð¹ð die Verteilungsfunktionen der ðð ,
2. ðºð und ð¹ wie aus Lemma 83
3. ðð seien die durch ðºð über ðð ((ð, ð]): = ðºð (ð) − ðºð (ð) deï¬nierten Maße
Dann müssen wir zeigen, dass ð¹ die Verteilungsfunktion eines Wahrscheinlichkeitsmaßes ist.
Ì
Sei ð > 0, dann existiert ein ð > 0 sodass für jedes ð gilt: ðð ((−ð, +ð))
< ð. Wähle nun
ðŠ > 1 so, dass ð¹ stetig bei ðŠ und −ðŠ ist. Dann gilt
Ì
≤ð
(1 − ð¹(ðŠ)) + ð¹(−ðŠ) = lim (1 − ðºð (ðŠ)) + ðºð (−ðŠ) ≤ lim sup ðð ((−ð, +ð])
ð→∞
ð→∞
Ì
ðð ((−ðŠ,ðŠ])
Als ð wählen wir also das zu ð¹ gehörige Wahrscheinlichkeitsmaß.
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86 Satz: Stetigkeitssatz von Paul Lévy
Seien ð, ðð , ð ∈ â Wahrscheinlichkeitsmaße auf (âð ,
ð = ð,Ì ðð = ððÌ . Dann gilt
ð€
1. ðð −→ ð
ð
) mit charakteristischen Funktionen
∀ð¢ ∈ âð : ðð (ð¢) → ð(ð¢)
⇒
2. Falls ∀ð¢ ∈ âð : limð→∞ ðð (ð¢) = ð(ð¢) für eine Funktion ð: âð → â, die in 0 stetig ist,
dann ist ð die charakteristische Funktion eines Wahrscheinlichkeitsmaßes ð auf ð und
ð€
ðð −→ ð.
Bemerkung In der Tat kann man in ð) sogar die stärkere Aussage zeigen, dass ðð auf Kompakta
gleichmäßig gegen ð konvergiert.
Beweis (86)
1. Sei ð ∼ ð, ðð ∼ ðð , dann ist
ðð (ð¢) = ðŒ(exp(ðð¢ðð )) = ðŒ(cos(ð¢ðð )) + ððŒ(sin(ð¢ðð ))
ð→∞
−−−→ ðŒ(cos(ð¢ð)) + ððŒ(sin(ð¢ð)) = ðŒ(exp(ðð¢ð)) = ð(ð¢)
Beispiel
1. Seien ðð ∼
Dann gilt
(ðð , ðð2 ) Zufallsvariablen für beliebige ðð ∈ â, ðð > 0 mit ðð → ð ∈ â.
ð→∞
1
1
ðð (ð¢) = exp(ðð¢ðð − ð¢2 ðð2 ) −−−→ exp(ðð¢ð − ð 2 ð¢2 )
2
2
⇒ ðð −→
2. Seien ðð ∼
(ð, ð 2 )
(ðð , ðð2 ) und ðð −→ ð, dann wisen wir:
∀ð¢ ∈ â: lim ððð (ð¢) = ðð
ð→∞
⇒ ð = lim ðð ∧ ð = lim ðð ∧ ð ∼
ð→∞
ð→∞
(ð, ð 2 )
3. Zusammen bedeutet das: ðð −→ ð genau dann wenn ð = lim→∞ ðð , ð = limð→∞ ðð existieren und ð ∼ (ð, ð 2 ). Die Normalverteilungsfamilie ist also abgeschlossen bezüglich
Verteilungskonvergenz.
Übung
Zeigen Sie analoge Aussagen für Poisson- oder Exponentialverteilte Zufallsvariablen.
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Beispiel für die Anwendung von Satz 86 (Stetigkeitssatz von Paul Lévy):
Betrachte die Zufallsvariablen ðð ∼ Poisson(ðð ), ðð : = ð, ðð : = ðð −ðŒ(ðð ) =
√ð(ðð )
ðð −→
ðð −ð
.
√ð
Dann gilt
(0, 1)
denn:
ððð (ð¢) = ðŒ exp(ðð¢
ðð − ð
√ð
= ð−ðð¢√ð ððð (
)
Taylor
= exp −ðð¢√ð + ðð¢√ð + ð −
ð¢
√ð
)=ð
(0,1) (ð¢)
ð¢2
ð¢4
ð¢3
+
+â¯
−ð
2ð
3! ð1.5 4! ð2
= ð−ðð¢√ð exp(ð(ððð¢/√ð − 1))
= exp −
ð¢2
1
+ ðo
2
ð
ð¢2
→ ð− 2
weil
∞
∞
∞
|ð¢|ð
(ðð¢)ð ð
1
2| ≤
|ð
|
≤
|
ð
→0
ð
√ð ð=3 ð!
√ð ð=3 ð!
ð=3 ð! ð 2
(ðð¢)ð
1
<∞
Motivation zum Zentralen Grenzwertsatz Man kann die ðð ∼ Poisson(ð) aus obigem Beispiel auch als ðð = ∑ðð=1 ðð mit unabhängigen ðð ∼ Poisson(1) erzeugen.
Oder betrachtet man zum Beispiel eine Folge iid Zufallsvariablen ðð mit â(ðð = 1) = 1−â(ðð =
−1) = 21 . Dann hat ðð : =
ðð (ð¢) =
ðð1
∑ðð=1 ðð −0
ð¢
√ð
die charakteristische Funktion
ð
=
√ð
ð¢
1 ð √ð(+1)
1 ð ð¢ (−1)
= cosð
ð
+ ð √ð
2
2
− sin
l’Hôpital
======⇒ lim ðð (ð¢) = lim exp(
ð→∞
für ð ∼
(0, 1).
ð→∞
ð¢
√ð
− ð12 cos
( 2ð−ð¢1.5 )
ð¢
√ð
) = exp(−
ð¢
√ð
= exp(ð ln(cos
ð¢
√ð
ð¢2
) = ðð (ð¢)
2
(0, 1). Und somit gilt wieder nach Satz 86 (Stetigkeitssatz von Paul Lévy): ðð −→
Bemerkung Der Zentrale Grenzwertsatz zeigt nun, dass eine entsprechende Aussage wie in
den vorigen Beispielen allgemeiner für beliebige zugrundeliegende Verteilungen der unabhängigen Summanden ðð gilt. Etwas genauer gilt, dass Summen „vieler“ unabhängiger gleichgroßer
Zufallsgrößen approximativ Gauß-verteilt sind und nach Standardisierung standard-Gauß-verteilt.
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))
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87 Satz: Zentraler Grenzwertsatz
Seien (ðð )ð∈â iid und reellwertig mit ð: = ðŒ(ðð ) sowie ð 2 : = Var(ðð ) ∈ (0, ∞).
ð
ðð : =
ðð∗ : =
ðð
ð=1
Dann gilt: ðð∗ −→
ðð − ðð
√ðð 2
(0, 1).
88 Lemma: Hilfsaussage
Sei (ð¶ð )ð∈â , ðð ∈ â mit ð: = limð→∞ ðð ∈ (0, ∞) ⊆ â, dann gilt
lim 1 −
ð→∞
ðð
ð
ð
= ð−ð
Beweis (Satz 87 (Zentraler Grenzwertsatz)) ðð hat endliche erste und zweite Momente, also
ist die charakteristische Funktion ð: = ððð −ð zweimal stetig diï¬erenzierbar. Dann ergibt die
Taylorentwicklung:
ð(ð¢) = ð(0) + ð (0) ð¢ + ð (0)
=0
⇒ ððð∗ (ð¢) =
ðð1 −ð
ð¢2
+
2
ð¢→0 (ð¢
ð
ð¢
)
ð¢2
ð(0) + ð (0) 2 ð +
2ð
=
ð √ð
3
ð¢→0 ((
ð¢
ð √ð
ð
3
) )
3
1 ð¢2 − ( ð¢ )
â
â ð¿ðððð 88 (ð»ðððð ðð¢ð ð ððð)
2
2
ð 3 √ð
â −−−−−−−−−−−−−−→ ð− ð¢2
= â1 −
ð
â
â
â
â
Beweis (Lemma 88 (Hilfsaussage))
• Wir zeigen zuerst induktiv, dass ð§1 , ⯠, ð§ð , ð€1 , ⯠, ð€ð ∈ â mit |ð§ð | ≤ 1, |ð€ð | ≤ 1 gilt
ð
|
ð
ð§ð −
ð=1
ð
ð€ð | ≤
ð=1
|ð§ð − ð€ð |
ð=1
Der Induktionsanfang für ð = 1 ist oï¬ensichtlich erfüllt. Der Induktionsschritt ergibt sich
als:
ð+1
|
ð+1
ð§ð −
ð=1
ð+1
ð€ð | ≤ |
ð=1
ð=1
ð
= |ð§ð+1 | |
≤1
ð=1
ð+1
ð€ð −
ð=1
ð
ð€ð |
ð=1
ð
ð€ð | + |
≤∑ðð=1 |ð§ð −ð€ð |
Prof. Becherer
ð
ð€ð | + |ð§ð+1
ð=1
ð
ð§ð −
ð=1
ð
ð§ð − ð§ð+1
ð€ð ||ð§ð+1 − ð€ð+1 | ≤
ð=1
≤1
Bodo Graumann
|ð§ð − ð€ð | + |ð§ð+1 − ð€ð+1 |
ð=1
Stochastik I
6 Konvergenz in Verteilung / schwache Konvergenz
Seite 43
• Weiter gilt für ð ∈ â mit |ð| ≤ 1:
∞
|ð−ð − (1 − ð)| = |
∞
∞
(−ð)ð
(−ð)ð
1
|≤
|
| ≤ |ð|2
≤ |ð|2
ð
ð!
ð!
2
ð=2
ð=2
ð=1
• Sei nun (ðð )ð∈â wie vorausgesetzt, dann gilt für hinreichend große ð sodass |1 −
ð
|(1 − ð )ð − ð−ðð | ≤
ð
ð
|1 −
ð=1
ðð
ð|
≤ 1:
ðð
ðð
ð
ðð
− ð− ð | = ð|1 − ð − ð− ð |
ð
ð
ðð2
ð→∞
ðð 2
| = | | −−−→ 0
ð
ð
ðð ð
) = ð−ð
⇒ lim (1 −
ð→∞
ð
≤ ð|
Bemerkung Seien ðð iid und reellwertig. Aus dem starken Gesetz der Großen Zahlen wissen
wir
1
ðð : =
ð
ð
ð→∞
ðð −−−→ ð: = ðŒ(ð1 ) â-fast-sicher
ð=1
Frage Wie schnell konvergiert dies?
Vorüberlegung Für die Konvergenz einer Folge (ðð )ð∈â in â sagt man dass (ðð ) mit einer Rate
ðŒ > 0 gegen 0 konvergiert, falls lim supð→∞ ððŒ |ðð | =: ð < ∞ ist. Ein solches ðŒ, sodass ððŒ |ðð −ð|
â-fast-sicher gegen ein ð ∈ â konvergiert gibt es nicht! Allerdings zeigt Satz 87 (Zentraler
Grenzwertsatz), dass Konvergenz in Verteilung gegen eine endliche Zufallsvariable vorliegt:
√ð(ðð − ð) −→
(0, ð 2 )
In diesem Sinne kann man sagen die Konvergenzordnung ist √ð.
Bemerkung Es gibt Verallgemeinerungen von Satz 87 (Zentraler Grenzwertsatz).
• Die Annahme der identischen Verteilung kann abgeschwächt werden. Dies ist gerade für
Anwendungen wichtig.
• Sehr scharfe Bedingungen für Satz 87 (Zentraler Grenzwertsatz) sind beispielsweise die
Lindenberg-Bedingungen. (Kle08)
• Es gibt auch eine mehrdimensionale Version. (Kle08)
• Beispiel für die Anwendung von Satz 87 (Zentraler Grenzwertsatz): Bestimmung von „Vertrauensbereichen“ (Konï¬denzbereichen) für unbekannte Verteilungsparameter die aus Daten geschätzt werden.
Prof. Becherer
Bodo Graumann