8.1. Abschätzung der Konvergenzgeschwindigkeit beim Gesetz der grossen Zahlen. Sei Xn , n ∈ N, eine Folge unabhängiger, {0, 1}-wertiger Zufallsvariablen mit Bernoulli-Verteilung zum Parameter 1/2 1. Damit gilt insbesondere 1 1 , Var(Xn ) = , n ∈ N. 2 4 In diesem Fall ist nach dem schwachen Gesetz der großen Zahlen " # N 1 X 1 lim P Xn − ≥ ǫ = 0, ǫ > 0. n→∞ N 2 (2) E[Xn ] = 2 n=1 Erste genauere Überlegungen zur Frage nach der Geschwindigkeit der Konvergenz PN von (1/N ) n=1 Xn gegen 1/2 folgen im vorliegenden Abschnitt 3. Proposition. Sei αN , N ∈ N, eine Folge reeller Zahlen mit αN > 0, N ∈ N, und limN →∞ αN = 0. Dann gilt: # ( " √ N 1 X 1, falls αN N → ∞, 1 N →∞ √ → Xn − ≤ αN P (3) N 2 0, falls αN N → 0 4. n=1 Bemerkung. Als Konsequenz aus (3) scheint es zur genaueren Untersuchung der PN Fluktuationen von (1/N ) n=1 Xn um den Grenzwert 1/2 bei N → ∞ sinnvoll zu √ P 5 sein, die Asymptotik von N (1/N ) N n=1 Xn − (1/2) zu betrachten . Beweis. Nach (2) und dem schwachen Gesetz der großen Zahlen " # N 1 X 1 1 P Xn − ≥ αN ≤ 2 N, N 2 4α N n=1 6 gilt: d.h., " N 1 X P Xn − N n=1 # 1 1 ≤ αN ≥ 1 − 2 2 4αN N N →∞ → 1, √ falls αN N → ∞. Damit ist der erste Teil von (3) bewiesen 7. PN Weiterhin ist die Zufallsvariable n=1 Xn binomialverteilt mit den Parametern N und 1/2 8. Somit folgt: " # " N # N 1 X X N 1 P Xn − ≤ αN N Xn − ≤ αN = P N 2 2 n=1 n=1 1Vgl. Abschnitt 1.8, Beispiel (a). 2Vgl. Abschnitt 6.1. 3Insbesondere soll auch erläutert werden, warum als Skalierungsfaktor beim Zentralen Grenz√ wertsatz N in Erscheinung tritt. ˛ 4Wegen (3) kann Pˆ˛˛(1/N ) PN X − (1/2)˛ ≤ α ˜ nur dann einen nichttrivialen Limes in N n=1 √ √ n (0, 1) bei N → ∞ haben, wenn αN N = O(1), d.h., wenn αN = O(1/ N ). 5Aufgrund von (3) kann erwartet werden, daß " ! # " ! # N N √ 1 X 1 X 1 1 u P N Xn − ≤u =P Xn − ≤ √ N n=1 2 N n=1 2 N bei N → ∞ für alle u ∈ (−∞, ∞) einen Grenzwert in (0, 1) besitzt. 6 Vgl. insbesondere (2) in Abschnitt 6.1. 7Offensichtlich gilt, falls 1/2 durch E[X ] ersetzt wird, dieser Teil von (3) für beliebige un1 abhängige, identisch verteilte, quadratintegrable Zufallsvariablen Xn , n ∈ N. Sie brauchen keine Bernoulli-Verteilung zu besitzen. 8Vgl. Ein Einblick in den Aufbau und die Themen der Stochastik“, Abschnitt 2, (1) - (5). ” 1 2 N 1 N = k 2 {k:|k−(N/2)|≤N αN } N 1 N ≤ 10 (2N αN + 1) ⌊N/2⌋ 2 r r r √ 2 2 2 N →∞ 11 =2 αN N + ∼ (2N αN + 1) πN π πN √ N →∞ → 0, falls αN N → 0. X 9 Damit ist auch der zweite Teil von (3) verifiziert. 9Diese Summe enthält höchstens 2N α + 1 Summanden. N 10 Wegen der Symmetrie der Binomialkoeffizienten um N/2, d.h., weil ” ” “ “ N N = (N/2) − α (N/2) + α ` ´ für alle α ∈ R mit (N/2) ± α ∈ N0 , und da {0, 1, . . . , ⌊n/2⌋} ∋ k → n für alle n ∈ N monoton k steigend ist. Diese Behauptung folgt aus `n´ jnk n! (k + 1)!(n − k − 1)! k+1 k ´ ` n = − 1. · = ≤ 1, k = 0, 1, . . . , k!(n − k)! n! n−k 2 k+1 11 Wegen der Stirling Formel lim n→∞ Insbesondere beachte man, daß “ N ” N gerade N! = ⌊N/2⌋ ((N/2)!)2 “ n ”n 1√ = 1. 2πn n! e N→∞ ∼ √ √ 2πN (N/e)N 2 N = √ p 2 , ( 2πN/2(N/(2e))N/2 )2 πN und daß für ungerade N analoge Überlegungen durchgeführt werden können. 30. Januar 2008