Einführung in die Statistik Herbstsemester 2016 Prof. Dr. H. Harbrecht Übungsblatt 6. zu bearbeiten bis Freitag, 4. November 2016, 12 Uhr. Aufgabe 1 (Erwartungswert | 4 Punkte). Betrachten Sie das folgende Glücksspiel: zu Beginn zahlen Sie dem Veranstalter einen einmaligen Einsatz von c Franken. Der Veranstalter wirft nun so lange mit einer fairen Münze, bis zum ersten Mal Kopf erscheint. Sei k die Anzahl der dazu notwendigen Versuche. Der Veranstalter zahlt Ihnen nun 2k−1 Franken aus. a) Was ist der faire Wert des Einsatzes c, d.h. bestimmen Sie c so, dass der erwartete Gewinn des Spieles für beide Parteien 0 ist. Empfinden Sie das Ergebnis als intuitiv oder überraschend? b) Nehmen sie an, der Veranstalter heisst Bill Gates. Er haftet dabei mit seinem Gesamtvermögen von v = 81 000 000 000 Franken, d.h. er muss Ihnen statt 2k−1 jeweils nur min{2k−1 , v} zahlen. Was ist nun der faire Einsatz, wenn man die Obergrenze der Zahlungsfähigkeit von Herrn Gates in Betracht zieht? Aufgabe 2 (Verteilung | 4 Punkte). Gegeben Sei eine Zufallsgrösse X mit der Verteilungsfunktion 0, für x < 3; k(x), für 3 ≤ x < 5; F (x) = 0.8, für 5 ≤ x < 7; 1, für 7 ≤ x; und den Eigenschaften P (X ∈ {2, 3.2, 4, 7}) = 1 und P (X = 4) = 0.3. Bestimmen Sie: a) k(x) für x ∈ [3, 5), b) die Wahrscheinlichkeitsfunktion P (X = k), c) den Erwartungswert E(X), d) die Varianz V (X). Aufgabe 3 (Mittlere absolute Abweichung | 4 Punkte). Sei X eine Zufallsgrösse, für welche E(|X|) existiert. Die mittlere absolute Abweichung von X ist dann definiert als eX := E |X − E(X)| . a) Zeigen Sie, dass der Erwartungswert E |X − E(X)| existiert, wenn der Erwartungswert E(|X|) existiert. b) Geben Sie ein Beispiel einer diskreten Zufallsgrösse X, für welche E(|X|) und E(X 2 ) existieren, an, so dass sie p eX 6= σX := V (X) erfüllt. c) Betrachten Sie die Zufallsgrösse X mit Wertebereich {2k : k = 1, 2, . . .} die durch P (X = 2k ) = 3 · 4−k definiert ist. Zeigen Sie, dass E(|X|) existiert, und, dass E(X 2 ) nicht existiert. Geben Sie weiter eX an. Aufgabe 4 (Tschebyscheffsche Ungleichung | 4 Punkte). a) Eine Whisky-Brennerei brennt jede Woche eine gewisse Menge Jungwhisky, dieser wird dann in X Fässer gefüllt um eine 16-jährige Fassreifung zu erfahren. Aufgrund von Schwankungen in den Brau- und Brennprozessen ist X eine Zufallsgrösse auf den natürlichen Zahlen mit dem Erwartungswert E(X) = 100 und der Varianz V (X) = 20. Geben Sie eine untere Schranke für die Wahrscheinlichkeit, dass in einer Woche n Fässer gefüllt werden, wobei n ∈ [90, 110]. b) Sei X eine Zufallsgrösse, für welche E(X 2 ) existiert, dann gilt 0 ≤ P (|X − E(X)| ≥ k) ≤ V (X) k2 (nach der Tschebyscheffschen Ungleichung). p Zeigen Sie, dass diese Schranken für k > V (X) scharf sind, d.h. es existieren Zufallsgrössen X1 , X2 mit E(X1 ) = E(X2 ) = E(X) und V (X1 ) = V (X2 ) = V (X), so dass 0 = P (|X1 − E(X1 )| ≥ k) und P (|X2 − E(X2 )| ≥ k) = V (X) . k2