Hirnentwicklung und kognitive, sensorische Entwicklung

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Das verhaltenstherapeutische
Erstgespräch
Die Gestaltung der
therapeutischen Beziehung
Veranstaltung: Klinisches Kolloquium
Referentinnen: Iris Wiegand
Sonja Wedegärtner
Leitung: C. Kuhn
18.07.2007
Das Erstgespräch in der
Verhaltenstherapie
Literatur: Wendisch, M. & Neher, M. (2003).
Das Erstgespräch in der VT. Ein Leitfaden.
In: Verhaltenstherapie 2003; 13: 122-129
Die besondere Bedeutung
des Erstgespräches
Besonders bedeutsam für den Therapieverlauf weil es:
• den Grundstein für spätere Patienten-TherapeutenBeziehung legt
• ein Vertrauensverhältnis schon hier entstehen aber auch
scheitern kann
• Vorbehalte abgebaut werden können
Voraussetzung für Vertrauensbildung: Verständnisvolle
und akzeptierend-neutrale Gesprächsatmosphäre
18.07.2007
Die besondere Bedeutung
des Erstgespräches
Besondere Chancen im Therapieverlauf, weil:
• Manche Patienten wesentlich offener als später sind
• Sie sind anfangs überzeugter, wollen einen
Neuanfang
• Später kommen dann doch Ängste vor
Veränderungen auf
18.07.2007
Ziele des
Erstgespräches
• Entwicklung eines vertrauensvollen
Arbeitsbündnisses
• Gestaltung der therapeutischen Beziehung hat
Vorrang vor der Informationserhebung hat
• Aufklärung und Information des Patienten
• Erste Problem- und Zielklärung
• Klärung der Erwartungen des Patienten an eine
Psychotherapie
• Beurteilung, ob Psychotherapie im angebotenen
Setting angebracht und ausreichend ist oder
zusätzliche Maßnahmen erwogen werden sollte
18.07.2007
Struktur des
Erstgespräches
Idealtypischer Ablauf
1. Begrüßung
2. Aktueller Anlass
3. Störungsanalyse und Vorbehandlungen
4. Biographie
5. Erwartungen
6. Abschlusssituation
18.07.2007
1. Begrüßung
Inhalt und Ziele
•
•
•
•
•
Vorstellen der eigenen Person
Vorstellen der Einrichtung
Ziele des Erstgesprächs
erste Informationen und Aufklärung
Aufforderung des Patienten zu ersten Fragen
zum Rahmen des Gesprächs
18.07.2007
2. Aktueller Anlass
Inhalt und Ziele
• Aktuellen Anlass für Behandlungswunsch
erfragen
– Motivation zum Aufsuchen der Therapie
• Klärung des Zuweisungskontextes
– „Wie haben Sie von unserer Einrichtung
erfahren?“
18.07.2007
3. Störungsanalyse &
Vorbehandlung
Inhalt und Ziele
•
•
•
•
aktuelle Ausprägung der Symptome
bisheriger Verlauf der Symptome
Erklärungskonzept des Patienten
bisherige Veränderungsversuche und ihr
Erfolg
18.07.2007
3. Störungsanalyse &
Vorbehandlung
Aktuelle Ausprägung der Symptome
• vorherrschende Probleme konkret nachvollziehen können
• abstrakte Formulierungen wie „Ich habe eine Depression“,
„Ich leide unter Ängsten“ als Einstieg in konkretere
Befragung nutzen
18.07.2007
3. Störungsanalyse &
Vorbehandlung
bisheriger Verlauf der Symptome
• Veränderungen infolge eines Problems
– negative Veränderungen
– positive Veränderungen
• Erfassung interpersoneller Beziehungen
– sind Bezugspersonen in die Symptomatik einbezogen/
betroffen
– welchen Einfluss haben die Beschwerden auf die
zwischenmenschlichen Beziehungen
18.07.2007
3. Störungsanalyse &
Vorbehandlung
Erklärungskonzept des Patienten
• implizite Vorstellungen von der Un-/Veränderbarkeit des
Problems enthält
– Ich bin depressiv, weil meine Frau mich nicht versteht.
• Diese könne als zentrale Kognition betrachtet und bei der
Erwartungsklärung wieder aufgegriffen werden
18.07.2007
3. Störungsanalyse &
Vorbehandlung
bisherige Veränderungsversuche und ihr Erfolg
• als wichtige Erfahrung würdigen
• besondere Rolle von psychotherapeutische
Vorbehandlungen
• Aus vergangenen Fehlern für angestrebte Therapie
lernen
18.07.2007
4. Biographie
Inhalt und Ziele
•
•
•
•
Einstieg in die Biographie
Bezug zur aktuellen Lebenssituation
momentan bedeutsame Verhaltensweisen
Anamnesefragebögen
18.07.2007
5. Erwartungen
Inhalt und Ziele
• Erwartungsklärung an die Psychotherapie
• Vorläufige Formulierung des Behandlungsauftrag
• Ansprechen ungünstiger Erwartungshaltungen wie bspw:
– Eine andere Person sollte therapiert werden
– Passive Erwartungen
– Angst vor Veränderungen
– Eine fordernde Haltung
– Unkonkretes Wunschdenken
18.07.2007
6. Abschlusssituation
Inhalt und Ziele
• Ermunterung zu noch offenen Fragen oder Ergänzungen
• Besprechung des weiteren Vorgehens
18.07.2007
Die Rolle der
Therapiebeziehung im
therapeutischen Prozess
Klinisches Kolloquium Sommersemester 2007
Dozentin: Caroline Kuhn
07.05.2007
von Iris Wiegand
Zusammenhang zwischen
Therapiebeziehung und -erfolg
Empirisch häufig bestätigt:
• Die Qualität der Beziehung zwischen dem
Psychotherapeuten und dem Klienten trägt
signifikant zu einem besseren oder
schlechteren Therapieergebnis bei
18.07.2007
Fragestellung
• Welche Rolle spielt die Beziehung?
– Vorraussetzung für Intervention?
– Kausaler Wirkfaktor?
– Folge von Fortschritten in Therapie?
Untersuchung der Kontexte, in denen
sich gute und schlechte therapeutische
Beziehungen manifestieren
18.07.2007
Sichtweise moderner
Prozessforschung
• Veränderungsprozesse = positive
Rückkopplungsprozesse
 Variablen können Ergebnis und
Vorraussetzung von Prozessen sein
• Interaktion der Wirkfaktoren
 Betrachtung im Kontext
18.07.2007
Konsistenztheorie
Grawe (1998)
„Wenn wir Menschen
gesünder machen
wollen, müssen wir die
Konsistenz in ihrem
psychischen Geschehen
verbessern“
18.07.2007
Konsistenztheorie
Grawe (1998)
• Ziel: Kongruenz zwischen Wahrnehmung
und motivationalen Zielen
• Angeborene Grundbedürfnisse
 Entwicklung neuronaler Erregungsmuster
für deren Befriedigung
• Bei Diskrepanz entsteht Inkongruenz
psychische Aktivität, um sie zu beheben
18.07.2007
Konsistenztheorie
Grawe (1998)
Mögliche Probleme
• Wege zur Bedürfnisbefriedigung
werden wegen ungünstigen
Lebensbedingungen/Beziehungen
nicht gelernt
• Schlechte Erfahrungen in
bedürfnisrelevanten Situationen
führen zu Vermeidung
18.07.2007
Entstehung psychischer
Störungen nach DSM IV
Störung = neuronale Erregungsmuster zur Reduktion von
Inkonsistenz  entwickeln Eigendynamik
Achse 1:
Spannungsabbau durch
Ordnungsmuster psychischer
Aktivität
Achse 2:
Spannungsabbau
durch interpersonelle
Interaktionsmuster
Therapie:
Aktivierung der
problematischen
Erregungsmuster + korrektive
Erfahrungen.
gute Beziehung erhöht die
Wahrscheinlichkeit positiver
Erwartungen und Bereitschaft
zur Veränderung
Therapie:
Manifestation des
problematischen
Verhaltens in Beziehung
 bewusste
Unterbrechung
Doppelfunktion als Mittel
und Ziel
18.07.2007
Fragestellung der Studie
• Therapiebeziehung muss in den Kontext
einbezogen werden
• Hypothesen über Muster aus Bedingungen
und Wirkfaktoren
– Welche Wirkfaktorenmuster in
produktiven/unproduktiven Sitzungen mit
guten/schlechten Therapiebeziehungen?
– Welche Hypothesen sind für Gefahren und
Chancen daraus abzuleiten?
18.07.2007
Methode
• Heterogener Patientenpool im Hinblick auf
Störung und Therapie ermöglicht
Stichprobenselektion
• Operationalisierung der Sitzungsproduktivität
– Klärung
– Bewältigung
– Selbstwirksamkeit
Summe der
Skalenwerte
Teilung in
produktiv/unproduktiv
18.07.2007
Methode
Wirkfaktorenanalyse
• Bewertungsdimension
– Ressoucenperspektive & Problemperspektive
• Systemdimension
– Intra- & interpersonale Perspektive
• Kommunikationsdimension
– Prozessuale Aktivierung & inhaltliche Thematisierung
• Bedeutungsdimension
– Motivationale & potentiale Perspektive
• Veränderungsdimension
– Zustands- & Veränderungsperspektive
18.07.2007
Methode
Wirkfaktorenanalyse
gute
Beziehung
Ausgewählte Items:
• Therapiebeziehung
• Ressourcenaktivierung
• Therapeutenengagement
• Problembearbeitung
• Problemaktivierung
1.
• Patientenbeitrag
2.
• Bearbeitungsstand
Schlechte
Beziehung
Hohe
Produktivität
Geringe
Produktivität
Prüfung des Zusammenhangs zwischen
Therapiebeziehung und Sitzungsproduktivität
Untersuchung typischer Muster von Prozessund Outcomemerkmalen  Feature Pattern
Analysis
18.07.2007
Ergebnisse
• Mehr gute als schlechte Beziehungen in Stichprobe
• Sitzungen mit schlechter Beziehung haben mit größerer
Wahrscheinlichkeit negative Einschätzung der
Produktivität
• Sitzungen mit guter Beziehung zeigen gleiche
Wahrscheinlichkeit für positive und negative
Einschätzung der Produktivität
Tiefe Sitzungsproduktivität
Hohe Sitzungsproduktivität
Gute Beziehung
309
306
Schlechte Beziehung
93
32
18.07.2007
• Produktive
Sitzungen haben
höhere
durchschnittliche
Sitzungsnummer
 vor allem wenn
Therapiebeziehung
gut ist
Anzahl der Sitzung
Ergebnisse
29
27
25
23
21
19
17
15
gut
schlecht
hoch
niedrig
Sitzungsproduktivität
18.07.2007
Ergebnisse FPA
gute Beziehung & hohe Sitzungsproduktiviät
• hohes Therapeutenengagement, hohe
Ressoucenaktivierung, mit intensiver Problembearbeitung
Bearbeitungsstand
Therapeutenengagement
Ressourcenaktivierung
Problembearbeitung
Problemaktivirung
Patientenbeitrag
18.07.2007
Ergebnisse FPA
gute Beziehung & hohe Sitzungsproduktivität
• hohes Therapeutenengagement, hohe
Ressoucenaktivierung, ohne intensive Problembearbeitung
Bearbeitungsstand
Therapeutenengagement
Ressourcenaktivierung
Problembearbeitung
Problemaktivirung
Patientenbeitrag
18.07.2007
Regeln für
„gute Therapiebeziehung“
• Hohe Sitzungsproduktivität = hohe
Ressourcenaktivierung +
Veränderungsorientierung
18.07.2007
Ergebnisse FPA
schlechte Beziehung & geringe Sitzungsproduktivität
• hohes Therapeutenengagement
Bearbeitungsstand
Therapeutenengagement
Ressourcenaktivierung
Problembearbeitung
Problemaktivirung
Patientenbeitrag
18.07.2007
Ergebnisse FPA
schlechte Beziehung & geringe Sitzungsproduktiviät
• Problemaktivierung hoch
Bearbeitungsstand
Therapeutenengagement
Ressourcenaktivierung
Problembearbeitung
Problemaktivirung
Patientenbeitrag
18.07.2007
Ergebnisse FPA
schlechte Beziehung & geringe Sitzungsproduktiv
• Problemaktivierung
und –bearbeitung hoch
Bearbeitungsstand
Therapeutenengagement
Ressourcenaktivierung
Problembearbeitung
Problemaktivirung
Patientenbeitrag
18.07.2007
Regeln für
„schlechte Therapiebeziehung“
Tiefe Sitzungsproduktivität =
1. hohe Problembearbeitung + geringe Ressourcenaktivierung
2. hohe Problemaktivierung + geringe Ressourcenaktivierung
3. hohe Problemaktivierung + geringer Patientenbeitrag
4. hohe Problemaktivierung + geringes
Therapeutenengagement
5. hohes Therapeutenengagement + geringe
Ressourcenaktivierung
18.07.2007
Fazit
• Gute Therapiebeziehung ist
Vorraussetzung für therapeutische Arbeit
• Kann sich in unterschiedlichen Kontexten
manifestieren
– Immer Ressourcenaktivierung und
Veränderungsorientierung
– Mit Bearbeitung prozessual aktivierter
Probleme
– Ohne Bearbeitung prozessual aktivierter
Probleme
18.07.2007
Literatur
K.Grawe, E. Smith (2000) Die Rolle der
Therapiebeziehung im therapeutischen
Prozess. Gefahren und Chancen.
Verhaltenstherapie und
Verhaltensmedizin 2000, 21. JG (4),
421-438
18.07.2007
Diskussion
• Welche Bedeutung haben diese
Ergebnisse für uns als
Therapeuten?
• Welche Hypothesen zu
spezifischeren Wirkfaktorenmuster
sind denkbar?
18.07.2007
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