Off-LabelExpertengruppe Feststellung zu Inhalativem Interleukin-2 bei metastasiertem Nierenzellkarzinom Abschlussbericht Stand: Juli 2005 Einschließlich redaktioneller Änderungen vom 20.11.2006 II Inhaltsverzeichnis 1. Auftrag/Fragestellung……………………………………………… 1 2.a. Zu bewertender Wirkstoff…………………………………………. 1 2.b. zugelassene Arzneimittel…………………………………………. 1 3. Indikation……………………………………………………………. 1 4. Epidemiologische Daten………………………………………….. 2 5.a. Zugelassene Arzneimittel…………………………………………. 4 5.b. Behandlungsstrategien……………………………………………. 5 6. Sonstige Angaben…………………………………………………. 20 7. Recherche………………………………………………………….. 20 8. Ergebnisse der Recherche……………………………………….. 21 9. Stellungnahme zur Pharmakokinetik……………………………. 22 10. Ergebnisse zur Lebensqualität…………………………………… 26 11. Extraktionsbögen…………………………………………………… 27 12. Epikritische Bewertung……………………………………………. 27 13. Fazit…………………………………………………………………. 30 14. Bemerkungen………………………………………………………. 31 15. Verfasser……………………………………………………………. 31 Votum der Expertengruppe……………………………………….. 32 Anlagen……………………………………………………………… 32 Nr. 4 Chiron…………………………………………………………. 32 Nr. 28 Heinzer………………………………………………………. 36 Nr. 30 Heinzer………………………………………………………. 39 Nr. 35 Huland……………………………………………………….. 42 Nr. 38 Huland……………………………………………………….. 46 Nr. 42, 48 Huland…………………………………………………... 49 Nr. 62 Lorenz……………………………………………………….. 54 Nr. 72 Nakamoto…………………………………………………… 58 Nr. 79 Pizza…………………………………………………………. 62 Nr. 101 Chiron……………………………………………………… 68 Nr. 102 Merimsky…………………………………………………... 73 Nr. 103 Lümmen…………………………………………………… 77 Zur Erleichterung der Orientierung im Dokument wird empfohlen, die Lesezeichenfunktion am linken Bildschirmrand zu benutzen. 1 1. Auftrag/Fragestellung Es wird die Behandlung des Nierenzellkarzinoms mit dem Wirkstoff Interleukin-2 in der inhalativen Darreichungsform beim metastasierten Nierenzellkarzinom bewertet, insbesondere die Indikation im metastasierten Stadium, die Durchführung und auch die Aufarbeitung bzw. Galenik. 2. a. Zu bewertender Wirkstoff (INN) Aldesleukin (gentechnologisch hergestelltes, modifiziertes Human-Interleukin-2) b. zugelassene Arzneimittel Proleukin® 18 x 106 IE, Proleukin® S 18 x 106 IE (intravenös und subkutan zugelassen) (Hersteller : CHIRON Biotherapeuticals, Liprunstr. 16, 80335 München, Telefon: 089/549078-0) 3. Indikation Metastasiertes Nierenzellkarzinom 2 4. Epidemiologische Daten zur Indikation (Quelle: RKI 2004) „Verbreitung: In Deutschland wird die Zahl der jährlichen Neuerkrankungen an Nierenkrebs bei Frauen auf etwa 6.320 und bei Männern auf etwa 8.830 geschätzt. Darin sind zu etwa 10% Karzinome des Nierenbeckens, der Harnleiter und der Harnröhre enthalten. Die Zusammenfassung von Krebskrankheiten der Niere mit denen der ableitenden Harnwege ist hier wegen des zeitlichen Trends beibehalten worden. Insgesamt sind 4% aller bösartigen Neubildungen in der Niere lokalisiert. Nierenkarzinome sind für 3% aller Krebstodesfälle verantwortlich. Das mittlere Erkrankungsalter liegt für Männer bei ca. 65, für Frauen über 68 Jahren, nahe am mittleren Erkrankungsalter an Krebs insgesamt. Bei bösartigen Neubildungen der Niere im Erwachsenenalter handelt es sich zu 85 % um Nierenzellkarzinome (Hypernephrome). Dagegen sind Nephroblastome (Wilms-Tumore), Sarkome oder Lymphome der Niere im Erwachsenenalter selten. EU-Vergleich: Die geschätzten Erkrankungsraten für Männer und Frauen in Deutschland liegen im EU-Vergleich an der Spitze. Ähnliche hohe Inzidenzraten für Männer und Frauen ergeben sich in Finnland, Dänemark und Österreich. Die niedrigsten Raten beobachtet man für beide Geschlechter in Portugal. Risikofaktoren: Ein Zusammenhang zwischen Übergewicht und dem Auftreten von Nierenkrebs scheint vor allem bei Frauen zu bestehen. Rauchen, die unkontrollierte Einnahme vor allem phenacetinhaltiger Schmerzmittel und daraus resultierende Nierenschäden werden ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Nierenkrebs in Verbindung gebracht. Auch berufsbedingte Risiken bei Exposition gegenüber nierenschädigenden Substanzen (zum Beispiel Lösungsmittel) werden diskutiert. Eine familiäre Disposition zählt ebenfalls zu den bekannten 3 Risikofaktoren. Die im Rahmen des seltenen erblichen Hippel-Lindau-Syndroms auftretenden klarzelligen Nierenzellkarzinome sind oft multifokal (gleichzeitig an verschiedenen Stellen des selben Organs) und treten häufiger schon in jüngerem Lebensalter auf als Nierenkrebserkrankungen ohne genetische Disposition. Trend: Sowohl bei der Neuerkrankungsrate als auch bei der Sterberate ist ein deutlicher Anstieg vom Anfang der 70er bis Ende der 80er Jahre zu beobachten. Seitdem kommt es zum Rückgang der Sterberaten bei einem sich langsam abschwächenden Anstieg der geschätzten Erkrankungsraten.“ (Tabelle 1) (Quelle: Krebs in Deutschland – Häufigkeiten und Trends. Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft bevölkerungsbezogener Krebsregister in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem Robert Koch Institut. 4. überarbeitete, aktualisierte Ausgabe, Saarbrücken, 2004). Die Zunahme der Inzidenz der Nierenzellkarzinome wurde vom National Institute of Health (USA) mit weltweit etwa 2 % pro Jahr angegeben. Die Verteilung der Tumorstadien bzw. -kategorien wurde an 11424 Tumoren der Niere untersucht. Bei 59.4 % fand sich ein organbegrenzter Tumor (Tumorstadien T1 und T2), bei 40.6 % ein organüberschreitendes Wachstum. Bei ca. 14 % der Patienten liegt 4 zum Zeitpunkt der Diagnose eine metastatische, bei 8 % eine lokalfortgeschrittene Erkrankung vor (Lymphknotenbefall ohne Fernmetastasierung) [Fischer et al., Cancer 82, 775-783, 1998]. Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom haben ohne Therapie eine mediane Überlebenszeit von 12 Monaten. Patienten mit langem rezidivfreien Intervall und geringer Metastasierung haben einen günstigeren Verlauf als Patienten mit kurzen Intervall oder einer multiplen, diffusen Metastasierung. Sind Lymphknoten befallen oder Fernmetastasen aufgetreten, beträgt die 5Jahresüberlebensrate bis zu 20 %. In Deutschland sterben jährlich etwa 6000 Patienten an den Folgen eines metastasierten Nierenzellkarzinoms [RKI 2004]. 5. a. Zugelassene Arzneimittel Gemäß Anfrage an das BfArM sind in Deutschland folgende Wirkstoffe für das metastasierte Nierenzellkarzinom zugelassen: Interleukin-2 (Aldesleukin, IL-2; Proleukin® und Proleukin®S) (Chiron Biopharmaceuticals): Dieses Arzneimittel wird zur Behandlung von Nierenkarzinomen angewendet, die sich auf andere Organe ausgebreitet haben (metastasiertes Nierenkarzinom). Zugelassen ist die intravenöse und subkutane Anwendung. Interferon-α2a (Roferon®-A, IFN-α2a) (Hoffmann-La Roche): Fortgeschrittenes Nierenzell-Karzinom (bösartige Erkrankung von Nierenzellen). Zugelassen ist die intramuskuläre und subkutane Anwendung. 5 Beide Wirkstoffe werden gemäß Zulassung systemisch appliziert: Interferon-α subkutan oder intramuskulär und Interleukin subkutan oder intravenös. Eine klare Dosis-Wirkungs-Beziehung konnte bisher für keines der beiden Zytokine nachgewiesen werden [Coppin et al., Cochrane Library, 2001]. b. Behandlungsstrategien/Outcome: Therapie-Regime, für die eine Verlängerung von „Überlebens“-bezogenen Parametern beschrieben wurde: [Abhandlung in Anlehnung an „Pharmakotherapie in der Urologie“, Springer 2004, in press] Interferon-α2a und Vinblastin (Tab. 2) Die Ergebnisse einer finnischen Studie (1988-1994), die an drei Universitätsklinika durchgeführt wurde [Pyrhönen 1996], führten in Deutschland 1997 zur arzneimittelrechtlichen Zulassung von Interferon-α2a (auch in Kombination mit Vinblastin). Zum ersten Mal konnte mit einem prospektiv-randomisierten Versuchsdesign an 160 Patienten mit fortgeschrittenem oder metastasiertem Nierenzellkarzinom gezeigt werden, dass die Zeit bis zur Tumorprogression (13 Wochen vs. 9 Wochen) und die mittlere Überlebenszeit (67,6 Wochen) für eine Behandlung mit Vinblastin und Interferon-α2a signifikant höher waren (p<0.005), als für eine Monochemotherapie mit Vinblastin (2,5 % [1 6 CR, 1 PR]; 37,8 Wochen). Die 1-Jahres-, 3-Jahres-, 4-Jahres- und 5-JahresÜberlebensraten betrugen 55,7 %, 11,7 %, 8,1 % und 4,1 % für die Kombinationstherapie und 38,3 %, 5,1 %, 1,3 % und 0 (%) für die Monochemotherapie [Pyrhönen 1996, Pyrhönen 1999]. Der Vergleich mit einer älteren Studie von Fossa und Mitarbeitern, bei denen nach dem gleichen Behandlungsschema behandelt, aber gegen eine Monozytokintherapie mit Interferon-α getestet wurde [Fossa 1992], zeigt, dass die Chemotherapie (Vinblastin) hierbei von untergeordneter Bedeutung und am ehesten Interferon-α die wesentliche Substanz im Regime ist. 7 Tabelle 2: Substanz Dosis Therapietage IFN-α2a (s.c./i.m.) 3 MIU 18 MIU d 1,3,5 (Woche 1) 3 x wöchentlich (ab Woche 2) Vinblastin (i.v.) 0,1 mg/kg jede 3. Woche Vinblastin (i.v.) 0,1 mg/kg jede 3. Woche Therapiedauer n = OR 5-JÜL mittl. ÜL Referenz 79 16,5 %* 4,1 % 67,6 Wo.* (19,9 Mo.) Pyrhönen 1999 81 2,5 % 0 37,8 Wo. (9,5 Mo.) 12 Mo., bis PD; 3 Mo. n. CR; >12 Mo. bei PR/SD * = statistisch signifikant besser; MIU = Millionen Internationale Einheiten; Wo. = Wochen; Mo. = Monate; OR = objektive Tumorremissionsrate; 5JÜL = 5-Jahres-Überlebensrate; ÜL = Überlebenszeit 8 Vergleich von Interferon-α2b als Monotherapie (Tab. 3) gegen MPA Auf der Jahrestagung 2000 der American Society of Clinical Oncology (ASCO) wurden die aktualisierten Ergebnisse einer multizentrischen, prospektivrandomisierten Phase-III-Studie des Medical Research Council (MRC) präsentiert (1992-1997) [Ritchie 1999, Hancock 2000]: Die 1-Jahres (43 %) und 2Jahres-Überlebensraten (22 %) waren für Patienten nach Therapie mit Interferon-α2b signifikant höher (p=0,013), als nach einer Behandlung mit Medroxyprogesteron-acetat (MPA) (32 % und 13 %). Das mittlere progressionsfreie Intervall betrug 4 Monate für Interferon-α2b behandelte Patienten und 3 Monate für Patienten unter MPA. Das mittlere Überleben der Patienten wurde zwar mit statistischem Signifkanzniveau (p=0,001), aber dennoch nur von 6,75 auf 9 Monate verlängert. Außerdem waren die Patienten während der Dauer der Zytokintherapie durch eine signifikant stärkere Einschränkung der Lebensqualität belastet. 9 Tabelle 3 Substanz Dosis Therapietage IFN-α-2b (s.c.) 5 MIU 10 MIU d 1,3 in Wo. 1 d 5 in Wo. 1, danach 3 x wöchentlich 12 Wochen 167 14 % 22 % * (16/117) 9 Mo. * täglich 168 2% (2/97) 6,75 Mo. MPA (p.o.) 300 mg Therapiedauer n = OR 2-JÜL 13 % mittl. ÜL Referenz Ritchie 1999, Hancock 2000 * = statistisch signifikant besser; ns = statistisch kein signifikanter Unterschied; d = Tag; MIU = Millionen Internationale Einheiten; Wo. = Woche; Mo. = Monate; OR = objektive Tumorremissionsrate; 2-JÜL = 2-Jahres-Überlebensrate; ÜL = Überlebenszeit 10 Interleukin-2 (IL-2) als Monotherapie Am 15.8.2003 publizierten Yang und Mitarbeiter im Journal of Clinical Oncology die erste, vollwertig publizierte prospektiv-randomisierte Phase III-Studie, die eine palliative Monotherapie mit Interleukin-2 mit einer anderen Immuntherapie hinsichtlich Überlebensdaten verglich [Yang 2003]. Eingeschlossen wurden ausschließlich Patienten mit einem ECOG Performance Status besser als 1 und mit einer überwiegend hellzelligen Histologie. Die Patienten erhielten entweder in einer zunächst zweiarmigen Studie (1991-1993) eine hochdosierte (HD) intravenöse Behandlung mit Interleukin-2 (720.000 U/kg als Bolus 3 x täglich, mit höchstens 15 konsekutiven Dosen pro Zyklus) oder eine 10-fach geringere intravenöse Dosis (low dose, LD) Interleukin-2 (72.000 U/kg als Bolus 3 x täglich, mit höchsten 15 konsekutiven Dosen pro Zyklus). Nachdem 117 Patienten bereits randomisiert waren, wurde die Studie um einen dritten Behandlungsarm erweitert, in dem Interleukin-2 subkutan verabreicht wurde (Montags bis Freitags, 250.000 U/kg tgl. in Woche 1, 125.000 U/kg tgl in Wochen 2-5). Insgesamt wurden 156 Patienten durch eine Behandlung mit HD Interleukin-2 i.v., 150 Patienten durch eine Behandlung mit LD Interleukin2 i.v. und 94 Patienten durch eine subkutane Gabe von Interleukin-2 therapiert. Die Behandlungsdaten, die nicht als intent-to-treat-Analyse ausgewertet wurden, ergaben bei einem mittleren Follow-up von 7,4 Jahren keinen signifikanten Unterschied im Gesamt-Überleben der Patienten zwischen den unterschiedlichen Therapiegruppen. 11 Allenfalls wiesen die Patienten, die auf eine hoch-dosierte, intravenöse Interleukin-2 Behandlung initial mit einer kompletten Tumorremission (CR) reagierten, einen grenzwertig signifikanten (p=0.04) Überlebensvorteil gegenüber den Patienten auf, die eine CR durch eine intravenöse, low-dose Interleukin-2Therapie erreichten. 12 Zytokinkombination aus Interleukin-2 (IL-2) und Interferon-α (IFN-α) (Tab. 4) Mit der CRECY-Studie (Cancer du Rein Etude Cytokine) konnte erstmals prospektiv-randomisiert gezeigt werden, dass die Kombination von Interleukin-2 und Interferon-α2a zu einer höheren Rate an progressionsfreiem Überleben führte (p<0.01), als eine Monotherapie mit Interferon-α2a oder Interleukin-2 [Négrier 1996]. Bei längerer Nachbeobachtung der Patienten ergab sich schließlich dennoch kein signifikanter Unterschied in der mittleren Überlebenszeit der Patienten (Interferon-α2a: 13 Monate; INTERLEUKIN-2: 12 Monate; Interferon-α2a und Interleukin-2: 17 Monate; p=0.55) [Négrier 1998]. Inzwischen ergab eine multivariante Analyse der verschiedenen Covarianten der CRECY-Studie, dass nur die Behandlung mit der Kombination aus Interleukin-2 und Interferon-α2a ein unabhängiger Faktor für das Ansprechen der Metastasen war (neben dem metastatischen Befall von nur einem einzigen Organsystem) [Negrier 2000]. Die Behandlungen mit den einzelnen Substanzen stellten sich demgegenüber nicht als prognostischer Faktor heraus. 13 Tabelle 4 Substanz Dosis Therapietage Therapiedauer n IFN-α2a (s.c.) 18 MIU 3 x wöchent- 10 Wochen (Induktion) lich 13 Wochen (Erhaltung) IL-2 c.i.v. (!!) 1-Jmittl. ÜL PFÜL Referenz 147 7,5 % 12 % 13 Mo. Négrier 1998 138 6,5 % 18 MIU/m2 d 1-5 + d 12- Induktionszyklen: 15 (5 d IL-2, 6 d Pause) x 2 Erhaltungszyklen: (5 d IL-2, 3 Wo. Pause) x 4 15 % 12 Mo. IFN-α2a 6 MIU 3 x wöchent- während IL-2 Zyklen (s.c.) lich 2 IL-2 (c.i.v.) 18 MIU/m wie oben wie oben OR 140 18,6 % * 20 % * 17ns Mo. * = statistisch signifikant besser; ns = statistisch kein signifikanter Unterschied; d = Tag; c.i.v. = kontinuierliche intravenöse Gabe; MIU = Millionen Internationale Einheiten; Wo. = Woche; Mo. = Monate; OR = objektive Tumorremissionsrate; 1-J-PFÜL = 1 – Jahres – Progressionsfreies Überleben; ÜL = Überlebenszeit 14 Interferon-α2a, Interleukin-2 und 5-Fluorouracil +/- 13-cis-Retinsäure (Tab. 5) Am 23.2.2004 wurden die Ergebnisse des Studienprotokolls der so genannten „Deutschen Urologisch-Internistischen Kooperativen Multicenter-Gruppe Chemo-Immuntherapie des Nierenzellkarzinoms” (Protokoll DGCIN ´95) in Form einer elektronischen Vorabpublikation der Ausgabe des Journal of Clinical Oncology (Druckausgabe 1.4.2004) publiziert [Atzpodien 2004]. In der multizentrischen, dreiarmigen Untersuchung (Behandlungszeitraum von Januar 1995 bis Oktober 1998) wurde eine Behandlung mit Interferon-α2a (s.c.), Interleukin-2 (s.c.) und 5-FU (i.v.) +/- 13-cis-Retinsäure (p.o.) mit einer Behandlung aus Interferon-α2a (s.c.) und Vinblastin (i.v.) (Kontrollarm) verglichen. Die Behandlung mit Interferon-α2a und Vinblastin unterscheidet sich in Dosis, Zeitpunkt der Chemotherapie und Therapiedauer nur geringfügig von dem Regime, dass basierend auf den Daten von Pyrhönen et al. [Pyrhönen 1996] ab 1997 in Deutschland die arzneimittelrechtliche Zulassung erhielt. Behandelt wurden Patienten mit einem histologisch gesicherten, progressiven und irresektablem, metastasierten Nierenzellkarzinom, die einen guten Performance-Status (Karnofsky > 80 %) hatten und außerdem durch eine niedrige oder intermediäre Risikokonstellation gekennzeichnet waren. Randomisiert wurden 341 Patienten (63 in den Therapiekontrollarm, 132 in die TripelTherapie, 146 in die Quadrupel-Behandlung). 8 % der Patienten waren durch eine Chemo-, Immun- oder Chemo-Immuntherapie vorbehandelt. 15 Im Kern ergaben sich folgende zentralen Therapieergebnisse („intent-to-treat“ Analyse): 1. Es resultierte kein statistisch signifikanter Unterschied im primären Endpunkt der Studie, der Tumorremissionsrate, zwischen allen drei Therapieformen (Kontrolle: 6 % CR, 14 % PR; Interferon-α/Interleukin-2/5-FU: 5 % CR, 26 % PR; Interferon-α/Interleukin-2/5-FU und 13-cis Retinsäure: 8 % CR, 18 % PR). 2. Das mediane progressionsfreie Überleben (sekundäres Zielkriterium) wurde nur durch die Retinoid-haltige Quadrupel-Behandlung (7 Monate) signifikant (p=0,0248) gegenüber der Kontrolltherapie aus Interferon-α2a und Vinblastin (5 Monate) verlängert, nicht aber durch die Retinoid-freie Trippel-Therapie (6 Monate; p=0,1963) 3. Die mediane Überlebenszeit (sekundäres Zielkriterium) betrug für die Tripelbzw. Quadrupel-Therapie 25 Monate bzw. 27 Monate, und war damit für beide Therapieformen statistisch signifikant länger, als unter der Kontroll-Therapie (16 Monate; p=0,044 bzw. p=0,0227) Die therapiebedingten Toxizitäten werden als moderat oder sehr gering angegeben. Nur 5 % aller Patienten erlitten eine maximale Toxizität von WHO Grad 3 oder 4, wobei allerdings insgesamt 17 % aller Patienten die Behandlung wegen „Intoleranz“ (14 %) oder frühem Progress und Intoleranz der Therapie (3 %) vor Ende des 1. Therapiezyklus abgebrochen hatten. 16 Tabelle 5 Substanz Dosis Therapietage Therapiedauer 2 n= OR mittl. ÜL Referenz 20 % 16 Mo. Atzpodien 2004 IFN-α2a (s.c.) Vinblastin (i.v.) 5 MIU/m d1,3,5 in Wo. 1 2 10 MIU/m d1,3,5 in Wo. 26 mg/m2 8 d1 in Wo. 2,5,8 63 IFN-α2a (s.c.) 5 MIU/m2 5 MIU/m2 10 MIU/m2 20 MIU/m2 5 MIU/m2 1 g/m2 132 IL-2 (s.c.) 5-FU (i.v.) d1 in Wo. 1+4 d1,3,5 in Wo.2+3 d1,3,5 in Wo. 58 d3,4,5 in Wo.1+4 d1,3,5 in Wo.2+3 d1 in Wo. 5-8 (6 % CR, 14 % PR) mindestens 8 Wochen; bei keinem Progress i.d.R. 3 Zyklen; bei CR bis zu 6 Zyklen á 8 Wochen 31 % ns (5 % CR, 26 % PR) 25 Mo. * 17 Substanz IFN-α2a (s.c.) IL-2 (s.c.) 5-FU (i.v.) 13-cRA (p.o.) Dosis Therapietage 2 5 MIU/m 5 MIU/m2 10 MIU/m2 10 MIU/m2 5 MIU/m2 1 g/m2 d1 in Wo. 1+4 d1,3,5 in Wo.2+3 d1,3,5 in Wo. 58 d3,4,5 in Wo.1+4 in 3 x 20 mg d1,3,5 Wo.2+3 d1 in Wo. 5-8 tgl. Therapiedauer n= 146 OR 26 % mittl. ÜL ns 27 Mo. Referenz * (8 % CR, 18 % PR) * = statistisch signifikant besser; ns = statistisch kein signifikanter Unterschied; d = Tag; Wo. = Woche; MIU = Millionen Internationale Einheiten; ÜL = Überlebenszeit 13-cRA = 13-cis-Retinsäure (Isotretinoin) 18 Zu den Daten wurde in der gleichen Ausgabe des Journal of Clinical Oncology, in dem die Originalarbeit gedruckt wurde, ein Kommentar von Sylvie Negrier veröffentlicht - der einige Limitationen der Studie verdeutlicht [Negrier 2004]. Welche Rolle spielt 5-FU ? Der Beitrag des Chemotherapeutikums 5-FU an den Therapieergebnissen, die in Kombination mit Interferon-α und Interleukin-2 erzielt wurden, ist fraglich geblieben. Ein bedeutender Effekt ist unwahrscheinlich: die Ergebnisse der Groupe Francais d´Immunothérapie haben prospektiv-randomisiert gezeigt, dass Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom, die mit Interferon-α2a und Interleukin-2 behandelt werden, nicht von einer zusätzlichen Gabe von 5FU profitieren [Négrier 2000b]. Zwar ist die Vergleichbarkeit mit der in Deutschland häufig geübten Kombination aus 5-FU mit Interferon-α und Interleukin-2 (in der Anwendung nach Atzpodien et al.) nicht ohne Weiteres gegeben, da nach ganz unterschiedlichen Behandlungsplänen therapiert wurde; jedoch lässt der Vergleich der Überlebenskurven zwischen einer 5-FU haltigen oder 5-FU freien Behandlung mit Interferon-α und Interleukin-2, die aus retrospektiven Daten der Gruppe von Atzpodien selbst abgeleitet wurden, bislang auch keine wesentlichen Unterschiede erkennen [Atzpodien 2002]. 19 Referenzen: Atzpodien J, Hoffmann R, Franzke M, Stief C, Wandert T, Reitz M. Thirteen-Year, Long-Term Efficacy of Interferon 2a and interleukin 2-based home therapy in patients with advanced renal cell carcinoma. Cancer 95: 1045-1049, 2002 Atzpodien J, Kirchner H, Jonas U, Bergmann L, Schott H, Heynemann H, Fornara P, Loening SA, Roigas J, Müller SC, Bodenstein H, Pomer S, Metzner B, Rebmann U, Oberneder R, Siebels M, Wandert T, Puchberger T, Reitz M. Interleukin-2- and interferon alfa-2a-based immunochemotherapy in advanced renal cell carcinoma: a prospectively randomized trial of the german cooperative renal carcinoma chemomoimmunotherapy group (DGCIN). J Clin Oncol 22, 10.1200/JCO.2004.06.155, 2004 Coppin C, Porzsolt F, Kumpf J, Coldman A, Wilt T. Immunotherapy for advanced renal cell cancer (Cochrane Review). In: The Cochrane Library, 1, 2001. Oxford: Update Software Flanigan RC, Mickisch G, Sylvester R, Tangen C, van Poppel H, Crawford ED. J Urol 171: 1071-1076, 2004 Fossa SD, Marinelli G, Otto U, Schneider G, Wander H, Oberling, F, Bauer HW, Achtnicht U, Holdener EE. Recombinant interferon alfa-2a with or without vinblastine in metastatic renal cell carcinoma: results of a European multi-center phase III study. Ann Oncol 3: 301-305, 1992 Hancock B, Griffiths G, Ritchie A, Oliver R, Gore M, Mead G, Cook P, Parmar M. Updated results of the MRC randomised controlled trial of alpha interferon vs. MPA in patients with metastatic renal carcinoma. Proc ASCO 2000: abstr. 1336, 2000 Négrier S, Escudier B, Lasset C, Savary J, Doullard JY, Chevreau C, Ravaud A, Peny J. The FNCLCC CRECY Trial: Interleukin-2 (IL2) + Interferon (IFN) is the optimal treatment to induce responses in metastatic renal cell carcinoma (MRCC). Proc ASCO 1996: 248 (abstr. 629), 1996 Négrier S, Escudier B, Lasset C, Douillard J-Y, Savary J, Chevreau C, Ravaud A, Mercatello A, Peny J, Mousseau M, Philip T, Tursz T. Recombinant human interleukin-2, recombinant human interferon alfa-2a, or both in metastatic renal-cell carcinoma. New Engl J Med 338: 1272-1278, 1998 Negrier S, Douillard J-Y, Lasset C, Chevreau C, Ravaid A, Philip T, Escudier B. Electronic Journal of Onoclogy 1: 28-33, 2000 Négrier S, Caty A, Lesimple T, Douillard J-Y, Escudier B, Rossi J-F, Viens P, Gomez F. Treatment of patients with metastatic renal carcinoma with a combination of subcutaneous interleukin-2 and interferon alfa with of without fluorouracil. J Clin Oncol 18: 4009-4015, 2000b Negrier S. Better survival with IL-2 based regimens ? Possibly only in highly selected patients. JCO 23.2.2004 (ahead of print Vol 22 (7), 1st April 2004), 10.1200/JCO 2004.01.998, 2004 Pyrhönen S, Salminen E, Lehtonen T, Nurmi M, Tammela T, Huusela H, Ruutu M, Kellokumu-Lehtinen P. Recombinant interferon alfa-2a with vinblastine vs. vinblastine alone in advanced renal cell carcinoma. A phase III study. Proc ASCO 1996: 244 (absr. 614), 1996 Pyrhönen S, Slaminen E. Ruutu M, Lehtonen T, Nurmi M, Tammela T, Juusela H, Rintala E, Hietanen P, Kellokumpu-Lehninen PL. Prospective randomized trial of interferon alfa-2a plus vinblastine versus vinblastine alone in patients with advanced renal cell cancer. J Clin Oncol 17: 2859-2867, 1999 Ritchie et members of MRC. Interferon-α and survival in metastatic renal cell carcinoma: early results of a randomized controlled trial. Lancet 353: 14-17, 1999 20 6. Sonstige Angaben Die arzneimittelrechtliche Zulassung von Interleukin-2 zur intravenösen und subkutanen Applikation beim Nierenzellkarzinom (Proleukin® und Proleukin® S) ist auf Datengrundlage von Berichten aus Phase I/II Studien erfolgt. Die arzneimittelrechtliche Zulassung von Interferon-α2a (Roferon®-A) zur intramuskulären und subkutanen Verabreichung ist auf dem Boden einer Phase III Studie erteilt worden. 7. Recherche zur Beantwortung der Fragestellung (s. Kapitel 1) a. Systematische Recherchen in offiziellen Datenbanken (Medline, Embase) b. Recherche publizierter Abstracta c. Recherche der Abstracta der AUA 2004, ASCO 2004, EAU 1 2004 d. Produktinformationen und Berichte des Herstellers der Substanz „Proleukin“ (Chiron GmbH, München) e. Anfrage bei Frau Prof. Dr. Dr. Edith Huland, Universitätsklinik Hamburg f. EMEA-Datenbank (Orphan Drug Datenbank) g. Aufruf an alle Mitglieder des AA etwaige zusätzliche Quellen zu benennen h. Anfragen an das BfArM Details sind beim BfArM einsehbar . 1 European Association of Urology 21 8. Ergebnisse der Recherchen und Auswahlkriterien für Studien In die Auswertung wurden alle Orginalarbeiten eingeschlossen, die klinische oder pharmakologische Daten zur inhalativen INTERLEUKIN-2 Applikation beim Nierenzellkarzinom enthielten. Die klinischen Daten beziehen sich hierbei auf das Ansprechen, Überleben, Nebenwirkungen, Pharmakokinetik und Lebensqualität. In die Auswertung gingen die Originalpublikationen von Phase-I, Phase-II und Phase-III Studien ein. Abstracts wurden nur dann berücksichtigt, sofern die Daten nicht in eine Originalpuplikation mündeten und sofern diese Daten in späteren Publikationen nicht enthalten waren, um mögliche Redundanzen zu vermeiden. Nicht publizierte Daten, wie Informationsmaterial von Firmen, wurden nur dann berücksichtigt, wenn diese Informationen nicht publiziert waren und relevante Angaben erhielten. Die Wertung und Wichtung der Daten erfolgte auf Grundlage der Vorgaben des Methodenpapiers. Publikationen, die keine klinische, aber toxikologische oder pharmakologische Daten enthielten, wurde ausschließlich im Rahmen dieser Evaluation berücksichtigt. Ausgeschlossen wurden Publikationen, die sich nicht mit dem Nierenzellkarzinom und/oder nicht mit der inhalativen INTERLEUKIN-2 Applikation beschäftigten. Gleiches gilt für ältere Phase-II Studien, deren Ergebnisse in nachfolgenden neueren Publikationen enthalten waren. Übersichtsarbeiten wurden ebenfalls ausgeschlossen, sofern diese nur Daten von Originalarbeiten enthielten, die bereits als Originalpublikation berücksichtigt wurden. 22 Das Ergebnis der Recherchen und die Begründungen für den Ausschluss von Quellenmaterial sind im BfArM einsehbar. 9. Stellungnahme zur Pharmakokinetik von Interleukin-2 im Rahmen der inhalativen Therapie des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms in Verbindung mit Lungenmetastasen [Stellungnahme nach Überprüfung aller Literaturquellen zum Thema (auch der von einer Extraktion ausgeschlossenen):] a. Einführung Die inhalative Gabe von Interleukin-2 (IL-2) bei Patienten mit fortgeschrittenem Nierenzellkarzinom und Lungenmetastasen erfolgt mit der Zielsetzung, eine effektive Kontrolle der lokalen Metastasen in der Lunge zu erreichen. Im Folgenden werden die Untersuchungen zur INTERLEUKIN-2-Pharmakokinetik nach inhalativer Gabe kurz zusammengefasst, erläutert und in Zusammenhang mit weitergehenden Messungen und Strategien gebracht. b. Probleme der pharmakokinetischen Analysen Auffällig in der Studienanalyse ist, dass unterschiedliche Dosierungsangaben für die inhalative Therapie publiziert wurden. So lag die ursprünglich und auch noch kürzlich publizierte empfohlene Dosierung bei 5 Inhalationen pro Tag [Huland et al. 1992, Huland et al. 2004], während in der von Lümmen et al. [2004] publizierten Arbeit nur noch 2mal täglich inhaliert wurde (2mal tägl. 9 Mio IU Aldesleukin). Aussagen zur klinischen Pharmakokinetik sind deshalb nur auf die 23 jeweilige Studienbedingung beschränkt und nicht auf andere Studienbedingungen übertragbar. Das gilt insbesondere auch für pharmakokinetische Daten zur experimentellen inhalativen Anwendung von liposomalem INTERLEUKIN-2, da die liposomale Einbettung die Verweilzeit des inkorporierten Wirkstoffs nachhaltig verändert. Da liposomale INTERLEUKIN-2-Präparate nicht handelsüblich sind, wird ihre Pharmakokinetik im Folgenden nicht näher erläutert. c. Ergebnisse zur Pharmakokinetik In der Arbeit von Lorenz J. et al [Clin.Cancer Res. 1996, 2,1115 – 1122] wurde neben der Verträglichkeit und den biologischen Effekten von inhalativem Interleukin-2 auch dessen Pharmakokinetik mittels HPLC untersucht. Die Patienten erhielten Inhalationen von 200.000, 600.000 und 1,2 Mio. Internationale Einheiten (IU) an nicht-rekombinantem INTERLEUKIN-2 (n-IL-2), wobei die Aerosolbildung über einen Vernebler der Firma Salvia (Typ LIFETEC 200) erfolgte. Bevor das Interleukin-2 inhaliert wurde, mussten die Patienten eine albuminhaltige Lösung inhalieren, um unspezifische Bindungen des n-INTERLEUKIN-2 an das Plastikmaterial des Inhalationssystems zu vermeiden. Die Inhalation erfolgte 5mal am Tag über die gesamte Behandlungszeit. In den 2 Dosisstufen 200.000 und 600.000 IU war weder nach einmaliger noch nach mehrmaliger inhalativer Applikation Interleukin-2 im Plasma nachweisbar. Bei zwei von sechs Patienten, die die höchste Dosisstufe (1,2 Mio. Units n-IL-2) erhielten, konnten Plasmakonzentrationen von 32 und 61 pg/ml INTERLEUKIN-2 detektiert werden. Die daraus kalkulierten βEliminations-Halbwertszeiten wurden mit 7 und 99 Stunden angegeben. 24 Aus den pharmakokinetischen Untersuchungen kann geschlossen werden, dass die inhalative Interleukin-2-Behandlung in der untersuchten höchsten Dosierungsstufe zu einer Konzentration im Plasma führt, die in etwa 1% der üblichen i.v. Bolus-Injektion (Dosierung nach Gebrauchsinformation) entspricht. Keine Aussagen können zur Konzentration von Interleukin-2 im Lungengewebe im Rahmen der inhalativen Therapie gemacht werden, da der Wirkstoff nicht mittels bronchoalveolarer Lavage (BAL) gemessen wurde. Darüber hinaus ist es nicht möglich, aus Plasmaspiegeln auf Lungenkonzentrationen zu extrapolieren. Lokal immunmodulierende Effekte des vernebelten Interleukin-2 in der Lunge wurden indirekt über die Bestimmung der Surrogatparameter "Lymphozytenzahl" und "aktivierter Lymphozyten-Phänotyp" von Lorenz et al. nachgewiesen. In einer Arbeit von Kelling et al. [Immunobiology 1996; 196: 110-111] wurden drei verschiedene Interleukin-2-Zubereitungen inhaliert, nämlich natürlich vorkommendes Interleukin-2 (n-IL-2), glykosyliertes rekombinantes Interleukin-2 und nicht-glykosyliertes rekombinantes Interleukin-2. Ziel der Untersuchung war es zu bestimmen, wie viel Prozent des vernebelten Interleukin-2 tatsächlich für die Inhalation zur Verfügung stehen. Es wurde festgestellt, dass die Wiederfindungsraten zwischen 15 - 22 % lagen. Dabei handelte es sich grundsätzlich um biologisch aktives Interleukin-2. Allerdings war die Proliferationsrate der Leukozyten unter n-IL2 etwas höher. Weitere Untersuchungen liegen mit liposomalem Interleukin-2 vor, jedoch sind diese Vergleichsuntersuchungen nicht auf n-IL-2 oder rekombinantes Interleukin-2 übertragbar. 25 d. Praktisches Vorgehen Aus den eingereichten Unterlagen der Firma Chiron bei der EMEA, mit denen für die genannte Anwendung ein „Orphan Drug Status“ erreicht werden sollte*, ist zu entnehmen, dass bei einer inhalativen Interleukin-2 Therapie wie folgt vorgegangen werden sollte: 2 Ampullen, die jeweils 18 Mio IU Aldesleukin enthalten, werden unter aseptischen Bedingungen in 11 ml Glucose 5%, die 0,5% Humanalbumin enthält, gelöst (Endkonzentration: 36 Mio IU/11 ml). Diese Lösung wird in 5 Portionen (zu je 2 ml) in einem Zeitabstand von jeweils 3 Stunden inhaliert. Als Inhalationsgerät wird das Salvia Lifetec Jetair delta 20 Gerät (Fa. Salvia Lifetec) mit IPPB-Schlauchsystem empfohlen (IPPB: intermittent positive pressure breathing). Folgende Parameter sollten dabei erfüllt sein: Vernebelungsdruck: 0,5-1 bar, Inspirations-Flussrate 15 l/min, Vernebelungszeit: 1-1,25 sec, Atemfrequenz: 1012/min; Dauer der jeweiligen Inhalation: 15-20 min (5mal pro Tag). e. Zusammenfassung: Pharmakokinetische Studien zum inhalativen Einsatz von Interleukin-2 basieren derzeit nur auf einer sehr geringen Anzahl an Patienten. Untersuchungen zur Pharmakokinetik des Wirkstoffs in der Lunge liegen bisher nicht vor, so dass nur indirekt über die Messung von Surrogatparametern geschlossen werden kann, dass eine Verteilung des Wirkstoffs in der Lunge stattfindet. Nur unter den höchsten Dosen (1,2 Mio Units Interleukin-2) waren vereinzelt geringe Konzentrationen des Wirkstoffs auch im Plasma nachweisbar. Weitere *Hinweis zu der redaktionellen Änderung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vom 20.11.2006: Der Orphan Drug Status wurde aufgrund des Antrages zwischenzeitlich anerkannt. Dies ist jedoch nicht mit einer arzneimittelrechtlichen Zulassung gleichzusetzen. 26 Untersuchungen zur Pharmakokinetik von Interleukin-2 nach Inhalation sind deshalb notwendig, wenn Zusammenhänge zwischen verabreichter Dosis, der Pharmakokinetik des Wirkstoffs in der Lunge und ein Ansprechen des Patienten auf die Therapie aufgestellt werden sollen. 10. Ergebnisse und Bewertung der Quellen speziell zu der Erfassung der Lebensqualität [Stellungnahme nach Überprüfung aller Literaturquellen zum Thema (auch der von einer Extraktion ausgeschlossenen):] a. Es gibt zum Thema keinen empirisch gesicherten Stand der Forschung. b. Die Arbeitsgruppe (Heinzer/Huland) hat LQ in einer Studie (1999) mit einem Standardinstrument erhoben (EORTC QLQ C 30); die vorliegenden Informationen zu den Ergebnissen sind wenig detailliert/aussagefähig. c. Auch die Arbeitsgruppe von Lümmen/Rübben verwendete in ihrer Studie zur inhalativen Immuntherapie den EORTC QLQ C 30 (ebenfalls ohne diagnose-/ behandlungsspezifischem Modul); auch hier sind die Ergebnisse wenig detailliert, da nur eine Skala (Lebensqualität insgesamt – „Global Health“) ausgewertet bzw. berichtet wird, in der sich vor, während und nach Therapie weder statistisch noch klinisch signifikante Unterschiede finden. d. Lebensqualität wird zwar in einigen Publikationen (Lygidakis, Pizza, Enk) erwähnt, aber nicht empirisch erhoben (…“therapy … prolongs survival and ensures good QoL“) oder mit „wenig unerwünschten Nebenwirkungen“ gleichgesetzt. 27 e. Auf der Basis der methodischen Vorarbeiten anderer Nierentumorprojekte lässt sich die Lebensqualitätsmessung mit Interleukin-2 beim Nierentumor mit hoher Wahrscheinlichkeit reliabel und valide realisieren: es wird vorgeschlagen, als Standardinstrumentarium zur Lebensqualitätserhebung den EORTC QLQ C 30 + NCa-Modul zu verwenden, um einerseits eine Vergleichbarkeit mit anderen Studien zu gewährleisten (QLQ C 30), gleichzeitig aber die Lebensqualitätsspezifika der gewählten Therapie zu erfassen. 11. Extraktionsbögen zu den eingeschlossenen Studien/Quellen Jede Studie, die die Einschlusskriterien erfüllt, ist strukturierter Form aufgearbeitet siehe Anhang. 12. Epikritische Bewertung der Quellenanalysen Die Expertengruppe hat sich einstimmig auf die folgenden zentralen Kernaussagen für eine zusammenfassende Bewertung der analysierten Literatur- und Datenquellen einigen können: 1. Es existiert keine randomisierte Phase III Studie, die eine Interleukin-2 Inhalation mit irgendeiner anderen Therapie oder Kontrollgruppe vergleicht. 28 2. In Phase I/II Studien wurden Tumorremissionen und stabile Krankheitsverläufe beobachtet, sowohl unter alleiniger Inhalation von Interleukin-2 als auch mit Kombinationstherapien, die überwiegend oder teilweise eine Interleukin-2 Inhalation enthalten; und zwar sowohl bei chemo-immun-naiven wie bei systemisch vorbehandelten Patienten. 3. Der Einfluss der Dosierung, den Applikationsintervallen und der Inhalationsdauer auf die Wirksamkeit von Interleukin-2 in inhalativer Anwendung ist ebenso wenig geklärt, wie die Effekte von systemischen Begleittherapien. 4. Die Selektionskriterien für die Auswahl von Patienten, die bevorzugt von einer alleinigen oder zusätzlichen Interleukin-2-Inhalation profitieren, sind nicht abgesichert. 5. Ganz überwiegend wurde bei den Arbeiten zur Interleukin-2 Inhalation eine systemische Begleittherapie verabreicht. „Interleukin-2 Inhalation“ ist daher im Folgenden als eine kombinierte Therapieform zu verstehen, die größtenteils zusätzlich zur Inhalation von Interleukin-2 eine systemische Behandlung mit Interferon-α (IFN) und/oder Interleukin-2 in subkutaner Applikationsweise beinhaltet hat. 6. Die durch eine „Interleukin-2 Inhalation“ erzielten objektiven Tumoransprechraten (CR + PR) sind unterdurchschnittlich, verglichen mit systemischen Immun-Chemotherapien. 29 7. Nach der Datenlage konnte bei Patienten in ausgewählten Fällen durch eine „Interleukin-2 Inhalation“ ein Behandlungserfolg erzielt werden, die für die zugelassenen Therapieformen nicht geeignet waren, oder die auf zugelassene Therapien nicht angesprochen hatten. 8. Die hohe Rate an Krankheitsstabilisierungen, die für eine „Interleukin-2Inhalation“ berichtet wird, kann nur selten als objektiv überprüfbar eingestuft werden, da der sichere Nachweis einer vorherigen Tumorprogression höchstens erwähnt, aber nicht nachvollziehbar belegt wird. 9. Das Toxizitätsprofil einer „Interleukin-2-Inhalation“ unterscheidet sich grundlegend von den charakteristischen Profilen systemischer Gaben von Interleukin2 (und/oder Interferon). Die deskriptiven Daten zu den therapiebedingten Toxizitäten einer „Interleukin-2-Inhalation“ deuten auf eine bessere Verträglichkeit als andere Interleukin-2-basierte Therapieprotokolle; ein prospektiv vergleichender Beleg fehlt. 10. Die publizierten Lebensqualitätsdaten zur „Interleukin-2-Inhalation“ sind in ihrer Form unzureichend bewertbar und aus methodischen Gründen nicht hinreichend aussagefähig. 30 13. Fazit Bei der Indikation „Nierenzellkarzinom“ handelt es sich im metastasierten Stadium (entsprechend dem BSG Urteil zum „Off-label Use“; vom 19.3.2002) um eine schwerwiegende (lebensbedrohliche und die Lebensqualität nachhaltig beeinträchtigende) Erkrankung. Es sind andere Therapien, als die Behandlung mit Interleukin-2 in inhalativer Applikation, zur Behandlung der Indikation verfügbar und zugelassen. Die durch den zulassungskonformen Arzneimitteleinsatz erzielten Therapieerfolge, die eine Verlängerung der Gesamtüberlebenszeit (Reduktion der Lebensbedrohung) oder des progressionsfreien Überlebens (Verlängerung der Lebensphasen mit höherer Lebensqualität durch Verzögerung von symptomatischem Tumorprogress) bedeuten, sind insgesamt unbefriedigend und weiter optimierungsbedürftig. Es existiert keine prospektiv randomisierte klinische Studie für die Indikation, mit der die Äquivalenz oder Überlegenheit einer ausschließlichen Interleukin-2 Inhalation oder eines Therapieregimes, das eine Inhalation von Interleukin-2 beinhaltet, im direkten Vergleich mit einer zugelassenen Therapie erwiesen werden konnte. Es bestehen zur Interleukin-2-Inhalation bei der Indikation nur ganz vereinzelte kasuistische Schilderungen, die darauf verweisen, dass durch ein Protokoll, in dem (auch) Interleukin-2 inhaliert wurde, ein Behandlungserfolg palliativ erzielt worden ist, nachdem andere Verfahren versagt haben. Die Kasuistiken sind nicht im Detail überprüfbar und die Selektionskriterien für die Auswahl von Patienten, 31 die bevorzugt von einer alleinigen oder zusätzlichen Interleukin-2-Inhalation profitieren, sind nicht abgesichert. Die Expertengruppe kommt in ihrer Prüfung der Fragestellung zu dem Ergebnis, dass ein „Off-Label-Einsatz“ von Interleukin-2 in inhalativer Darreichung derzeit NICHT gerechtfertigt ist. 14. Bemerkungen/offene Fragen für die Expertengruppe Off-Label Keine 15.Verfasser Den folgenden Feststellungen der Expertengruppe zum Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis betreffend Inhalativem Interleukin-2 bei metastasiertem Nierenzellkarzinom liegen die in Teilen abgeänderten Arbeitsergebnisse folgender Mitglieder des Arbeitsausschusses Nierenzellkarzinome zugrunde: Prof. Dr. Bergmann, Dr. Grell, PD Dr. Küchler , Dr. Lipp, Prof. Dr. Pezzutto, PD Dr. Rohde (Sprecher des Arbeitsausschusses), Dr. Roigas, Prof. Dr. Windeler. Von den Mitgliedern des Arbeitsausschusses wurden keine Interessenkonflikte deklariert. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass die wissenschaftliche Urheberschaft der Ausschussmitglieder für deren jeweilige Arbeiten damit nicht in Abrede gestellt wird." Votum der Expertengruppe: An der Abstimmung haben sich 9 der stimmberechtigten 10 Mitglieder beteiligt. Die Feststellung wurde einstimmig verabschiedet. 32 ANLAGEN Bewertung und Extraktion von Therapiestudien Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 4) 2 Tolerability and efficacy of inhaled natural interleukin-2 in renal cell cancer: A multicenter, open, non-randomized, non-comparative clinical phase-II study April 2003 (Vertraulicher Studienbericht der Firma Chiron GmbH (IL 2-INH-001 von April 2003)/Biotest 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als (Multizentrische, offene, nicht randomisierte, nicht vergleichende) Phase II-Studie 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien X Therapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1-: Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist 2 Nummerierung bezieht sich auf internes Quellenverzeichnis, beim BfArM einsehbar 33 ٱ2+: Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist X 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 5 Bezugsrahmen Es handelt sich um einen als vertraulich gekennzeichneten Studienbericht einer von der Firma Biotest Pharma GmbH in Dreieich (Biotest 869) gesponserten Studie. Als Sponsor des Berichts wird Chiron B, Amsterdam, genannt. Studienleiter war E. Huland, Hamburg. Der Bericht basiert auf einer Neuauswertung der Daten, ca. 8 Jahre nach Abschluss der Studie (Seite 20 des Berichts). Die Patienten wurden zwischen August 1992 und Mitte 1993 eingeschlossen (genauere Daten sind nicht verfügbar). 7 Deutsche Zentren 6 Indikation Nierenzellkarzinom mit Lungenmetastasen. 7 Fragestellung / Zielsetzung Phase-I-Studie zur Evaluierung der Wertigkeit einer inhalativen Il-2-Therapie bei pulmonal metastasiertem RCC 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien Pulmonal metastasiertes Nierenzellkarzinom mit Tumorprogression in 2 Dimensionen messbare Metastasen Keine alternative Behandlungsoption Alter 18-75 Jahre PS > 60% Lebenserwartung > 2 Monate Ausschlusskriterien Refraktäre Hypertension oder Arrhythmien Autoimmunerkrankungen Schwere Zweiterkrankung Schwangerschaft u.s. 9 Prüf-Intervention Natürliches Interleukin-2, verabreicht per Inhalation. 3 verschiedene Dosierungen: 200.000 U 5 x täglich, 300.000 U 5 x täglich oder 400.000 U 5 x täglich. Alle Patienten begannen mit der niedrigsten Dosis; nach 12 bzw. 24 Wochen wurde bei Patienten ohne Response die Dosisstufe erhöht. 10 Vergleichsintervention entfällt 34 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign Einarmig, keine Vergleichsgruppe. 13 Zahl der Zentren 9 Zentren, in 7 Zentren wurden Patienten eingeschlossen; die Zahl der Patienten pro Zentrum betrug zwischen 1 und 7. 14 Randomisierung Nicht randomisiert 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer 6 Patienten beendeten die Studie nach der maximalen Dauer von 48 Wochen, bei 15 Patienten wurde die Studie wegen Progression vorzeitig beendet, 3 Patienten zogen ihr Einverständnis zurück (Zeitpunkt offen) 18 Primäre Zielkriterien Anteil der Patienten mit einer Verkleinerung der Lungenmetastasen um 50% oder mehr bzw. mindestens 6-monatige Stabilisierung bei vorher progressiven Lungenmetastasen (Response). 19 Sekundäre Zielkriterien Überleben;Toxizität, Lebensqualität 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Fallzahlplanung: 47 Patienten 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten Nach Einschluss von 24 Patienten wurde die Studie vorzeitig beendet, ein Grund ist nicht angegeben. Alle 24 Patienten wurden ausgewertet. 24 Patienten, davon: 20 Pat. mit alleinigen pulmonalen Filiae DTI< 24 Monate 16 (67%) ECOG 0 10 (42%) ECOG 1 13 (54%) ECOG 2 1 (4%) 14 systemische Vortherapien 20 Nephrektomien (87%) 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen entfällt 35 23 Ergebnisse Dosierungen: Alle Patienten erhielten Dosislevel I, 15 Pat. Dosislevel II und 6 Pat. Dosislevel III Dauer der Therapie Median 27,5 Mo (12-48) Response: 6 von 24 Patienten erreichten einen partiellen Response (2 Patienten (8%) CI 1- 27%) oder Stable Disease (4 Patienten 4 (17%) CI 5 – 37%). Die Stabilisierung dauerte über mehr als 6 Monate bei den Patienten mit Stable Disease, nicht aber bei den PR-Patienten (25%; 95% KI 10% 47%). Survival Daten sind limitiert, 4 Patienten verstarben während der Studie (unklar, auf welche Zeit sich die Angabe bezieht) 1-Jhr. Überleben 75% QuoL: 67% hatten eine Gewichtreduktion, 79% eine Verschlechterung der PS 24 Unerwünschte Therapiewirkung 75 % der Patienten hatten eine vermutlich medikamentenassoziierte Toxizität, 29% Grad 3-4. Schwere Toxizitäten wurden bei 7 Pat. gemeldet (4x respiratorisch, 1x Gewichtsverlust, 2 ?). Die häufigsten AE waren pulmonale Infektionen, Husten, Erbrechen u.a.. 25 Fazit der Autoren Die Ansprechrate liegt bei 25% (Autoren rechnen PR + SD !!). Wegen geringer Rekrutierungsfrequenz wurde die Studie nach 24 Pat. vorzeitig abgebrochen. Die Toxizität war geringer als bei systemischer Applikation. Die Survival-Daten (1-Jhr. 75%) sind vorsichtig zu interpretieren, da kein konsequentes „Follow-up“ durchgeführt wurde. Langzeittherapien bei ambulanten Patienten sind mit inhalativem Il-2 machbar. 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Prüfmedikation: natürliches Interleukin-2. Die Studie wurde als klassische Phase II geplant. Die Ansprechrate mit 8% (2/24) ist gering. Bei 4 Pat. wurde ein SD > 6 Monate beobachtet. Ob sich ein Überlebensvorteil ergibt, bleibt offen. Die Studie wurde nach 24 Patienten abgebrochen. Bei der Kalkulation von 47 Patienten initial war ein Ansprechen von 30% angenommen worden. 36 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 28) Heinzer H. et al.“Behandlung des pulmonal metastasierten Nierenzellkarzinoms mit inhalativem Interleukin-2“. Urologe [A] 38, 1999, 466-473 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Übergreifender, kursorischer Bericht über mehrere „Studien“ 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) X Nicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias ٱ1+: Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist x 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 37 5 Bezugsrahmen Erfahrungsbericht über einen Zeitraum von 10 Jahren über inhalatives IL-2: verschiedene Behandlungsprotokolle, unterschiedliche Patienten, IL-2 Dosierung und Komedikation (teils keine, teils IFN, teils systemisch IL-2) 6 Indikation Metastasiertes Nierenzellkarzinom (nur 42% der Patienten mit isolierten Lungenmetastasen) 7 Fragestellung / Zielsetzung Therapieansprechen (Überleben), Nebenwirkungen sowie weitere unterschiedliche Ziele in den verschiedenen Studien! Z.B. den Stellenwert von inhalativem IL-2 als „second-line“-Therapie, oder die Lebensqualität, oder den Vergleich mit der systemischen Therapie 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Nicht detailliert beschrieben 9 Prüf-Intervention Inhalatives IL-2: nIL-2: 0,5 – 2,5 x 106 BRMP U/d rgIL-2: 1,665 – 10 x 106 IU/d rIL-2: 18 – 36 x 106 IU/d 59 Patienten INF-α (15 x 106 IU/wo zusätzlich) 109 Patienten IL- 2 (7 x 106 IU/wo2 zusätzlich) 20 Patienten reine (alleinige) Inhalation 10 Vergleichsintervention Lediglich Vergleich mit historischer Datenbank 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign entfällt 13 Zahl der Zentren Monozentrisch 14 Randomisierung entfällt 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? x Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer Mediane Verlaufsbeobachtung: 12,4 Monate (Range 0,4 bis 68,8 Monate) 18 Primäre Zielkriterien entfällt 19 Sekundäre Zielkriterien entfällt 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten entfällt 38 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 188 Patienten, alle vorbehandelt, davon 42% mit isolierten Lungenmetastasen. Ob die Patienten vor Therapie progredient waren wird nicht angegeben. 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen entfällt 23 Ergebnisse 3% CR, 10 % PR, 55% SD, 32% PD für Lungenmetastasen 2% CR, 9 % PR, 50% SD, 39% PD für alle Lokalisationen 24 Unerwünschte Therapiewirkung 10% Grad I, 66% Grad II, 24% Grad III =Husten 25 Fazit der Autoren Inhalatives IL-2 ist eine sichere und effektive Therapie 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Patienten und Behandlungsmodalitäten sind zu Heterogen. Drei verschiedene Interleukin-Präparate. Zusätzliche systemische Gabe von IL-2 in unterschiedlicher Dosierung. Eine Interpretation der Ergebnisse ist kaum möglich. Auch die Nebenwirkungen sind nicht genau aufgelistet. Übergreifender, wenig differenzierter Bericht über mehrere unkontrollierte Studien. Die Zahl der Studien ist nicht angegeben, die Zahl der Patienten in den einzelnen Studien ist nicht angegeben und die insgesamt 188 Patienten sind nicht bezüglich der 3 verwendeten Interleukine differenziert. 39 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 30) Heinzer H. et al. „Subjective and Objective Prospective, Long-Term Analysis of Quality of Life During Inhaled Interleukin-2 Immunotherapy” J Clin Oncol 17, 1999, 36123620. 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Prospective Quality of Life Analysis. Non Randomised Approach 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien X Therapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2+: Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2 : Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist X 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 40 5 Bezugsrahmen Die Publikation berichtet über 25 Patienten des Hamburger Zentrums bezüglich Erhebungen der Lebensqualität; die Patienten sind offenbar auch in anderen Berichten enthalten (z. B. Quelle 028). Alle 4 Autoren geben an, Forschungsgelder von der Herstellerfirma erhalten zu haben. Der Rekrutierungszeitraum der Patienten ist nicht angegeben. 6 Indikation Nierenzellkarzinom mit Lungenmetastasen 7 Fragestellung / Zielsetzung Lebensqualität (QLQ-C30, Qaly). 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Patienten mit Nierenzellkarzinom und Lungen- oder Mediastinalmetastasierung in Progression, ECOG < 2. Verschiedene schwere Erkrankungen, Hypersensitivität gegenüber IL-2, Einnahme von Corticoiden. 9 Prüf-Intervention IL-2; es ist unklar, welches IL-2 in dieser Studie verwendet wurde. Der Verweis auf die Quelle Nr. 18 (Ausschuss: 048) legt ebenso wie die Verwendung der Bezeichnung IL-2 nahe, dass es sich um verschiedene Arzneimittel handelt, das Ausschlusskriterium „Hypersensitivität gegenüber humanem rekombinantem IL-2“ und die Dosierung (kumulativ 36 Mio IU pro Tag) lassen dagegen vermuten, dass hier nur rIL-2 verwendet wurde. Dosis: 36 x M IU IL-2 (90% inhalativ 5 täglich), 10% sc, zusätzlich „in most patients“ 15 x MIU Interferon-α pro Woche. 10 Vergleichsintervention Rekombinantes IL-2, Dosierung 9 x MIU pro qm pro Tag, kontinuierliche IV-Infusion über 5 Tage, 7 Patienten erhielten einen solchen Zyklus, 3 Patienten 2 Zyklen 2 Wochen nach dem ersten. 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign Zwei Gruppen, nicht randomisiert. 13 Zahl der Zentren 1 14 Randomisierung entfällt 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer Für die 15 Patienten unter inhalativer IL-2 Therapie ist eine Behandlungsdauer von im Mittel 16 Monaten angegeben, für die 10 Patienten mit iv-Therapie betrug die Behandlungsdauer überwiegend nur 1 Zyklus (1 Woche). 18 Primäre Zielkriterien keine benannt 19 Sekundäre Zielkriterien QLQ-C30, QALY. 41 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Fallzahlplanung. 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 15 Patienten mit inhalativer Therapie, 10 Patienten mit intravenöser Therapie, von ihnen hatten 3 Patienten keine post treatment-Daten und wurden daher nicht in die Auswertung einbezogen. 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Die Gegenüberstellung der Beobachtungsdauer (siehe oben) sowie ein Vergleich der demographischen Daten (Tabelle 1 der Originalpublikation) verdeutlicht, dass die beiden Gruppen nicht vergleichbar sind: in der inhalativen Gruppe waren deutlich mehr Männer (80% vs. 57%) die zudem deutlich älter waren (60% über 60 Jahre vs. 0), alle Patienten waren nephrektomiert vs. 3 von 7 Patienten in der iv-Gruppe. 23 Ergebnisse QLQ-C30: Inhalation: Vor Therapie 63,7 (8,7) Nach einem Monat 72,9 (8,8) Nach 12 Monaten 66,5 (12,3) Intravenös: Vor Therapie 66,3 (16,7) „on treatment“ 83,2 (19,3) 24 Unerwünschte Therapiewirkung Husten bei „der Mehrzahl“ der Patienten unter Inhalation, für die intravenöse Therapie werden die üblichen Nebenwirkungen aufgezählt ohne Quantifizierung. 25 Fazit der Autoren „Patients who received intravenous IL-2 treatment experienced a more profound decline in quality of life then did their counter parts who received inhalational IL-2 treatment”. 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Kleine „Studie“ mit einer Kontrollgruppe unter inhalativer Therapie; der Vergleich der beiden Therapiegruppen ist wegen großer Unterschiede, insbesondere zum Zeitpunkt der Lebensqualitätsmessung, nicht interpretierbar. Es ist eine methodisch schwierig, dass die akute Toxizität einer mittleren i.v. Dosierung mit der Toxizität einer Dauertherapie verglichen wird. Daten zum tumorbezogenen Nutzen enthält die Publikation nicht. 42 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 35) Huland E. et al., “Efficacy and Safety of Inhaled Recombinant Interleukin-2 in High-Risk Renal Cell Cancer Patients Compared with Systemic Interleukin-2 : an Outcome Study”, Folia Biologica (Praha) 49, 2003, 183-190 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Keine Angabe 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe X Therapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias ٱ1+: Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist X 2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist ٱ3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 43 5 Bezugsrahmen Dies ist die Publikation der in der Quelle 101 beschriebenen Auswertung. Details zum Hintergrund siehe dort. 6 Indikation Metastasiertes Nierenzellkarzinom mit Lungenmetastasen, Hochrisikopatienten. 7 Fragestellung / Zielsetzung Vergleich zwischen inhalativer und systemischer Therapie. 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom mit hohem Risiko (ECOG > 2 oder ECOG 1 und Zeit zwischen Diagnose und Therapie einer Metastasierung von weniger als 24 Monaten und mehr als zwei Orte der Metastasierung). Ausschlusskriterien sind nicht angegeben. 9 Prüf-Intervention Rekombinantes hydrolysiertes IL-2 (Aldesleukin): 36 MIU pro Tag, davon 3,3 MIU sc, der Rest inhalativ, 6 Tage pro Woche bis Progression. Die Behandlung konnte ergänzt werden durch sc IFNα und weitere sc-Gaben von IL-2. 10 Vergleichsintervention Rekombinantes hydrolysiertes IL-2; die Therapieregime waren in den 7 Studien, aus denen die Kontrollpatienten rekrutiert wurden, sehr unterschiedlich. Sie reichten von einer kontinuierlichen iv-Gabe über eine sc-Gabe bis zu einer Kombination aus sc IL-2 und Interferon-α 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign Zweiarmig, nicht randomisiert, historische Kontrolle. 13 Zahl der Zentren 4 für die inhalative Gruppe, unbekannt für die Kontrollgruppe. 14 Randomisierung entfällt 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer Die „days on study“ werden für die inhalative Gruppe mit 15 bis 3.059 Tagen, für die systemische Gruppe mit 3 bis 385 Tagen angegeben. 18 Primäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben 19 Sekundäre Zielkriterien Tumor-Response 44 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Fallzahlplanung 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 94 Patienten mit inhalativer Therapie (Behandlung zwischen 1994 und 2001); 103 Patienten mit systemischer Therapie (Behandlungen zwischen 1987 und 1994). 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Die Patientengruppen unterschieden sich sehr deutlich in ihren Baseline-Daten (die inhalative Gruppe war älter, hatte einen deutlich höheren Männeranteil, einen schlechteren ECOG-Status und ein längeres DiagnoseTherapieintervall, insbesondere weisen aber die Therapiedauer (s. o) und die Dosis (kumulative Dosis im Mittel 6.766 MIU in der inhalativen Gruppe vs. 567 MIU in der systemischen Gruppe) erhebliche Unterschiede auf. Auch die Interferon-Therapie war sehr unterschiedlich in den 2 Gruppen: 38 Pat. erhielten IFN in der inhalativen IL2 Gruppe, nur 24 Pat. in der i.v. IL-2 Gruppe 23 Ergebnisse Hinsichtlich Tumorresponse: Inhalativ: CR/PR/SD 45%; 95% KI: 34%-55% Systemisch: CR/PR/SD 33% ; 95% CI 24%-43% Überlebensraten nach 3 Jahren Inhalativ 23%, systemisch 1% Eine bezüglich Geschlecht, ECOG und Diagnosetherapieintervall adjustierte Analyse liefert ein Hazard Ratio von 0,435 (95% KI 0,3-0,63) 24 Unerwünschte Therapiewirkung Keine quantitativen Angaben. Für die inhalative Therapie wird Husten als häufige Nebenwirkung angegeben. 25 Fazit der Autoren Die Ergebnisse der Therapie mit inhalativem rhInterleukin-2 sprechen für ein längeres Überleben und eine längere progressionsfreie Zeit. Der Überlebensvorteil bedarf der weiteren klinischen Untersuchung. 45 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Die Untersuchung demonstriert, dass mit der IL-2Inhalation objektive Remissionen und Stabilisierungen bei 45 % der Patienten induziert werden können. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass eine niedrigere kontinuierliche IL-2 Therapie besser verträglich ist, länger durchgeführt werden kann und insgesamt besser wirksam ist als eine intensivierte IL-2 Therapie. Die Ergebnisse sind in methodischer Hinsicht angreifbar, da es sich um eine retrospektive Auswertung zweier sehr unterschiedlicher Patientengruppen handelt. Offensichtliche Unterschiede z. B. bezüglich des Rekrutierungszeitraumes, der Therapiedauer und der kumulativen Dosis wurden bei der Auswertung nicht berücksichtigt. 46 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 38) Huland, E. et al., “A Comparison of Systemic Versus Inhaled Recombinant IL-2 Administration for the Treatment of Metastatic Renal Cell Carcinoma”, Folia Biologica (Praha) 46, 2000, 241-250 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Retrospective Analysis 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe X Therapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias ٱ1+: Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist X 2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist ٱ3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 5 Bezugsrahmen Universitätsklinik Hamburg Eppendorf und 2-3 andere 6 Indikation Metastasiertes Nierenzellkarzinom 47 7 Fragestellung / Zielsetzung Vergleich des Outcomes inhalative vs. systemische Therapie. 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschluss: INH: Patienten mit Nierenzellkarzinom und pulmonalen oder mediastinalen Metastasen in Progression. SYS: Nierenzellkarzinom in Progression. Ausschluss: INH: schwere Begleiterkrankungen ECOG 4 SYS: unterschiedlich 9 Prüf-Intervention 18 bis 36 MIU IL-2, davon 10% sc; zusätzlich 3 x wöchentlich 5 MIU IFN-α oder 9 MIU IL-2 sc Im Text kein Anhalt, um welches IL-2 es sich handelt, nur in der Abbildung 1 findet sich die Formulierung rIL-2. 10 Vergleichsintervention IL-2 sc in unterschiedlichen Dosierungen und Protokollen, in 2 Studien ergänzt durch IFN-α. 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign 2 Gruppen, nicht randomisiert. 13 Zahl der Zentren 3 (Berlin-Steglitz, Hamburg , Paris) 14 Randomisierung Entfällt 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) Entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer Nicht angegeben, die Überlebenskurven reichen bis 42 bzw. 48 Monate. 18 Primäre Zielkriterien Keine detaillierte Angabe 19 Sekundäre Zielkriterien Objektiver Tumor-Response, Überleben, Nebenwirkungen 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Fallzahlplanung 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 75 Patienten unter Inhalativer + systemischer Therapie, 202 Patienten unter alleiniger systemischer Therapie, keine Angaben zur Aufteilung der systemisch behandelten Patienten auf die 4 Studien 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Deutlich höherer Anteil von Vortherapie, insbesondere Strahlentherapie in der systemischen Gruppe, ebenso höherer Anteil von Kombination mit IFN-α, höherer Anteil von ECOG 0 und tendenziell kürzere Diagnose-Therapiezeit 48 23 Ergebnisse Tumor-Response : INH/SYS : CR : 1 (1,3%)/ 9 (4,4%) PR : 7 (9,4%)/ 36 (17,8%) SD : 37 (49,3%)/ 71 (35,1%) PD : 30 (40%)/ 79 (39,1%) Überleben : INH/SYS : Mediane ÜLZ : 13,8 Monate / 13,1 Monate 24 Unerwünschte Therapiewirkung insgesamt hatten 24% in der INH-Gruppe und 46% in der systemischen Gruppe Grad 3-Nebenwirkungen 0/3% Grad 4 Nebenwirkungen INH: Husten als häufigste Nebenwirkung; alle Patienten benötigten einen Hustenblocker oder Bronchodilatator, 25 Fazit der Autoren Vergleichbarer Effekt auf das Überleben. Inhalatives Interleukin-2 stellt eine therapeutische Option für diese auf andere Weise nicht zu behandelnde Patienten dar. 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Retrospektive Auswertung, für die mehrere Studien und Fallserien zusammengefasst wurden; die Darstellung der Patienten, ihrer Aufteilung auf die Studien und ihrer Rekrutierungszeit ist unzureichend. Den Anspruch, zu belegen, dass die innovative Therapie insbesondere bei Patienten erfolgreich angewendet werden kann, die für eine systemische Therapie nicht in Frage kommen, wird durch die Daten der Studie nicht gestützt. Die Analyse legt nahe, dass mit einer IL-2-Inhalation objektive Remissionen erzielt werden können, die in einer kalkulierten 5-Jahres-Überlebensrate von 21 % resultieren. Da die meisten Patienten auch systemisch IL-2 und oft auch IFN erhielten, kann man nicht klar unterscheiden, ob der inhalative Weg für die Unterschiede verantwortlich ist. Wünschenswert wäre eine Untersuchung mit identischer Dosierung in beiden. Gruppen! Es ist unklar, welche(s) IL-2 verwendet wurde. 49 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 42, 48) Huland E., Heinzer H, Huland H. Immunotherapy pf pulmonary metastatic carcinoma: success dependant on risk factors? Hepato-Gstroenterology 1999. 46 1257-1262 Huland E., Heinzer H. et al.: Inhaled interleukin-2 therapy in pulmonary metastatic renal cell carcinoma: six years of experience. The Cancer Journal from Scientific American (Cancer-J-Sci-Am) 3 (Suppl 1): S1-7, 1997, ISSN: 10814442. 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Keine detaillierten Angaben („in different protocols treated consecutive patients“) 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien x Therapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1-: Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist x 2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist 50 ٱ3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 5 Bezugsrahmen Uniklinik Hamburg In Teilen unterstützt durch Renate und Hubertus Wald Stiftung, Hamburg Behandelt in Hamburg und in der Freien Universität Berlin 6 Indikation Histologisch gesichertes Nierenzell-Ca. mit mediastinaler (nur mediastinal ohne Lunge: 4 %) oder pulmonaler Metastasierung (lung only: 46 %, Lunge und andere: 50 %). Nachgewiesener pulmonaler oder mediastinaler Progress in den vorausgegangenen 3 Monaten 7 Fragestellung / Zielsetzung Evaluation der Ansprechraten, Überlebenszeiten, Toxizitäten, teilweise auch in Abhängigkeit von Risikofaktoren 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschluss: Patienten mit innerhalb der letzten 3 Monate progredienten pulmonalen oder mediastinalen Metastasen eines Nierenzellkarzinoms. Patienten mit zusätzlichen extrapulmonalen Metastasen wurden nicht ausgeschlossen. Ausschluss: Klinisch relevante Herzerkrankung, schwere Infektion, inoperable Hirnmetastase 9 Prüf-Intervention Inhalatives IL-2 (verschiedene Protokolle): 6 bis 7 Tage pro Woche, 3 bis 5 x täglich Inhalation mit Salvia Lifetec Jetair 20 von nIL-2 0,5 bis 2,5 BRMP U/d n = 36 rgIL-2 1,7 bis 10 Mio. IU/d n =12 rIL-2 18 bis 36 Mio. IU/d n = 68 13 Pat.: nur Inhalation 65 Pat.: 15 Mio. IU/Woche INF-α 38 Pat.: 27 Mio. IU IL-2 in drei Dosen/Woche 10 Vergleichsintervention keine 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen keine 12 Studiendesign Einarmige Untersuchung 13 Zahl der Zentren Monozentrisch, eine Ethikkommission Bizentrisch, zwei Ethikkommissionen 14 Randomisierung Nicht randomisiert 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) -- Entfällt 51 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet Wie wurde die Verblindung durchgeführt? 17 Beobachtungsdauer Im Median 11,4 Monate (1,7 bis 68,8) [identisch angegeben sowohl in der Publikation 1997 als auch 2-Jahre später] 18 Primäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben (Ansprechen/Therapieerfolg auch in Abhängigkeit von Risikofaktoren) 19 Sekundäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben. (Nebenwirkungen, Überleben) 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Planungs-Biometrie 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 116 Patienten mit pulmonal oder mediastinal metastasiertem Nierenzellkarzinom 36 Pat. erhielten nIL-2 12 Pat erhielten glykosiliertes rgIL-2 68 Pat erhielten nicht-glykosiliertes rLl-2 Nur13 Pat wurden ausschließlich inhalativ behandelt. Die anderen erhielten zusätzlich systemisch Il-2 (65 Pat) und/oder IFN-a (38 Pat) 50% der Pat hatten ausschließlich pulmonale (46%) oder mediastinale (4%)Filiae, die anderen 50% hatten zusätzliche Metastasenlokalisationen. 86% der Pat hatten einen PS von 0-1 ECOG. 92% waren nephrektomiert, 22% hatten eine systemische Zytokintherapie erhalten, 4 % Hormonbehandlung, 5 % Chemotherapie. 116 /112 bzgl. Überleben ausgewertet 110 bzgl. Ansprechen ausgewertet Keine Angaben/112 vs. 6 bzgl. Risikofaktoren ausgewertet 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Entfällt 52 23 Ergebnisse Mittlere Therapiedauer: 7,2 Mo. (1-51,7) 6 Patienten wurden wegen eines „follow-up“ von < 3 Monaten ausgeschlossen. Response bei nur pulmonaler oder mediastinaler Metastasierung (n= 110 / nur pulmonal: 105): 3 CR (11,7 Mo: 6-21) / 3 CR (11,7 Mo : 6-21) 13 PR (18,2 Mo: 4,1-33) / 13 PR (18,2 Mo : 4-33) 61 SD (6,6 Mo: 3-51,7) / 58 SD (6,6 Mo: 3-52) (Nicht aussagefähige Unterschiede zwischen den drei verschiedenen IL-2 Präparaten) Tumorremissionen auch beobachtet an Leber, LK, Knochen, Pleura-Metastasen. Bei 49 % konnte eine Stabilisierung für im median 6,6 Monate (3-51,7) erreicht werden. Medianes rezidivfreies Überleben 9,69 Monate. Medianes Überleben: 11,8 Monate (1,7 bis 68,8) Im Vergleich zum geschätzten Überleben (Elson Score) von 5,3 Monaten Medianes Überleben in Abhängigkeit vom Tumoransprechen: Mittleres ÜL bei CR und PR (18 Mo) signifikant besser als bei SD (11,9 Mo.; p = 0,037), und bei SD (11,9 Monate) besser als bei PD (7,5 Monate; p = 0,028). Mittleres Überleben unterschiedlich in Abhängigkeit vom verwendeten Interleukin-2: nIL-2 (23,4 Mo) >> grIL-2 (8,6 Mo.) = rIL-2 (9,9 Mo.) [bei in jeder Gruppe etwa gleich lange mittlere Therapiedauer]. Aber keine Signifikanzberechnung. 1-Jh. Überleben 58%, 2-Jhr Überleben 27%. ECOG wichtigster Risikofaktor 53 24 Unerwünschte Therapiewirkung Die Toxizitäten sind nur global angegeben. Keine Grad 4 und 16% Grad 3 Toxizitäten. 84% hatten eine Grad 1oder 2 Toxizität. Grad I-III Toxizitäten: Fieber, Frösteln, Krankheitsgefühl, Appetitlosigkeit, Schwindel, Diarrhoe, respiratorische Symptome, kutane Symptomatik und Arrhythmie. Dosismodifikationen am häufigsten bei zusätzlich systemischer Gabe von IL-2 oder IFN-a Dominante Toxizität war das Auftreten von unproduktivem Husten häufigste Nebenwirkung, dosisabhängig, 75 % der Patienten nahmen Medikamente deswegen. 25 Fazit der Autoren Die Autoren folgern, dass inhalatives Il-2 eine sichere und effektive Therapie für Patienten mit pulmonalen Metastasen darstellt. Insbesondere die Beobachtung von Langzeitstabilisierungen und die Anwendbarkeit bei Patienten mit CoMorbidität wird betont. Risikofaktoren müssen bei der Interpretation von Ansprechraten berücksichtigt werden; ein hohes Risikoprofil schließt andererseits Patienten nicht von der Behandlung aus. Inhalation von IL-2 ist eine sichere und wirkungsvolle Behandlung 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Die Daten sind schwer interpretierbar. Es wurden 6 Patienten von der Analyse wegen kurzer Nachbeobachtungszeit ausgeschlossen (keine „intention-totreat“-Analyse.) Es wurden Daten mit natürlichem und zwei rekombinanten IL-2 Präparaten zusammengefasst. Außerdem erhielten nur 13/116 Patienten alleiniges inhalatives Il-2, die meisten wurden simultan systemisch therapiert. Es erfolgt keine Stratifizierung der Patienten mit alleiniger pulmonaler Metastasierung vs. diffuser Metastasierung. Mischdaten aus First- und Second-line-Therapien. Die Ansprechrate ist nicht höher als bei systemischer Therapie. Ein detaillierter Vergleich der Toxizitäten zwischen Il-2 Inhalation allein und systemischer Immuntherapie liegt nicht vor. Die Überlebensdaten sind bei nicht randomisierten Studien kaum interpretierbar. Patientenselektion kann eine Rolle spielen. Validität der Daten fraglich, kein extramural Review. 54 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 62) Lorenz J, Wilhelm K, Kessler M, Peschel R, Schwulera U, Lissner R, Struff W, Huland E, Huber Ch, Aulitzky W. Phase I trial of inhaled natural interleukin-2 for treatment of pulmonary malignancy: toxicity, pharmacokinetics, and biological effects. Clin Cancer Res 1996, 2: 1115-1122 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Phase-I-Studie 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) X Fallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias ٱ1+: Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist X 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 55 5 Bezugsrahmen Phase-I-Studie mit dem natürlichen IL-2 mit Unterstützung der Fa. Biotest Pharma (nIL-2) und Salvia (Hersteller des verwendeten Verneblers), sowie durch Forschungsförderung der Uni Mainz Durchführung an 4 Kliniken REFERENZRADIOLOGIE involviert ! Teil einer Promotionsarbeit. 6 Indikation Pulmonale Tumoren oder Metastasen (14 NZK, 2 NSCLC) 7 Fragestellung / Zielsetzung Phase-I-Studie zur Bewertung der Sicherheit und pharmakodynamischer Parameter, sowie Tumoransprechen auf Inhalation von IL-2 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einsschluss: Alter > 18 Jahre Progressive pulmonale maligne Erkrankung (genaue Definition wird nicht angegeben) Messbare Tumorparameter Refraktärität gegen „Standardtherapie“ (?) Histologisch gesicherte, inoperable pulmonale Metastase, die refraktär für andere Behandlungen ist Im Röntgen oder Ultraschall messbare Läsion Alter über 18 Jahre Kontrazeption bei prämenopausalen Frauen Ausschluss: Hirnmetastasen, schwere Begleiterkrankungen Leukopenie < 4000, Thrombopenie < 100.000, Anämie Hb < 9,5, Kreatinin > 2,5 ml/l, Prothrombinzeit < 50 %, Karnofsky (> 60 %), Positiver Methacholintest, Asthma, Atopie, respiratorische Insuffizienz, andere Therapie innerhalb der letzten 4 Wochen 9 Prüf-Intervention Nach Präinhalation von Albumin Inhalation von nIL-2: 5x/die in eskalierenden Dosierungen von 200.000, 600.000 und 1.200.000 IU mittels eines Verneblers von Salvia zur Identifikation der MTD. Dauer der Applikation mindestens 43 Tage, bei Response (CR + PR) bis zum Progress 10 Vergleichsintervention Keine 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen Keine 56 12 Studiendesign Phase I, 3 Dosierungsstufen Je 5 Pat. In den beiden niedrigeren Dosisstufen, 6 Patienten in der höchsten Dosisstufe Einarmige Untersuchung 13 Zahl der Zentren 4 Zentren 14 Randomisierung Keine 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet Wie wurde die Verblindung durchgeführt? 17 Beobachtungsdauer Mindestens 70 Tage, bei Response bis zur Progression 18 Primäre Zielkriterien Toxizität 19 Sekundäre Zielkriterien Response, Laborchemische Untersuchungen, Lungenfunktion, pharmakokinetische Untersuchungen 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten 16 Patienten, keine spezielle Fallzahlkalkulation 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten Eingeschlossen wurden 14 Patienten mit pulmonal metastasiertem Nierenzell-Ca. und 2 Patienten mit nichtkleinzelligem Bronchial-Ca. 14 mit Nierenzell-Ca.: • 11/14 nephrektomiert; 1/14 Tumorresektion • 5 /14 Chemo-Immunotherapie 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Entfällt 57 23 Ergebnisse 13/16 Patienten komplettierten die vorgesehen Therapie(vorzeitiger Abbruch 1x wegen Hirnmetastase, 1x wegen progr. Knochenfiliae, 1x wegen Rippenfraktur) Toxizitäten: Dosisstufe I: Husten 1/5 (Grad 1-2); Dyspnoe 2/5 (Grad 12) Dosisstufe 2: Husten 2/5 (Grad 1-2); 1/5 (Grad 3-4), Fieber Dosisstufe 3: Husten 5/5 (Grad 1-2); Aphonie 1/6 (Grad 34), Rippenfraktur (Grad 3-4), Trachea Irritationen 2/6 (Grad 3-4) Response: 1CR (6%) bei RCC, 33+ Monate 1 MR (6%; mixed, nur pulmonal CR; kein Ansprechen/Progression bei anderer Lokalisation) bei RCC 1 PR (6% bei RCC), 9 Monate (Tod an ZNS-Filiae) 7 SD OR: 14 % (95 %CI: 2-42 %) Remissionen in jeder Dosierungsstufe, kein offensichtlicher Zusammenhang. zur Dosis. 24 Unerwünschte Therapiewirkung 1 Rippenfraktur durch Husten 1 Abbruch wegen Knochenmetastasierung, 1 wg. Auftreten einer symptomatischen, neuen Hirnmetastase. Unproduktiver Husten häufigste Nebenwirkung 25 Fazit der Autoren Inhalatives IL-2 ist machbar bei geringer Toxizität. Ein klinischer Effekt ist vorhanden. Systemisch biologische Effekte und klinische Effekte auf nicht pulmonale Filiae wurden nicht beobachtet. Die Inhalation von IL-2 ist eine wirksame Behandlung, die der weiteren Evaluation bedarf. 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Die Phase-I-Studie wurde mit drei Dosisstufen durchgeführt. Eine MTD wurde nicht ermittelt. Die Therapie ist durchführbar bei relativ geringer Toxizität. Phase-I-Studie ohne Vergleichsgruppe mit eingeschränkter Aussagekraft für die Bewertung der Wirksamkeit der Therapie Positiv: Referenzradiologie wurde eingesetzt! 58 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 72) Nakamoto T, Kasaoka Y, Mitani S, Usui T. Inhalation of interleukin-2 combined with subcutaneous administration of interferon for the treatment of pulmonary metastases from renal cell carcinoma. Int J Urol 1997, 4:343-348 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Studientyp wird nicht bezeichnet Keine spezifischen Angaben 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) X Fallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2+: Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2 : Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist x 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 59 5 Bezugsrahmen Durchführung an der Hiroshima Universität, Japan, Studienmedikation von Takeda gestellt 6 Indikation Pulmonal metastasiertes Nierenzellkarzinom 7 Fragestellung / Zielsetzung Toxizität, Response, aber nicht näher spezifiziert 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Überwiegend histologisch gesichertes, pulmonal metastasiertes Nierenzellkarzinom. 9 Prüf-Intervention 100.000 IU humanes rekombinantes IL-2 (Takeda Chemical Industries), Ultraschall Vernebler (nicht spezifiziert), Inhalation 4 x tgl. 100.000 IU an 5 aufeinander folgenden Tagen pro Woche 9 Mio. IU humanes rekombinantes INF-α-2a sc an 5 aufeinander folgenden Tagen der Woche 800 mg Cimetidin pro Tag 50 mg Indomethazin pro Tag Therapiedauer: mindestens 3 Monate bei 6 Patienten 10 Vergleichsintervention keine 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen keine 12 Studiendesign Einarmig 13 Zahl der Zentren Nicht eindeutig angegeben, vermutlich 1 Zentrum (Hiroshima, Japan) 14 Randomisierung Nicht randomisiert 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) -- Entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet Wie wurde die Verblindung durchgeführt? 17 Beobachtungsdauer Nicht im Detail angegeben (4-20 Monate) 18 Primäre Zielkriterien Response 19 Sekundäre Zielkriterien Laborchemische Messung von Lymphozyten und NK-Zellen 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Nicht angegeben Keine Studien-Biometrie 60 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 7 Patienten mit pulmonal metastasiertem Nierenzellkarzinom. 6/7 Patienten mit ausschließlich Lungenmetastasen 6/7 radikale Nephrektomie, 1 Patient Cavazapfen 3/7 hatten eine vorausgegangene Zytokintherapie mit IFNa, 1/7 nur IFN-a und IL-2 7 Patienten eingeschlossen, 6 ausgewertet, da ein Patient bei extensiver Metastasierung wegen schlechtem Allgemeinzustand nicht weiterbehandelt wurde. 1 Patient wurde dialysiert wegen Zystenniere Keine Darstellung des Patientenflusses nach dem CONSORT-Flussdiagramm 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen entfällt 23 Ergebnisse Response 2/7 PR (29%) für 8 und 48 Monate, bzw. bezogen auf lung only: 2/6 PR und 3/6 NC (vorheriger Progress nicht eindeutig; wahrscheinlich nicht gefordert). Keine laborchemischen Veränderungen der Lymphozyten bzw. Killerzellen (nicht anhand der Graphik nachvollziehbar) 24 Unerwünschte Therapiewirkung Toxizitäten: Müdigkeit 1/7 (Grad 1-2), Dyspnoe 1/7 (pulmonale Fibrose), Anstieg der Kreatinin-Clearance 1/7 1 Patient entwickelte nach 4 Monaten Therapiedauer eine pulmonale Fibrose, die sich nach Absetzen der Inhalation und Kortisonbehandlung besserte. 25 Fazit der Autoren Die Autoren konkludieren, dass inhalatives IL-2 tolerable ist und zu einem Ansprechen führen kann. Sie relativieren Ihre Daten dahin gehend, dass ähnliche Responseraten auch mit IFN-a allein erreicht werden können. Andererseits sprachen auch Patienten an, die auf eine systemische Zytokintherapie hin refraktär waren. Sie fordern weitere Studien und sehen die Option für inhalatives Il-2 für selektierte Patienten. 61 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Die Daten zeigen, dass inhalatives IL-2 als topische Anwendung Remissionen erzielen kann,- auch bei Zytokin refraktären Patienten. Die Fallzahl mit 7Patienten ist klein, eine abschließende Beurteilung kann nicht abgegeben werden. Kasuistische Daten. Anderes Behandlungsschema als in den Behandlungsprotokollen der Universitätsklinik Hamburg . 62 Nr. Feld 1 Quelle (Nr.79) Pizza G, De Vinci C, Lo Conte G, Maver P, Dragoni E, Aiello E, Fornarola V, Bergami T, Busutti L, Boriani S, Palareti A, Capanna R. Immunotherapy of metastatic kidney cancer. Int J Cancer. 2001 Oct 1;94(1):109-20. 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Studientyp wird nicht bezeichnet Keine spezifischen Angaben 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe X Therapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2+: Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist X2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist ٱ3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 63 5 Bezugsrahmen Studiengruppe aus Bologna und Florenz /Italien, Sponsor ist Asclepios/Schweiz 6 Indikation Metastasiertes Nierenzellkarzinom 7 Fragestellung / Zielsetzung Response, Survival, Toxizität ; Nicht explizit ausformuliert 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien Überwiegend histologisch gesichertes, metastasiertes Nierenzellkarzinom, Alter >18 Jahre Überwiegend nephrektomiert, keine immunologische Therapie zuvor, Lebenserwartung > 1 Monat (nachgewiesener Progress wird nicht erwähnt) Ausschlusskriterien Lebenserwartung < 1 Monat., PS (Karnofsky) < 40%, Behandlung kürzer 2 Monate, Infektion Autoimmunerkrankung Kreatinin > 0,2 (?) [vermutlich Zahlendreher: 2,0 g/l] Herzinfarkt während der letzten 2 Monate, Herzinsuffizienz Kortisonmedikation 9 Prüf-Intervention Verwendet wurde nicht rekombinantes IL-2: Tag 1, 2, 3: Inhalation IL-2 4 x/d 250 U Tag 4: Dosiseskalierend IL-2 (250 U bis 10.000 U) mit LAK-Zellen (2 bis 8 Mio. Zellen) Transferfaktor einmal im Zyklus Interferon (z. T. INF-α-2a) 10 Mio. 2 x/Wo i.m. bei 34 Patienten Bestrahlung bei 57 Patienten Wiederholung monatlich; Ausnahme: die ersten 15 Patienten, 6 Monatszyklus 10 Vergleichsintervention Keine Immuntherapie, ansonsten bis auf Radiatio nicht spezifiziert 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen entfällt 12 Studiendesign 2 Behandlungsgruppen, historischer Vergleich 13 Zahl der Zentren Vermutlich monozentrisch 14 Randomisierung Nicht randomisiert 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) -Keine näheren Angaben für die Subgruppenermittlung 64 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet Wie wurde die Verblindung durchgeführt? 17 Beobachtungsdauer 3 – 140 Monate 18 Primäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben (Medianes Überleben) 19 Sekundäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben. (Klinisches Ansprechen) 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Planungsbiometrie angegeben Behandelte Patienten: n = 122 Immunotherapie (LAK + IL-2 systemisch) zusätzlich: 71 IL-2 inhalativ 34 INF 57 zusätzlich Bestrahlung n = 89 historische Kontrolle 65 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 122 Patienten mit metastasiertem Nierenzellkarzinom. Bei 25% waren multiple Organe befallen, 87% hatten mehr als eine Metastase Die Patienten wurden zwischen 1986 und 2000 eingeschlossen. Immuntherapie Historische Kontrolle Metastasenlokalisation (%): Lunge: 45 Leber + LK: 15 Knochen: 24 Gehirn: 3,5 Niere: 5 Multiple: 24 Metastasenlokalisation (%): Lunge: 56 Leber + LK: 22 Knochen: 25 Gehirn: 2,5 Niere: 22 Multiple: ? Immuntherapie Historische Kontrolle Histologisches Grading (%): G2: 16 G3: 46 G4: 6 Unklar: 32 Histologisches Grading (%): Nicht angegeben Immuntherapiegruppe: 1 Patient wegen Dialyse ausgeschlossen, sonst alle ausgewertet Keine Darstellung des Patientenflusses nach dem CONSORT-Flussdiagramm 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Zu den Behandlungsgruppen liegt eine tabellarische Darstellung nur für die Immuntherapiegruppe vor, nicht für die historische Vergleichsgruppe 66 23 Ergebnisse Response: Immuntherapie: 11 CR/9,1% (8 Progression innerhalb von 3 bis 90 Monaten, 3 nach 10 bis 90 Monaten immer noch in Remission) 13 PR/10,6% (9 Progress 7 bis 14 Monate, 4 ohne Progress 22 bis 29 Monate) Remissionsdauer 1.668 – 1984 Tage Ansprechen meisten in Lunge und Lymphknoten (45% bzw. 21% Ansprechen) 27 stable disease Historische Vergleichsgruppe: Keine Angaben Überleben: Immunotherapie: 56 starben, 66 zensiertes Überleben Medianes Überleben der therapierten Patienten lag bei 28 Monaten Zusätzliche IL-2-Inhalation: Medianes Überleben 26 vs. 48 Monate (p < 0,05), Überlebensraten nach 6 Jahren vergleichbar 34 % vs. 38 % gegen historische Vergleichsgruppe Zusätzliches INF: es verstarben 28/34 zu 59/88 unbehandelten Pat. Historische Kontrollgruppe: medianes Überleben 7,5 Monate 24 Unerwünschte Therapiewirkung Immuntherapiegruppe: 7 % mehr als 20 mmHg Blutdruckabfall, medizinische Behandlung oder mildes Fieber 1 Pat. Bronchospasmus mit Dyspnoe, erforderte Cortison bei intralymphatischer LAK-Zellapplikation 18% Schüttelfrost, 21% Fieber bei höherer Dosierung von 500 -10.000 IU IL-2 Unter der inhalativen Therapie bis auf 0,2 % Hypertensionen und 2 % Dyspnoe keine speziellen NW Historische Vergleichsgruppe: Keine Angaben 67 25 Fazit der Autoren Die Autoren ziehen das Fazit, das das Therapieschema tolerable und anwendbar ist mit sehr guten Ergebnissen bezüglich des Überlebens. Es wird klar zum Ausdruck gebracht, dass das komplexe Therapieschema nicht für Routinebehandlungen eingesetzt werden kann. Außerdem kann die Wirkung der einzelnen Therapiebausteine in ihrer Wertigkeit nicht abgeschätzt werden. Die zusätzliche Inhalation von IL-2 führt zu besseren Ergebnissen. 26 Abschließende Bewertung durch ٱden Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Die Autoren haben ein komplexes Therapieschema eingesetzt mit mindestens 4 Therapiekomponenten, die in ihrer einzelnen Wertigkeit nicht beurteilbar sind. Dies gilt insbesondere auch für die inhalative Komponente mit extrem niedrigen Il-2 Dosierungen. Es gibt erhebliche Dosisvariationen bzgl. IL-2 systemisch und der Anzahl der LAK-Zellen. Die Rekrutierung ging über einen Zeitraum von 14 Jahren. Dies ist für die Konstanz des eingeschlossenen Patientenkollektives problematisch. Der Vergleich mit einer historischen Gruppe ist problematisch, „matched pair“ Analysen wurden nicht durchgeführt. Zur historischen Vergleichsgruppe fehlen für die Prognose wichtige Angaben, z. B. zum Grading, Zeit bis zum Auftreten von Metastasen, Allgemeinstatus. Die Vorbehandlungen bleiben unklar. 68 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 101) Chiron BV: Evaluation of efficacy and safety of rhIL-2 administered by inhalation (retrospective clinical data) or by systemic continous intravenous infusion or subcutaneous injection (historical clinical data) in high-risk patients with renal cell cancer having lung metastasis (Report 04/2003). Final clinical study report full report. Report no: IL-2-INH002. Date of Report April 2003. (Autor: G.J. Roest, 17.4.2003) 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Phase-II-Studie Retrospektive Analyse mit historischen Kontrollgruppen 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe X Therapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist X 2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist ٱ3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 69 5 Bezugsrahmen Studienreport Chiron. Historische Vergleichgruppe aus Studien ausgewählt, die von Chiron gesponsert wurden Datenerhebung und statistische Auswertung durch Mitarbeiter von Chiron 6 Indikation Metastasiertes Nierenzell-Ca. mit Lungenmetastasen bei High-Risk-Patienten, (die für die systemische Gabe von IL-2 heute als kontraindiziert betrachtet werden) 7 Fragestellung / Zielsetzung Vergleich der Wirksamkeit und Sicherheit von rhIL-2 bei Applikation mittels Inhalation vs. systemischer (s.c., civ) Verabreichung 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien: Pulmonal metastasiertes Nierenzell-Ca. 1. Performance Status: ECOG ≥2 oder 2. PS ECOG 1 und ≥2 und einer Zeit von initialer Tumordiagnose bis Evaluation für die Studie von ≤ 24 Monaten Ausschlusskriterien: Keine benannt 9 Prüf-Intervention Aldesleukin (rhIL-2-INH) sc 3,3 MIU, 5 x 6,5 MIU in dreistündigen Intervall mittels Salvia Lifetec Jetair d20 inhaliert pro Tag, 5 bis 6 Tage/Woche, Dauer der Therapie bestimmen Arzt und Patient 40 % zusätzlich IFN-a 10 Vergleichsintervention Aldesleukin (rhIL-2-SYS): • iv: 18 MIU/m2/d Tag 1 bis 5, Wiederholung nach 6 bzw. 2 Tagen, dann alle 4 Wochen 5 Tage lang Infusionen oder • sc: 18 MIU/d über 4 bis 10 Wochen (meist 6 bis 7 Wochen), dann 2 bis 4 Wochen Pause, Wiederholung in Abhängigkeit von der individuellen Verträglichkeit oder • IL-2 sc und zusätzlich INFα: z. B. 3 x 9 MIU IL-2/Woche sc plus 3 x 5 MIU INF Mehrere Chiron-Studien 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen Entfällt 12 Studiendesign 2 Behandlungsarme, historischer Vergleich 13 Zahl der Zentren Genaue Anzahl der Zentren nicht benannt: rhIL-2-INH: deutsche multizentrische Studie (Hamburg n = 79, Praxis in Berlin n = 1, Dessau n = 10, Marburg n = 4) 1994-2001 rhIL-2-SYS Norwegen, UK, Niederlande, Belgien, Deutschland, Dänemark und Frankreich 1987-1994 14 Randomisierung Entfällt zwischen den Vergleichsgruppen 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) Entfällt 70 16 Verblindung der Behandlung Keine Verblindung, offene Behandlung 17 Beobachtungsdauer Unklar 18 Primäre Zielkriterien Überleben Progressionsfreies Überleben, nur für Patienten mit SD, RP oder CP Häufigkeit der Nebenwirkungen 19 Sekundäre Zielkriterien Ansprechen nach WHO-Kriterien 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Aus 256 Patienten, für die Daten zur inhalativen IL-2Behandlung vorlagen, wurden 94 als Hochrisikopatienten identifiziert. Aus insgesamt 6 klinischen Studien zur systemischen Gabe sowohl sc als auch i.v. mit und ohne INF wurden Patienten mit Hochrisiko selektiert, die systemisch IL-2 erhalten hatten: 52 IL-SYS iv 17 IL-SYS sc 34 IL-SYS sc + INFα n = 103 Eine Fallzahlschätzung wurde nicht durchgeführt. 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten Die IL-2-INH-Gruppe wurden ab 1994 rekrutiert und bis 2001 beobachtet. Die IL-2-SYS-Gruppe wurde 1987 rekrutiert und bis 1994 nachbeobachtet. Nebenwirkungen wurden in der IL-2-INH-Gruppe nur für die in Hamburg behandelten Patienten ausgewertet. Progressionsfreies Überleben wurde nur für Patienten mit Tumoransprechen berechnet (INH n = 42 vs. SYS n = 34). 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Die Gruppen zeigten statistisch signifikante Unterschiede zu Beginn der Prüfung bzgl. Alter (INH 60 vs. SYS 56 Jahre), Größe und Geschlecht (INH 21 % weiblich, SYS 63 %). ECOG 1: 72 % INH und 91 % SYS. Es bestanden vor der Intervention statistisch signifikante Unterschiede bzgl. Intervall zwischen Diagnose und Behandlung, dem Auftreten der ersten Metastase und Behandlung und dem krankheitsfreien Intervall zugunsten der SYSGruppe. Dies traf auch auf die Anzahl der Patienten mit mehr als 3 Metastasen zu. 40 % der INH-Patienten erhielten zusätzlich INFα vs. 33 % in der SYS-Gruppe, auch war die INFα-Dosis höher. 71 23 Ergebnisse Überlebenszeitdifferenz betrug nach einem Jahr 5,7 Monate zugunsten der INH-Gruppe. Die kalkulierte Überlebensrate für alle Patienten betrug nach 5 Jahren 21 % und für die SYS-Gruppe 1 % (n. 3 Jahren). Tumoransprechen: In der INH-Gruppe sprachen (CP, PR, SD) 42 Patienten (45 %) an vs. 34 (33 %), 12 CR + PR (13 %) vs. 5 (5 %). 24 Unerwünschte Therapiewirkung Bezüglich Nebenwirkungen wurden 79 Patienten aus Hamburg aus der INH-Gruppe und 17 Patienten, die IL-2 sc und 52 die IL-2 iv erhielten, ausgewertet. Schwere/lebensbedrohliche Nebenwirkungen traten bei 48 %/14 % der INH und 41 %/18 % der sc und 54 %/15 der iv behandelten auf. Dies betraf in allen Gruppen gleich häufig mit 11 % schwere und 3 % lebensbedrohliche Pyrexia. 14 (14 %) der INHund 20 (19 %) der SYS-Gruppe starben. In der INH-Gruppe waren Müdigkeit (94 %), Anorexia (92 %) und Husten (91 %) die häufigsten Nebenwirkungen. Ein Beleg für einen kausalen Zusammenhang zwischen der Interleukin-2-Inhalationstherapie und den im Zeitraum der Therapie beobachteten Nebenwirkungen im engeren Sinn, ist daraus jedoch nicht ableitbar. 25 Fazit der Autoren Die Behandlungsgruppen waren bzgl. der Ausgangsparameter unterschiedlich. Die Berechnung des Überlebens und progressionsfreien Überlebens weist auf einen erheblichen Unterschied zugunsten der INH-Gruppe hin. Nach 6 Monaten können die Patienten identifiziert werden, die am meisten von der Behandlung profitieren. Die Anwendung von IL-2 inhalativ ist sicher und durchführbar. 72 26 Abschließende Bewertung durch ٱdie Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe X den Arbeitsausschuss Es handelt sich um eine Untersuchung mit methodischen Schwächen. Die Behandlungsgruppen wurden nicht parallel, sondern zeitversetzt behandelt. Durch die zusätzliche Medikation von Interferon bleibt unklar, ob die Behandlungseffekte ausschließlich auf das inhalative Interleukin zurückzuführen sind. Darüber hinaus ist auch die Vergleichsgruppe mit sehr unterschiedlichen Interventionen behandelt worden. Eine Randomisierung, eine Verblindung fehlt. Methodisch schwierig sind: • Datenaufbereitung der Hamburger Daten durch Mitarbeiter von Chiron; Daten aus externen INH Zentren durch CRO erhoben • Ungleichverteilte Gruppen • Kein Datenmonitoring für INH • Statistik durch Sponsor, keine unhängige Datenaufbereitung • Daten zu primären und sekundären Zielkriterien nur im Licht der Daten aber ohne Signifikanzniveaus berichtet. • Keine Informationen über Protokollverletzungen, Compliance, Dosisanpassungen bei INH • Keine konsistente Datenerhebung zu Labordaten, Vitalzeichen, klinischer Untersuchung und Begleitmedikationen in der INH Gruppe • Nur 3 % Patienten mit ausschließlich Lungenmetastasen (INH) gegenüber 0 bei SYS. • Keine Daten zu Dosis-Wirkungsbeziehungen 73 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 102) Merimsky O, Gez E, Weitzen R, Nehushtan H, Rubinov R, Hayat H, Peretz T, Ben-Shahar M, Biran H, Katsenelson R, Mermershtein V, Loven D, Karminsky N, Neumann A, Matcejevsky D, Inbar M. Targeting pulmonary metastases of renal cell carcinoma by inhalation of interleukin-2. Ann Oncol. 2004 Apr;15(4):610-2. 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Studientyp wird nicht bezeichnet; „summary of national experience“ 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien ٱTherapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) X Fallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2+: Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2-: Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist X 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 74 5 Bezugsrahmen Durchführung an mehreren israelischen Zentren ( 15 laut Autorenverzeichnis) 6 Indikation Pulmonal metastasiertes Nierenzellkarzinom 7 Fragestellung / Zielsetzung Response, Time to progression, Toxizität 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien Histologisch/zytologisch gesichertes Nierenzell-Ca. mit pulmonaler Metastasierung Keine alternative Behandlungsoptionen Alter >18 Jahre Radiologisch gesicherte Progression der Lungenmetastasen Pat. ist in der Lage zu inhalieren 9 Prüf-Intervention Inhalation von rhIL-2 (Chiron) 3 x tgl., insgesamt 18 MU (bei Progress bis 36 MIU) Zusätzlich 1x/d 0,9 -1,8 Mill IU s.c. (wurde wegen intolerance nach den ersten 10 Patienten nicht mehr appliziert!) Inhalation mit Salvia Lifetec Jetair d20c Abbruch bei Progress, CR, lebensbedrohlichen Nebenwirkungen, Zustimmung vom Pat. zurückgezogen 10 Vergleichsintervention keine 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen keine 12 Studiendesign Einarmige Studie ohne Vergleichsgruppe 13 Zahl der Zentren Multizentrisch, Angabe der Zentren, die Patienten einbrachten, nicht spezifiziert 14 Randomisierung Nicht randomisiert 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) Entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet Wie wurde die Verblindung durchgeführt? 17 Beobachtungsdauer Nicht exakt angegeben 18 Primäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben Response, bestes Ansprechen (unabhängig von der IL-2Dosis) 19 Sekundäre Zielkriterien Nicht detailliert angegeben. Zeit bis zur Progression, Nebenwirkungen (WHOKriterien) 75 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten 40 keine Planungs-Biometrie 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten Insgesamt 40 Patienten (30 m, 10 f): Alter 45 – 88 Jahre (im Mittel 66,5) 32 Patienten waren nephrektomiert (15 bei synchroner Metastasierung; 17 bei lokalem Befund mit metachroner Metastasierung) Zeit bis zum Auftreten von Lungen-Metastasen im Median 10,5 Monate (0-240) 15 Patienten ausschließlich Lungenmetastasen 25 Patienten mit zusätzlich extrapulmonalen Herden (11 m. Knochen, 6 mit retroperitonealen LK, 5 m. Lokalrezidiv, 4 m. mediastinalen LK, 1 m. Leber, 1 m. gastrointesti. Met., 3 mit Haut- u. Weichteiltumoren) 28 ohne systemische Vorbehandlung 12 chemo-immunotherapeutisch vorbehandelt Alle Patienten ausgewertet ITT-Analyse für bestes Ansprechen Keine Darstellung des Patientenflusses nach dem CONSORT-Flussdiagramm 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen Entfällt 23 Ergebnisse Tumoransprechen: Response auf „intend-to-treat“-Basis: 1 PR/40 Pat. (2,5%), SD 55% In 2 Fällen Response nicht klassifizierbar 37,5 % Progress (15/40) Nota: Responsen nur bezogen auf die Lungenmetastasen !! (Angewandt wurden die RECIST Kriterien, und nicht WHO Kriterien) Zeit bis zur Progression im Mittel 8,7 Monate (0,3 bis > 43). 76 24 Unerwünschte Therapiewirkung Symptome bei jeweils x Patienten: 8 Husten 9 Schwäche 3 Dyspnoe 3 Fieber 1 Schläfrigkeit 1 Asthenie 1 Appetitverlust 1 Abdominalschmerzen Grad der Toxizität ist nicht angegeben 25 Fazit der Autoren Die Autoren sehen die IL-2 Inhalation als eine gut durchführbare und mit geringer Toxizität behaftete Therapie an, die auch Patienten mit reduziertem AZ angeboten werden kann. Sie empfehlen, auch Krankheitsstabilisierungen als Erfolg biologischer Therapien anzusehen. 26 Abschließende Bewertung durch X die Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe ٱden Arbeitsausschuss Die Ansprechrate pulmonaler Filiae ist sehr gering. Ob hinsichtlich des Überlebens ein Vorteil zu konstatieren ist, lässt sich nicht entscheiden. Positiv ist, dass ein Referenzradiologe eingebunden war. Die Zuordnung von Therapieansprechen zur individuellen Therapieform (mit [10 Pat.] oder ohne s.c. IL-2[30 Pat.]) ist nicht möglich; ebenso keine Informationen über das biologische Verhalten extrapulmonaler Herde, Unterschiede ob first-line oder second-line behandelt wurde, oder ob es sich um eine primär oder sekundär metastasierte Ausgangssituation handelte. 77 Nr. Feld 1 Quelle (Nr. 103) Lümmen et al. Inhalative Immuntherapie beim pulmonal metastasierten Nierenzellkarzinome. Urologe [A] 43: 457461, 2004 2 Studientyp vom Autor bezeichnet als Therapieoptimierungsstudie 3 Studientyp nach Durchsicht Zuordnung zu einem der folgenden Studientypen: ٱTherapiestudie mit randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit nicht-randomisierter Vergleichsgruppe ٱTherapiestudie mit Vergleichen über Zeit und Ort (z. B. historische Kontrollen) ٱFall-Kontroll-Studien ٱKohorten-Studien X Therapiestudie ohne Vergleichsgruppen (auch „VorherNachher-Studien“) ٱFallserie ٱFallbericht / Kasuistik (case report) ٱNicht eindeutig zuzuordnen 4 Formale Evidenzkriterien gemäß SIGN Hier folgt eine formale Zuordnung zu den Evidenzstufen gemäß SIGN: ٱ1++: Qualitativ hochwertige Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit sehr geringem Risiko von Bias + ٱ1 : Gut durchgeführte Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit geringem Risiko von Bias ٱ1 : Metaanalyse bzw. systematischer Review von RCTs oder RCT mit hohem Risiko von Bias ٱ2++: Qualitativ hochwertiger systematischer Review von Fallkontroll- oder Kohortenstudien Qualitativ hochwertige Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit sehr geringem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und hoher Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist + ٱ2 : Gut durchgeführte Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit einem niedrigen Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einer mittleren Wahrscheinlichkeit, dass der Zusammenhang kausal ist ٱ2 : Fallkontroll- oder Kohortenstudie mit hohem Risiko von Confounding, Bias oder Zufallsschwankungen und einem signifikanten Risiko, dass der Zusammenhang nicht kausal ist X 3: Andere Studien wie Einzelfallberichte, Fallserien ٱ4: Expertenmeinung 78 5 Bezugsrahmen Universität Essen, es wird angegeben, dass keine Herstellerbeziehungen in diesem Bereich existieren 6 Indikation Pulmonal metastasiertes Nierenzellkarzinom, histologisch gesichert (16/21 Patienten mit ausschließlich Lungenmetastasen) 7 Fragestellung / Zielsetzung Ansprechen messbarer Metastasen, Nebenwirkungen, therapiebedingte Veränderung der Lebensqualität (EORTCQLQ C-30) 8 Relevante Ein- und Ausschlusskriterien Einschlusskriterien: Karnofsky ≥ 70, Lebenserwartung mindestens 12 Wochen, Hb ≥ 10g/dl, Leukozyten ≥ 3000/µl, Thrombozyten ≥ 100.000 µl, Kreatinin ≤ 2,0 mg/dl, Chemo-/Immuntherapie seit mindestens 3 bzw. 6 Monaten abgeschlossen Nachgewiesene (wie genau bleibt unklar) Progression pulmonaler Metastasen eines NZK, first- und second-line (frühestens 3 Monate nach vorheriger systemischer Therapie) Ausschlusskriterien: MI, symptomatische KHK, Asthma bronchiale, Leberzirrhose, akute Infektion, Schwangerschaft, Zweitmalignom mit Ausnahme adäquat behandeltes Basalzellkarzinom der Haut 9 Prüf-Intervention Inhalatives humanes rekombinantes nicht-glykosyliertes IL2 (Proleukin, Chiron) 2xtgl. 9 MIU d1-5 (Salvia Lifetec Jetair Delta 20), rhu-IFN-a2a (Roferon A, Roche) 3 MIU/m2 s.c. d1,3,5 jeder Woche; 1 Zyklus = 4 Wochen; nach 2 Wochen Pause 2. Zyklus; Re-Evaluation nach 10 Wochen, bei Ansprechen maximal 2 weitere Zyklen. 10 Vergleichsintervention Keine 11 Evtl. weitere Behandlungsgruppen keine 12 Studiendesign Einarmige, nichtvergleichende Untersuchung 13 Zahl der Zentren Monozentrisch (Urologie, Uniklinik Essen) 14 Randomisierung keine 15 Concealment („Maskierung“ der Randomisierung) entfällt 16 Verblindung der Behandlung Erfolgte eine Verblindung der Behandlung? X Nein, offene Behandlung ٱPatienten verblindet ٱBehandler verblindet ٱPatienten und Behandler verblindet 17 Beobachtungsdauer Mediane Verlaufsbeobachtung 9 Monate (Range 3-26 Monate) 79 18 Primäre Zielkriterien Ansprechen der messbaren Metastasen, gemessen mit CT. CR, PR, SD für mindestens 4 Wochen 19 Sekundäre Zielkriterien Nebenwirkungen, Lebensqualität 20 Anzahl der zu behandelnden Patienten Keine Planungs-Biometrie 21 Zahl und Charakteristika der eingeschlossenen und ausgewerteten Patienten 23 eingeschlossene Patienten, 21 auswertbare; 16/21 ausschließlich mit Lungenmetastasen; pulmonaler Progress berichtet (genauer Nachweis fehlt), alle Pat. nephrektomiert, 15/21 chemo- und immuntherapie-naiv 22 Vergleichbarkeit der Behandlungsgruppen entfällt 23 Ergebnisse Tumoransprechen: Bewertung nach 2 Therapiezyklen: 1 PR (5 %; Lung only Patient): Dauer 4 Monate 10 SD (47,5 %): mittl. Dauer 6 Monate (3-26) 10 PD (47,5 %) keine Überlebensdaten Lebensqualitätsscores vor, während und nach Therapie ohne signifikante Unterschiede 24 Unerwünschte Therapiewirkung 5/21 mit Temp. > 38,5 °C keine Grad III/IV Toxizitäten, keine Dosisreduktionen, keine Therapieabbrüche 25 Fazit der Autoren Therapie nebenwirkungsarm und gut tolerabel. Vergleichsweise schlechtere objektive Tumoransprechraten verglichen mit anderen systemischen Immun-chemoTherapien; Beobachtungsdauer zu kurz; Überlebenszeit-Vorteil durch IL-2 Inhalation im Vergleich der Daten eher in Frage zu stellen. 26 Abschließende Bewertung durch ٱdie Bearbeiter ٱdie Arbeitsgruppe x den Arbeitsausschuss Kleine Untersuchung ohne Vergleichsgruppe Anderes Therapieschema als bei den Studien der Universitätsklinik Hamburg (hier insbesondere KEIN s.c. IL-2 !), niedrigere Dosierungen; ähnliche Ergebnisse.