28 arznei-telegramm 3/91 KREBSTHERAPEUTIKUM INTERLEUKIN-2 (PROLEUKIN) ONDANSETRON (ZOFRAN) – THERAPIEKOSTEN IM VERGLEICH Ondansetron ZOFRAN Glaxo Metoclopramid PASPERTIN 10 ml Kali-Chemie 5 Amp. zu 8 mg 5 Amp. zu 50 mg Kosten in DM pro OP pro Tag 373,46 298,77 16,95 67,80 Um mehr als das Vierfache verteuert Ondansetron (ZOFRAN) mit 298,77 DM für 32 mg (8 mg initial, dann 1 mg/Std. als Dauerinfusion) die Vorbeugung von Erbrechen und Übelkeit durch hochemetogene Zytostatika im Vergleich zum Standardregime mit Metoclopramid (PASPERTIN; stündlich 1 mg/kg KG für 2 Stunden vor Zytostatika-Gabe, dann 0,5 mg/kg/Std. für 24 Stunden) . dern5,17 noch bei Erwachsenen beschrieben.9,10,12-15,18 Einzelfälle von Beinkrämpfen, Parästhesien und tetanieartigen Krämpfen an Fingern und Zehen sind jedoch dokumentiert.10 Wegen unzureichender Erfahrungen ist Ondansetron nicht für die Anwendung während der Schwangerschaft, der Stillzeit sowie bei Kindern unter 4 Jahren freigegeben. FAZIT: Ondansetron (ZOFRAN) ist der erste Vertreter der neuen Gruppe von 5-HT3 (Serotonin3)-Rezeptor-Antagonisten. Im Rahmen einer abdominellen Bestrahlung oder zytostatischen Therapie mit stark emetogenen Substanzen auftretende Übelkeit und Erbrechen verhindert es besser als hochdosiertes Metoclopramid (PASPERTIN u.a.) oder andere bisher verfügbare Antiemetika. Ob Ondansetron das mehr als 24 Stunden nach Gabe stark emetogener Zytostatika einsetzende verzögerte Erbrechen lindert, bleibt zu klären. Am Folgetag nach abdomineller Bestrahlung ist es niedrig dosiertem Metoclopramid lediglich gleichwertig. Deshalb und wegen der extrem hohen Kosten (s. Kasten) sollte die Verwendung von Ondansetron auf den Verabreichungstag stark emetogener Zytostatika bzw. den ersten Bestrahlungstag beschränkt bleiben. Für eine Wirksamkeit bei anderen Ursachen von Übelkeit und Erbrechen wie z.B. Migräne gibt es keine Belege. Spektrum und Frequenz von Störwirkungen erscheinen nach bisherigen Erfahrungen akzeptabel. Extrapyramidal-motorische Störungen wurden bisher nicht beobachtet. Die Möglichkeit der Hemmung der Darmperistaltik bis zum Ileus muß berücksichtigt werden. Insgesamt ist Ondansetron als Erweiterung der Behandlungsmöglichkeiten von Erbrechen im Rahmen der Onkologie zu werten. 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 SCHMOLL, H. J. et al.: Kompendium Internistische Onkologie, Springer Berlin, 1986 Editorial: Lancet 335 (1990), 265 GRUNBERG, S. M.: N. Engl. J. Med. 322 (1990), 846 SIMON, B., P. MÜLLER: Dtsch. Ärztebl. 87 (1990), 2691 Wiss. Inform. ZOFRAN, Glaxo 1990 BRITTAIN, R. T. et al.: Brit. J. Pharmacol. 90 (1987), 87 GORE, S. et al.: Aliment. Pharmacol. Therap. 4 (1990), 139 KHOJASTEK, A. et al.: Cancer 66 (1990), 1101 HESKETH, P. J. et al.: J. Clin. Oncol. 7 (1989), 700 DU BOIS, A. et al.: Onkologie 13 (1990), 364 CUNNINGHAM, D. et al.: Lancet 1 (1987), 1461 SERVE, H. et al.: Onkologie 13 (1990), 369 CUBEDDU, L. X. et al.: N. Engl. J. Med. 322 (1990), 810 CUBEDDU, L. X. et al.: J. Clin. Oncol. 8 (1990), 1721 MARTY, M. et al.: N. Engl. J. Med. 322 (1990), 816 PRIESTMAN, T. J. et al.: Eur. J. Cancer Clin. Oncol. 25 (Suppl. 1) (1989), 29 CARDEN, P. A. et al.: J. Clin. Oncol. 8 (1990), 1531 KRIS, G. K. et al.: J. Clin. Oncol. 6 (1988), 659 SCHMOLL, H. J.: Eur. J. Cancer Clin. Oncol. 25 (Suppl. 1) (1989), 35 Bull. of West Midlands Centre No. 32 (Jan. 1991), Extrablatt Der Aufstieg des Interleukin-2 (PROLEUKIN) begann mit Publicity-trächtigen Studien aus den National Institutes of Health/USA, als dort erstmals gentechnische Experimente an Krebskranken vorgenommen wurden.1 Der erwartete Erfolg blieb aus, dennoch wurde das gentechnisch hergestellte Lymphokin in Deutschland vorschnell gegen Expertenrat (vgl. a-t 10 [1989], 89) für die Behandlung des auf Zytostatika nicht ansprechenden metastasierenden Nierenkarzinoms zugelassen. Für die Therapie des malignen Melanoms wurde die Zulassung beim BGA beantragt. Gegen andere Karzinome (kolorektales Karzinom, Ovarialkarzinom, Blasenkarzinom, Leukämie und Lymphome) wird die Wirksamkeit in Pilotstudien erprobt.2 WIRKUNGEN: Für die tumorhemmende Wirkung von Interleukin-2 (IL-2) wird postuliert, daß IL-2 das Wachstum von T-Lymphozyten stimuliert und die zytotoxische Aktivität der natürlichen Killerzellen, die Krebszellen zerstören können, erhöht. Zudem ist der IL-2-Spiegel bei Krebspatienten häufig erniedrigt.3 KLINISCHE STUDIEN: Rund 1.800 Patienten mit metastasierendem Nierenzellkarzinom wurden in Europa in unterschiedlichen Therapieschemata mit IL-2 (allein oder in Kombination mit „Lymphokin-aktivierten Killerzellen” [LAK], „Tumor-infiltrierenden-Lymphozyten” [TIL], Interferon-alpha oder -beta, Tumor-Nekrose-Faktor) und verschiedenen Dosierungen behandelt. Eine semiambulante Behandlung des metastasierenden Nierenzellkarzinoms (subkutane Selbstapplikation von IL-2 in Kombination mit Interferon-alpha) wird an einigen Universitätskliniken in Zusammenarbeit mit niedergelassenen Ärzten erprobt.4 Die Responderrate liegt je nach Tumorart und Kombination zwischen 15% und 20%, wobei die Ansprechrate bei Patienten mit Knochenmetastasen minimal ist. Eine Verbesserung der Gesamtüberlebenszeit und der Prognose ist bei einer Therapie mit IL-2 allein oder in Kombination mit LAK-Zellen nicht zu verzeichnen.5 Vollständige Remissionen treten nur bei 3% aller Patienten auf, wobei die Wirkung selten über ein Jahr andauert. Ob die Therapie die Überlebenszeit verlängert, ist nicht gesichert.11 NEBENWIRKUNGEN: Aufgrund der durch IL-2 verursachten erhöhten Kapillarpermeabilität („capillary leak”Syndrom) kommt es bei 10-15% der Patienten zu Flüssigkeitsansammlungen (Gewichtszunahme), die Atembeschwerden, Lungenödem und Blutdruckabfall zur Folge haben können. Die unerwünschten Wirkungen sind häufig so schwerwiegend, daß eine intensivmedizinische Behandlung notwendig wird (15%). Grippeähnliche Symptome (hohes Fieber, Müdigkeit, Anämie) treten bei nahezu allen behandelten Patienten auf.6 Zudem ist IL-2 kardiotoxisch und verursacht Arrhythmien (5%)7, Herzinfarkt8 und Myokarditis. Obwohl die Störwirkungen beim Absetzen der Therapie zumeist zurückgehen, kommen Todesfälle aufgrund von Sepsis (2%), Darmperforation, Herzinfarkt und Herzbeuteltamponade vor.9 KONTRAINDIKATIONEN: Aufgrund der zu erwartenden unerwünschten Wirkungen wird empfohlen, Patienten mit Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Lunge, des Zentralnervensystems, Bluterkrankungen, akuten Infektionen, schlechtem Allgemeinzustand und bei Verdacht auf Gehirnmetastasen von einer Behandlung mit IL-2 auszuschließen.9 DOSIERUNG: Ein einheitliches und als effektiv zu wertendes Therapieschema existiert nicht. Es wird empfohlen, IL-2 in zwei aufeinanderfolgenden fünftägigen #2