Wissenswertes über Anti-Parkinson

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Wissenswertes über Anti-Parkinson-Medikamente
Dieses Informationsblatt beschreibt die Medikamente zur Behandlung von ParkinsonSymptomen und ihre Nebenwirkungen. Es soll Ihnen helfen, zu verstehen, warum es wichtig ist,
eng mit Ihrem Arzt oder Behandlungsteam zusammenzuarbeiten.
Muss mein Morbus Parkinson behandelt werden?
Die Behandlung soll die Auswirkungen Ihrer Parkinson-Symptome auf Ihr Alltagsleben
verringern. Wenn sie nicht behandelt werden, wird es Ihnen mit der Zeit schwer fallen, die
Verrichtungen des Alltags durchzuführen. Symptome wie Zittern und Steifheit können
Unbehagen auslösen und die Verletzungsgefahr aufgrund von Fallneigung steigt, dazu kommen
dann noch Schluckstörungen.
Jeder Parkinson-Kranke ist einzigartig und hat deshalb auch andere Symptome. Das bedeutet,
dass die Symptom-Behandlung Ihren individuellen Ansprüchen entsprechend angepasst werden
muss. Die heutigen Behandlungstherapien können Morbus Parkinson weder heilen noch
aufhalten. (Siehe PSC Informationsblatt „Krankheitsverlauf von Morbus Parkinson“.)
Wann sollte ich mit der medikamentösen Behandlung beginnen?
Nach der Diagnose von Morbus Parkinson fragen Sie sich sicher welche Anti-ParkinsonMedikamente es gibt und wie schnell Sie mit der Behandlung beginnen sollen. Da jeder
Parkinson-Fall einzigartig ist, gibt es keine Allgemeinstrategie.
Der richtige Zeitpunkt variiert von einer Person zur anderen und hängt von vielen Faktoren ab
einschließlich:
 Alter
 Art der Symptome
 Lebenstil. Sind Sie z.B. berufstätig oder pensioniert? Welche Hobbys und Aktivitäten
machen Ihnen Freude?
 Allgemeinbefinden
 Gleichgewichtsstörungen beim Gehen
 Beeinträchtigung der Denkfähigkeit, und
 Persönliche Einstellung zur medikamentösen Behandlung
Ein Neurologe bzw. Facharzt für Bewegungskrankheiten kann Ihnen bei der Bestimmung des
richtigen Zeitpunkts zum Beginn der medikamentösen Behandlung behilflich sein.
Wenn Sie ein älterer Patient sind und sich entschieden haben, die medikamentöse Behandlung zu
verschieben, müssen die Risiken der Fallneigung bzw. Verletzung sorgfältig überwacht und
eingeschätzt werden. Die Fallneigung steigt mit zunehmendem Alter, kann aber durch
individuell angepasste Anti-Parkinson-Medikamente reduziert werden.
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Was muss ich wissen?
Medikamente verbessern zwar Ihre Funktionsfähigkeit, können aber Nebenwirkungen
verursachen. Es ist deshalb wichtig, das richtige Gleichgewicht zwischen den Vorteilen und
Nebenwirkungen der Medikamente zu finden.
Anti-Parkinson-Medikamente wirken sich auf die komplexe Chemie des Gehirns aus und müssen
oft mehrmals täglich eingenommen werden. Die Einnahme muss genau nach Verschreibung
erfolgen und die Dosis darf nur nach ärztlicher Beratung geändert werden.
Was muss ich meinem Arzt fragen?
Es hat sich als hilfreich erwiesen, die Fragen zu notieren und den Zettel als ‚Gedächtnisstütze’ in
die Praxis mitzunehmen. Hier sind einige wichtige Fragen:
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Welche Vorteile haben die verschiedenen Medikamente?
Welche Nebenwirkungen haben sie? Wie kann ich damit leben?
Wann muss ich die Medikamente einnehmen, um die besten Ergebnisse zu erzielen?
Wann tritt die Wirkung des Medikaments ein?
Wie wirkt sich die Behandlung auf meine Alltagsaktivitäten aus?
Wie oft muss ich zur Verschreibung von Medikamenten vorbeikommen?
Verlieren die Medikamente bei frühzeitiger Behandlung mit der Zeit ihre Wirkung?
Muss ich mir Gedanken machen über medikationsbedingte Verhaltensweisen wie
Verwirrtheitszustände oder Zwangshandlungen (z.B. Kaufrausch oder
Glücksspielsucht)?
9. Werden meine Medikamente von der Arzneimittelversicherung meiner Provinz bezahlt?
10. Wäre eine klinische Studie für mich angeraten? Können Sie mir bei der Suche helfen?
Welche Medikamente gibt es zur Behandlung von Parkinson-Symptomen?
Da viele motorische Symptome von Morbus Parkinson mit einem Mangel des chemischen
Botenstoffs Dopamin im Gehirn verbunden sind, zielen die meisten Anti-ParkinsonMedikamente darauf hin, das Dopamin momentan zu ergänzen bzw. imitieren. Die von Health
Canada1 genehmigten Medikamente sind unten zusammengefaßt. Einzelheiten bzgl.
Wirksamkeit und Nebenwirkungen erhalten Sie auf Anfrage von Ihrem Arzt.
Levodopa (Levodopa/Benserazid [Prolopa®], Levodopa/Carbidopa [Sinemet®, Sinemet®
CR])
 Wird im Gehirn in Dopamin umgewandelt und zur Ergänzung von Dopamin in
Nervenzellen gespeichert
 Wird mit einem anderen Medikament (Carbidopa oder Benserazid) verbunden, um mehr
Levodopa ins Gehirn zu bringen und Nebenwirkungen zu verringern
 Hilft bei Steifheit (Rigor) und Bewegungsstörungen
 Nebenwirkungen einschließlich Dyskinesien* (unwillkürliche, rastlose Bewegungen)
 Wirkung kann im Verlauf der Langzeitbehandlung vorzeitig „Nachlassen“*
*Siehe unten für Terminologie
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Dopamin-Agonisten (Bromocriptin [Parlodel®], Pramipexol [Mirapex®], Ropinirol
[ReQuip®])
 Imitieren die Wirkung von Dopamin
 Können allein zur Erstbehandlung und in Kombination mit Levodopa im
fortgeschrittenen Stadium verwendet werden
 Nebenwirkungen einschließlich Müdigkeit, Halluzinationen (Sinnestäuschungen),
geschwollene Beine und Zwangsvorstellungen bzgl. Nahrungsmitteln, Sex und
Aktivitäten wie Einkaufen, Glücksspiele und Internet
Amantadin (Symmetrel®)
 Stimuliert die Freisetzung von Dopamin und hemmt Glutamat, ein anderer
Neurotransmitter im Gehirn
 Zur Frühbehandlung von Symptomen
 Kann Dyskinesien reduzieren und das „Nachlassen“ der Wirkung vermindern
COMT-Hemmer (Entacapon [Comtan®])
 Hemmen ein Schlüsselenzym, das am Abbau von Dopamin beteiligt ist, bevor es das
Gehirn erreicht
 Können die allgemeine Empfindlichkeit für Levodopa vermehren
 Nebenwirkungen einschließlich Dyskinesien
Levodopa/Carbidopa/Entacapon (Stalevo®)
 Ersetzt individuell verabreichtes schnelllösliches Levodopa/Carbidopa + Entacapon
 Ersetzt schnelllösliches Levodopa/Carbidopa (ohne Entacapon) in Patienten, die ein
vorzeitiges „Nachlassen“ der Wirkung spüren
Levodopa/Carbidopa Darmgel (Duodopa™)
 Levodopa/Carbidopa über den Tag verteilt mit einer Pumpe über einen Schlauch direkt in
den Verdauungstrakt (Dünndarm)
 Für Patienten im fortgeschrittenen Stadium von Morbus Parkinson
 Genehmigt gemäß Notice of Compliance with Conditions (NOC/c) Regelung2
Monoamin-Oxidase-B Hemmer (MAO-B) (Selegilin [Eldepryl®], Rasagilin [Azilect®])
 Verhindert den Abbau von Dopamin im Gehirn und verlängert so die Wirkung
 Nebenwirkungen einschließlich Dyskinesien
Anticholinergika (Apo®-Trihex, Benztropin [Cogentin®], Trihexyphenidyl [Artane®])
 Stellen das Dopamin-Acetylcholin-Gleichgewicht wieder her
*Terminologie
Dyskinesien: Dyskinesien sind unwillkürliche, rastlose Körperbewegungen, die leicht
(leichtes Drehen der Fußgelenke) oder schwer (unkontrollierbare Bewegungen) ausgeprägt
sein können. Dyskinesien treten meist während der Wirkungszeit („On“-Zeit) eines AntiParkinson-Medikaments auf und werden auch „Peak-Dose-Dyskinesien“ genannt.
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„On-Off“ Symptome: Der Zeitraum in dem ein Medikament Ihre Parkinson-Symptome
lindert wird „On“-Zeit genannt. Das heißt, dass Sie während dieser Zeit die Verrichtungen
des Alltags durchführen können. Der Zeitraum in dem ein Medikament nicht mehr wirkt und
die Symptome zurückkehren wird „Off“-Zeit genannt. Das heißt, dass sie während dieser
Zeit die Aktivitäten, die Ihnen Freude machen, nicht mehr durchführen können. Der Begriff
„Nachlassen“ beschreibt den Zeitraum in dem die Medikamentenwirkung nachlässt und Ihre
Symptome vor Verabreichung der nächsten Dosis zurückkehren.
Welche Nebenwirkungen haben Anti-Parkinson-Medikamente?
Die folgenden Reaktionen treten häufig innerhalb der ersten Behandlungstage auf: Übelkeit,
Erbrechen, Schwindel (Blutdruckabfall), Müdigkeit und Halluzinationen (Sinnestäuschungen).
In den letzen Jahren wurden Anti-Parkinson-Medikamente, besonders aber Levodopa und
Dopamin-Agonisten, mit Verhaltensänderungen wie Impulskontrollstörungen in Verbindung
gebracht, z.B. Glücksspielsucht (bis zu 5% der behandelten Patienten), Kaufrausch,
Hypersexualität, Binge Eating, oder Internetsucht.
Diese Aktivitäten erscheinen zwar oft momentan angenehm, können aber mit der Zeit für Sie
und andere Schaden bringen. Falls Sie solche Verhaltensweisen bemerkt haben, sollten Sie sich
mit Ihrem Neurologen oder Arzt in Verbindung setzen. In vielen Fällen kann die Medikation
entsprechend angepasst werden, um diese Verhaltensweisen zu reduzieren bzw. beherrschen.
Familienangehörige können bei der Feststellung solcher Verhaltensweisen eine wichtige Rolle
spielen. Falls Sie ein solches Familienmitglied sind, müssen Sie die betroffene Person darauf
aufmerksam, dass Sie gewisse Verhaltensänderungen bemerkt haben und ihm/ihr raten, sofort
den Arzt aufzusuchen, um die Medikation anzupassen.
Wie kann ich die Vorteile meiner Anti-Parkinson-Medikamente ausnutzen?
 Wählen Sie zur Kontrolle Ihrer Symptome den günstigsten Einnahmezeitpunkt. Folgen
Sie den Anleitungen Ihres Arztes.
 Verwenden Sie zur Vermeidung der „Doppeldosierung“ einen Timer, der Sie daran
erinnert, Ihr Medikament zur richtigen Zeit einzunehmen.
 Nehmen Sie das Medikament zur besseren Absorption mit einem ganzen Glass Wasser.
 Sofern nicht anders von Ihrem Arzt angegeben, sollten Sie Tabletten mit verzögerter
Wirkstoffabgabe weder brechen noch zerdrücken oder kauen.
 Nehmen Sie das Medikament zur Vermeidung von Übelkeit nach der Mahlzeit oder mit
einem Cracker bzw. Obst.
 Führen Sie ein Medikamentenprotokoll mit allen täglichen Medikamenteneinnahmen
einschließlich rezeptfreier Produkte, Heilkräuter, Vitamine und Ersatzpräparate.
Besuchen Sie www.parkinson.ca und bestellen Sie die Medication Card der Parkinson
Society Canada.
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Was sind nicht-motorische Symptome?
Parkinson-Kranke haben oft auch nicht-motorische (bewegungsunabhängige) Symptome, die
manchmal lästiger sein können als motorische Symptome. Solche nicht-motorische Symptome
sind beispielsweise Verstopfung, Depressionen oder Angstzustände, Schlafstörungen sowie
Veränderungen des Denkvermögens. Sie können oft durch entsprechende Anpassung der
Medikation kontrolliert werden. Falls dies nicht möglich sein sollte, ist eine Sonderbehandlung
angeraten. Zum Beispiel leiden Parkinson-Kranke häufig auch an Depressionen, die sich aber
sehr gut behandeln lassen. Außerdem gibt es Medikamente zur Verbesserung der Hirnfunktion.
Wie ist es mit Medikamenten für andere Krankheiten?
Medikamente für andere Krankheiten können die Wirkung einiger Anti-Parkinson-Medikamente
reduzieren. Fragen Sie vor der Einnahme neuer Medikamente Ihren Arzt bzw. Apotheker.
ANMERKUNG: Operationen und Anti-Parkinson-Medikamente
Falls Sie sich einer Operation mit Vollnarkose unterziehen müssen, sollten Sie vorher mit Ihrem
Chirurgen bzw. Narkosearzt sprechen. Er kann dann die Maßnahmen zur Narkose und
Schmerzlinderung bei der Operation hinsichtlich Ihrer Medikation mit Ihrem Arzt bzw.
Neurologen absprechen. Es gibt Schmerzmittel, die die Wirkung von Anti-ParkinsonMedikamenten beeinträchtigen können.
Wie verändern sich meine Parkinson-Symptome mit der Zeit?
Die Symptome von Morbus Parkinson verändern sich mit der Zeit. Diese Veränderungen können
oft so gering sein, dass Sie sie kaum bemerken. Die folgende Checkliste kann bei der
Feststellung solcher Veränderungen hilfreich sein. Sie sollten die Liste alle 9 bis 12 Monate neu
aufstellen und die jeweiligen Veränderungen mit Ihrem Arzt besprechen.
CHECKLISTE
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Sind Sie oft tagsüber müde?
Haben Sie ein Taubheits- oder Kribbelgefühl bzw. Schmerzen in den Gliedmaßen?
Leiden Sie an Verstopfung?
Haben Sie oder Ihre Angehörigen Veränderungen Ihres Denkvermögens bemerkt, z.B.
bei der Problemlösung oder bzgl. Erinnerungen?
Wurde Ihnen gesagt, dass Ihre Sprache schwer zu verstehen ist?
Haben Sie Probleme beim Schlucken von Nahrung bzw. verschlucken Sie sich leicht?
Sind Sie bei der Verrichtung einer Tätigkeit plötzlich eingeschlafen (z.B. beim Essen
oder mitten im Gespräch)?
Ist Ihre Handschrift in den letzten 6 Monaten kleiner geworden?
Sind Sie in den letzten 6 Monaten gefallen? Wenn ja, wie oft?
Sind Sie beim Gehen plötzlich wie angewurzelt („eingefroren“) stehengeblieben?
Sind Ihnen oder Ihren Angehörigen Veränderungen Ihrer Verkehrstüchtigkeit
aufgefallen?
Ist Ihren Angehörigen aufgefallen, dass Sie anomale Träume haben?
Haben Sie sich mehrere Tage traurig gefühlt?
Haben Sie Veränderungen Ihrer Sexualfunktion bemerkt (z.B. kein Interesse, zuviel
Interesse, Leistungsstörung)?
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Dauert es länger bis die Wirkung Ihrer Medikamente einsetzt?
Ist die Wirkungsdauer Ihrer Medikamente kürzer geworden ist?
Haben Sie Harnwegsbeschwerden?
Werden Sie beim Aufstehen vom Stuhl oder Bett schwindlig?
Ist Ihnen oder Ihren Angehörigen aufgefallen, dass Sie öfter einkaufen gehen als zuvor,
oder starke Bedürfnisse haben, Lotteriescheine zu kaufen oder an Automaten zu spielen?
o Haben Sie eine Verminderung Ihres Geruchssinns bemerkt?
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Wo kann ich weitere Informationen und Unterstützung finden?
Nehmen Sie Kontakt auf zu Ihrer regionalen Parkinson Society (Website: www.parkinson.ca
oder Telefon 1-800-565-3000).
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Alle Medikamente werden vor Herausgabe in den Handel von Health Canada auf Sicherheit geprüft. Weitere Informationen
finden sie unter http://www.hc-sc.gc.ca/dhp-mps/prodpharma/index-eng.php.
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Health Canada hat dieses Produkt zugelassen unter der Bedingung, dass weitere klinische Studien durchgeführt werden. Es wird
aufgrund seines hohen Preises nicht von der provinzialen Arzneimittelversicherung bezahlt. Weitere Informationen finden Sie
unter http://www.cadth.ca/media/cdr/complete/cdr_complete_Duodopa_July_24_2009.pdf
Die Inhalte dieses Dokuments dienen ausschließlich Informationszwecken und dürfen nicht als Ratschläge, Billigungen
oder Empfehlungen der Parkinson Society Canada in Bezug auf Produkte, Dienstleistungen oder Firmen und den damit
verbundenen Ansprüchen oder Eigenschaften angesehen werden.
© Parkinson Society Canada 2011
3 weitere Informationsschriften über Morbus Parkinson sind erhältlich in deutscher
Sprache:

Die Fakten über Morbus Parkinson

Krankheitsverlauf von Morbus Parkinson

Bewältigungsstrategien: 10 Schritte zur Bewältigung einer Parkinson-Diagnose
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