21.04.2012 - - - Tutor: Martin Friesen Funktionalanalysis Sommersemester 2012, Prof. Dr. Yuri Kondratiev Übungen Blatt 1 1. Sei X = R2 und x = (x1 , x2 ) sowie y = (y1 , y2 ). (a) Überprüfe, ob d1 (x, y) d2 (x, y) d∞ (x, y) d(x, y) = |x1 − y1 | + |x2 − y2 | p |x1 − y1 |2 + |x2 − y2 |2 = = max {|x1 − y1 |, |x2 − y2 |} = |x1 − y1 | Metriken sind und zeichne die zugehörige Einheitskugel in der jeweiligen Metrik. Beweis. Da für den Betrag |a − b| = |(−1)(b − a)| = |(−1)||b − a| = |b − a| gilt sind folglich alle Abbildungen symmetrisch und nichtnegativ nach Definition. Weierhin ist klar, dass d1 (x, y) = 0 ⇐⇒ x = y, d2 (x, y) = 0 ⇐⇒ x = y und d∞ (x, y) = 0 ⇐⇒ x = y gilt. Denn alle Terme sind nichtnegativ und decken jeweils alle Komponenten ab. Für die letzte Abbildung ist dieses gerade nicht der Fall, dort werden nur die ersten Komponenten berücksichtigt. Folglich gilt für x = (0, x2 ) und y = (0, y2 ) d(x, y) = |x1 − y1 | = 0. Also ist diese Abbildung keine Metrik. Es bleibt die Dreiecksungleichung für die ersten 3 Abbildungen zu zeigen. d1 (x, y) = |x1 − y1 | + |x2 − y2 | ≤ |x1 − z1 | + |z1 − y1 | + |x2 − z2 | + |z2 − y2 | = d1 (x, z) + d1 (z, y). Analog haben wir für die 3 te Abbildung d∞ (x, y) = max {|x1 − y1 |, |x2 − y2 |} ≤ max {|x1 − z1 | + |z1 − y1 |, |x2 − z2 | + |z2 − y2 |} ≤ max {|x1 − z1 |, |x2 − z2 |} + max {|z1 − y1 |, |z2 − y2 |} = d∞ (x, z) + d∞ (z, y). Die Dreiecksungleichung für d2 ist eine Konsequenz der Cauchy-Schwartz Ungleichung und sollte in der Linearen Algebra bereits bewiesen worden sein. (b) Sei X = S 2 = {(x1 , x2 , x3 ) ∈ R3 |x1 + x2 + x3 = 1}. Definiere d2 analog wie oben auf S 2 . Überprüfe, ob d2 auch eine Metrik auf S 2 ist. Beweis. Ist (M, d) ein metrischer Raum und A ⊂ M eine Teilmenge, so ist (A, d|A ) ebenfalls ein metrischer Raum. Da p d2 (x, y) = |x1 − y1 |2 + |x2 − y2 |2 + |x3 − y3 |2 auf R3 eine Metrik ist, ist d2 |S 2 ebenfalls eine Metrik auf S 2 . Definieren wir hingegen p d2 (x, y) = |x1 − y1 |2 + |x2 − y2 |2 so ist diese Abbildung keine Metrik. Denn für x = (0, 0, 1) ∈ S 2 gilt d(x, −x) = 0 obwohl x 6= −x ist. Bemerkung 0.1. (a) Es gilt immer |x| = | − x| also |x − y| = |y − x| für x, y ∈ R. (b) Auch gilt |x| = 0 ⇐⇒ x = 0 und für a, b ≥ 0 gilt a + b = 0 ⇐⇒ a = b = 0. Insbesondere gilt somit mit a = x1 − y1 und b = x2 − y2 |x1 − y1 | + |x2 − y2 | = 0 ⇐⇒ x1 = y1 , x2 = y2 . Dieses Resultat lässt sich auch auf mehr Summanden verallgemeinern. (c) Mit derselben Argumentation wie zuvor sind auch die Abbildungen d1 (x, y) = d X |xj − yj | j=1 d2 (x, y) = v u d uX t |xj − yj |2 j=1 d∞ (x, y) = max {|x1 − y1 |, . . . , |xd − yd |} Metriken auf Rd . Da alle 3 von einer Norm kommen (welchen?) sind diese äquivalent und erzeugen diesselbe Topologie. Das heißt für Konvergenzuntersuchungen wäre es egal, welche Metrik wir benutzen würden. (a) Überprüfe, ob die folgenden Mengen Vektorräume sind. i. Die Menge aller Polynome auf R - - - Ja ii. Die Menge aller stetigen Funktionen auf R - - - Ja iii. Die Menge aller stetigen Funktionen auf Rd - - - Ja iv. Die Menge aller stetig differenzierbaren Funktionen auf R - - - Ja v. Die Menge aller stetigen Funktionen, die Eins in Null sind. - - - Nein vi. Die Menge aller n × m Matrizen. - - - Ja vii. Die Menge aller Folgen mit nur endlich vielen Folgengliedern ungleich Null. - - - Ja Definition 0.2. Bezeichne mit (a) `∞ = `∞ (R) die Menge aller beschränkten Folgen in R. (b) cc = cc (R) die Menge aller Folgen mit höchstens endlich vielen Gliedern ungleich Null. ∞ P p (c) `p = `p (R) = x ∈ `∞ : |xn | < ∞ für p ∈ [1, ∞) n=1 (d) dp (x, y) = ∞ P |xn − yn | p p1 für x ∈ `p . n=1 2. Überprüfe (a) welche der Mengen Rd , `∞ , cc , `p ist Teilmenge einer der anderen Mengen. Beweis. Elemente x = (x1 , . . . , xd ) ∈ Rd indentifizieren wir mit x = (x1 , . . . , xd , 0, . . . ) und erhalten damit die Inklusionskette Rd ⊂ cc (R) ⊂ `p (R) ⊂ `∞ (R). Alle Inklusionen sind hierbei echt. Die erste Inklusion ist klar und diese ist echt, da x = (x1 , . . . , xd , 1, 0, . . . ) zwar in cc (R) liegt, jedoch nicht in Rd . Für die zweite Inklusion sei x = (x1 , . . . , xN , 0, . . . ) ∈ cc (R). Dann ist die Summe dp (x, 0)p = ∞ X n=1 |xn |p = N X |xn |p < ∞ n=1 endlich und somit gilt x ∈ `p (R). Diese Inklusion ist echt, weil die Folge x = n1α n∈N für α > p1 zwar in `p (R) liegt, jedoch nicht in cc (R). Dieses rechnen wir nochmal kurz nach: ∞ ∞ X 1 p X 1 1 = < ∞ ⇐⇒ αp > 1 ⇐⇒ α > . nα pα n p n=1 n=1 Für die letzte Inklusion sei x = (xn )n∈N ∈ `p (R). Da die Reihe über |xn |p konvergiert, muss diese eine Nullfolge sein. Damit ist auch (xn )n∈N eine Nullfolge und insbesondere beschränkt. Diese Inklusion ist echt, weil die konstanten Folgen zwar beschränkt sind, aber keine Nullfolgen und somit insbesondere nicht summierbar sind (bis auf xn = 0, ∀n ∈ N). (b) Ob `1 mit der Metrik d1 vollständig ist. Beweis. (n) Dieser Raum ist vollständig. Für den Beweis sei x(n) = (xk )k∈N ∈ `1 (R) eine Cauchy-Folge von absolut summierbaren Folgen. Sei ε > 0 und N ∈ N so gewählt, dass für n, m ≥ 0 d1 (x(n) , x(m) ) < ε gilt. Wegen der Abschätzung (n) (m) |xk − xk | ≤ ∞ X (n) |xj (m) − xj | = d1 (x(n) , x(m) ) < ε (1) j=1 (n) ist daher für jedes k ∈ N die Folge (xk )n∈N reeller Zahlen eine Cauchyfolge. Da R mit | · | (n) vollständig ist gibt es einen Grenzwert xk ∈ R mit |xk − xk | → 0, n → ∞. Dieses definiert uns eine Folge x = (xk )k∈N und wir müssen nur noch x ∈ `1 sowie d1 (x, x(n) ) → 0, n → ∞ zeigen. Dazu sei M ∈ N beliebig. Es gilt dann mit demselben N wie in (1) für n, m ≥ N M X j=1 (n) |xj (m) − xj |≤ ∞ X (n) |xj (m) − xj | = d1 (x(n) , x(m) ) < ε. j=1 Da die Summe auf der linken Seite endlich ist erhalten wir mit den Grenzwertsätzen durch Grenzübergang m → ∞ M X (n) |xj − xj | ≤ ε. j=1 Da in der Summe alle Summanden positiv sind, ist die Summe monoton wachsend in M und wir können dort zum Grenzwert M → ∞ bzw. zum Supremum übergehen. Zusammenfassend haben wir dann für n ≥ N die Ungleichung d1 (x, x(n) ) = ∞ X (n) |xj − xj | ≤ ε. j=1 Da ε > 0 beliebig war folgt d1 (x, x(n) ) → 0 und für n ≥ N auch x − x(n) ∈ `1 . Da `1 ein Vektorraum ist gilt auch x = (x − x(n) ) + x(n) ∈ `1 wegen x(n) ∈ `1 . Bemerkung 0.3. i. Für eine Folge (xn )n∈N ⊂ X und x ∈ X gelte kxn − xkX → 0. Ist y ∈ X fest, so folgt aus der umgekehrten Dreiecksungleichung |kxn − ykX − kx − ykX | ≤ k(xn − y) − (x − y)kX = kxn − xkX → 0. Wo haben wir dieses im obigen Beweis benutzt? ii. Wir haben auch die folgende Tatsache verwendet. Sind an , bn konvergente Folgen reeller Zahlen mit an → a und bn → b und gilt an ≤ bn so folgt a ≤ b. Dieses sichert uns zu das wir bei Abschätzungen zum Grenzwert übergehen können. Dieses haben wir mit bn = ε > 0 benutzt. (c) Ob X = R mit der Metrik d(x, y) = |x − y| vollständig ist. Beweis. Sei (xn )n∈N eine Cauchy-Folge in R. Dann ist diese beschränkt und da jede nach oben beschränkte Menge eine obere Schranke in R besitzt folgt die Existenz der Zahlen ξ n = sup {xm : m ≥ n}. Diese sind monoton fallend und beschränkt, da (xn )n∈N beschränkt ist. Also konvergiert ξ n → ξ = inf {ξ n : n ∈ N} ∈ R welches wiederrum wegen dem Vollständigkeitsaxiom existiert. Nach Definition ist der Grenzwert gerade aber der Limes superior, also ξ = lim sup xn und dieser ist ein Häufungspunkt von (xn )n∈N . Da eine Cauchyfolge nur einen Häufungspunkt haben kann folgt xn → ξ. Bemerkung 0.4. 1. Im Grunde haben wir lediglich festgestellt, dass eine Cauchyfolge beschränkt ist und anschliessend den Satz von Bolzano-Weierstraß benutzt. 2. Ist (xn )n∈N ⊂ X eine Cauchy-Folge, so besitzt diese maximal einen Häufungspunkt. Denn sind a, b ∈ X Häufungspunkte, so gibt es nach Definition Teilfolgen xnk → a und xnl → b. Für ein ε > 0 beliebig und grosse k, l ∈ N ( wie gross um genau zu sein? ) folgt somit ka − bkX ≤ ka − xnk kX + kxnk − xnl kX + kxnl − bkX < ε ε ε + + = ε. 3 3 3 Da ε > 0 beliebig war muss somit ka − bkX = 0 gelten, also a = b. 3. Besitzt eine Cauchy-Folge einen Häufungspunkt, so konvergiert diese gegen den Häufungspunkt. Sei dazu (xn )n∈N ⊂ X eine Cauchy-Folge und (xnk )k∈N eine gegen a ∈ X konvergente Teilfolge. Dann folgt die Behauptung aus der Abschätzung kxn − akX ≤ kxn − xnk kX + kxnk − akX für hinreichend grosse n, nk .