Kapitel 3 Neurologische Grundlagen der Entwicklung

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Kapitel 3
Neurologische Grundlagen
der Entwicklung
Der Beitrag beschäftigt sich mit den neurologischen Grundlagen von Entwicklung.
Die Ausführungen sollen den Leser in die Lage versetzen, Korrespondenzen zwischen spezifischen Aspekten der Verhaltensentwicklung und Phasen der Hirnreifung in definierten Arealen zu verstehen. Dabei werden folgende Aspekte erörtert:
Wie ist unser Gehirn aufgebaut? Anatomisch lässt sich das Gehirn zunächst in zwei
große Abschnitte gliedern: das Großhirn und den Hirnstamm. Das Groß- oder
Endhirn gliedert sich in vier Bereiche (Lappen) und ist vom Neocortex bedeckt.
Weitere wichtige Strukturen des Großhirns sind das Corpus callosum, das limbische
System und die Basalganglien. Als Hirnstamm bezeichnet man zusammenfassend
das Zwischen-, Mittel und Hinterhirn sowie das verlängerte Rückenmark. Die Hirnstamm-Abschnitte bestehen wiederum aus einzelnen Teilstrukturen. Auf einer
funktionalen Ebene lassen sich Areale des Neocortex dahingehend beschreiben, welche Art von Informationen jeweils verarbeitet werden, und auf welcher hierarchischen Stufe die Verarbeitung erfolgt. Nervenzellen bilden die Bausteine der einzelnen Gehirnbereiche. Jedes Neuron weist verschiedene Bestandteile (Dendriten,
Zellkörper, Axon) auf, die auf die Aufnahme oder Weiterleitung von Informationen
spezialisiert sind.
Wie gewinnt man Daten zur Gehirnentwicklung? Verschiedene Methoden vermitteln Erkenntnisse über den Aufbau und die Arbeitsweise des Gehirns. Während Gehirnschnitte und die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) anatomische Veränderungen des sich entwickelnden Gehirns ermitteln können, erlauben moderne
bildgebende Verfahren die Erfassung der Gehirnaktivität, während ein Proband verschiedene Aufgaben bearbeitet. Die funktionelle Magnet-Resonanz-Tomographie
(fMRT), die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die NahinfrarotSpektroskopie (NIRS) erfassen dabei neuronale Aktivität über Veränderungen des
cerebralen Blutflusses. Die Elektro- und die Magnet-Encephalographie (EEG bzw.
MEG) messen dagegen Auswirkungen von Veränderungen der neuronalen Aktivität, die sich an der Schädeloberfläche widerspiegeln. Jedes dieser Verfahren bietet
gewisse Vor- und Nachteile, so dass die Eignung für entwicklungspsychologische
Fragestellungen jeweils einzeln bewertet werden muss.
Was weiß man über die Reifung des Gehirns? Die Entwicklung des Gehirns beginnt
bereits in der zweiten Schwangerschaftswoche und setzt sich bis ins Erwachsenenalter fort. Vor der Geburt entstehen die zukünftigen Neurone durch Teilung von
Stammzellen (Mitose) und wandern an ihren Bestimmungsort im Gehirn (Migra-
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© Oerter Montada (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. 6., vollst. überarb. Auflage. Weinheim: Beltz PVU, 2008
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tion). Die Schichten des Neocortex bilden sich dabei von innen nach außen. Nach
der Migration wachsen die Fortsätze der Neuronen (Dendriten und Axone), es bilden sich Verbindungen zwischen Neuronen (Synaptogenese) und die Axone werden
teilweise mit einer Myelinschicht isoliert. Diese Prozesse dauern bis in die postnatale
Zeit an. Hierbei laufen Auf- und Abbauprozesse gleichzeitig ab, was zu einer erfahrungsabhängigen Selektivität der gebildeten Verknüpfungen führt. Schädigende
Einflüsse können die Entwicklung des zentralen Nervensystems bereits während der
Schwangerschaft beeinträchtigen.
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© Oerter Montada (Hrsg.): Entwicklungspsychologie. 6., vollst. überarb. Auflage. Weinheim: Beltz PVU, 2008
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