KLINIK FÜR ORTHOPÄDIE UND TRAUMATOLOGIE Risiken bei und Revisionsoperationen nach einem Kniegelenkersatz Risiken bei und Revisionsoperationen nach einem Kniegelenkersatz Was sind die Risiken beim Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks? Nebst den allgemeinen Operationsrisiken (Venenthrombose, Embolie, Blutung, Allergie gegen Medikamente usw.), die bei jedem Eingriff bestehen, kann das Einsetzen einer Knieprothese spezifische Probleme verursachen. Grundsätzlich wissen wir heute, dass etwa 20% der Patienten auch ein Jahr nach Einsetzen der Knieprothese noch Beschwerden (meist Schmerzen) haben und etwa die Hälfte davon mit der Operation nicht zufrieden ist. Oft findet man trotz intensiven Abklärungen keine Ursache für die Beschwerden. Die häufigsten Ursachen von Komplikationen sind Implantatlockerungen, Infektionen und eine Instabilität des Gelenks (siehe unten). Nervenschädigungen oder chronische Schmerzen mit oder ohne Beweglichkeitseinschränkung (Morbus Sudeck, Arthrofibrose), deren Ursache häufig unklar ist, treten sehr selten auf. Nervenschädigungen mit der Folge einer bleibenden Lähmung sind ebenfalls sehr selten, lassen sich aber nicht mit letzter Sicherheit ausschliessen. Das Risiko einer Nervenschädigung ist insbesondere bei Patienten gross, bei denen eine ausgeprägte XBein-Fehlstellung korrigiert wird, da es durch die Begradigung des Beins zur Dehnung eines Nervs kommen kann. Am häufigsten wird der sogenannte Nervus peronaeus geschädigt. Bei seinem Ausfall kann es zu Gefühlsstörungen an Fuss oder Unterschenkel kommen, im schlimmsten Fall sogar zu einer Lähmung, welche das Anheben des Fusses verunmöglicht. Der Nerv kann sich erholen, und damit kann die Lähmung vollständig zurückgehen. In seltenen Fällen bleibt die Lähmung bestehen. Chronische Schmerzen (Morbus Sudeck, Arthrofibrose) nach dem Einsetzen eines künstlichen Kniegelenks – mit oder ohne Beweglichkeitseinschränkung – sind zwar selten, allerdings auch sehr schwer zu behandeln. In erster Linie geht es in solchen Fällen darum, den Grund für die Schmerzen herauszufinden. Findet sich keine Ursache, gilt es, die Schmerzen so gut wie möglich mit Medikamenten oder durch äusserliche Massnahmen zu lindern. In diesem Zusammenhang kann es auch zu einer Einschränkung der Beweglichkeit kommen. Bei einer solchen Gelenksteife kann nach Abklingen der akuten Schmerzen die Beweglichkeit des Kniegelenks über eine Operation verbessert werden. Was bedeutet eine Lockerung der Knieprothese? Ein Kunstgelenk am Knie hält durchschnittlich 15 bis 20 Jahre, es kann aber auch schon deutlich früher zu einer Lockerung kommen. Sie tritt meist langsam auf und führt zu Schmerzen im Gelenk. In solchen Fällen kann ein Prothesenwechsel notwendig werden. Was bedeutet eine Instabilität der Knieprothese? Beim Einsetzen des Kunstgelenks muss der Operateur darauf achten, dass die Seitenbänder gut ausbalanciert sind. Dies ist gerade bei stärkeren O- und X-Beinen nicht so einfach. Sehr selten einmal kann es während der Operation auch zu einer Verletzung eines Bandes kommen. Nach dem Eingriff kann dann eine zunehmende Instabilität eines oder mehrerer Bänder auftreten. Gerade bei älteren Patienten ist dann oft der Wechsel der Prothese gegen eine eines stabileren Typs notwendig. Bei jüngeren Patienten kann ein Band manchmal operativ rekonstruiert werden, wenn auch nur selten. Was bedeutet die Infektion einer Knieprothese? Die Infektion einer Knieprothese, wie sie in den ersten Wochen nach der Operation oder auch erst nach Jahren auftreten kann, ist eine schwerwiegende Komplikation. Im schlimmsten Fall muss die Prothese entfernt und für mehrere Wochen ein antibiotikagefüllter Zementersatz eingesetzt werden. Erst nach sicherer Abheilung des Infekts, welche durch zusätzliche Antibiotikagabe mittels Infusion oder über Tabletten unterstützt wird, kann – oft erst nach Wochen oder Monaten – die erneute Implantation einer Prothese in Betracht gezogen werden. Oft führt diese Behandlung zum Erfolg; ein Restrisiko des Wiederaufflammens der Infektion bleibt jedoch immer bestehen. Gibt es eine Allergie gegen die Knieprothese? Diese Frage kann nicht schlüssig geklärt werden. Zum einen gibt es keine eindeutige Abklärung, um eine solche Allergie festzustellen, zum anderen ist nicht klar, wie die Beschwerden genau aussehen würden, sollte es diese Allergie geben. Eine Allergie auf der Haut (z.B. gegen Nickel, wie sie bei ca. 15% der Bevölkerung auftritt) ist jedoch sicherlich nicht dasselbe wie eine Allergie gegen ein Implantat. Es gibt zwar niedrigallergene Prothesen mit spezieller Beschichtung, die allerdings auch wieder Nachteile mit sich bringen. Wie funktioniert der Wechsel einer Knieprothese? Falls aufgrund einer Lockerung oder einer Infektion der Wechsel einer Knietotalprothese notwendig ist, muss die sogenannte Revisionsprothese der oft schwierigen Situation (Knochenverlust oder Fehlen der Bandstabilität) gerecht werden. Die Revisionsprothesen sind in sich enger geführt (weniger Abwinkelung), da die Funktion der Seitenbänder z.T. kompensiert werden muss. Da dabei mehr Reibund Scherkräfte auftreten, müssen sie mit einem längeren Schaft in den Markräumen von Oberschenkelknochen und Schienbein verankert werden. Dies bedeutet eine ausgedehntere Operation mit höherem Blutverlust. Der Ersatz einer Teilprothese durch eine Totalprothese ist relativ einfach und kann meist mit einer Standardprothese erfolgen. Was passiert, wenn eine Knieprothese nicht mehr ausgewechselt werden kann? Ein künstliches Kniegelenk kann grundsätzlich mehrere Male ausgewechselt werden. Entscheidungsfaktoren sind die knöchernen Verhältnisse, die Hautverhältnisse oder das Auftreten oder Andauern einer Infektion. In einer solchen schwierigen Lage, die zum Glück sehr selten ist, kann unter Umständen die Knieversteifung die einzige Lösung sein, um den Patienten wieder gehfähig zu machen. Gerade bei Infektionen, denen mit allen Mitteln nicht beizukommen ist, ist dieses Vorgehen manchmal notwendig. Eine Beinverkürzung von einigen Zentimetern muss dabei immer in Kauf genommen werden. In ganz seltenen Fällen ist die Amputation des Beines oberhalb des Kniegelenks notwendig. KANTONSSPITAL WINTERTHUR Brauerstrasse 15 Postfach 834 8401 Winterthur Tel.052 266 21 21 [email protected] www.ksw.ch Kontakt Departement Chirurgie Klinik für Orthopädie und Traumatologie PD Dr. med. Peter Koch Stv. Direktor Departement Chirurgie Chefarzt Klinik für Orthopädie und Traumatologie Leiter Kniechirurgie Sekretariat Telefonische Auskünfte und Terminvereinbarungen Montag–Freitag, 8.30–12.00 und 13.00–16.30 Uhr Privatsprechstunde Tel. 052 266 29 79 Fax 052 266 45 10 [email protected] 9/2014 Spezialsprechstunde Tel. 052 266 29 58 Fax 052 266 45 10 [email protected]