HIV-Therapie

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HIV-Therapie
Deutsch
Erste Auflage –
2010
Impressum
Erste deutsche Auflage – 2010
Textgrundlage: Vierte englische Auflage –
2008
Übersetzung: Holger Sweers, Deutsche
AIDS-Hilfe e. V.
www.aidshilfe.de
Inhalt and Gestaltung wurden vom NHS
Pan-London HIV Prevention Programme und
dem Department of Health (Großbritannien)
finanziell unterstützt, das Projekt der
Übersetzungen in verschiedene Sprachen von
Merck, Sharp und Dohme.
Die in dieser Broschüre enthaltenen
Informationen entsprechen den aktuellen
europäischen Leitlinien für die HIV- und
Tbc-Behandlung. Eine PDF-Version steht
unter www.aidsmap.com zum Download
zur Verfügung.
HIV-Therapie
Die Informationen in dieser Broschüre basieren auf aktuellen Leitlinien für die HIV-Therapie. Neben
den europäischen Leitlinien (herausgegeben von der European AIDS Clinical Society) gibt es in vielen
Ländern auch nationale Leitlinien, die davon leicht abweichen können.
Solche Leitlinien sind kein „Rezeptbuch“ für die Behandlung. Jeder Mensch mit HIV braucht seine ganz
persönliche medizinische Versorgung, die sich an der Entwicklung und dem gegenwärtigen Zustand
seiner Gesundheit und an weiteren Faktoren aus seinem alltäglichen Leben orientiert.
Die Forschung im HIV-Bereich schreitet oft ungewöhnlich schnell voran – Leitlinien können daher
immer nur den zum Zeitpunkt ihrer Erarbeitung gültigen Stand des Wissens über die HIV-Infektion
und ihre bestmögliche Behandlung wiedergeben.
Diese Broschüre soll Ihnen dabei helfen, mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über die
Therapiemöglichkeiten zu sprechen und mögliche Fragen zu formulieren. Sie kann und will
dieses Gespräch keineswegs ersetzen.
Inhalt
Wie sieht die HIV-Therapie aus?
1
Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
1
OOBehandlung bei „frischer“ HIV-Infektion
OOBehandlung bei chronischer Infektion ohne Symptome
OOBehandlung bei Symptomen der HIV-Erkrankung oder Aids
2
3
5
Therapiebeginn womit?
6
Die Therapie umstellen
11
OOTherapieumstellung nach mehrfachem Therapieversagen
13
Die Medikamente richtig einnehmen
15
Das Wichtigste in Kürze
18
Wie sieht die HIV-Therapie aus? | Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
Wie sieht die HIVTherapie aus?
Wann sollte man mit
einer HIV Therapie
beginnen?
Die HIV-Infektion kann man mit sogenannten
antiretroviralen Medikamenten behandeln. Um
sicherzustellen, dass eine solche antiretrovirale
Therapie (ART) die HIV-Vermehrung wirksam
und langfristig unterdrückt, setzt man drei
(manchmal auch mehr) HIV-Medikamente
zusammen ein.
Wissenschaftlich ist nicht geklärt, wann
man am besten mit der Einnahme von
HIV-Medikamenten anfangen sollte. Das
bedeutet, dass Sie mit Ihrem Arzt über den zu
erwartenden Nutzen und mögliche Risiken
sprechen sollten, wenn Sie a) bald mit der
Therapie beginnen oder b) noch warten. Nach
heutigem Wissen ist eine Behandlung auf jeden
Fall sinnvoll
Die HIV-Therapie kann die Viren nicht aus dem
Körper entfernen. Sie kann aber die Gesundheit
stabilisieren und die Lebenserwartung
erhöhen, denn durch die Unterdrückung der
Virenvermehrung werden auch die schädlichen
Auswirkungen von HIV auf das Immunsystem
reduziert.
OObei HIV-bedingten Symptomen oder Aids
OObei einer CD4-Zellzahl um 350.
1
Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
Behandlung bei „frischer“ HIV-Infektion
Die ersten sechs Monate nach einer
Ansteckung mit HIV bezeichnet man auch
als Primär- oder Primoinfektion. Es ist nicht
erwiesen, dass ein Behandlungsbeginn in
dieser Phase Ihre Chancen auf ein längeres,
gesünderes Leben erhöht. Einige Ärztinnen
und Ärzte sind aber davon überzeugt, dass
diese Phase eine einzigartige, nicht mehr
wiederkehrende Möglichkeit bietet – später sei
das Immunsystem aufgrund der fortdauernden
Schädigung durch HIV immer weniger dazu in
der Lage, das Virus zu bekämpfen.
Außerdem stehen dem potenziellen Nutzen
einer solchen Behandlung auch Risiken
gegenüber: So können Nebenwirkungen
der Medikamente bei Ihnen auftreten
und Ihre Lebensqualität einschränken,
und wenn Ihre Medikamente nicht mehr
richtig gegen das Virus wirken, können sich
medikamentenresistente Viren entwickeln.
Kleinere Studien zum Nutzen und zu den
möglichen Risiken einer Behandlung kurz
nach der Ansteckung mit HIV haben keine
eindeutigen Ergebnisse erbracht. Bei einigen
Patienten, die bereits zu diesem frühen
Zeitpunkt mit einer HIV-Therapie begonnen
haben, konnte die Virusmenge im Blut auf
einem extrem niedrigen Niveau gehalten
werden – selbst nach Beendigung der
Bei den meisten Menschen wird die Infektion
allerdings erst mehrere Monate oder Jahre
nach der Ansteckung festgestellt, zum Beispiel,
weil sie Symptome bekommen.
2
Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
Behandlung bei chronischer Infektion
ohne Symptome
Mit einer HIV-Therapie sollten Sie auf jeden Fall
beginnen, bevor Ihre CD4-Zellzahl unter die
Marke von 200 sinkt. Wenn Sie erst bei einer
CD4-Zellzahl unter 200 mit einer Therapie
anfangen, haben Sie ein höheres Risiko,
kurzfristig schwer zu erkranken oder gar zu
versterben, als bei einem Behandlungsbeginn
bei mehr als 200 CD4-Zellen pro Mikroliter.
Behandlung. Bei anderen hingegen konnte
diese Wirkung nicht erzielt werden. Um hier
mehr Klarheit zu erreichen, wird derzeit eine
große klinische Studie zum Nutzen einer
Behandlung in dieser Phase durchgeführt,
deren Ergebnisse allerdings erst in einigen
Jahren erwartet werden.
Bis dahin wird ein Behandlungsbeginn
kurz nach einer Ansteckung mit HIV nur in
folgenden Fällen empfohlen:
Heute besteht Einigkeit darüber, dass ein
Behandlungsbeginn bei einer CD4-Zellzahl von
etwa 350 von Vorteil ist. Wenn Ihre Helferzellzahl
sich diesem Wert annähert, sollte Ihr Arzt mit
Ihnen über einen Behandlungsbeginn sprechen
und Sie darüber informieren, dass die Leitlinien
für diese Situation den Start einer Therapie
OObei aidsdefinierenden Krankheiten
OObei HIV-bedingten neurologischen Problemen
OOwenn die CD4-Zellzahl drei Monate oder
länger unter 200 liegt.
3
Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
empfehlen, sobald Sie dazu bereit sind. Es gibt
zahlreiche wissenschaftliche Belege dafür, dass
ein Therapiebeginn bei einer Helferzellzahl um
die 350 Ihr Risiko für HIV-bedingte und andere
schwere Krankheiten (Herz-, Nieren- und
Lebererkrankungen sowie einige Krebsarten)
senkt.
OOälter als 50 Jahre
OOerhöhtes Risiko für Herzerkrankungen
OOin Beziehung mit einem HIV-negativen Partner
lebend.
Einige Ärzte halten einen Behandlungsbeginn
zu diesem Zeitpunkt auch für Menschen
afrikanischer Herkunft mit Nierenproblemen
für angeraten.
Besonders angeraten ist ein
Behandlungsbeginn bei 350 CD4-Zellen für
Patienten, auf die Folgendes zutrifft:
Wenn man Ihnen zum Therapiebeginn rät, Sie
sich aber dagegen entscheiden, sollten Sie
Ihre Entscheidung regelmäßig überprüfen und
Ihre CD4-Zellzahl und Viruslast häufiger als
normalerweise empfohlen kontrollieren lassen.
OOViruslast von über 100.000 Kopien
OOrapide sinkende CD4-Zellzahl (80 Zellen oder
mehr pro Jahr)
OOHIV-bedingte Krankheiten
OOKoinfektion mit Hepatitis-B- oder HepatitisC-Virus
4
Wann sollte man mit einer HIV Therapie beginnen?
Behandlung bei Symptomen der
HIV-Erkrankung oder Aids
Bei einer aidsdefinierenden Erkrankung
(Infektion oder Krebs) sollte im Allgemeinen
mit einer HIV-Behandlung begonnen werden.
Eine Ausnahme stellt die Tuberkulose (Tbc)
dar, solange die CD4-Zellzahl über 350 liegt
(weitere Informationen dazu bietet die NAMBroschüre HIV und Tuberkulose).
(einem sogenannten entzündlichen
Immunrekonstitutionssyndrom), wenn man
HIV und andere Infektionen in zeitlicher Nähe
behandelt.
Wenn bei Ihnen ein Lymphom festgestellt
wurde, sollten Sie mit einer HIV-Behandlung
beginnen, sobald die Chemotherapie anfängt.
In der Regel wird man die HIV-Therapie
allerdings erst dann beginnen, wenn
die Behandlung der anderen Infektion
erfolgreich abgeschlossen wurde: Anti-HIVMedikamente und weitere Medikamente
können Wechselwirkungen haben, und
außerdem kann es zu einer Reihe sehr
unangenehmer Symptome kommen
5
Therapiebeginn womit?
Therapiebeginn womit?
Truvada (dieses Präparat enthält FTC und
Tenofovir) oder Kivexa (Abacavir plus 3TC).
Die Standard-Behandlung für Patienten,
die zum ersten HIV-Medikamente
nehmen, besteht aus einer Kombination
(auch „Therapieregime“ genannt) aus drei
antiretroviralen Medikamenten.
Efavirenz hat sich als langfristig sehr wirksam
gegen HIV erwiesen, hat relativ wenig
Nebenwirkungen und ist leicht einzunehmen.
Ein großer Nachteil von Efavirenz ist
allerdings, dass HIV relativ schnell dagegen
resistent (= unempfindlich) wird – aus diesem
Grund ist es wichtig, es zusammen mit
zwei anderen Medikamenten einzusetzen.
Außerdem kann Efavirenz neurologische
Nebenwirkungen haben, z. B. zu heftigen
Träumen, Orientierungsschwierigkeiten oder
Depressionen führen. Diese Nebenwirkungen
verschwinden normalerweise nach wenigen
Wochen wieder, stellen aber für einige
Empfohlene Kombination für den Start: ein
NNRTI plus zwei NRTIs
Für den Start der HIV-Therapie wird man Ihnen
in der Regel eine Kombination aus dem NichtNukleosidalen Reverse-Transkriptase-Inhibitor
(NNRTI) Efavirenz (Sustiva oder Stocrin) oder
dem NNRTI Nevirapin (Viramune) mit einem
Kombinationspräparat aus zwei Nukleosidalen/
Nukleotidalen Reverse-TranskriptaseInhibitoren (NRTIs) empfehlen, entweder
6
Therapiebeginn womit?
Patienten ein länger anhaltendes Problem dar.
von Efavirenz nicht zurechtkommen, stellt
Nevirapin eine Option dar.
Wenn Sie eine Schwangerschaft planen oder
nicht ausschließen, sollten Sie Efavirenz nicht
einnehmen, da das theoretische Risiko einer
Schädigung des Embryos besteht. Wenn Sie
unter einer Therapie mit Efavirenz schwanger
werden, sollten Sie so schnell wie möglich mit
Ihrem behandelnden HIV-Arzt besprechen,
was zu tun ist.
Nevirapin kann zu Hautausschlag und
potenziell gefährlichen Leberproblemen
führen. Um das Risiko dieser Nebenwirkungen
zu senken, sollten Frauen keine HIV-Therapie
mit Nevirapin beginnen, solange ihre CD4Zellzahl über 250 liegt, und Männer nicht mit
der Einnahme des Medikaments anfangen,
solange ihre Helferzellzahl über 400 liegt.
Eine Alternative zu Efavirenz stellt der
NNRTI Nevirapin (Viramune) dar. Besonders
empfohlen wird er unter anderem für Frauen,
die schwanger werden möchten, da dieses
Medikament auch in der Schwangerschaft
eingesetzt werden kann. Auch für Patienten,
die mit den neurologischen Nebenwirkungen
Weitere empfohlene Kombination:
ein geboosteter Protease-Inhibitor plus
zwei NRTIs
Eine Alternative zu einem NNRTI ist ein
geboosteter Protease-Inhibitor: Die Wirkung
gegen HIV wird hier durch eine geringe Menge
7
Therapiebeginn womit?
Ritonavir (ebenfalls ein PI) verstärkt. Besonders
empfehlenswert sind geboostete ProteaseInhibitoren, wenn Sie
diesen Umständen ist das Risiko einer
Resistenzentwicklung bei einem geboosteten
Protease-Inhibitor geringer als bei Efavirenz.
OOResistenzen gegen NNRTIs oder NRTIs
entwickelt haben
Zu den empfohlenen geboosteten ProteaseInhibitoren gehören
OOschwanger sind oder eine Schwangerschaft
planen
OOAtazanavir (Reyataz) plus Ritonavir
OODarunavir (Prezista) plus Ritonavir
OOnicht mit den neurologischen
Nebenwirkungen von Efavirenz
zurechtkommen oder schon einmal eine
Depression hatten
OOLopinavir/Ritonavir (Kaletra); dies ist der
einzige geboostete Protease-Inhibitor,
der Ritonavir in derselben Tablette gleich
„mitbringt“
OOwahrscheinlich Schwierigkeiten mit
der regelmäßigen Einnahme Ihrer HIVMedikamente haben werden; unter
OOSaquinavir (Invirase) plus Ritonavir.
8
Therapiebeginn womit?
Bevorzugte NRTIs
Für den Therapiebeginn werden bevorzugt
zwei Kombinationspräparate verschrieben:
Die Alternative heißt Kivexa, ein
Kombinationspräparat aus Abacavir und 3TC.
es zu einer schweren allergischen Reaktion
(Hypersensitivitätsreaktion). Das hat mit
einem Gen namens HLA B*5701 zu tun. Vor
dem Beginn einer HIV-Therapie mit Abacavir
sollte daher mit einem Gentest festgestellt
werden, ob dieses Gen bei Ihnen vorliegt
– ist das der Fall, dürfen Sie Abacavir nicht
einnehmen. Fällt der Test negativ aus, ist
eine allergische Reaktion bei Ihnen dagegen
unwahrscheinlich. Wenn aber nach dem Beginn
der Einnahme von Abacavir Symptome wie
Hautausschlag, Bauchschmerzen, Übelkeit
und allgemeines Unwohlsein auftreten, sollten
Sie sich so schnell wie möglich an Ihren HIVSpezialisten wenden.
Bei etwa 5 bis 8 % der Patienten, die eine
Behandlung mit Abacavir beginnen, kommt
Kivexa ist auch langfristig sehr wirksam gegen
HIV und zudem leicht einzunehmen. Allerdings
Truvada enthält FTC (Emtricitabin, Emtriva)
und Tenofovir (Viread). Beide Medikamente
sind auch langfristig sehr wirksam gegen HIV
und leicht einzunehmen. Allerdings gibt es
Hinweise darauf, dass Tenofovir mit einem
erhöhten Risiko für Nierenerkrankungen
verbunden ist, vor allem bei Patienten, die
bereits Probleme mit den Nieren haben.
9
Therapiebeginn womit?
gibt es Hinweise darauf, dass bei hoher
Ausgangsviruslast die Wahrscheinlichkeit,
die Zahl der Viren im Blut unter die
Nachweisgrenzen zu senken, geringer ist als
beim Einsatz von Tenofovir. Bei hoher Viruslast
sollte man Kivexa daher nicht einsetzen.
Kivexa wird auch als Alternative zu Truvada
empfohlen, und zwar vor allem für Patienten
mit Nierenproblemen oder einem erhöhten
Risiko für Nierenerkrankungen.
Combivir (AZT plus 3TC) wird nicht für den
Therapiebeginn empfohlen, weil AZT mit
Fettschwund (Lipoatrophie) in Verbindung
steht. Eine gute Wahl kann Combivir allerdings
für Frauen sein, die schwanger sind oder
schwanger werden möchten, da AZT sehr
erfolgreich HIV-Übertragungen von der Mutter
auf das Kind verhindert.
Eine große Studie hat Abacavir mit einem
erhöhten Herzinfarktrisiko in Verbindung
gebracht, vor allem bei Patienten, bei denen
bereits andere Risikofaktoren vorliegen.
Die Aussagekraft dieser Studienergebnisse
ist allerdings sehr begrenzt, insbesondere
deshalb, weil nicht auch das Herzinfarktrisiko
bei Behandlung mit Tenofovir oder FTC
ermittelt wurde.
10
Die Therapie umstellen
Die Therapie umstellen
– solange für den betreffenden Patienten noch
Medikamente zur Verfügung stehen, die dieses
Ziel wahrscheinlich erreichen können.
Ziel der HIV-Therapie ist eine nicht mehr
nachweisbare Viruslast (das heißt bei den
heute meist eingesetzten Tests weniger als 50
Viruskopien pro Milliliter Blut).
Von einem Therapieversagen spricht man auch
dann, wenn Ihre Viruslast zunächst unter die
Nachweisgrenze gefallen ist, dann aber bei
zwei Viruslastmessungen, die mindestens zwei
Wochen auseinander liegen, eine Viruslast von
mehr als 50 Viruskopien/ml ermittelt wird.
Liegt Ihre Viruslast über dieser „Nachweisgrenze“,
heißt das, dass HIV sich weiterhin vermehrt. Es
kommt vor, dass Ihre Viruslast zunächst unter die
Nachweisgrenze fällt, dann aber wieder ansteigt.
Wenn bei zwei aufeinander folgenden Tests
wieder HIV nachgewiesen werden kann, sollten
Sie die Therapie umstellen (= die Medikamente
wechseln).
Wenn noch Medikamente zur Verfügung stehen,
die Ihre Viruslast unter die Nachweisgrenze
senken können und wenn Sie diese
Medikamente wahrscheinlich gut vertragen und
auch entsprechend den Therapievorschriften
einnehmen können, sollten Sie eine
Therapieumstellung in Betracht ziehen.
Senkt eine Behandlung die Viruslast nicht unter
die Nachweisgrenze, sollte man sie umstellen
11
Die Therapie umstellen
Bei der Auswahl der neuen Medikamente
sollten auch die Ergebnisse von Resistenztests
sowie Ihre bisherige Behandlungsgeschichte
herangezogen werden.
Therapietreue, Krankheiten oder Impfungen.
Regelmäßig auftretende Blips können auf
ein erhöhtes Risiko eines Therapieversagens
hinweisen.
Hin und wieder kann es vorkommen, dass
die Viruslast knapp über die Nachweisgrenze
steigt, bei der nächsten Messung aber
wieder darunter liegt; man spricht hier auch
von einem „Blip“. Bei einem solchen Blip
sollte Ihre Viruslast so bald wie möglich –
idealerweise innerhalb von zwei Wochen
– erneut gemessen werden. Auch wenn
ein einmaliger Blip möglicherweise auf ein
Problem bei der Viruslastmessung zurückgeht,
sollte man immer auch an andere mögliche
Ursache denken, etwa Wechselwirkungen
zwischen Medikamenten, Probleme mit der
Wenn Sie aufgrund von Nebenwirkungen Ihre
Therapie umstellen wollen und die Viruslast
unter 50 Kopien/ml liegt, reicht es aus, lediglich
dasjenige Medikament oder diejenigen
Medikamente auszutauschen, welches/welche
die Probleme verursacht/verursachen.
Bei einem Therapieversagen aufgrund
von Schwierigkeiten mit der regelmäßigen
Medikamenteneinnahme (Adhärenz) sollte
Ihr behandelnder Arzt auf Medikamente
umstellen, die Sie leichter einnehmen können,
und Ihnen Unterstützung anbieten.
12
Die Therapie umstellen
Therapieumstellung nach mehrfachem
Therapieversagen
Die Ärzte unterscheiden in der Regel zwischen
Patienten, die zum ersten Mal eine Therapie
umstellen müssen, weil Ihre Medikamente
die Viruslast nicht unter die Nachweisgrenze
senken oder weil die Viruslast wieder ansteigt,
und solchen Patienten, bei denen das schon
häufiger nötig war.
Markt gekommen, gegen die HIV nicht so
leicht resistent wird wie gegen viele ältere
Medikamente. Einige dieser neuen Medikamente
haben einen völlig anderen Wirkmechanismus
und stellen daher wichtige Behandlungsoptionen
insbesondere für solche Patienten dar, die bereits
mit vielen verschiedenen HIV-Medikamenten
behandelt worden sind und bei denen sich
medikamentenresistente Virenstämme
entwickelt haben.
Idealerweise sollte Ihre neue Therapie
mindestens zwei, möglichst aber drei
neue Medikamente umfassen, von denen
mindestens eines aus einer der neuen
Medikamentenklassen kommt.
Zu diesen neuen Anti-HIV-Medikamenten
gehören:
OODarunavir (Prezista)/Ritonavir.
OOMaraviroc (Celsentri).
OORaltegravir (Isentress).
OOEtravirin (Intelence).
In den letzten Jahren ist eine ganze Reihe
neuer Anti-HIV-Medikamente auf den
13
Die Therapie umstellen
T-20 (Enfuvirtide, Fuzeon) ist bereits länger auf
dem Markt, für bestimmte Patientengruppen
aber nach wie vor eine wichtige
Behandlungsoption.
Sterberisikos. In diesem Fall ist dann in der
Regel auch die Stabilisierung der CD4-Zellzahl
ein gleichwertiges Ziel.
„Therapiepausen“ (häufig auch „strukturierte
Therapieunterbrechungen“ genannt) werden
nicht empfohlen.
Unter den meisten Ärzten besteht heute
Konsens darüber, dass jede HIV-Therapie
die Viruslast unter die Nachweisgrenze
senken sollte und dass man dieses Ziel mit
verbesserten Behandlungsstandards (zum
Beispiel mit dem Einsatz von Resistenztests
und mithilfe der neuen Medikamente) auch
erreichen kann.
In bestimmten Fällen kann das erneute
Umstellen auf Medikamente sinnvoll sein, gegen
die HIV bereits Resistenzen entwickelt hat
(„Recycling“). So hat sich zum Beispiel gezeigt,
dass 3TC selbst dann, wenn HIV bereits dagegen
resistent ist, noch einen gewissen hemmenden
Effekt auf die Virusvermehrung hat.
Doch selbst dann, wenn sich Ihre Viruslast
nicht unter die Nachweisgrenze senken lässt,
bedeutet jede Senkung der Virenmenge im
Blut eine Senkung des Erkrankungs- und
Manchmal ist es erforderlich, eine „versagende“
Kombination so lange beizubehalten, bis der
14
Die Medikamente richtig einnehmen
Die Medikamente
richtig einnehmen
behandelnde HIV-Spezialist eine wirksame
neue Kombination ermittelt hat. Dabei
berücksichtigt er sowohl Ihre individuelle
Behandlungsgeschichte als auch Ihr
Resistenzprofil.
Damit die Therapie erfolgreich sein kann, ist
Ihre „Adhärenz“ oder auch „Therapietreue“
sehr wichtig. Das heißt: Sie müssen die
HIV-Medikamente genau nach Vorschrift
einnehmen (zum richtigen Zeitpunkt und
keine Dosis auslassen) und gegebenenfalls
die mit den Medikamenten verbundenen
Ernährungsvorschriften beachten. Ihr Ziel
sollte sein, wirklich jede einzelne Dosis zu
nehmen. Denn schon das Auslassen weniger
Dosen kann zu Resistenzen und damit zum
Therapieversagen führen. Wissenschaftlich ist
nachgewiesen, dass eine Adhärenz über 90 bis
95 % erforderlich ist, damit die Medikamente
richtig wirken. Das heißt: Sie dürfen höchsten
15
Die Medikamente richtig einnehmen
eine Dosis im Monat auslassen, wenn Sie ein
Medikament einmal täglich einnehmen, und
zwei Dosen, wenn Sie ein Medikament zweimal
täglich einnehmen.
OOdie Auswirkungen der Behandlung auf Ihr
Alltagsleben und Ihr Wohlfbefinden
Unterstützung bei der Adhärenz ist ein
wichtiger Teil Ihrer Behandlung. Sie
sollten daher mit Ihrem behandelnden
Arzt regelmäßig, ganz besonders aber zu
Beginn einer neuen Therapie oder bei einer
Therapieumstellung, über die Adhärenz
sprechen, also über Themen wie
OOdas Risiko von Nebenwirkungen und die
Möglichkeiten, mit ihnen umzugehen
OOIhre psychische Gesundheit
OOdie Risiken, vor allem aber den Nutzen der
Therapie
OOdie Informationen, die Sie für die richtige
Einnahme der Medikamente brauchen – auch
in schriftlicher Form.
OOIhre Motivation, mit der Behandlung zu
beginnen und sie fortzuführen
Tablettenboxen, wie man sie häufig auch beim
HIV-Arzt bekommt, können die Therapietreue
verbessern: Sie haben Fächer für jede einzelne
OOIhren Wissensstand in Sachen Adhärenz und
Resistenzentwicklung
16
Die Medikamente richtig einnehmen
Dosis, die Sie nehmen müssen, sodass Sie
leicht den Überblick behalten können, welche
Medikamente Sie schon genommen haben und
welche Sie noch nehmen müssen.
17
Das Wichtigste in Kürze
Das Wichtigste in Kürze
OOWenn Sie bereits viele verschiedene
Medikamente gegen HIV genommen haben,
kommen für Sie möglicherweise einige neue
Medikamententypen in Frage.
OOMenschen mit HIV brauchen immer eine
individuell zugeschnittene Behandlung und
Versorgung.
OODamit die HIV-Medikamente wirken,
muss man sie regelmäßig und korrekt
(entsprechend den Einnahmevorschriften)
einnehmen. Das lässt sich leichter erreichen,
wenn Sie in die Entscheidungen über Ihre
Behandlung eingebunden sind, gut betreut
und unterstützt werden und die Therapie zu
Ihrer ureigenen Sache machen.
OODie heute verfügbaren HIV-Medikamente
können HIV nicht aus dem Körper entfernen.
OOWenn Ihre CD4-Zellzahl etwa 350 erreicht
oder Sie HIV-bedingte Symptome haben,
sollten Sie mit einer HIV-Therapie beginnen.
OOWenn Ihre HIV-Therapie die Viruslast nicht
unter die Nachweisgrenze senkt, sollten Sie
zu Medikamenten wechseln, die dieses Ziel
wahrscheinlich erreichen können.
18
NAM ist eine britische Nonprofit-Organisation
aus dem HIV-Bereich, die eng mit Expertinnen
und Experten aus Medizin, Forschung und
Sozialarbeit sowie mit von HIV betroffenen
Menschen zusammenarbeitet. Wir bieten
gedruckte oder im Internet veröffentlichte
Informationen an (hauptsächlich in englischer
Sprache), zum Beispiel Informationen für
Menschen mit HIV sowie für Praktiker/-innen
aus dem HIV-Bereich.
Diese Broschüre basiert auf einer
durch Copyright geschützten NAMOriginalveröffentlichung. NAM übernimmt
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oder Angemessenheit der Übersetzung.
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