Wahrscheinlichkeitsrechnung und Statistik für Studierende der Informatik PD Dr. U. Ludwig Vorlesung 5 1 / 24 Bernoulliexperiment Bei einem Zufallsexperiment trete das Ereignis A mit der Wahrscheinlichkeit p ein. Das Experiment werde n -mal wiederholt. Sind die Ereignisse A tritt beim i -ten Versuch ein alle vollständig voneinander unabhängig, so heiÿt das Experiment ein n -stuges Bernoulliexperiment. Der Ergebnisraum bei einem n -stugen Experiment ist Ω = {A, A}n . Sei p ({ω}) ω ∈ Ω. Dann ist = p Anzahl der A∈ω · (1 − p )Anzahl der A∈ω . Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass A genau k -mal eintritt ist B n ,p ( k ) = n k Bn,p (k ) heiÿt Binomialverteilung. p k (1 − p )n−k . 2 / 24 Beispiel: Ziehen mit Zurücklegen aus einer Urne mit 2 Farben In einer Urne benden sich N Kugeln, S schwarze und W weiÿe, wobei S + W = N. Aus der Urne werden zufällig n Kugeln gezogen, nach jedem Zug wird die Kugel wieder zurückgelegt. Die Wahrscheinlichkeit, dafür dass genau k schwarze Kugeln gezogen werden ist: p (Anzahl schwarze Kugeln = k) = k n −k n S W k N N . Ziehen ohne Zurücklegen aus der Urne mit schwarzen und weiÿen Kugeln ist hingegen kein Bernoulliexperiment! 3 / 24 § 2. Zufallsvariable und Verteilungsfunktionen 4 / 24 Beispiel Wie groÿ ist beim Würfeln mit 2 Würfeln die Wahrscheinlichkeit die Augensumme 3 zu Würfeln? Wie groÿ ist beim Würfeln mit 2 Würfeln die Wahrscheinlichkeit die Augensumme 4 zu Würfeln? 5 / 24 Diskrete Zufallsvariable Denition 2.1. Sei (Ω, A, p ) ein Wahrscheinlichkeitsraum. Eine Funktion X :Ω→R mit endlichem oder abzählbarem Wertebereich X (Ω) = {x1 , x2 , . . .} heiÿt diskrete Zufallsvariable auf Ω. 6 / 24 Verteilung einer Zufallsvariablen Wir wählen die folgende abkürzende Schreibweise: X = x := {ω ∈ Ω | X (ω) = x }. Denition 2.3 Die Funktion V = VX : X (Ω) x −→ [0, 1] 7 → V (x ) = p (X = x ) heiÿt Verteilung der Zufallsvariablen X . 7 / 24 Verteilung der Zufallsvariablen Augenzahl beim Würfeln mit einem Würfel 8 / 24 Experiment: Würfeln mit 2 Würfeln. Histogramm für die Zufallsvariable Augensumme 9 / 24 Beispiel einer Zufallsvariablen bei einem Bernoulliexperiment Wir betrachten ein n -stuges Bernoulliexperiment mit Wahrscheinlichkeitsraum Ω = {A, A}n . Die Funktion XA : Ω → R ω 7→ Anzahl der A in ω, ist eine Zufallsvariable. Die Verteilung der Zufallsvariablen XA ist V : {0, 1, 2, . . . , n} −→ [0, 1] k 7→ p (XA = k ) = Bn,p (k ). Dies ist gerade die Binomialverteilung. 10 / 24 Binomialverteilung (n=50) 11 / 24 Verteilungsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen Wir wählen die folgende abkürzende Schreibweise: X ≤ x := {ω ∈ Ω | X (ω) ≤ x }. Denition 2.3 Die Funktion F (= FX ) : R −→ [0, 1] X x 7→ F (x ) = p (X ≤ x ) = p (X = xj ) x ≤x j heiÿt Verteilungsfunktion von X . 12 / 24 Experiment: Würfeln mit einem Würfel. Verteilung und Verteilungsfunktion der Zufallsvariablen Augenzahl 13 / 24 Eigenschaften der Verteilungsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen Satz 2.5 Ist X eine diskrete Zufallsvariable mit Wertemenge X (Ω) = {xi | i ∈ N} ⊂ R, so gilt für die zugehörige Verteilungsfunktion F : (a) Ist x (b) lim < y, x →−∞ so gilt F (x ) F (x ) = 0, ≤ F (y ). lim F (x ) x →∞ (Monotonie) = 1. 14 / 24 Eigenschaften der Verteilungsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen (bis) Satz 2.7 Ist F die Verteilungsfunktion einer diskreten Zufallsvariablen X , so gilt für alle reellen Zahlen a < b: (a) p (a < X ≤ b) = F (b) − F (a). (b) p (a < X ) = 1 − F (a). Teil (a) besagt: Für a <b gibt F (b ) − F (a) die Wahrscheinlichkeit dafür an, dass die Zufallsvariable X einen Wert im Intervall ]a, b ] annimmt. 15 / 24 Diskrete unabhängige Zufallsvariable Denition 2.8 Zwei diskrete Zufallsvariable X und Y auf einem Wahrscheinlichkeitsraum X =x und y Ω heiÿen unabhängig, wenn die Ereignisse und Y = y für jedes beliebige Tupel (x , y ) ∈ Y (Ω) unabhängig sind, d.h. wenn gilt: p ((X ∈ X (Ω) = x ) ∩ (Y = y )) = p (X = x ) · p (Y = y ). Sonst heiÿen X und Y Beispiel: mit x abhängig. Experiment: Würfeln mit 2 Würfeln X =Augenzahl Würfel 1, Y = Augenzahl Würfel 2, Z =Augensumme. Die Zufallsvariablen X und Y sind unabhängig, die Zufallsvariablen X und Z sind abhängig. 16 / 24 Stetige Zufallsvariable Verteilungsfunktion F der Zufallsvariablen Stellung des Stundenzeigers einer Uhr 1 12 17 / 24 Basics: Stammfunktionen und Integrale Denition (Stammfunktion) Ist f :R→R gegeben, so heiÿt eine Funktion F :R→R Stammfunktion von f , wenn gilt: F dabei bezeichnet F 0 (x ) = f (x ) für alle x ∈ R, 0 die erste Ableitung von F . 18 / 24 Basics: Stammfunktionen. Beispiele f (x ) xk, k ∈ Q \ {−1} F (x ) 1 k +1 x k +1 + c ex ex − sin x cos x +c cos x sin x +c +c 19 / 24 Basics: Fundamentalsatz der Dierential- und Integralrechnung Fundamentalsatz der Dierential- und Integralrechnung Sind a, b ∈R mit a < b, Zb f (x ) dx a so gilt x =b = F (b) − F (a) =: F (x ) , x =a wobei die linke Seite das bestimmte Integral von f (zwischen a und b) bezeichnet. 20 / 24 Basics: Geometrische Bedeutung des bestimmten Integrals Z b a f (x )dx = (Flächeninhalt Geometrisch misst Rb a blaue Fläche)−(Flächeninhalt gelbe Fläche) f (x ) dx die Fläche zwischen dem Graphen von f und der x -Achse, die von den senkrechten Geraden x x =b =a und begrenzt wird. Dabei werden Flächenstücke unterhalb der x -Achse negativ bewertet. 21 / 24 Basics: Uneigentliche Integrale : R → R mit Stammfunktion ∈ R xiert. Dann heiÿt Sei f a a :R→R gegeben und sei Zb +∞ Z F f (x ) dx := f (x ) dx lim b→+∞ a = lim b→+∞ das uneigentliche Integral von f (zwischen a und F (b ) − F (a) +∞), falls der angegebene Funktionsgrenzwert existiert. Analog deniert man bei Existenz - für beliebiges b Zb Zb f (x ) dx −∞ ∈ R: := f (x ) dx lim a→−∞ a = F (b ) − lim a→−∞ F (a). 22 / 24 Basics: Uneigentliche Integrale. Beispiele Das uneigentliche Integral ∞ Z a x −2 dx = lim h b→∞ − x −1 ib x =a =− lim b b→∞ −1 + a−1 = a−1 existiert. Das uneigentliche Integral Z a ∞ x −1/2 dx = lim b→∞ h 2 · x 1/2 ib x =a = lim b→∞ (2 · b1/2 ) − 2a1/2 = ∞ existiert nicht. 23 / 24 Basics: Gauÿsche Glockenkurve (Carl Friedrich Gauÿ (1777-1855)) Das folgende uneigentliche Integral ist für die Wahrscheinlichkeitstheorie von groÿer Wichtigkeit: 1 √ 2π Z ∞ −∞ 2 x exp − dx = 1. 2 24 / 24