Mittelalter Geschichtlicher Hintergrund:

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Epochenüberblick: Mittelalter
Mittelalter
Geschichtlicher Hintergrund:
Definition: Der Begriff Mittelalter bezeichnet eine Epoche in der europäischen Geschichte zwischen der
Antike und der Neuzeit, die christliche und antike sowie keltische, germanische und slawische
Entwicklungen zusammenführt.
Grundzüge des Mittelalters sind die nach Ständen geordnete Gesellschaft, die gläubig christliche
Geisteshaltung in Literatur, Kunst und Wissenschaft, Latein als gemeinsame Kultur- und Bildungssprache.
Daneben ist die Idee der Einheit der christlichen Kirche (die aber faktisch nach dem großen Schisma mit der
Ostkirche nicht mehr bestand) und ein recht einheitliches Weltbild kennzeichnend für diese Epoche. Die
vorherrschende Gesellschafts- und Wirtschaftsform des Mittelalters ist der Feudalismus.1
Untergliederung des Mittelalters:
Frühmittelalter: Nach dem Wirren der Völkerwanderungszeit und dem Niedergang des Weströmischen
Reiches (476) entwickelten sich die Franken (Merowinger2/Karolinger3) mithilfe eines neuen Staatssystems
(Lehnswesen und Grundherrschaft) zu den führenden Kräften Mitteleuropas. Während germanische und
slawische Stämme zwischen Rhein und Oder ihre Siedlungsgebiete zu festigen versuchten und das
Oströmische Reich weithin Bestand hatte (u.a. im Gebiet der heutigen Türkei und Griechenlands), blühte das
Christentum unter fränkischer Herrschaft auf begann seinen Siegeszug gen Osten.
Hochmittelalter: Mit dem Niedergang der Karolinger durch die Spaltung des frankenreiches in drei Teile
beginnt eine neue Epoche in Mitteleuropa; während Normannen4 und Ungarn die Grenzen der westlichen
Reiche bedrohen, stellen die Adelsgeschlechter der Ottonen, Salier und Staufer die Könige des
Hochmittelalters im Deutschen Reich. Mit der Romantik und der Gotik entwickeln sich neue Architekturstile
in Europa und die Religion spielt eine immer größere Rolle, was sich im Investiturstreit (Konflikt zwischen
Kirche und weltlichen Herrschern um die Einsetzung von Bischöfen und Äbten) und den Kreuzzügen
widerspiegelt. Die Bevölkerung Europas wächst, die Städte entwickeln sich und technologische Neuerungen
revolutionieren das gesellschaftliche Leben. Das Hochmittelalter ist die klassische Epoche der Ritter und
Burgen, der Turniere und der Minnesänger, der Klöster und Kathedralen.
Spätmittelalter: Die „herrscherlose“ Epoche des Interregnums5 ist geprägt von zahlreichen Königen und
Gegenkönigen und leitet das Spätmittelalter ein. Das Städtewesen blüht weiter auf, das Bürgertum erlangt
neues Selbstbewusstsein und die Errichtung der ersten Universitäten fördert die Wissenschaften. Gleichzeitig
wird Europa vom hundertjährigen Krieg zwischen Frankreich und England und von verheerenden Pestwellen
heimgesucht. Veränderte Weltanschauungen lassen sowohl Bettelorden als auch Inquisition entstehen.
Während das mächtige Wirtschaftsbündnis der Hanse den Handel in Nord- und Ostsee dominiert, erfährt das
Reiche eine Territorialisierung durch die Landesfürsten und die Habsburger erheiraten sich eine europäische
Großmachtstellung. Die Entwicklung der Feuerwaffen leitet den Niedergang des Ritterwesens und der
Burgen ein und in Westeuropa beginnen sich die ersten Nationalstaaten auszuformen. Ereignisse wie die
Entdeckung Amerikas, der Buchdruck, die Reformation sowie die Eroberung Konstantinopels leiten
grundlegende gesellschaftliche und politische Prozesse ein und führen in eine neue Epoche, die Neuzeit.
1
Eine idealtypische feudale Gesellschaft kann durch folgende Merkmale beschrieben werden: Die Produktion war stark von der
Naturalwirtschaft geprägt. Der überwiegende Teil der Bevölkerung bestand aus Bauern. Sie waren aber nicht Eigentümer des von ihnen
bestellten Landes. Dieses Land war Eigentum des Grundherrn. Die Bauern befanden sich im Zustand der Leibeigenschaft, sie waren also
persönlich abhängig vom Grundherrn und unfrei.
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Das Geschlecht der Merowinger (oder Merovinger) stellte bis ins Jahr 751 n. Chr. die Herrschaftsdynastie der Franken, wurden aber
dann durch die Karolinger verdrängt
3
Der Name Karolinger, abgeleitet von dem fränkischen Hausmeier Karl Martell bezeichnet ein Herrschergeschlecht der Franken.
4
Das Wort Normanne bezeichnet zwei verschiedene Gemeinschaften: Zum einen handelt es sich um Nordgermanen, zum anderen
um Romanen.
5
Interregnum (lat. „Zwischenregierung“) bezeichnet eine Übergangsregierung oder den Zeitraum, in dem eine solche herrscht
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Epochenüberblick: Mittelalter
Literatur im Mittelalter:
Althochdeutsche Literatur: Zur althochdeutschen Literatur werden alle deutschsprachigen Textzeugnisse
gerechnet, die zwischen ca. 780 und 1050 n. Chr. entstanden. Dazu gehören im engeren Sinn Textzeugnisse
in alemannischer, bairischer und fränkischer Schreibsprache. Obwohl die altniederdeutsche oder
altsächsische, die altniederländische und die westfränkische Sprache nicht zum Althochdeutschen gehören,
werden die in ihnen überlieferten, wenig zahlreichen Texte literaturgeschichtlich meist im Rahmen und als
Teil der althochdeutschen Literatur behandelt, da vor allem im 9. Jahrhundert die althochdeutsche
Literatursprache eine starke Ausstrahlung auf ihre Nachbarsprachen besaß.
8. Jahrhundert: Unter Karl dem Großen (768-814) sind die ersten Zeugnisse der deutschen Literatur
verzeichnet, die von schreibkundigen Mönchen in den Skriptorien6 einzelner Benediktinerklöster überliefert
wurden. Als deutsche Literatur werden dabei alle Texte in althochdeutscher Sprache verstanden, also auch
die zunächst überlieferten deutschen Übersetzungen lateinischer Texte in Form von Glossen7,
Interlinearversionen8, Wörterbüchern sowie kirchlichen Gebrauchstexten (Tauf-, Beicht-, Gebetsformeln,
Benediktinerregel, Psalmen, Bibeltexten).
9. Jahrhundert: Im 9. Jahrhundert kommen volkssprachliche Dichtungen hinzu. Etwa zeitgleich etabliert
sich auch die niederdeutsche Volkssprache als Literatursprache.
10. Jahrhundert: Im 10. Jahrhundert verstummt die deutschsprachige Literatur fast völlig, es entstehen
lediglich unbedeutende Sprichwörter, Segenssprüche und Reimverse. Statt dessen blüht jenseits der Alpen
eine mittellateinische Literatur auf.
Frühmittelhochdeutsche Literatur: Die frühmittelhochdeutsche Literatur ist die Phase der
Literaturgeschichte, die in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts einsetzt und bis etwa 1170 reicht. Vor allem
entstehen religiös belehrende und ermahnende Texte in mittelhochdeutschen Reimpaarversen, die sich
besonders an Laien wenden. Heilsgeschichtliche Darstellungen, alt- und neutestamentliche Bibelepik
(Genesis, Exodus), dogmatische Darlegungen, die Rede vom Glauben und Mariendichtung prägten die erste
Phase dieser Geistlichendichtung, die von einer religiösen Einflussnahme auf den Laienadel bestimmt ist.
Kennzeichnend für die zahlreichen, meist kürzeren Dichtungen ist, dass es noch kein literarisches Leben gab,
in dem sie eine weitere Verbreitung hätten finden können. Die meisten Stücke sind nur zufällig in einer
einzigen Handschrift erhalten geblieben. Generell bleibt die schriftliche Verbreitung deutscher geistlicher
Texte (ganz im Gegensatz zu lateinischen Texten) bis gegen 1150 auf die Klöster und Stifte beschränkt, in
denen oder für die sie jeweils entstanden. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts ereignet sich in jeder Hinsicht
ein tiefgreifender Wandel. Die Themen und Formen der Literatur werden vielfältiger; die schriftliche
Verbreitung erfasst nun auch Stoffe, die zuvor für unwürdig galten, aufgeschrieben zu werden. Auch die
geistliche Dichtung entwickelt ein neues Interesse an der Einzelperson und ihrer Lebensgeschichte
(Legendendichtungen). Um die Mitte des 12. Jahrhunderts gewinnt auch die Geschichtsepik als stärker
weltlich orientierte Dichtung erstmals poetischen Rang. Am Ende dieser Periode und dem Beginn der
nächsten steht Heinrich von Veldekes Eneasroman, der mit seinen reinen Reimen und der Betonung der
Minne neben der ritterlichen Kampfethik den Übergang zur höfischen Epik des Hochmittelalters schafft.
Minnegesang: Minnesang nennt man die schriftlich überlieferte, hoch ritualisierte Form der gesungenen
Liebeslyrik, die der westeuropäische Adel im hohen Mittelalter pflegte, den Kaiser selbst eingeschlossen. Im
deutschsprachigen Raum kann man ab etwa 1150 von einem Minnesang auf mittelhochdeutsch sprechen. Die
im Minnesang gepflegte Version des Hochdeutschen ist der Versuch einer ersten gesamtdeutschen
Literatursprache. (Erst 400 Jahre später erfolgt der zweite Versuch durch Martin Luther.) Im Spätmittelalter
(ab etwa 1350) lösen andere Gattungen den höfisch-ritterlichen Minnesang ab.
Heldenepik: Eine andere Form der Epik findet sich in der strophisch formulierten und höfisch umgesetzten
Heldenepik, deren stoffliche Grundlagen ältere Heldenlieder und Sagen sind. Im mittelhochdeutschen
Nibelungenlied (um 1200) lässt sich eine solche Gestaltung finden.
Höfische Epik: Um 1180 beginnt die klassische mittelhochdeutsche Literatur, in der die höfische Epik neben
der Minnelyrik und der Heldendichtung den Schwerpunkt der deutschen Dichtung um 1200 bildet.
Das Vorbild waren Versepen des 12. Jahrhunderts und Stoffe aus dem Sagenkreis um den Karl den Großen und
der Artussage wurden mit Vorliebe behandelt.
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Als Skriptorium bezeichnet man die seit der Spätantike entstehenden, meist in Klöstern befindlichen Schreibstuben, in denen
sakrale und teilweise auch profane Texte handschriftlich dupliziert werden.
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eine Erklärung eines schwierigen Wortes oder einer Textstelle
8
eine zwischen (lat. inter) den Zeilen (lat. lineas) eines Urtextes stehende wörtliche Übersetzung (lat. versio).
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