TU Ilmenau, Fakultät IA Institut TI, FG Theoretische Informatik Prof. Dr. D. Kuske, M.Sc. M. Huschenbett http://www.tu-ilmenau.de/iti/lehre/lehre-ws-20112012/vus/ 2. Übungsblatt Verifikation unendlicher Systeme“ ” Die Lösungen der folgenden Aufgaben werden in der Übung am 7. November 2011 besprochen. Bearbeiten Sie die Aufgaben daher bitte vor diesem Übungstermin zu Hause. Aufgabe 1 Es seien ϕ und ψ zwei CTL-Formeln. Die Formel EFϕ ist eine Abkürzung für E(ttUϕ) und somit ebenfalls eine CTL-Formel. Die vier CTL*-Zustandsformeln α1 = AXϕ α2 = AFϕ α3 = AGϕ α4 = A(ϕUψ) sind hingegen keine CTL-Formeln. Konstruieren Sie zu jedem αi eine CTL-Formel βi , so dass αi und βi als CTL*-Zustandsformeln äquivalent sind, d.h. für jede Kripke-Struktur M und jeden Zustand s von M gilt: M, s |= αi genau dann, wenn M, s |= βi . Aufgabe 2 Eine LogSpace-Turingmaschine ist eine 2-Band-Turingmaschine, deren Bänder den folgenden Einschränkungen unterliegen: 1. Auf dem ersten Band steht die Eingabe. Auf diesem Band darf nur gelesen aber nicht geschrieben werden. 2. Auf dem zweiten Band dürfen lediglich O dlog2 ne zusammenhängende Zellen benutzt werden, wobei n die Länge der Eingabe ist. Mit NL bezeichnen wir die Klasse aller Probleme, die durch eine nicht-deterministische LogSpaceTuringmaschine entschieden werden können. a) Das Erreichbarkeitsproblem (engl. reachability) für gerichtete Graphen ist das folgende: Gegeben sind ein endlicher gerichteter Graph G = (V, E) und zwei Knoten v, v 0 ∈ V . Die Frage lautet, ob es in G einen gerichteten Weg von v nach v 0 gibt. Zeigen Sie, dass dieses Problem in NL ist. b) Das wiederholte Erreichtbarkeitsproblem (engl. recurrent reachability) für gerichtete Graphen ist das folgende: Gegeben sind ein endlicher gerichteter Graph G = (V, E), ein Knoten v ∈ V und eine Knotenmenge U ⊆ V . Die Frage ist, ob es einen unendlichen Pfad in G gibt, der in v beginnt und unendlich oft durch Knoten aus U läuft. Zeigen Sie, dass auch dieses Problem in NL ist. Bitte wenden! 2 2. Übungsblatt Verifikation unendlicher Systeme“ ” Aufgabe 3 Wenn man die Syntax aussagenlogischer Formeln um Existenz- und Allquantoren für Aussagenvariablen erweitert, gelangt man zu sogenannten quantifizierten booleschen Formeln. Formal ist die Syntax dieser Formeln durch die folgende Grammatik in EBNF gegeben: ϕ ::= x | ¬ϕ | (ϕ ∨ ϕ) | (ϕ ∧ ϕ) | ∃x ϕ | ∀x ϕ , wobei x ∈ V und V eine unendliche, entscheidbare Menge von (Aussagen-)Variablen ist. Jede Variable x kann die Werte wahr“ und falsch“ annehmen. Für eine Formel ϕ ist die Menge ” ” free(ϕ) ⊆ V der in ϕ frei vorkommenden Variablen induktiv über den Aufbau von ϕ definiert: free(x) := {x} free(ϕ1 ∨ ϕ2 ) = free(ϕ1 ∧ ϕ2 ) := free(ϕ1 ) ∪ free(ϕ2 ) free(¬ϕ) := free(ϕ) free(∃x ϕ) = free(∀x ϕ) := free(ϕ) \ {x} Ein Satz ist eine Formel ϕ ohne freie Variablen, d.h. mit free(ϕ) = ∅. Modelle dieser Logik sind Mengen X ⊆ V von Variablen. Eine solche Menge X ist Modell einer Formel ϕ, in Zeichen X |= ϕ, falls sich ϕ unter Belegung der Variablen in free(ϕ) ∩ X mit wahr“ und denen in free(ϕ) \ X mit falsch“ insgesamt zu wahr“ auswertet. Formal ist ” ” ” X |= ϕ induktiv über den Aufbau von ϕ definiert: X |= x :⇐⇒ x∈X X |= ¬ϕ :⇐⇒ nicht X |= ϕ X |= (ϕ1 ∨ ϕ2 ) :⇐⇒ X |= ϕ1 oder X |= ϕ2 X |= (ϕ1 ∧ ϕ2 ) :⇐⇒ X |= ϕ1 und X |= ϕ2 X |= ∃x ϕ :⇐⇒ X ∪ {x} |= ϕ oder X \ {x} |= ϕ X |= ∀x ϕ :⇐⇒ X ∪ {x} |= ϕ und X \ {x} |= ϕ Per Induktion über den Aufbau von ϕ kann man zeigen, dass X |= ϕ genau dann gilt, wenn X ∩ free(ϕ) |= ϕ gilt. Insbesondere sind für einen Satz ϕ die Aussagen X |= ϕ und ∅ |= ϕ äquivalent. Sind diese Bedingungen erfüllt, dann ist der Satz ϕ wahr, andernfalls ist er falsch. Das Erfüllbarkeitsproblem für quantifizierte boolesche Formeln (kurz QBF ) ist das folgende: Gegeben ist ein Satz ϕ und die Frage lautet, ob ϕ wahr ist. a) Zeigen Sie, dass es zu jeder geschlossenen quantifizierten booleschen Formel ϕ der Länge n eine aussagenlogische Formel ϕ̂ der Länge O(2n ) gibt, so dass gilt: ϕ ist genau dann wahr, wenn ϕ̂ erfüllbar ist. b) Schlussfolgern Sie, dass QBF in NEXPTIME ist. Hinweis: NEXPTIME ist die Klasse aller Probleme, die nicht-deterministisch in Zeit O 2p(n) entschieden werden können, wobei p ein beliebiges Polynom und n die Eingabegröße sind. c) Zeigen Sie, dass QBF bereits in PSPACE ist. Hinweis: PSPACE ist die Klasse aller Probleme, die deterministisch in Platz O p(n) entschieden werden können, wobei p ein beliebiges Polynom und n die Eingabegröße sind.