Aus dem Schwerpunkt für den familiären Brust- und Eierstockkrebs Leiterin: Universitätsprofessorin Frau Dr. med. R. K. Schmutzler an der Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe Direktor: Universitätsprofessor Dr. med. P. Mallmann Assoziierte Tumoren in Familien mit Familiären Mammaund Ovarialkarzinom Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der Hohen Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln vorgelegt von Katharina Weinhold aus Linz/Rhein promoviert am 06.07.2011 Gedruckt mit Genehmigung der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln, 2011 2 Dekan: Universitätsprofessor Dr. med. Dr. h.c. Th. Krieg 1. Berichterstatterin: Frau Universitätsprofessorin Dr. med. R.K. Schmutzler 2. Berichterstatter: Privatdozent Dr. med. A. Goßmann Erklärung: Ich erkläre hiermit, dass ich die vorliegende Arbeit ohne zulässige Hilfe Dritter und ohne Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe; die aus fremden Quellen direkt oder indirekt übernommenen Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Weitere Personen waren an der geistigen Herstellung der vorliegenden Arbeit nicht beteiligt. Insbesondere habe ich nicht die Hilfe eines Promotionsberaters in Anspruch genommen. Dritte haben von mir weder unmittelbar noch mittelbar geldwerte Leistungen für Arbeiten erhalten, die im Zusammenhang mit dem Inhalt der vorgelegten Dissertation stehen. Die Arbeit wurde von mir bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen Prüfungsbehörde vorgelegt und ist auch noch nicht veröffentlicht. Köln, den 01.05.2010 Katharina Weinhold 3 Die in der humangenetischen bzw. gynäkologischen Beratung erstellten Stammbäume der untersuchten Familien des Zentrum für Familiären Brustund Eierstockkrebs der Universitätsklinik in Köln wurden von mir selbständig telefonisch aktualisiert, ergänzt und ausgewertet. Bei der Berechnung der kumulativen Altersinzidenzen freundlicherweise von Frau Dr. K. Rhiem unterstützt. 4 wurde ich Danksagung Für die Überlassung des Themas, die Beratung und gute wissenschaftliche Betreuung meiner Dissertation möchte ich mich herzlich bei Frau Prof. Dr. Rita Schmutzler bedanken. Ein besonderer Dank sei an dieser Stelle Frau Dr. Kerstin Rhiem für die ständige Unterstützung und fachliche Beratung bei der Anfertigung dieser Arbeit ausgesprochen. Außerdem danke ich Frau Dr. Kristin Bosse für die fachliche Hilfe bei humangenetischen Fragestellungen. Ich danke zudem den zahlreichen Mitgliedern der untersuchten Familien, die sich die Zeit zur telefonischen Komplettierung der Stammbäume genommen haben. Einen herzlichen Dank möchte ich meiner Familie und meinen Freunden aussprechen, die mich bei der Anfertigung dieser Arbeit stets unterstützt und begleitet haben. 5 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung Seite 1.1 Das familiäre Mamma- und Ovarialkarzinom 7 1.2 Epidemiologie 7 1.3 Genetik und Gendiagnostik 8 1.3.1 Die Gene BRCA1 und BRCA2 9 1.3.2. Existenz weiterer Brustkrebsgene? 12 1.3.3. Hereditäres Mammakarzinom innerhalb von Syndromen 14 1.3.4. Prädiktive Gendiagnostik und multidisziplinäre Beratung 17 1.4 Klinik 1.4.1. Klinik des familiären Mammakarzinoms 17 1.4.2. Klinik des familiären Ovarialkarzinoms 19 1.5 Prävention beim familiären Mamma- und Ovarialkarzinom 20 1.5.1 Primäre Prävention 21 1.5.2 Sekundäre Prävention 22 1.5.3 Tertiäre Prävention 24 1.6 Assoziierte Karzinome 25 1.6.1 Untersuchung von Familien mit BRCA1- und BRCA2Genmutationen auf das Vorkommen von Karzinomen 25 1.6.2 Auftreten von BRCA1 und BRCA2-Genmutationen in verschiedenen Karzinomen 29 2. Fragestellung und Zielsetzung 34 3. Patienten und Methoden 35 3.1 Definition der Risikofamilien 35 3.2 Erstellung und Auswertung der Stammbäume 3.2.1 Stammbaumerfassung 36 3.2.2 Stammbaumauswertung 37 3.2.3 Beispiele von Stammbäumen 38 3.3 Beschreibung des Patientenkollektivs 40 3.4 Statistische Methoden 42 6 4. Ergebnisse 4.1 Aufgetretene Karzinome in den drei Kollektiven 47 4.1.1. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA1-Kollektivs im Vergleich zur Allgemein-Bevölkerung 48 4.1.2. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA2-Kollektivs im Vergleich zur Allgemein-Bevölkerung 50 4.1.3. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs mit Hochrisiko- Konstellation im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung 52 4.2 Darstellung der signifikanten Unterschiede der kumulativen Altersinzidenzen der drei Kollektive im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung 54 5. Diskussion 59 6. Zusammenfassung 66 7. Literaturverzeichnis 67 8. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 80 9. Lebenslauf 81 7 1. Einleitung 1.1 Das familiäre Mamma- und Ovarialkarzinom Das Mammakarzinom stellt in den westlichen Ländern das häufigste Karzinom bei den Frauen dar. Allein in Deutschland ist das Mammakarzinom jährlich für ca. 55.000 Neuerkrankungen und 17.000 Todessfälle verantwortlich. Es ist in der Altersgruppe der Frauen zwischen 35 und 50 Jahren die Haupttodesursache (AKBD 2006). Rund 5% aller Mammakarzinome liegt eine erbliche Disposition zu Grunde. Die zwölf spezialisierten und interdisziplinären Zentren des Verbundprojektes „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ haben seit 1996 ein strukturiertes Früherkennungsprogramm entwickelt, um betroffenen Familien eine umfassende Beratung und Vorsorge anbieten zu können. Für die Familien mit einer erblichen Belastung für das Mamma- und Ovarialkarzinom gibt es Anhaltspunkte für eine Disposition für weitere maligne Erkrankungen, z.B. für das Prostata-, Kolon- und Pankreaskarzinom (Brekelmans et al. 2005). Diese Arbeit untersucht die betreuten Risikofamilien im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln bezüglich des Auftretens der Inzidenzen von weiteren Karzinomerkrankungen sowie das Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung (AB). Die Daten für die AB stammen Krebsregister Münster, die Daten für das Melanom aus dem und das Plattenepithelkarzinom wurden zusätzlich aus dem Krebsregister Saarland herangezogen. 1.2 Epidemiologie Jährlich tritt bei ca. 55.000 Frauen in Deutschland ein Karzinom der Brustdrüse auf, dies entspricht 27% aller bösartigen Neubildungen bei Frauen und stellt somit deren häufigstes Karzinom in Deutschland dar. Für Frauen unter 60 Jahren liegt dieser Anteil bei 40%. Das mittlere Erkrankungsalter liegt etwas über 62 Jahren (AKBD 2006). 8 Die Erkrankung ist für 17.000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Die relative 5Jahres-Überlebensrate beim Mammakarzinom liegt bei 80%. Seit den 90er Jahren ist ein deutlicher Rückgang der Sterblichkeit erkennbar, der auf Fortschritte in der Therapie und Einführung von Früherkennungsprogrammen zurückzuführen ist (Becker 2001). Man nimmt an, dass pro Jahr etwa 5000 Neuerkrankungen durch erbliche Faktoren bedingt sind, dabei sind rund die Hälfte dieser familiären Karzinome sind auf eine Mutation in den bekannten BRCA-Genen zurückzuführen (Schmutzler et al. 2003). Jährlich erkranken ca. 10000 Frauen in Deutschland an einer bösartigen Neubildung der Eierstöcke (Ovarialkarzinom), dies entspricht 5% aller Krebsneuerkrankungen der weiblichen Bevölkerung. Die Erkrankung ist für 6000 Todesfälle im Jahr verantwortlich. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei 68 Jahren. Die relative 5-JahresÜberlebensrate beträgt 40%, damit hat das Ovarialkarzinom im Vergleich zu anderen Karzinomen der weiblichen Geschlechtsorgane die schlechteste Prognose (AKBD 2006). Man schätzt dass bei ca. 5-10% aller Ovarialkarzinome erbliche Faktoren zu Grunde liegen, dies entspricht ca. 400 Neuerkrankungen im Jahr (Kiechle 2002). 90% dieser hereditären Ovarialkarzinome treten in Zusammenhang mit einer BRCA1- oder BRCA2-Genmutation auf, die restlichen erblich bedingten Ovarialkarzinome lassen sich auf seltene Syndrome und bisher noch nicht identifizierte Gene zurückführen (Kuschel et al. 2004). 1.3 Genetik und Gendiagnostik In rund 50% der familiären Mammakarzinomfälle liegt eine Mutation in den bekannten Genen BRCA1 (breast cancer gene) und BRCA2 vor, für rund 45% vermutet man die Existenz weiterer, bisher unentdeckter Gene, die für das Mammakarzinom prädisponieren (Frank et al. 2002; Meindl A. et al. 2002). 1-5 % der erblichen Mammakarzinomfälle ist mit komplexen Syndromen assoziiert (s. Kapitel 1.3.3). 9 BRCA 1+2: 50% Komplexe Syndrome: 5% BRCAX: 45% Abbildung 1: Erbliche Mammakarzinome (Frank et al. 2002; Meindl A. et al. 2002) 1.3.1 Die Gene BRCA1 und BRCA2 Die erste Veröffentlichung über eine familiäre Häufung von Mammakarzinomen erschien im Jahr 1866 von dem französische Neurologen Paul Broca. In der Familie seiner Frau waren in 5 Generationen 10 von 24 Frauen am Mammakarzinom verstorben (Broca 1886). Durch zahlreiche Kopplungsanalysen in Familien mit frühem Erkrankungsalter (vor dem 45. Lebensjahr) sowie einem gehäuftem Ovarialkarzinomen gelang es (Hall 1990) einen Genlokus Auftreten von zu identifizieren, dessen Mutation einen prädisponierenden Effekt auf die Entstehung von Mamma- und Ovarialkarzinomen hat. Dieser Lokus wurde von Narod et al. 1991 bestätigt und “Breast Cancer Gene 1“ (BRCA1) benannt (Narod 1991). Im Jahr 1994 wurde das BRCA1-Gen von Miki et al. sequenziert. Es liegt auf dem langen Arm des Chromosoms 17 (17q21), besteht aus 24 Exons (22 davon kodierend) und kodiert für ein Protein aus 1863 Aminosäuren. (Miki 1994). Es handelt sich um ein Tumorsuppressorgen, welches vielfältige Aufgaben in der Zellzyklusregulation, der Transaktivierung und bei DNAReparaturprozessen übernimmt und das mit zahlreichen Proteinen, u.a. Tumorsuppressorgenen wie TP53 interagiert (Wonk et al. 1997; Yarden et al. 1999). Ein Fehlen von BRCA1 führt in Zellen zu einer Anhäufung von Chromosomen-Anomalien (Chang-Claude 2003). 10 Durch weitere Genkopplungsanalysen konnten Wooster et al. 1994 einen weiteren disponierenden Genort lokalisieren und diesen 1995 sequenzieren (Wooster et al. 1994; Wooster et al. 1995). Das so genannte BRCA2-Gen liegt auf dem langen Arm des Chromosoms 13 (13q12-13) und umfasst 27 Exons (davon 26 kodierend), die für 3418 Aminosäuren kodieren. Auch hier handelt es sich um ein Tumorsuppressorgen und ist an der DNA-Reparatur beteiligt. Im Zusammenspiel mit dem Protein RAD51 ist es für die homologe Rekombination nach Doppelstrangbrüchen mitverantwortlich (Venkitaraman 2004). Tabelle 1: Eigenschaften von BRCA1 und BRCA2 BRCA1 BRCA2 Genlokus 17q21 13q12-13 Gengröße 24(22) Exons 27 Exons Proteingröße (AS) 1863 3418 Gentyp Tumorsuppressorgen Tumorsuppressorgen Insgesamt wurden über 1600 verschiedene Sequenzvarianten in BRCA1 und über 1800 verschiedene Sequenzvarianten in BRCA2 gefunden, die in der Datenbank „Breast Cancer Information Core (BIC)“ erfasst werden, einer Institution des National Institutes of Health (http://research.nhgri.nih.gov/bic). Neben diesen eindeutigen Mutationen wurden in beiden Genen zusätzlich sogenannte unklassifizierte Aminosäurenaustauschen Varianten oder (UCV) gefunden, Spleißveränderungen. mit Die einzelnen pathogene Bedeutung dieser UCV ist größtenteils noch nicht geklärt (Schmutzler 2003). Das Verbundprojekt „Familiärer Brust- und Eierstockkrebs“ konnte 2002 das BRCA1/BRCA2- Mutationsspektrum der deutschen Bevölkerung darstellen. Die identifizierten Gründermutationen entsprachen z.T. den Mutationen anderer kaukasischer Populationen, es wurden aber auch populationsspezifische Veränderungen nachgewiesen. Das nun bekannte Mutationsprofil ermöglicht das gezielte Präscreening von potenziellen Mutationsträgerinnen (Meindl A. et al. 2002). Die überwiegende Zahl der Mutationen ist durch Insertionen bzw. Deletionen für eine Verschiebung des Leserasters verantwortlich, die dazu führt, dass das Protein nicht oder nur teilweise funktionsfähig ist (Couch et al. 1997). 11 Gayther et al. führten im Jahre 1995 eine Korrelation von Genotyp/Phänotypdurch. Die für das Ovarialkarzinom disponierenden Mutationen wurden gehäuft in den Exons 1 bis 11 des BRCA1-Gens nachgewiesen, die disponierenden Mutationen für das Mammakarzinom fanden sich dagegen häufig in den Exons 11-24 (Gayther et al. 1995). Im BRCA2-Gen sind die Mutationslokalisationen für das Mammakarzinom recht gleichmäßig verteilt. Eine für die Entstehung des Ovarialkarzinoms prädisponierende Mutation ist besonders oft in Exon 11 anzutreffen, weshalb diese Region „ovarian cancer cluster Region (OCCR)“ genannt wurde. Die Vererbung der Gene BRCA1 und BRCA2 erfolgt autosomal-dominant. Dies bedeutet, dass die jeweilige Mutation geschlechtsunabhängig vererbt wird. Die Kinder von Betroffenen haben ein 50prozentiges Risiko, das veränderte Allel zu erben. Voraussetzung für die Entstehung des Karzinoms ist die zufällige somatische Inaktivierung des zweiten gesunden Allels beim chromosomalen Umbau in der Zelle. Dadurch kommt es zum Verlust der Heterozygotie (loss of heterozygosity, LOH). Dies bedingt eine unvollständige Penetranz von 85% (Schnürch 1998). Mehrere Studien wurden mit der Vermutung veröffentlicht, dass die Vererbung des BRCA-Gens vermehrt auf weibliche als auf männliche Nachkommen erfolgt und somit keinem reinen autosomal-dominanten Erbgang folgt (De la Hoya et al. 2003; Gronwald et al. 2003), was Veränderungen bei der genetischen Beratung und der Risikoberechnung der Familien notwendig gemacht hätte. Aktuelle Studien von (Agnese 2005) sowie eine erneute Veröffentlichung von (Gronwald et al. 2005) mit einem anderen Studienaufbau konnten dies nicht bestätigen und vermuten bei den erst genannten Studien verschiedene Verzerrungen. Trotz eingehender Untersuchungen der Gene BRCA1 und BRCA2 ist bis heute ungeklärt, weshalb diese Mutationen so spezifisch für die Entstehung von Karzinomen in Mamma und Ovar prädisponieren, obwohl das BRCA-Protein mit allen Zell-Typen im Körper interagiert (Yoshida et al. 2004). Die Autoren vermuten, dass heterozygoten diese hormonabhängigen BRCA-Genmutation Transformationen sind. 12 beiden besonders Gewebe anfällig für bei einer weitere 1.3.2. Existenz weiterer Brustkrebsgene? Rund 50% aller familiären Mammakarzinome sind auf eine Mutation in den hochpenetranten Genen BRCA 1 und BRCA 2 zurückzuführen (Ford 1998). Dies legt die Vermutung nahe, dass weitere Brustkrebsgene existieren. In Kopplungsanalysen in Hochrisikofamilien wurden jedoch bisher keine weiteren Genmutationen gefunden. Um die familiäre Häufung von Mammakarzinomen in BRCA1- und BRCA2negativen Hochrisikofamilien zu erklären, wird auch eine polygene Vererbung in Betracht gezogen (Antoniou et al. 2002; Bonadona et al. 2003). Man geht davon aus, dass penetranten das gemeinsame Vorkommen von moderat- bis niedrig- Genen und Umweltfaktoren einen zum Mammakarzinom prädisponierenden Effekt erzeugt. (Rahman et al. 2007; Turnbull et al. 2008) Ein Beispiel für ein potentielles moderat-penetrantes Gen ist das CHEK2 (cell cycle checkpoint kinase), dass eine entscheidende Rolle bei der Kontrolle von DNA-Reparatur und Replikation spielt und direkt mit dem BRCA1-Protein interagiert. In einer Untersuchung eines internationalen CHEK2-Konsortiums wurde in 5% der BRCA1/2-Negativen Familien eine Mutation in Exon 10 gefunden (Meijers-Heijboer et al. 2002). Eine Studie innerhalb der deutschen Bevölkerung zeigte in den BRCA1/2-Negativen Familien jedoch geringere Frequenzen der Mutation, weshalb aktuell im Rahmen der Gentestung die Diagnostik des CHEK2-Gens nicht durchgeführt wird (Dufault et al. 2004). Eine Mutation wurde zudem gehäuft (18%) in Familien mit hereditärem Mamma- und Kolonkarzinom gefunden (HBCC= hereditary breast and colorectal cancer). Dieses Gen scheint laut Studie nicht der hauptdisponierende Faktor zu sein, lässt aber eine Rolle im Zusammenspiel mit anderen bisher unbekannten disponierenden Genen vermuten (Meijers-Heijbor et al. 2003). Ein weiteres moderat-penetrantes Gen ist das ATM-Gen (ataxia-telangiectasia mutated), das eine wichtige Rolle in der Regulation des Zellzyklus und in der DNA Reparatur spielt und u.a. mit CHEK2 und BRCA1 interagiert (Rahman et al. 2007; Turnbull et al. 2008). 13 Eine Mutation des ATM-Gens auf Chromosom 11q22 führt bei homozygoten Merkmalsträger-/innen zum Ataxia-Teleangiektatika-Syndrom mit progressiver zerebellärer Ataxie, einer erhöhten Strahlenempfindlichkeit und Neigung zu Leukämien und Lymphomen. Heterozygote Trägerinnen des ATM-Gens haben ein vierfaches Risiko an einem Mammakarzinom zu erkranken (Athma et al. 1996). In aktuellen Genomweiten Assoziationsstudien wurden zusätzlich niedrigpenetrierende Gene gefunden, die mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko für das Mammakarzinom in Verbindung gebracht werden. So wurden Varianten der Gene FGFR2, TNRC9 und MAP3K1 gefunden, die mit einem erhöhten Risiko für das Mammakarzinom in der Allgemeinbevölkerung assoziiert sind (Easton et al. 2007). Hervorgehoben sei hier als Beispiel das FGFR2-Gen, welches für einen Tyrosin-Kinase-Rezeptor kodiert. Eine Untersuchung an 1145 postmenopausalen Frauen mit sporadischem Mammakarzinom identifizierte 4 Einzelbasenpaar-Polymorphismen im Intron 2, welche mit einem erhöhten Erkrankungsrisiko in Zusammenhang gesehen werden (Hunter et al. 2007). Dies zeigt, dass diese Risikogene auch bei dem großen Teil der nicht hereditären Mammakarzinome vermutlich eine Rolle spielen. Danach folgten genomweite Studien um den eventuellen Einfluss dieser gefundenen niedrig-penetranten Gene auf die bisher bekannten Hochrisikogene BRCA1 und BRCA2 zu überprüfen. Im Rahmen eines internationalen Konsortiums wurden die Genproben von über 10 000 Frauen untersucht. Es zeigte sich, dass Frauen mit einer BRCA2-Genmutation deutlich früher erkranken, wenn sie außerdem noch homozygote Mutationsträgerin des FGFR2-Gens sind. Das Erkrankungsrisiko für das Mammakarzinom wurde zusätzlich gesteigert, wenn eine Interaktion mit dem o.g. Risikogen MAP3K1 vorlag (Antoniou et al. 2008). Diese neuen Erkenntnisse erlauben nun in den Zentren für Familiären Brust- und Eierstockkrebs eine gezielte Beratung und Prävention der BRCA2-Genmutationsträgerinnen. 14 Die Mutation des FGFR2-Gens ist deutlich häufiger Rezeptorpositiven als mit Östrogen-Rezeptornegativen mit Östrogen- Mammakarzinomen assoziiert. Dies erklärt den geringeren Zusammenhang des FGFR2-Gens mit BRCA1-assoziierten Tumoren, die meist rezeptornegativ sind. (s.a. Kapitel 1.4.1.) 1.3.3. Hereditäres Mammakarzinom innerhalb von Syndromen In diversen erblichen Karzinomsyndromen kommt es zu einer Häufung von Mammakarzinomen. Diese seltenen Gene sind zusammen für weniger als 1% aller erblichen Mammakarzinome verantwortlich (Chang-Claude 2003). Neben dem bereits oben erwähnten Ataxia-Teleangiektatika-Syndrom trifft dies für das autosomal-dominant vererbbare Li-Fraumeni-Syndrom zu, dem eine Keimbahnmutation des Tumorsuppressorgens TP53 zu Grunde liegt und bei welchem das Mammakarzinom mit dem Auftreten von Sarkomen und Karzinomen des ZNS assoziiert ist. Beim Cowden-Syndrom ist für die Entstehung zahlreicher benigner und maligner Tumoren der Schilddrüse, Brust, Leber und Knochen eine Mutation des PTEN-Gens auf Chromosom 10q23 verantwortlich. Diese wird autosomaldominant vererbt (Liaw 1997). Die Bedeutung dieser Mutation bei der Entstehung des Familiären Mammakarzinoms ist jedoch eher als untergeordnet zu betrachten. 1.3.4. Prädiktive Gendiagnostik und multidisziplinäre Beratung Durch molekulargenetische Untersuchungen ist es heute möglich, eine prädikative Diagnostik durchzuführen, um Mutationsträger/innen bereits vor dem Ausbruch der Erkrankung zu identifizieren. Seit 1996 fördert die Deutsche Krebshilfe ein Verbundprojekt von zwölf Zentren für Familiären Brust- und standardisierte Eierstockkrebs. Damit soll flächendeckend eine interdisziplinäre Beratung, eine qualitätsgesicherte Gendiagnostik sowie eine strukturierte Prävention beim Familiären Mammaund Ovarialkarzinom etabliert werden. 15 Eine multidisziplinäre Beratung und genetische Testung soll entsprechend der aktuellen S3-Leitlinien in speziellen Zentren angeboten werden, wenn in der Familie: • mindestens 3 Frauen an Mammakarzinom erkrankt sind • mindestens 2 Frauen an Mammakarzinom erkrankt sind, davor 1 vor dem 51. Lebensjahr • mindestens 1 Frau an Mammakarzinom und 1 Frau an Ovarialkarzinom erkrankt sind • mindestens 2 Frauen an Ovarialkarzinom erkrankt sind • mindestens 1 Frau an Mamma- und Ovarialkarzinom erkrankt ist. • mindestens 1 Frau mit 35 Jahren oder jünger an Mammakarzinom erkrankt ist • mindestens 1 Frau mit 50 Jahren oder jünger an bilateralem Mammakarzinom erkrankt ist • mindestens 1 Mann an Mammakarzinom und eine Frau an Mamma- oder Ovarialkarzinom erkrankt ist (Albert et al. 2003; Schmutzler et al. 2003; Kreienberg et al. 2008) Zuerst wird in einem Erstgespräch geklärt, ob diese Einschlusskriterien erfüllt sind. Danach folgen separate interdisziplinäre Gespräche, um die Ratsuchende aus gynäkologischer, humangenetischer und psychoonkologischer Sicht zu beraten. Dadurch ist es möglich, einen Stammbaum mit individueller Risikoberechnung zu erstellen, die Ratsuchende über Möglichkeiten der Früherkennung und Prävention zu informieren und um bei der Entscheidung für oder gegen eine Gendiagnostik und präventive Maßnahmen psychologisch zur Seite zu stehen. Wird nach ausführlicher Stammbaumanalyse und Berechnung des individuellen A-Prori-Risikos durch das Risikokalkulationsprogramm Cyrillic 2.0 keine deutlich erhöhte Prädisposition für die Entstehung eines Mamma- und Ovarialkarzinom festgestellt, reichen die üblichen Früherkennungsprogramme der Allgemeinbevölkerung aus und eine Gendiagnostik muss nicht durchgeführt werden. 16 Ist eine Gen-Testung sinnvoll, müssen folgende Vorraussetzungen gegeben sein: 1. Die Ratsuchende muss einer Risikofamilie angehören, volljährig sein und an den o.g. Beratungsgesprächen (Gynäkologie, Humangenetik, Psychoonkologie) teilgenommen haben, wobei sich in letzteren keine Kontraindikationen für den Gentest ergeben haben sollten. 2. Es sollte zunächst bei einer erkrankten Angehörigen die zu Grunde liegende Mutation identifiziert werden. Der sog. Indexfall muss mit der Gentestung einverstanden sein. Wird eine pathogene Mutation bei einem Indexfall nachgewiesen, kann das statistische Erkrankungsrisiko der Angehörigen genau kalkuliert werden und eine prädiktive Diagnostik wird für die gesunden Angehörigen möglich. Durch die prädiktive Testung können einerseits die intensiven Früherkennungsuntersuchungen auf die Mutationsträgerinnen beschränkt werden. Andererseits können diejenigen Frauen entlastet werden, bei denen eine Mutation ausgeschlossen wurde. Eine gesunde Ratsuchende aus einer BRCA1/- oder BRCA2-Gen -Familie, bei der die Mutation nicht nachgewiesen werden konnte, hat so im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung kein erhöhtes Erkrankungsrisiko für das Mamma- oder Ovarialkarzinom, so dass bei ihr die allgemeinen Früherkennungsuntersuchungen ausreichend sind (Schmutzler et al. 2003). Bei der prädiktiven Testung muss beachtet werden, dass bei nachgewiesener Mutation das Ergebnis eine große psychische Belastung darstellt, so dass die Ratsuchende und ihre Familie im Vorfeld eingehend beraten werden sollten (Ponder 1997). Im Hinblick auf diese Probleme und die Tatsache, dass noch nicht alle genetischen Hintergründe des Familiären Mamma- und Ovarialkarzinoms erforscht sind, sollten Risikopatientinnen nur im Rahmen von wissenschaftlich begleiteten Studien betreut werden (Schmutzler et al. 2005). 17 Folgende besondere Konstellationen sind bei der Gendiagnostik zu beachten : (Schmutzler et al. 2003) y Wird bei einer Betroffenen keine Mutation in den beiden bekannten Brustkrebsgenen gefunden, kann man zum jetzigen Zeitpunkt eine bisher unentdeckte Genveränderung nicht ausschließen. Die Entscheidung für die Prävention richtet sich nach der Berechnung des A-Priori-Risikos. y Eine weitere Problematik ergibt sich bei dem Fund von unklassifizierten Varianten (UV). Nicht alle Sequenzveränderungen beeinträchtigen die Genfunktion, so dass eine Aussage über ein erhöhtes Erkrankungsrisiko nicht möglich ist und zur Entscheidung über die weitere Vorsorge das APriori-Risiko herangezogen wird. y Wenn keine lebende Index-Patientin zur Gendiagnostik zur Verfügung steht, ist auch hier die prädiktive Testung einer gesunden Ratsuchenden nicht sinnvoll, da wiederum eine bisher unbekannte Genmutation nicht ausgeschlossen werden kann. Auch hier steht nur die individuelle Risikoberechnung zur Präventionsplanung zur Verfügung. 1.4 Klinik 1.4.1. Klinik des familiären Mammakarzinoms Im Vergleich zum sporadischen Mammakarzinom ist für das Familiäre Mammakarzinom ein frühes Erkrankungsalter charakteristisch. In der jetzigen Geburtenkohorte erkranken die Hälfte aller Mutationsträgerinnen bereits vor dem 50. Lebensjahr, dabei liegt das mittlere Erkrankungsalter bei Trägerinnen einer BRCA1-Genmutation niedriger als bei den Frauen mit einer BRCA2Genmutation (Easton et al. 1993; Ford 1994; Easton et al. 1995; Ford 1998; Chang-Claude 2003). Stammbaumanalysen von Familien von mehr als vier erkrankten Mitgliedern errechneten ein Lebenszeitrisiko bis zum 70. Lebensjahr für BRCA1-GenTrägerinnen von 80%, während Frauen mit einer BRCA2-Gen- Mutation ein 84%iges Risiko haben, bis zum 70. Lebensjahr an einem Mammakarzinom zu erkranken (Easton et al. 1993; Ford 1994; Ford 1998). 18 In einer populationsbasierte Studie, in der 289 Mutationsträgerinnen ohne Berücksichtigung der Familienanamnese untersucht wurden, lag das Erkrankungsrisiko für BRCA1–Genmutationsträgerinnen dagegen bei 65%, für Frauen mit einem BRCA2-Genmutation bei 45% (Antoniou et al. 2003). Außerdem ist für das BRCA-assoziierte Mammakarzinom ein gehäuftes Vorkommen von bilateralen und Zweitkarzinomen sowie das Auftreten von männlichen Mammakarzinomen kennzeichnend. Während das sporadische Mammakarzinom in der Allgemeinbevölkerung nur 1% aller männlichen Krebserkrankungen ausmacht, haben Männer mit einer BRCA2-Genmutation ein Erkrankungsrisiko für ein Mammakarzinom von 7% (Thompson et al. 2001). Für Träger einer BRCA1-Genmutation ist das Erkrankungsrisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht wesentlich erhöht, sie können aber Konduktoren sein und die Genmutation mit einer Wahrscheinlichkeit von jeweils 50% an ihre Nachkommen vererben (Sporlango et al. 2000). Auch in der Histopathologie zeigen die sporadischen und die familiären Mammakarzinome Unterschiede. Bei Erkrankten mit einer BRCA1-Genmutation zeigten die Mammakarzinome häufiger ein medulläres Wachstum, eine geringere Differenzierung und somit einen höheren Malignitätsgrad und eine höhere Proliferationsrate (Armes et al. 1998; Eisinger 1999). Eine Veröffentlichung von Tilanus-Linthorst zeigte eine deutlich kürzere TumorVerdoppelungrate (45 Tage) bei BRCA1/2-Gen-Trägerinnen im Vergleich zu Nicht-Mutationsträgern (84 Tage). Die Proliferationsrate war umso höher, je jünger die Frauen waren. Die Autoren empfehlen eine Anpassung des Vorsorgeprogramms für junge Frauen an diese neuen Erkenntnisse (TilanusLinthorst 2005). Mammakarzinome von BRCA1-Mutationsträgerinnen sind im Vergleich zu sporadischen Mammakarzinomen häufiger Hormonrezeptor- und Her2neunegativ und haben ein vier- bis fünffach erhöhtes Risiko für die Entstehung eines kontralateralen Mammakarzinoms (Verhoog 1998). Verhoog et al. fanden 2000 zudem heraus, dass das Risiko für die Ausbildung eines Zweitkarzinoms vom Ersterkrankungsalter abhängig ist. Bei den BRCA1Gen-Mutationsträgerinnen, die vor dem 50. Lebensjahr erkrankt waren, 19 entwickelten 40% ein kontralaterales Mammakarzinom, bei den zum Diagnosezeitpunkt über 50-jährigen waren es nur noch 12% (Verhoog 2000). In der aktuellen und größten Studie zum Zweiterkrankungsrisiko konnte das deutsche Konsortium für Familiären Brust –und Eierstockkrebs erstmals eine signifikante Abhängigkeit vom betroffenen Gen und dem Erkrankungsalter nachweisen (Graeser 2009). Bei den Erkrankten mit einer BRCA2-Genmutation wurden in Studien eine geringere tubuläre Differenzierung sowie eine Häufung von lobulären Mammakarzinomen gefunden. Die Mammakarzinome sind eher östrogenrezeptorpositiv als - negativ (Verhoog et al. 1999) . Trotz der oben beschriebenen Unterschiede in der Tumorhistologie unterscheiden sich die Überlebensraten der sporadischen und familiären Mammakarzinome nicht signifikant (Brekelmans et al. 2005; Veronesi 2005). Ein Vergleich von BRCA-1- und BRCA2-Negativ getesteten Erkrankten aus Hochrisikofamilien und Frauen mit einem sporadischen Mammakarzinom ergab keinen Unterschied in Bezug auf Überlebensrate sowie dem Risiko für ein kontralaterales Mammakarzinom (Tilanus-Linthorst et al. 2005). 1.4.2. Klinik des familiären Ovarialkarzinoms Man schätzt, dass bei ca. 5 % aller Ovarialkarzinome erbliche Faktoren zu Grunde liegen. Rund 80% dieser erblichen Ovarialkarzinome sind auf Mutationen im BRCA1-Gen zurückzuführen, nur 10-15% auf Mutationen im BRCA2-Gen (Schmutzler et al. 2005). Das mittlere Erkrankungsalter liegt beim Familiären Ovarialkarzinom rund 10 Jahre unter dem des sporadischen Ovarialkarzinoms (Lakhani 2004). Dabei haben die Trägerinnen einer BRCA1Mutation ein höheres Erkrankungsrisiko für das Ovarialkarzinom und erkranken früher als Trägerinnen einer BRCA2-Mutation (Easton et al. 1993; Ford 1994; Easton et al. 1995; Ford 1998) Auch beim Ovarialkarzinom schwanken die Zahlen für das Erkrankungsrisiko je nach Aufbau der Studien. So berechneten Ford et al. 1994 und 1998 das Lebenszeitrisiko bis zum 70. Lebensjahr bei BRCA1-Mutationsträgern mit 44%, für eine Mutation des BRCA2-Gens mit 27% (Ford 1994; Ford 1998). 20 In der bereits oben erwähnten populationsbasierten Studien ergab sich für Trägerinnen des BRCA1-Gens ein Erkrankungsrisiko für das Ovarialkarzinom bis zum 70. Lebensjahr von durchschnittlich 39% , für BRCA2 -positiv getestete Frauen von 11% (Armes et al. 1998; Antoniou et al. 2003). Histologisch betrachtet sind die familiären Ovarialkarzinome häufiger serös als die sporadischen Tumorformen (Lakhani 2004). Mit dem Krankheitsverlauf von familiären Ovarialkarzinomen im Vergleich zu den sporadischen haben sich bisher nur wenige Studien beschäftigt, welche zu unterschiedlichen Ergebnissen kamen, so dass diese Fragestellung bisher unbeantwortet blieb. Tabelle 2: Erkrankungsrisiko für das Mamma- und Ovarialkarzinom bei einer BRCA1- oder BRCA2-Mutation bis zum 70. Lebensjahr Quelle: (Thompson et al. 2001; Antoniou et al. 2003) BRCA 1 BRCA 2 Mammakarzinom 65% 45% Ovarialkarzinom 39% 11% 0% 7% Männliches Mammakarzinom 1.5 Prävention beim familiären Mamma- und Ovarialkarzinom Frauen mit erkrankten Familienmitgliedern 1. oder 2. Grades haben ein erhöhtes Erkrankungsrisiko für ein Mammakarzinom. Dieses ist bei ein oder zwei Erkrankten in der Familie über 50 Jahren als moderat einzustufen. Dagegen ist das Risiko erhöht bei zwei an Mamma- und/oder Ovarialkarzinom erkrankten Angehörigen ersten oder zweiten Grades, wenn diese vor dem 50. Lebensjahr erkrankt sind oder wenn eine Mutation im BRCA1-Gen oder BRCA2-Gen festgestellt wurde (Pharaoah 1997). Dies bedingt eine Anpassung der Früherkennung bei Risikopatientinnen. Die zurzeit zur Verfügung stehenden Maßnahmen sollen im Folgenden erläutert werden, wobei das Nutzen-Risiko-Verhältnis jeweils von der individuellen Situation abzuwägen ist. 21 1.5.1 Primäre Prävention Die primäre Prävention soll den Ausbruch der Erkrankung verhindern. Dabei kommen beim Familiären Mamma- und Ovarialkarzinom operative Maßnahmen wie die prophylaktische Mastektomie und die beidseitige prophylaktische Salpingo-Ovarektomie als auch die Chemoprävention durch die Prophylaktische Gabe von Tamoxifen in Frage. Retrospektive Untersuchungen wie von Hartmann et al. (1999) bzw. Prospektive Studien von (Meijers-Heijbor et al. 2001) konnten zeigen, dass eine beidseitige Mastektomie in Familien mit einer erblichen Belastung für Mammakarzinom das Erkrankungsrisiko signifikant verringert werden kann. Das Ovarialkarzinom ist der Früherkennung nicht zugänglich, da nach derzeitiger Datenlage die Effizienz der routinemäßig durchgeführten Vaginalsonographien und die Bestimmung des Tumormarkers CA 125 nicht belegt wurde (Bosse et al. 2006). Das Verbundprojekt Familiärer Brust- und Eierstockkrebs empfiehlt eine prophylaktische beidseitige Salpingo- Ovarektomie nach dem 35. Lebensjahr, nach Abschluss der Familienplanung bei Frauen mit einer nachgewiesenen Mutation im BRCA1- oder BRCA2-Gen oder bei einem lebenslangen Erkrankungsrisiko > 30%. Allerdings bleibt ein Restrisiko von 3% für die Entwicklung eines extraovariellen Ovarialkarzinoms, da das Bauchfell entwicklungsgeschichtlich aus demselben Keímblatt entsteht (Chen et al. 1985). In einer Untersuchung bei Frauen mit BRCA1-Genmutation wurde durch diese beidseitige Ovarektomie auch das Risiko für die Entstehung von einem Mammakarzinom um 50% verringert. Dies wird durch den Wegfall der hormonellen Stimulation des Brustdrüsengewebes erklärt (Rebbeck et al. 1999). Die Entscheidung zu einer solchen prophylaktischen Operation ist erst nach ausführlicher Beratung und einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung durchzuführen. Als Alternative zu den oben genannten“ radikalen“ Operationsmethoden ist die Prävention durch Gabe von Medikamenten zurzeit Gegenstand vieler klinischer 22 Studien. Z.B. werden dabei Hormonpräparate untersucht, die einen wachstumshemmenden Effekt auf die Entstehung von Mammakarzinom und Ovarialkarzinom haben. Eine randomisierte, klinische Studie des National Surgical Adjuvant Breast Cancer and Bowel Project (NSABP-P1-Studie) zeigte eine Reduktion des Mammakarzinomrisikos bei Frauen mit einer BRCA2-Genmutation durch eine Tamoxifeneinnahme ab dem 35. Lebensjahr. Allerdings ist der stimulierende Effekt auf die Ovarien bei Familien mit Belastung für das Ovarialkarzinom nicht erwünscht. Als Alternative für Frauen mit einer erblichen Belastung für ein Mamma- und Ovarialkarzinom werden zurzeit die Wirksamkeit von Aromatasehemmer getestet, insbesondere an der laufenden IBIS-II-Studie (Int. Breast Cancer Intervention Study), die den postmenopausalen Einsatz des Aromatasehemmers Anastrozol gegen einen Placebo testet. Die Ergebnisse stehen noch aus. Insgesamt ist zurzeit die Anwendung von medikamentösen Therapien außerhalb von Studien nicht indiziert. 1.5.2 Sekundäre Prävention Ziel der sekundären Prävention ist die Verminderung der Mortalität durch Sicherstellung der frühstmöglichen Diagnostik und Therapie von Tumorerkrankungen durch Früherkennungsuntersuchungen. Allerdings sind Frauen mit einer erblichen Belastung für Mammakarzinom mit denen der Allgemeinbevölkerung zur Verfügung stehenden FrüherkennungsUntersuchungen nicht ausreichend versorgt (Schmutzler et al. 2006). Nicht nur das hohe Erkrankungsrisiko, sondern auch das frühe Erkrankungsalter erfordert eine auf diese kleine Gruppe zugeschnittene Untersuchung. Zum einen beginnen die wirksamen Brustuntersuchungen, d.h. MammographieScreening in der Allgemeinbevölkerung erst ab dem 50. Lebensjahr. Studien zeigen aber den Nutzen einer intensiven Früherkennung bereits vor dem 50.LJ in dem Risikokollektiv (Schmutzler et al. 2003; Schmutzler et al. 2006). 23 Zum anderen empfiehlt sich für Frauen unter 40 Jahren die ScreeningMammographie nicht, da aufgrund der hohen Parenchymdichte des Brustdrüsengewebes die Fehlerrate zu groß ist. Für dieses junge Risikokollektiv werden die zusätzliche Untersuchung durch Kernspintomographie sowie die hochauflösende Sonographie der Brust empfohlen (Warner 2001). Im Rahmen eines multimodalen Screening-Programms fanden Rhiem et al unter 44 untersuchten BRCA1-Genmutationsträgerinnen 12 Mammakarzinome, dabei imponierten die dabei entdeckten zwei medullären Mammakarzinome sonographisch als Fibroadenome, entsprechend einer BIRADS 3-Klassifikation. Die Indikation zur einer stanzbioptischen Abklärung neu aufgetretener Fibroadenome sollte gerade bei BRCA1-Mutationsträgerinnen großzügig gestellt werden (Rhiem et al. 2006). Auch im Rahmen der holländischen MRISC-Studie (MRI-Screening) wurde der Einsatz der Kernspintomographie als Screeningmöglichkeit bei Frauen mit einer erblichen Belastung für das Mammakarzinom geprüft. In den teilnehmenden Zentren wurden von 1999-2003 rund 1900 Frauen untersucht, die Früherkennungsuntersuchungen beinhalteten eine halbjährliche klinische Untersuchung sowie eine jährliche Mammographie und Kernspintomographie (MRT). Es zeigte sich eine höhere Sensitivität aber auch geringere Spezifität der MRT-Untersuchung gegenüber der Mammographie, insbesondere waren 49% der im MRT detektierten Tumoren in der Mammographie nicht erkennbar gewesen, rund 44% waren nicht tastbar (Kriege 2007). Auch eine im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln durchgeführte Studie belegte den Vorteil der Kombination von Ultraschall, Mammographie und Kernspintomographie um hereditär bedingte Mammakarzinome in einem frühen Stadium entdecken zu können (Schmutzler et al. 2006). Aufgrund dieser Datenlage wurde von dem Konsortium Familiärer Brust- und Eierstockkrebs ein evidenzbasiertes Früherkennungsprogramm entwickelt, was nachfolgend dargestellt werden soll. 24 Strukturiertes Früherkennungsprogramm: Zielgruppen: y Frauen mit einer nachgewiesenen Mutation in den Genen BRCA1 und BRCA2 y Frauen mit einem Heterozygotenrisiko > 20% oder einem lebenslangen Erkrankungsrisiko > 30% bei nicht durchführbarem oder nicht informativem Gentest Untersuchungen: Ab dem 25. Lebensjahr oder 5 Jahre vor dem frühesten Erkrankungsalter in der Familie: y Regelmäßige Selbstuntersuchung der Brust nach ärztlicher Einweisung y Tastuntersuchung der Brust alle 6 Monate y Ultraschalluntersuchung der Brust (mind. 7,5 MHz) alle 6 Monate Ab dem 30. Lebensjahr: y Mammographie der Brust alle 12 Monate y Kernspintomographie der Brust (MRM) alle 12 Monate bis zum 50. Lebensjahr oder bis zur Involution des Brustdrüsengewebes 1.5.3 Tertiäre Prävention Die Tertiäre Prävention beschäftigt sich mit der Verhinderung von Folgeerkrankungen beziehungsweise Verhütung von Rückfällen, dies bedeutet bezogen auf das Familiäre Mammakarzinom die Prävention des Zweitkarzinoms. Bei an familiären Mamma- oder Ovarialkarzinom erkrankten Frauen ist das Risiko für ein Zweitkarzinom stark erhöht (Easton et al. 1995; Ford 1998). Das Risiko für die Entwicklung eines Zweitkarzinoms der Brust hängt dabei vom Ersterkrankungsalter und dem betroffenen Gen ab. (Verhoog 2000; Graeser 2009). Deshalb werden bereits erkrankten Frauen die gleichen Maßnahmen zur primären sekundären Prävention empfohlen wie den Nichterkrankten. Die üblichen Nachsorgeuntersuchungen sind davon unberührt. 25 1.6. Assoziierte Karzinome 1.6.1 Untersuchung von Familien mit BRCA1- und BRCA2-Genmutationen auf das Vorkommen von Karzinomen Auch schon vor der Entdeckung der Gene BRCA1 und BRCA2 wurde in Familien mit einer Häufung von Mammakarzinomen das Auftreten weiterer Tumorentitäten beschrieben (Macklin 1954; Thiessen 1974; Tulinius et al. 1992). Erst in den letzten Jahren wurde dieses Thema zur Fragestellung zahlreicher internationaler Studien. Bei der Frage nach dem genauen Erkrankungsrisiko für Träger einer BRCA1/2-Genmutation kommen die bisherigen Studien zu unterschiedlichen Ergebnissen. Eine im Jahr 2005 veröffentlichte Metaanalyse von B. Friedenson macht die uneinheitliche Datenlage deutlich. Sie fasst 30 epidemiologische Publikationen zusammen. Die Inzidenz von Karzinomen wurde bei bekannten Mutationsträgern oder bei vermuteten Mutationsträgern in Hochrisikogruppen berechnet bzw. Patienten mit Karzinomen außer Mamma- und Ovarialkarzinom auf das Vorkommen von BRCA1- oder BRCA2- Genmutationen untersucht. Ein generell erhöhtes Erkrankungsrisiko für andere Karzinome außer dem Mammakarzinom und Ovarialkarzinom wurde insgesamt bestätigt, mehrere signifikante Unterschiede wurden in verschiedenen Veröffentlichungen beschrieben. Die gefundenen Inzidenzen variieren aber von Studie zu Studie erheblich. Besonders oft wurden erhöhte Prädispositionen für das Magen-, Pankreas-, Prostata- und Kolonkarzinom berichtet, nur wenig Studien schilderten eine erhöhte Inzidenz Gallenblasenkarzinom für sowie Ösophagus-, für Bronchial-, Non-Hodgkin-Lymhome Pharynxund und maligne Melanome (Friedenson 2005). Im Folgenden sollen die wichtigsten und größten Veröffentlichungen vorgestellt werden, in denen BRCA1 und BRCA2–Mutationsträger untersucht wurden und das Vorkommen von Karzinomen mit der Allgemeinbevölkerung verglichen wurde. 26 Zwei umfangreiche Studien nutzen die Daten des „Breast Cancer Linkage Consortium“, einem weltweiten Netzwerk von Wissenschaftlern mit dem Forschungsschwerpunkt Familiärer Brust- und Eierstockkrebs: 1999 veröffentlichte dieses Consortium eine Studie an 173 Familien mit einer BRCA2-Genmutation und fand ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko für das Prostatakarzinom (RR=4,65; 95% CI 3,48-6,22; p<.0001), das Pankreaskarzinom (RR= 3,51; 95%CI = 1,87-6,58; p=.0012), das Gallenblasenkarzinom (RR= 4,97;95%CI=1,5-16,52;p=.03), das Magenkarzinom (RR= 2,59; 95%CI = 1,46-4,61;p=.012) sowie das maligne Melanom (RR= 2,58; 95%CI=1,28-5,17;p=.01) (The Breast Cancer Linkage Consortium 1999). In einer großen Studie von Thompson et al. untersuchte man 2245 BRCA1Genmutationsträger in West Europa und Nordamerika und fand ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko für ein Karzinom der Leber (RR=4,06;95%CI=1,779,34;P=.004), des Pankreas (RR=2,26;95%CI=1,26-4,06;P=.004), des Uterus (RR=2,65;95%CI=1,69-4,16;P=<.001) und der Zervix (RR=3,72;95%CI=2,266,1;P=<.001). Bei Männern mit bekannter Mutation die jünger als 65 Jahre alt waren fand sich ein erhöhtes Risiko am Prostatakarzinom (RR=1,82;95%CI=1,01-3,29;P=.05) zu erkranken. (Thompson et al. 2002). Brose et al. untersuchten ebenfalls Familien mit einer BRCA1-Genmutation (147 Familien mit insgesamt 483 Mutationsträgern). Dabei war das Erkrankungsrisiko für das Kolonkarzinom (RR=2,0;95%CI=8,2-13,9), für das Pankreaskarzinom (RR=2,8;95%CI=1,9-5,3) und für das Magenkarzinom (RR=6,9;95%CI=3,4-7,5) signifikant erhöht. Im Gegensatz zu anderen Studien lag keine Prädisposition für ein Prostatakarzinom vor (Brose et al. 2002). Besonders auffällig war die insgesamt gesteigerte Krebsinzidenzrate bei den Männern mit einem Lebenszeitrisiko von 26,1%. In der Untersuchung von Risch et al. wurden zunächst 649 unselektierte Fälle von Ovarialkarzinomen auf das Vorkommen von BRCA1-Gen- und BRCA2Genmutationen geprüft und das Vorkommen von Karzinomen bei erstgradig Verwandten betrachtet. Bei den Familien mit BRCA1- Genmutationen war das Risiko für das Magenkarzinom sechsfach (RR=6,2;95%CI=2,0-19), für eine 27 Leukämie 2,6fach erhöht (RR=2,6;95%CI=1,0-6,6). Bei einer BRCA2-Genpositiv getesteten Familie bestand eine signifikante Erhöhung der Inzidenzen von Kolon-, Pankreas- Magen- und Prostatakarzinom, wenn sich die gefundene Mutation in der so genannten ovarian-cancer cluster region (OCCR) in Exon 11 befunden hatte (RR=3,1;95%CI=1,7-5,7;P=.0003) (Risch et al. 2001). (Lubinski et al. 2004) sehen die Ausprägung von Mamma-, Ovarial- und assoziierten Karzinomen sowohl durch die Position der Mutation als auch die ethnische Zugehörigkeit beeinflusst so tritt z.B. in jüdischen Ashkenazi-Familien mit einer bestimmten Gründermutation das Ovarialkarzinom häufiger (odds ratio 1,58; p=0.002) und das Prostatakarzinom seltener (odds ratio 0,62; p= 0,04) auf als in Nicht-jüdischen Familien. Hemminki et al. bestätigten 2004 die Assoziation von BRCA1 und 2 Genmutationen mit dem Pankreas-, Prostata- und Magenkarzinom mit einem großen Kollektiv (n= 944723) anhand Familien des schwedischen KrebsRegisters. Die Familien wurden klassifiziert anhand spezischer Kriterien, für die einzelnen Subgruppen standen anhand einer Studie Konsortiums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs des deutschen die Frequenzen der BRCA1- und BRCA2- Mutationen zur Verfügung (Meindl A. et al. 2002). Familien mit 2 Mammakarzinomen vor dem 50. Lebensjahr zeigten eine signifikant erhöhte Inzidenz des Pankreas- (SIR = standardised incidence ratio = 5,5;95%CI=1,43-14,2;) und des Prostatakarzinoms (RR=1,31;95%CI=1,051,62). In Familien mit an Ovarial- und Mammakarzinom erkrankten Mitgliedern war die Inzidenz des Magenkarzinoms signifikant erhöht (SIR= 2,04;95%CI=1,14-3,12) (Hemminki et al. 2004). Es wird vermutet, dass die erhöhten Karzinominzidenzen, die nicht direkt mit einer BRCA1- und BRCA2-Genmutation assoziiert sind, auf nicht-BRCA1/2Gen abhängige Komponenten für die familiäre Anhäufung von Tumoren in diesen Familien hinweisen. Zur Vermeidung einer Verzerrung durch eine „testing bias“ (siehe Diskussion) bezogen van Asperen et al. bei der Analyse von BRCA2-Gen-positiven Familien nur diejenigen Angehörigen mit einer 50prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine 28 Genträgerschaft mit ein. Sie fanden ein signifikant erhöhtes Risiko für Tumoren des Pankreas (RR=5,9;95%CI=3,2-10,0), der Prostata (RR=2,5;95%CI=1,63,8), des Knochen (RR=14,4;95%CI=2,9-42,1) und des Pharynx (RR=7,3;95%CI=2,0-18,6) (van Asperen et al. 2006). Nur sehr wenige Studien haben sich mit dem Vorkommen von assoziierten Karzinomen in Familien mit einer erblichen Belastung für das Mammakarzinom und negativem BRCA1/2-Mutationsstatus beschäftigt. Eine populationsbasierte schwedische Studie von Loman et al. untersuchte Familien mit bekanntem Mutationsstatus, in denen Mammakarzinome in jungem Erkrankungsalter (in diesem Fall vor dem 41. Lebensjahr) aufgetreten waren. Bei erstgradig Verwandten von Indexpatientinnen mit Hochrisikokonstellation ohne BRCA1oder BRCA2–Genmutation waren die Inzidenzen von Mammakarzinom (SIR=2,8), Prostatakarzinom (SIR= 1,7;95% CI = 1.0–2.8), Zervixkarzinom (SIR= 3,3;95% CI = 1.1–7.6) und einem Karzinom der Haut (außer Melanom) (SIR= 2,8; 95% CI = 1.0–6.1) erhöht (Loman et al. 2003). Unabhängig vom Mutationsstatus war das Risiko für die Angehörigen am Mammakarzinom zu erkranken umso höher, je niedriger das Erkrankungsalter der Indexpatientin war und je mehr Verwandte am Mammakarzinom erkrankt waren. Es sind nur wenige Daten über Inzidenzen von Karzinomen bei Kindern in von BRCA1-oder BRCA2-Genmutation betroffenen Familien bekannt. Es wurde über homozygote Mutationen des BRCA2-Gens in Zusammenhang mit der Fanconi Anämie und von Hämatologischen Karzinomen in der Kindheit berichtet (Wagner et al. 2004). Eine retrospektive Studie von 2006 fand bei Familien mit BRCA1- und BRCA2-Genmutationen kein erhöhtes Risiko für kindliche (p=0,1). Karzinome Die bisherige Praxis, Angehörige von Risikofamilien erst im Erwachsenenalter zu testen, scheint dementsprechend angemessen (Brooks 2006). 29 1.6.2 Auftreten von BRCA1 und BRCA2-Genmutationen in verschiedenen Karzinomen Folgende Studien untersuchten die Erkrankten verschiedener Karzinome auf BRCA1- und BRCA2–Keimbahnmutationen: Prostatakarzinom Eine genetische Untersuchung von (Gao 1995) an Prostatakarzinomen zeigte in 44% der Präparate eine LOH (loss of heterozygosity) im BRCA1-Gen, bei (Edwards et al. 1998) zeigte sich in 25% eine LOH im BRCA2–Gen in familiären und sporadischen Prostatakarzinomen. Eine Fall-Kontroll-Studie, die 251 an Prostatakarzinomen erkrankte AshkenaziJuden auf BRCA1/2 -Genmutationen untersuchte fand ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko nur bei Trägern einer BRCA2–Genmutation (odds ratio 4,78; 95%CI=1,87-12,25;P=0,001) (Kirchhoff 2004). Eine aktuelle Studie von 937 an Prostatakarzinom erkrankten Ashkenazi-Juden fand in diesem Kollektiv doppelt so viele der für diese Population bekannten Gründermutationen als in einem Vergleichskollektiv von gesunden AshkenaziJuden (odds ratio: 2,1;95%CI=1,2-3,6) Es zeigte sich in dieser Gruppe aber kein früheres Erkrankungsalter oder histopathologische Unterschiede im Vergleich zum sporadischen Prostatakarzinom (Giusti et al. 2007). Vom erblichen Prostatakarzinom spricht man, wenn drei erstgradig Verwandte in einer Familie erkrankt sind, bzw. wenn zwei erstgradig Verwandte mit einem Erkrankungsalter unter 55 Jahren existieren (Grönberg et al. 2000). Gayther untersuchte 38 erkrankte Angehörige von Familien mit einer Häufung von Prostatakarzinomen und fand BRCA2-Genmutationen bei 2 Patienten mit frühem Erkrankungsalter. Eine Mutation im BRCA2-Gen bei 5% der familiären Prostatakarzinome wird vermutet (Gayther et al. 2000). Eine weitere Untersuchung von 62 schwedischen Familien mit einer genetischen Veranlagung für ein Prostatakarzinom fand eine signifikante Häufung von Mamma- (RR=1,58;95%CI=1,01-2,35;P=), Magen- (RR=2,78;95%CI=1,59-4,52;) und Nierenkarzinomen (RR=2,51;95%CI=1,15- 30 4,77) , eine Testung des Genstatus fand aber in dieser Untersuchung nicht statt (Grönberg et al. 2000). Eine Studie von 263 Prostatakarzinompatienten in Großbritannien mit einem frühen Erkrankungsalter (<55 Jahre) errechnete für die Träger einer BRCA2Genmutation ein mit 23-fach deutlich erhöhtes Erkrankungsrisiko bis zum 56. Lebensjahr (95% CI 9–57) (Edwards 2003). Pankreaskarzinom Es wird angenommen, dass rund 10 % aller Pankreaskarzinome eine hereditäre Ursache haben (Lynch et al. 2001). In einer Studie von (Hahn 2003), die 26 Familien mit gehäuften Vorkommen von Pankreaskarzinomen auf BRCA1- und BRCA2– Genmutationen untersuchte, wurde ein 8-10 Jahre früheres Erkrankungsalter bei BRCA2- Genmutationsträgern im Vergleich zum sporadischen Pankreaskarzinom gefunden. Murphy et al. fanden bei der DNA-Untersuchung von Patienten mit familiärem Pankreaskarzinom eine Quote von 17% an BRCA2- Genmutationsträgern (Murphy 2002). Die zwei beschriebenen Studien legen nahe, dass ein Teil der Familiären Pankreaskarzinome durch eine BRCA2-Mutation verursacht werden, allerdings wurde in den untersuchten Familien keine Häufung von Mamma- oder Ovarialkarzinomen gefunden. Eine spanische Untersuchungsgruppe testete den BRCA2-Mutationsstatus an Patienten mit familiären als auch mit sporadischen Pankreaskarzinomen. Sie messen der Beteiligung von BRCA2-Genmutationen an Pankreaskarzinomen eine sehr niedrige Bedeutung zu und sehen demzufolge auch keine Notwendigkeit eines Screenings (Real et al. 2005). Kolonkarzinom Kirchhoff et al. verglichen die Häufigkeit von BRCA1/2-Genmutationen in 586 Ashkenazi-Juden, die an Kolonkarzinom erkrankt waren, mit 5012 Patienten ohne diese Erkrankung und fanden keinen Zusammenhang zwischen einer 31 Mutation und einem erhöhten Erkrankungsrisiko (RR=0,5;95%CI=0,22-1,14) (Kirchhoff 2004). Die im selben Jahr veröffentlichte Studie von Niell et al., die 1422 Kolonkarzinom-Patienten auf die drei bekanntesten BRCA1/2-Genmutationen untersuchte, ergab ein leicht erhöhtes Erkrankungsrisiko, dieses war aber nicht statistisch signifikant (OR=1,03;95%CI=0,75-1,41). Die Anzahl der Mutationsträger in dem untersuchten Kollektiv war mit n=24 jedoch recht niedrig (Niell 2004). Die Forschungsgruppe um Farrell et al. wies 2006 auf die Gefahr hin, dass Familien mit einer Häufung von Ovarialkarzinomen und assoziierten Karzinomen wie dem Kolonkarzinom dem Familiären Brust- und Eierstockkrebs zugeordnet werden. Denn auch andere hereditäre Syndrome sind mit einem gehäuften Vorkommen von Ovarialkarzinomen und Kolonkarzinomen assoziiert (Farrell et al. 2006). So ist z.B. das HNPCC (Hereditary nonpolyposis colorectal cancer) mit einem erhöhten Risiko für Kolonkarzinome (bis 90%), Korpuskarzinome (bis 60%) und Ovarialkarzinome (13%) verbunden (Lynch et al. 1998). Korpuskarzinom Der häufigste histologische Typ unter den BRCA1/2-Mutations-assoziierten Ovarialkarzinomen ist papillär-serös (Lakhani 2004). Die serösen Tumoren von Geweben mit Abstammung der Müller’schen Gänge zeigen pathologische, genetische und klinische Gemeinsamkeiten. Vor diesem Hintergrund wurden 56 Patientinnen mit einem serös-papillären Korpuskarzinom auf BRCA1- und BRCA2-Genmutationen untersucht. Ein Zusammenhang zwischen der Erkrankung und dem Genstatus wurde nicht gefunden, obwohl viele Probanden ein Mammakarzinom in der Eigen- oder Familienanamnese vorwiesen. Bei keiner Patientin wurde eine BRCA-Mutation entdeckt (Goshen et al. 2000). Auch eine genetische Korpuskarzinom Untersuchung erkrankten von 199 Ashkenazi-Jüdinnen an zeigte serös-papillären kein erhöhtes Erkrankungsrisiko für die Träger einer BRCA Gründermutation (Levine et al. 2001). (RR=0,75;95%CI=0,24-2,34;P=0,6). 32 Das Mamma- und das Korpuskarzinom teilen einige ätiologische Faktoren, so. z.B. die Exposition von Östrogen. Deshalb analysieren mehrere Studien den Zusammenhang zwischen der Erkrankung an einem Mammakarzinom und einem erhöhten Erkrankungsrisiko für ein Korpuskarzinom vom Hochrisiko-Typ (also papillär-serös, Sarkom oder klarzelliges Karzinom). Dabei wurde auch der Einfluss von eventueller Tamoxifeneinnahme unter diesen Patientinnen diskutiert. Eine große populations-basierte Studie zeigte 2006, dass die Inzidenz von Hochrisiko-Korpuskarzinomen bei Frauen mit einem Mammakarzinom in der Eigenanamnese gegenüber Frauen ohne ein Mammakarzinom in der Eigenanamnese signifikant erhöht waren (9,4% vs 6,3% für das papillär-seröse Korpuskarzinom und 10,3% vs. 8,4% für Sarkome; P< 0,0001). Hinsichtlich der Histologien der Korpuskarzinome zeigten sich keine Unterschiede bei östrogenrezeptorpositiven- oder negativen Mammakarzinomen, über die Einnahme von Tamoxifen war nichts bekannt. Die Patientinnen mit Endometriumkarzinom oder Sarkom mit zusätzlichem Mammakarzinom in der Eigenanamnese hatten zudem eine signifikant schlechtere 5-Jahres- Überlebensrate (84,4% vs 90,5%; P<0,0001 bzw. 49% vs. 63,6%; P<0,001) (Chan et al. 2006). Eine retrospektive Untersuchung von 53 Mammakarzinompatientinnen zeigte, dass das Risiko, einen prognostisch ungünstigen histologischen Typ des Korpuskarzinoms zu bekommen, durch die Einnahme von Tamoxifen erhöht wurde (67% in Tamoxifen-Gruppe vs. 24% in der nicht mit Tamoxifen behandelter Gruppe , P= 0,03) (Magriples et al. 1994). Eine andere Studie mit 73 Patientinnen konnte keine histologischen Differenzen Tamoxifeneinnahme bezüglich einer entdecken (23% in Tamoxifen-Gruppe vs. 19% in der nicht mit Tamoxifen behandelter Gruppe , P= nicht signifikant) (Barakat et al. 1994) Lungenkrebs Die mögliche Assoziation des Bronchialkarzinoms mit BRCA-Genmutationen ist bisher nur wenig untersucht worden. Taro et al. testeten Tumorgewebe auf BRCA1 mRNA von 55 Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom, die 33 neoadjuvant Gemcitabine und Cisplatin erhalten hatten. Patienten mit einem geringen Level an BRCA1 mRNA hatten ein geringeres Sterberisiko als die mit einem hohen mRNA-Level (HR=0,206;95%CI=0,05-0,83;P=0,026). (Taron et al. 2004) Als Schlussfolgerung schlugen sie eine genetische Untersuchung auf eine BRCA1-Genmutation als Möglichkeit zur Testung der Chemotherapie- Sensitivität vor. Ovuläres Melanom/Melanom: Eine Studie fand bei unter 2,8% der Patienten mit einem ovulären Melanom eine BRCA2 –Genmutation (95% CI 0-5.6) (Iscovich et al. 2002). Eine aussagekräftige Untersuchung zur Assoziation von Hautmelanomen mit BRCA1/2-Genmutationen gibt es bisher nicht. Magenkarzinom Nur wenige Studien untersuchten speziell den Zusammenhang zwischen dem Magenkarzinom und einer BRCA1- oder BRCA2-Genmutation. 2002 untersuchten Jakubowska et al. 29 Familien mit einer Häufung von Mamma- und Magenkarzinomen und fanden in 20,7% der Familien eine Mutation des BRCA2-Gens. Verglichen mit den bekannten BRCA2-Frequenzen in Familien mit Familiären Brust- und Eierstockkrebs zeigte sich in den Familien mit gehäuftem Mammaund Magenkarzinom eine signifikant erhöhte Frequenz der BRCA2-Mutationen (P<0.025) (Jakubowska et al. 2002). 34 2. Fragestellung und Zielsetzung In den bisher durchgeführten Studien über assoziierte Karzinome in Familien mit familiären Mamma- und Ovarialkarzinom kommen die Autoren zu unterschiedlichen, z.T. sogar gegensätzlichen Ergebnissen. Die Frage, ob in diesen Familien auch eine genetische Prädisposition für andere Karzinome existiert und wie hoch dieses Erkrankungsrisiko jeweils ausfällt, ist bisher noch unbeantwortet. In dieser Arbeit wird das Vorkommen von assoziierten Karzinomen in den Risikofamilien des Zentrums für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln untersucht. Im Einzelnen wurden folgende Fragestellungen behandelt: - Welche anderen Karzinome neben Mammakarzinomen und Ovarialkarzinom enkommen in den untersuchten Kollektiven (BRCA1-positive, BRCA2-positive Familien als auch BRCA1/2-negative Familien mit Hochrisikokonstellation) vor? - Wie hoch sind die Inzidenzraten assoziierter Karzinome in den untersuchten Gruppen verglichen mit der Allgemeinbevölkerung (Krebsregister Münster und Saarland)? 35 3. Patienten und Methoden In dieser Dissertation werden die Daten von Patientinnen und Angehörigen von Risikofamilien ausgewertet, die im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs der Universitätsklinik in Köln beraten wurden. Die ersten Familien wurden Anfang Erhebungszeitpunkt ist Querschnittanalyse wurden 1996 in 1. Mai der nur die Studie 2006. Familien mit Für aufgenommen, diese bekanntem der retrospektive Genstatus berücksichtigt, d.h. solche mit einer BRCA1- oder BRCA2-Genmutation, bzw. Familien mit negativem Genstatus, die aber eine Hochrisikokonstellation haben. Bislang existiert kein deutschlandweites Krebsregister. Um das Vorkommen von Karzinomen in den drei Kollektiven mit denen der Allgemeinbevölkerung vergleichen zu können, wurden diejenigen Datenbanken gewählt, die geographisch am nächsten zu Köln lokalisiert sind. Bei den meisten Karzinomen wurde auf das Krebsregister Münster (Stand 2004) zurückgegriffen. Nur für die Berechnung der Inzidenzen für die Basaliome und Plattenepithelkarzinome wurden zusätzlich die Daten des Krebsregisters Saarland verwendet. 3.1 Definition der Risikofamilien Die Auswahl der Risikofamilien im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln erfolgt zuerst nach der Familienanamnese. Sie muss eine Zuteilung zu den unter 1.3.4 beschriebenen Einschlusskriterien erlauben. Die in die Studie aufgenommenen Familien werden danach in folgende Kategorien aufgeteilt: Tabelle 3: Kriterieneinteilung der Familien Kriterien Risikogruppe A >= 3 Ma-Ca, davon 2 unter 50 Jahren HR B >= 3 Ma-Ca unabhängig von Alter HR C 2 Ma-Ca, beide unter 50 J HR D 2 Ma-Ca, davon 1 unter 50 J MR 36 E Ma-Ca und OV-Ca in Familie, unabhängig vom Alter HR F >= 2 Ov-Ca, unabhängig vom Alter HR G 1 Ma-CA unter 35 Jahren HR H 1 Ov-Ca unter 40 Jahren MR I 1 bilaterales Ma-CA unter 40 Jahren HR J 1 Ma-Ca/Ov-Ca unter 40 Jahren(bei einer Person) HR K Nur männliches Ma-Ca MR S Sonderfälle (heterogen) MR Die Kategorien A, B, C, E, F, G, I und J werden zu den Hochrisikofamilien gerechnet, den anderen wird nur ein moderates Risiko zugeordnet. 3.2. Erstellung und Auswertung der Stammbäume 3.2.1 Stammbaumerfassung Alle Ratsuchenden, die nach Erfüllung der oben genannten Einschlusskriterien in das Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln aufgenommen worden waren, erhielten eine humangenetische Beratung. Um fehlende und unklare Daten zu vervollständigen, wurden für diese Untersuchung die Familien nochmals ausführlich telefonisch befragt und Befunde aus Krankenakten angefordert. Es erfolgte die Erstellung eines differenzierten Stammbaums, in dem folgende Informationen erfasst wurden: - vollständiger Stammbaum über mindestens drei Generationen - Erfassung aller aufgetretenen Karzinomentitäten in der Familie - Alter bei Erstdiagnose für alle Karzinompatienten in der Familie - Alter bzw. Sterbezeitpunkt und Geschlecht für alle gesunden und an Karzinomen erkrankten Familienangehörigen Ungenaue bzw. unklare Informationen wurden in die Datenauswertung nicht mit einbezogen. Bei der überwiegenden Zahl der Karzinome wurde die genaue Entität durch Vorlage der Histologie verifiziert. 37 3.2.2 Stammbaumauswertung Beim Familiären Mamma- und Ovarialkarzinom folgt die Vererbung des BRCA1-Gen und BRCA2-Gen einem autosomal-dominanten Erbgang. Dies bedeutet, dass Verwandte ersten Grades ein Risiko von 50% haben, diese Mutation zu tragen. Bei Auswertung der Stammbäume wurden alle Mitglieder über 20 Jahre berücksichtigt. Um genauer die Auswirkung des Genstatus auf die Inzidenz der assoziierten Karzinome berechnen zu können, wurden die Familienmitglieder danach unterteilt, ob sie eine 100-prozentige oder eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit haben, Genträger zu sein. Dafür wurden folgende Definitionen festgelegt: 100% Wahrscheinlichkeit: - Obligate Genträger: Nachgewiesene Mutation für das BRCA1– oder BRCA2-Gen unabhängig davon, ob die Person an Mamma- und/oder Ovarialkarzinom erkrankt ist oder gesund ist. - Obligate Überträger (Gesunde Familienangehörige zwischen 2 Erkrankten aus der vorherigen und nachfolgenden Generation). - Ungetestete an Mamma- und/oder Ovarialkarzinom Erkrankte aus Familien mit bekannter BRCA1- oder BRCA2-Genmutation. - An Mammakarzinom- und/oder Ovarialkarzinom Erkrankte aus Hochrisikofamilien bei denen eine BRCA-Genmutation ausgeschlossen wurde (Æ BRCA1/2-Negativ) 50%-Wahrscheinlichkeit: - erstgradige Verwandte von Personen, die einer der oben genannten Gruppen angehören. Es wurden alle Karzinomerkrankungen unter den Familienmitgliedern gezählt, die entweder selber an Mamma- und/oder Ovarialkarzinom erkrankt waren, obligate Genträger oder deren erstgradig Verwandte waren. Bei Karzinompatienten, ausgenommen das Mammakarzinom oder das Ovarialkarzinom, kam das Erkrankungsalter des ersten Karzinoms in die 38 Auswertung, bei den übrigen Familienmitgliedern wurde das letzte bekannte Alter zum Erhebungszeitpunkt des Stammbaums bzw. das Sterbealter genommen. Falls nur bekannt war, dass die Person ein hohes Alter erreicht hatte, wurde das Alter von 80 Jahren eingesetzt. 3.2.3 Beispiele von Stammbäumen Abbildung 2: Stammbaum der Familie 602 G.III †80 †76 Darm-Ca (74) G.II 58 60 Zervix-Ca (30) †49 Bronchial-Ca(49) 50 47 52 Mamma-Ca (30) BRCA 1 positiv G.I 30 32 29 35 32 30 24 22 17 21 BRCA 1 positiv 30 Kennzeichnung für: - 50%ige Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft: unterstrichen - 100%ige Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft: Fettdruck Die Ratsuchende (mit Pfeil markiert) suchte die Beratung im Jahr 2001 auf, da ihre Mutter mit 30 Jahren sehr früh am Mammakarzinom erkrankt war. In der Familie waren keine weiteren Fälle von Mamma- oder Ovarialkarzinom bekannt, die Familie war deswegen der Hochrisikogruppe G zuzuordnen (1 Mammakarzinom unter 35 Jahren). Die erkrankte Mutter war demnach die Indexpatientin, d.h. die jüngste lebende Erkrankte in der Familie. Nachdem bei dieser eine pathogene Mutation im BRCA1-Gen gefunden worden war, ließ sich auch die Tochter testen, auch sie ist Trägerin einer BRCA1-Genmutation. Die ältere Schwester der Ratsuchenden hat sich nicht untersuchen lassen, deswegen ist bei ihr von einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine Genträgerschaft auszugehen. Die Tanten, Onkel und Großeltern 39 mütterlicherseits haben ebenfalls eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, eine BRCA1-Genmutation zu tragen. Eine Tante erkrankte mit 30 Jahren an einem Zervixkarzinom, bei einem Onkel ist im Alter von 49 Jahren ein Bronchialkarzinom entdeckt worden, er verstarb im selben Jahr. Die Großmutter erkrankte mit 74 Jahren an Kolonkarzinom. Somit sind in dieser Familie 2 obligate Genträger für eine BRCA1-Gen-Mutation bekannt, 7 Mitglieder haben eine 50-prozentige Wahrscheinlichkeit, diese Mutation zu tragen, darunter sind 3 assoziierte Karzinome zu finden. Abbildung 3: Stammbaum der Familie 387: G.IV †80 †75 Darm-Ca G.III †80 †60 Darm-Ca †62 Lungen-Ca Magen-Ca †34 Mamma-Ca(32) †73 Mamma-Ca(60) Ov-Ca(67) G.II 55 43 60 Leukämie(50) †0 †45 Mamma-Ca(40) 62 56 Mamma-Ca(40) Melanom (56) BRCA2 positiv 60 45 Zervix-Ca(30) G.I 33 negativ 40 35 34 34 30 27 Kennzeichnung für: - 50%ige Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft: unterstrichen - 100%ige Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft: Fettdruck Die Ratsuchende (Pfeil) kam im Jahr 2000 wegen familiärer Häufung von Mammakarzinomen- und Ovarialkarzinomen in Ihrer Familie zur Beratung. Ihre Mutter war im Alter von 40 Jahren an Mammakarzinom und mit 56 Jahren an einem Melanom erkrankt. Eine Tante mütterlicherseits war im Alter von 40 Jahren am Mammakarzinom erkrankt und mit 45 verstorben. Bei der Großmutter wurde im Alter von 32 Jahren ein Mammakarzinom entdeckt, sie 40 wurde 34 Jahre alt. Die Großtante derselben Seite war mit 60 Jahren am Mamma- und mit 67 Jahren am Ovarialkarzinom erkrankt. Deren Tochter hatte mit 30 Jahren ein Zervixkarzinom bekommen. Somit erfüllte die Familie mehrere Kriterien einer Hochrisikogruppe. Bei der Gendiagnostik war die erkrankte Mutter positiv für eine BRCA2-GenMutation, bei der Rat suchenden Tochter wurde keine Genmutation gefunden, weshalb sie bei der Auswertung nicht berücksichtigt wurde. Weitere Verwandte ließen sich nicht testen, so schließt man bei der erkrankten Tante, Großmutter und Großtante auf eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit für eine Genträgerschaft, bei den nicht an Mamma- und Ovarialkarzinom erkrankten Tante, Cousin und Cousine beträgt diese Wahrscheinlichkeit 50%. Letzteres würde theoretisch auch auf die Urgroßeltern zutreffen, da über diese Generation keine Angaben gemacht werden konnten, wurden diese Personen nicht berücksichtigt. Zusammenfassend sind in dieser Familie 4 Genträger, 3 Familienmitglieder mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für diese Genmutation, darunter ein assoziierter Tumor. 3.3 Beschreibung des Patientenkollektivs Für die Datenauswertung wurden nur Familien mit bekanntem Mutationsstatus benutzt, bei den BRCA1- und BRCA2- Negativen Familien wurden nur solche mit einer Hochrisikokonstellation berücksichtigt. Danach wurden die Familien drei Kollektiven zugeordnet: BRCA1-Positiv, BRCA2–Positiv, BRCA1/2-Negativ. Zusammenfassend besteht das hier untersuchte Patientinnenkollektiv aus 409 Familien. Insgesamt wurden 4407 Mitglieder erfasst, davon sind 2907 Frauen und 1500 Männer. Zu dem Kollektiv mit einer BRCA1-Genmutation gehören 86 Familien mit 921 Mitgliedern, in dieser Gruppe befinden sich 604 Frauen und 317 Männer. In der Gruppe der 53 Familien mit einer BRCA2-Genmutation fanden sich unter den 571 Angehörigen 365 Frauen und 209 Männer. Zu dem Kollektiv mit einem negativen Test für eine BRCA1/2–Mutation, aber denen nach Stammbaumanalyse eine Hochrisikokonstellation zuzuschreiben ist, gehören 41 270 Familien mit insgesamt 2912 Mitgliedern, davon 1938 Frauen und 974 Männer. Tabelle 4: Aufbau des untersuchten Kollektivs nach Genstatus und Geschlecht Familien Ind. gesamt Frauen gesamt Männer gesamt BRCA1 86 921 604 65,58% 317 34,42% BRCA2 53 571 365 63,92% 209 36,60% BRCA1/2neg 270 2913 1938 66,53% 974 33,44% gesamt 409 4407 2907 65,96% 1500 34,04% Unterscheidet man in den Kollektiven obligate Mutationsträger von Personen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit, das Gen zu tragen, ergibt sich folgende Geschlechterverteilung: Tabelle:5: Aufbau der untersuchten Kollektive BRCA1, BRCA2 und BRCA1/2Negativ nach Geschlechtern und Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft. Familien Ind. Frauen Frauen Frauen Männer Männer Männer gesamt gesamt 50% 100% gesamt 50% 100% BRCA1 86 921 604 245 359 317 281 36 BRCA2 53 571 365 141 224 209 183 26 270 2913 1938 934 1004 974 886 88 409 4407 2907 1320 1587 1500 1350 150 BRCA1/2 Negativ Summe Für die Berechnung der männlichen geschlechtsspezifischen Tumoren wurden nur die männlichen Angehörigen, für die weiblichen geschlechts-spezifischen Tumoren nur die weiblichen Angehörigen und für alle anderen Tumoren alle gezählten Männer und Frauen berücksichtigt. 42 3.4. Statistische Methoden In dieser Querschnittanalyse wurden die Standardisierten Inzidenzraten (SIR), die Ratio zwischen der Anzahl beobachteter und erwarteter Karzinomfälle, als Schätzung für das Relative Risiko an einem Karzinom zu erkranken, berechnet. Für die beobachteten Fälle wird eine Poisson-Verteilung angenommen. Die exakten 95%-Poisson-Konfidenzintervalle für die beobachtete Anzahl von Karzinomfällen wurden nach Esteve et al. berechnet (Estève 1994). Als Vergleichskollektiv diente die Allgemeinbevölkerung, deren Daten aus den epidemiologischen Krebsregistern für den Regierungsbezirk Münster und für das Saarland (nur Basaliom und Plattenepithelkarzinom der Haut) zur Verfügung gestellt wurden. Im bevölkerungsbezogenen Krebsregister liegen zunächst die rohen Inzidenzraten, d.h. die beobachteten Anzahlen aller Neuerkrankungen pro 100.000 der Gesamtbevölkerung über ein Kalenderjahr, vor: Ej = Nj Bj × 105 E j = Rohe Inzidenzrate im Zeitraum j N j = Neuerkrankungen im Zeitraum j B j = Durchschnittliche Wohnbevölkerung im Zeitraum j Aufgrund der starken Abhängigkeit der Krebserkrankungen vom Lebensalter wurden hieraus die altersspezifischen Inzidenzraten von Altersklassen (i) in einem Zeitraum (j) berechnet: A ij = N ij Bij ×105 A ij = Altersspezifische Inzidenzrate der Altersklasse i im Zeitraum j N ij = Neuerkrankte Personen der Altersklasse i im Zeitraum j Bij = Durchschnittliche Gesamtbevölkerung der Altersklasse i im Zeitraum j Im verwendeten Bericht des Krebsregisters Münster ist die Gesamtbevölkerung in 18 Altersklassen eingeteilt, die (bis auf die höchste Altersklasse =85 und älter) jeweils 5 Jahre umfassen. 43 Zur Berechnung des Relativen Risikos für assoziierte Karzinome im Risikokollektiv wurden die kumulativen altersspezifischen Inzidenzraten der Allgemeinbevölkerung für jedes Karzinom benötigt. Dazu wurde für jedes Lebensjahr, vom jüngsten (20 Jahre) bis zum ältesten (87 Jahre) im Risikokollektiv erfassten Lebensjahr, die kumulative altersspezifische Inzidenz durch Addition der altersspezifischen Inzidenzen für jedes Lebensjahr berechnet. Zur Veranschaulichung wird in Tabelle 6 die Berechnung der kumulativen altersspezifischen Inzidenz im Risikokollektiv am Beispiel des Magenkarzinoms bei Männern gezeigt. Anschließend wurde zur Bestimmung der kumulativen altersspezifischen Inzidenz im Risikokollektiv die Anzahl der Gesunden zum Zeitpunkt der Erstdiagnose (Alter) mit der jeweiligen kumulativen alterspezifischen Inzidenz in diesem Lebensjahr multipliziert. Abschließend wurde die Summe der kumulativen altersspezifischen Inzidenz gebildet (Ergebnis: 23836,5) und durch 100.000 dividiert (Ergebnis: 0,238365). Tabelle 6: Kumulative altersspezifische Inzidenz von Magenkarzinomen bei Männern im BRCA2-Kollektiv bei 100%igem Risiko der Anlageträgerschaft 1 Ges 100 5 kum Altersinz im RK 100 20 21 22 23 24 25 0,3 0,3 0,3 0,3 0,3 0,2 0,3 0,6 0,9 1,2 1,5 1,7 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 56 57 58 59 60 61 30,6 30,6 30,6 30,6 49,7 49,7 311,7 342,3 372,9 403,5 453,2 502,9 1 0 0 0 1 0 311,7 0 0 0 453,2 0 26 27 28 29 30 31 0,2 0,2 0,2 0,2 1,3 1,3 1,9 2,1 2,3 2,5 3,8 5,1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 62 63 64 65 66 67 49,7 49,7 49,7 79,3 79,3 79,3 552,6 602,3 652 731,3 810,6 889,9 0 1 0 4 0 1 0 602,3 0 2925,2 0 889,9 32 33 34 35 36 37 1,3 1,3 1,3 2,1 2,1 2,1 6,4 7,7 9 11,1 13,2 15,3 0 0 0 1 0 0 0 0 0 11,1 0 0 68 69 70 71 72 73 79,3 79,3 117,6 117,6 117,6 117,6 969,2 1048,5 1166,1 1283,7 1401,3 1518,9 0 0 0 0 2 3 0 0 0 0 2802,6 4556,7 38 39 40 2,1 2,1 6,7 17,4 19,5 26,2 0 1 1 0 19,5 26,2 74 75 76 117,6 162 162 1636,5 1798,5 1960,5 0 2 1 0 3597 1960,5 Alter 44 2 3 4 Altersinz kum Ges 100.000/Jahr Altersinz 100 5 kum Altersinz im RK 100 1 2 3 4 Alter Altersinz 100.000/Jahr kum Altersinz 1 Ges 100 5 kum Altersinz im RK 100 41 42 43 44 45 6,7 6,7 6,7 6,7 13,7 32,9 39,6 46,3 53 66,7 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 77 78 79 80 81 162 162 162 200,4 200,4 2122,5 2284,5 2446,5 2646,9 2847,3 1 0 0 0 0 2122,5 0 0 0 0 46 47 48 49 50 51 13,7 13,7 13,7 13,7 25,8 25,8 80,4 94,1 107,8 121,5 147,3 173,1 0 0 1 1 0 0 0 0 107,8 121,5 0 0 82 83 84 85 86 87 200,4 200,4 200,4 289,2 289,2 289,2 3047,7 3248,1 3448,5 3737,7 4026,9 4316,1 1 0 0 0 0 0 3047,7 0 0 0 0 0 52 25,8 198,9 0 0 53 54 25,8 25,8 224,7 250,5 0 0 0 0 Summe: 24 23836,5 Alter 2 3 4 Altersinz kum Ges 100.000/Jahr Altersinz 100 5 kum Altersinz im RK 100 1 2 3 4 Alter Altersinz 100.000/Jahr kum Altersinz E = 0,238365 Beispiel (s.a. Tabelle 6): Die alterspezifischen Inzidenzraten der männlichen Allgemeinbevölkerung für das Magenkarzinom wurden für jedes Lebensjahr vom 20. Jahr bis zum höchsten beobachteten Lebensjahr notiert (Spalte Nummer 1+2). Zur Berechnung der kumulativen alterspezifischen Inzidenzen (Spalte 3) wurden die Altersinzidenzen von jedem Jahrgang addiert. Anschließend wurde die Anzahl der Gesunden in jedem Jahrgang (Spalte 4) mit der jeweiligen kumulativen alterspezifischen Inzidenz multipliziert (Spalte 5) und die Ergebnisse aller Altersgruppen summiert (Ergebnis: 23836,5). Da sich dieser Wert wie üblich auf 100.000 Personen bezieht, muss er zur Berechnung der „Erwarteten Fälle“ durch 100.000 dividiert werden (Ergebnis: 0,238365). Das Relative Risiko (RR) bezeichnet das Verhältnis zwischen Anzahl der beobachteten (O) und der erwarteten (E) Fälle. RR = O E O = observed cases = beobachtete Fälle E= expected cases = erwartete Fälle Die 95% Konfidenzintervalle (U-RR, O-RR) der relativen Risiken (RR) werden berechnet, indem die unteren (Unten) bzw. oberen (Oben) Konfidenzintervalle der beobachteten Fälle durch die erwarteten Fälle (E) dividiert werden. 45 U - RR = Unten E O - RR = Oben E U-RR = unteres Konfidenzintervall der RR Unten = unteres Konfidenzintervall der beobachteten Fälle O O-RR = oberes Konfidenzintervall der RR Oben = oberes Konfidenzintervall der beobachteten Fälle O Die 95% Konfidenzinvervalle für die jeweilige Anzahl der erwarteten Fälle (o) werden unter der Annahme einer Poisson Verteilung in der Tabelle nach Esteve et al. (1994) abgelesen und gehen dann in die Berechnung der 95% Konfidenzintervalle der Relativen Risiken ein (Tabelle 7). Tabelle 7 Exakte 95% Konfidenzinvervalle für die Anzahl der beobachteten Fälle (O) unter der Annahme einer Poisson-Verteilung (Esteve et al. 1994) 95% confidence interval Observed cases (O) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 46 µ0 0,00 0,03 0,24 0,62 1,09 1,62 2,20 2,81 3,45 4,12 4,80 5,49 6,20 6,92 7,65 8,40 9,15 9,90 10,67 11,44 µ1 3,00 5,57 7,22 8,77 10,24 11,67 13,06 14,42 15,76 17,08 18,39 19,68 20,96 22,23 23,49 24,74 25,98 27,22 28,45 29,67 95% confidence interval Observed cases (O) 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 µ0 12,22 13,00 13,79 14,58 15,38 16,18 16,98 17,79 18,61 19,42 20,24 21,06 21,89 22,72 23,55 24,38 25,21 26,05 26,89 27,73 28,58 µ1 30,89 32,10 33,31 34,51 35,71 36,90 38,10 39,28 40,47 41,65 42,83 44,00 45,17 46,34 47,51 48,68 49,84 51,00 52,16 53,31 54,47 Zur Veranschaulichung erfolgt die Berechnung der Relativen Risiken (RR=SIR) beispielhaft für das Magenkarzinoms des Mannes (Tabelle 8). Es werden die beobachteten Erkrankungsfälle (Obs) und das entsprechende untere (Unten) und obere (Oben) Konfidenzintervall nach Esteve angegeben. Die erwarteten Fälle (E) wurden durch die zuvor ermittelte kumulative altersspezifische Inzidenz für diese Karzinomerkrankung berechnet. Das RR wird durch Division von beobachteten Fällen (Obs) durch erwartete Fälle (E) berechnet, das entsprechende untere (U-RR) und obere (O-RR) Konfidenzintervall mittels Division durch die erwarteten Fälle (E). Tabelle 8 Magenkarzinom des Mannes im BRCA2-Kollektiv bei 100%igem Risiko der Anlageträgerschaft (Mutationsträger) Lokalisation sex Unten Obs Oben E U-RR RR O-RR Magen m 0,24 2 7,22 0,238365 1,01 8,39 30,29 Abkürzungen: m=männlich, Obs=beobachtete Fälle, E=erwartete Fälle, U-RR=unteres Konfidenzintervall, O-RR=oberes Konfidenzintervall, RR=relatives Risiko 95% Konfidenzintervalle >1 bedeuten ein gegenüber der Allgemeinbevölkerung signifikant erhöhtes Risiko für Männer und Frauen aus dem Risikokollektiv an diesem Karzinom zu erkranken. Anhand dieser beschriebenen statistischen Methoden wurden die in dieser Arbeit erfassten Risiko-Familien im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln bezüglich des Auftretens folgender Tumorentitäten untersucht: Ösophagus-, Leber-, Gallen-, Kehlkopf-, Hoden-, Schilddrüsen-, Magen-, Darm, Pankreas-, Lunge-, Melanom-, Basaliom-, Plattenepithel-, Prostata-, Vulva-, Gebärmutter-, Zervix-, Harnblasen- und Nierenkarzinome sowie für M. Hodgkin, Lymphome und Leukämien. 47 4. Ergebnisse 4.1 Aufgetretene Karzinome in den drei Kollektiven Da der Schwerpunkt der Untersuchung auf der Auswertung der Assoziierten Karzinome liegt, wurden bei der Berechnung der Inzidenzen keine Mamma- und Ovarialkarzinome berücksichtigt. Zusammenfassend sind in den drei untersuchten Kollektiven 492 Karzinome verschiedener Entitäten gefunden worden, davon waren 258 bei Frauen und 234 bei Männern aufgetreten. Im BRCA1–Kollektiv waren bei den Frauen 50 und bei den Männern 47 Karzinome zu beobachten, in der Gruppe des BRCA2–Kollektivs waren 32 Frauen und 35 Männer an einem Karzinom erkrankt. Im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv fanden sich 176 Frauen und 152 Männer mit einem Tumor. Die nachfolgende Tabelle zeigt die Verteilung der verschiedenen Tumorentitäten in den verschiedenen Kollektiven: Tabelle 9: Verteilung der Karzinome in den untersuchten Kollektiven Lokalisation BRCA 1 ges m w BRCA 2 ges m w Negativ ges m w gesamt Ösophagus 3 3 0 2 1 1 7 7 0 12 Leber 2 0 2 3 1 2 14 5 9 19 Galle 1 1 0 0 0 0 1 0 1 2 Kehlkopf 4 3 1 2 2 0 6 4 2 12 Schilddrüse 2 1 1 1 0 1 3 0 3 6 Magen 5 2 3 4 3 1 32 24 8 41 7 11 15 7 8 77 29 48 110 Darm Pankreas Lunge 18 7 4 3 8 3 5 17 5 12 13 10 3 5 3 2 34 28 32 6 52 Melanom 5 4 1 4 1 3 15 3 12 24 Basaliom 0 0 0 1 1 0 14 4 10 15 Plattenepithel 1 0 1 1 1 0 0 0 0 2 Harnblase 4 2 2 0 0 0 5 3 2 9 Niere 3 1 2 2 1 1 9 4 5 14 Lymphom 5 2 3 0 0 0 9 2 7 14 MH 2 0 2 0 0 0 3 2 1 5 48 Lokalisation BRCA 1 ges m w BRCA 2 ges m 0 0 0 1 1 w Negativ ges m 0 w gesamt Leukämie 1 1 Hoden 1 1 Prostata 5 5 Vulva 1 1 0 0 0 0 1 Uterus 4 4 3 3 21 21 28 Zervix 10 10 5 5 23 23 38 Summe 97 10 10 68 13 7 6 14 5 5 7 20 20 35 328 492 4.1.1. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA1-Kollektivs im Vergleich zur Allgemein-Bevölkerung Bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1Genmutation finden sich signifikant erhöhte Inzidenzen für das Uteruskarzinom (RR=45,25; 95%CI=9,35-132,27), das Zervixkarzinom (RR=54,67; 95%CI=21,94 - 112,61), das Kolonkarzinom (RR=2,27; 95%CI=1,04-4,31), und M. Hodgkin (RR=13,86; 95%CI=1,66-50,04). Signifikante Unterschiede finden sich bei den Frauen des Gesamt-BRCA1-Kollektivs für das Uteruskarzinom (RR=15,90; 95%CI=4,33-40,71) und das Zervixkarzinom (RR=4,59; 95%CI=2,20-8,44) (s.a. Tabelle 10). Die Männer Genträgerschaft mit einer 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine einer BRCA1-Genmutation (RR=7,47;95%CI=0,90-26,98) zeigen eine tendenzielle Erhöhung der Häufigkeit von Lymphomen. Pankreaskarzinome treten bei den Männern und Frauen mit einer 50prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1-Genmutation häufiger in Erscheinung (RR=2,57;95%CI=0,70-6,59 und (RR=3,66;95%CI=0,76-10,70). Bei den gesamten Frauen des BRCA1-Kollektivs zeigt sich eine höhere Inzidenz von Kolonkarzinomen (RR=1,5;95%CI=0,75-2,67), M. Hodgkin (RR= 5,8;95%CI=0,70-20,93), bei den gesamten Männern des BRCA1-Kollektivs eine erhöhte Inzidenz von Melanomen (RR=2,62;95%CI=0,71-6,71). Keine erhöhten Inzidenzen fanden sich im BRCA1-Kollektiv für Karzinome des Ösophagus, der Leber, der Galle, des Kehlkopfes, der Hoden, der Schilddrüse, des Magens, der Lunge, der Prostata, der Harnblase, der Niere, des Plattenepithels der Haut sowie für das Basaliom. 49 Tabelle 10: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA1-Kollektiv Lokalisation Ösophagus Leber Galle Kehlkopf Hoden Schilddrüse Magen Darm Pankreas Lunge Melanom Basaliom Plattenepithel Prostata Harnblase Niere Lymphom M. Hodgkin Leukämie sex m m m m m m m m m m m m m m m m m m m 50%Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft 100%Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft Gesamt-Kollektiv RR (95%CI) 1,78 (0,21-6,42) 0,00 (0,00-3,29) 0,00 (0,00-10,57) 2,55 (0,31-9,19) 0,74 (0,02-4,14) 4,24 (0,13-23,64) 0,44 (0,01-2,45) 1,02 (0,41-2,09) 2,57 (0,70-6,59) 0,76 (0,30-1,56) 2,30 (0,47-6,71) 0,00 (0,00-0,65) 0,00 (0,00-1,97) 0,58 (0,19-1,34) 0,48 (0,01-2,68) 1,32 (0,16-4,78) 0,70 (0,02-3,90) 0,00 (0,00-9,50) 0,89 (0,03-4,96) RR (95%CI) 4,84 (0,15-26,94) 0,00 (0,00-17,37) 15,43 (0,46-85,96) 7,00 (0,21-39,01) 0,00 (0,00-15,22) 0,00 (0,00-74,54) 2,10 (0,06-11,72) 0,00 (0,00-2,18) 0,00 (0,00-9,74) 1,74 (0,36-5,09) 4,53 (0,14-25,22) 0,00 (0,00-1,99) 0,00 (0,00-8,22) 1,15 (0,14-4,15) 2,23 (0,07-12,43) 0,00 (0,00-10,67) 7,47 (0,90-26,98) 0,00 (0,00-59,98) 0,00 (0,00-13,23) RR (95%CI) 2,25 0,00 2,87 3,23 0,65 3,62 0,73 0,85 2,15 0,91 2,62 0,00 0,00 0,48 0,79 0,56 1,18 0,00 0,74 Ösophagus w 0,00 (0,00-13,79) 0,00 (0,00-14,39) 0,00 Leber w 0,00 (0,00-10,74) 0,00 (0,00-12,33) 3,83 Galle w 0,00 (0,00-8,12) 0,00 (0,00-10,09) 0,00 Kehlkopf w 0,00 (0,00-30,89) 10,04 (0,30-55,95) 5,08 Vulva w 5,69 (0,17-31,68) 0,00 (0,00-17,92) 2,91 8,10 (0,24-45,11) Uterus w 45,25 (9,35-132,27) 15,90 Zervix w 54,67 (21,94-112,61) 2,50 (0,52-7,30) 4,59 Schilddrüse w 2,25 (0,07-12,54) 0,00 (0,00-5,38) 1,00 Magen w 1,94 (0,23-7,00) 1,05 (0,03-5,83) 1,51 0,59 (0,07-2,12) 1,50 Darm w 2,27 (1,04-4,31) Pankreas w 3,66 (0,76-10,70) 0,00 (0,00-4,34) 1,99 Lunge w 1,54 (0,32-4,50) 0,00 (0,00-1,59) 0,78 Melanom w 0,00 (0,00-2,27) 1,14 (0,14-4,12) 0,33 Basaliom w 0,00 (0,00-0,39) 0,00 (0,00-0,67) 0,00 Plattenepithel w 0,00 (0,00-5,43) 2,36 (0,07-13,13) 1,02 Harnblase w 2,14 (0,06-11,91) 2,50 (0,07-13,90) 2,30 Niere w 1,57 (0,05-8,74) 1,68 (0,05-9,37) 1,62 Lymphom w 1,15 (0,03-6,42) 1,16 (0,03-6,44) 1,73 0,00 (0,00-14,95) 5,80 M. Hodgkin w 13,86 (1,66-50,04) Leukämie w 0,00 (0,00-4,92) 0,00 (0,00-4,96) 0,00 Kennzeichnung: RR: Relatives Risiko; CI: Konfidenzintervall ; w: weiblich; m: männlich Fettdruck: Karzinome mit signifikant erhöhter Inzidenz 50 (0,47-6,59) (0,00-2,77) (0,09-15,97) (0,67-9,45) (0,02-3,61) (0,11-20,18) (0,09-2,63) (0,34-1,75) (0,59-5,50) (0,44-1,68) (0,71-6,71) (0,00-0,33) (0,00-1,59) (0,16-1,13) (0,09-2,85) (0,02-3,11) (0,14-4,26) (0,00-8,20) (0,02-4,13) (0,00-7,04) (0,46-13,81) (0,00-4,50) (0,15-28,32) (0,09-16,23) (4,33-40,71) (2,20-8,44) (0,03-5,56) (0,31-4,41) (0,75-2,67) (0,41-5,81) (0,16-2,29) (0,01-1,81) (0,00-50,85) (0,03-5,70) (0,28-8,31) (0,19-5,86) (0,36-5,06) (0,70-20,93) (0,00-2,47) 4.1.2. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA2-Kollektivs im Vergleich zur Allgemein-Bevölkerung Bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2Genmutation sowie bei den zusammengefassten Frauen des BRCA2-Kollektivs finden sich signifikant erhöhte Inzidenzen für das Uteruskarzinom (RR=26,68; 95%CI=3,20-96,31 bzw. RR=17,75;95%CI=3,67-51,89) (s. Tabelle 11). Fasst man alle Frauen des BRCA2-Kollektivs zusammen, ist eine signifikante Erhöhung des Zervixkarzinoms (RR=3,69;95%CI=1,20-8,61) und des Pankreaskarzinoms (RR=5,10;95%CI=1,20-8,61) zu beobachten. Die Anzahl der Magenkrebserkrankungen ist bei den Männern mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Genmutation signifikant höher als in der Vergleichsgruppe (RR=8,39;95%CI=1,01-30,29). Bei den Frauen mit 100- prozentiger Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Genmutation trifft dies für das Pankreaskarzinom (RR=9,43;95%CI=3,06-22,02) zu. Die Inzidenz von Prostatakarzinomen ist bei den Männern des Gesamt-BRCA2Kollektivs signifikant erhöht (RR=2,09;95%CI=1,00-3,84). Bei den zusammengefassten Frauen des BRCA2-Kollektivs zeigt sich eine höhere Inzidenz von Leberkarzinomen (RR=5,96;95%CI=0,72-21,53) und Kolonkarzinomen (RR=1,67;95%CI=0,72-3,29). Fasst man die Männer des BRCA2-Kollektivs Magenkarzinomen zusammen, zeigt sich eine (RR=3,02;95%CI=0,82-7,73) höhere Inzidenz von und Kolonkarzinomen und Prostatakarzinome (RR=1,75;95%CI=0,70-3,60). Pankreaskarzinome (RR=3,97;95%CI=0,82-11,61) (RR=2,06;95%CI=0,89-4,05) treten bei den Männern mit einer 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Genmutation häufiger in Erscheinung. Die Männer mit einer 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit Genträgerschaft für eine BRCA2-Genmutation für eine zeigen eine tendenzielle Erhöhung der Häufigkeit von Kolonkarzinomen (RR=4,10;95%CI=0,85-12,00). Bei den Frauen mit 100-prozentiger Wahrscheinlichkeit findet man eine erhöhte Inzidenz für das Zervixkarzinom (RR=3,69;95%CI=0,76-10,80). Keine erhöhten Inzidenzen im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung fanden sich beim Karzinom des Ösophagus, der Galle, des Kehlkopfes, der Hoden, der Lunge, der Harnblase, der Niere sowie für das Basaliom, Melanom, Plattenepithelkarzinom der Haut , Lymphom, M. Hodgkin und Leukämie. 51 Tabelle 11: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA2-Kollektiv 50%Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft 100%Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft Gesamt-Kollektiv Lokalisation Ösophagus Leber Galle Kehlkopf Hoden Schilddrüse Magen Darm Pankreas Lunge Melanom Basaliom Plattenepithel Prostata Harnblase Niere Lymphom M.Hodgkin Leukämie sex m m m m m m m m m m m m m m m m m m m RR (95% CI) 1,77 (0,05-9,84) 2,31 (0,07-12,87) 0,00 (0,00-22,75) 4,97 (0,60-17,95) 1,17 (0,04-6,51) 0,00 (0,00-22,70) 2,76 (0,57-8,07) 1,22 (0,33-3,13) 3,97 (0,82-11,61) 0,23 (0,01-1,26) 2,58 (0,08-14,36) 0,27 (0,01-1,52) 0,00 (0,00-4,51) 2,06 (0,89-4,05) 0,00 (0,00-6,16) 1,32 (0,04-7,33) 0,00 (0,00-4,13) 0,00 (0,00-15,98) 0,00 (0,00-5,40) RR (95% CI) 0,00 (0,00-24,07) 0,00 (0,00-30,55) 0,00 (0,00-101,19) 0,00 (0,00-33,95) 0,00 (0,00-23,04) 0,00 (0,00-120,62) 8,39 (1,01-30,29) 4,10 (0,85-12,00) 0,00 (0,00-17,98) 2,01 (0,24-7,25) 0,00 (0,00-33,84) 0,00 (0,00-3,70) 0,00 (0,00-19,83) 2,21 (0,27-7,97) 0,00 (0,00-14,00) 0,00 (0,00-18,04) 0,00 (0,00-19,90) 0,00 (0,00-93,01) 0,00 (0,00-25,72) RR (95% CI) 1,45 (0,04-8,07) 1,88 (0,06-10,49) 0,00 (0,00-18,58) 4,08 (0,49-14,72) 1,01 (0,03-5,65) 0,00 (0,00-19,11) 3,02 (0,82-7,73) 1,75 (0,70-3,60) 3,25 (0,67-9,51) 0,55 (0,11-1,62) 1,16 (0,03-6,46) 0,22 (0,01-1,24) 1,23 (0,04-6,82) 2,09 (1,00-3,84) 0,00 (0,00-4,28) 1,08 (0,03-6,01) 0,00 (0,00-3,42) 0,00 (0,00-22,95) 0,00 (0,00-4,46) Ösophagus Leber Galle w w w 0,00 6,54 0,00 (0,00-25,21) (0,20-36,43) (0,00-14,44) 6,56 (0,20-36,56) 5,48 (0,16-30,53) 0,00 (0,00-12,85) 3,69 5,96 0,00 (0,11-20,53) (0,72-21,53) (0,00-6,80) Kehlkopf Vulva w w 0,00 0,00 (0,00-56,74) (0,00-30,33) 0,00 0,00 10,6 3 3,69 2,66 1,40 2,32 9,43 0,73 2,59 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 2,25 0,00 0,00 (0,00-24,22) (0,00-13,49) 17,75 3,69 1,60 0,77 1,67 5,10 0,83 1,59 0,00 0,00 0,00 2,15 0,00 0,00 0,00 (3,67-51,89) (1,2-8,61) (0,05-8,92) (0,02-4,29) (0,72-3,29) (1,65-11,90) (0,10-2,99) (0,33-4,64) (0,00-0,52) (0,00-4,15) (0,00-5,23) (0,06-11,96) (0,00-2,74) (0,00-14,13) (0,00-3,78) (0,00-42,26) (0,00-24,28) (0,32-59,22) Uterus w 26,68 (3,20-96,31) Zervix w 3,68 (0,44-13,30) (0,76-10,80) Schilddrüse w 0,00 (0,00-12,04) (0,08-14,83) Magen w 0,00 (0,00-5,15) (0,04-7,77) Darm w 0,91 (0,11-3,29) (0,85-05,04) Pankreas w 0,00 (0,00-6,66) (3,06-22,02) Lunge w 0,95 (0,03-5,29) (0,02-4,09) Melanom w 0,00 (0,00-4,09) (0,54-7,58) Basaliom w 0,00 (0,00-1,19) (0,00-0,93) Plattenepithel w 0,00 (0,00-8,13) (0,00-8,47) Harnblase w 0,00 (0,00-11,39) (0,00-9,68) Niere w 2,90 (0,09-16,16) (0,00-6,89) Lymphom w 0,00 (0,00-6,33) (0,00-4,85) M.Hodgkin w 0,00 (0,00-61,11) (0,00-36,76) Leukämie w 0,00 (0,00-8,60) (0,07-12,54) Kennzeichnung: RR: Relatives Risiko; CI: Konfidenzintervall ; w: weiblich; m: männlich Fettdruck: Karzinome mit signifikant erhöhter Inzidenz 52 4.1.3. Kumulative Altersinzidenzen der Karzinome des BRCA1/2-NegativKollektivs mit Hochrisiko- Konstellation im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung Eine signifikante Erhöhung der Inzidenz von Leberkarzinomen ist bei den Frauen aus dem 95%CI=2,02-8,38) gesamten sowie bei „BRCA1/2-Negativ-Kollektiv“ den Frauen mit einer (RR=4,41; 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit für dieses Kollektiv (RR=6,06; 95%CI=2,22-13,18) zu beobachten. (s. Tabelle 12) Hochsignifikant ist die Inzidenz der Magenkarzinome bei den Männern im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv sowohl bei den obligaten Genträgern (RR=7,98; 95%CI=2,17-20,42) als auch bei den Männern des Gesamt-BRCA1/2-Negativ Kollektivs (RR=5,11; 95%CI=3,27-7,60) und denen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit (RR=4,77; 95%CI=2,91-7,36) für eine Mutation. Die Inzidenz für Darmkrebs ist bei den Frauen, die mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit dem BRCA1/2-Negativ-Kollektiv mit Hochrisikokonstellation angehören, im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung signifikant erhöht (RR=2,01; 95%CI=1,35-2,97). Dies trifft auch für die Männer (RR=1,57;95%CI=1,05-2,26) und Frauen (RR=1,63; 95%CI=1,20-2,16) des Gesamt- BRCA1/2-NegativKollektivs zu. Bei den Frauen im Gesamt-BRCA1/2- Negativ-Kollektiv (RR=1,98;95%CI=1,023,46) als auch bei den Frauen im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv mit einer 50- prozentigen Wahrscheinlichkeit (RR=2,7;95%CI=1,16-5,32) gibt es eine signifikante Erhöhung beim Auftreten von Pankreaskarzinomen. Bei allen drei untersuchten Frauen Gruppen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs lässt sich eine signifikante Erhöhung der Inzidenz des Korpuskarzinoms erkennen (50%:RR=20,43;95%CI=9,81-37,57; 100%: RR=20,83; 95%CI=10,3937,26; gesamt: RR=20,63; 95%CI=12,77-31,54). Auch die Inzidenz des Zervixkarzinoms ist unter den Frauen in allen drei Gruppen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs signifikant 95%CI=1,38-5,28; 100%:RR=3,05;95%CI=1,62-5,21; erhöht (50%:RR=2,87; gesamt: RR=2,97; 95%CI=1,88-4,45). Die Männer mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit im BRCA1/2-NegativKollektiv zeigen eine erhöhte Inzidenz für das Kolonkarzinom (RR=1,19; 95%CI=0,75-1,81) und Leukämie (RR=2,27;95%CI=0,91-4,67). 53 Unter den zusammengefassten Männern des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs findet man erhöhte Inzidenzen für das Ösophaguskarzinom (RR=1,92;95%CI=0,77-3,96) und Leukämie (RR=1,89;95%CI=0,76-3,88). Das Lymphom tritt bei den zusammengefassten BRCA1/2–Negativ-Frauen verglichen mit der Allgemeinbevölkerung häufiger auf (RR=1,97;95%CI=0,724,28). Die Männer und Frauen mit einer 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv Kolonkarzinom (Männer zeigen eine erhöhte RR=1,76;95%CI=0,70-3,62) Inzidenz und für das Leukämie (RR=1,26;95%CI=0,76-1,97). Keine Unterschiede im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung findet man bei Karzinomen der Galle, der Hoden, der Schilddrüse, der Lunge, der Prostata, der Harnblase, der Niere und beim Melanom, Basaliom, Plattenepithelkarzinom und M. Hodgkin. Tabelle 12: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA1/2-Negativ-Kollektivs mit Hochrisiko-Konstellation Lokalisation Ösophagus Leber Galle Kehlkopf Hoden Schilddrüse Magen Darm Pankreas Lunge Melanom Basaliom Plattenepithel Prostata Harnblase Niere Lymphom MH Leukämie 54 sex m m m m m m m m m m m m m m m m m m m 100%50% -Wahrscheinlichkeit Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft für Genträgerschaft Gesamt-Kollektiv RR (95% CI) 1,82 (0,67-3,95) 2,07 (0,67-4,84) 0,00 (0,00-3,88) 1,86 (0,51-4,77) 1,19 (0,39-2,78) 0,00 (0,00-7,10) 4,77 (2,91-7,36) 1,19 (0,75-1,81) 1,18 (0,38-2,76) 1,03 (0,66-1,51) 0,53 (0,06-1,92) 0,20 (0,05-0,50) 0,00 (0,00-1,08) 0,54 (0,28-0,94) 0,54 (0,11-1,58) 0,74 (0,15-2,16) 2,12 (0,25-7,67) 3,43 (0,41-12,39) 2,27 (0,91-4,67) RR (95% CI) 1,92 (0,77-3,96) 1,70 (0,55-3,98) 0,00 (0,00-3,15) 1,55 (0,42-3,98) 1,06 (0,34-2,48) 0,00 (0,00-6,31) 5,11 (3,27-7,60) 1,57 (1,05-2,26) 0,98 (0,32-2,28) 0,95 (0,63-1,37) 0,69 (0,14-2,01) 0,16 (0,04-0,41) 0,00 (0,00-0,92) 0,73 (0,45-1,13) 0,44 (0,09-1,29) 0,82 (0,22-2,09) 0,42 (0,05-1,53) 1,86 (0,22-6,71) 1,89 (0,76-3,88) RR (95% CI) 0,00 (0,00-4,96) 0,00 (0,00-5,76) 0,00 (0,00-16,87) 0,00 (0,00-7,05) 0,00 (0,00-5,98) 0,00 (0,00-56,19) 7,98 (2,17-20,42) 1,76 (0,70-3,62) 0,00 (0,00-3,34) 0,58 (0,12-1,70) 1,61 (0,05-8,96) 0,00 (0,00-0,69) 0,00 (0,00-6,26) 1,57 (0,68-3,08) 0,00 (0,00-4,91) 1,20 (0,04-6,68) 0,00 (0,00-3,89) 0,00 (0,00-22,13) 0,00 (0,00-4,79) 50% -Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft Lokalisation sex RR (95% CI) Ösophagus w 0,00 (0,00-1,84) Leber w 6,06 (2,22-13,18) Galle w 0,00 (0,00-2,19) Kehlkopf w 3,02 (0,09-16,80) Vulva w 0,00 (0,00-7,19) Gebärmutter w 20,43 (9,81-37,57) Zervix w 2,87 (1,38-5,28) Schilddrüse w 0,62 (0,02-3,48) Magen w 1,31 (0,43-3,07) Darm w 2,01 (1,35-2,97) Pankreas w 2,70 (1,16-5,32) Lunge w 0,74 (0,24-1,73) Melanom w 1,42 (0,57-2,92) Basaliom w 0,37 (0,13-0,80) Plattenepithel w 0,00 (0,00-2,09) Harnblase w 1,14 (0,14-4,13) Niere w 1,34 (0,28-3,90) Lymphom w 1,97 (0,72-4,28) MH w 1,85 (0,06-10,29) Leukämie w 1,32 (0,27-3,85) 100%Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft RR (95% CI) 0,00 (0,00-1,57) 2,86 (0,59-8,37) 0,72 (0,02-4,01) 2,59 (0,08-14,40) 0,00 (0,00-6,42) 20,83 (10,39-37,26) 3,05 (1,62-5,21) 1,04 (0,12-3,75) 0,73 (0,15-2,14) 1,26 (0,76-1,97) 1,30 (0,35-3,32) 0,13 (0,00-0,73) 0,84 (0,27-1,97) 0,22 (0,06-0,57) 0,00 (0,00-1,96) 0,00 (0,00-1,66) 0,82 (0,10-2,94) 0,29 (0,01-1,64) 0,00 (0,00-4,69) 1,21 (0,25-3,55) Gesamt-Kollektiv RR (95% CI) 0,00 (0,00-0,85) 4,41 (2,02-8,38) 0,36 (0,01-2,02) 2,78 (0,33-10,05) 0,00 (0,00-3,39) 20,63 (12,77-31,54) 2,97 (1,88-4,45) 0,85 (0,18-2,49) 1,01 (0,44-2,00) 1,63 (1,20-2,16) 1,98 (1,02-3,46) 0,42 (0,15-0,91) 1,11 (0,57-1,93) 0,29 (0,14-0,54) 0,00 (0,00-1,01) 0,56 (0,07-2,03) 1,06 (0,34-2,48) 1,69 (0,68-3,48) 0,16 (0,00-0,86) 1,26 (0,46-2,75) Kennzeichnung: RR: Relatives Risiko; CI: Konfidenzintervall ; w: weiblich; m: männlich Fettdruck: Karzinome mit signifikant erhöhter Inzidenz 4.2 Darstellung der signifikanten Unterschiede der kumulativen Altersinzidenzen der drei Kollektive im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung Die Anzahl der Magenkrebserkrankungen ist bei den Männern mit 100prozentiger Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Mutation signifikant höher als in der Vergleichsgruppe (RR8,39=;95%CI=1,01-30,29). Hochsignifikant ist die Inzidenz der Magenkrebserkrankungen bei den Männern im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv sowohl bei den obligaten Genträgern (RR=7,98;95%CI=2,17-20,42) als auch bei den Männern des GesamtBRCA1/2-Negativ Kollektivs (RR=5,11;95%CI=3,27-7,60) und denen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit (RR=4,77;95%CI=2,91-7,36) für eine Mutation. (s. Abbildung 5) 55 BRCA Neg w ges BRCA Neg m ges BRCA Neg w 100 BRCA Neg m 100 BRCA Neg w 50 BRCA Neg m 50 BRCA 2 w ges BRCA 2 m ges BRCA 2 w 100 BRCA 2 m 100 BRCA 2 w 50 BRCA 2 m 50 BRCA 1 w ges BRCA 1 m ges BRCA 1 w 100 BRCA 1 m 100 BRCA 1 w 50 BRCA 1 m 50 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28 30 32 Abbildung 4: Inzidenzen des Magenkarzinoms in den Kollektiven Die Inzidenz für Darmkrebs ist bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine Genträgerschaft (RR=2,27;95%CI=1,04-4,31) als auch für eine für BRCA1-Mutation BRCA1/2-Negativ (RR=2,01;95%CI=1,35-2,97) im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung signifikant erhöht. Dies trifft auch für die Männer (RR=1,57;95%CI=1,05-2,26) und Frauen (RR=1,63;95%CI=1,20-2,16) des Gesamt- BRCA1/2-Negativ-Kollektivs zu. (s. Abbildung 6) BRCA Neg w ges BRCA Neg m ges BRCA Neg w 100 BRCA Neg m 100 BRCA Neg w 50 BRCA Neg m 50 BRCA 2 w ges BRCA 2 m ges BRCA 2 w 100 BRCA 2 m 100 BRCA 2 w 50 BRCA 2 m 50 BRCA 1 w ges BRCA 1 m ges BRCA 1 w 100 BRCA 1 m 100 BRCA 1 w 50 BRCA 1 m 50 0,00 1,00 2,00 3,00 4,00 5,00 6,00 7,00 8,00 9,00 Abbildung 5: Inzidenzen des Darmkrebs in den Kollektiven 56 10,00 11,00 12,00 Bei den Frauen im Gesamt-BRCA2-Kollektiv (RR=5,1;95%CI=1,65-11,90) und Gesamt-BRCA-1/2-Negativ-Kollektiv (RR=1,98;95%CI=1,02-3,46) als auch bei den Frauen im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv mit einer Wahrscheinlichkeit (RR=2,7;95%CI=1,16-5,32) gibt es 50-prozentigen eine signifikante Erhöhung beim Auftreten von Pankreaskarzinomen. Dies trifft auch auf die Frauen mit einer 100-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Mutation (RR=9,43;95%CI=3,06-22,02) zu. ( s. Abbildung 7) BRCA Neg w ges BRCA Neg m ges BRCA Neg w 100 BRCA Neg m 100 BRCA Neg w 50 BRCA Neg m 50 BRCA 2 w ges BRCA 2 m ges BRCA 2 w 100 BRCA 2 m 100 BRCA 2 w 50 BRCA 2 m 50 BRCA 1 w ges BRCA 1 m ges BRCA 1 w 100 BRCA 1 m 100 BRCA 1 w 50 BRCA 1 m 50 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 Abbildung 6: Inzidenzen des Pankreaskarzinoms in den Kollektiven Die Inzidenz von Prostatakarzinomen ist bei den Männern des GesamtBRCA2–Kollektivs signifikant erhöht (RR=2,09;95%CI=1,00-3,84). BRCA Neg m ges BRCA Neg m 100 BRCA Neg m 50 BRCA 2 m ges BRCA 2 m 100 BRCA 2 m 50 BRCA 1 m ges BRCA 1 m 100 BRCA 1 m 50 0,0 0 1,0 0 2,0 0 3,0 0 4,0 0 5,0 0 6,0 0 7,0 0 8,0 0 Abbildung 7:Inzidenzen des Prostatakarzinoms in den Kollektiven 57 Eine deutlich signifikante Erhöhung des Uteruskarzinoms ist bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1- (RR=45,25; 95%CI=9,35-132,27) und BRCA2–Mutation (RR=26,68; 95%CI=3,20-96,31) zu beobachten sowie in beiden Gesamtkollektiven (BRCA1 RR=15,90; 95%CI=4,33-40,71 bzw. BRCA2 RR=17,75;95%CI=3,67-51,89). Dies lässt sich auch in allen drei untersuchten Gruppen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs erkennen (50% RR=20,43; 95%CI=9,81-37,57; 100%RR=20,83; 95%CI=10,3937,26 ; gesamt: RR=20,63; 95%CI=12,77-31,54). (s. Abbildung 9) BRCA Neg w ges BRCA Neg w 100 BRCA Neg w 50 BRCA 2 w ges BRCA 2 w 100 BRCA 2 w 50 BRCA 1 w ges BRCA 1 w 100 BRCA 1 w 50 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 120 125 130 135 Abbildung 8: Inzidenzen des Uteruskarzinoms Eine signifikante Erhöhung der Inzidenz von Lebertumoren ist bei den Frauen aus dem gesamten „BRCA1/2-Negativ-Kollektiv“ (RR=4,41;95%CI=2,02-8,38) sowie bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für dieses Kollektiv (RR=6,06;95%CI=2,22-13,18) zu beobachten. Die Inzidenz von M.Hodgkin ist bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine (RR=13,86;95%CI=1,66-50,04). 58 BRCA1-Mutation signifikant erhöht. Auch die Inzidenz des Zervixkarzinoms ist in fas allen Gruppen signifikant erhöht, so auch bei den Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit einer Genmutation für BRCA1 (RR=54,67;95%CI=21,94-112,61), den Frauen des Gesamt-BRCA1-Kollektivs (RR=4,59;95%CI=2,20-8,44) und GesamtBRCA-2-Kollektivs (RR=3,69;95%CI=1,2-8,61) und allen drei Gruppen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs (50%:RR=2,87;95%CI=1,38-5,28; 100%: RR=3,05; 95%CI=1,62-5,21; gesamt: RR=2,97;95%CI=1,88-4,45). (s.Abbildung 10) BRCA Neg w ges BRCA Neg w 100 BRCA Neg w 50 BRCA 2 w ges BRCA 2 w 100 BRCA 2 w 50 BRCA 1 w ges BRCA 1 w 100 BRCA 1 w 50 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100 105 110 115 Abbildung 9: Inzidenz des Zervixkarzinoms Für folgende Tumorentitäten konnte in keinem der drei Kollektive eine signifikante Häufung der Inzidenz im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nachgewiesen werden: Gallen-, Kehlkopf-, Hoden-, Bronchial-, Nieren- und Harnblasenkarzinom, sowie das Basaliom und Plattenepithelkarzinom der Haut. 59 5. Diskussion In dieser retrospektiven Querschnittsanalyse wurde an einem großen Kollektiv die Assoziation von Karzinomen in Familien mit einer BRCA1- oder BRCA2Genmutation bzw. Familien mit Hochrisikokonstellation und negativem Mutationsstatus analysiert und mit der Allgemeinbevölkerung anhand der Daten zweier Krebsregister in lokaler Nähe verglichen. Zudem fanden zusätzliche getrennte Berechnungen für die Geschlechter einerseits und für Genträger und ihre erstgradig Verwandten andererseits statt. Durch die Größe des Kollektivs, die genaue Datenerhebung in den Familien und die ausschließliche Einbeziehung von Familien mit bekannten Mutationsstatus konnten valide Berechnungen erfolgen. Da zum einen die genauen Unterscheidungen von Geschlecht und Mutationsstatus in den meisten bekannten Studien fehlen und sich zum anderen der Aufbau der Studienkollektive in den verschiedenen erwähnten Untersuchungen oft wesentlich unterscheidet, ist ein Vergleich der Ergebnisse dieser Dissertation mit der bereits vorhandenen Literatur nur bedingt möglich. Eine Gegenüberstellung soll im Folgenden anhand der verschiedenen Karzinome erfolgen. Dabei soll auch auf die bisher empfohlenen Vorsorgeuntersuchungen eingegangen werden. In dieser Untersuchung fand sich für das Prostatakarzinom eine Tendenz zur Signifikanz bei Männern mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA2-Genmutation. Eine Signikanz war bei allen zusammengefassten Männern des BRCA2–Kollektivs erkennbar. Auch in der Literatur beschrieben mehrere Studien einen möglichen Zusammenhang von Prostatakarzinomen und einer BRCA2-Genmutation (Gayther et al. 2000; Edwards 2003; Kirchhoff 2004). In der Untersuchung dieser Dissertation war bei den obligaten Trägern einer BRCA2-Genmutation allerdings keine Häufung von Prostatakarzinomen vorhanden. Ein erhöhtes Risiko für Träger einer BRCA1-Genmutation wie bei der Untersuchung des breast cancer consortiums (Thompson et al. 2002) bzw. von BRCA1/2-Negativ Hochrisikofamilien wie bei Loman et al. (2003) konnte nicht nachgewiesen werden. 60 Zurzeit beginnen in Deutschland die Früherkennungsmaßnahmen zur Entdeckung des Prostatakarzinoms ab dem 50. Lebensjahr. Die Untersuchung beinhaltet die digital-rektale Palpation und die Bestimmung des PSA-Wertes. Bildgebende Verfahren wie transrektaler Ultraschall spielen nur eine untergeordnete Rolle (Börgermann 2006). Bisher prüften nur wenige kleine Studien, ob diese Präventionsmaßnahmen für Männer mit genetisch erhöhtem Risiko für das Prostatakarzinom ausreichend sind. Deshalb wurde im letzten Jahr die IMPACT-Studie (Identification of man with a genetic predisposition to ProstAte Cancer: Targeted screening for BRCA1 and BRCA2 carriers and controls) von 39 weltweiten Zentren gegründet. Sie soll in den nächsten Jahren ein Früherkennungsprogramm für Männer mit einer BRCA1- oder BRCA2Mutation entwickeln, insbesondere in Bezug auf das PSA-Screening (Festlegung eines Schwellenwertes und des Bestimmungsintervalles) (Mitra et al. 2007). Für das Pankreaskarzinom war eine signifikante Häufung bei den Frauen im BRCA2-Kollektiv zu beobachten. Es existieren einige Untersuchungen, die einen Teil der familiären Pankreaskarzinome durch eine BRCA2-Mutation verursacht sehen (Murphy 2002; Hahn 2003), allerdings wurde in den untersuchten Familien keine Häufung von Mamma- oder Ovarialkarzinomen gefunden und eine Unterscheidung der Ergebnisse nach Geschlechtern fand nicht statt, so dass die Resultate aufgrund der verwendeten unterschiedlichen Kollektive nur bedingt miteinander vergleichbar sind. Beim Pankreaskarzinom kommt der sekundären Prävention durch frühe Diagnose eine besondere Bedeutung zu, da sich 80-90% der entdeckten Karzinome meist schon in einem inoperablen Stadium befinden und daraus resultierend eine schlechte Prognose aufweisen (Yeo 1999). Lynch et al. schlagen deshalb vor, Mutationsträger vom BRCA1-Gen und BRCA2-Gen und andere Gruppen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Pankreaskarzinoms, so z.B. PC-familial atypic multiple mole melanoma (PC FAMMM) und Personen mit drei erstgradig erkrankten Verwandten, in eine spezielle Krebsvorsorge aufzunehmen,. Dies sollte vorzugsweise in Studien erfolgen, um Möglichkeiten zu entwickeln, den Krebs in einem frühen, operablen Stadium zu erkennen (Lynch et al. 2005). 61 Die bereits besprochene spanische Studiengruppe stufte dagegen die Beteiligung von BRCA2-Genmutationen als gering ein und hielt die Bestimmung des Genstatus bei Patienten mit einem Pankreaskarzinom für nicht sinnvoll (Real et al. 2005). Für das Kolonkarzinom zeigte die Mehrheit der untersuchten Subgruppen Tendenzen zur Signifikanz bzw. signifikante Erhöhung des Erkrankungsrisikos. Im BRCA1-Kollektiv trifft dies nur für die Frauen mit 50-prozentiger Wahrscheinlichkeit für eine Genträgerschaft zu. Nur Brose et al (2002) hatten auch eine Häufung von Kolonkarzinomen bei Trägern einer BRCA1Genmutation gefunden. Im BRCA2-Kollektiv gibt es nur Tendenzen zur Signifikanz. Dies ist vergleichbar anderen Studienergebnissen (Hemminki et al. 2004; Kirchhoff 2004). Im Hochrisikokollektiv ohne BRCA1/2-Genmutation sind sowohl für die Männer als auch für die Frauen die Erkrankungsrisiken für das Kolonkarzinom signifikant erhöht. Dies steht im Gegensatz zu der Arbeit von Loman et al, in der kein Zusammenhang zwischen BRCA1/2-Negativen Familien und Kolonkarzinomen festgestellt worden war (Loman et al. 2003). Nach Begutachtung der bisherigen Studien über die Assoziation von BRCA1oder BRCA2-Genmutationen mit dem Kolonkarzinom empfehlen Garber et al. in einem Editorial die Durchführung von intensiven Früherkennungs- maßnahmen nur bei solchen BRCA1/2-Genmutationsträgern mit Kolonkarzinom in der Eigen- oder Familienanamnese (Garber et al. 2004). Dieselbe Empfehlung sprechen die Autoren Kirchhoff in der bereits oben erwähnten Studie aus. Eine gute humangenetische Beratung ist notwendig, um zu unterscheiden, ob die familiäre Häufung für ein Ovarialkarzinom auf Basis eines Familiären Mamma- und Ovarialkarzinoms entstanden ist, oder ob diese Akkumulation auch durch andere hereditäre Syndrome wie z.B. HNPCC, Muir-Torre, PeutzJeghers, Cowden- Syndrom, oder Mutationen im CHEK2 hervorgerufen werden könnte (Meijers-Heijbor et al. 2003). Kommt das Vorliegen eines HNPCC Syndroms in Familien mit Ovarialkarzinomen in Betracht, haben diese ein bis zu 60-prozentiges Risiko am Korpuskarzinom 62 oder ein bis 54- prozentiges Risiko am Kolonkarzinom zu erkranken (Aarnio et al. 1999; Farrell et al. 2006). Eine gründliche Beratung ist Vorraussetzung für eine spätere optimale, auf die Familie zugeschnittene Betreuung. Bei Betrachtung des Uteruskarzinoms waren bei allen Frauen mit einer 50prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1– oder BRCA2–Genmutation bzw. bei allen zusammengefassten Frauen dieser zwei Kollektive, sowie allen Subgruppen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs die Inzidenzen zur Allgemeinbevölkerung signifikant erhöht. Über die histologischen Typen der Uteruskarzinome konnten nur bei wenigen Patientinnen genaue Einkünfte eingeholt werden, so dass eventuelle Unterschiede in der Auswertung nicht berücksichtigt werden konnten. Da definitionsgemäß in der Gruppe der Frauen mit einer 50-prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine Genträgerschaft keine Mammakarzinome zu finden sind ist in dieser Gruppe der Störfaktor einer eventuellen Tamoxifeneinnahme ausgeschlossen. Solch signifikant erhöhten Erkrankungsrisiken wurde bisher in keiner Studie gezeigt, nur Thompson et al. hatten ein erhöhtes Risiko bei Trägerinnen einer BRCA1-Genmutation beschrieben (Thompson et al. 2002). Eine Verzerrung könnte sich bei der Stammbaumerhebung durch die Fokussierung der Frauen auf gynäkologische Tumoren ergeben haben. Die Ergebnisse zeigen noch einmal die Notwendigkeit regelmäßiger gynäkologischer Vorsorgeuntersuchungen in Familien mit familiärem Mammaund Ovarialkarzinom. Die Frauen mit einer 50prozentigen Wahrscheinlichkeit für eine BRCA1Genmutation, die zusammengefassten Frauen des BRCA1- und BRCA2Kollektivs sowie alle Frauen des BRCA1/2-Negativ-Kollektivs demonstrieren ein signifikant erhöhtes Erkrankungsrisiko für das Zervixkarzinom. Auch Thompson et al. (2002) hatten bei Familien mit einer BRCA1-Genmutation und diesem Karzinom einen Zusammenhang vermutet. Auch Loman et al (2003) fanden erhöhte Inzidenzen des Zervixkarzinom in BRCA1/2-Negativ Hochrisikofamilien. 63 Die Ergebnisse des Uterus- und Zervixkarzinoms in den untersuchten Kollektiven demonstrieren, dass bei der Betreuung von Familien mit einer BRCA1- oder BRCA2-Genmutation bzw. negativem Mutationsstatus mit Hochrisikonstellation nicht nur die Früherkennung des Mamma-, Ovarialsondern auch die des Korpus- und Zervixkarzinom berücksichtigt werden sollten. Des Weiteren sollte bei der primären Prävention neben der prophylaktischen Mastektomie und Salpingo-Ovarektomie auch die vorsorgliche Entfernung des Uterus inkl. der Zervix nach Abschluss der Familienplanung in Betracht gezogen werden. Mit Entwicklung und Zulassung von Impfstoffen gegen humane Papillomaviren steht seit Oktober 2006 eine zusätzliche Präventions-Möglichkeit für das Zervixkarzinom zur Verfügung. Die ständige Impfkommission am Robert-KochInstitut (STIKO) empfiehlt die generelle Impfung für alle Mädchen im Alter zwischen 12 und 17 Jahren (STIKO; 2007). Die bisher entwickelten Impfstoffe richten sich gegen die Hochrisiko-HPV-Viren 16 und 18, die zusammen für rund 70% aller invasiven Zervixkarzinome verantwortlich sind (Muñoz et al. 2003). Da kein Schutz gegen die anderen bekannten Hochrisiko-HPV-Viren besteht, müssen die bisherigen Früherkennungsmaßnahmen zum Zervixkarzinom weiterhin durchgeführt werden. Im Gegensatz zu anderen Studien waren die Inzidenzen des Magenkarzinoms unter den Angehörigen mit einer BRCA1-Genmutation im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung nicht erhöht (Risch et al. 2001; Brose et al. 2002). Bei den männlichen obligaten Mutationsträgern einer BRCA2-Genmutation sowie bei allen Männern im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv fand sich eine signifikante Erhöhung von Magenkarzinomen. Auch Jakubowka et al. hatten 2002 einen Zusammenhang von BRCA2-Genmutationen und Magenkarzinomen vermutet. In dieser Analyse gab es keine Signifikanzen der Erkrankungshäufigkeiten von Leukämien und Lymphomen. Im BRCA1/2-Negativ-Kollektiv hatte es bei 2 Gruppen Tendenzen zur Signifikanz gegeben. Auch in anderen Studien gibt es kaum Hinweise auf 64 erhöhte Risiken bei Mutationsträgern, nur Risch et al. fanden 2001 ein 2,6fach erhöhtes Risiko in Familien mit einer BRCA1Genmutation. Yossepowitsch untersuchten 2003 explizit das Blut von 286 Ashkenazi-Juden mit Lymphomen und hatten keinen Zusammenhang zwischen dieser Erkrankung und dem Genstatus gefunden. Korrespondierend zur derzeitigen Literaturlage gab es auch in dieser Studie keine Häufung von Bronchialkarzinomen in den untersuchten Familien. Vereinbar mit der Hauptätiologie des Bronchialarzinoms konnte bei der Stammbaumauswertung in den meisten Fällen ein Nikotinabusus festgestellt werden. Verzerrungen bei der Auswertung der Familien können durch folgende Einflüsse zustande kommen: Als erstes wird die genetische Beratung bevorzugt von Familien mit vielen erkrankten Mitgliedern aufgesucht („ascertainment bias“). Zudem lassen sich erkrankte Frauen mit vielen weiblichen Nachkommen eher beraten und eine genetische Testung durchführen. Dies bedeutet auch, dass erkrankte Mutationsträger sich häufiger testen lassen („testing bias“). Auch in dieser Untersuchung fiel ein hoher Frauenanteil unter den 4407 erfassten Familienmitgliedern auf (65,96%). In Familien mit genetischer Veranlagung für das Mamma- und Ovarialkarzinom wird mehr auf Erkrankungen bei weiblichen Familienmitgliedern geachtet. Der Fokus liegt hierbei eher auf den gynäkologischen Karzinomen in der Familie. Aus diesem Grund wurden sämtliche Stammbäume im Rahmen intensiver Telefoninterviews komplettiert. Welche Auswirkungen haben die bisherigen Ergebnisse auf die Beratung im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln? Die Untersuchung an einem repräsentativen Kollektiv hat gezeigt, dass die assoziierten Karzinome unspezifisch auf die Kollektive verteilt sind. Eine Häufung von Karzinomen außer dem Mamma- und Ovarialkarzinom ist eher familienspezifisch. Hieraus ergibt sich für die Tumorvorsorge, dass Früherkennungs- Untersuchungen nicht aufgrund eines bestimmten Genstatus intensiviert 65 werden müssen, sondern bei eventuell familiärer Häufung einer Karzinomentität in der Familie. Aufgrund der momentanen uneinheitlichen Datenlage lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nur eine individuelle Betrachtung der Familien nahelegen, so z.B. die Empfehlung zur Koloskopie bei Familien mit vermehrtem Vorkommen von Kolonkarzinom, etc. Weitere Studien, wie die bereits gestartete „IMPACT“-Studie, sind sinnvoll, um zu überprüfen, ob Vorsorgeuntersuchungen eine der Anpassung assoziierten der bisherigen empfohlenen Tumorerkrankungen für das Risikokollektiv der Familien mit hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom notwendig ist. 66 6. Zusammenfassung Für die Familien mit einer erblichen Belastung und somit hohem Erkrankungsrisiko für das Mamma- und Ovarialkarzinom gibt es Anhaltspunkte für eine Disposition zu weiteren malignen Erkrankungen. Diese Arbeit untersucht die erfassten Risiko-Familien im Zentrum für Familiären Brust- und Eierstockkrebs Köln bezüglich des Auftretens weiterer Karzinomerkrankungen. Die Studie analysiert im Erhebungszeitraum Januar 1996 bis Mai 2006 die Assoziation von Karzinomen in 409 Familien mit insgesamt 4409 Mitgliedern mit einer BRCA1- oder BRCA2- Genmutation, bzw. Familien mit Hochrisikokonstellation und negativem Mutationsstatus. Ein Vergleich dieser Erkrankungsrisiken mit denen der Allgemeinbevölkerung erfolgte anhand der Daten zweier Krebsregister in lokaler Nähe (Tumorregister Münster und Saarland). Signfikant erhöhte Erkrankungsrisiken zeigten sich für das Prostata-, Pankreas-, Kolon-, Korpus-, Zervix- und Magenkarzinom. Da die Inzidenzraten moderat sind, ergeben sich daraus keine neuen Empfehlungen zur Früherkennung und Vorsorge. Es bedarf größerer Studien, um zu überprüfen, ob eine Anpassung der bisherigen empfohlenen Früherkennungsuntersuchungen der assoziierten Tumorerkrankungen für das Risikokollektiv der Familien mit hereditärem Mamma- und Ovarialkarzinom notwendig ist. So käme für weibliche Betroffene neben der empfohlenen Salpingo-Ovarektomie auch eine gleichzeitige Hysterektomie nach abgeschlossener Familienplanung in Betracht. Auch die Vorsorgeuntersuchungen der männlichen Familienmitglieder insbesondere für das Prostatakarzinom müssen weiter untersucht werden. 67 7. Literakturverzeichnis (1) Aarnio, M., Sankila, R., Pukkala, E. and Salovaara, R. (1999). "Cancer risk in mutation carriers of DNA-mismatch-repair-genes." International journal of cancer,1999;81:214-218. (2) Agnese, D. (2005). "Battle of the BRCA1/BRCA2 (offspring) sex ratios: truth or consequences?" Journal of Medical Genetics 2006;43(3):201-2. (3) AKBD (2006). "Krebs in Deutschland- Häufigkeiten und Trends Gesellschaft der epidiomologischen Krebsregister in Deutschland e.V. In Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut 5. überarbeitete, aktualisierte Ausgabe." (4) Albert, U.-S.;K.-D. 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Lebensjahr, S. 20 Tabelle 3: Kriterieneinteilung der Familien, S. 35 Abbildung 2 : Stammbaum der Familie 602, S. 38 Abbildung 3: Stammbaum der Familie 387, S. 39 Tabelle 4: Aufbau des untersuchten Kollektivs nach Genstatus und Geschlecht, S. 41 Tabelle 5: Aufbau der untersuchten Kollektive BRCA1, BRCA2 und BRCA1/2-Negativ nach Geschlechtern und Wahrscheinlichkeit für Genträgerschaft, S. 41 Tabelle 6 : Kumulative altersspezifische Inzidenz von Magenkarzinomen bei Männern, S. 43 Tabelle 7: Exakte 95% Konfidenzinvervalle für die Anzahl der beobachteten Fälle (O) unter der Annahme einer PoissonVerteilung (Esteve et al. 1994), S. 43 Tabelle 8: Magenkarzinom des Mannes im BRCA2-Kollektiv bei 100%igem Risiko der Anlageträgerschaft (Mutationsträger), S. 46 Tabelle 9: Verteilung der Tumorentitäten in den untersuchten Kollektiven, S. 47 Tabelle 10: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA1-Kollektiv, S. 49 Tabelle 11: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA2-Kollektiv, S. 51 Tabelle 12: Kumulative Altersinzidenzen im BRCA1/2-Negativ-Kollektivs mit Hochrisiko- Konstellation, S. 53 Abbildung 4: Inzidenzen des Magenkarzinoms in den Kollektiven, S.55 Abbildung 5: Inzidenzen des Darmkrebs in den Kollektiven, S. 55 Abbildung 6: Inzidenzen des Pankreaskarzinoms in den Kollektiven, S.56 Abbildung 7: Inzidenzen des Prostatakarzinoms in den Kollektiven, S.56 Abbildung 8: Inzidenzen des Uteruskarzinoms, S.57 Abbildung 9: Inzidenz des Zervixkarzinoms, S.58 81 9. Lebenslauf Mein Lebenslauf wird aus Gründen des Datenschutzes in der elektronischen Fassung meiner Arbeit nicht veröffentlicht. 82