Genetische Beratung bei Brustkrebs Für wen ist es sinnvoll, seine Veranlagung testen zu lassen? Michael Knauer 4. BCN Jahrestagung Linz – 28.3.2014 Brust‐Gesundheitszentrum Linz Barmherzige Schwestern Brustzentrum Kantonsspital St. Gallen Erblicher Brustkrebs – eine Bedrohung für jede Frau? „Eine von ACHT“ Wann ist eine genetische Beratung sinnvoll? • Auffällige Familiengeschichte • viele Erkrankungen • Erkrankungen in jungen Jahren • Hoher Leidensdruck Ablauf der genetischen Beratung und Untersuchung Genetische Beratung Abklärung der Motivation und des Wissensstandes Erhebung des Stammbaums (familiäre Krankengeschichte) Information Erkrankungswahrscheinlichkeit, Vererbung etc. Konsequenzen der verschiedenen Ergebnisse Entscheidung Empfiehlt der Arzt eine Untersuchung? Wollen Sie (jetzt) eine genetische Untersuchung? Selektionskriterien In einer Linie (mütterlich oder väterlich) • 1 BC 35 Jahre • 2 BC < 50 Jahre • 3 BC < 60 Jahre • 1 OC jeden Alters und 1 BC < 50 Jahre • 2 OC jeden Alters • männlicher und weiblicher BC jeden Alters Ablauf der genetischen Beratung und Untersuchung Ablauf der genetischen Beratung und Untersuchung Genetische Analyse: zentral AKH Wien – Spezielle Gynäkologie Isolation der DNA aus Blut Vervielfältigung der zu untersuchenden Genstücke (PCR) Durchbuchstabieren der Gene (Sequenzierung) Untersuchung auf das Fehlen oder die Vervielfachung großer Genstücke (MLPA) Auswertung der Ergebnisse Qualitätssicherung – warum dauert das so lange? Laborstandards (nur beschriftete Röhrchen...) Positiv‐ und Negativproben Sequenzieren vorwärts und rückwärts Drei DNA‐Proben, bestätigen mit anderer Probe internationale Diskussion Ringversuche EMQN BRCA 1 und 2 • BReast CAncer Gene 1 und 2 auf den Chromosomen 17 und 13 • 1994 und 1995 entdeckt • Tumorsuppressor / DNA‐Reparatur‐Gene: • Sind für die Reparatur in Zellen zuständig • Sollen die Entstehung von Krebs verhindern • Können in veränderter Form dieser Aufgabe nicht mehr nachkommen Ergebnismöglichkeiten Veränderung ist Klinische Relevanz Risiko Polymorphismus nein Normalbevölkerung Unclassified variant unbekannt unbekannt BRCA1: 85% BC 53% OC Mutation ja BRCA2: 84% BC 27% OC Unclassified Variants (UV): „Graubereich“ Einfluss auf Proteinfunktion unbekannt Risiko durch UV nicht bekannt Noninformatives Ergebnis Mitteilung ist mittlerweile internationaler Standard Ablauf der genetischen Beratung und Untersuchung Mitteilung des Ergebnisses Besprechung des Befundes und der medizinischen Möglichkeiten Engmaschige Früherkennung Prophylaktische Operationen Psychologische Unterstützung Langfristig medizinisch und psychologische Weiterbetreuung Brustkrebs und familiäre Belastung Lebenszeit‐Brustkrebsrisiko für Frauen insgesamt 1:8 Aber: manche Frauen haben deutlich höheres Risiko 10% der Mammakarzinome familiär gehäuft 90% aller Mammakarzinome sind sporadisch BRCA Mutationen Ursache für ca 5% der Mammakarzinome BRCA Mutation und Krebsrisiko Gesamt Frauen mit BRCA1 Mutationen die erkranken Frauen mit BRCA2 Mutationen die erkranken Brust 12.5% 55 – 85% 33 – 86% Eierstock 1.43% 28 – 44% 10 – 30% Prostata 4 – 6% 12 – 18% 12 – 18% Männlicher Brustkrebs < 1% 6% 4 – 14% Pankreas 0.6% 0.6% 6 – 7% Krebsart Entstehung von Krebs (nach der Theorie von Knudson) Ohne ererbte Veränderung in BRCA1 oder BRCA2 2 Schritte zur Entstehung einer Krebszelle Mit ererbter Veränderung in BRCA1 oder BRCA2 1 Schritt zur Entstehung einer Krebszelle Vererbung Vier Möglichkeiten der Kombination 1 2 1 + Mutter 1 1 1 2 2 Vater 2 1 2 2 Autosomal dominante Vererbung Bitte beachten! • Das Gen trägt jeder Mensch in sich. Nur die Veränderung in dem Gen verursacht das erhöhte Risiko. • Die Mutation kann keine Generation überspringen. Wenn eine Person die Mutation nicht geerbt hat, kann sie sie auch nicht weitergeben. • Die Mutation kann auch über Männer vererbt werden. • Die 50%ige Wahrscheinlichkeit, das veränderte Gen geerbt zu haben, ist für jedes Kind gleich. Es hängt also nicht davon ab, ob Geschwister die Veränderung geerbt haben oder nicht! Therapeutische Optionen Früherkennung Prophylaktische Operationen: ‐ Prophylaktische Brustentfernung (Mastektomie) ‐ Prophylaktische Eierstock‐ und Eileiterentfernung (Salpingo‐Ovarektomie) Früherkennung Monatliche Selbstuntersuchung der Patientin Vorstellung beim Facharzt alle 12 Monate: Gynäkologische und Brustuntersuchung ab dem 18. LJ vaginaler Ultraschall ab dem 35 LJ. Brustultraschall: bei Bedarf Mammographie: jährlich ab dem 35. LJ MRT der Brust: jährlich ab dem 25. LJ Tumormarker CA 12‐5: jährlich ab dem 35.LJ Eierstock‐ und Eileiterentfernung Reduziert das Eierstockkrebsrisiko um 96% Reduziert das Brustkrebsrisiko um 50% In Österreich: 32% OP ‐ Durchschnittsalter 44 Jahre Prophylaktische Brustentfernung Reduziert das Brustkrebsrisiko um 90% In Österreich: 16% OP ‐ Durchschnittsalter 38 Jahre Datenschutz Exklusive Weitergabe der Befunde an PatientIn Befund erscheint in keiner Krankenakte PatientIn entscheidet, welche Person (inkl. Ärzte) Status erfährt Maximaler PatientInnen Schutz Versicherungen und Arbeitgeber dürfen genetische Daten nicht verlangen oder auch nur annehmen Kosten • Österreich: Sozialversicherung trägt die Kosten, wenn Kriterien erfüllt sind: ca. 3000€ • USA: Firma Myriad: Patent 1994 – 2013: Patent für ungültig erklärt vom obersten Gerichtshof der USA • “Für viele Leute ist es unvorstellbar, wie Gene – das sind die Eigenschaften, die wir von unseren Eltern bekommen und and unsere Kinder weitergeben – das intellektuelle Eigentum einer Firma werden können.” www.brustgenberatung.at Beratungsstellen in ganz Österreich BRACAnalysis der Firma Myriad VIELEN DANK Hanna Sheu Ruth Helfgott Dietmar Heck Sebastian Noitz Susanne Mörth Silvia Edelmayr‐Arbeiter Gertraud Tschurtschenthaler Andreas Petzer Christine Gruber‐Rossipal Sophie Haitchi‐Petnehazy Maria Miesbauer Eva Pallwein‐Prettner Silke Haim Christine Track Klaus Emmanuel Christian Singer – AKH Wien Karin Brandstötter Michaela Dieminger Claudia Reiter Marion Haugeneder und das Team der 4A Christine Wolf Brigitte Kurz Elisabeth Waldhör und das Team der Tagesklinik