FD Gesundheitswesen, Neckarelzer Str. 7, 74821 Mosbach Tel. 06261/84-2446 Fax: 06261/84-4748 Ihr Gesundheitsamt informiert Haemophilus Influenza invasive Erkrankung* z.B. durch Typ b Vorkommen Haemophilus influenzae sind Bakterien, die überwiegend die Schleimhäute der oberen Atemwege besiedeln (bei 1-5 % der Normalbevölkerung). Mit einer Inzidenz (Neuerkrankungen von etwa 0,1 pro 100.000 Einwohner pro Jahr) gehören invasive Erkrankungen (Erregernachweis in Blut oder Liquor) durch H. influenzae zu den seltenen Krankheiten. Am häufigsten erkranken Kleinkinder und ältere Erwachsene (< 5 Jahre und > 60 Jahre). Die meisten Haemophilusstämme die schwere Infektionen verurachen sind bekapselte Stämme vom Typ b, es treten aber auch Erkrankungen durch unbekapselte Bakterien auf. Übertragungsweg Das Bakterium wird über Tröpfchen von Mensch zu Mensch (z.B. beim Husten oder Niesen) übertragen und siedelt sich im Nasen-Rachen-Raum an. Ob es zu einer Erkrankung kommt, hängt davon ob der Organismus bereits abwehrgeschwächt ist. Besonders Kinder bis zum 5.Lebensjahr sind bedroht. Risikopersonen nach dem 6. Lj. sind z. B. Personen ohne Milz, angeborenem oder erworbenem Immunmangel (z.B. HIV-Infektion); Leukosen und Malignomen in Remission; Personen mit chronische Otitiden, Sinusitiden. Die meisten Infizierten erkranken selbst nicht, können aber als symptomloseTräger während längerer Zeit andere Menschen mit Hib-Bakterien anstecken. Inkubationszeit Die genaue Zeitdauer vom Erstkontakt mit dem Erreger bis zum Auftreten einer schweren Hämophilus influenzae -Infektion z.B. Kehldeckel- oder Hirnhautentzündung ist nicht genau bekannt. sie wird mit 2-5 (1-8) Tagen angegeben. * Krankheitsbild bei invasiver Erkrankung (meist bei Typ b) Bei einer Infektion kommt es nach uncharakteristischen Beschwerden mit grippaler Symptomatik (Infekt der oberen Luftwege, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Gelenk- und Muskelschmerzen, hohes Fieber) zu einem schwerem Krankheitsverlauf. Die häufigsten durch Hib-Bakterien verursachten Erkrankungen sind die eitrige Hirnhautentzündung (Meningitis) und die Kehldeckelentzündung (Epiglottitis), Blutvergiftung (Sepsis) und Lungenentzündung (Pneumonie) Hirnhautentzündung (Meningitis): Bei einer Hib-Hirnhautentzündung kommt es nach uncharakteristischen Beschwerden im NasenRachenraum zu schlagartig auftretenden Kopfschmerzen, hohem Fieber, Schüttelfrost, Schwindel, Erbrechen, Nackensteifigkeit und schwerem Krankheitsgefühl. Daneben können Symptome wie Bewusstseinstrübung bis hin zu Bewusstlosigkeit auftreten. Die durch Hib-Bakterien verursachte Hirnhautentzündung ist eine außerordentlich schwere und rasch fortschreitende Erkrankung Kehldeckelentzündung (Epiglottitis): Diese entwickelt sich innerhalb weniger Stunden. Wichtigste Erkennungsmerkmale sind hohes Fieber, Schluckbeschwerden, kloßige Sprache, Stridor (pfeifendes Atemgeräusch beim Ein- oder Ausatmen, Speichelfluß, Aphonie (Stimmlosigkeit als Lähmungsfolge bei Krampfzuständen), und ausgeprägte Atemnot. Sie stellt immer einen Notfall dar, da sich die Erkrankung extrem schnell entwickelt. Weitere Erkrankungen sind: Entzündungen der Nasennebenhöhlen (Sinusitis), Entzündungen von Ohren (Otitis media), Knochen (Osteomyelitis) und Gelenken mit Blutvergiftung Bitte sofort Kontakt mit einem Arzt aufnehmen sobald Beschwerden auftreten! - Haemophilus influenzae Seite 2 Maßnahmen Alle Ansteckungsverdächtigen, einschließlich der, für die die Antibiotikagabe empfohlen wurde, sind über evtl. auftretende Frühsymptome einer invasiven Haemophilus b-Infektion zu informieren. Zusätzlich sollte dieser Personenkreis bis 8 Tage nach Erkrankungsbeginn des Indexfalles („Erstfalls“) einer sorgfältigen gesundheitlichen Beobachtung unterzogen werden. Postexpositionsprophylaxe bei engen Kontaktpersonen Nach engem Kontakt zu einem Patienten mit invasiver Haemophilus-influenzae Infektion Typ b wird eine Rifampicin-Prophylaxe empfohlen: - für alle Haushaltsmitglieder (außer für Schwangere) ab einem Alter von 1 Monat, wenn sich dort ein ungeimpftes oder unzureichend geimpftes Kind im Alter bis zu 4 Jahren oder aber eine Person mit einem relevanten Immundefekt befindet - für ungeimpfte exponierte Kinder bis 4 Jahre in Gemeinschaftseinrichtungen. Falls eine Prophylaxe indiziert ist, sollte sie zum frühestmöglichen Zeitpunkt, spätestens 7 Tage nach Beginn der Erkrankung des Indexfalls, begonnen werden. Mittel der Wahl ist Rifampicin, welches in Form von Filmtabletten und Sirup im Handel ist. Dosierung (gemäß STIKO 2008) Rifampicin: ab 1 Monat: 20 mg/kg/Tag (maximal 600 mg) in 1 ED für 4 Tage Erwachsene: 600 mg p. o. in 1 ED für 4 Tage Da bei Schwangeren die Gabe von Rifampicin und Gyrasehemmern kontraindiziert ist, kommt bei ihnen zur Prophylaxe ggf. Ceftriaxon in Frage. Die Fachinformationen der Hersteller sind grundsätzlich bei jeder Verordnung undAbgabe zu beachten. Vorschriften des Infektionsschutzgesetzes (IfSG): Meldepflicht: - Der direkte Erregernachweis von Haemophilus influenzae im Blut oder Liquor ist gemäß § 7 meldepflichtig - Für die Leiter von Gemeinschaftseinrichtungen besteht für Haemophilus influenzaeTyp b Mengititis Meldepflicht gem. § 34 Besuchsverbot: Haemophilus influenzaeTyp b Mengititis : Kindergärten, Schulen und ähnliche Einrichtungen dürfen von Erkrankten und Krankheitsverdächtigen nicht besucht werden, bis nach ärztlichem Urteil eine Weiterverbreitung nicht mehr zu befürchten ist (§ 34). Gleiches gilt auch für Personen in deren Wohngemeinschaft eine Erkrankung oder ein Krankheitsverdacht auf eine aufgetreten ist. (§ 34 Abs. 3) Kranke, Krankheitsverdächtige und Ansteckungsverdächtige können einer Beobachtung unterworfen werden und müssen Anordnungen und Weisungen des Gesundheitsamtes Folge leisten (§ 28). Impfung : siehe hierzu die aktuellen Empfehlungen der Ständigen Impfkommission ( STIKO) 2008 Stand 16.12.2008