Diagnose & Therapie MVZ im Helios Sanfte Hilfe bei Muskelproblemen Wenn die Muskulatur permanent unter Spannung steht, kann dies eine schmerzhafte Muskelverhärtung und eine eingeschränkte Beweglichkeit zur Folge haben. Sanfte Hilfe verspricht die repetitive periphere Magnetstimulation, kurz rPMS: eine nicht-invasive Stimulationsmethode der orthopädischen Schmerztherapie. Über seine Erfahrungen mit dem innovativen Behandlungsverfahren sprach TOPFIT mit dem Münchner Orthopäden Dr. Felix Söller vom MVZ im Helios. Von Dr. Nicole Schaenzler Herr Dr. Söller, Muskelverspannungen und -verhärtungen sind weit verbreitet. Wie kommt es überhaupt dazu? Dr. Söller: Ursache sind meist Über- oder Fehlbelastungen, etwa durch monotone, physiologisch ungünstige Bewegungen. Besonders oft betroffen sind Berufsgruppen mit überwiegend sitzenden oder stehenden Tätigkeiten. Aber auch Sportler oder Menschen mit Haltungsfehlern sind anfällig. Andererseits können anhaltende Muskelverspannungen und -verhärtungen selbst eine Fehlhaltung nach sich ziehen. Meist nehmen die Betroffenen nämlich unbewusst eine Schonhaltung ein, um die Schmerzen erträglich zu halten – und provozieren so nun eine Überlastung anderer Muskelpartien. Auf diese Weise entsteht ein Teufelskreis mit der Folge, dass sich die Beschwerden weiter verschlimmern. Nun setzen Sie seit kurzem die repetitive ­periphere Magnetstimulation zur Linderung von orthopädischen Schmerz­ syndromen ein … Dr. Söller: … ja, und wir haben sehr gute Erfahrungen damit gemacht. Das Verfahren wird schon seit Jahren erfolgreich u. a. in der Rehabilitation von Lähmungserscheinungen, etwa nach einem Schlaganfall und anderen neurologischen Erkrankungen, eingesetzt. Doch hat sich gezeigt, dass auch Schmerzen, z. B. in Nacken, Rücken und Gelenken, gut auf eine Behandlung mit rPMS ansprechen. Dabei zeichnet sich die Methode durch eine hohe Tiefenwirksamkeit aus, denn auch Muskeln wie die tiefe Rückenmuskulatur oder eine ausgeprägte Nackensteifigkeit können mit der repetitiven peripheren Magnetstimulation erfolgreich behandelt werden; oft sind Medikamente und andere schmerztherapeutische Verfahren nach erfolgter Anwendung der rPMS nicht mehr notwendig. Wie genau funktioniert die Methode? Dr. Söller: Bei der repetitiven peripheren Magnetstimulation kommen Hochleistungsmagnete zum Einsatz, deren rhythmisch wiederholte (repetitive) Impulse schmerzfrei direkt auf die im Muskel mündenden Endaufzweigungen der Nerven einwirken. Die Nervenimpulse werden nun ans Gehirn und von dort wieder zurück zum Ort der Stimulation geleitet; dabei löst der nervale Reiz auf die Muskelfasern eine Kontraktion des Muskels aus. Der Körper nimmt diese Muskelstimulation so wahr, als habe er sie selbst hervorgerufen (propriozeptiv). Die Muskelkontraktionen – im Wechsel mit den Muskelrelaxationen – rufen u.a. eine Steigerung der Durchblutung sowie einen verbesserten Muskelstoffwechsel hervor, wodurch Verspannungen, Verhärtungen und Verklebungen gelöst werden und der Muskel insgesamt stabilisiert wird. Aber auch Muskeln, die nach einer längeren Ruhigstellung, z. B. nach einer Operation oder infolge einer Lähmung, geschwächt sind, können wieder aufgebaut werden. Zudem verbessert sich das Zusammenspiel von Motorik und Sensorik, sodass die Nervenfasern immer weniger Schmerzsignale aussenden. Im Idealfall ist nach Beendigung der Therapie die normale Muskelmobilität vollständig wiederhergestellt, und Bewegungen, die durch den Schmerzzustand beeinträchtigt waren, sind wieder uneingeschränkt möglich. Zur Person Dr. med. Felix Söller ist Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie, Sportmedizin und Akupunktur und praktiziert zusammen mit seinen Kollegen Dr. med. Heribert Konvalin, Dr. med. Werner Zirngibl und Dr. med. Steffen Zenta im MVZ im Helios. Zu seinen Behandlungsschwerpunkten gehören neben minimal-invasiven Wirbelsäulen­ interventionen auch die operative Behandlung von Schulter-, Hand- und Ellenbogen-Erkrankungen sowie von Knie- und Vorfuß-Erkran­kungen. Nähere Infos: www.mvz-im-helios.de 7 Folgende Krankheitsbilder können mit der rPMS behandelt werden: ◾◾ Rücken- und Nackenschmerzen ◾◾ Bandscheibenvorfall ◾◾ Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich ◾◾ Chronische, myofasziale Schmerzsyndrome ◾◾ Muskelaufbau nach Operationen ◾◾ Spannungskopfschmerz ◾◾ Nervenblockaden ◾◾ Karpaltunnelsyndrom ◾◾ Sulcus-Ulnaris-Syndrom ◾◾ Bewegungsstörung des Arms nach ­einem Schlaganfall ◾◾ Tennisarm / Golferarm ◾◾ Arthrose Wie läuft die Behandlung ab? Dr. Söller: Die Behandlung erfolgt im Liegen oder Sitzen. Das Gerät wird in Position gebracht, das Stimulationsfeld, das die Magnetimpulse abgibt, wird an die betroffene Körperregion angesetzt und fixiert. Dabei wird der zu behandelnde Bereich nicht berührt. Als Nächstes wird ein Stimulationsprogramm eingestellt, das an die individuellen Bedürfnisse des Patienten angepasst wird. Eine Behandlung dauert etwa 20 Minuten, im Allgemeinen umfasst der Behandlungszyklus fünf bis sieben Sitzungen. In der Regel verspürt der Patient bereits nach zwei bis drei Anwendungen deutlich weniger Beschwerden. Muss man während der Behandlung mit Schmerzen rechnen? Dr. Söller: Nein, die repetitive periphere Magnetstimulation ist schmerzfrei und wird von unseren Patienten normalerweise als angenehm empfunden. Für einen langfristigen Therapieerfolg ist es allerdings wichtig, dass der Betroffene darauf achtet, die Faktoren auszuschalten, die zur Überbelastung der Muskulatur geführt haben. Was raten Sie zur Vorbeugung von Muskelproblemen? Dr. Söller: Ob im Beruf, im Alltag oder beim Sport: Jede monotone Tätigkeit, die mit einer einseitigen Muskelbelastung einhergeht, sollte durch ein gezieltes Muskel- bzw. Bewegungstraining ausgeglichen werden. Eine ergonomische Gestaltung am Arbeitsplatz kann Fehlhaltungen und dadurch bedingten Muskelproblemen, z. B. im Nackenbereich, vorbeugen. Sportler sollten unbedingt eine ausreichend lange Aufwärmphase zu Beginn des Trainings einplanen. Auf diese Weise wird die Muskulatur schonend auf die Belastung vorbereitet. Ein »Cool Down« nach absolviertem Training ist wichtig, um den Muskeln Zeit zur aktiven Erholung zu geben. Wer in Stresssituationen zu Muskelverspannungen neigt, kann auch vom Erlernen einer Entspannungstechnik profitieren. Topfit 2 / 2013