zwiauer_virale Infektionen [Schreibgeschützt]

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02.12.2014
VIRALE
KINDERKRANKHEITEN
Masern, Mumps, Röteln, 3 Tage Fieber,
Rotavirus, RSV, Pfeiffersche Drüsenfieber
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer
Universitätsklinikum St. Pölten
1
02.12.2014
masern epidemiologie
• Weltweite Verbreitung – große Variabilität in der
Krankheitsverbreitung
• Entwicklungsländer: große Masernepidemien mit hoher
Mortalität
•
•
•
•
WHO
535.300 registrierten Maserntoten im Jahr 2000
139.300 Maserntote weltweit im Jahr 2010
Senkung um 74 %
2
02.12.2014
Grais RF, Dubray C, Gerstl S, Guthmann JP, Djibo A, et al. (2007) Unacceptably high mortality related to measles epidemics in
Niger, Nigeria, and Chad. PLoS Med 4: e16.doi:10.1371/journal.pmed.0040016
masern
3
02.12.2014
masern in europa
Rückgang der Maserninfektionen bis 2004
Seither wiederholt Masernepidemien in
•
•
•
•
•
•
Deutschland
Österreich
Schweiz
Niederlande
Italien
GB
• 2013: über 15.000 Maserninfektionen in Europa
(ECDC)
masern in europa
Masernimpfung
Durchimpfungsrate
1 Impfung 2011
4
02.12.2014
masern in europa
Masernimpfung
Durchimpfungsrate
2 Impfungen 2011
masern in europa
Inzidenzrate
15-24 Jährige
2006-2011
5
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masern in deutschland
masern in österreich
• Institut für Virologie (Wien) Erhebungen über
Maserninfektionen – Abdeckung ca. 8%
• Masern-Meldepflicht seit 2001
• 1993 bis 1997 etwa 28.000 bis 30.000 Masernfälle
• 2003 bis 2007 unter 100 Masernfälle pro Jahr
• 2008 Masernausbruch in Salzburg mit über 180
Masernfälle
6
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masern in österreich 2013
20
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
W
NÖ
B
ST
K
OÖ
S
T
V
79 Maserninfektionen im Jahr 2013
42% nicht geimpft – 49% Impfstatus unbekannt
masern in österreich 2013
18
16
14
12
10
8
6
4
2
0
61% der Erkrankungen in der Altersgruppe 15 bis 35
Jahre
50 % Hospitalisationen
7
02.12.2014
• Nationaler Eliminationsplan Masern/Röteln
8
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masernvirus
• etwa 120–140 nm großes
• einzelsträngiges RNA-Virus aus der Familie der
Paramyxoviren
• Humanpathogenes Virus
• 23 bisher bekannte Genotypen in acht Gruppen (A–H)
• Geringe Mutationsrate der Genome
• Mitteleuropa kommen vor allem die Genotypen C2, D6
und D7 vor
maserninfektion
Tröpfcheninfektion
Hohe Kontagiosität - kurzer Kontakt genügt - 5m
Mensch zu Mensch-Übertragung
Höchste Infektiosität beginnt mit Prodromalstadium
Endet 3-5 Tage nach Exanthemausbruch
Eintrittspforte: Schleimhäute des Respirationstrakts und
der Augen
• Manifestationsindex: 99%
•
•
•
•
•
•
9
02.12.2014
MASERN
MASERN
10
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masern - klinik
Prodromalstadium
• Katharalische Symptome: bellender Husten, Schnupfen,
Bindehautentzündung, Fieber um 39°, Lichtscheue,
gedunsenes Aussehen
• Koplik Flecken an der Wangenschleimhaut - vordere
Backenzähne, nicht wegwischbar
SH aufgelockert, samtartig verdickt
• Enanthem am Gaumen - dunkelrote Flecken
11
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masern - befunde
• Leukopenie, maximal am 2. Exanthemtag:
3-4.000 Leuko/µl
• Segmentkernige, Linksverschiebung
• Proteinurie
• Bei 50% pathologisches EEG, bei 3% persistierend
• IgM am 1. Exanthemtag nachweisbar, ab 3. Woche
absinkend
12
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masern komplikationen
Bronchopneumonie
Otitis media
Laryngitis
Masernenzephalitis bei KK: 1:15.000 bei Schulkindern:
1: 2000
Letalität der Enzephalitis: 20%
Defektheilung: 10%-30%
• SSPE - slow virus Erkrankung
degenerative Erkrankung der weissen Hirnsubstanz
•
•
•
•
sspe
SSPE - slow virus Erkrankung
degenerative Erkrankung der weissen Hirnsubstanz
Tödlicher Verlauf
13
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masern therapie
• KEINE spezifische antivirale Therapie
• Symptomatische Therapie
• Antipyretika
• ausreichende Flüssigkeit
• Antitussiva
• Pneumonie & Otitis: AB
• Enzephalitis: symptomatisch
impfung gegen masern
• MMR(V) Kombinationsimpfstoff
• Lebensimpfstoff mit 95% Impfschutzrate
• Zwei Teilimpfungen ab 11. Monat im Abstand von 1
Monat
14
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impfplan 2014
mumps
15
02.12.2014
„Schwellung vor den Ohren … bei jungen
Leuten …, welche den Kampfplatz und die
Turnhalle besuchen … mit schmerzhaften
Entzündungen der Testikel, doch im
allgemeinen wieder zurückgehend und ohne
kritische Phänomene“.
16
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mumpsvirus
• Behülltes Einzelstrang-RNA-Virus
• Mensch ist das einzige Erregerreservoir
• Weltweit existiert nur ein Serotyp mit verschiedenen
Subtypen
• WHO Einteilung in Genotypen A bis N
• Weltweites endemisches Vorkommen
17
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mumpsinfektion
Myxoviridae verursachen entzündliche Erkrankung der
Speicheldrüsen
• Tröpfcheninfektion
• Inkubationszeit 2-4 Wochen
• Infektiös 5 Tage vor bis ca. 8 Tage nach
Drüsenschwellung
• Virusausscheidung über den Speichel,
Tröpfcheninfektion
• Lebenslange Immunität
mumps epidemiologie
• Erkrankung von Kinder zwischen dem 4. und 10.
Lebensjahr
• Hoher Kontagiositätsindex
• Niedriger Manifestationsindex
• Ca. 50% inapparent verlaufende Infektionen mit
Immunität
18
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mumps klinik
• Entzündliche Schwellung der Ohrspeicheldrüsen
• 1-2 Tage Prodromi
• Einseitiges (70%) bzw. beidseitiges (90%) Anschwellen
der Drüse, Schmerzen beim Kauen, in den Ohren
• 1-2 Tage später gegenüberliegende Seite
• Ohrläppchen stehen ab, Haut ödematös gespannt
• Wangenschleimhaut gerötet, Ductus parotidis
geschwollen
• Lymphknotenmitbeteiligung
19
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mumps komplikationen 1
• Seröse Meningitis
ZZ: - 500/3 mononukleäre Zellen
• Meningoencephalitis
Benommenheit, Erbrechen, neurologische Ausfälle
• Ertaubung: 1:10.000 Infektionen
• Orchitis mit Epididymitis (ca. 20%)
schmerzhafte Hodenschwellung mit 10% nachfolgender
Sterilität
20
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mumps komplikationen 2
•
•
•
•
•
•
•
Pankreatitis
Adnexitis
Thyreoiditis
Iritis
Myokarditis
Arthritis
Nephritis
21
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röteln
22
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röteln
•
•
•
•
•
Einzelsträngige RNA
Von ikosaedrischen Kapsid umgeben
Kugelförmigen Viruspartikel
Durchmesser von 50–70 nm
Ein einziger Serotyp
röteln
• Tröpfcheninfektion mit 50% Kontagiosität
• Inkubationszeit beträgt 14–21 Tage
• Infektiosität: Beginn 4 Tage vor Beginn des Exanthems
bis 2 Wochen danach
• Eindringen der Viren über die Schleimhäute der oberen
Luftwege
• Vermehrung im lymphatischen Gewebe
• Virämie
• Hauptsächlich ältere Kinder und Erwachsene betroffen
• Manifestationsindex: 30%
23
02.12.2014
röteln klinik
• Leichte katharrhalische Symptome
• Exanthem beginnend hinter den Ohren
• Kraniokaudale Ausbreitung auf Stamm und
Extremitäten
• Hellrote Effloreszenzen, etwas erhaben,
nicht konfluierend, selten > 3mm
• Rachen: Enanthem
• Fieber max. 38.5°C – 30°C
• Kopf- und Gliederschmerzen
• Lymphknotenschwellungen am Hals, nuchal, okzipital,
retroaurikulär, indolent erbs- bis bohnengroß
• Milz vergrößert
24
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röteln laborbefunde
• Leukopenie mit Lymphozytose
• Vermehrung der Plasmazellen
• Eosinophilie
röteln verlauf
•
•
•
•
Fast immer gutartig & komplikationslos
Gute Prognose
Vereinzelt Enzephalitiden
Spätschäden & Todesfälle selten
• Komplikationen
•
•
•
•
•
Arthritis
Thrombozytopenie
Encephalitis
Otitis media
Myo-, Perikarditis
25
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röteln embryopathie
• Höchstes Risiko in den ersten 8 Schwangerschaftswochen (90%)
• Spontanabort, Frühgeburt
• Klassische Kombination
• Fehlbildungen in Form von Herzfehlern (offener Ductus Botalli,
Septumdefekte und Fallot-Tetralogie)
• Trübung der Linse der Augen (Katarakt) und
• Innenohrschwerhörigkeit
• Gregg-Syndrom
• Niedriges Geburtsgewicht, Thrombozytopenische Purpura,
Enzephalomeningitis, Hepatitis, Myokarditis, Mikrozephalie
röteln prophylaxe
• Notwendigkeit einer Prophylaxe wegen
Rötelnembryopathie
• Schutzimpfung aller Kinder ab dem 11. Lebensmonat,
frühestens 4 Wochen später 2. Impfung
• Kombinationsimpfung MMR
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exanthema subitum
3-tagesfieber
27
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exanthema subitum
• HHV 6 oder 7 Virus ausgelöst
• Doppelsträngige DNA-Viren, 2 Serotypen
• Erkrankung in EU fast ausschließlich mit 6B
• Virus ähnlich CMV (HHV 5)
• Fast 100% Durchseuchung im Kleinkindesalter
• Viruspersistenz mit der Möglichkeit der Reaktivierung
• Lebenslange Immunität
exanthema subitum
• Inkukbationszeit: 3-7 Tage
• Plötzlicher Beginn mit hohem Fieber, oft Erbrechen,
Fieberkrampf
• Geringe katharralische Symptome
• Fieber 3 Tage lang
• Dann Abfiebern und Exanthemausbruch: rasche
Ausbreitung über den Stamm, geringer Befall der
Extremitäten, Gesicht und Kopf
• Klein- bis mittelfleckig, dichtstehend, blaßrot, kaum
erhaben
28
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exanthema subitum
exanthema subitum
29
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exanthema subitum
•
•
•
•
Prognose sehr gut
Keine Komplikationen - Fieberkrämpfe ausgenommen
Keine Therapie
Lebenslange Immunität
mononukleose
pfeiffersches drüsenfieber
30
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mononukleose
• Epstein-Barr-Virus (EBV), ein behülltes,
doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA).
• Virus ist ein Gamma-Herpes-Virus und gehört zur
Familie Herpesviridae
• Latente Persistenz
• Reaktivierung und Freisetzung
von infektiösen Viruspartikeln
möglich
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mononukleose
• Akute Erkrankung des lymphatischen Systems mit
typischen Blutbild
• Übertragung durch Speichel Tröpfcheninfektion/Kontaktinfektion/Schmierinfektion
• Kissing-disease
• Hohe Durchseuchungsrate: 95%
• Lebenslanges persistieren im Organismus in BLymphozyten – Möglichkeit der Reaktivierung
mononukleose klinik
• Inkubationszeit: 7 – 30 Tage bei Kindern,
4-7 Wochen bei Jugendlichen und Erwachsenen
• Kinder und Erwachsene befallen
•
•
•
•
Grippeähnlichen Beschwerden wie Fieber
Gliederschmerzen,
Leibschmerzen
Starke Müdigkeit
32
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mononukleose klinik
• Vielfältiges Bild
• Symptomenkomplex: Fieber, Tonsillitis, generalisierte
Lymphknotenhyperplasie, Milzvergrößerung
• Fieber, intermittierend tage- wochenlang
• Tonsillitis: flächenhafte, schmutzig
graue, gelbliche Beläge,
manchmal nur Rötung
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mononukleose blutbild
• Leukozytose
• Überwiegen von Lymphozyten, Monozyten &
Plasmazellen
• 5%-10% der mononukleären Zellen:
„Drüsenfieberzellen“
• Relativ große Zellen, exzentrisch gelappten Kern in
dunkelblauen Plasma mit Vakuolenbildung
• T-Lymphozyten (Killerzellen)
34
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35
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MONONUKLEOSE
•
klinischer verlauf
Asymptomatischer Verlauf besonders bei Kleinkindern
Chronischer Verlauf möglich:
• Monate- oder jahrelanges Leiden mit Fieber, Müdigkeit,
Abgeschlagenheit, depressiven Verstimmungen,
Gefühlen von Antriebsschwäche und chronischen
Lymphknotenschwellungen
• Starkes Krankheitsgefühl ähnlich dem beim
Chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS)
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mononukleose komplikationen
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Enzephalitis
Autoimmunhämolytische Anämie
Thrombozytopenie
Agranulozytose
Hepatomegalie
Splenomegalie
Myokarditis
Nephritis
Ikterus
mononukleose therapie
• Symptomatisch
• Keine Antibiotika - Gabe von Ampicillin
Ü Arzneimittelexanthem
• Kontraindiziert
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rotavirusinfektionen
ROTAVIRUS
INFEKTION
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02.12.2014
ROTAVIRUS
INFEKTION
rotavirus
• RNA Virus (doppelsträngig)
• 6 Strukturproteine
VP1-VP3 core/subcore Strukturproteine
VP6
Hauptprotein des mittleren Kapsids
VP4, VP7 Strukturprotein des äußeren Kapsids, Zielantigen der
Immunantwort
• Gruppen A-G
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rotavirus
• Hochinfektiös
• 103 Kopien
• Inkubationszeit 1-4 Tage
• Bis zum Alter von 2 Jahren der häufigste Erreger von
Durchfallserkrankungen
• Infektionsübertragung von Mensch zu Mensch, fekaloral
• Ausscheidung von Viren 2 Wochen bis Monate
• Frühgeborene & immuninkompetente Personen
scheiden Viren über mehrere Wochen bis Monate aus
• Hinterlassen nur Teilimmunität
• Nestschutz via IgA Antikörper
klinik
• Maximale Rotavirusreplikation im Dünndarm
Ausbreitung in alle Darmabschnitte, inkl. Magen
• Akute Gastroenteritis
• Klinische Symptome
Fieber, Erbrechen, Durchfall
Bauchkrämpfe
Symptome des oberen Respirationstrakts - Schnupfen
Müdigkeit, Abgeschlagenheit
• Symptome selbstlimitierend
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klinischer verlauf
• Erste RV-GE-Episode ist die schwerst verlaufende
• Wässrige Durchfälle, Erbrechen,
• Fieber, Bauchschmerzen
• Komplikationen
• schwere Dehydratation, Elektrolytstörungen, Hospitalisation,
Gewichtsverlust, Tod
• Klinischer Verlauf bei gesunden gut genährten Kindern
• Inkubationsdauer 0.5–4 Tage
• Symptomatisch 4–8 Tage
Kapikian A and Chanock R. Rotaviruses. In: Fields B et al, editors. Fields Virology, 3rd ed; 1996:p. 1657–1708
rotavirusinfektion symptome
41
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rotavirusinfektion symptome
•
•
•
•
•
•
Erbrechen
Fieber - 39º C
Fieber > 39º C
Dehydratation
96%
46%
31%
• Isoton
• Hyperton
79%
4%
Reizbarkeit
Teilnahmslosigkeit
•
•
•
•
•
•
Rachenrötung
Tonsillenbeläge
Schnupfen
Trommelfellrötung
Bronchitische Rg‘s
Halslymphknoten
49%
3%
26%
19%
8%
18%
47%
36%
J Pediatr 91:188-193
pathogenese
*
Anhaften an Epithel des
GI-Trackt
DD-Mucosa
*
Atrophie der
Darmzotten
Verlust von
Absorptionsfläche
Wasser- und Elektrolytverluste
ERBRECHEN UND
DURCHFALL
NSP4 virales
Enterotoxin –Exotoxin
Aktivierung des
enteritischen NS
*Rotavirus infection in an animal model of infection. Photographs are from an experimentally infected calf. Reproduced with
permission from Zuckerman et al, eds. Principles and Practice of Clinical Virology. 2nd ed. London: John Wiley & Sons; 1990:182.
Micrographs courtesy of Dr. Graham Hall, Berkshire, UK.
42
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rotavirus-gastroenteritis klinik
Probleme
• Schwere Dehydration
• Fieberkrämpfe
• Appetitlosigkeit
• Pseudomeningitis
• Pseudo-septischer Schock
Rotavirusinfektionen sind (zum Teil) schwere,
langdauernde Infektionen, die oft zu Hospitalisation
führen!
rotavirus epidemiologie
Rotaviren kommen ubiquitär vor
Hochinfektiös
Weltweit häufigsten Durchfallerreger bei Kindern
Verursachen weltweit jährlich > 125 Millionen Fälle von
Gastroenteritis bei Kindern
• Verursachen in weniger entwickelten Ländern jährlich
400.000 Todesfälle
•
•
•
•
Parashar et al., Emerg Infect Dis 1998 4(4) 561–570
Linhares & Bresee, Pan Am J Public Health 2000 8(5) 305–331
Parashar et al., Emerg Infect Dis 2003 9(5) 565–572
43
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rotavirus infektionen
todesfälle/a/5a kinder
1.000 Todesfälle
rotavirus infektionen
• Praktisch alle Kinder werden in den ersten 5
Lebensjahren infiziert
95 % aller Kinder machen bis zum 5. Lebensjahr eine
Rotavirus-Infektion durch
• Inzidenzgipfel klinischer Rotavirusfälle zwischen 6.-24.
Lebensmonat
Je jünger der Patient, desto höher das Risiko für schwere
Erkrankung, Hospitalisierung oder Tod
44
02.12.2014
rotavirus infektionen
• Mehrfachinfektionen kommen häufig vor
Geringere Schweregrade, leichtere Symptome
• Reinfektionen betreffen 30-50% der erwachsenen
Kontaktpersonen
Wenig klinische Symptome, geringerer Schweregrad
• Nosokomiale Infektionen sind häufig (17%-25%)*
• Gravierendes Problem insbesondere für Frühgeborene
Fischer TK et al. Vaccine 225: 549-54 (2004)
rotavirus infektionen
jahreszeitliche variation
45
02.12.2014
humane rotavirusimpfungen
Rotarix®
• Monovalenter, attenuierter Impfstoff auf Basis eines
humanen Isolates (G1P[8])
RotaTeq®
• Boviner Stamm WC-3 Wistar Institut (G6P[7])
• Reassortiert mit humanen VP7 (G1-4) und VP4
(VP1a[8]) Genen = pentavalent
impfplan 2014
46
02.12.2014
rotavirus infektionen
• RV-Impfung schützt insgesamt zu 70% vor RotavirusDurchfallserkrankung und zu 85% vor schwerem
Rotavirus-Brechdurchfall
• RV-Impfung schützt besonders gut Säuglinge zu
praktisch 100% (effektive Wirksamkeit 95-97%)
• Für alle Säuglinge empfohlen
• RV Infektionen auch bei geimpften Kindern möglich –
wie auch nach der Wildvirusinfektion
rotavirus impfung
• Dramatischer Rückgang der Inzidenz von RVInfektionen in Österreich nach Einführung der Impfung
• Senkung der Hospitalisationsraten um 80%
• Von 2.100/100.000 auf 350/100.000
• Trotz Veränderung der zirkulierenden RotavirusGenotypen durch die RV-Impfung nach wie vor
hervorragender Schutz durch die Impfung in Österreich
47
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rotavirusimpfung ki
Die RV-Impfung
• darf nicht bei Frühgeborenen, insbesondere nicht bei
VLBW (< 28. SSW) verabreicht werden
• darf nicht bei Säuglingen mit Hühnereiweißallergie
gegeben werden, bzw. nur im stationären setting unter
Notfallbedingungen
• soll spätestens bis zur Vollendung der 26.Lebenswoche
abgeschlossen sein
respiratory syncytial virus
48
02.12.2014
rsv-infektionen
RSV häufigster Erreger im 1. und 2. Lebensjahr
Saisonale infektiöse Atemwegserkrankung
Schwacher Nestschutz, geringer Schutz durch Stillen
Primäre RSV-Infektion führt in 40% zu LRTI:
Bronchiolitis/Pneumonie
• 1. bis 4. Lebensmonat: schwerer Verlauf mit pulmonaler
u/o zentaler respiratorischer Insuffizienz möglich
•
•
•
•
Anderson et al, J Infect Dis 1985; 151: 626
Navas et al, J Pediatr 1992; 121: 348
Hall et al, NEJM 1979; 300: 393
rsv-infektionen
• RSV häufigster Erreger respiratorischer Erkrankungen
im 1. und 2. Lebensjahr
• Saisonale infektiöse Atemwegserkrankung
• Schwacher Nestschutz, geringer Schutz durch Stillen
• Weltweite Durchseuchung mit RSV bei Erwachsenen
100%
• Schwere Infektionen bei Säuglingen und Senioren
• 1. bis 4. Lebensmonat: schwerer Verlauf mit pulmonaler bzw.
zentaler respiratorischer Insuffizienz möglich
Anderson et al, J Infect Dis 1985; 151: 626
Navas et al, J Pediatr 1992; 121: 348
Hall et al, NEJM 1979; 300: 393
49
02.12.2014
frühgeborenen - immunsystem
-53%
-71%
-82%
Frühgeborene haben ein unreifes Immunsystem und im
Vergleich zu Termingeborenen einen niedrigeren Serumspiegel
mütterlicher
IgG-Antikörper sowie eine mangelhafte zelluläre Immunität.
Yeung CY et al. Lancet 1968;7553:1167-68
lungenentwicklung
Late preterms (34. SSW)
Termingeborene
Lungenvolumen 90 ml
Lungenvolumen 171 ml
Oberfläche für Gasaustausch 44%
Oberfläche für Gasaustausch 100%
Wanddicke der
Bronchien um 34% ↑
Wanddicke normal
Die Lungen später Frühgeborener haben nur 54% des
Lungenvolumens im Vergleich zu den termingeborener
Kinder
Langston C et al. Am Rev Respir Dis 1984;129(4):607-13
50
02.12.2014
rsv risikofaktoren
•
•
•
•
•
•
•
•
Allgemeine Risikofaktoren:
Frühgeburtlichkeit (< 35.
SSW).
Bronchopulmonare dysplasie
(BPD)
Angeborener Herzfehler(CHD)
Angeborene oder erworbene
Immunodefizienz
Hämatologische Malignitäten
Knochenmark- oder
Organtransplantation
Cystische Fibrose
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Umweltfaktoren:
Rauchen
Mehrlingsgeburt
Crowding
Geschwister (im
Schulpflichtigen Alter)
Krabbelstube
Mangelernährung
Niedriges Geburtsgewicht
Männliches Geschlecht
rsv-infektionen
• Für Risikogruppen 3-4% Mortalität
• Frühgeborene, Bronchopulmonale Daysplasie, angeborene
Herzfehler, CF, Immundefizienz
• Nosokomiale Ausbreitung, Spätmorbididät, SIDS, Otitis
media, ARDS
• Infizierte Kinder sind bis zu drei Wochen ansteckend.
42% der Mitarbeiter einer Kinderabteilung während
RSV Epidemie positiv 3.
Anderson et al, J Infect Dis 1985; 151: 626
Navas et al, J Pediatr 1992; 121: 348
Hall et al, NEJM 1979; 300: 393
51
02.12.2014
rsv epidemiologie
Mortality
nihil
Mechanical
ventilation 0.1%
Hospitalization 1%
RSV LRTI 10%
RSV Infektion 100%
rsv-infektionen saisonale verteilung
52
02.12.2014
rsv infektion
•
RSV wir übertragen durch:
• Tröpfcheninfektion
• direkt – Kontakt mit einem
infektiösen Sekret eines
infizierten Patienten
• indirekt – Kontakt mit einem
infektiösen Sekret auf
Oberflächen
•
•
Das RS-Virus kann 6-12
Stunden auf glatten
Oberflächen überleben.
Nosokomiale Infektionen sind
daher nach wie vor ein
Problem.
rsv-infektionen klinik
• Erste Symptome
• Husten, verstopfte/rinnende Nase und Fieber
• Häufigste Symptome
•
•
•
•
Schnelles Atmen
Husten
Wheezing
Nasenflügeln
• RS Virus zerstört das Flimmerepithel der Luftwege
erhöhter Schleimbildung, Ablösen/Absterben des
Epithels und Obstruktionen der kleinen Atemwege
• Schnelle Diagnose ist beste Methode zur
Infektionskontrolle und Verhinderung von Outbreaks
53
02.12.2014
langzeitfolgen – 18 a nach rsv
• Säuglinge & Kleinkinder weisen nach RSV-Infektionen
• Häufiger Asthma/RW Prävalenz (39% vs 9%)
• Häufiger klinische Allergie (43% vs 17%)
• Häufigere Sensibilisierung zu perennialen Allergenen (41% vs
14%)
• Spirometriewerte waren nach RSV Hospitalisation mit
und ohne Asthma erniedrigt
• nicht bei Asthmatikern ohne RSV Hospitalisation
• RSV-Infektionen sind für Säuglinge und Kleinkinder
schwere Atemwegserkrankung mit Langzeitfolgen
Sigurs N et al. Thorax 2010
rsv therapie
• Keine kausale Therapie derzeit verfügbar
• RSV-Fusionsprotein
• Ausgangspunkt für zukünftige aktive Impfung
• Fusionshemmer in präklinischer Erprobungsphase
Bagga B et al. Comparing influenza and RSV viral and disease dynamics in experimentally infected adults predicts clinical
effectiveness of RSV antivirals. Antiviral Therapy 2013;18(6):785-91
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therapie
•
•
•
•
Waitful watching
Sauerstoff bei Bedarf
Eventuell Nasentropfen
Versuch mit hypertoner Kochsalzlösung
• Ausnahmen bestätigen die Regel, bei massiver
Verschlechterung…
rsv prävention
• Stillen, Elternschulung und Hygiene
• Aktiver Impfstoff dzt. nicht verfügbar
• Humanisierter monoklonaler Antikörper Palivizumab
(Synagis®)
• Wirksamkeit: Bindung an das RSV-Fusionsprotein
blockiert die Verschmelzung der Virusmembran mit der
Plasmamembran - dadurch wird die Virusaufnahme in
die Wirtszelle verhindert
• Reduziert Hospitalisierungsrate von FG <35 Wo./BPD
von 10,6% auf 4,8%
The PREVENT Study Group, Pediatrics, 1997:99:93-99; Impact-RSV Study Group, Pediatrics 1998;102:531-7
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rsv palivizumab
• Monatliche Injektion von 15mg/kg während der RSVirusaktivität
• Halbwertszeit Palivizumab: 20 Tage
• Durchgehende Immunisierung während der RSV Saison
empfohlen
• Wiederholte Infektionen möglich
• Nebenwirkungen sind
•
•
•
Fieber
Reaktionen an der Einstichstelle (Rötung)
Nervosität
ögkj empfehlungen
• Alle Frühgeborenen < 28/6 SSW bis zu einem Alter von
12 Monaten zu Beginn der RSV Saison
• Frühgeborene mit bronchopulmonaler Dysplasie
(chronic lung disease) bis zu einem Alter von 24
Monaten
• Alle Kinder mit hämodynamisch signifikanten
angeborenen Herzfehlern bis zu einem Alter von 24
Monaten
• ausgenommen sind PDA, kleine ASD und VSD, und geringbis mäßiggradige Stenosen
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ögkj empfehlungen
• Kinder mit schweren Erkrankungen des
Respirationstraktes bis zu einem Alter von 24 Monaten
• Kinder mit „Floppy Infant“-Syndrom sowie klassischen
neuromuskulären Erkrankungen (NME) bis zu einem
Alter von 24 Monaten
• Kinder mit angeborenen Immundefekten (SCID, HIVInfektion), nach hämatopoetischer
Stammzelltransplantation, und unter ausgeprägter
Immunsuppression bis zu einem Alter von 24 Monaten
risikoscore 29-32 SSW
Chronologisches Alter <6 Monate
2
Neurologische Erkrankung*
1
Gewicht <1500g
1
Risikoentlassung (1. Oktober – 31. März)
1
Ältere Geschwister**
1
Mehrling
0,5
Krabbelstube (vermeidbar!)
0,5
Tabakrauchbelastung (vermeidbar!)
0,5
Sozialstatus***
0,5
Ab 4 Punkten ist eine RSV Prophylaxe mit Palivizumab (Synagis®) indiziert!
* PVL, IVH 3/PVH, cerebrale Infarkte, Hydrocephalus
** Geschwister im Kindergarten- und Schulalter
*** Niedriger sozioökonomischer Status und enge Wohnverhältnisse
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risikoscore 33-34 SSW
Chronologisches Alter <3 Monate
1
Neurologische Erkrankung*
1
Gewicht <10. Perzentile
1
Risikoentlassung (1. Oktober – 31. März)
1
Ältere Geschwister**
1
Mehrling
0,5
Krabbelstube (vermeidbar!)
0,5
Tabakrauchbelastung (vermeidbar!)
0,5
Sozialstatus***
0,5
Ab 4 Punkten ist eine RSV Prophylaxe mit Palivizumab (Synagis®) indiziert!
* PVL, IVH 3/PVH, cerebrale Infarkte, Hydrocephalus
** Geschwister im Kindergarten- und Schulalter
*** Niedriger sozioökonomischer Status und enge Wohnverhältnisse
VIRALE
KINDERKRANKHEITEN
Masern, Mumps, Röteln, 3 Tage Fieber,
Rotavirus, RSV, Pfeiffersche Drüsenfieber
Prim. Univ.-Prof. Dr. Karl Zwiauer
Universitätsklinikum St. Pölten
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