Sportverletzungen Bei Sportverletzungen handelt es sich um typische Verletzungen, die beim Freizeit- und Hochleistungssport auftreten. Viele dieser Verletzungen sind auch von Arbeits- und Verkehrsunfällen bekannt. Allgemein lassen sich Sportverletzungen in akute (z.B. Muskelzerrung) und chronische (z.B. Tennisarm) Verletzungen einteilen. Chronische Sportverletzungen entwickeln sich häufig als Folge von mangelhaft geheilten, akuten Verletzungen oder Überbeanspruchung des Gewebes. Die Anzahl der Sportunfälle beträgt heute ca. 25 % aller Verletzungen. Dies entspricht in der Schweiz über 180 000 Sportunfälle pro Jahr. Insgesamt kann in der Schweiz von einer Zahl von deutlich über 200 000 Sportunfällen ausgegangen werden. Dabei liegt der Wintersport mit ca. 30 % aller Sportunfälle an der Spitze, gefolgt von Ballspielen, insbesondere Fussball, mit über 44 000 Fällen pro Jahr (25% aller Sportunfälle). Häufige akute Sportverletzungen sind Prellungen, Verstauchungen, Knochenbrüche, Verrenkungen sowie Verletzungen von Bändern und Sehnen. Die am häufigsten betroffenen Regionen sind die grossen Gelenke wie Knie- und Schulter aber auch Sprung- und Handgelenke. Die Faustformel bei Sportverletzungen lautet PECH P = Pause Für jede Verletzungen jeder Sportart gilt: Sofort mit dem Sport aufhören. Der verletzte Bereich sollte sofort ruhig gestellt werden. Eine direkte Untersuchung ist meist schwierig, da durch Schwellung und Schmerzen der verletzte Bereich sehr empfindlich ist. Das Ausmass der Verletzung zeigt sich meist erst in den ersten Tagen nach der Verletzung. E = Eis Eine direkte Eisanwendung kann den Heilungsverlauf günstig beeinflussen. Durch die Kälteanwendung (nie Eisbeutel direkt auf die Haut legen, es könnten Kälteschäden entstehen) kommt es zu einer Verengung der Blutgefässe, was das Ausmass der Einblutung und Schwellung reduziert. Weiterhin wird der Stoffwechsel verlangsamt, was zu einer Verminderung des Gewebeschadens führt. Zuletzt wirkt Kälte schmerzlindernd. Die Dauer des Kühlens hängt vom Ausmass des Schadens, sowie dem subjektiven Wohlbefinden des Patienten ab. Sofern das Eis gut vertragen wird, kann auch über Stunden gekühlt werden, jedoch mindestens 5-10Minuten. Falls kein Eis zur Verfügung steht, kann problemlos auch mit kalten Umschlägen gekühlt werden. Sobald offene Wunden bestehen sind direkte und indirekte Kälteanwendungen nicht empfohlen. C = Compression Um ein übermässiges Anschwellen des verletzten Bereichs zu verhindern, sollte nach der Eisanwendung ein Kompressionsverband angelegt werden. Es sollte jedoch nur ein mässiger Druck ausgeübt werden, damit eine gute Durchblutung gewährleistet ist. Da die Schwellung in den ersten Stunden zunehmend ist, sollte die Spannung des Kompressionsverbandes regelmässig überprüft werden. H = Hochlagerung Durch Hochlagern des verletzten Bereichs wird physikalisch der Rückfluss des Blutes und der Schwellflüssigkeit erleichtert. Bei Verletzung, z.B. des Fusses, sollte dieser innerhalb der ersten 48Std. komplett hochgelagert werden. Eine regelmässige Hochlagerung sollte bis zum kompletten Abschwellen des Fusses durchgeführt werden. Prellungen Eine Prellung wird häufig durch einen Schlag oder auch einen Stoss ausgelöst. Das weiche Gewebe wird dabei gegen Knochen und Muskelkapseln gedrückt, entsprechend handelt es sich dabei um eine innere Quetschung verschiedener Gewebe. Auch Blutgefässe können dabei zerreissen. Eine Prellung ist oft sehr schmerzhaft, druckempfindlich, je nach dem bildet sich ein Bluterguss und die Beweglichkeit kann eingeschränkt sein. Wie bei fast jeder anderen Sportverletzung sollte bei einer Prellung die PECH-Regel angewendet werden. Zusätzlich sollte eine Belastungspause von mindestens 2 Tagen eingehalten werden und Verzicht auf Massagen im verletzen Bereich .Auch Wärme oder andere durchblutungsfördernden Massnahmen sind hier aufgrund der vorliegenden Entzündungsreaktion nicht empfehlenswert. Ein Salbenverband zur Schmerzlinderung, Entzündungshemmung und Abschwellung ist hilfreich. Ein Arztbesuch ist angezeigt, wenn die Schwellung zunimmt und/oder die Schmerzen sich verstärken. Verstauchung Zu Verstauchungen kommt es, wenn ein Gelenk stärker und weiter bewegt wird als es eigentlich kann. Die Folge davon ist eine Verletzung der Bänder und Kapseln. Ursachen sind vielfältig, oft ist es ein Fehltritt, eine falsche Bewegung oder auch ein Schlag/Stoss. Besonders häufig sind Verstauchungen des Knöchels oder des Handgelenks. Doch auch Schulter, Knie und Ellenbogen können durch eine Verstauchung in Mitleidenschaft gezogen werden. Als Symptome zeigen sich ein unmittelbar einsetzender Schmerz, eine Druckempfindlichkeit, Bewegungseinschränkung bis Bewegungsunfähigkeit, Kraftlosigkeit der betroffenen Muskeln. Das Gelenk kann anschwellen und sich blau verfärben (Bluterguss). Die PECH-Regel ist auch bei einer Verstauchung für die einzuleitenden Sofortmassnahmen eine gute Hilfestellung. Eine Belastungspause von mindestens 2 Tagen fördert die Heilung und Abschwellung des Gelenks. Es sollten keine Massagen oder durchblutungsfördernden Massnahmen angewendet werden. Ein Salbenverband zur Entzündungshemmung ist empfehlenswert. Wenn die Schmerzen und die Schwellung nach 2 Tagen nicht besser sind, sollte ein Arztbesuch erfolgen. Zerrung Eine Zerrung ist die Folge einer Überdehnung von Muskeln und Bändern. Nach aussen hin bleibt der Muskel unversehrt, allerdings sind mikroskopische Verletzungen entstanden. Häufig tritt die Zerrung als Folge eines mangelnden Aufwärm-Programms und Überlastung auf. Auch das Umknicken ist typische Ursache einer Zerrung. Insofern ist eine Zerrung auch ganz typisch bei Sportarten, bei denen immer wieder abrupt abgebremst werden muss. Besonders häufig sind die Muskeln von Waden und Oberschenkel sowie des Sprunggelenks betroffen. Die Belastbarkeit des Gelenks ist meistens noch gegeben, der Schmerz setzt jedoch plötzlich und heftig ein. Die Muskelfunktion ist eingeschränkt, der Muskel ist verhärtet und kann anschwellen. Bei Ruhe nachlassende Schmerzen, zunehmend bei Belastung. Es kann sich eventuell auch ein Bluterguss bilden. Auch bei einer Zerrung kommt die berühmte PECH-Regel zum Einsatz. Eine Salbe mit entzündungshemmender und abschwellender Eigenschaft kann grosszügig aufgetragen und einmassiert werden. Wenn die Schmerzen anhalten, Gelenke anschwellen oder bei ausgerenktem Schulter- oder Ellbogengelenk sollte eine ärztliche Kontrolle stattfinden. Muskelkrampf Ein Muskelkrampf ist vereinfacht gesagt die Folge einer gestörten Reizübertragung vom Nerv auf den Muskel. Durch bestimmte Ursachen kann sich die Reizübertragung verselbstständigen und sendet unverhältnismässig viele Signale zur Kontraktion an einen Muskel, wie zum Beispiel den Wadenmuskel. Die Folge sind unwillkürliche Muskelzuckungen, der Muskel zieht sich extrem stark zusammen und verhärtet sich. Diese krampfartigen Schmerzen kommen plötzlich und fühlen sich an wie Messerstiche. Die Ursachen für Muskelkrämpfe sind vielfältig, meistens ist ein grösser Flüssigkeits-, Salzund Elektrolyteverlust der Auslöser. Jedoch auch lang andauernde Grenzbelastungen des Muskels, ungewohnte Belastung oder eine schlechte muskuläre Regeneration können Muskelkrämpfe verursachen. Bei einem akuten Muskelkrampf gilt aktiv gegensteuern, das heisst den betroffenen Muskel dehnen. Anders als bei anderen Sportverletzungen kann bei Muskelkrämpfen eine Massage oder Wärme Linderung verschaffen und die Muskulatur entspannen. Muskelkrämpfen kann auch vorgebeugt werden mit magnesiumreicher Ernährung, regelmässiger Bewegung, wenig Alkohol, Wechselduschen und viel Flüssigkeit während einer grossen Anstrengung. Knochenbrüche Knochenbrüche treten in jedem Lebensalter auf, können jeden der über 200 Knochen betreffen und haben die unterschiedlichsten Ursachen: Sportverletzungen gehören zu den häufigsten Behandlungsfällen. Unfälle und im höheren Alter Ermüdungsbrüche, beispielsweise durch Osteoporose, sind weitere Formen. Dagegen kommt die Grünholzfraktur nur im Kindesalter vor, hier bricht oder verbiegt sich der Knochen, ohne die Knochenhaut zu beschädigen, weil er noch recht weich ist. Sichere Frakturzeichen sind eine Fehlstellung der betroffenen Gliedmassen und eine abnormale Beweglichkeit. Sichtbare Knochenstücke oder gar abgerissene Gliedmassen lassen ebenfalls keinen Zweifel aufkommen. Unsicher sind Zeichen wie Schwellungen, Blutergüsse sowie die Einschränkung der Beweglichkeit und Funktion der Gliedmassen. Haut und Weichtele können unverletzt bleiben (geschlossene Brüche). Bei offenen Brüchen sind neben dem Knochen auch Haut- und Weichteile verletzt. Dies kann im Extremfall bis zum Verlust der betroffenen Gliedmasse gehen. Manche Frakturen, beispielsweise der Oberschenkelbruch, können zu grossen Blutverlusten führen. Das macht sich vor allem an den zusätzlichen Symptomen eines Schocks bemerkbar: blasse, kaltschweissige Haut, schnelle Atmung, Unruhe, schneller Puls und niedriger Blutdruck. Der Patient muss in diesem Fall unverzüglich notfallmedizinisch behandelt werden. Bei Verdacht auf eine Knochenfraktur den Patienten beruhigen und die Bruchstelle nicht bewegen. Bei einer offenen Verletzung den Bruch sauber abdecken, bei geschlossenen Knochenbruch kühlen mit nassen Tüchern oder Wasser. Wünsche des Betroffenen nach Möglichkeit berücksichtigen. Weiter besteht die erste Hilfe aus der Schockbekämpfung und der Alarmierung des Rettungsdienstes. Verfassungsverantwortung Nicole Hollitzer, KL/TL Samariter Kriens Quellen 1. Fachverband Orthopädie und Unfallchirurgie 2. Zentrum für Unfallchirurgie 3. SSB Notfälle beim Sport