GALIFA AUGEN BLICK 04/2015 Ausgabe 04/2015 // April 2015 Welches Korrektionsmittel verwenden Sie bei Myopie? Das vierteljährliche Update für Contactlinsen-Profis PDF dieses Artikels unter www.galifa.ch Galifa Contactlinsen AG Zürcherstrasse 204e // Postfach 48 // CH-9014 St. Gallen Telefon +41 71 272 30 00 // Fax +41 71 272 30 10 [email protected] // www.galifa.ch GALIFA AUGENBLICK SPEZIALAUSGABE Versorgung von myopen Kindern und Jugendlichen mit SCALIA Contactlinsen: – Myope weisen eine Unterakkommodation auf. Dies ist, in Kombination mit negativer sphärischer Aberration, die bei Akkommodation auftreten kann, ein möglicher Risikofaktor für das Fortschreiten der Myopie. SCALIA kann die Akkommodation unterstützen und die negative sphärische Aberration minimieren. – SCALIA verringert aufgrund seines Designs unter Umständen den hyperopen peripheren Defokus. Dies kann das Wachstum der Augenlänge reduzieren. – Kinder und Jugendliche, die mit Contactlinsen versorgt werden, sind aufgeschlossener, aktiver und verbringen ihre Freizeit öfter draussen. Der Aufenthalt im Freien senkt das Risiko eine Myopie zu entwickeln signifikant. Die Welches Korrektionsmittel verwenden Sie bei Myopie? Es eine ist. nac bzw wei ters von gar geb den Die sch stan Nah Text: Nora Bretschneider Das neue innovative SCALIA Design für Modula L und Invispa kann aufgrund seiner peripheren Wirkung dabei helfen, das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen. Dank verschiedenen Linsentypen und Materialien ist es möglich, für jedes Auge eine passende Lösung zu finden, die eine gesunde Versorgung, frische Augen und ein entspanntes Sehen über den ganzen Tag gewährleistet. Die neuesten Studien zum Thema Myopieprogression zeigen im Folgenden, warum das neue SCALIA Design helfen kann, das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen. Mitt das Das die die – D d – D d – D E Kan das Unt Es g sch vor stän halt die dier die Die und Die ger Sch Stim Wa nac Nora Bretschneider (*1979) Studium mit Abschluss als Dipl.-Ing. (FH) Augenoptik an der Fachhochschule Aalen (Deutschland). Seit 2006 beraterische Tätigkeit im Galifa Professional Service und Dozentin an Galifa Fachseminaren. Seit 2011 Leiterin des Galifa Professional Service. Auf tet, die sion Mit in den Die Genetik: alleinige Ursache für die Myopie? Es besteht kein Zweifel daran, dass die Entwicklung einer Myopie auf genetische Ursachen zurückzuführen ist. Die Wahrscheinlichkeit myop zu werden, liegt je nach Studie bei 46%, wenn beide Eltern myop sind, bzw. bei 7.6%, wenn nur ein Elternteil eine Myopie aufweist.1-5 Es wurde in diesem Zusammenhang auch untersucht, ob vielleicht nur die «kritische Seherfahrung» von den Eltern übernommen wurde, so dass vielleicht gar keine genetische Basis für das Augenwachstum gegeben war. Dies konnte jedoch ausgeschlossen werden.5 Die Genetik allein erklärt aber nicht, wie die epidemische Zunahme der Myopie in den letzten Jahren zustande kommt oder warum die Myopieprogression mit Naharbeit korreliert.6, 2 Mittlerweile wurde in mehreren Studien dargestellt, dass die Myopieprogression gehemmt werden kann. Das spricht ebenfalls dafür, dass nicht ausschliesslich die genetische Vorgeschichte für die Progression bzw. die Entwicklung von Myopie verantwortlich ist: – Das Risiko myop zu werden ist geringer, je mehr Zeit draussen im Tageslicht verbracht wird.3, 7-9 – Die Korrektion mit Orthokeratologie verlangsamt das Augenlängenwachstum signifikant.10-17 – Die Korrektion mit Mehrstärkenlinsen zeigt ebenfalls Erfolge.18-23 Kann Akkommodationsunterstützung helfen das Fortschreiten der Myopie zu verlangsamen? Unterakkommodation bei Naharbeit Es gibt diverse Studien, die einen Zusammenhang zwischen Naharbeit und fortschreitender Myopie zeigen, vor allem wenn über längere Zeit und in kurzen Abständen gelesen wird.24-25, 5 Das Akkommodationsverhalten bei Naharbeiten wird als mögliche Ursache für die Myopieprogression angesehen. Myope akkommodieren grundsätzlich weniger als Emmetrope26-30, was die Qualität des zentralen Netzhautbildes beeinflusst. Die Höhe der Unterakkommodation ist sehr individuell und liegt bei ca. 0.3 – 0.5 dpt.2 Die durch die Unterakkommodation entstehende geringere retinale Bildqualität (hyperoper retinaler Defokus, Schärfenebene hinter Netzhaut) könnte ein möglicher Stimulus für das Längenwachstum des Auges sein. Was passiert mit der Akkommodation je nach Korrektionsmittel? Aufgrund der oben genannten Hypothese wird vermutet, dass multifokale Linsen oder Gleitsichtgläser, die die Akkommodation unterstützen, die Myopieprogression bremsen könnten.31 Mit Bifokal- und Gleitsichtgläsern konnten Reduktionen in der Progression der Myopie nachgewiesen werden.33-35 Insbesondere Kinder mit hoher Unterakkom- modation und Nahesophorie wiesen ein geringeres Fortschreiten der Myopie auf.32 Es gibt jedoch auch Studien, in denen die Versorgung mit Bifokal- oder Gleitsichtgläsern weniger Erfolg zeigte.36-38 In einer Studie von Berntsen et al war die Höhe der Unterakkommodation von Kindern, die mit Gleitsichtgläsern versorgt waren und Kindern, die Einstärkengläsern trugen, identisch.39 Ein Grund, warum der Erfolg mit bifokalen oder multifokalen konzentrischen weichen Contactlinsen höher sein könnte als mit Gleitsicht- bzw. Bifokalgläsern: die Nahzone ist unabhängig von Kopfhaltung und Blickrichtung nutzbar. Dies ist nicht unbedeutend, da viele Naharbeiten heutzutage am PC bei Blick geradeaus stattfinden. Tarrent et al konnte zeigen, dass der Akkommodationsaufwand mit bifokalen Contactlinsen geringer wurde und die Akkommodation exakter.26 Ausserdem reduzieren konzentrisch aufgebaute weiche Mehrstärkencontactlinsen (Ferne zentral) die relative periphere Hyperopie und die negative sphärische Aberration. Welchen Einfluss dies auf die Myopieprogression haben kann erfahren Sie im Folgenden. Einfluss der sphärischen Aberration Unsere Augen weisen typischerweise eine positive sphärische Aberration auf, wenn die Akkommodation entspannt ist. Das heisst die Lichtstrahlen, die am Rand der Pupille in das Augeninnere eintreten, werden stärker gebrochen als zentral eindringendes Licht. Die Höhe der positiven sphärischen Aberration nimmt mit zunehmender Akkommodation ab.40-43 Der hyperope Defokus, welcher durch die Unterakkommodation auftritt, kann in Kombination mit negativer sphärischer Aberration einen Risikofaktor für die Myopieprogression darstellen, denn diese Kombination führt zu einem relativ niedrigen Kontrast in dem defokussierten retinalen Bild.43 Die negative sphärische Aberration wird unter Umständen durch herkömmliche Minusgläser oder Einstärkenlinsen verstärkt. Welchen Einfluss hat die periphere Abbildung auf die Refraktionsentwicklung? Einfluss der peripheren Netzhaut auf die Refraktionsentwicklung Das Augenwachstum und die Refraktionsentwicklung werden durch visuelles Feedback reguliert. Es konnte gezeigt werden, dass diese Entwicklung vor allem durch die Bildschärfe in der Peripherie bestimmt wird und dass das uneingeschränkte zentrale Sehen für eine normale Refraktionsentwicklung nicht ausreicht. Werden unterschiedliche visuelle Signale zentral und peripher angeboten, dann haben die peripheren einen höheren Einfluss auf die Refraktionsentwicklung.44-46 Das axiale Längenwachstum des Auges wird demnach durch die peripheren Netzhautbilder beeinflusst. Warum ist das so? Es wurde lange vermutetet, dass aufgrund der höheren Zelldichte in der zentralen Netzhaut die Informationen der peripheren Netzhautzellen weniger Einfluss auf die Refraktionsentwicklung haben. Je weiter in der Peripherie desto geringer wird die Zelldichte der meisten Zelltypen (ausser den Stäbchen). Die Abnahme der Zelldichte wird jedoch durch die Zusammenfassung der Informationen mehrerer Zellen kompensiert. Das Gebiet, von dem die Zelle direkte oder indirekte Informationen erhält wird grösser. Ausserdem ist die Gesamtzahl der Zellen in der peripheren Retina insgesamt grösser als in der Fovea. Die Summe der Informationen von der peripheren Netzhaut ist deutlich grösser als die Informationen, die von der Fovea weitergeleitet werden.47 Periphere Refraktion Myope zeigen eine relative periphere Hyoperopie (Abb 1). Im Vergleich dazu weisen Emmetrope und Hyperope eine relative periphere Myopie auf. Anders ausgedrückt haben Myope eine prolate, Emmetrope und Hyperope eine oblate Augenform.48 Bereits zwei Jahre vor Beginn der Myopie konnten höhere periphere relative hyperope Refraktionsfehler festgestellt werden.49 Die periphere Hyperopie scheint mit zunehmender Akkommodation anzusteigen, da die negative sphärische Aberration zunimmt.31 Abb-1: Die linke Darstellung zeigt die Position der Bildebene im unkorrigierten myopen Auge beim Blick auf ein entferntes Objekt. Die mittlere Abbildung zeigt das myope Auge mit traditioneller Korrektion (Einstärkengläser oder Einstärkenlinsen), mit denen peripher eine Hyperopie erzeugt wird. Es wird angenommen, dass dies ein Stimulus für das Längenwachstum des Auges ist. Derzeit wird davon ausgegangen, dass die optimale Korrektion eine Umwandlung der peripheren Hyperopie in Myopie darstellt, welches auf der rechten Abbildung zu sehen ist.46 Was passiert mit der peripheren Abbildung abhängig vom Korrektionsmittel? Konventionelle Brillengläser Konventionelle Brillengläser induzieren in der Peripherie eine Weitsichtigkeit. Je höher die zentrale refraktive Korrektion, desto höher wird die Hyperopie in der Peripherie. Durch das Korrektionsmittel wird der zentrale Fokus auf die Retina gelegt, gleichzeitig bewegt sich der periphere Fokus hinter die Netzhaut.50-51 Der relative periphere Defokus kann sich mit der Brillenglaskorrektur sogar erhöhen.52 (Abb 4) Die entstandene periphere Hyperopie könnte ein Stimulus für das Längenwachstum des Auges sein. Abb-2: Peripherer Defokus und relativer peripherer Defokus mit und ohne Brillenglaskorrektur. Die relative periphere Hyoperopie nimmt bei einer Korrektur mit Brillengläsern zu.52 Einstärkenlinsen Eine Studie von Kang et al zeigt, dass mit weichen Einstärkenlinsen die relative periphere hyperope Refraktion ebenfalls zunimmt.53 (vgl. Abb. 3) Abb-3: periphere und relative periphere Refraktion mit Einstärkenlinsen und ohne Korrektur.53 Bifokal-, Mehrstärkenlinsen und andere spezielle Designs zur Reduktion der peripheren Hyperopie Contactlinsen, mit denen die periphere Hyperopie reduziert oder sogar in Myopie umgewandelt wird, können die Entwicklung der zentralen Refraktion beeinflussen und die Myopieprogression verlangsamen.18-23 Insbesondere mit Orthokeratologie zeigt sich in sämtlichen Studien einer Verringerung der peripheren Hyperopie sowie eine Verlangsamung des Wachstums der Augenlänge.10-17 Mit multifokalen Contactlinsen zeigt sich je nach Studie eine geringere relative periphere Hyperopie im Vergleich zu Einstärkenlinsen bzw. sogar eine Reduktion der peripheren Hyperopie im Vergleich zu keiner Korrektur.54-55 Diese Contactlinsendesigns wären weniger interessant, wenn die jungen Träger die Addition komplett ausnutzen würden, um Akkommodation zu vermeiden. Berntsen und Kramer zeigten, dass die Träger ihre eigene Akkommodation anstelle der Addition der Contactlinsen nutzen. Die Linsen, die in dieser Studie verwendet wurden, produzierten absolute Myopie in der Peripherie beim Blick in die Ferne und geringeren hyperopen Defokus in den meisten peripheren Bereichen beim Blick in die Nähe.55 (Abb 4) Der zentrale Defokus beim Blick in die Nähe ist auf die Unterakkommodation zurückzuführen. Abb-4: Relativer peripherer Defokus bei Blick in die Ferne und in die Nähe mit Einstärkenlinsen, Mehrstärkenlinsen und ohne Korrektur.55 Resumée Jedes Korrektionsmittel beeinflusst den peripheren Defokus. Dessen sollten wir uns bewusst sein, wenn wir myope Kinder und Jugendliche versorgen. Warum es sich lohnt, sich darüber Gedanken zum machen, sollte jetzt jedem klar sein: ein myoper peripherer Defokus kann das Wachstum der Augenlänge verringern, während ein hyperoper peripherer Defokus das Augenlängenwachstum beschleunigen kann. Die Unterakkommodation in Kombination mit negativer sphärischer Aberration stellt ebenfalls einen möglichen Risikofaktor dar, den wir mittels bestimmter Korrektionsmittel minimieren können. Abb-5: Modula L Scalia – zentral reine Ferne, peripher kontinuierliche Zunahme der Stärke, um die Akkommodation zu unterstützen und den peripheren hyperopen Defokus zu reduzieren Das Ziel sollte sein, die relative periphere Hyperopie nicht noch zusätzlich zu erhöhen, was mit Minusbrillengläsern und sphärischen weichen Einstärkenlinsen in der Regel geschieht. Orthokeratologie ist immer noch der Champion wenn es darum geht, einen peripheren myopen Defokus zu erzielen.56-57 Aber auch konzentrisch aufgebaute multifokale Linsen (Zentrum Ferne) können die relative periphere Hyoperopie minimieren bzw. sogar in relative periphere Myopie umwandeln und somit das Augenlängenwachstum reduzieren. Mit dem neuen Scalia Design, welches zentral die reine Ferne und peripher eine kontinuierliche Zunahme der Stärke aufweist (Abb. 5 & 6), findet eine Unterstützung der Akkommodation unabhängig von Kopfhaltung und Blickrichtung statt. Das zentrale Netzhautbild wird damit unter Umständen akkurater abgebildet. Die periphere Wirkung kann dazu beitragen den hyperopen peripheren Defokus zu reduzieren und somit das Augenlängenwachstum zu minimieren. Neu für Invispa und Modula L SCALIA Design Gesünder und entspannter Sehen in der digitalen Welt von heute Abb-6: Invispa Scalia – zentral reine Ferne, peripher kontinuierliche Zunahme der Stärke, um die Akkommodation zu unterstützen und den peripheren hyperopen Defokus zu reduzieren Weitere Informationen zu dem Thema: – Galifa Augenblick 10/2012 (Myopiekontrolle mit Orthokeratologie) – Galifa Augenblick 10/2014 (Contactlinsen für Kinder und Jugendliche) Quellenangaben unter www.galifa.ch abrufbar.