Gedächtnis / Gedächtnismodelle Störungen der Gedächtnisfunktionen

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Gedächtnis / Gedächtnismodelle
Störungen der
Gedächtnisfunktionen
Tutorium: Medizinische Psychologie
Petra Beyer
SS 05
Der Scheinerwerb
n Regelmäßige Teilnahme an der Vorlesung
n Regelmäßige Teilnahme am Tutorium
n Referat von je 15 Minuten (1-2 pro Sitzung)
n Klausur:
Montag, 11.7.05 Kurs 3b & 4b
Freitag,15.7.05 Kurs 5a
n Dauer: 1,5 Std. Ort: Vorraum der Bibliothek
n Inhalte: 10 offene Fragen zu Themen der Vorlesung
u. Tutorien
bestanden bei 60%, d.h. mind. 12 Punkten von 20
n „Man muss erst beginnen, sein Gedächtnis zu
verlieren, und sei’s nur stückweise, um sich darüber
klarzuwerden, daß das Gedächtnis unser ganzes
Leben ist. Ein Leben ohne Gedächtnis wäre kein
Leben.… Unser Gedächtnis ist unser Zusammenhalt,
unser Grund, unser Handeln, unser Gefühl. Ohne
Gedächtnis sind wir nichts...“ (Buñuel, 1982, S. 13)
Wie werden Informationen
verarbeitet?
n Enkodierung:
Informationen werden zur Aufnahme in das
Gedächtnis bereitgestellt. Sie müssen dafür
wahrgenommen und verarbeitet werden.
n Speicherung:
Resultate der Verarbeitung werden im Gedächtnis
repräsentiert und gespeichert.
n Abruf:
Enkodierte Informationen werden spontan oder nach
Aufforderung zurückgerufen.
Konsolidierung und Abruf
Sensorischer Speicher
Nur ms bis wenige sek
Enkodierung
Kurzzeitgedächtnis
bis zu 20 Sekunden
anterograde Amnesie
Konsolidierung
Dekodierung
Langzeitgedächtnis
praktisch unbegrenzt
„Rehearsal“
Retrograde Amnesie
Ultrakurzzeitgedächtnis
n Sensorischer Speicher = Ultrakurzzeitgedächtnis
n Speicherdauer nur wenige Millisekunden
n Hier werden alle Sinneseindrücke von den jeweilig zuständigen
n
n
n
n
n
Rezeptoren empfangen.
Visuell, akustisch, taktil, gustatorisch, olfaktorisch
Für jede Sinnesmodalität (Sehen, Hören, Riechen, etc. )
existiert ein eigenes „Sensorisches Register“
Selektion:
Hier werden unmittelbar relevante Reize rausgefiltert
Was ist Interessant? Was ist wichtig? Was ist bekannt?
Selektionsprozess unbedingt notwendig
Da sonst Vielzahl der in jeder Sekunde auf uns einströmende
Reize/Informationen uns überfluten würden.
Kurzzeitgedächtnis bzw.
Arbeitsgedächtnis
n Kurze Speicherdauer (20 Sekunden)
n KZG fungiert als Arbeitsgedächtnis.
Es ist bei allen kognitiven Funktionen wie Lernen, Sprechen,
Verstehen und Schlussfolgern beteiligt
(z.B. Additionsaufgabe im Kopf, Zahlen vorwärts genannt
bekommen und rückwärts wiedergeben)
n hier können kleine neue oder alte Informationsmengen aus dem
LZG für wenige Sekunden bis Minuten gehalten werden (z.B.
Telefonnummer vom Nachschlagen bis Wählen)
n Dies funktioniert nur, wenn Merkprozeß nicht durch andere
Verarbeitungsleistungen unterbrochen wird
n Denken wir gleichzeitig an andere Dinge, oder lassen uns
ablenken von Reizen – verdrängen neue Reize die alten
Langzeitgedächtnis
n Informationen können langfristig bis lebenslänglich
n
n
n
n
n
gespeichert werden
Die Kapazität des LZG gilt als unbegrenzt
Unbegrenzte Speicherdauer
Einmal aufgenommene Informationen gehen nicht
mehr verloren
Grund oft Abrufproblem
(z.B. Name oder Rufnummer vergessen, diese
jedoch sicher wieder erkennen können)
Ursache oft schlecht strukturiert, geordnet und falsch
abgelegt Aufnahmephase
Drei-Speicher-Modell
(Atkinson & Shiffrin, 1968)
Gedächtnissysteme
Gedächtnis
Gedächtnis
Explizites
Explizites
Deklaratives
Deklaratives
Implizites
Implizites
Semantisches
Semantisches
Gedächtnis
Gedächtnis
Episodisches
Episodisches
Gedächtnis
Gedächtnis
Prozedurales
Prozedurales
Gedächtnis
Gedächtnis
Priming
Priming
Konditionierung
Konditionierung
NichtNichtassoziatives
assoziatives
Lernen
Lernen
Welt-Wissen
Welt-Wissen
Erlebte
Erlebte
Ereignisse
Ereignisse
Fertigkeiten,
Fertigkeiten,
Gewohnheiten
Gewohnheiten
BahnungsBahnungseffekte
effekte
Motorischeund
und
Motorische
emotionale
emotionale
Reaktionen
Reaktionen
Habituation
Habituation
Gewöhnung
Gewöhnung
Inhaltliche Dimension des
Gedächtnisses
Wie merken Sie sich eine
Telefonnummer, wenn Sie nichts zu
Schreiben haben?
n Durch ständige Wiederholung
n Da phonologische Schleife nur begrenzte Dauer hat
(2sek) müssen Inhalte ständig wiederholt werden
n Chunking 7±2 Einheiten, die Größe der Einheiten ist
nicht festgelegt
Erweiterung des Arbeitsgedächtnisses
nach Baddeley, 1984
Sensorisches
Gedächtnis
LZG
Phänomen des KZG
n Chunking
n
n
n
Ebbinghaus fand heraus, dass das Kurzzeitgedächtnis 7±2
Informationseinheiten sog. chunks aufnehmen kann
Ein Chunk kann nur eine einzelne Ziffer enthalten aber auch
eine mehrstellige Zahl
Durch Zusammenfassen von Informationen zu Chunks wird
die Kapazität des KZG gesteigert
Was passiert mit Informationen im
LZG?
n Was ist mit den Informationen die ich vergessen habe?
n Verschwinden die?
n
n
n
n
=> Ebbinghaus: Vergessenskurve
Ersparniseffekt:
Tag 1: bis zu 3 fehlerfreien DG
Tag 2. Es konnten nicht alle Silben erinnernt werden;
Erneutes Lernen => 80% Lernzeit gespart bis fehlerfreie DG
n 1 Woche: 50%
n 4 Wochen: 50%
n Einmal gespeicherte Informationen, sind nicht verschwunden,
sondern gespeichert
n Und leicht wieder aktivierbar
n wenn man etwas gelernt hat, z.B. Folge von Wörtern und diese
später wiederholt, wird deutlich weniger Zeit benötigt.
Die Vergessenskurve (Ebbinghaus)
Gedächtnisphänomene
n Primacy und Recency – Effekte
n
n
n
n
Dinge die am Anfang und am Ende eines Lernabschnitts
gelernt, werden besser behalten als Dinge aus der Mitte
Daher die Lernabschnitte klein halten
Phänomene des LZG Primacy
Phänomene des KZG Recency
Lernzeitstrukturierung
n Studie von Bliesener et al.
n
Lernzeiteinteilung (chaotische vs. planende Lerner)
n
n
n
n
Deutlicher Vorteil bei Studenten die ihre Lernzeit einteilten
Beste Leistung erbrachten Studenten die Lerneinheiten zu je
1,5 Stunden durchführten
Aber: Wechsel der Lernstrategie war oft kontraproduktiv und
verschlechterte die Leistung
Empfehlungen:
n
n
n
Kein massiertes Lernen sondern in kleinen Portionen während
des ganzen Semesters
Konsolidierung von Wissen benötigt Zeit, daher Pausen
einplanen
Eigenen Lernplan finden, den idealen Lernplan für jeden gibt es
nicht
Verloren in der Zeit, der Fall des H.M.
(anterograde Amnesie)
n
Ein Mann mittleren Alters sitzt entspannt in seinem Sessel und studiert sichtlich
mit Interesse ein Heft von Reader's Digest. Er erzählt seinen Besuchern, welch
faszinierende Geschichte er soeben gelesen hat und berichtet verschiedene
Einzelheiten des Artikels. Am nächsten Tag liest der selbe Mann die selbe
Geschichte mit grossem Interesse und erzählt den selben Besuchern, welch
faszinierende Geschichte er soeben zum ersten Mal gelesen hat, und das
wiederholt sich Tag für Tag ... Diesem Patienten H.M. war wegen einer
lebensbedrohenden Epilepsie zum ersten Mal in der Medizingeschichte der
Hippocampus in beiden Gehirnhälften neurochirurgisch entfernt worden.
Offensichtlich war das langdauernde Abspeichern neuer Informationen durch die
Zerstörung des Hippocampus unmöglich geworden. Im Gegensatz dazu
erinnerte sich H.M. aber gut an Ereignisse, die vor der Operation lagen. Somit
war der Zugang zu bereits gespeicherter Information intakt geblieben.
n
Scoville, W.B. & Milner, B. (1957). Loss of recent memory after bilateral
hippocampal lesions. J. Neurol. Neurosurg. Psychiat. 20, S. 11-21.
Gedächtnis, ein kognitives
Kontinuum
Normale Altersvergesslichkeit
leichte kognitive
Beeinträchtigung
Demenz
Ursachen für Gedächtnisstörungen
Kriterien für leichte kognitive
Beeinträchtigung (Mild Cognitive
Impairment)
n Beschwerden über Gedächtnisprobleme
n Aktivitäten des täglichen Lebens nicht eingeschränkt
n Unbeeinträchtigte kognitive Funktionen
n Neuropsychologisch belegte
Gedächtnisbeeinträchtigungen
n Nicht dement
n Keine psychiatrischen Symptome
Demenzen
n Genereller Verlust geistiger Fähigkeiten
n Erstes Symptom meist
Gedächtnisbeeinträchtigungen
n Beginnt meist mit anterograder und später
retrograder Amnesie
n Beispiele:
n
n
n
n
Alzheimer
Vaskuläre Demenz
Korsakov-Syndrom
Chorea Huntington
Welche Formen der Demenz
gibt es?
Primär
degenerativ
Vaskulär
Sekundär
Mischtyp
Verursachung
durch andere
Erkrankungen
Abbau von
Nervenzellen und
Zellverbindungen
•Alzheimer Demenz
•Fronto-temporale
Demenz
•Parkinson Demenz
•Chorea Huntington
55-75%
Gefäßveränderung
Vaskuläre
Demenz
15-25%
Gefäß – und
Nervenzellveränderungen
Vaskuläre Demenz
und
degenerative
Demenz
10-20%
•Stoffwechselstörung
•Herzerkrankungen
•Vergiftungen
•Entzündliche
Erkrankungen
•Vitamin B12 Mangel
•Hormonelle Störung
10%
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