Aus der Klinik für Neurologie Direktor: Prof. Dr. Dr.h.c. Wolfgang H. Oertel des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg in Zusammenarbeit mit dem Universitätsklinikum Gießen und Marburg GmbH, Standort Marburg Arbeitsgruppe Klinische Neuroimmunologie Leiter: PD Dr. Björn Tackenberg Immunzytologie bei Patienten mit Klinisch isoliertem Syndrom verdächtig auf Multiple Sklerose Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der gesamten Medizin Dem Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg vorgelegt von Johannes Till Elzer aus Frankfurt am Main Marburg 2012 Angenommen vom Fachbereich Medizin der Philipps-Universität Marburg am: 22.02.2012 Gedruckt mit Genehmigung des Fachbereichs. Dekan: Prof. Dr. Matthias Rothmund Referent: PD Dr. Björn Tackenberg Koreferent: Prof. Dr. Dr. Heverhagen Inhaltsverzeichnis Stichwortverzeichnis vii Abbildungsverzeichnis viii Tabellenverzeichnis ix Abkürzungsverzeichnis x 1. Einleitung 1.1. Epidemiologie und Verlauf der Multiplen Sklerose . . . . . 1.1.1. Epidemiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1.2. Verlauf und Prognose der MS . . . . . . . . . . . . 1.1.3. Das klinisch isolierte Syndrom . . . . . . . . . . . 1.2. Apparative Diagnostik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1. Magnetresonanztomografie . . . . . . . . . . . . . 1.2.2. Liquoranalyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3. Immunpathogenese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1. Pathologie der MS-Läsion . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2. Die zelluläre Immunantwort bei Multipler Sklerose 1.3.3. Immunhomöostase . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.4. Ableitung der Fragestellung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Material und Methoden 2.1. Patienten und Probanden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2. Skalen, Definitionen und Material . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1. Expanded Disability Status Scale Score (EDSS) . . . . . 2.2.2. Die Diagnosekriterien nach McDonald . . . . . . . . . . 2.2.3. Geräte und Verbrauchsmaterialien . . . . . . . . . . . . 2.3. Probenasservierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.1. Gewinnung von mononukleären Zellen aus peripher-venösem Blut . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2. Kryoasservierung von PBMCs . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3. Kryoasservierung von Liquor . . . . . . . . . . . . . . . 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1. Färbung von peripherem Blut . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.2. Färbung von Liquor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . v . . . . . . . . . . . . 1 1 1 1 3 4 4 8 9 9 10 20 23 . . . . . . 25 25 27 27 27 28 28 . . . . . . 28 29 29 30 32 32 Inhaltsverzeichnis vi 2.4.3. Auswertung im FACS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 2.5. Magnetresonanztomografie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 2.6. Biostatistische Methoden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 3. Ergebnisse 3.1. Patientenkollektiv . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) . . . . 3.3. Färbung II: T-Zell Co-Rezeptor (CD28) . . . . . . . 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) . . . . . . 3.5. Färbung IV: Thymusemigranten (CD45RA, CD62L) 3.6. Färbung V: Monozyten (CD14, CD16) . . . . . . . . 3.7. Zusammenfassung der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39 39 41 46 49 53 55 58 4. Diskussion 4.1. Diskussion des Studienkollektivs und Methodik . . . . . . . . . . 4.2. Diskussion der Ergebnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.1. Reduzierte Häufigkeit der TREG bei Patienten mit CIS . 4.2.2. Reduzierte MFI für VLA-4 . . . . . . . . . . . . . . . . . 4.2.3. Rezeptorverlust und Defekte in Adhäsionsmolekülen . . . 4.2.4. Assoziation der TREG mit der Krankheitsaktivität . . . . 4.2.5. Keine quantitativen Unterschiede für CD28 . . . . . . . . 4.2.6. Erhöhter Anteil von B-Zellen im CSF bei Patienten . . . 4.2.7. Assoziation von Plasmazellen mit dem Läsionsvolumen . . 4.2.8. Keine quantitativen Unterschiede für Thymusemigranten 4.2.9. Quantitative Unterschiede für Monozyten bei CIS . . . . 4.3. Vorschläge für weitergehende Forschungsanstrengung . . . . . . . 4.4. Kritische Würdigung und Grenzen der Studie . . . . . . . . . . . 59 59 63 63 66 68 71 74 75 78 79 81 82 85 5. Zusammenfassung/Summary 87 A. Anhang 91 Literatur 99 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Curriculum Vitae (entfernt) 118 Verzeichnis der akademischen Lehrer 119 Danksagung 120 Ehrenwörtliche Erklärung (entfernt) 122 Stichwortverzeichnis Clinical isolated syndrome (CIS, klinisch isoliertes Syndrom) EDSS Immunhomöostase Läsionslast im kranialen MRT Liquorzytologie Multiple Sklerose Receiver-Operator-Characteristics (ROC) Regulatorische T-Zellen (T-REG, CD25) Very late antigen (VLA-4) vii Abbildungsverzeichnis 1.1. Verlaufsformen der MS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 1.2. CIS und Konversion zu MS . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 1.3. T-Zellrezeptor und CD28/B7 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11 2.1. Fuchs-Rosenthal Zählkammer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 2.2. FACS: Hydrodynamische Fokussierung . . . . . . . . . . . . . . . 31 2.3. FACS: Vollblutprobe im FSC/SSC Dotplot . . . . . . . . . . . . 31 2.4. FACS: Identifikation von CD25high TREG . . . . . . . . . . . . . 33 2.5. FACS: Berechnung des Quotienten QP BL:CSF . . . . . . . . . . . 34 2.6. Übersicht der Färbungen im FACS . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2.7. MS-Läsionen in verschiedenen MRT-Wichtungen . . . . . . . . . 36 3.1. Vergleich der Quotienten für CD25high im Boxplot . . . . . . . . 42 3.2. Korrelations- und ROC-Analyse für TREG . . . . . . . . . . . . 44 3.3. MFI für VLA-4 (PBL) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 3.4. MFI für VLA-4 (CSF) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3.5. Vergleich der Quotienten für CD28+ im Boxplot . . . . . . . . . 48 3.6. Vergleich der Quotienten für CD19+ im Boxplot . . . . . . . . . 49 3.7. Korrelations- und ROC-Analyse für CD19 . . . . . . . . . . . . . 52 3.8. Vergleich der Quotienten für CD45 im Boxplot . . . . . . . . . . 53 3.9. Vergleich der Quotienten für CD14+/CD16+ im Boxplot . . . . 55 3.10. Korrelations- und ROC-Analyse für CD14 . . . . . . . . . . . . . 57 A.1. EDSS-Dokumentation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 viii Tabellenverzeichnis 1.1. Studien zur prognostischen Wertigkeit des cMRT . . . . . . . . . 7 2.1. Antikörperpanels und untersuchte Zellpopulationen . . . . . . . . 30 3.1. Patientencharakteristik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 40 3.2. Patientencharakteristik – Therapie . . . . . . . . . . . . . . . . . 41 3.3. Deskriptive Statistik Färbung I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 42 3.4. Ergebnisse Färbung I . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 43 3.5. Ergebnisse VLA-4 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 44 3.6. Deskriptive Statistik Färbung II . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 3.7. Ergebnisse Färbung II . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 48 3.8. Deskriptive Statistik Färbung III . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 3.9. Ergebnisse Färbung III . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 51 3.10. Deskriptive Statistik Färbung IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.11. Ergebnisse Färbung IV . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54 3.12. Deskriptive Statistik Färbung V . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 3.13. Ergebnisse Färbung V . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57 4.1. Vergleich des Studienkollektivs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 59 4.2. Studienvergleich für CD25 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 64 4.3. Migrationspfade der Lymphozyten ins ZNS . . . . . . . . . . . . 70 4.4. Subpopulationen humaner regulatorischer T-Zellen . . . . . . . . 84 A.1. Expanded Disability Status Scale . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 A.2. Diagnosekriterien nach McDonald . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 A.3. Verwendetes Material . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94 ix Abkürzungsverzeichnis AK Antikörper AG Antigen APC antigenpräsentierende Zelle AUC area under curve, Fläche unter der Kurve BCSFS Blut-CSF-Scharanke BHS Blut-Hirn-Schranke ax. axial CAM cellular adhesion molecule, Adhäsionsmolekül CDMS klinisch definitive MS CI Konfidenzintervall CIS clinical isolated syndrome, klinisch isoliertes Syndrom CSF cerebrospinal fluid, Liquor cerebrospinalis Cut Cut-off, Grenzwert EAE experimentelle autoimmune Enzephalomyelitis EDSS Expanded Eisability Status Scale FU Follow-Up Gd Kurzform für Gadopentetat-Dimeglumin Gd-DTPA Gadopentetat-Dimeglumin HR hazard ratio, Risikoquotient IFN Interferon Ig Immunglobulin IL Interleukin LHR likelihood-ratio, Likelihood-Quotient MBP Myelin-basische Protein x Abkürzungsverzeichnis xi MHC major histocompatibility complex MS Multiple Sklerose MW Mittelwert NPV negativ prädiktiver Wert NS Nicht signifikant cMRT kraniale Magnetresonanztomografie OKB oligoklonale Banden PBL peripheral blood leukocytes, Leukozyten aus dem peripheren Blut PBMCs peripheral blood momonuclear cells, Mononukleäre Zellen PD Protonendichtewichtung PI Progressionsindex PP-MS primär progrediente MS PPV positiv prädiktiver Wert ROC receiver operator characteristics RR-MS schubförmig remittierende MS sag. saggital SD Standarddeviation, Standardabweichung Sens Sensitivität SP-MS sekundär progrediente MS Spez Spezifität TCR T-Zell-Rezeptor TREC T-cell receptor excision circle T-REGs regulatorische T-Zellen VLA-4 very late antigen 4 vs. versus 1. Einleitung 1.1. Epidemiologie und Verlauf der Multiplen Sklerose 1.1.1. Epidemiologie Bei der überwiegenden Zahl der Patienten1 manifestiert sich die Multiple Sklerose (MS) im Alter zwischen 20 und 40 Jahren (Goodkin u. a. 1989). Jedoch ist mittlerweile bekannt, dass auch bei weniger als 10 % die Krankheit schon im Jugendalter und bei ca. 15 % jenseits des 40. Lebensjahres auftritt und auch Ausbrüche bis hin zur 80. Lebensdekade dokumentiert wurden (Confavreux, Vukusic 2006; Renoux u. a. 2008). Bei diesen beiden Extrema der Altersverteilung ist die Geschlechtsprävalenz mit ca. 3:1 deutlich ausgeprägt und in der Altersgruppe der 20 bis 40 jährigen in Deutschland sind Frauen etwa 2,5-mal häufiger betroffen als Männer (Flachenecker u. a. 2008). Die globale Verteilung der MS ist ungleich, aber nicht zufällig. Die Prävalenzraten schwanken zwischen 1:100 000 in Japan und 300:100 000 auf den OrkneyInseln (Sadovnick, Ebers 1993), Schätzungen zufolge sind weltweit mehr als eine Millionen Menschen betroffen (Compston, Coles 2002). Hein, Hopfenmüller (2000) fanden auch innerhalb Deutschlands unterschiedliche Prävalenzraten von 50–170 pro 100 000 Einwohner. Insgesamt sind aktuell ca. 120 000 Patienten in der BRD betroffen (Hein, Hopfenmüller 2000). 1.1.2. Verlauf und Prognose der MS Der Krankheitsverlauf der Multiplen Sklerose ist variabel und im Einzelfall nur schwer vorhersagbar. Das Spektrum reicht von einem einzigen Schub (klinisch isolierte Syndrom) bis zur rasch progredienten chronischen Erkrankung. Allgemein anerkannt sind folgende Verlaufsformen (siehe auch Abbildung 1.1 auf Seite 2, nach Lublin, Reingold 1996): 1 Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Folgenden durchgängig die maskuline Form verwendent, beide Geschlechter sind jedoch gemeint 1 1.1. Epidemiologie und Verlauf der Multiplen Sklerose 2 Schubförmiger Verlauf (RRMS), klare Schübe mit vollständiger Re- mission oder Residuen, keine Progression im Intervall Sekundär chronischer Verlauf (SP-MS), initial schubförmig, dann progressive Verschlechterung Primär chronischer Verlauf (PP-MS), progrediente Verschlechterung von Beginn an mit Plateaus oder Verbesserungen Über 90 % der Patienten präsentieren sich initial mit dem schubförmigen Typ, nur ca. 10 % nehmen einen primär chronischen Verlauf (Thompson u. a. 1997). Allerdings geht ein Großteil der RRMS-Patienten in sekundäre Formen über und nach durchschnittlich 10– 15 Jahren beträgt der Anteil der SP-MS Patienten 30–40 %. Nach 20 Jahren Krankheitsdauer sind bis zu 90 % der RRMS Patienten körperlich behindert (Trojano u. a. 2003). Scalfari u. a. (2010) fanden mediane Schubraten von 0,93 pro Jahr in einer großen gemischten Patientenpopulation unter Therapie. Häufige und prolongierte Schübe mit inkompletter Remission sowie kurze Intervalle Abbildung 1.1.: Verlaufsformen der MS, oben: zwischen erstem und zweitem Schub in den schubförmiger Verlauf, mitte: se- ersten zwei Jahren waren im Hinblick auf spä- kundär chronischer Verlauf, un- tere Behinderung prognostisch ungünstig (Scal- ten: primär chronischer Verlauf. fari u. a. 2010). Der EDSS als Goldstandard Abbildung: eigene Grafik, modifiziert nach Lublin, Reingold (1996) der validen Beschreibung eines neurologischen Defizits weist eine bimodale Häufigkeitsver- teilung auf: Es finden sich Maxima bei EDSS 1–1,5 und 6–6,5. Nach einer mittleren Krankheitsdauer von ca. 13 Jahren sind noch etwa 70 % der Patienten uneingeschränkt gehfähig (EDSS ≤ 4,0) und nur 3 % schwer behindert (Flachenecker u. a. 2008). Eine Studie von Pittock u. a. (2004) an 161 Patienten konnte eine Progression des EDSS um ca. einen Punkt über zehn Jahre feststellen, die Mehrzahl blieb also stabil. 30 % der Patienten waren nach einer Dekade auf Hilfsmittel angewiesen. 14 % der Patienten starben im Beobachtungszeitraum (Pittock u. a. 2004). 1.1. Epidemiologie und Verlauf der Multiplen Sklerose 3 1.1.3. Das klinisch isolierte Syndrom Der Begriff CIS (zu deutsch klinisch isoliertes Syndrom“) ist ein Fachtermi” nus, der das Auftreten eines ersten fokal-neurologischen Defizits beschreibt und verdächtig für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose ist. Es muss von der Diagnose MS“ abgegrenzt werden, denn nur“ 45–68 % der Patienten entwi” ” ckeln in einem Zwei Jahres-Zeitraum nach Diagnosestellung des CIS eine klinisch definitive MS (CDMS) nach Poser (Poser u. a. 1983; Kappos u. a. 2006). Bei Anwendung der MRT-gestützen McDonald-Kriterien bis zu 85 %. im Jahre 2001 wurden die Poser- von den McDonald-Kriterien abgelöst, der Begriff der CDMS nach Poser wird jedoch international noch verwendet und beschreibt das Auftreten von zwei zeitlich getrennten, klinisch fassbaren Schüben oder das Auftreten von einem klinischen Schub und eine weitere, paraklinische Evidenz. Retrospektiv weisen 85 % der MS-Patienten eingangs ein akut oder subakutes neurologisches Ereignis auf, das auf eine einzelne Läsion der weißen Substanz zurückzuführen ist (Kappos u. a. 2006). Multifokalität, hohe Schubrate, Affektion des efferenten Systems und schnelle EDSS-Progression gehen mit einer schlechteren Prognose einher (Comi u. a. 2001; Eriksson u. a. 2003; Weinshenker u. a. 1989). Anhand paraklinischer Befunde wie MRT oder Liquoranalyse kann das Risiko für den Übergang in eine MS abgeschätzt werden. Der positiv prädiktive Wert für die Entwicklung einer CDMS ist für das MRT mit 53 % am höchsten, gefolgt von oligoklonalen Banden (OKB) im Liquor mit 44 % und evozierten Abbildung 1.2.: CIS und Konversion zu MS. 30–70 % der Patienten mit CIS entwickeln eine MS, während retro- Potentialen mit 26–50 % (Filippini u. a. 1994). Weitere Prädiktoren scheinen u. a. die Genotypen HLA-DR2 oder DRB1∗15 zu sein (Bar- spektiv ca. 85 % der MS-Patienten cellos u. a. 2006). Etwa zwei Drittel der Pa- ein CIS in der Vorgeschichte hat- tienten mit CIS präsentieren sich initial mit ten. Abbildung: eigene Grafik oligoklonalen Banden im Liquor, diese stellen dabei einen Risikofaktor für die Entwicklung einer MS dar (Rojas u. a. 2010). Eine neuere Studie konnte allerdings zeigen, dass die Abwesenheit oligoklonaler Banden allein keinen benigneren Krankheitsverlauf bedeutet (Siritho, Freedman 2009). Zur prognostischen Wertigkeit des MRT siehe Abschnitt 1.2.1 auf Seite 4. 1.2. Apparative Diagnostik 4 Die Diagnose des CIS/MS wird anhand klinischer, radiologischer und laborchemischer Kriterien gestellt. Es gelten die zweimal revidierten McDonaldKriterien nach Polman. Wesentliche Neuerungen umfassen dabei u. a. die Erfüllung des Kriteriums der zeitlichen Dissemination im cMRT. Dieses ist gegeben bei Nachweis einer neuen Gadolinium-speichernden oder T2 -hyperintensen Läsion in einem Follow-Up MRT oder beim gleichzeitigen Vorliegen von asymptomatischen Gadolinium-speichernden und nicht-speichernden Läsionen zu einem beliebigen Zeitpunkt (McDonald u. a. 2001; Polman u. a. 2011). Sensitivität und Spezifität der McDonald-Kriterien im 1-Jahres Follow-Up für die Voraussage eine MS nach drei oder mehr Jahren nach CIS zu entwickeln, lag in verschiedenen Studien bei 74 bis 86 % (Dalton u. a. 2002; Tintoré u. a. 2003). Viele Patienten erholen sich nach einem CIS bis zur Rekonvaleszenz. Im Optic Neuritis Treatment Trial (ONTT) konnte für das bestuntersuchte CIS, die Optikusneuritis, eine dreitägige i.v. Prednisolontherapie gefolgt von einer elftägigen oralen Steroidtherapie für eine schnellstmögliche Besserung des Visus ermittelt werden (Beck u. a. 1993). Eine langfristige Prognoseverbesserung konnte jedoch nicht nachgewiesen werden (Beck, Cleary 1993). In besonders schweren Fällen, vor allem bei Patienten mit hochgradiger Beeinträchtigung durch einzelne strategische Läsionen (im Gegensatz zu erworbener Behinderung durch kumulative Läsionslast) oder Versagen der Therapie mit Steroiden muß eine Plasmapherese in Erwägung gezogen werden (Ruprecht u. a. 2004). 1.2. Apparative Diagnostik 1.2.1. Magnetresonanztomografie Das bildgebende Verfahren der Wahl zum Nachweis der Dissemination im Raum ist die Magnetresonanztomografie. Sie ist das sensitivste Verfahren für die Detektion demyelinisierender Läsionen im ZNS (Fazekas u. a. 1999). Hohe T2 - und PD-gewichtete Signalintensität charakterisieren die akute sowie die chronische MS-Läsion. Topografisch werden als Prädilektionsstellen subkortikale, kortikale, juxtakortikale und periventrikuläre Läsionen unterschieden. Diese Einteilung findet sich in den sog. Barkhof-Kriterien (Barkhof u. a. 1997) und ihrer modifizierten Version nach Tintoré (Tintoré u. a. 2003), die Eingang in die diagnostischen Kriterien nach McDonald gefunden haben. Morphologisch erscheint die MS Läsion in ihrem Signalverhalten meist homogen, sie weist eine runde oder ovale Form auf. Abweichungen von Form oder Homogenität 1.2. Apparative Diagnostik 5 können auf das Überlappen mehrerer Läsionen zurückzuführen sein, was u. U. die Identifikation und numerische Bestimmung erschweren kann. Im akuten Stadium können die Läsionen auch von einem weniger signalintensiven Ring aus Entzündungszellen und perifokalem Ödem umgeben sein (Fazekas u. a. 1999). Durch die Applikation des paramagnetischen Kontrastmittels GadopentetatDimeglumin (Gd) kann das MR-Signal verstärkt werden. Beinahe alle neu enstandenen Läsionen speichern initial Kontrastmittel, das pathologische Korrelat dazu ist eine frühe Störung der Blut-Hirn-Schranke (Tortorella u. a. 1999). Einige Studien untersuchten die prognostische Wertigkeit der Gd-speichernden Läsionen in Bezug auf Schubrate und Schwere der konsekutiven Schübe und fanden allenfalls eine schwache Korrelation (Albert u. a. 1994; Kappos u. a. 1999). Während Daten existieren, die eine moderate Korrelation mit dem Grad der Behinderung im kurzfristigen Krankheitsverlauf suggerieren (Losseff u. a. 2001), konnte eine andere Studie diese Ergebnisse, gemessen an der kumulativen Gdspeichernden Läsionslast und dem Behinderungsgrad nach acht Jahren für den Langzeitverlauf nicht bestätigen (Frank u. a. 1994). Die prognostische Wertigkeit des cMRT Als Resultat der hohen Sensitivität für die Detektion entzündlicher Läsionen (s. o.) ist das MRT für Diagnosestellung und als prognostischer Marker in der initialen Krankheitsphase unverzichtbar. Sowohl als Prädiktor in Bezug auf Häufigkeit und Schwere konsekutiver Schübe als auch für den späteren Grad der Behinderung werden magnetresonanztomografische Befunde eingesetzt (Brex u. a. 2002; Kappos u. a. 2006; Tintoré u. a. 2003). Frühe Studien fanden in T2 -gewichteten cMRT bei CIS eine Prävalenz entzündlicher Läsionen von 50–70 % (Ormerod u. a. 1987). Das Risiko für einen zweiten Schub ist höher beim Vorliegen einer abnormen MRT (Morrissey u. a. 1993; Minneboo u. a. 2004). Brex u. a. (2002) fanden im Jahre 2002, dass die Konversionsraten in eine CDMS nach Poser bei Patienten mit CIS und Optikusneuritis bei initial unauffälligem MRT nach 5, 10 und 14 Jahren 6, 11 und 19 % betrugen. Beim Vorliegen kernspintomografischer Läsionen entwickelten bis zu 72, 83 und 88 % einen zweiten Schub im gleichen Beobachtungszeitraum (Brex u. a. 2002). Bei Beobachtung desselben Patientenkollektivs über insgesamt 20 Jahre lag die Konversionsrate bei initial normalem Scan bei 21 %, bei pathologischem Scan bei 82 %. Unter diesen behielten 39 % einen benignen Verlauf“ ” bei (EDSS < 3,0), 42 % entwickelten eine SP-MS (Fisniku u. a. 2008). 1.2. Apparative Diagnostik 6 Die Auswertung der Daten der BENEFIT Studie an 468 Patienten mit CIS zeigte, dass die Barkhof-Kriterien neun T2 gewichtete Läsionen (HR = 1,64) und drei periventrikuläre Läsionen (HR = 1,66) die stärksten Prädiktoren für die Konversion zu MS sind, ungeachtet der erhaltenen Therapie (Interferone vs. Placebo). Ein Follow-Up MRT nach neun Monaten zur Evaluierung der Dissemination in Zeit bei Patienten ohne CDMS war im Vergleich zu Scans in kürzeren Intervallen nach Diagnosestellung am Stärksten mit einer Konversion zu CDMS nach Poser assoziiert (Moraal u. a. 2009). Jüngere Auswertungen der Daten des Optic Neuritis Treatment Trial (ONTT) konnten für eines der häufigsten CIS, der Optikusneuritis (ON), ein kumulatives Risiko von 50 % für die Entwicklung einer MS in den ersten 15 Jahren nach ON zeigen. Dabei waren Patienten mit mindestens einer Läsion im initialen cMRT einem vielfach höheren Risiko ausgesetzt als Patienten ohne sichtbare Läsionen (25 % vs. 72 %) (ONTT 2008). Rojas u. a. (2010) fanden in einer Kohorte von 40 Patienten mit CIS ein signifikant erhöhtes Risiko für die Konversion zu definitiver MS nach Poser in Abhängigkeit vom Liquor- und MRT Befund. Im Vergleich zu Patienten ohne oder mit nur einem Risikofaktor stellt das Vorliegen positiver OKBs und abnormer Baseline-MRT in Kombination ein signifikant erhöhtes Risiko dar (RR = 9,1). Die Zeitspanne bis zur Konversion betrug ca. sieben Monate für Patienten mit OKB und abnormem Scan und 19 Monate für Patienten mit nur einem Risikofaktor (Rojas u. a. 2010). Korrelation von Läsionslast und Behinderungsgrad Die Daten zur Korrelation von Läsionslast und Grad der Behinderung sind nicht immer eindeutig und stark vom untersuchten Patientenkollektiv und dem Beobachtungszeitraum abhängig. Die stärkste Korrelation der Läsionslast mit dem Behinderungsgrad liefern Longitudinalstudien über fünf Jahre. Sailer u. a. (1999) bestimmten die Läsionslast im cMRT von 71 Patienten mit CIS zu Beginn und nach einem 5- und 10-Jahres Follow-Up. Von 34 Patienten mit geringer initialer Läsionslast (≤ 3 cm3 ) entwickelten 78 % eine definitive MS und 18 % wiesen einen EDSS von sechs und mehr auf. Alle Patienten mit hoher initialer Läsionslast entwickelten innerhalb von zehn Jahren eine CDMS und 45 % wiesen einen EDSS von sechs oder mehr auf. Die Quantifikation der Läsionen vorallem in den ersten fünf Krankheitsjahren korrelierte signifikant mit der Zeitspanne bis zur Entwicklung einer klinisch definitiven MS nach Poser (Sailer u. a. 1999). 1.2. Apparative Diagnostik 7 Tabelle 1.1.: Studien zur prognostischen Wertigkeit des cMRT. Dargestellt ist eine Auswahl an Studien, die die prognostische Wertigkeit der Läsionslast im T2 -gewichteten cMRT in verschiedenen Beobachtungszeiträumen untersucht haben. Auffällig ist eine Heterogenität der Ergebnisse in Abhängigkeit des gewählten Follow-Ups und der untersuchten Studienpopulation. Es finden sich schwache bis starke Korrelationen der initialen Läsionslast mit dem EDSS im Follow-Up. K = Korrelation, r = Korrelationskoeffizient, TLV = total lesion volume (Läsionsvolumen), † Diesen Studien liegt dieselbe Patientenpopulation zugrunde. Studie Patienten Ergebnis (Korrelation) Filippi n = 281 (RR, SP, PP) Schache K. neuer Läsionen mit EDSS Veränderung 2 Jahres-FU im 2-Jahres FU (r = 0,13) 1995 Schache K. vergrößernder Läsionen mit EDSS Veränderung im 2-Jahres FU (r = 0,13) n = 130 (RR, SP,PP) Schwache K. von TLV mit EDSS (r = 0,3) Sailer n = 58 (CIS) K. TLV mit EDSS im 10-Jahres FU (r = 0,81) 1999 10 Jahres-FU keine K. von TLV im 5-Jahres FU zum 10-Jahres FU Filippi† n = 84 (CIS) K. TLV mit EDSS nach 5 Jahren 1994 5 Jahres-FU K. TLV mit Zunahme der TLV nach 5 Jahren Brex† n = 79 (CIS) K. TLV nach 5 Jahren mit EDSS nach 14 Jahren 2001 14 Jahres-FU (r = 0,60) Mammi 1996 K. Zunahme des TLV über 5 Jahre mit EDSS nach 14 Jahren Fisniku† n = 107 (CIS) K. TLV mit EDSS nach 20 Jahren (r = 0,48–0,67) 2008 20 Jahres-FU K. Zunahme des TLV über 5 Jahre mit EDSS nach 20 Jahren Sormani† 2009 n = 107 (RR, SP) K. TLV mit EDSS bei Baseline (r = 0,39) 1 Jahre-FU kein K. des TLV bei Baseline mit EDSS nach 1 Jahr Zu ähnlichem Ergebnis gelangte eine frühere Studie, im Rahmen derer 84 Patienten mit CIS über fünf Jahre kernspintomografisch untersucht wurden. Obwohl nur 40 % der Patienten eine definitive MS entwickelten, war die kraniale Läsionslast bei dieser Subgruppe signifikant höher als bei Patienten ohne zweiten Schub. Weiterhin fanden die Autoren eine Korrelation der initialen Läsionslast mit dem Zuwachs an Läsionen, sowie dem Grad der klinischen Beeinträchtigung im Follow-Up (Filippi u. a. 1994). Am gleichen Patientenkollektiv führten Brex u. a. (2002) das Follow-Up nach 14 Jahren bei 79 Patienten und Fisniku u. a. (2008) nach 20 Jahren durch. Es wurde eine zwar schwache, jedoch signifikante Korrelation der Läsionslast nach fünf Jahren und der Zunah- 1.2. Apparative Diagnostik 8 me der Läsionslast in den ersten fünf Jahren mit dem Grad der Behinderung beim 14-Jahres-Follow-Up gefunden (Brex u. a. 2002) und im Langzeit-FollowUp bestätigt (Fisniku u. a. 2008). Für eine tabellarische Zusammenfassung relevanter Studien siehe Tabelle 1.1 auf Seite 7. 1.2.2. Liquoranalyse In Deutschland wird i. d. R. eine einzelne Liquoruntersuchung wird zur Beginn des diagnostischen Prozesses durchgeführt, serielle Untersuchungen sind nicht vorgesehen. Sie dient der Abgrenzung zu anderen, infektiösen Erkrankungen wie z. B. der Borreliose oder Lues und sollte Zytologie, Albumin- sowie IgG-, IgAund IgM-Bestimmungen nach dem Quotienten-Schema (Reiber-FelgenhauerDiagramm), den Nachweis oligoklonaler IgG- und IgM-Banden im Liquor und ggf. Antikörper-Synthese-Indizes für neurotrope Viren (Masern, Röteln, Zoster; sog. MRZ-Reaktion) umfassen (Leitlinien der DGN 2008, http://www.dgn. org/images/stries/dgn/leitlinien/LL2008/ll08kap_034.pdf). Charakteristisch ist eine leichte lymphozytäre Pleozytose (R. Schmidt 1983). Eine intrathekale IgG-Synthese liegt bei über 90 % vor, in ca. einem Drittel der Fälle wird sie von einer IgM-Synthese begleitet (Pohl u. a. 2004). Als sensitivste Methode der Wahl zur Detektion von OKB bietet sich in der Klinik die isoelektrische Fokussierung (IEF) an, mit der bei ca. 95 % aller Patienten unspezifisches oligoklonales IgG im Sinne einer humoralen Entzündung nachgewiesen werden kann (Andersson u. a. 1994). Die Beteiligung des zellulären Immunsystems am Fortschritt der Entzündung im Krankheitsverlauf gab Anlaß zur Hoffnung, mit seriellen Subgruppenanalysen z. B. im FACS das Krankheitsstadium und den Erkrankungstyp definieren zu können. Besonderes Interesse, sozusagen als Brückenschlag zwischen klinisch verwertbarer Diagnostik und pathogenetischer Grundlagenforschung“, erlang” ten Studien, die liquorzytologische Befunddifferenzen mit pathogenetischer Heterogenität zu erklären versuchten. Cepok u. a. (2001) fanden z. B., dass das Verhältnis von B-Zellen zu Monozyten im Liquor bei bestimmten Patienten intraindividuell stabil bleibt. Es korrelierte mit der Krankheitsprogression, aber nicht mit Beeinträchtigung gemessen am EDSS. Die Autoren stellten die Theorie auf, dass diese Heterogenität im Liquor einzelner Patienten das pathologische Korrelat auf histologischer Ebene wiederspiegele (Cepok u. a. 2001). Studien zu diesem Thema mit Schwerpunkt auf dem CIS finden sich leider im Vergleich zu Publikationen zur definitiven MS nur sehr spärlich. 1.3. Immunpathogenese 9 1.3. Immunpathogenese Das gegenwärtige Verständnis von Pathogenese und Immunreaktion bei MS ist im Laufe der Jahre hauptsächlich aus Tierversuchen heraus entstanden. Myelinspezifische T-Zellen werden außerhalb des ZNS aktiviert und beginnen mit der Aufregulation von Adhäsionsmolekülen und Chemokinrezeptoren um zur Adhäsion, rolling“ und schließlich Migration durch das Endothel befähigt zu ” werden (Engelhardt, Ransohoff 2005). Im perivaskulären Raum werden autoreaktive T-Zellen von lokalen antigenpräsentierenden Zellen, wie z. B. dendritischen Zellen, re-aktiviert und wandern ins ZNS Parenchym ein. Von T-Zellen und Mikroglia sezernierte proinflammatorische Zytokine führen zu einer weitergehenden Rekrutierung inflammatorischer Zellen und konsekutiver Zerstörung des Myelins (Greter u. a. 2005). 1.3.1. Pathologie der MS-Läsion Die MS ist eine Autoimmunerkrankung, bei der autoreaktive T-Zellen einen Entzündungsprozess gegen Myelinbestandteile des ZNS induzieren (Fletcher u. a. 2010). Das histopathologische Korrelat dieser im gesamten ZNS zu findenden Entzündung sind fokale, scharf begrenzte Entmarkungsherde mit astrozytärer Gliose und variabler Axondestruktion (McFarland 1999). Postmortem-Studien an Läsionen in einem frühen Stadium zeigten apoptotische Oligodendrozyten ohne Makrophageninfiltration, strukturellem Myelinschaden oder parenchymalen T-Zellen im Infiltrat. Signifikante Makrophagenund T-Zellrekrutierung als amplifizierende systemische Entzündungsreaktion wurde erst bei demyelinisiertem, postphagozytotischem Gewebe beobachtet (Barnett u. a. 2009b). T-Zellen werden entweder durch Selbst-Antigen aus dem Oligodendrozyten/Myelin-Komplex oder durch Fremdantigen aktiviert und führen zu axonaler und neuronaler Degeneration im Bereich demyelinisierender Läsionen (Barnett, Sutton 2006). Ihr Ausmaß korreliert mit dem Grad der Behinderung (Frischer u. a. 2009). Aus dem Tiermodell der MS, der EAE, ergaben sich Hinweise, dass neben der entzündlichen Komponente noch weitere, amplifizierende Faktoren vorhanden sein müssen um zum typischen Bild der konfluierenden MS-Läsion zu führen. Schon früh wurde die Rolle gegen Epitope auf der Oberfläche von Myelinscheiden gerichteter demyelinisierender Antikörper erkannt. Eine Studie von 2003 zeigte, dass anti-Myelin AK (vorallem anti-MOG und anti-MBP) bei Patienten 1.3. Immunpathogenese 10 mit CIS einen prognostischen Faktor für kurze Intervalle zwischen einzelnen Schüben darstellt (Berger u. a. 2003). Eine ähnlich aufgebaute, doppelblinde Studie vier Jahre später konnte dieses Ergebnis allerdings nicht reproduzieren (Kuhle u. a. 2007). Eine Analyse der Reaktivität gegen MOG stratifiziert nach dem klinischen Subtyp zeigte eine stärkere Reaktion bei CIS und RR-MS als bei gesunden Kontrollen (Lalive u. a. 2006). Diese Ergebnisse sprechen dafür, dass anti-MOG AK frühe Krankheitsstadien mit Immunantwort gegen intaktes Myelin repräsentieren. Histopathologische Studien konnten im Wesentlichen vier Entmarkungstypen in Läsionen bei der MS identifizieren (Lucchinetti u. a. 1996; Lucchinetti u. a. 2000). Neben einem durch T-Lymphozyten geprägten Bild, welches alle Läsionstypen aufwiesen, konnten folgende Muster der Myelindestruktion identifiziert werden: (I) Makrophagen-assoziiert (II) Makrophagen assoziiert mit Antikörpern und Komplement (III) Distale Oligodendrogliopathie und Apoptose (IV) Primäre Oligodendrozyendegeneration Ergebnisse jüngerer Studien führten dazu, den Erklärungsansatz einer heterogenen histopathologischen Ätiologie zusehends in Frage zu stellen (Breij u. a. 2008; Barnett u. a. 2009b). So scheint z. B. Probenentnahme aus aktiven Läsionen zu spezifischen Zeitpunkten und die häufige Übereinanderlagerung aktiver und chronischer Läsionen im Biopsat eine wahrscheinlichere Erklärung pathogenetischer Heterogenität zu sein anstatt das Vorhandensein einer quadritomen histopathologische Entität (Barnett u. a. 2009a). 1.3.2. Die zelluläre Immunantwort bei Multipler Sklerose T-Zell Rezeptor und Aktivierung von T-Zellen mittels CD28 T-Zellen erkennen mit ihrem T-Zell-Rezeptor (TCR) ein antigenes Peptid, welches ihnen im Kontext von HLA-Molekülen von Makrophagen, dendritischen Zellen und Mikrogliazellen in immunogener Form präsentiert wird. Im Gegensatz zu B-Zellen sind sie nicht in der Lage, ein lösliches Antigen zu erkennen (Aloisi u. a. 2000). Der Aktivierungsprozess einer naiven, d. h. noch nicht Ag-erfahrenen T-Zelle erfordert neben dem direkten Kontakt über den 1.3. Immunpathogenese 11 Abbildung 1.3.: T-Zellrezeptor und CD28/B7. Links: Die Liganden für CD28, z. B. B7, werden auf speziellen APC exprimiert. rechts: Aktivierung der T-Zelle durch den CD3/MHC Komplex sowie durch den 2. Signalweg mit CD28/B7 führt zu einer intrazellulären Signalkaskade, die in Zytokinsezernierung und Proliferationsmetabolismus resultiert. Abb.: Eigene Grafik, modifiziert nach Janeway (2008). TCR zusätzliche ko-stimulatorische Signale. Die erste Signalkaskade ist antigenabhängig und wird über den TCR und peptidgebundenes MHC initiiert. Der zweite Signalweg wird über Proteinkomplexe, z. B. über die Interaktion von auf T-Zellen exprimierten CD28/CTLA-4 Molekülen mit Proteinen der B7-Familie auf APC vermittelt (Bhatia u. a. 2005). Dieser co-stimulatory pa” thway“ ist nötig zur Produktion von Interleukinen, Rezeptoren wie dem IL-2 Rezeptor (CD25, s. u.) und Zellproliferation. Der alleinige Kontakt des TCR mit an MHC-Molekülen gebundenen Proteinen allein ist für die Effektorfunktion aktivierter T-Zellen ausreichend, allerdings induziert er Inaktivität und kann zu Anergie oder programmiertem Zelltod führen. Man geht davon aus, dass Anergie ein wichtiger Faktor für Immuntoleranz ist und entscheidend dazu beiträgt, die Aktivierung autoreaktiver T-Zellen in der Peripherie zu verhindern, die nicht im Thymus negativ selektiert wurden (Lovett-Racke u. a. 1998). Signale, die über CD28 ins Zellinnere weitergeleitet werden, tragen durch Modulation des Zellzyklus zum Überleben von aktivierten Zellen in vitro bei. Somit spielt CD28 eine wichtige Rolle bei der Verstärkung der Aktivierung von Immunzellen (Reichert u. a. 2001; Kovalev u. a. 2001), siehe auch Abbildung 1.3. 1.3. Immunpathogenese 12 Bei MS wird die Beeinflussung des co-stimulatory pathway“ mittels an ” CTLA-4 gekoppelten Immunglobulin für therapeutische Studien benutzt. CTLA4 blockiert die CD28-B7 Interaktion. Viglietta u. a. (2008) konnten eine reduzierte Proliferation von Major-basic-protien (MBP) und Interferon-γ nach CTLA-4 Ig-Infusion nachweisen (Viglietta u. a. 2008). Daten aus Tierexperimenten der 1990er Jahre (z.B. Miller u. a. 1995) unterstützen die Hypothese, dass die ersten Schritte im Aktivierungsprozess naiver CD4+ T-Zellen durch Deprivation des co-stimulatorischen Signals durch CD28/CD80 inhibiert werden können (Podojil, Miller 2009). Klinisch fassbare MS-Schübe gehen mit einer Aktivierung des Immunsystems, wobei die Datenlage über die Rolle kostimulatorischer Signale bei Patienten mit CIS in der Liquoranalyse schlecht ist. Eine neuere Studie von Fransson u. a. (2009) fand signifikant höhere Anteile CD8+ CD28+ Zellen an allen CD8+ im Blut von Patienten mit RRMS im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen, unabhängig vom Krankheitsstadium oder erhaltener Therapie. Trotzdem waren T-Zellen von Patienten in Remission anergisch, diese konnte durch die Zugabe von anti-CD28 aufgehoben werden. Patienten im Schub zeigten bessere Proliferationskapazität und die Autoren schlussfolgerten, dass Anergie bei diesen Patienten durch bislang unbekannte Faktoren durchbrochen wurde (Fransson u. a. 2009). Widersprüchliche Daten lieferte eine andere Studie, die sowohl vor, als auch nach i. v. Steroidtherapie bei RRMS-Patienten keine relevanten oder signifikanten Unterschiede im prozentualen Anteil der CD28+ Zellen im Blut fand (Aristimuño u. a. 2008). Aufrechterhaltung von Immuntoleranz Das Immunsystem ist generell tolerant gegenüber Selbst-Antigenen (Ag) und zentrale und periphere Toleranzmechanismen wirken der Induktion von Autoimmunität entgegen: T-Zellen mit hoher Affinität gegenüber Selbst-Antigen werden durch klonale Deletion im Thymus eliminiert (zentrale Toleranz), während T-Zellen mit niedriger Affinität in die Zirkulation ausgeschüttet werden. Autoreaktive und myelinspezifische T-Zellen sind sowohl im Blut von MS-Patienten, sowie auch bei Gesunden vorhanden (Meinl u. a. 1993). Dies ist hinweisend auf das Vorliegen weiterer protektiver Faktoren um Immuntoleranz beim Gesunden aufrechterhalten. Zusätzliche Mechanismen neben klonaler Deletion im Thymus, wie z. B. die aktive Suppression durch regulatorische T-Zellen (periphere Toleranz) scheinen eine wichtige Rolle in der Pathogenese autoimmunogener Krankheiten zu spielen (Martinez-Forero u. a. 2008). 1.3. Immunpathogenese 13 Humane regulatorische T-Zellen (TREG) beinhalten sowohl natürliche als auch adaptive TREG. Natürliche (n)TREG exprimieren CD25 (die α-Kette des IL-2 Rezeptors) auf der Oberfläche und den für die regulatorische Funktion essentiellen Transkriptionsfaktor FoxP3 (Hori, Sakaguchi 2004). Aufmerksamkeit erlangten die T-Zellen durch ihre Funktion, Autoimmunität durch die Adaptation immunologischer Toleranz gegenüber Selbst-Antigen zu kontrollieren (Sakaguchi u. a. 1995). Im Tierversuch mit CD4+ CD25+ depletierten Mäusen konnten schon früh experimentell organspezifische Krankheiten induziert werden (Sakaguchi u. a. 1985), umgekehrt verhinderte der Kotransfer CD4+ CD25+ und CD4+ CD25- (Responder-) Zellen die Entwicklung experimentell induzierter autoimmunologischer Krankheiten (Viglietta u. a. 2004). Die bei unter sterilen Umweltbedingungen gezüchteten Mäusen gefundene CD4+ CD25+ Population lässt sich beim Menschen darüber hinaus in eine CD25high -Population mit gleichen Suppressorfunktionen und eine CD25med/low (Responder-)Population unterteilen. Nach Aktivierung über den TCR proliferieren diese Zellen nicht, sondern inhibieren über direkten Zell-Zell-Kontakt die Proliferation und Zytokinsekretion aktivierter (HLA-II+, CD71+, CD45RA-) CD4+/CD8+ CD25Zellen (Baecher-Allan u. a. 2001). Neben der Phänotypisierung mit CD4 CD25high und FoxP3 können weitere natürlich vorkommende TREG differenziert werden. Zwei Subgruppen von CD25hi FoxP3+ Zellen werden anhand der Expression des co-stimulierenden Moleküls ICOS unterschieden. Der ICOS+ Phänotyp sezerniert dabei TGF-β zur Suppression der T-Zell Funktion (Ito u. a. 2008). Darüberhinaus gibt es Anhaltspunkte für die Existenz CD25- und FoxP3- negativer regulatorischer Zellen, z. b. CD4+/CD8+ HLA-G+ Lymphozyten (Feger u. a. 2007b). Weiterhin wird in adaptive und differenzierte TREG unterschieden. Adaptive TREG beinhalten Tr1, Th3 und verschiedene CD8+ TREG und entwickeln sich in der Peripherie unter dem Einfluss immunsuppressiver Zytokine wie IL-10 und TGF-β (Roncarolo u. a. 2006). Differenzierte nTREG entstehen im Thymus, wenn CD4+ T-Zellen mit großer Affinität für Selbst-Ag durch positive Selektion expandieren (Liston, Rudensky 2007). Gängige Hypothesen gehen davon aus, dass diese Selbst-Ag spezifischen nTREG eine dominante Rolle in der Prävention von Autoimmunität spielen und adaptive TREG wahrscheinlich im Rahmen einer Immunantwort als Reaktion auf Fremdantigen während einer Infektion entstehen (Review in Lafaille, Lafaille 2009). Erstmalig finden sich Hinweise für eine gestörte Suppressorfunktion der TREG bei Patienten mit MS bei Viglietta u. a. (2004). Obwohl gleiche Häufigkeiten der 1.3. Immunpathogenese 14 TREG im Vergleich mit Gesunden gefunden wurden, konnte eine reduzierte Zytokinsekretion (z. B. IL-10) gezeigt werden. Dabei wurden Populationen aus verschiedenen Verhältnissen an CD4+ CD25high / CD4+ CD25med/low Zellen mit unterschiedlichen Konzentrationen von anti-CD3 AK als APC-unabhängiger Stimulus beschickt. Lagen bei hohen Konzentrationen noch keine Unterschiede in der Zytokinsekretion vor, zeigte sich in stärkerer Verdünnung eine Abnahme der sekretorischen Kapazität der CD25high Population. Die Forscher postulierten, dass qualitative Unterschiede in der Stärke des durch den TCR vermittelten Signals an Responder-Zellen nach antigener Stimulation in vivo (z.B. mikrobiell vs. autoantigen) für den unterschiedlichen suppressiven Effekt verantwortlich seien. Weiterhin konnte gezeigt werden, dass bei MS-Patienten die TREG in ihrer Effektorfunktion behindert scheinen und nicht umgekehrt eine refraktäre Empfänglichkeit der Responderpopulation (CD25-) vorliegt, die selbst keine regulatorische Funktion inne hat (Viglietta u. a. 2004). Weiterführende Studien fanden ebenfalls eine reduzierte Zytokinantwort der TR1-Zellen bei Patienten mit MS (Martinez-Forero u. a. 2008) und unterstützen die Resultate von Viglietta u. a. (2004) (Venken u. a. 2008a; Frisullo u. a. 2009). Die Reduzierte Effektorfunktion kann ganz oder teilweise durch immunmodulatorische Therapie wiederhergestellt werden (Korporal u. a. 2008). Im Gegensatz dazu ist die Datenlage zur Häufigkeit der TREG im peripheren Blut widersprüchlich. Es finden sich Studien, die einen erniedrigten Anteil wie auch identische Häufigkeiten bei Patienten mit MS im Vergleich zu gesunden Kontrollen fanden (Haas u. a. 2005; Feger u. a. 2007a; Venken u. a. 2008a). Eine größere Häufigkeit CD25+ FoxP3+ nTREG wurde im Liquor, aber nicht im peripheren Blut von MS-Patienten gefunden (Feger u. a. 2007a). Vereinbar mit der Heterogenität in Pathogenese und Klinik der MS finden sich Studien, die ein unterschiedliches Verhalten der TREG bei verschiedenen Krankheitsstadien fanden. Obwohl die Häufigkeit der Zellen im PBL keine signifikanten Unterschiede bei Patienten mit RR-MS und SP-MS aufwies, konnte eine verminderte Suppressorfunktion nur für erste festgestellt werden. Somit scheint die Funktionsbeeinträchtigung der TREG besonders im frühen Krankheitsverlauf eine Rolle in der Immunregulation zu spielen (Venken u. a. 2006). Die folgerichtige Konsequenz ist die Betrachtung der TREG im frühestmöglichen Krankheitsstadium, dem CIS. Erstaunlicherweise finden sich hierzu nur wenige Studien. Eine ältere Arbeit von Jensen u. a. (2004) untersuchte ebenfalls die Häufigkeit der TREG im PBL und CSF und stellte diese der Krankheitsaktivität gemessen an der kranialen Läsionslast gegenüber. Die Autoren fanden signifikant größere 1.3. Immunpathogenese 15 Häufigkeiten CD4+ CD25+ TREG bei Patienten mit CIS im Vergleich zu nichtinflammatorischen neurologischen Krankheiten. CIS Patienten mit abnormem cMRT wiesen niedrigere Häufigkeiten im PBL und CSF auf als Patienten mit normalem cMRT (Jensen u. a. 2004). Emigration und Reifung von T-Zellen T-Zellen unterlaufen nach ihrer Reifung im Thymus und Kontakt mit ihrem Antigen eine Reihe von Veränderungen in Bezug auf Rezeptorbesatz, Zytokinsekretionsmuster und Funktionalität. Beim Menschen kann eine Phänotypisierung anhand der Expressivität für die CD45 Isoformen RA und RO erreicht werden (Baars u. a. 1995). Naive CD45RA+ T-Zellen haben die Fähigkeit, zu den sekundären lymphatischen Organen zu wandern und dort durch Antigenkontakt aktiviert zu werden. Memoryzellen stellen ein Repertoire an spezialisierten Effektorzellen dar, die nach Zweitkontakt mit ihrem Antigen für eine schnelle und effektive Immunantwort sorgen. Bei Patienten mit Autoimmunkranheiten und chronischer Stimulation des Immunsystems wie bei MS ist eine Verschiebung des Phänotyps vom naiven zum Memorytyp zu erwarten (Mikulkova u. a. 2010). Anhand von Oberflächenmolekülen wie CCR7 (ein Zytokinrezeptor für das Homing in Lymphknoten durch hochendotheliale Venolen) und CD62L (ein LSelektin) konnten mindestens zwei Phänotypen von Memory T-Zellen definiert werden: schnell reagierende CD45RA+CD62Lhi TEM Effektor-Memoryzellen und langsamer reagierende CD45RA+/-CD62Llow TCM Central-Memoryzellen (Seder, Ahmed 2003). Muraro u. a. (2000) untersuchten die Fragestellung, aus welcher der beiden Populationen CD4+ naiv vs. Memory sich autoreaktive Zellen bei Patienten mit RR-MS rekrutieren. In der FACS-Analyse MBP- und Tetanus-Toxoid spezifischer Zellklone aus CD4+ CD45RA+ CD45RO- und CD4+ CD45RA- CD45RO+ Populationen konnte gezeigt werden, dass demyelinisierende T-Zellen de novo aus dem Pool der naiven CD45RA+ CD45RO- rekrutiert werden und anschließend in doppelt-positive Effektorzellen oder langlebige Memoryzellen differenzieren. In der gleichen Studie wurde eine erhöhte Expressivität von CD62L auf naiven Zellen im Vergleich zu Memoryzellen gefunden (Muraro u. a. 2000). Naive T-Zellen benötigen für den Übertritt aus dem Blut in Lymphknoten CD62L um das sog. rolling“ entlang der hochendothelialen Venolen zu ermöglichen ” (Sallusto u. a. 1999). Mikulkova u. a. (2011) fanden eine negative Korrelation CD4+ CD8+ CD45RA+ CCR7+ Zellen mit dem Lebensalter bei gesunden Kon- 1.3. Immunpathogenese 16 trollpersonen. Erwartungsgemäß zeigte sich ein Rückgang naiver T-Zellen und ein Anstieg von Memory T-Zellen mit fortschreitendem Alter. Für MS konnte diese Beobachtung nicht reproduziert werden (Mikulkova u. a. 2011). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind keine Studien zu Immunphänotypisierung mit CD45RA/CD62L bei Patienten mit CIS erschienen. Die Rolle von B-Zellen und ihre Interaktion mit T-Zellen Der Vorteil B-Zell depletierender Therapien bei Patienten mit MS zeigt, dass B-Zellen eine zentrale Rolle in der Pathogenese innehaben (Hauser u. a. 2008). Nachdem die initiale Entzündungsreaktion zu einer Schädigung der Blut-HirnSchranke (BHS) geführt hat, wandern B-Zellen und Antikörper ins ZNS ein und partizipieren an der spezifischen Entzündungsreaktion durch verschiedene Mechanismen: Deregulation der Produktion von myelinspezifischen B-Zellen (Pashenkov u. a. 2003), Formierung ektoper lymphoider Strukturen in den Meningen von MS-Patienten (Serafini u. a. 2004), Differenzierung in Plasmazellen mit Produktion von Autoantikörpern gegen Myelin und Oligodendrozyten-Antigenen im ZNS (Sellebjerg u. a. 2000) und Antigenpräsentation für T-Zellen (Crawford u. a. 2006). Die Rolle sezernierter Antikörper bei MS wird durch eine intrathekale Antikörpersynthese von CD138+ Plasmazellen und dem Nachweis von Ig-Ablagerungen in demyelinisierenden Läsionen im ZNS unterstützt (Owens u. a. 2007; Lucchinetti u. a. 2000). CD27 als Marker für Gedächtniszellen findet sich nicht nur auf B-Zellen. Basierend auf der Analyse dieses Oberflächenmarkers können T-Zellen in eine größere, aus Memory- und naiven T-Zellen bestehende und in eine Effektorpopulation (CD27-) unterschieden werden. Untersuchungen, die den Rezeptorbesatz der Effektorpopulation als gewebsspezifisch und weniger der Migration in Lymphknoten dienend klassifizierten, unterstützen diese These. Es existiert eine Reihe von weiteren phänotypischen Markern für Gedächtniszellen, wie z. B. CD45RO und CCR7 (s. o. Giunti u. a. 2003). In-vitro Experimente haben gezeigt, dass die Aktivierung von T-Zellen mittels dem TCR-CD3-Komplex eine starke Hochregulierung von CD27 zur Folge hat, vor allem auf naiven CD45RA+ Zellen, bevor diese zu CD45R0+ Memoryzellen werden. CD27+ T-Zellen sind in der Lage, über Zytokinsekretion B-Zellen zu aktivieren. Interessanterweise verlieren sie ihren Rezeptorbesatz bei Dauerstimulation mit Antigenen und ändern ihren Phänotyp zu CD27-. Diese Effektorpopulation unterscheidet sich im Hinblick auf Zytokinsekretion (vorallem IL-4 und 5), 1.3. Immunpathogenese 17 Integrin- und Selektinbesatz wie VLA-4 und VLA-5, einem Verlust an CD28 und einer damit verbundenen Aufregulierung von CD11b (Baars u. a. 1995). Neuere Studien beleuchten das Zusammenspiel von B- und T-Zellen im Immunsystem (Harp u. a. 2008). Es konnte gezeigt werden, dass die Aktivierung von B-Zellen durch T-Zell spezifische Zytokine, nicht aber unspezifische Stimuli zur Myelin-Ag abhängigen Aktivierung der T-Zellen befähigt. Diese Ativierung scheint wichtig für die Ausübung der antigenpräsentierenden Funktion der BZelle zu sein. Somit stehen T- und B-Zellen in einem reziproken Verhältnis zueinander (Harp u. a. 2008). Auch regulatorische T-Zellen werden auf diesem Weg aktiviert. Die Blockade des co-stimulatorischen CD86 in vitro verstärkte die Fähigkeit von B-Zellen zur Induktion von TREG (Zhong u. a. 2007). Nach der klassischen Theorie der klonalen Selektion nach Burnet reagiert das Immunsystem nach primärer Immunisierung mit der Generierung eines großen Pools an Memory-B-Zellen, die sich von naiven Zellen in Bezug auf Rezeptorrepertoire, Antigenpräsentation, intrinsische Aktivität, Toleranz und Lebensspanne unterscheiden. Im Rahmen der spezifischen Immunantwort ist es nach der initialen klonalen Expansion von großer Wichtigkeit, dass aktivierte Zellen spezifisch auf ihr Antigen reagieren, ohne unbeteiligtes Gewebe ( bystander“) ” zu schädigen (Burnet 1962). Das lymphozytenspezifische CD27 aus der TNF-Rezeptorfamilie und sein Ligand CD70 haben eine Schlüsselrolle in der Kontrolle der Differenzierungsund Effektorfunktion aktivierter (B-)Lymphozyten inne. Auf T-Zellen wirkt die Aktivierung von CD27 ähnlich dem TCR-assoziierten CD28 (s. o.) proliferationsfördernd. CD27 ist zusammen mit Interleukinen an der Weiterdifferenzierung zur CD138+ Plasmazelle beteiligt. CD27+ B-Lymphozyten finden sich vor allem in Geweben, die reich an Memoryzellen sind (wie z. B. der Marginalzone der Milz) und tragen bereits Mutationen in der variablen Kette des IgD, was sie von naiven B-Zellen unterscheidet (Lens u. a. 1998). Corcione u. a. (2004) untersuchten die Differenzierung von B-Zellen bei MS. Im CSF von MS-Patienten finden sich signifikant mehr Plasmazellen (CD138+) und Memoryzellen (CD19+/-CD27+) als im PBL. Plasmazellen im Liquor fanden sich auch bei anderen entzündlichen Erkrankungen, jedoch zu einem geringeren Prozentsatz. Dies könnte Ausdruck des chronischen Verlaufs der MS im Vergleich zu akuten Krankheiten, wie z. B. viraler Meningitis, sein, hervorgerufen durch persistierende antigene Stimulation und Defekte in der Immunantwort. Die Autoren schlussfolgerten, dass eine kompartimentalisierte BZellreaktion im ZNS stattfindet (Corcione u. a. 2004). Im Wesentlichen fehlen B- 1.3. Immunpathogenese 18 Zellen nahezu völlig im Liquor Gesunder, bei Patienten mit MS oder auch akuten Infektionen wurden jedoch Expansionen von bis zu 30 % aller Zellen im CSF gefunden. Dabei handelt es sich hauptsächlich um CD27+ Gedächtniszellen, die schon Kontakt mit einem Antigen hatten (Cepok u. a. 2005). Bei Patienten mit CIS ist die Rolle der B-Zellen weniger gut untersucht. Kuenz u. a. (2008) konnten eine Akkumulation reifer B-Zellen (CD19+ CD1382) und Plasmablasten (CD19+ CD138+) im CSF bei CIS und RR-MS, nicht aber bei SP-MS nachweisen. B-Zellen korrelierten mit entzündlicher Aktivität, gemessen an T2 -hyperintensen und Gd-aufnehmenden Läsionen im cMRT und Liquorparametern (Leukozytenzahl, intrathekale Ig-Synthese) (Kuenz u. a. 2008). Die Bedeutung von B-Zellen in frühen Krankheitsstadien wird auch duch Studien unterstützt, die das proinflammatorische Zytokinmilieu bei Patienten mit CIS untersuchten (Sellebjerg u. a. 2009). Die Rolle von Makrophagen in der Immunpathogenese Die Präsenz von Makrophagen in demyelinisierenden Läsionen bei MS konnte schon früh in histopathologischen Studien gezeigt werden (Brück u. a. 1995). Hämatogene Makrophagen und Mikroglia als ihr Pendant im ZNS haben zahlreiche immunmodulatorische Funktionen. Makrophagen und Mikroglia dienen als Antigenpräsentation für T-Zellen. MHC-II Moleküle und co-stimulatorische Moleküle wie B7.1 werden verstärkt bei MS-Patienten exprimiert (Gobin u. a. 2001). Während MHC-II Expression auf Mikroglia im ZNS möglicherweise eine Dämpfung der Immunantwort durch Aktivierung regulatorischer T-Zellen hat (Almolda u. a. 2010), konnte der Expression auf perivaskulären Makrophagen eine proinflammatorische Rolle in der EAE nachgewiesen werden (Hickey, Kimura 1998). Makrophagen im ZNS können Myelinabbauprodukte phagpzytieren und sezernieren eine Vielzahl an pro- und antiinflammatorischen Zytokinen (Glim u. a. 2010). Der klassische immunphänotypische Marker für Monozyten ist CD14, der Pattern-recognition-Rezeptor für Lipopolysaccharide in der äußeren Zellwand gramnegativer Bakterien. Innerhalb dieser Population exprimieren ca. 10 % zusätzlich zu CD14 CD16, den niedrig-affinen Fc-γ Rezeptor III. Diese unterscheiden sich in Bezug auf ihr Verhalten bei Immunstimulation von den klassi” schen“ Monozyten und wurden von einigen Autoren als proinflammatorische“ ” Monozyten bezeichnet (Bergh u. a. 2004). Obwohl die MS hauptsächlich eine T-Zell-mediierte Autoimmunerkrankung 1.3. Immunpathogenese 19 ist, spielen Monozyten bzw. Makrophagen als Vertreter des angeborenen Immunsystems eine wichtige Rolle in der Pathogenese. Vaknin-Dembinsky u. a. (2008) konnten bei RR-MS Patienten ein verändertes, von Makrophagen sezerniertes Zytokinprofil im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen feststellen. Insbesondere in sehr frühen Krankheitsstadien war membrangebundenes IL-15 auf CD14+ Monozyten verstärkt exprimiert, analog dazu wurde eine erhöhte Anzahl an IL-15 Rezeptoren auf CD4+ T-Zellen bei MS-Patienten gefunden. Die Autoren schlussfolgern daraus, dass IL-15 und Makrophagen besonders in der Frühphase (also beim CIS) einen wichtigen Faktor in der Unterhaltung der T-Zellantwort darstellen und in Zukunft möglicherweise als Therapieansatz dienen könnten (Vaknin-Dembinsky u. a. 2008). Weitere Studien unterstreichen neben dem erworbenen Immunsystem immer auch die Rolle des angeborenen Immunsystems bei der MS. Im Tiermodell wurde die immunmodulatorische Funktion des CD14-Rezeptors auf Monozyten gezeigt. CD14 defiziente Mäuse mit EAE präsentierten sich klinisch und histopathologisch mit stärkerer neuronaler Entzündung als die nicht-CD14 kompromittierten Tiere. Somit wurde CD14 eine protektive Funktion, analog zu regulatorischen T-Zellen (s. o.), zugeschrieben. Weitere Studien sollten allerdings klären, ob die artifizielle Depletion von CD14 nicht eine überschiessende Antwort des erworbenen Immunsystems im Tiermodell nach sich zieht und so eine künstliche Verschlechterung im Hinblick auf Entzündung und Beeinträchtigung nach sich zieht (Walter u. a. 2006). Interessanterweise ist CD14 als glycosyl-phosphatidyl-inositol verankertes Molekül auf die Zusammenarbeit mit dem Co-Rezeptor TLR4 angewiesen, welcher auch auf regulatorischen T-Zellen gefunden wurde und dem damit ebenso eine regulatorische Funktion zugeschrieben wird (Pasare, Medzhitov 2004). Bis jetzt existieren keine Studien über einen möglichen synergistischen Effekt von CD25 und TLR4 bei Autoimmunerkrankungen und das Zusammenspiel von CD14, CD25 und TLR4 bietet Raum für weitere Forschung in der Zukunft. Bei MS-Patienten, die mit Interferon-β behandelt wurden, konnte mithilfe des FACS eine Expansion von CD14+ auf proinflammatorischen Monozyten zu Lasten von CD16+ nach einem Monat antiinflammatorischer Therapie gefunden werden. Da die proinflammatorischen Monozyten eine Vorstufe im Entwickungszyklus zu dendritischen Zellen darstellen (s. o.), könnte dies ein weiterer Erklärungsansatz für die Wirkungsweise von Interferonen bei MS Patienten sein, indem das Gleichgewicht der differenzierten Monozyten durch die Therapie zugunsten der Makrophagen verschoben wird (Bergh u. a. 2004). Eine ähnliche Wirkung zeigen Monozyten bei MS-Patienten, die mit einer fünftägigen hoch- 1.3. Immunpathogenese 20 dosierten Steroidtherapie behandelt wurden. Es zeigte sich ein Rückgang der CD14+ CD16+ Monozyten auf teils nicht mehr messbare Werte, während die Population der klassischen“ Monozyten um fast 50 % expandierte. Allerdings ” wurden in dieser Studie keine Liquorwerte erhoben, und war mit n = 10 relativ klein bemessen (Fingerle-Rowson u. a. 1998). Studien zur Immunphänotypisierung bei Patienten mit CIS und CD14/CD16 existieren nicht. 1.3.3. Immunhomöostase Um ins ZNS einwandern zu können müssen zirkulierende Zellen die zellulären Barrieren überwinden, die für die Aufrechterhaltung der Immunhomöostase verantwortlich sind. Unspezifischer trans- und parazellulärer Transport vom Blut ins ZNS Parenchym wird durch die endotheliale Blut-Hirn-Schranke (BHS) verhindert, die als einzigartige morphologische Charakteristika fehlende Fenestration und hocheffiziente tight junctions aufweist (Wolburg u. a. 2003). Eine zweite Barriere stellt die Blut-CSF-Schranke (BCSFS), bestehend aus spezialisierten Epithelzellen des Plexus choroideus dar, welche den Liquorraum gegen das periphere Blutkompartiment abschottet und in jüngerer Zeit als mögliche Eintrittspforte für Immunzellen ins ZNS diskutiert wurde (Reboldi u. a. 2009) Initialer Kontakt der zirkulierenden Zellen wird durch die Interaktion von Adhäsionsmolekülen der Selektin- oder Ig-Superfamilie und ihrer Liganden auf dem Gefäßendothel hergestellt. Es folgt das sog. rolling“ mit verminderter ” Fließgeschwindigkeit und zytokinvermittelter Konformitätsänderung der Adhäsionsmoleküle. Beim Übertritt ins ZNS befinden sich die T-Zellen nun im Liquor-drainierten perivaskulären Raum, der von der glia limitans gegen das Hirnparenchym abgegrenzt wird (Engelhardt 2010). Erste Hinweise, dass T-Zellen beim Gesunden zur Überwindung der BHS und BCSFS fähig sind lieferten Studien mit radioaktiv markierten enzephalitogenen T-Lymphoblasten. Sechs Stunden nach Injektion der Zellen konnte eine Anreicherung im perivaskulären Raum bei Ratten nachgewiesen werden (Hickey 1991). Im Rückenmark wurde ein VLA-4/VCAM-I (CD49d) abhängiger Transport aktivierter, antigenspezifischer T-Zellen ins ZNS nachgewiesen (Vajkoczy u. a. 2001). Neure Studien bestätgten diese Hypothesen und mittels intravitaler Mikroskopie (IVM) konnten ovalbumin-spezifische T-Zellen nach ihrer Diapedese über meningeale Gefäße im Subarachnoidalraum, nicht aber Hirnparenchym beobachtet werden. Die Autoren leiteten daraus ab, dass T-Zellen die Überwachung des zentralnervösen Immunsytems im Subarachnoidalraum 1.3. Immunpathogenese 21 ausüben, in Abwesenheit spezifischer perivaskulärer Antigene jedoch die nötigen Signale zur Migration über die glia limitans fehlen (Bartholomäus u. a. 2009). Das Überwiegen von Memory T-Zellen im CSF gegenüber dem PBL bei Gesunden legt den Schluss nahe, dass Zellen direkt über den Plexus choroidus und die BCSFS in den Liquor übertreten können (Kivisäkk u. a. 2003). Hinweise auf die Rolle bestimmter Zytokine wie CCL20 für die Mediation der zellulären Diapedese über die BCSF sind Gegenstand aktueller Forschung (Reboldi u. a. 2009). Zusammengefasst findet also unter physiologischen Bedingungen eine strikte Selektion immunkompetenter Zellen beim Übertritt ins ZNS und Aufrechterhaltung einer zellulären Homöostase statt. Ohne antigene Aktivierung pesistieren die T-Zellen nicht jenseits von BHS und BCSFS und imigrieren nicht ins Hirnparenchym (Bartholomäus u. a. 2009). Reaktivierung einer T-Zelle im Subarachnoidalraum führt zu einer Aktivierung der zellulären Schranken, was den weiteren Einstrom immunmodulatorischer Zellen über die entzündete BHS bei MS erleichtert. Initiale Schritte umfassen das α4-Integrin/VCAM-1 medierte rolling“ in der Frühphase des T” Zell-Endothel Kontaktes (Battistini u. a. 2003) und Endothelin Interaktionen nach initialem Kontakt (Bahbouhi u. a. 2009). In vitro Studien konnten zeigen, dass T-Lymphozyten über LFA-1 und α4-Integrine und ihre endothelialen Liganden ICAM-I und VCAM-I an der entzündeten Gefäßwand haften (Man u. a. 2009) und die interzellulären Adhäsionsmoleküle während EAE auf meningealen und auf Endothelzellen des Plexus choroideus hochreguliert sind (Steffen u. a. 1996). Der letzte Schritt, die Diapedese über die zelluläre Barriere, ist am wenigsten gut erforscht. Es gibt allerdings Hinweise auf einen transzellulären Mechanismus, der LFA-1/ICAM-I und ICAM-2 Interaktionen nahelegt (Greenwood u. a. 2003). Schlussendlich führt die Produktion von Zytokinen und Metalloproteasen zur Degradation der glia limitans und Einstrom encephalitogener Zellen ins Hirnparenchym (Agrawal u. a. 2006). Spezielle Aspekte in der Homöostase der TREG In der ersten Lebenswoche thymektomierter Mäuse entwickeln eine Autoimmunekrankung ohne Beteiligung des ZNS (Sakaguchi u. a. 1985). Im Mausmodell der MS, der EAE, konnte gezeigt werden, dass CD4+ CD25+ Lymphozyten die Entstehung und Progression der Krankheit aufhalten können (Kohm u. a. 2002) und es fand sich eine Akkumulation peripher expandierter TREG im ZNS 1.3. Immunpathogenese 22 (Korn u. a. 2007). Es finden sich Studien, die eine Anreicherung auch im Liquor von MS Patienten zeigen konnten (Feger u. a. 2007a), auch wenn die Studienlage hierzu kontrovers diskutiert wird (siehe auch Abschnitt “Aufrechterhaltung von Immuntoleranz“ auf Seite 12 und Tabelle 4.2 auf Seite 64). Diese Daten legen die Vermutung nahe, dass TREG beim Menschen aktiv ins entzündliche Milieu rekrutiert werden können. Es existieren Studien zur Korrelation von Schub und Remission mit der Häufigkeit von regulatorischen T-Zellen (Aristimuño u. a. 2008). Fletcher u. a. (2010) formulieren die Hypothesen, dass Autoimmunität und konsekutive Entzündung von der Balance zwischen regulatorischer und inflammatorischer Kapazität auf zellulärer Ebene abhängt. Während die entzündliche Komponente zu Beginn der Krankheit dominiert, kommt es zur Expansion der regulatorischen Antwort (im Liquorkompartiment) zugunsten von regulatorischen Zellen und Zytokinen während der Remission (Fletcher u. a. 2010). In jüngerer Zeit wurden TREG aufgrund ihres Oberflächenbesatzes an Adhäsionsmolekülen klassifiziert. Diese ermöglichen T-Zellen den Übertritt vom Lymph- ins Blutkompartiment oder die Diapedese der Blut-Hirn-Schranke oder sind für die Retention der Zellen im entzündeten Gewebe verantwortlich. SoiluHänninen u. a. (2005) fanden eine erhöhte Expression von CD49d (α-4 Kette des Very Late Activation Antigen, VLA-4) in der Gesamtpopulation der T-Zellen bei Patienten mit MS im Schub (Soilu-Hänninen u. a. 2005). Eine neuere Studie zeigte eine signifikant erhöhte Häufigkeit CD49d+ Zellen unter allen TREG bei Patienten mit RR-MS (nicht aber SP-MS) im Vergleich zu gesunden Kontrollen (Venken u. a. 2008a). Stenner u. a. (2008) untersuchten den Effekt einer VLA-4 Blockade mit dem monoklonalen Antikörper Natalizumab auf CD25high FoxP3+ TREG bei Patienten mit RR-MS. Die Autoren konnten zeigen, dass die Bindungskapazität von Natalizumab bei TREG signifikant schwächer ist und TREG weniger VLA-4 exprimieren als FoxP3- T-Zellen. Diese Ergebnisse fanden sich jedoch sowohl im Blut von RR-MS Patienten, als auch bei gesunden Kontrollen (Stenner u. a. 2008). Allerdings untersuchte die Studie kein Liquormaterial und beinhaltete keine Patienten mit CIS. Eine spätere Studie aus der selben Arbeitsgruppe konnte nachweisen, dass TREG konstitutiv eine höhere Zellmotilität über die BHS in vitro unter nicht-inflammatorischen Bedingungen aufweisen, als CD4+ FoxP3- Effektorzellen. Es zeigte sich eine Akkumulation der TREG in oder auf einer in vitro kultivierten Endothelschicht, was hinweisend auf einen Vorteil in der Initiierung der frühen Schritte der Diapedese über die BHS ist. TREG von Patienten mit RR-MS wiesen eine reduzierte 1.4. Ableitung der Fragestellung 23 Fähigkeit zur Diapedese auf verglichen mit gesunden Kontrollen. Die Autoren schlußfolgerten, dass die gesteigerte Migratonsfähigkeit der TREG unter physiologischen Bedingungen zum Erhalt der Immunhomöostase und eines regulatorischen Equilibriums im ZNS beiträgt. Die beeinträchtige Migrationsfähigkeit bei Patienten mit MS ist hinweisend auf zusätzliche Aspekte in der Pathophysiologie der TREG neben einer gestörten Effektorfunktion und könnte zur Bildung früher ZNS-Läsionen beitragen (Schneider-Hohendorf u. a. 2010). 1.4. Ableitung der Fragestellung Aktuelle Hypothesen zur Immunpathogenese der MS beinhalten als zelluläre Komponente u. a. die Involvierung von regulatorischen T-Zellen, CD4+/CD8+ T-Zellen, Makrophagen und B-Zellen im ZNS. Autoreaktive T-Zellen aus der Peripherie wandern ins ZNS ein, treffen dort auf ihr Antigen und sind für die neuroinflammatorische Reaktion verantwortlich, die über humorale und zelluläre Immunreaktion zu Myelin- und Axonschaden führt (Bhat, Steinman 2009). Dabei spielt die Aufrechterhaltung der zellulären Homöostase über die Blut-Hirn-Schranke und die Blut-CSF-Schranke eine entscheidende Rolle (Engelhardt 2010), auch über quantitative Unterschiede einzelner Zellpopulationen im CSF und PBL wurde bei Patienten mit definitiver MS berichtet (Feger u. a. 2007a; Venken u. a. 2008a; Lee-Chang u. a. 2011). Das MRT als Surrogatparamter für entzündliche Aktivität erlaubt dabei eine Quantifizierung und Objektivierung zerebraler Entzündung, gemessen an Läsionslast und Anzahl T2 -hyperintenser Läsionen (Fisniku u. a. 2008). Diese Studie geht der Fragestellung nach, ob eine Dysbalance zwischen Blutund Liquorkompartiment bestimmter Immunzelltypen bei Patienten mit CIS im Vergleich zu gesunden Kontrollen besteht und ob das Ausmaß einer möglichen Dysbalance mit dem Grad der zentralnervösen Entzündung, gemessen anhand der Läsionslast im cMRT, korreliert. Die Darstellungsweise der Häufigkeiten durch Quotienten (PBL/CSF) erlaubt dabei ein relatives (Un)-Gleichgewicht zwischen dem Blut- und Liquorkompartiment zu erfassen und Hypothesen zur Immunhomöostase aufzustellen und wurde schon von früheren Forschungsgruppen zur Charakterisierung einer gestörten Zellhomöostase eingesetzt (Kleine u. a. 1999). Aktualität erlangt das Konzept der Dysbalance und Immunhomöostase durch gegenwärtige erfolgreiche Therapiestrategien, die eine Re-balancierung pro- und antientzündlicher Zellen z. B. durch Transfer regulatorischer Zellen im Tierversuch (Stephens u. a. 2009) oder Beeinflussung der Diapedese 1.4. Ableitung der Fragestellung 24 von Leukozyten über die Blut-Hirn-Schranke (Horga, Tintoré 2010) erfolgreich einsetzen. Wir entschieden uns für eine Auswahl an immunphänotypischen Markern im FACS für T-, B-, Plasma- und Memoryzellen und Makrophagen wie in Tabelle 2.1 auf Seite 30 beschrieben, weil die kombinierte quantitative Analyse dieser Zellpopulationen möglicherweise Schlüsse auf ein für das CIS charakteristisches Immunzellprofil und seine Verteilung über die Kompartimente erlaubt. 2. Material und Methoden 2.1. Patienten und Probanden Die Studienkohorte setzt sich aus 46 Patienten mit CIS (CIS-I), 18 Patienten mit MS und 25 gesunden Kontrollpersonen (KONTROLLE-I) zusammen. Die Indikation zur Lumbalpunktion bei Patienten der Kontrollgruppe bestand aus unklarem (Kopf)Schmerzsyndrom, Normaldruckhydrozephalus, Pseudotumor cerebri, Verdacht auf Neuroborreliose und psychiatrischer Indikation. Durchflusszytometrisch wurden von allen Patienten Blut- und Liquorporoben in den Färbungen I–V untersucht (siehe Tabelle 2.1 auf Seite 30). Nachdem sich in Zwischenanalysen ein quantitativer Unterschied für CD25+ TREGs abzeichnete, wurde das Antikörperpanel um eine weitere Färbung mit CD25 und CD49d erweitert. Um genügend Zellmaterial an CD25high CD49d+ Zellen im FACS einsetzen zu können, wurde auf das bisherige Panel der Färbungen I–V in einer zweiten Kohorte verzichtet. Diese VLA-4 Kohorte setzt sich aus n = 18 (CIS-II) und n = 18 (KONTROLLE-II) Patienten zusammen, für die nur Färbung VI vorliegt. Es galten die selben Einschlusskriterien wie für die Kohorten CIS-I, MS-I und KONTROLLE-I. Neben kranialer Magnetresonanztomografie nach standardisiertem Protokoll (T2 Fast-spin-echo, T1 Spin-Echo, FLAIR, Protonendichtewichtung + T2 Fastspin-echo, T1 Spin-echo + Kontrastmittel, siehe Abschnitt 2.5 auf Seite 36), Liquor- und Venenpunktion wurde von allen Patienten mit CIS bei Diagnosestellung und als Follow-up nach einem Jahr der EDSS-Score von zertifizierten EDSS-Untersuchern (Expanded Disability Status Scale, EDSS, L. Kappos, CH-4031 Basel, Schweiz, siehe http://www.neurostatus.net/index.php) erhoben. Die Patientenrekrutierung begann im Jahr 2007 und endete im Jahr 2010. Retrospektiv wurden alle Patienten eingeschlossen, welche die Einschlusskriterien erfüllten. Somit datieren die stationären Aufenthalte der Patienten aus den Jahren 2005 bis 2010. Einschlusskriterien für die Kohorte der CIS-Patienten waren folgende: 25 2.1. Patienten und Probanden 26 Auftreten eines ersten fokal-neurologischen Defizits wie z. B. einer Opti- kusneuritis, welches nicht durch andere Krankheiten erklärt werden kann und mindestens für 24 Stunden persistiert Objektivierbarkeit des Defizits im Krankenhaus, z. B. durch eine klini- sche Untersuchung mit Erhebung des EDSS-Scores oder Elektrophysiologie (anamnestische Defizite wurden nicht berücksichtigt) Fehlen einer anderen entzündlichen (chronischen) demyelinisierenden ZNS- Erkrankung Keine Einnahme immunmodulatorischer Medikamente, wie z. B. Cortison oder Interferone Liquor- und Venenpunktion zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Zeitnahes cMRT nicht später als 90 Tage nach der Punktion in der neu- roradiologischen Abteilung der Uniklinik Marburg mit MS-Programm“, ” bestehend aus Protonenwichtung, FLAIR-Sequenz, T1 und T2 -Wichtung. Einschlusskriterien für die Kohorte der gesunden Kontrollpersonen waren folgende: Fehlen einer zentral-neurologischen Erkrankung (z. B. Morbus Parkinson, Schlaganfall, Gehirntumor, Meningitis) oder peripher-entzündlichen Erkrankung Keine Einnahme einer immunmodulatorischen Therapie, wie z. B. Corti- son oder Interferone Liquorpunktion und Venenpunktion zum Zeitpunkt der Diagnosestellung Alle Patienten wurden aus dem MS-Zentrum der Neurologischen Universitätsklinik Marburg rekrutiert, es wurden keine Daten aus Drittlaboren oder von niedergelassenen Ärzten verwendet. Die Liquor- und Venenpunktion sowie das cMRT und auch die klinische Untersuchung mit Erhebung des EDSS waren regulärer Bestandteil der diagnostischen Routine im Krankenhaus, somit wurden ausschliesslich Restproben im FACS verwertet und die Patienten keiner zusätzlichen paraklinischen Diagnostik unterzogen. Die Studie wurde von der Ethikkommission des Fachbereichs Medizin der Philipps-Universität Marburg geprüft (positives Ethikvotum vom 23.10.2000, Studie 126/00, liegt vor). 2.2. Skalen, Definitionen und Material 27 2.2. Skalen, Definitionen und Material 2.2.1. Expanded Disability Status Scale Score (EDSS) Zur Erfassung der körperlichen Beeinträchtigung durch MS wurde eine von Kappos (L. Kappos, Department of Neurology, University Hospitals, CH-4031 Basel, Version 11/99) leicht modifizierte Version des etablierten EDSS-Scores (Kurtzke 1983) benutzt. Dieser beruht auf einer standardisierten neurologischen Untersuchung, mit der sich anhand von Beurteilung in acht Funktionssystemen ein nominaler Scorewert von eins bis zehn in Schritten von jeweils einem halben Punktwert ableiten lässt. Es werden die Ergebnisse der neurologischen Untersuchung in den Bereichen Optik, Hirnstamm, Motorik, Cerebellum, Sensibilität, Blasen- und Mastdarmfunktion, mentaler Status und Gehstrecke berücksichtigt und in Schweregrade unterteilt. Aus den Graden errechnet sich nach einem standardisierten Verfahren der EDSS-Score. Dabei bedeutet ein EDSS < 4,0 eine weitgehend uneingeschränkte Gehstrecke, während Patienten mit einem EDSS > 4,0 abhängig von der Gehstrecke weiter differenziert werden. Ab einem Punktwert von 7,0 ist der Patient auf einen Rollstuhl angewiesen, ab einem Wert von 8,5 überwiegend bettlägerig. Ein Wert von 10 bedeutet den Tod durch MS. Für eine detailliertere Beschreibung und eine Kopie des in dieser Studie verwendeten Erfassungsbogens siehe Tabelle A.1 auf Seite 91 im Anhang. Ein EDSS Score von 0–3 nach 10 Jahren weist auf eine langsam progrediente Erkrankung, hin wie sie bei ca. 20 % der Patienten mit MS nach 10 Jahren Krankheitsdauer vorliegt (Hawkins, McDonnell 1999). 2.2.2. Die Diagnosekriterien nach McDonald Die Diagnose MS“ ist eine klinische Diagnose, wobei nach Ausschluß aller an” deren in Frage kommenden demyelinisierenden Erkrankungen die topische und zeitliche Dissemination der Entmarkung ausschlaggebend ist. Für die Diagnosestellung der in dieser Studie eingeschlossenen Patienten wurden die im Jahr 2001 von der internationalen Expertenkommission zur MS-Diagnostik erstellten und 2005 und 2011 von Polman revidierten McDonald-Kriterien berücksichtigt (McDonald u. a. 2001; Polman u. a. 2005; Polman u. a. 2011). Räumliche Dissemination bei CIS wurde nach Korteweg u. a. (2009) anhand einer klinischen Untersuchung und eines initialen cMRT diagnostiziert. Für eine detailliertere Darstellung siehe auch Tabelle A.2 auf Seite 92 im Anhang. 2.3. Probenasservierung 28 2.2.3. Geräte und Verbrauchsmaterialien Die verwendeten Geräte, Verbrauchsmaterialien und eingesetzten Computerprogramme sind in Tabelle A auf Seite 94 aufgeführt. 2.3. Probenasservierung 2.3.1. Gewinnung von mononukleären Zellen aus peripher-venösem Blut Zur Gewinnung mononukleären Zellen (PBMCs, peripheral blood mononuclear cells = T-Lymphozyten, B-Lymphozyten, Makrophagen, Monozyten) wurde das synthetische Polysaccharid BICOLL® (Eine Separationssolution mit einer Dichte von ρ=1,077 g/ml) verwendet: Peripher-venöses EDTA-Blut wurde im Verhältnis 1:1 mit PBS (phosphate buffer saline, Phosphatgepufferte NaCl-Lösung) in einer 50 ml Greiner-Tube verdünnt und über 10 ml sterilem BICOLL® mit einer 10 ml Pipette geschichtet. Aufgrund der geringeren Dichte im Vergleich zum Trennmedium, bzw. der höheren Dichte im Vergleich zum Serum sammeln sich die PBMCs in einer Zwischenphase (Interphase), getrennt von den restlichen zellulären Blutbestandteilen und dem Serum. Nach 35 minütiger Zentrifugation bei 1500 U/Minute ohne Bremse und maximaler Auslaufzeit (verhindert die erneute Vermischung der eben getrennten Phasen) wurde der Überstand abgehoben, der oberhalb des Bicollpaques befindliche Ring bestehend aus PBMCs abgeschöpft und in ein neues 50 ml Greiner-Tube überführt. Nach mehrmaligem Waschen (Resuspension mit 30 ml 4°C kaltem PBS, Zentrifugieren bei 1500 U/Minute für 12 Minuten bei 20°C mit Bremse, Verwerfen des Überstandes) erfolgte die Resuspension mit 20 ml RPMI (ein natives Kulturmedium). Aufgrund der Zytotoxizität des BICOLL® (es ist mit über 40 % Zellverlust zu rechnen) wurde darauf geachtet, möglichst wenig in das neue Röhrchen mit zu überführen. Die Zahl der PBMCs wurde anschliessend mit Hilfe einer Fuchs-Rosenthal Zählkammer (siehe Abb.2.1 auf Seite 29) unter Verwendung von 4 %igem Tryptanblau bestimmt und die bicolysierte Blutprobe ggf. kryoasserviert. Zunächst wurden hierzu die Zellen im Verhältnis 1:1 mit Tryptanblau versetzt. Durch ansetzen der Pipettenspitze an der Kante zwischen Deckglas und Kammerboden wurde die Zellsuspension befüllt, durch Kapillarwirkung füllt sich der Spalt ohne Bildung von Luftblasen. Anschließend werden alle Quadrate mäanderförmig in Doppelbestimmung (Auszählen beider Zählnetze mit Bildung des Mittelwerts) ausgezählt und die Zahl der PBMCs 2.3. Probenasservierung 29 Abbildung 2.1.: Schematische Abbildung einer Fuchs-Rosenthal Zählkammer. Für die Zellzählung im Liquor wird am häufigsten die Fuchs-Rosenthal Kammer verwendet. Es wird die gesamte Fläche, die 16 x 16 Großquadrate aufweist, ausgezählt. Diese Zählkammer unterscheidet sich von den üblichen Kammern zur Blutzellenzählung nicht nur durch den größeren Flächeninhalt (16 mm2 ), sondern auch durch die größere Kammertiefe (0,2 mm) und damit größeren Rauminhalt (3,2 ml). Bildquelle: http://www.zaehlkammer.de/deutsch/fuchs. rosenthal.html nach folgender Formel bestimmt: ausgez. Zellen = Zellen pro ml Blut ausgez. Fläche (mm2 ) x Tiefe (mm) x Verdünnung ml Blut Als Verdünnung durch das Tryptanblau gilt in diesem Fall ein Verhältnis von 1:2. 2.3.2. Kryoasservierung von PBMCs Zur Asservierung bei -140°C wurden die Zellen zentrifugiert (10 Minuten bei 1200 U/Minute), in 800 µl CTM aufgenommen und bei Kühlung auf Eis in Kryoröhrchen überführt. Anschliessend wurden 800 µl steril filtrierte Einfrierlösung (20 % DMSO, 80 % FCS) langsam hinzu gegeben. Die Röhrchen wurden anschliessend in speziellen Nalgene®-Einfrierboxen zunächst über Nacht bei -80°C eingefroren und am darauf folgenden Tag auf -140°C heruntergekühlt. 2.3.3. Kryoasservierung von Liquor Zur Asservierung der Zellen des Liquor cerebrospinalis wurde die Probe (optimalerweise mindestens 15 ml für eine ausreichende Zellzahl) bei 1200 U/Minute 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 30 für zehn Minuten abzentrifugiert. Nach Abwurf des Überstandes wurde sie mit 500 µl RPMI 1640 und 500 µl Kryomedium (Exothermes Medium, bestehend aus 50 % FCS, 30 % RPMI und 20 % DMSO) versetzt und in ein 20 ml KryoRöhrchen überführt. In einer Einfrierbox wurde die Probe über Nacht bei -80°C auf Propanol tiefgefroren und anschliessend bei -140°C gelagert. 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) Tabelle 2.1.: Antikörperpanels und untersuchte Zellpopulationen. Ein +“ bedeutet die Expri” mation der jeweiligen Zellpopulation für das CD-Molekül, gegen das der Antikörper gerichtet ist. Für eine tabellarische Darstellung der Klone und Firmen siehe Tabelle A auf Seite 94 Färbung I Antikörperpanel Untersuchte Zellpopulation CD3 (PerCP), CD4 (FITC), CD8 CD4+ CD25high TREGs (APC), CD25 (PE) Färbung II Färbung III CD3 (PerCP), CD4 (APC), CD8 CD4+ CD28+ T-Zellen (FITC), CD28 (PE) CD8+ CD28+ T-Zellen CD4 (PerCP), CD19 (APC), CD27 CD19+ B-Zellen (FITC), CD138 (PE) CD19- CD138+ Plasmazellen CD19+ CD27+ Memory B-Zellen CD4+ CD27+ Memory B-Zellen CD4+ CD27- Memory B-Zellen Färbung IV CD4 (APC), CD8 (PerCP), CD45RA (PE), CD62L (FITC) CD4+ CD45RA+ CD62L+ Thymusemigranten CD8+ CD45RA +CD62L+ Thymusemigranten Färbung V CD3 (PerCP), CD14 (FITC), CD16 CD14+ CD16- Monozyten (PerCP), CD20 (APC), CD14- CD16+ Monozyten CD14+ CD16+ Monozyten Färbung VI CD3 (PerCP), CD4 (APC), CD25 CD4+ CD25high CD49d+ TREGs (FITC), CD49d (PE) CD4+ CD25med CD49d+ TREGs CD4+ CD25low CD49d+ TREGs Im FACS (Fluorescence Activated Cell Sorting; Durchflusszytometrie) können Zellen anhand ihrer spezifischen Größe, Struktur, Oberflächenbeschaffenheit und intrazellulären Struktur unterschieden und gezählt werden. Die Durchflusszytometrie quantifiziert dabei im Vergleich zur Mikroskopie simultan mehrere optische Eigenschaften (Parameter) kompletter Zellen mit hoher Durchsatzra- 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 31 Abbildung 2.3.: FACS: Vollblutprobe im FSC/SSC Dotplot. Im FSC/SSC Dotplot lassen sich folgende ZellpopuAbbildung 2.2.: Hydrodynamische Fokussierung in der Messküvette. Abb.: BD Bios- lationen erkennen, wenn man die Zellen nach Granularität und Größe trennt: Granulozyten, Monozyten und Makrophagen, Lymphozyten und Zelldebris. Abb.: Eigene Grafik ciences te, indem diese nach Markierung mit einem Fluoreszenzfarbstoff (Fluorochrom) an einem Laserstrahl vorbeigeleitet werden. Passieren die suspendierten Einzelzellen den Laserstrahl, senden sie dabei in Abhängigkeit vom Zelltyp und der Probenvorbereitung charakteristische Lichtsignale aus, die mittels geeigneter Detektoren nachgewiesen werden. Dabei entsteht zum einen Streulicht, welches als Vorwärts- (Forwardscatter, FSC) sowie Seitwärtsstreulicht (Sidewardscatter, SCC) Aussagen über folgende Zellparameter erlaubt: Ihre relative Größe (im Vorwärtsstreulicht) Ihre relative Granularität (im Seitwärtsstreulicht) Ihre spezifische Fluoreszenz (FL1, FL2, FL3, FL4 . . . ) und die entspre- chende relative Fluoreszenzintensität Der Einsatz mehrerer verschiedener Fluorochrome erlaubt anhand ihres spezifischen Absorptions- und Emissionsspektrums und der Zuordnung zu oberflächenspezifischen monoklonalen Antikörpern eine Bestimmung verschiedener Zellcharakteristika (Zellpopulationen, siehe Abbildung 2.3 auf Seite 31). Die relative Fluoreszenzintensität ist dabei direkt proportional zur Menge der über Antikörper gebundenen Fluorochrommoleküle. Zur Beschleunigung und Erzeugung eines laminaren Stroms aus Zellen erfolgt in der Messküvette eine Reduzierung des Querschnitts (hydrodynamische Fokussierung, siehe Abbildung 2.2 auf Seite 31). Für eine Übersicht der durchgeführten Färbungen, der dabei verwendeten Antikörper und der untersuchten Zellpopulationen siehe Tabelle 2.1 auf Seite 30. 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 32 2.4.1. Färbung von peripherem Blut Sich an publizierten Methoden orientierend (Tackenberg u. a. 2007), wurde das peripher-venöse Blut nach Aufbereitung (siehe 2.3.1 auf Seite 28) wie im folgenden dargestellt für die FACS-Analyse bearbeitet: Nach 1:1 Verdünnung mit PBS wurden jeweils 200 µl EDTA-versetztes Blut pro Well auf eine 96-wellRundboden-Mikrotiterplatte gegeben. Die Platte wurde anschliessend für vier Minuten bei 1200 U/Minute und 10°C zentrifugiert, der Überstand verworfen und die Platte z.B. mit Zellstoff getrocknet. Danach erfolgte die Färbung der im Rundboden verbliebenen Blutzellen mit je 5 µl pro Well des spezifischen Antikörperpanels. Nach sorgfältiger Resuspension mit einer Mehrkanalpipette wurde die Platte für 25 Minuten auf Eis in Dunkelheit inkubiert. Das Mischungsverhältnis der Antikörper war abhängig vom fluoreszierenden Farbstoff, mit dem der Antikörper gekoppelt, war und betrug PerCP(1 Teil): APC(1 Teil): PE(1,5 Teile):FITC(1,5 Teile). Die unter allen Zellen noch verbliebenen Erythrozyten wurden zweimal mit je 180 µl Erythrozytenlyse (PharMingen Lyse; Ammoniumchloridlösung zu Aqua dest. im Verhältnis 1:10) lysiert und im Anschluß für zehn Minuten im Dunklen bei Raumtemperatur inkubiert. Nach vierminütiger Zentrifugation bei 1200 U/Minute und Abwurf des Überstandes wurden die Wells mit einer Waschlösung (4°C kaltes PBS mit 2,5 Fetal Calf Serum [FCS]) einmal gewaschen und erneut für vier Minuten zentrifugiert. Im letzten Schritt wurden die jetzt gefärbten Zellen in 200 µl CellWash® Lösung resuspendiert, in 5 ml Falcon-Röhrchen überführt und am Durchflusszytometer mittels CellQuest® Software quantifiziert. Weisse Blutzellen können am Zytometer durch die charakteristische Verteilung der Werte für SSC/FSC (Granularitat/Zellgrösse) identifiziert und entsprechend der Verwendung der monoklonalen AK weiter spezifiziert werden. Aus statistischen Gründen bedarf es hierbei einer Mindestmenge von ca. 5000 Lymphozyten pro Messung (Tackenberg u. a. 2007). 2.4.2. Färbung von Liquor Die Aufbereitung der Zellen im Liquor für die FACS-Analyse unterscheidet sich nicht grundlegend von der Aufbereitung der Blutzellen: 15 ml Liquor wurden für 10 Minuten bei 1200 U/Minute abzentrifugiert, der Überstand abgehoben und das Sediment auf dem Schüttler gelockert. Ohne Verdünnung erhielt jedes Well der 96-well-Rundboden-Mikrotiterplatte 25 µl der Zellen und je 5 µl des spezifischen Antikörperpanels (Siehe Tabelle 2.1 auf Seite 30), anschliessend gab man 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 33 die Platte im Dunklen für 25 Minuten auf Eis. Nach Ablauf der Zeit wurden die wells mit je 150 µl Cellwash oder Waschlösung (siehe Abschnitt 2.4.1 auf Seite 32) beschickt und resuspensiert, für vier Minuten bei 1200 U/Minute abzentrifugiert und der Überstand verworfen. Dieser Waschvorgang wurde zweibis dreimal wiederholt. Zur Analyse im FACS-Gerät wurden die Zellen abpipettiert und in ein Falcon-Röhrchen überführt. 2.4.3. Auswertung im FACS Abbildung 2.4.: Identifikation von CD25high TREG. Links: Es ist deutlich eine CD25high Population zu erkennen, die sich von einer CD25med und einer CD25low Population unterscheidet. Rechts: Färbung der TREG mit CD49d und Darstellung der MFI. Ein Marker selektiert den Peak der VLA-4 Intensität. Abb.: Eigene Grafik In dieser Arbeit wurden die durch Venenpunktion gewonnen PBMCs und der Liquor cerebrospinalis aller Probanden durchflusszytometrisch untersucht. In die statistische Berechnung ging sowohl die Zellzahl einer bestimmten Zellpopulation als Absolutwert, wie auch das Verhältnis der Zellen in Blut und Liquor (Quotient QP BL:CSF ) ein. Dabei wurde der relative Anteil der speziellen Population an T-Zellen, B-Zellen oder Monozyten für Blut und Liquor getrennt bestimmt und anschliessend daraus der Quotient gebildet (siehe Abbildung 2.5 auf Seite 34). Somit lässt sich ein bestehendes relatives Ungleichgewicht der Zellen über die humoralen Kompartimente Blut und Liquor quantifizieren. Für die Angabe der Prozentwerte bei der Berechnung der Quotienten gilt, dass die Bezugspopulation für B-Zellen jeweils alle Lymphozyten“, für T-Zellen alle ” ” CD4+ bzw. CD8+ Lymphozyten“ und für Monozyten und Makrophagen alle ” 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 34 Abbildung 2.5.: Berechnung des Quotienten QP BL:CSF am Beispiel der Färbung I. Linke Reihe PBL, rechte Reihe CSF. Im FSC/SSC Dotplot (erste Bildreihe) wurden die Lymphozyten ausgewählt und hinsichtlich ihrer Exprimierung von CD3 und CD4 weiter differenziert (zweite Bildreihe). Im letzten Schritt wurden die CD25high positiven Zellen sondiert und ihr prozentualer Anteil an allen CD4 positiven Zellen errechnet. Aus den beiden Anteilen in Blut und Liquor berechnet sich anschliessen der Quotient QP BL:CSF . PBMCs“ ist. Die Angabe 5,6 % CD4+CD25+ Zellen“ liest sich also 5,6 % al” ” ler CD4+ Zellen waren CD25+“. Die Quotienten errechneten sich immer nach der Formel P rozentwertP BL P rozentwertCSF . In Färbung I wurden CD4+ CD25high TREG untersucht. Im FSC/SSC Dotplot wurden alle Lymphozyten erfasst, R2 beinhaltete CD3+ CD4+ Zellen. R3 umfasste CD4+ CD25high Lymphozyten. Färbung VI untersuchte die mittlere Fluoreszenzintensität (MFI) der TREG. R1–R3 war identisch mit Färbung I. Zusätzlich wurden die TREG mit CD49d gefärbt und die MFI aller Zellen berechnet. Die gleiche Analyse wurde für CD25med mit mittelstarker Expression von CD25 und CD25low mit schwacher Expression von CD25 durchgeführt (siehe Abbildung 2.4 auf Seite 33). Für eine Übersicht der Färbungen im FACS siehe Abbildung 2.6 auf Seite 35. 2.4. Durchflusszytometrie (FACS) 35 Abbildung 2.6.: Übersicht der Lymphozytensubpopulationen im FACS. A1, A2 (CD28): Im FSC/ SSC Dotplot wurden alle Lymphozyten einbezogen. In R2 wurden CD3+ CD4+ und CD3+ CD4- ( = CD8+) Zellen identifiziert (A1). Im 3. Gate lassen sich CD28+ Lymphozyten abgrenzen (A2). B1, B2 (Thymusemigranten): Im FSC/SSC Dotplot wurden alle Lymphozyten erfasst, das zweite Gate wurde auf CD4+ bzw. CD8+ Zellen gelegt. In R3 lassen sich CD4+ CD45RA+ CD62L+ und CD8+ CD45RA+ CD62L+ Lymphozyten abgrenzen. C1, C2, C3, C4 (B-Zellreihe): Im FSC/SSC Dotplot wurden alle Lymphozyten erfasst, R2 enthielt alle CD4- CD19+ Zellen (C1). Es sind deutlich Populationen für CD19 und CD27 zu erkennen (C2). In R3 lassen sich CD19 CD27+ Memory B-Zellen abgrenzen (C3). Für Plasmazellen umfasste R2 alle CD4- CD19- Zellen, in R3 wurden CD138+ Plasmazellen identifiziert (nicht dargestellt). Für T-Zellen lag R2 auf CD19- CD4+ Zellen, in R3 wurden dann CD27+ Memory-T und CD27- Effektor T-Zellen unterschieden (C4). D1, D2 (Monozyten): Im FSC/SSC Dotplot wurden alle mononukleären Zellen erfasst. R2 lag auf CD3- CD20- Non-B-non-T-Zellen (D1). In R3 wurden die verschiedenen Monozytensubpopulationen analysiert (D4). Abb.: Eigene Grafik 2.5. Magnetresonanztomografie 36 2.5. Magnetresonanztomografie Abbildung 2.7.: MS-Läsionen in verschiedenen MRT-Wichtungen. Links: Zwei periventrikuläre Läsionen einer Patientin mit CIS im T1 -gewichteten MRT. Rechts: Volumetrische Bestimmung der Läsionslast in Protonenwichtung bei der selben Patientin. Sämtliche Läsionen wurden mithilfe eines Werkzeugs in der Workstation für jede Schicht separat manuell umfahren um die kumulative Läsionslast in mm2 zu erhalten (unten rechts). Zur Errechnung der kumulierten Läsionslast über alle Schichten wurden die EInzelläsionen addiert und mit dem Faktor 6,6 mm multipliziert. Zu erkennen ist ausserdem das perifokale Ödem. Abbildung: eigene Grafik Als Meßgerät diente ein Kernspintomograf der Firma General Electrics Healthcare (Signa Horizon) mit 1,5 Tesla Feldstärke. Folgenden Sequenzen und Parametern wurden bei Patienten mit CIS und MS gemessen: Sag. T2 Fast-spin-echo (TE 85 ms, TR 3000 ms, FOV 24 cm, Frequenz 320, Phase 256, Schichtdicke 3 mm, gap 10 %) Ax. T1 Spin-Echo (TE Min Full, TR 475 ms, FOV 24 cm, Frequenz 320, Phase 224, Schichtdicke 6 mm, gap 10 %) Ax. FLAIR (TE 80 ms, TR 10000, FOV 24 cm, Frequenz 256, Phase 192, Schichtdicke 6 mm, gap 10 %) Ax. Protonendichtewichtung + T2 Fast-spin-echo (TE 25 ms, TR 3250 ms, FOV 24 cm, Frequenz 320, Phase 256, Schichtdicke 6 mm, gap 10 %) Ax. T1 Spin-echo + Kontrastmittel (TE Min Full, TR 475 ms, FOV 24 cm, Frequenz 320, Phase 224, Schichtdicke 6 mm, gap 10 %) 2.6. Biostatistische Methoden 37 Für die quantitative Analyse wurden in PD und T2 -Wichtung hyperintense Läsionen berücksichtig, wie in der Literatur beschrieben (CHAMPS Study Group, 2002) . Die FLAIR-Sequenz diente als Suchsequenz für die Läsionen, die eigentliche Volumetrie wurde in der Protonendichtewichtung (PD) mittels des integrierten Werkzeuges der Advantage Workstation der Firma GE Healthcare durchgeführt. Die Software erlaubt es dabei, Schichtbilder in PD und T2 -Wichtung simultan zu befunden um besser zwischen Läsionen und Liquor diskriminieren zu können. Dabei wurden Läsionen ausgewertet, die sowohl in der FLAIR, als auch in der PD-Sequenz erkennbar waren und manuell mithilfe des integrierten Werkzeuges umfahren, um eine zweidimensionale Läsionsfläche pro Schicht zu erhalten. Zur Quantifizierung der kumulativen Läsionslast wurden die gesamten Läsionsflächen in mm2 aller Läsionen und aller Schichten in PD-Wichtung addiert und mit dem Faktor 6,6 mm multipliziert, um eine bestmögliche Näherung für die Läsionslast in mm3 zu erhalten. Der Faktor setzt sich aus 6mm Schichtdicke und einem nicht vom Scanner erfassten Zwischenraum von 10 % (sog. Gap) zusammen. In Abbildung 2.7 auf Seite 36 sind exemplarisch zwei Läsionen in T1 -Wichtung und die volumetrische Bestimmung in PD-Wichtung dargestellt. In der Protonenwichtung lassen sich Läsionen durch den starken Kontrast der Graustufen gut volumetrisch bestimmen. Die kumulative zerebrale Läsionslast dient dabei der Quantifizierung und Objektivierung der entzündlichen Aktivität bei Patienten mit MS und dient als Surrogatmarker für die Evolution der Krankheit (Brex u. a. 2002; Sormani u. a. 2009). 2.6. Biostatistische Methoden Zur Überprüfung signifikanter Unterschiede zwischen der CIS, MS und Kontrollkohorte wurde der zweiseitige Mann-Whitney-U Test für unverbundene Stichproben benutzt. Die Korrelationsanalyse der Quotienten mit der Läsionslast erfolgte mittels dem bivariaten Korrelationskoeffizient Spearman´s rho. Die ROCAnalyse der Quotienten beinhaltete die Area under the curve“ als globaler ” Paramter für die Güte der ROC sowie den p-Wert. Der optimale Cut-off wurde aus dem maximalen Produkt aus Sensitivität und Spezifität aller möglichen Cutoffs bestimmt und entspricht in der grafischen Auftragung der Sensitivität (Ordinate) gegen 1-Spezifität (Abszisse) dem Scheitelpunkt der Kurve. Die ROC wurde nur bei signifikantem Unterschied der Quotienten durchgeführt. Bei sämtlichen statistischen Vergleichen wurden zweiseitige Tests auf einem 5 %igen 2.6. Biostatistische Methoden 38 Signifikanzniveau durchgeführt, Konfidenzintervalle wurden auf dem 95 % Niveau als signifikant betrachtet. Wenn nötig, wurde die konservative BonferroniKorrektur für multiples Testen angewendet und der p-Wert entsprechend angeglichen. Für sämtliche statistische Auswertungen wurde SPSS®16.0 (Statistical Package for the Social Sciences) benutzt, für die Datenorganisation MS Excel® 2007 und MS Word® 2007. 3. Ergebnisse 3.1. Patientenkollektiv Insgesamt wurden 64 therapienaive Patienten mit CIS, 18 Patienten mit definitiver MS und 43 Patienten mit nicht-inflammatorischen neurologischen Krankheiten eingeschlossen und in insgesamt fünf Kohorten eingeteilt (CIS-I, CISII, MS, KONTROLLE-I, KONTROLLE-II). Die MS-Kohorte setzt sich aus 11 Patienten mit RR-MS, 6 mit SP-MS und einem mit PP-MS zusammen. Die Liquorpunktion wurde im Durchschnitt mit 15 ± 28 Tagen Abstand zum MRT durchgeführt. Oligoklonale Banden im Liquor fanden sich in 98,8 % der Patienten mit CIS und bei keinem Patient in der Kontrollkohorte. Die mittlere Läsionslast im T2 -gewichteten cMRT aller CIS-Patienten lag bei 3 188 ± 7 452 mm3 . Insgesamt drei Patienten präsentierten sich mit initial unauffälligem MRT, die mittlere Läsionszahl betrug 17 ± 23. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Kohorten CIS-I und CIS-II im Hinblick auf Läsionsvolumen oder Anzahl der Läsionen (Daten nicht abgebildet). Ein initialer EDSS lag von allen eingeschlossenen Patienten mit CIS und MS vor. Der Median des initialen EDSS bei CIS lag bei 2,0. Der 1-Jahres FollowUp EDSS konnte von 50 (ca. 78 %) der Patienten mit CIS erhoben werden. Von insgesamt 14 Patienten konnte kein Follow-up erhoben werden (lost to followup) oder ihr Studieneinschluss lag zeitlich zu nah am Studienende, sodass das 1-Jahres Intervall nicht eingehalten werden konnte. Für eine umfassende Patientencharakteristik siehe Tabelle 3.1 auf Seite 40, zum therapeutischen Vorgehen im Schub und Intervalltherapie Tabelle 3.2 auf Seite 41. 39 n Geschlecht Alter Jahre n (f:m) MW CIS-I 46 35:11 MS 18 13:05 Kontrolle-I 25 15:10 VLA-4 Kohorte CIS-II 18 13:5 Kontrolle-II 18 06:12 Zellen ± SD, MW ± SD, range Studienkohorte CSF ± 9,7 52] 37 ± 11,3 [1856] 49 ± 16,5 [1974] ± 13 66] 10 ± 8 [131] 3±1 [15] 31 15 [2 ± 8,8 [1848] 44 ± 13,4 [2266] OKB Beginn n, % Klinik FU MW PI ON S ± SD, range B Multifokal P O n, % n,% range [17 35 EDSS ± 16 [373] 3±1 [15] 1 45, 98 ± 1,0 6] 2,8 ± 1,4 [16] ± 1,3 6] 1,8 ± 1,0 [03,5] ± 1,1 2] 0,3 ± 1,4 [-3,01,8] n.a. n.a. 2,4 [1 17, 94 0, 0 18, 100 0, 0 ± 0,81 [14] 2,5 n.a. 1,8 [0 ± 0,93 [03] 1,8 n. a. 0,5 14, 30 23, 50 8, 17 9, 20 12, 26 13, 28 4, 22 9, 50 1, 7 2, 11 2, 11 0, 0 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. ± 1,9 [-5,00,0] 1, 7 10, 57 6, 33 3, 17 4, 22 3, 17 n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. n.a. [-3,5 2,5 Tabelle 3.1.: Patientencharakteristik. Das Patientenkollektiv gliedert sich in die Studienkohorte mit insgesamt n = 89 und die VLA-4 Kohorte mit insgesamt n = 36 Probanden. Für Einzelheiten siehe Abschnitt 3.1 auf Seite 39, zur erhaltenen Therapie siehe Tabelle 3.2 auf Seite 41. Der EDSS Wert wurde bei Krankheitsbeginn und als 1-Jahres Follow-Up (FU) erhoben. Für Patienten, bei denen kein Follow-Up vorlag oder die innerhalb des letzten Jahres vor Studienende eingeschlossen wurden, wurde der Progressionsindex (PI) berechnet. Es sind Doppelnennung bei Prozentangaben unter Klinik“ möglich. ON = Optikusneuritis, ” S = Sensibilitätsstörungen, B = Bulbäre Symptome, P = Paresen, O = Andere 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) 41 Tabelle 3.2.: Patientencharakteristik – Therapie. In der Summe der Prozentwerte sind Abweichungen von 100 % rundungsbedingt. Plasm = Plasmapherese, IF = Interferone, Glat = Glatirameracetat, Nata = Natalizumab, Mitox = Mitoxantron n Therapie Im Schub keine Intervalltherapie keine IF Glat Nata Mitox n, % Steroide Plasma n, % n, % n, % n, % n, % n, % n, % Studienkohorte CIS-I 46 7, 15 37, 80 2, 4 23, 50 18, 39 3, 7 2, 4 0, 0 MS 18 4, 22 14, 78 0, 0 9, 50 5, 28 2, 11 0, 0 2, 11 6, 33 12, 66 0, 0 9, 50 6, 33 1, 6 1, 6 0, 0 VLA-4 Kohorte CIS-II 18 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) Es wurden die Häufigkeiten der TREG unter allen CD4+ Lymphozyten im peripheren Blut und Liquor berechnet und zueinander ins Verhältnis gesetzt. Der für die Kohorten getrennt berechnete Quotient Q wurde untereinander verglichen, die Ergebnisse sind in Abbildung 3.1 auf Seite 42 und Tabelle 3.3 auf Seite 42 dargestellt. Es findet sich ein signifikanter Unterschied der Quotienten im Vergleich der Kohorten CIS-I und KONTROLLE-I (p ≤ 0,001; Q = 1,6 ± 0,76 vs. 1,0 ± 0,78) mit einem größeren Quotienten in der CIS-Kohorte. Eine schwächere Signifikanz lag für den Vergleich von MS und KONTROLLE-I vor (p = 0,014; Q = 1,5 ± 1,02 vs. 1,0 ± 0,78). Diese Ergebnisse sind hinweisend auf ein Ungleichgewicht zwischen Blut- und Liquorkompartiment mit relativem Überwiegen der TREG im peripheren Blut bei Patienten mit CIS und MS. In der Korrelationsanalyse nach Spearman ergaben sich signifikante positive Korrelationen in allen Stratifizierungen (keine, nach geringer Läsionslast und nach EDSS Verbesserung im 1-Jahres FU). Die beste Korrelation konnte für die Stratifizierung nach Läsionslast gezeigt werden (r = 0,68; p ≤ 0,001), die anderen Korrelationskoeffizienten waren mit 0,35 (keine Stratifizierung) bzw. 0,37 (EDSS Verbesserung) deutlich schwächer. Besonders für Patienten mit eher milder zerebraler Läsionslast besteht somit ein positiver Zusammenhang zwischen Quotient und Läsionsvolumen. Je größer das Ungleichgewicht zwischen 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) 42 Abbildung 3.1.: Vergleich der Quotienten für CD25high im Boxplot. Signifikante Unterschiede der Quotienten für den Vergleich der Kohorte CIS-I/MS mit KONTROLLE-I. Die Quotienten für CIS und MS sind erhöht und deuten auf ein relatives Überwiegen der TREG im peripheren Blut im Vergleich zum Liquorkompartiment bei Patienten mit CIS und MS hin. Tabelle 3.3.: Deskriptive Statistik Färbung I. Dargestellt sind die prozentualen Anteile der CD25high Zellen an allen CD4+ Lymphozyten, getrennt für Blut und Liquor sowie der Quotient PBL/CSF. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS-I:KONTROLLE- I, p† = Vergleich von CIS-I:MS, p‡ = Vergleich von MS:KONTROLLE-I. p n % PBL % CSF Quotient p† p‡ CD4+ CD25high CIS-I 46 ± 3,0 19] 8 ± 3,7 [418] 4 ± 2,0 [110] 6 [1 MS 16 KONTROLLE-I 25 ± 1,8 9] 6 ± 3,2 [214] 6 ± 2,8 [111] 4 [0,5 ± 0,76 4,3] 1,5 ± 1,02 [0,64,6] 1,0 ± 0,78 [0,24,7] 1,6 ≤ .001 [0,4 NS .014 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) 43 Tabelle 3.4.: Ergebnisse Färbung I. Dargestellt ist die Korrelationsanalyse des Quotienten mit der Läsionslast im cMRT. Es liegt eine positive signifikante Korrelation vor, der größte Korrelationskoeffizient findet sich in der Stratifizierung für geringe Läsionslast (≤ 6 Läsionen, p = 0,68). in der ROC finden sich für alle Stratifizierungen annähernd identische signifikantsignifikante AUC Werte und Sensitivitäten/spezifitäten. r = Korrelationskoeffizient nach Spearman, AUC = Area under curve, Cut = errechneter Cut-off. Stratifizierung Korrelation ROC r p AUC p Cut Sens Spez PPV NPV LHR keine 0,35 .007 0,79 ≤ .001 1,1 0,76 0,81 0,70 3,19 ≤ 6 Läsionen 0,68 ≤ .001 0,77 ≤ .001 1,1 0,76 0,76 0,69 0,82 3,19 EDSS 0,37 .016 0,81 ≤ .001 1,1 0,79 0,76 0,77 0,78 3,30 CD4+ CD25high 0,76 Blut- und Liquorkompartiment mit relativem Überwiegen der TREG im peripheren Blut ist, desto größer ist die kraniale Läsionslast im initialen cMRT. In der ROC zeigte sich eine durchgängig gute und signifikante AUC zwischen 0,76 und 0,79, was einer Sensitivität und Spezifität von ca. 0,76 entspricht. Die Berechnung ergab einen Cut-off von 1,1 für den Quotienten. Werte oberhalb des Cut-offs sprechen stärker für den positiven Ist-Zustand“, in diesem Fall ” die Diagnose CIS“. Für die Berechnung wurden deshalb Patienten mit CIS ” und einem Quotienten größer als 1,1 als richtig positiv“ zur Bemessung der ” Testgütekriterien betrachtet, gesunde Kontrollpersonen mit einem Quotienten kleiner 1,1 als richtig negativ“. Ein Quotient für TREG von 1,1 diskriminiert in ” ca. 75 % der Fälle erfolgreich zwischen den Diagnosen CIS“ und kein CIS“. Bei ” ” Betrachtung aller Patienten lag bei 81 % der Patienten mit einem Quotienten größer als 1,1 tatsächlich ein CIS vor (positiv prädiktiver Wert, PPW), während bei 70 % mit einem Quotienten kleiner als 1,1 tatsächlich kein CIS diagnostiziert wurde (negativ prädiktiver Wert, NPW). Die Ergebnisse der Korrelationsanalyse und der ROC sind tabellarisch auf Seite 43 und in Abbildung 3.2 auf Seite 44 dargestellt. Die Bonferroni-Korrektur betrug für insgesamt neunfaches Testen der TREG 0,05/9 = 0,0055. Deshalb wurde α = 0,55 % als signifikant betrachtet. In CIS-II wurde die mittlere Fluoreszenzintensität (MFI) für VLA-4 (CD49d) in Abhängigkeit der Expression für CD25 untersucht. Sowohl im PBL als auch im CSF wurde eine absteigende Tendenz der MFI mit steigender Expression von CD25 beobachtet. Die größte MFI wurde bei CD4+ CD25low , die niedrigste für CD4+ CD25high TREG gefunden. Insgesamt war die MFI im PBL signifikant 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) 44 Abbildung 3.2.: Korrelations- und ROC-Analyse für TREG. Links: Signifikante Korrelation nach Spearman für CD4+ CD25high TREG, stratifiziert nach Läsionslast (≤ 6 Läsionen). Je größer das Ungleichgewicht zwischen Blut- und Liquorkompartiment mit relativem Überwiegen der TREG im peripheren Blut ist, desto größer ist die kraniale Läsionslast im initialen cMRT. Rechts: Signifikante ROC für die selbe Zellpopulation in gleicher Stratifizierung. Tabelle 3.5.: Ergebnisse für VLA-4. Dargestellt sind mittlere Fluoreszenzintensitäten (MFI) für VLA-4 der Kohorten CIS-II und KONTROLLE-II im PBL und CSF. Es zeigt sich eine verminderte MFI für alle Expressionsniveaus von CD25 bei Patienten mit CIS. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS-II und KONTROLLE-II im PBL, p† = Vergleich von CIS-II und KONTROLLE-II im CSF. MFI PBL CIS-II CD25low ± 98 [48403] 229 KONTROLLE-II ± 65 286] [65 ± 65 286] [70 CIS-II .029 543 ± 69 379] .012 422 ± 65 396] .010 244 [130 CD25high 167 MFI CSF ± 139 [167726] 338 CD25med 185 p 232 [140 KONTROLLE-II ± 216 [92988] 715 ± 145 678] 539 ± 146 650] 489 [106 431 [107 p† ± 235 [3191 193] .038 ± 140 806] .017 ± 111 691] NS [281 [303 3.2. Färbung I: regulatorische T-Zellen (CD25high ) 45 Abbildung 3.3.: MFI für VLA-4 im PBL stratifiziert nach Expressionsniveau für CD25. Es finden sich signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit CIS und Kontrollen für CD25med und CD25high CD4+ T-Zellen mit einem reduzierten Rezeptorbesatz für VLA-4 bei Patienten mit CIS, CD25low ist knapp nicht signifikant. Transparent hinterlegt: CD4+ CD25low-high TREG im FACS . niedriger als im CSF (Daten nicht gezeigt, p ≤ 0,001), siehe Abbildungen 3.3 und 3.4 auf Seite 45 und 46. Signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit CIS und Kontrollen wurden für CD4+ CD25med und CD4+ CD25high T-Zellen im PBL gefunden, CD4+ CD25low verpasste Signifikanz knapp (p = 0,029). Im CSF war das Ergebnis für CD4+ CD25med ebenfalls signifikant, auch hier war CD4+ CD25low knapp nicht mehr signifikant (p = 0,038). Da die MFI ein indirektes Maß für die Bindungsfähigkeit eines Antikörpers über Rezeptoren auf der Zelloberfläche darstellt, scheint also der Rezeptorbesatz für VLA-4 bei Patienten mit CIS auf allen CD4+ T-Zellen erniedrigt zu sein. Für eine detaillierte Übersicht der MFI siehe Tabelle 3.5 auf Seite 44. Angepasst für die Testung von je zwei Hypothesen für VLA-4 betrug die Bonferroni-Korrektur 0,05/2 = 0,025. Daher wurde im Folgenden α = 2,5 % als statistisch signifikant betrachtet. 3.3. Färbung II: T-Zell Co-Rezeptor (CD28) 46 Abbildung 3.4.: MFI für VLA-4 im CSF stratifiziert nach Expressionsniveau für CD25. Es finden sich signifikante Unterschiede zwischen Patienten mit CIS und Kontrollen für CD4+ CD25med T-Zellen mit einem reduzierten Rezeptorbesatz für VLA-4 bei Patienten mit CIS, CD4+ CD25low verpasst knapp Signifikanz. Transparent hinterlegt: CD4+ CD25low-high TREG im FACS. 3.3. Färbung II: T-Zell Co-Rezeptor (CD28) Die prozentualen Anteile der CD28+ T-Lymphozyten an allen CD4+ bzw. CD8+ Zellen wurden errechnet und jeweils der Quotient aus PBL und CSF gebildet (siehe Tabelle 3.6 auf Seite 47 und Abbildung 3.5 auf Seite 48). Es ergaben sich keine relevanten und signifikanten Unterschiede der Quotienten im Vergleich der Kohorten CIS-I (1,0 ± 0,04 für CD4+ und 1,0 ± 0,5 für CD8), MS (1,0 ± 0,05 für CD4 und 0,9 ± 0,3 für CD8) und KONTROLLE-I (1,0 ± 0,1 für CD4 und 0,8 ± 0,3 für CD8). Diese Daten sprechen gegen das Vorliegen eines relativen Ungleichgewichts im Blut- und Liquorkompartiment bei den Patientenkohorten. In der Korrelationsanalyse nach Spearman ergaben sich keine Hinweise auf eine Korrelation der Quotienten mit der kranialen Läsionslast in beiden Zellpopulationen und allen Stratifizierungen (siehe Tabelle 3.7 auf Seite 48). Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Verteilung der Zellen im PBL und CSF und 3.3. Färbung II: T-Zell Co-Rezeptor (CD28) 47 Tabelle 3.6.: Deskriptive Statistik Färbung II. Dargestellt sind die prozentualen Anteile der CD28+ Zellen an allen CD4+ bzw. CD8+ Lymphozyten, getrennt für Blut und Liquor sowie der Quotient PBL/CSF. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS- I:KONTROLLE-I, p† = Vergleich von CIS-I:MS, p‡ = Vergleich von MS:KONTROLLE-1. p n % PBL % CSF Quotient p† p‡ CD4+ CD28+ CIS-I 45 ± 3,6 99] 94 ± 4,6 [8298] 91 ± 8,1 [7099] 95 [84 MS 18 KONTROLLE-I 24 CD8+ CD28+ CIS-I 45 MS 18 KONTROLLE-I 24 ± 15,3 [1488] 51 ± 12,3 [2769] 49 ± 15,5 [2172] 54 ± 2,2 99] 93 ± 4,8 [8499] 89 ± 7,4 [6398] 95 [90 ± 11,7 [3086] 56 ± 11,4 [2978] 60 ± 9,2 [4177] 61 ± 0,04 1,0] 1,0 ± 0,05 [0,91,1] 1,0 ± 0,1 [0,71,2] 1,0 NS [0,9 ± 0,5 [0,32,7] 0,9 ± 0,3 [0,41,4] 0,8 ± 0,3 [0,31,6] 1,0 NS NS NS NS NS der kranialen Läsionslast als Surrogatparameter für die Schwere der Erkrankung gezeigt werden. Auf eine ROC-Analyse wurde aufgrund des fehlenden Unterschieds der Quotienten verzichtet. Angepasst für die Testung von sechs Hypothesen pro untersuchter Zellpopulation betrug die Bonferroni-Korrektur 0,05/6 = 0,0083. Daher wurde im folgenden α = 0,83 % als statistisch signifikant betrachtet. 3.3. Färbung II: T-Zell Co-Rezeptor (CD28) 48 Abbildung 3.5.: Vergleich der Quotienten für CD28+ im Boxplot. Links: Boxplots für CD4+ CD28+ Zellen. Rechts: Boxplots für CD8+ CD28+ Zellen. Keine relevanten oder signifikanten Unterschiede in den Quotienten im Vergleich der Kohorte CIS-I, MS und gesunden Kontrollen im zweiseitigen Mann-Whitney-U Test für unverbundene Stichproben. Es liegt kein Ungleichgewicht zwischen dem Blut- und Liquorkompartiment vor. Tabelle 3.7.: Ergebnisse Färbung II.Dargestellt ist die Korrelationsanalyse der Quotienten mit der Läsionslast im cMRT. r = Korrelationskoeffizienten nach Spearman, AUC = Area under curve, Cut = errechnete Cut-off. Keine Korrelation in allen Stratifizierungen. Es konnte kein Zusammenhang zwischen der Verteilung der Zellen im PBL und CSF und der kranialen Läsionslast als Surrogatparameter für die Schwere der Erkrankung gefunden werden. Auf die Durchführung der ROC wurde verzichtet. Stratifizierung Korrelation ROC r p AUC keine -0,3 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,1 NS NA EDSS -0,1 NS NA keine -0,2 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,0 NS NA EDSS 0,1 NS NA CD4+ CD28+ CD8+ CD28+ p Cut Sens Spez PPV NPV LHR 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) 49 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) Abbildung 3.6.: Vergleich der Quotienten für CD19+ im Boxplot. Links: Boxplots für reife B-Zellen. Rechts: Boxplots für Memoryzellen. Signifikante Unterschiede der Quotienten im Vergleich der Kohorten CIS-I/MS mit gesunden Kontrollen im zweiseitigen Mann-Whitney-U Test für unverbundene Stichproben. Die erniedrigten Quotienten in den Patientenkohorten resultieren aus einem erhöhten Zellanteil im Liquor. In Färbung III wurde Blut und Liquor auf reife B-Zellen (CD19+), MemoryB-Zellen (CD19+ CD27+), Plasmazellen (CD19- CD138+), Memory-T-Zellen (CD4+ CD27+) und Effektor-T-Zellen (CD4+ CD27-) untersucht. Die Quotienten und Prozentwerte sind in Tabelle 3.8 auf Seite 50 und Abbildung 3.6 auf Seite 49 dargestellt. Nach Bonferroni-Korrektur mit 0,05/6 = 0,0083 für multiples Testen der Quotienten und Korrelationen blieben als statistisch signifikant die p-Werte für reife B-Zellen und Memory B-Zellen (jeweils p ≤ 0,001). Für reife B-Zellen lag der mittlere Quotient bei 4,9 ± 5,5 (CIS) und 14,4 ± 13,2 (Kontrolle), für Memory B-Zellen bei 1,8 ± 1,8 (CIS) und 6,1 ± 4,2 (Kontrolle). Die kleineren Quotienten in den Patientenkohorten resultieren aus einer größeren Häufigkeit der Zellen im Liquor. Es fanden sich signifikant mehr CD19+ und CD19+ CD27+ Zellen im CSF von Patienten als in der Kontrollkohorte.Für reife B-Zellen und Memory B-Zellen wurde im folgenden die ROC Auswertung durchgeführt und die Bonferroni-Korrektur betrug für dreifach zusätzliche Testung 0,05/9 = 0,0055. Der p-Wert der Quotienten für Plasmazellen wurde nach Bonferroni-Adjustierung als nicht signifikant betrachtet. In der ROC für reife und Memory B-Zellen deuten kleinere Werte der Quotienten stärker auf den positiven Ist-Zustand hin, in diesem Fall die Diagnose CIS. Das bedeutet, dass im folgenden Patienten mit einem Quotient kleiner oder gleich als der errechnete Cut-off und der Diagnose CIS als richtig positiv“ ” 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) 50 Tabelle 3.8.: Deskriptive Statistik Färbung III. Dargestellt sind Prozentwerte und Quotienten. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS-I:KONTROLLE-I, p† = Vergleich von CIS-I:MS, p‡ = Vergleich von MS:KONTROLLE-1. p n % PBL % CSF Quotient p† p‡ CD19+ (reife B-Zellen) CIS-I 45 MS 16 KONTROLLE-I 23 CD19- CD138+ (Plasmazellen) CIS-I 45 ± 5,0 [535] 12 ± 6,0 [625] 13 ± 4,8 [428] ± 5,6 [0,533] 6 ± 4,7 [0,721] 2 ± 1,5 [0,36] ± 0,4 3] 0,2 ± 0,1 [0,10,5] 0,4 ± 0,7 [03] ± 2,7 16] 1 ± 2,2 [0,19] 2 ± 1,7 [05] 12 0,3 [0 MS 16 KONTROLLE-I 22 CD19+ CD27+ (Memory-B-Zellen) CIS-I 45 MS 16 KONTROLLE-I 23 ± 2,0 [0,811] 3 ± 1,6 [0,17] 4 ± 3,0 [215] 4 CD4+ CD27+ (Memory-T-Zellen) CIS-I 30 MS 2 KONTROLLE-I 15 ± 4,5 97] 92 ± 0,6 [9293] 89 ± 7,1 [7293] 30 2 KONTROLLE-I 15 [0 ± 0,1 1,6] 1,0 ± 0,04 [1,01,1] 1,0 ± 0,1 [0,91,4] ± 3,1 14] 10 ± 1,6 [911] 14 ± 5,6 [425] 7,8 [1 ≤ .001 NS ≤ .001 .021 [0,0 ± 6,6 99] 88 ± 3,1 [8691] 85 ± 5,1 [7490] [60 ± 4,5 19] 8 ± 0,5 [78] 12 ± 7,3 [429] ± 0,5 2,8] 0,7 ± 1,3 [0,15,0] 0,2 ± 0,2 [0,10,7 0,4 ± 1,8 [0,39,4] 1,7 ± 1,9 [0,37,4] 6,1 ± 4,2 [0,417,5] 91 8 ± 5,5 [0,725,0] 4,3 ± 5,0 [0,921,2] 14,4 ± 13,2 [1,449,5] 4,9 ± 5,0 [0,323] 4 ± 4,5 [0,219] 1 ± 1,3 [0,16] 4 [81 [3 MS 1 92 CD4+ CD27- (Effektor-T-Zellen) CIS-I 5 1,8 1,0 NS NS ≤ .001 NS ≤.001 NS [0,9 ± 1,1 6,1] 0,7 ± 0,2 [0,60,9] 0,9 ± 0,5 [0,41,8] 1,2 NS NS NS [0,4 NS NS 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) 51 Tabelle 3.9.: Ergebnisse Färbung III. Dargestellt ist die Korrelationsanalyse der Quotienten mit der Läsionslast im cMRT und die ROC-Analyse. Es liegt eine signifikante Korrelation für Plasmazellen vor. Die ROC wurde für reife B-Zellen und Memory-B-Zellen durchgeführt. r = Korrelationskoeffizienten nach Spearman, AUC = Area under curve, Cut = errechnete Cut-off. Stratifizierung Korrelation r p ROC AUC p Cut Sens Spez PPV NPV LHR CD19+ (reife B-Zellen) keine -0,07 NS 0,85 ≤ .001 4,4 0,74 0,92 0,94 0,68 9,44 ≤ 6 Läsionen -0,24 NS 0,87 ≤ .001 4,4 0,78 0,92 0,90 0,82 9,78 EDSS -0,21 NS 0,83 ≤ .001 4,4 0,76 0,92 0,93 0,72 9,29 CD19- CD138+ (Plasmazellen) keine 0,41 .006 NA ≤ 6 Läsionen 0,55 .007 NA EDSS 0,26 NS NA CD19+ CD27+ (Memory-B-Zellen) keine -0,20 NS 0,84 ≤ .001 2,8 0,84 0,74 0,86 0,71 3,24 ≤ 6 Läsionen -0,35 NS 0,86 ≤ .001 2,6 0,83 0,78 0,79 0,82 3,80 EDSS -0,24 NS 0,83 ≤ .001 4,6 0,91 0,65 0,80 0,83 2,63 CD4+ CD27+ (Memory-T-Zellen) keine -0,01 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,30 NS NA EDSS 0,06 NS NA CD4+ CD27- (Effektor-T-Zellen) keine -0,02 NS NA ≤ 6 Läsionen -0,40 NS NA EDSS -0,12 NS NA betrachtet wurden, Patienten mit einem Quotienten kleiner als der Cut-off aber ohne klinisch-isoliertes Syndrom als falsch positiv“. ” Für reife B-Zellen erbrachte die ROC für alle Stratifizierungen mit einer Sensitivität von ca. 0,78 und die Spezifität von 0,92 ähnliche Werte. 92 % der Probanden, bei denen ein Quotient kleiner als der errechnete Cut-off gefunden wurde, wurde tatsächlich die Diagnose CIS“ gestellt (PPV, stratifiziert ” nach Läsionslast). Bei 82 % der Probanden mit einem Quotienten größer als der Cut-off konnte die Diagnose CIS“ nicht gestellt werden (NPV). Für Me” mory B-Zellen ohne Stratifizierung lag die Sensitivität bei 0,84 und Spezifität bei 0,74. PPV und NPV waren etwas schwächer als bei der Betrachtung aller 3.4. Färbung III: B-Zell-Reihe (CD27, CD138) 52 reifen B-Zellen. Die Quotienten waren damit in der Lage, zwischen Patienten mit CIS und anderen neurologischen Krankheiten zu diskriminieren. Die Korrelationsanalyse erbrachte schwache bis keine Korrelationen der Quotienten mit der kranialen Läsionslast (nicht signifikant). Lediglich für Plasmazellen deuten r ≈ 0,5 und p-Werte kleiner als 0,008 auf eine mittelgradige positive Korrelation des Quotienten mit der kranialen Läsionslast hin (siehe Tabelle 3.9 auf Seite 51 und Abbildung 3.7 auf Seite 52). Dies würde paradoxerweise bedeuten, dass je mehr Plasmazellen im Blut bzw. je weniger im Liquor vorhanden sind, desto größer die Läsionslast ist. Abbildung 3.7.: Korrelations- und ROC-Analyse für CD19. Links: signifikante Korrelationsanalyse für Plasmazellen. Rechts: ROC für reife B-Zellen (Kreise) und Memory B-Zellen (Kreuze). Beide ohne Stratifizierung. 3.5. Färbung IV: Thymusemigranten (CD45RA, CD62L) 53 3.5. Färbung IV: Thymusemigranten (CD45RA, CD62L) Abbildung 3.8.: Vergleich der Quotienten für CD45 im Boxplot. Links: Boxplots für CD4+ Thymusemigranten. Rechts: Boxplots für CD8+ Thymusemigranten. Keine signifikanten Unterschiede der Quotienten und somit kein Dysäquilibrium für Thymusemigranten in den Patientenkohorten. Für eine Übersichtliche Darstellung der Quotienten siehe Tabelle 3.10 auf Seite 54 und Abbildung 3.8 auf Seite 53. Es ergaben sich keine relevanten und signifikanten Unterschiede der Quotienten im Vergleich der Kohorten CIS-I, MS und KONTROLLE-I. Somit liegt kein Dysäquilibrium für Thymusemigranten bei Patienten mit CIS oder MS vor. In der Korrelationsanalyse ergaben sich keine Hinweise auf eine Korrelation der Quotienten mit der Läsionslast für CD8+ Zellen, jedoch eine schwache bis mittelgradige negative Korrelation für die CD4+ Population ohne Stratifizierung (r = -0,38; p = 0,016, nicht mehr signifikant nach Bonferroni-Korrektur) sowie stratifiziert nach EDSS (r = -0,53; p = 0,004, signifikant), siehe Tabelle 3.11 auf Seite 54. Je häufiger Thymusemigranten im peripheren Blut bzw. je seltener sie im Liquor vorkommen, desto geringer ist die kraniale Läsionslast. Auf eine ROC-Analyse wurde aufgrund des fehlenden Unterschieds der Quotienten verzichtet. Angepasst für die Testung von sechs Hypothesen pro untersuchter Zellpopulation betrug die Bonferroni-Korrektur 0,05/6 = 0,0083. Daher wurde im folgenden α = 0,83 % als statistisch signifikant betrachtet. 3.5. Färbung IV: Thymusemigranten (CD45RA, CD62L) 54 Tabelle 3.10.: Deskriptive Statistik Färbung IV. Dargestellt sind Prozentwerte und Quotienten. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS-I:KONTROLLE-I, p† = Vergleich von CIS-I:MS, p‡ = Vergleich von MS:KONTROLLE-1. p n % PBL % CSF Quotient p† p‡ CD4+ CD45RA+ CD62L+ (Thymusemigranten) CIS-I 39 ± 16,0 90] 41 ± 10,6 [2757] 43 ± 9,8 [2256] ± 1,9 11] 3,4 ± 1,7 [28] 3,8 ± 3,4 [0,712] 44 2,8 [14 MS 16 KONTROLLE-I 17 [0,6 CD8+ CD45RA+ CD62L+ (Thymusemigranten) CIS-I 37 MS 17 KONTROLLE-I 17 ± 14,0 [654] 25 ± 13,9 [354] 28 ± 14,2 [6,455] ± 8,6 [247] 13 ± 6,0 [529] 15 ± 8,8 [331] 31 12,3 ± 8,9 41,3] 14,4 ± 6,6 [4,227,1] 18,7 ± 12,3 [3,651,7] 19,0 NS [5,3 ± 3,8 [0,522,7] 2,3 ± 1,4 [0,15,2] 2,5 ± 2,3 [3,651,7] 3,7 NS NS NS NS NS Tabelle 3.11.: Ergebnisse Färbung IV. Dargestellt ist die Korrelationsanalyse der Quotienten mit der Läsionslast im cMRT. Schwache bis mittelgradige negative Korrelation für CD4+ Thymusemigranten. Je häufiger Thymusemigranten im peripheren Blut bzw. je seltener sie im Liquor vorkommen, desto geringer ist die kraniale Läsionslast. Auf eine ROC-Analyse wurde aufgrund des fehlenden Unterschieds der Quotienten verzichtet. r = Korrelationskoeffizienten nach Spearman, AUC = Area under curve, Cut = errechnete Cut-off. Stratifizierung Korrelation r p ROC AUC CD4+ CD45RA+ CD62L+ keine -0,38 .016 NA ≤ 6 Läsionen -0,3 NS NA EDSS -0,53 .004 NA CD8+ CD45RA+ CD62L+ keine 0,18 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,21 NS NA EDSS 0,15 NS NA p Cut Sens Spez PPV NPV LHR 3.6. Färbung V: Monozyten (CD14, CD16) 55 3.6. Färbung V: Monozyten (CD14, CD16) Abbildung 3.9.: Vergleich der Quotienten für CD14+/CD16+ im Boxplot. Links: Boxplots für CD14+ CD16- (linke Boxen, ausgefüllt) und CD14- CD16+ (rechte Boxen, liniert), keine signifikanten Unterschiede. Rechts: Boxplots für CD14+ CD16+ Zellen. Signifikante Unterschiede der Quotienten für CD14+ CD16+ Zellen im Vergleich von CIS-I:Kontrollen. Bei Patienten mit CIS liegt somit ein Mißverhältnis für CD14+ CD16+ Monozyten mit vermindertem Anteil im CSF vor. Zweiseitiger Mann-Whitney-U Test für unverbundene Stichproben. Die Quotienten und Prozentwerte sind in Tabelle 3.12 auf Seite 56 und Abbildung 3.9 auf Seite 55 dargestellt. Nach Bonferroni-Korrektur mit 0,05/6 = 0,0083 für multiples Testen der Quotienten und Korrelationen blieben als statistisch signifikant die Werte für CD14+ CD16+ Monozyten (p = 0,002) für den Vergleich der Quotienten der CIS-I und Kontrollkohorte; mit p = 0,049 war der Vergleich der Kohorten MS und Kontrolle damit nicht mehr signifikant. Bei Patienten mit CIS liegt somit ein Mißverhältnis für CD14+ CD16+ Monozyten mit vermindertem Anteil im CSF vor. Für die anderen untersuchten Monozytenpopulationen fand sich kein signifikanter Unterschied. Die Korrelationsanalyse ergabe schwache bis keine Korrelationen der kranialen Läsionslast mit den Quotienten für alle Monozytenpopulationen (alle nicht signifikant). Es ergaben sich somit keine Hinweise darauf, dass die Dysbalance der CD14+ CD16+ Monozyten im Zusammenhang mit der kranialen Läsionslast steht. Für diese Population wurde die ROC durchgeführt und das Signifikanzniveau nach Bonferroni auf 0,05/9 = 0,0055 und α = 0,55 % angehoben. Größere Werte der Quotienten deuteten dabei stärker auf den positiven Zustand (CIS) hin, kleinere Werte sprechen eher gegen das Vorliegen eines CIS. Die beste Auswertung ergab die Stratifizierung nach Läsionslast (AUC = 0,78; p = 0,002 3.6. Färbung V: Monozyten (CD14, CD16) 56 Sensitivität = 0,74; Spezifität = 0,73). Der Quotient für CD14+ CD16+ Monozyten ist in ca. 75 % der Fälle geeignet um zwischen der Diagnose CIS“ und ” kein CIS“ zu unterscheiden. Bei der Stratifizierung nach EDSS-Verbesserung ” war der p-Wert mit 0,008 nach Bonferroni-Korrektur knapp nicht mehr signifikant. Knapp 80 % der Probanden, bei denen ein Quotient größer als der errechnete Cut-off gefunden wurde, wurde tatsächlich die Diagnose CIS“ gestellt ” (PPV, stratifiziert nach Läsionslast). 67 % der Probanden mit einem Quotienten kleiner als der Cut-off hatten die Diagnose kein CIS“ (NPV). Für eine kom” plette Übersicht der Ergebnisse der ROC und Korrelationen siehe Tabelle 3.13 auf Seite 57 und Abbildung 3.10 auf Seite 57. Tabelle 3.12.: Deskriptive Statistik Färbung V. Dargestellt sind Prozentwerte an allen CD3- CD20Zellen und Quotienten. Angaben im Format MW ± SD, [range]. p = Vergleich von CIS- I:KONTROLLE-I, p† = Vergleich von CIS-I:MS, p‡ = Vergleich von MS:KONTROLLE-1. p n % PBL % CSF Quotient p† p‡ CD14+ CD16- (Monozyten) CIS-I 40 ± 11,2 67] 36 ± 19,2 [276] 36 ± 11,7 [553] 41 [4 MS 15 KONTROLLE-I 22 CD14- CD16+ (Monozyten) CIS-I 38 MS 15 KONTROLLE-I 18 CD14+ CD16+ (Monozyten) CIS-I 40 ± 11,7 [254] 26 ± 17,9 [176] 33 ± 14,7 [360] 32 ± 2,6 13] 7 ± 9,8 [044] 7 ± 3,7 [118] 6 [1 MS 15 KONTROLLE-I 22 ± 7,9 32] 9 ± 9,0 [0,937] 16 ± 14,5 [0,850] ± 19,37 47,76] 9,9 ± 11,69 [0,441,2] 7,3 ± 10,52 [0,342,6] 9 14,2 [0,6 [0,25 ± 3,7 [013] 4 ± 3,8 [114] 2 ± 2,0 [06] 4 ± 6,2 84] 13 ± 18,8 [162] 26 ± 19,0 [164] 11 [1 ± 11,47 [0,260,4] 10,9 ± 10,51 [0,533,8] 21 ± 22,4 [1,574,4] 12,8 ± 3,60 20,2] 2,3 ± 2,86 [0,18,9] 0,9 ± 1,6 [0,15,5] 2,1 NS NS NS NS NS NS .002 [0,1 NS .049 3.6. Färbung V: Monozyten (CD14, CD16) 57 Tabelle 3.13.: Ergebnisse Färbung V. Dargestellt ist die Korrelationsanalyse der Quotienten mit der Läsionslast im cMRT und die ROC-Analyse. Es liegt keine signifikante Korrelation für CD14+ CD16+ Monozyten vor. Für die Population stratifiziert nach Läsionslast wurde die ROC durchgeführt. r = Korrelationskoeffizienten nach Spearman, AUC = Area under curve, Cut = errechneter Cut-off. Stratifizierung Korrelation r p ROC AUC p Cut Sens Spez PPV NPV LHR CD14+ CD16- (Monozyten) keine 0,09 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,16 NS NA EDSS 0,01 NS NA CD14- CD16+ (Monozyten) keine -0,22 NS NA ≤ 6 Läsionen 0,03 NS NA EDSS -0,22 NS NA CD14+ CD16+ (Monozyten) keine -0,01 NS 0,73 .002 0,32 0,77 0,68 0,77 0,68 2,41 ≤ 6 Läsionen 0,20 NS 0,78 .002 0,38 0,74 0,73 0,79 0,67 2,72 EDSS -0,09 NS 0,71 .008 0,38 0,74 0,73 0,79 0,67 2,72 Abbildung 3.10.: Korrelations- und ROC-Analyse für CD14. Links: Signifikante Korrelationsanalyse für CD14+ CD16+ Monozyten, stratifiziert nach Läsionslast (≤ 6 Läsionen). Rechts: ROC für die selbe Zellpopulation in gleicher Stratifizierung mit signifikanter AUC = 0,80. 3.7. Zusammenfassung der Ergebnisse 58 3.7. Zusammenfassung der Ergebnisse Die Analyse der Quotienten erbrachte nach Bonferroni-Korrektur signifikante Unterschiede und somit einen Hinweis auf eine Dysbalance im Blut- und Liquorkompartiment bei TREG (CD4+ CD25high ), reifen B-Zellen (CD19+), Memory B-Zellen (CD19+ CD27+) und Monozyten (CD14+ CD16+). Keine Unterschiede wurden für CD28 T-Zellen, Plasmazellen (CD138+, nicht signifikant nach Bonferroni-Korrektur), T-Zellen (CD4+ CD27+ und CD4+ CD27-), Thymusemigranten (CD45RA+ CD62L+) und Monozyten (CD14+ CD16- und CD14- CD16+) gefunden. Für TREG und Plasmazellen korrelierte der Quotient positiv mit der kranialen Läsionslast im cMRT, das heisst, je größer die relative Häufigkeit der Zellen im Blut im Vergleich zum Liquor bei Diagnosestellung war, desto größer war die initiale kumulative Läsionslast. Für CD4+ Thymusemigranten fand sich stratifiziert nach EDSS eine negative Korrelation mit inverser Beziehung zwischen Quotient und Läsionslast. Die Analyse der TREG hinsichtlich des Oberflächenbesatzes für VLA-4 konnte eine signifikant verminderte MFI bei Patienten mit CIS im Vergleich zu Kontrollen zeigen. Expression für VLA-4 war für CD25high durchschnittlich bei allen Probanden schwächer als für CD25med und CD25low CD4+ T-Zellen. Diese Ergebnisse deuten auf einen Veränderten Rezeptorbesatz auf CD4+ T-Zellen für VLA-4 bei Patienten mit CIS hin. 4. Diskussion 4.1. Diskussion des Studienkollektivs und Methodik Tabelle 4.1.: Vergleich des Studienkollektivs (CIS) mit dem Verumarm der BENEFITKohorte (CIS) und dem deutschen MS-Register. Es finden sich annähernd gleiche demografische und klinische Charaktersitika der Probanden. Flachenecker u. a. (2008) evaluierten MS-Patienten (und nicht CIS-Patienten) in Deutschland, deshalb liegt der initiale EDSS und der Anteil mit einem EDSS ≤ 4,0 über dem in dieser Studie gefundenen. Auffällig ist die höhere Läsionslast in der BENEFIT-Kohorte. n weibl. n, % CIS I+II 64 48, 75 Kappos u. a. 292 207, 71 3 223 ?, 72 Alter EDSS ± SD 32 ± 9,6 30 ± k.A. MW T2 MRT Beginn ≤ 4,0 Läsionen Vol [mm3 ] Median % Median Median 2,0 91 6 914 1,5 k.A. 18 1 951 3,5 51 k.A. k.A. (2006) Flachenecker 31 ± 10,2 u. a. (2008) Demografische und klinische Variablen des Studienkollektivs im Vergleich zum Verumarm der BENEFIT Kohorte (Kappos u. a. 2006) und des MS-Registers in Deutschland (Flachenecker u. a. 2008) sind in Tabelle 4.1 auf Seite 59 dargestellt. Das mittlere Alter bei Diagnosestellung und die Geschlechtsverteilung mit ca 70 % weiblichen Probanden in unserem Studienkollektiv spiegeln gut die demografischen Verhältnisse in Deutschland und im großen Patientenkollektiv der BENEFIT-Studie wider. Die Kohorte der CIS-Patienten ist mit n = 64 groß genug, um statistische Aussagen treffen zu können. Frühere Studien wiesen erheblich kleinere Probandenzahlen auf (Viglietta u. a. 2004; Aristimuño u. a. 2008). In die MS-Kohorte (n = 18) konnte keine vergleichbare Zahl an Patienten rekrutiert werden, da zur Diagnosestellung MS“ das Kriterium der ” zeitlichen und örtlichen Dissemination erfüllt sein muss, serielle Liquorpunktionen aber in der Regel nicht duchgeführt werden. Somit musste auf Patienten gewartet werden, welche aus anderen Gründen eine Liquorpunktion benötigten, 59 4.1. Diskussion des Studienkollektivs und Methodik 60 oder nicht im Stadium “CIS“ erstmalig zur Diagnostik erschienen und gleichzeitig die Einschlusskriterien beachteten. Der Unterschied in der Alters- und Geschlechtsstruktur der CIS und Kontrollgruppe (31 ± 9,7 vs. 49 ± 16,5 Jahre; f:m = 35:11 in CIS-I) begründet sich in der Epidemiologie des CIS mit einer Präferenz für Frauen im jüngeren Lebensalter (Flachenecker u. a. 2008). Die klinische Präsentation der Patienten ist im Einklang mit dem Beschwerdeprofil des Verumarms der BENEFIT-Kohorte. Die häufigsten Symptomkombinationen beinhalteten das optische System mit 25 % (BENEFIT: 29 %), den Hirnstamm mit 22 % (22 %) und spinale Symptome (monofokales CIS) mit 35 % (34 %) (vgl. Kappos u. a. 2006). Ein initialer EDSS lag von allen eingeschlossenen Patienten mit CIS vor. Der Median des initialen EDSS lag bei 2,0. Damit liegt er 0,5 Punkte höher als in der BENEFIT-Kohorte (Kappos u. a. 2006). Eine Abweichung von 0,5 Punkten liegt allerdings im Rahmen der interrater-Variabilität für den EDSS Score (1,5 Punkte, Goodkin u. a. 1992)). Die mediane Läsionslast der Patienten in dieser Studie lag unter der in der BENEFIT-Kohorte. Diese Abweichung ist am ehesten zufallsbedingt und durch die Einschlusskriterien der beiden Studien beeinflusst. Während in dieser Studie keine Anforderungen für den Studieneinschluss an das initiale MRT geknüpft wurden, wurden in der BENEFIT Studie Bedingungen an Anzahl und Form der Läsionen gestellt, die Patienten mit sehr niedriger oder keiner Läsionslast ausschließen (mindestens zwei T2 -hyperintense Läsionen größer als 3 mm, periventrikulär oder infratentoriell, ovoide Form). Der Einschluss von drei Patienten mit unauffälligem MRT in dieser Studie führt möglicherweise zu einer Unterschätzung der kranialen Läsionslast. Da die vorliegende Studie das Läsionsvolumen mit den Quotienten linear korreliert und somit nur Hinweise auf proportionale Verhältnisse liefert, führt eine mögliche Unterschätzung der Läsionslast im gesamten Patientenkollektiv nicht zu einer Verfälschung der Ergebnisse. Bei einer Übertragung der Absolutwerte auf die Grundgesamtheit sollte allerdings eine mögliche Unterschätzung der Läsionslast berücksichtigt werden. Zusammengefasst ist das hier beschriebene Patientenkollektiv in der Lage, charakterisiert durch demografische und klinische Variablen die Epidemiologie des CIS in Deutschland weitestgehend unverzerrt wiederzuspiegeln und somit wird davon ausgegangen, dass die erhobenen Ergebnisse repräsentativ für die Grundgesamtheit der Patienten mit CIS sind. Die intra- und interrater Variabilität zur Quantifizierung der Läsionen kann durch den Einsatz von fast FLAIR Sequenzen, wie in dieser Studie, signi- 4.1. Diskussion des Studienkollektivs und Methodik 61 fikant gesenkt werden; ausserdem erbrachte eine Reduzierung von fünf auf drei Millimeter Schichtdicke keinen zusätzlichen diagnostischen Gewinn (Filippi u. a. 1998). Der Vorteil der FLAIR liegt dabei in der höheren Sensitivität subkortikaler und liquornaher Läsionen aufgrund eines geringeren LiquorPartialvolumeneffekts. Die Verwendung von FLAIR-Sequenzen in der klinischen Routinediagnostik rechtfertigen Studien in denen gezeigt werden konnte, dass mit ihr im Gegensatz zu auf Spin-Echo basierenden Sequenzen ca. 30 % mehr Läsionen detektiert werden konnten (Tubridy u. a. 1998). Quotienten zur Beschreibung einer zellulären Dysbalance zwischen den Kompartimenten wurden schon früher durchflusszytometrisch in klinischen Studien bei Patienten mit MS beschrieben. Die Analyse der Quotienten bei CIS sowie die Korrelation mit der Läsionslast ist in der Literatur allerdings nicht vorbeschrieben. Die Erfassung des Verhältnisses von verbundenen Daten in Blut und Liquor erlaubt dabei die Beurteilung der Kapazität von BHS und BCSFS zum Lymphozytentransfer und spiegelt somit die Immunhomöostase wider (Kleine u. a. 1999; Kleine, Benes 2006). Die kumulative T2 -gewichtete Läsionslast wurde in der Vergangenheit zur Quantifizierung und Objektivierung der entzündlichen Aktivität bei Patienten mit MS eingesetzt und dient als Surrogatmarker für die Evolution der Krankheit; zahlreiche Forschungsgruppen haben die volumetrische Bestimmung zerebraler Läsionen zu Beginn und im Follow-up bei Patienten mit MS benutzt, um Aussagen über Prognose und Fortschritt der Erkrankung treffen zu können (z.B. Brex u. a. 2002). Verschiedene Studien erbrachten allerdings unterschiedliche Ergebnisse in Bezug auf Korrelation der Läsionslast mit dem Grad der Behinderung bei MS mit meist moderaten Korrelationskoeffizienten (Brex u. a. 2002; Fisniku u. a. 2008; Sormani u. a. 2009). Diese Ergebnisse sind wahrscheinlich eine Reflexion der begrenzten Aussagekraft verfügbarer Scores (Willoughby, Paty 1988) sowie der begrenzten Fähigkeit konventioneller MRT Techniken, entzündliches Gewebe ausserhalb makroskopisch sichtbarer Läsionen zu quantifizieren und die heterogene Pathogenese der MS zu berücksichtigen (Pirko u. a. 2007). Trotzallem wird die kumulative Läsionslast in einer Vielzahl an klinischen Studien als Surrogatparameter für die Entwicklung und Aktivität der Krankheit genutzt und hat sich im Forschungsalltag etabliert. Aus diesen Aussagen geht hervor, dass die Korrelation des Quotienten mit der kumulierten Läsionslast eine zulässige Methode darstellt. Wenn die Läsionslast im MRT als Maß für Entwicklung und Schwere einer MS geeignet ist, liegt der Schluß nahe, dass auch die Quotienten in Korrelation mit der Läsionslast 4.1. Diskussion des Studienkollektivs und Methodik 62 zur Quantifizierung geeignet sind. Somit stünde erstmalig ein laborchemischer Parameter zur Erfassung klinischer Beeinträchtigung bei MS zur Verfügung. Wie hoch allerdings eine mögliche Korrelation sein wird, wenn eine moderate Korrelation eines Quotienten mit der Läsionslast vorliegt und die Korrelation der Läsionslast mit der Schwere der Erkrankung ebenfalls (nur) moderat ist, sollte in prospektiven Studien weiter geklärt werden. Nach dem heutigen Wissensstand ist dies die erste Arbeit, die eine Korrelation der Quotienten mit MRT-Parametern zur Beschreibung eines proportionalen Verhältnisses einsetzt. In dieser Studie wurde eine Stratifizierung der CIS-Kohorten in Patienten mit milder Krankheitsaktivität anhand von initial sechs und weniger Läsionen und einem verbesserten oder konstanten EDSS im 1-Jahres Follow-Up durchgeführt. In der vorliegenden Studie wurde die Stratifizierung von sechs und weniger Läsionen gewählt, da dies der Definition einer großen Läsionslast in den deutschen AWMF-Leitlinien entspricht (siehe http://www.awmf.org/leitlinien/ detail/ll/030-050.html). Im Vorliegenden entspricht ein Grenzwert von sechs dem Median für die Läsionszahl im Studienkollektiv. Auch Brex u. a. (2002, s. u.) wählten in ihrer Studie diesen Cut-off. Es gibt Hinweise auf einen Zusammenhang zwischen Läsionszahl bei Patienten mit CIS, Konversion zu klinisch definitiver MS und der Wahrscheinlichkeit, milde oder moderate Behinderung zu entwickeln (Brex u. a. 2002). ROC Kurven werden benutzt, um die Effektivität eines diagnostischen Markers (hier die Quotienten) in der Unterscheidung zwischen kranken und gesunden Individuen zu beurteilen. Meistens werden kontinuierliche Messungen durchgeführt. Die Area under the ROC curve (AUC)“ ist der gängigste Global” parameter der diagnostischen Präzision. Werte nahe an 1 sind hinweisend auf eine hohe, während Werte um 0,5 auf eine niedrige diagnostische Genauigkeit hindeuten (Farcomeni, Ventura 2010). In dieser Studie wurden im Falle von Signifikanz durchweg gute Werte von 0,71 bis 0,87 gefunden. Dies ist die erste Studie, die ROC-Kurven für die Evaluation liquorzytologischer Befunde in der Diagnostik der MS einsetzt. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 63 4.2. Diskussion der Ergebnisse 4.2.1. Die Häufigkeit CD4+ CD25high TREG ist im Liquor von Patienten mit CIS reduziert und könnte als diagnostisches Hilfsmittel eingesetzt werden In dieser Studie konnte ein signifikanter Unterschied in der Häufigkeit der CD25high TREG bei Patienten mit CIS im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen gezeigt werden. Kein signifikanter Unterschied lag im Vergleich von MS und CIS Patienten vor, was pathophysiologisch auch nicht zu erwarten ist. Ein größerer Quotient bei Patienten mit CIS spricht für einen größeren Anteil der TREG im peripheren Blut als im Liquor im Vergleich mit Gesunden oder im Umkehrschluß für eine Verminderung der TREG im Liquor in der Patientengruppe. Diese Beobachtung einer quantitativen Dysbalance ist vereinbar mit gängigen Hypothesen, die eine physiologisch protektive Funktion der TREG in Bezug auf Kontrolle und Suppression von entzündlichen Reaktionen postulieren (Venken u. a. 2010). Obwohl autoreaktive T-Zellen bei Gesunden sowie chronisch Kranken gefunden wurden, scheinen sie bei Patienten mit Autoimmunkrankheiten leichter durch multilaterale Stimuli aktiviert werden zu können (Lovett-Racke u. a. 1998). Diese Beobachtung veranlasste zahlreiche Forschungsgruppen der Frage nachzugehen, ob dies mit einer reduzierten Funktion oder gestörten Homöostase regulatorischer Zellen erklärbar sei. Eine aktuelle Literaturrecherche erbrachte relativ eindeutige Ergebnisse in Bezug auf eine reduzierte Effektorfunktion regulatorischer T-Zellen und somit eine qualitative Störung bei Patienten mit MS (siehe auch Abschnitt 1.3.2 auf Seite 12 der Einleitung und Viglietta u. a. 2004; Haas u. a. 2005; Venken u. a. 2006), obwohl diese Ergebnisse nicht in allen Studien validiert werden konnten. So fanden Fransson u. a. (2009) z. B. eine normale Suppressionsfähigkeit in CD25+ T-Zellen von MS-Patienten, wurden diese mit aktivierten Lymphozyten von gesunden Kontrollpersonen inkubiert. Interessanterweise konnte dies für Patienten mit RR-MS, nicht aber für SP-MS nachgewiesen werden (Fransson u. a. 2009). Es wird mittlerweile davon ausgegangen, dass sich die Effektorfunktion im späteren Krankheitsstadium rekonstituieren kann, obwohl später wahrscheinlich eher neurodegenerative als zelluläre Prozesse eine Rolle für die Progression spielen (Venken u. a. 2008a). Weiterhin korrelierte die Funktionsbeeinträchtigung negativ mit der Krankheitsdauer, nicht jedoch mit dem Alter der Patienten, was als Hinweis für die Bedeutung der TREG im frühen Krankheitsverlauf gewertet werden kann (Venken u. a. 2006). Haas u. a. (2005) fanden 4.2. Diskussion der Ergebnisse 64 eine identische reduzierte suppressive Kapazität und Häufigkeiten der CD25+ TREG bei Patienten mit RR-MS in Remission sowie im Schub. Auch schien diese nicht abhängig von der Schubrate und der klinischen Beeinträchtigung zu sein. Diese Ergebnisse sprechen gegen eine Akkumulation der TREG im ZNS während eines Schubes und sind in Zusammenschau mit o.g. Studien als Hinwies darauf zu deuten, dass die beeinträchtigte Effektorfunktion weniger von der kurzfristigen Krankheitsaktivität, sondern eher vom natürlichen Krankheitsverlauf gemessen in Jahren und Jahrzenten abhängig ist (Haas u. a. 2005). Tabelle 4.2.: Studienvergleich für CD25. Dargestellt sind Studien, die die Häufigkeit von TREG bei Patienten mit MS und CIS untersucht haben. Auffällig ist eine Heterogenität der untersuchten Zellpopulation in phänotypischer Hinsicht und der eingeschlossenen Studienpatienten, was die Vergleichbarkeit erschwert und für die diskrepanten Ergebnisse mitverantwortlich sein kann. CS = Corticosteroide, GK = gesunde Kontrollpersonen, ANK = andere neurologische Erkrankungen Studie Patienten Material Aristimuno MS (n = 20) im CD4+CD25high im 2008 Schub GK (n = 18) Feger 2007 Fransson 2009 Haas 2005 MS (n = 14) ANK (n = 9) RR-MS (n = 48) GK (n = 44) Schub und fünf Tage CD4+CD25high 2004 Ma 2009 CD4+CD25+ RR-MS < GK Foxp3+CD127- PBL GK (n = 73) PBL und CSF MS/EAE (n = 4) MS (CSF) > MS (PBL) ANK (PBL) ≈ ANK (CSF) CD4+CD25high , ANK (n = 49) MS GK post i.v. CS FoxP3+ PBL u. CSF RR-MS (n = 73) CIS (n = 44) MS > GK bei Baseline post i.v. CS; PBL RR-MS ≈ GK (PBL) RR-MS (PBL) ≈ GK (CSF) CD25med RR-MS ≈ GK (CSF n = 15) Jensen Ergebnis (Auszug) CD4+CD25high PBL CIS (PBL) ≈ GK (PBL) u. CSF CIS (CSF) < ANK (CSF) CD4+CD25high im MS Im Schub < MS in GK (n = 4) im Schub, Remission Tierversuch und bei gesunden Remission MS in Remission GK Primatenaffen; PBL Viglietta 2004 Vudattu 2009 RR-MS (n = 15) GK (n = 21) CD4+CD25high , RR-MS ≈ GK PBL SP-MS (n = 13) CD4+CD25high und SP-MS, RR-MS, ANK RR-MS (n = 9) Subgruppen, PBL < GK ANK (n = 9) GK (n = 15) 4.2. Diskussion der Ergebnisse 65 Eine reduzierte Häufigkeit der TREG im Liquor von CIS-Patienten, wie in dieser Studie gefunden, liefert neben dem qualitativen Erklärungsansatz einer gestörten exekutiven Funktion einen zusätzlichen quantitativen Aspekt mit möglicherweise gestörter Homöostase der TREG und unterstreicht die Rolle dieser Zellen in der Pathogenese des CIS als Beginn des Paradigmas MS. Studien, die sich mit der Quantifizierung der Zellen in Blut und Liquor beschäftigten lieferten allerdings z. T. widersprüchliche Ergebnisse. In Tabelle 4.2 auf Seite 64 ist eine Auswahl an Studien aufgeführt, die sich mit der Häufigkeit der TREG bei MS beschäftigten. Studien zu anderen Autoimmunerkrankungen wie z. B. Diabetes Mellitus oder Rheumatoide Arthritis wurden nicht berücksichtigt, liefern aber z. T. ebenfalls widersprüchliche Ergebnisse (Haas u. a. 2005). Soweit anhand aktueller Literaturrecherche beurteilbar, ist dies die erste Arbeit, die systematisch Blut- und Liquoruntersuchungen für CD25 bei Patienten mit CIS durchgeführt hat. Die Ergebnisse dieser Arbeit unterstützen die These, daß regulatorische T-Zellen nicht ins ZNS emigrieren um lokal eine Dämpfung der Entzündungsantwort zu initiieren und somit aus dem peripheren Pool depletiert werden; hierfür würde ein kleinerer Quotient bei Patienten mit CIS sprechen. Vielmehr sind zugrundeliegende pathogenetische Mechanismen, die eine Erklärung divergierender Forschungsergebnisse darstellen könnten bis heute leider kaum verstanden. Mögliche Ursachen für diese Diskrepanz quantitativer Studien könnten u. U. methodologischer Natur sein, z. b. war die Definition eines Schubes im Rahmen einer RR-MS in den hier vorgestellten Studien nicht identisch. Eine andere Fehlerquelle liegt in der immunzytologischen Auswahl geeigneter Marker für regulatorische Zellen (z. B. Foxp3), welche bis heute noch nicht zufriedenstellend gelöst ist (siehe auch Abschnitt 4.4 auf Seite 85) und zwischen den Studien variiert. Andere Theorien, die den Einsatz von CD127 als zusätzlichen immunphänotypischen Marker favoriseren, kritisieren eine Verunreinigung der TREG durch andere aktivierte T-Zellen aufgrund einer suboptimalen Spezifität existierender Marker wie CD25 und FoxP3 für regulatorische Zellen (siehe auch Seite 85 und Liu u. a. 2006). Ein besseres Verständnis der zugrundeliegenden kompromittierten Immunregulation ist wichtig für die Entwicklung einer zukünftigen auf TREG basierenden Therapie. Die Schlüsselfrage wird sein, ob es gelingen wird, die Balance zwischen TREG und Effektorzellen zur richtigen Zeit und am richtigen Ort wiederherzustellen. Venken u. a. (2010) sind der Ansicht, dass der günstigste Ansatz in einer Intervention im frühen Krankheitsbeginn zwecks Wiederherstellung der Funktion und Homöostase der Zellen besteht (Venken u. a. 2010). 4.2. Diskussion der Ergebnisse 66 Um so erstaunlicher scheint es, daß bis dato kaum Forschungsanstrengungen bei Patienten mit CIS unternommen wurden. Erste therapeutische Ideen beinhalten die Isolierung von patienteneigenen TREG, in-vitro Expansion und Refundierung der Zellen (Stephens u. a. 2009). Abgesehen von ethischen und technischen Problemen wirft dieser Ansatz eine Reihe anderer Fragen auf: Welche phänotypischen Merkmale sollten zur Identifizierung der Zellen benutzt werden? Welche Epitope sind am besten geeigent um eine Expansion der Zellen zu erreichen? Aber auch die Applikation von etablierten Immunmodulatoren hat signifikante Auswirkung auf TREG. So sind z.B. Interferone und Glatirameracetat in der Lage, die Häufigkeit der RTE–TREG bei MS-Patienten zu erhöhen (Venken u. a. 2008b). Zusammengefasst bieten TREG vielversprechendes Potential in der Therapie der MS, wobei die Meinung vorherrscht, eine effiziente Therapie müsse sowohl die Effektorfunktion, als auch die Dysbalance über die Kompartimente als Ziel haben. 4.2.2. Reduzierte MFI für VLA-4 bei Patienten mit CIS Um einen Erklärungsansatz für die quantitativen Unterschiede der TREG bei CIS und Kontrollprobanden zu liefern, wurde das Expressionsniveau für CD49d in Abhängigkeit von CD25 untersucht. Auf einem Signifikanzniveau von α = 5 % fanden sich signifikant erniedrigte MFI für die α-4 Kette von VLA-4 (CD49d) im PBL für alle CD4+ CD25low-high im Vergleich zu Kontrollen. Im CSF wurde Signifikanz für CD25low-med erreicht. Insgesamt war die MFI in allen Zellpopulationen schwächer bei Patienten mit CIS im Vergleich zu Kontrollen (durchschnittlich um 28 % im PBL und 19 % im CSF). Es wurde darüberhinaus eine abnehmende Tendenz der MFI mit zunehmender Expression für CD25 über das gesamte Patientenkollektiv beobachtet. Die MFI ist ein indirektes Maß für den Oberflächenrezeptorbesatz auf Zellen. Obwohl nach Bonferroni-Korrektur und α = 2,5 % knapp keine Signifikanz mehr für CD25low erreicht wurde (p = 0,029 im PBL und 0,038 im CSF), sind diese Ergebnisse hinweisend auf eine reduzierte Expression von VLA-4 auf CD4+ Lymphozyten bei Patienten mit CIS. Bei eindeutiger Tendenz zu erniedrigten MFI bei Patienten sowohl im PBL, als auch im CSF für alle Expressionsniveaus von CD25 ist die Fallzahl von n = 18 möglicherweise nicht groß genug, um dem nach Bonferroni korrigierten Signifikanzniveau standzuhalten. Da CD25high im CSF der einzige Wert ist, für den keine Signifikanz bei sonst eindeutigen Ergebnissen erreicht wurde, liegt hier möglicherweise ein zufälliges Ergebnis vor, ebenfalls mitbedingt durch die Fallzahl. Hier sollte weitere Forschung erfolgen. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 67 Besonders die Interaktion zwischen dem Integrin very late antigen (VLA)-4 und dem vascular cell adhesion molecule (VCAM)-1 auf dem Endothel konnte als essentiell für die Leukozytenadhäsion- und Migration ins ZNS herausgestellt werden (z. B. Vajkoczy u. a. 2001). Dabei sind die beiden Proteine für den initialen Kontakt und folgende Anheftung der Lymphozyten ans Endothel verantwortlich, die Transmigration wird an andere Stelle veranlasst, z. B. durch die Interaktion von LFA-1 und ICAM-I (Vajkoczy u. a. 2001). Doerck u. a. (2010) untersuchten das Migrationsverhalten proinflammatorischer und regulatorischer T-Zellen bei Ratten mit EAE. Dabei folgte die Expression von VCAM-I dem klinischen Verlauf von Schub und Remission und die Applikation von blockierenden Antikörpern führte zu einer Aggravation im frühen Krankheitsverlauf der Tiere und ist hinweisend auf eine wichtige Rolle von VLA-4/VCAM-I Interaktion in der Rekrutierung regulatorischer Zellen ins ZNS (Doerck u. a. 2010). Bei Patienten mit CIS ist die Rolle von VLA-4 bisher noch nicht untersucht worden. Es fand sich eine Verminderung von VLA-4 auf TREG des peripheren Blutes von Patienten mit RR-MS (Stenner u. a. 2008) und eine gestörte Zellmotilität bei RR-MS im Gegensatz zu konstitutiv starkt ausgeprägter Migrationsfähigkeit von TREG unter normalen Bedingungen (Schneider-Hohendorf u. a. 2010). In der Zusammenschau der Ergebnisse könnte eine gestörte Homöostase der TREG beim CIS mit verminderter Häufigkeit im CSF zumindest teilweise durch eine reduzierte Expression von VLA-4 erklärt werden. Da das absolute Expressionsniveau für VLA-4 auf CD25high TREG im Vergleich zu CD25med+lo niedriger ist (siehe Tabelle 3.5 auf Seite 44), fällt ein Verlust an Rezeptoren bei TREG stärker ins Gewicht als bei Populationen mit durchschnittlich höherer Expression des Rezeptors. Obwohl keine Signifikanz nach Bonferroni erreicht wurde, lässt sich das Signifikanzniveau durch die Untersuchung einer größeren Fallzahl möglicherweise verbessern. Mitverantwortlich für eine Fehlfunktion der CD25high Zellen bei Patienten mit CIS/MS könnte somit neben einer gestörten Effektorfunktion auch eine gestörte Homöostase im Liquorkompartiment sein. Trotzallem ist auch hier die Datenlage nicht immer eindeutig. Soilu-Hänninen u. a. (2005) fanden eine erhöhte Expression von CD49d auf allen T-Zellen bei Patienten mit MS im Schub, nicht aber in Remission (Soilu-Hänninen u. a. 2005). Andere zeigtes eine gesteigerte Häufigkeit CD49d+ Zellen unter allen TREG bei Patienten mit RR-MS (nicht aber SP-MS) im Vergleich zu gesunden Kontrollen (Venken u. a. 2008a). Wie diese auf den ersten Blick divergierenden Erkenntnisse in den gesamten Prozeß der TREG Pathophysiologie zu integrieren sind und 4.2. Diskussion der Ergebnisse 68 ob eine Rekonstitution der Zellmotilität im fortschreitenden Krankheitsverlauf stattfindet, sollte Gegenstand zukünftiger Forschung sein. 4.2.3. Selektiver Rezeptorverlust für IL-2 oder beeinträchtigte Adhäsionsmoleküle als möglicher zugrundeliegender Defekt Der hier gefundene Quotient von 1,0 in der Kohorte der Kontrollpersonen deutet auf ein Äquilibrium zwischen dem Blut- und Liquorkompartiment mit weitestgehend ungehindertem Austausch der Zellen über die Blut-Hirn-Schranke (BHS) hin und ergänzt die Ergebnisse einer älteren Studie, die ebenfalls gleiche Häufigkeiten in Blut und Liquor bei Gesunden fand. Dort wurden allerdings alle aktivierten CD4+ Zellen untersucht (CD4+ CD25+) und die Autoren argumentierten gegen damalige Hypothesen, die eine generelle Aktivierung von Lymphozyten im ZNS selbst bei Gesunden postulierten (Svenningsson u. a. 1995). Feger u. a. (2007a) fanden ebenfalls ausgeglichene Häufigkeiten in Blut und Liquor (Feger u. a. 2007a). Da eine Produktion von Lymphozyten im ZNS ausgeschlossen ist und alle Lymphozyten somit ihren Ursprung im peripheren Blut haben (Kleine u. a. 1999), könnte eine mögliche Erklärung für den abweichenden Quotienten bei Patienten mit CIS ein Rezeptorverlust für IL-2 (CD25) beim Übertritt über die BHS der regulatorischen T-Zellen sein. Flügel u. a. (2001) untersuchten in einer Studie das Migrationsverhalten von MBP-reaktiven T-Tellen im erweiterten Tiermodell der MS, der (transfer)-EAE. Dabei wurden retrovirale Gene in die Zielzellen eingebracht, deren Translation zur Expression des green fluorescent protein (GFP) führt. Die transgene Expression und somit Fluoreszenzintensität des GFP kann dabei in Echtzeit gemessen werden und ermöglicht die gezielte Identifikation und Isolierung der Zellpopulation. Nach Injektion der Zellen umfasste ein früher Migrationsweg die parathymischen Lymphknoten, periphere Blut und Milz und schließlich das ZNS. Interessanterweise unterliefen die ex vivo aktivierten T-Zellen während der Transmigration einer Reihe von Veränderungen ihrer Expressionsstruktur an Aktivierungsmarkern und Rezeptoren, darunter auch für den IL-2 Rezeptor, CD25. Begleitet wurde dies von der Hochregulation anderer ZNS-spezifischer Chemokinrezeptoren, die möglicherweise der Chemoattraktion der Zellen ins ZNS dienen. In einer zweiten Migrationsphase ins ZNS am dritten Tag post injectionem der Zellen reduzierte sich die Fluoreszenzintensität von ca 90 % auf 10 % der CD4+ Zellen im ZNS und lag damit etwas über der in der Literatur beschrieben Häufigkeit enzephalitogener Effektor-T-Zellen. Diese Reduktion scheint hauptsächlich aufgrund apoptotischen Zelltodes stattzufinden. Die Au- 4.2. Diskussion der Ergebnisse 69 toren beschrieben somit einen komplexen Migrationsweg der Lymphozyten von der Peripherie ins ZNS mit konsekutiver funktioneller Veränderung der Oberflächenbeschaffenheit und Apoptose (Flügel u. a. 2001). Der größere Quotient in der Kohorte der CIS Patienten in dieser Studie setzt sich sowohl aus einem höheren Anteil im PBL (6 % vs. 4 %), als auch einem niedrigeren Anteil im CSF im Vergleich zu Gesunden zusammen (4 % vs. 6 %, vgl. Tabelle 3.3 auf Seite 42). Weitere Untersuchungen zum Thema, ob der Übertritt der TREG bei Patienten mit CIS mit einem Rezeptorverlust oder vestärkter Apoptose einhergeht, sind wünschenswert. Beide möglichen Erklärungsansätze würden eher einen reduzierten Anteil im CSF bei gleichem Anteil im PBL favorisieren. Die ins Blut ausgeschütteten, aktivierten Lymphozyten rezirkulierenden zwischen der Peripherie und dem ZNS in einem komplizierten Prozess, der das sog. rolling“, Anhaften der Zellen ans Endothel, Aktivierung, feste Adhäsion und ” Transmigration beinhaltet (Kleine, Benes 2006). Eine andere Forschungsgruppe um Kleine u. a. (1999) untersuchte ebenfalls verschiedene Lymphozytensubpopulationen mit Bildung des Quotienten PBL:CSF bei Patienten mit verschiedenen neurologischen Krankheiten. Die Autoren fanden signifikant unterschiedliche Quotienten, sowohl für Zellen, als auch Proteine im inter- sowie im intraindividuellen Vergleich. Eine andere mögliche Erklärung könnte in der Selektivität der BHS bzw. PBL-CSF-Schranke liegen. Die Selektion der Lymphozyten scheint sich hauptsächlich am Kapillarendothel der BHS und der epithelialen Blut-CSF-Barriere des Plexus choroideus abzuspielen. Dabei wird sie durch eine Vielzahl von Transmigrationspfaden entlang der Kapillarwand ermöglicht, bestehend aus Rezeptor-Liganden Interaktionen von Adhäsionsmolekülen der Zelloberfläche und des Epithels (siehe Abschnitt 4.2.2 auf Seite 66). Ein Großteil der Regulation des Leukozytentransfers könnte dabei über die Rezeptor- und Ligandendichte geschehen, um die differenzierte Diapedese zu ermöglichen (Kleine u. a. 1999). In der selben Studie wurde z.B. ein größerer Quotient für aktivierte T-Lymphozyten (CD3+ HLA-DR+) als für nicht-aktivierte (CD3+ HLA-DR-) gefunden und als Hinweis auf eine erschwerte Transmigration vom Blut- ins Liquorkompartiment gewertet. Dieses Ergebnis zeigte sich am ausgeprägtesten in der Gruppe der Patienten mit neuroimmunologischen Krankheiten (MS: n = 2; Borreliose: n = 1) mit abnehmendem Unterschied bei Patienten mit subakuter Entzündung, bis hin zum einem Quotienten Q ≈ 1 bei Patienten mit Meningitis, was hinweisend auf ein Äquilibrium der aktivierten T-Lymphozyten mit nahezu komplettem Zusammenbruch der selektiven Funktion der BHS während der 4.2. Diskussion der Ergebnisse 70 hochakuten Entzündungsphase ist. Mit n = 2 Patienten mit MS ist diese Studie allerdings offensichtlich zu klein bemessen um eine allgemeingültige Aussage treffen zu können. Tabelle 4.3.: Migrationspfade der verschiedenen Lymphozyten ins ZNS über die BHS. Die Migration der Immunzellen ins Liquorkompartiment gliedert sich in einen frühen und einen späten Migrationsweg. BZ = B-Zelle, TZ = T-Zelle CAM = Cellular adhesion molecule, Adhäsionsmolekül. Auszug, in Anlehnung an Kleine, Benes (2006). Expression auf Endothel des Gehirns Lymphozyten B-Zellen CAMs der späten Lymphozyten-Endothel Interaktion auf kleinen Gehirngefässen VCAM-1 (CD106) VLA-4 (CD49d/CD29) Bp50 (CD40) CD40L (CD154) auf CD4+ Zellen und auf CD8+ (teilweise) VLA-4 (CD49d/CD29) LFA-3 (CD58) LFA-2 (CD2) ICAM-2 (CD102) LFA-1 (CD11a/CD18) CAMs der frühen Lymphozyten-Endothel Interaktion auf kleinen Gehirngefässen Sgp90 (CD34) L-selectin (CD62L) auf naiven und L-selectin (CD62L) auf (sLex (CD15s)) teilw. Memory TZ naiven BZ Junction adhesion molecules CD18 (integrin β2 Untereinheit) (JAMs) P-Selectin (CD62P) CD162 (P-selectin Glycoprotein Ligand 1) E-selectin (CD62E) CD162 (P-selectin Glycoprotein Ligand 1) Eine mögliche Erklärung für die reduzierte Häufigkeit der TREG im CSF bei Patienten mit CIS in dieser Studie könnte ein selektiver Rezeptordefekt der in die Transmigration involvierter Proteine, z. B. CD49d, sein (Siehe Tabelle 4.3 auf Seite 70). Es soll hier nicht weiter im Detail auf die molekularbiologischen Mechanismen eingegangen werden, sondern vielmehr die Komplexität dieses Vorgangs verdeutlicht werden. Die Tabelle beschränkt sich auf einige wenige Transportproteine, außerdem gelten teilweise die gleichen Rezeptoren und Transporter wie für andere Leukozyten. Bei der Migration vom Liquor ins Hirngewebe über die Blut-CSF Barriere des Plexus choroideus gelten wiederum andere Mechanismen (Kleine, Benes 2006).Wahrscheinlich sind noch eine Reihe weiterer Proteine involviert und der komplette Mechanismus der Lymphozytenaktivierung und ihrer Interaktion mit ebefalls aktiviertem Endothel, Lockerung der tight junctions und anschliessender Diapedese ist im Detail noch wenig verstanden. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 71 Eine differenzierte Betrachtung der in der Migration involvierten Proteine auf T-Zellen ist nötig um einen möglichen Erklärungsansatz für das hier gefundene Ungleichgewicht der Lymphozytensubpopulationen zu finden. Aus bisher unbekannten Gründen wäre es darüberhinaus möglich, dass sich bei einem gewissen Prozentsatz der Patienten die gestörte Homöostase in relativ schneller Zeit selbst reguliert, wie auch anscheinend eine Rekonvaleszenz der Effektorfunktion im Verlauf des Krankheitskontinuums vom CIS bis zur SPMS stattfindet (Venken u. a. 2006). Obwohl keine signifikanten Unterschiede in der CIS und MS Kohorte bestanden und die Unterschiede der Quotienten eher marginal sind (1,6 vs. 1,5), spricht die in dieser Studie gefundene absteigende Tendenz ebenfalls für eine Dynamik der Verteilung der TREG im fortschreitenden Krankheitsverlauf und eröffnet neue interessante Forschungsansätze für longitudinale Studien mit Patienten mit CIS und ihrer Transformation zur MS. 4.2.4. Die quantitativen Unterschiede der TREG sind mit der Krankheitsaktivität assoziiert Ein besserer Korrelationskoeffizient als bei Betrachtung des gesamten Patientenkollektivs zeigte sich in der Stratifizierung nach geringer Läsionslast mit weniger als sieben Läsionen im initialen cMRT (r = 0,68 und p ≤ 0,001). Dies lässt sich durch die Tatsache erklären, dass nicht jede magnettomografisch detektierte Läsion zu einem klinisch erfassbaren Defizit führen muss und z. B. Läsionen an strategisch weniger wichtigen Punkten vom Patienten unerkannt bleiben können; grade in frühen Krankheitsstadien ist die Korrelation des Läsionsvolumens mit dem EDSS schwächer als im Verlauf (Brex u. a. 2002). Somit geht ein höherer Quotient in einem linearen Zusammenhang mit einer größeren Läsionslast und somit stärkerer Entzündungsaktivität im ZNS einher. Diese Ergebnisse sind hinweisend auf einen direkten Einfluss einer Dysbalance für TREG im Liquor. Je geringer die Häufigkeit im CSF ist, desto größerer ist die Läsionslast im MRT. Obwohl die Korrelation von kranialer Läsionslast und dem subjektiven Beeinträchtigungsgrad der Patienten mit MS eher moderat ist, sind Anzahl und Volumen initialer Läsionen bei Patienten mit CIS ein robuster Prediktor konsekutiver Defizite. Studien konnten zeigen, dass das Risiko mit größerer initialer Läsionslast steigt (Brex u. a. 2002). Eine neuere Studie stratifizierte das Patientengut von 181 RR-MS Patienten nach niedriger Läsionslast (≤ 2,0 cm3 ) und fand eine signifikante negative Korrelation zu einer EDSS Verschlechterung im 4.2. Diskussion der Ergebnisse 72 fünf-Jahres FU (Vaneckova u. a. 2009). Die klinische Relevanz eines frühzeitigen MRT bei Patienten mit CIS ist unbestritten und wird in Zukunft im Rahmen verbesserter Technik und Diagnosekriterien vermutlich noch steigen. In einer longitudinalen Studie von Rinaldi u. a. (2006) untersuchten die Autoren verschiedene Lymphozytenpopulationen im Blut von 20 Patienten mit CIS und führten serielle MRT-Scans über einen Zeitraum von einem Jahr durch. Die Patientenkohorte wurde in Personen mit aktiven und inaktiven Läsionen im MRT stratifiziert und hinsichtlich Unterschiede in den absoluten und relativen Lymphozytenpopulationen untersucht. Es fand sich zwar kein signifikanter Unterschied für CD4+ CD25high , jedoch für zwei andere Untergruppen mit regulatorischer Kapazität (CD8+ CD25high und DN αβ T-Zellen) Es wurden allerdings nur Zellen des peripheren Bluts untersucht und die Studie ist mit n = 20 relativ klein. Darüberhinaus liefert diese Studie keine Hinweise auf Kausalzusammenhänge zwischen peripheren Zellen und zentralnervöser Pathophysiologie (Rinaldi u. a. 2006). Jensen u. a. (2004) fanden reduzierte Häufigkeiten an TREG im CSF bei Patienten mit abnormen MRT im Vergleich zu Probanden mit normalem Scan (Jensen u. a. 2004). Zusammengefasst sind die Ergebnisse dieser Studie hinweisend für die Existenz einer Assoziation zwischen systemischer Immunreaktion und Entzündung des ZNS bei Patienten mit CIS. Erstmals wird die Rolle regulatorischer T-Zellen in der frühen Pathogenese gezeigt und mögliche Defekte in Molekülen der Diapedese als Ursache dargestellt. Obwohl genaue Ursache-Wirkungsbeziehungen der verschiedenen Lymphozytenpopulationen mit der Krankheitsaktivität im Gehirn nach wie vor nur wenig verstanden sind, belegen diese Resultate die Wichtigkeit subtiler, aber komplexer Anomalien im Immunsystem mit höchster pathologischer Relevanz. Der hier untersuchte Quotient scheint darüber hinaus die Krankheitsaktivität gemessen am cMRT in positiver Korrelation widerzuspiegeln. Hieraus ergibt sich möglicherweise ein neuer, relativ einfach bestimmbarer Surrogatlaborparameter für den Kliniker. Patienten mit besonders hohem Quotienten befinden sich in einem aktiven Krankheitsstadium, oder sind möglicherweise einem hohen Risiko für entzündliche Aktivität im Gehirn und damit kumulativer Beeinträchtigung im Krankheistverlauf ausgesetzt. Vor allem bei Patienten mit initial geringer Läsionslast scheint die Assoziation stärker zu sein. Gerade diese Patienten haben aber bei isolierter Betrachtung der Läsionslast ein eher niedrigeres Risiko, als z. B. Patienten mit hohem Läsionsvolumen (s. o.). Die kombinierte Betrachtung strategischer Läsionen und 4.2. Diskussion der Ergebnisse 73 der Volumetrie in der Bildgebung zusammen mit liquorzytologischen Befunden könnte also u. U. eine bessere Sondierung derjeniger Patienten ermöglichen, die in besonderem Masse einer rascheren Konversion zu MS und klinischer Beeinträchtigung ausgesetzt sind. Somit könnte der hier gemessene Quotient auch eine Entscheidungshilfe für eine immunmodulatorische Therapie darstellen und auch solche Patienten selektieren, denen aufgrund geringer magnetresonanztomografischer Befunde von einer Therapie abgeraten wurde. Ob die Bestimmung der Quotienten in der klinischen Routinediagnostik einsetzbar ist und welches Potential sie als Prediktor für den weiteren Krankheitsverlauf oder eine Therapieentscheidung haben, sollte weiterhin Gegenstand intensiver Forschung sein (siehe auch Abschnitt 4.3 auf Seite 82). Longitudinale Studien über z. B. fünf Jahre könnten klären, ob diese Patienten signifikant öfter Schübe erleiden oder früher in die sekundär-progressive Form der MS konvertieren; schon heute weiß man, dass die T2 -gewichtete Läsionslast bei SP-MS Patienten am größten ist (Nijeholt u. a. 1998) und Assoziationen dieser weit fortgeschrittenen Form der MS mit initialen Liquorbefunden stellen einen weiteren, interessanten Forschungsansatz dar. Die ROC-Analyse des Quotienten für TREG bietet einen möglichen Laborparameter für die Diagnose In dieser Studie wurde für den Quotienten der TREG gute AUC von 0,79 bis 8,01 gefunden, mit geringfügig besseren Werten bei Patienten stratifiziert nach EDSS Verbesserung im Follow-Up. Mit Werten für Sensitivität und Spezifität um 0,75 ist der Quotient daher möglicherweise geeignet, einen Laborparameter im Diagnosefindungsprozeß des CIS beizutragen. Stratifizierung nach eher milder Krankheitsaktivität erbrachten kaum diagnostischen Gewinn (siehe auch Tabelle 3.4 auf Seite 43). Warum nicht noch bessere Werte für Spezifität und Sensitivität erreicht wurden, lässt sich möglicherweise durch die Tatsache erklären, dass TREG nicht nur in der Pathogenese der MS eine Rolle spielen. Experimentelle Studien haben gezeigt, dass die Abwesenheit dieser Zellen prädisponierend für die Entwicklung auch anderer Autoimmunerkrankungen, wie z. B. rheumatoide Arthritis, Diabetes Mellitus Typ I, systemischer Lupus erythematosus, Thyreoiditis Hashimoto und Sjögren Syndrom, sein kann (Ma u. a. 2009). Desweiteren könnte es noch andere krankhafte Zustände geben, in denen die Häufigkeit der regulatorischen T-Zellen verändert ist, die aber in dieser Studie nicht erfasst wurden. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 74 4.2.5. Keine quantitativen Unterschiede für die Expression von CD28 bei Patienten mit CIS Die Analyse der Quotienten für CD28 ergab keine signifikanten und relevanten Unterschiede im Kohortenvergleich. Für CD4+ CD28+ Zellen wurden für MS und CIS Patienten sowie für die Kontrollgruppe Quotienten von ca. 1,0 gefunden. Für keine der teils marginalen Unterschiede bei CD8+ CD28+ im Vergleich der CIS, MS und Kontrollkohorte wurde Signifikanz im nicht-parametrischen Test erreicht. Der prozentuale Anteil aller T-Zellen von CD4+ CD28+ war dabei höher als der Anteil der CD8+ CD28+ Zellen (ca. 90 % vs. 55 %). Auf eine ROC-Analyse wurde wegen fehlender Diskriminationsmöglichkeit verzichtet. Diese Ergebnisse weisen darauf hin, daß sich T-Zellen in Bezug auf ihren Rezeptorbesatz mit CD28 bei Patienten mit CIS und Gesunden nicht unterscheiden und dass ein weitestgehend ungehinderter Austausch über die Blut-HirnSchranke dieser Zellen stattfinden kann, bzw. keine Selektion beim Übertritt ins Liquorkompartiment anhand des Oberflächenbesatzes mit CD28 vollzogen wird. Sollte ein quantitativer Unterschied in einer Lymphozytenpopulation mit anderem Phänotyp vorliegen (s. o.), so sprechen diese Ergebnisse dafür, daß zumindest keine nennenswerten Unterschiede im Expressionsniveau für CD28 besteht. Weiterhin sprechen diese Ergebnisse gegen eine gesonderte Rolle von CD28 in der Pathogene des CIS, soweit dies mit der hier durchgeführten Immunphänotypisierung erfassbar erscheint, d. h. diese Aussage gilt für quantitative Unterschiede und muss für einen möglichen qualitativen Defekt relativiert werden. Für eine qualitative Beeinträchtigung ließ sich jedoch auch nach intensiver Literaturrecherche kein Anhaltspunkt finden. Übereinstimmende Daten lieferte eine Studie, die sowohl vor, als auch nach i. v. Steroidtherapie bei RR-MS Patienten keine Unterschiede in der Häufigkeit der CD28+ Zellen im Blut im Vergleich mit gesunden Kontrollpersonen fand (Aristimuño u. a. 2008). Im Gegensatz dazu fanden Fransson u. a. (2009) in einer kleinen Studie mit RR-MS eine verminderte Expression für CD28+ im Blut auf CD4+ und CD8+ Lymphozyten in der Kontrollgruppe (Fransson u. a. 2009). In dieser Studie wurden zwar auch höhere Anteile in der CIS Kohorte gefunden, die Unterschiede waren allerdings nicht signifikant und numerisch als unbedeutend einzustufen (95 % vs. 91 % bei CIS und 54 % vs. 49 % bei Kontrollen). CD28 als signaltransduzierendes Molekül auf der Oberfläche der meisten TZellen ist ein Marker für die Aktivierungsfähigkeit der Zellen. Es initiiert eine aktivierende Signalkaskade und führt u. a. zu Zellproliferation und Wachs- 4.2. Diskussion der Ergebnisse 75 tum (Reichert u. a. 2001). Auch für CD25high TREG scheint die Interaktion von CD28-CD80/86 nötig für Entwicklung und Reifung im Thymus zu sein (Spence, Green 2008). Der genaue Mechanismus ist bis jetzt allerdings noch unbekannt und die Ergebnisse dieser Studie liefern keinen Anhaltspunkt für einen pathophysiologisch relevanten Defekt in diesem co-stimulatorischen Pfad der Signaltransduktion in Bezug auf Funktion der TREG und der Schwere der Erkrankung, gemessen anhand magnetresonanztomografisch erkennbarer T2 hyperintenser Läsionen. 4.2.6. B-Zellen finden sich verstärkt in Patientenliquor und können diagnostische Hilfestellung bieten Sowohl für reife (CD19+) als auch für Memory B-Zellen (CD19+ CD27+) fanden sich signifikant größere Quotienten in der Kontrollgruppe (p ≤ 0,001). Nach Bonferroni-Korrektur war der geringfügig größere Quotient für Plasmazellen in CIS-I nicht mehr als signifikant zu betrachten. Die unterschiedlichen Quotienten resultieren bei annähernd identischen Häufigkeiten im PBL dabei ausschließlich aus einer höheren Prävalenz der B-Zellen im Liquor bei CIS Patienten, was sich in einem erniedrigten Quotienten wiederspiegelt. Insgesamt überwiegen B-Zellen eindeutig im peripheren Blut im Vergleich zum Liquor bei Patienten mit CIS sowie MS. Svenningsson u. a. (1995) fanden im PBL von Gesunden einen Anteil von 14 % (hier 13 %) CD19+ Zellen an allen Lymphozyten, im CSF betrug der Anteil 0,8 % (Svenningsson u. a. 1995, hier 1,5 %). Obwohl die MS als überwiegend T-Zell mediierte Erkrankung angesehen wird, ist schon seit Jahren die Rolle von B-Zellen in der Pathogenese erkannt worden und Gegenstand intensiver Forschung. Klonal expandierte B-Zellen akkumulieren im CSF und Läsionen der Patienten (Cepok u. a. 2001; Corcione u. a. 2004). Corcione u. a. (2004) konnten zeigen, dass offenbar im ZNS von Patienten mit MS eine Rekapitulation der B-Zell-Differenzierung von naiven und Memoryzellen bis hin zu CD19- Zentroblasten stattfindet. Die Autoren fanden signifikant erhöhte Level an CD138+ Plasmazellen und CD27+ Memoryzellen im CSF bei MS-Patienten. Letztere zeigten eine starke Expression der Chemokinrezeptoren CCR1, CCR2, und CCR4 im inflammatorischen Milieu, welche für die Chemotaxis naiver und Memory B-Zellen ins ZNS verantwortlich sein, oder der Retention der Zellen im Liquorkompartiement dienen könnten (Corcione u. a. 2004). Die Autoren begründeten darüber hinaus die Akkumulation von Plasmazellen im Liquor mit der Chronizität der Erkrankung, die im Verlauf zur 4.2. Diskussion der Ergebnisse 76 Enwicklung des 138+ Phänotyps geführt haben könnte. Diese Aussage können die Ergebnisse der vorliegenden Studie nicht bestätigen, da auch schon bei Patienten mit CIS erhöhte Werte gefunden wurden. Es wäre allerdings möglich, das Plasmazellen schon vor dem ersten klinisch erfassbaren Defizit im ZNS akkumulieren und dem Ausbruch der Krankehit vorangehen, bzw. dass sich naive B-Zellen im ZNS in Plasmazellen umwandeln. In einer anderen kleinen Studie wurden erhöhte Häufigkeiten von CD19+ Zellen im Liquor von MS Patienten gefunden und gegen niedriegere Häufigkeiten bei Patienten mit anderen entzündlichen neurologischen Krankheiten abgegrenzt (Oreja-Guevara u. a. 1998). Die hier gefundenen Ergebnisse für Patienten mit MS sind im Einklang mit früheren Forschungsanstrengungen (s. o.) und legen nahe, dass auch beim CIS ähnliche pathogenetische Mechanismen in Bezug auf Expansion bzw. Rekrutierung von B-Zellen ins Liquorkompartiment verantwortlich sind. Obwohl ihre Rolle bei entzündlichen Nervenerkrankungen bewiesen wurde, ist die Stellung von B-Zellen in der Evolution und Progression der MS noch wenig untersucht. Im Gegensatz zu früher RR-MS scheint die inflammatorische Reaktion im späteren Krankheitsverlauf bei SP-MS in den Liquor kompartimentalisiert zu sein (Kutzelnigg u. a. 2005). Dies spiegelt sich in der Bildung von aberrantem lymphatischem Gewebe im Bindegewebe des ZNS (Hirngewebe, Meningen und perivaskulär) wieder. Diese ektopen follikulären B-Zell Strukturen entwickeln sich im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf und könnten eine wichtige Rolle in der Unterhaltung der B-Zellreaktion einnehmen (Serafini u. a. 2004). Die BZellantwort bei Patienten mit MS stellt demzufolge einen dynamischen Prozess dar und es ist wichtig, den Einfluss der B-Zellen schon in frühestmöglichen Krankheitsstadien zu untersuchen und Veränderungen in der quantitativen Zusammensetzung der Subpopulationen im gesamten Krankheitsverlauf erfassen zu können. Bei einem kleinen Patientenkollektiv mit CIS fand eine Forschungsgruppe ebenfalls erhöhte Häufigkeiten für reife B-Zellen und Zellen mit Memory-Phänotyp (CD27) im CSF. Weiterhin war α4-Integrin, ein Adhäsionsmolekül für den Übertritt von Lymphozyten über die BHS, verstärkt exprimiert und korrelierte positiv mit der Krankheitsaktivität. Somit könnte α4-Integrin für die Akkumulation der B-Zellen im Liquor verantwortlich sein (Lee-Chang u. a. 2011). Die meisten B-Zellen haben den reifen CD19+ Phänotyp. Diese haben die Fähigkeit, für Jahre im ZNS zu persistieren (Kuenz u. a. 2008). Kuenz u. a. (2008) fanden bei Patienten mit CIS ebenfalls signifikant erhöhte Häufigkeiten 4.2. Diskussion der Ergebnisse 77 für reife B-Zellen, Plasmazellen und kurzlebigere Plasmablasten (CD19+ CD138+) im Liquor. Die Mehrheit der B-Zellen trug dabei den CD19+ CD27+ MemoryPhänotyp, gleiche Ergebnisse wurden in der vorliegenden Studie (Daten nicht gezeigt) und in der Literatur gefunden. Die Minderheit war vom naiven Typ (CD19+ CD27-). Darüber hinaus fand sich ein Abwärtstrend der Häufigkeiten im CSF vom CIS über RR-MS zur SP-MS (Kuenz u. a. 2008). Diese Resultate und die Ergebnisse der vorliegenden Studie implizieren, dass die inflammatorische B-Zellreaktion besonders in frühen Krankheitsstadien und akuter Entzündung eine Rolle spielt und eine veränderte Homöostase von B-Zellen schon bei Patienten mit CIS vorliegt. Hier konnte kein signifikanter Unterschied der B-Zellen im Vergleich der Kohorten CIS und MS gefunden werden (12 % vs. 12 %). Die ROC-Analyse des Quotienten für B-Zellen stellt einen möglichen Laborparameter für die Diagnostik dar In der ROC-Analyse wurden signifikante Werte mit einer guten AUC von ca. 0,85 für reife B-Zellen und Memoryzellen gefunden (p ≤ 0,001). Bei Betrachtung aller reifen B-Zellen fand sich eine Sensitivität von 0,78 und Spezifität von 0,92 bei einem guten Likelhood-ratio von annähernd 10. Für Plasmazellen lagen die Werte durchschnittlich niedriger bei besserer Sensitivität. Somit stellt die Bestimmung des Quotienten, besondes für reife B-Zellen, einen möglichen Laborparameter im diagnostischen Prozess dar. Ein Quotient kleiner oder gleich 4,4 für reife B-Zellen diskriminiert mit hoher Spezifität zwischen CIS und gesunden Kontrollen. Ca. neun von zehn Patienten mit einem Quotienten kleiner oder gleich 4,4 hatten tatsächlich ein CIS. Es zeigt sich auch hier eine – wenn auch geringfügig – bessere diagnostische Präzision bei Stratifizierung nach einem frühen Krankheitsbeginn. Dies unterstreicht die Rolle von B-Zellen in der Pathogenese ganz zu Beginn der Krankheit und unterstützt die gegenwärtige Auffassung, möglichst früh mit einer immunmodulatorischen Therapie zu beginnen. Die bessere Spezifität der B-Zellen als der TREG (0,92 vs. 0,76) liegt möglicherwiese in der Tatsache begründet, dass sich in klinischen Studien, in denen B-Zellen bei MS Patienten mit anderen neurologisch-inflammatorischen Krankheiten (OIND) verglichen wurden, eine Akkumulation der Zellen nur bei MS fand, nicht jedoch in der OIND Gruppe oder bei gesunden Kontrollen; für TREG konnte diese Beobachtung teilweise nicht gemacht werden (OrejaGuevara u. a. 1998). 4.2. Diskussion der Ergebnisse 78 4.2.7. Positive Korrelation des Quotienten für Plasmazellen mit der kranialen Läsionslast Die Korrelationsanalyse der Quotienten erbrachte eine allenfalls schwach- bis mittelgradige Assoziation mit der Läsionslast. In dieser Studie wurde eine reziproke Beziehung zwischen Häufigkeit der Plasmazellen im CSF und Läsionslast gemessen. Dieses Ergebnis erscheint paradox, denn nach dem gegenwärtigen Verständnis von Plasmazellen in der Pathogenese der MS wäre eine negative Korrelation des Quotienten mit der Läsionslast zu erwarten: Je größer die Häufigkeit für Plasmazellen im CSF, desto größer die kraniale Läsionslast. Das vorliegende Ergebnis ist am ehesten zufallsbedingt. Hinweise dafür finden sich in divergierender Polarität der Korrelationskoeffizienten für reife B-Zellen und Memory B-Zellen (negativ) und Plasmazellen (positiv). Beiden Zellpopulationen wird eine proinflammatorische Funktion in der Pathogenese zugesprochen (Corcione u. a. 2004), demzufolge wäre ein gleichsinniger Koeffizient zu erwarten. Weiterhin sind die Ergebnisse mit p = 0,006 (keine Stratifizierung) und p = 0,007 (stratifiziert nach Läsionen) auf dem Signifikanzniveau von α = 0,8 % nach Bonferroni allenfalls knapp signifikant und stratifiziert nach EDSS nicht signifikant. Zu einem abweichenden Ergebnis kamen auch Kuenz u. a. (2008), die ebenfalls den Zusammenhang von B-Zellen und Krankheitsaktivität, gemessen am cMRT, untersuchten. Es fanden sich positive Korrelationen für reife B-Zellen und Plasmablasten mit hoher Läsionslast (≥ 9 Läsionen) und neu aufgetretenen Gd-speichernden Läsionen. Für klinische Parameter wie den EDSS fand sich keine Korrelation der B-Zellen im CSF (Kuenz u. a. 2008). Diese Ergebnisse sind hinweisend auf eine direkte Beteiligung von Plasmazellen an entzündlichen ZNS-Läsionen. Auch bieten sie einen Erklärungsansatz für Erkenntnisse, die aus Therapiestudien mit Natalizumab gewonnen wurden. Es fand sich eine signifikante Reduktion der Häufigkeit von CD19+ B-Zellen und CD138+ Plasmazellen im CSF unter Natalizumab, welche in positivem Zusammenhang mit einer Reduktion der Schubrate sowie entzündlicher Aktivität im MRT stand (Stüve u. a. 2006). Zusammenfassend konnte in dieser Studie kein proportionaler Zusammenhang zwischen einer Dysbalance für B-Zellen und Entzündungsaktivität im ZNS gezeigt werden. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 79 4.2.8. Keine quantitativen Unterschiede der Quotienten für Thymusemigranten bei Patienten mit CIS In der Analyse der CD4+/CD8+ Thymusemigranten fand sich kein signifikanter Unterschied der Quotienten im Kohrtenvergleich. In allen Kohorten überwiegt der Anteil im peripheren Blut im Vergleich zum Liquor. Für CD8+ Thymusemigranten lag der Quotient deutlich niedriger. Dies ist Resultat sowohl einer größeren Häufigkeit der CD8+ Zellen im CSF, als auch niedrigerer Prävalenz im PBL. Für MS zeigte sich ein Trend zu geringfügig niedrigeren Häufigkeiten der Thymusemigranten im Blut und Liquor. Aufgrund nicht-signifikanter Unterschiede wurde auf eine ROC-Analyse verzichtet. Es lässt sich somit keine Aussage über eine relevante Akkumulation oder Verminderung der Thymusemigranten bei Patienten mit CIS oder MS treffen. Auch scheint der Auswurf der naiven Zellen aus dem Thymus keiner signifikanten Veränderung unterworfen zu sein, wie sich an annähernd identischen Häufigkeiten im peripheren Blut zeigt (41–44 % für CD4+ und 25–31 % für CD8+). Würden die T-Zellen beim Übertritt über die BHS ihren Phänotyp zu Ungunsten der Expression von CD45RA verändern, wäre eine Depletion aus dem peripheren Blutpool bei Patienten mit CIS/MS zu erwarten. Hierfür zeigte sich weder für CD4+ noch CD8+ eine Tendenz. CD45RA wird auf naiven, also noch nicht antigen-stimulierten T-Zellen exprimiert. Ein Rückgang der Expression ist im Ag-stimulierten Milieu bei chronischen Autoimmunerkrankungenzu erwarten, während unter denselben Bedingungen eine Augmentation von Memoryzellen folgerichtig erscheint (Mikulkova u. a. 2011). In einer kleineren Studie fand sich ein Trend zur reduzierten Häufigkeit naiver CD4+ T-Zellen im PBL bei Patienten mit RR-MS und Diabetes Mellitus Typ I. Memoryzellen, durch negative Expression für CD45RO phänotypisiert, fanden sich signifikant erhöht bei DM Typ I, nicht aber bei MS (Mikulkova u. a. 2010). Die selbe Arbeitsgruppe erzielte später in einer ähnlich aufgebauten Studie signifikante Ergebnisse mit einer reduzierten Häufigkeit CD4+ CD45RA +CCR7+ Zellen bei Patienten mit RR-MS (Mikulkova u. a. 2011). In der neueren Studie wurde allerdings eine zusätzliche Immunphänotypisierung mit dem Zytokinrezeptor CCR7 vorgenommen und die nicht eindeutig reproduzierbaren Ergebnisse sowie die Resultate der vorliegenden Arbeit können eine veränderte Homöostase für Thymusemigranten bei der MS nicht sicher bestätigen. Zusammengefasst unterstreichen diese Daten, sowie auch die hier gefundenen 4.2. Diskussion der Ergebnisse 80 Ergebnisse, die Rolle von Memoryzellen in der Immunpathogenese der MS. Mikulkova u. a. (2011) fanden signifikant reduzierte Häufigkeiten naiver T-Zellen bei MS, während in der vorliegenden Arbeit und in früheren Studien allenfalls Trends aufgezeigt werden konnten. Beim CIS als frühstmögliche Manifestation der Krankheit scheint eine mögliche Transformation der naiven Zellen zugunsten des Memoryphänotyps anscheinend noch nicht stattgefunden zu haben. Die Bestimmung der CD45RA Expression spielt auch eine Rolle in der Evaluation der TREG in der Pathogenese. TREG aus Nabelschnurblut haben hauptsächlich einen naiven Phänotyp und ein kleiner Anteil dieser CD45RA+CD45RO- Zellen findet sich immernoch bei gesunden Erwachsenen. Die Zellen zeigen hohe Level an TRECs (T-cell receptor excision circles, ein Marker für den Ausstoß der naiven Zellen aus dem Thymus). Diese recent-thymicemigrants (RTE)–TREG repräsentieren Vorläufer der adulten, AG-spezifischen CD45RO+ Memory–TREG, welche die Mehrheit der zirkulierenden TREG ausmachen und ein breites T-Zell Rezeptor Repertoire aufweisen. Aufgrund physiologischer Immunoseneszenz und Involution des Thymus reduzieren sich die RTE–T-REgs mit fortschreitendem Alter, während das Gesamtlevel der TREG annähernd konstant bleibt oder sogar steigt. Möglicherweise findet eine Neubildung der Zellen in der Peripherie aus aktivierten Effektor/Memory T-Zellen statt (Venken u. a. 2010). Jüngere Untersuchungen legen eine verminderte Häufigkeit der RTE–TREG bei Patienten mit MS nahe und konnten verminderte Level an TRECs aufzeigen, was eine dem Alter unangemesse niedrige Auswurfleistung des Thymus mit konsekutiver gestörter Homöostase der Zellen suggeriert. Darüberhinaus ist schon die Effektorfunktion der frisch emigrierten Zellen gestört und Hypothesen wurden aufgestellt, daß diese für die beeinträchtigte Funktion unter allen CD25high TREG verantwortlich seien (Haas u. a. 2007; Venken u. a. 2008b). Mittelgradige bis schwache negative Korrelationen mit der Läsionslast wurden für CD4+ Thymusemigranten gefunden. Nach Bonferronikorrektur blieb als statistisch signifikant nur die Stratifizierung nach EDSS Verbesserung (p = 0,004). Patienten mit einem niedrigen Quotienten und somit größerem relativen Anteil im Liquor hatten somit eine größere Läsionslast im MRT. Diese Beobachtung ist vereinbar mit der Tatsache, dass die MS eine T-Zell mediierte Erkrankung ist und aktivierte CD4+ Memoryzellen mit Krankheitsschüben assoziiert werden (Okuda u. a. 2005), welche aus dem Pool der naiven T-Zellen hervorgehen und für Demyelinisierung verantwortlich sind (Muraro u. a. 2000). Somit scheinen schon naive CD45RA+ T-Zellen Einfluß auf Pathogenese zu spielen. 4.2. Diskussion der Ergebnisse 81 4.2.9. Quantitative Unterschiede für CD14+CD16+ Monozyten bei Patienten mit CIS Für CD14+CD16+ Monozyten wurde ein signifikant größerer Quotient bei CIS im Vergleich zu Kontrollen gefunden. Nach Bonferroni-Korrektur knapp nicht mehr signifikant war der Vergleich von MS und gesunden Kontrollen (p = 0,049). Dabei resultieren die größeren Quotienten bei CIS und MS aus einer verminderten Häufigkeit im Liquor bei identischen Häufigkeiten im Blut. Es liegt somit eine veränderte Homöostase der Monozyten im Patientenliquor vor. In dieser Studie fanden sich normale Serumhäufigkeiten der Monozyten. Mit einem Anteil von ca. 14–19 % wurden geringfügig mehr CD14+ CD16+ Zellen gefunden als mit ca. 10 % in der Literatur beschrieben (Bergh u. a. 2004). Frühere Studien fanden ebenfalls normale relative und absolute Häufigkeiten aller Monozytenpopulationen im peripheren Blut bei Patienten sowie gesunden Kontrollen (Bergh u. a. 2004; Kouwenhoven u. a. 2001). Dies die erste Arbeit, die in der Betrachtung der Monozyten auch die durchflusszytometrische Analyse des Liquors bei Patienten mit CIS berücksichtigt. Aus oben genannten Ergebnissen wird deutlich, dass die Zahl der CD14+CD16+ Zellen im Patientenliquor vermindert ist. Obwohl ein signifikanter Unterschied nur für den Vergleich der CIS Kohorte mit normalen Kontrollen und (nach Bonferroni) nicht für die MS Kohorte besteht, unterscheiden sich die beiden Quotienten der Patientenkohorten jedoch kaum voneinander (2,1 vs. 2,3; p = 0,81; Daten nicht gezeigt). Es ist daher möglich, dass prinzipielle Unterschiede der Häufigkeiten ebenfalls für MS Patienten gelten und kein CIS-spezifisches Phänomen darstellen. Obwohl Makrophagen/Monozyten proinflammatorisch in die Pathogenese der MS eingreifen (Vaknin-Dembinsky u. a. 2008), gibt es jedoch auch Hinweise auf einen protektiven Effekt. Interleukin-10, ein Zytokin mit immunregulatorischen Eigenschaften im Sinne einer Augmentation der antiinflammatorischen TH2 -Antwort und Suppression der TH1 assoziierten Zytokine wird von Makrophagen sezerniert und könnte eine begünstigende Rolle bei MS spielen (Ozenci u. a. 2000). Piccio u. a. (2008) fanden zwar größere Häufigkeiten IL-10 sezernierender Zellen im Liquor von MS-Patienten, allerdings schloss das Studiendesign sowohl RR als auch SP-MS ein und die mittlere Krankheitsdauer der MS-Patienten betrug 13 Jahre. Es wäre also möglich, dass die hier erniedrigten CD14+CD16+ Zellen im Liquor über erniedrigte antiinflammatorische Zytokinspiegel eine entzündungsfördernde Wirkung im Liquorkompartiment entfalten. 4.3. Vorschläge für weitergehende Forschungsanstrengung 82 Eine neuere Studie fand erhöhte Spiegel des antiinflammatorischen Rezeptors sTREM-2 im Liquor, dessen membrangebundene Form auf CD14+CD16+ Makrophagen im Liquor gefunden wurde. Die Autoren schlussfolgerten, dass die lösliche Form des Rezeptors die antientzündliche Funktion der Monozyten negativ beeinflusst (Piccio u. a. 2008). Die mögliche protektive Rolle der CD14+CD16+ Monozyten und ihre erniedrigte Häufigkeit im Liquor beim CIS sollte in weiterführenden Studien evaluiert werden. Neben CD14 und CD16 zeigen Monozyten eine überdurchschnittlich starke Expression von Klasse II Antigenen auf der Zelloberfläche (Ziegler-Heitbrock u. a. 1993). Angesichts der wichtigen Rolle von MHC-II bei der Antigenpräsentation könnten diese Zellen eine entscheidende Funktion in der Immunmodulation bei MS einnehmen. Es fand sich darüberhinaus auch eine erhöhte Expression von Oberflächenmolekülen für die Integrin-assoziierte Zellmigration wie CD11a, CD11c, CD18 und VLA-4 (Ziegler-Heitbrock u. a. 1993). Der schon in den Abschnitten 4.2.3 und 4.2.2 auf Seite 68 ff diskutierte mögliche Erklärungsansatz könnte also in ähnlicher Weise auch für Monozyten gelten. Wie bei den meisten anderen Färbungen erbrachte die ROC stratifiziert nach Läsionslast die besten Ergebnisse. Mit einer signifikanten guten AUC von 0,78 und Sensitivität und Spezifität um 0,73 kann möglicherweise die durchflusszytometrische Untersuchung der CD14+C16+ Monozyten diagnostisch eingesetzt werden. Die Korrelationsanalyse erbrachte für keine der untersuchten Populationen eine signifikante oder relevante Korrelation des Quotienten mit der Läsionslast. Die Ausprägung des Quotienten mit veränderter Homöostase scheint also in keinem direkten Zusammenhang mit der Entzündungsaktivität zu stehen. Vergleichende Studien zur Korrelation von Monozyten mit MRT-Befunden bei Patienten mit CIS oder MS wurden nicht gefunden. 4.3. Vorschläge für weitergehende Forschungsanstrengung In jüngerer Vergangenheit ist eine Weiterdifferenzierung der regulatorischen TZellen ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt, da auch aktivierte (CD25med ) und nicht nur regulatorische T-Zellen CD25 in unterschiedlich starker Ausprägung exprimieren können. Obwohl die CD25high -Population relativ homogen zu sein scheint, finden sich aber auch regulatorische Zellen in der CD25med Population (Venken u. a. 2010). Die Messung des intrazellulären Transkriptionsfaktors FoxP3 auf T-Zellen erlaubt z. B. eine akkurate Untersuchung der 4.3. Vorschläge für weitergehende Forschungsanstrengung 83 Häufigkeiten bei Patienten und Gesunden und das für FoxP3 kodierende Gen konnte als essentiell in der Entwicklung der TREG dargestellt werden. Verminderte Expression von FoxP3 auf zellulärer Ebene korrelierte mit der beschriebenen Dysfunktion regulatorischer Zellen bei Patienten mit RR-MS. Im Gegensatz dazu konnte bei SP-MS Patienten keine verminderte Expression mehr festgestellt werden; diese Beobachtung unterstützt erneut die Hypothese einer Rekonvaleszenz der Suppressorfunktion im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf (Venken u. a. 2008a). Eine noch bessere Differenzierung konnte unlängst durch den Einsatz von anti-CD127 AK erreicht werden. Die niedrige Expression von CD127 auf CD4+ CD25high Zellen scheint besser zur Definition der TREG geeignet zu sein als die Expression von FoxP3, da dieses als intrazelluläres Protein der forkhead Familie für die Purifikation der Zellen im Labor aus technischen Gründen nur bedingt geeignet ist. CD4+ CD25high CD127low zeigen eine hochgradige suppressive Kapazität (Seddiki u. a. 2006). Folgerichtig sollte die Untersuchung der Liquorzytologie bei Patienten mit CIS in Zukunft dem aktuellen Stand der Forschung folgen, um Populationen innerhalb der TREG identifizieren zu können, die möglicherweise noch besser als diagnostisches Hilfsmittel in Bezug auf Sensitivität und Spezifität geeignet sind als die bloße Charakterisierung durch CD25high . Desweiteren existiert eine Reihe anderer regulatorischer Zellen, die eine Rolle in der Pathogenese des CIS oder der MS einnehmen könnten (siehe Tabelle 4.4 auf Seite 84), auf die hier aber nicht weiter eingegangen werden soll. Dennoch bieten sie Potential für zukünftige Forschungsanstrengungen: Das Datenmaterial der vorliegenden Studie liefert einen guten Ausgangspunkt für eine Langzeitbeobachtung der Patienten, um das gesamte Spektrum der Entwicklung der Liquorzytologie vom CIS bis zur SP-MS erfassen zu können. Mithilfe serieller MRT-Untersuchungen und möglicherweise Liquorpunktionen könnten folgende Fragen erörtert werden: Die Effektorfunktion der TREG scheint sich im natürlich Verlauf zur SP- MS zu rehabilitieren (s. o.). Eine Arbeitshypothese könnte sein, dass auch das quantitative Ungleichgewicht der Zellen sich normalisieren kann und bei Patienten mit CIS am stärksten im Vergleich zu späteren Krankheitsstadien gestört ist. Wie stellt sich der Quotient bei vom CIS zur MS konvertierten Patienten dar? Unterscheidet sich die Effektorfunktion der TREG bei Patienten mit CIS im Vergleich zu RR-MS, gemessen am sezernierten Zytokinprofil (s. o.)? 4.3. Vorschläge für weitergehende Forschungsanstrengung 84 Tabelle 4.4.: Subpopulationen humaner regulatorischer T-Zellen. Wissenschaftliches und medizinisches Interesse an den Mechanismen der Immuntoleranz führte zur Entdeckung zahlreicher immunregulatorischer Zellen mit jeweils eigenen suppressiven Mechanismen, die Aktivität autoreaktiver T-Zellen zu supprimieren. NKZ = natürliche Killerzellen, med. = mittelgradig, TR 1v=vTyp I regulatorische T-Zelle, TH 3 =vT-Helfer 3 Zelle, RTE = recent thymus emigrant. Auszug, in Anlehnung an Venken u. a. (2010). Regulatorische Phänotyp Ursprung Zellen TREG möglicher Suppressionsmechanismus CD4+CD25high FoxP3+ Thymus, Peripherie Zell-Zell Kontakt, IL-10, TGF-β, IL-35, Perforin oder Granzyme NKZ CD4/8+, DN, Thymus TCR: Vα24Jα18-Vβ11 IL-4, IFN-γ, IL-10 oder Zytotoxizität TR 1 CD4+CD25med Peripherie IL-10 TH 3 CD4+CD25med Peripherie TGF-β Thymus ?? RTE–TREG CD4+ CD25high CD45RA+CD45RO- Welchen Wert haben die Quotienten im Rahmen einer Therapieentschei- dung? Lässt sich, eventuell in Kombination mit magnetresonaztomografischen Parametern, ein zuverlässigeres Urteil fällen, welche Patienten von einer immmunmodulatorischen Therapie profitieren könnten? Welchen prädiktiven Wert haben die Quotienten in Bezug auf Schubfre- quenz, Schwere der Schübe, klinische Beeinträchtigung, Entwicklung des EDSS oder Zunahme der kranialen Läsionslast? Welche Krankheitsprogression lässt sich bei den in dieser Studie erfassten Patienten mit CIS feststellen? Stratifiziert nach der Entwicklung von keiner MS, RR-MS und SP-MS, gibt es retrospektiv unterschiede der Quotienten, die möglicherweise prädiktiven Wert für den Konversionszeitraumund Typ darstellen? Profitieren Patienten mit extremen Ausprägungen der Quotienten, z. B. für Plasmazellen oder reife B-Zellen in besonderem Masse von einer immunmodulatorischen Therapie (z. B. senkt Natalizumab erwiesenermassen die Häufigkeiten bestimmter B-Zell Subtypen im CSF (Stüve u. a. 2006))? Jüngere Hypothesen gehen von einer gestörten Effektorfunktion der Zel- 4.4. Kritische Würdigung und Grenzen der Studie 85 len schon in einem sehr frühen Entwicklungsstadium, der RTE–TREG, aus (siehe Abschnitt 4.2.8 auf Seite 79). Lassen sich Unterschiede der Häufigkeiten der RTE–TREG bei Patienten mit CIS feststellen, d. h. liegt dem qualitativen Defekt möglicherweise auch ein quantitativer Defekt zugrunde? Die vorliegende Studie fand eine Dysbalance CD14+ CD16+ Zellen mit reduzierten Häufigkeiten im Patientenliquor. Dies ist möglicherweise ein Hinweis auf eine protektive Rolle dieser Monozytenpopulation, die aufgrund der gestörten Homöostase nur eingeschränkt wahrgenommen werden kann. Hinweise auf mögliche antiinflammatorischen Effekte sind in der Literatur beschrieben (Piccio u. a. 2008; Ozenci u. a. 2000) und sollten weiterführend erörtert werden. Desweiteren sollte die Forschung auf dem Gebiet der Adhäsionsmoleküle intensiviert werden (siehe Tabelle 4.3 auf Seite 70), um ein besseres Verständnis zugrundeliegender pathophysiologischer Mechanismen zu ermöglichen. Wenn es gelänge, Störungen auf molekularer oder genetischer Ebene zu identifizieren, könnten gezielte Therapien z. B. in Form monoklonaler Antikörper entwickelt werden. Protektiven Zellen könnte ein anderer Weg der Diapedese geschaffen werden und proinflammatorische Zellen am Übertritt gehindert werden, wie es zum Teil in Form von Natalizumab in der Eskalationstherapie schon angewendet wird (Stüve u. a. 2006). So deuten jüngere Forschungsanstrengungen z. B. auf einen möglichen SNP (single nucleotide polymorphism) im für die α-Kette des IL-2 Rezeptors (CD25) kodierenden Gens und anderen Loci hin, die für die Aktivierung und Homöostase der T- und B-Zellen eine wichtige Rolle spielen (Hafler u. a. 2007). 4.4. Kritische Würdigung und Grenzen der Studie Methodologische Probleme ergeben sich möglicherweise aus der Durchführung mehrerer Färbungen bei relativ geringem Zellmaterial im FACS. Durchschnittlich werden bei Lumbalpunktion ca. 15 ml Liquor entnommen. Technisch bedingt ist dies jedoch nicht immer bei allen Patienten möglich und gerade bei Materialgewinnung in der Kontrollgruppe mit (definitionsgemäss) weniger als sechs Zellen pro Mikroliter Liquor kann dies bei Aufteilung auf mehrere wells zu statistischen Problemem in der Auswertung führen. Je mehr verschiedene Antikörper bei der Färbung eingesetzt werden und je höher eine spezifische Zellpopulation differenziert wird, desto weniger Zellen gehen anschliessend in 4.4. Kritische Würdigung und Grenzen der Studie 86 die Berechnung ein. Trotzallem wurde die Durchflusszytometrie in der Vergangenheit erfolgreich für die Liquoranalyse auch mit geringem Zellanteil eingesetzt (Kleine u. a. 1999). In dieser Studie wurde, wann immer möglich, die Mindestmenge von ca. 5000 Lymphozyten pro Messung für ein statistisch verwertbares Ergebnis berücksichtigt (Tackenberg u. a. 2007). Mögliche Strukturungleichheiten der Kohorten CIS und KONTROLLE wurden in dieser Arbeit zugunsten höherer Fallzahlen in Kauf genommen. So wurde z. B. auf ein Alters- und Geschlechtsmatching verzichtet. Auch bestand unsere Kontrollkohorte nicht aus völlig gesunden Personen, sondern streng genommen aus Personen mit anderen neurologischen Krankheiten nicht-inflammatorischer ” oder zentralnervöser Natur“. Dies liegt in der Gewinnung des Liquors begründet, da keine Lumbalpunktionen aus rein wissenschaftlicher Indikation an gesunden Freiwilligen durchgeführt wurden. Dieses Vorgehen findet sich ebenfalls in der Literatur, so z. B. bei Venken u. a. (2008a) und Jensen u. a. (2004). Die volumetrische Analyse der kranialen Läsionslast birgt ein gewisses Maß an Subjektivität, da manuell einzelne Läsionen am Computer eingegrenzt werden und sich inter- und auch intraindividuelle Schwankungen in Bezug auf die bestimmte (Läsions-)Fläche ergeben können; für diese Arbeit stehen bis jetzt noch keine automatisierten und standardisierten Programmroutinen zur Verfügung. Das gleiche trifft prinzipiell auch für die Durchflusszytometrie zu, da hier Lymphozytenpopulationen mit einem gewissen Grad an Willkür gegeneinander grafisch abgegrenzt werden und somit die Interrater-Variabilität dementsprechend zu erwarten ist. Leider konnten zu diesem Thema keine passenden Studien gefunden werden. Als TREG vor ein paar Jahren ins Zentrum der Aufmerksamkeit immunologischer Forschung rückten und auch die ersten Patienten für diese Studie rekrutiert wurden, war die Charakterisierung allein durch die hohe Expression vom CD25 standard. Heutzutage existieren weitere Marker wie FoxP3 sowie andere regulatorische Subpopulationen (siehe Abschnit 4.3 auf Seite 82). Daraus ergeben sich möglicherweise Abweichungen zu späteren Studien, die andere Marker in der zytologischen Färbung verwendet haben. Studien über humane TREG können ausserdem durch die Tatsache divergieren, dass möglicherweise nicht nur TREG, sondern auch andere aktivierte Effektor-T-Zellen bei alleiniger Differenzierung mit CD25 und FoxP3 erfasst werden. Aus diesem Grund wird immer mehr CD127low als zusätzlicher Marker zur Identifikation humaner TREG genutzt (Liu u. a. 2006). Dies sollte für zukünftige durchflusszytometrische Studien an TREG berücksichtigt werden. 5. Zusammenfassung/Summary Einleitung Das Klinisch-Isolierte-Syndrom (CIS) bezeichnet das Auftreten eines ersten fokal-neurologischen Defizits über mindestens 24 Stunden und ist verdächtig für die Entwicklung einer Multiplen Sklerose (Kappos u. a. 2006). Neben autoreaktiven, proinflammatorischen T-Zellen (Bhat, Steinman 2009) spielen auch andere Komponenten des zellulären Immunsystems wie B-Zellen, Plasmazellen, Monozyten und Makrophagen eine wichtige Rolle in der Pathogenese (Schneider-Hohendorf u. a. 2010; Kuenz u. a. 2008; Walter u. a. 2006). Insbesondere CD25high regulatorische T-Zellen sind aufgrund einer gestörten Effektorfunktion bei der MS involviert (Venken u. a. 2010). Darüberhinaus existieren Hinweise auf eine Verminderung von VLA-4, ein Protein für die Diapedese über die Blut-Hirn-Schranke, auf TREG des peripheren Blutes von Patienten mit RR-MS (Stenner u. a. 2008). Somit ist die Aufrechterhaltung einer Immunhomöostase über die humoralen Kompartimente von großer Wichtigkeit für Initiierung und Kontrolle der entzündlichen Reaktion im ZNS, dabei wird die Quantifizierung von Leukozyten im Blut und Liquor bei Patienten mit MS und CIS zur Charakterisierung einer möglichen Dysbalance eingesetzt (Engelhardt, Ransohoff 2005; Feger u. a. 2007a). Sowohl als Prediktor in Bezug auf Häufigkeit und Schwere konsekutiver Schübe als auch für den späteren Grad der Behinderung haben sich magnetresonanztomografische Befunde etabliert (Brex u. a. 2002; Kappos u. a. 2006). Die vorliegende Arbeit untersucht die Fragestellung, ob eine Dysbalance zwischen Blut- und Liquorkompartiment bestimmter Immunzelltypen bei Patienten mit CIS besteht und ob das Ausmaß mit dem Grad der zentralnervösen Entzündung, gemessen anhand der Läsionslast im cMRT, korreliert. Material Blut- und Liquorproben von 64 unbehandelten Patienten mit CIS, 18 mit MS und 43 mit anderen, nicht-entzündlichen neurologischen Krankheiten (ANK) wurden mit Antikörpern gegen CD3, CD4, CD8, CD14, CD16, CD19, CD20, CD25, CD27, CD28, CD45RA, CD49d, CD62L und CD138 gefärbt und durchflußzytometrisch gemäß publizierter Methoden untersucht (Tackenberg u. a. 2007). Die kumulative T2 -hyperintense Läsionslast wurde von allen Patienten mit CIS in den Wichtungen sag. T2 FS, ax. T1 SE, ax. FLAIR, ax. PD und T2 , ax. T1 SE + KM bestimmt und mit dem Quotienten der Häufigkeit bestimmter Leukozytensubpopulationen im Blut- und Liquor korre- 87 5. Zusammenfassung/Summary 88 liert. Weiterhin wurde der EDSS-Score bei Diagnosestellung erhoben und eine ROC-Analyse bei divergierenden Quotienten der CIS- und Kontrollprobanden durchgeführt. Bei einer Subgruppe der CIS-Patienten (n = 18) wurde die mittlere Fluoreszenzintensität (MFI) für VLA-4 (CD49d) für verschiedene Expressionsniveaus von CD25 auf CD4+ T-Lymphozyten bestimmt. Ergebnisse Signifikante Unterschiede der Quotienten fanden sich für regulatorische T-Zellen, reife B-Zellen, Memory B-Zellen und CD16+ Monozyten im Vergleich von Patienten mit CIS und ANK. Bei den selben Zellpopulationen ergab die ROCAnalyse der Quotienten signifikante Werte und es konnte ein Grenzwert errechnet werden, um zwischen krank und gesund zu diskriminieren. Eine positive Korrelation mit der kranialen Läsionslast fand sich für regulatorische T-Zellen (r = 0,68) und Plasmazellen (r = 0,55), eine negative Korrelation für CD4+ Thymusemigranten (r = -0,53). Die beste Korrelation wurde meist für die Stratifizierung nach sehr frühem CIS erreicht (≤ 6 Läsionen). Die MFI für VLA-4 auf CD4+ CD25low-high Lymphozyten im PBL und CSF war signifikant höher bei Patienten mit ANK als bei CIS. Diskussion Im Gegensatz zu Kontrollpersonen ist bei CIS Patienten der relative Anteil von regulatorischen CD4+ T-Zellen im Liquorkompartiment im Vergleich zum peripheren Blut signifikant erniedrigt und bei reifen B-Zellen, Memory B-Zellen und CD16+ Monozyten erhöht. Neben einer exekutiven Dysfunktion für regulatorische T-Zellen (Venken u. a. 2006) scheint auch ein quantitativer Defekt vorzuliegen, verantwortlich ist möglicherweise eine reduzierte Expression des Zelladhäsionsmolekül VLA-4 auf Lymphozyten bei Patienten mit CIS. Bei Patienten im frühen Stadium haben regulatorische Zellen im Liquor möglicherweise einen antiinflammatorischen Effekt und der Quotient kann einen labortechnischen Surrogatparameter für Diagnosestellung und Entzündungsaktivität darstellen. Die Korrelation des Quotienten für Plasmazellen mit der Läsionslast ist am ehesten als zufallsbedingt zu werten. Aus der Korrelation für naive Thymusemigranten ergibt sich eine denkbare Rolle in der frühen Pathogenese des CIS. Zusammenfassend scheint eine Dysbalance in der Immunhomöostase verschiedener in die Pathogenese involvierter Zellen beim CIS vorzuliegen, die möglicherweise auf Defekte in Zelladhäsionsmolekülen auf der Oberfläche zurückzuführen ist. Die Ausprägung des relativen Ungleichgewichts im Blut oder Liquor kann dabei das Ausmaß der zerebralen Entzündung im kranialen MRT bestimmen und eventuell zur Diagnosestellung benutzt werden. 5. Zusammenfassung/Summary 89 Introduction The term ‘Clinically Isolated Syndrome’ (CIS) describes a first focal-neurological, demyelinating event lasting for at least 24 hours and is equivocal for the development of definitive Multiple Sclerosis (MS) (Kappos et al. 2006). Besides peripherically activated autoreactive T-cells, who reencounter their specific antigen within the borders of human CNS and induce proinflammatory tissue reactions (Bhat, Steinman 2009), other immune cells of the innate and adaptive immunesystem like B-cells, plasmacells, monocytes and macrophages play a major role in the pathogenesis of MS (Kuenz et al. 2008; Schneider-Hohendorf et al. 2010; Walter et al. 2006). In particular, CD25high regulatory T-cells (TREG) seem to be involved due to a hampered executive cell function (Venken et al. 2010). In addition, there is mounting evidence for a decreased cell surface expression of VLA-4 on CD25high TREG in the blood of patients with RR-MS, a protein responsible for cell diapedesis across the blood-csf-barriers (Stenner et al. 2008). Maintenance of immunehomeostasis in the humoural compartments peripheral blood (PBL) and cerebrospinal fluid (CSF) is crucial for initiation and control of inflammatory CNS reactions and the quantification of leukocytes in peripheral blood and cerebrospinal fluid in patients with CIS and MS has been used to describe a given dysbalance (Engelhardt, Ransohoff 2005; Feger et al. 2007a). In the past, MRI findings have been successfully introduced as a predictor of frequency and gravidity of subsequent relapses and for the future degree of disability (Brex et al. 2002; Kappos et al. 2006). The aim of the present study is to investigate if there is an existing imbalance between leukocytes in PBL and CSF in patients with CIS compared to controls and if the degree of a given imbalance correlates with CNS inflammation, measured as T2 -hyperintense total lesion volume load in cranial MRI. Material Venous peripheral blood and cerebrospinal fluid samples of 64 untreated patients with CIS, 18 patients with MS and 43 patients with other non-inflammatory neurological deseases (ONID) have been stained with antibodies against CD3, CD4, CD8, CD14, CD16, CD19, CD20, CD25, CD27, CD28, CD45RA, CD49d, CD62L and CD138 and analyzed flowcytometrically according to published methods (Tackenberg et al. 2007). MRI T2 -hyperintense total lesion volume of each single patient has been calculated in a standardized way (‘MS-programme’, sag. T2 FS, ax. T1 SE, ax. FLAIR, ax. PD und T2 , ax. T1 SE + CA) and correlated with the PBL/CSF ratio of specific immunecell subsets. EDSS-score at desease onset has been taken and a ROC analysis has been performed in cases of diverging ratios. In a subgroup of CIS patients (n = 18), mean fluorescence intensity (MFI) for 5. Zusammenfassung/Summary 90 VLA-4 (CD49d) has been measured for different expression levels of CD25 in CD4+ lymphocytes. Results Significant differences in CIS PBL/CSF ratios have been found for regulatory T-cells, CD19+ B-cells and CD16+ monocytes compared to ONID. ROC analysis for the same subsets revealed significance and a specific cut-off has been determined to discriminate between ‘ill’ and ‘healthy’. Positive correlation with cranial total volume lesion load has been found for regulatory T-cells (r = 0,68) and plasmacells (r = 0,55), a negative correlation for CD4+ thymic emigrants (r = -0,53). Best correlation coefficients could be achieved for stratification for early CIS (≤ 6 lesions). VLA-4 MFI on CD4+ CD25low-high lymphocytes in PBL and CSF was significantly higher in patients with OIND than in CIS. Discussion In contrast to controls, patients with CIS seem to have a significantly reduced relative proportion of regulatory T-cells in cerebrospinal fluid compared with peripheral blood and a significantly higher relative proportion of CD19 B-cells, memory B-cells and CD16+ monocyte. Apart from a known dysfunction in regard to executive features (Venken et al. 2006), there seems to be a quantitative disorder in regulatory T-cells, probably due to a reduced cell surface expression of the cell-adhesion molecule VLA-4 on CD4+ lymphocytes of patients with CIS. In these patients, especially in an early CIS stage, regulatory T-cells might have an antiinflammatory effect and the PBL/CSF ratio provides a surrogatemarker für diagnosis and desease activity. The correlation of plasmacells with the cranial total lesion load is most probably considered an incidental result. The negative correlation of naive thymic emigrants is indicating a possible role in early pathogenesis. In conclusion, there seems to be a given dysequilibrium in immune homeostasis of certain leukocytes involved in pathogenesis and pathophysiology of early MS that is probably the result of a disturbed cell surface adhesion molecule expression. The numerical quantity of the relative dysbalances in peripheral blood or cerebrospinal fluid represents cerebral inflammation measured in cranial MRI and is probably suited as lab marker for diagnosis of CIS. A. Anhang Expanded Disability Status Scale Score (EDSS) Tabelle A.1.: Expanded Disability Status Scale (EDSS, nach Kurtzke 1983). Acht Funktionssysteme FS (Optik, Hirnstamm, Motorik, Cerebellum, Sensibilität, Blasen- und Mastdarmfunktion, mentaler Status, Gehstrecke) werden untersucht und in Grade unterteilt: Grad 0 = normale Funktion, Grad 1 = abnorme Funktion ohne Behinderung, Grad 2 = leichte Behinde- rung, Grad 3-6 = mittelschwere bis schwere Behinderung. Die Werte der Funktionssysteme werden integriert und ergeben den EDSS. EDSS Behinderung 0,0 alle FS Grad 0 1,0 keine Behinderung, ein FS Grad 1 1,5 keine Behinderung, mehr als ein FS Grad 1 2,0 leichte Behinderung, ein FS Grad 2, andere 0 oder 1 2,5 leichte Behinderung, zwei FS Grad 2, andere 0 oder 1 3,0 mässige Behinderung, ein FS Grad 3, andere 0 oder 1 oder drei oder vier FS Grad 2, Gehfähigkeit uneingeschränkt 3,5 mässige Behinderung, ein FS Grad 3 und ein oder zwei FS Grad 2, Gehfähigkeit uneingeschränkt 4,0 relativ schwere Behinderung, ein FS Grad 4 und andere FS Grad 0 oder 1, Geh- 4,5 relativ schwere Behinderung, ein FS Grad 4 und andere FS Grad 0 oder 1, Geh- strecke ohne Hilfe ca 500 m. strecke ohne Hilfe ca 300 m, voll arbeitsfähig aber evtl. mit geringgradiger Hilfestellung 4,5 relativ schwere Behinderung, ein FS Grad 4 und andere FS Grad 0 oder 1, Gehstrecke ohne Hilfe ca 300 m, voll arbeitsfähig aber evtl. mit geringgradiger Hilfestellung 5,0 starke Behinderung, ein FS Grad 5 und andere FS Grad 0 oder 1, Gehstrecke ca. 200 m 5,5 starke Behinderung, ein FS Grad 5 und andere FS Grad 0 oder 1, Gehstrecke ca. 100 m 6,0 Gehhilfe nötig um 100 m weit zu gehen 6,5 Gehhilfe beidseits nötig, um 20 m ohne Pause zu gehen 7,0 Gehstrecke unter 5 m selbst mit Hilfe, sitzt ca. 12 Stunden pro Tag im Rollstuhl, Transfer und Fortbewegung im Rollstuhl selbständig 91 A. Anhang 92 Tabelle A.1.: Fortsetzung EDSS 7,0 Behinderung Gehstrecke mit Hilfe nur ein paar Schritte, benötigt Hilfe beim Rollstuhltransfer, fährt selbst 8,0 überwiegend auf Bett beschränkt, Armfunktion zur Körperpflege weitgehend erhalten, kann auch ausserhalb des Bettes sitzen 8,5 überwiegend Bettlägerig, einge Funktionen der Arme erhalten 9,0 bettlägerig und hilflos, essen und kommunizieren möglich 9,5 bettlägerig und vollkommen hilflos, essen und kommunizieren nur schlecht mög- 10,0 Tod durch MS lich, unfähig zu schlucken EDSS-Dokumentation Eine Kopie der in dieser Arbeit benutzten EDSS-Dokumenation nach L. Kappos, Department of Neurology, University Hospitals, CH-4031 Basel, Version 11/99 findet sich auf Seite 97 f. Quelle: http://www.neurostatus.net/scoring/index.php Diagnosekriterien nach McDonald Am Ende des Schemas sollen sich die möglichen Diagnosen MS, keine MS und mögliche MS formulieren lassen. Die Diagnose kann weiterhin allein aufgrund objektivierbarer klinischer Befunde gestellt werden, der Nachweis zeitlicher und topischer Dissemination ist zentraler Bestandteil. Paraklinische Befunde wie das MRT, die Liquoranalyse sowie Elektrophysiologie gehen ergänzend in die Diagnoseroutine ein. Tabelle A.2.: MS-Diagnosekriterien nach McDonald et al. (McDonald u. a. 2001), in Anlehnung an R. M. Schmidt (2006) klinische Befunde weitere notwendige Befunde 2+ Schübe und klinisch objektivier- keine ter Nachweis von 2x Läsionen 2+ Schübe und klinisch objektivier- durch MRT belegte topische Dissemination ter Nachweis einer Läsion oder A. Anhang 93 Tabelle A.2.: Fortsetzung klinische Befunde weitere notwendige Befunde im MRT 2+ characteristische Läsionen und positiver Liquor oder erneuter klinischer Schub mit anderem Läsionsort Ein Schub und klinisch objektivier- duch MRT belegte zeitliche Dissemination ter Nachweis von 2+ Läsionen oder zweiter klinische Schub Ein Schub und klinisch objektivier- durch MRT belegte topische Dissemination ter Nachweis einer Läsion (CIS) oder 2+ charateristische Läsionen im MRT und positiver Liquor und durch MRT belegte zeitliche Dissemination oder zweiter klinischer Schub seit Beginn schleichend progredien- positiver Liquor te neurologische Ausfälle, verdächtig auf MS und topische Dissemination im MRT, belegt durch 9+ T2 Läsionen im Gehirn oder 2+ Läsionen im Rückenmark oder 4-8 Läsionen im Gehirn und eine Läsin im Rückenmark oder pathologischem VEP kombiniert mit 4-8 Läsionen im Gehirn oder < 4 Läsionen im Gehirn und einer spinalen Läsion im MRT durch MRT belegte zeitliche Dissemination oder anhaltende Progression über ein Jahr A. Anhang 94 Geräte und Verbrauchsmaterialien Die verwendeten Geräte, Verbrauchsmaterialien und eingesetzten Computerprogramme sind in untenstehender Tabelle aufgeführt. Tabelle A.3.: Liste der verwendeten Geräte und Verbrauchsmaterialien Mikroskope Axio Scope Zeiss Germany Kühlschränke Gefrierschrank -20°C Liebherr (Ochsenhausen) Gefrierschrank -78°C Heraeus Instruments (Hanau) Gefrierschrank -136°C Nunc (Roskilde, Dänemark) Kühlschrank 4°C Liebherr (Ochsenhausen) Zentrifugen Centrifuge 5415 D Eppendorf (Wesseling-Berzdorf) Megafuge 1.0 Heraeus Instruments (Hanau) Sterilbank (Bench) Clean Bench Hera Safe Heraeus Instruments (Hanau) FACS FACSCalibur BD Pharmingen (Heidelberg) Sonstige Geräte und Verbrauchsmaterialien 50 ml Röhrchen Greiner Bio-one (Frickhausen) Deckgläschen Menzel (Braunschweig) Einfrierboxen Nunc (Roskilde, Dänemark) Einmalpipetten Greiner Bio-one (Frickhausen) Einmalspritzen Greiner Bio-one (Frickhausen) Erlenmeyerkolben Kobe (Marburg) Falcon-Röhrchen BD Pharmingen (Heidelberg) Kolbenhubpipetten Eppendorf (Wesseling-Berzdorf) Kryoröhrchen Nunc (Roskilde, Dänemark) Neubauer-Zählkammer Superior - Paul Marienfeld (Lauda- Königshofen) Präzisionspipette Accu Jet Brand (Wertheim) Präzisionspipette Finnpipette Thermo Labsystems (Vantaa, Finnland) A. Anhang 95 Tabelle A.3.: Fortsetzung Chemikalien Aqua dest. Braun (Melsungen) DMSO (Dimethylsulfoxid) Sigma (Steinkirchen) EDTA Promega (Madison, WI, USA) FCS (fetal calf serum) Biochrom (Berlin) FICOLL Biochrom (Berlin) Tryptanblau 4 % Gibco Invitrogen (Karlsruhe) Zellkulturmedien RPMI 1640 Gibco Invitrogen (Karlsruhe) Puffer und Lösungen FACSFlow BD Pharmingen (Heidelberg) FACSSafe BD Pharmingen (Heidelberg) FACSRinse BD Pharmingen (Heidelberg) CellWash BD Pharmingen (Heidelberg) PBS (phosphate buffered sa- Gibco Invitrogen (Karlsruhe) line) PharMingenLyse (NH4Cl- BD Pharmingen (Heidelberg) Lösung) TBE-Puffer 1x Gibco Invitrogen (Karlsruhe) FACS-Antikörper anti-CD3 PerCP Klon SK-7 (BD Pharmingen) anti-CD4 APC Klon RPA-T4 (BD Pharmingen) anti-CD4 FITC Klon RPA-T4 (BD Pharmingen) anti-CD4 PerCP Klon SK-3 (BD Pharmingen) anti-CD8 APC Klon RPA-T8 (BD Pharmingen) anti-CD8 FITC Klon LT-3 (Immunotools) anti-CD8 PerCP Klon SK-1 (BD Pharmingen) anti-CD14 FITC Klon 18-D11 (Immunotools) anti-CD16 PE Klon 3-G8 (BD Pharmingen) anti-CD19 APC Klon HIB-19 (BD Pharmingen) anti-CD20 APC Klon LT-20 (Immunotools) anti-CD25 FITC Klon M-A251 (BD Pharmingen) anti-CD25 PE Klon M-A251 (BD Pharmingen) A. Anhang 96 Tabelle A.3.: Fortsetzung anti-CD27 FITC Klon M-T271 (BD Pharmingen) anti-CD28 PE Klon M-A251 (BD Pharmingen) anti-CD45RA PE Klon MEM-56 (Immunotools) anti-CD49d FITC Klon BU-49 (Immunotools) anti-CD49d PE Klon 9F-10 (BD Pharmingen) anti-CD62L FITC Klon LT-TD 180 (Immunotools) anti-CD138 PE Klon DL-101 (Ebioscience) Magnetresonanztomografie Signa Horizon 1,5 Tesla GE Healthcare (United Kingdom) Software CellQuest 4.0.2 Advantage BD Pharmingen (Heidelberg) Workstation GE Healthcare (United Kingdom) AW4.0 06 SPSS 16.0 SPSS (Chicago, Illinois, USA) MS Excel 2010 Microsoft MS Word 2010 Microsoft LATEX Miktex 2.9 open source A. Anhang 97 Scoring Sheet for a standardised, quantified neurological examination and assessment of Kurtzke’s Functional Systems and Expanded Disability Status Scale in Multiple Sclerosis SYNOPSIS OF FS SCORES STUDY NAME 1. Visual 1 5. Sensory PERSONAL INFORMATION 2. Brainstem 6. Bowel/Bladder 1 Patient 3. Pyramidal 7. Cerebral 4. Cerebellar 1 EDSS Step Signature Date of Birth (04-Jun-1980) - - = converted FS Score Centre Nr/Country Name of EDSS rater Date of Examination - 2 0 - 1. VISUAL ( OPTIC ) FUNCTIONS OPTIC FUNCTIONS OD OS Scotoma N E M I C E SP Visual acuity (corrected) * Disc pallor Visual fields FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 1 2. BRAINSTEM FUNCTIONS CRANIAL NERVE EXAMINATION Hearing loss Extraocular movements (EOM) impairment Dysarthria Nystagmus Dysphagia Trigeminal damage Other cranial nerve functions Facial weakness FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 3. PYRAMIDAL FUNCTIONS REFLEXES Biceps Triceps Brachioradialis R >< L Knee flexors Knee extensors Plantar flexion (feet/toes) Dorsiflexion (feet/toes) Knee * Position test UE, pronation Ankle * Position test UE, downward drift Plantar response * Position test LE, sinking Cutaneous reflexes Able to lift only one leg at a time (grade in °) * Palmomental reflex * Walking on heels LIMB STRENGTH R L * Walking on toes Deltoids * Hopping on one foot Biceps SPASTICITY Triceps Arms Wrist/finger flexors Legs Wrist/finger extensors Gait Hip flexors FUNCTIONAL SYSTEM SCORE * = optional 1 = converted FS Score ° ° A. Anhang 98 4. CEREBELLAR FUNCTIONS CEREBELLAR EXAMINATION Rapid alternating movements UE impairment Head tremor Rapid alternating movements LE impairment Truncal ataxia Tandem walking R L Gait ataxia Tremor/dysmetria UE Romberg test Tremor/dysmetria LE Other, e. g. rebound FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 5. SENSORY FUNCTIONS SENSORY EXAMINATION R L Position sense UE Superficial sensation UE Position sense LE Superficial sensation trunk * Lhermitte’s sign Superficial sensation LE * Paraesthesiae UE Vibration sense UE * Paraesthesiae trunk Vibration sense LE * Paraesthesiae LE FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 6. BOWEL/ BLADDER FUNCTIONS N E M I C E SP Urinary hesitancy/retention Bowel dysfunction Urinary urgency/incontinence * Sexual dysfunction Bladder catheterisation FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 7. CEREBRAL FUNCTIONS MENTAL STATUS EXAMINATION + Depression + Euphoria Decrease in mentation + Fatigue FUNCTIONAL SYSTEM SCORE 8. AMBULATION Walking range as reported (without help or sticks ) meters in min Distance able to walk without rest or assistance Requires constant assistance to walk 100 meters ≥ 100 meters, but < 200 meters Unilateral assistance (in meters) ≥ 200 meters, but < 300 meters Cane/crutch ≥ 300 meters, but < 500 meters Other ≥ 500 meters but not unrestricted Bilateral assistance (in meters) Unrestricted Canes/crutches Actual distance (obligatory up to 500 m if possible) Other meters Assistance by another person (in meters) * = optional 1 = converted FS Score + Because depression, euphoria and fatigue are difficult to evaluate objectively, in some studies it does not contribute to the Cerebral FS score or EDSS step. Please adhere to the study’s specific instructions. Standardised Neurological Examination and Assessment of Kurtzke’s Functional Systems and Expanded Disability Status Scale Slightly modified from J.F. Kurtzke, Neurology 1983:33,1444-52 ©2009 Ludwig Kappos, MD, Professor and Chair, Neurology, University Hospital Basel, 4031 Basel, Switzerland; Version 09/08 1 Literatur Agrawal S, Anderson P, Durbeej M, Rooijen N, Ivars F, Opdenakker G, Sorokin L. Dystroglycan is selectively cleaved at the parenchymal basement membrane at sites of leukocyte extravasation in experimental autoimmune encephalomyelitis. eng. J Exp Med Apr. 2006; 203:1007–1019. Albert P, McFarland H, Smith M, Frank J. Time series for modelling counts from a relapsing-remitting disease: application to modelling disease activity in multiple sclerosis. eng. Stat Med 1994; 13:453–466. Almolda B, González B, Castellano B. Activated microglial cells acquire an immature dendritic cell phenotype and may terminate the immune response in an acute model of EAE. eng. J Neuroimmunol Juni 2010; 223:39– 54. Aloisi F, Ria F, Adorini L. 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Verzeichnis der akademischen Lehrer Meine akademischen Lehrerinnen und Lehrer an der Philipps-Universität Marburg waren in alphabetischer Reihenfolge die Damen und Herren: Adamkiewicz, Basler, Baum, Czubayko, Dabrock, Daut, Feuser, Gerdes, Gress, Grundmann, Grzeschik, Herrmann-Lingen, Hertl, Hilt, Jungclas, Koolmann, Krieg, Kutschenreuter, Lang, Leonhardt, Lill, Lohoff, Luers, Maier, Mandrek, Moll, Mueller, Müller, Mutters, Oertel, Opitz, Plant, Renz, Richter, Riße, Roehm, Röper, Schäfer, Schofer, Schrader, Tackenberg, Tibesku, Vogelmeier, Wagner, Werner, Westermann, Wulf Danksagung An dieser Stelle möchte ich mich herzlich bei allen Menschen bedanken, die mich in der Zeit meiner Dissertation mit Wort und Tat unterstützt haben: Bei PD Dr. Björn Tackenberg, meinem ehemaligen Betreuer und jetzigem Doktorvater, für die Überlassung des Themas und die exzellente Betreuung während der Datenerhebung. Auch für die konstruktive Kritik und stetigen Verbesserungsvorschläge bei der Verschriftlichung bin ich dankbar. Ich habe dadurch sowie während des praktischen Jahres in der Klinik für Neurologie eine Menge positive Erfahrung im Patientenumgang und in wissenschaftlichem Arbeiten sammeln können. Genaugenommen kreuzten sich unsere Wege schon während meines Zivildienstes in Marburg und Herr Tackenberg hat meine Entscheidung zum Medizinstudium damals schon unterstützt und gefördert (-: Herrn Prof. Dr. Wolfgang H. Oertel, Direktor der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Marburg und Gießen, Standort Marburg, danke ich für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes, der Laboreinrichtungen sowie der nötigen infrastrukturellen Vorraussetzungen. Meinen Freunden und Komillitonen Axel John und Hannes Kenji Kubo danke ich für zahlreiche laienpsychologische Gespräche bei Kaffee und Kuchen und fachmännischen Rat bei der Umsetzung der Verschriftlichung und nicht zuletzt für eine unvergessliche Zeit während des Studiums. Wer weiss, wieviele von uns ohne gegenseitige Unterstützung die Flinte ins Korn geworfen hätten... Meinen Freunden Philipp Rieß und Mirco Schulze danke ich für unzählige technische Hilfestellungen bei der Erstellung der Verschriftlichung und für den selbstlosen Einsatz im Copyshop an den Druckmaschinen. Bei Kerstin Schlegel und Michael Happel möchte ich mich ganz besonders für die nimmermüde Unterstützung am FACS bedanken. Ohne sie wäre diese Arbeit niemals in diesem Umfang möglich gewesen. Allen sonstigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der AG Neuroimmunologie sei an dieser Stelle für die hervorragende Arbeitsatmosphäre und hilfreichen Tipps gedankt: Rosi Burmester, Christian Eienbröker, Annette Hehenkamp (gut Pfad!), Christine Höft, Dr. Michael Pütz, Florian Seitz, und Susanne Stei. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Poliklinik, ganz besonders Babette von Hagen und Ines Jackel für Rat und Tat bei der Organisation der Datenerhebung und Patientenuntersuchung. Ich danke den Patienten für ihre geduldige Mitarbeit und ihre Zeit bei der Erhebung des EDSS Scores. Mein größter Dank gilt meiner Familie und meiner Freundin. Ohne ständigen Zuspruch und Bekräftigungen, das stetige Vertrauen sowie die seelische und materielle Unterstützung wäre mir dieses Studium und auch diese Arbeit nie möglich gewesen. Hamburg, den 17. Februar 2012 Johannes Till Elzer Ehrenwörtliche Erklärung (entfernt) Diese Seite wurde vor endgültiger Drucklegung der Pflichtexemplare entfernt.