Prof. Dr. med. William A. See Überlebensvorteil durch - just

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Prof. Dr. med. William A. See
University of Wisconsin, Vereinigte Staaten von Amerika
Überlebensvorteil durch adjuvante Antiandrogen-Therapie bei lokal fortgeschrittenem
Prostatakarzinom
Keywords: EPC-3, Antiandrogen, lokal fortgeschrittenes Prostatakarzinom, Gesamt-Überleben, progressions-freies Überleben,
Hormontherapie, lokalisierter Tumor, Nebenwirkung, Sicherheit, Verträglichkeit, Standardtherapie, Strahlentherapie, abwartendes
Beobachten, Watchful Waiting, Bicalutamid
Multi Disciplinary Prostate Cancer Symposium
Take Home Messages
Adjuvant zur Radiotherapie verbesserte Bicalutamid 150 mg das Gesamtüberleben signifikant. Das Mortalitätsrisiko konnte
im Vergleich zur Radiotherapie allein statistisch signifikant um 35% (p=0.03) verkleinert werden.
Verantwortlich für die niedrigere Gesamtmortalität dieser adjuvant mit Bicalutamid 150 mg behandelten Patienten, ist die
geringere Zahl der prostatakarzinom-bedingten Todesfälle (16.1% vs. 24.3%).
Unabhängig von der gewählten Standardtherapie (Watchful Waiting, radikale Prostatektomie, Radiotherapie) konnte mit
Bicalutamid 150 mg ein statistisch signifikant verlängertes progressionsfreies Überleben erreicht werden.
Das Progressionsrisiko konnte im Vergleich zur alleinigen Standardtherapie in der Subgruppe Watchful Waiting um 40% (p
Bicalutamid 150 mg zeigte bei Patienten mit lokal fortgeschrittenem Karzinom einen Trend zu verlängertem
Gesamtüberleben gegenüber Patienten unter abwartender Beobachtung ("Watchful Waiting"; p=0.06).
Bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom scheint durch die Verwendung von Bicalutamid 150 mg kein Nutzen zu
entstehen.
Die dritte Analyse des "Early Prostate Cancer" Programms (EPC-3) nach einem mittleren Follow-up von 7,4 Jahren bestätigt
den Stellenwert von Bicalutamid 150 mg als Therapiemassnahme bei Patienten mit einem lokal fortgeschrittenen
Prostatakarzinom. Unter primärer Radiotherapie wurde erstmals überhaupt das Gesamtüberleben durch adjuvante
Antiandrogentherapie verlängert, d.h. das Progressionsrisiko konnte um signifikante 35% gesenkt werden (HR = 0.65; 95% CI
0.44-0.95; p = 0.03)( 1,2). Somit konnte erstmals ein Überlebensvorteil beim lokal fortgeschrittenen Prostatakarzinom durch
eine nicht auf Kastration basierenden adjuvanten Antiandrogen-Therapie zusätzlich zur Radiotherapie gezeigt werden.
Das progressionsfreie Überleben wurde durch Einsatz des nicht-steroidalen Antiandrogens Bicalutamid 150 mg verlängert, und zwar
unabhängig davon, welche Standardtherapie die Patienten erhielten, d.h. Bestrahlung, radikale Prostatektomie oder beobachtendes
Abwarten ("Watchful Waiting") (1,2,3). Die kürzlich veröffentlichte Analyse der EPC-3-Daten bringt ausserdem Klarheit in Bezug auf die
Population von Patienten, die von Monotherapie oder der adjuvanten Antiandrogentherapie zusätzlich zur Radiotherapie signifikant
profitieren: diejenigen nämlich mit einem lokal fortgeschrittenen, nicht metastasierten Tumor, das heisst Patienten mit hohem
Progressionsrisiko (1).
Prof. Dr. William See von der Universität Wisconsin, einer der Hauptstudienleiter des EPC-Programms, erläutert im Interview die
Bedeutung dieser erfreulichen Resultate für die betroffenen Patienten.
Welche neuen Informationen liefern die EPC-3-Daten, die während des MDPCS präsentiert
wurden?
Prof. See: Es gibt ein Paar interessante Erkenntnisse. Erstens: Diese Studie definiert, wer eine Hormontherapie mit Bicalutamid 150
mg erhalten soll und wer nicht. Zweitens: Die Studie definiert relativ spezifisch die für diese Therapiemassnahme geeignete Population.
Wie würden Sie die geeigneten Patienten charakterisieren?
Prof. See: Das sind Patienten, die entweder einen gesamthaften Überlebensvorteil oder einen Nutzen in Bezug auf das
progressionsfreie Überleben erzielen. Gemäss unseren EPC-3-Daten solche mit lokal fortgeschrittenem Prostatakarzinom, die
entweder bestrahlt oder abwartend beobachtet werden. Keinen Nutzen demgegenüber scheinen aus heutiger Sicht Patienten mit
klinisch lokalisiertem Prostatakarzinom zu erzielen.
Welche potenziellen Implikationen haben die Ergebnisse der EPC-3-Analyse für die
Standardtherapie von Patienten mit Prostatakarzinom?
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Abb. 1a: Bicalutamide 150 mg ist für Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Karzinom eine Option als Alternative zu
Watchful Waiting oder adjuvant zur Radiotherapie: Progressionsfreies Überleben unter Bicalutamid 150 mg im Vergleich zur alleinigen
Standardtherapie (radikaler Prostatektomie, Radiotherapie oder Watchful Waiting).
Prof. See: Es ist zu früh für drastische Veränderungen der Standardtherapie aufgrund dieser Resultate. Wir haben aber eine starke
Evidenz mit Bicalutamid 150 mg als eine vernünftige Alternative für Patienten der eingangs erwähnten Populationen: Patienten mit
lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Karzi-nom, die entweder abwartend beobachtet oder einer Strahlentherapie unterzogen
werden (Abb. 1 a/b).
Von den guten statistischen Resultaten einmal abgesehen, worin besteht der tatsächliche
Nutzen der Studie für die Patienten?
Abb. 1b: Bicalutamide 150 mg ist für Patienten mit lokal fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Karzinom eine Option als Alternative zu
Watchful Waiting oder adjuvant zur Radiotherapie: Gesamtüberleben unter Bicalutamid 150 mg im Vergleich zur alleinigen
Standardtherapie.
Prof. See: In der Verfügbarkeit einer weiteren Therapieoption, für die sich die Patienten entscheiden können. Was ich damit sagen will
ist Folgendes: Jede der verfügbaren Hormontherapien birgt bestimmte Risiken und Vorteile. Wir wissen, dass Chemotherapie und
chirurgische Kastration im Hinblick auf die beeinträchtigte Sexualfunktion, das reduzierte Energieniveau, den auf Dauer progressiven
Verlust der Knochendichte eine Reihe von Nachteilen hat. Bicalutamid 150 mg demgegenüber entfaltet nicht die gleichen
Nebenwirkungen. Zwar verursacht die Therapie bei einigen Patienten Spannungen in der Brust oder Brustvergrößerung. Die Patienten
können jetzt jedoch selber entscheiden: Haben für mich die potenziellen Vorteile einer Behandlung mit Bicalutamid 150 mg verglichen
mit den anderen Optionen einen Reiz?
Der tatsächliche Nutzen von Bicalutamid 150mg besteht demnach in dessen Sicherheit und
Verträglichkeit.
Prof. See: Das ist ein faires Statement.
Wann sollte die Bicalutamid 150 mg-Behandlung gestartet werden?
Prof. See: In unseren Studien wurde mit der adjuvanten Bicalutamid 150 mg-Therapie zum Zeitpunkt des initialen Therapieentscheids
begonnen, d.h. für Patienten mit Radiotherapie zu Beginn der Bestrahlung und bei den anderen Patienten, welche nur medikamentös
behandelt wurden, gleich nach der Diagnosestellung.
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Welcher Parameter ist aus klinischer Sicht beziehungsweise für den Patienten wichtiger,
das Gesamtüberleben oder das progressionsfreie Überleben?
Prof. See: Der wichtigste Endpunkt für Studien dieser Art ist das Gesamtüberleben. Das progressions-freie Überleben ist aber auch
wichtig, auch wenn es aus der Perspektive des Patienten weniger quantifizierbar ist. Vom psychologischen Standpunkt her gesehen
fühlt sich der Patient besser, wenn er glaubt, dass sein Karzinom nicht wiederkommt. Eine erfolgreiche Therapie wird jedoch
schlussendlich immer daran gemessen, ob sie wirklich die Krankheitsprogression und/oder Rezidive verhindern kann und die Patienten
einen wirklichen Gesamt-Überlebensvorteil haben.
Liefert die Studie Informationen zu Alterslimiten der Patienten für diese adjuvante
Therapieoption mit Bicalutamid 150 mg?
Prof. See: In dieser Studie war das Alter der Patienten kein spezifischer Indikator im Zusammenhang mit den Studienergebnissen. Die
Kriterien bei Studieneinschluss waren die primäre Therapie, welcher sich die Patienten unterzogen hatten und der Krankheitsfortschritt.
Die Patienten waren entweder mit einer Radiotherapie oder einem chirurgischen Eingriff (radikale Prostatektomie) behandelt oder unter
abwartende Beobachtung gestellt worden. In jeder dieser drei Gruppen gab es Patienten mit lokalisiertem Geschehen und lokal
fortgeschrittenem, nicht metastasiertem Prostatakarzinom.
EPC-Trial: 3rd analysis (1)
Data from the 3rd analysis of the Early Prostate Cancer (EPC) Trial Programme, the largest clinical trial carried out in the treatment of
men with early prostate cancer (n=8113), confirm that bicalutamide 150 mg significantly delays disease progression in men with
locally advanced prostate cancer irrespective of primary therapy (watchful waiting, radiotherapy or radical prostatectomy). Using
bicalutamide 150 mg as adjuvant to radiotherapy or radical prostatectomy reduces the risk of disease progression by 31% in men
with locally advanced prostate cancer compared to primary therapy alone (radiotherapy or radical prostatectomy) (hazard ratio=0.69;
95% CI=0.58 to 0.82, p
Redaktion: just-medical!
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Referenz
1) McLeod et al.: Early Prostate Cancer Trial Programme. Bicalutamide 150 mg plus standard care vs standard care alone for early prostate cancer. BJU International. Vol.
97:247-54. 2006
2) See W, McLeod D, Iversen P, Armstrong J, Morris T, Wirth M: Adding bicalutamide 150 mg to radiotherapy significantly improves overall survival in men with locally advanced
prostate cancer. Abstract ASCO-Prostate Cancer Symposium MDPCS 136. 2006.
3) McLeod D, Wirth M, Iversen P, Armstrong J, Morris T, See W: Bicalutamide 150 mg as adjuvant to radical prostatectomy significantly improves progression-free survival in men with
locally advanced prostate cancer. Abstract ASCO-Prostate Cancer Symposium MDPCS 181. 2006.
4) Hinweis: Casodex 150 mg® ist in der Schweiz als Monotherapie beim lokal fortgeschrittenen, nicht metastasierten Prostatakarzinom indiziert, wenn die Standardtherapien
Radiotherapie oder radikale Prostatektomie, chirurgische resp. medikamentöse Kastration nicht geeignet sind. Die adjuvante Therapie mit Casodex 150 mg® zusätzlich zur
Radiotherapie oder radikalen Prostatektomie ist in der Schweiz nicht zugelassen.
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