Wissenswertes über Epilepsie.

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Wissenswertes
über Epilepsie.
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Inhaltsverzeichnis
Was muss man über Epilepsie wissen?
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Was ist Epilepsie?
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Wodurch wird Epilepsie verursacht ?
Genetische Faktoren
Andere Erkrankungen
Kopfverletzungen
Vorgeburtliche Schäden und Entwicklungsstörungen
Vergiftungen und andere Anfallsauslöser
8
9
10
11
11
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Welche Anfallsformen gibt es?
12
Welche Epilepsieformen gibt es?
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Wann handelt es sich bei Anfällen nicht um Epilepsie?
Gelegenheitskrämpfe
Fieberkrämpfe
Nicht-epileptische Anfälle
Eklampsie
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Wie wird Epilepsie festgestellt?
EEG-Untersuchungen
Bildgebende Untersuchungen des Gehirns
Krankengeschichte
Blutuntersuchungen
Entwicklungstests, neurologische und psychologische Tests
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21
22
22
22
Gibt es eine Epilepsieprävention?
23
Wie kann Epilepsie behandelt werden?
Medikamente
Chirurgie
Geräte
Diät
Andere Behandlungsmöglichkeiten
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28
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Wie wirkt sich Epilepsie auf den Alltag aus?
Verhalten und Gefühle
Auto fahren und Freizeit
Ausbildung und Beruf
Schwangerschaft und Mutterschaft
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30
31
31
32
Gibt es bei Epilepsie besondere Risiken?
Status epilepticus
34
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Was bringt die Zukunft ?
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Glossar
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Wichtige Adressen
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Notizen
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Was muss man über Epilepsie
wissen?
Die Epilepsie ist die häufigste chronische Krankheit des
zentralen Nervensystems. Etwa fünf Prozent aller Menschen
haben im Laufe ihres Lebens einen epileptischen Anfall
(Quelle: WHO). Eine aktive Epilepsie entwickeln hingegen
in Europa knapp ein Prozent, dies entspricht in der Schweiz
rund 60’000 Menschen.
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Nützliche Informationen
Diese Broschüre soll Betroffenen und Interessierten nützliche Informationen über
die Erkrankungszeichen, Erkennung und Behandlung dieser Krankheit geben.
Sicher kann eine Broschüre nicht alle Fragen beantworten und auch nicht das
Gespräch mit dem Arzt ersetzen. Dennoch hoffen wir, dass die folgenden
Informationen für den Leser hilfreich sind.
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Epilepsie ist grösstenteils kontrollierbar …
Bei ungefähr 80 Prozent der Epilepsiepatienten lassen sich die Anfälle mit
modernen Medikamenten und chirurgischen Verfahren kontrollieren. Jedoch
treten bei ungefähr 20 Prozent der Epilepsiepatienten trotz optimaler Behandlung
weiterhin Anfälle auf (therapieresistente Epilepsie). Als Epilepsiepatient gilt
jemand, der zwei oder mehr Anfälle gehabt hat.
… aber nicht heilbar
Die Epilepsie ist nicht ansteckend, und wird nicht durch eine Geisteskrankheit
oder eine geistige Behinderung verursacht. Viele Epilepsiepatienten sind normal
oder überdurchschnittlich intelligent. Zu den Berühmtheiten, von denen bekannt
ist oder angenommen wird, dass sie Epilepsie hatten, zählen der russische
Schriftsteller Dostojewski, Napoleon und der Erfinder des Dynamits, Alfred Nobel,
auf den der Nobelpreis zurückgeht. Mehrere Olympiamedaillengewinner waren
ebenfalls anfallskrank. Eine Epilepsie kann derzeit nicht geheilt werden, aber
bei manchen Menschen verschwindet sie mit der Zeit von allein. Kinder mit so
genannter kryptogener Epilepsie – Epilepsie mit unbekannter Ursache – haben
einer Untersuchung zufolge eine Chance von 68 bis 92 Prozent, 20 Jahre nach
der Diagnosestellung anfallsfrei zu sein. Eine optimal abgestimmte medikamentöse Therapie oder eine Operation kann daher diese Chance erheblich erhöhen.
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Was ist Epilepsie?
Epilepsie ist eine Krankheit des Gehirns, bei der sich
Gruppen von Nervenzellen (Neuronen) im Gehirn anormal
entladen. Neuronen erzeugen normalerweise elektrochemische Impulse, die auf andere Nervenzellen, Drüsen
und Muskeln wirken und Gedanken, Gefühle und Handlungen auslösen. Bei Epilepsie ist die normale Nerventätigkeit gestört.
Epilepsie manifestiert sich unterschiedlich heftig
Die gestörte Nerventätigkeit bewirkt, dass Missempfindungen, seltsame Gefühle
und Verhaltensweisen oder Anfälle, Muskelkrämpfe und Bewusstlosigkeit
auftreten. Bei einem Anfall entladen sich die Neuronen bis zu 500 Mal in der
Sekunde, viel schneller als die normale Rate von etwa 80 pro Sekunde. Bei
manchen Menschen passiert dies nur gelegentlich, bei anderen dagegen bis
zu mehreren Hundert Mal am Tag.
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Wodurch wird Epilepsie
verursacht?
Eine Epilepsie kann viele Ursachen haben. Jede Störung der
normalen Neuronentätigkeit – von Krankheiten über Hirnschädigung bis zu Fehlentwicklung des Gehirns – kann zu
Anfällen führen.
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Mögliche Ursachen für Epilepsie
Eine Epilepsie kann sich aufgrund
falscher Nervenschaltungen im
Gehirn, aufgrund eines Ungleichgewichts zwischen Neurotransmittern*
(chemische Botenstoffe im Gehirn)
oder aufgrund einer Kombination
dieser Faktoren entwickeln. Man
nimmt an, dass bei manchen Epilepsiepatienten die Spiegel der stimulierenden Neurotransmitter (steigern die
Nerventätigkeit im Gehirn) zu hoch
sind, während bei anderen die Spiegel der hemmenden Neurotransmitter
(dämpfen die Nerventätigkeit) zu
niedrig sind. All dies kann zu einer
übersteigerten Nerventätigkeit führen
und Epilepsie verursachen.
Manchmal tragen Selbstreparaturversuche des Gehirns nach einer
Kopfverletzung, einem Schlaganfall
oder einer anderen Erkrankung versehentlich zur Entstehung von Nervenfehlverbindungen bei, die zu einer
Epilepsie führen. Auch Fehlentwicklungen des Gehirns können die
Nerventätigkeit stören und ein Anfallsleiden hervorrufen. In manchen
Fällen wird eine Epilepsie durch
Veränderungen in nicht-neuronalen
Gehirnzellen, den Gliazellen, hervorgerufen. Diese Zellen regulieren die
Konzentrationen chemischer Stoffe im
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Gehirn, die die Nervenentladung
beeinflussen können.
Bei ungefähr der Hälfte aller Anfälle
ist die Ursache unbekannt. In anderen
Fällen sind die Anfälle dagegen eindeutig auf eine Infektion, eine Verletzung oder andere bekannte Störungen zurückzuführen.
Genetische Faktoren
Der Forschung zufolge könnten genetische Veränderungen zu den wichtigsten Faktoren gehören, die zur Entstehung einer Epilepsie beitragen.
Einige Epilepsieformen lassen sich
auf die Veränderung eines bestimmten
Gens zurückführen. Viele andere
Epilepsieformen kommen familiär
gehäuft vor, so dass eine Epilepsie
sicherlich genetisch beeinflusst wird.
Man schätzt, dass bei dieser Krankheit 500 Gene eine Rolle spielen
könnten. Es wird jedoch immer klarer,
dass genetische Veränderungen bei
vielen Formen von Epilepsie lediglich
die individuelle Anfallsbereitschaft
steigern und die Anfälle dann
von einem Umweltfaktor ausgelöst
werden.
*Fachbegriffe werden im Kapitel Glossar ab Seite 37 erklärt.
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Andere Erkrankungen
In vielen Fällen ist die Epilepsie Folge einer Gehirnschädigung durch andere
Erkrankungen, die die normale Hirntätigkeit beeinträchtigen, wie zum Beispiel:
Hirntumore, Alkoholismus, die Alzheimer-Krankheit, Schlaganfälle, Herzattacken, Hirnhautentzündung (Meningitis), AIDS, virale Enzephalitis und
andere Infektionskrankheiten, übermässige Flüssigkeitsansammlung im
Gehirn (Hydrocephalus), Unverträglichkeit gegen Weizengluten (Zöliakie).
Wenn diese Erkrankungen erfolgreich behandelt werden, können die Anfälle
aufhören. Jedoch hängen die Chancen, nach der Behandlung der Grundkrankheit anfallsfrei zu werden, von der Art der Erkrankung, der betroffenen
Hirnregion und dem Ausmass der Hirnschädigung vor der Behandlung ab.
Eine Epilepsie kommt auch bei verschiedenen Entwicklungs- und Stoffwechselstörungen vor. Bei diesen Erkrankungen ist die Epilepsie nur eines einer
ganzen Reihe von Symptomen.
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Kopfverletzungen
In manchen Fällen kann eine Kopfverletzung zu Anfällen oder Epilepsie
führen. Das Anlegen von Sicherheitsgurten im Auto und das Tragen von
Helmen beim Motorradfahren oder
bei Sportwettbewerben kann vor
Epilepsie und anderen Folgen einer
Kopfverletzung schützen.
Vorgeburtliche Schäden und Entwicklungsstörungen
Das Gehirn ist während seiner Entwicklung gegen viele Arten von
Schädigungen empfindlich. Infektionen der Mutter, Mangelernährung
und Sauerstoffmangel sind nur einige
der Störungen, die sich negativ auf
das Gehirn des ungeborenen Kindes
auswirken können. Diese Störungen
können zu einer Gehirnschädigung
führen, die oft mit einer Epilepsie
einhergeht, oder eine Epilepsie allein
verursachen. Ungefähr 20 Prozent der
Anfälle bei Kindern sind durch eine
Gehirnlähmung oder andere neurologische Erkrankungen bedingt. Auch
Veränderungen der Gene, die die
Entwicklung steuern, können für eine
Epilepsie verantwortlich sein.
Vergiftungen und andere Anfallsauslöser
Anfälle können nach einer Vergiftung
mit Blei, Kohlenmonoxid und vielen
anderen Giften auftreten. Sie können
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auch bei Konsum illegaler Drogen
und nach Überdosen von Antidepressiva und anderen Medikamenten
vorkommen.
Anfälle werden häufig durch Faktoren
wie Schlafmangel, Alkoholkonsum,
Stress oder hormonelle Veränderungen
während des Menstruationszyklus
ausgelöst. Diese Anfallsauslöser führen
nicht zu einer Epilepsie, aber sie
können Gelegenheitskrämpfe auslösen oder zu Durchbruchanfällen bei
Menschen führen, die ansonsten mit
ihren Anfallsmedikamenten gut eingestellt sind. Vor allem Schlafmangel
kann häufig Anfälle auslösen.
Beruhigungsfaktor Schlaf
Menschen mit einer Epilepsie sollten
deshalb für ausreichend Schlaf
sorgen und möglichst regelmässige
Schlafzeiten einhalten. Bei manchen
Menschen lösen Lichtblitze oder das
Flackern eines Computermonitors
einen Anfall aus; dies wird als photogene Epilepsie bezeichnet. Rauchen
kann ebenfalls Anfälle auslösen, weil
das in Zigaretten enthaltene Nikotin
auf die Rezeptoren des stimulierenden Neurotransmitters Acetylcholin
im Gehirn wirkt, der die Entladung
der Nervenzellen steigert. Sexuelle
Aktivität löst nur in sehr seltenen
Fällen Anfälle aus.
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Welche Anfallsformen gibt es?
Es sind mehr als 30 verschiedene Formen von Anfällen
beschrieben worden. Die Anfälle werden in zwei Hauptgruppen eingeteilt – partielle (fokale) Anfälle und generalisierte Anfälle. Es gibt aber in jeder dieser Gruppen
viele verschiedene Anfallsformen.
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Man unterscheidet zwischen zwei Anfalls-Hauptgruppen:
Partielle (fokale) Anfälle
Partielle Anfälle treten nur in einem Teil des Gehirns auf. Ungefähr 60 Prozent
der Epilepsiepatienten leiden an partiellen Anfällen. Diese Anfälle werden
häufig nach ihrem Entstehungsherd im Gehirn benannt.
Bei einem einfachen partiellen Anfall bleibt das Bewusstsein erhalten, und es
können ungewöhnliche Gefühle oder Missempfindungen vielfältiger Art
auftreten, wie plötzliche und unerklärliche Gefühle von Freude, Ärger, Traurigkeit oder Übelkeit. Es kann auch sein, dass der Betroffene Dinge hört,
riecht, schmeckt, sieht oder fühlt, die nicht real sind.
Komplexe partielle (fokale) Anfälle
Bei komplexen partiellen Anfällen, die meist nur wenige Sekunden dauern,
kommt es zu einer Bewusstseinsveränderung oder zu Bewusstlosigkeit. Es können
auch traumähnliche Zustände und seltsame, wiederholte Verhaltensweisen
wie Zwinkern, Zucken und Mundbewegungen auftreten oder die Betroffenen
laufen im Kreis. Diese wiederholten Bewegungen werden als Automatismen
bezeichnet. Manchmal werfen die Betroffenen auch Gegenstände durch das
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Arten generalisierter Anfälle
Anfallsart
Erscheinungen
Absencen
(auch «Petit mal» genannt)
der Betroffene scheint in die Luft zu starren und/oder
er hat Muskelzuckungen
tonischer Anfall
Verspannung der Muskeln, meist am Rücken und an
Armen und Beinen
klonischer Anfall
wiederholte Zuckungen an beiden Seiten des Körpers
myoklonischer Anfall
Zuckungen des Oberkörpers, der Arme oder der Beine
atonischer Anfall
Verlust des normalen Muskeltonus; der Betroffene stürzt
oder nickt unwillkürlich mit dem Kopf
tonisch-klonischer Anfall
(auch Grand mal genannt)
gemischte Symptome: Versteifung des Körpers und
wiederholte Zuckungen der Arme und/oder Beine
sowie Bewusstlosigkeit
Zimmer oder schlagen nach den Wänden oder Möbeln, als ob sie ärgerlich
oder verängstigt wären.
Auren
Bei manchen partiellen Anfällen, vor allem bei komplexen partiellen Anfällen,
treten Auren auf – ungewöhnliche Empfindungen, die einen bevorstehenden
Anfall ankündigen. Diese Auren sind eigentlich einfache partielle Anfälle, bei
denen das Bewusstsein erhalten bleibt. Die Symptome und ihr Verlauf sind
meist stereotyp, d. h. jedes Mal ähnlich.
Verwechslungsgefahr
Symptome bei partiellen Anfällen können leicht mit anderen Erkrankungen
verwechselt werden. Zum Beispiel können traumähnliche Wahrnehmungen bei
einem komplexen partiellen Anfall mit einer Migräne verwechselt werden,
bei der ebenfalls traumartige Zustände auftreten können.
Das seltsame Verhalten und die Missempfindungen bei partiellen Anfällen,
können auch irrtümlicherweise als Symptome einer Narkolepsie (zwanghafte
Schlafanfälle), einer Ohnmacht oder sogar einer psychischen Krankheit
angesehen werden. Manchmal sind viele Untersuchungen und eine sorgfältige
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Beobachtung durch einen erfahrenen
Arzt notwendig, um zwischen einer
Epilepsie und anderen Erkrankungen
unterscheiden zu können.
Generalisierte Anfälle
Generalisierte Anfälle sind Folge
einer veränderten Neuronentätigkeit
in vielen Teilen des Gehirns. Diese
Anfälle können zu Bewusstlosigkeit,
Stürzen oder massiven Muskelkrämpfen führen.
Nicht alle Anfälle lassen sich leicht
als partielle oder generalisierte definieren oder zeigen ein eindeutiges
Muster. Manchmal beginnen Anfälle
als partielle Anfälle und breiten sich
dann auf das gesamte Gehirn aus.
Die allgemeine Unkenntnis der vielen
verschiedenen Arten von Anfällen
ist eines der grössten Probleme für
Epilepsiepatienten. Menschen, die
Zeugen eines Anfalls ohne Krämpfe
werden, können oft schwer verstehen,
dass der Betroffene sein Verhalten
nicht unter Kontrolle hat.
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Welche Epilepsieformen gibt es?
Ebenso, wie es viele verschiedene Arten von Anfällen gibt,
gibt es auch viele verschiedene Formen von Epilepsie. Man
unterscheidet Hunderte verschiedener Epilepsiesyndrome –
Erkrankungen, die durch eine bestimmte Gruppe von
Symptomen gekennzeichnet sind, von denen eines die
Epilepsie ist. Einige dieser Syndrome sind wohl erblich.
Bei anderen Syndromen ist die Ursache nicht bekannt.
Epilepsiesyndrome werden häufig nach ihren Symptomen
oder ihrem Entstehungsherd im Gehirn bezeichnet.
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Die häufigsten Epilepsiesyndrome:
Absencen
Absencen sind wiederholte Anfälle,
die zu einer vorübergehenden
Bewusstseinspause führen. Diese
Anfälle beginnen fast immer in der
Kindheit oder im Jugendalter und
sind oft familiär. Manche Menschen,
die an Absencen leiden, machen
während ihrer Anfälle unwillkürlich
Bewegungen wie Zucken mit dem
Arm oder schnelles Blinzeln der
Augen. Andere haben keine erkennbaren Symptome, sie sind nur kurz
«weg». Unmittelbar nach einem
solchen Anfall kann der Betroffene
mit der zuvor begonnenen Tätigkeit
fortfahren. Diese Anfälle können
jedoch so häufig auftreten, dass sich
die Betroffenen in der Schule oder
in anderen Situationen nicht konzentrieren können. Absencen im Kindesalter verschwinden meist, sobald
das Kind in die Pubertät kommt.
Psychomotorische Epilepsie
Psychomotorische Epilepsie ist ein anderer Begriff für wiederholte partielle
Anfälle, insbesondere Anfälle des
Temporallappens. Der Begriff psychomotorisch bezieht sich auf die Missempfindungen, seltsamen Gefühle
und Verhaltensweisen, die bei diesen
Anfällen auftreten.
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Temporallappenepilepsie
Die Temporallappenepilepsie (TLE)
ist die häufigste Form einer Epilepsie
mit partiellen Anfällen. Diese Anfälle
gehen meist mit Auren einher.
Die TLE beginnt oft in der Kindheit
und kann nach gewisser Zeit den
Hippocampus – die Gehirnstruktur
für Gedächtnis und Lernen – beschädigen. Es ist daher wichtig, eine
TLE frühzeitig und so wirksam wie
möglich zu behandeln.
Frontallappenepilepsie
Bei einer Frontallappenepilepsie tritt
meist eine Serie kurzer Anfälle mit
plötzlichem Beginn und Ende auf.
Okzipitallappenepilepsie
Die Okzipitallappenepilepsie beginnt
meist mit optischen Halluzinationen,
schnellem Blinzeln oder anderen
Augensymptomen.
Parietallappenepilepsie
Die Symptome der Parietallappenepilepsie ähneln denen anderer
Formen sehr, da sich Parietallappenanfälle häufig in andere
Hirnregionen ausbreiten.
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Wann handelt es sich bei Anfällen
nicht um Epilepsie?
Obwohl jeder Anfall ein Grund zur Besorgnis ist, bedeutet
das Auftreten eines Anfalls nicht automatisch, dass jemand
an Epilepsie leidet. Beispiele für Anfälle, bei denen keine
Epilepsie vorliegt, sind Gelegenheitskrämpfe, Fieberkrämpfe,
nicht-epileptische Anfälle und Eklampsie.
Anfälle ohne epileptischen Hintergrund sind zum Beispiel:
Gelegenheitskrämpfe
Viele Menschen haben irgendwann in ihrem Leben einen einzigen Anfall.
Solche Anfälle sind oft eine Reaktion auf eine Narkose oder ein starkes
Medikament, sie können aber auch spontan auftreten, d. h. ohne erkennbaren
auslösenden Faktor. Wenn keine Hirnschädigung vorliegt und aus der Familiengeschichte keine Epilepsie oder andere neurologische Störungen bekannt sind,
kommt es nach einem solchen Gelegenheitskrampf meist zu keinen weiteren
Anfällen.
Fieberkrämpfe
Manchmal erleidet ein Kind während einer hochfieberhaften Erkrankung einen
Anfall. Diese Anfälle werden als Fieberkrämpfe bezeichnet und können für
Eltern und Betreuer sehr bedrohlich aussehen. Früher wurden nach einem
Fieberkrampf meist Anfallsmedikamente verordnet, in der Hoffnung, eine Epilepsie zu verhindern. Jedoch entwickelt sich bei den meisten Kindern,
die einen Fieberkrampf haben, keine Epilepsie, und die Langzeitverwendung
krampflösender (antikonvulsiver) Medikamente bei Kindern kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen.
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Nicht-epileptische Anfälle
Phänomene, die wie Anfälle aussehen,
obwohl im Gehirn keine Anfallsaktivität nachweisbar ist, werden als
nicht-epileptische Anfälle oder Pseudoanfälle bezeichnet. Nicht-epileptische
Anfälle mit psychischen Ursachen
werden auch als psychogene Anfälle
bezeichnet. Psychogene Anfälle können ein Hinweis auf Abhängigkeit,
Bedürfnis nach Aufmerksamkeit,
Vermeidung belastender Situationen
oder bestimmte psychiatrische Erkrankungen sein. Manche Epilepsiepatienten haben neben den epileptischen Anfällen auch psychogene
Anfälle. Andere Menschen, die
psychogene Anfälle haben, haben
überhaupt keine Epilepsie. Psychogene Anfälle können nicht wie epileptische Anfälle behandelt werden,
sondern bedürfen oft einer psychotherapeutischen Behandlung.
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Eklampsie
Eine Eklampsie ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, die sich bei
schwangeren Frauen entwickeln
kann. Zu den Symptomen gehören
plötzliche Blutdruckerhöhungen und
Krämpfe. Schwangere, bei denen
unerwartete Anfälle auftreten, müssen
sofort ins Krankenhaus eingeliefert
werden. Eine Eklampsie kann im
Krankenhaus behandelt werden, und
nach Ende der Schwangerschaft
treten meist weder weitere Anfälle
noch eine Epilepsie auf.
Andere nicht-epileptische Anfälle
können durch eine Narkolepsie,
das Tourette-Syndrom, Herzrhythmusstörungen und andere körperliche
Erkrankungen mit anfallsartigen
Symptomen hervorgerufen werden.
Da die Symptome dieser Erkrankungen epileptischen Anfällen sehr
ähnlich sehen, werden sie oft
fälschlicherweise für eine Epilepsie
gehalten.
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Wie wird Epilepsie festgestellt ?
Anhand einer Reihe von Untersuchungen kann festgestellt
werden, ob jemand an Epilepsie leidet und welche Art von
Anfällen vorliegt. In manchen Fällen können Symptome
wie ein Anfall aussehen, die aber nicht-epileptisch sind und
durch andere Erkrankungen verursacht werden.
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Untersuchungsmethoden zur Feststellung von Epilepsie
Selbst Ärzte können ohne genaue Beobachtung und intensive Untersuchungen nicht immer zwischen diesen Erkrankungen und einer Epilepsie unterscheiden. Anschliessend die wichtigsten Untersuchungsmethoden.
EEG-Untersuchungen
Bei einem Elektroenzephalogramm
(EEG) werden Hirnstromkurven aufgezeichnet, die durch auf die Kopfhaut
platzierte Elektroden erfasst werden.
Dies ist die häufigste Untersuchung
zur Diagnose einer Epilepsie, mit der
Veränderungen der elektrischen Hirnaktivität erkannt werden können.
Bei Epilepsiepatienten ist die normale
Hirnaktivität häufig verändert, selbst
wenn sie gerade keinen Anfall haben.
Das EEG kann zwar bei der Diagnose
einer Epilepsie nützlich sein, aber es
ist nicht hundertprozentig sicher.
Manche Menschen haben selbst nach
einem Anfall normale Hirnstromkurven,
und in anderen Fällen entstehen die
veränderten Gehirnwellen tief im
Gehirn, wo sie mit dem EEG nicht
nachweisbar sind. Bei vielen Nichtepilepsiebetroffenen finden sich
im EEG ebenfalls ungewöhnliche
Gehirnwellen.
In Verbindung mit einem EEG werden
oft Videoaufzeichnungen zur Beur-
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teilung von Anfällen bei einem
Patienten gemacht. Sie können auch
dazu verwendet werden, andere
Erkrankungen wie eine Narkolepsie
auszuschliessen, die wie eine Epilepsie aussehen können.
Magnetenzephalogramm (MEG)
Eine neue Untersuchungstechnik ist
das Magnetenzephalogramm (MEG).
Beim MEG werden die von Nervenzellen erzeugten magnetischen Signale
erfasst, mit denen der Verlauf der
Hirnaktivität an verschiedenen Stellen
im Gehirn untersucht werden kann
und verschiedene Hirnfunktionen
erkannt werden können. Das MEG ist
vom Konzept her ähnlich wie das
EEG, man braucht aber keine Elektroden dazu, und im Vergleich zum EEG
können auch Signale aus tieferen
Hirnregionen erfasst werden.
Bildgebende Untersuchungen des
Gehirns
Bildgebende Verfahren gehören zu
den wichtigsten Untersuchungen, mit
denen eine Epilepsie diagnostiziert
werden kann. Die häufigsten sind
Computertomographie (CT), Positronenemissionstomographie (PET) und
Magnetresonanztomographie (MRT).
Mit CT und MRT kann die Gehirnstruktur sichtbar gemacht werden,
und es können Hirntumore, Zysten
und andere Strukturanomalien
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erkannt werden. Mit PET und einer
besonderen MRT-Technik, der funktionellen MRT (fMRT), können Abweichungen der Hirnfunktion nachgewiesen werden. Eine relativ neue
Technik ist die Single-Photon-Emissions-Computertomographie (SPECT),
die manchmal verwendet wird, um
Anfallsherde im Gehirn zu lokalisieren. In der Erprobung befindet
sich auch die Magnetresonanzspektroskopie (MRS), mit der Veränderungen der biochemischen
Prozesse im Gehirn nachgewiesen
werden können, und die Spektroskopie im infrarotnahen Bereich,
die Aufschluss über die Sauerstoffspiegel im Hirngewebe gibt.
Krankengeschichte
Die Erhebung einer ausführlichen
Krankengeschichte (Anamnese) einschliesslich der Symptome und Dauer
der Anfälle ist immer noch eine der
besten Methoden, um zu beurteilen,
ob jemand Epilepsie hat und um welche Anfälle es sich handelt. Bei der
Erhebung der Anamnese stellt der
Arzt Fragen über die Anfälle und alle
früheren Erkrankungen oder anderen
Symptome. Da Anfallskranke sich oft
nicht erinnern, was passiert ist, sind
die Angaben der Bezugspersonen
wesentlich.
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Blutuntersuchungen
Insbesondere bei Kindern werden
oft Blutproben abgenommen. Diese
Blutproben werden auf Stoffwechselkrankheiten oder genetische Störungen untersucht, die mit den Anfällen in
Zusammenhang stehen könnten. Sie
können auch verwendet werden,
um zugrunde liegende Erkrankungen
wie Infektionen, eine Bleivergiftung,
Anämie und Diabetes auszuschliessen,
die die Anfälle verursachen oder
auslösen könnten.
Entwicklungstests, neurologische und
psychologische Tests
Oft werden vom Arzt Tests zur Beurteilung der motorischen Fähigkeiten,
des Verhaltens und der intellektuellen
Leistungsfähigkeit durchgeführt. Diese
Tests können darüber Aufschluss
geben, welche Beeinträchtigungen
die Epilepsie mit sich bringt oder an
welcher Form von Epilepsie jemand
leidet.
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Gibt es eine Epilepsieprävention?
Oft ist die Ursache für Anfälle unbekannt; deshalb gibt es
auch keine Möglichkeit der Vorbeugung. Aber viele Fälle
von Epilepsie, die auf bekannte Ursachen (Verletzungen,
Infektionen und andere Störungen) zurückzuführen sind,
lassen sich vermeiden.
So lässt sich das Risiko reduzieren:
Vermeidung von Verletzungen: Kopfverletzungen und andere Verletzungen,
die Epilepsie begünstigen, können z. B. durch den Einsatz von Sicherheitsgurten, Fahrradhelmen und Kindersitzen verhindert werden.
Betreuung während der Schwangerschaft: Das Risiko einer Hirnschädigung
beim ungeborenen Kind, die später zu Epilepsie aber auch zu anderen neurologischen Störungen führen könnte, kann durch gute Betreuung während der
Schwangerschaft (z. B. Behandlung von Bluthochdruck und Infektionen) vermindert werden.
Behandlung von Krankheiten: Auch die Behandlung von Herz-Kreislauf-Krankheiten, Bluthochdruck, Infektionen und anderen Erkrankungen, die sich auf
das Gehirn auswirken können, kann vielen Fällen von Epilepsie vorbeugen.
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Wie kann Epilepsie behandelt
werden?
Entscheidend für eine wirksame Behandlung ist die genaue
Diagnose. Mit den derzeit verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten werden etwa 80 Prozent der Epilepsiepatienten
zumindest zeitweise anfallsfrei. Jedoch haben weitere
20 Prozent – ungefähr 12’000 Epilepsiepatienten in der
Schweiz – therapieresistente Anfälle.
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Eine individuelle, frühe Behandlung
verspricht gute Therapieerfolge.
Die Epilepsie wird von Ärzten aus
verschiedenen Fachgebieten behandelt: von Neurologen, Kinderärzten, Kinderneurologen, Internisten
und Hausärzten sowie von Neurochirurgen. Eine spezielle oder intensive Betreuung ist in grossen Kliniken
und neurologischen Ambulatorien
oder bei niedergelassenen Neurologen möglich. Viele Epilepsiebehandlungszentren sind an Universitätskliniken angegliedert, die neben der
ärztlichen Versorgung auch Forschung
betreiben.
Wenn die Diagnose Epilepsie gestellt
wurde, sollte so bald wie möglich
eine Behandlung eingeleitet werden.
Medikamente und andere Therapieformen zur Behandlung einer Epilepsie sind weniger erfolgreich, wenn
Anfälle und ihre Folgeerscheinungen
schon länger bestehen.
Medikamente
Die häufigste Behandlungsmethode
bei Epilepsie ist die Verordnung von
Antiepileptika. Heute sind über 20
verschiedene Antiepileptika auf dem
Markt, die alle unterschiedliche Vorteile und Nebenwirkungen haben.
Welches Medikament in welcher
Dosierung verordnet wird, hängt von
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vielen verschiedenen Faktoren ab,
so von der Art der Anfälle, der Lebensweise und dem Lebensalter des
Betroffenen, der Anfallshäufigkeit
und bei Frauen davon, wie gross
die Wahrscheinlichkeit ist, dass sie
schwanger werden.
Bei den meisten Epilepsiepatienten
lässt sich mit einem einzigen optimal
dosierten Medikament Anfallsfreiheit
erreichen. Die Kombination von Medikamenten verstärkt meist Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Appetitlosigkeit, so dass möglichst eine Monotherapie – ein einziges Medikament
– verordnet wird. Werden Anfälle
durch eine Monotherapie nicht wirksam kontrolliert, kann eine Kombinationstherapie aber angebracht sein.
Gängige Wirkstoffe
• Carbamazepin
• Valproat
• Phenytoin
• Gabapentin
• Lamotrigin
• Primidon
• Clonazepam
• Phenobarbital
• Oxcarbazepin
• Topiramat
• Ethosuximid
• Levetiracetam
• Vigabatrin
• Tiagabin
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Zur Wechselwirkung mit anderen
Medikamenten
Menschen mit einer Epilepsie müssen
beachten, dass Epilepsiemedikamente
möglicherweise schädliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben. Daher sollten Epilepsiepatienten ihrem behandelnden Arzt,
so z. B. auch dem Zahnarzt, mitteilen, welche Medikamente sie nehmen. Es ist für den Patienten leichter,
den Überblick zu behalten, wenn
über die Medikamenteneinnahme
Buch geführt wird. So kann ein Behandlungskalender, in den alle
Medikamente notiert werden, hilfreich sein. Frauen müssen ausserdem
beachten, dass einige Antiepileptika
die Wirksamkeit oraler Empfängnisverhütungsmittel (Pille) beeinträchtigen können, und sollten darüber mit
ihrem Arzt sprechen.
Absetzen von Medikamenten
Manche Ärzte raten ihren Patienten,
Antiepileptika nach zwei anfallsfreien
Jahren abzusetzen. Andere Ärzte
halten es für besser, vier oder fünf
Jahre damit zu warten. Das Absetzen
der Medikation darf nur auf ärztlichen Rat hin und unter ärztlicher
Überwachung erfolgen. Epilepsiemedikamente müssen so lange genommen werden, wie sie vom Arzt verordnet wurden. Die Patienten sollten
auch ihren Arzt oder Apotheker
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vorher fragen, was sie tun sollen,
wenn sie eine Einnahme ausgelassen
haben.
Das Absetzen der Medikation ohne
ärztlichen Rat ist einer der Hauptgründe, warum bei Menschen, die
anfallsfrei waren, erneut Anfälle auftreten. Anfälle, die nach plötzlichem
Absetzen der Medikamente auftreten,
können sehr schwer sein und zu einem
Status epilepticus führen. Ausserdem
können nicht-kontrollierte Anfälle
Veränderungen in den Nervenzellen
auslösen und die künftige Anfallsbehandlung erschweren.
Chirurgie
Wenn sich Anfälle mit Medikamenten
nicht ausreichend kontrollieren lassen,
wird unter Umständen ein chirurgischer Eingriff in Erwägung gezogen.
Ob jemand von einer Operation profitiert, hängt von der Art der Anfälle
ab und auch davon, welche Hirnregion betroffen ist und wie wichtig
diese Region für das Verhalten im
Alltag ist. Chirurgen vermeiden es
im Allgemeinen, in Hirnregionen zu
operieren, die für Sprechen, Sprache,
Hören oder andere wichtige Fähigkeiten notwendig sind. Vor der
Operation wird der Herd im Gehirn,
von dem die Anfälle ausgehen,
genau bestimmt.
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Es gibt drei Hauptgruppen von Epilepsien, die erfolgreich chirurgisch behandelt werden können. Dazu gehören partielle Anfälle, Anfälle, die als partielle Anfälle beginnen, bevor sie sich auf das übrige Gehirn ausbreiten, und
die einseitige multifokale Epilepsie mit Halbseitenlähmung im Kindesalter.
Folgende Operationen werden am häufigsten durchgeführt:
Operation zur Behandlung von Grundkrankheiten: Wenn Anfälle durch einen
Hirntumor, eine übermässige Flüssigkeitsansammlung im Gehirn (Hydrocephalus) oder andere Erkrankungen hervorgerufen werden, die sich chirurgisch
behandeln lassen, werden unter Umständen diese Grundkrankheiten operiert
und damit oft die Anfälle unterbunden.
Operation zur Entfernung eines Anfallsherds: Dies ist die häufigste Operation
bei Epilepsie und wird auch als Lobektomie bezeichnet; sie kommt bei partiellen Anfällen in Frage, die nur in einer Hirnregion entstehen. Die häufigste
Lobektomie ist die Entfernung des Schläfenlappens. Sie wird bei Temporallappenepilepsie durchgeführt.
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Multiple subpiale Transsektion: Diese
wird bei Anfällen, die in einer nicht
entfernbaren Hirnregion entstehen,
durchgeführt; bei diesem Eingriff
werden einige Einschnitte gemacht,
damit die Anfälle sich nicht in andere
Teile des Gehirns ausbreiten können,
während die normalen Fähigkeiten
des Betroffenen erhalten bleiben.
Kallotomie: Eine Kallotomie, bei der
die Nervenverbindung zwischen
rechter und linker Gehirnhälfte
(Hemisphäre) durchtrennt wird, wird
vor allem bei Kindern mit schweren
Anfällen durchgeführt, die in einer
Gehirnhälfte beginnen und sich auf
die andere Seite ausbreiten.
Hemisphärektomie: Die Hemisphärektomie ist ein Eingriff, bei dem man
die Hälfte der Hirnrinde entfernt, und
wird nur bei Kindern mit RasmussenEnzephalitis oder einer anderen
schweren Schädigung einer Hemisphäre durchgeführt. Obwohl dies
eine sehr radikale Operation ist und
nur als letztes Mittel gewählt wird,
erholen sich die Kinder oft sehr gut
von dem Eingriff, und ihre Anfälle
sind meist sehr viel seltener oder
hören ganz auf. Bei intensiver Rehabilitation können sie fast normale
Fähigkeiten erlangen.
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Geräte
Bei Patienten, die mit Medikamenten
nicht gut einstellbar sind, kann der
Vagusstimulator verwendet werden.
Dies ist ein batteriebetriebenes Gerät,
das ähnlich wie ein Herzschrittmacher
unter die Brusthaut implantiert und an
den Vagusnerv im unteren Halsbereich
angeschlossen wird. Im Durchschnitt
werden die Anfälle durch diese Stimulation um ungefähr 20 bis 40 Prozent
reduziert. Die Patienten können trotz
des Stimulators meist nicht auf Epilepsiemedikamente verzichten, aber sie
haben oft weniger Anfälle und können
ihre Medikamentendosis reduzieren.
Diät
Studien weisen darauf hin, dass Kinder in manchen Fällen weniger Anfälle haben, wenn sie eine strenge
fettreiche und kohlenhydratarme Diät
einhalten. Diese ungewöhnliche Diät,
die als ketogene Diät bezeichnet
wird, führt dazu, dass der Körper
Fett anstatt Kohlenhydrate abbaut.
Die ketogene Diät ist nicht leicht einzuhalten, da nur eine ungewöhnliche
und begrenzte Auswahl an Nahrungsmitteln erlaubt ist. Eine solche
Diät sollte unter der Anleitung eines
Ernährungsberaters durchgeführt
werden, um sicherzustellen, dass es
nicht zu schädigenden Nebenwirkungen, verursacht z. B. durch einen
schweren Nährstoffmangel, kommt.
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Die Rolle von Vitaminen in der Therapie der Epilepsie ist nicht eindeutig
geklärt. Folgendes sollte beachtet werden:
• Die Einnahme hoher Vitamindosen beeinflusst im Allgemeinen die Anfälle
nicht günstig und kann in manchen Fällen sogar schädlich sein.
• Aber eine gute Ernährung und einige Vitaminpräparate (z. B. Folsäure) können
Geburtsdefekte und arzneibedingte Nährstoffmangelzustände verringern.
• Die Verwendung von nicht-vitaminhaltigen Präparaten wie Melatonin ist fraglich und
kann gefährlich sein. Bei vielen nicht-vitaminhaltigen Präparaten sind tatsächliche
Wirkung und Wechselwirkungen mit Medikamenten weitgehend unbekannt.
Andere Behandlungsmöglichkeiten
Derzeit wird erforscht, ob Biofeedback – eine Technik zur Kontrolle der eigenen
Gehirnströme – zur Anfallskontrolle nützlich sein könnte. Diese Therapie
ist jedoch umstritten, und die Ergebnisse der meisten Studien waren enttäuschend.
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Wie wirkt sich Epilepsie auf den
Alltag aus?
Die meisten Epilepsiepatienten führen ein normales Leben.
Ungefähr 80 Prozent kann mit modernen Therapien erheblich geholfen werden, und viele sind monate- bis jahrelang
anfallsfrei. Eine Epilepsie wirkt sich trotzdem auf den Alltag
der Betroffenen, ihrer Angehörigen und Freunde aus.
Beeinträchtigungen
Bei Menschen mit schweren therapieresistenten Anfällen ist die Lebenserwartung kürzer und das Risiko einer intellektuellen Beeinträchtigung höher,
insbesondere wenn das Anfallsleiden bereits in der frühen Kindheit aufgetreten ist. Diese Beeinträchtigungen hängen oft eher mit den Grundkrankheiten,
die die Epilepsie verursachen, oder mit der Epilepsiebehandlung zusammen
als mit der Epilepsie selbst.
Verhalten und Gefühle
Viele Epilepsiepatienten leben ständig mit der Angst, einen Anfall zu bekommen,
haben Selbstwertprobleme und Depressionen. Bei Epilepsiepatienten, insbesondere bei Kindern, treten nicht selten Verhaltensauffälligkeiten und emotionale
Störungen auf, die mit Scham oder Frustration wegen der Epilepsie zusammenhängen. Bei Kindern lassen sich solche Probleme oft in den Griff bekommen,
wenn Eltern eine positive Haltung und Unabhängigkeit fördern, negatives Verhalten des Kindes nicht mit Aufmerksamkeit belohnen und auf die Bedürfnisse
und Gefühle ihres Kindes eingehen. Das familiäre Umfeld sollte verständnisvoll sein und dem Betroffenen keine Schuldgefühle machen. Beratungsstellen
und Selbsthilfegruppen können für Epilepsiepatienten und ihre Angehörigen
Anlaufstellen für Erfahrungsaustausch und Informationen sein (s. S. 41 ff).
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Auto fahren und Freizeit
Bei vielen Epilepsiepatienten ist die
Unabhängigkeit durch das Anfallsrisiko eingeschränkt. Wer als Anfallskranker in der Schweiz Auto fahren
will, muss nach den neuen Richtlinien
des Verkehrsausschusses der
Schweizerischen Liga gegen Epilepsie
mindestens ein Jahr anfallsfrei sein.
Das Anfallsrisiko schränkt auch die
möglichen Freizeitbeschäftigungen
ein. Aktivitäten wie Schwimmen und
Segeln sollten nur mit entsprechenden
Vorsichtsmassnahmen und/oder in
Begleitung ausgeübt werden.
Joggen, Fussball und viele andere
Sportarten sind für Epilepsiepatienten
jedoch unbedenklich. Bisher wurde
über keine Zunahme von Anfällen
aufgrund von Sport berichtet. Regelmässiges Training soll die Anfallskontrolle bei manchen Epilepsiepatienten
sogar verbessern. Wegen der insgesamt positiven Auswirkungen von
Sport sollten auch Epilepsiepatienten
unter Beachtung entsprechender Vorsichtsmassnahmen daran teilnehmen.
Mit Sport zusammenhängende
Probleme wie Austrocknung, Überbelastung und Unterzuckerung sollten vermieden werden, da sie
das Anfallsrisiko erhöhen können.
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Ausbildung und Beruf
Nach dem Gesetz dürfen Epilepsiepatienten oder Menschen mit anderen
Behinderungen wegen ihrer Erkrankung nicht von einer Berufstätigkeit
oder Ausbildung ausgeschlossen
werden. Trotzdem ist der Prozentsatz
der Epilepsiepatienten mit einer abgeschlossenen Schullaufbahn niedriger
als in der Allgemeinbevölkerung
und die Arbeitslosenrate etwa dreimal höher.
Diese Zahlen zeigen, dass für Epilepsiepatienten in Schule und Beruf
immer noch erhebliche Barrieren
bestehen, die hauptsächlich auf den
Vorurteilen und der Unkenntnis der
Öffentlichkeit beruhen. Im Allgemeinen sind die beruflichen Leistungen von Epilepsiepatienten so gut
wie die ihrer gesunden Arbeitskollegen. Antiepileptika können jedoch
zu Nebenwirkungen führen, die sich
negativ auf die Konzentrationsfähigkeit und das Gedächtnis auswirken.
Kinder mit Epilepsie lernen unter
Umständen langsamer. Lehrer sollten
darüber informiert sein, was zu tun
ist, wenn ein Kind in der Schule
einen Anfall erleidet, und die Eltern
sollten zusammen mit der Schule
dafür sorgen, dass den besonderen
Bedürfnissen ihres Kindes Rechnung
getragen wird.
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Schwangerschaft und Mutterschaft
Die meisten Epilepsiepatientinnen
können schwanger werden. Bei ihnen
beträgt die Chance, ein normales gesundes Kind zu bekommen, 90 Prozent
oder mehr, und das Risiko für Geburtsdefekte liegt nur bei etwa vier bis
sechs Prozent. Bei Kindern von Eltern
mit Epilepsie beträgt das Risiko, selbst
Epilepsie zu bekommen, nur etwa fünf
Prozent, ausser wenn ein Elternteil
eine eindeutig erbliche Form von Epilepsie hat. Eltern, die wissen möchten,
ob ihre Epilepsie erblich sein könnte,
sollten das Risiko von einer genetischen
Beratungsstelle abklären lassen.
Vorsichtsmassnahmen
Epilepsiepatientinnen können vor
und während der Schwangerschaft
verschiedene Vorsichtsmassnahmen
ergreifen, um die Risiken bei einer
Schwangerschaft und Geburt zu vermindern. Frauen mit Kinderwunsch
sollten mit ihrem Arzt sprechen, um
sich über spezielle Risiken zu informieren, die mit ihrer Epilepsie und den
Anfallsmedikamenten zusammenhängen.
Da manche Antiepileptika das Risiko
für Geburtsdefekte wie Gaumenspalte,
Herzfehler oder Defekte an Fingern
und Zehen erhöhen, wird während
der Schwangerschaft unter Umständen
zu einer Umstellung auf andere Medi32
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kamente geraten. Eine solche Änderung sollte rechtzeitig vor einer
Schwangerschaft erfolgen, damit
eine Aufdosierung der neuen Medikamente und eine Kontrolle der
Blutspiegel möglich sind.
Ausserdem sollte bereits einige Zeit
vor einer Schwangerschaft mit der
Einnahme von Vitaminpräparaten
begonnen werden – insbesondere
Folsäure, die das Risiko von Geburtsdefekten verringern kann. Frauen,
die ungeplant schwanger geworden
sind, sollten so schnell wie möglich
mit dem Arzt über eine mögliche
Senkung von Risiken sprechen. Sie
sollten jedoch bis dahin ihre Anfallsmedikamente weiter wie verordnet
nehmen, um vermeidbare Anfälle zu
verhüten, da vor allem schwere Anfälle während der Schwangerschaft
das ungeborene Kind schädigen oder
zu einer Fehlgeburt führen können.
Bei Epilepsiepatientinnen ändert
sich während der Schwangerschaft
manchmal die Anfallshäufigkeit,
z. B. bei Umstellung der Medikation
oder aufgrund einer Abschwächung
der Arzneiwirkung durch das erhöhte Blutvolumen.
Schwangere Epilepsiepatientinnen
sollten Vitaminpräparate nehmen und
viel schlafen, um durch Schlafmangel
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ausgelösten Anfällen vorzubeugen. Nach der 34. Schwangerschaftswoche
sollten sie Vitamin-K- Präparate erhalten, um einer durch Antiepileptika
hervorgerufenen Blutgerinnungsstörung beim Neugeborenen vorzubeugen.
Entbindung und Stillen: Wehen und Entbindung verlaufen bei Epilepsiepatientinnen meist normal, doch kann das Risiko für Blutungen, schwangerschaftsbedingte Krämpfe (Eklampsie), vorzeitige Wehen und Kaiserschnitt leicht erhöht
sein. Nach der Geburt haben Babys manchmal Entzugssymptome von den
Medikamenten der Mutter, die aber innerhalb weniger Wochen oder Monate
meist ohne Folgen abklingen. Wollen Patientinnen stillen, sind die Empfehlungen je nach Wirksubstanz unterschiedlich. Die Entscheidung muss
zusammen mit dem Arzt oder der Ärztin getroffen werden.
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Gibt es bei Epilepsie besondere
Risiken?
Obwohl die meisten Epilepsiepatienten ein erfülltes,
aktives Leben führen, haben sie ein besonderes Risiko
für einen lebensbedrohlichen Zwischenfall:
Status epilepticus.
Was versteht man unter einem Status epilepticus?
Der Status epilepticus ist eine schwere lebensbedrohliche Komplikation, bei
der längere Anfälle auftreten oder zwischen den Anfällen das Bewusstsein
nicht wieder erlangt wird. Wie lange ein Anfall dauern muss, bis ein Status
epilepticus vorliegt, ist umstritten. Viele Ärzte stellen diese Diagnose, wenn
ein Anfall fünf Minuten dauert. Andere Ärzte stellen die Diagnose Status
epilepticus erst, wenn ein Anfall über zehn oder sogar 30 Minuten anhält.
Zwar haben Epilepsiepatienten ein erhöhtes Risiko für einen Status epilepticus,
aber ungefähr 60 Prozent derjenigen, bei denen diese Komplikation auftritt,
haben bisher keine Anfälle gehabt. Diese Fälle sind oft auf Tumore, eine Verletzung oder andere Störungen zurückzuführen, die sich auf das Gehirn
auswirken und selbst lebensbedrohlich sein können. Ungefähr neun Prozent
aller Epilepsiepatienten erleiden einen Status epilepticus.
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Bei den meisten epileptischen Anfällen ist keine medizinische Notfallversorgung
nötig, aber wenn jemand einen Anfall erleidet, der länger als fünf Minuten
dauert, könnte ein Status epilepticus vorliegen, und der Betreffende sollte sofort
in eine Notfallambulanz eingewiesen werden. Ein unbehandelter Status epilepticus ist immer eine hochgefährliche Komplikation mit häufig tödlichem Ausgang.
Im Status epilepticus treten nicht immer schwere Krampfanfälle auf, sondern
manchmal auch wiederholte oder längere Anfälle ohne Krämpfe. Diese Form
des Status epilepticus kann wie ein längerer Verwirrtheits- oder Erregungszustand aussehen, obwohl der Betroffene normalerweise nicht an solchen
Störungen leidet. Ein solcher Zwischenfall erscheint unter Umständen nicht
so schwer wie ein Status epilepticus mit Krämpfen, muss aber ebenfalls als
Notfall behandelt werden.
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Was bringt die Zukunft ?
Viele Epilepsiepatienten führen ein produktives und normales
Leben. Die moderne Diagnostik und Behandlungsmethoden
mit über 20 verschiedenen Medikamenten und einer
Reihe chirurgischer Eingriffe erlauben bei den meisten
Epilepsiepatienten eine gute Anfallskontrolle. Die Erforschung
der Ursachen von Epilepsie bringt immer mehr und neue
Erkenntnisse, so dass in Zukunft wirksamere Methoden zur
Behandlung oder sogar Möglichkeiten zur Vorbeugung
einer Epilepsie entwickelt werden könnten.
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Glossar.
Die wichtigsten medizinischen Ausdrücke kurz erklärt.
• Absence: Form eines epileptischen
Anfalls; besteht aus einer kurzen
Bewusstseinsstörung und nachfolgendem Gedächtnisverlust.
• Anfallsauslöser: Ereignis, das
einen epileptischen Anfall auslöst;
oft ist es bei einem Betroffenen
immer dasselbe Ereignis.
• Antiepileptikum: Medikament, das
Anfälle unterdrücken kann.
• Antikonvulsive Therapie: Therapie
mit Antiepileptika.
• Atonischer Anfall: Anfall mit Verlust
des normalen Muskeltonus.
• Aura: Ungewöhnliche Empfindungen, Vorgefühl vor einem
epileptischen Anfall.
• Automatismus: Unkontrollierte und
z. T. auf einen auslösenden Reiz hin
automatisch ablaufende Handlung
oder Sprachäusserung, die nicht
bewusst ist.
• Biofeedback: Macht Funktionen des
Gehirns sichtbar, um sie bewusst
beeinflussen zu können.
• Computertomographie (CT): Computergestütztes Verfahren; macht
die Strukturen des Gehirns mit Hilfe
von Röntgenstrahlen sichtbar.
• Elektroenzephalogramm (EEG):
Methode zur Registrierung von
elektrischen Funktionen der
Nervenzellen im Gehirn.
• Entstehungsherd: Ort des Gehirns,
in dem die epileptische Aktivität
entsteht.
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• Epilepsiesyndrom: Durch eine
bestimmte Gruppe von Symptomen
gekennzeichnete Erkrankung; eines
der Symptome ist die Epilepsie.
• Frontallappenepilepsie: Form der
Epilepsie mit komplex-partiellen
Anfällen; ist auf Herde im
Frontalhirn zurückzuführen.
• Funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT): Siehe Magnetresonanztomographie (MRT).
• Generalisierter Anfall: Beide Hirnhälften bilden gleichzeitig epileptische Aktivität.
• Gliazelle: Nicht-neuronale Gehirnzelle; auch Neuroglia genannt.
• Grand mal: Generalisierter Anfall
mit tonisch-klonischen Krämpfen.
• Hemisphärektomie: Entfernung
einer Hälfte des Grosshirns.
• Hippocampus: Teil des Temporallappens; wird für die Übertragung
von Lerninhalten aus dem Kurzzeitgedächtnis in das Langzeitgedächtnis benötigt.
• Ketogene Diät: Besteht aus Fett und
Eiweiss; kann Anfälle verhindern
helfen.
• Klonischer Anfall: Kurze Muskelverkrampfung.
• Magnetenzephalogramm (MEG):
Methode zur Aufzeichnung von
Magnetfeldänderungen des
Gehirns.
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• Magnetresonanzspektroskopie (MRS):
Methode zur Analyse von molekularen Strukturen von Stoffen
ohne deren Zerstörung.
• Magnetresonanztomographie (MRT):
Computergestützte Methode,
die Bilder aus dem Inneren des
Gehirns liefert; dazu gehört auch
die funktionelle Magnetresonanztomographie (fMRT).
• Multifokale Epilepsie: Von
mehreren Herden ausgehende
Epilepsie.
• Myoklonischer Anfall: Rasche,
unwillkürliche Muskelzuckungen.
• Neurotransmitter: Kleine,
diffundierbare Moleküle, die die
Erregungsweiterleitung im Nervensystem bewirken.
• Okzipitallappenepilepsie: Form der
Epilepsie; entsteht im hinteren Teil
der Grosshirnhälften.
• Parietallappenepilepsie: Form der
Epilepsie; entsteht im oberen und
seitlichen Teil der Grosshirnhälften.
• Partieller Anfall: Epileptische
Aktivität in nur einem Teil des
Gehirns.
• Petit mal: Veraltete Bezeichnung
für verschiedene Formen epileptischer Anfälle.
• Photogene Epilepsie: Anfall, der
durch Lichtblitze oder das Flackern
eines Computermonitors ausgelöst
wird.
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• Positronenemissionstomographie
(PET): Methode zur Bilddarstellung
des Stoffwechsels im Gehirn;
kann Abweichungen der Hirnfunktion nachweisen.
• Psychomotorische Epilepsie:
«Pseudoabsence» («dreamy state»);
dauert Sekunden bis Minuten;
meist mit Bewegungsautomatismen.
• Single-Photon-Emissionscomputertomographie (SPECT): Rechnergestütztes Schnittbildverfahren;
hilft, Anfallsherde im Gehirn
zu lokalisieren.
• Spektroskopie: Erkennt und kennzeichnet Ionen, Atome und Moleküle anhand der von ihnen aufgenommenen bzw. abgegebenen
elektromagnetischen Strahlung;
gibt Aufschluss über die Sauerstoffspiegel im Hirngewebe.
• Status epilepticus: Andauernder
epileptischer Zustand oder Wiederholung von Anfällen.
• Temporallappen: Unterer und
seitlicher Teil der Grosshirnhälften.
• Temporallappenepilepsie: Epilepsie
mit Herd im Temporalhirn.
• Tonischer Anfall: Anfall, bei dem
die Verkrampfung der Muskeln
länger andauert.
• Tonisch-klonischer Anfall: Anfall,
der aus einer andauernden
Verkrampfung (tonische Phase) und
aus folgenden kurzen Zuckungen
(klonische Phase) besteht.
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Wichtige Adressen.
Neben dem Arzt oder der Ärztin gibt es eine Reihe von
weiteren Institutionen, die sich intensiv mit Epilepsie
auseinandersetzen, und von denen man die unterschiedlichsten Hilfestellungen erwarten kann.
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Schweizerische Liga gegen Epilepsie
Seefeldstrasse 84
Postfach 1084
8034 Zürich
Tel.: 043/488 67 77
Fax: 043/488 67 78
e-Mail: [email protected]
www.epi.ch
Epi-Suisse
Seefeldstrasse 84
Postfach 313
8034 Zürich
Tel.: 043/488 68 80
Fax: 043/488 68 81
e-Mail: [email protected]
www. epi-suisse.ch
Der Schweizerische Verein für Epilepsie Epi-Suisse ist eine Interessenvertretung Betroffener.
Schweizerische Epilepsie-Stiftung
Bleulerstrasse 60
8008 Zürich
Tel.: 044/387 62 02
Fax: 044/387 62 49
e-Mail: info@ swissepi.ch
www.swissepi.ch
Die Schweizerische Epilepsie-Stiftung
ist Trägerin des Epilepsie-Zentrums
und von spezialisierten Schulen.
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Stiftung KOSCH
Koordination und Förderung von
Selbsthilfegruppen in der Schweiz
Laufenstrasse 12
4053 Basel
Tel.: 061/333 86 01
Fax: 061/333 86 02
e-Mail: [email protected]
www.kosch.ch
Auskunft über Selbsthilfegruppen:
0848/810 814
Die Stiftung KOSCH ist die Dachorganisation der regionalen Kontaktstellen
für Selbsthilfegruppen in der Schweiz
Wichtige Adressen im Internet:
www.eyie.org
Epilepsie-Jugend in Europa. Die erste
Webseite von und für junge Leute mit
Epilepsie.
www.epilepsiemuseum.de
Das Deutsche Epilepsiemuseum Kork
stellt sich vor.
www. epilepsie-online.de
Seiten des Epilepsie-Netzwerkes mit
zahlreichen Informationen zum
Thema Epilepsie und Diskussionsforum.
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14:24 Uhr
Seite 42
Notizen.
Notieren Sie hier alles, was Sie zum Thema Epilepsie
beschäftigt. Diese Aufzeichnungen können schon beim
nächsten Arztbesuch dazu dienen, dass Ihnen noch
individueller geholfen werden kann.
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Seite 43
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Sandoz Pharmaceuticals AG
Hinterbergstrasse 24
6330 Cham 2
Tel. 041 748 85 85
Fax 041 748 85 86
www.generika.ch
a Novartis company
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